„Ah, Ranger.“, sagte Wingman aufgeräumt und vertiefte sich wieder in seinen provisorischen ersten Plan, wie das Minenfeld aus Sprengfallen, das im Moment sowohl ihre Feinde als auch sie selbst am Betreten hinderte, zu umgehen sei.
„Das war gute Arbeit, diese Verbündeten zu holen, wenngleich ich mir jedoch noch keinen Reim darauf machen kann, was die Geißel des Ödlandes dazu bringt, mit uns an einem Strang zu ziehen.“ Er senkte seine Stimme und sah sich wieder nervös um. „Vielleicht sollten wir uns auch Gedanken über eine Backupplan machen, falls die Wilden uns mittendrin verraten. Wahrscheinlich werde ich einen zuverlässigen Kämpfer in der Nähe dieser Seeker postieren. Sollte es zum…“, er blickte sich noch einmal unbehaglich nach etwaigen Zuhörern um und als er Niemanden erspähte, fuhr er fort, „…Äußersten kommen, dann können wir dieser gefiederten Schlange vielleicht sprichwörtlich den Kopf abschlagen und so eine massierte Gegenattacke gegen uns abwenden. Oder denken Sie den Vulture ist vorbehaltlos zu trauen?“
Er sah Ranger abwartend an.
„Ach so, was unsere Feinde betrifft – laut Georgina, die es ja wohl liebte, uns zu verspotten, indem sie uns ihren „Plan“ mitgeteilt hat, waren auf jeden Fall Stutton und George in die Verschwörung verstrickt. Bei George fand sie Unterschlupf, damit sie sich als seine Tochter ausgeben konnte und den verrückten Stutton hat sie wohl auf ihre Art gefügig gemacht, damit sie den Leuchtturm benutzen konnte. Von anderen Mitwissern kann ich nicht berichten.“, sagte er unbehaglich und Ranger war sich nicht sicher, ob ihm die rechte Hand Shengs da nicht etwas verschwieg oder gar log.
„Von Raoul weiß ich im Moment gar nichts, wenn ich ehrlich bin. Es hat mich gewundert, ihn bei den Kultisten zu finden, wir waren der Ansicht, er hätte die Siedlung verlassen und wollte nicht wiederkehren. Aber als wir überfallen und verschleppt wurden, da war er plötzlich in unserer Mitte. Ich gehe mal davon aus, dass er sich einfach im Schiff versteckt gehalten hatte.“
09.11.2015, 12:21
MeTa
Nachdem sie dem alten Mann und sich aus den schrumpfenden Vorräten etwas Essbares gesucht hatte, saß Eryn eine Weile still neben Wills Vater. Immer kleiner war der Haufen an Vorräten geworden, den sie vor ihrer Reise in Sheng's Hope zusammengesammelt hatten. Damals war die Irin naiv genug gewesen, ausschließlich optimistisch in die Zukunft zu schauen. Sie hatte nicht an mögliche Tote gedacht, nicht an die große Gefahr. Es war eine Möglichkeit gewesen, den fürchterlichen letzten Tagen in der Siedlung zu entfliehen. Vielleicht hatte sie auch nur sich unterschätzt, nicht damit gerechnet, dass sie sich aktiv gefährden würde. Noch weniger damit gerechnet, dass es ihr mindestens genau so stark zusetzen würde, andere gefährdet zu sehen. Nicht damit gerechnet, freundschaftliche Gefühle für andere zu entwickeln. Und sie dann sterben zu sehen.
Sie blickte zu Henry, der auf dem Wagen mit den Vorräten saß, seinen müden, alten Körper anlehnte und stumm zu Boden starrte. Lediglich sein Kiefer bewegte sich rhythmisch. Er sah noch immer traurig aus, und grimmig. Wahrscheinlich war das einfach nicht aus ihm zu bekommen, nicht jetzt. So grundverschieden er und sein Sohn auch gewesen sind, so sehr erinnerte der Mann neben ihr Eryn an ihren Beschützer.
Es konnte ihr auch jederzeit passieren. Vielleicht würde sie es provozieren. Nicht mit offenen Armen den Tod empfangen, doch sich für andere hergeben, wenn es die Situation verlangte. Das Gift, das Menschen zu Monstern machte, pumpte durch ihre Venen. Auch, wenn das Heilmittel in greifbarer Nähe war, machte sie das zu der Person, deren Tod am wenigsten bedeutete. Doch es würde ihr schwer fallen, den letzten Mut für ein riskantes Agieren aufbringen zu können, wenn sie nicht abgeschlossen hatte.
Was wollte sie tun, bevor sie starb?
Sie hatte sich bei Evi ausgekotzt. Etwas, das half und ihren Nachlass in gewisser Weise sicherte.
Sie hatte vielleicht ein paar Impulse geliefert, um ihre Freundin und den Bürgermeister zueinander finden zu lassen.
Sie wollte Derreck sehen. Streichen wir das. Man kann nicht alles haben.
Sie sah gut aus. So gut, wie es aufgrund der Zombiebleiche möglich war. Vielleicht sollte sie auch ihre Waffe putzen.
Raoul...
Sie hatte sich vorgenommen, nach der letzten großen Schlacht mit dem Jungen zu reden, für dessen Tod sie fast gesorgt hatte. Doch für 'nach der großen Schlacht' war in diesem Gedankengang kein Platz. Womöglich würde es für sie kein 'danach' geben. Und für Raoul wäre sie auf ewig die selbstsüchtige, eiskalte Kellnerin, die ihm mit einer Pfanne den Kopf einschlug, wenn es nur zu ihrem Besten war.
"Ich... muss kurz...", verabschiedete sich gedankenverloren und mehr schlecht als recht von Wills Vater und verließ ihn wie Adams Sarg. Das letzte Mal hatte sie den Dieb und Haile am Clubhaus vorbei gehen sehen, also war dies wohin ihre Beine sie trugen. Sie stapfte in etwas Entfernung vorbei an Wingman, der sich mit Ranger unterhielt und erkannte schon in einiger Entfernung und vor einer Ansammlung an Bäumen stehend ihr Ziel. Eryn trat näher und wurde erst spät gesehen.
"Und was zur Hölle ist eine Drohne und was ein Reisebus?"
"Hi."
Stille. Eine Person, die nicht wusste, was sie sagen sollte. Eine Person, bei der die Anwesenheit der Ersten was auch immer auslösen musste. Eine Person, die selten sprach. Sollte sie Haile für den Moment wegschicken? Das wäre ihr erster Impuls gewesen, doch auch richtig? Das Letzte was sie wollte war, dass die tapfere Teenagerin sie für das hasste, was sie getan hatte. Und in Anbetracht dessen, wie eng sich die beiden waren, hielt die 25-Jährige diesen Fall nicht für unwahrscheinlich. Doch sie musste einen Punkt machen, für sich selbst. Anfangen, ehrlich zu sein, zu ihren Fehlern zu stehen. Auch wenn es untertrieben war, von dieser Sache nur als 'Fehler' zu sprechen.
Immerhin rannte Raoul nicht augenblicklich davon. Hätte er gewollt, dass alle von ihr und dem, was sie tat, wüssten, hätte er schon längst mit dem Finger auf die Schönheit gezeigt und es laut hinausgebrüllt. Es fiel ihr noch schwer, den jungen Mann anzublicken. Doch es kam ihr beinahe so vor als wäre er entspannter als sie. Gut, das war vielleicht kein Maßstab.
"Ich weiß nicht, was man zu jemandem sagt, dem man angetan hat, was ich dir angetan habe, Raoul.", begann sie, ohne zu wissen, wo es enden sollte. "Ich kann nur sagen, dass ich... froh bin, dass es dich noch gibt... und... und es mir Leid tut. Aber, ja - du merkst; ich... finde keine angemessenen Worte. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass mir bewusst ist, dass es keine angemessene Entschuldigung dafür gibt, dich... auf diese Art und Weise in die Hände dieser... schlimmen Menschen gegeben zu haben. Du hast jedes Recht der Welt, mich zu verachten." Sie kannte den Jungen kaum, doch trotzdem presste der Gedanke, er könnte sie tatsächlich hassen, eine Träne aus ihrem Augenwinkel, den sie sofort wegwischte, daraufhin ein tiefes, langes und von unruhigem Atmen hörbar nervöses Einziehen von Luft folgen ließ. Die nächsten Tränen folgten der Ersten, ohne sich jedoch aus ihren schönen Augen zu wagen. Sie riss die Lider weit hoch, um durch die verschwommene Sicht zu Hailes Freund blicken zu können.
"Aber ich bin nicht mehr dieser Mensch."
09.11.2015, 13:51
wusch
Frank seufzte leicht, als er in Ruhe das Armband betrachtete.Er fühlte sich etwas besser, sein Kopf war nun wieder etwas freier geworden. Er wusste was aus den beiden Liebenden geworden war und hatte nun auch Mary zur Ruhe gebettet. Nun hatte er endlich Zeit, sich um sich selbst und seine Familie zu kümmern. zumindest ein klein wenig, bevor die große Schlacht begann, welche das Schicksal der Menschheit entscheiden würde. Bevor es jedoch an diese großen Fragen ging, musste Frank sich um die kleinen Dinge kümmern. Insbesondere um diese eine Frage, die ihm nun schon seit Shengs Hope im Kopf umhergeisterte und auf die er, teils absichtlich, bis jetzt noch keine Antwort gefunden hatte.
Suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen um noch etwas zu entspannen. sagte er schließlich zu seiner Familie mit der er endlich wieder vereint war. Du auch November, wenn du magst. sagte er zu dem Hund, der nun jemand brauchte der nun wieder einen neuen Gefährten brauchte, warum dann nicht sie?
Als sie bereits ein paar Schritte Abseits der anderen waren, auf der Suche nach einem schönen Fleckchen, welches noch nicht besetzt war, musste Frank es schließlich ansprechen, jetzt oder nie. er brauchte Gewissheit und auch wenn er Silvia vertraute, so wollte er doch nicht mit diesem leisen, nagenden Zweifel im Kopf in die Schlacht ziehen. Wir waren ja schon an der Schlucht und hatten die Batterien bei den Vultures besorgt und uns mit ihnen verbündet, als wir den Rauch aus Richtung Shengs Hope aufsteigen sahen und sind dann in einem Gewaltmarsch 4 Tage später wieder dort angekommen. begann Frank recht weit auszuholen, als er seine Frage einzukreisen begann. Er wusste nicht genau wo er anfangen sollte, Dort haben wir dann alles zerstört vorgefunden und all die toten Menschen, also haben wir ersteinmal die gesamte Siedlung nach Spuren dessen untersucht, was geschehen ist. Natürlich auch bei uns zuhause. Dort bin ich gleich als allererstes hin. Nun kam sie also, die Frage die er stellen wollte und vor der er sich zugleich etwas fürchtete Wer war das dort bei uns im Bett? Ich habe die verschiedensten Theorien gewälzt und vor Ort den Tatort gründlich durchsucht. Meine Momentane Theorie ist die, dass Georgina das ganze inszeniert hat um uns zu entzweien und mich zu verletzen. Ich möchte dir nur nocheinmal sagen, dass ich dir vertraue, Nur ich hoffe du verstehst das ich einfach eine Antwort brauche. er blickte ihr in die Augen und versuchte dabei zum Ausdruck zu bringen, dass er ihr keine Vorwürfe machen wollte und wirklich an sie glaubte, dabei jedoch trotzdem unbedingt wissen musste was gewesen war, wenn etwas gewesen war.
09.11.2015, 13:52
Daen vom Clan
Sylvia fiel aus allen Wolken und sie starrte ihn verdattert an.
„Bei uns im Bett? Was sollte da sein?“
Und Frank erzählte ihr in schnellen Worten was er dort vorgefunden hatte, während Sylvia immer bleicher und wütender wurde.
„Thomas, Ohren zuhalten.“, sagte sie dann scharf und es sah aus, als ob sie gleich explodieren würde.
„Dieses verdammte Miststück! Daher die seltsamen Fragen die sie mir immer gestellt hat!“ Sylvia ballte die Fäuste und sprang wütend auf, blickte in Richtung Horizont, wo die Armee bald aufmarschieren würde. „Versprich mir, Frank, dass du diese Göre aus dem Verkehr ziehst!“, sagte sie dann mühsam beherrscht.
„Ich… ich glaube, das weiß ich.“, sagte Raoul tonlos und erstaunt und blickte sie scheu an, fast so, als wäre er es, der um Entschuldigung bitten musste.
Er räusperte sich wieder verlegen, wie er es schon so oft im Beisein von Haile getan hatte und griff nach ihrer Hand, als müsste er sich daran festhalten.
„Wir alle haben dich gehasst, Eryn, ehrlich gesagt… für uns Kinder, die wir nichts hatten, hattest du noch weniger über. Aber dann hast du unglaubliche Eier bewiesen und uns alle befreit. Diese Reise um das Ende der Welt macht uns alle verrückt, glaube ich.“
Er grinste schief. „Aber mit so viel Bösartigkeit als Feind sind wir gezwungen, unser Gutes in uns drin zu zeigen. Und das betrifft uns alle irgendwie. Und du tust das.“
„Was du getan hast war unglaublich kacke, Eryn, aber du hast mir dadurch das Leben gerettet, glaube ich.“ Eryn blickte ihn überrascht an und Haile kniff die Augen zusammen und blickte ebenfalls neugierig drein.
„Dadurch dass ich im Keller eingesperrt war, hat Georgina mich für etwas „Besonderes“ gehalten. Sie wusste oder spürte, dass Haile und ich etwas teilten und dass ihr Vater mich gefangen hielt, hat den Eindruck nur noch verstärkt. Aus diesem Grunde kann ich auch nicht wütend auf Blades sein, die Georgina wahrscheinlich von Haile und mir erzählt hatte… denn sie hat uns alle belogen und getäuscht.“
Eryn war überrascht, dass der junge Latino mit einem Ausdruck von schmerzvoller Erinnerung schief grinsend abwinkte.
„Das einzig wirklich Traurige an der Sache ist, dass ich Haile an dem Abend nicht sehen konnte, als dein Boss mich entführt hat…, du schuldest uns also einen wunderschönen Abend am Strand.“, sagte er leise und grinste dann verlegen, wie zur Erklärung die Hand hebend, in der noch immer sanft die Hand von Haile lag.
„Wir mögen uns gehasst haben, Eryn, aber für diesen Hass ist kein Platz mehr, wir müssen jetzt als Bande zusammen.“
09.11.2015, 14:06
Lynx
Evi konnte eine leichte Brise spüren, die ihr Haar auf ihren Schultern leicht hin und her wippen ließ. Sie roch den Duft von Vanille und Zimt - mit einer leichten Note von Alkohol - und noch etwas ganz anderes, etwas Angenehmes und Vertrautes.
Sie spürte eine eisige Berührung, als sie mit der Salbe dort behandelt wurde, wo gerade noch der Schmerz vorherrschend gewesen war und sämtliche Nackenhaare stellten sich ihr auf. Warmer Atem, der ihren Hals umspielte, versuchte die erschreckende Kälte zu vertreiben.
Sie fühlte nicht einfach nur Shengs Körper, der dicht an ihren gepresst war. Sie konnte seine Fingerkuppen auf ihrer Haut ausmachen, die ihr bei der kleinsten Regung eine Gänsehaut verschafften. Sie spürte einen Herzschlag und wusste nicht, ob es ihr eigener oder seiner war. Oder beide. Und sie merkte, wie seine Muskeln sich weiter anspannten, um sie noch fester zu halten und in seiner starken Umarmung zu umschließen.
Mit geschlossenen Augen durchlebte die Taucherin einen Moment des vollen Erlebens - das Ritual hatte sie ungewöhnlich empfingsam gemacht. Der Schmerz am Rücken hatte sich in ein Brennen umgewandelt, das sie auf angenehme Art vollkommen einzunehmen schien, als würde ihr gesamter Körper in Flammen stehen.
Nach einer Weile spürte Evi eine ganz leichte Erschütterung auf der Decke, auf der sie saßen. Schritte entfernten sich. Voodoo war gegangen.
Es war wie aus einem Traum zu erwachen. Am liebsten hätte sie den Moment ewig festgehalten.
Die Taucherin öffnete die Augen und musste ein paar Punkte wegblinzeln, die vor ihr tanzten, weil sie ihre Lider so fest zusammengepresst hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sich so auch eine Träne in ihrem Augenwinkel gebildet hatte. Langsam und fast widerwillig löste sich Evi aus Shengs Umarmung, und augenblicklich hatte sie eine sanfte Hand auf ihrer Wange. Einen zärtlichen Finger, der ihr den einzelnen Tropfen wegstrich. Er hatte ebenfalls so intensiv erlebt, dass er intuitiv wusste, was sie jetzt brauchte.
Und weil Evi klar war, dass kein Wort und kein Satz je beschreiben konnten, was sie jetzt fühlte, schwieg sie. Stattdessen sah sie Sheng erst voller Wärme in die Augen und dann zu Boden. Wo sie in ihrem Schoß ihre Hand offen zu ihm hielt. Als würde sie ihn mit einem Handschlag begrüßen wollen. Aber auf Vulture-Art.
09.11.2015, 14:46
MeTa
"Natürlich habt ihr mich gehasst. Ich habe mich selbst gehasst. Jeder, der sich nicht irgendwie hat täuschen lassen, hätte mich hassen müssen. Und das, obwohl ich die schlimmsten Abgründe nicht mal gezeigt habe." Sie musste dem Drang widerstehen, Raoul um den Hals zu fallen. Eryn bewunderte, wie er verzeihen konnte. Sie war noch immer sauer auf Leo und Jäger, weil sie sich anfangs nur weigerten, ihre Freunde zu befreien. Sie hatte weitaus Schlimmeres getan, und dennoch vergaß er den Hass. Der Junge zeigte der 25-Jährigen, dass sie noch einen weiten Weg zu gehen hatte, wie es sonst auch Haile tat. An die wandte sich die Barfrau jetzt.
"Als Derreck dich aus dem Pub werfen wollte und ich ihn angemotzt habe, war das nicht, weil ich dich verteidigen wollte. Mein dummes Ego brauchte nur diesen Sieg über den Mann, den ich weiter von mir weg geschoben habe, je mehr ich ihn wollte. Ich musste mir jeden Tag aufs Neue selbst beweisen, dass er mir egal ist, dass alle mir egal sind. Aber jetzt bist du mir wirklich wichtig geworden, Haile. Und ich würde alles für dich und die anderen tun. Ich will so sein wie du, weil du von Grund auf ehrlich bist. Du bist nicht perfekt, aber in der Lage dazu, dir das einzugestehen, keiner Version von dir selbst hinterher zu laufen, die es nicht gibt und die du ohnehin nicht sein solltest. Du wirst immer der bessere Mensch bleiben, weil du unsere gemeinsame Reise nicht brauchtest, um gut zu werden. Du warst es einfach, hast unsere Familie von Anfang an beschützt, ohne etwas dafür zu erwarten. Das musste ich erst lernen, obwohl ich es immer einfacher hatte als du. Sheng hat Recht, wenn er dich den anderen als strahlendes Beispiel vorstellt. Du bist die Hoffnung für uns." Dann musterte die Irin wieder Raoul.
"Ich werde euch den schönsten Abend der Welt geben und mich jedem in den Weg stellen, der euch daran hindert. Wenn ich das noch erlebe." Wenn sie schon mal ehrlich war. "Ich bin infiziert." Bei diesen Worten sah das Kultistenmädchen ihren Freund stumm an, wissend, Bezug nehmend auf die geäußerte Vorahnung die ehemalige Kellnerin betreffend. Eryn verstand diesen Blick nicht, sprach weiter: "Vielleicht rettet mich das Heilmittel, aber wenn Georginas Truppen kommen, werde ich mich nicht zurückhalten. Ich sollte die Erste sein, die sich den Feinden stellt und die Letzte, die flieht, wenn es nötig wird. Ich möchte, dass ihr das versteht. Mein Leben hängt sowieso nur an einem dünnen Faden Hoffnung. Ich sterbe lieber beim Beschützen meiner... Bande als von der Seuche langsam dahingerafft zu werden."
09.11.2015, 15:18
Caro
Sie wusste es. Haile wusste es. Eryn wird sterben.
Während die junge Frau ihr Herz ausschüttete und immer wieder auf Hailes generelle Großartigkeit einging, ließ das Kultistenmädchen Raouls Hand fallen und ging ein paar Schritte weg, verfolgt von Eryns neugierigen Blicken. All diese Lobpreisung änderte nicht die Realität.
"Du wirst immer der bessere Mensch bleiben, weil du unsere gemeinsame Reise nicht brauchtest, um gut zu werden."
"..."
Das war so merkwürdig. Haile hatte nicht viel getan. Aber jeder behandelte sie wie eine Heilige, wie schon im Tempel. Sie lehnte sich an einen Baum in der Nähe und hörte Eryn mit einem halben Ohr zu. Kein Mensch ist nur gut oder nur schlecht. Eryn hatte eine Reise durchgemacht, ebenso wie Haile, nur eben etwas später. Als Sheng sie aus den Trümmern des Tempels gezogen hatte, verbannte das Mädchen all ihre Erinnerungen tief in ihr Unterbewusstsein, ebenso wie ihren Auftrag, alles Leben zu beenden. Es war nicht heroisch, dass sie sich gegen diesen Auftrag gestellt hatte. Sie hatte ihn schlichtweg verdrängt. Haile war keine Heldin.
"Du bist die Hoffnung für uns."
Nein. Ich habe nur meine Fehler wieder gut gemacht. So wie du, Eryn.Haile drückte sich von Stamm des Baumes ab und ging zurück zu den beiden, gerade rechtzeitig, um Eryns Beichte über ihre Infektion mitzuerleben. Sie warf Raoul einen verschwörerischen Seitenblick zu.
Eryn, die Mutige. Eryn, die so sein wollte wie Haile. Eryn, die lieber als Erste in der Schlacht sterben wollte, als von der Seuche einzugehen
"Eryn...hey, komm, du wirst schon nicht..."
"..."
"...doch, ich werde sterben. Ich weiß es...
"..."
"...aber ich werde alles tun, um euch zu beschützen...Ich meine, hey, ihr seid...ihr seid die Zukunft."
Haile lachte kurz auf. Ja sicher, sie, das Mädchen, was gekommen war, um sie alle zu töten, war geradezu das Sinnbild von Hoffnung und Zukunft.
"Hey, Eryn, ich hab keine Ahnung, wie das funktioniert, aber wir bekommen das schon irgendwie hin."
"..."
Unerschütterlicher Optimismus bei Raoul, stille Ungläubigkeit bei Haile. Eryn schaute zwischen den beiden Teenagern hin und her und schien immer noch verwirrt über Raouls Gnade und Hailes blitzende Augen. Ihr schlug kein Hass entgegen. Raoul zuckte irgendwann mit den Schultern und unterbrach die etwas unangenehme Stille mit einem nonchalanten Gähnen.
"Wie auch immer Eryn, du stirbst uns morgen nicht unter dem Arsch weg, wir besorgen das Heilmittel, und dann erwarte ich den besten Abend aller Zeiten. Nur, dass du's weißt."
"Verlasst euch drauf."
Sie lächelte. Und Haile wusste wirklich nicht, ob Eryn es auch wirklich so meinte.
09.11.2015, 15:26
Mephista
Kaum zu glauben.
Noch vor einer Stunde stand Léo kurz vor einem massiven Anfall mit der letztlichen Konsequenz, einfach allein zum Forschungszentrum vorzulaufen und dabei wahrscheinlich das Minenfeld und somit sich selbst in die Luft zu jagen.
Keine sechzig Minuten später lag sie verschwitzt und leicht erschöpft im Gras, ziemlich zufrieden mit sich und dem atemberaubenden Mann, der neben ihr lag und hätte beinahe die reich beschmückte Vulture-Anführerin abgestochen, als diese sich bemerkbar gemacht hatte.
„Es gibt also doch ein paar Schlachten, die der Laangkaster selbst kämpft?“
Instinktiv hatte sie nach ihrer Waffe gegriffen und hätte wirklich...
Hätte, wenn sie nicht gerade so tiefenbefriedigt durch Hju und völlig geschockt durch den unerwarteten „Besuch“ gewesen wäre.
Wirklich kaum zu glauben.
Der Anblick Seekers ausgerechnet hier, ausgerechnet jetzt... es machte keinen Sinn, Léo musste nun komplett freidrehen. Selbst nach ihren Maßstäben. Allerdings konnte der Traum ihrer nun erfüllten Sehnsüchte nicht urplötzlich dieselbe Wahnvorstellung entwickeln, denn er begann unbeschwert mit der Anführerin zu palavaren.
Einen Kniff später war sich die Latina auch sicher, dass sie nicht träumte.
Ihre Stammesschwester, diese Frau, die sie aus Eifersucht fast getötet hatte, die Frau, die mitsamt ihrem Stamm etwas verkörperte, was Léo zutiefst bewunderte und gefiel, stand hier rum, als wäre es das Normalste der Welt.
Und sie konnte nur hochstarren und versuchen, diese Tatsache sacken zu lassen.
Dann waren der Zuwachs an Menschengewühl Voodoo, Needle und der ganze restliche Vulture Clan? Wieso zum Teufel waren sie hier? Seekers Klamotten schlossen auf eine Art Kriegsaufmachung- also wollten sie ihnen helfen?
Den Gesprächsfetzen zufolge, die Léo durch ihre Gedankenflut mitbekam, war dies der Fall.
Etwas war anders, dass Léo die Situation so tief traf. Sie verstand nicht, warum sie nicht einfach locker flockig aufstehen und Seeker anständig gegenüber treten konnte. Oder irgendwas machen konnte, was nicht daraus bestand, grenzdebil zu glotzen.
Vor einer Stunde war ihre gesamte Welt ein dampfender Haufen Scheiße, den ihr verfressenes Maultier nicht besser hinpflanzen hätte können.
Jetzt... war es immernoch ein Haufen Scheiße, aber es störte sie nicht so immens, eigentlich gar nicht mehr.
Die beiden Anderen sprachen gerade über die Anhängsel. Sie sollte sich vielleicht mal beteiligen.
"Idiota. Ich war von Anfang an dafür, dass wir das sofort zu Ende bringen, ohne Umwege."
Ihre Worte klangen so hohl, abgedroschen. Wie oft sie das in den letzten Tagen und Wochen gesagt hatte.
"Der Laangkaster sollte auf sein Affenmädchen hören. Schlachten aufzuschieben und der gefiederten Schlange ihr Blut zu verweigern erweckt ihren Zorn und bringt Unheil über deine Leute!"
Den Stich, den der Name „Affenmädchen“ wegen Álvaro in ihr auslöste wurde übertüncht von der eigenartigen Wärme, dass ihre Stammesschwester ihr in solch einer Frage zustimmte, ohne Hintergedanken oder Spott.
"Die Vultures wollen Blut vergießen und eine Schlacht haben? Die sollen sie bekommen. Egal in welchem Zustand sich meine... unsere Leute befinden. Wir haben immer noch genug ernsthafte und entschlossene Krieger. Also..."
Hju war aufgestanden und hielt ihr die Hand hin. Ohne zu zögern ergriff sie sie und ließ sich aufhelfen. Stand da, bis auf ihr Lippenpiercing und das Tattoo auf der Brust splitterfasernackt, immernoch die Machete in der Hand, weiterhin ungläubig der Vulture entgegenstarrend.
"...reitest du mit mir, Laangkaster, und deiner Stammesschwester in die Schlacht und feierst diesen glorreichen Moment wie es sich gebührt?"
Während die befiederte Amazone antwortete, traf Léo die Erkenntnis.
Seeker hatte ihr gefehlt. Die beiden hatten keine lange gemeinsame Geschichte, dafür aber eine umso einschneidendere. Sich gegenseitig die Kehle aufschlitzen zu wollen verbindet auf ganz besondere Weise.
Sie war froh, ihre Stammesschwester wiederzusehen.
Die gerade Hju knutschte.
Und schon war jede weitere Sentimentalität verpufft.
Interessanterweise wollte sie ihr nicht sofort die Faust in’s Gesicht rammen, was vielleicht daran lag, dass dies geradzu diskret war im Vergleich zu dem Gebahren, dass Kerosin immer abgezogen hatte. Das härtete sie in der Hinischt wirklich ab.
Die Ansprache der Anführerin hatte geendet und nun wandte sie sich Léos Körper zu, strich zwischen ihren Brüsten hinauf, was Léo eine Gänsehaut bescherte und grinste sie böse an.
„Wir feiern. Heute Nacht das Leben. Morgen den Tod.“
Keine Sekunde später war auch Seeker nackt. Erst jetzt fiel der Halbmexikanerin auf, wie schön ihr Gegenüber eigentlich war.
Mit all dem Körperschmuck aus Metall und Tinte wirkte sie wie ein lebendes Kunstwerk. Ihre Augen glitten an den vielen bedeutungsvollen Linien entlang, bewundernd und fasziniert.
Schier endlose Augenblicke vergingen, ehe Leocadia ihre Machete aus der Hand gleiten ließ und ihre Stammesschwester zu sich zog. Haut traf auf Haut, noch ehe sie ihre Lippen fest auf die Seekers presste. Nur im Gegensatz zu damals in der Schlammgrube nicht aus Notwehr und Verzweiflung, sondern um ihr so zu zeigen, was ihr mit Worten einfach nicht möglich war.
Leuten direkt und frei zu sagen, dass sie sie leiden konnte oder ihr gar noch mehr bedeuteten war etwas, dass schon lange nicht mehr in Léos Repertoire gehörte. Noch ein Grund, der ihr plötzliches Erscheinen so toll machte. Damit hatte sie die Latina vor etwaigen „Bettgesprächen“ mit Hju bewahrt, die unweigerlich in eine für Léo sehr unangenehme Richtung hätten gehen müssen.
Ihre Arme schlang sie um die Anführerin, drückte sie gegen sich.
Als sich die Lippen schließlich voneinander lösten, nicht, ohne dass die Spirale kurz hängen blieb, hob und senkte sich Léos Brust schwer.
Einen Augenblick fiel ihr Blick vorbei an Seeker hinaus aus dem Zelt und auf ein von Bäumen verstecktes Gebäude am Ende des Parks. Merkwürdig, dass sich darum noch keiner geschert hatte, etwas in ihrem Hinterkopf pochte, was sie in San Antonio wie beiläufig von der Gruppe aufgeschnappt hatte. Ein Zeichen....
...welches warten musste.
Ihre dunklen Augen hefteten sich an die Seekers.
"Willst Du Deine Revenge für die Grube, Schwester?“
09.11.2015, 16:39
wusch
Er konnte Silvias berechtigte Wut nur zu gut verstehen, hatte Georgina neben allem anderen was sie getan hatte, auch noch versucht sie auseinander zu bringen, einfach so. Ich verspreche es dir Silvia. Ich werde tun was in meiner Macht steht um diese wahnsinnige aufzuhalten. Für sie ist das alles nur eine Sache der persönlichen Macht aber für uns alle hier ist das so viel mehr, geht es doch um die ganze Welt.
Was Georgina angeht: Sie hat all das hier geplant seitdem sie erstmals einen Fuß nach Shengs Hope gesetzt hat. Dafür wurde sie zu uns geschickt, um Adam in die Finger zu bekommen für ihre lächerliche Prophezeihung und dabei ihren Vater zu töten, darum hat sie george auf so grausame Weise hingerichtet. In wirklichkeit hatte sie in die Zügel in der Hand, George war nur ihre Marionette. Ich meine ich wusste ja das sie ein mieses kleines Biest ist aber was sie wirklich ist, lässt meine wildesten Träume verblassen. Ich hatte sogar Mitleid mit ihr und war bereit ihr alles zu vergeben, als ich sah was in Shengs Hope geschehen war und sie für ein Opfer hielt. Ich hatte sogar am Tag vor unserem Aufbruch Beweise dafür das sie eine Kultistin ist aber sie haben mir nicht ausgereicht. Denn es war in Wingmans Tagebuch von einer langhaarigen Blonden in Kultistenkleidung die Rede. sagte er und alles was ihn insgeheim beschäftigt hatte, sprudelte aus ihm heraus, nun, wo es einmal angesprochen worden war. Wenn ich daran denke dass ich nur meine Beweise hätte zusammen nehmen und auf sie zeigen müssen um vielleicht, eure Gefangennahme zu verhindern. Ich weiß natürlich wie schwer es gewesen wäre, ihr, als Georges Tochter, etwas handfestes nachzuweisen. Aber trotzdem, wenn wir in Georges Keller gesehen hätten, dann hätten wir heraus gefunden, das er dort seine untote Familie angekettet hat, die seinerzeit gestorben ist. Wie mir erzählt wurde, saßen sie an einem gedeckten Tisch, wie bei dem Zerrbild eines Familienessens. er fühlte sich nun ungemein besser, da er endlich mit jemandem darüber reden konnte und so los wurde, was ihn nun schon seit einer ganzen Weile belastete. Es kam Georgina wahrscheinlich gerade recht, dass Haile, die völlig unschuldig ist, von allen verdächtigt wurde. Das rückte jeglichen Verdacht von der echten Spionin weg. Nun war endlich alles draußen und Frank setzte sich erschöpft ins Gras.
09.11.2015, 18:37
Daen vom Clan
Weder Raoul noch Haile zuckten zurück, als Eryn ihnen von ihrem grausamen Schicksal erzählte, im Gegenteil, das Geständnis schien sie nur noch mehr und näher zusammen zu schweißen.
„Wir heilen dich, Eryn, schon morgen früh ist alles wieder im Lot und dann verschwinden wir alle Drei aus den Sünden unserer Vergangenheit.“, sagte Raoul mit Nachdruck und legte der Älteren die Hand auf die Schulter.
„Ich mag aber meine Sünden der Vergangenheit.“, kam es fröhlich von hinten und Haile spürte einen Tritt in ihren Hintern.
Kerosa und Thorn kamen beide verschwitzt und dümmlich grinsend wieder um die Ecke gebogen. „Sein Vergaser ist jedenfalls kein Versager.“, sagte Kerosa und deutete irgendetwas Seltsames mit ihren Händen an, es schien wie eine Entfernungsmessung von großzügig bemessener Reichweite.
„Also, wie sieht der Plan aus?“, grinste die Flamerider und sprang Thorn auf den Rücken, so dass sie nun huckepack alle Anderen überragten, dann legte sie Thorn die Hände auf die Augen, da dieser wohl schon seit geraumer Zeit die Irin mit Blicken auszog.
„Wir müssen Wingman oder Sheng dazu bringen, dass wir uns zu den Feinden schleichen und Georgina töten dürfen.“, sagte Raoul noch einmal und blickte erst Haile und dann Eryn an.
„Oder hat Jemand einen besseren Plan?“
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„Eine Revanche für die Grube?“, lächelte Seeker und zeigte ihre Zähne. „Das Affenmädchen teilt mit mir ihre Lieblingsbanane?“ fragte sie mit der Art von Spott, die man unter normalen Menschen als grobe Herausforderung und Provokation verstanden hätte, die bei Seeker jedoch eindeutig ihre Art war, sich in Stimmung zu bringen.
Dann gefror ihr Lächeln, während sie Beiden jeweils die Hand auf die Brust legte. „Die gefiederte Schlange. Ich habe sie schon gesehen und ich weiß was zu tun ist. Hört mir zu.“, sagte sie und kam einen kleinen Schritt näher, noch immer beide Hände auf ihnen liegen lassend. „Wenn deine Reise, Laangkaster morgen zu Ende ist und wir einen großen Sieg errungen haben, dann wird mit dem Licht der neuen Sonne im Nest des Vogels eine neue Welt geboren. Siegen wir morgen, dann sterben in zwei Tagen die Kultisten und in drei Tagen wir.“
Beide starrten sie nun an, wussten, dass das, was sie sagen würde, sie mehr bewegte als alles andere sie je berührt hatte.
„Wenn die neue Welt lebt, die Ära der Siedler beginnt, die gelobte Zeit von Bauern und Erbauern, dann stirbt, was nicht dazugehört. Wir Vulture sind der Licht zum Schatten, den die Kultisten darstellen. Geboren in die Welt, die uns die Teufel in Weiß hinterließen. Doch mit dem Sieg morgen muss Licht und Schatten die Welt verlassen und eure Welt erwacht von Neuem.“
Der Druck ihrer Hand war sanft, mit der sie Hugh und Leo wieder in Richtung ihrer Bettstatt schob und bugsierte.
„Wir hatten ein gutes Leben, voller Schlachten, voller Blut, voller Leidenschaft und Zorn.“ Sie lächelte grimmig.
„Doch heute Nacht will ich ein letztes Mal meine Flügel spreizen und fliegen, bis ich keinen Boden mehr unter den Zehen spüre. Und morgen dann werden wir für euren Traum einer anderen Welt sterben. Also nehmt morgen keine Rücksicht auf die Vulture, die ein letztes Mal und als einziger Clan in die Schlacht ziehen, die von allen Chronisten kommender Kinder besungen werden wird. Alle Clans werden sterben in der neuen Welt. Aber Clan Vulture wird unsterblich sein dadurch. Niemand von uns will in dieser Welt leben.“
Und damit kam sie neben den Beiden zu sitzen, sie waren sich alle Drei so nah, dass sie einander die Hitze der Leiber spüren konnten.
„Seeker, du…“, flüsterte Hugh ergriffen, „…kannst die neue Welt verhindern, würdest du uns nicht in die Schlacht begleiten. Warum bist du trotzdem hier?“
Seeker Stimme war rau, voller Vorfreude und unverhohlener Lust. „DAS finden wir jetzt gemeinsam raus...“, sagte sie und drückte die Beiden mit einer kräftigen Bewegung auf das warme Gras.
Sheng und Evi saßen sich gegenüber und blickten sich lange an.
Was die Beiden in diesem Moment verband, war mehr als nur reine Lust, ihre Herzen hatten einander so stark berührt, waren während der schmerzvollen Prozedur verschmolzen und hatte der Taucherin etwas geschenkt, was in diesem Moment vielleicht schöner war und lustvoller als Sex.
Sie waren sich so nah, als sie einander ansahen und spürten, wie die Welt um sie herum leiser und langsamer wurde, wie sie sich entschlossen zunickten, die Hände des Anderen fest umklammernd, wissend, dass sie morgen zusammen in einer Schlacht kämpfen würden und sie nichts würde trennen können.
Sachter Wind kam auf in den Abenstunden, die langsam in die Nacht übergingen, in der Ferne war kaum vernehmbar Donnergrollen auszumachen, begleitet von ein paar wenigen Tropfen warmen Regens.
Der Wind, der die plötzliche, wohltuende Abkühlung brachte, zauberte ein Schaudern über die Beiden und fachte trotzdem das Feuer in ihren Herzen und die wilde Leidenschaft in ihnen nur noch weiter an.
„Du solltest dich zeigen, Teeth.“, sagte Sheng und benutzte wie selbstverständlich ihren Vulturenamen, der aus seinem Mund wie ein Leuchtfeuer aus Aufregung und Abenteuer klang.
Und mit diesen Worten ging er um sie herum und ließ sich hinter ihr nieder. Er legte seine Hände auf ihren mit Gänsehaut überzogenen Rücken, jeden Finger einzeln und wo er sie berührte, fühlte sie Wärme und als ob Funken der Erregung zwischen ihnen tanzen würden.
Dann griff Sheng nach etwas was im Gras lag, es war ein Stück Stoff seines Hemdes, das er so faltete, dass sich mehr ein Tuch denn ein Kleidungsstück ergab und Dieses legte er ihr um die Brust.
Inmitten dessen hielt er inne, richtete den Stoff, so dass er ihre Brust fast berührte, doch dann nur mit Fingerkuppen unter ihnen entlangstrich, als er das Kleidungsstück so richtete, dass bis auf ihre Brüste Bauch und Rücken und damit die Hautzeichnung sichtbar blieb. Als er dann den Stoff, der ehemals die Ärmel darstellte, hinter ihrem Rücken zusammenbinden wollte, flüsterte er kehlig: „Ich begehre dich mehr als alles Andere, das weißt du…“ Er hauchte ihr einen Kuss zwischen die Schulterblätter, gefolgt von einem sanften Biss in den Nacken. „Ich habe zwanzig Jahre auf Adam gewartet, doch die wenigen Wochen des Wartens auf dich haben mich fast umgebracht vor Sehnsucht.“
Und dann zog der den Stoff fest, seine Hände auf ihren Schultern und mit Lippen auf Rücken und Schultern sie küssend, warme Lippen auf vom Wind gekühlter Haut.
„Lass dich von den Vulture feiern, Teeth.“, sagte er. „Zusammen. Als meine erste Kriegerin.“, flüsterte er ihr dann ins Ohr und gemeinsam lauschten sie den beginnenden wilden Melodien und Gesängen der Vulture, die mittlerweile das Fleisch brieten und sich gegenseitig zum Tanz und Sprung über die vielen Feuer anstachelten.
Stapfend wie eine schwarze Welle aus hungrigen Käfern wand sich der Heerwurm des Feindes durch die Täler und heruntergebrannten Häuserschluchten, die einstmals San Antonio gewesen waren.
Nur das Stampfen schwerer Füße war zu hören, gefolgt vom Klirren der vielen metallenen, riesenhaften Waffen, die ihre Kultistenbrecher auf den Schultern ruhend trugen, bereit, sie gegen ihre Feinde einzusetzen.
Vor ihnen, so langsam, so unendlich langsam kündete eine Welle von Zombies ihr Kommen an, die wie Heuschreckenschwärme in loser Formation vor ihnen schlurften und Mensch und Tier aus ihren Verstecken scheuchte, wo zumindest Erstere der endlosen Armee hinzugefügt wurden, erst schreiend, strampelnd, dann einträchtig mit ihnen marschierend…
Georginas Maske war reich verziert. Nachdem sie ihren Vater getötet und das Massaker am Tempel überlebt hatte war sie in der Achtung der Familien weit gestiegen.
Doch als sie versichern konnte, dass sie den Großmeister Stane ob seines Versagens im Tempel enthauptet hatte, schworen ihr die anderen Familien Gehorsam bis auf den Tod.
Unter dem Holz lächelte das blonde Mädchen boshaft und ließ ihren Blick schweifen, während sie huldvoll und so herrschaftlich, wie sie sich stets gesehen hatte, im Kreise der Repräsentanten und Erstgeborenen der anderen Familien in der Mitte der Armee ritt.
Da waren die La Valettes aus New Orleans, die allesamt tiefschwarz waren und ihre Masken Totenschädeln nachempfunden hatten und für ihre Folterungen bekannt waren, dann die Leelands aus der Gegend um Dallas, die mehr weite Roben trugen und verhasst waren ob ihrer Dekadenz. Doch sie waren alle gekommen und hatten große Teile ihrer jeweiligen Streitmacht mitgebracht.
Für die paar versprengten Siedler, die ihre Schwester aufbringen konnte, würde es problemlos reichen, frohlockte sie und spürte eine unglaubliche Vorfreude auf die Schlacht.
Der Messias hatte in seinem Blut Alpha und Omega. Das Ende einer Welt und der Anfang einer neuen Welt. Für die Siedler oder für den Kult, die Vernichtung einer Seite würde morgen eingeleitet werden.
Und dann sah sie in weiter Entfernung das Forschungszentrum stehen, der Ort, an dem es geschehen würde, die Erfüllung der Prophezeiung und der Tod einer Zukunft für eine der beiden Seiten, die gegeneinander kämpfen würden.
Gegen die letzten Strahlen der Sonne konnte sie das riesige Gebäude mit den Ruinen vornedran gerade noch so erkennen.
Sie hob die Hand und deutete auf einen der neben ihr marschierenden Kultisten, einen ihr unbekannten Krieger, der eine seltsame grün verzierte Maske trug. Sie nickte ihm zu und sagte leise: „Kündigen wir uns an.“
Und dann brach ein ohrenbetäubendes Crescendo los.
Der dumpfe Klan von Kriegstrommeln mischte sich mit dem schrillen Fiepen der Flöten der La Valettes und den Hörnern der Leelands.
Alles schwoll an zu einer lärmenden Melodie die den Totentanz einläuten sollte. Jack McAldrin hätte diesen Auftritt geliebt, doch ihr, Georgina, ging es nur darum, ihre Feinde wissen zu lassen, dass sie da waren und sollte nur einer der feigen Siedler fliehen, würde es ihr den Kampf morgen erleichtern.
Wo auch immer sie sich versteckt hielten, sie wusste, dass sie irgendwo in der Nähe waren und irgendwann waren sie nah genug, als dass die Siedler um Lancaster und Haile sie hören würden.
Und als die Nacht über sie herein brach, kam der Zug zum Stehen, denn sie hatten das Minenfeld erreicht.
Und sie gab die Order zum Anhalten. Soweit sie wusste und es erkennen konnte, reichte das Feld weit.
Sie beschloss, dass sie nicht die ersten sein würden, die das Minenfeld betreten würden.
Sie würden warten, denn Zeit hatten sie im Überfluss.
Erst wenn ihre Feinde das Minenfeld betreten würden, würden sie angreifen und das, was die Fallen von ihnen übrig gelassen hatten, zur Strecke bringen.
Das lange Warten auf die Schlacht hatte begonnen.
09.11.2015, 21:33
Caro
"Gähn, kannst du das noch ein bisschen lahmer formulieren, Sheng-Boy? Und was zum Geierfick meinst du mit "dürfen"?"
Kerosa grinste und sprang mit Schwung von Thorns breitem Rücken und schlenderte hüpfend zu Raoul, nur um Millimeter vor ihm zum Stehen zu kommen. Sie zwinkerte Haile kurz zu.
"Wir "dürfen" einen Scheiss. Wir machen einfach Scheiss."
Sie boxte ihm kurz in den Bauch und wirbelte dann zu Haile herum, warf ihr die Arme um die Schultern und zog sie zu sich.
"Ah, da spritzt mir ja schon wieder das Motorenöl ins Höschen. Wir fahren mit unserer Shenga in die Schlacht, und der Schwanzschlitzer5000 wird endlich mal im Motorenöl der Chromlutscher gebadet."
"Schwanzschl..."
"Ah, keine Angst, Boxenluderchen, wir bringen das Baby schon ohne Kratzer von der Probefahrt zurück!"
"...!"
Wie zur Bestätigung klopfte sie Haile nochmal auf die Schulter. Es war offensichtlich, dass Eryn bisher noch nicht viele Worte mit der Flameriderin gewechselt hatte, denn sie sah ziemlich planlos zwischen den vier Teenagern hin und her.
Kerosa, zahnlos grinsend mit einer beängstigend großen Armbrust auf dem Rücken. Thorn, groß gewachsen und breitschultrig, der seinen wirklich gewaltigen Kampfstab aus zwei Äxten am Gürtel trug Raoul, schnell wie gerissen, mit einer wirklich beeindruckenden Narbe im Gesicht und einem unerschütterlichen Glauben an den Sieg Haile, deren Kampfkunst sie jetzt schon so oft gesehen hatte und ohne jeden Funken Angst im Blick.
"Okay, okay, wenn das jemand hinbekommt, dann ihr, aber wie ihr an Wingman vorbeikommen wollt, fragt mich nicht, der Mann ist aus Granit."
"Ach, ich kenne auch zwei, drei Sachen die aus Granit sind...oder Edelstahl. Ist auch egal, gut geformte Kolben sind immer gut!"
Kerosa wuselte wieder zu Thorn und umfasste anerkennend seinen muskulösen Arm. Sie nickte Haile wissend zu, die mit einem vollkommen verwirrten Blick konterte.
"Ach komm, Shenga, jetzt schau nicht so."
"..."
"Shenga. Ich rede vom Auspuffrohr polieren."
"..."
"Die Austerngrube mit der Schoßrakete veredeln?"
"...?"
"Den Propellerstab im Mannskolben marinieren?"
"...?"
Eryn hatte sich weggedreht und gab erstickte Lachgeräusche von sich, Raoul schaute ein wenig beschämt zu Boden, musste sich das Lachen aber auch sichtlich verkneifen und Thorn grinste mit jedem Punkt auf Kerosas Liste ein wenig breiter.
"Shenga, du willst mir nicht erzählen, dass du keinen Plan vom Ficken hast?"
"...?"
"Sheng-Boy, ich mal dir auch 'nen Fahrplan, aber bei der Liebe des Motorengottes, nimm sie dir so rich..."
"Ich hab's verstanden, danke, Kerosa."
Eryn war mittlerweile in die Knie gegangen und schüttelte sich vor Lachen, Raoul klang unfassbar genervt und Haile musste wirklich anfangen zu lachen, obwohl sie nach wie vor keine Ahnung hatte, worum es gerade ging. Nur Thorn stand plötzlich ganz anders da, lauschend, lauernd und mit wachem Blick, den er auf das kleine Waldstück neben ihnen fixiert hatte.
"...?"
"...!"
"..."
"Hey, was los, ihr Freaks?"
"Ich glaube, der...ähm...junge Mann hat etwas gehört."
"Ja, na, dann lass mal schauen, welcher Chromlutscher da parkt."
"...!"
"Blades ist vorhin dorthin verschwunden..."
"...!"
Kerosa hatte sich ihre Armbrust gegriffen und ging mit Thorn vor, gefolgt von Eryn, die sich selbst mühsam wieder selbst unter Kontrolle bekommen hatte und jetzt ihr Gewehr schulterte. Haile warf Raoul noch mal einen neugierigen Blick zu, der unfassbar rot im Gesicht war und sich auch langsam in Bewegung setzte, eine Hand an Hailes Rücken gepresst. Und Haile entging dabei nicht, dass er ein wenig vorsichtiger zugriff, als noch wenige Minuten zuvor.
[Die High-School-Clique und Eryn gehen Blades im Wald suchen]
09.11.2015, 22:24
Gast-Benutzer
Oder denken Sie den Vulture ist vorbehaltlos zu trauen?
Die Anzahl derer denen ich vorbehaltlos vertraue ist so gering, dafür bräuchte ich nicht mal eine gesunde Hand. Das gilt nicht nur für die Wilden sondern auch für unsere Truppe. Würde ich vorbehaltlos wildfremden Menschen vertrauen hätte ich dort draußen kaum so lange überlebt. Mag sein, dass sich das die anderen erlauben können, haben Sie doch die meiste Zeit im sicheren Teil der Gemeinschaften verbracht und nicht für deren Sicherheit gesorgt aber dort draußen vertraust du nur dir selber. Loyalität dürfte das passendere Wort sein, ein Teil unserer lustigen Reisegruppe war von diesen Kriegern so angetan, dass sie einfach mal zusammen mit diesen Vultures eine andere Familie/Siedlung/Gemeinschaft, nenne es wie du willst, massakriert haben.
