The Legend of Heroes III: Prophecy of the Moonlight Witch
The Legend of Heroes III: Prophecy of the Moonlight Witch
Ich habe bis jetzt gebraucht, um mich an die Gagharv-Spiele heranzuwagen. Zum einen liegt das daran, dass die Spiele noch recht altbacken und in keiner Hinsicht so gut wie die Trails-Spiele sind. Das war aber weniger das Problem als die angeblich schlechte Übersetzung. Nachdem ich das erste der drei Spiele nun durchgespielt habe, kann ich bestätigen, dass die Übersetzung wirklich nicht gut ist – bisweilen klingt die Sprache ziemlich unnatürlich und es gibt einige Formatierungsfehler –, aber ein K.O.-Kriterium ist sie definitiv nicht. Ich konnte gut damit leben. Lustigerweise scheint es am Anfang noch Text-QC gegeben zu haben, weshalb es erst nach ein paar Stunden so richtig anfängt. Die PC-Version des Spiels kam übrigens schon im März 1994 heraus und ist somit etwas älter als Final Fantasy VI.
Was für Verwirrung sorgt, ist die Reihenfolge der Lokalisierung der Gagharv-Spiele. Während alle Spiele für sich stehen, sind sie trotzdem lose verbunden. Zuerst wurde The Legend of Heroes IV unter dem Titel The Legend of Heroes: A Tear of Vermilion lokalisiert, erst dann folgte der dritte Teil als The Legend of Heroes II: Prophecy of the Moonlight Witch. Das hat aber tatsächlich einen guten Grund: IV spielt chronologisch vor III und man kann (nur in der US-Version?) sogar einen Spielstand von IV laden, um bestimmte Chronikeinträge des Vorgängers zu erhalten.
The Legend of Heroes III spielt im Jahr 992, IV spielt hauptsächloch im Jahr 929. Es liegen also mehr als sechzig Jahre zwischen den Spielen. Wie genau sie verbunden sind, weiß ich noch nicht, da ich mit IV gerade erst begonnen habe.
Kommen wir zum Spiel.
The Legend of Heroes III beginnt denkbar klassisch-sympathisch: Jurio (17) und Chris (18), kurz für Christina sind zwei Jugendliche, die den Bräuchen ihres Dorfs folgend auf eine Pilgerreise gehen, um in den fünf Tempeln des Landes einen Blick in die magischen Spiegel zu werfen und die Welt zu sehen. Dabei stoßen sie auf die Spuren der Moonlight Witch, die die Welt vor 20 Jahren bereiste und die Einwohner mit ihren Prophezeiungen vor einer großen Katastrophe warnte. Doch kaum jemand nahm sie ernst, und die Hexe wurde beleidigt und verspottet.
Während Jurio und Chris die Welt bereisen, merken sie, wie die Prophezeiungen der Hexe sich langsam bewahrheiten. Doch es ihr Eintreffen ist nicht unvermeidbar. Während sie also von Tempel zu Tempel ziehen, tun sie alles dafür, lokale und auch größere Probleme zu lösen – nicht allein, sondern mit Hilfe vieler Leute, darunter auch ein König. Jurio und Chris sind permanente Gruppenmitglieder, doch zwischendurch stoßen immer wieder neue Leute dazu, verlassen die Gruppe wieder, kommen später zurück und so weiter. Das scheint ein Markenzeichen der Serie zu sein.
Die Handlung selbst ist natürlich wenig innovativ, dafür aber mit sehr viel Charme präsentiert. Am Anfang merkt man das noch nicht allzu sehr, aber das, was Trails hat, haben auch die Gagharv-Spiele. Das Spiel ist recht dialoglastig und es gibt zahlreiche lebendig präsentierte NPCs und auch reichlich Humor. Ein Höhepunkt ist etwa ein mäßig erfolgreiches Diebesduo, das man im Verlauf der Reise immer wieder trifft. Das Spiel versteht sich wunderbar darauf, selbst einfache Situationen sehr unterhaltsam zu gestalten.
