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Der alte Mann, Dankwart, schien nicht weiter daran interessiert zu sein, von seiner Vergangenheit zu erzählen. Marina seufzte leise. Diese Wanderer waren nicht so vielversprechend wie erhofft. Doch immerhin schien Libra eine recht angenehme Gesellschaft zu sein. "Was meint Ihr, meine Liebe?", sprach Marina diese an. "Ich selbst war gestern Abend zu erschöpft von der Reise und sicher habt auch ihr heute Morgen noch nicht allzu viel von der Stadt gesehen. Möchtet Ihr vielleicht gemeinsam mit mir einen kleinen Rundgang durch Düsterburg untenehmen? Bestimmt gibt es hier einige schönen Orte zu sehen. Und wer weiß", fuhr sie fort, während ihre Augen plötzlich zu leuchten begannen. "Vielleicht gint einer der reichen Herrschaften in nächster Zeit eine abendliche Gesellschaft. Ich habe bei solchen Gelegenheiten schon das ein oder andere Mal ein Stück zum Besten geben dürfen und konnte mich so unter die Leute mischen. Ich kann Euch sagen: Nirgends bekommt man solch haarsträubende Dinge zu hören, wie auf diesen Bällen. Intrigen, heimliche Liebschaften, Familiendramen... ich würde die Feder nie wieder absetzen können, würde ich all das dort Gehörte zu Liedern verarbeiten!"
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"Oho, ich denke, ihr habt mir viel zu erzählen" sagte Libra, stand auf und hakte sich bei Marina unter. "Ich denke, es gibt so einige Dinge, auch aus Königsberg, die mich dann doch schon sehr interessieren...Also, man hört ja so einiges von den Dächern pfeifen, und was bietet sich da mehr an, als so ein kleiner Spaziergang. Außerdem, es kann ja nie schaden, wenn wir Frauen uns ein wenig die Stadt ansehen." Sie kicherte kurz leise und schaute sich nochmal in der Taverne um. Der mysteriöse Fremde war schon verschwunden, nun waren da nur noch die Männer aus dem Dorf, und die konnten sich dann ja Grandys grandiose Geschichten anhören. "Hey, was ist eigentlich mit dem Rührei..." hörten sie noch Grandy stammeln...Aber er blieb mitsamt Dankwart und dem Mann aus der Stadt zurück und konnte nur noch ihrem wogenden Mantel hinterhersehen.
"Oh ja, ich habe gehört, um diese Zeit sieht man hin und wieder die Dame der Stadt, Frau von Busch, mit der Hausdienerin flanieren. Wie ich schon sagte, man hört ja so einiges, über ihren Vorbau, und diese ganze Art, ihr wisst schon..." Marina seufzte. "Stoff für hunderte Lieder. Aber vielleicht können wir einen Blick auf sie werfen. Das wäre sicher...."
"...spannend." vollendete Libra den Satz.
Die beiden Frauen gingen auf die Tür zu, als Julie laut bellte und schwanzwedelnd hinter den beiden Frauen herlief.
Als sie ins Sonnenlicht traten, bemerkte Libra erst, wie schön das kleine Städtchen war. "Also, wollen wir vielleicht erstmal ein bisschen die Gegend betrachten, das kann sicher nicht schaden." Gerade als sie um eine Ecke, nicht weit vom "Polierten Panzer" bogen, sahen Libra und Marina die wohlfeine Frau von Busch (die war ja nicht zu übersehen, sie trug ihre Nase so hoch, dass es nur am Wetter lag, dass es nicht hereinregnete) und ihre Hausdienerin.
"Also, so schlimm sieht die Dienerin ja nicht aus" meinte Libra noch...- ein wenig enttäuscht.
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Leonardo ging zu seinen fenster und sah 2 personen da stehen und angucken und gingen auch wieder.
Er wollte mal nach draussen und ging richtung verlassenes schloss um nach den unterlagen vom alchemisten von drachenfels zu suchen der damals vor 3 jahrunderten bei der werwolfplage von düsterwald hier wohnte das vor nen jahrhundert wieder aufgebaut wurde.
Er suchte nach den geheimen raum wo er seine unterlagen hatte, er suchte und suchte und fand den eingang zum geheimen raum auch.
Unten fand er den stein der weisen und die unterlagen die er dringend brauchte, er nahm alles was er finden konnte an sich und ging wieder zu seiner villa um die gefundenen unterlagen zu studien.
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Während Edmond langsam durch die breiten Straßen umherwanderte, verfolgte er gespannt das rege Treiben um ihn herum. Es wimmelte von emsigen Handwerkern, Fuhrleuten, spielenden Kindern und grimmigen alten Ehepaaren, die skeptisch in die Zukunft blickten. Zu recht? Auch wenn er selbst stets auf der Hut war vor den kriminellen Umtrieben dieser Stadt,so befand Edmond dennoch voller Zuversicht, dass sich Düsterburg auf dem besten Wege befand, sich endlich einen redlichen Namen unter seinen Konkurrenten zu machen, allen voran dem unübertroffenen Tor zur Welt, Königsberg. Noch konnte Düsterburg den Neuankömmlingen dieser Zeit noch nicht allzu viel an Sehenswürdigkeiten bieten, doch dies sollte sich seiner Meinung nach rasch ändern.
"Freilich...", dachte sich Edmond laut, "...benötigt eine Stadt wie diese eine starke Hand, mit der sie geführt wird, um wachsen und gedeihen zu können. Noch wird sie vom eisernen Griff des hiesigen Adels umklammert gehalten, doch dem wird nun hoffentlich ein Ende gesetzt. Die Wahl zum neue Bürgermeister steht an und es darf nicht zugelassen werden, dass dieses hochnäsige Pack weiterhin den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt die Steuern diktiert. Ich spüre den Keim des Wandels, einer neugewonnenen Freiheit, gar ein Sturm, der schon bald alle Menschen hier erfassen und mit sich reißen wird. Schon der Umstand, dass selbst die niedersten Mägde dieses Mal zur Wahl stehen, sollte für uns ein Zeichen des Aufbruchs sein.
Und doch, sie scheinen überfordert zu sein, mit den neuen Möglichkeiten, die ihnen diese Freiheit bietet. Könnten solche Menschen tatsächlich zu Herren einer ganzen Stadt werden? Aber nein, das einfache Volk versteht nichts von Wirtschaft und Finanzen, geschweige denn von Politik oder Diplomatie. Wo sind sie, die Männer der Tat, noch unbefleckt vom Rad der Zeit, und doch von edlem Geschlecht, die in der Lage sind, dieser Stadt zu neuer Blüte zu verhelfen? Noch liegt Vieles im Argen, doch dies wird sich schon bald ändern, wir müssen nur die Gunst der Stunde ergreifen, und wenn ich selbst das Schicksal Düsterburgs in die richtigen Bahnen lenken muss!"
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Nach einem langen Gespräch mit Talis, währendem Grandy seine Kaninchen-Felle, von denen er insgesamt drei verkaufen konnte und auch selbst Werkzeug kaufte um seine Ausrüstung samt Schwert in Form zu halten, erfuhr er auch, dass ganz in der Nähe ein Hotel sein, wo man günstig übernachten könne. Talis empfahl ihm, seinen Namen zu erwähnen, er und der Hotelier schienen alte Bekannte zu sein. Nach ihrem Geschäft gaben sich die beiden Männer kräftig die Hand und der Kaufsmann setzt sich an einen Tisch gleich nebenan und bestellte sich irgendwas.
Libra und die Sängerin Marina hatten sich entschieden, etwas spazieren zu gehen, ein genaues Ziel hatten die beiden, von dem was Grandy ausmachen konnte nicht im Kopf. Sein Blick fiel auf Marinas Teller, den Rühreiern die sie fleißig verschlungen hatte, samt drei leer getrunkenen Gläsern Bier.
„Hey, was ist mit dem Rührei und dem Bier! Das muss sie noch zahlen!“ rief Grandy ihnen hinterher, doch die beiden waren Weg. Grandy wollte hinterher doch der Wirt kam dazwischen.
„HEY! Hier müssens noch zahlen.“ Er hielt ihn beim Arm.
Sie waren nicht arm, aber ihre Reise-Kasse konnte doch nicht durch die Kosten anderer geleert werden! Grandy versuchte mit dem Wirt zu verhandeln.
„Natürlich.Hier die Kosten für drei Hackbraten und fünf Bier.“
"Was? Und wär zahlt für das was dieses Mädel, dies' Sängerin gezahlt hat?"
"Aber, guter Herr. Ihr könnt doch nicht von uns erwarten, für die Kosten anderer aufzukommen. Wir drei, das heißt ich, mein Begleiter hier" er wies auf Dankwart" und meine Gefährtin, also die rothaarige, haben gezahlt."
Doch der Wirt ließ sich nicht darauf ein. Er wollte sein Geld.
"Ihr habt g'meinsam gefressen und jetzt wird auch g'meinsam gezahlt! Um mei Geld lass ich mich nicht betrügen, wer weiß wo diese beiden Dirnen jetzt sein!"
"Ich nennt meine Libra eine Dirne?!" Grandy zog sein Schwert aus der Scheide. "Das nehmt ihr zurück!"
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Elly hörte laute Stimmen aus dem Schankraum und eilte aus der Küche. Da stand ihr Vater und stritt mit den Fremden. Sie ging näher und sah das der Fremde ein Schwerz auf ihren Vater richtete. Ohne nachzudenken, stürzte sie sich zwischen die Beiden.
