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Die Sätze, die die Frauen sagten, gingen an ihm vorbei; selbst die Frage, die seine Unbekannte ihm gestellt hatte, schien ihn nicht zu tangieren. In seinem Kopf drehte sich einzig und allein eine Frage, die ihn gewiss nicht zur Ruhe kommen lassen würde: Wer war dieser Fremde mit der seltsamen Maske?
Was er von der Frau wollte, die ihn – soviel hatte er dann doch noch mitbekommen – für den Liebhaber der jungen Dame vor ihm hielt, interessierte ihn nicht; wahrscheinlich war es nur Geld oder die Auslebung seiner Vorliebe für beleibtere Frauen. Nein, diese Dinge interessierten Marxzes nicht. Er wollte wissen, wer dieser Fremde war und vor allem, wie er es geschafft hatte, die Stadt in ein solches Flammenmeer zu stürzen. Sicher, er hatte sehr ausgelaugt gewirkt, doch war die Magie, die ihn umgab, noch immer präsent und beinahe stofflich greifbar. Wer war dieser Mann bloß…
Mit einem wüsten Kopfschütteln versuchte er, diese Gedanken fürs Erste fortzujagen und stattdessen lieber darauf zu achten, wohin sie ritten. Den Weg kannte er bestens, auch wenn die Sicht mittlerweile durch die einbrechende Nacht sehr zu Wünschen übrig ließ. „Haltet euch ein wenig mehr in diese Richtung, Verehrte.“, sagte Marxzes zu seiner Reiterin und wies über ihre Schulter hinweg mit seinem Arm die Richtung. „Dort treffen wir bald auf einen Weg – mehr einen Pfad –, den ihr dann folgen müsst.“. Erklärungen schien die junge Dame vor ihm nicht zu verlangen, da sie schweigend seiner Wegbeschreibung folgte; daher wandte er sich an die beleibte Frau hinter ihnen, die äußerst geschickt in der Führung des Pferdes agierte. „Versucht, nicht den Anschluss zu verlieren. Ich kann nicht sagen, was sich bei Nacht hier für Geschöpfe oder Gestalten rum treiben.“. Ein scharfes Einatmen war die einzige Reaktion, die Marxzes im Dunkeln von der Frau wahrnehmen konnte, doch dies genügte ihm; anscheinend hatte sie seine Warnung ernst genommen. Und sie tat gut daran, es auch zu tun.
Während sich der Mann wieder nach vorne drehte, konnte er in der Ferne bereits durch das wenige Licht, was noch geblieben war, bereits die Umrisse seiner Hütte erkennen. „Dort.“, sagte er. „Dort ist unser Ziel.“.
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"Donnerfix und Keilerei, Lysep ...du Rabensohn musst du immer alles in Brand setzen, bei faulen Eiern und lauten Leiern," erklang es aus einen der Seitengassen, in der ein Gaukler mit seinen Glöckchen behangenen Schuhe und verschränkten Armen und dem typischen Narrenhut an der Wand lehnte.
" Ach halt dein Maul , wir müßen die Fette Kuh einfangen ehe sie plaudern kann," krächzte Lysep röchelnd und schlurfte in die Gasse, weg von der Menge.
" ..und du glaubst, das deine kleine Feuerschau nicht schon genug...?"
" Komm mir nicht mit dummen Sprüchen ...nicht JETZT !"
Der Narr nickte mit klimpernden Haupt," Mach dir keine Sorgen, die Raben sind bereits auf dem Flug, sollten sie durch den Wald im Norden reiten..werden wir sie schon bekommen. Aber nun komm,der Meister wartet."
Meister, wie er dieses Worte hasste, wie er diesen alten Mann hasste und seine ständigen Ratschläge und Besserwissereien.
Er nickte röchelnd und stieg die schmalle Stiege der schweren Wohnkutsche hinauf, die man in der Gasse versteckt geparkt hatte ehe jemand die Zügel peitschen ließ und unter lautem Pfiff die Pferde wiehernd los spurteten.
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Sie erreichten eine kleine Hütte, die abseits von jeder Stadt oder Siedlung lag. Sinda zog kurz an den Zügeln. Das Pferd blieb gehorsam stehen. Geschickt glitt sie von dessen Rücken und wartete darauf, dass marxzes ihrem Beispiel folgte, damit sie sich um das brave Tier kümmern konnte. Sie nahm ihm das Geschirr ab und ließ es frei laufen. Das Tier suchte sich gleich eine Wiese und blieb dort stehen. Es sah fast so aus als würde es auf das andere Tier warten. Sinda tätschelte ihm noch einmal die Flanke, bevor sie sich wieder an Marxzes wandte.
Er wirkte immer noch etwas abwesend auf sie. Doch diesmal wollte sie ein richtiges gespräch mit ihm anfangen und würde sich auch nicht so schnell übergehen lassen. "Der Krähenmann beschäfftigt euch, nicht wahr?" Sie blickte hinauf zu den klaren Sternen und genoß besonders den Anblick des leuchtenden Mondes mit seinen glitzernden Gefährten. Sie vermisste diesen anblick seit sie in den Städten der Landmenschen lebte fast so sehr, wie sie es vermisste naha am Fluss zu sein. "Ich habe es auch gespürt. Aber glaubt mir, es war auch noch etwas anderes im Spiel. Technische Hilfsmittel..." Zum einen konnte sie nicht deutlich werden, weil sie nicht wusste, wie sehr die andere Frau ihrem gespräch zuhörte und außerdem konnte sie ihm nicht erklären, woher sie dies alles wusste. Es war einfach so, dass sie mit magie aufgewachsen war und diese wirklich spüren konnte. Schon ihr Großvater hatte das Wasser beherrscht. Wenn der alte Mann mit der Maske - sie ging davon aus, dass er alt gewesen war - nur Magie eingesetzt hätte, hätte sich das anders angefühlt, noch dazu hatte sie immer noch den eigentümlichen geruch des Pulvers in der Nase. Sie schüttelte den Kopf, blickte abermals zu den Sternen, wie um eine unangenehme Erinnerung abzuschütteln und sagte mehr zu sich selbst.
