Sadrith Mora - Taverne/Zimmer
Die Genesung Zaregs ging nur schleppend voran. Der Schlaf, der anfangs immer so erholend war, dauerte nie lange an. Andauernd wachte der Meister der Telvanni schweißgebadet auf und musste sich wieder an einen neuen Alptraum erinnern und versuchen ihn zu vergessen. Das eigenartige war, dass es sich in den Träumen meistens um das Gleiche handelte. Blut, Tote, entstellte Leiber und die Leichen Dravens und Malukhats. Es war wie ein Virus, der sich langsam in ihm ausbreitete, obwohl er schon einige Male geheilt worden war. Es verkürzte vielleicht den Prozess, der in ihm und seinem Blut vorging, doch völlig stoppen würde er ihn nicht. In den Träumen war sogar die Stimme präsent, die ihm beim Aufwachen nur immer flüsternd im Kopf hallte und schon öfters während des helllichten Tages heimsuchte. Es war mehr als unheimlich und Zareg, der inzwischen schon wieder wach war, musste zittern. “Warum zittere ich?! Ich habe doch in meinem Leben schon so viele Leichen gesehen. Sogar selbst, hab ich welche seziert, benützt für meine eigenen Zwecke als Nekromant!!“, wunderte er sich. Das Zittern war aber kein Zeichen der Angst vor dem Tod, sondern eher eine Art, panische Angst vor dem Verlust seiner Kontrolle und den Verlust des Restes seines Verstandes.
Zuerst dachte er sich, dass diese Stimme aufgrund seines Wahnes hervorgerufen worden war. Aber er war sich dann, je öfter er sie vernommen hatte, sicher, dass es eine andere war. Die Stimme des Wahnes, war tief, gebieterisch und ehrfurchteinflößend und hatte nur die Spur eines Wahnsinns, im Gegensatz zur anderen, die sich in seinen Kopf schlich, krank und reiner Wahnsinn zu sein schien. Es war furchtbar und es war nicht das einzige Mal, dass er sich völlig hilflos fühlte.
Seine Gedanken konzentrierten sich wieder auf das Reale und nicht auf das, was in seinem Kopf vorging. Draven und Malukhat befanden sich nicht im Zimmer und obwohl Zareg in den letzten Stunden nicht aufgewacht war, spürte er, dass irgendwer hier gewesen war. Es war aber weder der Erzmagier, noch der Erzmagister gewesen. Irgendeine andere böse, kranke Gestalt war hier gewesen. Zareg konnte aber nicht im geringsten sagen, um wen es sich gehandelt haben könnte. Er vergaß den Gedanken wieder und konzentrierte sich wieder auf andere Dinge.
Zareg fühlte sich total schwach und elend und doch wusste er, dass es ihm besser, als am Vortag ging. Er stütze sich mit seinen Armen ab und richtete sich auf. Er konnte es gerade noch schaffen. Danach warf er die Decke weg und ,der Kälte wegen völlig überrascht, drehte er seine Beine aus dem Bett, um festen Boden unter den Füßen zu spüren. Ein komisches Gefühl war es , als das Blut wieder anders zirkulierte, doch irgendwie genoss er es, Bewegung in seinem Körper zu spüren. Wieder nahm er alle Kraft zusammen und wagte den Versuch, sich aufzustellen. Er stand sehr ungewohnt und wackelig auf den Beinen, doch es funktionierte. Mit ein paar Schritten versuchte er zur Tür zu gehen. Es gelang ihm nicht ganz, ohne die Hilfe seiner Hände. Immer wieder musste er sich abstützen, oder irgendwo anlehnen. Außerdem wurde das Gehen unendlich mal, durch seine schweren Rüstungsteile, erschwert. Sein Helm war ihm abgenommen worden, wahrscheinlich damit er besser atmen könnte und nun lag er neben seinem Bett auf einer Kommode. Zareg war auf jeden Fall froh darüber.
Nach einiger Zeit herumstehen, wurde er erschöpft und bewegte sich langsam und ruhig wieder zurück zum Bett. Dort angelangt entschied er sich dafür, seine Ebenerz-Schulterplatten und seinen Ebenerz-Handschuh abzunehmen. Danach fühlte er sich wieder ein wenig befreit und das Atmen schien ihm schon wieder ein wenig leichter.
Völlig erschöpft, von den paar Schritten, legte er sich wieder hin. Einschlafen konnte er aber noch nicht. Wach lag er so da und dachte über das Geschehen nach. Irgendein Vampir hatte ihn gebissen, sein vorher angenommener Feind, hatte ihn geheilt und nun würde er wahrscheinlich bald auf Vampirjagd gehen müssen. Seit er zu dieser Gruppe Magier gestoßen war, war einiges passiert und er war sich sicher, dass diese aufregenden und zugleich unheimlich Erlebnisse weitergehen würden.
Dann fiel ihm plötzlich etwas ein:“ Die Stimmen haben sich gar nicht gemeldet.“ Einerseits wunderte ihn diese Tatsache, andererseits war er sehr froh darüber.
Gedankenversunken lag er noch weiterhin so im Bett und wartete auf irgendwas, doch nichts geschah. “Was soll auch schon passieren.“, dachte er sich noch.
Sadrith Mora / Taverne - Taverne / Zaregs Zimmer
Lange genug hatte sich der Vampir nun an den kleinen Streitigkeiten ergötzt, die hier im freien stattgefunden hatte. Für ihn war es nun an der Zeit zurück zu seinem "Patienten" zu gehen.. dieser hatte inzwischen genug Ruhe gehabt. Lestat wusste, dass dieser nur in der Nähe des Vampirs litt.
So ließ er die anderen Personen sich weiter streiten und kehrte zurück in das Zimmer von Zareg, den er auch auf dem Bett vorfand. Doch waren dessen Augen geöffnet und er schien bei Gesinnung zu sein. "Hallo mein Freund..." die Stimme des alten Vampirs hallte unheimlich durch den Raum und seine Augen funkelten vor bösem Tatendrang.
"Du leidest richtig? Du leidest sehr... kennst du denn den Ursprung dieser Stimmen?" Es war eine rethorische Frage, da Lestat schon die Antwort kannte.. doch wusste er nicht ob sein Gegenüber es inzwischen begriffen hatte.
"Das Leiden wird noch weiter gehen, wenn ihr nicht diesen trank hier nehmt..." er hielt dem Verletzten eine Flasche mit einer dunkelroten Flüssigkeit hin. Es war Vampirblut mit ein paar weiteren Miteln, die das Verwandeln verlangsamelten, doch die Stimmen stärkte und lauter machen sollte.. es sollte ihn empfänglicher machen für die seelischen Qualen, die Lestat ihm zufügen wollte.
"Es wird eure Schmerzen lindern und euch einen ruhigen Schlaf für wenigstens ein paar Stunden bescheren." ernsthaft sah er ihn an und überreichte den Trank. "Wenn ihr ihn nicht einnehmt kann ich euch leider auch nicht helfen..."
Immernoch ging diese boshafte und kalte Aura von ihm aus, doch konnte Lestat ja nichts daran ändern und so beließ er es dabei. Sein leben lang war er immer nur gequält worden von seinen Eltern, doch auch geärgert von seinen frühreren Freunden..
Inzwischen waren sie allte Tot. und alle durch die Hand eines Mannes.. Lestat.
Sadrith Mora - Taverne/Zimmer
Mißtrauisch nahm er den Trank entgegen und mit einer Mischung aus Furcht und Abscheu vor dem Nord, trank er einen Schluck des Gebräus. Irgendwie schmeckte es sogar, doch der Abgang war mehr als bitter und unangenehm. Der Andere schaute ihn immer noch mit seinen neugierigen Augen an. Es war irgendwie erschreckend. Dann auf einmal verschwand der Nord, so schnell, wie er gekommen war. Zareg trank den Rest aus und legte sich wieder hin.