"Hört sofort damit auf! Ist es das, was Sie Gastfreundschaft nennen? Zuerst speisen sie hier und dann greifen sie meinen Vater an!"
Elly war nicht mehr zu bremsen.Sie würde alles tun, um ihren Vater zu verteidigen, schließlich war er ihre Familie.
"Verlassen Sie auf der Stelle dieses Haus!"
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Das Zimmer war tatsächlich sehr gut ausgebaut, es war nicht perfekt, aber eines Adligen durchaus würdig. Rowan sah sich alles in Ruhe an, legte all seine Waffen, Teebeutelchen, Geldbörsen und ein goldenes, zugeklebtes Amulett in die passenden Behältnisse, setzte sich an den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, nahm sich ein Blatt Papier, sowie Feder und Tinte und begann einen Brief zu verfassen.
"Werter Kunibert,
jene Einladung war letztlich nur ein Irrweg. Ein Irrweg, der mich in einer Stadt enden lies, die reichlich seltsam Volk zu beinhalten scheint. So schicke er sobald eine Kutsche, alsdann diese mich aus dieser, die den Namen Düsterburg trägt, holen und zurück nach Britannien soll. Desweiteren besorge er eine Möglichkeit der Überfahrt über den großen Teich und schicke er außerdem eine Nachricht an die Gebliebenen, sodann sie jenen Boten bestrafen, der diesen Irrweg verschulde.
Mögen deine Taten ihr Ziel finden,
Graf Rowan von Fiddleburg"
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Dankwart erschrak bei dem Anblick der sich ihm dort bot, er wusste, dass sein Begleiter ein hitziges Temperament hatte... auch wenn es gegen das von Libra wie eine Tundra wirken mochte.
"Grandy!" Sein Blick war geradezu ermahnend und erzieherisch zugleich "Wir sind hier nicht auf einem Schlachtfeld, steck das Schwert weg." Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, kurz wirkte Dankwart noch wütend, doch den Falten die sich in seiner Stirn furchten wichen bald einem relativ entspanntem Ausdruck, schnell schob er sich an die drei Gestalten heran, griff seinem jungen Begleiter an die Schulter und schaute zu dem Wirt und seiner Tochter, sprach in einem ruhigen Ton zu ihm "Verzeiht es meinem Freund, er ist manchmal sehr stürmisch, er ist die derbe Ausdrucksweise wohl nicht so sehr gewohnt... natürlich zahlen wir die Zeche, unser Geldbeutel wird danach keinerlei Mangelerscheinungen aufweisen..." kurz scherzte der alte Mann, schmunzelte und blickte dann wieder etwas ernster "...wenn ihr mich kurz mit meinem Freund entschuldigen würdet..."
Ohne eine Antwort abzuwarten griff Dankwart ein wenig fester an die Schulter Grandys, zog ihn nur ein paar Schritte zurück, wendete sich von den beiden ab und flüsterte seinem Begleiter ans Ohr "Grandy... das bringt nichts! Manche Menschen haben eine derbere Ausdrucksweise, kein Grund gleich zur Waffe zu greifen. Erinner dich, wir sind neu hier, kennen niemanden... sich gleich Feinde zu machen ist unserer Aufgabe nicht dienlich, wir wollen helfen, nicht aus der Stadt gejagt werden... und jetzt unterhalten wir uns nochmal ruhig mit den beiden, einverstanden?"
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Sven öffnete die Tür des Rathauses und führte einen Teil der Kälte herein, welche sein Geist seit Jahren mit sich schleppt. Etwas ruhiger und mit gefassten Nerven trat er an den Tisch des Sekretärs heran. Er versuchte beim Sprechen einigermaßen höflich und nicht allzu grob zu wirken: "Ich bin bezüglich der heutigen Wahl des Bürgermeisters hier, Herr Wenning..."
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Nachdem der ältere Herr den Mann, Grandy, zurückgezogen hat, drehte sich Elly zu ihrem Vater um und schaute ihn böse an.
"Ich kenne dich gut,Vater und weiß, dass du durchaus eine Mitschuld an dieser Situation trägst. Du hast bestimmt etwas unhöfliches gesagt, oder?" Elly seufzte und holte tief Luft, um danach mit ihrer Rede fortzufahren.
"Am besten wäre es, wenn du jetzt nach hinten ihn die Küche gehst und das Ganze hier mir überlässt."
Ihr Vater schien seinen Fehler einzusehen, aber war noch nicht bereit, dies zuzugeben. Nach einen zornigen Blick zu den Fremden drehte er sich um und ging weg. Elly war froh, dass er kein Theater gemacht hatte, aber sie wusste, dass sie sich später den Zorn ihres Vaters ausgesetzt sehen würde. Sie hatte ihn zu sehr gekränkt und dies auch noch vor Fremden.
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"Hmm...", murmelte Marina leise. "Das hier ist nicht die, die ich gestern gesehen habe. Die wirkte etwas älter und hatte schwarze Haare - unerhört kurze, wie ich bemerken möchte!" Sie betrachtete das junge Dienstmädchen etwas genauer und fügte dann hinzu: "Wenn ich mich recht erinnere, trug sie eine andere Uniform..." Dann blickte sie mit einem kleinen Lächeln wieder zu Libra. "Aber ich bin sicher, dass ein kleines Schwätzchen mit den beiden dennoch untehaltsam sein könnte. Die junge Frau von Busch scheint ja sehr von sich überzeugt zu sein - und solche Menschen erzählen manchmal mehr, als sie eigentlich wollen." Marina war froh, gestern den Staub der Reise abgewaschen und heute Morgen ein besseres Kleid angelegt zu haben. Riche Frauen waren oft abweisend gegenüber weniger gut betuchten Leuten, aber so konnte Frau von Busch wohl kaum etwas an dem Äußeren der jungen Sängerin bemäkeln. Also trat sie mit Libra vor sie und sprach mit klarer, melodischer Stimme: "Seid gegrüßt, werte Frau von Busch. Mein Name ist Marina Glockensang, eine begnadete Sängerin, und dies ist Libra, welche aus dem großen Königsberg hierher reiste. Wir hörten schon vieles über Eure Person und sind sehr geehrt und erfreut, Euch nun einmal tatsächlich zu begegnen." Freundlich lächelnd, betrachtete sie das Gesicht der jungen Dame und hoffte, eine gute Gesprächsbasis geschaffen zu haben.
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Es herrschte reges Treiben auf den Straßen Düsterburgs, was eigentlich nicht weiter ungewöhnlich war. Doch als Sophia von Busch und Selene eine Weile schweigend gegangen waren - so recht wussten sie mit der neuartigen Situation beide noch nicht umzugehen - stachen ihnen immer mehr befremdlich aussehende Gestalten ins Auge. "Ist heute ein besonderer Tag?" ,fragte Sophia in einem Tonfall, der deutlich machte, dass ihr etwas Wichtiges unmöglich entgangen sein konnte. "Nicht dass ich wüsste, Herrin." ,antwortete Selene ein wenig schüchtern, vor allem weil die beiden auch ganz offensichtlich nicht ungesehen blieben. "Düsterburg scheint ein beliebtes Reiseziel geworden zu sein." ,murmelte Sophia nun mit hochgezogenen Augenbrauen. Es war offensichtlich, das viele der Gesichter hier völlig neu waren, und vor allem ungewöhnliche Kleidung oder Haarfarben fielen sofort ins Auge. Vor allem eine junge Frau mit recht freizügigen, bunten Klamotten und schwarzblauem Haar erregten Sophias Aufmerksamkeit. Sie wurde offenbar von einer Frau mit feuerrotem Haar begleitet.
Als Sophia ihren Blick etwas weiter schweifen ließ, erblickte sie hinter scheinbar Unmengen von Fremden endlich eine bekannte Gestalt. "Komm, wir entfernen uns ein wenig von dem merkwürdigen Treiben hier." ,sprach sie zu ihrem Dienstmädchen, und schritt würdevoll und bemüht, sich nicht irritieren zu lassen, an den unbekannten Gesichtern vorbei.
Jedoch hatte sie nicht damit gerechnet, dass genau die beiden Frauen, die ihr schon aufgefallen waren, auf sie zutreten würden. Etwas irritiert musterte sie Marina und Libra. "Oh, sehr freundlich." ,brachte sie in ihrer Verwunderung hervor, doch sie fing sich schnell wieder und räusperte sich leise. "Mir scheint Ihr seid nicht die einzigen Reisenden hier. Gibt es besondere Gründe, warum dieser Tage alles nach Düsterburg strömt?" ,fragte Sophia die zwei Damen durchaus freundlich, doch ihr Blick war leicht abgelenkt. Sie sah, wie Edmond Dantés im Hintergrund verschwand, und bedauerte dies ein wenig. Es war schon eine Weile her, dass sie ihn gesehen hatte, Sophia teilte mit Edmond das Interesse an Büchern, er war vornehm und wusste sich in Gesellschaft zu benehmen. Ebenso schien er nicht mit Armut gestraft. Dies reichte, um an manchen schönen Nachmittagen mit ihm ein Schwätzchen zu halten. So gesehen war er wohl das, was einem Freund der Familie recht nahe kam.
