Raphael klopt an Lesters Zimmertür und fragt freundlich: "diskutiert ihr da drinnen doch, oder wurde nur Lorenz eingeladen?"
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Raphael klopt an Lesters Zimmertür und fragt freundlich: "diskutiert ihr da drinnen doch, oder wurde nur Lorenz eingeladen?"
"Tatsächlich habe ich mehrere Personen, die ich verdächtige. Allerdings ist die Person, die ich am ehesten als Werwolf sehe, unser Hauptmann Lester K. Zum einen behauptet er immerwieder, sich nicht an seine Vergangenheit erinnern zu können und zum anderen scheint er nicht sehr bemüht zu sein, die Werwolfplage wieder loszuwerden. Im Gegenteil, er scheint die komplette Verantwortung, die er eigendlich hat, auf die Hexenjäger und die restliche Bevölkerung abzuschieben. Ich kann mich noch gut erinnern, dass er es an einem Tag nicht für nötig befunden hatte, die Dorfgrenze, den Zaun, zu reparieren und am Tag darauf plötzlich, schien es ihm sehr wichtig zu sein. Heute habe ich eine entdeckung gemacht, als ich ein verstecktes Zimmer im Haus von Diran gefunden hatte, aber das einzige, was Lester interessiert hatte, war, wie ich in seine Taverne gekommen bin."
Oh ja, vor allem bei Isabella war ihm so einiges ins Auge gefallen. Angestrengt musste Lester ein Grinsen unterdrücken.
"Eigentlich nichts besonderes. Roland hat uns ja erzählt, dass er Aufzeichnung über einen Trank gefunden hat der angeblich gegen Werwölfe wirksam sein soll, wobei ich mich immer noch frage wie Diran auf die schnelle so etwas zusammengebraut haben soll. Was mich an ihm jedoch etwas stört ist, dass er sich mehrmals mir gegenüber misstrauisch geäußert hat weil ich scheinbar nicht so reagiere wie er das gerne hätte.
Und Isabella...nunja, scheinbar hat sie sich nur entschieden mich zu hängen weil ich sie nackt gesehen und mich nichtmal entschuldigt habe. Aber wenn es stimmt war ihr sagt, dann war sie vielleicht für das Loch in meiner Wand verantwortlich...
Aber meint ihr wirklich, dass einer von ihnen absichtlich das Gewölbe zum Einsturz gebracht haben soll? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Alchemist irgendjemanden in seine Villa gelassen hat."
Plötzlich klopfte es an die Tür. Da es keiner der von Laurenz beschuldigten war bat Lester den Priester herein.
Raphael trat herein und setzte sich neben lester auf einen gemütlichen Platz. "So, wie es scheint, sieht es schlecht um eure Ahnung über die Hinweise dieses Zettels aus.
"Der Hüter hocher und goldener Herzen kann auch scharf nach Schafen greifen. Wo auch immer du ihn findest, WENN du ihn überhaupt findest, wirke verzaubert und von seinen Worten interessiert, dass er dich als Dukatenesel sieht. Seine gierigen Worte sind der Schlüssel zum verschollenen Geheimnis unseres willigen Dichthelmträgers. Seine Interessen sollen auch deine sein, und die Türe wird sich dem grünen Himmel öffnen, welcher alles verändern wird. Denke an meine vorigen Worte, denke an tausend Sinne und fünfhundert Gedanken und lasse dich nach Eden führen. Wenn du meine Botschaft richtig deutest, wirst du dich durch dein erlangtes Wissen einen wollreichen Hirten nennen können. Doch merke auch Folgendes: Reden ist Silber, schweigen Gold. Jeder Henkersname kann dich von deinem reichen Ziel entfernen. Doch mehrdeutige Worte sagen sowohl viel Unschuld als auch Schuld aus. Zu diesen solltest du greifen. אלוהים יהיה עמך."[7
Am besten wäre es, ihr sagt mir, was ihr meint, was dieser Zettel meint. Stellt mir eure Fragen, und ich beantworte sie."
"Oh nein, es ist nicht wie Ihr denkt!" ...hatte sie eigentlich rufen wollen, als Godfrey das Wort an Winfried gerichtet hatte. Aber wofür? Es war ohnehin nicht von Belangen, nicht jetzt, da die Nacht bald hereinbrechen würde.
Betreten sah Lilith zu Boden, und kämpfte gegen die Mischung aus Verwirrung, Enttäuschung und Schuldgefühlen an, die sich in ihrem Inneren zusammen braute. Sie konnte nicht zwischen Dankbarkeit und echten Gefühlen unterscheiden, nicht zwischen bloßer Faszination und Zuneigung... noch nie zuvor war es ihr so ergangen.
Obwohl Winfried von ihrer Verwirrung wohl Notiz nahm, wich er trotzdem nicht von ihrer Seite, und im Moment war dies auch genau das, was sie brauchte. Auch wenn es womöglich egoistisch war.
So wartete Lilith schweigend und weiterhin zu Boden blickend darauf, dass sich die Gruppen bildeten. Dann würde sie endlich wissen, wie es für diese Nacht weiter gehen sollte, und würde sich wieder etwas sicherer fühlen.
Genervt stand Lester auf und begab sich zum Priester.
"Meint ihr nicht es sinnvoller wäre Klartext zu sprechen? Es geht hier immerhin um unser aller Überleben, also wenn ihr jemanden verdächtigt, dann sagt es mir doch bitte. Ich bin nicht gut mit Worten und erst recht nicht im Lösen von Rätseln. Ich habe heute morgen schon gesagt, dass ein paar Passagen wie Hinweise auf den Dichter Andreas klingen, aber ob dem so ist könnt nur ihr mir sagen. Euch liegt doch hoffentlich etwas an unserem Sieg gegen diese Diener des Teufels!