Zareg wachte wieder einmal auf. Er hatte Stimmen gehört. Er wusste es ganz genau. Irgendwer war bei ihm gewesen, schon wieder. Er konnte direkt die böse Aura spüren, die erst vor kurzem verschwunden war. “Wo steckt diese Aas. Das muss der Vampir gewesen sein. Wenn ich den erwische.“, fluchte er innerlich. Dann fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen. Was ist, wenn dieser Vampir, sollte es überhaupt einer gewesen sein, ihn wieder verletzt hatte. Voll Panik berührte er seinen Hals und suchte nach neuen Bissabdrücken, doch er fühlte nur die vier, die von dem letzten Vampirbiss gewesen waren. Irgendetwas hatte sich schon wieder verändert. Etwas komisches ging schon wieder in seinem Körper vor. Oder war dies nur Einbildung?
Nach einiger Zeit dachte er sich dann:“ Das ist sicher nur Einbildung. Mir geht es ja nach diesem erholenden Schlaf wieder besser.“ Damit schloss er das Thema ab und dachte über andere Dinge nach. Ihm ging es deutlich besser. Dieses anfängliche Gefühl von Schwäche und panische Angst, dass er nach dem Aufwachen, gespürt hatte, war verschwunden. “Reine Einbildung.“, dachte er sich optimistisch. Dennoch war es irgendwie eigenartig. So lange hatte er doch gar nicht geschlafen, oder doch? Und es ging Zareg auf jeden Fall besser. Um dies endgültig zu bestätigen, wagte er die ersten Versuche. Fast mühelos konnte er sich aufrichten. Mit einem zu enthusiastischen Schritt, sprang er schon fast aus dem Bett, wurde aber überrascht, als er, des Schockes für die Füße wegen, zusammenbrach und am Boden liegen blieb. Innerlich fluchte er darüber und plötzlich kam sie wieder. Die unheimliche Stimme:“ Hahaha, du denkst doch nicht wirklich, dass es dir wieder besser geht! Du wirst leiden......leiden....und ich werde mich an deinem Tod laben.!!“ Die Freude, die beinahe in dem Meister der Telvanni, aufgekeimt war, wurde weggeblasen, wie ein Körnchen Sand im Hauch des Windes.
Lange Zeit lag er verzweifelt am Boden. Dann, auf einmal, geschah etwas mit ihm. Hoffnung machte sich in seinem Körper breit. Gleichzeitig kam Wut dazu, Wut auf seine Situation, Wut auf denjenigen, der ihm dies angetan hatte, und wurde gesteigert und gesteigert bis an die Grenzen hinaus, bis zu dem Zeitpunkt, als er halb wahnsinnig umherschrie:“ Du wirst mich nicht töten und auch keine Kontrolle über mich erlangen! Ich bin stärker, als du! Ich bin ein Magier, ein Nekromant, ein Meister der Telvanni. Ich bin Totenbeschwörer! Du hast nicht den Hauch einer Chance! Du wirst sterben für diesen Frevel, den du an mir begangen hast, du wirst sterben....!“ Das letzte flüsterte er nur mehr, mit einem Hauch innerer Verzweiflung. Mit dem Rufen, war auch eine Kraft in ihm erwacht. Eine unbändige Kraft, die ihn mit Hoffnung füllte. Mit einem Ruck stand er auf, stand zwar wackelig, doch nach und nach wurde der Stand sicherer. Völlig verstört schrie er weiter:“ Du wirst sterben! Sterben! Hahahaha....!“ Dann versiegte die Quelle der Kraft und Hoffnung und
Erschöpfung machte sich in ihm breit. Erschöpft sank er ins Bett. “Wird ich schon langsam verrückt“, fragte er sich noch, bevor er in einen ohnmächtigen Schlaf fiel.
Vivec - Dächer und Tempel
Da von dem Senche keine Antwort kam und Jarlaxle keine weitere Zeit verschwenden wollte, weil er einen neuerlichen Anfall befürchtete, legte er kurz die Hand um das Levitations-Amulett, schloss die Augen und setzte gedanklich dessen Kräfte frei. Im nächsten Moment schwebte er über der Stadt. Sah Das Gebäuder vom Fürstenhaus Redoran unter sich vorbeiziehen, ebenso wie die "Arena", "St. Olms", "St. Delyn" und den Tempel, bevor er direkt vor Vivec's Palast landete. Ein Gefühl übermannte ihn, als würde ihn etwas ziehen und zerren. Als ginge des der fremden Präsenz, die doch andererseits so vertraut war, nicht schnell genug.
Der Söldnerführer wollte die Tür zum Palast öffnen und stellte fest, dass diese schwer gesichert war. Leise fluchte er vor sich hin, zog dann aber achselzuckend einen "Dietrich des Grossmeisters" aus der Tasche und knackte damit lässig das Schloss. Mit so etwas konnte man ihn nicht aufhalten. Er betrat den halbdunklen Raum und schloss die Tür hinter sich. Vivec schwebte mit überkreuzten Beinen in der Mitte des Raums und sah ihn an.
"Es wurde Zeit, Jarlaxle. Höchste Zeit! Du, der Du mein Auserwählter bist, wisse um das was geschah, was geschehen wird und was Deine Rolle darin ist!"
Die Stimme des Halbgottes klang angenehm sonor und hatte einen beruhigend Effekt auf Jarlaxle, der zu träumen glaubte. Auserwählter? Von Vivec? Er solle eine bestimmte Rolle spielen? Alles drehte sich im Kopf des Söldnerführers und er hörte selbst, wie brüchig seine Stimme klang, als er zurückfragte: "Rolle? Was für eine Rolle? Wo und warum ich?"
Vivecs leises Gelächter hallte durch den Raum. "Wie oft schon mag jemand, der erwählte wurde, jene Frage gestellt haben, die Du soeben stelltest, nämlich: "warum ich?" Die Antwort darauf ist leicht: "Warum nicht Du?" spottete der goldene Halbgott, der zugleich noch immer auch Elf war. Dann fuhr er - wieder ernst geworden - fort: "Am Red Mountain begann vor über 600 Jahren alles, am Red Mountain muss es enden. Nein, nicht durch Dich, sondern durch meinen Freund, Fürst Nerevar Indoril. Er wird wiederkehren, ganz, wie die Prophezeiungen von Azura sagten. Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Zwei Indoril sind unter den Lebenden, ein angenommener, jedoch auch ein echter Nachfahre.Der eine ist elpede Indoril, der andere jener, den Du unter dem Namen Revan Baenre kennengelernt hast, wenngleich er sich mittlerweile auch Revan Indoril nennt. Er ist der echte Indoril. Beide haben zwei der wichtigsten Artefakte, die Nerevar benötigt. Diese Artefakte müssen zurück an ihren angestammten Platz, damit der Wiedergeborene die Prophezeiung erfüllen kann. Und es ist unter anderem Deine Aufgabe, diese beiden Indoril davon zu überzeugen. Ich weiss, der eine davon ist Dein Freund, dem anderen stehst Du noch immer misstrauisch gegenüber. Doch jetzt ist nicht die Zeit dafür. Die Artefakte müssen zurück."
"Halt", unterbrach Jarlaxle Vivec, "wenn Du weisst, wo diese Artefakte sind, warum sagst Du es Nerevar nicht einfach zu gegebener Zeit?"
Vivec schüttelte den Kopf. "Jede Abweichung von der Prophezeiung kann die Taten verändern und Unvorhergesehenes geschehen lassen. Schon durch die Entwendung der beiden Gegenstände hat sich etwas verändert, ist aus dem Gleichgewicht geraten. Das aber können wir nicht riskieren. Die Sicherheit Resdays und meines Volkes hat absoluten Vorrang vor allem anderen. Und Du, mein Auserwählter, denkst ähnlich, das weiss ich."