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Eine Weile hielt sich Edmond auf dem hiesigen Marktplatz auf, welche heute geradezu aus allen Nähten platzte. Da er nun wirklich keine Lust hatte, sich durch die ganzen Massen zu drängen, umrundete er den Platz schnellen Schritts und ließ die Händler ungesehenen Auges zurück, während er selbst nach einiger Zeit noch sowohl ihre lauten Rufe hören konnte, die die neuste Waren zum Besten gaben, als auch die der ungeschickten Käufer, welche absolut kein Talent im Feilschen besaßen.
Rasch erreichte Edmond das Comptoir am Hafen und alles schien so auszusehen, wie er es beim letzten Mal zurückgelassen hatte. Die Hafenarbeiter schleppten Kisten und Fässer voller Gewürze und anderer Waren ins Lager hinein und man hatte das Gefühl, dass die Menschen beim Anblick des jungen Graf geradezu besonders fleißig in die Hände spuckten. Der Lagerverwalter hatte nicht viel Neues zu berichten, er listete wie gewohnt die An- und Verkäufe der letzten Tage auf und hob stolz den erzielten Gewinn hervor. Edmond hatte vollstes Vertrauen in diesen doch etwas in die Jahre gekommenen Herrn, seine Worte zeugten stets von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und mit seinem Händchen für die richtigen Geschäfte konnte Edmond in Ruhe zusehen, wie sich sein Reichtum quasi von selbst vermehrte. Nicht dass er nicht ohnehin schon genug gehabt hätte, doch Edmond ließ es sich im Gegensatz zu den anderen Adligen nicht nehmen, die Armen dieser Stadt zu unterstützen, indem er von den Gewinnen regelmäßige Nahrungsausgaben finanzierte und mit Spenden den Ausbau der sanitären Einrichtungen und der Heime für Waise und Obdachlose vorantrieb.
War es wirklich nur der Sinn für Wohltätigkeit und Altruismus, der Edmond zu solch einer Großzügigkeit trieb, wo er doch eigentlich nicht allzuviel darauf hielt, Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen? Vermutlich nicht, vielleicht wollte er damit aber auch einfach nur aufzeigen, dass Vermögen vielmehr verpflichtet als erdreistet, wie es manch anderer aus höherer Schicht wohl verstanden hatte. Und tatsächlich, sein Streben nach Fortschritt bedurfte vieler starker Hände und einer breiten Unterstützung, die er am ehesten mit den Sympathien der einfachen Leute gewinnen konnte, welche gewiss nicht weiter darüber räsonieren würden, welche Ambitionen hinter Edmonds Kalkül stecken könnten...
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Nach Dankwarts Eingriff war die Lage wieder entspannt. Grandy hatte seine Klinge sofort wieder eingesteckt. Er schämte sich jetzt auch etwas dafür, aber er war noch zu aufgeregt und, eigentlich auch zu stolz, um das zugegeben. Er und Dankwart wandten sich wieder dem Wirt zu, der nach einem Gespräch mit seiner Tochter, die die Sache selbst regeln wollte, hinterm Tresen verschwunden war.
"Ich entschuldige mich für meinen Ausrutscher, Fräulein. Als ihr Gast hätte sie nicht bedrohen dürfen, aber ... bei manchen Dingen habe ich mich nicht unter Kontrolle. Ich hoffe sie können mir verzeihen." Er wollte es dabei beenden, aber Dankwarts Blick erinnerte ihn daran weswegen der Wirt überhaupt angefangen hatte mit ihm zu streiten. Er seufste höhrbar. "Und wir werden auch für das Essen der Sängerin aufkommen."
Nach der Auskunft der Dame, die sich vorhin als Elly, vorgestellt hatte, gab Grandy ihr das Geld und so schnell war alles auch erledigt.
"Danke für deine schnelles Eingreifen, Dankwart. Ich hätte sicherlich bereut wenn ich in meiner Wut das heilige Gastrecht mit Füßen getreten hätte. Nun, sollen wir uns jetzt auf den Weg machen Libra und diese Sängerin .." der Gedanken an sie machte ihn wütend ".. zu finden oder sollen wir schon im vorhinein ein Zimmer für die Nacht auftreiben? Der Kaufmann von vorhin hat mir ein "Hotel" empfohlen, wo wir übernachten könnten."
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Seltsam. Seltsam, seltsam, seltsam! Rebeccas biss sich auf den Finger. Selbst der Wirt verfügte über keinen Schinken mehr. Über gar keinen. Wenn es sogar hier an Schinken mangelte, dann war irgendwas richtig faul im Busch. "Gestern war Donnerstag, heute ist Freitag und morgen ist Samstag...", murmelte Rebecca während sie grübelte. Ihre wogenden Gedanken wurden unterbrochen, als sie den Klang einer gezogenen Klinge vernahm. Noch während sich ihr Blick aufrichtete, lag ihre Hand schon an ihrer Hüfte, bereit um -
Das Dienstmädchen atmete tief durch und entspannte den Arm. Auch der Fremde, der sein Schwert blank gezogen hatte, schien eher unschlüssig als blutdürstig und lies die Waffe endgültig sinken, als sein tattriger Begleiter auf ihn einredete. Die Augen zusammenkneifend überlegte Rebecca. Einerseits waren Fremde eine Gefahr, besonders Fremde mit so schnell gezogenen Schwertern. Andererseits bot jede Gefahr auch eine Chance, selbst wenn sie noch nicht wusste, was für eine Chance. In ihrem Gedächtnis bohrte etwas. Es war doch fast schon Zeit. Nun, es konnte auf keinen Fall schaden, mit den Fremden zu reden. Die Aufgaben des frühen Morgens waren erledigt und die anderen Dienstmädchen, unter anderem Selen waren ja alle auf Bereitschaft. Ruhigen Schrittes bewegte das Mädchen sich zu dem jungen Mann mit braunen Haar. Bei näherer Betrachtung viel ihr auf, dass er dem Herren von Busch gar nicht so unähnlich sah. Entfernte Verwandschaft?
"Seid gegrüßt, werter Herr! Ich hoffe, dass ich Euch nicht belästige, aber mich regt der Wunsch zu erfahren, was Euch und Eure Begleiter in unsere Stadt brachte."
Das war ziemlich direkt und gerade aus und Rebecca hoffte, dass dieser Mann weit genug gereist war, um auf eigene Initiative sprechende Frauen zu akzeptieren. Sie spekulierte dabei auf die seltsame Nähe zu ihrem Herrn von Busch.
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Kaum war die Streiterei mit dem Wirt um die Bezahlung erledigt, kaum eine recht ... äh ... kokett gekleidete junge Frau auf Grandy zu. Sie starrte ihn seltsam an, als würde sie etwas erwarten.
Sie musste offensichtlich für einen reichen Herren der Stadt arbeiten, vielleicht als Dienstmädchen? Grandy glaubte sich zu erinnern, schon zuvor jemanden mit so einer Uniform gesehen zu haben, aber bei ihr sah es irgendwie anders aus, loser, vorallem an den rundungen herum. Auch fiel es Grandy recht schwer seine Augen nicht auf gewisse Stellen ihres .. NEIN! Libra würde ihn umbringen. Er konnte sich zwar nicht erinnern in welcher Art Beziehung er und Libra eigentlich genau gestanden haben, aber er fühlste instinktiv das er sich nicht auf so etwas einlassen sollten. Grandy konnte noch nie richtig mit Frauen reden, zumindest glaubte er das. Seine Amnesie hatte seine Eloquenz kaum gebessert.
"Meine Begleiter.. also .. äh.. d.das wären Dankwart hier, und Libra, die jetzt gerade nicht anwesend ist und wir sind in der Stadt, weil.. naja. wir hier sein müssen. Das glaub ich zumindest. Dankwart kennt sich da etwas genauer aus als ich. Er lebte ja mal hier. Vielleicht solltet mit ihm sprechen!", er wies auf seinen Gefährten, der selbst von der Dame etwas überrascht zu sein schien.
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"Gehen wir dann? Ich, äh, begelite sie noch ein bisschen auf ihrem Weg zum Antiquar."
Friedrich Miller erkannte, dass sich der junge Mann Rafael ein wenig überrumpelt fühlte. Es tat ihm leid, da er sich nicht ganz unschuldig daran fühlte, also beeilte er sich, Rafael zu Hilfe zu eilen. Zum Stand hin gewendet sagte er:
"Dir noch einen wunderschönen Tag, Ava. Ich hoffe, deine Waren verkaufen sich gut, aber vergiss über das Geschäft nicht, auch einmal etwas für dich zu tun. Wir sehen uns dann beim nächsten Markt, oder nach der Messe."
Dann machte er sich mit Rafael auf den Weg zum Antiquar.
Versöhnlich meinte Miller zu Rafael, der immer noch beschämt dreinblickte:
"Na jetzt beruhige dich doch. Sind doch alle schonmal ins Fettnäpfchen getreten, wie es so schön heißt. Ich selbst tu mich manchmal schwer mit der Erinnerung. Eins kann ich dir versichern - die Ava wird dir das nicht übelnehmen. Eine von denen, die gleich an die Decke gehen, ist sie nun wirklich nicht."
Für Miller war die Sache damit erledigt. Das Antiquariat hatten sie mittlerweile erreicht, doch Miller erkannte schon aus der Ferne, dass es geschlossen hatte. Forschen Schrittes ging er darauf zu und pochte an die Tür.