Und wenn wir schon dabei sind, was haltet ihr von Isabella und Roland? Laurenz verdächtigt die beiden."
Ewald sah, dass man bald jemand wählen musste und er wusste auch nicht was zu tun war. Einige hatten bereit für Lester gestimmt, doch was konnte er wirklich gegen Lester sagen? Er hatte bei ihren Waffenübungen mitgemacht und sich angestrengt.
Der andere von dem er viel gehört hatte dieser Händer gewesen, Laurenz Eibisch, von diesem Mann wusste Ewald recht wenig. Winfried hatte den Mann beschuldigt und Ewald hatte seine Gründe nicht ganz verstanden, also suchte er ihn auf.
[FONT=Book Antiqua]"Herr Winfried, ihr sagtet etwas gegen diesen Händlersmann, Eibisch. Aber worauf genau habt ihr euch bezogen?"[/FONT], fragte er Winfried
"Einen Trank? Ich habe in einer Kassette eine seltsame Flüssigkeit gefunden, in der Nähe des Kamins. Sie scheint die Explosion überstanden zu haben. Sollte heute wieder jemand für den Galgen bestimmt werden, könnten wir diese auch… an demjenigen ausprobieren?"
Lester erwähnte seine Begegnung mit Isabella… (Isabella… nackt gesehen? Mit was für einem Lüstling hab ich hier zu schaffen. Hinterwäldler… Jede zweite Frau, die hier vorbeikommt muss ihnen wie eine leibhafte Göttin erscheinen) Doch Laurenz versuchte so gut es ging, seine Abscheu vor dieser Eigenschaft des Hauptmanns zu verbergen.
Offensichtlich hatte Ewald nichts von dem Trubel um den mysteriösen Zettel mitbekommen, und so erklärte Winfried ihm die Lage:
"Unser Hauptmann Lester erhielt von unserem Geistlichen Raphael einen Hinweis, der womöglich auf eine mögliche Bestie hindeuten soll. Dieser Hinweis ist zwar recht verschlüsselt, doch ist darin die Rede von einem "Dichthelmträger", so wie Laurenz einer ist, und auch von Schätzen steht dort geschrieben wie sie nur ein Händler anhäufen kann. Der springende Punkt ist, dass der Zettel mit einer anscheinend arabischen Formel beendet wurde, und da Laurenz Eibisch der Einzige unter den Bewohnern ist, der wohl aus dem Orient stammt, denke ich, dass diese geheimnisvolle Botschaft sich wohl auf ihn beziehen soll."
"Dieser Raphael ist mir zwar immer noch suspekt, aber wenn ihr ihm so viel Vertrauen schenkt, so werde isch dies auch tun. Auch isch klage Laurenz Eibisch an!"
"Ob es sinnvoll ist, in der Präsens des Bösen von Luzifer höchst persönlich zu sprechen, sowas könnte gefährlich werden. habt ihr euch schoneinmal an einem Wintertag in diesem Dorf umgeschaut? Es deuten viele Spuren auf andere Mächte, denen es genauso wie uns allem am Wohle des Volkes liegt. Dieser Zettel - er enthält viel Wissen über solche Mächte und wie man die Plage abwehren kann. Ein Grund, warum ich euch eine verschlüsselte Botschaft gegeben habe, ist der, dass ich ersteinmal eure Umgehensweise mit solchen Mysterien herausfinden wollte. Ihr wusstet nicht weiter und habt Experten danach befragt.
Es gibt weise Dorfälteste, welche Lebensfragen beantworten können, und es weise Anführer, welche diese Fragen nur in der Gruppe beantwortet haben. Ihr seid zweiteres.
Nun schauen wir uns mal den Zettel an:
"Der Hüter hocher und goldener Herzen kann auch scharf nach Schafen greifen."
Ihr habt nur über den ersten Satz nachgedacht. Andreas ist eine richtige Ahnung, aber der Täter ist er nicht - da hätte man das Wörtchen kann beachten sollen.
"Wo auch immer du ihn findest, WENN du ihn überhaupt findest, wirke verzaubert und von seinen Worten interessiert, dass er dich als Dukatenesel sieht."
Wenn du dich in ein Gespräch mit ihm verwickelt hättest, hättest du seinen Charm als Illusion darstellen können und er würde sich in ein Gespräch mit dir vertiefen.
"Seine gierigen Worte sind der Schlüssel zum verschollenen Geheimnis unseres willigen Dichthelmträgers."
Dann hättest du unseren "willigen Dichthelmträger" auf Andreas Verhalten ansprechen können, danach müsstest ihn in diesem Zusammenhang nach seinen Beschäftigungen ausfragen sollen. Rate mal seinen Namen.
"Seine Interessen sollen auch deine sein, und die Türe wird sich dem grünen Himmel öffnen, welcher alles verändern wird."
Nachdem du ihn ausgefragt hättest, könntest du einen Verdächtigen erahnen.
"Denke an meine vorigen Worte, denke an tausend Sinne und fünfhundert Gedanken und lasse dich nach Eden führen."
Was ich gesagt habe, müsstest du nur irgendwie mit deinem Wissen verknüpfen können. Würde ein Werwolf gehängt werden, könntest du ein Muster erkennen, wenn auch verschwommen.
"Wenn du meine Botschaft richtig deutest, wirst du dich durch dein erlangtes Wissen einen wollreichen Hirten nennen können."
Als wollreicher Hirte wird der gloreiche Anführer gemeint.
"Doch merke auch Folgendes: Reden ist Silber, schweigen Gold."
Den Spruch kennst du bestimmt.
