Ort: Dren Plantage, Herrenhaus - Untergeschoss
Es geschah nicht oft, dass der Grossmeister der Morag Tong überrascht war. Noch weniger oft geschah es, dass er nicht in kürzester Zeit sein weiteres Vorgehen geplant hatte. Praktisch nie geschah es, dass er erstmal sprachlos war. Doch in diesem Moment, als seine Ziehtochter Ninièl vor ihm aufrauchte, trat einer jener Augenblicke ein.
Vollkommen sprachlos betrachtete er die Hochelfin, die einzige Hochelfin, die er nicht wegen ihrer Rasse gering schätzte, nein die er sogar wie seine leibliche Tochter liebte.
Langsam liess er seinen Bogen sinken und stopfte den daedrischen Pfeil wieder in den Köcher. Nach drei Versuchen glitt dieser langsam in den Schaft auf Revans Rücken.
Plötzlich hatte er sich wieder gefangen und entgegnete mit der für ihn so typischen Coolness.
Nicht Baenre, Tochter. Ich bin Revan Indoril. Letzter Nachfahre Fürst Nerevars.
Nun war es an seiner Tochter, zu staunen, während der Indoril ein Lächeln aufsetzte. Er nutzte ihre kurze Sprachlosigkeit gleich dazu aus, um scheinbar unberührt fortzufahren.
Gemeinheit? Ehrenvolle Beseitigung von Banditen trifft es wohl besser.
Nun setzte auch Ninièl ein Lächeln auf, dass ihren Ziehvater schon immer zu bezaubern mochte. Sekunden später lagen sie sich in den Armen. Besser gesagt Revan lag in ihren Armen. Selbst der für seine Rasse grosse Dunkelelf war gut einen Kopf kleiner als die jüngere Hochelfin.
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Wie immer war Ninièl erstaunt, dass sie soviel grösser war als Revan. Irgendwie machte der Dunmer durch seine Persönlichkeit eigentlich einen riesenhaften Eindruck, der seine Körpergrösse, welche im Vergleich zu den Hochelfen wesentlich geringer war, vergessen liess. "Banditen zu beseitigen ist immer eine feine Sache", wisperte sie begeistert und fügte hinzu:" Und die Sklaven, die befreien wir auch gleich mit!" Vorfreude blitzte in ihren Augen auf. Doch dann kam ihr zu Bewusstsein, was er sonst noch gesagt hatte: Indoril? er wäre der letzte Indoril. Der einzige Nachfahre Nerevars? Abrupt liess sie ihn los, um ihn sorgenvoll zu betrachten. War er überarbeitet oder was? "Indoril", flüsterte sie. "Wie kommt Ihr darauf, ein Indoril zu sein? Ihr habt Euch doch nicht dem Skooma verschrieben, oder?", fügte sie angstvoll hinzu, denn anders konnte sie sich einen solchen Satz kaum erklären.
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Skooma? Ein wenig belustigt schüttelte Revan seinen Kopf, während er Ninièl anlächelte. Immer noch mit gedämpfter Stimme entgegnete er.
Du solltest es eigentlich besser wissen.. Nein, ich bin wahrhaft der Nachfahre Nerevars, des Mond-und-Sterns. Es ist eine lange Geschichte, doch versichere ich dir, es ist wahr, von Azura selbst bestätigt.
Wieder lächelte der Grossmeister seine Ziehtochter an und bemerkte ihren noch immer etwas skeptischen Blick. Grinsend fügte er hinzu.
Ich bin zwar etwa zwei Jahrhunderte älter als du, aber senil oder schizophren bin ich trotz allem nicht.
Das liess die Hochelfin lächeln und scheinbar glauben.
Sklaven befreien? Dazu bin ich eigentlich nicht gekommen. Nichtsdestotrotz wird es wohl geschehen, nachdem ihr Herr und Meister dem Kaiserreich überantwortet wurde.
Der Grossmeister war kein Freund der Argonier, aus deren Rasse der grösste Teil von Drens Sklaven bestand. Allein schon, dass ihn mal einer jener durchaus seltsam anmutenden Geschöpfe mit "Was will es?" angeraunt hatte, ärgerte ihn. Resdayn den Dunkelelfen, wie er zu sagen pflegte. Trotz dieses Umstandes war er zufrieden, einige Sklaven befreien zu können, schliesslich hatte auch ein so mächtiger Dunmer eine gewisse Vorstellung von Moral und Ethik.