"Havelock? Havelock! Friedrich Miller hier. Ich komme wegen der Partituren."
Nichts rührte sich. Miller runzelte die Stirn und fluchte. "Himmel Herrgott nochmal, was ist das für eine Art, den Laden einfach geschlossen zu lassen. Keine Notiz, nichts! Dabei meinte ich noch zu ihm, dass ich gleich nach Ankunft seiner neuen Lieferung bei ihm vorbeischauen wollte. Wahrscheinlich steht der Halunke gerade da oben hinterm Fenster und lacht sich ins Fäustchen, dass er den Miller reingelegt hat. Na, das ist eine Art! Hätte ich je vorgehabt, heute für ihn zu stimmen, dann könnte er sich das aber jetzt abschmieren, könnte er."
Miller hatte sich ein wenig in Rage geredet, doch in diesem Moment stockte er und stöhnte dann. "Ach herrje, die Bürgermeisterwahl, richtig. Na, Rafael? Welchen der Halunken und Hochwohlgeborenen möchtest du mit deiner Stimme unterstützen? Ich denke gerade, dass ich vielleicht zuerst im Rathaus vorbeisehe, bevor ich meine restlichen Erledigungen mache, dann habe ich diese Komödie hinter mir."
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Dankwarts Schnurrbart erzitterte als er nun angesprochen wurde, fast hätte man meinen können seine dichte Gesichtsbehaarung würde sich über jedes Merkmal schieben, einzig ein kurzes husten und räuspern lies die Lippen hervorscheinen.
"Ja, ich lebte mal hier, sehr richtig und wir haben eine Aufgabe! Eine geradezu heilige Aufgabe! Aber... nur... also... bevor ich so herumposaune... also... soviel erzähle... ha..."
Der alte Mann wirkte völlig aus dem Konzept, er kannte Dienerschaften, aber sowas hatte er noch nie gesehen.
"Ja, also wir haben eine Aufgabe, nur fände ich es doch sehr indiskret und meinen Gefährten ungerecht gegenüber wenn ich ihnen bis jetzt noch nicht genau offen gelegt habe, was zu tun ist und es dann in einem Gasthaus herausbrülle, das wäre ein Vertrauensbruch und... ziemen würde es sich doch nicht. Nur soviel mag ich sagen, ich hörte die Gerüchte, erkannte die Zeichen und bin mir sicher, dass diese Stadt vielleicht schon bald Hilfe benötigt. Hilfe von Leuten die Grundwissen besitzen und anpacken können, Hilfe von ausserhalb, von Leuten die sich nicht zu sehr in dem Geflecht aus Bekanntschaften verfangen haben damit sie mit klarem Verstand denken können."
Dankwart redete und redete als wäre er ein Schauspieler der seinen Text übt, erst jetzt hoben sich seine Augenbrauen wieder an, die relativ weit geöffneten Augen, die gezwungen in eine Richtung schauen deuten darauf hin, dass der alte Adelige deutlich aus der Fassung gebracht wurde.
"Ausserdem fehlte mir der Polierte Panzer und sein Hackbraten, kennt ihr den Hackbraten, ich liebe den Hackbraten!"
Wieder wackelte der Schnurrbart nach links und rechts ehe sich Dankwart an seine Knollnase fasste und dann über den Bart strich.
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Nachdem Edmond den Arbeiten im Comptoir noch eine Weile zugesehen hatte, verabschiedete er sich freundlich vom alten Fritz und machte sich wieder auf den Weg, um sich einen eigenen Eindruck über die Stimmung in der Stadt dieser Tage zu verschaffen. Gerade als er hinter einer Ecke verschwinden wollte, erblickte er doch tatsächlich die junge Frau von Busch! Wie immer war ihre Mode äußerst chic und wie erwartet wurde sie von ihrem eigenen Dienstmädchen begleitet. Sie schien sich offensichtlich mit zwei anderen Frauen zu unterhalten, die Edmond leider nicht zuordnen konnte, und so ging er entschlossenen Schrittes langsam auf die kleine Gruppe hinzu, während er seinen Hut und die Beinkleider ordentlich zurecht rückte. Zum Glück wurde seine Gestalt erst wenige Meter vor seiner Ankunft bei den jungen Damen wahrgenommen. Wie lange schon hatte er die junge Sophia schon nicht mehr gesehen!
"Ah, ich kann meinen Augen kaum trauen! Die junge Frau von Busch gibt sich an einem so schönen Tage die Ehre, ich bin überglücklich, Euch zu treffen!" Edmond strahlte aufrichtige Freude aus und gab der Dame einen Handkuss, ganz wie es sich für einen Mann von Welt gehörte. "Wie ist es Euch die letzten Tage ergangen? Euer Mann scheint ja zutiefst beschäftigt zu sein, denn wie ich hörte, haben die Händler derzeit einige Lieferengpässe zu beklagen? Doch was rede ich da, gewiss wollt Ihr ihm nicht noch unnötig zur Last fallen und genießt ebenso wie ich das rege Treiben an diesem Tag. Wir haben wahrlich viele Neuankömmlinge zu verzeichnen, ich bin schon richtig gespannt auf den neusten Tratsch!" Mit einem freundlichen Lächeln wandte er sich an die anderen beiden Frauen und musterte sie eindringlich. "Und dazu noch in Begleitung von solch bezaubernden Schönheiten! Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Edmond Dantés, ein einfacher Graf, dessen unermesslicher Reichtum ihn nicht einmal mehr beglücken könnte, wenn er nicht die Ehre haben dürfte, die Namen dieser anmutigenden Persönlichkeiten vor ihm zu erfahren!"
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Ein wenig verwundert war Libra durchaus. Das Hausmädchen war also ein anderes, also hatte diese hochwohlgeborene Schnepfe mehr als eine Dienerin Soetwas aber auch! Natürlich schwang da auch ein wenig Neid mit, aber sie selbst sah das anders. Natürlich. Und dieser junge, hübsche Mann...naja, übel sah er natürlich nicht aus, aber aus sehr, SEHR unergreiflichen Gründen fühlte sie sich Grandy, ihrem Begleiter in den meisten Lebenslagen, recht...verbunden und stieg nicht auf die offensichtlich charmante Begrüßung ein.
"Oh, mein Name ist Marina Glockensang, und wie ich grade schon erwähnte bin ich eine fahrende Sängerin. Dies hier ist meine Bekannte Libra, und wir unternhemen gerade einen kurzen Spaziergang durch die Straßen ihrer wunderschönen Stadt." antwortete Marina für sie."Ihr gehört also auch zum bekannten Düsterburger Adel?"
"Nein, nunja, nicht direkt zumindest. Ich stamme aus einem Dorf...."
"Jaja, das etwas weiter entfernt ist, und wo niemand genau nachvollziehen kann, welche Adelstufe ihr innehabt." Sophia kannte diese Geschichte nur zu gut, wie oft schon musste sie ihren Freund vor den Lästereien und Schmutzgeschichten bewahren, die in Düsterburg grassierten.
"Nunja, man hört ja so einiges über den Düsterburger Adel..." setzt Libra an, "vor allem über den Umgang mit seinen Dienstboten."
Ja, sie hatte ein Problem mit Herrschaften, die sich so ein Leben erlauben konnten. Aber doch nur, weil sie den Freiheitsgedanken sehr hoch hielt, jawoll! Pah so ein Leben mit Dienstmägden und Ankleidezimmern und Juwelen, und einem stattlichen Mann und, und, und.... Wie dem auch sei, Libra sah Frau von Busch herausfordernd an, die von diesen Worten an sie - an SIE! - offensichtlich irritiert und verwundert war. Was erlaubte sich diese rothaarige Fremde denn? Sie tat doch niemandem etwas, lebte ihr Leben, und war ganz und gar friedlebend! Selbst Selene war still erschüttert von der Frechheit, die diese Frau zustande brachte!
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Train schüttelte den Kopf, als Grandy seine Waffe zog - doch der alte Mann beruhigte ihn wieder.
"Eine seltsame Stimmung liegt in der Luft ...", murmelte er.
"Ich spüre ...etwas ...finsteres ..."
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Düsterburg stand auf dem Wegweiser geschrieben. Ein Schauer lief Elizabeth über den Rücken, als sie die Weggabelung hinter sich ließ und sich unsicheren Schritts auf die Stadt zubewegte. In ihren Manteltaschen klirrten allerlei Phiolen, Amulette und Schmuckstücke und sie verströmte einen stechenden Geruch, der vorallem dem Knoblauch geschuldet war. Wer zu diesen Zeiten durch diese Landstriche reist, muss schließlich vorbereitet sein!
Düsterburg sah aus, als wäre es nicht so unbedingt vorbereitet, was immer eine hervorragende Gelegenheit war diversem Inhalt ihrer Manteltaschen ein neues Zuhause zu verschaffen. Und dabei einen Riesenreibach zu machen. Man musste das Ganze nur klug angehen - ein Talent, mit dem Elizabeth leider nicht gesegnet war.
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Auf dem Weg zum Antiquariat hatte sich Rafael endlich wieder gefangen. Trotzdem nahm er sich vor, sich bei Ava zu entschuldigen, wenn er sie das nächste Mal sah. Dass er wegen einer unschuldigen bemerkung völlig die Orientierung verlor... Schließlich schaffte er es, die Gedanken daran abzuschütteln.