"Jeder Henkersname kann dich von deinem reichen Ziel entfernen."
Jede undurchdachte Anschuldigung könnte dir einen Fehlschlag zur Rettung garantieren.
"Doch mehrdeutige Worte sagen sowohl viel Unschuld als auch Schuld aus. Zu diesen solltest du greifen."
Sage am besten mehrdeutige Dinge, Gleichnisse in etwa, welche einen Werwolf verwirren, aber einen normalen Bewohner von falschem Wissen befreien.
Stellt mir doch bitte nicht Fragen, wie. "Kannst du mir den Täter nennen?" Die Antwort ist: ich weiß es nicht. Viele Dorfbewohner verhalten sich weltlichen und geistlichen Vertretern sehr unterschiedlich. Darum konnte ich mein Wissen über diese Lage nicht anwenden."
Nadja hatte ein mulmiges Gefühl dabei, gab aber trotzdem ihre Stimme ab, Winfried zu hängen. War er es doch, der ohne Argumente ständig neue Anschuldigungen aus dem Hut zog und scheinbar versuchte, Zwietracht unter den Dorfbewohnern zu säen.
[FONT=Book Antiqua]"Hmm, in der Tat davon habe ich nichts mitbekommen. Ich hätte mit dem Zettel sowieso nichts anfangen können, des Lesens war ich nie mächtig, doch dieser Hinweis ist wirklich obskur. Aber niemand scheint zu verleugnen, dass es diesen Zettel gibt und tatsächlich fremdländische Symbole darauf zu finden sind."[/FONT],bekräftige ihn Ewald.
Er wusste nicht wirklich, was er davon zu halten habe, aber wenn es tatsächlich stimmt, was über diese Schriften gesagt wird, deuten sie wirklich auf diesen Händler. Das er nicht von diesem Landen kam glaubte ihm Ewald auch sofort.
[FONT=Book Antiqua]"Nun, es scheint, als scheine tatsächlich eine höhere Macht auf diesen Händler zu zeigen. Dann wähle ich auch Lorenz von Eibisch."[/FONT]
"Priester, woher stammen diese Worte? Was sollen diese jüdischen Lettern am Ende? Es gefällt mir nicht, dass hier manch einer Dinge auf mich bezieht, die nichts mit mir zu tun haben. Und Anschuldigungen erhebt, die keinerlei Basis haben.
Und was soll das mit diesem "Dichthelmträger"? Ich habe lange genug mit Schutzwaffen gehandelt, doch dieser Begriff ist mir nie untergekommen. Unterliegt ihr einem Übersetzungsfehler? Aber wenn ihr mich meinen solltet, erlaubt mir, euch ein Wort zu lehren: Cervellière. Hirnhaube. Schützt vor Schäden, die sich hier wohl schon mehrere zugezogen haben."
"Lester wird dir gleich sagen, was es mit dem willigen Dichthelmträger auf sich hat. Und dieses "jüdisch" ist "hebräisch", aus einer hebräischen Bibel. Und ich will dich nicht beschuldigen, ich verstehe selbst nicht, warum die Schafe Tollwut leiden. Vielleicht, weil ein königlicher Auftragsmörder als Provokant dient. In der "Stadt" sucht man dich schließlich. Man will deinen Leichnahm. Winfried, der erste Anschuldiger, steht vielleicht im Kontakt mit einem Auftragsmörder. Vielleicht."
"In der Präsens des Bösen von Luzifer höchstpersönlich?"
Verwirrt starrte Lester Laurenz an. Konnte es etwa sein? Meinter der Priester tatsächlich, dass er...? Das würde erklären warum er die Hexenjägerin auch zu den Verächtigen zählte, obwohl sie eine der wenigen ist, die sie vor der Werwolfsplage schützen könnten. Die "Aufklärung" von Raphaels Hinweis klang für ihn zwar trotzdem etwas wirr, weswegen er das mit dem willigen Dichthelmträger nicht erklären konnte, aber irgendwie würde das schon seine Richtigkeit haben.
"Es tut mir leid, Laurenz. Scheinbar wolltet ihr mich nur dazu bringen einen der Hexenjäger zu verdächtigen indem und es etwas tarnen indem ihr auch noch Roland beschuldigt, der aufgrund seines Verhaltens durchaus verdächtig sein könnte. Ihr müsst mich also entschuldigen, aber ich habe mich entschieden für wen ich heute stimmen werden.
Raphael, hoffentlich irrt ihr euch nicht."
Und somit begab er sich nach unten und musste überraschen feststellen, dass der Händler mittlerweile einige Stimmen gesammelt hatte. Sollte das ein Zeichen sein? Er würde es sehen und wählte Laurenz Eibisch.
Eine Wahl, die er aufgrund späterer Ereignisse noch ändern würde.
Da sich Serah nicht gut fühlte zog sie sich den Tag über in ihre Hütte zurück um sich ausruhen. Als es wieder Zeit wurde jemanden zu wählen, der gehängt werden soll, ging sie zu den anderen.
"Ich habe zwar nicht viel mitbekommen wa los war, aber ich schließe mich einfach den anderen an, Laurenz Eibisch soll gehängt werden."
Callan stand erneut vor dem Wahlzettel...seine erste Entscheidung trübte ihn immer noch, auch wenn seine Stimme wenig verändert hätte lastet sie trotzdem auf seinen Schultern, denn sie sprach sich gegen einen Menschen aus...
Er setzte einen Strich auf die Liste.
"Ich kann mir einfach niemanden als Werwolf vorstellen...niemanden...die Stimme hilft vielleicht nicht, aber sie beruhigt mein Gewissen, gibt mir Zeit zum denken..."