"Ich vermisse die fließenden Wasser und sein Volk." Da fiel ihr ein, dass sie sich immer noch nicht vorgestellt hatte und nach einer kleinen leicht unangenehmen Stille, die plötzlich zwischen ihnen herrschte, meinte Sinda, dass nun endlich der richtige Zeitpunkt gekommen sei. Sie blickte Marxzes wieder in die Augen und strich leicht eine Strähne ihres haares aus dem gesicht, um ihm besser ins Gesicht blicken zu können. "Ich heiße übrigens Sinda. Welchem Volk ich angehöre, habt ihr sicher schon gemerkt. Danke, dass ihr mir trotzdem geholfen habt." Auch wenn es unter den Landmenschen üblich war, sich die Hand zu schüttel und auch Sinda diesen brauch kannte, bot sie ihm ihre nicht an. Es war nicht so, dass es ihr unangenehm gewesen wäre, auch FLussmenschen zeigten gewisse gesten, wenn sie sich begrüßten, jedoch war es ihr schon öfter passiert, dass ein Landmnsch angewiedert auf ihre Schwimmhäute zwischen den Fingern starrte, wenn sie ihre Hand gereicht hatte. Mit der Zeit hatte sie sich beh jede unnötige Kommunikation ersparrt. Doch sie spürte, dass sich ihr Weg wohl doch noch nicht so bald aufgabeln würde und versuchte wieder etwas aus ihrer kleinen Muschel heraus zu kommen.
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"Ist er das also nicht, aha.", die Antwort überaschte sie nicht. Wenn sich so ein junges Mädchen in einer so üblen Spelunke herumtreibt konnte es eigentlich nur ein Sündengeschäft gewesen sein. Wahrscheinlich hatte der Mann sie für die Nacht gekauft oder so. Und nun machte sie ihm das Geschäft kaputt. Hoffentlich erwartete er keine Entschädigung dafür. Für soetwas würde sie nie und nimmer ihr Geld geben.
Etwas angewiedert fiel sie mit dem Tier zurück und sah sie sich das Mädchen genauer an. Aber unter diesem Umhang konnte man nicht viel erkennen. Katze im Sack gekauft, ganz klar. Wahrscheinlich war sie irgendwie entstellt.
Oh mei... er führte sie genau in den Wald. Den Tee konnte sie vergessen, wenn sie nicht irgendwas unternehmen würde.
Bei seiner Warnung liefen ihr kalte Schauer den Rücken runter. Alleine zurück zu reiten konnte sie also vergessen. Sowieso war ihr unwohl bei dem Gedanken alleine irgendwo herumzureiten.
Vielleicht konnte sie ihm vorschlagen, sie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen. Dann könnte er noch von seiner Zeit Gebrauch machen. Als die beiden vor einer winzigen Hütte hielten sah sie ihre Chance.
Zwar konnte sie nicht mehr verhindern, dass das Mädchen das Pferd abzäumte, aber immerhin verschwanden sie nicht sofort in diesem dreckigen Schober. Schnell hielt sie ihr Pferd vor der Hütte und sprang ab.
Die beiden standen wortlos dort vor ihr.
"Entschuldigt.", sprach sie den Mann an,
"Ich habe euch wohl euer kleines... Vergnügen vermiest." Dabei sah sie verstohlen zu dem Mädchen.
"Kommt garnicht erst auf dumme Gedanken. Ich würde euch euer Geld niemals für soetwas ersetzen. Aber ich wenn ihr mich auf schnellstem Wege nach Hause geleitet, so könntet ihr den Rest der Nacht noch immer in Anspruch nehmen."
Sie hoffte inständig er würde darauf eingehen. Diese Gegend war nichts für eine Dame.
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Sinda, so hatte sie sich selbst vorgestellt. Ein eigentümlicher, wenngleich aber auch klangvoller und schöner Name. Das Flussvolk schien offensichtlich eine Schwäche für die wohlklingenden Eigenheiten der Sprache zu besitzen. Das ließ sich auch deutlich am Sprachrhythmus Sindas ausmachen, der sich zwar nur in wenigen Nuancen dem eines Landmenschen unterschied, diese kleinen Abweichungen aber hatte bereits eine große Wirkung.
Umso überrumpelter war er, als die beleibte Frau ihn plötzlich ansprach. „Ich habe euch wohl euer kleines… Vergnügen vermiest“. Sein kleines Was? Marxzes war im ersten Augenblick nicht deutlich, worauf die Frau hinaus wollte, bis er ihren Blick bemerkte, der eindeutig auf Sinda zielte und sie fortfuhr: „Kommt gar nicht erst auf dumme Gedanken. Ich würde euch euer Geld niemals für so etwas ersetzen. Aber ich wenn ihr mich auf schnellstem Wege nach Hause geleitet, so könntet ihr den Rest der Nacht noch immer in Anspruch nehmen.“.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: diese Frau, welchen Namen sie auch immer trug, hielt Sinda für eine… er wollte dieses Wort nicht einmal denken, zumal dieser Gedanke über ihn aussagte, dass er Geld für gewisse „Dienste“ ausgab. Eine Unerhörtheit!
„Werte Dame,“ begann Marxzes unter größter Bemühung, einen betont freundlichen Tonfall zu erwischen. „Eure Spitzfindigkeit in allen Ehren, sowie die momentane Situation als mildernde Umstände ausgelegt, doch würde ich euch raten, in Zukunft vielleicht nicht gleich mit dem erstbesten Gedanken heraus zu platzen, der euch in den Sinn kommt.“. Mit einem Seitenblick auf Sinda bemerkte der Mann, dass die Frau des Flussvolkes die Andeutung der Frau ebenso deutlich verstanden hatte, wie er; nur schien sich in ihren Augen keine Wut ob der verletzten Ehre zu spiegeln, sondern resignierende Trauer. Offensichtlich waren solcherlei Beleidigungen nichts Neues für sie; ein Umstand, der Marxzes traurig stimmte.