Es steht mir nicht zu über Sie zu richten, aber auch ihnen hat es nicht zugestanden Gott zu spielen und eine dieser Familien dem Tod zu bringen ohne scheinbar überhaupt nur einen einzelnen Gedanken daran zu verschwenden ob man den Konflikt nicht anders lösen hätte können, auf eine friedlichere wenigere brutale Art.
Ranger bemerkte dass er began sich in Rage zu reden. Er schnaufte tief durch und fuhr dann wieder gewohnt sachlich und ruhig weiter aus: Dort draußen, mit Sicherheit nicht weit von uns entfernt liegt der Feind. Zahlenmäßig sind wir enorm unterlegen was auch die Wildheit dieses Kriegerstammes nicht ändern wird können. Die Kultisten sind Fanatiker, Sie kennen keine Angst und werden ohne Furcht auf uns einstürmen, egal wie viele von ihnen fallen. Ein weiterer Verbündeter, mit entsprechendem technischem Equipment wäre durchaus hilfreich gewesen. Sie hätten es ja wenigstens versuchen können. Wingman konnte erkennen, dass Ranger sich darüber aufregte auch wenn er es kaum nach außen lies.
Georgina steckte also hinter allem, schon irgendwie ironisch. Da haben Sie sich immer über Haile aufgeregt, weil Sie immer noch aussieht wie eine aus deren Reihen und dabei war es Georgina. Es konnte sie zwar keiner leiden aber das hatte offensichtlich keiner kommen sehen. Aber was hat Haile mit dem ganzen dann zu tun, schließlich war Sie es auf diesen komischen Botschaften, das hat Sie selbst so gedeutet ? Naja wir werden morgen sehen ob noch jemand uns ein Messer in den Rücken rammen möchte. Apropo, in dem Zusammenhang solltest du sicherheitshalber auch noch mit Eryn und Raoul sprechen, Sheng scheint ja ebenso verschwunden zu sein wie viele andere.
Würde mich nicht wundern wenn die Alle dabei sind den Grundstein für die neue Welt zu legen bevor diese überhaupt beginnt zu existieren anstatt sich Gedanken über den morgigen Tag zu machen. grumelte er vor sich hin, dennoch so laut das Wingman es sicherlich vernommen hatte. Hast du eigentlich ein paar Infos zum Minenfeld. Das wird fast ein zwei Frontenkrieg geben. Entweder rennen Sie einfach auf uns zu oder Sie versuchen uns ins Minenfeld abzudrängen, so oder so wird das kein angenehmer Tag werden. Wir müssen für eine sichere Verteidigungslinie sorgen während einige wenige Versuchen einen Weg durchs Minenfeld zu finden. Weißt du um was für Minen es sich handelt, ab welchem Gewicht diese auslösen? Können wir irgendwo erkennen wo Minen gelegt sind und diese durch Steine oder ähnliches aus sicherer Entfernung zum explodieren bringen - um uns so einen Weg frei zu sprengen ?
Ranger grübelte über der provisorische Karte von Wingman, nahm dessen Notizen in die Hand, lass sie durch, starrte wieder auf die Karte, dann wieder auf die Notizen. Wenn sich sonst keiner drum kümmert bleibts halt an mir hängen dachte er bei sich. Wo steckt eigentlich Jäger wenn man mal eine zweite geschulte Meinung einholen will?
So ging es dann auch munter weiter. Ranger brachte seinen Kopf zum qualmen bei der Überlegung welche die sinnvollste Variante war um sowohl die Mission zu erfüllen als auch die Verluste so gering wie möglich zu halten, immer wieder von leisen Flüchen und Beschimpfungen unterbrochen.
10.11.2015, 11:46
Daen vom Clan
Raoul schlich neben Haile durch den Wald und er spürte Hoffnung in sich, je mehr er in sein Herz schaute, denn in den letzten Stunden war ihm einfach so viel Gutes widerfahren, alleine, dass eine so beliebte Frau aus Shengs Hope wie Eryn ihn überhaupt wahrgenommen und sich dann noch entschuldigt hatte, zauberte ihm ein Lächeln aufs Gesicht. Etwas das so gut und wundervoll anfing, wie dieser Tag, der würde doch niemals mit einer Katastrophe enden, dessen war er sich sicher. Und deswegen war es so unglaublich einfach und auch befreiend, die Sünden des alten Lebens, die Eifersucht, die Ungerechtigkeiten, hinter sich zu lassen und zu verzeihen.
Als er den Blick schweifen ließ und Haile in der aufkommenden Dunkelheit ins Gesicht blickt, lächelte er ihr zu – eine Geste, die das blonde Mädchen erwiderte und ihn fast schweben ließ.
So verliebt hatte er sich sein Leben lang noch nicht gefühlt. Mit halbem Ohr lauschte er auf Kerosa, die zusammen mit Thorn fröhlich plappernd hinter ihnen her trottete und Thorn gerade etwas zu erklären versuchte.
„…jedenfalls nenne ich das dann einen „Bombenspürhund“. Der kann uns in der Schlacht unglaublich fetten Drive liefern. Ich muss dazu nur diese Familienpackung Dynamitstangen an November befestigen, sie anzünden und den Hund dann dazu bringen, direkt in die Feinde zu düsen. Und wenn sie dann den Hund vernaschen wollen, gibt’s ein böses Erwachen! Denn dann geht der Sprengstoff hoch und BUMMS! Gulasch für alle. Schlacht vorbei, Krieg gewonnen, mehr Zeit zum ficken.“
Raoul kramte in seinen Erinnerungen, von dem, was er von Morris über die alte Welt gehört hatte, war aber überzeugt, dass der Begriff irgendwie falsch war.
„Und du bist sicher, dass man es dann einen „Bombenspürhund“ handelt?“
„Ja klar.“, sagte Kerosa im Brustton der Überzeugung, "...denn der Hund spürt die Bombe ja. Wie würdest du Plattreifen sowas denn nennen? Spürbombenhund?“
Kerosa tätschelte ihm den Kopf und Raoul beschloss, ihr zu glauben, sie schien zu wissen, wovon sie sprach. Nur war ihm unklar, wie sie November bekommen wollte, war der Hund doch wahrscheinlich bei den Erwachsenen aus Shengs Hope beliebter als sie alle Vier miteinander.
Und dann sehen sie eine Quelle an Licht vor sich und verstummten schnell.
Das konnte vielleicht Blades sein, doch war sie nicht alleine. Im Gegenteil, sie hörten eine weitere männliche Stimme, in beruhigendem Tonfall, halb sprechend, halb singend.
Wie ein Mann zogen Thorn und Kerosa ihre Waffen, doch Raoul schüttelte den Kopf und zusammen schlichen sie vorsichtig nach vorne, mehr neugierig als alarmiert.
Und dann erkannten sie wer da bei Blades war.
Ein älterer Mann, weißer Bart und weißes Haar in einem dunklen Gesicht, nur erhellt von einer Laterne. Pray lächelte, denn er hatte ein Buch auf seinem Schoß aufgeschlagen und schien Blades, die im Schneidersitz vor ihm saß, etwas vorzulesen, eine Geschichte, die von Gnade und Vergebung handelte und selten hatten sie Blades so traurig und doch so gefasst und geborgen gesehen und erlebt.
„Ich glaub‘, gleich gibt’s ne Massenkarambolage mit Thorns Axt und dem Schädel des Audi-Plebs.“, grinste Kerosa leise flüsternd und machte Anstalten, die Beiden aufzuscheuchen und in ihrer feierlichen Ruhe zu unterbrechen, doch Thorn griff nach ihr und zog sie am Fuß wieder nach unten in das Versteck. Der massige Jungkrieger schüttelte den Kopf und machte zum ersten Mal den Mund auf. Eine eher tiefe, unglaublich sanftmütige Stimme. „Religion. Ist heilig.“
Und dann schwieg er wieder und die Drei sahen Haile an, die einfach so etwas wie die Anführerin ihrer kleinen Gemeinschaft zu sein schien.
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Wingman hatte Ranger die Zeit zu seinem halben Wutanfall gegeben und ihn nur nachdenklich angesehen.
Was ihn betraf, hatte Ranger absolut Recht, man durfte in dieser Welt nur den wenigsten wirklich vertrauen und was ihn betraf, war er froh, in Sheng einen solchen Menschen gefunden zu haben, der sicherlich nicht immer richtig lag, in seinen Entscheidungen aber oftmals eine Schiene fuhr, der Wingman sich verschreiben konnte.
„Sheng habe ich vorhin bei den Vulture gesehen, ich denke, er wird sich dort ein Bild über die Kampfstärke machen oder eine feurige Rede halten, damit diese Wilden morgen als unsere Ersatzstreitkräfte noch härter kämpfen.“ Er zuckte mit den Schultern und es war deutlich, dass er froh war, dort selber nicht zu sein, sondern mit diesen taktischen Überlegungen hier beauftragt wurde.
„Ehrlich gesagt habe ich noch große Probleme mit diesem Minenfeld. Ich habe in der Nähe der ersten Schilder schon den Boden untersucht, aber entweder sind die Fallen verdammt gut versteckt oder einfach tiefer im Gebiet, auf den ersten Blick habe ich nichts gefunden und kann entsprechend auch wenig zu Typ und Material sagen.“
Er blickte sich dann unruhig um, es war klar, dass ihm dieses Unwissen massive Magenschmerzen verursachte.
„Was wir brauchen würden, wären vielleicht Material der Streitkräfte, die diesen Minengürtel gelegt haben. Dieser Plan dürfte doch nicht so unlesbar sein, immerhin musste man damals davon ausgehen, dass der Feind, sollte er ihm in die untoten Hände fallen, diese eh nicht hätte lesen oder benutzen können. Aber das ist alles Wunschdenken. Im Moment stehen wir richtig beschissen da was den Plan betrifft. ES gibt nämlich noch Keinen, der nicht tausende Variablen offen lässt.“
Seufzend lehnte sich der ehemalige Pilot zurück und wünschte sich für einen Augenblick wirklich, mit Sheng tauschen zu können, der wahrscheinlich gerade vergorenen Agavensaft trank, Braten aß und sich in den Armen einer hübschen Frau schwindelig tanzte.
Aber dann fiel ihm ein was das letzte Mal passiert war, als er sich mit einer Frau eingelassen hatte und plötzlich war er wieder unglaublich froh, dass er "nur" die Aufgabe hatte, diesen Höllenritt zu planen.
10.11.2015, 12:20
Mephista
Ihre Knochen knackten bedenklich, als Léo mühsam aufstand und sich streckte.
Jeder Muskel in ihr schmerzte, kaum eine Stelle ihrer Haut war frei von Kratzern, Bissen oder sich langsam dunkel färbenden Flecken. Sie triefte vor Körpersäften aller Art. Selbst die kleinste Bewegung tat weh. Es war unsagbar heiß, stickig und roch nach Sex.
Ihr war, als ob sie die Schlacht von morgen bereits geschlagen hätte.
Es war der Hammer gewesen. Sie war unglaublich glücklich.
Völlig ausgelaugt lehnte sie sich gegen den Zeltpfosten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Schob schwach das Stück Stoff beiseite, dass als Eingang fungierte.
Ein Schwall aus frische Nachtluft, angereichert mit den Geräuschen der Feierlichkeiten schwappte ihr entgegen und ließ sie dankbar aufseufzen.
Ein Blick über die Schulter bescherte ihr das Bild von Hju und Seeker, die aneinandergeschmiegt dalagen, genauso fertig wie sie selbst, augenscheinlich gerade dabei, wegzudämmern. Unwillkürlich musste die Latina grinsen. Die letzten Stunden mit den beiden erfüllten sie schon mit Stolz, wenn sie so daran zurückdachte.
Es würde garantiert eine tolle Geschichte zum Weitererzählen abgeben. Sie konnte nun mit Fug und Recht behaupten, den besten Dreier der Welt gehabt zu haben. Sollte sie den morgigen Tag überleben.
Unter weiterem Knacken rollte sie ihren Kopf um die Gelenkachse, dehnte ihre Schultern.
Ging in die Knie, um ihre Sachen zusammenzusuchen.
Ihr Körper sehnte sich nach Schlaf, doch ihre Gedanken rasten. Die Worte ihrer Stammesschwester hatten eine Saite in ihr anklingen lassen. „Und morgen dann werden wir für euren Traum einer anderen Welt sterben. Niemand von uns will in dieser Welt leben.“
Noch nie zuvor hatte sie darüber nachgedacht, ob es für sie persönlich überhaupt erstrebenswert war, die Menschheit von diesem untoten Fluch zu befreien. Klar, es war das Richtige und sie rechnete nicht damit, den übernächsten Sonnenaufgang zu sehen, vielleicht nicht mal den nächsten.
Aber was, wenn doch?
Würde es überhaupt einen Platz für sie in der Welt geben, die sie mit allen Mitteln erschaffen wollte?
Es hatte einen Punkt gegeben, als sie sich um der alten Welt willen darum bemüht hatte, diese wiederherzustellen, den ganzen Mist zu beenden. Doch dieser Punkt war lange überschritten. Inzwischen trieb sie eigentlich nur noch Wiedergutmachung für den Fehler aus ewig vergangenen Zeiten an. Die alte Welt war nur noch eine blasse Erinnerung, ein ferner Traum, den sie schon lange nicht mehr träumte.
Léo hatte sich verändert. Durch und für die neuen Verhältnisse. Hier und Jetzt kam sie bestens zurecht- normale Siedlungen, letzte kümmerliche Überbleibsel und ein verzweifeltes Klammern an die alten Regeln gingen ihr gegen den Strich. Wie sie nicht in Sheng’s Hope leben konnte, weil das einfach nicht ihr Ding war.
Die ganze alte Welt, die die neue ... neue Welt werden würde, war nicht ihr Ding.
Vielleicht war es am besten, sie würde auch mit den Kultisten und Zombies untergehen. War eh nicht so, als würde sie Jemand wirklich vermissen. Die Leute mochten sie ungefähr so sehr wie Fußpilz, sicher selbst die, die ihr irgendwie nahe waren.
Haile, Evi und Hju respektierten sie vielleicht, weil sie für die Gruppe einen wichtigen Beitrag leistete, aber ob sie sie wirklich mochten...das konnte sich Léo nur sehr schwer vorstellen. Wenn schon Álvaro sie aufgrund ihrer Art verlassen hatte nach all der Zeit...
Die Halbmexikanerin schüttelte sich, als ob dies ihre Gedanken vertreiben könnte. Über die weitere Zukunft sollte sie am besten erst nachdenken, wenn hier alles geschaukelt war, nicht eher.
Im Moment waren die Nachwirkungen der kürzlichen Lust noch zu frisch, um sie gleich wieder zu ruinieren.
Gerade packte sie ihre Hose, als aus deren Tasche das kleine Büchlein purzelte, für das sie ihr bester Freund im Stich gelassen hatte. Schnell fing sie es auf, bevor es auf den dreckigen Boden fallen würde und führte es sich vor die Nase.
Sie wusste, wie sie sich ablenken konnte.
Eifrig klappte sie die Bibel auf und blätterte zum Hohelied Salomons. Sie wusste genau, nach welchen Abschnitten sie suchen musste, sie waren so verteilt, aber dennoch so eingebrannt in ihre Seele...
...wie sich vor Jahren die südafrikanische Sonne in ihre Haut eingebrannt hatte. Das Kap der guten Hoffnung hatte sie sich damals eigentlich nur des Namens wegen als Zwischenstation nach Sidney ausgesucht. Dass dieser Name einen sehr ironischen Hintergrund hatte, konnte sie nicht ahnen, doch hatte sich der Trip ausgezahlt. Afrikaner waren mit Abstand die gastfreundlichsten Menschen neben Mexikanern. Mit ihren 16 Jahren kam Leocadia an und wurde sofort aufgenommen, als ob sie nie woanders gewesen wäre. Die Anderen plapperten den ganzen Tag mit ihr und miteinander- doch das konnte die Jugendliche damals noch sehr gut ab. Bacari allerdings sah sie nur an, meistens aus einiger Entfernung, lächelte sanft und schwieg. Volle vier Tage lang. Am fünften Tag trat er das erste Mal näher als 5 Meter an sie heran und sagte nur: „Du bist es.“, nahm ihre Hand und küsste sie. Von da an bestritten sie ihren Weg gemeinsam. Am Anfang hatte es Léo noch erstaunt, wie einfach sie sich hatte fallen lassen. Doch Bacari gab ihr nie einen Grund, es zu bereuen. Er baute ihr ein Haus, wie es in seiner Kultur Sitte war und brachte ihr bei, ihre mitgebrachte Machete ordentlich einzusetzen. Er machte sie zu einer wirklichen Kämpferin. Sie lernte alles über den Glauben an die Geister und Dschinns, die in allem leben, die guten und bösen Energien; sie erklärte ihm, wieso sie einen so unbeschwerten Umgang mit Toten hatte. Der christliche Glaube war einer der wenigen Übereinstimmungen von vornherein, und selbst dieser war für Léo eher unwichtig, für Bacari allerdings entscheidend. Er wollte nichtmal mit ihr schlafen, bevor sie nicht verheiratet wären. Als sie ihm eröffnete, dass sie nicht ewig hierbleiben würde, sondern auf der Suche nach ihrem Vater nach Australien wolle, war es für absolut klar, dass er sie begleiten würde. Schließlich waren ihre Leben verwoben, wo sie hinging, ging auch er und umgekehrt. Außerdem wollte er ihren Vater um seinen Segen bitten. Oft saßen die beiden einfach am Strand, wie am Abend, bevor eines der inzwischen raren Transportschiffe sie mit sich und hoffentlich näher an ihren Vater brachte. Er zog seine Bibel hervor, und las ihr einzelne Stellen aus dem Hohelied Salomons vor, die er für sie ausgesucht hatte und so tief unter die Haut gingen, wie kaum andere Worte zuvor. „Das nächste Mal lese ich sie Dir nach unserer Hochzeitsnacht vor, wenn sie zutreffen...“, hauchte er ihr entgegen, sein dunkles Gesicht von der untergehenden Sonne beschienen, sodass er wie ein Wesen aus einer anderen Welt wirkte. Léo liebte ihn über Alles.
Mit schimmernden Augen und einem bittersüßen Lächeln las sie die Zeilen wieder und wieder. Ihr Blick fiel beiläufig wieder auf ihre Gespielen und blieb an Hju hängen.
Sie fühlte wieder den Drang, wie damals im Zelt der Vultures, ihm einfach mal zu sagen, dass sie so froh war, ihn wiedergetroffen zu haben. Einen aus der ganz alten Truppe, als sie Leute noch sofort ins Herz geschlossen hatte und für immer da behielt.
So unglaublich froh... vielleicht nicht nur deswegen.
Doch wieder blieb es nur bei dem Gedanken.
Schnell kramte sie einen kleinen Bleistift hervor, mit dem sie auf der letzten Seite, ähnlich all den Vorbesitzern, diese Worte endlich vereint niederschrieb. Sie übersetzte sie aus dem Spanischen in die Worte, die Er damals verwendet hatte. Zuletzt setzte sie ihren Namen darunter.
Ehrfürchtig strich sie über die Seite, ehe sie die kleine Bibel wieder zuklappte und zurück in die Hosentasche stecken wollte. Spontan entschied sie sich aber, es auf den Klamottenhaufen der beiden anderen zu legen. Sie brauchte frische Luft und überhaupt gehörte so ein Buch nicht in die Arschtasche einer Hose, wo es ständig zerstört werden könnte. Sie würde eine kleine Runde drehen, dann zurückkommen und es in Álvaros Leichnam verstauen. Guter Plan.
So schnell ihr ermüdeter Körper es zuließ, zog sie sich an und verließ das Zelt. Schwach stapfte sie durch die eingetretene Kühle der Nacht und sah sich um. Abermals blieb ihr Blick an dem kleinen, verhangenen Gebäude hängen.
Stimmt, da war ja etwas gewesen.
Wenige Minuten später stand sie vor dem...Bunker, zwischen den Bäumen und Büschen von weitem wirklich kaum auszumachen. Ein Schild betitelte dieses erbärmliche Ding als „Waffendepot 3.“
Wow, noch kreativer ging es wohl n-
Moment.
Bei dem Namen klingelte etwas bei ihr. Das, was ihr schon spontan in den Sinn gekommen war. Darüber wurde kurz in San Antonio gesprochen, dass diese Dachfutzis sie zu einem idiotischen 5-Tage Trip zum Waffendepot 3 eingeladen hatten, um die RedWitch kennenzulernen.
Na, so ein Zufall aber auch...
Sofort machte sie sich daran, nach einem Weg hinein zu suchen. (Ermittler)
Still und wie verlassen lag das Waffendepot da, doch Leo konnte genau erkennen, dass, kaum dass sie sich dem Gebäude genähert hatte, eine Aufzeichnungskamera ihr rotes Licht, das vormals die ganze Zeit auf das bunte Treiben ihres Lagers gerichtet war, sich nun ihr zuwandte.
Die ein einzelnes, zyklopenhaftes Drachenauge schien es die Reisende zu fixieren, nur um dann in einer seltsam surrenden Bewegung nach unten zu blicken, fast so, als würde sich die „Kamera“ verneigen, vielleicht ein Trick oder eine bedeutsame Geste von Jenen, die in diesem Gebäude waren? Doch als sie dem Blick der Kamera folgte, erkannte sie dort, verborgen unter Efeugestrüpp, welches die Bunkerwand komplett be- und verdeckte, eine Rolltor. Darunter war ein einzelner, verwester Zombie eingespannt, der mit ächzendem Gestöhne und schwachem Griff seine Finger durch den Efeu bohrte , sie jedoch nicht erreichen konnte.
Hinter dem halb zerstörten Rolltor waren eindeutig Geräusche von weiteren Untoten zu vernehmen und für einen kurzen Moment war Leo sich sicher, dass der Bunker überrannt und von allen Menschen verlassen worden war.
Doch dann bewegte sich die Kamera wieder, fast so als wollte sie ihre Aufmerksamkeit fangen und abermals zeigte sie nach unten, die Latina sah nun genauer hin und erkannte eine kleine Tür im Rolltor, dazu gedacht, eine einzelne Person hindurch zu lassen ohne das ganze Tor öffnen zu müssen.
Ein paar Mal atmete sie tief durch, dann faste sie sich ein Herz und öffnete die Tür, die vollkommen geräuschlos zur Seite schwang und die Dunkelheit dahinter preisgab, die nur ab und an von kleinen Lichtern unterbrochen wurde, die Leo als ihr vollkommen unbekannte, schwach leuchtende Elektrik wahr nahm.
Der Bunker selbst war steril sauber, wie ihr auffiel, als sie die ersten Schritte hinein setzte, nackter, doch angenehm kühler Beton, Metallplatten und Kabel, allesamt sauber in Schächten verlegt, wer auch immer hier wohnte, er musste Ordnung und Disziplin sehr lieben. Zu ihrer Linken sah sie – geschützt durch Panzerglas – den Raum der hinter dem Tor lag und verwundert erkannte sie, dass sich dort in einer Art Käfig zahlreiche Zombies befanden, die vollkommen fixiert schienen auf einen weiteren, deutlich kleineren, Käfig vor sich, in dem sich ein Kaninchen befand, das halb wahnsinnig vor Angst hin- und her hüpfte und so die Untoten in stete Aggression und Alarmbereitschaft versetzte. Da sie in den Käfigen gefangen wahren, stöhnten und geiferten sie permanent und mussten so auf Zuhörer wie Leo, als sie noch draußen stand, wie ein an eine Horde Untoter gefallener Raum wirken.
Ihre innere Stimme warnte sie vor dem was sie in diesem Bunker finden würde, diese Person schien an alles gedacht zu haben, auch an mehrere, sich immer wieder in den Gängen befindliche kleine Bastionen, in denen durch aufgestapelte Kisten die Verteidigung des engen Ganges deutlich erleichtert werden konnte. Dort lagen auch Handfeuerwaffen und Sturmgewehre, alle sauber gepflegt, die Munition akribisch daneben aufbewahrt, so dass ein schneller Zugriff jederzeit möglich war.
Und dann wurde es ein wenig wohnlicher, als sie eine weitere, für sie offen stehende Stahltür durchschritt und dort ein sauber aufgeräumtes Mannschaftsquartier vorfand. Dieses war ebenfalls so steril, dass sie nicht sagen konnte, welches von den sechs Betten in Benutzung war, sie also keine Rückschlüsse auf die Personen treffen konnte, die hier lebten. Sie fand lediglich ein wenig benutztes Geschirr in der Küche dort, zusammen mit einigen Konserven die aussahen, als würden sie aus vollkommen verschiedenen Ländern stammen. Der Raum war warm und fühlte sich trotz seiner Aufgeräumtheit gemütlich an, obschon auch dieser Raum überwacht wurde, denn sie hörte wieder das Surren.
Und dann erstarrte sie – der einzige Fleck in diesem ganzen Bunker, den sie bisher eingesehen hatte, der ein klein wenig chaotisch war, ließ ihr Herz fast stehen bleiben.
Sie sah ein Sammelsurium aus alten… Erinnerungen. Fragmente aus ihrer frühesten Kindheit. Der Zeit, als das große Zehren begonnen hatte.
Dort war eine Kopie des Führerscheins von Dob an eine Pinnwand getackert.
Ein gerahmtes Bild von einer seltsamen Seite die wie ein Fotoalbum aussah, sich „Facebook“ nannte und auf dem deutlich sichtbar ein lächelndes Mädchen zu sehen war deren Anblick sie nie vergessen hatte: Clover, die mit echtem Namen wohl Barbara Williams geheißen hatte.
Ein Ausbildungsnachweis einer Zoll-Abteilung einer gewissen Helena McAldrin...
Zudem ein Bericht eines Polizeiofficers namens Brannon, der sich vehement gegen eine Suspendierung eines gewissen Axel Miller aussprach.
Alle wirkten sie wie Artefakte aus einer anderen Zeit, viele von ihnen zeigten ihr Gesichter, die sie nur noch vage und verschwommen kannte, die sich jedoch sofort wieder in ihre Erinnerung bahnten.
Und dann, in einer Ecke, sah sie ein handgemaltes Bild. Nicht groß, nicht auffällig. Doch mit viel Liebe zum Detail und großer Sorgfalt gezeichnet. Frisch gezeichnet, vielleicht keine fünf Jahre alt, so frisch wie das Papier noch wirkte… http://juliameister.net/daen/skizze-leo.jpg
Das Kind in ihr, das unschuldige Kind voller Erinnerungen und Träume starrte sie direkt an…
Und dann hörte sie hinter sich ein Geräusch, als wäre Jemand in den Raum getreten.
Wachsam fuhr sie auf dem Absatz herum und…
10.11.2015, 18:41
Shinshrii
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Seit Wochen schon trudelten zunehmend beunruhigendere Nachrichten von den Außenposten ein: umfangreiche Menschenjagden in den Sümpfen von Louisiana, ein enormer Anstieg der Opferungen im Großraum Dallas ... Alles "Rekruten" für die Armeen der großen Familien, natürlich. Vorhersehbar, nachdem die altersschwache Konsole im Funkraum kurz zuvor ein Signal aufgefangen hatte, auf dass sie nun schon seit Jahren wartete.
Und nun? Ein endlos erscheinender Strom von Kultisten und Untoten wälzte sich langsam auf San Antonio zu, und diesmal, das musste sie sich eingestehen, würden ein paar Guerillatricks nicht ausreichen, der nahenden Flut Einhalt zu gebieten.
Sie war gerade dabei gewesen, die spärlichen Personenakten, die ihr über die Skypeople zur Verfügung standen, zu sortieren, um jene zusammenzustellen die fliehen sollten, um nach dem Durchmarsch der Kultisten den Kampf weiterzuführen - jene wenigen Glücklichen, die noch eine Zukunft haben würden -, als sich unvermittelt im Funkrauschen eines Außenpostens ein Fragment ihrer eigenen Vergangenheit zu Wort meldete. Versucht er etwa schon wieder...?
Hastig eilte sie zum Funkgerät: "RedWitch hier, Enigma zum Report."
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Keine vier Tage später stand nun ein weiteres vertrautes Gesicht vor ihrer Tür, und starrte mißtrauisch zur Kamera hinauf. Konnte sie das tatsächlich sein? Das Alter würde stimmen, der Name laut dem, was Enigma von der mehrtägigen Reise berichtet hatte, auch...
Die Frau, die seit Jahren nur die RedWitch gewesen war, zögerte kurz. Rausgehen und ihnen allen die Lage erläutern wäre vielleicht sinnvoller... andererseits machte die junge Frau draußen vor dem Bunker keine Anstalten, wieder zu ihrer Gruppe zurückzukehren. Und der einzige andere Weg, unbeobachtet rauszukommen, ist die Kanalisation. Urks. Nein.
Mit geübten Fingern ließ sie die Kamera herumschwenken und auf die Tür zeigen. Einmal, zweimal, bis ihre Besucherin den Wink verstanden hatte. Dann griff sie sich ihre Jacke von der Stuhllehne und machte sich auf den Weg nach unten.
An der Tür, die in den Wohnbereich hineinführt, verharrte sie einen Augenblick und beobachtete - ha, Macht der Gewohnheit! - die junge Frau und ihre Reaktion. Angesichts des Hauchs von Wiedererkennen beim Anblick ihrer kleinen Sammlung nickte sie zufrieden, strich noch einmal ihre Militärjacke glatt, auf deren altem, abgewetzten Stoff nur mehr Bruchstücke eines Namens zu erahnen war, und trat dann hinter ihrer Besucherin in den Raum.
"Hallo, Leo."
"... Ellen?!"
10.11.2015, 23:49
Caro
Haile nickte langsam und stimmte ihrem stummen Clansbruder damit unumwunden zu. Kerosa zog einen Flunsch, hielt aber dankenswerterweise die Klappe. Auch Eryn war ruhig geworden und versuchte die Geschichte einzuordnen, die Pray Blades gerade vorlas.
Haile wollte ihr diesen Moment nicht stehlen. Jeder hat Ruhe verdient, einen Moment der Stille oder einfach ein wenig Trost. Mal davon abgesehen, dass Blades wahrscheinlich gerade jetzt nicht unbedingt scharf darauf war, sie oder Raoul zu sehen. Wie auch immer, hier herrschte keine Gefahr, alles war gut, und außerdem sehnte sich Haile nach Sheng. Er und Evi hatten jetzt hoffentlich wirklich genug Zeit für sich gehabt.
"...!"
"..."
"...!"
"Ihr könnt auch reden, wisst ihr, ihr Freaks?"
Leise erhob sich die kleine Gruppe und Haile scheuchte sie zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie selbst stand als Letzte auf, und als sie sich noch einmal kurz umdrehte, konnte sie sehen, wie Pray ihr direkt in die Augen sah und ihr kurz zunickte - und das, obwohl sie perfekt im Halbdunkel der Sträucher verborgen waren.
________________
Nach wenigen Minuten standen sie wieder unter dem wolkenlosen Himmel der Golfanlage. Kerosa räkelte sich herzhaft, während Eryn sich neugierig umsah und Hailes unausgesprochene Frage stellte.
"Haile, weißt du, wo Sheng und Evi sind? Ich denke mal, dass sie zu den Vultures gegangen sind, aber sicher bin ich mir nicht."
"...!"
"Uh, gehen wir jetzt die Geierficker besuchen?"
"..."
"Ja, sorry..."
"Ich war noch nie bei einem Vultures-Fest. Das soll der Hammer sein."
Raoul strahlte Haile an, und damit machte sich die kleine Gruppe auf in Richtung des großen Feuers im Lager des Clans, das züngelnd den Abendhimmel erhellte. Aus den Augenwinkeln konnte Haile sehen, wie Leo vollkommen verschwitzt aus einem der großen Zelte gekrochen kam und sich ausgiebig streckte. Aber ihre Aufmerksamkeit war vollkommen eingenommen von diesem merkwürdigen Geräusch, welches vorhin noch nicht da war. Es klang...nach Trommeln? Leisem Malmen? Je näher sie dem Vulture-Camp kamen, desto mehr blendete der Lärm dieses Rauschen aus, aber wirklich verschwand es nie.
Direkt am Feuer saßen Evi und Sheng, er hatte seinen Kopf an Evis Schulter gepresst und die beiden beobachteten, wie die jüngeren, mutigeren Vultures über das Feuer sprangen und sich gegenseitig zu kleineren Kämpfen herausforderten. Thorn grinste und schon schulterte er Kerosa wie eine Kriegsbeute, die erfreut quietschte und sich zu Thorns Kriegergruppe tragen ließ. Raoul zuckte etwas hilflos mit den Schultern Schultern und schaute Haile scheu an, während Eryn ihr Grinsen verbergen musste.
"Deine Freunde sind wirklich, wirklich speziell, Kleine."
"...!"
Haile grinste stolz und funkelte Sheng an, der sich bei Eryns Worten umgedreht hatte und sie einladend anlächelte. Haile ließ sich auf der anderen Seite ihres Ziehvaters nieder, während Eryn an Evis Seite Platz nahm und das Feuer mit großen Augen anstarrte. Raoul schaute erst ein wenig hilflos und brauchte als Motivation ein strahlendes Lächeln von Haile, bis er sich auch zu der kleinen Gruppe setzte.
Sheng legte Haile stolz eine Hand aufs Knie und sah...tatsächlich einfach glücklich aus. Glücklicher als je zuvor. Allein dafür hatte es sich gelohnt.
11.11.2015, 01:54
MeTa
Mit jeder Sekunde fühlte es sich mehr nach dem Ende an. Eryn hatte Schmerzen. Das Gift suchte auch die letzten Winkel ihres Körpers auf, lähmte ihre Glieder. Jede Bewegung tat weh. Es war als würde man ihr Pfähle durch die Haut bohren, an ihren Gelenken zerren und reißen. Praktiken, wie die Barfrau sie ihren Feinden zutraute.
Mit starrem Blick sah sie in das Feuer, um das ihre wilden Verbündeten tanzten. Das Lodern der Flammen war ihr willkommen; Beschäftigung für ihre Augen, die sonst Zeit gehabt hätten, noch mehr Tränen zu vergießen. Denn sie hatte so viel Angst wie nie zuvor.
Sie wollte nicht sterben. Fernab von der Frage, was sie verdient haben mochte, was Schicksal war und was nicht - sie wollte nicht sterben. Eryn war zu jung, um nicht alt zu werden. Welch traurige Ironie sollt es sein, in der Schlacht ihr Leben zu lassen, die anderen das Leben zurückbrachte?
Eine, die bald Wahrheit wird.
Sie malte sich seit Stunden aus, wie es passieren würde, was sie dabei empfand. Würde es versöhnlich werden? Würde sie es spüren? So sehr sie sich zu erinnern versuchte, konnte sie nicht ausmachen, wie der letzte Ausdruck auf Wills Gesicht gewesen war. Würde sie ihn wiedersehen, wenn es soweit war? Das allein war der versönlichste Gedanke, den sie greifen konnte. Ein alberner. Sie stellte sich ein strahlendes Weiß vor, ein Nichts,darin Fragmente der echten Welt. Möbel, wie sie die Barfrau kannte. Ein Regal mit ausgelaufenen Flaschen, vor denen ein verdutzt dreinblickender Vincent stand, als hätte es einen Unfall gegeben. Einige Meter daneben eine metallene Bahre, klinisch wirkend, trotz des Weiß im Hintergrund. Direkt vor ihr Will, der einer schemenhaften Figur eine offene Wunde versorgte, die mehr Hintergrund für seine Finger war. Er rückte sich die Brille auf der Nase zurecht und sah zu der jungen Frau neben ihm. Mary. Sie flößte der Figur des Patienten eine unbekannte Flüssigkeit ein. Es würde schon helfen.
Und in all dieses Weiß trat nun Eryn. Doch sie kam nicht weiter. Ihre Freunde drehten sich nicht zu ihr. Sie war ein Fremdkörper, wie sie es in der echten Welt war. Die Augen öffnend blickte sie nach links, zu den zwei vereinten Paaren. Ehrlich. Es wäre besser, wenn sie starb. Andere hatten zu viel zu verlieren. Und wenigstens ein kleiner Teil von ihr glaubte an das Jenseits, daran, Mary, Vincent und Will wieder zu sehen. Vielleicht war Derreck auch da.
Wie wenig sie ihr Leben gelebt hatte. Da waren nur die vielen Jahre ohne Sinn, ohne Gefühl. Jahre, die sich die Irin selbst genommen hatte. Und was sie hätte haben können, erkannte sie erst zu spät. In einer Zeit, in der es so schlimm war wie nie zuvor, hatte sie das Glück, den Hauch dessen zu spüren, was lebenswert war. Dass alles genau dann enden sollte, als sie gerade entdeckte, wie man lebt, war eine unglückliche Fügung. Doch vielleicht würde sie wenigstens in den Köpfen der Leute weiterleben, die sie so leichtfertig Freunde nannte, hatte sie den Begriff doch gerade erst verstanden. Sie hoffte, dass Raoul ihr wirklich verziehen hatte, dass Evi sie wirklich vermissen würde, dass die zahlreichen Bewohner nicht bloß um die schöne Hülle trauern würden, die jahrelang das einzige war, dass sie ihnen gezeigt hatte. Dass sie ein letztes Mal den Mensch in ihr sahen, bevor sie das Gefecht gegen die Feinde oder das Monster in sich verlor.
Wieder ein Blick zu den Vultures. Sie feierten als gäbe es kein Morgen. Auf viele würde das zutreffen. Die letzte Feier hatte wie dieser einem Abschied gegolten. In Sheng's Hope erwartete sie noch das Ungewisse, nun eine tödliche Gewissheit. Damals hatte die Infizierte selbst getanzt. Trotzdem der Stil der Wilden ein gänzlich anderer war, wollte sie sich einfach dazugesellen, die letzten Stunden ausschweifend genießen. Doch die spärliche Kraft ihres geschundenen Körpers reichte kaum für die finale Schlacht, der alles gelten musste. Ihr war dieser letzte Tanz versagt. Verschoben, auf ein anderes Leben. Eines, das sie besser nutzen würde als dieses.
Ihre zitternden und fast bleichen Finger legten sich auf Evis freie Hand. Sie war warm und strahlte Kraft aus, die die blasse Frau nicht mehr besaß.
"Danke für alles, Evi!", murmelte sie laut genug. Und als sie in die treuen, glücklichen Augen der Kriegerin sah, die ihre Identität zwischen Vultures und Sheng's Hope gefunden hatte, verlor Eryn abermals den Kampf gegen ihre Tränen.
11.11.2015, 07:29
Lynx
Nachdem Sheng und Evi die Anhöhe verließen und von den immer lauter werdenden Gesängen in das Lager der Vultures geleitet wurden, wartete Voodoo bereits grinsend und mit dampfenden Bechern des Agaven-Getränkes auf sie. Offenbar hatte der Clan alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest an ihre Heimat gebunden war, aber Evi kam nicht in den Sinn, dass diese Krieger den nächsten Tag als ihre letzte, große Schlacht ansahen und die meisten nicht damit rechneten - ja, sich sogar die Ehre erhofften - nicht zurückzukehren.
Noch bevor die beiden einen Schluck trinken konnten, wurden Sheng und Evi von Vultures bestürmt, die Voodoos Werk bestaunen wollten, aber auch mit ihrer Schwester Teeth und dem Großmeister der verbrüderten Hope'Ari feiern und tanzen wollten.
Nachdem sie eine Weile in der Menge herumgehüpft waren - das war zumindest Evis Form von Tanzen - kämpften sie sich wieder an den Rand des Geschehens, wo kühle Nachtluft der sengenden Hitze Einhalt gebot. Gemeinsam setzten sie sich an einen weniger umtriebenen Platz am Feuer und Sheng strich fast beiläufig über ihren Rücken, dessen Brennen sich längst in einen willkommenen Schmerz verwandelt hatte, der sie an Leidenschaft, Sehnsucht und Verbundenheit erinnerte.
Sie brauchte diesmal keinen Spiegel, um zu wissen, was für ein wundervolles Werk sie auf ihrer Haut trug. Sie konnte Aufregung und auch Stolz in Shengs Augen sehen, wenn er einen Blick auf die Tätowierung warf. Und die Vultures sahen ihren Rücken auf eine ähnliche Art und Weise an.
"Die Füllung wird vermutlich irgendwann verblassen...das heißt auch, dass du irgendwann wieder kommen musst. Zum Nachstechen."
Evi sah Needles Gesicht vor sich, wie er damals sichtlich stolz gegrinst hatte, weil er einen Grund für sie gefunden hatte, dass sie sich wiedersahen. Jetzt war das Werk vollendet und perfekt geworden. Aber schon damals hatte es ohnehin keine andere Motivation gebraucht, um die Vultures als einen Teil von sich zu bewahren und jetzt fühlte Evi dies noch viel stärker. "Das werde ich." Immer wieder. Aber nie mehr alleine.
--
Evi erzählte Sheng, der auf ihrer Schulter lehnte, gerade die Geschichte, wie sie Pray erst den Korkenzieher um die Füße geworfen hatte, nur um ihn wenig später reuevoll von ihm zurück zu verlangen, als plötzlich ein junger Krieger mit einem quietschenden Etwas über der Schulter an ihnen vorbei stürmte. War das... nicht die Flameriderin?
"Deine Freunde sind wirklich, wirklich speziell, Kleine."
"...!" Eryn und Haile setzten sich zu ihnen, und aus irgendeinem Grund war Raoul auch dabei. Wie seltsam das alles war. Aber auf gute Art und Weise. Das ehemals verpönte Kultistenmädchen brachte alle zusammen - Schöne Siedlersfrauen oder Bürgermeister, nicht zu bändigende Plünderer und kleptomanische Waisenkinder, so viele andere... und sie alle waren willkommen und bereit für eine gemeinsame, große Schlacht am Ende.
Ob eine neue, alte Welt auch so aussehen würde? Würden die Menschen wieder mehr zueinander finden?
Evi sah sanft zu Haile und Sheng, die erst möglich machten, dass es überhaupt eine neue Welt geben würde. Mit ihnen konnte es ja eigentlich nur supergut werden, egal was auf sie zukommen mochte. Und Eryn musste das auch wissen.
Als die Taucherin die leichte Berührung ihrer Freundin fühlte, wollte sie sich mit ihr voller Zuversicht und mit geballter Fröhlichkeit verrückte Dinge ausmalen, die sie in so einer neuen Welt erleben würden. Doch der Schein des Feuers warf unheilvolle Schatten auf Eryns Gesicht und sie sah unnatürlich bleich aus.
"Danke für alles, Evi!", hatte sie gerade gesagt und dann kamen die Tränen. Wie viele Stunden waren vergangen? Hatte sich ihr Zustand wirklich so schnell verschlechtert, oder lag es an ihrer Angst, dass es jetzt so viel schlimmer wirkte? Furcht konnte alles mögliche beeinflussen.
"Das klingt wie ein Abschied.", sagte Evi leise und schlang beide Arme um Eryn, so dass sie sich an sie lehnen konnte und dabei in einer festen Umarmung, ein bisschen abgeschirmt vom Rest, geborgen war. Die Schönheit hatte die Augen weit offen und weitere Tränen kullerten heraus, aber sie ließ es geschehen. Vielleicht konnte sie sich nicht wehren, aber hoffentlich wollte sie es auch nicht.
"Ich weiß, dass es schwierig ist, aber hab keine Angst." Sie flüsterte ganz leise und sah dabei in den Nachthimmel. Sie atmete tief durch, weil sie ebenfalls keine Angst haben durfte, wenn sie Eryn etwas davon nehmen wollte.
"Dir ist klar, was ich sagen will, oder? Wir schaffen das schon. Wir machen dich wieder gesund. Du wirst Derreck wiedersehen. Und hey, daran glaube ich immer noch. Es gibt auch allen Grund dazu, wir haben schon so vieles geschafft, was uns umöglich erschien. Alleine dass wir hier sitzen... und hier und in unserem Lager von Menschen umgeben sind, die viele für verloren geglaubt haben, ist ein Wunder." Von Eryn war nichts als leises aber schnelles Atmen zu hören.
"Aber ich glaube, das allein hilft nicht mehr, oder? Weil nur du weißt, wie du dich fühlst. Ich habe keine Ahnung, ob es gerade weh tut, ob dir die Sinne schwinden oder deine Beine dich bald nicht mehr tragen. Ich kann noch so voller Hoffnung sein, du wirst ganz von selbst spüren, wie sehr du mir da noch zustimmen kannst oder nicht."
Evis Arme hielten die Bardame immer noch fest, als könne sie einzig durch die Berührung jegliches Fortschreiten der Infektion einfach aufhalten. Als würde so die Zeit in Eryns Körper einfach stehen bleiben und nichts und niemand konnte ihr etwas anhaben, so lange sie sie nur nicht losließ.
"Wir teilen uns das einfach auf. Ich übernehme den Part, der immer noch daran glaubt, dass alles gut wird. Keine Sorge, da habe ich genug Optimismus für uns beide. Und du übernimmst den Teil, wo du dich voller Stolz allem entgegen stellst, was auf dich zukommt. Das kannst nur du machen, und du hast auch jedes Recht dazu. Was auch immer du irgendwann mal getan oder nicht getan hast hat dich genau an diesen Punkt gebracht. Es hat dich zu dem Menschen hier gemacht, der es Wert ist, ihn in einer unterschütterlichen Umarmung gefangen zu halten."
Sie lachte kurz und drückte einen Augenblick lang etwas fester zu.
"Es hat dich zu einem Menschen gemacht, den wir schmerzlich vermissen würden. Zu einem Menschen, den wir niemals vergessen würden. Also musst du sehr viele Dinge sehr richtig gemacht haben. Du kannst stolz auf dich sein, ehrlich. Und um alles, wofür du glaubst keine Zeit mehr zu haben, werde ich mich kümmern. Ich werde in alle Ecken der Welt reisen, ich werde mir ein hübsches Kleid besorgen, das nur dir stehen würde, und dann werde ich Derreck finden und ihm sagen, was er dir bedeutet, ich werde ihm sagen was für eine tolle Frau du bist, und dass du auf ihn wartest...."
Nun bildeten sich auch Tränen in Evis Augen, und mit einem tapferen Lächeln blinzelte sie sie weg.
"Oder was dir auch immer recht ist. Es wird auf jeden Fall nichts unerledigt bleiben, das verspreche ich dir."
Einen kurzen Augenblick lang hörte man nur das Knistern des Feuers und die Melodien der Vultures. Evi lächelte Sheng, Haile und Raoul beruhigend zu. Sheng wirkte besorgt, Raoul schien ihrem Blick wissend auszuweichen, und in Hailes Augen lag tiefes Verständnis, als würde sie genau wissen was in diesem Moment vor sich ging.
"Du wirst sehen. Schon bald werden wir hierauf zurückblicken und uns nicht mehr einkriegen vor Lachen, weil ich für dich echt ein Kleid anziehen wollte."
11.11.2015, 10:16
Mephista
Das Waffendepot war grotesk.
Schon der Panzerglasraum mutete ihr äußerst seltsam an, und doch- nicht vollkommen abartig.
Das panische Kaninchen glich dem abgehetzten Fellknäul, das Eryn seit der Gegend mit dem Zoo und diesem Fawyerland mitgeschleppt hatte, dass sie Gott sei Dank nie betretetn hatte.
Einen Augenblick mal.
Léo war nicht unbedingt die beste Anlaufstelle für den Gruppentratsch, aber einige Eckpunkte schnappte sie zumindest sporadisch auf. So zum Beispiel, dass damals der Betreiber irgendwas von Z-Energie gelabert hatte. Und die hübsche Bardame irgendwas im Keller gemacht hatte und dann das Kätzchen als Souvenir von da unten mitgenommen hatte.
In solchen Momenten bedauerte sie es fast schon, dass sie sich so wenig um die Angelegenheiten von Anderen scherte. Aber dennoch...diese Konstruktion sah aus, als könnte man damit Energie gewinnen, und dafür ausgerechnet ein unschuldiges Tierchen vor Zombies zu spannen... Sie konnte es natürlich nur vermuten, aber wenn sie richtig lag, hatten hier zwei, kilometerweit voneinander entfernt, die gleiche Idee, bis in die Ausführung hinein.
Womit sie garantiert nicht irgendwie miteinander zusammen hängen konnten.
Im Sinne von sie mussten zusammenhängen, Zufälle gab es heutzutage nicht mehr.
Qué demonios, wieso waren die Leute in ihrer Gruppe solche Vollpfosten, die nichts ordentlich herausgefunden bekamen? Wenn man Zeug erledigt haben will, sollte man es selber machen, das dachte sie schon damals. Der Name Fawyer hatte in ihr die dumpfe Erinnerung an ihr Diadem und enge Schächte geweckt.
Sie zog ihre Machete, aufs Äußerste angespannt. Wenn Jemand sie an alte Zeiten erinnerte und wahrscheinlich was mit diesem Ort zu tun hatte-in welcher Form auch immer- wollte sie lieber ganz auf Nummer sicher gehen. Vieles aus ihrer Vergangenheit wollte sie nicht wiedersehen.
Achtsam schritt die Schwarzhaarige voran, nervös und zugleich beeindruckt von den sorgfältigen Maßnahmen, die hier gegen jede Eventualität getroffen worden waren. Auch wenn sie nicht damit umgehen konnte, schulterte sie eines der Sturmgewehre und steckte sich eine der handlicheren Waffen in den Hosenbund. Ihre Leute konnten Waffen immer gebrauchen und im Fall der Fälle war es ihr lieber, wenn der potentielle Feind sie nicht in Griffweite hatte.
Als sie im „Wohntrakt“ ankam, blickte sie sich zunehmend verwundert um. Wer wohnte bitteschön hier, dass er oder sie oder es so unglaublich pingelig waren und absolut keinen Flecken an Persönlichkei-
Der Blick klebte sich an die kleine Ecke voller Bilder und Dokumente, die hier so völlig deplatziert wirkten.
Ungläubig trat sie näher.
Zuerst fiel ihr der Führerschein mit einem Gesicht auf, dass sie kannte. Entfernt, dunkel. Dob. Dieser Sunny-Typ mit seinem Händchen für alles Mechanische. Und Noahs und Joshs Mutter.