Jarlaxle wusste nichts zu sagen. Ja natürlich, auch ihm war die Heimat der Dunkelelfen immer oberste Priorität gewesen, doch er hätte soviele Fragen gehabt und nun schien ihm keine einzige einzufallen, ausser: "Ihr sagtet, Fürst Vivec, ich solle wissen, was geschah? Sagen das die Bücher denn nicht eindeutig? "
Der Halbgott schüttelte den Kopf. "Nicht jene Bücher, die du bisher gelesen hast. Viel zu viel verschweigen sie im Namen des Tempels und dessen Interessen. Sieh Dich um, auf den einzelnen Pulten liegen die Schriften, die ich für Nerevar schon dorthin gelegt habe. Studiere sie gut und bilde Dir Dein eigenes Urteil".
Erst jetzt bemerkte Jarlaxle die vielen verschiedenen Bücher und Papiere, die reihum an den Wänden auf Pulten lagen. Langsam ging er dorthin und begann zu lesen. Von Pult zu Pult ging er, von Schrift zu Schrift und immer klarer wurde das einstige Geschehen und die Verdrehungen des Tempels. Es schienen Stunden vergangen zu sein, als er endlich wieder hochsah. Müde fiel sein Blick auf Vivec. "So also war das", meinte er "und indem auch Ihr eine Macht ergriffen habt, die für Sterbliche niemals hätte zugänglich gemacht werden sollen, seid Ihr zum Halbgott geworden. War es Verrat an Eurem Freund Nerevar? So wie Ihr einst Euren anderen Freund, der jetzt als Dagoth Ur bekannt ist, verraten und im Stich gelassen habt? Oder war es eine zwangsläufige Folge, um zu retten, was zu retten war? Wie auch immer. Sehr gut hat es nicht funktioniert. Die Fürstenhäuser untereinander sind zerstritten, die Menschen haben noch immer unser Land besetzt, beuten uns aus und unterdrücken uns. Pest- und Aschestürme vom Roten Berg wehen schlimmer als je zuvor. Ist Eure Macht geschwunden oder seid Ihr lediglich müde geworden?" Die letzte Frage klang leicht zynisch, Jarlaxle bemerkte es selbst, aber es war ihm in diesem Augenblick egal, ob er einen "Gott" verspottete.
Vivec sah den Dunmer vor ihm ruhig an. "Es ist jetzt nicht die Zeit, alles zu erklären. Es muss gehandelt werden. Fragen könnt Ihr später stellen und ich verspreche Euch, ehrliche Antworten zu geben! Und nun geht. Findet die Nachkommen Nerevars und sorgt dafür, dass die Artefakte an ihren angestammten Platz zurückkehren. Das "Wie" überlasse ich Euch".
Na grossartig, dachte Jarlaxle. Was ist das? Ein Freibrief, um Revan zu töten? Würde er den Grossmeister der Morag Tong, der ihm längst ein Freund geworden war, wirklich töten können? Ganz abgesehen davon, dass dieser sicher nicht leicht zu töten wäre, wenn überhaupt. Aber sollte es so weit kommen, dass Freund gegen Freund, Bruder gegen Bruder die Hand hob? Dann wäre Resdayn wirklich am Ende. Wortlos verliess der Söldnerführer den Palast Vivecs und ging langsam, mit schweren Schritten, die vielen Stufen hinab. Wo überhaupt sollte er die beiden suchen? Nun ja, wirklich schwierig würde das wohl nicht werden. Zwei bekannte Persönlichkeiten konnten schliesslich nicht vom Erdboden verschwunden sein. Man würde sehen.
Sadrith Mora - Taverne/Zimmer
Zaregs Zustand war von Unbehagen und einer Spur Wahnsinns durchzogen. Er saß schon seit geraumer Zeit im Bett und schaute sich andauernd nervös im Zimmer um. Seit er den Heiltrank diese eigenartigen Nords bekommen hatte, fühlte er sich irgendwie angespannt, unwohl und verletzlich. Außerdem waren die Stimmen wieder in seinem Kopf. Anfangs, hatten sie laut und deutlich durch seinen Schädel gehallt, doch nach und nach waren die Stimmen leiser geworden und bis auf ein Flüstern zurückgegangen. Zum Schluss klang es so leise, dass er kaum verstehen konnte, was der “Sprecher“, wer immer es war und wo auch immer er sich befand, sagen wollte. Die Botschaft und der Sinn dahinter war mehr als klar. Das Individuum, das hinter den Stimmen steckte, wollte ihn nerven, verrückt und unvorsichtig machen und einfach nur quälen. “Aber ein Meister der Telvanni wird nicht so einfach verrückt.“, flüsterte er, als würde er mit lauter Stimme etwas oder jemanden provozieren. “Oder bin ich schon längst verrückt.“, dachte er sich dann noch, als er erst bemerkte, wie verkrampft er im Bett saß und sich wie verrückt im Zimmer umsah.
Lange war er weiterhin so gesessen, vergeblich Versucht dem süßen Schlaf zu entrinnen. War er überhaupt süß? Nein, er war schrecklich und von Alpträumen bestimmt.
Langsam schlossen sich seine Augenlieder und er wurde schwächer und schwächer, seine Positionen im Bett wurden immer entkrampfter und entspannter. Schließlich sank er vollends mit dem Kopf zurück in den Polster und schlief ein.
Mit einem erstickten Schrei wachte er auf. Die elenden Stimmen, wollten einfach nicht mehr verschwinden und es kam ihm glatt auch noch so vor, als wären diese lauter als je zuvor. Die Träume waren wie eh und je die selben gewesen und hatten keinen anderen Inhalt, als Blut und allem, was damit verbunden war.
Trotz seines geistig eher elenden Zustandes, ging es ihm körperlich schon fast wieder ganz gut. Muskeln waren steif, ein paar Wunden, vor allem, die an seinem Hals, waren nicht ganz verschlossen und würden dies wahrscheinlich auch nie sein und sein Kopf dröhnte noch immer leicht. Aber im Großen und Ganzen, waren dies nur kleine Leiden. Das Umhergehen im Zimmer kostete ihm nur mehr wenig Mühe und die Kälte war auch nicht mehr so erschreckend, wie Tage zuvor. Ihm ging es deutlich besser. Er öffnete das Fenster und genoss die frische Luft und die Aussicht. Der Turm von Tel Naga , der eher als eine Mischung aus Baum und Pilzgewächs bezeichnet werden könnte, ragte deutlich in Sadrith Mora empor. Rechts weiter oben auf einem Hügel, bildete die Festung, wo unter anderem auch die Magiergilde war, einen deutlichen Kontrast zu den sonst so “natürlichen“ Häusern aus Baum und Pilz. Links erblickte Zareg einen weiteren hohen Baum, unter dem sich ein kleiner Marktplatz erstreckte. Die ganze Stadt schien mit ihren Hügeln, Wiesen, Erdpfaden und den ganzen schönen Häusern so friedlich. “Eine wahre Ironie“, dachte sich der Meister der Telvanni und entdeckte plötzlich Draven und Malukhat im Zentrum der Stadt. Zareg stellte fest, dass sie sich heftig unterhielten, naja von der Entfernung vermutete er es eigentlich nur, der zahlreichen Gesten wegen. Dann kehrte plötzlich Ruhe in das Gespräch ein und irgendwer von den beiden, schien eine Antwort des anderen zu wollen. Zareg vermutete dies aber nur und konnte nicht einmal sagen, wer von den beiden auf wessen Antwort wartete. Ihm war es auch fast gänzlich egal. “Die werden schon wissen, was sie tun.“, meinte er, drehte sich um und setzte sich auf einen Stuhl.