„Ich weiß zwar nicht, für was ihr euch haltet – für was ihr mich und die Lady haltet, habt ihr ja mehr als nur deutlich zur Sprache gebracht – ,doch ich an eurer Stelle würde den Personen, die gerade euren wohlgenährten Hintern gerettet haben, etwas mehr Dankbarkeit entgegen bringen!“. Er hatte die Stimme nicht erhoben oder sich zu irgendeiner dummen Handlung hinreißen lassen; einzig sein Tonfall war eisiger, härter und vor allem bestimmter geworden. Er wollte definitiv klar stellen, dass man ihn besser nicht reizen sollte.
Anstatt jedoch noch weitere Worte an die beleibte Dame zu richten, die mit ihrem nun offenen Mund den Gesichtsausdruck einer Kuh perfekt imitierte, wandte sich Marxzes an Sinda um; sogleich nahm sein Gesicht einen weichen, freundlichen Ausdruck an. „Lasst uns lieber hinein gehen.“, sagte er, während er sich am Schloss der Tür zu schaffen machte und diese mit einem galanten Schwung öffnete. „Bei einem heißen Kräutertee und einem behaglichen Feuer lässt es sich angenehmer reden, als draußen mitten in der Nacht.“. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, während er mit einer – zugegeben übertriebenen – Geste Sinda einlud, ins Haus zu gehen. Diese schien einen Augenblick zu zögern, bevor sie nickte und über die Schwelle trat.
Marxzes wandte sich nochmals zu der dicken Frau um. „Wenn ihr wollt, dürft ihr uns Gesellschaft leisten.“, sagte er wieder mit harter Stimme. „Es sei denn, ihr hängt nicht sonderlich daran, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben.“. Mit diesen Worten wandte er sich um und ging ins Haus…
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Die Frau hatte sich vor die beiden gestellt, jedoch ihre Worte einzig an Marxzes gerichtet. Sinda war es gewöhnt, dass man sie nicht wie einen Menschen gleichen Ranges behandelte, doch diese Anschuldigungen waren selbst für sie zu viel. Verzweifelt blickte sie auf ihre Hände. In ihren Augen nichts als Trauer über die ewig feindliche und herabwürdigende Art, die man ihr steht angedeihen ließ. Zuerst schien es ihr als würde Marxzes gar nicht darauf reagieren. Sie wollte schon den Mut finden etwas zu erwidern, als er unerwartet ihre Ehre verteidigte und sie freundlich in seine Hütte bat. Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. Sie war noch keinem Landmenschen begegnet, der sich ihr gegenüber so… sie konnte es kaum mit Worten beschreiben. Jedenfalls schien er n ihr nicht irgendeine Art Wilde zu sehen oder Angehörige einer niederen Rasse. Rasse. War es nicht eigentümlich, dass Flussmenschen und Landmenschen sich so wenig verstanden, obwohl sie doch eindeutig die gleichen Wurzeln hatten.
Sinda fasste sich ein herz und trat über die Schwelle der kleinen aber netten Hütte. Er hatte wohl recht. Die Wärme würde ihr besser bekommen, als eine eisige kalte Nacht im freien zu verbringen. Auch wenn sie sich nur schwer von dem Anblick des nächtlichen Firmaments hatte reißen können. Sie würde ihn Fragen, wo sie einen Fluss finden konnte, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Sie blickte sich unsicher in dem Raum um, es war etwas her, dass man ihr angeboten hatte einzutreten. Von dem was sie sah konnte sie ableiten, dass er hier alleine zu leben schien.
Eigentlich hatte Sinda vor gehabt ihre Kapuze wieder ins Gesicht zu ziehen, sobald die Beleuchtung etwas besser wurde. Doch nach dieser Szene war es ihr egal, was die beleibte Frau von ihr denken sollte, sollte sie doch sehen, welchem stolzen Volk sie angehörte. Trotzdem konnte sie es nicht vermeiden ganz leicht zu erröten. Es war wirklich eine Weile her, dass man so nett zu ihr gewesen war.
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Die von Brand und Hitze zerfressene Schnabelmaske ruhte auf dem kleinen Tisch." Das du dich immer hinreißen lassen musst, dein Jähzorn bringt dich nochmal um Lyandris," der alte Mann saß mit seiner langen Flicken besetzten Tunika in dem hohen Ohrensessel und kraulte den schnurrenden Kopf seiner neben ihm hockenden Wildkatze,"...du wirst in den nächsten Tagen die Stadt meiden, aber mach dir keine Sorgen wegen dieser Frau. Halwig hat die Spur aufgenommen und wie es scheint sitzt sie mit ihren neuen Freunden in einer Hütte , weit ab der Stadt."
Mit Bandagen umwickelten Oberkörper kniete er vor seinem Meister, den alten Mann den er so hasste," Sie muss geläutert werden .....," keuchte Lysep mit leiser Stimme.
" ..Hör auf mit diesem Irrsinn, sie hat Geld ..mehr auch nicht und wir werden es uns holen, nichts weiter interessiert uns. Du solltest damit aufhören, dein persönlicher Rachefeldzug gegen den Adel. Schau dich doch an, dein Körper ist zerfressen und vernarbt, Alanias Kräutermischungen werden dir bald auch nicht mehr helfen können, wenn du nicht endlich mit seinen Infernalen Flammenwanderungen aufhörst," die Stimme des Alten klang ruhig und gefasst und dennoch biss sich Lysep zornig auf die Zähne, doch wagte sich nicht das Wort zu erheben.