Als er wieder ging befand sich der erste Strich neben dem Namen Callan Fidian.
Laurenz schwante böses. Als er herunter kam, sah er, dass mittlerweile mehrere Stimmen gegen ihn gesetzt worden. Es half nichts, er musste die anderen Bewohner ausfragen
"Was nehmt ihr als Basis für eure Anschuldigungen? Das Geschmiere des Priesters? Hat er euch erklärt, mit welchem Wissen er es überhaupt verfasst hat? Ob dahinter mehr steckt, als lebhafte Fantasie? Was werft ihr mir vor? Sagt es mir wenigstens ins Gesicht!"
Sein Blick wanderte zum Franzosen. "Nicolo? Ihr auch? Ihr enttäuscht mich sehr."
"Als williger Dichthelmträger wird unser schweigsamer Will-helm bezeichnet. Und Lester, meinst du, du hast wirklich Recht mit Laurenz? Es könnte ein Fehler oder ein Treffer sein. Und Laurenz, bist du dir wirklich sicher, dass du kein Werwolf bist? Du könntest es ja nie gemerkt haben." Raphael warf einen Blick, grimmig und lächelnd zugleich.
"Ob ich Recht mit Laurenz habe? Ich habe ihn grad aufgrund eures Verhaltens gewält! Falls das ein Missverständnis war dann solltet ihr in Zukunft aufhören in Rätseln zu sprechen. Wie soll da einer schlau draus werden?"
"Ich werde mich zukünftig nach eurer Denkensweise richten, der Zettel war du fünf Teilen ein Test. Zu den anderen fünf ein Hinweis."
"Eure Beschuldigungen sind nicht mehr als ein krudes Wortspiel, dass ihr missverstanden habt!
Und was mich betrifft: Mein Schicksal hängt an mehr als einem hier. Wer ich bin, oder was ich für euch bin, liegt nicht nur bei mir."
Hatte dieses Callan gerade für sich selber gestimmt? War das ein Geständnis? Ein unangebrachter Scherz? Taktik?
Doch Nicolos Überlegungen wurde von dem Gespräch Raphaels und Lesters unterbrochen.
"Guter Mann, was 'abt ihr vor? Ihr spielt mit dem Leben von Unschuldigen! Wenn ihr etwas wisst, dann sprecht deutlich!"
"Wie ihr seht, ist durch mich noch niemand an meinen "Spielen" gestorben. Alles, was ich in den letzten Tagen herausgefunden habe, hilft uns nun nicht mehr, seid Arithons spurlosen Verschwinden."
Lester… ich dachte… hoffte einst, wir hätten mehr gemein. Doch leider scheint ihr doch nicht mehr zu sein, als ein nach Fleisch lüsterner Schweinehund. Von mir aus, kann der Teufel euch holen!
"Noch niemand!"
Nicolo war wütend. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?
"Und Ihr versteht, dass es mir recht wäre, wenn es so bleiben würde! Nicolo, bedenkt Eure Wahl! Ihr wisst um den Wert meines Schwertarms, denke ich."
[FONT=Book Antiqua]"Falls der Händler tatsächlich einer der Werwölfe sein sollte, dann hat der Priester ja nichts falsches gemacht, falls aber seine Hinweise uns dazu führten einen weiteren der unserer zu töten ... nun dann wissen wir auf jeden Fall das ihm nicht mehr zu trauen ist. Ich mag dieses Rätselraten nicht, ich bin mehr ein Mann klarer Tatsachen, aber ich irgendwie müssen wir uns entscheiden"[/FONT]
"Du solltet keine Teufel auf Kranke hetzen, Lorenz. Die einzigen Hinweise, welche ich gegeben habe, nützen uns nun sehr wenig, darum sollte ich keine Schuld bekommen. Und was macht ihr eigentllich in Lesters Zimmer? Ach, das ist ja ein Fester. Verschwinde, Spanner!" Raphael zog die Vorhänge zusammen. "Pfft, seltsamer Kautz."
Die Lust wurde klamm. Laurenz bat, seine Abwesenheit zu entschuldigen. Er ging zum Rande des Waldes. Er ging und ging… nach einigen Minuten war der Wald so dicht, dass kaum ein Durchkommen mehr war.
"Die Schlange hat den Fuchsbau verlassen."
"Lachesis! Ihr seid spät. Die Schlange bäumt sich auf."
"Die Schlange bäumt sich auf…"
"Seid wendig."
"Seid geschwind."
"Lebt wohl, Lachesis."
Laurenz verließ den Wald und kehrte auf dem selben Weg zurück, ohne einen Winkel zu verziehen. Er sah dem Ende des Tages entgegen… und war sich bewusst, dass noch mehr heute sein Ende finden könnte.
"Isch glaube dieser Raphael kann nicht mehr klar denken!" Nicolo machte eine kurze Pause und fügte noch hinzu: "Oder er versucht gezielt Verwirrung zu stiften… doch wer 'ätte daran Interesse?"
"Bezweifelt meine Klarheit, dieser verdammte Grünwein...war wohl für ein anderes Heilungsopfer bestimmt" Raphael stand von dem Tisch auf, an den er sich vor kurzem gesetzt hat. "Und nun ersteinmal ein vernünftiges Bier!" Nachdem er sich selbst bedient hat, legte er das Geld auf den Tresen und marschierte seltsam Richtung Kirche...
"Werwölfe hätten daran Interesse...Rapahel redet ja sogar in Rätseln wenn ich ihn bitte Klartext zu sprechen...
Also falls wir mir Laurenz falsch liegen, dann hätten wir schonmal einen Kandidaten für morgen. Natürlich könnten wir unsere Stimmen noch ändern, aber das würde ja noch mehr Verwirrung stiften."