Nachdem sie das Antiquariat erreicht und verschlossen gefunden hatten, erwähnte Herr Miller die Bürgermeisterwahl. Während sie sich unterhielten, schlenderten sie in gemächlichem Tempo in Richtung Rathaus.
"Oh ja, die Bürgermeisterwahl. Hm, ich hab mir auch schon Gedanken gemacht, bin aber noch zu keinem endgültigen Entschluss gelangt. Vor allem finde ich es etwas seltsam, dass es keine feste Kandidatenliste gibt. Theoretisch könnte ich sogar für mich selbst stimmen, obwohl ich nicht einmal ein richtiger Düsterburger bin...
Aber wenn man dieses seltsame Verfahren außer acht lässt, denke ich, dass nur eine Handvoll Kandidaten ernsthaft in Betracht kommen. Zum einen natürlich Caspar von Busch. Er macht zwar einen kompeteten Eindruck, aber ich denke, es würde schwierig für ihn werden, wenn er Geschäft und Stadtvorstand unter einen Hut bringen müsste. Zudem wirkt er nicht gerade wie ein Mann des einfachen Volkes. Dann Edmond Dantes. Leider kenne ich ihn nicht gut genug, um eine ordentliche Einschätzung vorzunehmen, aber er verkehrt mit dem Düsterburger Adel, was ihm durchaus einen gewissen Vorteil verschaffen könnte. Und zuguterletzt noch Wilhelm Wenning. Er macht einen recht gebildeten Eindruck, eigentlich sogar fast zu gebildet für einen einfachen Sekretär, und da er bereits im Rathaus tätig ist, dürfte er auch über gewisse Vorkenntnisse verfügen. Ja, meiner Einschätzung nach, wird es letztendlich auf einen dieser drei hinauslaufen. Oder denken sie, das noch jemand anderes ernsthafte Aussichten auf die Position hat?"
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Das Met schmeckte vorzüglich, auch wenn es Havelocks Meinung nach, den Bediensteten heutzutage an Fürsorge für deren Gäste mangelte.
Als er so in Gedanken versunken an der Theke saß und vor sich hin schlürfte, donnerte plötzlich hinter ihm lautes Gebrüll durch das Gasthaus. Einer der Abenteurer; "Der Anführer..." dachte er sich; zog behende ein grobes Langschwert und fuchtelte damit vor dem Gastwirt herum.
"Wusste ich es doch... versuchen ständig andere Leute, mit ihren Metzger-Instrumenten, zu durchbohren." Doch flaute der Streit, dank des mutigen Eingreifens der Magd schnell ab. "Wohlwahr auch ich kann mich irren, die Bediensteten zeigen doch einiges an Fürsorge in diesem Laden." Ein kurzer nachdenklicher Blick; "Hmm... Fürsorge..., Laden..., Instrumente... Verdammter }#?%§!!" Da hatte er doch glatt seinen Stammkunden, den Komponisten Herrn Miller und seine Partituren vergessen. Seinen verdammten einzigen Kunden!!!
Schnell griff er nach seinem Stock und eilte aus dem Gasthaus auf die Straße hinaus, den Trubel hinter sich zurücklassend. Hätte ein Bekannter ihn jetzt bei seiner Hast durch die Gassen beobachten können, wäre er erstaunt gewesen, wie geschickt sich der alte Kerl, trotz seiner Behinderung, durch die Menschenmenge bewegen konnte. Mittlerweile stand die Sonne bereits fast in ihrer Blüte und die Gassen Düsterburgs waren nicht gerade das, was man unbevölkert nennen konnte. Einiges Gezeter, umgestoßene Hühnerkäfige und eine fast zerbostene, seltene Glasscheibe später, kam Havelock vor seinem Antiquariat an.
"Er ist schon weg! Verflucht und Krevetten!" Doch ein Blick die Straße hinauf zeigte, dass Herrn Miller, in Begleitung des jungen Händlers Raphael Firas, noch nicht sehr weit gekommen war.
"Herr Miller, warten sie..." japste er als er den beiden hinterher humpelte. "Ihre... *japs* ...Ihre Partituren..."
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Ob ihr die Antwort gefiel, die sie von den beiden Männern bekam, die von ihrem Aussehen, gelinde gesagt, irritiert waren, konnte Grandy nicht mit Sicherheit sagen. Ihr regungsloses Gesicht ließ keine Schlüße darauf zu, was sie dachte. Auch wenn ihre Blicke ihm etwas unangenehm wurden, sie sprach relativ direkt mit ihm, als wären sie vertraut, vielleicht waren sie das auch. Grandy konnte sich an nichts erinnern, vielleicht hatte er sie vor seiner Amnesie schon einmal gesehen, gar mit ihr gesprochen, aber das war zu weit hergeholt.
"Nun, werte Dame, sie müssen uns entschuldigen, wir haben ja noch eigene Angelegenheiten und sie ... äh.. sind sicher auch beschäftigt. Es ist schon nach Mittag und als Reisende müssen wir natürlich ein Bett für die Nacht finden. Sie verstehen?" Mit dieser Erklärung entfernten sich die beiden und das Dienstmädchen, das ihr seltsames Interesse an Grandy immer noch nicht verloren hatte, blickte den beiden nach als sie das Wirtshaus verließen.
"Gott, wie die sich kleidet...", murmelte Grandy zu sich selbst und atmete wieder die frische Stadtluft ein. Die Sonne war bereits deutlich über ihrem Zenit, wie schnell die Zeit bei Hackbraten und Bier vergeht... Die Stadt war auch viel geschäftiger als zu den frühen Morgenstunden. Man konnte mehrere Händler sehen, die ihre Karren, vermutlich zum Marktplatz, schlepten oder neue Lieferungen erledigten. Reges Treiben herrschte überall.
"Ich glaube kaum, dass wir Libra so schnell finden, aber die werden ja kaum wissen wo das Hotel ist, wo wir übernachten wollen. Weißt du wo es in der Stadt etwas zu sehen gibt, Dankwart? Bei ihrem Spaziergang werden die ja sich kaum beeilen und wir könnten sie immer noch einholen."
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Nachdem der Kutscher verarztet war drückte er Chester ein Päkchen in die Hand, damit er es an seiner Stelle ausliefern konnte.
"Das soll zu dem verlassenen Haus östlich der Stadt gebracht werden. Keine Ahnung wieso ich es dem Empfänger nicht persönlich überbringen kann, zumal es heute noch vor Sonnenuntergang abgegeben werden soll. Also spute dich gefälligst! Das bist du mir schuldig!"
Die Geschichte klang zwar etwas seltsam, aber irgendwie musste er ja seine Schuld begleichen. Somit machte er sich auf den Weg zu den Stadttoren, wo ihm ein beißender Geruch in die Nase stieg.
"Was ist das denn für ein Gestank?"
Er musste nicht lange auf eine Antwort warten, denn kurz darauf bog eine Frau um die Ecke deren Mantel so ausgebeult war als hätte sie gerade jemanden um all seine Habseligkeiten erleichtert. Als wäre das noch nicht seltsam genug trug sie doch tatsächlich Knoblauch um den Hals, als erwarte sie jederzeit von einem Vampir angegriffen zu werden. Aber vielleicht wollte sie auch einfach andere Menschen von sich fern halten. Das klappte jedenfalls wunderbar. Chester beschleunigte seine Schritte um so schnell wie möglich von ihr wegzukommen.
Kurz darauf erreichte er das verlassene Haus. Er verweilte zwar noch nicht lange in Düsterburg, aber in der Taverne hatte er schon einiges an Spukgeschichten über das Haus gehört. Angeblich verschwinden immer mal wieder Kinder die wegen einer Mutprobe versuchen eine Nacht in dem Haus zu verbringen, aber das diente sicher nur zur Abschreckung.
Vorsichtig öffnete Chester die Tür, schließlich konnte man nie wissen was für Gesindel sich hier vielleicht versteckte. Bildete er sich das nur ein, oder roch es hier drin tatsächlich nach Schinken?
Er stellte das Päkchen ab und sah sich in den Räumen um, aber abgesehen von ein paar Ratten schien sich hier niemand aufzuhalten. Wahrscheinlich hatte er sich den Geruch nur eingebildet. Schulterzuckend verließ er das Haus wieder und machte sich auf dem Weg zur Taverne.
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Edmond war nun auch zu den Frauen gestoßen, und ließ es sich wie immer nicht nehmen, besonders charmant zu sein. Auch wenn sein genauer Rang in der hiesigen Gesellschaft nicht genau festgelegt war, wusste er wenigstens, wie man mit Damen umzugehen hatte. Der etwas eisige Blick von Libra überraschte Sophia deshalb sehr. Dies war es eher, was sie verwirrte, als die Aussage, die darauf folgte.
"Nunja, man hört ja so einiges über den Düsterburger Adel...vor allem über den Umgang mit seinen Dienstboten."
Sophia hatte sich niemals mit Kritik oder Ablehnung befassen müssen, zumindest nicht an ihrer eigenen Person. So erkannte sie nicht, dass Libra mit scharfer Stimme gesprochen hatte, und sie herausfordernd ansah. "Ach, tut man das?" ,fragte Sophia deshalb mit einem leichten Lächeln. Sie fragte sich, ob Selene in den Augen der beiden Reisenden keine adäquate Begleitung für Frau von Busch war, oder ob es genau umgekehrt war - ob Selene eine reizende Begleitung und hübsche Ergänzung zur Schönheit der Herrin war. Was auch immer es war, die Frage blieb unbeantwortet, denn Libra wurde von Edmond angesprochen, der vermutlich einfach die Situation entschärfen wollte.