" ..Nun geh , Halwig wird dir und den anderen den Weg zur Hütte zeigen damit wir das Problem dort vom Hals bekommen und dich niemand bei den Stadtwachen anschwärzen kann....Geh mir aus den Augen," murrte der Alte nun doch.
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Natürlich folgte Liudvika den beiden in die Hütte. Aber nicht ohne etwas Scheu. Dieser Mann lud sie beide einfach so in sein Heim ein. Zwei Frauen allein mit einem Mann allein im Wald. Weit und breit keine Menschenseele und die Pferde abgezäumt. Auch wenn er behauptete für das Mädchen nicht bezahlt zu haben - was an sich schon unglaubwürdig war da, da er ihr mit einer Höflichkeit über die Schwelle half und sich so energisch verteidigt hatte - vielleicht wollte er die Lage zu seinem Vorteil nutzen.
"Hören sie...Mister, wer immer sie auch sind, ich will mit Sicherheit kein Urteil über sie fällen. Es ist ihre Sache welchen Neigungen sie nachgehen. Und ich will auch dem Mädchen nichts nachsagen. Sie hatte sicher ihre Gründe für die Wahl ihres Gewerbes. Ich bin ihnen beiden sogar zu tiefst dankbar dafür, das sie mir geholfen haben und mein Angebot steht immer noch. Was immer sie wollen für meine Rettung.", sie sah ihn direkt an, ohne noch einen weiteren Blick auf das Mädchen zu werfen,
"Aber nun will ich nach Hause, so schnell wie möglich. Hören sie, mich erwartet ein heißer Tee und ein weiches Bett in einem sauberen Haus. Das werden sie doch sicher verstehen."
Dann sah sie das Mädchen in einem schwachen Licht. Ihre Herkunft war Liudvika nun offen sichtbar. Scharf sog die Dicke die Luft ein. Das war noch viel schlimmer als entstellt zu sein. Was für ein kranker Mann war das, der sich so eine Bettgefährtin suchte. Mit Sicherheit verfolgt er irgendwelche masochistische Neigungen. Sie wollte garnicht weiter darüber nachdenken.
Sie biss sich auf die Zunge. Was machte so eine.. Person eigentlich in dieser Stadt. Nein, sie hatte nichts gegen Flussmenschen - solange die dort blieben wo sie waren, möglichst weit weg von ihr. Nun wollte sie erstrecht so schnell wie möglich weg von ihr.
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Seine Geduld, die im Vergleich zu manch’ anderen Menschen schier unerschöpflich zu sein schien, wurde auf eine denkbar harte Probe gestellt. Diese beleibte Frau, die nebenbei bemerkt noch immer nicht den Anstand besessen hatte, ihren Namen zu sagen, ging ihm langsam aber sicher zu weit mit ihren Andeutungen und Vorwürfen. Und unter diesen Umständen war er nur all zu bereit, auf ihre Forderung einzugehen – auf seine Weise.
„Wenn die verehrte Lady nichts mit mir und der jungen Dame hier zu schaffen haben möchte, so respektiere ich das.“, begann Marxzes überfreundlich. „Draußen auf der Wiese stehen zwei stattlich gebaute Rösser, von denen eines bereits Bekanntschaft mit euch geschlossen hat. Nichts hindert euch daran, eines der Pferde zu nehmen und euch damit auf den Weg in euer Heim zu machen.“. Der Mann wies mit großer, übertriebener Geste nach draußen, wo irgendwo im Zwielicht der Nacht die beiden Tiere auf der Wiese standen und grasten.
Im Gesicht der dicken Frau spiegelten sich keinerlei Emotionen wieder; ihr Gesicht war zu einer Maske erstarrt, was Marxzes nur recht war. „Sollte dieser Vorschlag euer Gnaden nicht so genügen“, fuhr er ungerührt und ungleich sarkastischer fort, „würde ich vorschlagen, eure Zunge im Zaun zu halten und nochmals genau – sehr genau! – zu überdenken, wem ihr es verdankt, dass ihr hier stehen und uns in einem fort beleidigen könnt!“. Entgegen seines Vorhabens war seine Stimme bei den letzten Worten doch leiser, drohender, geworden. Eigentlich lag es nicht in seiner Absicht, der Dicken zu drohen, doch sie stellte auf so unheimlich perverse Art und Weise genau das Menschenbild dar, weswegen er die Städte und die Gesellschaft anderer Menschen vermieden hatte, so gut es ging.
Ohne ein weiteres Wort an die Frau zu richten, wandte er sich um und bot Sinda mit einer Geste einen Stuhl an; einer von dreien, die sich in seiner Hütte befanden. Er wusste selbst nicht, warum er drei Stühle besaß. Ein Relikt aus seiner Vergangenheit, ebenso wie das Schwert, das in seiner Scheide steckte und an einem Nagel in der Wand neben dem Kamin hing. Zu jenem ging er nun hin, hockte sich kurz nieder und machte sich daran, mit Hilfe eines Feuersteins und eines Stück Metalls, ein Feuer zu machen. Es dauerte einige Momente, doch dann füllte sich der Raum mit Licht, eine angenehme Wärme breitete sich aus und das Knistern des Feuers bot eine heimelige Geräuschkulisse.
Als er sich umwandte, sah er, dass die dicke Frau noch immer unentschlossen an der Tür stand; sie interessierte ihn nicht. Sinda hatte auf einem der Stühle Platz genommen und sah ihn mit ihren großen, blauen Augen fragend an. Marxzes zuckte mit den Schultern. „Auch wenn ich es beherrsche, Feuer entzünde ich lieber auf traditionelle Weise.“. Er nahm seinen Umhang ab, warf ihn auf sein Bett und machte sich daran, in einem kleinen Schränkchen Tassen, einen Kessel und ein Beutel mit Teekräutern zu suchen…
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Als Marxzes seinem Ärger Luft machte, legte Sinda sanft ihre hand auf einen seiner Arme, um ihm irgendwie zu beruhigen. Auch wenn die Dame sich nicht gerade höfflich verhielt, wollte sie nicht, dass er sie hinaus warf. Bei Nacht zu reisen, würde für sie alleine relativ gefährlich sein und sie glaubte nicht, dass diese Frau sich noch einmal freiwillig auf eines der Pferde setzen würde. Sinda hatte genau gespürt, welche Überwindung es die beleibte Frau gekostet hatte auf dem Pferd zu sitzen. Vielleicht hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht.