Da bemerkte er, wie Godfrey für die kleine Serah stimmte. Hatte er etwa einen Verdacht ihr gegenüber? Er war hin- und hergerissen ob er sich doch noch schnell umentscheiden sollte.
"So Leid es mir tut, Hauptmann - isch denke nicht, dass es irgendein Zeichen wäre, wenn wir Laurenz 'ängen würden und er unschuldig wäre. Raphael 'at Laurenz niemals direkt beschuldigt. Er 'at nur unklare Worte geschrieben und damit Verwirrung gestiftet!"
[FONT=Book Antiqua]"Ich hoffe, dass wir uns heute nicht schon wieder irren, das wäre für unsere Sache katastrophal, schon viele gute tapfere Männer mussten ihr Leben geben, auch durch unsere Taten. Aber wenn der Priester uns durch seine Rätsel auf eine falsche Fährte lockt, nun ich stimme dem Hauptmann zu, dann hätten wir unseren Kandidaten für morgen.[/FONT]",gab Ewald seine Meinung kund.
Der Streit zwischen den anderen und dem Priester Raphael schien fast schon absurd wenn man bedachte, dass sie beide für die selbe Sache kämpften, aber niemand wollte wohl die Verantwortung übernehmen, sollten sie mit ihrer Vermutung falsch liegen. Ewald selbst wurde bei dem Gedanken wieder einen Unschuldigen zu hängen mulmig, aber es half nichts, irgendwen mussten sie hängen, es war eine Regel gegen die sie nichts tun konnten, als ob höhere Macht ihnen vorbestimmt hatte jeden Tag einen der ihnen zu hängen.
"Ihr mögt schon irgendwie recht haben, aber ihr könnt nicht abstreiten, dass er mit seinem Zettel einiges an Chaos gestiftet hat und scheinbar auch kein wirkliches Interesse daran hat den Fehler noch zu beheben.
Aber wisst ihr was? Ich werde Laurenz jetzt doch begnadigen!"
Und damit strich er seine alte Stimme durch und stimmte für Serah. Hoffentlich hatte Godfrey etwas entdeckt, dass ihm entgangen war. Weil ein kleines Mädchen für nichts und wieder nichts zu hängen? Ob er das überstehen könnte?
"Isch frage mich mittlerweile eines: Wenn Raphael wirklich eine Vermutung 'at, warum spricht er diese dann nicht aus sondern gibt nur wirres Zeug von sich?"
Nicolo war entsetzt: Nachdem heute Nachmittag noch alle so gut zusammenarbeiten wollten, gab es jetzt Verwirrung und vielleicht einen Saboteur.
"Vielleicht will er uns alle gegeneinander ausspielen...was wäre die beste Tarnung für einen Diener Satans als die Gewänder eines Priesters? Aber sollte er tatsächlich auf unserer Seite stehen...nun, dann habe ich keine Ahnung warum er solch einen Unsinn verzapft.
Ich vertraue jetzt einfach mal auf Godfrey Wahl, denn wenn Raphael uns dazu bringen wollte Laurenz zu töten und es nur nicht zugibt, dann könnten wir einen gewaltigen Fehler begehen."
Nicolo wurde langsam wieder ruhiger: "Nun sprecht ihr wieder weise Worte. Die Dorfbewohner 'aben in euch eine gute Wahl getroffen. Auch isch werde mich eurer und Godfreys Meinung anschließen."
Nicolo ging zu der Liste und machte einen weiteren Strich hinter Serahs Namen. Danach verließ er wortlos die Taverne und ging zurück zum Lager der Hexenjäger.
Dieses ganze Rätselraten und die daraus resultierenden Missverständnisse wurden zu viel für Winfried. Er wusste nicht, was er er von Raphael halten sollte, genaugenommen misstraute er ihm von nun an, schließlich hätte der ganze Wirble um das Stück Papier und das seltsame Verhalten des Pfaffen dazu geführt, dass womöglich ein unschuldiger gehängt worden wäre. Auch wenn Winfried es nicht gerne zugab, so schienen ihm trotz aller Bedenken der Hexenjäger und der Hauptmann vernünftige Personen zu sein. Zwar mochte er den Wirt dennoch nicht sonderlich leiden, aber diafür gab dieser nicht wirres Zeug von sich und vielleicht halfen die nächtlichen Patrouillen ja tatsächlich.
Wo war überhaupt dieses Mädchen aus der Stadt abgeblieben? Serah? Nach einer ruhigen Minute hielt auch Winfried ihr Fernbleiben für überaus seltsam, so ein junges Ding müsste doch eigentlich panische Angst alleine haben!
Laurenz nahm mit Beruhigung zur Kenntnis, dass sich zu den Kreidestrichen auf der Tafel immer mehr Verschmierungen gesellten. Die Zahlen hatten sich wieder zu seinen Gunsten gewendet. Auch wenn es so aussehen würde, als brächte diese Wendung ein junges Mädchen um ihren Hals, war dies noch immer erträglicher, als eigenes Blut vergossen zu sehen.
Ein bisschen Verwirrung kann einen Mob noch stärker aufstacheln, als eine klare Beweislage. Laurenz war sich dessen bewusst, war diese Unsicherheit doch auch einer der Gründe gewesen, seine Heimat hinter sich zu lassen. Es würde noch seine Zeit dauern, bis er zurückkehren könne.
