@ Kelven
Wie La Cipolla schon schelmisch anmerkt, kommt es natürlich darauf an, wer mit welcher Anschauung etwas bezeichnet. Der relativierende Enthusiast wird den Kunstbegriff möglichst weit dehnen wollen, um Formalismen bestenfalls gar nicht erst entstehen zu lassen, muss dann aber mit dem Spott leben, wenn eine Putzfrau (und nicht nur sie) ein gewolltes Arrangement nicht von bloßem Gerümpel unterscheiden kann. Der elitäre Snob betont hingegen den Unterschied zwischen einer Design-Mülltonne und einem impressionistischen Gemälde, muss es dafür aber aushalten, dass ihm genau das vorgehalten wird. Und weil wir nicht im Binär-Code leben, gibt es natürlich entsprechend viele Zwischenstufen.
Meist einigt man sich aber doch. Im Kino wie beim Buch gilt üblicherweise als Kunst, was beim Publikum einen hinreichenden Anreiz auslöst, sich nicht nur einfach berieseln zu lassen, sondern achtsam und sinnenoffen das Werk als etwas anzusehen, das zu entschlüsseln lohnte. Aufs Spiel übertragen, haben wir eigentlich nur eine Gruppe von Spielern, die nur ungefähr ähnlich tickt: Die Powergamer. Der Unterschied ist bezeichnend, denn die Powergamer entschlüsseln allenfalls die Spielmechanik, wenn sie diese auf Schwachstellen abklopfen. Ich finde den Unterschied auch nicht schlimm, denn ich wüsste nicht, ob mir ein Spiel noch Spaß machte, wenn es Kunst zu sein versuchte. Die Berieselung, der Zeitvertreib, die Ablenkung ist mir beim Spiel dann doch ein sehr lieber Effekt.