Das Flussmenschen Mädchen scherte sich nicht weiter über die Art wie die Frau sie anstarrte. In ihrem Blick lag eindeutig eine gewisse Abscheu, die Sinda nicht fremd war. Sie versuchte die andre so weit es ging zu ignorieren und setze sich auf einen der Stühle, als Marxzes sich daran machte, dass Feuer mit ein paar Feuersteinen zu entzünden. Wie so viele Feuermagier schien er nicht in der Lage selbst einen Funken zu erzeugen. Doch es wäre ihm ein leichtes gewesen, diesen zu einer Flamme anwachsen zu lassen. Trotzdem schien er davor zurück zu schrecken, seine Fähigkeiten hier so offen zur Schau zu stellen. Um so verwunderter war Sinda, dass er den Frauen gegenüber nun offen zugab das Element Feuer zu beherrschen. Es war in Ordnung sich einem anderen Magier gegenüber zu offenbaren, aber sie wussten beide so gut wie nichts über die Andere und an ihrem Verhalten leitete Sinda ab, dass diese eher weniger Kontakt zu Magischem hatte. Magier waren meistens eher vertraut mit der alten Kultur und verhielten sich wenigstens oft neutral ihr gegenüber.
Sinda rieb leicht ihre Hände aneinander. Auch wenn sie Furcht vor größeren Flammen hatte, wusste sie doch, dass ihr Körper die Wärme brauchte und ihre Hände, die die Zügel auf ihrer Reise gehalten hatten, waren empfindlich kalt geworden. Die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern konnte man nur sehen, wenn man genau hin schaute, da diese nur schwach ausgeprägt waren, wenn sie nicht im Wasser war. Trotzdem hätte jeder der anwesenden fühlen können, dass sich ihre Hand von den ihren unterschied.
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Langsam näherte sich die schwere Wohnkutsche, blechernd klimperten die Töpfe aneinander, die an der Aussenfassade angebunden waren und neben noch weiteren allerlei weiteren Geschirr und Bündel von getrockneten Kräuter hin und her schwang.
Von zwei bulligen Kaltblüter gezogen steuerte die schwarzhaarige junge Frau direkt auf die im Dunkel liegende Hütte zu.
" Dort vorne Alania, dort sind sie," tuschelte es leise aus dem Inneren der Kutsche," ...wir werden uns auf die Lauer legen , tu du nur wie es dir gesagt."
" Für was haltet ihr mich eigentlich , ihr Narren. Ich weiß wohl besser meine Arbeit zu tun, als ihr Söhne einer mutterlosen Hündin," knurrte sie und zupfte ihr zerschlissenes und doch noch immer prachtvolles rotes Zigeunerkleid zurecht.
Kurz darauf booteten eine Hand voll Gestallten tief gebeugt aus dem hinteren Teil der Kutsche und verschwanden im Dunkel des Waldes.
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Der Geruch der Kräuter, die er selbst zusammengestellt hatte, füllte nun den Raum; das intensive Aroma von Minze und weiteren Pflanzen legte sich wie ein beruhigender Balsam auf seine Seele und ließ ihn seine innere Verkrampfung lösen, die sich seit den Ereignisse in der Stadt eingestellt hatte. Mit geschlossenen Augen trank er vorsichtig einen kleinen Schluck des heißen Getränks und stellte die Tasse behutsam auf dem Holztisch ab.
Entgegen seiner Annahme hatte die beleibte Frau, die sich so ungebührlich in seinem Haus verhalten hatte, seine Einladung angenommen und trank nun auch stumm ihren Tee; auch wenn sie sich mit ihrer eigentümlichen Katze etwas abseits von Marxzes und Sinda niedergelassen hatte und im Moment mit markerschütternden Seufzern aus dem Fenster sah. Marxzes hätte die Frau nie im Leben alleine durch diese unwirtliche Gegend reiten lassen; es war nichts weiter als eine leere Drohung gewesen, die ihre Wirkung nicht verfehlt hatte: die dicke, noch immer namenlose, Frau schwieg und hatte vorerst keine weiteren ihrer spitzfindigen Bemerkungen vorzubringen. Zumindest hatte Marxzes so unter seinem Dach für Frieden gesorgt.
Sinda, die ihm gegenüber saß und ebenfalls stumm ihren Tee trank, sagte nichts. Sie wärmte sich ihre Hände, an denen der Mann dünne Schwimmhäute erkennen konnte. Wahrlich, sie gehörte zum Flussvolk. Warum er so sehr von ihr fasziniert war, vermochte er noch immer nicht zu beschreiben, zumal er in seiner Jugend nichts als grausame Geschichten über die Flussmenschen gehört hatte. Doch wenn er diese junge Frau so ansah, stellte er jedes Mal fest, dass diese Geschichte nichts weiter als verbalisierte Missgunst der Landmenschen gegenüber diesem Volk waren.
Schließlich fasste Marxzes sich ein Herz und fragte Sinda: „Was führt euch in solch eine Gegend, so weit weg von den Orten eures Volkes?“.