Raphael saß still in der dunklen abgeriegelten Kirchenhalle auf dem Boden und dachte nach. Was war es nur? Was ist gerade passiert...ach, ich stecke in einer schwarzen Gasse auf dem Stuhl Luzifers, kurzerhand werde ich seine Hangware. Er will die "Brücke" sprengen, was wäre, wenn ich sie einstürzen lasse? Die Bibel...wenn unser gütiger Vater nur einen Aufklärer senden könnte, oder gleich einen neuen Körper für meine erneute Reinkarnation auf Erden, hoffentlich begehe ich dann keinen weiteren Fehler. Was sind es nur für Dörfler, denen ich eine Krücke leihe, und sie damit auf einen "Irrelevanten" einschlagen? Wenn ich nur keinen fremden Wein getrunken hätte. Vielleicht war es Gift und Lester versuchte den Trinker zu töten. Vielleicht war Lukas es, der eine Zeit lang an diesem Tisch saß...Raphael saß angespannt, zuckend mit geschlossenen Augen da, dabei mit den Händen den Kopf haltend. Vielleicht, *seufz* ...warum wurde ich nur nach dem Erzengel der Luft und des Johannes benannt? Warum musste ich diesen Zettel einem Hauptmann ohne...Vergangenheit geben...Raphael beruhigte es ersteinmal, bis er kurzerhand aufschreckte, als sich urplötzlich eine Fackel entzündete. Diese Fackel stand auf einem scheinbar jahrzehnte alten Holzständer am Altar, welcher vorhin nicht existierte. Dabei musste er an eine Person denken: Diran... Für einen Bruchteil einer Sekunde sah er am Fenster Erzengel Raphael einem fluchenden gefallenen Engel ein Schwert in das schwarze Herz stechen. Im Hintergrund Diran, welcher auf die Fackel starrte. Nach diesem Moment wurde Raphael eines klar: er musste sein noch unverschmutztes Wissen und seine Lebensgeschichte für die klügere Nachwelt bewaren. Darum ging er auf den in der Nachtschwärze getränkten Friedhof fünfzig Schritt nördlich und hob neben dem Grab Dirans ein weiteres aus. Dort platzierte er eine Urne, welche nun eine seltsame Kette beinhaltete. Daraufhin schüttete er das Grab wieder zu und ließ es mit dem Wasser aus dem Bach nebenan volllaufen, sodass die Erde durch Erosion eingeweicht wurde. Dann riss er eine "Grasmatte" vom Waldboden, verdeckte damit die Grabstellen und stellte einen unbeschriebenen Grabstein auf den Punkt. Raphael überkam nun ein Gefühl der Erleichterung und zugleich unscheinbarer Trugheit, sodass er beschloss, in einem lange Zeit ungenutzen Raum unter der Kirche zu übernachten, sein tiefschlafendes Hausschwein und seine privaten und wichtigen Gegenstände nahm er ebenfalls mit. Er hinterließ im Pfarrhaus einen Zettel mit einem Grund seiner Abwesenheit, welchen nur sein Kollege deuten kann.
Ewald gingen die letzten Stimmenänderung zu schnell er bekam gar nicht richtig mit was los war, warum wollten alle gegen ein kleines Kind vorgehen? Nein, das ging Ewald zu weit, es gab gar keine Argumente warum man sie hängen sollte.
[FONT=Book Antiqua]"Ich bleibe bei meiner Entscheidung, es macht jetzt auch gar keinen Unterschied mehr, das Schicksal dieses Kindes scheint gezählt zu sein, hoffen wir nur, dass wir nicht umsonst ein kleines Mädchen töten."[/FONT]
Godfrey hatte Wilhelm lange beobachtet, wie er an der Liste stand, die dazu diente, die Namen auf Papier zu bannen, die ihr Leben verwirkt haben sollten.
Als er Mann schließlich den Namen des kleinen Mädchens aufmalte, war Godfrey so überrascht wie abgestoßen, doch dann erinnerte er sich daran, das Luzifer keine Scheu hatte, selbst das unschuldigste kleine Mädchen oder die züchtigste Jungfrau in sein Ränkespiel zu verführen, oder sogar diebische Freude empfand, diese reinsten aller Geschöpfe ins Dunkel stürzen zu lassen.
Ihm war eines klar - Wilhelm war der erste, der Serah anklagte. Er war mutig und stark genug, die Schmach und die Schande und die Verzweiflung auf sich zu nehmen, falls er sich geirrt haben sollte und Godfrey wusste, dass nur ein Mann, der sich seiner absolut sicher war, eine solche schreckliche und zugleich notwendige Anschuldigung formen könnte.
"Wilhelm, der du dein Seelenheil in die Waagschale der Gerechtigkeit wirfst, dir will den Rücken ich stärken." sagte Godfrey, ehe er schweren Herzens mit einem Stück Kohle den Strich Wilhelms um einen zeiten Strich ergänzte, der zum Ende hin leicht schwächer wurde, als hätte der fingerlange Strich jede Kraft und jede Stärke aus dem Leib des alten Hexenjägers gesaugt.
Er sah sich in der Taverne um und bemerkte, dass noch mehr Personen diese Meinung zu teilen schienen und weiß waren seine Lippen, so fest presste er sie aufeinander, als er mit einem murrenden Kopfschütteln schließlich seinen schweren Mantel abermals anzog und sich anschickte, die Taverne zu verlassen.
Noch war es hell, doch bald würde die Nacht über sie hereinbrechen und das Land mit ihrem Leichentuch aus Stille und Schatten überziehen, doch davor würden die Scharfrichter des Dorfes ihre grausige Aufgabe erledigen.
Godfrey wusste, was zu tun war.
Ob das Mädchen undschuldig war oder Luzifers Buhle war - ihr Leib war der eines kleinen Kindes und die Dorfbewohner würden diesen Anblick als erschreckend und demoralisierend empfinden.