Ihr Blick glitt weiter über einen Bericht über einen Axel Miller... der Name weckte in ihr Gedanken an unangenehmes Reinplatzen, Campanilla und heftigen Explosionen...
Auch der Name Helena McAldrin sagte ihr etwas. Zart strich sie über ihre Klinge beim Gedanken an den wunderbaren Berg an schwarzen Hund, den sie hatte und ihre langen... wunderschönen blonden Haare...und wie sie immer im unpassenden Moment reingeplatzt ist...
Ihre Augen weiteten sich. Es gab heutzutage keine Zufälle mehr. Sie konnte nicht fassen, dass ihr das nicht früher aufgefallen ist, dass Haile wahrscheinlich aus derselben Sippschaft kam wie Helena. Selbst die Namen klangen ähnlich. Und dieses Mädchen nun kollektiv alles zurückzahlte, was sie ihrer...Tante? Großmutter? Verwehrt hatte.
Karma in seiner reinsten Form.
Sie musste grinsen, doch es erstrab es, als sie das kleine Bild sah, aufwendig gezeichnet und wie ein Spiegel ihrer Vergangenheit. Ihr eigenes Gesicht als Sieben- oder Achtjährige blickte ihr entgegen. Langsam streckte sie die Hand aus, fuhr über die sorgfältig gestalteten Konturen ihres Haares. Das zarte Kinn, den Mund, der hier ganz untypisch nicht lächelte, die kleine Stupsnase. Zuletzt über die riesigen, dunklen Augen, das Einzige, was ihr noch glich, auch wenn der Glanz in ihnen schon längst verloren war.
Ihre Sicht verschwamm hinter den sich ansammelnden Tränen.
Wer machte so was und wieso? Was sollte das, wieso gerade diese Leute, die sie alle aus Sidney kannte, wieso ein Bild von ihr selbst?
Fast hatte sie es übersehen, doch gerade jetzt stach ein roter Fleck in einem sonst sehr blauen Bild hervor.
Es war mit Facebook betitelt, darunter stand Barbara Williams.
Und darunter war sie.
Léo löste das Bild von der Wand, um es so nah wie möglich betrachten zu können.
Die lächelnde Frau war so in ihr eingebrannt wie wenig sonst. Die Tränen kullerten ihr ungeniert die Wange hinab, ihre Lippe begann zu beben, ihre Hand zitterte.
Die roten Haare, die wie Feuer im Sonnenlicht gewirkt hatten.
Die wunderschönen Augen, die ihr immer voller Liebe entgegen geblickt hatten.
Die blasse Haut, die ihr einen engelhaften Anblick beschert hatten.
Selbst die kleine Ukulele war zu sehen, auf der sie immer so unbeschreiblich berührende Lieder gespielt hatte und mit ihrer traumhaften Stimme zu etwas Einmaligem in der sonst so dunklen Welt werden ließ.
Die Frau, die ihr zusammen mit Ian, Alistair und den Jungs gezeigt hatte, dass Familie nicht nur durch Blutsbande entstand.
„Mama...“
Es war kaum mehr als ein Hauchen, mit dem ihr dieses kleine Wort entfuhr.
Und doch steckte in ihm mehr Gefühle, mehr Glück, mehr Trauer, mehr Vermissen und mehr Schmerz als allen Worten, die sie die letzten Monate gebraucht hatte zusammen.
"Hallo, Leo."
Die Angesprochene fuhr zusammen und wirbelte herum. Für eine kurze Sekunde bildete sie sich beim Anblick der roten Haare ein, es sei wahrhaftig Clover, die vor ihr stand und ein Strahlen kam über ihr Gesicht.
Es gefror, als sie eines Besseren belehrt wurde.
Doch diese Frau war ihr ebenfalls nicht fremd....
"... Ellen?!"
Ihr Gegenüber hatte sich erstaunlich wenig verändert. Natürlich hatte sie völlig andere Sachen an und wirkte älter und gezeichnet durch die letzten 20 Jahre, aber dennoch...
"Aber...aber was...woher...“
Eine Flut an Gedanken stürmte auf sie ein. Das war alles viel zu viel auf einmal für sie.
"Was soll das hier Alles? Bist Du diese RedWitch? Wieso pinnst Du Dir tote und wahrscheinlich tote Leute an die Wand? Wa.... Wieso...einfach wieso...“
Ihre Knie wurden weich, das war wirklich das Letzte, was sie sich von diesem Trip ausgemalt hatte.
11.11.2015, 14:32
Gendrek
Hugh lag ruhig atmend auf dem mittlerweile vollkommen durchwärmten Boden. Einzelne Tropfen Schweiß hingen noch an den kümmerlichen Grashalmen, wie Tau im Morgengrauen.
Sein ganzer Körper bebte vor wenigen Minuten noch, doch langsam kehrte die Ruhe in ihn ein. Der Atem wurde flacher, der Herzschlag ruhiger.
Er spürte wie Léo neben ihm aufstand, wie ihr Unterarm dabei über seinen mit Striemen überzogenen Rücken strich.
Wenn er nicht so müde und erschöpft gewesen wäre, dann hätte er sich vermutlich noch nach ihr umgedreht und geschaut aber...
Scheiße tat ihm alles weh.
Es war schon schwer genug ruhig liegen zu bleiben und nicht daran zu denken, dass er wortwörtlich aussah, als hätte man ihn überfallen.
Zudem machte Seeker es ihm schwer sich überhaupt zu bewegen. Die Stammesführerin lag eng an seiner Brust, einen Arm um seine Hüfte geschlungen, die Hand auf seinem Steiß abgelegt.
Er hörte im Hintergrund das Rascheln von Kleidung und... das blättern von dünnen Papierseiten.
Seine Lider waren jedoch viel zu schwer, als das er sie hätte öffnen können. Er genoss einfach die Ruhe und den Frieden den er gerade hatte.
Ständig machte er das eine, dann das andere. Einen Fuß vor den anderen, kam er niemals zum Stillstand. Doch selbst wenn sein Körper ihm eine Pause erlaubte, dann war es sein Kopf der ihn materte. Gehetzt, getrieben und innerlich zerissen.
Ausgerechnet diese Nacht sollte es anders sein? Er lag still, atmete still, sein Kopf war still und auch sein Bauch... still.
Leises Kritzeln im Hintergrund. Das selbe Geräusch wenn er einen Brief schrieb, nur weicher.
Luft entwich zwischen Seiten und schweren Buchdeckeln. Er kannte das Geräusch noch aus seinem alten Leben.
Erneut das rascheln von Kleidung und dann war es still.
Jackman atmete tief ein und aus. Langsam rollte er sich auf den Rücken und spürte dabei jede einzelne der feinen Linien welche ihm mit Fingernägel auf die Haut gekratzt wurden.
"Mhh. Ein Vogel der Freiheit kennt, wird immer die Flügel ausbreiten Laangkaster."
Im aschfahlen Licht der Nacht versuchte Jackman Seeker anzuschauen. Leicht spiegelte sich das Licht in den Augen der Kriegerin, die dadurch noch unheimlicher wirkte als sie es sonst schon tat.
"Mhh..."
Kehlig grummelte der Schauspieler in seinen Mund ehe er den Oberkörper aufrichtete.
"Was meinst du?"
"Der große Laangkaster, Führer der Krieger Hope'Aris scharte Frauen um sich als er zu uns kam und doch ist er nie von ihnen umgeben."
"Sag doch einfach was du sagen willst."
Grashalme knirschten leise als sich Seeker aufrichtete und ihren nackten Oberkörper an seinen Rücken presste.
Sanft spürte er ihre Hand auf seinem Rücken und die Lippen auf seiner zerbissenen Schulter.
"Laangkaster umgibt sich selbst mit Rauch. Doch die Krallen des Raubvogels haben Ihre Beute bereits gefunden."
"Mhh... du denkst also, dass..."
"Echte Vultures leben wie es Ihnen Ihr Blut befiehlt, wie die Sonne Ihren Weg erhellt und die große Schlange Ihnen die Wahrheit flüstert. Wir denken nicht Laangkaster. Wir leben."
Da war sie wieder. Die Unruhe. Das rasende Gefühl etwas verloren und verpasst zu haben. Tief in seiner Brust.
Tief in sich ahnte Hugh bereits, dass er dieses Gefühl niemals loswerden könnte. Es würde ihn immer verfolgen und plagen.
Langsam zog sich Jackman von Seeker weg und richtete sich auf.
Die bemalte Kriegerin hinter ihm legte sich wieder hin und schloss die Augen. Echte Vultures lebten wie Ihr Instinkt es Ihnen befahl.
Hugh hingegen war kein Vulture. Er würde gerne tun was sein Instinkt ihm sagte, hatte jedoch zu viel Angst vor den Konsequenzen und ob er mit ihnen leben könnte.
Sein Blick fiel auf seine Kleidung... und auf das in weinrote Buch mit schimmerndem Silberschnitt.
Langsam beugte sich Jackman vor und hob das Buch auf. Ein einfaches Kreuz und das Wort "Biblia"waren in den Einband geprägt.
"Die Bibel?"
Das muss es gewesen sein, was er vorhin hörte. Das blättern von dünnen Seiten. So dünn, wie die Seiten einer Bibel.
Zögerlich ließ Jackman das Buch in seiner Hand aufklappen. Oft konnte man so die zuletzt geöffnete Seite sehen.
CANCION de canciones, la cual es de Salomón.
Hugh sprach kaum Spanisch. Das letzte mal vielleicht, mehr oder weniger, aktiv vor 20 Jahren... und das eine Mal auf der Farm. Doch selbst mit wirklicher Anstrengung hätte es niemals zu mehr gereicht als sich eine Cerveza und Tapas zu bestellen.
Dann sah er die feinen grauen Linien, seitlich neben dem Text. Gezogen mit einem weichen Bleistift.
Mit Küssen seines Mundes bedeckte er mich;
Süßer als Wein ist deine Liebe.
Wie Süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen.
Seine Linke liegt unter meinem Kopf und seine Rechte umfängt mich.
Alles an dir ist schön, meine Freundin.
Alles ist schön.
Rote Bänder sind deine Lippen.
Hinter dem Schleier Deiner Augen, wie Tauben;
und lieblich ist Dein Mund.
Deine Brüste sind wie Kitzlein, die in den Lilien weiden
Dein Schoß ist ein runder Kelch;
Würzwein mangele ihm nicht.
Dein Leib ist ein Weizenhilde mit Lilien umstellt
Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste
Dein Mund köstlicher Wein.
Öffne dich mir, meine Taube!
Auf meinem Kopf die Tautropfen der Nacht.
Komm mein Geliebter - lass uns schauen, ob der Weinstock schon treibt,
Ob die Rebenblüte sich öffnet,
Ob die Granatbäume blühen...
Leocadia Arellano-Felix
Seine Finger fuhren langsam über das Blatt Papier und die darauf geschriebenen Zeilen.
Das Gefühl in seiner Brust wurde zunehmend unangenehmer.
Jackman setzte sich auf den Boden, die Bibel in seinen Schoß gelegt. Seine Hand griff in seinen Haufen aus Kleidung, tief hinein zum Rucksack aus dem er die Ledermappe hervorzog.
All die Briefe die er aufhob. Die Fotos. Die Erinnerungen...
Das kratzige, alte, unbeschriftete Papier welches er noch hatte und jetzt füllen musste.
Die Marken auf denen sein Name und seine Pseudonyme standen.
Der alte Kugelschreiber kratzte über das ebenso alte Papier. Es kostete ihn so viel Kraft die Hand still zu halten, nicht zu zittern und zu ruinieren was er dort schrieb.
Ein Messer, geborgt von der ahnungslosen Seeker, welches immer wieder über die Rückseite von Blech kratzte.
Jackman faltete das beschriftete Stück Papier um die Erkennungsmarken herum und legte es zwischen die beiden Seiten der Bibel.
Langsam klappte er das heilige Buch zu, ließ die Kettenanhänger dabei wie ein Lesezeichen zwischen den Seiten hervorblicken, ehe er das Buch wieder zurück auf den Kleidungshaufen legte.
Seine Kehle schnürte sich zu. Seine Brust fühlte sich an wie eingequetscht. Er hatte das Gefühl zu ersticken. Er musste hier raus.
Nur mit seiner Hose am Leib flüchtete er aus dem Zelt und lief durch das Gestrüpp und Geäst der Golfanlage und kam erst zum stehen, als er an einem der Wasserlöcher angelangt war.
11.11.2015, 14:53
Gast-Benutzer
Was wir brauchen würden, wären vielleicht Material der Streitkräfte, die diesen Minengürtel gelegt haben. Dieser Plan dürfte doch nicht so unlesbar sein, immerhin musste man damals davon ausgehen, dass der Feind, sollte er ihm in die untoten Hände fallen, diese eh nicht hätte lesen oder benutzen können. Aber das ist alles Wunschdenken. Im Moment stehen wir richtig beschissen da was den Plan betrifft. ES gibt nämlich noch Keinen, der nicht tausende Variablen offen lässt.“
Wingman hatte recht, ohne einen vernünftigen Plan würden Sie Morgen einen wenig ehrenvollen, und was viel wichtiger war, einen sinnlosen Tod sterben und all die Mühen wären umsonst gewesen. Da er und Wingman so in keinster Weise vorwärts kamen und alle anderen mit anderen Dingen beschäftigt waren, verabschiedete sich Ranger von Wingman und begab sich dorthin wo es am lautesten war. Vielleicht würde er unter den dortigen Personen ja einige der Gruppe finden die im idealsten Fall momentan auch die Nerven dazu hatten sich mit dem Plan für den morgigen Tag zu beschäftigen.
Auf dem Platz an dem ein Lagerfeuer entzündet worden war tanzten viele der Vultures und es herrschte im Allgemeinen eine gelockerte freudige Atmosphäre. An einer Stelle konnte er unter anderem Raoul, Haile, Sheng, Evy und Eryn erblicken. Die Art und Weise wie diese dort saßen, teils in den Armen liegend, teils der angespannte Versuch unaufmerksam / abgelenkt zu wirken vermittelte ihm, dass es momentan kein guter Zeitpunkt war diese Situation zu stören und nach Ideen für den morgigen Tag zu fragen. Er suchte sich einen Platz unter den Leuten im Blickfeld der Anderen, so konnte er immer noch zu ihnen gehen wenn sich die Situation augenscheinlich entspannt hatte oder vielleicht würde ja auch einer von ihnen auf ihn zukommen.
11.11.2015, 15:22
Caro
Evi hatte Eryn in den Arm genommen und redete leise und behutsam auf sie ein. Sheng wollte diesen privaten Moment unter Freundinnen - Schwestern - offensichtlich nicht zu sehr stören und drehte sich deswegen zu Haile und Raoul.
"Ich habe gehört, du hast dir endlich ein Hobby gesucht, wie ich es immer vorgeschlagen habe."
"...?"
"Naja, Zeichnen oder Muscheln sammeln hätten mir zwar besser gefallen, aber Menschenleben retten ist auch in Ordnung, schätze ich."
Er lächelte voller väterlichem Stolz und drückte Haile an seine Schulter. Über Hailes Kopf hinweg warf er Raoul einen musternden Blick zu, der ihm so gut es eben ging standhielt.
"Und ich verstehe richtig, dass...?"
"...!"
"Ich...verstehe. Es hat mich gewundert, warum Georgina so ein Auge auf den Jungen geworfen hatte. Wingman, mich, ja, wir haben die Folterungen auf uns genommen, für dich, aber was er damit zu tun hatte..."
"..."
"Sir, ich habe die Folterungen auch auf mich genommen. Für Haile."
Sheng nickte stumm.
"Für Haile."
Jetzt ist aber mal wieder gut. Niemand soll sich für mich foltern lassen.Haile starrte ins Feuer und griff mit der Hand nach dem Amulett von Raoul, welches immernoch um ihren Hals hing. Niemals wieder.
Von hinten konnte sie Schritte hören. Es waren langsame, bestimmte Schritte eines Mannes, der mehr Wissen hatte, als sie alle zusammen. Als Pray Vulture den Festplatz betrat, verstummten kurz die hitzigen Schreie der jungen Krieger und alle verneigten sich vor ihrem spirituellen Führer. Auch Evi nickte ihm respektvoll zu. Blades stand hinter dem alten Mann, deutlich gefasster als noch wenige Stunden zuvor. Pray schritt erhobenen Hauptes zu der kleinen Gruppe am Feuer, legte Evi väterlich eine Hand auf die Schulter und blickte dann Haile direkt in die Augen.
"Throatseeker, was du suchst, war schon all die Zeit in deinem Besitz. Es sind kleine Dinge, selbstverständliche Dinge, die von Hoffnung künden."
Wissend wandte er sich ab und nahm dankbar einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit von Voodoo an und reichte ihn direkt an Blades weiter, die sich nun auch am Feuer niederließ. Evi drehte ihren Kopf zu dem blonden Mädchen und flüsterte ihr leise ihre Frage zu:
"Haile, was meint Pray damit?"
"...!"
Stundenlang hatte sich Haile den Kopf zermatert, was sie Raoul schenken konnte. Es war so einfach und doch so schwer. Sie hatte wirklich diesen einen Anstoß gebraucht. Einen Gegenstand, den sie mit keinem teilen würde. Ihr war nichts eingefallen - schließlich besaß sie außer dem Dolch nichts. Sie hatte nichts, was nur ihr gehörte.
Dabei hatte sie eine Sache vergessen, die einfach schon immer da war.
Haile stand unter den neugierigen Blicken der Vultures auf und zog Raoul mit Schwung mit nach oben. Pray nickte anerkennend, als sie ihren Dolch zückte und eine kleine, silberne Kette vom Griff der Waffe löste.
Es war ein kleines Kreuz aus Silber. Jack war massiv betrunken, als er es ihr gab. Er sagte, dass er es damals für seine Tochter anfertigen ließ, dieses undankbare Miststück. Sie sollte es bekommen, wenn sie ihre Ausbildung beendet hatte. Stattdessen lag das Schmuckstück damals in Hailes Hand, nur wenige Stunden, bevor er das Mädchen an den Kult verkaufte. In das Metall waren 6 Buchstaben eingraviert, die für Haile keine Bedeutung hatten, ihrem leiblichen Vater aber die Welt bedeutet hatten.
Unter den Blicken ihres Vaters, Evi, den Vultures, Kerosa, den wachsamen Augen von Ranger und dem müden Blick von Eryn legte sie Raoul die Kette um den Hals. Sie befestigte die Kette in seinem Nacken und ließ ihre Hände auf seinen Schultern ruhen. Hailes Lippen berühren Raoul sanft an der Wange.
Sie trug seine Kette.
Und er ihre.
Das wertvollste, was sie jeweils besaßen.
"Ihr seid jetzt aber nicht verheiratet oder so ein Scheiss, oder?"
"..."
Thorn knuffte Kerosa in die Seite, damit sie einmal in ihrem Leben die Klappe hielt.
11.11.2015, 20:39
Shinshrii
"Aber...aber was...woher...“
Mit einem Gefühl irgendwo zwischen Mitgefühl und Faszination betrachtete Ellen die junge Frau vor sich. Wo sie sich zuvor trotz aller Indizien nicht wirklich sicher gewesen war, ob es sich bei ihr wirklich um das kleine Mädchen von damals handelte, war sie sich jetzt, von Angesicht zu Angesicht, sicher dass sie richtig gelegen hatte. Sie war älter, natürlich, und wo ihre Augen damals noch vor Unschuld glänzten, trotz des ganzen Chaos am Flughafen und danach, meinte Ellen nun ein anderes, härteres Glitzern zu sehen. Was sie wohl durchgemacht hat, nachdem ich sie aus den Augen verloren hatte? Was es auch war, sie hatte überlebt, und hatte es als Kämpferin wieder heraus geschafft - nicht als gebrochene Hülle wie so viele nach dem Zusammenbruch.
"Was soll das hier Alles? Bist Du diese RedWitch? Wieso pinnst Du Dir tote und wahrscheinlich tote Leute an die Wand? Wa.... Wieso...einfach wieso...“
Aber Kämpfernatur hin oder her - nach so einer Enthüllung verwunderte es nicht, dass sie etwas aus dem Gleichgewicht gebracht wirkte. Beruhigend und langsam hob Ellen die Hände, versuchte deutlich zu machen dass die Geste nicht aggressiv sein sollte.
"Das... das ist eine längere Geschichte. Nachdem ich hier gelandet war - es waren ein paar Jahre, ich wusste am Anfang ja nicht dass... Also, nachdem ich endlich Zugriff auf alles hatte, hab ich versucht die Leute von damals wiederzufinden. Aber das war vier, fünf Jahre nach Sidney, und da war schon soviel zusammengebrochen.... es gab einfach keine zuverlässigen neuen Informationen mehr, und..."
Frustriert ließ Ellen die Hände wieder sinken und schüttelte leicht den Kopf. Eine kleine Begegnung mit der Vergangenheit, und schon fing sie an wie ein Depp loszuplappern und über ihre eigenen Worte zu stolpern? Herrje... So entgeistert sie Leo sie immer noch anschaute, war sie sich nicht ganz sicher ob ihre Worte wirklich bei ihr ankamen, aber dennoch strömten die Worte weiter aus ihr heraus.
"Alles was ich noch finden konnte waren ein paar Fragmente von .... vorher." Ellens Blick schweifte von Leo weg hinüber zu der Pinnwand. "Der Rest ist oben, aber ich wollte, naja..." Sie deutete mit einem Kopfnicken in Richtung ihrer Sammlung. "Ich wollte eure Gesichter nicht vergessen." Unvermittelt schloß sie die Augen und blinzelte dann einige Male heftig. Sie würde jetzt NICHT losheulen! Das hatte sie nicht als sie hier gestrandet war, nicht als die Station überrannt wurde, nicht als ihr Team draufgegangen war - und sie würde jetzt NICHT damit anfangen, nur weil diese faktisch Fremde mit den nicht mehr so unschuldigen Augen hier aufgetaucht war.
Als Ellen die Augen wieder auf Leo richtete, wurde ihr bewusst dass diese immer noch den Facebook-Ausdruck von Clover in der Hand hielt. "Also, wenn du das behalten möchtest... "
11.11.2015, 22:09
Mephista
Ein essentieller Teil von Léos Überlebensstrategie lag darin, die Quellen für mögliche aufwühlende tiefgreifende Gefühle möglichst zu vermeiden.
Die letzten 24 Stunden waren in der Hinsicht kein Paradebeispiel gewesen und sie fühlte sich dadurch langsam aber sicher emotional wirklich erschöpft.
Den ganzen Tag im Kampf bis aufs Äußerste zu gehen war eine Sache.
Aber sich einen ganzen Tag lag von einem emotionalen Extrem ins nächste zu rutschen war etwas ganz Anderes und es machte die Latina fertig.
Sie musste atmen, versuchen, den Kopf von all den Gedanken zu befreien und sich auf eine Sache zu fokussieren. Zum Beispiel die Worte, die Ellen ihr nun entgegnete.
"Das... das ist eine längere Geschichte. Nachdem ich hier gelandet war - es waren ein paar Jahre, ich wusste am Anfang ja nicht dass... Also, nachdem ich endlich Zugriff auf alles hatte, hab ich versucht die Leute von damals wiederzufinden. Aber das war vier, fünf Jahre nach Sidney, und da war schon soviel zusammengebrochen.... es gab einfach keine zuverlässigen neuen Informationen mehr, und..."
Die ältere Frau schien auch durch den Wind zu sein, lag das an ihrem Besuch? Léo konnte sich nicht recht beruhigen, es war einfach zu viel, aber die Bemühungen zahlten sich durchaus etwas aus. Zumindest konnte sie den Worten ihres Gegenübers einigermaßen folgen.
"Alles was ich noch finden konnte waren ein paar Fragmente von .... vorher." Ellens Blick schweifte von Leo weg hinüber zu der Pinnwand. "Der Rest ist oben, aber ich wollte, naja..."
Moment, oben?
Ellen deutete mit einem Kopfnicken in Richtung ihrer Sammlung. "Ich wollte eure Gesichter nicht vergessen."
...was?
Die Rothaarige neigte ihr Haupt und schloss die Augen. Sie musste verdammt einsam gewesen sein, wenn sie gerade ihre Gesichter nicht vergessen wollte. Léo konnte sich nicht entsinnen, dass die beiden sich besonders nah gestanden hatten, als sie in Sidney gewesen waren. Dennoch berührte sie diese Offenbarung auf eine merkwürdige Weise...
Sie wurde wirklich zu einem Weichfurz, wenn das so weiter ging. Langsam musste sie sich wieder zusammenreißen.
. "Also, wenn du das behalten möchtest... "
Offenbar hatte Ellen ihren schwachen Moment überstanden und wies auf das Bild in Léos Händen.
"Oh...ja das...würde mir viel bedeuten, wenn das für Dich in Ordnung geht...“, meinte sie nach einer kleinen Sekunde des mentalen Sortierens.
Ihr kamen wieder die mitgenommenen Waffen in den Sinn.
"Die hier muss ich aber nicht behalten...“, sie nahm das Sturmgewehr von den Schultern und zog die Pistole aus der Hose, "... war ´ne Vorsichtsmaßnahme, Du hättest sonstwer oder –was sein können...“
Schnell legte sie Beides zur Seite, ehe sie durchatmete.
"Also... ich bin nicht gut mit Smalltalk und solchem Zeugs, ähm... also was genau machst Du nochmal hier? Du meintest, der Rest wäre oben, was ist da? Und...naja, ich weiß nicht...“
Sie dachte angestrengt nach. Das ist nicht ihr Metier. Vielleicht sollte sie ja mal mit der grundlegenden Situation anfangen?
„Ich bin oben mit meinen ...“Leuten“, weil wir Adam zum Forschungszentrum bringen wollen, wo nun wahrscheinlich schon die Kultisten hocken und auf uns warten, weil wir noch Balla- ähm, Anhang von einigen retten mussten...Aber wenn Du die Red Witch bist, weißt Du das wahrscheinlich schon...
Jedenfalls machen wir uns grad bereit für den Kampf, die Vultures werden uns unterstützen, aber wir haben da noch dieses Minenfeld und allgemein noch nicht soooo viel darüber diskutiert, wie wir das angehen...“
Weil sie die Anführer lieber erstmal ordentlich durchgenommen hatte. Es überraschte sie selbst, wie gut ihre Selbstablenkung immer funktionierte.
"... wenn Du also irgendwas weißt und/oder uns helfen willst...nur zu...“
Léo öffnete die Arme in einer Art einladender Geste, weil sie nicht wusste, wie sie sonst zeigen sollte, dass sie Ellen nicht verarschte. Aber noch etwas anderes brannte ihr auf dem Herzen. Sie rang um Worte, wie immer...
".Es.....es ist echt....schön Dich wiederzusehen....“
Das Lagerfeuer brannte nun hoch und seine Flammen züngelten gierig und grell in den Nachthimmel hinein.
Hätte Georgina gewusst, dass Niemand hier ihre inszenierte Schlachtmusik hören konnte, das schrill Fiepen der Flöten und die Trommeln und auch die Hörner, dann hätte sie wahrscheinlich fauchend den Angriff eingeleitet, doch das Lager der Vulture war zum einen gut gelegen und zum Anderen waren Gesänge und die eigenen Trommeln der Plünderer viel zu laut, um das grausige Orchester der Feindarmee auch nur wahr zu nehmen.
Gierig schlangen die Krieger das fast schwarz und dunkel gegrillte Fleisch hinunter und spülten mit dem vergorenen Agarvensaft herunter, was durch die pure Gier im Hals stecken zu bleiben drohte.
Sie feierten wild und ausgelassen, wissend, dass jeder getötete Feind in der kommenden Schlacht einhundert Lieder und ganze Arme voller Tattoos wert war, denn Seeker hatten ihnen berichtet, was sie sich zusammengereimt hatte und sie darauf eingeschworen, im Kommenden nicht zu vergessen, dass die Geschichte des Clans nun für immer in Blut geschrieben werden konnte.
Kein Dahinsiechen in der neuen Welt neuer weißer Götter mit ihren Mikroskopen und Reagenzgläsern, kein Erstarken einer neuen Zivilisation sollte über sie einst entscheiden, dass sie keinen Platz mehr in der Welt hatten.
Sie waren stolze Krieger und würden ihren Abgang in die eigenen Hände nehmen.
Sie würden kämpfen und bluten, auch für die vielen Frauen und Kinder und Verletzten, die weit im Süden zurück geblieben waren und ohne ihre Kämpfer und Jäger bald schon von anderen Feinden verschlungen werden würden. Und so fanden sie sich im Tode vereint wieder alle zusammen, am Himmel als geisterhafte Vögel, vom Wind getragen und wissend, dass man anstatt sie zu vertreiben, nun Lieder über sie singen würde. Warme Stimmen, wohltönende Choräle, gesummter Windhauch in der Luft, der ihre geisterhaften Schwingen tragen und am Himmel halten würde.
Sie balgten und prügelten sich, die Krieger sie tranken und sangen und gaben sich für alle sichtbar der Lust hin.
Und zwischen ihnen, wie eine Festkönigin eines alten Hexengeschlechtes streunte Seeker herum die nun seltsam gelöst wirkte und von nichts Anderem als Zuversicht und Vorfreude auf die Schlacht erfüllt.
Sie trat ab und an nach links oder rechts aus, um zwei zu sehr im Kampf verstrickte Jungkrieger zu trennen, stahl sich Küsse und Tonbecher mit dem scharfen, warmen Alkohol gleichermaßen und stimmte oftmals als Erste den Ton neuer Heldenlieder der Vulture an, die zumeist von Tod und Vernichtung handelten. Sheng wusste nicht, wo die Anführerin gewesen war, doch was immer sie erlebt hatte, sie wirkte nun „komplett“, gefestigter, vollständiger, sofern eine Steigerung noch möglich war.
Und dann war sie an ihm heran. Sah Evi eindringlich an, drang unangenehm nah an ihn heran, als würde sie die vielgerühmte persönliche Distanz nicht kennen, nur um dann wölfisch zu grinsen und sich wieder zurück zu ziehen, fast so, als hätte sie ein letztes Mal den Duft von Evi wie eine Fährte aufnehmen wollen und Sheng zum ersten Mal richtig wahrgenommen, nun, wo er zwischen den Vulture saß und neben ihm seine erste Kriegerin.
Das riesige Feuer machte einfach keine Anstalten, auszugehen und machte für die Krieger und Todgeweihten die Nacht zum Tage.
Und Sheng besah sich die Gesichter jener, die bei ihm waren und plötzlich wusste er, dass sie morgen eine Chance haben würden.
Dort war seine Ziehtochter, die das Wort Angst nur dann kannte, wenn es um den Kontakt mit anderen Menschen ging, und wie eine schwerelose Feder im Wind von Lachen und Worten schwebte sie nun zwischen Denen umher, die ihre Freunde zu sein schienen. Eine bunte Truppe, die unterschiedlicher nicht sein konnte. Neben der blonden Kultistin war da diese unverschämt großmäulige Flamerider, die permanent mit dem Unterleib irgendwelche Bewegungen ausführte und deren helle Stimme fast alle anderen übertönte, neben ihr der schweigsame junge Krieger der Vulture, dann noch Eryn, die arg blass wirkte und sich lange mit Evi unterhalten hatte, eine enge Freundschaft zweier so ungleicher Frauen.
Evi… Teeth… die Frau, die er stets absichtlich übersehen hatte, damit er sich einreden konnte, es „morgen“ zu versuchen.
Die Frau, die so oft an seiner Seite gewesen war, dass es schlichtweg an Absicht und ein Wunder grenzte, dass sie kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten.
Sie war die Eine, die ihn mehr beschäftigte als alles Andere, die, die nun sein Leben und dann seine Seele gerettet hatte.
Sie, die die Wildheit und Stärke zu seinen Worten der Hoffnung war. Und er stellte in sich hineinlachend fest, wie schwer es war, die Lust, das Begehren, die Verliebtheit und das Gefühl nach Nähe gleichzeitig zu ertragen, wenn sie in seiner Nähe war und ihm diesen Blick zuwarf, der, wie gerade eben, der seine Lenden kochen ließ.
An einem Baum gelehnt sah er Ranger, der alleine Unglaubliches geleistet hatte, indem er ihnen die wertvollsten Verbündeten gebracht hatte, die diese Welt für sie noch bereithalten konnte. Er wirkte, als wollte er alleine sein, ein Umstand, so kurz vor dem Ende so vieler Leben, den er ihm nicht verdenken konnte und wollte.
Das Mädchen aus dem Schiff – Blades – und dieser Pray Vulture saßen zusammen neben ihnen, leise und doch mit einer sichtlichen Verbindung, die er jedoch nicht durchschauen konnte.
Und dann kam immer wieder Voodoo zu ihnen, der ihnen weiter Getränke brachte und noch mehr Fleisch und der die Taucherin mit solcher Zufriedenheit und schieren Freude musterte, als würde er sich als Künstler an seinem Kunstwerk nicht satt sehen können. Es hätte den Bürgermeister nicht gewundert, hätte er sofort weitermachen wollen. Aber so schien die „Magie“ der Vulture nicht zu funktionieren.
Und dann war da dieser Dieb aus dem Schiff, der eine innige Feindschaft mit seinem besten Mann pflegte. Die beiden waren häufiger aneinandergeraten als alle Vulture und Bucaneers zusammen.
„Das werden ja lustige Weihnachten werden.“, lachte er leise und erntete einen verständnislosen Blick einer betrunkenen , vorbeistreifenden Vulture, der er zunickte, dann zuprostete und die ihm dann grinsend berauscht fast vor die Füße kotzte, ehe sie trillernd nach hinten umfiel.
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„Bahahaha, nicht deeeein Ernst!“, prustete Liz Graham los und verschluckte sich vor Lachen fast an ihren Dosenravioli, während sie mühsam darum kämpfte, nicht von dem umgefallenen Baumstamm zu fallen, auf dem sie Platz genommen hatte.
Auch die anderen Siedler grinsten mehr dämlich und peinlich berührt, denn in ihrer Mitte stand der Scavenger Ben, mittlerweile voll ausgeheilt und nicht mehr zum Dienst in der Wäscherei verpflichtet, in etwas, was er ganz stolz Wappenrock genannt hatte, den er mehr schlecht als recht bemalt hatte.
„Och Leute…“, maulte er grinsend, „wenn Eryn in einer Flagge als Kleid herum rennt, dann jubelt ihr der Frau alle zu.“, beschwerte er sich und drehte sich nochmals überzeugt im Kreis.
Er hatte vorhin in einem der Zelte riesige Mengen grüner Decken gefunden und mit seinem ganzen Wissen aus dem langen Dienst in der Wäscherei einige Wappenröcke angefertigt, die man sich um den Kopf legen konnte, sie waren ärmelfrei und wurden dann durch einen Gürtel zusammengehalten. Er war unglaublich stolz auf sein Werk und seine Idee gewesen, immerhin zogen sie in eine Schlacht.
Wie eindrucksvoll wäre es da gewesen, wenn sie ähnlich wie die Vulture im einigermaßen gleichen Gewand in die Schlacht gezogen wären.
Doch ohne einen Fürsprecher waren seine Kameraden wahrscheinlich kaum zu begeistern. Sara schien die Einzige, die sich für den Gedanken halbwegs erwärmen konnte und stand zumindest auf, um sein „Kleidchen“ zurecht zu rücken und grade zu ziehen, augenscheinlich hatte es an seinem Rücken zu viele Falten geworfen und hatte mehr wie ein langer Kuhschwanz gewirkt. Er bereute es nun, sich nicht freiwillig gemeldet zu haben bei dieser Mission mit dem Sarg. Er war ein Gefangener gewesen, sie waren nun Helden.
Wäre er ein Held, sie hätten seinen Vorschlag sicherlich ganz toll gefunden…
Seufzend – und definitiv ohne seinen tollen Wappenrock abzulegen – setzte er sich neben Liz auf den umgestürzten Baumstamm und versuchte das leise Trommeln zu ignorieren. Das ihrer Feinde und das aus dem Vulturelager. Vor allem weil er keine Ahnung hatte, warum der Krieger, der ihm vorhin sozusagen „seinen Arm angeboten“ hatte, so glücklich gegrinst hatte, als er ihn mit "Ja, ja, auf jeden Fall." abgespeist hatte.
11.11.2015, 22:24
Shinshrii
Erleichtert registrierte Ellen, dass auch Leo sich wieder gefangen hatte. Und als sie dann anfing, Fragen zu stellen, wandte Ellen sich dankbar wieder der Gegenwart und ihren Problemen zu - besser das, als weiter in der Vergangenheit zu stochern.
"Die hier muss ich aber nicht behalten...war ´ne Vorsichtsmaßnahme, Du hättest sonstwer oder –was sein können..." Waren das die von Punkt 3? Musste wohl so sein, der geflickten Stelle am Gurt des Sturmgewehrs nach.
"Also... ich bin nicht gut mit Smalltalk und solchem Zeugs, ähm... also was genau machst Du nochmal hier? Du meintest, der Rest wäre oben, was ist da? Und...naja, ich weiß nicht..." Angesichts von Leos Fragen wollte Ellen gerade ansetzen, ihrerseits wieder mental auf Arbeitsmodus umzuschalten, stockte dann aber - zum zweiten Mal heute beinahe emotional aus der Bahn geworfen -, als Leo die Arme ausbreitete.
".Es.....es ist echt....schön Dich wiederzusehen...."
Wo Ellens Lächeln vorher zweifellos freundlich, aber doch leicht distanziert gewirkt hatte, stahl sich jetzt ein richtiges Strahlen auf ihre Züge. Ein kurzer Augenblick des Zögerns, Abwägens, Analysierens - geboren aus über einem Jahrzehnt Gewohnheit -, dann schob sie zu ewiger Vorsicht mahnende Stimme für den Moment zur Seite, überwand die kurze Distanz zu ihrem Gegenüber, und drückte Leo mit einer regelrechten Bärenumarmung einen kurzen Moment fest an sich.
"Und es ist wunderbar, dich wiederzusehen!"
Falls sie beim sich wieder lösen ganz leicht schniefte, dann lag das mit Sicherheit nur diesem rührseligen Moment - und nicht etwa daran dass Leo doch recht... nun... streng roch.
Und dann stolperte sie geistig, mit einiger Verspätung, über einen neuen Informationsbrocken, den Leo ihr gerade geliefert hatte - oder besser, bestätigt hatte. Adam. Sie haben ihn tatsächlich gefunden. Und er ist HIER.
Ellen blinzelte als ihr die Tragweite dieses Umstands bewusst wurde. Zu wissen dass es ihn irgendwo gab, war eine Sache - aber direkt vor ihrer Haustür? Unvermittelt ergriff sie Leos Schultern. "Ihr habt den Tank also tatsächlich?! Wie geht es ihm, laufen die Systeme noch? Gabs Probleme mit der Kalibrierung? Doktor Ericson dachte, dass..." Sie unterbrach sich, als sie Leos verständnislosen Blick bemerkte. "Ach, egal - okay, fangen wir von vorne an. Komm mit!"
Sie drehte sich um und ging schnurstracks auf eine unauffällige Tür an der Seite des Wohnbereichs zu - von dort war sie kurz zuvor auch herein gekommen. Während sie vorausging, sprach sie halb über ihre Schulter weiter zu Leo. "Was ich hier mache ist wie gesagt eine längere Geschichte - aber ja, ich bin die RedWitch der Skypeople."
Als Leo durch die Tür trat, sah sie eine enge Metalltreppe nach oben führen, wo Ellen gerade durch einen weiteren Durchgang verschwand - anscheinend in einen direkt über dem Wohnbereich gelegenen Raum. Die Treppe endete hier allerdings nicht, sondern führte noch weiter - zum Dach womöglich?
"Die Kurzfassung jedenfalls ist: ich bin nach Sidney beim Militär gelandet, dann bei der Einheit die die Forschungsstation bewachen sollte. Letzte Hoffnung der Menschheit - oh, wie sie uns mit Parolen eingepeitscht haben! Und die hatten ein NSA-Team vor Ort, um die Stadt zu überwachen - Perimetersicherung für die Forscher." Wieder Begriffe, der Sinn sich Leo nur aus dem Zusammenhang halbwegs erschloß. Sie folgte Ellens Stimme über die leise knarzende Treppe nach oben, und trat dann in einem Raum, gegen den ihr der ungemütlich sterile Bunker unten regelreicht heimelig und vertraut erschien.
"Nachdem die ganze Sache dann zum Teufel ging, brauchten die Frischlinge von der NSA , die in den Außenteams, jemanden zu dem sie aufschauen konnten. Und da ich im Gegensatz zu den meisten von denen eh schon eine Einweisung hierfür erhalten hatte, hab ich diese Rolle übernommen."
'Hierfür', das musste der monströse Aufbau aus Plastik, Metall und blinkenden Lichern sein, der die linke Hälfte dieses Raumes in Beschlag nahm. Jemand der mit der alten Welt besser vertraut war, würde in dem ordentlichen Setup technischer Geräte auf den Tischen dort neben einem leise rauschenden Funkgerät auch einen Computer mit mehreren Monitoren - die meisten derzeit abgeschaltet - erkennen, sowie einige kleinere Bildschirme die zu den Sicherheitskameras rings um den Bunker gehören mussten. Kisten aus mattem Metall, gefüllt mit verschiedensten Ersatzteilen und unter den Tischen verstaut, und dicke Kabelstränge die sich an der hinteren Wand nach oben durch die Decke schoben, erschienen für ein Kind der neuen Welt wie ein Teil der Aufbauen und verstärkten nur den Eindruck, dass sich hinter dem einen, einsamen Drehstuhl eine einzige riesige, monströse Maschine drängte, anstatt mehrerer kleiner.
Auf besagtem Stuhl schwang sich just in diesem Moment Ellen in Richtung der Computermonitore, einen flüchtigen Blick hinüber zu den Kameras werfend. "Vultures, sagst du? Na, das erklärt wieso sich eure Zahl seit Sonnenuntergang fast verdoppelt hat - immerhin alles relativ ruhig da draußen." Während Ellen mit den Fingern auf einem kleinen knopfbewehrten Brett herumhackte ("Tastatur", erinnerte sich Leo), konnte die jüngere Frau ihren Blick über den Rest des Raumes wandern lassen. Ein großer Tisch mit mehreren Stühlen, wie geschaffen für eine Versammlung, und Wände, die - in krassem Kontrast zu der unpersönlichen Leere unten - über und über mit angepinnten Karten, Ausdrucken und Notizzetteln bedeckt waren. Informationskampagnen, Listen der größeren Plündererbanden im Umland, CDC-Informationsbroschüren, Volkszählungsliste der Skypeople, bekannte Mitglieder des Cult of Vision,... kein Flecken Wand war von der Informationsflut verschont geblieben.
"Ah, hier - ich wusste der Plan ist hier drin." Zufrieden lehnte sich Ellen zurück, während an anderer Stelle im Raum einer der vielen Metallkästen schnarrend zum Leben erwachte. "Irgendwann würde ich zu gerne hören, wie ihr den verdammten Tank eigentlich finden konntet - und wie ihr euch mit einem von den Wilden Stämmen anfreunden konntet." Hier oben, in ihrem ureigensten Refugium, wirkte sie gleich wesentlich ... zielgerichteter, konzentrierter. "Also: schlechte Nachricht - die Kultisten sind nur noch ein paar Meilen entfernt , und ihre Armeen sind verdammt groß. Gute Nachricht - mit der Menge an Kämpfern da draußen haben wir vielleicht tatsächlich eine Chance, diese Sache hier zu einem guten Ende zu bringen." Sie stand auf, ging zu der nun nicht mehr schnarrenden Kiste hinüber, und zog einen großen Bogen Papier heraus. "Plan von der Forschungsstation." So langsam wurde nachvollziehbar, woher die Skypeople ihren abgehackten Sprechstil hatten. "Würde vorschlagen, eure Anführer treffen sich hier mit mir, damit ich nicht alles rausschleppen muss - oder mehrfach erzählen. Bis dahin bring ich die Pläne auf aktuellen Stand. Einverstanden?"
12.11.2015, 11:37
Mephista
Als Ellen ihre Arme um sie legte wie Pranken und sie fest an sich drückte, blieb Léo kurz die Luft weg. Ob nun von der Umarmung selbst oder der Überraschung, ohne irgendwas getan zu haben solch eine Sympathie entgegen gebracht zu bekommen, konnte sie selbst nicht einschätzen.
"Und es ist wunderbar, dich wiederzusehen!"
Wenn das weiter so ging, würde das richtig unangenehm werden. Doch noch bevor Léo sich zu winden beginnen musste, hatte die Ältere sich bereits mit einem sachten Schnaufen von ihr gelöst. Faszinierend, dass nichts von dem ...Film auf der Haut der Latina auf Ellens Klamotten gelandet war.
Sie sollte sich dann echt mal waschen... sie roch vermutlich im Moment nach einem wandelnden Puff und sah aus, als ob sie aus einer Menschenmetzgerei geflohen wäre.
Die Rothaarige packte sie nach einigen kurzen Augenblicken fest an den Schultern:
"Ihr habt den Tank also tatsächlich?!“
Ne, Léo dachte sich solche Sachen gerne aus, war neben Stricken ihr größtes Hobby.
„Wie geht es ihm, laufen die Systeme noch?“
Ähm...vermutlich? Sie hatten ja Batterien da dran gemacht...
„Gabs Probleme mit der Kalibrierung?“
Kaligrawas?
„Doktor Ericson dachte, dass..."
Wer...?
Ellen unterbrach sich, als sie Léos verständnislosen Blick bemerkte. "Ach, egal - okay, fangen wir von vorne an. Komm mit!"
Sprach’s und drehte sich um, die Schwarzhaarige folgte ihr auf dem Fuß. Durch eine Tür eine Metalltreppe hinauf, während die Vorrausgehende munter weitersprach.
Also Fachchinesisch beherrschte Ellen fließend, das musste man ihr lassen.
Den Raum, den sie schließlich betraten, erinnerte die Latina spontan an den Ort, wo sie vor vielen Jahren ihre große Chance verpasst hatten, weil Leute egozentrische Mistsäcke waren. Nur, dass es hier mehr wie ein Stalkerlabor wirkte mit all den Monitoren.
Ellen hatte sich inzwischen hingesetzt.
"Vultures, sagst du? Na, das erklärt wieso sich eure Zahl seit Sonnenuntergang fast verdoppelt hat - immerhin alles relativ ruhig da draußen."
Wow, sie war wirklich eine Stalkerin und verbrachte anscheinend wirklich sehr, sehr, viel Zeit allein. Léo wusste nicht, ob sie sie beneiden oder bemitleiden sollte.
Noch immer sprachlos sah sie sich weiter um und war überrascht, so ein Chaos an Karten, Zetteln und Plänen an den Wänden zu sehen. Das war also der „Rest“.
Wenn sie nur viel Zeit mitgebracht hätte...oder sich auch nur im Ansatz dafür interessieren würde... Hier sollte jemand Anderes vorbeischneien, der sich für sowas begeistern konnte. Für ultraalte Geschichten, die ihnen im Moment überhaupt nicht weiterhelfen würden.
"Ah, hier - ich wusste der Plan ist hier drin."
Ihre Stimme zog Léos Aufmerksamkeit an sich, ebenso die Tatsache, dass an anderer Stelle im Raum einer der vielen Metallkästen schnarrend zum Leben erwachte. "Irgendwann würde ich zu gerne hören, wie ihr den verdammten Tank eigentlich finden konntet - und wie ihr euch mit einem von den Wilden Stämmen anfreunden konntet."
Das ließe sich garantiert einrichten, wenn sie dann noch lebten.
"Also: schlechte Nachricht - die Kultisten sind nur noch ein paar Meilen entfernt , und ihre Armeen sind verdammt groß. Gute Nachricht - mit der Menge an Kämpfern da draußen haben wir vielleicht tatsächlich eine Chance, diese Sache hier zu einem guten Ende zu bringen."
Léo hob eine Augenbraue bei der Art, wie Ellen auf einmal sprach.
Den Schwall an Papier, den sie aber auf einmal hervorzauberte und als "Plan von der Forschungsstation." , betitelte, brachte die Neugier der Schwarzhaarigen sekundenschnell wieder zurück.
"Würde vorschlagen, eure Anführer treffen sich hier mit mir, damit ich nicht alles rausschleppen muss - oder mehrfach erzählen. Bis dahin bring ich die Pläne auf aktuellen Stand. Einverstanden?"
Warum war sowas immer nur für die Anführer bestimmt? Zählte da jetzt Sheng auch wieder mit dazu? Als ob die automatisch das beste Verständnis für Kriegsführung hätten. Aber gut, sie wollte sich da nicht einmischen. Zwei der drei „Anführer“ waren Personen, denen Léo halbwegs vertraute, also ging das schon klar.
„Einverstanden. Zwei sollten noch flach im Zelt liegen...und der andre wird auch aufzutreiben sein...Ich schick sie zu Dir.“
So etwas wie ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie sich nochmal kurz umblickte.
„Auch wenn ich verstehe, warum Du hier gerne Deine Ruhe haben willst... Etwas frische Luft kann Dir sicher nicht schaden und oben läuft gerade die größte Party im Umkreis von vielen Meilen. Wer weiß, ob wir jemals wieder eine erleben können... nur so als Idee nach eurer Planbesprechung.“
Sie zwinkerte und tippte auf die Spirale in ihrer Unterlippe.
„Dann kann ich Dir erzählen, wie wir die Vultures zu Freunden und ich selbst die Anführerin zur Schwester gemacht habe.
Vielen... Dank nochmal für das Bild und ... wir sehen uns.“
Das war keine Floskel, sondern Aufforderung und Versprechen zugleich.
Eilig wandte sie sich um und machte sich auf den Rückweg durch das kleine Labyrinth des Bunkers.
Irgendwie ging es ihr im Moment seltsam gut. Normalerweise würde sie einen halben Anfall bekommen, einen verkackten Botengang zu erledigen. Doch jetzt musste sie sich nichtmal überreden, dass es wenigstens ihr Vorhaben voranbrachte, sondern schlicht ein Gefallen für eine sehr alte wiedergefundene Bekannte war. Die ihr mit Nichts als Freundlichkeit begegnet war, obwohl sie sich so verändert hatte.
Die kühle Nachtluft war geschwängert von den Geräuschen und Gerüchen der Feier.