Einer meiner Lieblingsmomente ist die Begegnung mit einem der Hauptantagonisten, der permanent versucht, zu Wort zu kommen, doch die ganze Zeit ignoriert wird, weil Chris und Jurio ein Streitgespräch mit dem Diebesduo führen, das letztlich dazu führt, dass besagter Antagonist einen Stein gegen den Kopf geworfen bekommt, was zur Befreiung der Geisel führt. Wundervoll! ^_^
Je weiter man im Spiel fortschreitet desto besser wird es. Anfangs hielt sich meine Motivation noch in Grenzen, doch nach einer Weile habe ich diese Konversationen wirklich zu schätzen gelernt, auch wenn das Spiel in keinerlei Hinsicht das Rad neu erfindet.
Das Gameplay ist leider kein Lichtblick. Die Kämpfe sind klassisch rundenbasiert mit Limit Breaks und einem System, bei dem jeder Angriff eine Reichweite hat. Das System ist leider noch nicht so gut ausgereift wie bei Trails und alle Kämpfe laufen gleich ab. Es gibt abgesehen vom abartig verschachtelten letzten Dungeon (erinnert stark an Ys!) kaum Dungeons und man bewegt sich nur über Straßen zur nächsten Stadt. Städte gibt es sehr viele. Man verbringt im Spiel zum Glück nur sehr wenig Zeit mit den Kämpfen, und da es keine Zufallskämpfe gibt, kann man den meisten Kämpfen auch aus dem Weg gehen. EXP scalen, also muss man nie grinden, und eine Flucht im Kampf gelingt immer. Das sorgt immerhin dafür, dass man mit dem weniger spaßigen Teil des Spiels auch nur wenig Zeit verbringen muss. Blöd ist nur, dass die Kamera immer etwas verzögert hinter einem herzieht, weshalb man manchmal in Gegner läuft, die man nicht schnell genug gesehen hat. Na ja, bis zur Flucht dauert's nur fünf Sekunden. Der Schwierigkeitsgrad ist auch sehr niedrig und zieht erst gegen Ende des Spiels etwas an. Zusätzliche Anreize zum Erkunden gibt es leider nicht: Es gibt weder wirkliche Nebenaufgaben noch Schatztruhen (erst ganz am Ende in sehr kleiner Menge).
Man hat übrigens permanent eine Katze dabei, die Items für einen findet und bisweilen im Kampf hilft, und die muss man füttern, und man kann sie loben oder mit ihr schimpfen. Ein äußerst primitives Systen. Die Katze selbst hat auch nur drei Gemütszustände: "gute Laune", "normale Laune" und "schlechte Laune". Nette Idee, aber die Umsetzung ist leider recht langweilig.
Ein bisschen schade ist es auch, dass sich viele Aufgaben im Spiel ständig wiederholen. In etlichen Dörfern muss man nach wegen suchen, von Wachen auf eine gesperrte Straße gelassen zu werden oder etwas in der Art. Dabei muss man in der Regel das ganze Dorf absuchen und mit den richtigen Leuten sprechen. Das dauert nicht lange und bringt einem auch die NPCs näher, doch etwas Abwechslung wäre definitiv nett gewesen.
Optisch ist das Spiel typische Falcom-PSP-Kost. Die Sprites sind bei Weitem noch nicht so aufwändig gestaltet wie bei Trails. Im Großen und Ganzen sieht das Spiel weder sonderlich toll noch sonderlich schlecht aus, in so gut wie jeder Hinsicht. Aber gut, das Spiel kam ja auch ursprünglich 1994 heraus.
Die Musik schwankt zwischen "schön" und "nicht memorabel". Es gibt einige tolle Stücke, aber keine richtigen Höhepunkte. Beim Nachfolger ist das bisher schon deutlich besser. Das Battle Theme finde ich eher langweilig und manchmal wird die Musik nicht ganz passend eingespielt, wie etwa im letzten Bosskampf, wo die Musik total antiklimaktisch und unpassend wirkt. (Und es laggt furchtbar! Der ganze Kampf läuft auf Gefühl 2/3 der Geschwindigkeit!)
Das Ende des Spiels ist abgesehen vom lahmen letzten Bosskampf auf jeden Fall zufriedenstellend. Halt ein sehr sympathisches, äußerst klassisches und schön präsentiertes Ende, das die Handlung gut abrundet. Beim Finale kommen nochmal alle Charaktere zusammen und ein paar Wendungen kurz vorher halten einen nochmal bei der Stange. Dennoch ist es weniger die Geschichte, sondern eher die Charaktermomente, die das Spiel ansprechend machen.