Schnaufend schulterte er seinen Spaten, er rückte langsam seinen Hut zurecht und ging mit langsamen und gemessenen Schritten in Richtung des Friedhofes.
Dort angekommen warf er einen Blick auf die langsam vergehende, blutrote Sonne, die wie ein feuriger Ball hinter Wald und Gebirge unendlich langsam verschwand und während der Schweiß ihm von der Nasenspitze tropfte, begann er ohne Rücksicht auf seine schmerzende Schulter ein Loch zu graben, vielleicht einen Schritt tief, jedoch klein von den Ausmaßen.
Es war ein Grab, zu klein für einen Erwachsenen.
Aber nicht für ein Kind.
Dann kniete er nieder und er presste seine nasse Stirn an den Stiel der Schaufel, der Geruch frischer Erde erfüllte ihn, das vom Regen des Vormittags feuchtnasse Gras schlich listig durch die Fasern seiner groben Hose und fühlte sich kalt an seinen Beinen an.
Noch immer spürte er den gleißenden Funken Hoffnung in seinen Eingeweiden, ein Fingerzeig eines Engels, der ihm mit tiefempfundener Selbstverständlichkeit Ruhe und Sicherheit gab, trotzdem war seine Stimme rau und belegt, als er zu beten begann:
"Gütiger Vater, himmlische Erzengel. Ich danke euch in Demut als euer untertänigster Diener für die Kraft und den Mut, dieses Werk vollbracht zu haben. Erweckt die Seele des Kindes in euren Hallen, so sie rein war und führet sie an die Auen von Eden."
Dann stand er langsam auf, um dem Hautpmann zu berichten, dass der Leichnam der kleinen Serah nicht lange unter dem Firnament zu liegen hätte, wenn das Werk getan war, ihr stand das Privileg zu, ihren Leib schnell vor den Blicken verborgen zu wissen. Als letzter Dienst für ein kleines Mädchen - unerheblich, ob von Schuld erfüllt oder mit reiner Seele zu Tode gekommen.
Er bekreuzigte sich ein letztes Mal und ging wieder in Richtung des Dorfes, als sich ein warmes und lange verloren geglaubtes Gefühl trauter Bekanntheit seinen Nacken umfing wie der Biss eines blutsaugenden Vampirs.
In seiner Nase tanzte - eines wunderschönen Schmetterlings gleich - der Duft der Blumen, die Isabella sich heute Morgen ins Haar gesteckt hatte, zusammen mit dem unwiderstehlichen Fanal des unverkennbaren Duftes ihrer Haut, wo er nur nach Waffenfett, Leder und Schweiß zu riechen wusste.
Er schmunzelte in sich hinein und ertappte sich dabei, wie er sich Isabella vorstellte, glücklich im Reigen ihrer eigenen Lust, an der Seite eines Mannes, der sie würde zähmen können, er schüttelte dann jedoch den Kopf, lächelte, um sich einen Träumer zu schimpfen, um dann die Schaufel zu schultern, als ein heißer Blitz durch sein Gedärm zuckte und ihn seinem blassen Gesicht das Auge weit aufgerissen die Hände kraftlos sinken zu lassen.
Isabella war in Richtung des Friedhofs gegangen und seitdem hatte er sie nicht wieder gesehen - und die Wölfe waren überall, lauerten vielleicht darauf, einzelne Personen anzugreifen und alarmiert ruckte sein Kopf in alle Richtungen, als im Licht der ersterbenden Sonne, die einen silbernen Mond gebären würde, den goldgelben Haarschopf Isabellas sah, die neben dem Grab des guten Konrads lag und dann sah er Blut.
Der Schock des Anblicks ließ Lava durch seine Adern strömen, der Mund wurde ihm bittter und fahl und der Atem vermochte gar auszubleiben.
Er war überrascht, über die Intensität der Sorge, die sich wie lepröse Würmer in seiner Seele festsetzten und ihn dazu brachten, raschen Schrittes sich zu nähern.
Es war sein Herz, welches ihm bis zum Hals schlug, das Rauschen in seinen Ohren, die im Takt seines Blutes durch den Schädel des Hexenjägers hämmerten und er empfand tiefe Trauer.
Mehr als er sich eingestehen wollte.
Es war wie damals, auch sie hatte so dagelegen, ihr Haar so rot wie das Blut, die Frucht ihres Leibes war deutlich unter dem Kleid auszumachen, sie streckte die Hand aus, ihm etwas zu reichen, während sich Tränen in seinen Augen sammelten und ihn stammeln ließen.
Heute jedoch war seine Seele ausgetrocknet, er hatte verlernt zu weinen, sein Dienst war rechtschaffen, seine Pflicht erlaubte keine Schwäche, trotzdem schnürte es ihm die Kehle zu, als er neben ihr kniete und ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich, dann spürte, wie sich ihr Puls unter der zartweißen Haut regte, wie ihre Lider flatterten, das Blut an ihrer Hand vor Stunden schon geronnen war.
Und Godfrey lächelte voll Dankbarkeit und stiller Zuneigung auf sie herab, er spürte, wie seine Lippen bebten, als die Ketten der Sorge von seinem Herzen abfielen und es nun befreit wieder in den Himmel fliehen konnte.
Behutsam nahm er die bewusstlose aus dem Grab, er trug sie mit starken Armen und langsam und bedächtig geführten Schritten in die kleine Zeltstadt der Hexenjäger. Von tiefem Violett schien der abendliche Himmel gemalt, das blutige Rot darin hatte jedoch seine Warnung und seinen bedrohlichen Charakter verloren, denn Godfrey war von tiefer Freude erfüllt, er sah ihre feinen Züge, die geschwungenen Lippen im letzten Licht des Abends, während er spürte, dass sie noch immer ruhte und ihr Leib - dessen athletischer Körperbau sich unter seinen Fingern fast erspüren ließ - von gleichmäßigen Atemzügen weiter in das Reich der Träume getragen wurde.