Sophia lauschte dem weiteren Gesprächsverlauf nur halbherzig. Bisher war der Tag nicht ganz nach ihren Vorstellungen gelaufen, und langsam war sie das Herumstehen unter all den Fremden etwas leid.
"Meine Damen, ich verabschiede mich. Ich wünsche noch einen schönen Aufenthalt in Düsterburg." Sie lächelte wieder leicht. "Edmond, wir sprechen uns ein anderes Mal."
Sie nickte Selene als Zeichen zum Gehen zu. "Ich denke, mir ist es heute zu warm, um noch länger herumzuflanieren. Wenn wir zu Hause sind, bist du vorerst von deinen Diensten entlassen, ich werde mich ein wenig hinlegen."
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Miller wollte gerade zu einer längeren Ausführung über die in Betracht kommenden Kandidaten für die anstehende Wahl ausholen - denn er war hier ganz anderer Ansicht als der junge Rafael Firas - da vernahm er auf einmal ein Japsen und Schnaufen hinter ihm, aus dem die Worte "Herr Miller" und "Partituren" hervordrangen. Er drehte sich um und verschränkte die Arme. Der Antiquar Havelock humpelte und keuchte ihm entgegen, sichtlich erregt. Offenbar war ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen, dass die beiden verabredet gewesen waren. Mit grimmigem Gesicht ließ er den armen Mann noch das letzte Stück überwinden. Seine Laune besserte sich dabei.
Als Havelock sie erreicht hatte, war er ganz außer Atem. Vornüber gebeugt schnaufte er und brachte hervor:
"Ihre Partituren... ich habe sie. Es tut mir leid, ich hatte es ganz vergessen und... puh... ins Wirtshaus gegangen."
Friedrich Miller konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, und in just diesem Moment war sein Ärger auch wieder verflogen. Da hatte er es geschafft, diesem alten Sturesel eine Entschuldigung abzuringen! Normalerweise endeten Gespräche der beiden häufiger in einem lauten Gezeter. Doch beide wussten sie, dass sie aufeinander angewiesen waren, denn außer dem Antiquar kannte Miller niemanden, der ihn mit neuen Stücken versorgen konnte, und Miller seinerseits war so einer der wenigen Stammkunden des Antiquars, wenn nicht gar der einzige.
"Da siehst du es, Rafael!", rief Miller aus. "Welche der von dir genannten Personen würde sich so für ihre Mitbürger einsetzen! Ich sage dir, was diese Stadt braucht, sind nicht edle Herrschaften, die sich nur um die Vermehrung ihres eigenen Wohls kümmern, sondern alte Sturesel mit dem richtigen Maß an Pflichtgefühl. Ich will nicht sagen, dass unser Havelock hier der beste Mann für das Amt des Bürgermeisters wäre, aber so einer ist mir immer noch lieber als alle Hochwohlgeborenen zusammen."
Die Partituren wechselten den Besitzer und Miller überreichte Havelock die vereinbarte Summe. "So, das hätten wir. Da Sie für heute keine Kundschaft mehr erwarten dürften, können Sie sich ja vielleicht die Zeit nehmen und uns Ihre Meinung zur Wahl des Bürgermeisters mitteilen. Die würde mich ja brennend interessieren! Ich für meinen Teil denke, dass auch eine tüchtige Seele wie Ava geeigneter wäre als der Herr von Busch, nur möchte ich ihr, ehrlich gesagt, nicht noch weitere Pflichten aufhalsen. Und der Priester hat sich immer für das Wohl seiner Gemeinde gesorgt, aber als ich kürzlich mit ihm darüber sprach, wehrte er leider heftig ab. Wer weiß, vielleicht wissen die Bewohner Düsterburgs auch nur zu gut, was da auf sie zukäme - man kennt ja seine Pappenheimer. Vielleicht wäre auch ein neues Gesicht gar keine schlechte Idee, jemand mit einem unkorrumpierbaren Pflichtgefühl, gottgläubig und mit dem Herzen am rechten Fleck. Aber diese Menschen sind ja heute rar gesät."
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Nachdem sich Talis dann doch ein Bier genehmigt hatte, die Bediehnung hatte diesmal ewig gebraucht, entschied er durch die Stadt zu schlendern, das Gespräch mit diesem Grandy war ansprechend gewesen und so beschloß er sie zu suchen, Geschäft war Geschäft. Während seines Stadtbummmels war er, aus nachvollziehbaren Gründen in Gedanken versunken und achtete wenig auf andere, was ihm einige Flüche eintrug welche er kurz pampig und drei mal schlimmer zurückgab bis er den Umhang des Herrn Grandy in der nicht allzu weiter Ferne sah, nicht weit von Talis` Laden entfernt." Wohin des Weges?" fragte er Grandy leicht anrempelnd. "Wie ich sehe schlendert ihr noch ziellos umher, mein Laden ist gleich dadrüben. Ich würde gerne die Felle sehen, von denen ihr spracht." Ohne darauf zu achten, ob die anderen reaierten ging er mit der ihm innewohnenden Portion Rücksichtslosigkeit in Richtung des Ladens. Was ihn wohl dort erwarten würde...
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"Die...Bürger...meisterwaaaargh...dieses verdammte Bein!" schnaufte er und klopfte auf seine schmerzenden Waden, wobei seine Hosentasche durch die soeben erworbenen Münzen hell klimperte. "Ich muss zugeben, ich hatte die Wahl beinahe vergessen, Herr Miller..." sagte er zu dem Komponisten, als er wieder zu Atem gekommen war. "Ich denke es kann nicht Schaden dem Adel ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wir leben in neuen, bedrückenden Zeiten und es wäre an der Zeit, dem Mittelstand das Ruder in die Hand zu legen."
Ein kurzer Blick zu Raphael, "Vielleicht sogar ein Handelsmann, der weiß die finanziellen Nöte der Stadt in die richtigen Bahnen zu lenken." Er verzog auf dramatische Weise die Augenbrauen und blickte Miller mit leicht verdrießlicher Miene an. "Was die Götter anbelangt, so habe ich Euch wohl oft genug erklärt, was ich davon halte. Wer gesehen hat was ich auf meinen Reisen gesehen habe, dem fällt es schwer den Blick in den Himmel zu richten und auf sphärische Geschicke zu vertrauen." Insgeheim freute er sich bereits auf einen hitzigen Gedankenaustausch mit dem Komponisten, welcher bei den beiden stets in einem aufgeregten, aber informativen gedanklichen Machtkampf mündete, aus denen stets 2 Sieger hervortraten, da beide von ihren eigenen Meinungen soweit überzeugt waren, das eine intellektuelle Niederlage keine Option war.
"Nun wenn die Herren sich ohnehin die Mühe machen das Rathaus zu besuchen, so würde ich mich anschließen, unter der Bedingung, dass Sie mir nicht schon wieder von ihren nutzlosen Schülern erzählen, Herr Miller"
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Kurz schaute Dankwart dem unhöflichen Mann nach der seinen Gefährten einfach so anrempelte und ohne die beiden eines Blickes zu würdigen weiterging.
"Die Stadt ist wahrlich nicht mehr das, was sie einmal war..."
Er schaute zu Grandy herüber, ging garnicht erst auf den Mann ein der bereits um eine Ecke bog, "Sehenswerte Dinge gibt es hier, sicher, doch mir wäre es lieber erstmal das Hotel aufzusuchen, Zimmer zu sichern und dann unsere Libra zu suchen. Auch wenn es nicht immer so scheint... aber in dieser lebendigen Hülle stecken alte Knochen." Ein wahrlich herzlicher Blick, ein keckes Lächeln, fröhlich und belustig folgt auf die letzten Worte. "Die Sonne geht auch bald unter und bevor das passiert wäre ich gern umgeben von vier Wänden, sicher und vorallem... schön warm"
Dankwart schaute gen Himmel, er wusste, dass es nur ein Gefühl von Sicherheit sein würde, doch auf seine alten Tage, war das besser als nichts. Aber er hatte sich nicht hierhin begeben um nun vor Angst einen Rückzieher zu machen.
"Wenn wir noch Zeit haben bis wir Libra gefunden haben, können wir uns gern auf den Marktplatz in der Mitte der Stadt begeben, in meiner Jugend war ich oft und gern dort, das geschäftige Treiben ist immer mal wieder einen Blick wert. Die zahlreichen Stände, der Geruch von Fleisch, Fisch und Obst, Marktschreier die ihre Waren anpreisen, immer wieder einzigartig."
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Selene begleitete Frau von Busch nach diesem Zwischenfall wieder zurück ins Haus um ihre zarte Haut nicht den sengenden Sonnenstrahlen auszusetzen, nicht jedoch ohne sie an die anstehende Bürgermeisterwahl zu erinnern.
Um den Sonnenschirm und den steifen Hemdkragen der Dienerschaftsuniform erleichtert eilte Selene dann mit dem Einkaufskorb los um Kirschen zu besorgen - und um noch einen Blick auf Edmond zu werfen, der mit ihrer Herrin gut befreundet war und für dessen Reden Selene Feuer und Flamme war - Menschen wie er trugen ein Feuer im Herzen, das andere beflügeln konnte. Und ihre Seele schien aufzublühen wenn sie in der Nähe von solchen Menschen war.