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Mit einer Spur von Trauer in den Augen blickte Sinda zu Marxzes auf. Sie hatte gedankenversunken in ihre Tasse geblickt, bis er sie angesprochen hatte. „Meine Siedlung wurde überfallen. Die Menschen mit denen ich zusammen lebte flüchteten sich in alle Himmelsrichtungen, oder wurden getötet.“ Sie hatte ihre Mutter sterben sehen durch das Schwert eines dieser ach so zivilisierten Menschen. Bei der Erinnerung trat auch ein funkeln in ihre Augen. Ärger, Wut, Rachegefühle … Sie konnte es selbst nicht so genau sagen, was sie diesem Volk gegenüber entfand, dass ihr das wichtigste genommen hatte. Wo sich der Rest ihrer Familie befand weiß sie nicht, sie wusste nicht einmal, ob sie sich hatten retten können.
"Das tut mir Leid", sagte er und in seiner Stimme schwang ehrliches Bedauern. "Doch was ging diesem Angriff voraus? Ünbegründete, unüberlegte Handlungen passen zu den Menschen, doch glaube ich, dass mehr dahinter steckt.". Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, einzig Neugier.
„Glaubt ihr wirklich, dass mein Volk unbegründet mit eurem im Unfrieden steht. Ihr ward es, die unsere Siedlungen angriffen und uns von den Flüssen verdrängen wollten. Und warum das alles, damit die Händler die Flüsse als Handelsstraßen nutzen können.“ Resigniert starte sie wieder auf ihre Tasse. Sie bezweifelte, dass Marxzes ihren Schmerz verstehen konnte. Wahrscheinlich hatte auch er die Schauermärchen über ihr Volk gehört, die die Landmenschen sich so gern erzählten. Es gab keinen Grund für ihn, ihr zu glauben.
"Ich glaube, ich kann nachfühlen, was ihr empfinden müsst", sagte er mit leiser, abwesender Stimme.„Könnt ihr euch vorstellen wie es ist, jeder zeit angefeindet zu werden und sogar um sein Leben fürchten zu müssen, nur weil man in Frieden leben will?“ Dabei warf sie einen Seitenblick auf die Dame mit ihrer Katze. Schon so mancher hatten ihr an den Kopf geworfen, dass sie zu den ihren zurück kehren sollte. Sie hätte am liebsten erwidert, dass sie das wirklich gerne tun würde. „Jede Nacht wünsche ich mir nichtssehnlicher, als wieder das Rauschen des Flusses hören zu können. Ein wirklich herrlicher Laut, wenn er nicht von euer geliebten Zivilisation überdeckt wird. Jede nacht wünsche ich mir, die Sterne wieder sehen zu können, doch eure Städte sind niemals dunkel. Und doch kann ich nirgendwo anders leben, weil auch ich von irgendetwas leben muss.“ Sie wünschte sie könnte wie er die Einsamkeit suchen. Doch das war keine Option für sie.
Ihr Gespräch wurde von einem Geräusch unterbrochen. Sinda stand auf un eilte zum Fenster. Konnte aber in der Pechschwarzen Nacht nichts erkennen, weil das Fenster zu sehr spiegelte. Sie würde nach draußen gehen müssen. Sie wollte sich schon zur Tür wenden.
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Zuerst war sie skeptisch. Aber wahrscheinlich musste sie sich in ihr Schicksal fügen. Dankbar nahm sie den Tee an und setzte sich ans Fenster. Er wärmte von innen und tat gut. Eine gute Kräutermischung. Das hätte sie ihm nicht zugetraut. Gerade wollte sie noch etwas sagen und sich auch namentlich vorstellen, da verfielen ihre beiden Retter wieder in Plauderei. Also starrte sie nur aus dem Fenster. Seufzend überlegte sie, wann sie wohl wieder nach Hause kommen würde.
Ein kleines Licht kam wippend näher. Es war lustig anzusehen. Muffin hockte auf ihrem Schoß und sah dem glühenden Punkt bei seinen Sprüngen zu. Zaghaft patschte sie mit ihrer Pfote an das Fenster um ihn zu fangen.
Dann kam ein helles Klirren dazu. Das gleiche das Mary immer verursacht, wenn sie in der Küche mit den Töpfen und Pfannen hantiert.
Dieses Flussmädchen stand auf um nachzusehen. Und dann dämmerte es Liudvika. Verstärkung!
"Er hat uns verfolgt! Er ist hier!", hysterisch schreiend sah sie bereits ihr Leben an sich vorüberziehen. Da draußen näherte sich ein Wagen mit einem Wahnsinnigen, der drauf und dran war die gesamte Hütte dem Boden gleich zu machen. Die ganze Mühe um sie zu kriegen! Sie war in einem einsamen Waldstück, in einer kleinen Hütte mit einem Gigolo und einer ••••! Hier zu sterben...
Panisch sah sie sich um. Irgendetwas musste doch hier zu finden sein um sich zu verteidigen! Warum nur hatte sie ihren Spazierschirm heute zu Hause gelassen!? Irgendetwas! Bitte, bitte!
Während das Klirren näher kam lief sie wie ein aufgeschrecktes Tier durch die Hütte und suchte nach einem Stock, einem Schürhaken oder irgendetwas. Dann sah sie das Schwert an der Wand! Es war ideal!
Noch bevor irgendjemand etwas unternehmen konnte hatte sie es in ihren Besitz gebracht und gezogen.
Kampflos würde sie ganz sicher nicht sterben.
Mit der blanken Angst in den Augen stürmte sie mit gezogenem Schwert zur Tür hinaus und rief ihrem Verfolger in die Nacht entgegen.
"Lass mich in Ruhe, du Monstrum! Verschwinde! Ich werde hier nicht sterben!"
Schwer atmend stand sie da, dem eigenen Wahnsinn nahe. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, da Adrenalin in ihren Venen brannte.
Irgendwo fauchte Muffin.
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Wiehernd bäumten sich die schweren Pferde auf ,
" HOOOOO~ Ruhig ihr beiden Teufelsrösser ..HOO~," rief die Zigeunerin auf ihren Bock und zog zerrend an den Zügeln.