Ihr Inneres wollte sich sofort dazu gesellen, tanzen, trinken und einfach die Sau rauslassen. Ihr Körper wollte endlich Schlaf. Doch ihr Verstand lenkte sie zunächst wieder zum Zelt mit Hju und Seeker, die sie gleich mit Vergnügen hochtreten würde.
Wenn sie noch im Zelt gewesen wären.
Wundervoll, es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn sie nicht ewig nach Jedem hätte suchen müssen.
Von der Vulture-Anführerin war keine Spur mehr dageblieben, Guapos Habseligkeiten und sein Shirt lagen immernoch da. Merkwürdig, aber vielleicht hieß das auch, dass er nur kurz verschwunden war und gleich wiederkam.
Sie griff nach der Biblia, die auf dem deutlich kleineren Haufen lag und...aus der Ketten hingen. Im Aufstehen klirrten diese sacht, einem Windspiel gleich, gegeneinander.
Jemand war einfach an ihr Zeug gegangen. Schnell steckte sie das Buch weg, schritt nach draußen, wo der tote Álvaro angelehnt lag und durchsuchte ihn schnell. Doch hier schien nichts abhandengekommen oder dazugelegt worden zu sein. Allerdings fiel dabei ihr Blick auf die Souvenire aus Australien, die sie selbst nie benutzt hatte.
Warum schleppte sie sie eigentlich die ganze Zeit mit sich herum, wenn es hier einen Haufen Schützen gab?
Noch einmal blickte sie sich um, doch von Hju immernoch keine Spur. Hatte sich der alte Mann etwa halbnackt in die Feier gestürzt?
Bei dem Gedanken musste sie grinsen, das würde sie zu gerne sehen.
Mit großen Schritten näherte sie sich dem Getümmel, um schleißlich an einem der großen Feuer anzukommen, an denen sich eine kleine Gruppenversammlung eingefunden hatte.
„Ey, hat Jemand Seeker gesehen?“, rief sie niemandem bestimmten zu. Sie hasste Versteck- und Suchspiele.
Dann fiel ihr Blick auf Sheng und Evi, die andächtig nebeneinander hockten.
„Hey, Sheng!“, brüllte sie ihm entgegen, „Dein Typ ist von der Red Witch gefragt, da hinten im Bunker. Sie möchte gerne über das Forschungszentrum und unseren Kampf mit den Anführern reden... keine Ahnung, es gibt hier sicher Leute, die Dich für einen Anführer halten, also sag ich’s Dir...und wo ist überhaupt Hju?“
Léo ließ ihren Rucksack unsanft von der Schulter plumpsen, es klirrte an ihrem Hintern. Schnell fasste sie danach und erinnerte sich just wieder an das Buch, an dem sich Jemand vergriffen hatte.
Beim Aufklappen fielen ihr drei Metallovale, die an den Ketten hingen, entgegen. Auf dem obersten stand „Lancaster“
Was zum...?
Wieso legte gerade Guapo ihr sowas in ihre (geklaute) Bibel, wo er an sich schon nichts zu suchen hatte?
Ungläubig klappte sie den Zettel auf, der um die Mettallteile geschlungen war.
Hallo Léo,
ich weiss nicht wann du das hier liest. Vielleicht bin ich schon weg, vielleicht bin ich noch da.
Etwas muss ich dir allerdings noch sagen, bevor ich drauf-
Sie brach ab und sah sich mit einem ganz flauen Gefühl im Magen um. Das konnte er nicht machen.
Ihre Stimme überschlug sich fast, als sie erneut, nun deutlich besorgt rief:
„Wo, verdammte Scheiße ist Hju!?! ...“
Ihre Inspizierung der versammelten Leute endete mit den Beiden, hinter denen sie von Beginn an zum Stehen gekommen war und die immernoch wild herumknutschten. „Und was glaubst Du hier eigentlich, was Du mit Haile machst, Muchacho?“
Léo war auf 180.
12.11.2015, 15:08
Caro
„Und was glaubst Du hier eigentlich, was Du mit Haile machst, Muchacho?“
Große, goldene Augen, die erschrocken zu der Latina aufblickten, die offensichtlich vor Wut kochte. Dunkle Augen, immernoch leicht geschlossen, die diese merkwürdige, blutüberströmte Frau gar nicht einordnen konnten.
"..."
"...!"
Während die Vultures immer heftiger feierten und die ersten jungen Krieger schon umgekippt waren, war das Kultistenmädchen immer wieder in Raouls Umarmung versunken. Mal tanzte sie mit Kerosa und den anderen Plünderern, mal wurde sie von ihm gepackt und vor purer Lebensfreude schwindlig geküsst. So auch jetzt - sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Leo wieder aufgetaucht war.
"Du lässt sofort deine dreckigen Griffel von meiner Hermana, oder ich reiß dir jeden Finger einzeln ab, klar, Muchacho? Und WO VERDAMMTE SCHEISSE STECKT HJU?!"
"...LEO!"
"Nichts mit LEO, Señorita! Für so einen Scheiss bist du entschieden zu jung, und er entschieden zu alt. Und überhaupt, wo hast du überhaupt gesteckt, ich hab mir Sor..."
"....!"
Leo schäumte. Haile funkelte sie wütend an, trotzig geradezu. Sheng und Evi warfen sich einen Blick zu, und Hailes Ziehvater stand auf, klopfte sich den Dreck des Bodens ab und sprach dann mit seiner unendlich beruhigenden Stimme auf Leo ein.
"Wenn ich mich recht entsinne und richtig rechne, dürfte Haile ungefähr 16 sein. Und du Raoul, du bist...?
"18."
"18, siehst du, kein Grund zur Sorg...."
Aber Leo hatte noch nicht einmal richtig begonnen...
12.11.2015, 15:24
Mephista
"Wenn ich mich recht entsinne und richtig rechne, dürfte Haile ungefähr 16 sein. Und du Raoul, du bist...?
Was mischt sich der Pseudo-Anführer dieses verkackten Kaffes mit seiner scheißfreundlichen Stimme denn auf einmal ein? Sie redete hier mit Haile und ihrem potentiellen Vergewaltiger, nicht mit irgendeinen Shingshangsheng.
Der ist ja schlimmer als Kerosin...
"18."
"18, siehst du, kein Grund zur Sorg...."
" iLargo, chinito , o serás el siguiente! (Verpiss Dich, Schlitzauge, oder Du bist der Nächste!)
Das hier ist ein verkacktes Privatgespräch, also wenn Du Deine Cojones für Deine Liebste behalten willst, dann bewegst Du Deinen Arsch in den Bunker da, da ist die Einsatzzentrale der Forschungseinrichtung. Die will mit euch reden. Mit den Anführern, und das stellst du ja dar, anscheinend. Und das Alles am besten ein bisschen rapido!“
Vor Wut bebend starrte sie Sheng noch einen Moment, ehe sie sich wieder ihrem eigentlichen Ziel zuwandte.
"Und DU..."
Léo hielt inne.
Ihre Augen hefteten sich einen Augenblick zu lang an die kleine Kette, die er trug und auf der der Name „Helena“ eingraviert war. Ebenso den neuen Halsanhänger um den Hals von Haile, die sie immer immernoch sauer anfunkelte.
So unglaublich sauer.
Waren die beiden etwa...?
Kurz glitt ihr Blick über die übrigen Anwesenden der Runde. Anscheinend ja. So wie guggten, waren sie wohl live dabei gewesen.
Wieso schmerzte es sie so, dass Haile es nicht wichtig gewesen war, dass sie sowas auch miterlebt? Sie hätte sich das eigentlich denken können.
Nichtmal so beliebt wie Fußpilz, nein, so beliebt wie Genitalherpes.
Eigentlich klar.
Auch wenn sie sich gerade bei Haile eigentlich so sicher war, dass zumindest etwas Sympathie erwidert wurde.
Sie schluckte kurz, atmete dann tief durch und ging vor Raoul in die Hocke. Die giftigen Seitenblicke von Haile und den anderen Gaffern ignorierte sie gekonnt.
Léo packte den jungen am Oberteil und zog in zu sich, bohrte ihre nun tiefschwarz erscheinenden Augen in die seinen. Ein Schatten schien über sie gezogen zu sein, die Wut wich aus ihren Gesichtszügen.
Dann hob sie mit sehr leiser, gefährlich ruhiger, aber zum bersten angespannter Grabesstimme an:
„Pass auf, pendejo... Haile ist Familie für mich und wahrscheinlich viel zu gut für Dich. Aber wenn sie Dich mag, okay...
Aber ich schwöre Dir eines, und präg Dir meine Worte gut ein... Wenn Du sie unglücklich machst, dann sind herausgerissene Finger noch das, was Du Dir am meisten wünschen wirst... Ich kenne mich sehr gut mit der menschlichen Anatomie aus, denn ich kann nicht nur Menschen umbringen, ich esse sie auch verdammt gerne. Weide sie aus, würze sie, röste sie knusprig...das volle Programm. Und glaube mir, ich habe schon Leute gegessen, die mir wesentlich mehr am Herzen lagen als Du es jemals wirst...
Also, wenn ich mitbekomme, dass Du Haile zum Weinen bringst oder irgendwie sonst Schmerz jedweder Art zufügst... dann wirst Du Dich nirgends verstecken können... ich habe schon die halbe Welt gesehen und kenne Leute... außerdem habe ich die Angewohnheit, Sachen, die ich mir in den Kopf gesetzt habe, zu Ende zu bringen und wenn es 20 Jahre oder mehr dauern sollte...“
Raouls Oberteil wurde freigegeben; Léo erhob sich wieder.
„Also pass verdammt nochmal gut auf sie auf, Cabrón..sie ist was ganz Besonderes...“
12.11.2015, 17:10
MeTa
Jedes einzelne Wort, das ihre Freundin ihr gab, hatte sie so auch gebraucht, wenn es auch nicht dabei half, den Fluss an Tränen einzudammen. Evi war für die Sterbende da, mehr konnte sie sich nicht wünschen. Sie versicherte ihr, Unvollendetes in ihrem Namen zu erledigen - ein beruhigender Gedanke. Und doch gab die Kämpferin Eryn die Hoffnung, es gegen sämtliche Wahrscheinlichkeit irgendwie schaffen zu können.
So lag die Bardame eine Zeit lang in den Armen der First Lady, deren Liebe immer wieder eher hilflose, mitleidige Blicke zu den beiden warf, während er ähnlich eng neben Evi saß wie die Irin selbst. Sie konnte nicht ausmachen, wie viele Minuten vergingen, doch mit jeder wurde die Kälte etwas weniger. Die Entspannung und die guten Gedanken halfen dabei, den Ausbruch der Krankheit von sich zu halten. Doch die kleine Idylle sollte gestört werden.
Leo trat an die kleine Gruppe der vier Liebenden und Eryn heran und provozierte, nein, drohte Sheng und Raoul mit einem Feuer, dass andere selbst im Todeskampf gegen Feinde nicht zeigten. Wie konnte sie es wagen, diese Menschen für Nichts so anzugehen, nachdem sie sich bereits geweigert hatte, sie zu retten? Dieses egoistische Stück.
Neben sich konnte die ehemalige Kellnerin ihre Freundin schnauben hören. Die 25-Jährige richtete sich noch im Sitzen auf und erkannte, dass die Halb-Vulture vor Wut fast zitterte. Wäre da nicht Sheng gewesen, der seine Finger in beruhigender Manier um die Oberarme der Amazone legte, um sie zu beruhigen und im Notfall sogar zurück zu halten - mit wahrscheinlich ausbleibendem Erfolg - wäre sie wohl auf der Stelle aufgesprungen, um das mexikanische Kaltblut um eben jenes zu berauben.
Die Infizierte stand nun auf, vielleicht zu schnell und abrupt, denn es brachte ihren derzeit schwachen Kreislauf so in Wallung, dass ihr für einen Moment schwummrig vor Augen wurde. Doch diese Schwäche zeigte sie nicht. "Ey, chica!", raunte sie abfällig, ihre miserablen Kenntnisse der fremden Sprache präsentierend. Doch 'chica' bedeutete ihres Wissens nach sowas wie 'kleines Mädchen', und als mehr sah sie die wütende Aggressorin nicht. "Ist ja schön zu hören, wie stolz du auf deinen kleinen Menschenfressfetisch bist, aber du zeichnest dich als die schlechteste Familie der Welt aus, wenn du dem drohst, der deiner Schwester wichtig ist. Und bevor du vor hast, es noch mal zu tun: Wir reißen dir alle dermaßen den Arsch auf, bevor du auch nur eine Hand an Raoul oder Sheng legen kannst. Also nag an deinen eigenen Fingern weiter. Aber lass was übrig, denn ich gehöre bald zu deinem kleinen CLub!" Die Bleiche ihres Gesichts sollte gerade den letzten Satz untermalen Ein leises Grinsen legte sich auf ihre Lippen, deren Farbe langsam schon zu einem Hellblau wurde, als sie Evis Zustimmung in ihrem Rücken spürte, doch auch den sorgenvollen Blick ihrer Freundin bohren spüren konnte. Keiner außer Eryn selbst wusste so sehr wie sie, wie zehrend diese Aktion für sie war. Sie sah aus, wie sich fühlte. Doch sich für ihre Familie einzusetzen, gab ihr im selben Moment auch Kraft.
"Du beruhigst dich besser und konzentrierst deine Wut auf die, die sie treffen sollte. Und quatsch nichts von Privatgesprächen. Niemand hat dich um deine scheiß Meinung gebeten."
12.11.2015, 17:10
Gendrek
Seine Brust bebte durch das unruhige und vollkommen unrythmische Atmen.
Was zur Hölle ist nur bitte los mit ihm? Er hatte doch sonst keine Probleme damit anzupacken und Scheiß zu erledigen. Es war als würde er sich selbst jedes Mal in die Eier und den Kopf gleichzeitig treten. Nur so konnte er sich zumindest die Aktionen erklären die er gerade abzog. Weit entfernt von jemandem mit einem Blumenkohl als Gehirn waren die jedenfalls nicht.
Jetzt stand er hier. 65 verfickte Jahre alt. Kein Hemd. Keine Socken. Nur eine billige Jeans am Arsch kleben die vermutlich auch noch von Fawyers extrem schlecht, wenn überhaupt, bezahlten Personal zusammengenäht wurde. Fawyerjeans, genäht von traurigen ••••nhänden. Fucking A.
Stumm stand er am Wasserloch, in dem früher Golfer einen Ball nach dem anderen versenkt haben und irgendwelche armen Schweine zum Tauchen gejagt haben.
Vermutlich war das trotzdem noch ein Traumjob gewesen. Die meisten der Ballsammler hier kamen höchstwahrscheinlich aus Mexiko und waren froh genug, dass die wahnsinnige Knarren-Junkies sie nicht umgeballert haben.
Während das hier also früher ein Ort war an dem sich reiche Snobs aufgeregt haben, dass José ihnen den Job geklaut hat, kein Englisch spricht und es wagt das ganze für weniger Lohn zu machen als es überlebensnotwendig gewesen wäre... jetzt sah das ganze hier recht friedlich aus.
Friedlich genug um sich vielleicht auch mal zu waschen.
Hugh sah sich gerade das erste Mal selber im grauen Schein des Mondes und... heilige Scheiße was haben die beiden bitte mit ihm angestellt?
An seiner Brust und seinen Armen klebten dicke, dunkelrote und krustige Rinsäle an Blut. Seine Schultern waren komplett davon bedeckt und immer noch leicht verschmiert.
So einfach wie er vorhin in seine Hose reingekommen ist, so schnell kam er auch wieder heraus. Nur wenige Sekunden später wurde die Nacht von einem lauten Platscher erfüllt. Mit dem Kopf voran und ausgestreckten Armen tauchte der Schauspieler in das kalte Nass ein.
Wie schon in Shengs Hope ließ sich der Anführer durch das Wasser treiben, drehte sich noch unter der Wasseroberfläche herum und ließ sich, Bauch voran, nach oben treiben.
So trieb er nun, wieder auf der Wasseroberfläche, auf dem See herum. Den Kopf halb eingetaucht, die Ohren unter Wasser.
Er konnte es fühlen. Das vibrierende, kühle Nass.
Er konnte es hören. Das Trommeln und Feiern der Vultures. Bass und Rhytmus schwangen durch die Nacht, trieben sich durch den Boden, ins Wasser und direkt in den Gehörgang des vom Leben gezeichneten Hugh Jackman.
Minuten vergingen in denen er einfach die Ruhe genoss. Doch er hatte wirklich nicht ewig Zeit.
Er musste wieder zurück, es gab noch so viel zu tun, so viel vorzubereiten.
Wenn er draufgehen würde... würde er wenigstens etwas Schönes zurücklassen wollen.
Der Schauspieler tauchte seinen Körper langsam unter Wasser und schwamm wieder zurück an die Stelle wo er eingetaucht war.
Da er kein Handtuch hatte, strich er sich das Wasser einfach von den Beinen hinab. Tropfen um Tropfen presste er dabei aus der Behaarung seiner Beine hinaus, ehe er sich wieder seine Hose anzog.
Noch einmal blickte er auf den See, der so wundersch...
Der See, der vorhin noch dunkelblau, fast schon schwarz im Licht der Nacht erstrahlte sah nun leicht anders aus.
Denn genau dort wo Hugh getrieben hatte schwamm nun eine rote Schicht.
Das war postapokalyptischer Vandalismus in Reinstform. Geil.
Seine nun nicht mehr nackten sondern auch nassen und kalten Füße, trugen ihn langsam dahin wo das Geräusch der Feier lauter wurde.
Doch auch etwas anderes wurde lauter.
"Ey, chica! Ist ja schön zu hören, wie stolz du auf deinen kleinen Menschenfressfetisch bist, aber du zeichnest dich als die schlechteste Familie der Welt aus, wenn du dem drohst, der deiner Schwester wichtig ist. Und bevor du vor hast, es noch mal zu tun: Wir reißen dir alle dermaßen den Arsch auf, bevor du auch nur eine Hand an Raoul oder Sheng legen kannst. Also nag an deinen eigenen Fingern weiter. Aber lass was übrig, denn ich gehöre bald zu deinem kleinen Club!"
Da waren sie also alle versammelt. Also... mehr oder weniger alle. Eryn, Evi, Haile, Raoul, Sheng, Léo.
"Du beruhigst du dich besser und konzentrierst deine Wut auf die, die sie treffen sollte. Und quatsch nichts von Privatgesprächen. Niemand hat dich um deine scheiß Meinung gebeten."
Mit einem Ausdruck von leichter Angepisstheit, also dem Status Quo, kam Jackman auf die Gruppe zu und nachdem was Eryn sagte und so wie sie aussah musste Jackman nur 1 und 1 zusammenzählen. Er hatte den Scheiß schon oft genug gesehen. Jeder sah mal scheiße aus. Aber Scheiße aussehen und laut rausposaunen bald an Menschen zu nagen?
"Und einige andere reißen dir den Arsch auf wenn du bald keine scheiß Meinung mehr hast, sondern uns deine Zähne in den Arm rammen willst. Meine Fresse, könnt ihr mal alle die Luft anhalten und nicht euch nicht aufführen wie ein verkackter Pimmelverein?"
Hugh schaute mit wütendem Schnauben Eryn direkt an ehe er in die Gesichter der Gruppe blickte.
Hier herrschte gerade nicht nur 7 Tagen schlechtes Wetter Stimmung. Hier herrschte gerade ne Stimmung als wäre den Leuten ne Jauchegrube in die Fresse explodiert.
"Bevor wir uns also zerhacken... könntet ihr einfach mal durchatmen?"
12.11.2015, 18:50
Daen vom Clan
Sheng war überrascht, wie aggressiv und hasserfüllt die junge Frau vor ihm war, aber dann wurde ihm klar, dass es wahrscheinlich Furcht vor dem Verlust war, die sie umtrieb und sein Blick wurde weich und voller Mitgefühl als Leo ihn musterte und er lächelte sie an.
„Es ist in Ordnung, Leo. Sei ohne Sorge. Du bist hier unter Freunden, im Kreis deiner Verbündeten. Ich habe keine Ahnung, was dir vorhin so Schlimmes widerfahren ist, dass du im Moment so aufgeregt bist und dein Herz so blutet.“
Dazu hob er beruhigend die Hand und spürte einen schlimmen Stich von Schuld, wahrscheinlich hatte die zornige Latina gerade einen schlimmen Verlust erlitten oder gerade eine übel zugerichtete Leiche gefunden, während sie hier getanzt und sich geliebt hatten.
Und ihm wurde klar, dass er sie tatsächlich einige Zeit lang nicht gesehen hatte, sie war verschwunden, kaum dass sie hier angekommen waren und in dieser Zeit musste ihr Grausiges widerfahren sein, anders war sein Verhalten nicht zu erklären.
Raoul starrte die Latina vollkommen verdattert an und sofort zog er seine Hand von Haile zurück, nachdem sie ihn gepackt hatte
Er war vollkommen verwirrt, vor einem Augenblick lag er noch zum ersten Mal in den Händen der Frau, die ihm wirklich etwas bedeutet hatte und dann war dieser Racheengel über ihn hereingebrochen und bedrohte ihn für etwas das er noch nicht einmal getan hatte. Aber es verletzte ihn zutiefst, dass sie offensichtlich glaubte, er wäre dazu in der Lage.
Raoul kannte sie nur flüchtig, sie hatten bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt, er blinzelte, sie sah aus wie eine Vulture und war offensichtlich eine Freundin von Haile, seiner Haile.
Der junge Dieb hätte nicht sagen können, was ihn so verwirrte, aber er hob entschuldigend die Hände und blickte sich unsicher um, im Moment vollkommen verwirrt, was da über ihn gekommen war ,aber für ihn war jedes Gefühl von Romantik verschwunden, er fühlte sich eher so, als hätte er schon wieder einen Fehler gemacht. Betroffen stand er auf, blickte zu Boden, als würde er es nicht wagen, in das Antlitz dieser Rachegöttin zu blicken und lehnte sich weiter weg gegen einen Baum, dort, wo Kerosa und Thorn standen, die die Szene ebenfalls betrachtet hatten.
Kerosa grinste und legte dem Jungen den Arm um die Schulter und flüsterte genau so laut, dass es jeder hören konnte: „Junge, lass den Motor nicht streiken. Leo ist bei Berggorillas aufgewachsen. Die zeigen so ihre Sympathie. Außerdem hey, sie weiß, dass du einer von den Bösen bist, das hat die Misses Banana schon ganz gut durchschaut.“ Dabei nickte sie eifrig und versuchte ernst zu bleiben, während Thorn nur breit grinste, als Raoul genervt mit den Augen rollte und den Arm von Kerosa von seiner Schulter strich um dann das zu tun, was er Zeit seines Lebens schon immer gemacht hatte – er war weg gelaufen und hatte gewartet, bis der Sturm sich gelegt hatte. Haile war Kerosa einen wütenden Blick zu, doch diese grinste nur frech und breitete die Arme in einer entschuldigenden Geste aus.
Dann hatten Eryn und Lancaster, der sich nun Hugh nannte und tatsächlich dem Schauspieler glich wie ein Ei dem Anderen, gesprochen und Stille hatte sich über die Streitenden gelegt.
Der Bürgermeister war froh, dass Hugh wieder aufgetaucht war, er wollte ihn schon seit Stunden suchen und ihm im Namen aller Menschen danken, die er befreit hatte, und das war eine riesige Anzahl. Sie alle hätten wissen sollen, was für Helden sie sind, aber dazu war es nicht gekommen durch das plötzliche Auftauchen der Vulture und der aggressiven Haltung der Bewohner von Shengs Hope seiner Ziehtochter gegenüber.
Schließlich sprach Sheng in die Stille hinein. Wie immer voller Zuversicht, nun da er nicht glauben wollte, dass sich ihr Glück jetzt noch einmal würde wenden können, wo sie alle vereint waren.
„Es ist gut, dass du da bist, Leo und für dich, Hugh, gilt dasselbe. Ich kann und mag mir nicht vorstellen, welche grauenvollen Schrecken ihr habt erdulden müssen, während ihr diese Mission, für die ich euch ausgesandt habe, für die Welt, für die Siedlung und auch für mich erledigt habt. Es ist bekannt, dass ich kein großer Kämpfer bin, sonst wäre ich der Erste gewesen, der sich gemeldet hätte, aber es steht zu befürchten, dass ich keine große Hilfe gewesen wäre. Wofür auch immer ich verantwortlich bin, Leo, es tut mir leid. Womit auch immer ich deinen Zorn auf mich gezogen habe – ich denke, wir werden das zu gegebener Zeit regeln.“
Er blickte sie nun fest und entschlossen a, suchte ihren Blick. „Doch du bist nicht alleine auf dieser Welt. Du willst den Menschen helfen, die du liebst? Dann zerstöre nicht was sie haben, jetzt, in den Momenten vor der Schlacht. Haile hat unglaubliches erlitten und Evi hat mir von ihren Taten berichtet. Sie macht mich zum stolzesten Vater auf dieser kleinen Erde, die uns geblieben ist. Und wenn ihr Lohn ein Kuss von dem Jungen sein soll, dann gönne ich es ihr von Herzen. Nicht jeder ist so mutig wie du, Mädchen, nicht jeder kann so sehr und fest auf seine Stärke vertrauen. Für uns war und für uns ist dieses Fest wichtig gewesen. Damit wir Mut schöpfen können um morgen zusammen zu kämpfen. Ich hätte diesen Moment, in dem wir uns endlich in aller Ruhe sehen, gerne genutzt, um euch Beiden noch mal meinen Dank auszudrücken. Ihr seid gekommen, uns zu retten und habt uns in dem Moment der größten Schwäche geholfen. Ich weiß nicht, ob es Shengs Hope je gelingen wird, diesen Gefallen zu erwidern. Doch wenn es etwas gibt, dann tretet einfach an mich heran. Den Ort gibt es nicht mehr, mein Lebenswerk wurde zerstört. Aber noch lebe ich und mit jedem Atemzug kann ich zumindest versuchen, den Traum am Leben zu erhalten. Und mich erkenntlich zeigen. Egal was es ist.“
Leo hatte schon wieder Luft geholt, eine mehr als steile Zornesfalte, ein neuerlicher Ausbruch eines Vulkans, doch Sheng lächelte entwaffnend, durchschaute sie augenscheinlich und kam ihr zuvor, indem er sagte: „Außer es ist der Wunsch, dass ich endlich aufhöre zu reden. Das MUSSTE ich sagen. Es war das Wichtigste, was ich zu sagen hatte. Nicht jeder hier weiß es zu schätzen, viele haben Furcht. Doch wer hier noch lebt und atmet aus unserer Siedlung, der verdankt es euch.“
Er blickte sich nun wieder um, gestrafft und stolz, sein Blick streifte Evi und er bemerkte, sie jegliche Lust, jegliches Wunsch einander zu umgarnen, nun verschwunden war und sie durch Leo allesamt wieder in den Ernst des Lebens zurück katapultiert worden waren. Nun gut, dann würden sie also an die Arbeit gehen. „Du hast dir also den Bunker angesehen und dort Jemanden getroffen? Einen Soldaten? Und dort sollen wir vorstellig werden? Das war sehr gute Arbeit, den Bunker zu finden. Unsere Leute haben ihn wohl einfach als verlassen eingestuft. Da trennt sich die Spreu wohl vom Weizen.“, grinste er.
Er blickte sich um, suchte den Blick von Hugh und Evi, dann auch von Eryn und Haile. „Wollen wir uns das gemeinsam ansehen? Zusammen den letzten Plan angehen? Gleichberechtigt?“
12.11.2015, 19:43
Shinshrii
Eine Party? Nachdem Leo sich zum Gehen gewandt hatte, runzelte Ellen noch zweifelnd die Stirn und beobachtete durch die Kameras, wie die Latina sich auf den Rückweg machte. Als die Bunkertür dann hinter ihr zufiel, ließ Ellen die Schultern sinken und atmete tief durch, als ein Teil der Anspannung der letzten Minuten von ihr wich. Puh... das lief tatsächlich so gut wie erwartet. Rasch schälte sie sich aus der abgewetzten Militärjacke, die - wie ein Schnuppern daran schnell klarmachte - doch ein wenig von dem recht reifen Aroma Leos angenommen hatte, und machte sich dann daran, auch die Kevlarweste auszuziehen, die sie darunter getragen hatte. Und es lief um Längen besser als ich befürchtet hatte.
Rasch huschte sie nach unten zu ihrem Spind, und verstaute die beiden Kleidungsstücke dort zusammen mit dem Rest ihrer Scavenger-Ausrüstung. Sie hatte das abgewetzte Outfit nur deshalb getragen, weil sie angesichts der den Bunker ignorierenden Menge - hatte Enigma ihre Einladung etwa nicht richtig weitergegeben? - drauf und dran gewesen war, selbst nach draußen zu gehen und sich die Verantwortlichen zu suchen. Jetzt aber, wo die Führer dieses Trupps da draußen sie in ihrem eigenen Refugium aufsuchen würde, war etwas anderes wesentlich... angemessener.
Wieder oben in der Abhörzentrale angekommen räumte sie eine der vielen Pinwände an der Wand frei, und befestigte die zuvor ausgedruckten Pläne daran. Ein paar Notizen und Textmarker-Striche später, zufrieden mit ihrem Werk, wandte sie sich dann den restlichen Vorbereitungen zu.
Nachdem der Raum für die Ankunft ihrer Besucher angemessen präpariert war, nahm sie an ihrer Workstation Platz und rief das Log auf.
"Outpost 1Alpha, dritter November 2033, Eintrag zwei. Der kryogenische Tank mit Subjekt 'Adam' ist wie im vorgestrigen Logeintrag angekündigt am heutigen Abend beim Außenposten angekommen, begleitet von einer Milizgruppe aus der Siedlung 'Shengs Hope'. Wilder Stamm 'Vultures' als augenscheinliche Verbündete hinzugestoßen. Erste Kontaktaufnahme positiv verlaufen, Briefing zur aktuellen Lage erfolgt in Kürze. Angesichts der Personenzahl erscheint erfolgreicher Vorstoß zum Forschungszentrum möglich, wenn auch unwahrscheinlich. Feindkontakt mit Cult of Vision am morgigen Tag erwartet." Ellen seufzte und rieb sich die Augen. Wie groß war überhaupt die Chance, dass diese Aufnahmen nochmal jemand anhören würde? Falls das morgen schiefgeht, mit Sicherheit Null. Ich bin hier so nah dran an der Station, hier wird mit Sicherheit alles vom Kult überrannt. Trotzdem, falls der Außenposten lange genug unentdeckt bliebt... "Automatische Notfalldurchsagen für den Fall der Niederlage sind eingesprochen und zur Sendung vorbereitet. Bleibt das Trägersignal vom Forschungszentrum aus, erfolgt die Umschaltung auf Notbetrieb auf den folgenden Frequenzen: .... ...."
12.11.2015, 20:08
Mivey
Howard kümmerte sich praktisch den ganzen Tag um die unzähligen Verwundeten von Shengs Hope. Er wusste, dass sie nur einige Tage unter der Hand der Kultisten leben mussten, doch sowohl der Angriff, als auch die Reise zurück und schließlich das Leben in Gefangenschaft hatten von vielen einen hohen Tribut verlangt. Die meisten offenen Wunden kamen zwar nur von den letzten Tagen. Alles ältere war offensichtlich selbst-verheilt, ohne richtige Behandlung. Einige davon würden wohl unschöne Narben abgeben, aber das war in dieser Welt wohl das harmloseste. Soweit er feststellen konnte, litt auch niemand unter einer eitrigen Wunde.
Nachdem er schließlich alle, die bereitwillig zum ihm gekommen waren angesehen hatte, verwies er sie auf die kleinen Seen des Golfsplatzes. Einige folgen den Anweisungen nur wiederwillig, waren zu müde und wollten wohl direkt schlafen, oder zumindest jegliche Bewegung vermeiden. Aber auch sie waren nach dem kurzen Eintauchen im kalten Nass froh darüber. Howard wusste, dass Gesundheit nicht nur ein physischer Faktor war, und eine solche Katharsis würde ihnen sicher helfen die Ereignisse zurück zu legen und sich für morgen vorzubereiten.
Er war dabei so beschäftigt, dass er die Rege Aktivität der anderen nur halb mitbekam. Er konnte natürlich verstehen wie schwierig es sein muss, in so einer Situation auch noch die ganze Familie dabei zu haben. Die Angst des Versagens war da doppolt so groß, wohl aber auch die Hoffnung eines Sieges.
Nach getaner Arbeit packte er langsam seine Sachen zusammen. Es war nicht mehr alzu viel übrig, aber falls morgen alles gut ging und sie alle sicher im Labor unterkommen sollten sie dort wohl sowieso bessers Equipment haben, so hoffte Howard jedenfalls. Auf jeden Fall würden sie wohl für eine Weile dort bleiben, es wartete ja für viele Dorfbewohner keine Heimat mehr, alles war zerstört.
Er legte sich unter einen der Bäume des alten Golfparkes. Er hörte die Blätter rauschen von den gelegentlichen Windböen. Er war zwar im Windschatten des Baumes, spürte aber auch den stechend kalten Zug. Es würde wohl nicht mehr lange bis zum Winter dauern. Es war ruhig hier, es wirkte wie ein wunderschöner Naturpark, nur die gelegentlichen Hügel und die Reste des ein oder anderen Wagens ließen ein geschultes Auge erkennen was dieser Ort in der alten Welt gewesen war.
Er hörte entfernt die anderen in der Gruppe. Zum Teil klang es freundlich, aber auch einige disharmonische Töne waren dabei. Einige Worte konnte Howard sogar ausmachen. War das Eryns Stimme? Angesichts der enormen Anspannung, die auch Howard selbst fühlte, war es wohl nur verständlich. Für ihn war es eigentlich recht einfach, er hatte sein ganzes Leben darauf gewartet, er musste in dieses Labor. Beenden was er all diese Jahre begonnen hatte. Und danach? Würde er sich endlich ausruhen, als ihm die Augen plötzlich schwer wurden.
12.11.2015, 20:25
Mephista
Léo hatte im Moment sowas von keine Geduld mehr.
Die Ketten in der Bibel , die sie noch immer umklammerte, klirrten sanft vor der bebenden Anspannung, in der sie sich befand.
Ihr einziger klarer Gedanke war, dass sie unbedingt Hju finden musste, bevor dieser sich in das verdammte Minenfeld schmiss oder noch Schlimmeres. Dabei am besten auch noch Seeker, damit sie keinen Anschiss von Ellen bekam.
Léo hatte keine Geduld mehr.
Vor allem nicht für weitere Einmischungen von Leuten, die gerade absolut Nichts zu melden hatten.
Und dann hob Shingshangsheng wieder an. Lächelte ihr kackdreist ins Gesicht. War er irgendwie Jesuchristo oder was, dass er hier den Heiligen markieren musste?
„Es ist in Ordnung, Leo. Sei ohne Sorge. Du bist hier unter Freunden, im Kreis deiner Verbündeten. Ich habe keine Ahnung, was dir vorhin so Schlimmes widerfahren ist, dass du im Moment so aufgeregt bist und dein Herz so blutet.“
Er konnte sich seine Sonnenscheintour sparen. Sie wusste, dass er sie anlog. Jedes seiner verkackten Worte war Kalkül, sie runterzubringen, damit er sie zu irgendeinem Scheiß bringen konnte, den er wollte.
Er hatte überhaupt keine Ahnung von ihr, nicht im Geringsten, also soll er nicht so tun, als wäre er Álvaro und könne mit ihr wie mit einer alten Freundin reden.
"Ey, chica!"
Ihr Kopf schnellte herum und erkannte die bleiche Gestalt Eryns. Wie hatte sie dieses Wrack gerade genannt?!
"Ist ja schön zu hören, wie stolz du auf deinen kleinen Menschenfressfetisch bist,“
Misch Dich einfach nicht ein, in Sachen, von denen Du absolut keine Ahnung hast...
„aber du zeichnest dich als die schlechteste Familie der Welt aus,“
...das hat sie nicht wirklich gesagt...
kalter Hass wallte in Léo auf. Die Bardame hatte es erfolgreich geschafft, eine essentielle Sicherung in der Latina durchbrennen zu lassen. Niemand sagte ihr, dass sie sich nicht ordentlich um ihre Familie kümmerte.
„wenn du dem drohst, der deiner Schwester wichtig ist. „
Nein, das ist genau das, was man tun sollte. So wurde es schon immer bei den Arellano-Felix gemacht. Die Mädchen waren die kleinen Engel, für die niemand auch nur annähernd gut genug war und das musste man den Mackern auch in’s Gedächtnis rufen.
„Und bevor du vor hast, es noch mal zu tun:“
Ohja, als ob Léo noch mehr Gründe bräuchte, einfach gleich auf sie loszugehen.
„Wir reißen dir alle dermaßen den Arsch auf, bevor du auch nur eine Hand an Raoul oder Sheng legen kannst.“
Klar, allen voran Du, Puta, mit der Macht Deines kränkelnden Hüftschwungs.
Langsam glitt Léos Hand an den Griff ihres alten Freundes Machete. Sie würde es jetzt mit allen hier aufnehmen, wenn es sein musste. Vernunft hatte keinen Platz mehr.
„ Also nag an deinen eigenen Fingern weiter. Aber lass was übrig, denn ich gehöre bald zu deinem kleinen Club!"
....WAS?
Sie war auf dem Weg, ein verkackter Zombie zu werden und hielt es nicht für nötig, das mal irgendwie zu sagen? Wegen der Hoffnung auf das Heilmittel? Gerade deswegen hätte sie es jedem erzählen sollen. Erinnerungen an Alice kamen in ihr hoch.
Der Griff der Machete wurde fest umschlungen, die andere wanderte langsam zu Álvaros Leiche, wo das Survival-Messer schnell gezogen wäre.
Würde diese Gemeingefährliche auch nur eine falsche Bewegung machen, würde sie sie sowas von zu Hackfleisch verarbeiten. Und wenn sie dafür selber von den anderen umgenietet würde, das wäre es ihr wirklich wert.
"Du beruhigst dich besser und konzentrierst deine Wut auf die, die sie treffen sollte.“
Solche wie Dich, genau.
„Und quatsch nichts von Privatgesprächen. Niemand hat dich um deine scheiß Meinung gebeten."
Aber um Deine, oder was?
Was Léo aber wirklich fertig machte, war Evis Ausdruck hinter Eryn. Ihre dritte Hermana. Sie war eindeutig gegen sie, stimmte offenbar komplett mit der Zombine in spe überein.
Diese Wut, dieses Unverständnis der Latina gegenüber.
Es lähmte sie.
Dann vernahm sie neben sich eine Stimme, die fast so etwas wie Erleichterung in ihr auslöste.
"Und einige andere reißen dir den Arsch auf wenn du bald keine scheiß Meinung mehr hast, sondern uns deine Zähne in den Arm rammen willst. Meine Fresse, könnt ihr mal alle die Luft anhalten und nicht euch nicht aufführen wie ein verkackter Pimmelverein?"
Hju stand da mit nichts als seiner Hose und den Blessuren der letzten Luststunden am Leib und blickte sich schnauben und grimmig um.
Er war wieder da.
Nicht auf ewig verschollen, unauffindbar, wie so viele in ihrem Leben.
Es ging ihm gut.
Er hat sich nicht in die Luft gesprengt oder sonstwie unnötig in Lebensgefahr gebracht.
Gott sei Dank.
Der Stein, der ihr vom Herzen fiel und die Wärme, die sich dadurch in ihr ausbreitete, lieferten sich einen harten Kampf mit all dem Hass und der Verletztheit, die sich bereits breitgemacht hatten.
"Bevor wir uns also zerhacken... könntet ihr einfach mal durchatmen?"
Sie hatte hier niemanden, der zu ihr stand. Sie wurde in einem fort ausgenutzt und sonst nur geduldet. Nichtmal Hju, der bis eben noch weglaufen wollte, warum und wohin auch immer. Was sie wiederum auf einer ganz anderen Ebene getroffen und verletzt hatte.
Einfach mal durchatmen, als ob das so einfach wäre.
Léo war so unendlich verwirrt.
Sie wollte Eryn anschreien, leiden lassen, sich wild in den Kampf stürzen.
Sie wollte Haile und Evi an sich drücken und ihnen sagen, wie wichtig sie für sie waren.
Sie wollte Hju in die Fresse hauen für die Scheiße, die er abgezogen hatte und ... dann nie wieder loslassen.
Sie wollte einfach nur, dass dieser Sturm an Gefühlen aufhörte.
Léo verspannte sich noch mehr, jeder ihrer Sinne arbeitete auf Hochbetrieb.
Sie war gefangen in dem Käfig, den sie sich über die Jahre aufgebaut hatte. Es gab für sie an dieser Stelle kein Zurück mehr, Rückzug war eine Schwäche, die sie sich nicht geben wollte und dennoch während der Reise schon viel zu oft anderen zu liebe ertragen hatte.
Andere, die dies offenbar nichtmal wertschätzten.
Kleine, heiße Tränen kullerten ihr aus den Augen, sie schlug Leck, sie war so übervoll von Emotionen..
Hörte Kerosin irgendwas mit „Berggorillas und Sympathie zeigen“ außerhalb ihres Blickfeldes flüstern.
Zuviele Sinneseindrücke, zu sehr veränderte sich die Situation mit jeder Sekunde, ihr System wusste nicht mehr, was sie tun sollte.
Léo fühlte sich in die Ecke getrieben, obwohl es gar keinen Grund dafür gab.
Und genau an diesem Punkt brauchte sie natürlich wieder diesen Kackfreundlichen Reisfresser-Jesus.
„Es ist gut, dass du da bist, Leo und für dich, Hugh, gilt dasselbe“
Blablablabla
“Wofür auch immer ich verantwortlich bin, Leo, es tut mir leid. Womit auch immer ich deinen Zorn auf mich gezogen habe – ich denke, wir werden das zu gegebener Zeit regeln.“
Kapierte er denn einfach nicht, dass sie ihn einfach nicht leiden konnte und garnichts mit ihm zu tun haben wollte? Geschweige davon, dass sie seine verschissene Art so richtig aufregte und ihren Hassmotor weiter antrieb, anstatt auszuschalten, wie er wohl wollte.
Er blickte sie nun fest und entschlossen a, suchte ihren Blick. „Doch du bist nicht alleine auf dieser Welt. Du willst den Menschen helfen, die du liebst? Dann zerstöre nicht was sie haben, jetzt, in den Momenten vor der Schlacht.“
Er hatte echt keine Ahnung. Komplett keine.
„Haile hat unglaubliches erlitten und Evi hat mir von ihren Taten berichtet. Sie macht mich zum stolzesten Vater auf dieser kleinen Erde, die uns geblieben ist. Und wenn ihr Lohn ein Kuss von dem Jungen sein soll, dann gönne ich es ihr von Herzen.“
Nur, dass sie nicht einen kleinen Kuss abbekommen hatte, sondern wahrscheinlich bald eine kleine MiniHaile im Bauch gehabt hätte.
„Nicht jeder ist so mutig wie du, Mädchen, nicht jeder kann so sehr und fest auf seine Stärke vertrauen.“
Okay, sie musste ihm offiziell nicht mehr zuhören. Ihr zu sagen, sie wäre mutig und standfest zeugte so sehr davon, nicht berechtigt zu sein, mit ihr in einem Ton zu reden, als ob er ihr Inneres kennen würde.
Es folgten eh nurnoch Vorwürfe, dass sie irgendwas kaputt gemacht hätte. Und das Fest nicht gebraucht hätte. Na klar, weil Du auch wusstest, dass sie nicht und niemals noch mit dazu stoßen wollte.
Die tiefe Wunde in ihr, die soviele in all den Jahren geschlagen haben, wurde von ihm gerade unbewusst so sehr aufgerissen und mit Salz bestreut.
Das Animalische in ihr wog ab, ob Angriff oder Flucht die bessere Option darstellen würde.
Sie schnappte wütend nach Luft
„Außer es ist der Wunsch, dass ich endlich aufhöre zu reden.“
Ja, puta madre, cabrón, halt. Endlich. Das. Maul!
Aber natürlich redete er munter weiter. Folterte sie besser als es Mary damals auf Léos Drogentrip vermochte zu tun.
Er wandte sich mit irgendwelchen Fragen an sie, doch sie hatte sich entschieden. Hier waren Leute dabei, die zu ihrer Familie zählten für sie, ein Angriff war bescheuert.
„Danke, maracón, dass Du mir durch die Blume gesagt hast, dass ich eure schöne Stimmung kaputt gemacht habe, weil ich mich gesorgt habe...Aber weißt Du, nein, wisst ihr Alle?
Ich mache das, was Hju anstellen wollte, was weiß ich warum:
Ich bin weg. Verpisse mich, lasse euch in Ruhe.
Das wollt ihr doch. Macht euren Scheiß, ich mach meinen, wir sehen uns vielleicht bei der Schlacht, aber ernsthaft, ich habe keinen Bock mehr.
Ihr hasst mich doch eh alle, also, adiós...“
Schluchzte sie Sheng und der Runde entgegen, schulterte sich Álvaro und stapfte davon.
Sie hätte sich niemals auf diese Scheiß Reise zusammen mit der Gruppe einlassen sollen. Sie hätte ihren Weg allein gehen sollen.
12.11.2015, 20:52
Gendrek
Die ganze Situation ging gerade dermaßen von den Gleisen, dass man sich einfach nur wünschte man könnte in eine Zeitmaschine springen und den ganzen Scheiß von vorn beginnen.
Was zum Fick ist hier bitte abgegangen, dass abgefucktes Drama entstand? Warum musste jeder Furz zu irgendeinem Staatsakt aufgeblasen werden damit am Ende wieder alles schön eskalieren kann?
Hugh hatte es so dermaßen satt. Wenn es nicht die Zombies waren die einen zerfleischten, dann schafften die Gruppen an Überlebenden es halt immer selbst.
Jedes einzelne verfickte Mal.
Er hörte sich, angespannt atmend, jedes einzelne der Worte von Sheng an.
„Außer es ist der Wunsch, dass ich endlich aufhöre zu reden. Das MUSSTE ich sagen. Es war das Wichtigste, was ich zu sagen hatte. Nicht jeder hier weiß es zu schätzen, viele haben Furcht. Doch wer hier noch lebt und atmet aus unserer Siedlung, der verdankt es euch.“
Sheng drückte einfach nur den Rücken durch und blickte alle stolz an.
„Du hast dir also den Bunker angesehen und dort Jemanden getroffen? Einen Soldaten? Und dort sollen wir vorstellig werden? Das war sehr gute Arbeit, den Bunker zu finden. Unsere Leute haben ihn wohl einfach als verlassen eingestuft. Da trennt sich die Spreu wohl vom Weizen.“
Er blickte sich um, suchte den Blick von Hugh und Evi, dann auch von Eryn und Haile.
„Wollen wir uns das gemeinsam ansehen? Zusammen den letzten Plan angehen? Gleichberechtigt?“
Hugh schnaubte und hätte gerade am liebsten seine gesamte Gedankenwelt vor allen Anwesenden ausgekotzt.
„Danke, maracón, dass Du mir durch die Blume gesagt hast, dass ich eure schöne Stimmung kaputt gemacht habe, weil ich mich gesorgt habe...Aber weißt Du, nein, wisst ihr Alle?
Ich mache das, was Hju anstellen wollte, was weiß ich warum:
Ich bin weg. Verpisse mich, lasse euch in Ruhe.
Das wollt ihr doch. Macht euren Scheiß, ich mach meinen, wir sehen uns vielleicht bei der Schlacht, aber ernsthaft, ich habe keinen Bock mehr.
Ihr hasst mich doch eh alle, also, adiós...“
Vollkommen machtlos musste er dabei zuschauen wie die Latina ihren Rucksack schulterte. Der kleine, angenähte Affenkopf wippte dabei durch die Bewegungen hin und her ehe Léo sich einfach davon machte, tief ins Dunkel der Nacht.
Hugh blickte wieder in das Gesicht von Sheng der ihn immer noch einladend anlächelte.
"Gott, was glaubst du worauf ich gerade Lust hätte? Bunker-Seeing, genau. Das möchte Geschichtenopi gerade bestimmt am liebsten machen."
Vermutlich hätte ab diesem Zeitpunkt und bei diesem Blutdruck, jeder mit einem Herzleiden einen vierfachen Infarkt erlitten.
"Gott. Netter Geschichtenopa am Arsch. Ich hab keine Ahnung warum hier jedem gerade die Köpfe so tief im Arsch stecken, dass ihr schon wieder Licht sehen könnt. Wisst ihr, jeder von uns hier hat seine eigenen Probleme und Macken. Haile redet so viel wie ne Nonne mit Schweigegelübde. Evi hat nen Stausee hinter den Augen, Léo beißt Leuten echt gern in die Schulter und verhält sich wie ein fucking Vorschlaghammer. Heilige Scheiße, Eryn wird zum verfickten Zombie und hatte nicht die Güte uns das irgendwie mitzuteilen."
Hugh drehte sich einfach nur kurz von der Gruppe weg und schaute direkt auf den dicken, knorrigen Stamm eines Laubbaumes. Mit der Kraft eines angepissten Rentners auf Crack schlug er seine Faust so hart gegen die raue Rinde, dass jeder das erbärmliche Knacken seiner Hand hören konnte.
"Ihr habt bestimmt eure Gründe gehabt sie anzufahren. Klar. Wieso auch nicht. Aber wisst ihr was ich jetzt erstmal mache? Ich gehe Léo jetzt hinterher, fang sie ein und sag ihr, dass sich alle wieder beruhigt haben und sie niemand hasst. Man. Ich geh ihr jetzt hinterher weil sie ein Teil unserer Gruppe ist. Ich geh ihr jetzt hinterher weil ich eine verdammt gute Zeit mit ihr in einem verkackten Zelt hatte. Ich geh ihr jetzt hinterher... weil ich endlich jemanden gefunden habe für den ich gerne ins Gras beiße."
Hugh deutete auf Evi
"Da, Anführerin Nummer 2. Hab ne Stimme mehr gehabt als sie. Wenn ihr nicht warten könnt mit Besprechungen, dann kann Evi das gerne machen. Ist eh ruhiger als ich. Und den Stausee hat sie auch echt gut unter Kontrolle, wenns ernst wird."
Jackman schaute in die Gesichter der Anwesenden. Er sah so viel Unverständnis und wusste bereits innerlich, dass hier echt ne Menge Arbeit notwendig war um die ausgelassene Feier wieder herzustellen.
"Wir stehen alle unter Druck. Manche können damit umgehen und manche explodieren halt."