Eine richtig komfortable Sitzposition konnte er nicht einnehmen. Zareg war noch immer ein wenig verspannt. So gut es ging, rückte er sich in eine recht angenehme Position und wartete auf irgendetwas. “Vielleicht auf die beiden, Draven und Malukhat“, sagte er sich, bevor er seine Gedanken feien Lauf lies.
Sadrith Mora - Taverne - Zaregs Zimmer
Das Mittel schien zu wirken. Die Person fühlte sich entspannter und doch konnte sie wie es schien die Stimmen noch hören. Ein kleines Lächlen umspielte die Lippen des Vampirs, von dem man jedoch nicht sagen konnte ob es boshafter Absicht oder einfach nur ein freundliches Lächeln war.
Er hatte sich wärend Zareg auf dem Bett saß ein Buch geschnappt, was er in einem der Regale gefunden hatte und saß nun in einer Ecke des Raumes, überwachte seinen "Patienten" und bläterte in einem eher unwichtigem Buch umher um sich die zeit zu vertreiben. Es war ein von Hand geschriebenes Buch, das den Titel "Das Königsvolk und seine Macken" trug. Es schien eine Art Belustigung für die Menschen zu sein sich über die jeweilig andere Rasse lustig zu machen. Lestat las das Buch jedoch mit vollem Ernst. Sein Humor war zu schwarz und zu boshaft um soetwas zu verstehen. Nach einiger Zeit klappte er es wieder zu und widmete sich seinen Gedanken, die frei unherschwebten und nun von ihm einer nach dem anderen Aufgegriffen wurden und er sie versuchte zu ordnen.
Er fragte sich, ob diese beiden... dieser Raufbold und der andere Typ, den sie Draven zu nennen schienen wohl irgendwann den Köder schlucken würden.. dieser Draven würde mit seiner Art einen guten Vampir abgeben... soeiner würde in führenden Positionen vieleicht ein guter Schachzug...doch war dieser Raufbold.. den sie Malukhat nannten ihm im Weg...
Wieder lächelte der Quarra über seine eigenen Gedanken und holte tief Luft. Es war helligter Tag und er saß in einer schattigen Ecke des Zimmers. Vieleicht konnte er der sich der Sonne wiedersetzen, was die Quarra von anderen vampiren am meisten unterschied, doch war es auch nicht sehr angenehm die ganze Zeit in diesem Licht zu sitzen, was seinen Vater, der kein richtiger Quarra war umgebracht hatte zu seiner Zeit.
Das Alter des Vampirs vermochte keiner zu sagen, doch ging es in die hunderte von jahre zurück. Auch er selbst konnte sein eigendliches Alter nicht sagen, da er von außen her immer aussah wie ein blasser, ende Zwanzig Jahre alter Bursche, der seinen eigenen Weg ging.
Wieder sah er zu Zareg hinüber. Wie lange sich die Verwandlung wohl herausschieben würde? Er musterte den Verletzen mit kritischen Augen, bis er sich schließlich aus reiner Langeweile wieder das Buc, das er zu anfang weggelegt hatte wieder zur Hand nahm und weiter darin las.
Sadrith Mora / Taverne "Zum Torbogen" / nun Zaregs Zimmer
Als Malukhat beim Eintreten in Zaregs, oder besser: sein eigenes, ehemaliges Zimmer, diesen Nord erkannte, stieß er einen unwillkürlichen Seufzer aus. Was wollte der denn schon wieder hier? Er legte eine Hand auf Dravens Schulter und meinte, mit der anderen auf den Nord weisend: „Toll, schon wieder der…“ Anschließend ging er zu dem Bett, in dem Zareg aufrecht saß und stellte sich direkt neben ihn. Der Telvanni-Meister sah besser aus, hatte eine gesundere Gesichtsfarbe. Da zeigte sich doch einmal mehr, dass die Bemühungen des Erzmagiers sich durchaus gelohnt hatten. Er selbst fühlte sich immer noch extrem schwach, war zu keinem Kampf zu gebrauchen. Jedes seiner Glieder hatte langsam zu schmerzen begonnen, nun hatte er sogar einen steifen Hals bekommen. Alles in allem fühlte er sich ausgelaugt und zerknittert. Mit einem weiteren Seufzen nahm er Zaregs Hand und fühlte den Puls. Ein gleichmäßiges Pochen, wenn auch noch ein wenig schwach. Zareg musste insoweit wieder auf dem Damm sein, dass er aufstehen konnte, aber wenn es tatsächlich zu einem Kampf kommen sollte, dann war der einzige gebotene Halt Draven… Blöde Situation, wirklich richtig doofe, unschöne, nicht annehmbare, asoziale, gemeine, fiese Situation…
„Wie geht es Euch, Zareg? Ihr seht schon besser aus, das lässt mich hoffen, dass wir uns heute auf den Weg machen können. Wir wollen zu den Aschländern ziehen.“ Draven hatte mehr als deutlich gemacht, dass er nicht zu den Aschländerlagern ziehen wollte, wenn es dort keine zu erwartenden Antworten gab. Allerdings… Was sollten sie ansonsten machen? Die Aschländer waren ihre einzige Hoffnung für die Beantwortung ihrer Fragen, andere Anhaltspunkte hatten sie einfach nicht. Sie mussten sich an jeden Strohhalm klammern, der ihnen zur Verfügung stand. Anders ging es nun einmal nicht, das musste der Erzmagister der Telvanni einsehen. Mit einem leisen Lächeln erkannte Malukhat in Gedanken, dass jener es auch tun würde, wenn er ihn nur darauf ansprach. Irgendwie eine Ironie des Schicksals, dass Draven einem Mörder derart vertraue, der über 300 Jahre nichts anderes getan hatte als Unschuldige zu töten. Und 300 Jahre waren gewiss eine sehr lange Zeitspanne. Draven war, wie er selbst treffend angemerkt hatte, noch nicht geboren gewesen – also was interessierte es ihn? Es sollte ihn interessieren, denn es hing inzwischen nicht nur von Dravens Entscheidungskraft aus, sondern auch von Malukhats Vertrauenswürdigkeit. Und diese hatte er bis jetzt noch nicht wirklich unter Beweis gestellt. Nur die Sache mit Zareg, als er seine letzte Kraft aufgebraucht hatte, um ihm zu helfen, aber das war auch schon alles und konnte ebenso gut als Köder verstanden werden. Einst hatte Malukhat seinen Herrn verraten, ihm den Kopf von den Schultern geschlagen – wie kam Draven nur darauf, dass er es mit ihm nicht genauso halten würde? Gut, der Erzmagier würde den Erzmagister nicht töten, das stand fest, zumal dieser ein ehrbarer Mann war, der sich keinerlei Ungerechtigkeit hatte zuschulden kommen lassen und sie ohnehin eine vollkommen andere Beziehung zueinander hatten. Aber es musste doch dennoch anzunehmen sein, dass Malukhat ein Verräter war, oder etwa nicht? Ob nun sein Herr einst Ungerechtigkeit hatte walten lassen, der Dunmer hatte ihm die Treue geschworen und hätte diese auf Biegen und Brechen durchziehen müssen. Aber er hatte es nicht getan, er hatte den Mann getötet, dem er wirklich ewige Treue geschworen hatte, und diese währte, wenn man das lange Leben eines Elfen einfach mal objektiv betrachtete, wirklich lange. Aber genug davon in vergangenen Tagen nach einer Antwort für Dravens Verhalten zu suchen, die er dort ohnehin nicht würde finden können. Malukhat musste in der Gegenwart leben. So hatte er es bis jetzt immer getan, so musste er es auch weiterhin tun, ansonsten würde er an der Last seiner eigenen Verbrechen irgendwann zerbrechen.