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Ninièl war zutiefst verwirrt, wenngleich sie auch Revans Worten Glauben schenkte. Nachfahre Nerevars, ein Indoril, von Azura selbst bestätigt ... Was war bloss alles geschehen während der Zeit, da sie ihren Adoptivvater nicht gesehen hatte? Und wieso sprach die Göttin der Dunmer, die einst so verehrte und nun von vielen vergessene oder - wie im Falle des Tempels - verleugnete, mit den Sterblichen? Hatten die Götter der Altmer dies auch getan? Sie konnte sich nicht erinnern. Aber es gab so vieles, an das sie sich nicht erinnern konnte. Wilde Gedankenwirbel, Schreie, Blut, Tod, Flucht. Das war alles, was geblieben war von ihrem früheren Leben. Keine wirklichen Zusammenhänge. Schmerz, der sich in der Unendlichkeit verlor. Der Unendlichkeit eines vergessenen und zerstörten Selbst.
Sie atmete tief durch. Dies war weder Zeit noch Ort, um ihre Erinnerungen, ihr früheres Leben wiederzufinden. Das hier war Feindesgebiet, in welches sie eingedrungen waren.
"Dem Kaiserreich überantworten", flüsterte sie und sah Revan an. "Warum? Warum töten wir ihn nicht? Er ist ein Verbrecher, ein Sklavenhalter, ein Drogenhändler und vielfacher Mörder. Vvardenfell wäre besser dran ohne ihn. Auch für den Herzog wäre es besser, wenn er nicht länger mit einem solchen Bruder in Verbindung gebracht werden könnte". Abwartend sah sie ihr Gegenüber an.
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Es ist der Weg, um aus der Cammona Tong, deren Anführer Orvas Dren ist, etwas anderes zu machen, als eine Verbrechergilde. Er wird der Legion überantwortet und seine gerechte Strafe erhalten.
Einen Moment lang stockte der Grossmeister. Gerechte Strafe? Er lieferte immerhin einen Dunmer, wenn auch einen Verbrecher, an die Besatzungsmacht des Kaiserreichs aus. Es war elpedes Plan, und der Anführer der Assasinengilde vertraute ihm. Komisch.. Vertrauen. Es gab nicht viele Leute in seinem Leben, denen der Grossmeister Vertrauen schenkte. Sein Ziehvater, Ninièl, Draven, Jarlaxle, elpede, die Mitglieder der Morag Tong, auch wenn das eine andere Art von Vertrauen ist, als bei seinen Freunden.
Der Plan ist der des anderen Indoril. Er wird wissen, was er tut.
Dagon Fel - Sheogorad-Inseln
Gekonnt zupfte der Nord die Saiten seiner Laute, gerade so, als hätte er sein gesamtes Leben nichts anderes getan. Die Stühle und Tische waren an die Wände gestellt, Mann wie Frau tanzten ausgelassen zu dem Instrumental, lachten und scherzten, während der Wirt mit einem wohlwollenden Lächeln den Raum mit einem kaum hörbaren Trommelsolo seiner Finger auf dem hölzernen Tresen beehrte. Die Flammen im Kamin züngelten auf, verebbten und bäumten sich abermals auf in ihrem unbändigen Hunger, der sie ihrer eigenen Auslöschung zuführen sollte. Auch draußen konnte man die Musik vernehmen, die Menschen, die sich dort gemütlich taten und sich an ihrer kleinen Feier erfreuten. Dort draußen in der Kälte, in der Dunkelheit, gerade einmal erhellt durch die beiden vollen Monde, die mit ihrem Licht auf die freudige Gemeinschaft hinabzulächeln schienen, war nur ein schwacher Funke dieser Sorglosigkeit zu spüren, es drängte einen, die Taverne zu betreten und sich an den Feierlichkeiten zu beteiligen. Metallene Krallen legten sich an die Wand neben einem der Fenster, blitzten silbern auf im Mondlicht; eine dunkle Gestalt neigte sich leicht zur Seite, betrachtete das Geschehen eingehend. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, nur der Ansatz einer Maske, verborgen von einer schwarzen Kapuze…
Lachend ließ sich Malida von Jaradal führen, der sie mit einem Blick voller Liebe und Zärtlichkeit betrachtete, während seine Tanzschritte immer im Takt blieben. Er war ein wirklich begnadeter Tänzer, dies musste sie ihm voll und ganz zugestehen, doch war dieses Unterfangen für sie nur eine Art Spiel. Sie wollte ihren Spaß, nicht seine Liebe. Ihm das allerdings zu erklären, sollte zwar ihre Aufgabe sein, jedoch nicht an diesem geradezu vollkommenen Abend. Die Holzverkleidung des Bodens erbebte unter dem gleichmäßigen Getrippel vieler Füße, die warme Luft war geschwängert von dem Geruch nach Schweiß und Alkohol, als das Lied der Spielmänner ein Ende fand, Malida und Jaradal sich mit einem gekonnten Ausfallschritt voreinander verneigten. Das Ende des Liedes wurde begleitet mit einer Welle von Jubelrufen und Klatschen, auch Malida schloss sich diesem an, dann blickte sich lächelnd an Jaradal vorbei zu ihrer alten Mutter, die neben dem Fenster direkt anbei des Tresens auf einen Stuhl Platz genommen hatte und jenes Lächeln erwiderte. Irgendetwas zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, verleitete sie unbewusst dazu, ihren Blick in Richtung des dunklen Fensters schweifen zu lassen. Das Lächeln gefror auf ihren Lippen, ihre Augen weiteten sich. Eine silberne Krallenhand griff um die Ecke, die bei der Einlassung des Fensters entstanden war, schien so hart zuzupacken, als wollte sie ein gutes Stück der Außenwand einfach herausbrechen. Nur für einen kurzen Moment erhaschte Malida einen Blick auf das Antlitz dieser Gestalt.