" Bei Cassandra der Seherin von Walgard ...welch ein Wahnsinn treibt euch an , Verrückte ," rief sie der plötzlich aus der Tür stürmenden Frau mit dem Schwert in der Hand.
" Steckt den Wildschweinspieß weg, Hexenweib oder ..Motur und Morak zerschmettern mit ihren Hufen euren Schädel ....ich suche nur ein sicheren Ort für die Nacht ....," fügte die junge Frau hinzu als sie weiter an den Zügeln riss um die Pferde ruhig zu stellen.
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Draußen stand der Wagen einer Zigeunerin. Sinda hatte schon von diesem fahrenden Volk gehört und das meiste war nicht viel positiver gewesen, als was man sich über sie erzählte. Obwohl sie wusste, dass solche Vorurteile selten richtig waren, spürte sie etwas mehr als leichte Antipathie. Irgendein Instinkt schien sie vor diesen nächtlichen Besuchern zu warnen. Auch wenn sie nie so weit gegangen wäre sogleich zu einer Waffe zu greifen.
Das Mädchen hatte ihre Kapuze wieder ins Gesicht gezogen, als sie hörte, dass sie Besuch bekommen hatten. Leicht abwartend stand sie in der Tür und schaute, was geschehen würde. Die fette Dame schien außer Rand und Band. Sinda fürchtete, dass ihr oder den Pferden etwas geschehen würde und löste sich aus ihrer Erstarrung. Sie packte die andere am Arm. „Haltet ein!“ Doch diese war so erregt, dass das Flussmädchen daran zu zweifeln begann, ob dies eine gute Idee gewesen war. In der Rangelei rutschte ihr die Kapuze vom Kopf und ihre blauen Augen blickten auf zu der Zigeunerin. „Beruhigt eure Tiere, bevor sie sich noch verletzen.“ Die Pferde, die sie ausgeborgt hatten, hatten sich von der Hütte entfernt und waren wohl irgendwo auf der anderen Seite von dieser.
Lydia streifte durch die dunklen Straßen und hängte die Pamphlete auf, die man ihr noch schnell gegeben hatte. Sie mochte es nicht, wenn man sie mitten in der nacht weckte für einen Auftrag, aber dieser Job wurde gut bezahlt und man würde zufrieden mit ihr sein, wenn die Bürger bei Sonnenaufgang überall in der Stadt die Botschaft finden würden. Es war bald so weit. Man hatte sie etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang geweckt. Sie musste sich also beeilen, wenn sie noch rechtzeitig fertig werden wollte.
Schnell eilte das drahtige Mädchen durch die Gassen und heftete nur wenige Papiere mit Nägeln an. Meistens klemmte sie sie nur unter einen Blumentopf oder ähnliches. Die Untergrundbewegung für die sie arbeitete, schrieb das Feuer diesen hinterlistigen Magiern zu.
Für Lydia Demor bestand kein Zweifel, dass dies wirklich ein Anschlag gewesen war. Man konnte einem Elementmagier nicht trauen. Sie sympathisierten viel zu oft mit den abscheulichen Fischfressern. Sie wusste, dass ein oder zwei auch in dieser Stadt Unterschlupf gefunden hatten. Sie würde ihnen allen schon zeigen, dass sie hier nicht willkommen waren. Doch sie musste weiter machen.
„(…)Wehrt euch gegen diesen Spuk! Lasst euch nicht von solchen Wesen in Angst und Schrecken versetzen! Lasst euch nicht wieder von denen unterjochen, die sich der Zauberkunst bedienen! Wir haben es verdient in Frieden zu leben. Wir haben es geschafft uns zu zivilisieren und keiner hat das Recht, uns zum Rückschritt zwingen zu wollen. Verteidigen wir das, was wir uns erobert haben. (…)
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Als die beleibte Dame wie vom Blitz getroffen durch die Hütte gesaust war, wusste er kaum, wo ihm der Kopf stand; die plötzliche Aufregung hatte ihn vollkommen überrumpelt, zumal er noch bis vor wenige Augenblicke in einem ruhigen, wie auch interessanten Gespräch mit Sinda vertieft war. Ein Gespräch, das von Traurigkeit geprägt war.
Doch nun stand die fette Wachtel in der Tür und fuchtelte mit einem Schwert herum; mit seinem Schwert; das einzige materielle Andenken aus einer Zeit, die weit hinter ihm lag. Ebenso wie alle Gefühle von damals.
Ein mehr als unflätiger Fluch entfleuchte ihm, dessen grober Inhalt eine äußerst wage These über den Verwandtschaftsgrad der Eltern der beleibten Frau darstellte. Im selben Moment, als ihn dieser Satz von den Lippen glitt, hörte er in seinem Inneren die Stimme seiner Mutter, die ihn aufs Schärfste rügte; in Gegenwart einer Dame flucht man nicht! Mit schuldbewusstem Blick nuschelte er eine Entschuldigung, die er an niemanden direkt richtete; wahrscheinlicher war jedoch, dass diese sowohl seiner Mutter, als auch Sinda galt, die versuchte, die beleibte Frau zu beruhigen.
Vor seinem Haus war eine berittene Frau aufgetaucht, die ihrem Äußeren nach zum Stamm der Zigeuner gehörte; ein fahrendes Volk, dem man allerlei obskure Dinge andichtete und denen man mit äußerster Vorsicht und Skepsis begegnen sollte. Ihre gewaltigen Rösser jedenfalls bestätigten diesen Eindruck, da sie noch immer aufgebracht und unruhig hin und her tänzelten, während die dicke Frau sein Schwert wie einen simplen Spazierstock hin und her wedelte. Diese ganze, äußerst groteske Situation verlangte ihn ein Höchstmaß an Beherrschung ab.