„Fühlt Ihr Euch gesund genug um mit uns aufzubrechen, Zareg?“, fragte der Erzmagier weiter, wobei in seiner Stimme ein drängender Unterton lag. Dann sagte er, an Draven gewandt: „Ich weiß nicht, ob wir dort Antworten bekommen werden, aber es ist besser als nichts. Natürlich kostet es Zeit, das ist mir auch klar. Aber es kostet nun einmal noch mehr Zeit, wenn wir hier herum stehen und fragen, was wir nur tun könnten, um an einen ersten Anhaltspunkt zu gelangen. Wenn wir nicht endlich handeln und darauf hoffen, dass Azura unsere Fortuna ist, werden wir niemals zu einem Ergebnis kommen.“
Und als er seinen Plan ausgesprochen hatte, wurde ihm erst gewahr, dass der Nord immer noch anwesend war und seinen Worten gelauscht hatte.
Sadrith Mora / Taverne / Zaregs Zimmer
Sie schienen ihn noch nicht zu mögen...Lestat klappte das Buch zu und schob es ruhig zurück an seinen Platz im Regal. Dann richtete er seinen Blick auf den immernoch Kranken und schließlich abwechselnd auf die beiden eben eingetretenen.
"Nun ich weiß nicht was die beiden Herren gemacht haben, ich habe mich jedoch um den Kranken gekümmert und seine Genesung überwacht. Er wird wohl durchkommen und laufen wird er auch wieder können, doch verstehe ich nicht wieso ihr einen solch großen Hass gegen mich wirken lasst?"
Er sah die beiden eben eingetretenen abwechselnd mit seinen weißlich-blauen Augen durchdringend an und wandte sich schließlich einem der Fenster zu und schloss es, da ein kühler Wind hindurchwehte. Er hatte seine Rüstung nicht an und sowieso nicht dabei und war nur in diese schwarze Kleidung gehüllt, die er angezogen hatte um wärend seiner anfänglichen, kleinen Hetzjagt nicht durch sie gestört zu werden.
Schließlich setzte er sich doch in Bewegung und ging dazu nahe an den beiden Kriegern vorbei, die ihn immernoch gehässig ansahen. "Ihr wollt nichts mit mir zu tun haben... mein Aussehen scheint euch zu missfallen. Dagegen kann ich leider nichts tun, so werde ich wohl alleine auf Jagt gehen. Ein Dankeswort kann ich wohl von euch nicht erwarten...
Lebt wohl ihr tapferen Krieger" die letzen Worte schnaubte er dahin und verschwand schließlich aus dem Zimmer um sich in der Taverne hinzu setzen und ein Bier zu trinken.
Viel lieber wäre dem Vampirkrieger zwar ein warmer Körper mit schmackhaftem Blut gewesen, doch konnte er hier keine weitere Person umbringen ohne aufzufallen.
Die Bürger hatten sich inzwischen zu kleinen Grüppchen zusammengefunden und gingen nichtmehr alleine durch die Straßen.. irgendwann würde Lestat dieses Nest wieder verlassen... es langweilte ihn hier und es missfiel ihm, dass diese "Krieger" ihm nicht trauten.. der Trank würde bald seine Wirkung verlieren und ihr toller Freund würde einer von Lestats Leuten werden... welch eine Freunde das werden würde...
leise lachte Lestat in sich hinein wärend er an seinem Bier nippte.
Sadrith Mora / Taverne / Malukhats Ex-Kämmerlein
Verwundert hatte der Erzmagister Malukhat hinterher geschaut, als dieser zu Zareg gegangen war. Konnte er nun schon Gedanken lesen oder warum hatte er Dravens Gedanken ausgesprochen? Oder waren sie sich einfach nur wirklich so ähnlich? Auf jeden Fall merkwürdig und ... irgendwie beängstigend. Müsste er jetzt seine Gedanken unter Kontrolle halten? War Malukhat ein Telepath? Nein, eigentlich sollte es sowas nicht geben, es war einfach nur Zufall. Was für ein alberner Gedanke... Trotzdem sollte er lieber schnellstens an etwas anderes denken, bevor Malukhat in seinen Gedanken las, wenn er es denn doch konnte. Er durfte keinen Verdacht schöpfen, dass Draven etwas ahnte, vielleicht würde dem Erzmagier nicht gefallen, wenn er "Mitwisser" hätte. Nein, er musste an was anderes denken. Kurz sah ihn der Erzmagier an, als er sich mit Zareg beschäftigte. Sofort reagierte Draven und dachte an grüne Äpfel, einen dicken Guar auf dem Spieß gebraten und Malukhat in einem rosa Kleid. Mist, wie war er jetzt auf letzteres gekommen? Verdammt, wenn Malukhat das gesehen hatte, was dachte er nun? Nein, der Blick des Dunmers war wieder auf Zareg gerichtet und er stellte ihm eine Frage. Dem Erzmagister war nun endlich klar, dass ihm der ganze momentane Stress wohl etwas zu Kopf stieg und Malukhat kein Telepath war. Was für ein alberner Gedanke das auch war, innerlich musste er über seine eigene Dämlichkeit schmunzeln.
Der unheimliche Nord hatte inzwischen das Zimmer verlassen. Seine Worte hallten immer noch in Dravens Kopf wider und da er grad nichts anderes zu tun hatte, sinnierte er ein wenig über sie, während er sich am Rande des Zimmers an die Wand lehnte. Als wenn sein unheimliches Aussehen etwas mit ihrer Abneigung zu tun hätte. Na ja, vielleicht spielte das tatsächlich ein wenig mit herein in den Gesamteindruck, aber im Grunde genommen schien es sich bei ihm um ein Großmaul zu handeln und er hatte einfach nichts vertrauenswürdiges. Wenn er aber wirklich dieser Vampirkiller war, der er vorgab zu sein, dann würden sie ihn vielleicht doch brauchen können. Sollten sie ihn womöglich mitnehmen? Keine Bisswunden waren an seinem Hals zu sehen und er verbrannte nicht im Sonnenlicht, so viel hatte der Erzmagister inzwischen bemerkt. Also konnte er eigentlich kein Vampir sein, oder? Aber suspekt blieb er trotzdem und wenn er ihn ansah, überkam den Bretonen jedes Mal das Gefühl, einer Schlange ins Gesicht zu sehen. Er hatte einen heilenden Trank geben wollen, das war ja schon mal etwas, aber dies konnte auch gut eine Falle sein. Was war nur an ihm anders als an Malukhat? Dem einen vertraute er kein Stück und dem anderen würde er inzwischen fast sein Leben anvertrauen, obwohl er ihm gerade noch von seiner düsteren Vergangenheit erzählt hatte. Irgendwie war es seine ganze Art und auch die Tatsache, dass er ihm überhaupt von seiner Vergangenheit erzählt hatte. Außerdem - wohl das wichtigste - hatte der Erzmagier inzwischen sehr viel für sie alle getan, vor allen Dingen der nicht ganz legale Blut-Heilungszauber für Zareg hatte ihn sichtlich etwas geschwächt, aber er hatte das in Kauf genommen, genau wie das Risiko bei der Ausführung des Zaubers erwischt zu werden. Der andere hatte jedoch bisher auch keine Chance erhalten, groß etwas für die Gruppe zu tun und dennoch hatte er es - scheinbar - versucht...
Erst jetzt fiel ihm auf, dass Malukhat ihn mit fragend wirkenden Augen ansah.
"Oh verzeiht mir", sagte er an ihn gewandt. "Ich dachte gerade darüber nach, ob dieser Nord ein fähiger Begleiter wäre oder nicht. Bei der Aschländersache stimme ich Euch zu."
Malukhat hatte schon Recht gehabt, ein weiteres Mal. Und dass er nicht sofort geantwortet hatte, sondern erst jetzt im Zimmer der Taverne, zeigte dem Erzmagister, dass er sich auch wohl eingehend damit auseinandergesetzt hatte.