Ein gellender Schrei durchbrach die Stille, ließ sämtliche andere Geräusche in der Umgebung verstummen. Für einen Moment verharrte die Gestalt an jenem Ort, blickte in scheinbarer Faszination in die weit aufgerissenen Augen der jungen, strohblonden Nordin, die den Schrei ausgestoßen hatte. Die Person wusste, dass sie der Auslöser für die Angst der Frau war, doch trotz der Gefahr, dass sie bald von einigen Wachen aufgegriffen werden konnte, blieb sie still stehen, spielte den unbeteiligten dritten Beobachter, und es kam ihr selbst vor, als vergingen Stunden, bevor ihr endlich eine Reaktion als angemessen erschien und sie sich schnellstmöglich in die Schatten der Nacht zurück zog…
Im Schein der Monde saß eine vermummte Gestalt auf einer leicht abgerundeten Steinplatte zwischen etlichen anderen Felsen hier unten am Wasser bei Dagon Fel. Sinnend betrachtete sie den Himmel, die Wellen, die sanft am Ufer brandeten und sich wieder zurückzogen, gekrönt von den rötlichen Glanzlichtern des Massah. Die Gestalt hob ihre rechte, krallenbesetzte Hand und zog langsam und bedächtig die Kapuze von den wirren Strähnen ihres kurzen, schwarzen Haares. Als sie auch noch die Maske abnahm, kam das feingeschnittene Gesicht einer Bosmerin zum Vorschein, die Augen von einem tiefen Blau wie die der Norden, und auch ohne diese für die Elfenrasse typischen spitzen Ohren. Dennoch war ihre Teilherkunft unschwer zu erkennen. Während das daedrische Antlitz des Schreckens seinen Weg neben sie auf das kleine Steinplateau fand, fuhr sie sich vorsichtig durch das Haar. Sie sind wieder ganz schön lang geworden…, dachte die Frau gleichgültig, wandte ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder dem beeindruckenden Panorama zu, welches sie ebenso wenig zu interessieren schien. In ihren Augen war nur vollkommene leere zu erkennen, sie waren wie zwei schwarze Seen, deren Wasser keinerlei Licht widerzuspiegeln vermochte. Dennoch war das Bild der Frau auf dem abgeflachten Felsen von einer eleganten Ruhe – welche allerdings sofort gestört wurde, als sie ruckartig ihren Kopf zur Seite neigte. Mit verfinsterter Miene wandte sie sich leicht zur Seite, um einen Blick in den Wald hinter sich erhaschen zu können. Dort war etwas gewesen, sie hatte es gespürt, ein Rascheln gehört, einen Schatten gesehen. In Gedanken wieder bei diesen Wachen angelangt, die sie einfach nicht in Ruhe ließen, atmete sie einmal tief durch und glitt schwungvoll und gleich der Geräuschlosigkeit einer Schlange von dem Stein hinter eine Reihe Felsen, die ihr als Versteck gute Dienste leisten würden.
Wider jedes Erwarten trat ein Mann aus dem Wald, ein wenig ärmlich gekleidet. Auch vor seinem Umhang und der sich darunter befindliche Rüstungen hatte das Zahnrad der Zeit keinen Halt gemacht. Bei entsprechender Pflege jedoch hätte der Herr es ihm auch ein wenig schwerer machen können. Mit den Augen verfolgte die Frau, wie er sich auf genau jenem Stein niederließ, auf dem sie zuvor gesessen hatte. Beinahe hatte sie Angst, er würde sie bemerken, doch schien er gar nicht mehr auf seine Umgebung zu achten.
Falter Fehler, denn sofort war sie aus ihrem Unterschlupf getreten und er fand sich mit der Klinge ihres Ebenerzschwertes an seiner Kehle wieder.