Da er nicht in die Privatsphäre ihres Zeltes einzudringen wagte, bettete er die Hexenjägerin schließlich auf seine Schlafstatt, ein zusammengesteckter Kasten aus Holz, in dessen Viereck er sich am ersten Tag frisches Stroh zum Bett hatte formen lassen, darüber eine grobe Decke und dann einige warme Felle, die unbarmherzige Kälte von unten fernhaltend.
Sanft ließ er sie dort nieder, sie sank nur leicht ein, dann zog er ihr behutsam ihre schweren Stiefel aus und positionierte sie neben seiner Schlafstatt, wo sie sie finden würde. Ihre Füße waren eiskalt, was wohl von der feuchten Erde des Grabes herrührte und nach einigen Augenblicken des Innehaltens und Zögerns legte er mit beherzter Zärtlichkeit beide seiner von der Arbeit warmen Handflächen auf ihre Füße, wärmte diese mit sacht kreisenden Bewegungen, ehe er seine dicksten Wollsocken aus dem Rucksack holte und ihr anzog.
Dann nahm er seinen Winterumhang, grau und schwer, ein eingesticktes rotes Kreuzritterkreuz darauf und legte ihn über den Körper der Frau, die Enden durch sanftes Bewegen ihres Leibes unter die Seite ihres Leibes drappierend, auf dass die Decke nicht von ihr weggestrampelt werden könne, wenn böse Träume sie plagen sollten.
Godfrey spürte, dass sie sich in einigen Dingen noch nicht verziehen hatte und ihr Schmerz peinigte ihre Seele, es marterte ihr ansonsten heiteres Gemüt, ein Vulkan aus Zorn kochte in ihr, die Unzufriedenheit ihrer Entscheidungen und Handlungen und bei Gott, Godfrey konnte sie verstehen, doch da sie das Gespräch nicht suchte, konnte er nur für sie beten und die Himmlischen bitten, ihr Kraft zu senden.
Und als er die heilige Schrift ihr unter das Kissen schob, wohl wissend, dass sie ihm ein stetes Ruhekissen war, realisierte er stockend, dass ihrer beiden Gesichter nah waren, ihre feinen Wimpern hatten seine Wange gestreichelt, so dass es ihm heiß und kalt durch die alten Knochen fuhr, ein Wink des Schicksals nur, ein Hauch von Mut, ein Wimpernschlag von Zufall, eine Haaresbreite von Glück und ihre Lippen würden einander berühren...
...doch Godfrey biss sich auf seine Unterlippe und unendlich behutsam erhob er sich, sein Auge ruhte auf der Schlafenden, sein Herz begann wieder leiser und langsamer zu schlagen und Stolz, tiefe Zuneigung und Sorge schimmerten in seinem Blick, als er die Kerze in seinem Zelt ausblies, nachdem er der kampferfahrenen Jägerin noch einen gescheideten Dolch neben das Bett gelegt hatte, zusammen mit einem Tonbecher Wasser.
Leise und bedächtigen Schrittes entfernte er sich von dem Zelt, welches er wieder vorsichtig zugeknöpft hatte und sein Heil suchte er im Gebet.
Er war nun Jäger, nicht länger ein Mann.
Oder schloss es sich am Ende doch nicht aus?
Sie erwachte kurz, ganz kurz nur und es reichte grade noch um die schwieligen Hände am Zelteingang auszumachen und den Geruch des schweren Mantels der auf ihr lag zu erkennen. Es reichte um leise lachend zu erkennen das sie zum ersten Mal im Leben keine kalten Füße hatte und das Freundschaft wohl mehr bedeutete als die kurzen Liebschaften die sie sonst gepflegt hatte.
Sie war für einen kurzen Moment daheim, geborgen, wohl verwahrt, sicher. Dazu brauchte sie den Dolch der neben ihr lag nicht einmal zu bemerken. All das erschien ihr wahrlich wie ein Blick in den Himmel – die Erkenntnis von Buße und Vergebung. Und von der Liebe zu einem Mann der mehr als ihr Vater war. Mehr als ein Liebhaber. Mehr als ein Priester oder ein Lehrmeister.
Ein wahrer Freund bei dem sie wohl immer ein offenes Ohr finden könnte. Ein wahrer Freund, der sie nicht sterben lassen würde. Ein wahrer Freund, der sie so liebte und annahm wie sie war.
Isabella träumte in dieser Nacht nur von zarten, weichen Blüten – und dem Duft von Waffenfett, Leder und Schweiß. Sie hörte nicht auf zu Lächeln bis das Morgenlicht ihre Nasenspitze berührte.
Und so endete erneut ein düsteres Kapitel in der Geschichte Düsterwalds. Serah sollte auf Wunsch des Pöbels gehängt werden. Eine schreckliche Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Aber auch sonst hinterließ der Tag schwere folgen im Dorf. Sowohl Lukas Schmied, als auch Abelhard Heine und Thoman Linswese waren augenscheinlich so vor den Wölfen in Angst geraten, dass sie die Flucht antraten und nie wieder gesehen wurden.
Die nachtaktiven Rollen melden sich bitte schnellsmöglich wie immer bei CGF.
Serah liess sich im Schockzustand zum Galgen zerren. Als ihr die Schlinge um den Hals gelegt wurde fing sie an zu weinen. "I...Ich bin unschuldig...!"
Und so nahm sie ihren letzen Atemzug in ihren viel zu kurzen Leben...
Die Dorfbewohner hatten das Mädchen erwischt.