"Malukhat, wie steht ihr zu diesem Nord? Ich denke, unsere persönliche Meinung über ihn ist dieselbe, jedoch müssen wir nun versuchen, objektiv zu betrachten, ob er eine Hilfe wäre. Unsere Pläne kennt er, da er eben noch anwesend war. Wenn er also eine Falle stellen wollte, dann könnte er dies auch tun, wenn er nicht mit uns reist. Was meint Ihr zu ihm unter diesen Voraussetzungen? Skeptisch sollten wir in jedem Fall bleiben, so viel steht fest, aber wollen wir ihn mitnehmen? Was können nur seine Motive dafür sein, uns helfen zu wollen?"
Dann ging sein Blick zu dem anderen Bretonen, dem Telvannimeister Zareg.
"Und Zareg, was haltet Ihr von ihm? Wie hat er sich eben in unserer Abwesenheit verhalten, während er bei Euch im Zimmer war?"
Sadrith Mora - Taverne/Zimmer
"Sie wollen also wirklich meine Meinung hören?", fragte Zareg sich. Er musste erst einige Zeit seine Gedanken ordnen und musste zusätzlich noch eigenartige Blicke auf sich lenken lassen, bis er schließlich antwortete:" Diese Kerl ist mir einfach nicht geheuer. Als ihr nicht da wart, ist er ins Zimmer gekommen und er dachte wohl, ich hörte sein Geflüster nicht, aber ich hörte alles. Mit seiner verrückten lispelten Stimme und seiner spitzen Zunge macht er mich krank. Jedes Mal, wenn er sich im gleichen Zimmer befindet, schließt sich etwas kaltes um mein Herz. Obwohl er mir bei der Genesung geholfen hat, ist er mir einfach nicht geheuer. Mir ist außerdem aufgefallen, dass er viel zu neigierig ist und heimlich Blicke auf uns wirft, wenn er glaubt, das wir nicht auf ihn achten. Wenn ihr wissen wollt, was ich von ihm halte: Er ist der Inbegriff von Hinterhältigkeit und Bosheit und ich traue ihm kein bisschen. Doch in all meiner Verzweiflung und all dem Mißtrauen, dass ich gegen diesen Nord hege, muss ich dennoch sagen, dass er wahrscheinlich der einzige ist, der uns weiterhelfen kann. Ja, ich denke, wir müssen ein großes Risiko eingehen und ihm vertrauen, so schwer es mir auch fallen mag." Nachdem der Meister der Telvanni aufgehört hatte zu reden, schauten sich die beiden anderen Magier, die zu ihm hinab ins Bett geblickt hatten, wieder mit diesem Blick an, an dem man das Verständnis der beiden erkennen konnte.
Zareg war noch mal die Geschehnisse durchgegangen, als die beiden hineingekommen waren. "Sie wollen also die Aschländer zu Hilfe aufsuchen!", dachte er sich. "Ein komischer, aber vielleicht gescheiter Schachzug.", fügfte er dann noch gedanklich dazu. Die Aschländer bestanden hauptsächlich auf Elfen, alte Elfen, sehr alte Elfen und das bedeutete eine Menge. Viel Erfahrung und Weisheit sollte in ihnen stecken. "Sie könnten uns wirklich helfen.", sprach er dann ungewollt laut aus. Draven blickte ihn an und fragte:" Wen meinst du? Die Aschländer?" Zareg antwortete:" Ja, die meine ich." Der Erzmagister und Malukhat hatten sich inzwischen beraten, wobei Zareg ausgeschlossen worden war. Ob dies Absicht, oder Versehen war, konnte er nicht feststellen.
Zareg stieg aus dem Bett und streckte sich einmal. Es war angenehnem, wieder einmal auf festen Füßen zu stehen. Außerdem fühlte er sich schon beinahe ganz fit. Nur noch ein kleines Pochen merkte er in seinem Schädel und auch der Rest des Körper meldete sich nur wenig und selten. PLötzlich sagte der Erzmagister:" Euch scheint es schon viel besser zu gehen. Malukhat und ich haben entschieden, dass wir die Reise morgen angehen wollen. Bis morgen könnt ihr euch noch ausruhen. Dann soll es aber losgehen. Außerdem kamen wir zum Schluss, dass der Nord mitgeht. Wie werden ihn in die Gruppe integrieren. Es wird uns wahrscheinlich allen schwer fallen, aber wie schon angesprochen, müssen wie ein Risiko eingehen." Zareg ärgerte es, dass er von den Verhandlungen ausgeschlossen worden war, aber er machte sich auch nicht viel deswegen. Dann dachte er nochmals über die Eintscheidung nach, den Nord in die Gruppe integrieren zu lassen. Es war wirklich de einzige Möglichkeit, endlich einen Fortsschritt zu erlangen.
Dann ging noch ein wenig im Zimmer herum und betrachtete dann schließlich an frischer Luft des Fensters Sadrith Mora. Der Vormittag hatte die Stadt schon eingehüllt und nur mehr wenige Leute gingen auf den Straßen herum, sondern waren schon bei der Arbeit. Es drangen nur die Geräusche zu ihm hinauf. Das Schlagen eines Schmiedes auf den Amboss, die Laute von Tellern, die unter ihm in der Taverne, für das Essen bereitgemacht und gewascht wurden und auch jetzt, als er den Marktplatz erblickte, hörte er, wie sich manche Händler mit Leuten um den Preis schritten.
Nach einiger Zeit entschied sich der Meister der Telvanni, noch einmal, oder schon wieder, ins Bett zu legen, um so fit und ausgeruht, wie möglich zu sein. Draven und Malukhat waren inzwischen wieder hinab in den Schankraum gegangen, schätze Zareg. Ihm war es recht. Er wollte noch ein wenig Ruhe haben. Der Schlaf überfiel ihn, trotz der Helligkeit des Vormittags, die durch das Fenster schien, schnell.