Dagon Fel – Sheogorad Inseln
Mit geschlossenen Augen saß der Dunkelelf auf der Steinplatte, sein Schwert „Drachenbiss“ und auch seinen Bogen neben sich gelegt. Was sollte nun denn auch noch passieren? Er hatte das Gebiet durchgekämmt und nichts finden können, diese ganze Wanderung war nicht außer reine Zeitverschwendung gewesen, was ihn wirklich ernsthaft gestört hätte, wenn er nicht sein ganzes Leben für eine Art Zeitverschwendung gehalten hätte.
Tief atmete er die kühle Nachtluft ein und beschloss, sich sogleich auf den Rückweg zu machen, hier gab es nichts mehr für ihn zu tun, außer diese merkwürdige geheimnisvolle Kreatur mit ihren schimmernden Klauen würde ihm einen Besuch abstatten, was ja sehr wahrscheinlich war, wenn sie sich grundsätzlich niemandem zeigte, wie die erfolglosen Suchaktionen der Stadtwachen zeigten. Immerhin hatte er es versucht, er würde eh bald weiterziehen. Sollten sie Männer und Frauen Dagon Fels halt weiterhin in Angst leben und diese Geschichte selbst aufklären. Er wusste nicht, was er sonst noch tun sollte und eigentlich war es ihm auch egal. Er wollte zwar helfen, aber er konnte nicht mehr tun. Zeit, von hier zu verschwinden.
Ein ganz leichtes Knacken, als wenn ein hauchdünner Ast irgendwo in seiner Nähe zerbrochen wäre, ließ ihn für einen kurzen Moment alle seine Gedanken vergessen und er horchte mit immer noch geschlossenen Augen konzentriert auf. War da etwas gewesen? Um ihn herum war es gewiss nicht still gewesen, typische Waldgeräusche umgaben ihn, aber dieses fast unhörbar leise Knacken hatte nicht dazugepasst, es musste sich etwas bewegt haben. Gerade schlug er seine Augen auf, als er kaltes Metall an seiner Kehle spürte. Spätestens jetzt war ihm klar, dass dort definitiv etwas gewesen war und innerlich verfluchte er sich und seine Dämlichkeit selbst. Gerade ihm als aufmerksamer Jäger und Abenteurer hätte so was auf keinen Fall passieren dürfen, aber nun konnte er wohl nichts machen. Würde er seine Hand zu „Drachenbiss“ gleiten lassen, dann würde sein Blut wahrscheinlich schneller auf den Boden fließen als er das Schwert hätte hochreißen können. Eigentlich war es ihm egal, ob er nun starb, aber ahnungslos wollte er dann doch nicht sterben, also ließ er seine Hände wo sie waren und hob stattdessen vorsichtig den Kopf, um sehen zu können, wer ihm diese eiskalte Klinge an den Hals hielt. Es kam Echozar beinahe wie Ewigkeiten vor, als er das beinahe unhörbar leise Knacken gehört hatte, aber in Wirklichkeit war seitdem nicht einmal eine halbe Minute vergangen. Seine Gedanken hatten sich so überschlagen, dass es ihm wohl einfach gefühlsmäßig länger vorkam.
Als sein Blick nach oben wanderte erkannte er zunächst das Gewand der anderen Person, es wirkte auf ihn wie ein tiefschwarzer Schatten, welcher alles Licht zu absorbieren schien. Bei der Hand des Wesens angekommen, sah er nun auch die Krallenhandschuhe, die aus dem weiten schwarzen Gewand hervorschauten und deren bedrohlich wirkende Finger nach unten in Richtung des Bodens zeigten. Dann sah er den anderen Handschuh, welcher genau so bedrohlich wirkte, die spitzen Finger hatten sich fest um den Griff eines Schwerstes aus dunklem Ebenerz geschlossen. Jener Klinge, die nun seinem Hals empfindlich nahe gehalten wurde und durch welche er gleich womöglich sterben würde.
Weitere Gedanken schossen in seinen Kopf, denn schon jetzt war klar, dass dies das gesuchte Wesen war. Eigentlich eine gute Sache, hatte er doch danach gesucht, jedoch wäre es ihm lieber gewesen, wenn er es gefunden hätte und nicht umgekehrt. Was hätte er eigentlich gemacht, wenn er es gefunden hätte? Gute Frage, Echozar war sich nicht sicher, denn so weit hatte er bisher noch nicht einmal gedacht. Nein, er war einfach aufgebrochen und hatte sich auf die Suche begeben.
