Es gab da kein wirkliches Schlüsselerlebnis, es geschah in kleinen, für mich kaum bemerkbaren, Schritten. Im Grunde hat es sich in entwa so abgespielt, wobei mir zu dem Zeitpunkt damals, vieles von dem, in folgenden Sätzen beschriebenen, nicht bewusst klar war.
Ich habe nach den Gründen meiner Unzufriedenheit gesucht und ich hatte sie schnell gefunden, es waren all jene meine Verhaltensweisen, die mich von der Masse (meinem Idealisiertes Weltbild) abzuspalten schienen.
Ich konnte diese Verhaltensweisen aber nicht ablegen, sie waren für mich von unschätzbarem Wert und doch schienen sie auch gleichzeitig für mein Unglück verantwortlich zu sein.
Es war ein Dilemma.
Ich begann mein Wesen zu zerlegen, immer weiter, tiefer, um in ihm, die unreihnen Einzelteile zu erkennen und ich fand viele derer, viele mehr als ich erwartet hätte. Ich begann an meinen Fähigkeiten zu zweifeln, denn obwohl ich die Gründe meines Unmutes sorgsam vor mir ausgebreitet hatte, war ich nicht im Stande auch nur etwas daran auszurichten. Die Zweifel sammelten sich zu schweren dunklen Wolken die fortwährend auf mein Gemüt drückten und so kam es, dass ich mich, mit mir selbst und dem Leben anfeindete. Mit den Selbstzweifeln und dem Hass änderten sich auch unbemerkt meine Wünsche und Ideale (Werteeinstellung).
Alles was mir einmal wichtig war, wurde belanglos, die volle Aufmerksamkeit richtete sich nur noch auf meine scheinbar endgültigen Fehler.
Sich mit dieser Situation abzufinden, soviel stand fest, war keine Option für mich. Ich war fixiert und verbissen darauf, eine Lösung zu finden.
Mein Umfeld konnte mich schon lange nicht mehr glücklich machen, es war unbedeutend und klein geworden und lag tief im Schatten meines Unvermögens.
( Ich selbst hatte diese schleichende Werteverzerrung gar nicht bemerkt )
Viele Tage und Monate verstrichen in denen ich krampfhaft nach Lösungen suchte, ich fand auch welche, sie aber waren alle unzufriedenstellend, trotzdem begann ich sie abzuwägen, suchte weiter. Wägte ab.
Die Suche war schon lange zur garstigen Folter geworden, aber ich konnte den letzten Funken Hoffnung, die Antriebskraft von all dem, nicht auslöschen. Er verschwand für Tage, Wochen, Monate aber dann plötzlich flimmerte er wieder für Sekunden, manchmal Minuten auf und das Spiel begann von neuem.
So zog es sich eine weitere scheinbare Ewigkeit hin, die Lage wurde zusehend erdrückender und lähmender, dann wieder ein wenig besser, aber nur um nachher noch graußamer zurückzukehren.
Langsam aber sicher wurde ich der Suche aber endgültig überdrüssung, anscheinend gab es keine "gute" Lösung und schlussendlich geschah, das zuvor, Undenkbare, ich begann mich mehr oder weniger unbewusst mit der Situation abzufinden.
Meine Fixierung und Verbissenheit begannen langsam vor sich hin zu bröckeln.
Mein Umfeld rückte wieder in meinen Blickwinkel, sensibilisiert durch die Fehler, die ich so akribisch an mir selbst suchte und fand, wurde mir klar, dass Unmengen an Fehlern, nicht nur an mir lasteten. Mein Umfeld wurde interessanter, die Fehler waren überall,
Menschen die ich zuvor als makellos wahrnahm, waren es jetzt nicht mehr, sie hatten auch Fehler und zwar viele, mindestens genau so viele wie ich. Die Fehler waren teilweise anderer Art, einer Art die mich persönlich nicht störte, aber dafür andere.
Schlussendlich war es diese Erkenntnis, die die lang ersehnte Ruhe und Zufriedenheit in mir hervorbrachte. Ich war gar nie von der Masse getrennt gewesen, ich war immer Teil von ihr, ich hatte es blos nicht erkannt. Es waren weder meine Fehler, noch war es mein Verhalten, das mich von der Masse abgetrennt hatte, es war die falsche Vorstellung die ich von ihr hatte.
Und so einfach, rein und klar diese Erkenntnis schlussendlich vor mir stand, so schwer und qualvoll war der weite Weg dahin für mich.
Doch die Suche endete hier nicht, viele neue unerwartete Fragen hatte sie zur Folge, aber vieles hatte sich jetzt gewandelt.
Ich hatte mich gewandelt.
Die Fragen konnten mich nicht mehr verzehren, denn jetzt hatte ich gelernt sie so zu beugen, wie sie mich einst beugten.
Wie du bemerkt hast, hab ich meine vorigen Aussagen in diese kurze Geschichte hineingepackt.
Edit: Dabei musste ich allerdings feine Details auslassen damits nicht noch länger wird, andere habe ich vielleicht zu stark betont und wiederum andere zu schwach.
Ich hab versucht sie, hier und da, ein bisschen mit irgendwelchen Worten zu schmücken, damits nicht zu langweilig wird, aber wenn ichs jetzt so durchlese... naja vielleicht ist es so ein bisschen klarer.