In ihren Gedanken von einer Zukunft als alleinschaffende Frau mit ein oder zwei Liebhabern vertieft, umgeben von Menschen die angesichts ihrer Backkunst ihre Herzen öffneten und sich leidenschaftlichen Reden wie die von Edmont zu öffnen, bemerkte sie nicht wie sich die hochgesteckte Haarschnecke löste und eine lange goldene Locke unter ihrer Haube hervorstahl. Und sie bemerkte nicht, wohin sie lief, zu gut kannte sie die engen Straßen und Gassen der Stadt und zu voll war ihr Kopf mit Tagträumereien.
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"Dieser Kaufmann Talis hätte wirklich warten sollen. Jetzt sofort kann ich ja nicht kommen. Naja, egal. Ich sehe ja seinen Laden von hier aus, meine Sachen verkaufen kann ich noch später.", sagte er mehr zu sich selbst als zu jemand anderem, und blickte Talis nach der ohne auf sie achten weiter maschiert war. Die Händler in dieser Stadt schienen es eilig zu haben.
Grandy wandte sich wieder zu Dankwart.
"Bist du dir sicher wir werden sie dann immer noch finden können? Naja gut, du kennst dich hier aus, ich werd da nicht streiten. Das Hotel sollte .." Er blickte sich etwas um und versuchte an die Beschreibung nachzudenken, die ihm der Kaufmann gegeben hatte.
"dort drüben sein. Ich hab die Beschreibung noch im Kopf."
Dankwart folgte Grandy, dieses Hotel schien relativ neu zu sein und Dankwart vertraute auf Grandys Erinnerung. Was noch als ein sicheres durch Düsterburg schreiten begann, endete jäh in Verwirrung und die Beschreibung des Kaufmanns oder das woran sich Grandy erinnern konnte, ließ viel zu wünschen übrig. Immer wieder bogen sie eine dunkle Sackgasse ab, oft gefüllt mit Abfällen, Dreck und jede Menge Ratten, mehrmals mussten sie festellen, dass sie im Kreis gelaufen waren und selbst als sie die vorbeilaufenden Fußgänger um Hilfe baten, bekamen sie oft nur einander wiedersprechende Beschreibungen. Dann viele Stunden mühsamen Laufens später, durch Zufall, Glück oder wie man es auch sonst nennen will, bogen sie in eine breite Straße, die genau der glich, an der sich das Hotel befinden sollte, und tatsächlich da, das fünfte Haus rechts war es.
Bevor sie eintraten sahen sie es auch von außen genau an.
"Ha! Endlich haben wir es gefunden. Hat doch gar nicht so lange gedauert, oder?", fragte er Dankwart, der durch das Herumlaufen die Füße schmerzten. Falls er bissigen Kommentar im Kopf hatte, behielt er es für sich und begnügte sich mit einem einfachen, wenn auch lustlosem, Nicken.
Die beiden schritten durch die einfache Holztür und traten in eine kleine Eingangshalle. Vor ihnen war ein Tresen, mit einer markanten Klingel. An der Wand hinterm Tresen waren Fächer mit Zetteln angebracht, vermutlich für die Zimmer. Nachdem Grandy die Klingen mehrmals getätigt hatte, kam auch ein kleiner dicklicher Mann, der recht gut gekleidet war und arrogant auf sie herabsah. (bildlich gesprochen)
"Wir würden gerne für drei Wanderer eine Übernachtung haben, am besten in Betten, wenn noch welche frei sind"
Der Mann blickte sie zweifelnd an. "Können sie sich denn überhaupt ein Zimmer leisten?"
Grandy legte einige Goldmünzen auf den Tisch, auf ihren bisherigen Abenteuren hatten sie genug Gold erstritten und Dankwart selbst hatte noch einen Teil seiner Ersparnisse von alten Zeiten.
Sobald er die Münzen sah, lockerte sich die Visage des Hoteliers und man konnte sich schnell auf zwei Zimmer einigen. Mehr Geld wollte Grandy nicht ausgeben, und ein eigenes Zimmer für Libra schien ihm passend. Dankwart, der genügsam war, war schon froh überhaupt wieder auf einem Federbett schlafen zu können.
"Nagut, jetzt müssen wir wohl noch Libra den Weg hierher zeigen. Irgendwelche Vorschläge wo wir Libra finden könnten? Wir können ja wohl kaum jeden befragen ob sie eine rothaarige Frau gesehen haben."
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Die drei Stadtbewohner setzten ihren Weg zum Rathaus fort. Friedrich Miller sah über den letzten Seitenhieb Havelocks hinweg, so etwas war er von ihm gewohnt. Dafür ereiferte er sich zum Thema Religion.
"Da kommen Sie wieder mit Ihren ominösen Geschichten der Vergangenheit, und was diese angeblich beweisen! Mein guter Herr, der Glaube ist mehr als nur das Hoffen auf sphärische Geschicke. Der Mensch lebt auf der Welt, um sich zu beweisen. Ein fester Glauben wird Sie nicht vor dem Wegelagerer auf der Reise bewahren, und er wird Ihnen nicht Reichtum und Macht bringen. So etwas zu glauben, da stimme ich Ihnen zu, wäre in der Tat lächerlich. Sie verstehen den Unterschied nur nicht, weil Sie sich nie in der Kirche blicken lassen."
Es entwickelte sich wieder einmal eine lebhafte Diskussion zwischen den beiden Männern. Als sie am Rathaus angekommen waren, waren sie zu keinem Ergebnis gekommen, aber Miller wusste sowieso, dass bei diesem sturen Bock Hopfen und Malz verloren waren. Schlussendlich meinte er:
"Mit einem haben Sie Recht, wir befinden uns in schwierigen Zeiten, und da draußen gibt es Vieles, das selbst einen frommen Mann ins Wanken bringen kann. Sie haben sicher auch die Gerüchte gehört, dass es im Land nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich halte zwar nicht viel von diesen aufgeblasenen Ammenmärchen, aber ich weiß auch, dass es in dieser Welt mehr gibt, als wir uns vorstellen können. Gott behüte uns alle."
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Erst als Talis an seinem Laden ankam nemerkte er das dieser Grandy und sein Begleiter nicht gefolgt waren. Und mich nennen sie unhöflich! Bevor er sich weiter ärgern konnte fiel ihm, nachdem er den Laden geöffnet hatte, ein unter der Tür durchgeschobener Zettel auf- von seiner Frau, Sie sprach darin von unüberwindbaren Schwierigkeit und das alles Seite Zeit brauche, das Landleben sage ihr momentan sehr zu. Vor allem der letzte Umstand machte Talis traurig, da er ja wegen ihr seinen Gasthof in den Marken abgegeben hatte... Den Rest der Nachicht ignorierte sein Bewusstsein gekonnt unterbewusst begann in ihm jedoch etwas zu reifen. Nach einigen Stunden im Laden, die Sonne hatte längst ihren höchsten Punkt verlassen und näherte sich dem Horizont schloss er, emotional zum Handeln nicht mehr in der Lage seinen laden und begab sich zurück zur deutlich leereren Kneipe und bestellte sich ein Bier be Elly. Erst eines, dann noch eines, dann wieder eines... Er war gewiss kein Trunkenbold, Trinker oder ähnliches, Alkohlexzesse kamen bei ihm eigendlich nie vor, doch aufgrund der Nachicht, dies seine emotional anspannte Lage verschärft hatte, war es heute jedoch wohl soweit, auch wenn er wusste, dass er sich morgen wieder an alles erinnern würde. Ob es wohl jemand versuchen würde ihn von der Trinkerei abzuhalten?
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Die "Stadtführung" des jungen Mannes war aufschlussreich - nicht hilfreich, aber immerhin informativ.
Einen Überblick über die Stadt zu haben war schon einmal ein Anfang und dürfte ihm später sicherlich noch von Vorteil sein. Oder ihn zumindest in die Lage versetzen, nicht im Nachteil zu sein, weil er orientierungslos durch die Stadt streunte.
Der Junge hatte Adryan wieder zurück zur Taverne gefüht und davor schien sich eine äußerst interessante Szenerie abzuspielen; einige Menschen hatten sich dort versammelt, viele von ihnen sah er zum ersten Mal, doch die rothaarige Schönheit erkannte er sofort. Eine gereizte, elektrisierende Spannung lag in der Luft und die Anwensenden schienen sich allesamt auf eine Konfrontation vorzubereiten - sicherlich von verbaler Natur, aber dadurch nicht minder gefährlich. Doch ehe es dazu kam, wandte sich ein Teil der Gesellschaft ab und verließ den Schauplatz. Die rothaarige Fremde und ihre Begleiterin waren zurück geblieben und Adryan befand, dass es an der Zeit war, sich vorzustellen.
MIt größtmöglicher Beiläufigkeit nährte er sich den beiden Frauen, blickte den sich entfernenden Personen musternd nach und zuckte mit den Schultern. "Ihr scheint einen illustren Bekanntenkreis zu besitzen, Milady.", sagte Adryan und wandte sich langsam der Rothaarigen zu.