Vorsichtig hob er den Kopf weiter an und bereitete sich darauf vor, das von den beiden Nords in der Taverne als hässliche Fratze des Grauens bezeichnete Gesicht zu erblicken. Dies würde wohl endgültig Aufschluss darüber geben, mit was für einem Wesen er es zu tun hatte. Doch als er das Gesicht sah, konnte er nichts von einer hässlichen Fratze erkennen. Vielmehr war es das Gesicht einer jungen Frau, fein geschnitten und von fast elfischer Schönheit. Kurze schwarze Haare trug sie und ihre Augen wirkten blau schimmernd im Mondlicht.
„Wer immer das als hässliche Fratze des Grauens bezeichnet hat, der Typ muss bescheuert sein“, dachte Echozar, jedoch beruhigte ihn das schöne Gesicht seines Gegenübers keineswegs, denn die Augen starrten ihn so dermaßen hasserfüllt an, dass er der Meinung war, sein Leben würde gleich ein Ende finden. Er fragte sich nur, warum sie ihn nicht gleicht getötet hatte, die Gelegenheit war zweifelsohne da gewesen.
„So, Ihr seid also die Person, welche die gesamte Gegend hier in Angst und Schrecken versetzt. Ich war auf der Suche nach Euch und nun habt Ihr mich gefunden, welch Zufall...“
Mehr Worte fielen ihm nicht ein, natürlich hätte er noch fragen können, was sie denn mit ihm machen würde und ob sie ihn nun von seiner weltlichen Existenz befreien würde, aber das würde er ohnehin gleich merken. Auf alles gefasst wartete er ihre Reaktion ab.
Bitterküste - Spähposten der Zwillingsfackel
Aufmerksam betrachtete er das blasse, runde Gesicht mit dem schwarzen Kinnbart und den rot leuchtenden Augen. Wie jedes mal, wenn er in diese abscheulich roten Augen blickte, fragte er sich, was wohl wäre, wenn seine Haut nicht so unerträglich hell, sondern dunkel wie die der Dunmer wäre. Würde man ihn wohl ab und an für einen Dwemer halten? Vielleicht würde es ihm dann leichter fallen, die sich anhäufenden Bücherstapel über das verschollene Volk endlich abzuarbeiten. Seufzend ließ er sich auf den dicken Stoff fallen. Sie waren allesamt in geschwollener, alter Sprache und absolut unleserlicher Schrift verfasst und kaum die Mühe wert. Was sollte dieses Wissen nützen? Wenn man seine Neugier stillte, wurde sie ohnehin nur noch stärker und er hatte wahrlich kein Interesse daran als greiser Dwemerexperte zu enden, ohne jemals wirklich gelebt zu haben.
Gelangweilt richtete er seinen Oberkörper auf und strich mit der Hand durch das schwarze, kurzgeschorene Haar. Schließlich erhob er sich und verließ das kleine Höhle durch die halb verrottete Holztür. Zum ersten Mal seit Tagen zeigte sich die Sonne wieder. Der blassblaue Himmel wurde nur noch hier und da von einigen Wolken verdeckt.
So schrecklich war es gar nicht... Aber wenn die Truppe nicht bald wiederkäme, würde er zum nächsten Spähposten weiterreisen... Dabei hatte er nicht mal Schuld. Hätte der dämliche Wächter sich nicht eingemischt, wäre ihm auch nichts passiert. Hätte er ihn nicht getötet, wäre schließlich die ganze Aktion aufgeflogen... Ein paar Jahre Haft für alle und die Zwillingsfackel wäre nebenbei auch außer Gefecht, die jahrelange Arbeit womöglich umsonst, immerhin wurden ja immer neue Sklaven herbeigeschafft. Aber sollten sie doch, bitte, ihm hatte bisher noch kein Sklave gedankt, ein Danke bekamen immer nur die dämlichen Schlüsselträger und dann hieß es immer "Beschützt den Schlüsselträger!" Als ob es so schwer wäre, so einen dämlichen Schlüssel zu tragen und ein paar Fesseln aufzuschließen. Wegen genau diesen Leuten wurden die Wachen doch erst aufmerksam, das waren die unfähigen Leute, welche die Aktionen planten und dann selbst verhauten, weil sie zu blöd waren, sich einigermaßen leise zu bewegen und weil sie ja unbedingt auch aktiv beteiligt sein mussten.
Ganz langsam versank die orangegelbe Sonne im Meer und die Bitterküste offenbarte ihre wahre Schönheit. Dunkle Sümpfe, modrige Bäume blaugrün erleuchtet mit Pilzen gespickt. Ein letztes Mal verschwand er in die Höhle, hinterließ einen Hinweis, falls die Gruppe in seiner Abwesenheit zurückkehren sollte und machte sich auf den Weg.