Der Schauspieler drehte sich um wollte schon losgehen ehe er sich nochmal umdrehte.
"Oh... und bevor ichs vergesse..."
Er blickte Eryn direkt an.
"Ich stiefel jetzt schon seit 20 Jahren durch die Staaten und hab ein, zwei Mal gesehen was passiert. Wenn du das Gefühl bekommst, dass es zu viel wird... sag uns bitte Bescheid. Ich hab keinen Bock dich erschießen zu müssen. Eher fesseln wir dich und jagen dir ne Tonne Heilmittel in die Adern."
Dann schaute er zu Haile die geknickt dem komischen Jungen hinterherschaute den sie im Dome befreit hatte. Er konnte die Reflektion in Ihren Augen sehen, das leichte schimmern von Tränen.
Gott, er hasste es wenn Kinder weinen.
"Und kann einer Haile bitte sagen, dass sie mal Arschbacken zusammen kneifen soll und sich den Bengel da hinten unterm Arm klemmen soll, als wäre er ne Pizzaschachtel? Mir lässt sie ja nur Baukräne auf den Kopf fallen anstatt zu reden."
Er wartet noch kurz die Reaktionen aller ab, ehe er sich wieder umdrehte und in die selbe Richtung verschwand in die Léo verschwand.
Er musste sie einfach noch erreichen bevor sie irgendwas wirklich Dummes abzog.
**********
Seine nackten Füße trugen ihn durch die Golfanlage. Er hatte keine Ahnung in welche Richtung Léo genau gegangen war. Doch er musste sie finden.
Das erste Mal seit 20 beschissenen Jahren, dass er jemanden nicht loslassen wollte und die Person verpisste sich einfach.
Das tapfen seiner panischen Schritte erfüllte die Nachtluft. Dieser Rucksack konnte doch nicht so schwer zu finden sein. Er war überall wo Léo war und jetzt echt nicht unauffällig.
Das dichte Grün welches sich die Anlage zurückerobert hatte macht es schwerer als es sein musste. Doch als er das Klimpern von Kettengliedern hörte wusste er, dass er es geschafft hatte. Ganz in der Nähe.
Er konnte sein Herz bis zum Hals schlagen hören. Hatte sie seine Nachricht bereits gelesen? Wenn ja, was dachte sie? Was fühlte sie? Was würde sie zu ihm sagen?
Sein Kopf schwoll förmlich an wegen der Flut an Gedanken.
Nur zögerlich näherte er sich dem Geräusch und umwand ein paar Bäume der Anlage. Dort saß sie.
An einen Baum gelehnt, leise schluchzend und vollkommen aufgelöst.
In einer Hand die Bibel, aus der immer noch die Kettenglieder schauten, leicht im Wind schaukelten und immer wieder aneinander stießen.
Er wusste nicht wie er anfangen sollte.
"Vielleicht einfach mal was sagen du Weichflöte?"
"L... Léo. Endlich hab ich dich gefunden..."
12.11.2015, 21:00
Daen vom Clan
Howard spürte, wie sich aus dem Dunkel neben ihm eine Gestalt schälte, da die großen Feuer der Vulture nur unzulänglich die große Fläche beleuchten konnten, doch er erschrak nicht, es war bekannt, dass Wingman die Leute von Shengs Hope, die glimpflich davon gekommen waren, zur Wache eingeteilt hatte. Er hörte ein leises Ächzen, als sich Morris neben ihm an den Baum plumpsen ließ, in der Hand hielt er ein improvisiertes Tablett das früher einmal ein Deckel eines Komposters aus Plastik gewesen sein musste, darauf befand sich etwas Fleisch, arg kross gebraten und damit wahrscheinlich aus dem Bestand der Vulture. Dazu eine aufgeschnittene und an den Rändern abgerundete Dose in der sich Wasser befand, daneben ein Tonbecher mit dem Agarvensaft, den die Wilden so gerne tranken.
„Ich wusste ja nicht, wonach es dir gelüstet, Doc.“, grinste der Lebemann und hielt ihm das Tablett hin, wobei Howard durchaus erkennen konnte, dass jemand zumindest aus dem Tonbecher gerade getrunken hatte, augenscheinlich hatte sich Morris gerade an dem Getränk, dass er dem alten Arzt zugedacht hatte, selbst bedient. Er war einfach unverbesserlich.
„Jedenfalls Danke, Howard, dass du dich um die Leute gekümmert hast.“, sagte er dann in die stille Dunkelheit hinein. „Den meisten scheint es nach einem Bad schon wieder deutlich besser zu gehen und einige Wenige haben die Hosen nicht komplett voll.“
Er grinste, das war mehr zu hören als zu sehen.
„Jedenfalls Danke, dass ihr den Umweg gemacht habt. Ich weiß mittlerweile, dass ihr das tatsächlich diskutiert habt, Hölle, das verstehe ich absolut, aber Danke, dass ihr zurück gekommen seid. Das war nicht unbedingt selbstverständlich.“
---
„Wir warten.“, sagte Sheng entschlossen und nickte Hugh, der offensichtlich auf seine Antwort gewartet hatte, zu, da er es eilig hatte, Leo hinterher zu kommen.
„Wenn wir es nicht schaffen, auf den Mann zu warten, der so Vieles für die Leute getan hat, dann haben wir morgen sowieso keine Chance auf einen Sieg. Und wahrscheinlich sollten wir uns so oder so ausruhen und die letzten Wunden ausheilen lassen…“, sagte er dann und klang zudem unglaublich müde. Er ließ sich neben Evi fallen und eine gewaltige Last fiel ihm von den Schultern, so schien es. Er senkte den Kopf auf ihre Schulter und gönnte sich einen Augenblick der Ruhe.
Als er dann Hailes Blick fing, nickte er ihr aufmunternd zu, als wolle er damit sagen, dass auch er Hughs Idee für einen guten Ratschlag hielt.
12.11.2015, 23:26
Caro
"Nah, er wird sich schon beruhigen. Ich musste da auch durch. Hat meine Maschine damals ganz schön gekübelt, aber die Gorillafrau ist halt so."
"..."
Kerosa und Haile starrten in die Richtung, in die Raoul verschwunden war. Leo hatte sich verpisst, und vorerst schien es wieder ruhiger zu werden am Feuer. Schwestern sind scheisse.Kerosa klopfte ihr auf die Schultern, was in ihrer Flamerider-Kommunikation schon das Maximum an Empathie darstellen dürfte. Auch Haile strich ihren Arm von der Schulter, was die Flameriderin achselzuckend registrierte und sich wieder an Thorn wand.
Hinterherrennen oder nicht? Oder einen Umweg über Leo machen, ihr eine runterhauen, und dann hinterherrennen?
"Und kann einer Haile bitte sagen, dass sie mal Arschbacken zusammen kneifen soll und sich den Bengel da hinten unterm Arm klemmen soll, als wäre er 'ne Pizzaschachtel? Mir lässt sie ja nur Baukräne auf den Kopf fallen, anstatt zu reden."
Ja, danke, alter Mann. Aber auch Sheng schien diese Idee für nicht die allerschlechteste zu halten. Er nickte ihr aus der Ferne zu. Plötzlich stand Thorn neben ihr, eine weiche, gewebte Decke in der Hand und so viel Freundschaft und Kameradschaft in den Augen. Auch er nickte ihr zu und legte dem Kultistenmädchen den Stoff um die Schultern.
Das war so schwer.
So fucking schwer.
Die ganze Reise über hatte Haile immer etwas zu tun, was sie konnte.
Kräne. Zombies. Brennende Ölfelder. Irgendwas.
Aber das war kein Kampf gegen einen Zombrilla oder gegen Zombiehorden im Alamodome. Auch wenn sie das gerade tausendmal gegen diese Scheisse eintauschen würde.
Okay.
Einatmen.
Ausatmen.
Morgen ist alles vorbei.
Dieses mal war es Haile, die einige Meter von ihm entfernt stehen blieb. Unsicher. Verletzlich. Toll. Von allen Leuten, die für sowas nicht gerüstet sind, musste ausgerechnet sie hier stehen. Raoul sah sie nicht an, als er leise anfing zu reden.
"Es wird langsam zur Angewohnheit, dass du mich retten willst."
"..."
"Aber das isses nicht wert. Wenn selbst diese Frau ... Leo ... in mir nur das Schlechteste sieht, dann ist da wohl auch nicht so viel mehr."
"..."
Niemand lässt mich meine gottverdammten eigenen Entscheidungen treffen.
Er hatte sich direkt an einem der kleinen Seen niedergelassen, hatte die Zehen ins Wasser getaucht und war fast nicht zu sehen, weil er sich selbst so klein machte.
Hailes Stolz war angekratzt. Nein, falsch, er war nicht angekratzt, er war in Stücke getreten. Sie schwankte zwischen "Hingehen-und-umarmen-und-abgewiesen-werden" und "Weggehen-und-für-immer-und-ewig-allein-sein.". Momentan schien selbst der Gang zu Georgina eine attraktive Alternative. Sie hatte keine Ahnung, wie Raoul - der erste Mensch, mit dem das Sprechen so EINFACH schien - reagieren würde. Was er wollte. Was er brauchte.
"..."
"Es ist egal, was ich tue. Es ist falsch."
"..."
Er ließ den Kopf auf seine Knie sinken und Haile konnte nur hören, wie er schwer atmete...schluchzte? Okay. Langsam, vorsichtig, fast schwebend näherte sie sich seiner zusammengesunkenen Form. Mit der Decke über den Schultern kniete sie sich hinter ihn und schlang ihre Arme um seinen Körper, drückte ihren Kopf an seine Schulterblätter und bedeckte so sie beide mit der Vulture-Decke.
Okay.
Einatmen. Ausatmen.
13.11.2015, 07:33
Lynx
Evi focht in ihrem Kopf einen ganz eigenen Kampf aus. Sie bebte innerlich und führte ein Gespräch, das es nicht gab. Sie ging durch, was sie zu Léo gesagt hätte, wenn Sheng sie nicht ruhig gehalten hätte und Eryn nicht im ersten Moment aufgesprungen gewesen wäre. Und sie malte sich aus, was sie Jackman entgegen gebrüllt hätte, als er ihre Freundin, die sämtliche Kräfte mit ihrer Ansage aufgebraucht hatte, so blöd anging.
Aber nichts davon war wirklich geschehen. "Setz dich, Eryn.", zischte Evi stattdessen und unterdrückte mit aller Kraft ihre aufgeflammte Wut. Sie war dankbar, dass jemand sich sofort berufen gefühlt hatte, Léo entgegen zu treten, weil sie so einen Streit nach wie vor selbst nur schlecht verkraftete. Aber nun bereute sie es, nicht selbst aufgestanden zu sein. Eryn wirkte, als als wollte sie immer noch etwas sagen und ein feuriges Wortgefecht führen wollen - vielleicht sogar jemandem die Augen auskratzen, aber sie konnte einfach nicht mehr.
Als schließlich Raoul wegrannte, sah Evi in Hailes Augen einen Ausdruck, den sie noch nie bei ihr gesehen hatte, und der in ihr alles zusammenzog. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie wirkte hilflos. Ausgerechnet sie.
Daraufhin verstummten Evis Gedanken völlig und sie wusste augenblicklich, dass sie kein Wort herausbringen würde. Sie fühlte sich wie damals, als entschieden werden sollte, ob es zum Alamodome gehen sollte oder nicht. Irgendetwas zerbrach gerade.
Aber es war nicht die Gruppe, die fast mit geballter Einigkeit Unverständnis für die Situation zeigte, es war Léo selbst.
Shengs Worte beruhigten die Taucherin und sie stellte beeindruckt fest, dass sie niemals die Stärke besessen hätte, der Latina so gegenüberzutreten. Gefasst, freundlich, mit unerschütterlichem Glauben. Der Mann, den sie liebte, in seiner reinsten Form.
Aber Léo war völlig anders, für sie war offenbar alles Gift, was er sagte. Es war so unverschämt, so unfair, dass sie hier durchdrehte und dann die Frechheit besaß, ihnen vorzuwerfen, sie würde ihnen nichts bedeuten. Sie hatte ja keine Ahnung.
...Sie hatte keine Ahnung...
...Sie hatte wirklich keine Ahnung.
Wann hatte ihr jemand zuletzt gesagt, dass sie ihm etwas bedeutete?
Evi hörte gar nicht genau, was Jackman genau sagte, aber jede Geste seines Körpers drückte aus, dass Léo ihm etwas bedeutete. Und er war nicht der einzige. Die Taucherin griff wie selbstverständlich an ihre Brusttasche, wo sie den Gorillazahn aufbewahrte, aber sie hatte die Jacke gar nicht an. Sie lag irgendwo auf dieser Anhöhe, gemeinsam mit Voodoos Decke. Irgendwann musste sie sie holen.
"Wir warten. Wenn wir es nicht schaffen, auf den Mann zu warten, der so Vieles für die Leute getan hat, dann haben wir morgen sowieso keine Chance auf einen Sieg. Und wahrscheinlich sollten wir uns so oder so ausruhen und die letzten Wunden ausheilen lassen."
Sheng lehnte sich an ihre Schulter und schien tief durchzuatmen. Er wirkte müde.
"Du hast nichts falsch gemacht.", sagte Evi, obwohl sie spürte, dass er das wusste. "Sie ist einfach... anders. Ich persönlich habe mich bei denen Worten ja gleich nochmal in dich verliebt, also kann ich wohl froh sein, dass sie anders ist." Sie brachte ein Lachen zu Stande.
"Das wird schon wieder." Dies sagte sie mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anderem und dabei starrte sie nervös in die Richtung, in die Jackman verschwunden war.
Es durfte nicht sein, dass dies das Letzte war, was sie vor der Schlacht von Léo gehört hatte. Und das Schweigen und der wütende Blick durften nicht das Letzte sein, was Léo vor der Schlacht von ihr gesehen hatte.
Hoffentlich konnte Hugh sie zurückholen. Vielleicht würde es dann immer noch Streit geben, vielleicht würden die Latina und Evi sich anfauchen und anbrüllen, aber das war in Ordnung. Sie würde ihrer Stammesschwester schon irgendwie zu verstehen geben, dass sie sie mochten. Dass sie dazugehörte.
Denn so war es mit großen Geschwistern doch, oder nicht? Sie waren gemein, nervten und man wünschte ihnen die Pest an den Hals. Aber am Ende des Tages waren sie immer noch Familie.
13.11.2015, 09:46
Mivey
Howard nahm das Tablet dankend an. Nach der harten Arbeit schmeckte das Essen immer doppelt so gut, und auch, dass am Becher bereits jemand getrunken hatte machte ihm wenig aus. Niemand der seit Jahrzehnten in dieser Welt lebte konnte sich erlauben so hohe Ansprüche zu haben. Howard beäugte aber den Saft vorsichtig. Er hatte bisher nichts davon probiert, und bei den Vultures konnte man nie wissen was die da alles hinenschütten würden. Er nahm einen kleinen Schluck. Der Saft hatte einen eigenartigen Geschmack, sauer mit einem leicht süßlichen Nachgeschmack. Howard gefiel es nicht.
„Jedenfalls Danke, Howard, dass du dich um die Leute gekümmert hast.“, sagte er dann in die stille Dunkelheit hinein. „Den meisten scheint es nach einem Bad schon wieder deutlich besser zu gehen und einige Wenige haben die Hosen nicht komplett voll.“
Er grinste, das war mehr zu hören als zu sehen.
„Jedenfalls Danke, dass ihr den Umweg gemacht habt. Ich weiß mittlerweile, dass ihr das tatsächlich diskutiert habt, Hölle, das verstehe ich absolut, aber Danke, dass ihr zurück gekommen seid. Das war nicht unbedingt selbstverständlich.“
Howard konnte ein Lächeln nicht unterdrücken als er Morris sich bedanken hörte.
"Je fitter wir alle morgen sind, desto einfacher wird es. Nach der Aktion gestern wär es doch eine Schande wenn wir irgendwenn zurücklassen müssten, ob lebend oder nicht.", erklärte er zu Morris nach seinem ersten Schluck.
"Und es war ja nicht nur ein Umweg. Gemeinsam sind wir stärker, und wir haben den Kultisten einen schweren Schlag hinzugefügt. Denn selbst wenn wir morgen ein Heilmittel finden, diese Monster werden sicher nicht friedlich ihre Waffen niederlegen." Bei dem Gedanken an ihre Armee aus Untoten, und was er vor dem Alamodome erlebt hatte musste er schaudern. Er nahm einen erneuten Schluck, diesmal das Wasser, und versuchte dieses Bild von seinem Geist zu verbannen, zumindest während des Essens.
Als Morris sich wieder von ihm wandte, fragte er ihn.
"Weißt du was du machen willst? Wenn das alles vorbei ist, mein ich."
Er reichte ihm den Tonbecher, und nickte ihm zu als dieser kurz zögerte.
Müde lehnte sich Sheng an Evi, genoss sichtlich ihre Nähe, die Wärme, die sie ausstrahlte, von ihrem Herzen kommend, schütze ihn vor dem Wind der Konflikte, die sie alle immer wieder umwehte.
„In einem Streit, gibt es kein richtig und kein falsch, glaube ich. Wenn Menschen sich entzweien, dann wird auch der, der "Recht" hat, zum Verlierer.“, sagte er dann leise und nachdenklich, so leise, dass es wahrscheinlich nur Evi hören konnte und Eryn, die neben Evi nun auf ihrer gemeinsamen Decke Platz genommen hatte, nun, da sich ihre kleine Gemeinschaft ein wenig verstreut hatte. „Es gibt nur einen manchmal notwendigen Anfang und dann ein erstrebenswertes Ende. Man kann in einem Streit nicht wirklich „Recht haben“, denn dieser Erfolg kann an Ende auch einsam machen.“
Er griff nach der Hand von Evi und streichelte sie sanft.
Das war, was ihre entfachte Liebe wohl ausmachte, nicht die Lust, sondern wie sie einander ergänzten, begierig voneinander lernten, sich gegenseitig komplettierten. Das Gefühl von unaufgeregter Ruhe und gleichzeitigem Sturm der Gefühle, dass ihn in ihrer Nähe immer wieder überfiel.
„Leo spricht zwar von Familie, aber ich glaube, sie übersieht dabei etwas Wesentliches“, sagte er so sanft er es vermochte zu den Beiden. „Familie ist nicht nur das Band das ihr als Schwestern zwischen euch geknüpft habt, sondern auch die Liebe und Freude, zu akzeptieren, wenn ihr etwas gefunden habt, das euch glücklich macht und euch erfüllt. Alles Andere wäre Eifersucht oder Furcht.“
Er trank einen kleinen Schluck vom Gebräu der Vulture und stellte fest, wie schal es schmeckte, wenn das Herz eigentlich woanders sein wollte.
„Leo lässt ein Muster erkennen, sie greift mich an und sie greift Raoul an und in beiden Fällen ist es recht klar, warum. Sie hält uns für eine Gefahr und für schwach. Sie glaubt, wir wären nicht gut genug für ihre Schwestern. Und wer kann es ihr verdenken? Wir haben die Schlacht um Shengs Hope verloren und uns gefangen nehmen lassen. Wir haben durch unsere Schwäche eure Mission gefährdet und vielleicht einen Vorteil aufgegeben, da ihr hättet durchstoßen können zum Forschungszentrum. Aber sie übersieht dabei, dass Stärke eben nicht alles ist. Da denkt sie vielleicht noch starrer als eine Vulture.“
Er lächelte wissend.
„Dabei wissen selbst einige Vulture, dass es manchmal einfach auch von Vorteil ist, den Mund zu benutzen.“
In diesem Moment torkelte ein wild knutschendes, eng umschlungenes Pärchen der Vulture an ihnen vorbei und Evi grinste. „Das in etwa hast du gemeint, oder?“, lachte sie und Sheng drückte sie spielerisch nach hinten, so dass sie nun neben der pfeifend atmenden Eryn auf dem Rücken zu liegen kamen und den fast perfekten Sternenhimmel betrachten konnten, dessen Außenbereiche vom Licht der flackernden Lagerfeuer kaum seiner Pracht beraubt wird.
Atemlos und wie zum ersten Mal gefangen von der Pracht des ihm bietenden Anblicks sagte Sheng leise. „Wenn wir morgen zusammen gekämpft haben und wenn wir dann noch leben, dann wird Leo anders über uns alle denken. Und wenn nicht, haben wir noch ein ganzes Leben Zeit, ihr zu beweisen, dass wir ihre „Schwestern“ verdient haben. Leo hält uns für eine Schwäche, die den Menschen, die sie liebt, also euch, den Tod bringen wird. Alles was sie tut, alles was sie sagte, sagte sie wohl aus Liebe zu euch. Weil sie euch braucht. Morgen mehr denn je und auch heute Abend. Morgen heilen wir die Wunden dieser Welt und wir beginnen mit dir, Eryn.“
---
Morris wirkte überrascht, als Howard ihm diese Frage stellte und es war offensichtlich, dass er recht umständlich und langatmig aus dem freundlicherweise dargereichten Becher trank, damit er Zeit sparen konnte.
„Also, wenn ich die Welt mit gerettet habe, dann kann die Welt auch ruhig mal was für mich tun.“, sagte er grinsend. „Also, die kurze Antwort ist entsprechend: Möglichst viel Kapital daraus schlagen. Der langfristige Plan sieht vor, dass ich mir einen von Bens dämlichen Wappenröcken oder wie die Dinger heißen, schnappe und dafür Sorge trage, dass jeder diese Teile als Erkennungszeichen für die Retter der Welt erkennt. Und dann, dann eröffne ich ein Museum. Für Dinge aus der alten und der neuen Welt und jede Nacht, wenn mir langweilig ist und die vielen Frauen, die sich dann für mich interessieren, gerade nicht greifbar bin, ziehe ich mich in den Teil des Museums zurück, auf dessen Epoche ich gerade Lust habe. Es bringt mich fast um, zu wissen, welche Schätze in den Ruinen von Shengs Hope liegen und nun wahrscheinlich geklaut wurden, nur weil ich mich ja habe gefangennehmen lassen müssen...“
Er schmunzelte. „Nein, ehrlich, keine Ahnung. Aber was auch passiert, ich will wieder reich werden – zum dritten Mal dann übrigens, fange ich von vorne an – und einfach nur in Sicherheit und Frieden leben. Dafür würde ich so ziemlich alles tun. Also für Letzteres. Wie sieht es mit dir aus, Doc? Menschenleben retten bis ins hohe Alter? Oder lieber die verdienten Früchte des Sieges einfahren? Oder willst du mit mir kommen und wir werden gemeinsam reich?“
---
Raoul hatte rasende Kopfschmerzen, sicherlich nicht nur, weil er zu viel getrunken hatte.
„Ich…“, fing er an zu sprechen und Haile spürte, so nah und warm an seinem Rücken ihn geborgen schützend, dass er wirklich mit den Tränen kämpfte und schluchzte.
„Ich weiß, warum Menschen so häufig das Schlechteste von mir denken und sie haben vollkommen Recht.“, er schniefte unwillig und versuchte sich trotzig aufzurichten, als würde ihm jetzt erst klar werden, wie lächerlich seine Tränen auf Haile wirken könnten, wollte er diesem furchtlosen Mädchen doch eigentlich genau das Gegenteil beweisen.
„Ich habe jedes Schimpfwort verdient und mehr Schlimmes im Leben gemacht als Gutes, krasser Scheiss war dabei und wirkliche Dummheiten. Aber diesmal dachte ich, es wäre… anders.“
Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Diesmal dachte ich, wir wären…“
„Familie.“
„Ja, aber das war zu voreilig.“
Haile nickte nur stumm, dann sagte sie: „Familie ist in diesen Tagen Fluch und Segen. Meine alte Familie ist mein Fluch, meine neue Familie ein Segen. Familie ist mittlerweile zu einem Wort geworden, das mächtiger ist als Freundschaft.“
Raoul nickte, langsam verstehend. „Und ich bin natürlich noch kein Teil davon, es wäre ja auch Bullshit, wenn es so leicht wäre.“
Haile schloss die Arme enger um ihn.
„Erzählst du mir von deinen Reisen mit Leo?“, fragte der junge Dieb dann in die Dunkelheit hinein.
13.11.2015, 14:11
Mivey
"Ich bin eigentlich kein Arzt.", sagte Howard in ruhigem Ton und erntete einen Ungläubigen Blick von Morris. Er hatte das Tablet neben sich gelegt und nahm gelegentlich einen Biss vom Fleisch und trank das erfrischende Nass. Seine Hände wurden dabei schnell schmutzig, aber ohne Besteck ließ sich das kaum verhindern und die nächste Gelegenheit sich die Hände zu waschen war ja praktisch vor ihm.
"Ich mein, ich hatte vor Jahren mal darüber nachgedacht das zu studieren, aber ich fand, dass mein Faszination in der Biologie lag. Es war vielleicht nicht der einfachste Weg, und rein finanziell wohl auch nicht das vernünftigste, aber die wissenschaftliche Arbeit ist ... war einfach erfüllender für mich. Ich wollte durch meine Arbeit anderen Helfen, Erforschen und Verstehen wie die kleinsten Teile des Lebens arbeiten. Wenn ich dabei anderen helfen konnte, umso besser. Seit jenen Tag, hieß das für mich zu verstehen woher diese ... Zombies kamen und nach einem Heilmittel suchen. Ich denke, also, ich werde hier bleiben. Es dürfte nicht mehr alzu viele von der alten Welt geben, die davon etwas verstehen. Es wird ja schließlich nicht reichen, wenn wir nur für uns eine Impfung herstellen, wir brauchen genug für den Rest der Menschheit. Da dürften sie alle Hände brauchen, die sie kriegen konnten. Und danach ... nun Sheng's Hope ist ja immer noch da."
13.11.2015, 14:27
Caro
„Erzählst du mir von deinen Reisen mit Leo?“
So vorsichtig sie konnte, wühlte sie den Gorillazahn hervor, den sie um ihr Bein gebunden hatte. Die drei Linien waren leicht zu fühlen, und sie spürte mit dem Daumen noch einmal darüber, bevor sie den Zahn nach vorne reichte.
"Was...ist das?"
"Ein Gorillazahn. Weißt du was ein Gorilla ist?"
"Leo?"
"..."
Haile kicherte leise, fing sich aber schnell wieder.
"Ein riesiger Affe. Bestimmt doppelt so groß wie wir. Ganz schwarz. Müssen früher toll gewesen sein, hat Leo erzählt. Unserer...war es nicht. Er war ein Gereinigter. Und wütend. Wir haben ihn besiegt, Evi, Leo und ich.
"...Wie?"
"Weil wir Schwestern sind. Ich bin ihm auf den Rücken gesprungen und habe ihn abgelenkt, Evi und Leo haben die ganze Arbeit gemacht. Jede von uns hat so einen Zahn."
Mit ihrer Hand fuhr sie vorsichtig von hinten über seine Brust. Sie spürte feine Linien unter seinem Oberteil, besonders auf dem Rücken, wo ihre Wange lag. Narben. Zahllose, schnurgerade Narben.
"Sie wollte euch nicht retten. Wir haben darüber gestritten. Sie will...sie will die Welt retten, sie will ihre Fehler wieder gut machen, so wie wir alle. Sie ist kein schlechter Mensch. Sie hat Angst."
"Ich weiß."
"..."
Sie beiden fielen wieder in eine sanfte Stille, während Haile über Raouls Brust streichelte.
"Muss ich dir also dein Leben retten, um Familie zu sein?"
"...Das hast du doch schon, im Dome. Ohne dich wäre ich gefallen. Ohne dich wäre ich nichtmal hier."
"Du wärst hier für Sheng."
Aber ich bin hier für dich.
13.11.2015, 17:53
Mephista
Einen Schritt vor den anderen, nicht stehen bleiben, nicht zurück blicken.
Nicht denken, einfach nur vorwärts.
Immer schneller bewegten sich ihre Beine, sie wusste nicht, wohin. Klimper, klimper.
Das war wohl einfach ihr Schicksal.
Allein durch die Kante ziehen, ihr Ding machen, sich nicht mit Anderen einlassen.
Niemand verdammt nochmal ins Herz schließen. Klimper, klimper.
Es hatte bisher immer in einem Fiasko geendet. Kein Einziges Mal konnte sie von einem wirklichen Happy End im sozialen Bereich berichten, seit das große Zehren begonnen hatte. Abgesehen von dem einen auf dem wundervollen Wanderschiff vor 20 Jahren, aus dem sie sich ja rausstehlen musste wie die feige Sau, die sie war. Klimper, klimper.
Auch jetzt rannte sie wieder weg. Sie hätte zu gerne einmal die Reihen derer gelichtet, die ihre Aufgabe, ihre Familie durch ihre Inkompetenz in Gefahr brachten, aber irgendwo sagte ihr etwas, dass sie damit weit größeren Schaden als Nutzen angerichtet hätte. Klimper, klimper.
Doch jetzt war sie wirklich vollkommen allein, sonst hatte sie ja immer noch ihren besten Affenkumpel bei sich gehabt. Doch alles, was noch von ihm da war, waren ihre Erinnerungen oder wippte hinter hier höhnisch im Takt ihres sich immer weiter erhöhenden Schritttempos. Klimper, klimper.
Sie begann zu rennen. Sie hatte keine Ahnung, wohin, nur weg. Bäume und Sträucher zogen an ihr vorbei.
Sie wollte die Zeit zurückdrehen.
Eine halbe Stunde, um Raoul und Sheng nicht angepflaumt zu haben, auch wenn sie es verdient hatten. Evis und Hailes wütende Gesichter ließen sie einfach nicht mehr los.
Eine Stunde, um einfach liegen zu bleiben und nicht den Bunker aufzusuchen, der sie so aufgewühlt hatte.
Einen Tag, um nicht die Bibel an sich zu nehmen und Álvaro dadurch zu verlieren und dadurch unter einen Drogentrip zu geraten, der ihre letzten Worte zu Mary so absolut widerwärtig hat werden lassen.
Einen Monat, um nicht bei der ganzen Scheiße mitzumachen.
Ein Jahr, sich nicht von Tijuana zur anderen Kontinentküste aufzumachen, sondern die Maultierzucht ihrer gerade verstorbenen Abuela fortzuführen und inneren Frieden zu führen.
10 Jahre, nicht auf Bacari zu hören und gemeinsam mit ihm auf diesem Scheißschiff verhungern.
20 Jahre, die Anderen davon abzuhalten, egoistische Mistsäcke zu sein.
Sich ordentlich von Alice verabschieden.
Nicht von ihrer neuen, wunderbaren Familie aus Alistair, Ian, Clover und den Jungs abhauen.
Angst bekommen, alleine im Flughafen zu warten und stattdessen mit ihrem Papa mitzugehen, sodass die ganze Scheiße völlig anders abgelaufen wäre.
Ihr ganzes Leben war eine einzige Aneinanderreihung von Fehlern.
Fehlern, die sie wiedergutmachen wollte.
Wiedergutmachen musste. Klimper, klimper.
Das stete Gegeneinanderschlagen der Kettenglieder zog endlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich.
Langsam verfiel die Latina wieder in einen normalen Lauf.
Sie nahm das edle Buch in beide Hände und klappte es auf.
Stirnrunzelnd versuchte sie im fahlen Mondlicht zu erkennen, an welche Stelle Hju seine Botschaft gesteckt hatte.
Die Erkenntnis, am Rand auf ihre eigene Handschrift zu stoßen, kam ihr einem Schlag in die Magengrube gleich.
Er hatte die Worte gelesen, die für sie so unglaublich kostbar waren. Für sie der Inbegriff eines so starken, wunderbaren und zugleich zerstörerischen Gefühls waren.
Und Guapo entschied sich nach deren Lektüre, abzuhauen.
Sie im Stich zu lassen, allein.
Diese Leere, die sich anbahnende Hoffnungslosigkeit und Panik, die sich in ihr ausgebreitet hatte, als sie diese ersten Zeilen gelesen hatte. Als wäre sie wieder verschollen auf hoher See, völlig allein...
Ihre Brust schien auf einmal in ein viel zu enges Korsett geschnürt zu sein.
Léo wollte wenigstens den Grund wissen. Was sie ihm angetan, dass sie ihn vertrieben hatte.
Und wenn auch nur ein Wort davon stand, dass sie schlecht im Bett sei, dann würde sie jeden Mann, den sie von nun an traf, kastrieren.
Sacht entfaltete sie den Zettel. Die Schrift war nicht ebenmäßig, als ob Hju es in großer Eile und unter Anstrengung hatte schreiben müssen.
Diesmal würde sie bis zum bitteren Ende durchhalten, egal, was er ihr an den Kopf werfen würde...
Hallo Léo,
ich weiss nicht wann du das hier liest. Vielleicht bin ich schon weg, vielleicht bin ich noch da. Etwas muss ich dir allerdings noch sagen, bevor ich draufgehe.
Du gibst mir ein Gefühl zurück, welches ich vor Jahren verloren habe. Ich würde für alle hier durch die Hölle gehen, aber nur bei dir würde ich dabei auch noch lächeln.
Wenn ich mich umschaue, dann sehe ich eine mir unbekannte Welt. Dann sehe ich dich an und bekomme Angst. Eine gute Form von Angst.
Du bist in dieser Welt groß geworden, ähnlich wie Seeker, die so viel Angst vor Veränderung hat. Ich habe so lange nichts in dieser Welt gesehen, für das es sich zu leben gelohnt hatte. Gerade das hat sich natürlich geändert.
Ich habe die Hoffnung, dass das, was wir hier machen, eine neue, alte Welt erschafft. Eine Welt, in der man auch einen ungeahnten Frieden finden kann.
Was ich sagen möchte, Léo, ist... Wenn ich sage, dass ich Angst habe. Dann habe ich Angst um dich. Wenn ich sage, dass ich Hoffnung habe. Dann habe ich Hoffnung für dich.
Bevor ich draufgehe, will ich dir ein letztes Geschenk machen. Ich will eine Welt hinterlassen die nicht darauf hinausläuft, dass am Ende alle sterben. Ich will eine Welt hinterlassen, in der alle leben können. Diese Welt will ich dir zum Geschenk machen.
Anfangs dachte ich, dass ich einfach nur das Richtige mache. Jetzt weiss ich es. Denn ich mache es für dich. Und wer weiss, vielleicht gehe ich dabei nicht einmal drauf. Dann traue ich mich hoffentlich auch, dir das alles persönlich zu sagen.
Dein Hju.
Längst war sie zum Stehen gekommen. Las die krakeligen Worte wieder und wieder.
Ihr wurde heiß und kalt zugleich, das Atmen fiel ihr schwer.
Sie war so dumm.
In einem Moment war der Latina, als könnte sie schweben, dann wieder fühlte sie sich im freien Fall und kurz vor dem Aufschlag.
Sie war so unendlich dumm.
Einen verdammten Satz hätte sie länger lesen müssen, einen. verdammten. Satz.
Er wollte ihr die verdammte Welt schenken.
Kämpfte für sie, machte sich Sorgen um sie... sie war ihm wichtig, wirklich wichtig.
Gerade ihm, der für sie so viel war, so viel in ihr auszulösen vermochte.
Hjus Botschaft war lange nicht so poetisch oder klangvoll wie die Zusammenstellung Bacaris, aber es war so unverkennbar er selbst, so ehrlich, völlig ungefiltert. Ließ ihn so verletzlich wirken. Es stammte direkt aus seinem Herzen. Voller...
Es war das Schönste, was ihr jemals Jemand mitgeteilt hatte.
Ihre rechte legte sich vor ihren Mund, um das Geräusch des lauten Schluchzen abzudämpfen, dass sie erfüllte.
Léo war wirklich die dümmste Person des Planeten.
Schwach lehnte sie sich gegen einen schiefen Baum, das Buch glitt aus ihren zitternden Händen. Mit einem teils dumpfen, durch die Ketten aber auch teils klirrenden Aufprall traf es auf den dunklen Grasboden. Mühsam griff sie danach. Dabei stachen ihr die Anhänger ins Auge. „Lancaster“, „Sidney“, „Jackman, Hugh“
Letzteres hob sie auf, betrachtete es leicht verwundert durch den wässrigen Schleier. Wieso war sein Vorname hier falsch geschrieben? Zärtlich fuhr sie die Buchstaben entlang, rieb leicht an den letzten beiden, als ob sie dadurch verschwinden würden. Vergeblich. Doch etwas Anderes fiel ihr auf.
Die Rückseite schien nicht eben, wo sie es hätte sein sollen. Also drehte Léo den Anhänger um.
Es war nicht die schönste Arbeit, die Jemand je eingeritzt hatte, aber das war ihr im Moment so völlig unwichtig.
„Leocadia Arellano-Felix“
Er hatte ihren Namen eingeritzt, verewigt in Metall, für alle Zeiten mit seinem Namen verbunden. Ihr Rücken schrammte gegen die spröde Rinde, als sie sich nach unten gleiten ließ.
Das war nicht fair. Cabrón.
Ihr so viel zu geben und dabei nicht mal anwesend zu sein.
Der wunderbarste Cabrón in ihrem Leben.
Sacht hob sie die Marke an, führte sie an ihre Lippen und hauchte einen Kuss auf seinen Namen, ehe sie sich die Kette über den Hals streifte.
Ein Gefühl eroberte endlich wieder seinen rechtmäßigen Platz, dass sie so lange niedergerungen hatte. Aus ihrem Katalog gestrichen. Für zu schmerzhaft erkannt, als dass sie es je wieder empfinden wollte. Und doch war es da, brach alle noch vorhandenen Dämme in ihr.
Die Bibel samt Inhalt holte sie wieder vom Boden hoch. Die Ketten klimperten wieder durch den Wind, verstärkt durch die Beben, die sie durchfuhren.
Sichergehend, dass Hjus Name an ihrer Haut lag, kramte sie den Gorillazahn hervor, und drückte ihn gegen ihr Tattoo, unter dass ihr Herz noch immer raste.
Im Endeffekt machte es hier keinen Sinn, sich zurückzuhalten, Niemand war da, um den Moment ihrer Schwäche mitzuerleben.
So hielt Léo sich nicht mehr zurück, die Tränen flossen in Massen. Wenn sie es recht bedachte, war sie in den letzten 2-3 Tagen zu einer echten Heulsuse geworden.
Doch das spielte nun keine Rolle, seit langem ließ die Latina sich einfach übermannen von der Welle aus Traurigkeit und Glück, die über sie hereinbrach, hinein in den Abgrund...
Die Zeit verlor jegliche Bedeutung für die junge Frau und so konnte sie nicht sagen, wie lange sie schon dagesessen hatte, als die Stimme sie abrupt zurück in die Realität holte.
"L... Léo. Endlich hab ich dich gefunden..."
Ihr Kopf schnellte so ruckartig herum, dass sie ihre Halswirbel knacken hörte.
Hju hatte sie gesucht. Natürlich, wieso wunderte sie das eigentlich noch nach allem, was er ihr geschrieben hatte. Doch nie gesagt.
Sein Anblick war erbärmlich. Sorge und Erleichterung standen ihm ins Gesicht geschrieben. Barfuß, noch immer nur in seiner Hose, völlig verschwitzt und nach wie vor durch Seekers und ihr zutun wie durch den Fleischwolf gedreht.
Er sah einfach umwerfend aus. Selbst nach größten Verbrennungen oder als angehender Zombie wie Eryn würde er für sie umwerfend aussehen.
Sie war einfach so froh, ihn zu sehen. Und doch gleichzeitig wütend. Und traurig, vielleicht auch etwas übel.
Warum mussten Emotionen auch so scheiße kompliziert sein?
Als wäre sie achtzig, rappelte sie sich hoch, jeden Muskel spürend. Ihr Körper war sowas von am Ende.
Langsam ging sie auf ihn zu, den Blick starr auf ihn gerichtet. Sie hob die Biblia an und drehte sie langsam hin und her, als eine Art Wink mit dem Zaunpfahl.
Ein erstarkender Teil in ihr wollte sie davon abhalten, doch hier ging es ums Prinzip.
Keinen halben Meter von ihm entfernt holte sie unvermittelt aus und verpasste ihm mit dem Buch eine gepfefferte Ohrfeige.
„Fandest Du das etwa witzig, mir so einen Scheißschrecken einzujagen?“
Sie zog den Zettel heraus und hielt ihn Hju direkt vor die Nase.
„Man beginnt sowas nicht damit, dass man sich verpisst! Stell Dir vor, vielleicht bekommt die Empfängerin dann Scheißpanik und liest nicht weiter, um mitzubekommen, dass Du ihr vielleicht einfach mal das Tollste in ihrem verfickten Kackleben zu sagen hast!?“
Und jetzt sagst Du ihm, was Du über ihn denkst, hätte Álvaro ihr an dieser Stelle wohl geraten.
Aber der war ja nicht mehr da.
„Ich... bi---- es...“
Wieso hatte sie sich diesen verkackten inneren Blocker eigentlich nochmal zugelegt?
13.11.2015, 18:08
Gendrek
Besorgt sah er der Latina ins Gesicht. Dicke Tränen rollten an Ihren Wangen hinab und es schmerzte ihn sehr, sie so zu sehen.
Langsam stand sie auf, zittrig am ganzen Leib und wirkte fast wie ausgetauscht.
Mit bedachten Schritten kam sie auf ihn zu, präsentierte dabei die Bibel in die er seine Botschaft gelegt hatte als wäre sie ein wertvoller Schatz.
Jackman sah gerade in diesem Moment keine Spur mehr von der wilden Kriegerin die ihn so sehr fasz...
Und dann erwischte ihn mit voller Wucht das heilige Buch. Der Buchdeckel knallte mit einem latschen Klatschen gegen seine Wange und vor lauter Überraschung taumelte der Schauspieler zur Seite und ging in die Knie.
"GOTT. SCHEIßE."
„Fandest Du das etwa witzig, mir so einen Scheißschrecken einzujagen?“
Er hörte wie das starre Blatt Papier auf dem er schrieb sich durch den Wind schnitt. Léo hielt es ihm direkt vors Gesicht.
„Man beginnt sowas nicht damit, dass man sich verpisst! Stell Dir vor, vielleicht bekommt die Empfängerin dann Scheißpanik und liest nicht weiter, um mitzubekommen, dass Du ihr vielleicht einfach mal das Tollste in ihrem verfickten Kackleben zu sagen hast!?“
Im Anbetracht der Tatsache, dass sein Wangenknochen wegen des Aufpralls immer noch förmlich zu vibrieren und glühen schien... fühlte er sich echt super.
„Ich... bi---- es...“
Sie fing an über Ihre eigenen Worte zu stolpern, aber es war egal. Jackman wusste vielleicht nicht genau was sie sagen wollte, aber er wusste wie er es sagen würde und das reichte ihm.
Langsam rappelte er sich wieder auf und sah der jungen Frau in die geröteten Augen. Stocksteif stand sie immer noch vor ihm und bekam den Mund nicht mehr auf.
"Wenn ich genau drüber nachdenke... waren die ersten Worte vielleicht echt Scheiße gewählt."
"Pendejo, du hast keine Ahnung."
"Ja... möglicherweise."
Jackman blickte Léo direkt in die Augen und merkte wie sich unbewusst ein Lächeln in seine Züge stahl. Für einige Sekunden schien die Zeit still zu stehen, sie den kurzen Moment genießen zu lassen in denen so vieles gesagt und doch nicht ausgesprochen wurde.
"Ich will das hier nicht ohne dich machen. Ich... will nichts mehr ohne dich machen. Ich hab lange genug gebraucht um das zu erkennen und jetzt wo ich es weiss... fällt mir so ein gewaltiger Stein vom Herzen."
Ohne irgendeinen weiteren Gedanken zu verschwenden streckte er die Arme aus und griff nach Léos Hüften. Bestimmend zog er sie an sich heran und strich ihr dabei sanft über die Taille.
"Aber bevor wir den ganzen Mist mit Adam fertig bringen will ich dir noch das eine sagen, was unausgesprochen ist."
Mit diesen Worten umschlangen seine Arme die junge Frau nun völlig. Wie schon vor einigen Stunden drückte er ihren Leib an seine nackte Brust. Presste seine Lippen auf ihren Hals, ihren Nacken und flüsterte ihr leise ins Ohr.
"Ich liebe dich, Léo."
Er würde sich so viel Zeit nehmen wie sie bräuchten. Sheng, Seeker und wer sonst noch immer mitkommen wollte, könnten garantiert noch warten. Denn jetzt wollte er nur Léo umarmen und ihr die Gelegenheit geben sich zu fangen, die Worte zu Ende zu bringen die sie ins Stolpern brachten.
**********
Einige Zeit später
*********
Jackman sah der Frau an der sein Herz so sehr hing in die Augen.
Aufgeregt strich seine Zunge über die rechte Seite seiner Unterlippe eher er mit den Zähnen darüber fuhr und den Blick in die Richtung gleiten lies in der dieser Bunker liegen musste.
"Es wird Zeit das zu Ende zu bringen, was wir angefangen haben. Ich hab dir etwas versprochen, das will ich einhalten."
Jackman würde sich auf den Weg zum Bunker machen. Die Zeit aus Scheiße Gold zu machen, hatte begonnen.
13.11.2015, 20:20
Shinshrii
Nach dem Zwischenspiel am Lagerfeuer, das dort für eine kurze Weile eine etwas ruhigere, wenn nicht gar gedrücktere Atmosphäre erzeugt hatte, schwappte die gute Laune der ringsum Feiernden rasch wieder zurück auf den Platz ums Feuer - nicht zuletzt in Gestalt von Voodoo, der sich gerade mit einigen der anderen Vultures einen Trinkwettstreit mit für Außenstehende unergründlichen Regeln lieferte, bei dem es vor allem ums Schneiden möglichst furchteinflößender Grimassen zu gehen schien. Die Stimmung hob sich merklich wieder, doch wirkliche Ausgelassenheit stellte sich nicht wieder ein. Nach Leos Ankündigung, dass sie im Bunker erwartet wurden, lag - auch wenn man nach Shengs Worten beschlossen hatte zu warten - eine nervöse Unruhe in der Luft.
Nach und nach kamen hier viele der noch wachen Hope'Ari und Vultures vorbei, um sich am Feuer aufzuwärmen, oder auf der Suche nach etwas zu trinken - und wer auf ein paar Worte mit den Anwesenden da blieb und Interesse am Besuch des Bunkers zeigte, der ließ sich ebenfalls Nähe nieder, um mit den anderen zusammen zu warten.
Eine der ersten die dazustieß, war Seeker Vulture, die steifbeinig - als hätte sie gerade einen langen Ritt hinter sich - auf die Lichtung stakste, damit beschäftigt ihren Waffengurt festzuzurren und hintersinnig lächelnd wie eine satte Katze. Wenig später gestellte sich, aus dem Lager der Skypeople kommend, auch Enigma hinzu - merklich ungeduldig als er erfuhr dass noch gewartet wurde, aber doch zu nervös, um alleine vorzugehen.
Als dann schließlich als Letzte Leo und Jackman unter den Bäumen hervortraten, erhob sich Sheng zusammen mit Evi, die Eryn eine Hand zum Aufstehen reichte. Mit dieser Geste schien es als wäre ein unhörbares Startsignal gegeben worden, und gemeinsam setzte sich die wild zusammengewürfelte Truppe in Bewegung.
In der nächtlichen Dunkelheit wirkte bei Tageslicht so unscheinbare Waffendepot 3 wesentlich größer, bedrohlicher. Geleitet von dem roten Auge der Sicherheitskamera, trat Leo zielstrebig auf die versteckte Tür zu, Hugh hinter sich herziehend, als wäre sie unwillens ihn jemals wieder loszulassen. Wie schon zuvor, schwang die Tür bereitwillig unter ihrem Griff auf - lautlos bis auf das leise Wehklagen des eingeklemmten Zombies einige Schritte weiter.
Wo der Bunker bei Leos Besuch noch überwiegend in Dunkelheit getaucht gewesen war, wies den Eintretenden jetzt ein von den grellweißen Deckenleuchten hell beschienener Pfad den Weg durch Lagerräume und Regalgänge. Deutlich waren zu erkennen, dass ein Großteil der Lagerbestände wohl schon vor längerer Zeit ausgeräumt worden war. Dennoch, die verbleibenden Kisten und Container - der Beschriftung nach aus den Beständen eines halben Dutzend versschiedener Armeen - mussten immer noch genug Material beinhalten, um eine kleine Truppe wie die ihre mehr als ausreichend auszurüsten.
Die Tür, durch die Leo vor einigen Stunden das Mannschaftsquartier betreten hatte, war geschlossen. Unweit davon hatte sich dafür eine andere Stahltür geöffnet, durch die man ebenfalls das enge Treppenhaus hinauf zur Abhörstation betreten konnte.
Nacheinander drängte sich die Gruppe oben in den großen Raum, und hier und da war in der kleinen Menschenmenge ein erstauntes Luftholen zu hören.
Der rechte Teil des Raumes, mit den über und über papierbedeckten Wänden war hellerleuchtet - ein helles, kaltes Licht, das so manchen blinzeln ließ, und gerade den jüngeren Anwesenden, die soetwas wie Halogenlampen kaum noch kannten, unangenehm und falsch erschien. Noch befremdlicher musste auf sie der Konferenztisch wirken - nicht nur war er makellos sauber, so wie der Rest des Bunkers, nein - wie Relikte aus grauer Vorzeit waren in der Mitte des Tisches Gläser und Flaschen aufgereiht worden, als würde hier gleich ein Vorstandsmeeting stattfinden.
Wobei - irgendwie war das ja schon der Fall, nicht wahr?
Kaum dass der Letzte sich in den Raum geschoben hatte, erhob sich drüben in der linken Häfte des Raums - diesmal im Schatten liegend, und nur von dem Blinzen der verschiedenen Geräte spärlich erhellt - eine Gestalt aus ihrem Sessel und trat auf die Gruppe zu ins Licht.
"Willkommen im Außenposten 1Alpha der Forschungsstation San Antonio. Ich bin Colonel Ellen Boyd, Codename RedWitch." Sie ließ den Blick über die ungleichen Verbündeten vor ihr schweifen - mit einem kurzen, aber ehrlichen Lächeln als sie Leo und Hugh erkannte -, und deutete dann auf den Konferenztisch. "Bitte - setzen Sie sich. Wir haben einiges zu besprechen, und ich nehme an, Sie haben einige Fragen."