Sadrith Mora - Taverne "Zum Torbogen"
In den letzten Wochen hatte Malukhat für das Überleben Zaregs zu kämpfen gehabt. Der Erzmagier hatte sich zwar keine allzu großen Sorgen um den Telvanni-Meister gemacht, doch war es von Nöten gewesen, die Suche nach den Vampiren abermals zu verschieben. Und diese Ruhe vor dem Sturm war es, die ihn in eine seiner berühmt berüchtigten schlechten Phasen hinein buchsiert hatte. Kein Vertreter der spitzzähnigen Blutsauger hatte sich nach diesem Anschlag auf das Leben des jungen Bretonen mehr blicken lassen; es hatte weder Aufrühre gegeben noch sonst irgendetwas. In den meisten Dingen mochte Malukhat ja ein Grobmotoriker sein, doch sein feines Gespür in Sachen Gefahr war gut ausgebildet und machte ihn nun unruhig. Zu allererst aber hatte er sich um Zareg kümmern müssen. Es hatte ihn schon verwundert, dass der Telvanni nach der Bluttransfusion so schnell wieder zu Kräften gekommen war. Als der Mann eines schönen Tages plötzlich nicht mehr fähig gewesen war, sich zu erheben, hatte der Erzmagier gewusst, dass das Schlimmste erst noch bevorgestanden hatte. Zu jener Bewegungsunfähigkeit – wenn, dann nur leicht und unter erheblichen Schmerzen – hatte sich ein hohes Fieber gesellt, welches mit kalten Kompressen und einfachen Heiltränken nicht zu beheben gewesen war. Zareg hatte einfach nur Glück gehabt, dass es ihm heute wieder gut ging, oder besser: dass er heute noch lebte. Wenigstens mit dem Fieber war Malukhat nach recht kurzer Zeit fertig geworden; er hatte es eindämmen und so Zaregs Leben erneut retten können. Der Telvanni war ein vitaler, junger Mann, er hatte so manche versteckte Energiereserve und war verdammt zäh – Malukhat wusste, dass es diesem glücklichen Umstand zu verdanken war, dass er die Purpura überlebt hatte. „Purpura“ ist hierbei ein anderes Wort für „Blutfleckenkrankheit“. Wie die Masern hatten sich die roten Punkte und Flecken der Purpura auf dem Körper des Befallenen ausgebreitet, alte Wunden waren aufgebrochen und dank dem eigenständigen und mehr als krankhaften Sterben der Thrombozyten, also jener Blutplättchen, deren Zerfall die Gerinnung des Blutes einleiten, hatten sie nicht selbstständig wieder verheilen können. Malukhat hatte von einem derart schweren Auftreten dieser Krankheit noch nie gehört. Die Purpura war auch keine Krankheit an sich, sondern eine logische Folge der zuvor durchgeführten Bluttransfusion. Der Dunmer hatte einfach keine Zeit gehabt, sich ein Opfer zu suchen, dessen Blutbild nahezu perfekt mit dem Zaregs übereinstimmte, sodass der Körper des Bretonen die fremd zugeführten Blutzellen abgestoßen hatte, die Adern also sozusagen geplatzt und Blutkörperchen in das Zellgewebe eingetreten waren. Zareg hatte große Schmerzen durchleiden müssen, aber das war auch nicht verwunderlich. Und der Erzmagier würde ihm bestimmt nicht erzählen, dass die Purpura beim Erreichen des Herzens dieses ebenso gesprengt hätte wie seine Adern. Aber zwischenzeitlich war alles wieder unter Kontrolle. Nur der Dunmer selbst fühlte sich unangenehm geschlaucht. So wirklich hatte er den Mana-Verlust beim Wirken der Bluttransfusion noch nicht ausgleichen können, somit war er auf der Suche nach den Vampiren – vorrangig aber nach dem Vampir Lestat – das schwächste Glied in der dreiköpfigen Gruppe. Wie bereits erwartet lag nun in der Tat alles an Draven, dem Mann, der am Glimpflichsten davon gekommen war. Er hatte nicht einen Kratzer, sein Mana-Haushalt war in bestem Zustand und außerdem hatte er die Nächte über schlafen können, anstatt sich entweder vor Schmerz in den Kissen zu winden oder den sich Windenden zu überwachen. Malukhat drehte ihm daraus keinen Strick, er selbst war ja dafür gewesen, das mindestens der Erzmagister sich ausruhte. Wenigstens einer von ihnen musste körperlich gesund und ausgeschlafen sein, Gruppenloyalität in Sachen Krankenpflege war nicht angebracht gewesen.
Malukhat saß im Gästebereich der Taverne „Zum Torbogen“ und genehmigte sich einen Becher Sujamma. Obwohl er normalerweise nur Skooma trank, wusste er doch, dass sich letzteres Getränk momentan nicht gut auf seine körperliche Verfassung auswirken würde. Plötzlich von einem Schatten der Trauer gestreift, verspürte er für einen kurzen Moment den dringenden Wunsch, den Kopf auf die Tischplatte sinken zu lassen und ein paar Minuten vor sich hin zu dämmern. Mühevoll aber hielt er seine Augen offen und nippte an seinem Getränk, beobachtete die Leute um sich herum, die nicht in seine eigene kleine Welt gehörten und die ihn niemals würden verstehen können. Er war ein Fremdkörper in dieser Umgebung, die sich Tamriel nannte; das hatte Ranis Athrys Verhalten ihm genau vor Augen geführt. Wollte er weiterhin Erzmagier Vvardenfells sein? Er wusste es nicht. Die ganze Angelegenheit hatte er anfangs noch mit Spaß genommen. Hey, ein wenig die Magiergilde anführen, was ist schon dabei? Aber als so leicht stellte es sich nun doch nicht heraus. Die Mitglieder waren nicht sonderlich begeistert von Trebonius gewesen, weshalb sie, als der neue Erzmagier gekürt worden war, zu einem Großteil weiterhin in den Gildenhäusern studierten. Im Großen und Ganzen war der Alltag eingekehrt und niemand scherte sich um den Typen, der die Herrschaft gewaltsam an sich gerissen hatte. Bei Lorkhan, es war doch deprimierend. Wenn der Dunmer erstmal wieder in Balmora war, dann würde sich so einiges ändern. Immerhin war er nicht Erzmagier geworden, damit die Gildenmitglieder ihn mochten, sondern um sie zu führen und derlei Gedanken passten nicht in die Welt eines scheinbar schwachsinnigen Idioten.
„Kann ich mich setzen?“, fragte eine ältliche Stimme von der Seite und Malukhat blickte von seinen Gedanken auf. Vor sich erkannte er einen Cyrodiil, der die beste Zeit seines Lebens bestimmt längst hinter sich hatte, gekleidet in eine Jacke aus geschwärztem Nixhound-Leder, deren Halsteil umrahmt war von feinen Läuferfedern. Mit irgendwelchem komisch riechenden Zeug hatte er sein schneeweißes Haar nach hinten gekämmt. Die Farbe stand im starken Kontrast zu seinen nussbraunen Augen, in denen goldene Pünktchen tanzten.
„Verzieh’ dich, Alter!“, schnaubte der Erzmagier auf die feine dunmerische Art zurück und schenkte seine vollste Aufmerksamkeit einer schmalen Rille auf der hölzernen Tischplatte. Der Cyrodiil zog sich trotzdem einen Stuhl von einem anderen Tisch heran und legte, nachdem er sich dem Dunmer direkt gegenüber gesetzt hatte, geschäftig die Arme auf den Tisch.
„Was soll der Mist?“, brüllte Malukhat mit gestählter Stimme, sodass das Treiben in der Taverne kurz verebbte; gerade so, als würde die Zeit für einen kurzen Moment den Atem anhalten. Dann aber interessiert sich keiner mehr dafür, dass irgendso ein dämlicher Dunkelelf einen alten Cyrodiil angeschnauzt hatte, und das Leben kehrte in die Räumlichkeiten zurück.
Der Cyrodiil blickte auf, und Malukhat konnte ihm direkt in die Augen sehen. Die goldenen Pünktchen, die ihnen eine faszinierende Lebhaftigkeit verliehen hatten, waren daraus verschwunden; stattdessen sprach aus ihnen große Sorge. Aha. Toll… Und was sollte Malukhat jetzt machen, hm? Sollte er den etwa fragen, was mit ihm los war? Warum er den Erzmagier mit einem solchen verzweifelten Blick durchbohrte? Nee, nee… So ging das jetzt aber wirklich nicht. Er hatte schon genug Sorgen, da musste er sich nicht noch mit denen dieses alten Herrn befassen. So eine Schau zog man mit ihm, dem ehrwürdigen Erzmagier Malukhat, nicht ab! Also, mal ehrlich: Als ob der Kerl da ehrlich annehmen konnte, von einer Gaunervisage wie Malukhat Hilfe erwarten zu können. Die Augen des Alten schienen immer größer, immer flehender, immer Mitleid erregender zu werden… Nein, nein, und nochmals: Nein! Der Erzmagier war nicht der Mann, der einem anderen mit riesigen, traurigen… Augen… half…
„Okay, man, was ist los?“ So viel zu Malukhats ach so männlicher Widerstandskraft. Die Miene des anderen hellte sich sichtlich auf bei dieser Frage.
„Nun ja, die Sache ist die… Also, ich will Euch wirklich nicht damit belästigen, ehrlich nicht. Ich meine…“
„Quatsch mich nicht zu und’ leg los!“, grummelte der Dunmer, wütend auf sich selbst wegen der eigenen Schwäche.