Bitterküste - Spähposten der Zwillingsfackel
"Kain!" Kain... diesen Namen hatte sich selbst irgendwann gegeben. Einer uralten Geschichte nach, war dies der erste Mörder gewesen. Als Sklave hatte er keinen Namen gebraucht. Er war der einzige Junge in der Miene und wenn man nach einem rief, konnte nur er gemeint sein. Für ihn war es einfach so, er hatte es nicht anders kennen gelernt.
"Was bei Boethiah tust du hier? Laut Anordnung musst du dort mindestens drei--"
"--Sie sind noch nicht zurück.", unterbrach er den aufgebrachten Ork, der sogleich verstummte.
"...Gut, ich leite die Nachricht weiter... Geh zurück, vielleicht kommen sie ja noch.", brach er nach einer Weile das Schweigen. Ohne Widerworte kehrte der junge Halbelf um. Was, wenn ihm etwas geschehen war? Die anderen waren ihm egal, nur er...
Mit dem Ärmel wischte er sich den Weinbrand von den Lippen, steckte die Flasche weg, streifte die Stahlarmschiene über und machte sie fest. Vielleicht... Ja, vielleicht waren sie ja doch schon wieder zurück... Unbewusst erhöhte er sein Tempo... Sie mussten einfach da sein.
Nahe dem Versteck vernahm er Stimmen. Wieder beschleunigte er seine Schritte. Doch was war das? Das silberne Mondlicht wurde wie von einem Spiele zurückgeworden, sodass er nur eine ungefähre Form erkennen konnte. Es war auf jeden Fall humanoid, aber nicht einmal die polierte Haut eines Hochelfen glänzte so eigenartig... metallisch... Unweigerlich wurde er an die Dwemeranimucli erinnert. Doch wie kam so ein Wesen hierher und was wollte es hier? Laut den Büchern waren nur noch einige wenige als Wächter in den Dwemerruinen aktiv. Vorsichtig beobachtete er, wie sich das Wesen ihm näherte, während er sich bewegungsunfähig hinter einem breiten Stamm versteckte. Hilflos wanderte sein Blick nach einer geeigneten Fluchmöglichkeit suchend vom einen Punkt zum anderen. Mit offenem Mund versuchte er die außer Kontrolle geratene Atmung so ruhig wie möglich wieder in den Griff zu bekommen. Ein leiser, erleichternder Seufzer entrang unfreiwillig seiner Kehle, als sich das Wesen von ihm abwandte.
Keine Sekunde später hatte sich ein matt schimmerndes Ebenerzschwert neben ihm in den Stamm gebohrt. Langsam lugte das weiblich anmutende Metallgesicht um den Baum, um zu überprüfen, ob sie getroffen hatte. Mit einem kräftigen Ruck zog sie die tief sitzende Klinge aus dem Holz und holte aus. Erst jetzt wagte er es, sich zu bewegen. Verzweifelt zog er sein eigenes Schwert, welches die vermeidliche Dwemermaschine sogleich mit einer gekonnten Parade an sich nahm und zur Seite warf. Vorsichtig taumelte er rückwärts in einen der großen Schlammteiche. Worauf wartete sie noch? Sie war eine Maschine verdammt. Was hatte sie schon davon, mit ihrem Gegner zu spielen... Oder... Fast wäre er selbst über diese Wurzel gestolpert und auch die Maschine schien da deutliche Probleme zu haben, sodass sie wenig später platschend im grünen Wasser landete. Nach kurzem Zögern ergriff der Halbelf ihr Schwert und durchbohrte ihren schutzlosen Rücken. Ihre Haut schien zwar metallisch, ließ sich aber leicht durchbohren, ebenso wenig schien sie Innen eine Maschine zu sein, es fühlte sich eher so an, als würde er durch zähes Fleisch schneiden... Noch ehe er sich über ein neues Schwert freuen konnte, verschwand selbiges samt dem merkwürdigen Wesen in gelblich glühende Funken. Es musste eine Beschwörung gewesen sein... Doch wer sollte... Nein, er musste ins Versteck, bevor noch mehr von diesen... Dingern hier auftauchen würden. Er holte seine Silberklinge zurück und eilte zu der Höhle.
"Kain!"
"Ah, Hallo, Mächtiger von... Heda, du bist nicht der Meister, aber du siehst ihm verdammt ähnlich, nicht wahr Chörö?"
"Bitte Kain, du musst mir helfen, sie haben alle mitgenommen."
"Beruhige dich. Erzähl mir, was geschehen ist."
"Der Meister hat die Lichter entsandt und uns am Leben gelassen, damit wir... was sollten wir noch tun, Chörö?"
"Was ist mit ihm?"
"Er ist dem Wahnsinn verfallen, es muss wegen der verstümmelten Leichen gewesen sein. Schrecklich, als wir dort ankamen waren sie alle tot, die Sklaven, ihre Besitzer. Diese Metallwesen--"
"Die Diener des Meisters!"