13.11.2015, 21:59
Gendrek
Zusammen, geschlossen als Gruppe betraten sie den Bunker. Jackman war froh, dass sie ihm noch die Gelegenheit gaben sich seine Socken, Schuhe und sein Hemd wieder anzuziehen. Das wichtigste Treffen und die wichtigste Besprechung der Welt, wollte er nicht halbnackt bestreiten. Er schulterte seinen Rucksack, sein Gewehr und klopfte sich kurz an die Seite.
"Sie gehörte dem wichtigsten Mann in meinem Leben, dass soll auch weiterhin so bleiben..."
Als er sich sicher war, dass er alles bei sich hatte konnte es nun also endlich losgehen.
Léo führte sie. Sie als einzige, die bereits hier drin war und wusste was sie erwarten würde. Von den warmen Fingern an die Hand genommen ließ er sich von ihr führen während die anderen ihnen hinterstapften.
Das Innere der Anlage war beeindruckend und beunruhigend zugleich.
Die nackten Betonwände die vom kalten Licht der Lampen fast schon kränklich blass wirkten. Die schweren Stahltüren in den Gängen. Die Stille die nur davon gebrochen wurde, dass Ihre Schritte widerhallten.
Als sie den Konferenzraum betraten und auf die leergeräumte Wand blickten die förmlich mit Plänen, Fotos und Dokumenten tapeziert war, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus.
So viel Energie und so viel Arbeit wie hier reingeflossen sein muss... jedem wurde immer bewusster wie ernst es wurde.
Dann hörte er die Stimme aus dem Radio hinter sich. Weniger blechern, weniger mit statischem Rauschen belegt.
"Willkommen im Außenposten 1Alpha der Forschungsstation San Antonio. Ich bin Colonel Ellen Boyd, Codename RedWitch."
Hugh drehte sich um und schaute die Rothaarige fassungslos an.
Ellen Boyd. 20 Jahre war das nun her, als er zusammen mit ihr und ein paar weiteren Freiwilligen ein Kunstück sondergleichen durchzog. Verkleidet, mitten durch die Nationalgarde.
"Bitte - setzen Sie sich. Wir haben einiges zu besprechen, und ich nehme an, Sie haben einige Fragen."
"Verdammt das kann man laut sagen."
Jackman zog zwei Stühle vom Tisch hervor und platzierte sich auf einem der beiden. Er machte es sich gleich bequem.
"Das wird ne wilde Fahrt, ich hoffe ihr seid hier oben gut vorbereitet."
"Das wird ne wilde Fahrt, ich hoffe ihr seid hier oben gut vorbereitet." - "Oh yeah, wilde Fahrt klingt guuuut!" tönte es als Antwort aus Kerosas Richtung, prompt gefolgt von Grinsern und einem unterdrückten Prusten weiter hinten aus der Gruppe.
Während Jackman sich bequem in seinem Stuhl zurücklehnte, hörte er hinter sich ein empörtes Schnauben aus Richtung Enigma angesichts dieses saloppen Unterbrechung. "Unangemess..." - "Sergeant." Mit einer knappen Geste brachte die RedWitch ihren Untergebenen zum Innehalten. "Angesichts der Leistungen, die diese Herrschaften erbracht haben, sollten wir uns nicht über Protokollfehler aufregen. Bitte, setzen Sie sich." Sie deutete einladend auf den Tisch. "Ich würde später gern mehr erfahren über das, was Sie auf ihrem Weg hierher erlebt haben - zunächst aber ein Blick auf den Teil des Weges, der noch vor uns allen liegt." Ellen ließ den Blick über die wild gemischte Gruppe vor ihr schweifen - einschätzend, taxierend, als würde sie im Geiste die Tauglichkeit jedes einzelnen für die kommende Schlacht bewerten.
"Spähern zufolge hat der Cult of Vision die Stadtgrenzen San Antonios bereits überschritten. Sie kommen dankenswerterweise nur relativ langsam voran, dennoch ist mit ihrer Ankunft an der Forschungsstation im Laufe des Vormittags zu rechnen." Und das in einer Masse, wie ich sie seit den Horden der ersten Jahre nicht mehr gesehen habe... ein Gedanke, den sie für sich behielt - die Leute vor ihr, gerade diejenigen die in die Station vordringen würden, würden dann ganz andere Sorgen haben.
"Angesichts unserer Zahl bin ich zuversichtlich, dass die Zeit für uns morgen dennoch ausreichen sollte, um unser Ziel zu erreichen: den Tank mit Patient Null ins Labor zu schaffen, und es lange genug zu halten, um die Formel für das Heilmittel gegen den Zombievirus zu erhalten. Mir wurde seitens des Laborleiters versichert, dass der Prozess nur kurze Zeit in Anspruch nehmen sollte, und die Herstellung des Mittels dann auch mit einfachsten Mitteln zu schaffen sein wird - im schlimmsten Falle würde es also ausreichen, wenn es einem kleinen Trupp gelingt mit der Formel zu fliehen, und die Arbeit andernorts weiterzuführen."
Ellen atmete tief durch. Jetzt kam der unangenehme Teil. "Die Situation in der Einrichtung selbst ist allerdings... schwierig. Ein kurzer Abriss der Lage: vor knapp fünfzehn Jahren gab es einen schwerwiegenden Zwischenfall. Ich selbst war zu dem Zeitpunkt im Außendienst unterwegs - moralbildende Maßnahmen für die Restbevölkerung der Stadt." Sie nickte in Richtung Enigma "Anhand der Überwachungsaufnahmen kann ich soviel sagen: eine Zombiehorde gelang ins Innere der Anlage und überrannte das Sicherheitspersonal. Unsere Forscher konnten sich im Labortrakt verbarrikadieren, eine Flucht war durch die schiere Masse an Zeds aber nicht möglich. Sie hatten da drin einiges an Vorräten, und arbeiteten so lange es ging weiter an ihrem letzten Projekt, während ich mit meinem Team versuchte, die Horde zu dezimieren." Ihr Blick senkte sich einen Moment zu Boden, und lächelte dann freudlos. "Den meines Teams, der es nicht geschafft hat, haben Sie beim Betreten des Bunkers ja bereits gesehen." Sie straffte sich. "Wie dem auch sei, letztendlich wagten unsere Forscher einen Durchbruchsversuch - leider erfolglos. Dr. Ericson hat es noch geschafft, die Notfallverriegelung zu aktivieren. Damit hat er sich und seine Kollegen mit einem Teil der Horde zwischen zwei Sicherheitstüren eingesperrt, und so verhindert dass die Zeds ins Labor kommen."
Betroffene Stille senkte sich über den Raum. Wenn dort niemand mehr war, wie sollte ihnen dann die Herstellung des Heilmittels gelingen? War die ganze Reise, mit all ihren Anstrengungen, Entbehrungen und Opfern am Ende etwa vollkommen umsonst gewesen?
Angesichts der geschockten und zweifelnden Gesicher sprach Ellen rasch weiter, als erstes Gemurmel im Raum aufkam - bemüht darum, den heftigen Schlag, den sie gerade ausgeteilt hatte, schnell wieder etwas abzuschwächen. "Nicht dass wir sie noch zwingend brauchen würden, zum Glück - so makaber das auch klingt. Das Team bestand nicht gerade aus den Jüngsten, und nachdem nicht absehbar war wann und ob Patient Null wieder auftaucht, haben sie eine Art automatischer Diagnoseeinheit geschaffen, die, mit Virusproben von Patient Null gefüttert, sich autonom an die Analyse und Herstellung des Heilmittels machen sollte. Sozusagen als Versicherung für den Fall, dass sie nicht mehr da sein würden wenn die Virusproben ankommen."
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trat rasch um den Tisch herum, zu einer der vielen Pinnwände, an der sie die vorhin ausgedruckten Pläne befestigt hatte.
"Das ist also der aktuelle Stand. Die Reste der Zombiehorde haben sich seitdem natürlich zerstreut, das Gebäude selbst hat allerdings seitdem unter den Naturgewalten gelitten - wir hatten hier einige Überschwemmungsjahre. Das Einbringen des Tanks wird daher nicht ganz einfach."
Ellen stellte sich so neben die Pläne, dass alle Anwesenden einen guten Blick darauf hatten, und deutete zunächst auf den unteren.
"Die gute Nachricht - und ja, ich bin mir bewusst dass 'gut' in unserer Situation ein sehr relativer Begriff ist -: trotz der durch Unterspülungen eingestürzten Teilbereiche scheint der Labortrakt weiterhin intakt zu sein, und es gibt noch einen Zugang über die Hauptkorridore, der breit genug für den Tank ist. Durch Dr. Ericsons Eingreifen wurde aber wie gesagt die Notfallverriegelung aktiviert - das heißt massive Feuerschutztüren, die einzelne Gebäudeteile voneinander abriegeln. Von Hand sind die Türen kaum zu bewegen, wenn die Energieversorgung aber wiederhergestellt würde, wäre es möglich zumindest die Außentüren mit Keycards zu öffnen."
Sie deutete auf den oberen rechten Teil der Karte. "Die Energieversorgung erfolgte über Solarzellen - nach der langen Zeit wahrscheinlich staubbedeckt und leicht beschädigt. Jemand muss sich also hier aufs Dach begeben und die Stromversorgung reparieren. Durch den hier dagegengeprallten Truck ist das möglich, aber nicht gerade eine leichte Kletterpartie." Ihr Zeigefinger wanderte über ein Treppensymbol zu dem mit "Observation" bezeichneten Raum. "Anschließend wäre es für das Team möglich, über den Dachzugang in den Forschungstrakt zu gelangen. Mit einem Glasschneider sollte man durch die Sichtscheibe zwischen Obversationsraum und Hauptlabor durchkommen."
"Nächstes Problem: die Tür zum Labor lässt sich nicht mit den Keycards öffnen, sondern aus Sicherheitsgründen nur aus dem Kontrollraum nebenan. Durch die Einstürze hier und hier ist ein oberirdischer Zugang nicht mehr möglich - am ehesten kommt man dort noch über die Kellerräume hinein. Die wiederum erreicht man nur über die Tiefgarage - die seit Jahren schon überschwemmt ist." Ellen zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Mir ist bewusst wie verworren und unlogisch das erscheinen muss - bedenken Sie bitte, das Gebäude war ursprünglich nicht als Hochsicherheitslabor ausgelegt. Die Umbauarbeiten und die Einstürze haben alles nicht unbedingt einfacher gemacht."
"Also, zusammengefasst - ein Team muss aufs Dach und die Stromversorgung zum Laufen bringen. Ein weiteres muss über die überschwemmte Tiefgarage zur Türsteuerung vordringen. Und ein weiteres muss den Tank ins Gebäudeinnere bringen, und die ehemaligen Forscher neutralisieren, die hier ..." Ein Tippen auf das Warnsymbol in der Kartenmitte "... zwischen den Türen eingesperrt sind. Sie waren zum Todeszeitpunkt bereits stark geschwächt, also sollte das Durchdringen aber verhältnismäßig leicht fallen. Bitte keine Schußwaffen im Gebäudeinneren - die Umbauten waren sehr provisorisch, und an den Decken hängen teilweise offen Leitungen und Kabelstränge, die nicht beschädigt werden sollten."
"Oh, und ... " Ellen wies auf das kleine Rechteck ganz unten auf der Karte. ".... es wäre sicher eine Erleichterung für das Tank-Team, wenn jemand das Rudel wilder Hunde beschäftigen könnte, das sich im ehemaligen Pförtnerhaus eingerichtet hat - sie reagieren ziemlich empfindlich, wenn jemand sich ihrem Bau nähert."
Ellen zeigte auf den Raum "Labor". "Sobald das alles geschafft ist, muss nur der Tank mit Patient Null nur noch mit dieser Maschine verbunden werden. Alles weitere sollte dann selbständig geschehen. Natürlich braucht das alles Zeit - wir sollten daher versuchen, die Feindkräfte so lange wie möglich aufzuhalten.
Sheng meldete sich zu Wort: "Sollte uns nicht allein schon das Minenfeld einiges an Zeit verschaffen? Es wird sie zwar nicht auf Dauer aufhalten, aber wenigsten die ersten paar Wellen verlangsamen." Ellen runzelte kurz die Stirn und lächelte dann. "Ah, ein berechtigter Einwurf, schätze ich - aber nein, das 'Minenfeld' wird sie nicht aufhalten. Es... nun, es besteht im Grunde nur aus ein paar mit Handgranaten gesprengten Kratern, und jeder Menge offiziell aussehender Schilder. Minen hat es da draußen nie gegeben." Sie zuckte mit den Schultern und ließ ein kurzes, stolzes Grinsen aufblitzen. "Irgendwie musste ich das Gebäude ja vor Plünderern sichern, und niemand lässt sich gerne die Beine wegsprengen."
Oh. Angesichts dieser Enthüllung kam abermals Gemurmel in der Gruppe auf - sicher war es gut zu wissen, dass sie selbst sich nicht beim Transport des Tanks in die Luft jagen würden, aber wie sollten sie nur mit ein paar Mann bitte diese riesige Armee aufhalten? Das Minenfeld hatte wenigstens einen kleinen Vorteil für sie versprochen.
Ellen wandte sich nun der oberen Karte zu. "Nun, was die Verteidigung angeht - von den bisherigen Bewegungen der Kultisten ausgehend ist ein Angriff aus Nordosten am wahrscheinlichsten.Glücklicherweise gibt es dort noch Reste einer Verteidigungsstellung aus den Anfangstagen." Sie deutete von oben nach unten auf die drei Stellungen.
"Dieser Panzer hat eine gerissene Kette, kann aber noch schießen. Das Rohr neigte damals zur Überhitzung - um ihn dauerhaft einzusetzen werden es daher kühlen müssen. Es gibt einen Gully in der Nähe - das Wasser daraus sollte zur Kühlung ausreichen, wir benötigen nur einige Läufer, die Wasser herübertragen."
"Das MG-Nest hier kann mit drei Mann besetzt werden - der Aufgangsbereich ist sehr offen, daher wäre es sinnvoll hier einige Wachen für das MG-Nest abzustellen, die den Schützen den Rücken freihalten."
"Und zuletzt gibt es hier noch eine Mörserstellung. Der Munitionsnachschub ist hier allerdings problematisch - der Truck mit den Mörsergranaten ist unweit davon im Schlamm steckengeblieben, also muss jemand die Munition zu Fuß zum Mörser tragen."
"Vorteilhaft für uns ist, dass die Zed-Horden gewöhnlich zu dumm für Flankenmanöver sind - je länger diese Verteidigungslinie also standhält, desto größer die Chance auf Erfolg in der Forschungsstation. Falls ihre Anführer aber auf die Idee kommen, die Horde um unsere Linien herumzuführen... nun... es gibt noch einen einsatzfähigen Jeep da draußen - man könnte versuchen damit direkt zur feindlichen Führung durchzubrechen, aber das wäre ein absolutes Himmelfahrtskommando."
"Was es jetzt noch zu klären gilt, ist die Frage, wer wo zum Einsatz kommen soll - und das müssen Sie entscheiden, die kennen Ihre Leute am besten." Erwartungsvoll blickte Ellen in die Runde.
Sheng hatte schweigend zugehört und hatte den Ausführungen von Ellen nickend gelauscht. Evi merkte seine Anspannung dadurch, dass erst der Griff an ihrer Hand von weich zu fest wurde und er sie dann endgültig losgelassen hatte, um sich einige wenige Notizen in sein neues „Redenbüchlein“ zu schreiben.
Sein Blick war so sorgen,- wie hoffnungsvoll, als er die Anwesenden musterte. Dann nickte er Wingman zu, der bereits vollkommen in den Karten der Frau vergraben gewesen war und dessen Augen nur so über die gemalten Linien flogen und flitzen.
Dann richtete sich der ehemalige Pilot auf und er sagte erst leise, dann langsam sicherer und damit lauter werdend:
„Das ist ein… guter Plan, soweit.“
Er stützte sich wieder ab und begann imaginäre Figuren hin und her zu schieben, die augenscheinlich nur er sehen konnte.
„Also, es ist klar, dass wir unsere großen Trumpf, die Kämpfer der Vulture…“ Er nickte Seeker, die sich für alle überraschend ebenfalls eingefunden und die Technik naserümpfend und ein wenig angewidert betrachtete, zu, die sich nun ihrerseits interessierte vorbeugte, mit einer fließenden Bewegung ihr Messer zog und auf den Tisch schleuderte. „WIR kämpfen ganz vorne. Direkt gegen den Feind und erkaufen euch so die Zeit die ihr braucht. Wir opfern uns für einen Platz in den Legenden und Geschichten der Kindern der Schlange, die nach uns kommen.“
Wingman wischte sich nervös etwas Schweiß von der Stirn. Dann wurde er ruhig und nachdenklich. „Das zu entscheiden steht mir nicht zu, aber ich schlage einen Flankenangriff vor. Während einige von uns und die Besten der Vulture die Kampflinie besetzen und in das Forschungszentrum vorrücken, könnt ihr ja durch diese Vororte marschieren und den Feinden dann sozusagen in die Flanke fallen.“
Seeker nickte dazu nur stumm und warf dann schnarrend ein. „Es sei denn, ihr braucht mich bei eurer Linie, dann werde ich mit den Leuten, die ihr bei euch haben wollt, an eurer Seite sein, während der Clan diesen Angriff ausführt. Sterben ist leicht. Jeder Narr bekommt das hin.“
Damit nickte sie Hugh erwartungsvoll und ihr Grinsen wurde wieder so boshaft und wölfisch als sie Hugh mit Blicken förmlich herausforderte und sich dann wieder in eine dunklere Ecke des Raumes zurück zog.
Dann ergriff Enigma das Wort: „Vorschlag: Skypeople richten sich auf halbem Wege ein. Location: Hinter den eigenen Linien. Zweck des Ganzen: Errichten eines medizinischen Auffang- und Koordinationslagers. Zusatzinformation: So helfen wir den Unterstützern wahrscheinlich am Besten.“ Dann überlegte er kurz und fügte hinzu. „Persönliche Anmerkung: Damit ich das alles gut koordinieren kann, werde ich mich jedoch bei den Spezialisten einfinden. Also in einem der drei Sektoren.“
Sheng atmete einmal aus und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. „Die Geretten aus Shengs Hope sind in desolatem Zustand. Aber wir leben. Dank des Mutes der Menschen aus unserer Mitte. Ich werde uns trotzdem so aufmarschieren und postieren, dass wir einen kleinen Schutzgürtel aus bewaffneten Personen rund um das Forschungsgelände bilden können. So können wir einzelne Feinde, die sich von hinten nähern wollen, ausschalten und euch so im Forschungszentrum zudem weiter Zeit verschaffen. Ich weiß jedoch von einigen Freiwilligen aus Shengs Hope, die in guter Verfassung sind und einfach mehr tun wollen. Die Liste mit Namen gebe ich Hugh. Und damit bin ich bei einem anderen Thema…“
Dann ging er direkt auf den Anführer der Reisdenden zu und straffte sich: „Hugh, ich möchte, dass Sie die Planung übernehmen, wer an welcher Stelle eingesetzt wird.“
Hugh zog skeptisch die Augenbrauen hoch und murmelte „Was zum Fick…“
Sheng hob die Hand. „Zeit ist das Einzige, das uns fehlt. Ich bin ein guter Anführer. Aber Sie sind besser. Sie haben den Respekt Ihrer Leute und werden im Moment von vielen Anderen respektiert und geschätzt. Das kann ich mir nicht auf die Flagge schreiben. Was wir jetzt brauchen, ist ein einzelner, starker Anführer. Der schnell entscheidet.“
Und dann grinste Sheng, doch seine Augen schimmerten traurig. „Und Jemanden, der eine Mordswut im Bauch hat und sich keine Gedanken über das macht, was wir verlieren könnten. Das sind Sie. Nicht ich.“
Und damit streckte er ihm die Hand in einer respektvollen Geste entgegen.
15.11.2015, 10:36
Daen vom Clan
Morris hob eine Augenbraue und nahm noch einen tiefen Schluck aus dem Tonbecher, blickte dann auf den letzten Rest Bodensatz und stellte seufzend mit pikierter Geste den Becher wieder auf den Boden.
„Ein Biologe also? Das wurde bestimmt gut bezahlt, damals. Witzig irgendwie, ich glaube, du bist der erste Wissenschaftler in meinem Leben mit dem ich zusammen trinke.“
Er drehte den Becher in den Händen.
„Oder mit dem ich gerne weiter getrunken hätte. Schade, dass Derrick nicht hier ist und seine Bar offen hat, ich glaube, mein Freund, ich hätte dich nun wirklich gerne zu einem Umtrunk eingeladen, ein Tribut an die gute alte Zeit, als Leute wie ich noch Leute wie dich finanziert haben, damit du die Welt rettest und ich noch reicher werde.“
Damit stellte er den Becher endgültig auf den Boden und blickte in die Dunkelheit in Richtung des Sarges.
„Dann hast du dir unseren Kumpel Adam bestimmt schon angesehen und weißt alles über ihn. Ich meine, wie ist er denn so? Ist er Fan der Chicago Bulls oder doch eher Football-Fan?“
Ellen Boyd, die als RedWitch über die letzten Geheimnisse hier Bescheid gewusst und diese jahrelang zu hüten verstanden hatte, zeigte mit einem langen Stock aus schwarzem Holz, der irgendwie Ähnlichkeit mit einer Reitgerte hatte, auf verschiedene Areale auf ihrer Karte. Sie hatte vor zwanzig Jahren eine Rolle annehmen müssen um überleben zu können und diese Rolle füllte sie augenscheinlich noch immer aus.
Und sie hatten nun endlich einen Plan. Sheng, Wingman und einige Andere, die der Beschreibung des Plans beigewohnt hatten, waren in Gedanken versunken, denn noch war nichts erreicht.
Sie hatten nun endlich einen Plan, einen sehr detaillierten sogar und doch fühlte es sich an, als wären nur die Umrisse grob skizziert, als wären noch viele weiße Flecken auf der Landkarte, die in gewundenen Pfaden morgen zu ihrem Sieg oder ihrer Niederlage führen sollte. Diese weißen Flecken waren die Menschen, diejenigen, die sich bis tief in das Herz der Finsternis vorwagen sollten, die Menschen, die die letzten Waffen der alten Welt einsetzen sollten, um eine Flut an Feinden, gierigen Mäulern und zu Klauen verformter Finger aufzuhalten. Dann diejenigen, die ihnen dort helfen sollten, indem sie die schlecht ausgebaute Kampfstellung unterstützten oder beschützten.
Und dann gab es da noch diejenigen unter ihnen, die dann Adam nach drinnen eskortieren mussten.
Ein schwer zu transportierender Sarg. Es war an den Gesichtern abzulesen, dass sie Antworten und Ideen suchten, auf Anweisungen und Befehle warteten und so legte sich eine erwartungsvolle Stille auf das kleine Lager der Retter der Menschheit, die selbst von Gesang und Tanz der Vulture nicht komplett durchbrochen und gestört werden konnte.
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Seeker Vulture grinste. Todesverachtung und die pure, leidenschaftliche Lust am morgigen Gemetzel standen ihr in das Gesicht geschrieben, als sie sich mit federnden Schritten wieder aufmachte, ihr Lager aufzusuchen und ihre Krieger zu instruieren.
Das Leben glänzte in ihren Augen und wenn man genau hinsah, dann konnte man erkennen, wie Gänsehaut ihren Leib überzog, als sie das Gehörte an ihre besten Krieger weiter gab und ihnen einschärfte, wo ihre Aufgabe sein würde.
Und dann machte sie sich auf, um Pray und Voodoo davon zu unterrichten, dass ihr Platz möglicherweise an ganz anderer Stelle sein könnte.
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Wingman übernahm eine ähnliche Aufgabe für die Geretteten aus Shengs Hope, die nachdenklich und aufmerksam lauschten, als er ihnen mit der heiseren Stimme aus Skepsis und Paranoia eindringlich erklärte, wie gefährlich es war und werden konnte, wenn nur ein feindlicher Kultist durch ihre Verteidigung hindurchschlüpfen würde und sie sehr das die Tapferen, die sich für das Zentrum gemeldet hatten, in Gefahr bringen würde.
Es schien, als wäre die Last der Welt auf Wingmans Schultern verteilt, als er sich trotzdem eingestehen musste, dass der Schirm, den zur Abwehr spannen würden, trotzdem sehr löchrig war, denn trotz der Rettung ihrer Leute war das abzudeckende Gebiet groß und er hätte sich auf jeden Fall noch einmal gut fünfzig Personen mehr gewünscht.
Die Nervösität überspielte er mit Waffendrills und dem Einzigen, das ihm immer ein wenig Ruhe verschaffte – dem Putzen und Pflegen von Waffen und dem Zählen von Munition, kurzum, seine Artillerie in guten Zustand zu bringen.
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Sheng selbst war überall zu finden, munterte auf, schenkte Trost, vergab lächelnd Komplimente.
Obschon ihm nichts wichtiger war als jetzt einfach nur die Berührungen von Evi zu spüren, sie zu küssen und in dem Wissen, angekommen zu sein, in ihren Armen zu liegen, hatte ihn doch eine große Unruhe und Aufregung erfüllt.
Es war ihm nicht leicht gefallen, diese Aufgabe Hugh zu übertragen, doch er wusste, dass dieser Mann über riesige Vorteile verfügte. Und das war der Respekt, der ihm überall entgegengebracht wurde.
Er musste zum zweiten Mal über seinen Schatten springen, mit Anlauf sogar, denn es galt, die Stärke für Verzicht aufzubringen.
Sheng hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als seine Leute zu begleiten, auf der Reise für sie da zu sein und sich nützlich zu machen, doch Shengs Hope musste weiter bestehen.
Und er wäre dafür gestorben, sie in dieser schlimmen und dunklen Stunde anzuführen und sie zum Sieg zu führen.
Doch unter seinem Kommando, dass im Grunde nichts Anderes als fromme Wünsche und Träume eines waschechten, zum Frieden geborenen, Siedlers waren, konnten sie nicht gewinnen.
Er wäre nur der Anführer der Niederlage geworden und es schmerzte so sehr, ein weiteres Mal nur aus dem Schatten anderer, besserer Männer und Frauen heraus agieren zu können.
Doch das Ziel, dem er vor zwanzig Jahren Treue geschworen hatte, forderte dieses Opfer von ihm.
Und wenn er in der von Lagerfeuern durchbrochenen Dunkelheit ab und an Evis roten, unverwechselbaren Haarschopf wippen sah, wusste er, dass Zukunft wichtiger war als Eitelkeit. Eine Zukunft mit ihr, vielleicht, sofern sie den morgigen Tag überleben würden.
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Kerosa, Thorn und Blades standen abseits und warteten auf Haile und Raoul oder zumindest auf Eryn. Auf irgendjemanden jedenfalls, der Teil der kleinen Bande war, wie sie eben beschlossen hatten.
Kerosa hatte sich das zwar alles angehört, während sie versucht hatte, so viel Elektronikschrott wie nur möglich in ihre Tasche zu stopfen, doch richtig schlau war sie aus dem Gerede nicht geworden. Dafür war sie auch zu abgelenkt gewesen durch die kleinen Schätze, die sie nun sauber aufgereiht vor sich ausbreitete und genauer in Augenschein nahm. Zwar würde sie damit nichts wirklich bauen können, aber alleine schon das gestohlene Werkzeug war in ihren Augen fast besser als ein Orgasmus, wie sie sagen würde.
Thorn verschränkte grade die Arme und stampfte mit dem Fuß auf. „Nein.“, war das einzige, dass er sagte, gefolgt von einem leisen und zarten „Nein, ich glaube ebenfalls…nicht.“ von Blades.
Die junge Flamerider warf die Arme hoch und lachte: „Auch gut, dann verliert ihr beiden Plattreifen eben die Wette. Ich verwette meinen Arsch, dass die Beiden grade Motoröl tauschen! Eine Inspektion des Fahrwerks durchführen. Die Gestellnummer freirubbeln, jede Wette! Haile hat auf JEDEN Fall Motorenöl im Blut, ich meine, sie ist vielleicht zu einem Fünftel Siedler und zu einem Fünftel Kultist und zu einem Fünftel Vulture. Aber auf JEEEEDEN Fall zu zwei Fünfteln Flamerider.“, tönte Kerosa grinsend und begann mit einem der Schraubendreher den Schrott in Kleinteile zu zerlegen.
15.11.2015, 12:08
Lynx
Evi hatte der Besprechung mit der RedWitch stumm gelauscht, aber hatte beinahe freudige Aufregung gespürt, als diese Karten hervorkramte und einen Plan formulierte. Sie hatte quasi alles bedacht, jegliche Schwachstellen und Gefahren ausgemacht, und bot ihnen einen Lagebericht, der genauer kaum sein konnte. Doch die aufflammende Gewissheit, hiermit einen Sieg zu erlangen, wurde schnell erstickt.
So viele Menschen würden an dem hier teilhaben. So viele Leben, die auf dem Spiel standen.
Sie hatte es in Eryns bleichem Gesicht gesehen. Wie sie grimmig auf den Punkt starrte, dessen Erreichen Ellen als "Himmelfahrtskommando" beschrieben hatte. Um jeden Preis wollte die Schönheit dort hin, völlig egal was es für Gefahren barg. Und erstmals, seitdem sie alle diesen Ort erreicht hatten, spürte Evi wirkliche, nackte Angst in sich aufsteigen. Am liebsten wäre sie augenblicklich alleine losgezogen. Alle schienen so entschlossen wie Eryn. Angetrieben durch Hoffnung, Mut, Kameradschaft und Rache wollte jeder seinen Teil beitragen. Und das mussten sie auch, weil es mit einer Hand voll Freiwilliger diesmal nicht getan war. Wie viele würden am Ende übrig bleiben?
Evi suchte schließlich, nachdem sie eine Weile erst einmal keine Ahnung gehabt hatte, was sie nun machen sollte, die Anhöhe auf, wo immer noch die Decke lag, die Voodoo vor ein paar Stunden - es kam ihr vor wie Ewigkeiten - hier für sie ausgebreitet hatte. Ihr Top und ihre Jacke lagen achtlos am Boden. Einen Augenblick lang setzte sie sich, starrte einfach nur auf das Feuer im nahen Lager der Vultures und versuchte an nichts zu denken. Nicht an die lähmende Panik, die irgendwo unterschwellig zu wachsen begann bei dem Gedanken, irgendjemandem könnte etwas passieren. Nicht an die suchenden Blicke auf der Karte, um die perfekte Aufgabe zu finden, bei der man sein Leben guten Gewissens lassen konnte. Nicht an die emsigen Schritte, die Sheng gerade tat, um am besten allen gleichzeitig helfen zu können.
Sie musste sich beruhigen. Nichts würde die Menschen um sie herum mehr irritieren, als wenn sie ausgerechnet jetzt keine Kraft mehr hatte, an sie zu glauben. Aber dieser riesige Kloß im Magen, diese erstickende Angst um ihre Liebsten, ihre Familie... wie sollte sie das loswerden?
Am Nachthimmel, der durch die Feuer der Lager eine fast bleiche, dunkelblaue Farbe angenommen hatte, bahnte sich kaum sichtbar eine Sternschnuppe ihren Weg. Wenn ich nur einen Wunsch frei habe, dann wünsche ich mir....
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Evi musterte noch einmal die eindrucksvollen Pläne, die Ellen ausgedruckt hatte, als Sheng einmal mehr ebenfalls einen Blick darauf werfen wollte. Obwohl er nicht für die Einteilung zuständig war und sich rührend um alle kümmerte, die seinen Weg kreuzten, wollte er wohl regelmäßig sehen, ob sich etwas ergeben hatte.
Die Taucherin lächelte ihn an. "Bist du zufrieden mit dem Plan?", fragte sie möglichst arglos und er nickte. "Der Plan ist gut, wir alle werden das gemeinsam schaffen."
"Mhm, das denke ich auch.", entgegnete Evi, aber musterte ihren Gegenüber dabei. Er wirkte schon etwas nervös, aber es wirkte eher wie die Aufregung vor der Schlacht, als dass er sich erlaubte, sich Sorgen zu machen.
"Was?" Sheng hatte ihren abschätzenden Blick bemerkt und grinste unsicher.
"Ich würde dich am liebsten in Watte packen und irgendwo ganz weit weg stellen, damit nicht mal ein Lufthauch an dich herankommt.", antwortete Evi scherzhaft, obwohl ein nicht unwesentlicher Teil von ihr mit vollem Ernst sprach.
"Wird aber wahrscheinlich nicht klappen. Also werde ich dich nicht aus den Augen lassen. Was... was würdest du denn gerne machen? Wo möchtest du hin?"
Sheng sah gar nicht auf die Pläne, sondern erwiderte nur mit entschlossenem Blick: "Wo ich eben gebraucht werde."
Natürlich. So einfach konnte das ja nicht sein.
"Was wäre denn etwas für dich?"
Evi ließ ihre Finger über das Papier wandern. Geschütz - nicht wirklich. Erster Ansturm der Feinde - haha, nein. Infizierte Hunde - oh Gott.
"Ich weiß auch nicht genau."
Fieberhaft überlegte sie, wie sie diesen selbstlosen Mann davon überzeugen konnte, irgendwelche Tendenzen preiszugeben. Vielleicht erst einmal etwas verhältnismäßig Ungefährliches vorschlagen? Supportzone? Klang zumindest besser als Kampfzone.
"Vielleicht diese Granaten da schleppen. Obwohl, ich musste dir sogar helfen, die Tische im Dusty Derrecks zu stapeln und das war fast eine Katastrophe. Vielleicht also nicht wirklich was für uns beide." Bei der Erinnerung daran musste sie leise lachen.
"Dabei hast du damals sogar Shaun davon abgehalten, mich zu verprügeln, also lag es wahrscheinlich an mir. War das das Adrenalin? Oder warst du einfach nur schnell genug, um ihn zu überraschen? Vielleicht bist du auch einfach sehr zäh..."
Sie legte ihm kurz sanft ihre Hand auf den Arm.
"Du hast so viele Stärken. Auf welche davon vertraust du denn am meisten? Ich vertraue dir sowieso mit absolut allem, und werde überall mit dir hingehen."
15.11.2015, 12:53
Mivey
„Dann hast du dir unseren Kumpel Adam bestimmt schon angesehen und weißt alles über ihn. Ich meine, wie ist er denn so? Ist er Fan der Chicago Bulls oder doch eher Football-Fan?“
Howard rechnete es Morris an, dass er sogar in dieser Situation noch einen Sinn für Humor behalten hatte. Er schien ja auch selbst wie ein Artefakt der alten Welt, so non-challant er über Dinge sprach die schon seit Jahrzehnten der Vergangenheit angehörten und wohl bald komplett vergessen werden würden, auch in ihrer neuen Welt ohne die Infizierten. Eine Welt die gezwungen war, wieder von vorn anzufangen, alle Errungenschaften der Zivilisation von neuen zu erkämpfen. Doch falls sie heute erfolgreich waren, hatten sie zumindest eine gute Chance, konnten dem langsamen Sterben der Menschheit ein Ende setzen.
"So wie er in die Vereinigen Staaten gereist ist, würd ich mit Sicherheit auf Football Fan tippen. Nur etwas daneben hat er gezielt, als er eingschlagen ist. Doch glücklicherweise konnten die Sheng's Hopes im letzten Quarter den Ball wieder finden und laufen geradewegs auf ein Touchdown. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die Gegner uns nicht aufhalten können."
Howard war zwar nie ein großer Sportfan gewesen, aber auch er hatte es sich nicht nehmen lassen einmal ein solches Spiel in den Staaten zu erleben. Die Erinnerung erschien ihm fast absurd, ob in Zukunft sich die Menschen wieder erlauben werden so viel Mühe für nichts weiter als Unterhaltung zu investieren? Das lege wohl in ihrer Hand.
"Ich bin wirklich gespannt, was uns im Labor erwartet. Die Wissenschaftler dort, so weit es verstanden habe, hatten ihn schon vor Ewigkeiten erwartet. Sie hatten also schon einen Durchbruch erzielt, nur durch ein Unglück wurde alles im letzten Augenblick verhindert. Jetzt müssen wir ihre Arbeit beenden. Hoffentlich gibt es noch Aufzeichnungen die nach all den Jahren in Takt sind. Die armen Seelen darin konnten ja kaum so lange überlebt haben, fürchte ich."
Howard war mit seinem Essen fertig, und stellte sein Tablet neben den Tonbecher. Sein Blick ging in Richtung der Bunker-Anlage, wo er Jackman samt Begleitung vermutete.
"Unserer Anführer und die Sky-People planen wohl gerade was wir morgen tun müssen. Ich schätze die werden wohl jeden von uns nach Fähigkeit, Talent und Erfahrung aufteilen. Du dabei Morris? In Rambo-Aufmache in den Kampf oder eher als Unterstützer? Bei mir als "Mediziner" erübrigt sich die Frage ja oft, gerade jetzt wo ... Will nicht mehr da ist "
15.11.2015, 13:14
wusch
Bei der Lagebesprechung wusste Frank nicht im geringsten was er wirklich fühlen sollte. Es fühlte sich alles so seltsam an. Sollte all das nach 21 Jahren wirklich langsam sein Ende finden? Sie würden im Rahmen dieses Wahnsinns das Heilmittel herstellen und anschließend langsam über die gesamte Welt verteilen müssen. Ebenfalls ein Projekt das mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Doch darüber konnten sie sich Gedanken machen, wenn sie hier überlebt hatten. Immer einen Schritt nach dem anderen.
Als Ellen von einem Himmelfahrtskommando sprach, grinste Frank sarkastisch. Das ist das ganze doch schon seit dem Moment, in dem wir Shengs Hope verlassen haben. Wir haben Zombiehorden, Gewehrfeuer und wahnsinnige Kultisten überstanden um unsere Freunde, Familien und die Ganze Welt zu retten, diesen letzten Schritt werden wir auch noch schaffen. sagte Frank entschieden als ihre Anführer geendet hatten und trat näher an den Lageplan heran um sich genau anzusehen, welche Aufgaben hier auf sie alle warteten.
Stirnrunzelnd sah er, dass es sehr viele Positionen gab die auf einen guten Schützen warteten, vielleicht mehr als sie Schützen hatten. Zwar konnten sie sicher einige auch anders besetzen, so würde am MG auch jemand gebraucht werden der sich mit Medizin auskannte, doch es war jetzt schon klar, wofür er sich melden würde. Eine Aufgabe in der Kampfzone. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, denn er hatte Angst davor zu sterben, seine Familie allein zu lassen, jetzt, wo sie nur unweit von ihm entfernt sein würden. Innerlich rief er sich jedoch zur Ordnung. Zum einen war die Kampfzone nicht die gefährlichste Zone und dazu gab es noch die Vultures und die Leute in der Supportzone, welche ihnen den Rücken frei halten würden. Es war nicht so gefährlich wie es sein konnte. Es war kein solch großes Himmelfahrtskommando wie es hätte sein können.
Hallo Wingman, die letzte gemeinschaftliche Patroullie ist ja schon eine Weile her. Das hier wird wohl etwas mehr als Löcher im Zaun ausfindig machen nicht wahr? scherzte er als er auf den ehemaligen Kampfpiloten zuging, um die Spannung etwas aufzulockern, wenn auch wahrscheinlich nicht sonderlich erfolgreich so wie er Wingmans Naturell einschätzte. Also kam er lieber gleich zur Sache. Ich werde mir wahrscheinlich den Panzer vorknöpfen, an Schützen herrscht ja wahrlich kein Überschuss. Ich suche auch noch jemanden der gut schießen kann der mit dabei hilft. Da du ja genauso gut an der Waffe bist wie ich, vielleicht auch besser, habe ich an dich gedacht Wingman. Wärst du dabei? Ich habe schon seit Shengs Hope Lust es den Kultisten heimzuzahlen. fragte er Wingman und beobachtete seine Reaktionen.
15.11.2015, 13:46
Daen vom Clan
Raoul hatte nur stumm genickt, fast schien es Haile, als hätte er gehört was sie als Letztes gedacht hatte, einfach nur, weil dieser Satz so wunderschön, so perfekt, so romantisch gewesen war.
Doch sie hatte geschwiegen und Raoul war wieder in eine Ar düsteres Brüten versunken, dann plötzlich nahm er einen Kiesel vom Boden auf und schnippte ihn über das Wasser des Sees, der in einiger Entfernung vor ihnen lag, der junge Dieb brachte sogar das Kunststück fertig, ihn ein paar Mal auf der Wasseroberfläche tanzen zu lassen.
Unvermittelt sagte er, während er sich ein bisschen aus der Umarmung befreite und Haile so ein wenig die Kälte des Abends spüren ließ, nun wo sich ihre Leiber nicht mehr berührten.
„Du wirst morgen wahrscheinlich alles versuchen, um Georgina zu töten, richtig?“
Er spürte, dass Haile in der Dunkelheit nickte.
„Du weißt wie krass das wird. Sie ist nicht dieser Typ von Anführer wie Lancaster, der in der vordersten Reihe kämpft. Sie wird arschfeige wie sie ist, sofern sie überhaupt erscheint, recht weit hinten stehen und von dort aus alles kontrollieren.“
Haile schien einen Moment nachzudenken und zuckte dann mit den Schultern, als wäre das nur eine kleine Randnotiz in diesem Plan. Sie spürte, wie Raoul frustriert den Kopf senkte.
„Warum musst du das tun? Was ist an ihr so wichtig? Ist das so eine fiese Kultistensache, dass nur Einer von euch Beiden überleben darf? Wie eine… Rivalität in einer Bande? Nur einen Anführer darf es geben?“
Haile machte sich gerade daran zu antworten, als Raoul nun in trauriges Lachen ausbrach. „Und wahrscheinlich bin ich der Idiot, der zurückbleiben darf und sich mit einer idiotischen Aufgabe rumschlagen darf? Packt den Dieb nur möglichst weit weg und am besten am weitesten von Medizin und Munition… richtig?“
Er wirkte nun richtig frustriert, als er sich ein bisschen in Rage geredet hatte. „Und genau deswegen, Haile, werde ich in den Augen von Gorilleo niemals gut genug sein… ich bekomme NICHT einmal die Chance, gegen einen Gorilla zu kämpfen. Und du stapfst einfach mit zu großen Schritten voran. Wie soll da Jemand wie ich mit halten?“
Er warf frustriert einige ausgerupfte Büschel Gras in die Luft und betrachtete, wie sie langsam zu Boden sanken.
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Als er ihre Hand auf seinem Arm spürte, barg er wieder den Kopf an ihrer Schulter. Evi und Sheng waren wieder vereint, für einen Augenblick, so schien es.
„Ich weiß genau was du meinst… wir wollen unseren Freunden helfen, doch dabei nicht den Tod finden oder suchen. So ist es doch, nicht wahr?“, sagte er mit überraschender und entwaffnender Ehrlichkeit.
„Was auch immer uns da draußen erwartet, ich habe nur einen einzigen Wunsch – ich will an deiner Seite sein. Bist du nicht bei mir, würde ich nicht einmal dazu taugen, eine Tür in der richtigen Richtung zu öffnen, so sehr wäre ich in Sorge und so abwesend wären meine Gedanken. Wir waren nur einen lächerlichen Monat getrennt, aber für mich war dieser genau dreißig Tage zu viel, als ich endlich erkannte, was ich wollte und wonach ich mich sehnte. Für mich gibt es morgen nur einen Ort – an deiner Seite. Und was immer sie morgen auf uns werfen, was immer morgen passiert, ich bin bereit, es für dich zu ertragen. Die Zähne zusammen zu beißen und mich gegen alles zu stemmen, was man uns entgegen wirft. Morgen spricht nur mein Herz, meine Muskeln haben zu schweigen. Und was auch passiert, ich verspreche dir… du wirst leben.“ zwinkerte er und es war ihm sichtlich anzusehen, wie sehr und unglaublich er es genossen hatte, sie in all dem Trubel nicht nur noch einmal zu sehen, sondern auch mit ihr zu sprechen.
Denn nun waren die Vorzeichen anders als damals in Shengs Hope, wo sie Experten gewesen waren, einander „zu versäumen.“
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„Oh, also ganz ehrlich…“, grinste der Playboy in Richtung Howard, „…der Grund, warum ich gerade mein letztes Schnitzel und den letzten Becher, den ich den Vulture abschwatzen konnte, in dich investiert habe, ist, weil ich hoffte, du könntest mir eine Krankmeldung für morgen schreiben. Du weißt schon, so nach dem Motto: Mein Sohn kann leider die heutige Schulstunde nicht besuchen, zu viele Arcade-Automaten haben im Einkaufszentrum aufgemacht.“ Er lachte und fügte hinzu: „Oh Mann, was habe ich damals PacMan geliebt. Wenn mein alter Herr gewusst hätte, dass ich auf seine Elite-Uni pfeife und mir stattdessen eine wunderbare Zeit mache, dann hätte er mich wahrscheinlich enterbt. Es ist aber gut aus gegangen. Ich habe den Abschluss und das Geld bekommen und zudem das Leben, das ich immer haben wollte. Wusstest du, dass ich mit einem echten Model liiert war?“ Howard grinste schwach und machte mit zwei Fingern nur das typische „Geldzähl-Zeichen“, doch Morris winkte schmunzelnd ab. „Dann wäre es ja einfach gewesen. Aber diese Frau hatte nicht das geringste Interesse an Geld. Ich hatte mir mittlerweile mit dem Vermögen meines alten Herren richtig was aufgebaut. Ich war ein grandioser Verkäufer von Bankinformationen und steuerlichen Schlupflöchern, an Geld hat es nie gemangelt. Doch diese Frau, diese Frau, der ich mein Herz unbedingt schenken wollte, musste auf die herkömmliche Methode erobert werden! Und das hat Monate gedauert und war die gleichzeitig schönste und frustrierendste Zeit meines Lebens. Mit einem glücklichen Ende jedoch, denn eines ist sicher – die gute Dame Fortuna hat mich schon immer geliebt. Oder wie die Vulture sagen würden: Ich hatte ihr Auge auf mir.“
Grinsend lehnte er sich an den Stamm des Baumes und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Um die Frage also kurz zu beantworten: Ich würde am liebsten morgen weit weg sein. Aber ich bin bereit, zu helfen. Solange ich nicht mit einem Knüppel auf Kultisten hauen muss.“
15.11.2015, 14:02
Daen vom Clan
Wingman sah auf und wischte sich über die Stirn.
"Der Fairness halber sollte ich zu Protokoll geben, dass ich eigentlich ein Kampfflieger bin, aber da wir wahrscheinlich kein Flugzeug organisieren können, ehm... bin ich dein Mann."
Er blickte noch einmal auf den Plan, fuhr mit dem Finger die Linien entlang.
Dann schnaufte er hörbar aus, knirschte mit den Zähnen und schob weiter imaginäre Figuren auf der Karte hin und her. Dann sagte er plötzlich: "Scheiss drauf, wir haben es eh nicht wirklich in der Hand. Ich bin auf JEDEN Fall an deiner Seite und helfe dir mit dem Panzer." Noch niemals hatte Frank seinen Quasi-Vorgesetzten mit solcher Überzeugung und Entschlossenheit sprechen hören. "Egal wie ich es zu planen oder zu schieben versuche, für diese Aufgabe bin ich perfekt geeignet. Außerdem, Frank, und das wollte ich wirklich schon lange mal sagen, kann man mit dir verdammt gut arbeiten. Wir arbeiten seit Jahren in Shengs Hope zusammen und erst diese Reise hat mir klar gemacht, wie gut wir es eigentlich hatten und was wir erreicht haben. Ich habe immer gedacht, wir stehen an der Schwelle zum Abgrund, dass Hope ein sterbender Ort ist, wenn wir nur eine Sekunde nachlassen. Aber das war er nicht. Das war er nie. Und das war auch unser Werk, Frank, unsere Arbeit."
Damit streckte er ihm die Hand hin um es zu besiegeln. "Auf uns, den Panzer und hoffen wir, dass wir dort drin eine Checkliste und ein Handbuch finden, wie man den perfekten Schuss abfeuert. Denn dann sind wir Beide diejenigen, die Geo...unserem Feind den Kopf von den Schultern trennt. Gute, U.S.-amerikanische chirurgische Präzision. So wie früher."
15.11.2015, 14:10
MeTa
„Nun... es gibt noch einen einsatzfähigen Jeep da draußen - man könnte versuchen damit direkt zur feindlichen Führung durchzubrechen, aber das wäre ein absolutes Himmelfahrtskommando."
Sie zögerte nicht einen Moment. Die Red Witch hatte ihren Satz noch nicht mal beendet, da wusste Eryn, was ihre Aufgabe sein würde. Sie war bestimmt, um an vorderster Front zu kämpfen. Würde sie dort sterben - ob durch die Hand eines Feindes oder ihre eigene Kraftlosigkeit -, müsste sie zumindest niemanden ihrer Freunde gefährden, würde in ihrer neuen Form vielleicht noch den ein oder anderen Gegner mit in den Tod reißen können und Sekunden heraus holen, die den anderen ermöglichte, Adam wohlbehalten an sein Ziel zu bringen.
Doch die Barfrau war nicht die einzige, die sich vornahm, in die Todeszone vorzudringen. Ein einziger Blick zu Haile verriet ihr, dass die mutige Ziehtochter Shengs Ähnliches vorhatte. Sie war wohl mindestens genau so entschlossen wie die Irin selbst, bis zu Georgina vorzudringen und diese grausame Frau persönlich aus der Existenz zu verbannen. Und Eryn konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als sie dabei zu unterstützen.
Doch noch hatten sie Zeit, bevor alle Aufgaben fair verteilt waren. Wie viel Zeit die 25-Jährige noch hatte, bevor sie zum Biest wurde, konnte sie kaum sicher bestimmen. Doch das nun eindeutigere Ziel, der Plan, der ihnen taktische Vorteile verschaffen würde, gaben ihr Kraft. Kraft, die die bleiche Frau sich aufsparen musste, bis es wirklich in die letzte Schlacht ging. Denn ihre Schwester würde sich auf ihre Rückendeckung verlassen müssen - darauf, dass sie alles tat, um zumindest die Jüngere von beiden wieder sicher und heil aus der Gefahrenzone zu bringen.
Für den Moment wandte sich die Schwache vom Zentrum der Planung ab. Ihre Beine trugen sie noch, das war wohl das Wichtigste. Und trotzdem ihre Haut brannte, konnte sie noch frei denken und auch laufen, ohne zu torkeln. Es war schließlich der Wäschejunge, der ihre Aufmerksamkeit bekam. Er war in ein albernes Outfit gekleidet, welches ihm zuvor schon die Häme vieler Siedler eingebracht hatte. Doch der Gedanke war ziemlich süß. Und... da war doch noch was.
