Neon Genesis Evangelion 26/26: Mein erster Eindruck nach dem Ende war "ordentlich Serie mit gut entwickelten Charakteren, die jedoch viel zu viele Fragen offen lässt oder nur halb beantwortet und so einige Antworten zwar enthält, aber nicht gut genug präsentiert". Diesen Eindruck habe ich auch immer noch, aber ich habe begonnen, mal im Internet nachzulesen und durchforste gerade Wiki-Einträge, die mir deutlich machen, dass hinter der Handlung doch so einiges steckt. Stärkster Punkt der Serie waren die Charaktere, die nicht nur die Archetypen vieler heute gängiger Stereotypen darstellen, sondern sich im Verlauf der Handlung auch gut entwickeln. Zwar mag man der Serie anlasten, dass quasi der gesamte Cast extrem angsty ist, aber das ist meiner Meinung nach okay. In mancherlei Hinsicht mag man die eine oder andere Plotschwäche finden, wenn man genauer über die Sachen nachdenkt. Wieso zum Beispiel kümmert sich niemand um die drei Kinder, von denen das Überleben der Menschheit abhängt? Zumindest um das psychische Wohlergehen der drei hätten sich die Leute doch mehr bemühen können..
Insgesamt war es eine ziemlich gute Serie, die zwar aus heutiger Sicht nicht mehr so besonders ist wie damals, aber immer noch sehr vieles besser macht als die meisten Animes heute. Das größte Problem der Serie sehe ich nach wie vor darin, dass viele Informationen unter den Tisch fallen oder verschluckt werden, und der Plot erst so richtig überzeugen kann, wenn man sich nachträglich durch Nachlesen etc. damit befasst. In dieser Hinsicht ist Evangelion sehr stark wie Xenogears, wobei Xenogears den Vorteil hat, dass es ein Spiel ist und man dem Spieler daher eine gewisse Freiheit einräumen kann, was die eigene Beschaffung von Hintergrundwissen angeht. Aber beide Serien haben eine sehr ähnliche Thematik, beide haben Mecha als flavor, beide haben eine komplexe Hintergrundgeschichte (wobei die von Xenogears noch ungleich umfangreicher ist), beide sind im Kern gut durchdacht, beide haben psychologische und philosophische Hintergründe, beide haben Budget-Probleme gegen Ende und verlassen sich folglich stark auf das Element der Informationsvermittlung durch Erzählung, beide nutzen viele Bio-SciFi-Elemente (genetische Veränderung, Verschmelzung von verschiedenen lebenden Entitäten), beide haben starke religiöse Einflüsse.
Schon ein sehr großes Maß an Gemeinsamkeiten, das imo stellvertretend für die Entwicklung der Thematiken und Geschichten zu dieser Zeit in diesen Medien steht. Ich werde nun erst einmal noch einiges an Recherche anstellen und mir dann End of Evangelion und irgendwann die Rebuild-Filme geben.