"--sie haben uns aufgelauert und... dann haben sie...", ihre zittrige Stimme kippte, sie brach in Tränen aus.
"Und dann haben sie alle klein gemacht, hier gestutzt, da gehackt, in Stücke geschnitten und--"
"--Bitte Kain, bring ihm zum Schweigen, die ganze Zeit redet er von nichts anderem!"
"Ja, Großer, es war einfach überwältigend!" Ihr Schluchzen wurde heftiger. Und draußen liefen wahrscheinlich noch mehr dieser Viecher rum. Ein erster Schrei bahnte sich den Weg aus ihrer Kehle. Der Halbelf schloss für eine Moment die Augen. Ein lautstarker Schrei des Entsetzens folgte, als sie die Klinge zwischen den Rippen des Wahnsinnigen erblickte.
"So ist es gut, mein Großer...", hustete er mit merkwürdig veränderter Stimme.
"Übrigens, deinen speziellen Freund hat es auch erwischt..." Wütend riss Kain die Klinge nach oben und spaltete seinen Schädel. Die Frau schien inzwischen einen Schreikrampf bekommen zu haben. Und wie zu erwarten stieß ein weiteres Metallwesen die Tür auf. Mit rot glühenden Augen stürmte er auf sie zu...
Vivec/Arena/Hauptquartier der Morag Tong
Gelangweilt spielte Tar'Chirr mit der Schriftrolle in seinen Händen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Großmeister Revan ihn sich möglichst weit weg wünschte. Der Erlass in seinen Händen traf Grozfurk-Nork-Zurg, einen Ork der sich irgendwo zwischen Gnisis und Ald Velothi befinden müsste. Überhaupt hatte das Oberhaupt der Morag Tong wenig Begeisterung gezeigt als er von dem neuen Anwärter erfuhr den seine Kontaktleute zu ihm gebracht hatten. Zwar wurden Tar'Chirrs Fähigkeiten offensichtlich für genügend befunden, aber Revan sah man deutlich die Unzufriedenheit an einen Argonier unter seinen Leuten zu haben. Vermutlich hatte der Dunmer auch gar nicht versucht seine Missbilligung zu verbergen.
Der Argonier klappte das kleine Buch auf und las alles was er über seine Zielperson wusste. Eigentlich nichts außer einem vagen Aufenthaltsort und den Auftrag seinem Leben ein Ende zu setzen. Der einzige Hinweis war, dass ein Händler aus Gnisis vor einiger Zeit von einem hünenhaften Ork in den Bergen südwestlich von Ald Velothi überfallen wurde. Tar'Chirr verstaute das Buch wieder in einer der unzähligen Taschen seines Gewandes und erhob sich von seinem Bett.
Irgendwo zwischen Vivec und Seyda Neen/An Bord eines Schlickschreiters
Trotz der mit Decken aufgepolsterten Transportkapsel bließ der eisige Wind den beiden schneidend ins Gesicht. Aber während der dunmerische Schickschreiterführer mit zusammengekniffenen Augen mühsam die Kontrolle über das riesige Tier behilet, hatte sich Tar'Chirr bereits wichtigeren Dingen zugewant. Zum Beispiel der kleinen Vertiefung im Chitinpanzer, in der zuvor das Fahrgeld verschwunden war. Tar'Chirr behandschuhte Rechte glitt in das Loch und fühlte einige kalte Metallscheiben. Der Schlickschreiterfährdienst schien noch nicht viel eingenommen zu haben, in der Vertiefung fanden sich neben Tar'Chirrs Fahrgeld nur drei Draken und ein schmuckloser Ring, der wohl als Pfand zurückgelassen wurde.
In der Ferne waren bereits einzelne Lichter zwischen der dichten Sumpfvegetation zu sehen. "Ist das Gnisis?" schrie der Argonier dem Führer zu um den Fahrtwind und den aufkommenden Donner zu übertönen. "Ne, das ist Seyda Neen. Wir machen hier halt, bis der Regen aufhört. Wenn sich die Höhle hier mit Wasser füllt ersaufen wir wie zwei Kanalratten", schrie der Fahrer zurück und lenkte das riesige Insekt näher auf die Ortschaft zu. Punktgenau blieb der Schlickschreiter an der Rampe stehen.