"Ben", machte ihn die zitternde Stimme der ehemaligen Kellnerin auf sie aufmerksam. Er wandte sich sofort zu ihr um. Sie hatte wahrlich schon besser ausgesehen, doch ihren Charme ließ Eryn sich nicht nehmen. Sie war noch immer ein Anblick, den man sich gerne gönnte, wenngleich er jedem, dem etwas an der Bardame lag, auch Angst vor der nahen Zukunft machen durfte. „Eryn!"
"Du siehst gut aus!", grinste sie, nicht ohne Spott, wirkte sein 'Kostüm' doch eher befremdlich. Doch es steckte der Geist darin, sich in den Farben des eigenen Teams zu schmücken. Ein Gedanke, den niemand so gut verstand wie sie, auch wenn sie das dreckige Kleid mit der Flagge von Sheng's Hope gegen ein sauberes, fahnenfreies Exemplar getauscht hatte. „Du auch", erwiderte er. Trotzdem Eryn zweifelnd die Augenbrauen hob, war das wohl nicht mal eine reine Lüge, wenn er auch sehen musste, dass es schlecht um sie stand.
Sie führte den Scavenger zum Wagen mit den Vorräten. Es hatte etwas Beruhigendes, mit ihm zu reden. Es erinnerte sie an eine andere Zeit. Eine, in der sie nicht sich aber die Umstände lieber gemocht hatte, in der sie nahezu frei von Anspannung war. "Ich werde wahrscheinlich mit Haile einen Jeep nehmen und bis an die vorderste Front fahren. Alles andere wäre nicht richtig." Ben antwortete nicht sofort, stattdessen fügte sie hinzu: "Du glaubst nicht, was ich in den letzten Wochen überlebt habe." Sie grinste, sagte da jedoch, als würde sie Gedanken an den eigenen Tod von sich und ihm stoßen müssen. Doch tatsächlich wäre es nicht das erste Mal, dass die Barfrau entgegen aller Wahrscheinlichkeiten unter den Lebenden verweilen durfte. Sie hoffte nur, dass das Heilmittel so mächtig war, wie es sein sollte. "Wie machst du dich nützlich?", fragte sie den Mann, keinen Zweifeln daran lassend, dass sie um seinen Mut wusste, der dafür sorgen würde, dass er während der großen Schlacht nicht still saß. "Kannst du überhaupt etwas anderes als... Wäsche waschen?", neckte sie ihn und lachte, was sich jedoch schnell in ein Husten wandelte.
Und dann erreichten sie die Vorräte. "Bevor du antwortest...", fing Eryn dann an und kramte in ihren eigenen Sachen, holte aus einem Lumpen Stoff die Überreste des Schokoriegels, den sie in der Wäscherei gefunden hatte. Sie lächelte als sie Ben das Stück präsentierte und es vor ihm in zwei Hälften brach, was sich aufgrund der inzwischen weichen Konsistenz als schwierig gestaltete. "Ich habe mich sehr darüber gefreut", teilte sie und grinste wieder. "Auch, wenn ich mich bislang nicht getraut habe, ihn zu essen. Aber jetzt wäre doch ein passender Zeitpunkt, oder?" Und mit diesen Worten bot sie ihm eine Hälfte des Riegels an.
15.11.2015, 14:13
Mephista
Léo mied den Blick der meisten, als sie sich zum Lager der Vultures aufmachte.
Diese innere Ausgeglichenheit und Wärme, die sie seit Hjus Worten in sich spürte, wollte sie sich so lange es ging erhalten.
Unauffällig spähte sie nach Evi oder Haile, doch die schienen beide mit ihren schlechteren Hälften beschäftigt zu sein. Grundsätzlich konnte sie es ihnen nicht verübeln
Morgen würde sie dem alten Mann nicht von der Seite weichen, wenn sie kämpften; eigentlich wollte sie die womöglich letzten Stunden ihres Lebens mit ihm auskosten, aber ihr war klar, dass es zuvor noch Anderes zu tun gab. Und vor allem andere Leute, die ihr auch am Herzen lagen. Außerdem war Hju nach allem immernoch der Anführer und hatte als solcher im Moment eh genug damit zu tun, diesen verdammten Plan auszuknuspern. Dabei wollte sie ihm helfen.
Die Latina konnte die brennende Entschlossenheit der Vulture spüren, als sie bei ihnen ankam. Seeker hatte ganze Arbeit geleistet, ihr Feuer auf ihren Clan zu übertragen. Jeder von ihnen würde morgen bis zum äußersten gehen und sterben, um ihnen zu helfen. Der Gedanke an die damit verbundenen Worte ihrer Clanschwester drohte ihre innere Ruhe zu kippen.
Léo konnte es so gut verstehen, und zeitgleich überhaupt nicht nachvollziehen.
Wenn Seeker morgen wirklich ins Gras biss...
Die imposante Gestalt Voodoos sprang ihr ins Auge und unterbrach den gedanklichen Exkurs. Bei ihm standen Pray und die Vulture-Anführerin, die den Männern offenbar eine leidenschaftliche Rede hielt.
Schnurstracks ging sie auf das Trio zu und wartete, bis ihre Schwester geendet hatte.
"Hola, beratet ihr euch unter dem Auge der gefiederten Schlange für die große Schlacht?“
Diós mio, bei aller Sympathie, die sie für den Clan empfand, aber sie konnte einfach nicht die ganze Zeit so rumblubbern.
"Genau deswegen bin ich hier. Hj- Laangkaster soll ja den großen Plan austüfteln und es wäre wahrscheinlich nicht schlecht, die einzelnen Vorlieben einzuholen. Gerade bei euch, die ihr uns so unglaublich helfen werdet.
Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass ich mir nicht wirklich sicher bin, wo ihr euch aufstellen wollt.
Klar, Schwester, Du wirst überall kämpfen, aber wahrscheinlich doch am ehesten Seite an Seite mit Deinem Clan, oder?“
Léo wand ihren Kopf gen Voodoo.
"Du als Großmeister verstehst Dich auf Handarbeiten, in den Genuss kam ich selbst schon und bist auch versiert in der Jagd. Doch wo siehst Du Dich morgen?
Und...“
Die Hände in die Hüften stemmend musterte sie Pray von oben bis unten.
"Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Du morgen gerne in’s direkte Kampfgetümmel einsteigen willst. Was kannst Du eigentlich?“
Ihr Vorgehen war sicher nicht die feine englische Art, aber sie war ja auch keine Engländerin.
15.11.2015, 14:51
Caro
Es war kalt geworden, nachdem Raoul sie von seinem Rücken geschüttelt hatte. Er starrte jetzt wieder grüblerisch auf den See, während sich Haile in der Decke einrollte und nun direkt neben ihm saß, ohne, dass sie sich berührten.
"..."
"..."
"...Ich will nicht, dass du stirbst."
"Frag mich mal. Aber du willst sterben gehen, denn das wird passieren, wenn du zu Georgina gehst."
"..."
"...und das...will ICH nicht."
Sie schaute zu ihm. Seine Augen hatten sich wieder verdunkelt und er traute sich anscheinend nicht, Haile anzuschauen.
"..."
"...Ich...ich...l..."
Er brach ab. Zu groß waren seine Zweifel, seine Angst, seine Sorge.
Es war so einfach.
Und so unfassbar schwer.
"Ich liebe dich."
"..."
In weniger als einem Wimpernschlag hatte Raoul Haile gepackt und in seine Arme gezogen, hielt sie fest in einer innigen Umarmung und barg sein Gesicht in ihre Haare. Seine Arme schlossen sich fest um ihren Körper, als würde er sie nie wieder gehen lassen. Er konnte es selbst nicht sagen, das spürte Haile instinktiv, aber sie wusste auch, dass sie ihn mit diesen drei Worten unfassbar bewegt haben musste.
"Du machst es nicht wirklich einfacher..."
"..."
"Ich werde dich begleiten. Wohin du auch gehst, ich werde mitkommen, und ich werde dich beschützen."
"..."
"...oder mich von dir beschützen lassen, wie üblich."
Er lachte kurz auf.
"Versprichst du mir das?"
"..."
Wie zur Bestätigung drehte Haile ihren Kopf nach oben und küsste ihn, langsam, sicher und tief.
Versprochen.
"GUTEN MORGEN, SONNENSCHEIN!"
Kerosa hatte unverschämt gute Laune und hockte direkt über Haile und Raoul, ihr Gesicht nur Millimeter von Hailes entfernt.
"Hab ich's gesagt oder hab ich's gesagt? Wer so schläft, hat das Motorenöl des anderen noch zwischen den Beinen. Ha!"
"..."
Haile blinzelte ein paar mal und versuchte sich zu orientieren. Nur langsam nahm sie die schwere Hand wahr, die auf ihrem Bauch lag, den warmen Körper hinter ihr, sein langsames Atmen. Raouls Lippen fanden ihren Nacken und drückten einen sanften Kuss auf ihre Haut.
Sie konnten nur wenige Stunden geschlafen haben, denn es war immer noch dunkel.
"Ich hab gehört, Eryn will als Himmelfahrtskommando dieser blonden Bitch auf der anderen Seite einen Besuch abstatten."
"Wir kommen mit."
"...!"
Kerosa stand auf und klopfte sich das Gras von den Knien.
"Erstmal ziehst du dir was an, Chromlöckchen."
"..."
Nur noch kurz. Sie drehte sich zu Raoul um, der die Augen geschlossen hielt und jetzt ihren Rücken langsam streichelte.
"...Bevor du fragst, ja, ich komme immernoch mit"
"..."
"...Hey, ich seh genau, wie du schaust, aber vergiss es, ich werde nicht in irgendein Loch kriechen, sondern mit dir zusammen Georginas Arsch treten. Hart."
"...Sag mir eines."
"Ja?"
"Du kannst kämpfen. Was kannst du noch?"
15.11.2015, 15:47
Daen vom Clan
Ben war überrascht und dann stahl sich ein breites Grinsen in sein Gesicht.
„Du hast den noch?“, lachte er und ließ sich mit einem genußvollen Stöhnen den Schokoriegel schmecken. „Wahnsinn, ist die Kacke süß, boah, das erinnert mich irgendwie an Weihnachten und Kind sein, auch wenn ich mich an verdammt nichts erinnern kann, es ist einfach zu lange her.“ Mit karamellverschmierten Zähnen grinste er sie an und Eryn wurde bei der Art, wie er aß, wie er den Riegel schmelzen ließ und durch die enorme Süße des Riegels das Gesicht verzog, dass es vielleicht wirklich der erste Schokoriegel seit zwanzig Jahren war, den Ben aß.
„Also, wie komme ich zu der Ehre? Warum bist du nicht bei den Anderen und am feiern? Ich meine, ich hätte wetten können, dass du da am Tanzen bist, immerhin bist du doch der Tanzbär von Shengs Ho…ich MEINE…die Tänzerin von Shengs Hope… ohhh sorry, sorry, sorry… so hat Shaun dich immer genannt… und Steve… wenn sie mich aufziehen wollten weil du…und weil ich… jedenfalls ist das nicht wichtig. Ist auch egal. Also, eh, danke für den Riegel.“, lachte er mit von der Schoko leicht dunkleren Lippen und seine Finger an seinem „Wappenrock“ abputzend.
Dann blickte er nach vorne und zuckte mit den Achseln. „Eigentlich sollte ich bei den Anderen sein und diesen halben Schutzschirm um das Zentrum bilden, aber da sind nur die Kranken und Verletzten und ich bin eigentlich topfit. Die verdammten Kultisten haben aus irgendwelchen Gründen dafür gesorgt, dass es mir gut ging, eigentlich allen Scavengern. Ich habe keine Ahnung warum eigentlich. Ich meine, Morris hat erzählt, dass sie dann Lester und Steve geholt haben und die beiden töteten, weil sie beim Versuch, sich zu befreien, die halbe Armee der Kultisten dort auseinandergenommen haben.“ Ein Schatten fiel über sein Gesicht und sein Lachen erstarb.
„Oh Mann, Shaun und Steve… meine einzige Familie.“
Eryn witterte ihre Chance, räusperte sich und legte ihm tröstend einen Arm auf das Knie. „Sie haben dir doch wahrscheinlich viel beigebracht, oder?“
Ben nickte stumm und fuhr dann fort: „Sie waren wie ein Vater und Bruder und Freund für mich. Oh Mann, ganz ehrlich, die Beiden waren oft Arschlöcher, aber sie waren die besten Arschlöcher der Welt. Steve hat mich klettern gelehrt, damit wir anfangen konnten, die oberen Stockwerke auseinander zu nehmen. Du weißt schon. Niemand der bei Verstand ist, würde in einem Hochaus die letzte Etage untersuchen und plündern, weil man sich da ja ungeschützt durch ganze Etagen voller Zombieärsche hätte kämpfen müssen. Dank Steve komme ich überall hoch… aber er hat’s mir beigebracht, damit ich das übernehmen kann und er nicht muss. Und Shaun… Shaun hat mir den Umgang mit dem Messer gelehrt, indem er mit mir ständig dieses saudämliche Messerspiel spielen musste, du weißt schon…“ In Gedanken nahm er Eryns Hand und spreizte sie mit den Fingern auf dem Grasboden und versuchte dann in schneller Folge mit seinem Finger die freien Flächen zwischen ihren Fingern zu treffen. „Sowas halt. Dinge, die normale Menschen nicht brauchten, Scavenger aber schon. Wir waren wie Brüder, weil wir so anders waren…“
---
Seeker wand sich um und musterte Leo überraschend kühl und abschätzend. Ihr Blick wirkte, als würde sie Leo zum ersten Mal sehen und als würde sie die Störung nicht unbedingt gut heißen.
Doch Voodoo, leicht angetrunken, sprang freudestrahlend auf und boxte die Latina in die Seite. „Leeeeo, die gefiederte Schlange schickt die wüsteste aller Klauen, um uns auf morgen einzustimmen! Ein Segen, dich zu sehen, hier nimm.“, sagte er, schwankte leicht und reichte ihr einen Becher mit dem Schnaps, während Pray still da saß und nur lauschte und bisher keine Regung zeigte, zumindest bis Leo anfing, mit ihm zu sprechen.
Als Erste ergriff Seeker das Wort: „Ich werde dort sein, Schwester, wo man mich braucht. Wo ich das beste und würdigste Ende finde um mir den Platz unter den ewigen Schwingen zu verdienen und um die Welt zu schützen, die nicht mehr die Meine ist. Gib mir eine Klinge in die Hand oder lass mich Jemanden mit bloßer Hand erwürgen. Ich verstecke mich nicht im Sumpf wie ein Krokodil, aber du kannst mich auf Baumkronen finden, wo ich wie ein Raubvogel, einer Schlange gleich nach unten auf unsere Feinde stoße. Und ich werde morgen so viel Blut vergießen, dass darin all‘ meine Ahnen baden können. Und deine Kinder, Leo, wenn du das Wort in die neue Welt bringst.“
Und damit wandte sie sich ab, nachdem sie Leo einmal kalt angesehen hatte.
„Wo ich morgen bin, willst du wissen, kleine Schwester?“, lachte Voodoo mit seinem leichten Schwips und streckte sich im Gras aus, die Muskeln unter der Haut warfen dabei im flackernden Schein des Feuers bizarre Muster auf der Haut.
„Dort wo die Menschen verzagen. Dort wo die Seele oder etwas repariert werden muss.“ Er lachte leise und es war ihm anzusehen, dass er die Frage nicht ganz ernst nahm. „Oder meinetwegen dort, wo echte Kraft gebraucht wird. Es ist vollkommen egal wo ich bin, die gefiederte Schlange alleine entscheidet, ob wir leben oder sterben und ich freue mich auf den Tod morgen. Ich habe dann eintausend Leichentücher, die ich bemalen kann.“
Und dann blickte Leo Pray an.
Dieser stand auf und erwiderte ihren Blick ohne Furcht. „Ich habe bereits bewiesen was ich kann.“, sagte er leise und mit Nachdruck. „Ich habe die, die du als deine Geschwister bezeichnest, aus der schlimmsten Zeit ihres Lebens gerettet und jeden von ihnen groß gezogen. Das ist mehr als du von dir behaupten kannst, nehme ich an.“ Es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihn schmerzte, dass er von ihr vor den anderen Beiden so in Frage gestellt worden war und damit ging er an ihr vorbei und blieb ihr die Antwort schuldig.
Leo war drauf und dran, ihm hinter her zu laufen, doch dann stellte sich ihr Seeker in den Weg.
Wieder dieser seltsame Blick in ihren Augen, ungewohnt und fremd. Die Vulture legte der Reisenden eine Hand auf die Brust und sagte: „Vergiss meinen Vater für einen Moment. Du wirst mich aufsuchen, wenn du Zeit hast. Ich habe dir etwas zu sagen.“
Dann zog sie die Hand weg und drehte sich ebenfalls um.
Von hinten, dort, wo Voodoo saß, kam ein gemütliches Rülpsen und ein erhobener Becher. „Is‘ was Gutes.“, grinste er. „Glaube ich, betrifft uns Beide…“
---
„Ficken?“
„Zählt nicht.“
„Mh, Lecken?“
„Hilft nicht.“
„Dann wird’s eng.“, lachte Kerosa und baute sich nun ebenfalls vor Raoul auf, der verwirrt dreinblickend die beiden Frauen ansah und Thorn, der in einiger Entfernung stand und gerade mit seiner verbesserten Waffe ein wenig übte.
„Ich…“, stammelte der junge Dieb und biss sich auf die Lippen. „Ich glaube, ich kann verdammt gut schleichen und mich, wenn notwendig, krass gut verstecken.“
„Glaubt man gar nicht, bei der wuscheligen Haarpracht. Hat der unten bei den Sportfelgen auch so dichtes Haar?“
„Kerosa!“, kam es von Haile und Raoul gleichzeitig und sie lachte laut auf.
„Und ich kann echt gut schwimmen, ich meine, ich habe dir ja meinen Geheimraum gezeigt.“, strahlte er Haile plötzlich an und war für einen Moment lang wieder der unbeschwerte, spitzbübisch dreinblickende Junge vom Schiff, als sich abermals Kerosas Gesicht in das Blickfeld der Beiden schob und sie grinste: „Geheimraum zeigen nennt man das in Shengs Loose?“
Kichernd warf sie beide Hände in die Höhe und schob dann Haile von ihm zurück, damit sie sich zwischen den Beiden aufbauen konnte.
„Außerdem ist es eh egal. Weil ich deine Fahrerin im Jeep bin. Ich meine, müsste die wurmstichige Mumu von Eryn nicht eher in Richtung Heilmittel transportiert werden? Und…Augenblick! Betrügst du •••••••• mich etwa mit Eryn?“, kreischte sie gespielt theatralisch. „Ich dachte, ich bin die Einzige, die so doof ist, mit dir im Bumms-Jeep zum Feind zu fahren… du wirst mich doch jetzt nicht bei irgendwelchen Langeweilern und Straßenschildbeachtern wie Frankieboy oder Schlongman parken? Boah ey, bloß nicht. Ganz ehrlich, ich will irgendwohin wo es richtig viel Bumms und Krach macht und wo ich was bewirken kann. Ich will deinen kleinen Arsch retten und dafür sorgen, dass er noch Einiges erleben kann. Dir muss schon echt was einfallen, damit wir dich nicht begleiten.“
15.11.2015, 16:01
Gendrek
Gott, von so viel Planung schwirrte ihm einfach nur der Schädel.
Reingehen, Heilmittel herstellen, rausgehen, fertsch. Aber nein. Das wäre ja zu einfach. Georgina die größte Arschbratze der Welt musste ja unbedingt mit ihrem Gefolge an abgelaufenem Hackfleisch aufrücken.
So ein gewaltiger, dampfender Haufen Scheiße.
Hugh machte einfach das, was er am besten konnte. Den Leuten vorzuspielen als hätte er einen Plan. Den er nicht hatte. Solange die anderen jedoch glaubten, dass er vollen Durchblick hatte würde das schon irgendwie zu schaffen sein.
Jackman war immer noch mit dem Lageplan beschäftigt. All die Möglichkeiten und diese vielen Leute die man irgendwie einer Aufgabe zuteilen musste.
Ihm wurde so langsam klar, dass das hier viel schwieriger werden würde als er anfangs noch annahm.
Vor allem... weil er keinen blassen Schimmer hatte für welchen Scheiß die Leute sich eignen würden. Nicht jeder konnte sich hinter ein MG setzen und damit auch noch gut umgehen. Im schlimmsten Fall würde einer auf die Idee kommen den Rambo zu machen und mit dem Teil in den Dauerfeuer-Modus gehen, bis ihm das Teil um die Ohren fliegt.
Im Bunker waren immer noch einige Leute versammelt, darunter unter anderem Enigma und Ellen die sich über einen Plan gebeugt beratschlagten.
Hinter ihnen war Liz die gedankenverloren in die Luft starrte. Wie schon in Fawyerland spielte sie mit ihrem Kampfmesser.
Liz könnte bestimmt gut kämpfen und er wusste von Ellen, dass sie sich gut tarnen konnte. Aber Enigma? Der schwang bisher reden und half ihnen mit der Zip-Line vom Dome runter.
"Okay, ich hab echt keinen Bock, dass mehr Leute draufgehen als irgenwie notwendig. Es ist glaube ich jedem klar, dass wir alle unseren Teil zu dieser Sache beitragen müssen. Aber blindlings bei irgendeinem Scheiß anzupacken wird uns nur umbringen."
Ellen, Enigma und Liz sahen nun alle drei zu ihm.
"Bestätige: Aufgaben müssen nach Talent verteilt werden. Unkoordiniertes Handeln gefährdet Mission."
"Ja... genau... eh... das meinte ich Enigma. Wo wir also dabei sind... was denkst du kannst du besonders gut? Also, abseits von Protokollen einhalten, Druckerpressen betreiben und..."
Enigma funkelte Jackman böse an.
"...und natürlich die freie Bevölkerung unter einer Sache versammeln. Charismatisch bist du ja. Gibt es noch was anderes wo du dich sicher fühlst?"
Jackman wendete den Blick zu Ellen.
"Und bei dir müssen wir ja garnicht lange suchen. Damals auf der Quarantäne Mauer haben wir die Jungs von der Nationalgarde ja ganz schön verarscht. Infiltrieren ist bestimmt deine Stärke, auf den Kopf gefallen bist du auch nicht und ich wette du bist immer noch super gelenkig. Ne?"
Oh Gott. Was tat er da? Liz schaute ihn mit offenem Mund an ehe Jackman mit einem selbstsicheren, und derbe aufgesetzten, Grinsen die junge Frau anschaute.
"Und wenn wir jemanden brauchen der filetiert haben wir ja dich. Ballermann bedienen liegt dir bestimmt auch, oder? Und wer länger bei Fawyer war der kann auch bestimmt einiges einstecken, richtig?"
Er drückte seine Hände in die Hüfte und schaute nun alle drei wieder gemeinsam an.
"Immer raus damit. Wir wollen ja nur Beste für uns alle."
15.11.2015, 16:01
Lynx
"Und was auch passiert, ich verspreche dir… du wirst leben.“ Sheng schien bei diesen Worten so voller Zuversicht zu strahlen, dass Evi in dem Moment keinen Zweifel daran hatte, dass er recht hatte. Sie würde leben. Alles in ihr zog sich zusammen.
"Das ist ein Versprechen, das ich nicht haben will." Sie lächelte, um ihm irgendwie zu deuten, dass sie dankbar war und all das, was er gesagt hatte, ihr wirklich viel bedeutete. Aber etwas anderes bedeutete ihr noch mehr.
"Wenn irgendetwas passiert, dann weiß ich, dass du da sein wirst. Ich zweifle nicht daran, dass du alles tun würdest, um mich zu retten." Sanft nahm sie seine Hände.
"Ich habe dein Leben schon mal gerettet, und dafür schuldest du mir etwas." Spielerisch verschränkte sie ihre Finger mit seinen und grinste ihn an.
"Und zwar nicht, dass du im Gegenzug mich vor dem Tod bewahrst, sondern dass du auf das, was ich gerettet habe, gut aufpasst. Du musst dein Leben um jeden Preis behüten. Wenn ich also in Schwierigkeiten komme, dann hilfst du mir nur, wenn du absolut sicher bist, dass wir beide lebend davonkommen. Verstehst du?"
Sheng wollte etwas erwidern, aber Evi schüttelte leicht den Kopf und legte schließlich ihre beiden Hände leicht an seine Wangen, um ihm eindringlich in die Augen zu sehen.
"Das ist mein Ernst. Ich komme aus dieser Sache nur mit dir gemeinsam wieder raus... oder gar nicht."
Es herrschte ein kurzer Moment der Stille, in dem Evi alles versuchte, um mit ihrem Blick tausend Dinge zu sagen. Sheng blinzelte langsam, als würde er damit deuten, dass er sie gehört hatte. Sie wusste, dass er nicht antworten würde - wie sollte man auf so etwas auch antworten? - aber das brauchte er auch nicht. Wichtig war, dass er verstand, was sie aus vollem Herzen gesagt hatte. Was er daraus machte, lag nicht in ihrem Einfluss.
"Gut, jetzt darfst du wieder herumwuseln und dich um die Leute kümmern, was du eben am besten kannst.", sagte Evi schließlich lächelnd, und ihre ernste Mine wich einem fröhlichen Gesicht. Sie gab Sheng einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann den Plänen zu. Sobald sie eine Aufgabe gefunden hatte, musste sie unbedingt hier raus und mit ein paar Leuten reden. Alles loswerden, was es noch zu sagen gab, weil es vielleicht die letzte Gelegenheit war.
15.11.2015, 16:53
Daen vom Clan
„Erbitte: Erlaubnis, frei zu sprechen.“ Sagte Enigma und blickte Ellen an, die ihm mit einer Handbewegung lächelnd das Wort erteilte.
„Fachkundige Einschätzung: Forschungszentrum. Patriotischer Zusatz: Dort, wo ich gebraucht werde. Persönliche Expertise: Ich kenne das Gelände des Zentrums durch frühere Propagandaeinsätze. Zudem Anmerkung: Ich kenne die Elektronik und die Steuerungen dort. Zusätzlich: Auch alle Fachbegriffe vor Ort oder etwaig anderslautende Anweisungen. Persönliche Anekdote: Es gibt dort einige Informationen in chinesisch. Spreche ich fließend seit Operation: Facebook für Kim“. Habe zudem auch Einblicke in die Arbeit mit energewinnenden Solaranlagen. Scharfer Blick ist gegeben, um Fehler der jetzigen Config dort zu finden.“
Er war in straffer Hab-Acht-Stellung gestanden und blickte Ellen und Hugh stolz an. „Glaube, am Forschungszentrum beste Einsatzchancen für mich zu sehen.“
Liz hatte mit den Augen gerollt und war dann neben Enigma getreten.
„Mir isses egal, Cheffe, meinen Bastler habe ich verloren, der wäre Gold wert gewesen. Aber drück mir ein Gewehr in die Hand und ich baller Georgina ihr Grinsen aus dem Gesicht. Ansonsten kannst du mir glauben, habe ich keine Angst davor wenns mal dreckig wird oder Eier gebraucht werden weil es heiß, laut oder stickig ist. Ich will diesen Krieg nur beenden und dann... was auch immer ihr als Nächstes vorhabt, dabei sein. Denn in dieser kack Welt, diesem scheiss Erdball, der still im All verharrt, seid ihr die Ersten, die wirklich was bewegen. Und DAS ist was ich an euch allen so liebe.“
---
Sheng lächelte sie an und nickte dann.
„Ich will mein Leben mit dir verbringen. Das ist es, was ich mir mehr als alles Andere wünsche. Ich will den wilden Menschen hinter dir kennenlernen und deine sanfte Seite hervorkitzeln.“
Er blickte sie warm an. „Verlass dich auf mich. Und jetzt würde ich mich tatsächlich wieder um einige Leute kümmern, einige Bewohner haben noch immer viel zu viel Angst vor den Vulture…“ (Shengs unbekannter Metatrait hat nun eine Einschränkung.)
15.11.2015, 17:02
Mephista
Irgendwas war nicht so, wie es sein sollte bei Seeker....
„Leeeeo, die gefiederte Schlange schickt die wüsteste aller Klauen, um uns auf morgen einzustimmen! Ein Segen, dich zu sehen, hier nimm.“, sagte er, schwankte leicht und reichte ihr einen Becher mit dem Schnaps, mit einem unmerklichen Nicken nahm sie ihn an. Den Drang, sich die leicht pochende Stelle am Arm zu reiben, unterdrückte sie einfach.
„Ich werde dort sein, Schwester, wo man mich braucht. Wo ich das beste und würdigste Ende finde um mir den Platz unter den ewigen Schwingen zu verdienen und um die Welt zu schützen, die nicht mehr die Meine ist.“
Ihre Schwester war geradezu besessen davon, morgen abzutreten. Es war eine Sache, keine Angst vor dem Tod zu haben, ihn willkommen zu heißen, wenn es soweit ist. Aber geradewegs darauf zuzuarbeiten war... so irritierend und bizarr für die Latina.
„Gib mir eine Klinge in die Hand oder lass mich Jemanden mit bloßer Hand erwürgen. Ich verstecke mich nicht im Sumpf wie ein Krokodil, aber du kannst mich auf Baumkronen finden, wo ich wie ein Raubvogel, einer Schlange gleich nach unten auf unsere Feinde stoße.“
Vieles davon war Léo schon durch die Grubenerfahrung bekannt und sie würde sichergehen, dass Seeker an einer für sie angemessenen Stelle kämpfen kann.
„Und ich werde morgen so viel Blut vergießen, dass darin all‘ meine Ahnen baden können. Und deine Kinder, Leo, wenn du das Wort in die neue Welt bringst.“
Hätte ihre Schwester sie nicht fast schon beängstigend kalt angesehen, hätte die Latina nun laut gelacht.
Sie und Kinder, klar.
Es gab ja nicht schon genug Probleme in ihrem Leben...
„Wo ich morgen bin, willst du wissen, kleine Schwester?“, lachte Voodoo mit seinem leichten Schwips und streckte sich im Gras aus, die Muskeln unter der Haut warfen dabei im flackernden Schein des Feuers bizarre Muster auf der Haut.
Er war wirklich zum Anbeißen und wenn er zehn oder zwanzig Jahre älter gewesen wäre, hätte er Hju ernsthafte Konkurrenz gemacht.
„Dort wo die Menschen verzagen. Dort wo die Seele oder etwas repariert werden muss.“
Ihr war, als würde er sie auf die Schippe nehmen, so, wie er gluckste.
„Oder meinetwegen dort, wo echte Kraft gebraucht wird. Es ist vollkommen egal wo ich bin, die gefiederte Schlange alleine entscheidet, ob wir leben oder sterben und ich freue mich auf den Tod morgen. Ich habe dann eintausend Leichentücher, die ich bemalen kann.“
Léo nahm einen großen Schluck aus ihrem Becher. Damit konnte man doch was anfangen.
Und dann blickte sie Pray an.
. „Ich habe bereits bewiesen was ich kann.“, sagte er leise und mit Nachdruck. „Ich habe die, die du als deine Geschwister bezeichnest, aus der schlimmsten Zeit ihres Lebens gerettet und jeden von ihnen groß gezogen.“
Also...wenn wir jetzt einen Kindergarten für die Schlacht brächten, wäre er die erste Adresse als Erzieher. Super. Total hilfreich.
„Das ist mehr als du von dir behaupten kannst, nehme ich an.“
Der alte Mann schien richtiggehend beleidigt zu sein und stapfte an ihr vorbei.
Meine Güte, wieso die alten Säcke momentan auch alle ihre Tage haben mussten, so scheiße empfindlich.
Sie wollte ihm gerade hinterher, als Seeker ihr den Weg versperrte.
Noch immer lag dieser merkwürdige, distanzierte Schein in ihrem Blick. Ihre Hand wanderte auf Léos Brust, nahe des Tattoos.
„Vergiss meinen Vater für einen Moment. Du wirst mich aufsuchen, wenn du Zeit hast. Ich habe dir etwas zu sagen.“
Dann zog sie die Hand weg und drehte sich ebenfalls um.
Die Ausgeglichenheit verpuffte. Die Wärme war dank des Schnapses noch vorhanden.
Nervosität breitete sich in der Latina aus.
Eigentlich konnte sie sich nicht wirklich vorstellen, wieso Seeker jetzt ihr gegenüber angepisst sein sollte. Sie hatten zusammen mit Guapo ein paar wirklich fantastische Stunden gehabt, war nicht wirklich zimperlich mit ihr umgegangen und auch sonst hatte sie jetzt Nichts getan, was ihr irgendwie aufstoßen sollte...
Außer vielleicht...oh madre mía, lass es nicht wegen Jackal sein, den ihr ihre Schwester zum Geschenk gemacht hatte.
Hinter sich hörte sie ein lautes Rülpsen. Léo drehte sich um und sah den sitzenden Voodoo vor sich.
„Is‘ was Gutes.“, grinste er. „Glaube ich, betrifft uns Beide…“
Sie und Voodoo? Aber...warum?
Langsam verstand sie garnichts mehr.
Er hob den Becher und ohne groß nachzudenken stieß sie mit ihm an.
"Na, Dein Wort im Ohr der gefiederten Schlange...“
Ein weiterer großer Schluck.
Das Zeug war wirklich stark. Brannte sich durch ihre Gedärme.
"Wenn wir es schon um uns Beide geht, dann schwing Deinen Hintern mal auf...“
Sie reichte ihm ihre freie Hand, die er annahm und leicht unkoordiniert hochkam.
Zusammen gingen sie der Vulture-Anführerin hinterher.
„Hatte ich mich eigentlich schon für das Tattoo und die Spirale bedankt? Sind echt buena onda (sehr geil)! Wenn wir morgen entgegen aller Wahrscheinlichkeit noch beide aufrecht stehen sollten, wäre es eine riesige Ehre, deine Kunst erweitert zu wissen.“
Ihr war, als hätten die beiden quer durch das Lager gehen müssen, der Einfluss des Agavenschnapses konnte ihr Empfinden aber auch etwas trüben.
Doch schließlich standen sie wenige Meter entfernt von Seeker, die ihnen den Rücken zugewandt hatte.
In ihrem Magen schien sich ein Igel auf einmal herumzuwälzen.
"Du hast mir etwas zu sagen, Schwester, also hier bin ich.“
Noch viel spröder konnte man sowas garnicht anfangen.
„Dann ist es soweit.“, sagte Seeker und ging schnellen Schrittes auf sie zu.
Noch immer hatte sie diesen kalten Gesichtsausdruck, noch immer diese seltsame Distanz zwischen ihnen, die überhaupt nicht zu dem passte, was die Beiden in den letzten Stunden zu dritt erlebt hatten. Nun schoss ihre Hand nach vorne und durch Leos Leib peitschte Adrenalin, fast ging sie in die Knie, um sich gegen einen Angriff zu wappnen, doch stattdessen wurden sie am Hinterkopf gepackt, herangezogen und sie spürte einen harten Kuss auf ihren Lippen. Dann entließ Seeker sie mit einem leichten Kopfstoß aus dem Kuss und blickte sie an, der Blick war unverändert angespannt.
„Ihr Beide werdet morgen leben.“, sagte sie mehr zu sich selbst und sowohl Voodoo als auch Leo gingen einen Schritt nach vorne, auf Seeker zu, die sich rasch zu ihnen umdrehte und Leos Gesicht musterte.
„Ich habe mich entschieden. Wenn mir morgen etwas zustößt – und das wird es, dafür sorge ich – will ich, dass du den Clan in die neue Welt führst, Affenmädchen. Hier sind die Krieger versammelt, ALLE, die sich nicht vorstellen wollen, in einer neuen Welt leben zu müssen. Doch einige Frauen und Kinder, Schwangere und Verletzte sind noch immer in unserem Lager, konnten uns nicht folgen. Sie haben Anweisung, sich zu töten, sollten sie nichts von uns hören. Wenn der Feind also unseren Flug beendet…“
Jetzt war es heraus und Seeker starrte sie mit brennendem Blick an.
„Ich habe erlebt, wie gut du dich gegen Siedler und ihre Maschinen und ihre ewigen Wörterlabyrinthe durchzusetzen weißt.“ Sie ballte die Fäuste und entspannte sich wieder. „Und ich habe die Stunden zuvor erlebt, was ich wissen musste, um zu glauben, dass du die Richtige bist. Du hast Hass und Härte in dir und würdest für die, die du Familie nennst, alles tun. Trotzdem ist dein Herz noch kein funkelnder Stein wie das Meine. Du kannst es vielleicht fertig bekommen, dich zu öffnen und den Clan so in die neue Welt führen.“
Voodoo war ebenso erstaunt und er ging einen Schritt auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Was ist, wenn wir nicht wollen? Was ist, wenn wir mit dir sterben wollen? Leo und ich?“
Seeker lächelte und packte fest die Hand von Voodoo, drückte sie, als sie noch immer auf seiner Schulter lag. „Dann seid ihr herzlich willkommen, es mir gleich zu tun und mit mir in die Schriften der gefiederten Schlange zu reiten, wo wir unsere Geschichte mit Blut schreiben werden. Sieh dir die Krieger nur an. Keiner von ihnen will die Welt, die wir erschaffen, doch brauchen wir diese Welt, denn sonst fressen die Feinde der Schlange alles leer, bis es nur noch Schatten gibt und Krieger und Kriegerin gleichermaßen verhungern.“
Sie blickte Leo in die Augen. „Ich frage dich, weil du weißt, was es bedeutet, Teil eines Bundes zu sein, der nicht durch Blut definiert ist, doch dadurch nur noch stärker wird. Ich habe nun verstanden, dass ich für die Krieger entscheiden kann. Nicht aber für die, die nicht sind wie ich. Die von den Vulture, die noch ein Herz haben, das nicht alleine für den Krieg schlägt. Schwester, du wirst morgen mit mir in den Untergang reiten oder mit deinen anderen Schwestern die Welt retten. Doch wenn du es überlebst und du den Mut hast, dann sollst du die neue Seeker werden. Ich war die Sucherin für Zuflucht in einer Welt, in der jeder Schritt tödlich war. Du wirst die Sucherin der Zukunft sein, damit beauftragt, einen Ort zu finden, an dem die Deinen leben können und wo unsere Geschichten weiter erzählt werden.“
Voodoo blickte erschrocken zwischen den beiden hin und her. „Was ist aus dem Plan geworden, alle in den Tod zu reiten?“
Seeker blickte ihn traurig an. „Das ist ein Plan für Krieger. Mein Plan. Versprich mir, dass du an der Seite der neuen Seeker sein wirst und sie beraten wirst wie du mich beraten hast. Und dass du ihr den Weg zeigst. Von Schlange, von Geier und von Affe, wenn sie sich dafür entscheidet, das Los anzunehmen, um das ich sie bitte. Lebt weiter und lasst die Erinnerung an die Vulture nicht sterben.“
Und damit blickten Beide Leo an. Es war kein Drängen darin, nur eine sanfte Frage.
15.11.2015, 18:44
wusch
In all den Jahren die er Wingman nun schon kannte und in denen er mit ihm zusammen gearbeitet hatte, auf langweiligen Patroulliengängen, verzweifelten Kämpfen gegen Plünderer oder auch dem Abschiedsfest bevor sie hierher aufgebrochen waren, nie hatte er Wingman so... menschlich, so normal erlebt wie jetzt, vor der großen, alles entscheidenden Schlacht. Wenn Wingman in seinem Element war, der militärischen Planung, schien es ihm immer etwas besser zu gehen als sonst aber nun war alles von ihm abgefallen: Das schon beinahe maschienenhaft militärische, die halb geflüsterte Sprechweise und der gehetzte, andauernd umherschweifende Blick. Nun war er, wenn wohl auch nicht für lange, ein fast völlig normaler Mensch.
Von Wingmans Worten war Frank zutiefst beeindruckt und schaute seine Hand an wie eine Erscheinung. Er hatte immer gut mit Wingman zusammen arbeiten können, da er selbst körperlich Fit und ein guter Schütze war und so Wingmans hohen Ansprüchen mehr als einfach nur genügte und zudem auch noch bis zu einem gewissen Grad Wingmans Leidenschaft für genaue Regeleinhaltung und seine Loyalität zu Sheng teilte. Trotzdem hatte er ihn immer wieder für seine viel zu strengen Ausbildungsmethoden kritisiert. Am letzten Tag vor ihrer Abreise jedoch, als er die Munition wiedergefunden hatte, hatte Wingman dann jedoch schoneinmal gezeigt, wie er über Frank mochte und was er, Frank, über Wingman herausgefunden hatte, hatte ihn Wingman bewundern lassen.
Da hast du recht. Es war auch mir eine Freude mit dir zu arbeiten. Es war nicht immer perfekt aber dennoch und nichts, dass wir in all den Jahren getan haben, war je vergebens. so sehr es Georgina auch versucht hat, sie hat es nicht geschafft, einen Keil durch Shengs Hope zu treiben, den hier stehen wir nun, alle zusammen, mit Verbündeten von denen wir nie zu träumen gewagt hätten. mit diesen Worten ergriff er Wingmans Hand und schüttelte sie kräftig. Und was den Panzer angeht: Wir werden den Untoten das Fürchten auf eine Art lehren, welche jeden Scharfschützen vor Neid erblassen lassen Würde. mit einem rostigen Panzer gegen eine Armee tausender Untoter, das war so verrückt, das musste einfach funktionieren, dachte Frank bei sich. Und wenn diese pflichtvergessenen Soldaten kein Handbuch für uns dagelassen haben, dann werden wir es eben schreiben wenn wir mit dem ganzen Wahnsinn fertig sind. meinte er grinsend.
15.11.2015, 19:16
Shinshrii
"Gelenkig? Ich weiß nicht genau, was du da von damals zu erinnern glaubst... " Ellen hob skeptisch eine Augenbraue, und neben ihr blickte Enigma leicht fragend drein. "... aber ich hatte es nie nötig, mich zu verbiegen und zu winden." Ein schelmisches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. "Ich habe andere Leute dazu gebracht, das zu tun, und noch viel mehr - und es zu mögen." Sie zuckte mit den Schultern. "Nicht dass uns das morgen wirklich weiterhelfen wird - Untote springen dann doch eher schlecht auf psychologische Spielchene an. Wenn du mir also nicht gerade ein schummeriges Separee besorgen kannst, und das eine oder andere Familienoberhaupt des Kults...." Auf Enigmas Gesicht wechselte ungläubige Verwirrung die fragende Miene ab, während Ellen unbeirrt weitersprach. "Ansonsten... naja - offensichtlich, oder nicht?" Sie wies in einer ausholenden Geste auf die blinzende und surrende Wand voller Gerätschaften. "Diese Anlage war nie für einen Einzelnen ausgelegt, oder für zwanzig Jahre Dauerbetrieb - also hab ich gelernt, zu improvisieren. Mund wieder schließen, Sergeant!"
15.11.2015, 19:49
Caro
Kerosa hatte sich während ihrer kleinen Rede in Position geworfen, als wäre sie eine antike Statue, was ihren ganz und gar unadeligen Profil zu noch mehr Kanten verlieh.
"..."
"Ach, jetzt wird nicht sentimental, Prinzessin. Ich weiß was ich tue!"
Sie wuschelte Haile noch einmal durch die vom Schlaf zerwühlten Haare und stand dann wieder auf, sich selbst streckend.
"Wie auch immer, Shenga, du solltest mal in dem Bunker von der roten Hexe vorbeischauen, bei genauerer Betrachtung war meine Kutte, die ich dir gestern gebastet habe, der letzte Scheiss. Wenn wir schon Welt retten fahren, dann sollst du auch ein bisschen ordentlich aussehen, und nicht wie durchgefickt."
"..."
Haile drückte sich nach oben und streckte sich nun ebenfalls. Sie hielt Raoul eine Hand hin und zog ihn nach oben. Er sah schon erheblich besser aus und schien ziemlich viel Mut gesammelt zu haben. Er lächelte sie an und gemeinsam folgten sie Kerosa in die Tiefen des unauffälligen Bunkers.
"Ich dachte an eine Rüstung, weiß, wie ein verfluchter Lamborghini, so richtig schön Kontrastprogramm. Und wie geil das kommt, wenn wir dann in Blut gebadet sind!"
"Wovon um alles in der Welt redest du, Kerosa?"
"...?"
"Uh, ihr seid echt nicht die hellsten Kerzen im Zylinderkopf, oder? Die Frau hier ist das letzte überlebende Fashion-Icon der verdammten verstrahlen Welt!"
"Und...?"
"Alter, ihr hättet den Mantel gestern sehen sollen, ey, dafür würd' ich töten. Dafür HAB ich schon getötet!"
"...Du willst mir jetzt aber nicht sagen, dass du irgendwas von Mode verstehst?"
"Behalt deinen Kopf lieber da, wo er hingehört, namentlich zwischen Hailes Beinen."
"..."
Ellens Augen wurden während der Konversation immer größer und wechselten zwischen der wahnsinnig grinsenden Flameriderin, dem komplett zerstört aussehenden Jungen und dem blonden Mädchen hin und her. Gelegentlich flog ihr Blick zu einer Pinnwand an der Wand, wo ein vergilbter Ausweis irgendeiner australischen Behörde hing.
"Hier, Frau, ähm, Ellen? Meine Freundin hier ist irgendwie wichtig und wir gehen nachher der chromlosen Bitch in ihrem unmotorisierten Tempel auf die Fresse hauen, aber NICHT. In. Dem. Kleid. Also, eine Lederjacke für den Typen, irgendwas schickes in Weiß für unsere Prinzessin hier und du hast nicht zufällig ein bisschen Gesichtsfarbe? Ich hab da eine GROßARTIGE Idee."
"..."
"Tut mir Leid, Mrs. Unsere Freundin ist...ähm..."
Aber Ellen reagiere gar nicht, sondern musterte Haile ausgiebig.
"Sag mal, kenne ich dich? Ich meine das ernst. Ich meine...das kann nicht sein. Aber...du kommst mir bekannt vor... Schau mich mal an."
"..."
Haile hob ihren Kopf und blickte der rothaarigen Frau direkt in die Augen.
15.11.2015, 20:40
Lynx
Evi durchstreifte das Lager und an jeder Stelle schien sich etwas zu bewegen oder besprochen zu werden. An Schlaf dachte offenbar niemand. Sie konnte vorerst niemanden ausmachen, mit dem sie dringend sprechen wollte, aber ihr Weg führte sie sowieso fast wie automatisch zurück zu den Vultures. Sie würden ihre Feiern und Schlachtvorbereitungen nicht für sentimentale Worte des Abschieds unterbrechen, aber die Taucherin wollte ohnehin noch einmal ihre wilden Tänze sehen, sich die glorreichen Tätowierungen und den Metallschmuck einprägen und einfach die Atmosphäre still genießen, die sie an diesem Stamm von Anfang an fasziniert hatte.
Fast hätte sie sich erneut einen Becher Alkohol geholt, ihre Jacke, die sie nun wieder trug, einfach abgeworfen und noch ein wenig die Sorgen wild weggetanzt, aber es wäre nicht richtig gewesen. Außerdem entdeckte sie, als sie sich an einem gefährlich schwankenden, jungen Krieger vorbeiwand, Pray. Vielleicht war es sein gedankenversunkener Blick, oder einfach nur der Schatten der tanzenden Flammen des Feuers, aber er wirkte abgekapselt. Und Evi erinnerte sich, wie er vor gefühlt hundert Jahren seine Bibel still und heimlich gelesen hatte. Vielleicht war er der einzige Vulture, der diesen Moment völlig anders wahrnahm als die anderen - Halb-Siedlerinnen mit eingeschlossen.
"Hey.", begrüßte Evi ihn lächelnd und sein Gesicht nahm sofort freundliche Züge an.
"Bist du schon bereit für die große Schlacht?" Der alte Mann nickte, schwieg aber.
"Ich bin gerade dabei, noch das Wichtigste zu erledigen, bevor es losgeht. Also, mit Leuten reden, die ich mag und... du weißt schon." Kurz zögerte die Taucherin, aber sie wusste instikntiv, dass er der einzige war, mit dem sie darüber sprechen wollte.
"Es ist ganz seltsam. Irgendwie habe ich... naja,... Angst."
"Das ist ganz natürlich. Und auch wenn ich hier wahrscheinlich der einzige dieser Ansicht bin... es ist nichts wofür man sich schämen muss.", versicherte Pray ihr leise.
"Das kann schon sein... aber ich kann es mir nicht ganz erklären. Ich meine, ich weiß wie sich das anfühlt, wenn man sich Sorgen um seine Liebsten macht. Needles Tod und... die anderen von uns, die wir auf der Reise verloren haben. Und die Zerstörung der Siedlung... wie gesagt, ich weiß, wie sich das anfühlt. Aber vorhin hat es mich trotzdem kalt erwischt. Vielleicht weil wir so nahe am Ziel sind und ich weiß, nach diesem letzten Kampf ist alles vorbei. Danach wird alles gut sein. Nur noch diese eine Hürde..."
Pray nickte verständisvoll und wartete, dass die Taucherin weitersprach. Aber sie hatte Probleme weiterzumachen, weil sie merkte, dass der seltsame Kloß zurückkam. Sie musste das Thema wechseln.
"Ist das für dich nicht ein großartiges Gefühl? Ich kann mir kaum vorstellen, wie es sein muss. Du kanntest die alte Welt, erinnerst dich noch daran wie es war... du trägst Teile davon in deinem Innersten, wie du mir selbst gesagt hast. Wie... wie fühlt sich das an? Bist du nervös?" Evis Augen leuchteten bei dem Gedanken, was es für den alten Mann bedeuten musste, der ihr nun ein Lächeln schenkte, als wäre sie ein aufgeregtes Kind. "Rede ich dummes Zeug? Sag mir ruhig, wenn es so ist. Aber würdest du nicht unglaublich gerne dabei sein, wenn Adam ins Forschungszentrum gebracht wird? Beobachten, wie eine neue, alte Welt ihren Anfang nimmt? Oder hast du schon einen anderen Platz für dich gefunden?"
15.11.2015, 22:32
Shinshrii
Ellen blickte in das Gesicht einer Toten.