Fazit: The Legend of Heroes III ist ein durch und durch klassisches Spielerlebnis, das enorm davon profitiert, dass man dem äußerst langweiligen Gameplay wunderbar aus dem Weg gehen kann und der Großteil der Spielzeit von den schöneren Dingen gefüllt wird. Der Schwerpunkt auf lebendigen Dialogen (die leider ein wenig unter der schwachen Lokalisierung leiden) und charmanten Charaktermomenten mit viel Humor sorgen für ein unterhaltsames Spielerlebnis. Die Handlung selbst kann keine Aha-Momente bieten, aber ist trotzdem auf ihre Weise liebenswert. Das Spiel ist sicherlich kein Highlight, aber dennoch auf seine Weise besonders und Fans klassischer RPGs werden ihren Spaß daran haben. Man merkt auf jeden Fall auch, wo Trails herkommt. ;)
Weil mir das Spiel doch ziemlich gefallen hat, habe ich gleich mit The Legend of Heroes IV: A Tear of Vermilion weitergemacht, dessen (teilweise recht emotionale) Anfang mir schon sehr zugesagt hat. Da scheint auch das Konzept der Gilden seine Ursprung zu haben. Doch dazu mehr, wenn ich mit dem Spiel fertig bin. :>
The Legend of Heroes IV: A Tear of Vermilion
Gestern habe ich auch The Legend of Heroes IV: A Tear of Vermilion beendet und war größtenteils recht angetan von dem Spiel. Den Anfang und den Mittelteil fand ich richtig gut, nur gegen Ende wurde es etwas mühseliger, weil man sehr viel hin- und herlaufen und backtracken musste.
Das Spiel ist Prophecy of the Moonlight Witch sehr ähnlich. Es spielt in der gleichen Welt, aber in einem anderen Land und mehr als 50 Jahre zuvor und hat nur eine sehr schwache Verbindung, die auch erst im letzten Viertel etwas deutlicher wird. Man kann die Spiele aber problemlos unabhängig voneinander spielen und verpasst nicht viel.
Das System ist quasi identisch, Kämpfe und Gameplay laufen gleich ab und es gibt nur minimale Unterschiede. Insgesamt ist das Spiel aber in vielerlei Hinsicht ein kleines bisschen besser als der Vorgänger: Story, Charaktere, Musik, Spielwelt. Aber nur ein bisschen. Dafür fällt leider der Humor etwas kürzer, auch wenn es durch einen bestimmten Charakter (Shannon), der die Gruppe die ganze Zeit "verfolgt", durchaus einige sehr charmante und lustige Szenen gibt.
Die größte Verbesserung an dem Spiel ist, dass die Geschichte insgesamt einfach mitreißender ist. Die Charaktere sind etwas besser ausgearbeitet und auch ein bisschen individueller und neben dem Abenteuer-Gefühl, das auch präsent ist, hat die Handlung auch einen recht dunklen und traurigen Unterton, der mir insbesondere am Anfang und gegen Mitte sehr gut gefallen hat.
Der Höhepunkt war für mich die Szene mit der Jagd im Monsterkarren, in der Mile stirbt und Emeille mitgenommen wird, das war schon ein heftiger Schnitt in der Handlung, den ich so absolut nicht erwartet hätte. Besonders in Kombination mit der Szenen, in der Avin im Traum die Geister der Verstorbenen trifft, und ganz am Ende auch Miles Geist, von dem man nicht mit Sicherheit wusste, dass er tot ist, hat das eine ganz schön starke Wirkung gehabt. Besonders als Mile sich dann entschuldigt, nicht bis zum Ende mit Avin gereist zu sein. Das war schon sehr traurig, auch wenn es am Ende dann doch ganz anders kam und der Ausgang dann doch ziemlich fröhlich war.
Die Antagonisten waren leider wieder recht lahm, auch wenn die Idee mit der "Erneuerung der Welt" besser ausgearbeitet war als in dem typischen RPG. Das Ende dafür war ein sehr runder Abschluss für das Spiel.