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Niniel lauschte den Worten ihres Ziehvaters und meinte dann nachdenklich: "Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt diesem anderen Indoril trauen? Womöglich verfolgt er lediglich den Plan, selbst die Herrschaft über die Camonna Tong zu übernehmen und damit an Macht und Einfluss zu gewinnen. Wer weiss, was er dann zu tun gedenkt. Und wenn Orvas Dren seine gerechte Strafe erhalten soll, dafür brauchen wir ihn wohl kaum den Kaiserlichen zu überantworten. Das können wir selbst erledigen. Oder ist es in Resdayn jetzt Sitte, dass die Dunmer die menschlichen Besetzer jene Dinge erledigen lassen, die eigentlich Sache der Dunmer sind?" Das letzte fügt sie geradezu herausfordernd hinzu. War Revan Baenre oder Indoril, wie er sich jetzt nannte, etwa nachgiebig geworden. Begann der stolze Grossmeister der Morag Tong etwa, sich den Imperialen zu unterwerfen? Das wäre zu traurig, dachte sie innerlich. Auch wenn er ein Dunmer und kein Altmer war, auch wenn sie nicht wirklich blutsverwandt waren, sie waren beide Elfen und sie, Ninièl, verdankte diesem Mann vor ihr sehr viel. Und sie hasste die Menschen. Abgrundtief. Sie wollte keinem dieser kurzlebigen Geschöpfe jemals auch nur einen Hauch einer Chance geben, über einen Elf zu triumphieren.
Quartier des Xarus Meridius
"Und möge der Drachengott Tiber Septim stets über das Kaisereich und seine Majestät, Kaiser Uriel Septim wachen, bis das Alles Ende bevorsteht und die Legionen Das Reich nichtmehr schützen können und"
Die Scharniere einer Rostigen Tür quietschten ganz erheblich als ein junger Rekrut in das Quatier von Xarus hineinplatzte. Zornig erhob er sich und sah den Rekrut von oben bis unten an.
"Was fällt dir ein mich bei meinem Gebet zu stören? Solltest du keinen guten Grund haben, kannst du dich Bereit machen,die nächsten Jahre Wache auf der wolfenhalle zu schieben" blaffte der Ritter des Kranzes den Rekrut an.
"Sir, ich habe Neuigkeiten" sprach der Rekrut leise und zitterte stark. Xarus war Gläubig und eine Störung bei seinem Gebet an Tiber Septim hatte schon für so manchen eine Dienstplanänderung bewirkt. Trotzdem gab sich der Ritter ruhig und antwortete dem Rekrut in gemässigter Lautstärke.
"Wenn Radd wieder irgendwelche Probleme mit seinen Truppen hat dann..."
Der Rekrut antwortete bereits bevor der General ausgesprochen hat.
"Sir, es geht um die Banditen, sie scheinen unsere Karawanen immer öfter zu Überfallen und"
"REKRUT, maße es dir noch einmal an, mich zu unterbrechen und du wirst nach Cyrodiil SCHWIMEN. Also nochmal von vorne."
"Banditen überfallen unsere Karawanen in den Ascadia-Inseln und angeblich sollen einige Telvanni darunte sein. Unser Informant bestätigte das"
Ein kurzer Moment der Stille, dann antwortete der General auch wieder.
"Ich werde mich darum kümmern" antwortete der general immernoch verärgert darüber und eilte auch schon zur Falkenfalter-Garnison.
"ANTRETEN IHR MÜDER HAUFEN" schrie der General und sofort erschienen einige Soldaten, später dann der Rest mitsamt dem Anführer, dem Ritter-Protektor Frald.
"Ich benötige 10 Soldaten, 5 Schwertkämpfer, 3 Magier und 2 Heiler. Bis morgen stehen diese Leute Reisebereit am Hafen,wer das sein wird ist mir egal. ABMARSCH" sofort vewrschwand auch der Trupp und Xarus verschwand wieder Turmaufwärts in seinen Gemächern um erneut zu Beten.
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Der Grossmeister kannte seine Ziehtochter gut genug, besser als irgendeine andere Person in Tamriel. Der Grossmeister machte einen Schritt zurück, um Ninièl in die Augen zu blicken, ohne sich den Hals aushängen zu müssen.
Nein, ich habe keine Gewissheit, dass der andere Indoril die Wahrheit sprict.
Skeptisch blickte die Hochelfin den Dunmer an, der ihr knapp bis zum Halse reichte.
Ich vertraue ihm jedoch. Das muss reichen. Ich vertraue darauf, dass er sehr wohl seine Gründe hat, so vorzugehen.
Der Grossmeister wurde sich erst jetzt bewusst, wie ungewöhnlich diese Art des Vorgehens war. Normalerweise war er bestens über alles informiert, was er mit einer Angelegenheit zu tun hatte. Nun aber basierte die Überzeugung für sein Handeln lediglich auf dem Vertrauen zu einem Mann, den er erst seit kurzem kannte.
Trotzdem sagte etwas in seinem Kopf, dass es richtig war, so zu agieren.