Nicht wortwörtlich, natürlich - aber das letzte Mal, als sie dieses Gesicht gesehen hatte, war bei einer hastigen Verabschiedung vor langer, langer Zeit gewesen... und die Frau hinter dem Gesicht war kurz darauf tot gewesen. Ganz sicher.
"Du..." Irgendwo in ihrem Hinterkopf war ein leises Stimmchen ganz froh darüber, dass die Planer drüben am Tisch zu sehr in die Pläne vertieft waren, um sie jetzt zu sehen. Den Spitzel Nummer Eins sprachlos überrascht so glotzen zu sehen, wäre ihrem Ruf nicht grade zuträglich.
"Du bist doch nicht etwa die Tocher von...? Nein, das kann nicht sein, dafür bist du viel zu jung - sie ist gestorben lang bevor du ge..."
"...??"
Ellen schüttelte den Kopf, den Blick nicht von Haile abwendend. So wie das Mädchen jetzt fragend schaute, diese fragende Falte auf der Stirn, der mißtrauische Blick - da war definitiv eine Ähnlichkeit.
"Du bist eine McAldrin." Eine Feststellung, keine Frage.
"... ..." Haile nickte und reckte fast trotzig das Kinn vor, Ellens Blick weiterhin begegnend.
"Ist das vielleicht 'n Problem? Sie kann nix dafür dass ihr Daddy einer von den Oberärschen war!" Raoul machte die ganze Starrerei sichtlich nervös, und das brachte ihn zum Plappern - und brachte ihm einen Ellbogenstoß von Kerosa ein. "Pscht ey - das soll'n sie doch nicht alle hören hier!"
"Die Tochter von Jack McAldrin also." Wieder eine Feststellung. " ..." Wieder ein Nicken.
"... wusstest du, dass du eine ältere Schwester hattest?" Abrupt stand Ellen auf - Raouls Hand fuhr nervös an seine Seite - und trat an die Pinnwand heran.
".... hatte?" - "Wie, hatte? Wer hat'n die kaltgemacht, wir hatt'n doch was vor!"
Die ältere Frau löste sorgfältig einen alten, vergilbten Ausdruck aus dem Blätterwald heraus und hielt ihn Haile hin, die neugierig danach griff. Sie hatte noch eine Schwester? "Helena. Sie war Zollbeamtin in Sidney, als damals alles anfing." Ellens Blick glitt ins Leere. "Sie ist kurz vor dem letzten Schiff zurückgeblieben, als wir durch die Barrikaden der Armee mussten. Ich glaube sie hatte mit ein paar anderen einigen Kindern Deckung gegeben. Josh, Leocadia,..." - "... LEO?" - "Ah, das war ja fast schon ein ganzer Satz - ja, eure Leo." - "Die Irre mit dem Affen?" - "Ähm, ja." - "Sie ... Helena hat sich geopfert?" - "Das kann man so sagen, schätze ich." Ellen stockte kurz. Sie hatten noch etwas vor? Mit einer Schwester? Oooooohhh.... Hastig überflog sie die Pinnwände nach - ah, da! Sie nahm ein paar Handzettel hervor, die mit Rotstift bekritzelt waren und denen ganz ähnlich sahen, die zumindest Haile auf ihrer Reise schon mehrfach gesehen hatte.
"Und das hier..." Ellen wedelte mit den Handzetteln. "... hat damit zu tun, dass du dich in diese Selbstmordmission stürzen willst - noch eine Verwandte." Enervierend, wie sie immer so selbstgefällig Tatsachen verkündete.
"Ja." - "...?" Ellen blickte Haile fragend an. "Meine Schwester. Tochter der Nacht. Glaubt sie ist der Apostel - aber ich bins." Haile atmete durch. Jetzt würden die Fragen kommen - sie konnte es am Stirnrunzeln der Rothaarigen erkennen. Wie soll man so einem... einem tief in der alten Welt verwurzelten Relikt bloß die Prophezeihung und den Glauben des Kults erklären, und die Rollen die sie und Georgina darin zu spielen hatten, die sie spielen mussten? Es war ein Fehler gewesen, sich von Kerosa herschleifen zu lassen - als Ellen sich zusammenraffte und zu Sprechen ansetzte, wusste Haile das jetzt eine "Das ist irrational und viel zu gefährlich für euch Kinder!"-Rede auf sie zukam, die mit Sicherheit....
"Okay. Tochter des Tags dann also? Oder des Lichts? Weiß also... das kriegen wir hin - kommt mit!" Die RedWitch nickte ihnen bekräftigend zu und ging dann raschen Schrittes auf die Treppe zu, ihnen bedeutend dass sie ihr folgen sollten. Verdattert schaute Haile ihr nach.
"... Einfach so?" Ellen hielt auf der Treppe kurz an und sah zu ihr hoch. "Ja. Jetzt schau mich nicht so an - ich weiß wie wichtig Symbole für die Menschen sind. Symbole, Anführer, Zeichen denen sie folgen können... " Sie führte die kleine Truppe nach unten, zurück in die Lagerräume unter der Abhörzentrale. "Wenn euer kleiner Stunt gelingt, dann wendet ihr vielleicht die Schlacht - das ist das Risiko wert, oder nicht?" An einer der schweren Stahltüren machte sie Halt, und schob sie auf.
Das aus dem Gang einfallende Licht erhellte ganz vage einen Tisch gegenüber der Tür, und darauf den Schemen einer weiteren der hier allgegenwärtigen Maschinen. Tief in den Schatten hinter dem Tisch standen kopflose Gestalten - sie erschienen Kerosa Wächter dieses Raums, der wohl so eine Art Allerheiligstes sein musste. Wieso sonst der Maschinenaltar?
Die Jugendlichen zögerten, als Ellen sie hineinwinkte, aber niemand wollte sich die Blöße geben, draußen zurückzubleiben. Ellen tastete an der Wand neben der Tür herum, und britzelnd erwachten die Lampen an der Decke zum Leben. Links an der Wand hingen mehrere Sets an Kleidung - Hauptsächlich Scavengerausrüstung, mit verschiedenen Siedlungszeichen versehen. Der Altar in der Mitte blieb den dreien unverständlich, denn eine Nähmaschine hat noch nie einer von ihnen in Aktion gesehen. Beruhigend war zumindest, dass die Wächter nichts weiter als kopflose Puppen zu sein schienen, die man mit Kleidungsstücken behängt hatte - hier Uniformteile, dort zwei, drei Kleider, mal eng, mal wallend-weit (was für eine Stoffverschwendung!), und alles in unterschiedlichsten Rottönen gehalten.
Und rechts, wo der Raum weiter in die Tiefe ging? Regale, dicht an dicht bestückt mit Stoffbahnen und Kleidungsstücken aller erdenklichen Art, manches halbzerfetzt, anderes fast wie neu - wie von einem irren Sammler aus den Ruinen draußen gerettet und wahllos zusammengeworfen. Wie ein Mann drehten sich die drei zur Red Witch um, die tatsächlich leicht rot zu werden schien, und wie um Entschuldigung heischend grinste. "Äh, was soll ich sagen - als das mit dem Codenamen anfing, musste ich ein bißchen rumprobieren - und überhaupt, es wird auf Dauer langweilig hier drin, wenn nichts zu tun ist." Sie deutete auf ihre Schätze. "Tobt euch aus."
15.11.2015, 23:52
Daen vom Clan
Pray legte ihr eine Hand, trocken und warm, auf ihre Hand und sanft streichelte er beruhigend mit dem Daumen über ihren Handrücken.
"Du hast für Jemanden, der die Kultur der Vulture so liebt, ein feines und ungewohnt gutes Gespür für Menschen, Kind."
Er zog die Hand zurück und lächelte sie offen und ehrlich an. "Meine eigene Tochter sieht im Moment nur einen Weg für sich und ihre Familie, doch du bist es, die so viele Wege sieht."
Leise seufzte der alte Mann, dann hob er entschuldigend die Hände. "Aber du bist sicher nicht hier, um das Gejammer eines alten Mannes zu hören, der weiß, dass er morgen seine Tochter zu Grabe tragen wird. Ja. Ja, sage ich dir, ich kenne die alte Welt noch. Das Geheimnis, liebes Kind, warum ich die Zeit bei den Vultures mit all dem Blut und all dem Morden mit mir vereinbaren, ja sogar fördern konnte, war dieses Buch hier, dass ich an meiner Seite trage. Ich wusste, ich spürte einfach, dass es eine Zeit für neue Götter gab, die uns durch diese schlimme Zeit geleiten würden und ich wusste auch schon immer, dass diese Zeit vorüber gehen würde und neue Segen und neue Bücher wieder kommen würden."
Er fuhr liebevoll mit der Hand über seine Tasche und tätschelte dann den Stoff.
"Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich morgen an dem Ort sein dürfte, an dem die neue Welt den ersten Atemzug des Neugeborenen schöpft. Doch ich bin kein Mann des Kampfes, dessen müsst ihr euch bewusst sein. Aber du weißt was ich war und immerhin nähern wir uns einer Stätte des Lehrens und des Wissens. Ich stehe also morgen bereit und werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ein Zeitalter zu schaffen, in dem ein Glaube an einen friedfertigen, einen liebenden Gott wieder seinen Platz findet und inne hat." Er lächelte sie an, sichtlich ruhig und doch mit Freude in den Augen..
"Meine wunderschöne, meine wundervolle Tochter ist nun erwachsen und wenn es morgen endet, dann habe ich meine Aufgabe erledigt." Ein Spur von Tränen bahnte sich den Weg durch sein dunkles Gesicht.
"Ich bin ein Mann der Liebe und des Friedens. Aber als ich die Kinder so schwach und verletzt fand, da bin ich in den Krieg für sie gezogen. Ich bin so unglaublich stolz auf Seeker und ihre Krieger, denn nun bin ich der, der schwach und verletzlich ist und die Kinder, die nun erwachsen sind, ziehen für den Traum einer besseren Welt in den Krieg. Und damit für all das, woran ich immer geglaubt habe, auch wenn ich ihnen einen anderen Weg zeigen musste."
Sein Griff um seine Stofftasche, in der Evi die Bibel wusste, wurde fest.
"Ich werde morgen helfen und alles tun was ich kann. Doch davor muss ich dich, Kind, um einen Gefallen bitten. Du wirst es nicht wissen, doch das Mädchen aus Shengs Hope, das sich Blades nennt, ist am Ende ihrer spirituellen Kraft. Ich will ihr einen Moment der Ruhe schenken und ihrem Wunsch nach einer Taufe nachkommen. Die Vulture jedoch werden diese fremde Religion nicht zulassen. Würdest du meine Schweizer Garde sein?"
Evi lächelte verblüfft, da sie mit diesen Worten nichts anfangen konnte und Pray sprach lächelnd: "Ob du mich während dieses kleinen Festes für den Glauben beschützt und vielleicht Jene ablenkst, die zufälligerweise in unsere Richtung stolpern? Du musst es nicht tun, es würde dem Mädchen aber viel Ruhe und Frieden schenken. Im Moment spürt sie nichts als Kummer und braucht einen Halt."
16.11.2015, 00:20
Mephista
Jede Faser, jede Zelle in Léos Körper schien in Schockstarre zu verfallen, als Seeker ihr Anliegen vorgetragen und sie, wie auch Voodoo, ansahen.
Was würde sie darum geben, einen riesigen Anschiss kassiert zu haben.
Weil Jackal nicht mehr da war.
Weil sie Pray irgendwie auf den Schlips getreten war.
Von ihr aus auch einfach so, ohne jeden Grund.
Darauf wäre sie klar gekommen. Das war sie gewohnt.
Worauf sie nicht klar kommen konnte, war, vor die Wahl gestellt zu werden, ihre bisherige Schiene weiterzufahren oder den zu Hause gebliebenen Rest der Vultures zu übernehmen.
Dass ihre Clanschwester nicht mehr von ihrem eigenen Entschluss abzubringen, hatte sich Léo schon im Zelt eingestehen müssen. Es war wie ein Knoten in ihrer Brust, der sich fester und fester zog, weil sie wusste, dass sie absolut nichts mehr dagegen tun konnte.
Zugegebenermaßen hatte sie der Gedanke schon gereizt, den Clan zu übernehmen oder zu führen, aber bei der Idee war es ja immer der komplette Clan gewesen, stark, stolz, uneinnehmbar. Hier nun sollte sie...ja,...im Prinzip die Anhängsel, das Sheng’s Hope der Vulture anführen.
Kinder, Verletzte, Frauen und Männer ohne Kampferfahrung...
Bereits wie Ballast zurückgelassen, warten sie auf Nachricht oder die Gewissheit, ihren Leben gemeinsam ein Ende zu setzen.
Und sie, Léo, sollte ihre Lösung, gar Rettung sein? Sie, die sie sich selbst noch nicht sicher war, ob sie sich überhaupt zurechtfinden könnte in dem, was sie gerade im Begriff war zu schaffen?
Die sich dadurch anbahnende Verantwortung schien auf krasseste Weise mit ihren Prinzipien zu kollidieren.
Wenn sich Hju in seinem Anführerposten auch nur halb so beschissen fühlte, wie sie sich in diesem Moment, müsste sie so einige der Sachen, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, zurücknehmen.
Wollte sie, dass dieses Gefühl von jetzt an ihr treuer Begleiter wurde? Die paar Stunden, in denen sie sich für Jackal verantwortlich gefühlt hatte, waren die Hölle gewesen, vor allem, da er ihr deswegen danach weiterhin auf die Eierstöcke gegangen war.
Sie betrachtete Seeker und Voodoo, der selbst noch immer geschockt schien, eingehend. Er würde ihr den Weg zeigen, alle Wege der Vulture zu begreifen. Im Prinzip wusste sie so wenig von ihnen, auch wenn sie glaubte, den Geist des Clans begriffen zu haben.
Doch auf der anderen Seite hätte sie dann auch nach morgen ein wirkliches Ziel vor Augen. Eine Möglichkeit, sich zurechtzufinden. Und wenn dann auch noch Guapo an ihrer Seite stünde...
Sollte sie die neue Welt zum Anlass nehmen, auch etwas komplett Neues zu wagen? Den Schritt in die Zukunft zu gehen?
Oder sich an ihre bestehende Vorstellung halten, die sie durch dieses Leben gebracht hatte; der Vergangenheit treu bleibend?
Nachmittags auf der Villenterrasse. Ein vergleichsweiser milder Augusttag in Tijuana., Insekten und ein merkwürdiges Stöhnen erfüllten die warme Luft mit ihrem Schwirren; während Léo mit ihrer Abuela mächtig einen durchzog. Die faltige Frau mochte vielleicht schon an die 90 sein, aber durchs Familiengeschäft war der Graskonsum für sie so natürlich wie das Tequila-trinken. Die dazu notwendige Pflanze kultivierte sie schon vor dem großen Zehren im Garten. Zufrieden beobachtete sie aus ihren weisen aber noch immer wachen tiefschwarzen Augen, wie ihre Maultiere das saftige Grün der Umgebung abgrasten. „Es gibt wenig bessere Unternehmen heutzutage, nieta (Enkelin).“ "Oh, Abuela, nicht schon wieder... ich sage Dir jeden Tag, dass ich keinen Bock habe, verkackte Maultiere zu züchten...“ „Und doch willst Du eines meiner verkackten Maultiere, um abzuhauen, sobald ich diese Welt verlassen habe.“ Abuela nahm einen kräftigen Zug und bließ den Rauch in kleinen Ringen aus. "Bitte, wie oft muss ich Dir denn noch erklären, da-„ „Nein, nein, es ist schon gut, dass Du Dich um la Familia kümmerst und für mich ordentlich bestatten wirst. Wenn Du das mal nur auch für Fransisco getan hättest...“ Léo grunzte etwas Unverständliches. Geistesabwesend tätschelte die Alte die Quelle des Stöhnens; den abgehackten Kopf ihres Lieblingssohnes, den ihre Lieblingsenkelin bei ihrer heißersehnten Heimkehr im Gepäck hatte. Jeden Tag hatte die Greisin dafür gebetet, dass ihr Javier und seine kleine Léo wiederkommen würden und nach 19 langen Jahren hatte der Padre sie erhört, wenn auch nicht vollständig. Die nächsten Monate widmete sie voll und ganz damit, den Stolz der Familie Arellano-Felix auf eine gute Bahn zu führen- mehr oder weniger erfolgreich. „Nieta, Maultiere sind unglaublich nützlich. Sie transportieren Dich oder andere Sachen, halten den Garten knapp, düngen, geben Dir Fleisch und Milch... damit kannst Du Dir dann auch jeden Mann aussuchen..“ "ABUELA!“ „Sí claro, Du kannst nicht ewig diesem Negro hinterhertrauern. Du bist 27, ohne Irgendjemanden und bald die letzte Arellano-Felix. Ich erwarte Urenkel!“ "Weißt Du was: Klar, ich mach das wie Papa...“ „Ahh, madre mía, bloß nicht...“ Boshaft grinste die junge Latina. "Oh doch, ich suche mir nen oberscharfen Australier, der mich regelmäßig zur Weißglut treibt, aber wahnsinnig gut im Bett ist ...klingt suuuuper, oder Abuela? Dein Alptraum wiederholt sich...“ „Der Padre nimmt sowas sehr wörtlich und bald bin ich bei ihm, dann sorge ich dafür, dass Du genau so einen bekommst.“ Ein kehliges Lachen entfuhr Léo, bei dem sie schubweise den eben eingeatmeten Rauch ausstieß. „Aber wenn er im Gegensatz zu Deiner Mutter wenigstens 2 Gehirnzellen hat, bin ich schon glücklich. Hauptsache Du kommst endlich mal in trockene Tücher.“ "Bin ich doch schon längst, Abuela. Ich komm wunderbar allein zurecht, ohne Maultiere, ohne Mann oder Kinder und das darf sehr gerne so bleiben. Und ich geh auf jeden Fall weg, ich muss das aus der Vergangenheit endlich regeln.“ Geistesabwesend nickte ihre Großmutter, starrte auf keinen bestimmten Punkt. Nach einigen Minuten des gemeinsamen Schweigens sprang die Faltige auf einmal auf und verschwand im Haus, nur um nach einigem Fluchen mit einem Teleskop wiederzukommen, dass sie Léo in die Hand drückte. Mit erhobener Augenbraue sah diese ihre Abuela an, die nur an den Horizont deutete. Schulterzuckend setzte sie das Teleskop ans Auge und blickte in die Ferne. „Siehst Du den Berg mit den Mulas da drüben? Alles erscheint so nah- das ist die Zukunft.“ Die Alte nahm das Teleskop und drehte es um, so dass nun die große Linse an Léos Auge lag. Sacht drehte sie das Gerät, sodass es auf den verfaulenden Kopf gerichtet war, durch die ungewöhnliche Betrachtungsart winzig. „Und jetzt.... ist alles so weit weg- das ist die Vergangenheit. Du musst Dich entscheiden, wie weit Dein Weg sein soll, doch es lohnt sich fast nie, den langen Weg zurück in die Vergangenheit zu nehmen. Vor allem, wenn eine so tolle Zukunft direkt vor Dir liegt...“
Merkwürdig, dass ihr das gerade jetzt einfiel. Damals hatte sie Nichts auf diese Worte gegeben und sich auf den Weg zur Ostküste gemacht. Für ihre Vergangenheit.
Und war nun hier, nach einem schier endlosen, langen, mühsamen Weg.
Doch jetzt stand Léo vor der einer der schwersten Entscheidungen ihres Lebens. Die Frage, ob sie sich für die Menschheit opfern würde, war dagegen ein Klacks für sie gewesen.
Es gab kein Vertun, sich das einzugestehen: Sie hatte Angst. Angst zu versagen, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, Seeker zu enttäuschen und ihren Clan ins Verdeben zu reißen.
Da war dieser Widerstand, so viel in wahrscheinlich nicht fürs Überleben nützliche Personen zu investieren, die sie selbst und andere runterziehen könnten.
Der eigentlich springende Punkt war: Im Gegensatz zu den Leuten, die die Anderen im Dome gerettet hatten, gingen ihr dieses Schicksal irgendwie nahe. Da war diese natürliche Verbundenheit mit den dem Clan, die Léo schon damals empfunden hatte und jetzt einfach nicht abschütteln konnte. Da war dieses unermesslich tiefe Band mit ihrer Schwester Seeker, für die die Vulture eindeutig ihre Familie waren.
Und sie wollte ihre Familie, ihr Wertvollstes, das, was sie aufgebaut hatte, in die Hände und Obhut der Latina geben. So sehr vertraute sie ihr, so hoch schätzte sie sie ein.
La Familia es todo.
Ihr schlug das Herz bis an den Kehlkopf.
Ihre Augen schimmerten, als sie ihre Hände auf die Schultern Voodoos und Seekers legte und fest griff.
Tief blickte sie beiden in die Augen, ehe sie die ihrer Schwester fixierte.
Langsam atmete sie aus, um ihre Stimme ruhig zu halten, als sie entgegnete:
"Es ist das Mindeste, was ich für Dich und den Clan tun kann, nach allem, was Du für mich und meinen getan hast. Wenn ich aufrecht aus der Schlacht gehe, werde ich die neue Seeker.“
Léo schluckte. Sie fühlte, dass die vielleicht die letzte Gelegenheit war, mit dieser beeindruckenden Frau zu reden.
"Das....Das größte Geschenk und die größte Ehre, ist Dich als Schwester zu haben....“
Sie zog Seeker zu sich, und raunte leise in ihr Ohr.
"D-Du wirst mir so fehlen...“
Dann biss sie ihr sacht in den Nacken.
16.11.2015, 08:36
Lynx
Meine wunderschöne Tochter.
Nur zu oft vergaß Evi, dass Seeker wirklich Prays Tochter war. Sie wirkten einfach so grundverschieden und auch jetzt, vor der letzten Schlacht hätten ihre Gedanken und Wünsche nicht unterschiedlicher sein können. Trotzdem akzeptierte der alte Mann vollkommen, was Seeker empfand und die Taucherin kam nicht umhin, ihn zu bewundern. Obwohl er seine Tochter verlieren würde - sie würde es regelrecht darauf anlegen, ehrenvoll in diesem Kampf zu sterben, das war Evi jetzt auch klar - lächelte er der Zukunft entgegen. Wehmütig und etwas traurig, aber gleichzeitig ruhig und stolz.
Genau das wollte sie auch. Sie musste akzeptieren, wie die anderen in diese Schlacht ziehen wollten und einfach ihr Bestes geben, sie in diesen Entscheidungen zu unterstützen und zu verstehen.
"Ich kann dir doch keinen Gefallen abschlagen.", sagte Evi schließlich und klopfte Pray, dessen Tränen zum Glück wieder getrocknet waren, etwas unbeholfen auf die Schulter.
"Mit deinen Worten hilfst du auch mir, die ganze Sache vielleicht mit anderen Augen zu sehen. Alleine deshalb werde ich deine, äh, schwarze Garde sein." Der alte Mann schmunzelte und gemeinsam gingen sie los. Evi hatte Blades die ganze Zeit über nicht gesehen und eigentlich auch irgendwie völlig vergessen gehabt, aber irgendwie hatte Pray seinen Weg zu ihr gefunden. Verrückt, wie das Leben manchmal spielte.
"Und deine Tochter wird niemals in Vergessenheit geraten." Ihr war klar, dass Pray dies auch wusste, aber vielleicht war es trotzdem gut, es laut auszusprechen. Vor allem für die Taucherin selbst war es etwas, das sie erst jetzt zu erfassen schien. Sie alle würden niemals in Vergessenheit geraten, ganz egal was passieren würde. In der Geschichte der Welt würden sie ewig leben.
Voodoo, der sonst nie um ein breites Lächeln verlegen war, presste die Lippen zusammen und musterte Seeker mit derselben Intensität, mit der auch Leo ihre Schwester ansah.
Dann sprach er mit rauer und belegter Stimme: „Ich wäre mit dir in den Tod geritten, Sucherin. Bis unsere Leiber zerschmettert am Boden liegen und nurmehr unsere Seelen nun ihr Gefieder spreizen um zu fliegen.“
„Das weiß ich, Herr der Rituale. Nur ein Feind der Vulture mit dem Wunsch auf Krieg, wäre so dumm etwas Anderes zu behaupten. Aber dein Platz ist bei den Lebenden und der Zukunft. Nicht bei den Toten und der Vergangenheit.“
Seeker lächelte nun und es war deutlich, dass sie die Berührung genoss, die beiden Hände auf ihren Schultern. Doch dann nahm sie sich aus dem Reigen, so dass alleine die Hände von Voodoo und Leo noch auf den Schultern des jeweils Anderen lagen.
„Ich verschwinde in der Erinnerung und führe die Truppen der gefiederten Schlange im Totenreich an. Von dort aus töte ich unsere Feinde, so dass ihr die Vulture in die neue Welt führen könnt. Achtet auf den Regen wenn ich nicht mehr bin. Mit ihm wasche ich meinen blutbedeckten Leib nach der Schlacht. Wollt ihr mir nahe sein, steht im Regen.“
Dann schwieg sie eine feierliche, fast zeremonielle Stille legte sich über die Drei.
Voodoo führte seinen Kopf nahe an Leos heran und legte seine Stirn auf die von Leo.
„Ich werde alles tun um dir ein guter Berater und noch besserer Freund zu sein, Monkey Vulture. Jetzt und dann, wenn du die Seeker Vulture bist. Und ich werde den Riten von Geier und Schlange mit Freuden und Blut die Riten des Affen hinzufügen. Lassen die Geier uns fliegen und tötet die Schlange unsere Feinde, so wird der Affe uns klug und listig werden lassen. Und uns den Weg zeigen, den Clan Vulture braucht, um einen neuen Ort zu leben zu finden. Fernab von den Schlachtfeldern, von denen Geier und Schlange sich lange ernährt haben.“
Dann legte er beide Hände auf die Seiten von Leos Hals und senkte den Blick.
„Kein Geist wird uns entzweien können, ich schwöre für dich zu kämpfen, zu leben und zu sterben. Was auch immer die Seeker befiehlt.“
Dann ging er einen Schritt zurück und grinste breit. „Ich bin sehr gespannt, was die Affengeister mir zu sagen haben.“
Er verschränkte die massigen Arme und sah Leo an, sie erwiderte kurz den Blick und dann stellten sie fest, dass Seeker verschwunden war. Vielleicht, um sich auf die Schlacht vorzubereiten, vielleicht, um ein letztes Mal mit ihren Kriegern zu feiern. Doch dort, wo sie gestanden war, fand sich nur noch die Schwärze der Nacht, die sich anstemmte gegen das Licht des Tages und diesen Kampf zu verlieren schien, denn schon bald würde die Sonne aufgehen. Und damit die Schlacht beginnen.
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Pray blickte sie aus den Augenwinkeln an und lächelte sanft.
„Und meine Tochter wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sich dieses Geschenk ewiger Erinnerung als würdig zu erweisen.“, sagte er leise und führte Evi zu einem der kleinen Seen, die sich hier durch Regenfall gebildet hatten. Der Mann, der die Vulture als Idee erschaffen hatte, hieß Evi kurz zu warten und nahm ein Bündel von seinem Rücken, während er hinter einigen Büschen verschwand. Als er wieder hervor trat, glaubte Evi ihren Augen nicht zu trauen. Er wirkte nun ganz anders auf sie. Ein langes, schwarzes Gewand trug er nun am Leid und eine ihr seltsam vertraut vorkommenden weiße Halsbinde, als würde sie sich aus ihren frühesten Kindheitserinnerungen an solche Gewänder entsinnen können. Man sah dem liturgischen Gewand sein Alter und seine häufigen, wahrscheinlich heimlich durchgeführten, Flickarbeiten an, doch trotzdem wirkte er erhaben und feierlich. Und das spiegelte sich im unglaublichen Glück in seinen Augen und dem Lächeln wider.
Die Bibel, die er in der Hand hielt, gab er der Taucherin in die Hand und blickte auf den See hinaus.
Die ersten, beginnenden, noch müden Strahlen der Sonne schoben sich hier durch das Geäst und ließen den See geheimnisvoll und mystisch wirken und genau dort, wo sich erste hellrote Strahlen zeigten und im See spiegelten, ging Pray bis zur Hüfte hinein.
Evi fuhr herum, als sie ein Rascheln im Gebüsch hörte und sie sah ein schmutziges und unglaublich verloren wirkendes Mädchen, das sich dort versteckt gehalten haben musste, heraus treten und erstarren, als sie die Taucherin sah. Sie erbleichte, doch der Priester rief sie leise und beruhigend winkend zu sich.
„Nun liegt es an dir, Teeth Vulture.“, sagte er leise zu Evi. „Lass uns hoffen und beten, dass es nicht Seeker ist, die uns hier findet, denn dann sterben wir, da ihrer Meinung nach dieser Tag der nach Blut dürstenden gefiederten Schlange gehört. Der Tag mag der Schlange gehören, doch nicht dieses Mädchen, das alles verloren hat und mehr Licht denn Blut braucht. Wir sind einander begegnet, um uns gegenseitig aus der Dunkelheit zu helfen, in die uns diese Zeit gestoßen hat. Ab heute bin ich wieder der Mann der ich einst war.“
Und bei diesen Worten hatte Evi verstehend genickt und war vom Ufer des Sees weg in Richtung Wald geschlichen, um sich dort auf die Lauer zu legen.
Denn die Befürchtung des Priesters sollte sich als wahr heraus stellen – kaum war die Taucherin einige Meter in den kleinen Wald verschwunden, hörte sie leises Rascheln und Stimmen.
„Glaub‘ mir, Snare, ich habe etwas gesehen. Die Schlange will uns jagen sehen und hier war ein blondes Mädchen in den Büschen. Du sollt mein Pferd morgen für die Schlacht bekommen, wenn ich mich geirrt habe, aber jetzt folge mir und halte dein Messer bereit, es wird Zeit, jagen zu gehen.“
16.11.2015, 13:52
wusch
Nachdem Frank alles für die große Schlacht mit Wingman besprochen hatte was es zu besprechen gab, nach der aktuellen Planung würde Ellen noch mit ihnen zusammen beim Panzer sein und mit ihrem Handwerklichen Geschickt dafür sorgen, dass der Panzer noch lange genug hielt und alles Reibungslos lief, machte er sich auf den Weg um sich von seiner Familie zu verabschieden und noch ein paar Stunden mit ihnen zu verbringen. Er hoffte, dass es nur ein Abschied auf Zeit war und nicht für immer.
Da bin ich wieder Schatz. sagte er, und gab seiner Frau einen Kuss als er wieder vor ihr Stand und setzte sich dann mit ihr zusammen auf eine Decke, die sie auf dem Gras ausgebreitet hatten. Entschuldige dass ich nochmal so lange weg war aber die Besprechung ist eben nicht unwichtig, wie es eben so ist. Ausserdem hat Wingman die taktische Seite des ganzen übernommen und, du weißt ja wie er da ist. dann erklärte er Silvia noch etwas genauer, was sie besprochen hatten und wie der Plan aussehen sollte.
Wir haben ja doch noch einige Kinder bei uns, mehr als ich befürchtet hatte als wir in Shengs Hope waren... begann Frank ein Thema einzukreisen, dass ihm schon seit der Besprechung um Kopf umher ging. Was würde während der Schlacht mit Silvia und Thomas geschehen? Er war froh gewesen, dass sie sich nicht gemeldet hatte. Er würde sich auch freuen wenn sie sich meldete und an ihrer Seite kämpfen, keine Frage aber so wusste er sie zumindest in relativer Sicherheit. Nun hieß es noch für Sicherheit zu sorgen und das nicht nur für seine eigene Familie. Wir werden während der Schlacht etwas mit ihnen machen müssen und selbst die Supportzone wäre für sie zu gefährlich. Könntest du vielleicht noch jemand anderes der nicht direkt kampftauglich ist nehmen und weiter hinten, ungefähr bei den Skypeople, wo es halbwegs sicher ist, die Kinder irgendwie beschäftigen und von dem ablenken was vorsich geht? Ich weiß das du das kannst und im Notfall auch weißt wie du dich verteidigen kannst. sagte er und die Sorge war ihm mit Sicherheit anzusehen.
16.11.2015, 14:56
Caro
Glücklich wie ein Trüffelschwein stürzte sich Kerosa in die unzähligen Regale mit verschiedenen Stoffen, einfachen Oberteilen und Hosen und metallisch aussehenden Gürteln und Bändern.
"Wusstest du, dass sie so ein Ding für...Klamotten hat?"
"..."
"Huh. Stille Wasser sind tief, Kerosa ist tiefer."
"..."
Haile gab ein kurzes Schnaufen von sich, welches tiefen Unglauben ausdrücken sollte und warf Raoul einen amüsierten Seitenblick zu. Der grinste und hob die Schultern.
"Ey, weniger lästern, mehr Spaß haben, bevor wir von dieser verdammten Welt fahren!"
"...!"
"Shenga, dein Stecher kann auch mal neue Klamotten vertragen. Lederjacke, ein Oberteil aus EINEM Stück, und wir können schon fast über einen Dreier reden!"
"...Nein."
"Nein."
"Naaaah, ihr seid SOLCHE Parkverbotsschildbeachter."
Ellen schmunzelte und deutete auf eine hintere Ecke des Raumes. Haile zog Raoul in die Richtung, wo tatsächlich eine weitestgehend gut erhaltene Lederjacke hing, sowie einige ganz normale Männershirts. Auch hier war alles penibel sauber und ordentlich. Haile hüpfte auf einen der Schreibtische und blickte den jungen Dieb erwartungsvoll an. Der drehte sich um, zögerte kurz und zog sich dann sein wirklich zerstörtes Oberteil über den Kopf, den Rücken zu Haile gedreht.
"...!"
"...Wie gesagt, Georgina ist echt eine Bitch."
"...!"
"Die anderen "wichtigen" Familienmitglieder von euch wurden immer verschont, aber ich kann ja meine Klappe nicht halten"
Er warf Haile einen schüchternen Blick über die vollkommen vernarbte Schulter zu, ihre Reaktion abwarten.
Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Sie kannte Folterungen. Sie kannte die La Valettes. Sie kannte Georgina.
"...Sie hat mich nichtmal den Helden spielen lassen. Immer, wenn ich meine Ration mit einem der anderen geteilt habe und erwischt wurde, hat sie mich ganz allein eingesperrt. Und so lange mit dieser Gerte bearbeitet, bis ich nicht mehr konnte."
Sein Rücken war über und über mit langen, gerade Narben übersäht, Striemen von Peitschen, Schnitte, Gertenschläge. Hailes Hand ballte sich zur Faust.
"..."
"...Lass nachher was von ihr übrig. Für mich."
"...Versprochen."
"Und, was sagt ihr?"
Ellen schaute die Puppe mit großen Augen an, Haile strahlte über das ganze Gesicht und Raoul hatte in seiner brandneuen Lederjacke die Arme verschränkt und starrte Kerosa mit einem ungläubigen Ausdruck an.
"Wie hast du das gemacht? So schnell?"
"Betriebsgeheimnis!"
"Das ist...wirklich beeindruckend."
Haile, keine Frau großer Worte, hatte die Distanz von wenigen Schritten überwunden und die Arme um Kerosa geworfen und drückte sie eng an sich.
"Jetzt probier erstmal an, husch!"
Es passte. Es war unfassbar. Haile drehte eine kleine Pirouette im Raum und breitete grinsend die Arme aus. Aus einem schwarzen Tanktop, einer einfachen schwarzen Hose, goldenen Metallteilen und meterweise weißem Stoff hatte die Flameriderin ein kleines Kunstwerk geschaffen.
"Und du kannst darin kämpfen?"
"Du hättest sehen soll, wie sie so einen fetten Oschi zerlegt hat in dem alten Fetzen, und da ist viel mehr Stoff durch die Gegen geflogen."
"...!"
"Mh, Kerosa, was mir einfällt, du wolltest Gesichtsfarbe? Und...ich denke, ich habe da etwas für dich."
Die ehemalige Domina lächelte geheimnisvoll und barg dann ein rot-orangenes Kleid aus einer Schublade.
"Du bist eine Flamerider, oder? Das ist einer meiner...ähm...Prototypen. Aber die Farbe passt du dir viel besser."
Kerosa quietschte kurz auf und sprang Ellen dann ganz und gar unzeremoniell an
"So, noch hier ein bisschen, und deine Schwester wird sich EINPISSEN."
"...Sicher, dass das gesund ist?"
"EINPISSEN WIRD SIE SICH!"
Mit einer Mischung aus schwarzem Staub und ein wenig Öl pinselte Kerosa Haile neue Zeichnungen aufs Gesicht. Ellen hatte irgendwo noch goldenen Staub und einen Pinsel aufgetrieben, und vervollständigte ihr Kunstwerk auf dem Gesicht der Tochter des Tages mit filigranen Linien. Beide Frauen standen wieder auf und betrachteten die Kriegsbemalung von Haile.
"Perfekt."
"Perfekt!"
Kerosa gönnte sich ebenfalls die volle Dröhnung. Sie bemalte ihre komplette obere Kopfhälfte mit der schwarzen Mischung, betonte ihre Brandnarben noch etwas stärker und grinste sich dann selbst in Ellens Spiegel an.
"Sind die Damen fertig?"
"...!"
16.11.2015, 14:56
Lynx
Evi kauerte hinter irgendeinem Gebüsch, dessen fast würziger Duft ihr in die Nase stieg. Sie hatte es nie besonders gemocht, sich irgendwo in den Wäldern versteckt zu halten, es gab einfach viel zu viele Spuren, die man hinterlassen konnte und überall raschelte und knackte es. Und es gab nichts, womit man sich vernünftig tarnen konnte, wenn man nicht im Vorhinein Vorbereitungen ergriff.
Wenn Seeker wirklich ihren Weg hierher finden würde, dann saßen sie ziemlich tief in der Scheiße. Verstecken würde sie sich vor ihr sicher nicht können, und die Wortgewandtheit, um ausgerechnet die Anführerin der Vultures tatsächlich von irgendetwas abzuhalten, besaß sie nun wirklich nicht.
"Glaub‘ mir, Snare, ich habe etwas gesehen“
Der Taucherin setzte fast der Herzschlag aus, als sie tatsächlich eine Stimme hörte. Sie klang nach einem eher jungen Krieger, allerdings nicht nach einem Kind. Wahrscheinlich und bei ihrem Glück war es ein muskulöser Kämpfer in seinem besten Alter. Und er war nicht alleine.
"...aber jetzt folge mir und halte dein Messer bereit, es wird Zeit, jagen zu gehen."
Fabelhaft, absolut fabelhaft.
Hektisch brach die Taucherin ein paar Zweige ab und versuchte, offensichtliche Fußspuren in die weiche Erde zu treten. Es war nicht sonderlich schlimm, wenn sie Geräusche machte, sie wollte diese Typen ja zu sich locken. Trotzdem bemühte sie sich um ein bisschen Vorsicht, wenn sie zu früh bei ihr waren, hatte sie schneller ein Messer im Rücken als sie realisieren konnte.
Evi wusste, wie offensichtliche Spuren aussahen und hoffte inständig, dass ihre konstruierten auffälliger waren als die, die Pray oder Blades vorhin hinterlassen hatten.
"Hey, hörst du-", sagte nun die zweite Stimme, die von einem leisen "Shhhh." unterbrochen wurde. Evi hielt die Luft an. Hatten sie sich in ihre Richtung gewandt? Sie hoffte es inständig.
Kurzerhand streifte Evi noch einmal mit voller Absicht einen dichten Strauch und fasste dann den Ast eines Baumes ins Auge, der nicht allzu schwierig zu erklimmen schien. Trotzdem, gerade bei etwas Unebenem und Rutschigem wie einem Baumtamm tat sie sich etwas schwerer, aber sie hatte genug Kraft in den Armen, um damit ein bisschen etwas wett zu machen.
Sie musste sich zusammenreißen, nicht laut zu keuchen, als sie sich auf den Ast zog. Aber es war nicht nur jetzt praktisch, sondern eventuell auch für weitere Störenfriede, die man von da oben sicher schneller erspähen konnte.
Von dort konnte Evi nun jedenfalls sehen, wie sich etwas in die Richtung zu schleichen schien, wo sie gerade noch auf festem Boden gestanden hatte. Gut. Jetzt musste sie diese beiden nur noch überzeugen, dass sie auf jeden Fall weit weg vom See ihre Beute finden würden.
Sie brauchte jetzt etwas Glück. Also war es wohl wirklich an der Zeit, das Ding endgültig loszuwerden.
Evi hielt den Korkenzieher in ihrer Hand und legte den Kopf schief. Wenn sie mit viel Kraft werfen würde, würde das Ding vielleicht gleich mehrere, aufeinanderfolgende Geräusche machen, während es durch Laub und Äste flog. Hoffentlich klang das nicht zu auffällig nach etwas, das geworfen wurde.
Ohne weiteres Zögern - die beiden Vultures waren anscheinend schon gefährlich nahe an ihrem Baum - schleuderte sie den Gegenstand, den sie irgendwann als ihren offiziellen Glücksbringer auserkoren hatte, in die Finsternis. Er musste ihr nur dieses eine Mal noch Glück bringen. Für Pray. Und eine verlorene Seele.
Und wenn das Teil sich als so nutzlos herausstellen würde, wie es im tatsächlichen Gebrauch meist gewesen war, konnte sie immer noch mit einem Kampfschrei von diesem Ast springen und
vorgeben, dass sie ebenfalls auf der Jagd nach etwas war. Irgendwie würde das schon klappen.
16.11.2015, 15:41
Daen vom Clan
„Wo ich sein werde, Liebster?“, sagte Slyvia sanft und legte ihm eine Hand auf den Arm.
„Dort, wo ich gebraucht werde. Und das wird nicht nur weit hinter den feindlichen Linien sein.“ Frank starrte sie an, das hatte er befürchtet.
„Die Welt ist zu dunkel und die Aufgabe zu wichtig, um mich heraus und in Sicherheit zu halten. Ich weiß, Jemand MUSS auf die Kinder aufpassen, aber das sollte nicht die Ehefrau des Mannes sein, der für Schutz und Sicherheit zuständig und im Grunde der Stellvertreter von Wingman ist. Die Menschen werden tratschen und das wird dir nach hängen. Das Lazarett kann überrannt werden, wenn die Stellungen nicht halten, die Kinder sollten also weit hinter den Skypeople liegen, noch ferner von der Schlacht. Ich würde Talia mit der Aufgabe der Kinder betrauen und mich entweder beim Lazarett der Skypeople einfinden oder zusammen mit den anderen Bewohnern den Schutzgürtel um das Forschungszentrum verstärken. Doch in beiden Fällen brauche ich eine Waffe. Und darum bitte ich dich nun.“, sagte sie noch immer sanft, doch bestimmt und man sah ihr an, dass sie natürlich furchtbare Angst hatte, doch ihm zuliebe Stärke mimte.
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Zischend verschwand der Korkenzieher in den Büschen und ließ diese rascheln, ehe er mit einem deutlich hörbaren Laut gegen einen Baum prallte.
Sofort verschwanden die Geräusche aus ihrer Richtung und man konnte hören, wie die beiden Jungkrieger sich rennend durch das Unterholz bewegten, dabei selbst recht laut und auffällig waren, so dass sie sicher sein konnte, dass sie sich entfernten.
Und dann hörte sie wieder Stimmen: „Ooooho, ein Augenstecher!“, sagte eine bewundernde Stimme fröhlich und sie konnte sich vorstellen, dass ihr Korkenzieher einen neuen Besitzer gefunden hatte. „Wärst du nur bei den Kindern geblieben…“, sagte die andere Stimme spöttisch „…das ist keine Waffe, das wird benutzt, um alte Flaschen zu öffnen, jedes Küken weiß das. Und jetzt denk nach – wenn so ein Teil hier liegt, dann ist das Mädchen, das du gesehen hast, wahrscheinlich einfach nur eine kleine schwache Siedlerin und keine Kultistin. Selbst die Fußspuren passen perfekt dazu. Wie kannst du mit so wenig Auge nur im Sumpf so lange überlebt haben? Als ob die große Schlange dich hat leben lassen, damit du uns erheiterst.“
Beide lachten und wandten sich dann zum Gehen um, darüber fabulierend, wie viele der Siedler wahrscheinlich noch niemals sich in der Umarmung eines Kriegers befunden hatten…
Evi lauschte noch einen Augenblick in den erwachenden Morgen hinein und konnte in der Umgebung keine Geräusche mehr ausmachen, die Gefahr war gebannt.
Und als sie dann zurück schlich und wieder bei Pray und Blades angekommen war, sah sie Beide einträchtig dort sitzen. Blades war vollkommen durchnässt, Pray nur bis zur Hüfte, sie mussten dieses Ritual der Taufe also durchgeführt haben und nun las er ihr aus der Bibel vor.
Das Mädchen, das nun im Schneidersitz vor dem Priester saß, sah noch immer schwach aus, doch die alles vernichtende Verzweiflung in ihren Augen war einem hoffnungsvollem Schimmern gewichen.
Blades hatte Hoffnung geschöpft. Besser konnte die Moral nur noch sein, wenn die Beiden sich nicht trennen würden, so zumindest ein Gedanke von Evi.
16.11.2015, 16:10
wusch
Frank nickte. Mit diesen Worten hatte er gerechnet. Er konnte ihre Angst sehen, wusste aber auch, dass sie ihren Teil leisten wollte und nicht nur untätig herum sitzen während er sich in die Schlacht stürzte. Mit seiner noch freien Hand fuhr er ihr sanft über die linke Wange. Du weißt das ich Angst habe dich und Thomas erneut zu verlieren und euch deshalb am liebsten so weit wie möglich von der Schlacht wegschicken möchte. Silvia öffnete bereits den Mund und wollte zu einer Erwiederung ansetzen, als er ihr mit einer Geste gebot, noch einen Moment mit ihrer Antwort zu warten. Doch ich schätze deine Meinung und weiß, dass ich dich nicht in Watte packen kann. Wenn du es wirklich möchtest, dann kannst du es machen. Ich bin stolz das du so denkst, ganz ehrlich. Wenn ich Wingman wäre, dann würde ich jetzt höchstwahrscheinlich vor dir salutieren. Und was die Pistole angeht... sagte er mit ehrlicher Bewunderung und begann bei den letzten Worten an seinem Gürtel herumzufummeln und löste die Pistole samt Holster schließlich und übergab ihr beides. Hier hast du. Das gute Stück hat mich in über 20 Jahren nie im Stich gelassen und da es schließlich die Waffe ist, an der ich dich ausgebildet habe, dürftest du ja sehr gut damit klar kommen. Sie haben hier auch noch andere Pistolen, also werde ich sicher ohne größere Probleme an eine heran kommen, für dich hier jedoch nur das beste. sagte er dann mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der keinen Wiederspruch duldete, auch wenn er sich zugegebenermaßen seltsam nackt ohne seine Pistole fühlte. Er hatte bis jetzt jeden Kampf mit ihr ausgefochten. Auch in dieser Schlacht würde sie wieder gute Dienste leisten und Menschen für den Zombies und Kultisten schützen, wenn auch nicht in seiner Hand. Nur damit du es weißt, du musst es nicht mir zuliebe machen. Ich gebe nichts auf das Gerede der anderen.
16.11.2015, 16:20
Mephista
Noch immer starrte Léo auf die Stelle, von der Seeker von der Nacht verschluckt worden war.
Es würde kein nächstes Mal, kein Wiedersehen mit ihr geben. Diese Gewissheit legte sich bleiern schwer zusammen mit der zukünftigen Verantwortung ihre Schultern. Der Punkt ohne Rückkehr war nun endgültig überschritten.
Léo sah wieder Voodoo an, der sehr schnell mit seinen Empfindungen schalten konnte, wie ihr schien.
"Wenn wir schon nicht unser Leben opfern können, dann werden wir morgen der gefiederten Schlange so viel von unserem Blut und dem unseres Feindes opfern wie möglich. Außerdem Seeker und den tapferen Kriegern des Clans zu Ehren, damit wir ihres Erbes würdig sind...“
Ihr Rucksack wurde fester über die Schulter gezogen.
"Wir sehen uns morgen Abend...“
Sie versuchte, alles an Entschlossenheit und Zuversicht in diesen Satz zu legen. Noch wartete sie die Reaktion seinerseits ab, dann lenkte sie ihre Schritte langsam zurück zum Bunker.
Es galt, sich für die Schlacht fertig zu machen.
Die Nacht hatte ihren schwärzesten Punkt erreicht.
Also würde die Morgendämmerung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Léo musste sich beeilen. Die Müdigkeit ihres Körpers ignorierte sie einfach, es gab viel zu viel, was sie noch tun wollte und es war viel zu wenig Zeit selbst dafür. An Schlaf war nicht zu denken.
Der Bunker kam immer näher, als sie drei Personen ausmachte, die sich gerade von diesem fortbewegten.
An ihren Kleidern konnte sie sie nicht erkennen, so gemahnte sie sich zur Vorsicht.
Im Näherkommen vernahm sie das unverwechselbar „zarte“ Stimmchen ihrer allerbesten Freundin Kerosin.
Die absolut fürchterlich aussah. In jeder Definition. Aber sie sah aus wie eine Flameriderin, das musste man ihr lassen.
Der Typ neben ihr in einer neuen Lederjacke schien Hailes Macker zu sein, nebst Haile selbst, die...
...
Léo blieb stehen. Selbst aus der Entfernung war ihre Hermana eine beeindruckende Erscheinung, weißer Stoff, goldene Akzente aus Metall, sie schien wie aus einer anderen Welt.
In ihr haderte es, ob sie sich einer Konfrontation mit den dreien überhaupt ausliefern sollte. Auf zwei der dreien war sie überhaupt nicht gut zu sprechen, doch gleichzeitig hatte sie sich wahrscheinlich bei allen dreien verschissen. Gerade bei Haile aber ging ihr das nicht komplett am Arsch vorbei.
Na wunderbar.
Normalerweise würde sie auf Zeit spielen, irgendwann renkte sich sowas wieder ein, doch genau das war das eine, was sie nun nicht mehr hatte.
Sich wappnend stieß sie ihren Atem kraftvoll aus, dann stapfte sie ihnen entgegen.
"Haile! Kerosin! Ravioli!“
Ihr lag eine ehrliche Bemerkung über die Aufmachung des Trios auf den Lippen, doch sie verkniff sich diese zur Abwechslung mal. Sie drehten sich um, sahen sie an. Nicht gerade begeistert.
"Ich möchte eigentlich nur...naja, im Prinzip ein Vier-Augen-Gesprächs....dingens mit Haile...“