Spielerisch hat sich, wie gesagt, nicht viel verändert. Die Kämpfe fühlen sich etwas dynamischer an, aber wirklich nur ein kleines bisschen. Unterm Strich bleiben sie langweilig, aber wie im Vorgänger scalen die EXP und man muss nur sehr wenig kämpfen. Länger als im Vorgänger sind die Laufwege, was einerseits nett ist, da sich die Welt so größer anfühlt, aber andererseits bei dem massiven Backtracking und Umhergelaufe, das man später tätigen muss, eher stört. Die einzelnen Wege legt man zwar trotzdem sehr schnell zurück, aber in der Masse macht das trotzdem etwas aus.
Die größte Stärke des Spiels sind wie auch beim Vorgänger die Charaktere. Neben den Hauptcharakteren trifft man auch eine sehr große Zahl von Nebencharakteren und temporären Party-Charakteren, die alle halbwegs gut ausgearbeitet sind und sehr viel Vielfalt in die Gruppe bringen. Ich finde, Spiele sollten solche temporären Charaktere öfter nutzen. Es ist auf einer "Reise" eigentlich ziemlich realistisch, dass nicht alle Charaktere das gleiche Ziel verfolgen und permanent dabei sind, besonders, wenn sie nicht alle mit dem gleichen Ziel aufgebrochen sind. Außerdem ist das auch eine tolle Möglichkeit, mehr Vielfalt in den Cast zu bringen, ohne jeden Charakter zu einem vollwertigen Kämpfer zu machen. (In Final Fantasy XII fand ich das bei Larsa beispielsweise auch sehr gelungen.)
Mein Lob gilt außerdem der Musik, die wirklich um einiges besser als im Vorgänger ist. Es gibt nun sehr viel mehr verschiedene Musikstücke für Wege, Dörfer und Städte. Gegen Ende wiederholt sich zwar auch ziemlich viel, aber nicht so viel wie bei III. Zudem gibt es einige richtig tolle Stücke, darunter das Main Theme (dessen Melodie dem von Trails in the Sky etwas ähnelt). Mein Lieblingsstück ist vermutlich dieses Town Theme, das an sich zwar nicht einmal besonders aufregend ist, mir aber aus irgendeinem Grund unheimlich gefallen hat. ^^
https://www.youtube.com/watch?v=1v_NML3YIHc
Grafisch hat sich nicht viel getan, aber die Sprite-Arbeit hat sich verbessert. So haben die Charaktere teils deutlich mehr Posen. Ein großes Lob gilt den Kampfszenen, die mit zu den besten Pixel-Kampfszenen gehören, die ich bisher in einem RPG gesehen habe. :) Die Übersetzung ist übrigens wieder recht schwach, aber daran habe ich mich ja schon gewöhnt. An den Gagharv-Spielen merkt man echt, wie wichtig ein Editor ist. ^^
Fazit: The Legend of Heroes IV: A Tear of Vermilion sticht ebenso wie sein Vorgänger aus der Masse an klassichen RPGs nicht allzu sehr heraus, weiß aber durch eine nicht allzu innovative, aber gut erzählte Handlung und gut ausgearbeitete Charaktere in einer schönen Spielwelt zu überzeugen. Auch wenn es gegen Ende etwas mühsamer wird, spielt sich das Spiel recht locker und stellt insgesamt eine moderate Verbesserung zum dritten Teil dar. Mir hat's sehr gefallen!
Story |
6.5 |
|
Charaktere |
8.0 |
Gameplay |
5.5 |
|
Kämpfe |
5.5 |
Optik |
6.5 |
|
Musik |
8.0 |
Atmosphäre |
7.0 |
|
Spielzeit |
23:00h |
|
|
|
Gesamt |
7.5 |
P.S.: Ich glaube, ich habe dieses Jahr mehr PSP-Spiele gespielt als in den ganzen letzten Jahren zusammen. :D Aktuell sitze ich übrigens nach laaaanger Pause an Ys Seven und The Legend of Heroes V wird sicherlich auch nicht allzu lange auf sich warten lassen. :) Außerdem will ich mich bald endlich auch mal Brave Story widmen.