Mit wenigen großen Schritten gelangte Marxzes zwischen die dicke Frau und Sinda, deren Kapuze wieder aus ihrem Gesicht gefallen war; dass sie diese auf Grund ihrer Abstammung sicherlich brauchte, sah er ein, doch wegen ihres Gesichts brauchte sie sich sicherlich nicht zu schämen. Kräftig packte Marxzes die dicke Frau am Handgelenk der Hand, in der sie das Schwert hielt und drückte ihren Arm nieder. Auch wenn sie durch ihre Masse über eine gewisse Körperkraft verfügte, so gelang es ihm doch recht leicht, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Wortlos wand er ihr die Klinge aus der Hand und hob die Scheide auf, die sie achtlos auf den Boden hatte fallen lassen, um das blanke Schwert wieder in ihr verschwinden zu lassen.
Erst dann gönnte er sich ein leichtes Durchatmen und der fremden Zigeunerin seine Aufmerksamkeit: „Seid gegrüßt, Frau des fahrenden Volkes.“, sagte er betont freundlich. „Verzeiht, dass ich euch darum bitten muss, doch könntet ihr mir euer Anliegen erneut vortragen? Es ging in der allgemeinen Aufregung leider unter“.
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In ihrer Panik bemerkte Liudvika das Mädchen nicht, das sie zu beruhigen versuchte. Erst als der Mann sie am Handgelenk packte wurde sie schmerzhaft der Anwesenheit der beidn wieder bewusst. Jetzt wurde sie auch der Pferde gewahr, die aufgebäumt vor ihr standen. Beim Anblick der Hufe und der panischen Augen der Pferde wurde die Aufregung zu viel.
Kaum hatte der Mann ihr Handgelenk losgelassen um das Schwert zurückzustecken, fiel Liudvika in Ohnmacht.
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" Alania Ruptriga Rosbartuhr, so der Name den mir die frei ziehenden Vögel als Geschenk meines Standes in die Wiege legten....," entgegnete Alania dem Fremden, als sie es schliesslich mit harter Hand schaffte die bulligen Rösser zu beruhigen,"...ich handele mit exquisiten Tinkuren aus der von den Göttern gesegneten Natur..," sie erhob sich auf ihren Bock und machte einen fast schon spöttischen Knicks,"...die eisige und finstere Nacht, welche in diese Wälder stets ihren Einzug halten trieb mich zum sicheren Licht dieser Hütte und wie ich eure....kleine Hausgemeinschaft hier entnehmen kann.., " schmunzelte sie und blickte Sinda direkt in ihre blauen Augen und scheifte dann ab zu der in Ohnmacht liegenden dicken Frau
"...so habt ihr zwar einen sehr exotisch anmutenden Geschmack, in Sachen liebschaften, doch scheint ihr keineswegs zu ein solchen Volk zu gehören, die es pflegt wehrlose Händlerinen des nachts zu erdolchen."
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Wo war er nur rein geraten? Dabei hatte der Tag so nichts sagend angefangen. Und jetzt? Jetzt sah er sich zum wiederholten Male mit der Äußerung konfrontiert, ein Schürzenjäger oder unsittlicher, unersättlicher Strolch zu sein.
Marxzes seufzte schwer; dabei waren diese drei Frauen – die Zigeunerin mit eingeschlossen – mehr, als er in den 8 Jahren, die nunmehr sein Leben als Einsiedler umfassten, kennen gelernt hatte. Innerhalb der letzten 15 Jahre kam nur noch eine Frau dazu; sie war eine Bauernmagd, die er auf einem Hoffest eines Freundes seiner Eltern kennen gelernt hatte. Ein dralles Ding, damals Mitte 20 und von einer einfachen Schönheit; eine Schönheit, die sie – in Kombination mit etwas Alkohol – dazu nutzte, um an ihm einen wilden, gierigen Akt der Mannwerdung zu vollziehen. Dass sie dabei Dinge mit ihm getan hatte, für die eine Frau, die ihren Lebensunterhalt in einem gewissen Gewerbe verdient, einen saftigen Obolus verlang hätte.
Abermals seufzte der Feuermagier schwer und setzte – mit dem Wissen, dass es nicht das letzte Mal sein würde – wieder zu der Erklärung an, die er bereits der beleibten, nun grade ohnmächtigen Frau, gegeben hatte. „Weder die Dame, die dort zu den Hufen eurer gewaltigen Rösser liegt, noch die junge Dame an meiner Seite sind in keinster Weise dem zuzuordnen, was ihr glaubt.“. Weitere Worte wollte er darüber nicht verlieren, da er schon im Gesicht der Zigeunerin sehen konnte, dass sie seine Erklärung allenfalls für eine äußerst billige Rechtfertigung seiner perversen Neigungen hielt.
Zum dritten Male stieß Marxzes einen Seufzer aus, kam jedoch gleichzeitig auf den Gedanken, wie wohl die Ohnmächtige darauf reagieren würde, wenn sie sich selbst mit den Vorwürfen konfrontiert sah, die sie Sinda vorgelegt hatte. Mit Mühe und Selbstbeherrschung konnte er ein Lächeln von seinem Gesicht fern halten, doch allein diese Vorstellung heiterte ihn etwas auf. „Ihr habt jedoch Recht: es liegt mir fern, des Nächtens wildfremde Menschen – zudem Frauen, die offensichtlich allein zu reisen geruhen – hinterrücks um ihr Leben zu bringen.“. Er wusste nicht, warum er es tat und hatte dabei auch ein dumpfes Gefühl in der Magengegend, doch fügte er hinzu: „Wenn ihr euch um eure Reittiere gekümmert habt, lade ich euch in die Wärme meines Heimes ein.“.
Damit wandte er sich an Sinda, die die ganze Szenerie mit unverhohlener Skepsis, aber auch mit Interesse verfolgt hatte. „Würdet ihr so gut sein und mir helfen, unsere Unbekannte in mein Haus zu befördern? Ich schätze, dass ich nicht über genügend Kraft verfüge, dies allein zu bewerkstelligen.“