„Ich will Euch aber wirklich nicht mit meinen Problemen belästigen. Ihr seht ja stark aus, keine Frage, mein Herr, aber Ihr könnt sicherlich nicht mit…“
Der Mann schien Malukhats gereiztes Stutzen zu bemerken und brach ab. Jedes Wort in der Hinsicht „Ihr könntet wohl niemals gegen DEN gewinnen“ wäre zu viel gewesen. Das hätte ihn selbst einer Verprügelung näher gebracht als die Person, auf die der Cyrodiil es eigentlich abgesehen hatte.
„Es war Ramoran!“, platzte er mit unumwundener Plötzlichkeit heraus, „er hat mir mein Schwert geklaut!“
Wie bitte? Da hatte wer dem Alten einfach so sein… sein Schwert gestohlen? Also, so was! Was eine Schweinerei! Das doch nicht wahr sein, dass man einem Mann, zugegebenermaßen zweifelhaftem Äußeren, seiner Waffe beraubte! Musste ein wahrer Kämpfer denn nicht immer auf sein Schwert aufpassen? Musste er es denn nicht immer an seiner Seite tragen und hüten wie den eigenen Augapfel? Malukhat hätte es nie soweit kommen lassen, dass jemand SEIN Schwert in die Hände bekam (wobei er natürlich verdrängte, dass sein Schwert „Bloody Shine“ an einer Wand in Zaregs Zimmer lehnte und dieser jederzeit darauf zurückgreifen konnte).
„Aber – das kann der doch nicht machen!“, rief der Dunmer leidenschaftlich empört und schlug zur Untermalung seiner Worte mit der geballten Faust auf den Tisch.
„Ja, ich weiß – aber es ist so. Ich weiß ja auch nicht, warum er das getan hat. Ich meine – warum glauben eigentlich alle, ich würde damit jemandem wehtun wollen? So einer bin ich nun wirklich nicht. Wisst Ihr, ich bin eine Art freiberuflicher Händler. Ich handle mit… äh… mit Dingen, die… ähm… also mit Sachen, die… mit so Substanzen, die… äh… die eben etwas seltener sind. Ich sehe mich als einen Apotheker ohne Ausbildung, und manche Leute brauchen das Zeug eben. Und mit dem Schwert habe ich bestimmt niemandem wehtun wollen! Es gilt ja gerade mal zu meinem Selbstschutz! Außerdem hat mein Vater es mir auf dem Sterbebett übergeben, es hat also einen gewissen familiären Wert für mich. Wenn auch Ihr glaubt, dass ich so einer bin, der anderen wehtun will, dann fragt ruhig meine… äh… Freundinnen. Die arbeiten gerne für mich, und das würden sie jawohl kaum tun, wenn ich ein Zuhä… ein Dro… wenn ich eben ein nicht so netter Mensch wäre.“
Malukhat hatte den Worten des Mannes aufmerksam gelauscht und war zu dem Schluss gekommen, dass er vollkommen harmlos war. Ein freundlicher alter Herr eben, so eine Art Sinnbild der Großvaterfigur, die abends mit den Enkeln am Feuerchen saß und ihnen Geschichten erzählte. Ja klar, der wusste sich manchmal nicht richtig zu artikulieren, aber war das denn ein Grund, ihm sein Schwert abzunehmen? Der Fall war jawohl sonnenklar: Diskriminierung! Na ja, das war jedenfalls der Grund, den Malukhat sich selbst gab, um überhaupt einen Grund zu haben, dem Alten sein Schwert wiederzubeschaffen. Genau! Er würde dem Cyrodiil helfen! Er mochte ja ein selbstsüchtiger Trottel sein, aber hier ging es um ein Familienerbe! Und wieder einmal war es das, was Malukhat sich einredete, um nicht einmal sich selbst eingestehen zu müssen, dass der traurige Blick des Alten ihn dazu gebracht hat, helfen zu wollen. Ich meine – wer wollte denn schon dastehen wie ein Weichei? Ein junges Mädchen war der Kerl ja nicht… Wenn er wenigstens hübsch gewesen wäre… Egal, hier konnte man mal eine Ausnahme machen, das würde den schlechten Ruf des Erzmagiers wohl nicht sonderlich angreifen. Also kein Grund zur Sorge.
„Wo ist dieser Ramo-Dings?“, fragte er knapp und mit trockener Kehle. Dieser Ramo-Dings würde sein Fett schon noch weg kriegen, einen armen, alten Mann so übers Ohr zu hauen! Außerdem brauchte Malukhat ein wenig Ablenkung, was bedeutete, dass diese Angelegenheit eine nicht sonderlich unwillkommene Abwechslung zum Stress der letzten Wochen war.
„Der sitzt dort drüben an der Bar…“, meinte der Cyrodiil kleinlaut, wischte sich eine Träne mit dem Ärmel seiner Jacke aus dem Augenwinkel und verzichtete wohlwollend darauf, den Namen „Ramoran“ abermals zu nennen.
Das erste, was Malukhat also tat, war sein Opfer mit seinen Blicken genau zu mustern. Ramo-Dings war ein dünner Rothwardon mit einem spitzen Kinnbart. Seine Kleidung bestand aus einem schwarzen Leinenhemd mit nachlässig abgeschnittenen Ärmeln, einer gelb eingefärbten Hose, dessen eines Bein kürzer war als das andere und ihm nur bis knapp über die Kniescheibe reichte. Als der Rothwardon sich leicht zu Malukhats Tisch hinüber neigte, erkannte dieser eine lange Halskette mit einem Metallanhänger gewaltigen Ausmaßes, welcher in Form eines „R“ gegossen worden war. Nicht nur der alte Cyrodiil war merkwürdig eingekleidet, stellte der Erzmagier fest, der da drüben war auch ein Freak. So, jetzt kam es auf ein besonders cooles Auftreten an. In einem einzigen Zuge leerte er den Becher und stellte ihn betont langsam auf der Tischplatte ab. Dann erhob er sich und ging lässig in Richtung des Ramo-Dings, der sich erst zu ihm umdrehte, als er ihm auf die Schulter tippte.
„Du hast da was, was nicht dir gehört“, bemerkte der Dunmer wie beiläufig, aber mit grimmiger Entschlossenheit in den Augen. Der Rothwardon blickte sich zu beiden Seiten um, dann sah er Malukhat direkt an.
„Ach was.“
„Hör’ mir mal genau zu, Bürschchen – ich will dir wirklich nicht wehtun…“ Der Erzmagier hielt in seinen Worten inne, legte den Daumen an sein Kinn und tat, als würde er nachdenken. „Also, wenn ich es recht bedenke – doch! Ich will dir wehtun!“
Und da hatte sein Gegenüber bereits eine geballte Faust im Gesicht. Treffer – versenkt!, dachte Malukhat und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Rothwardon, von der Plötzlichkeit und Wucht des Angriffes vom wortwörtlichen Hocker gerissen, auf dem Boden landete und irgendetwas von wegen „Bist du irre, man?“ vor sich hinstammelte.
Der Erzmagier wollte sich gerade triumphierend über ihn beugen, als er einen stechenden Schmerz in der Seite wahrnahm. Kurz darauf befand er sich auch schon in einer anderen Ecke des Raumes und ein weiterer Mann, ein Bretone, kam auf ihn zu, einen Stuhl mit beiden Händen umklammert. Erst jetzt fiel Malukhat wieder ein, dass es besser gewesen wäre, die Klappe zu halten. Er war einfach noch viel zu erschöpft – und nun würde man ihm ob dieser Tatsache vor versammelter Mannschaft die Kauleiste polieren!
Der Bretone holte zum Schlag aus und der Dunmer hielt sich reflexartig eine Hand vor das Gesicht. Nichts passierte. Dann das Krachen von Holz auf Holz. Als er aufblickte, erkannte er den Bretonen vor sich auf dem Bauch liegen; hinter ihm Zareg, der nun seinerseits einen Stuhl erhoben hatte.
„Also, was du kannst“, sagte er zu dem Ohnmächtigen, „kann ich schon lange.“