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Nachdem Shael festgestellt hatte, dass Adryan sich nun neuen Beschäftigungen zuwandte, blieben er und Thorben zurück. Verlegen meinte Shael zu Thorben: Hört mal, seid Ihr womöglich ein Abenteurer oder soetwas in der Art? Ich meine, Ihr sagtet ja selbst, dass Ihr an den Gerüchten über dunkle Gestalten interessiert seid. Anders könnte ich mich euch gar nicht vorstellen. Wenn Ihr wollt, können wir in die Taverne gehen und darüber reden." Shaels Augen glänzten wieder. Er rief sich Thorbens Worte in Erinnerung. "Ein richtiges Ziel habe ich nicht, doch die Gerüchte die in letzter Zeit herumkursieren haben mein Interesse geweckt!" Ein Abenteurer! Ein wirklicher Abenteurer, ausgerechnet in der Stadt, wo er wohnte! Shael überlegte, was er Thorben wohl alles fragen könnte.
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Sichtlich enttäuscht musste Edmond mitansehen, wie die junge Sophia bereits nach kurzer Zeit die Konversation wieder verließ und sich dazu entschloss, den Rest des Tages in ihrem Anwesen zu verbringen. Offensichtlich war ihr die Hitze des Tages aufs Gemüt geschlagen und sie war vermutlich überrumpelt von all den vielen neuen Gesichtern, welche dieser Tage die Düsterburger Straßen zierten. "Ich bin wirklich untröstlich, dass Ihr uns so schnell wieder verlasst, nur allzu gerne hätte ich noch ein wenig Eure Anwesenheit genossen. Aber ich verstehe es natürlich, dass eine Dame von Anstand sich auch gerne mal zurückziehen und für sich bleiben möchte. Gewiss werden wir uns schon bald wiedersehen, da bin ich mir sicher!", entgegnete Edmond der jungen Frau von Busch und verfolgtet fast schon unmanierlich lange, wie sie sich alsdann mit ihrem Dienstmädchen Selene auf dem Weg machte. Hach, was hatte Caspar da nur für eine gute Partie gemacht!
Entschlossen wandte er sich wieder Marina und Libra dazu, welche über Sophias abrupten Abgang vermutlich recht überrascht gewesen sein mögen. "Ihr müsst verzeihen, eine Frau wie sie kann gelegentlich recht unnahbar sein und fühlt sich unter so vielen neuen Menschen dieser Tage nicht allzu wohl. Doch sagt, was genau hat Euch denn ausgerechnet nach Düsterburg gezogen?! Es ist wahrlich ein passender Tag, um diese Stadt zu besuchen, denn ausgerechnet heute finden die Wahlen zum neuen Bürgermeister statt und die meisten Bürgerinnen und Bürger erwarten schon gespannt das Ergebnis! Ich verspreche mir aufregende Zeiten für Düsterburg, womöglich wird gar eine einfache Magd zur neuen Bürgermeisterin ernannt? Inzwischen scheint mir alles möglich zu sein, sehr zum Leidwesen der anderen Adligen!
Wir hatten nebenbei gesagt schon lange keine richtigen fahrenden Sänger mehr zu Gast, geschweige denn geschickte Musikanten. Bis auf die zuweilen derben Abgesänge in den örtlichen Tavernen schien die Muse uns verlassen zu haben, so dachte ich zumindest. Umsomehr erfreut es mich, eine so bildhübsche Sängerin wie Euch, Marina, begrüßen zu dürfen. Es wäre mir wahrlich eine Ehre, wenn Ihr demnächst in unserer Gesellschaft ein kleines Lied vortragen könntet, um die anderen alteingesessenen Herrschaften mit eurer lieblichen Stimme zu besänftigen und einen Keim der Harmonie unter ihnen zu säen!
Doch mir scheint, die Sonne beginnt sich bereits wieder Abend hin zu neigen und es wäre sicherlich ungebührlich für zwei Frauen, sich so lange an einem Platz wie diesem zu unterhalten. Vielleicht wollen wir uns auf den Weg machen und gemeinsam noch ein wenig die Stadt besichtigen? Sicherlich habt ihr auch noch keinen Schlafplatz für die Nacht, oder?"
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Rafael fühlte sich wie das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen. Die zwei alten Männer zankten sie wie zwei... nun ja, wie zwei alte Männer und schienen seine Anwesenheit völlig vergessen zu haben. Seine wenigen Versuche, in die Konversation einzusteigen, wurden komplett ignoriert (oder auch übertönt), und so konnte er nichts weiter tun, als im Schlepptau der beiden hinterherzutrotten.
Als sie schließlich am Rathaus ankamen, und die beiden immer noch keine Anstalten machten, sich zu beruhigen, beschloss er, dass es für diesen Tag genug war.
"Also, ich gehe dann schon mal vor."
Wieder gab keiner der beiden zu erkennen, dass er ihn gehört hatte. Trotzdem setzte er noch ein "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag und hoffe, dass wir uns bald widersehen." dazu, bevor er die beiden schließlich komplett sich selbst überließ und allein ins Rathaus ging.
Als er einige Minuten später wieder heraustrat, mit dem Gewissen, dem nach seinem Ermessen besten Kandidaten seine Stimme gegeben zu haben, blickte er sich um. Die Schatten wurden bereits länger, und die Sonne senkte sich den Hausdächern entgegen. Es war wohl an der Zeit, nach Hause zu gehen, zu Abend zu essen und sich geistig schonmal auf den morgigen Tag einzustellen. Im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Verlauf des Tages, machte er sich auf den Weg.
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Nachdem Wilhelm den Brief geschrieben hat, war er dabei ihn abzuschicken, als plötzlich einige Bürger ins Rathaus traten. "Wenn ihr für die Wahl des neuen Bürgermeisters hier seid, dann geht bitte den Gang weiter und am Ende bitte links in den Raum. Alles weitere wird sich schon für euch klären. Wenn es Probleme gibt, könnt ihr euch ruhig an mich wenden, ich bin in wenigen Minuten wieder hier. Sie entschuldigen mich..." Er ging nach draußen und war verwundert, dass es bereits Abend war. Er dachte sich, wie schnell die Zeit doch vergeht, wenn man den ganzen Tag beschäftigt ist. Auf dem halben Weg blieb er kurz stehen und sah nach oben. "Wen soll ich eigentlich wählen? Ich habe mir bisjetzt noch keine Gedanken darüber gemacht. Fast alle Bürger machen einen soliden Eindruck, aber leider sind die meisten doch noch zu jung; lediglich ein geringer Anteil wäre für den Posten geschaffen... Huch, ich sollte doch den Brief verschicken!"
Nachdem er wieder zurück war, schenkte er sich eine Tasse Tee ein. "Aus dem Besuch des Wirtshauses wird heute wohl nichts.."
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Während Edmond sich an Marina wandte, um ihr ein, hoffentlich moralisches Angebot für die Nacht zu machen, wurde Libra von dem mysteriösen Mann angesprochen, der ihr schon in der Kneipe aufgefallen war.
"Ihr scheint einen illustren Bekanntenkreis zu besitzen, Milady. - Mein Name ist Adyran Klerc - Privatermittler."
"Nunja, Bekannte." schnaubte Libra. "Ich stamme nicht aus diesem Städtchen, aber die lokale Herrschaftlichkeit scheint sich ja...ihres Standes bewusst zu sein. Ob das noch zeitgemäß ist, wer weiß. Mein Name ist übrigens Libra. Nunja, ihr scheint ja auch auf Durchreise zu sein, mein Herr, was treibt euch denn in diese Stadt?"
Sie bekam keine Antwort.
"Naja, ihr seid also eher der Typ "Schweigsamer Held". Einigen meiner Bekannten würde das wohl auch stehen. Sehr gut sogar. Naja, tut für mich ja auch nichts zur Sache, was ihr hier tut."
"Milady, es passiert selten, dass Frauen wissen, wo sie ihre Nasen nicht hineinstecken sollten. Wer war denn diese entzückende.." Adryan spuckte auf den Boden aus, "...junge Dame?"
"Anscheinend war das gerade eben Sophia von Busch, die Ehefrau des anscheinend reichsten Bürgers Düsterburg. Man hört einiges über die Familie, selten ist es positiv."
"Lokalgeschwätz, mmh?"
Libra seufzte und schaute hilfesuchend zu Marina, die im Gespräch mit Edmond vertieft war. Libra konnte mit solchen schweigsamen Menschen wenig anfangen, auch wenn der Mann eine faszinierende Anziehung auf sie aus. Nichtsdestotrotz wurde es langsam Zeit, Dankwart und Grandy wiederzufinden. Julie, die vorher schnüffelnd an einer Ecke stand und sich erleichtert hatte, kam zu der kleinen Gruppe zurück und schnüffelte an Adryans Schuhen.
"Nunja, Herr Klerc - Adryan - ich sollte mich dann langsam wieder auf die Suche nach meinen Begleitern machen. Wenn ihr mich begleiten wollt, nur zu."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging wieder in Richtung der Taverne. Julie folgte ihr schwanzwedelnd.
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Der Tag schriet voran und es war schon fast Abend. Elly eilte von einen Tisch zum nächsten, um die Bestellungen entgegen zunehmen und die Speisen zu bringen. Gäste gingen und Gäste kamen.
Talis schien der Einzige zu sein, der länger blieb. Er bestellte ein Getränk nach den anderen. Ihr kam es so vor, als sehe der Mann traurig aus. Er schien Probleme zu haben, doch Elly wollte sich da nicht einmischen. Sie war der festen Überzeugung, dass es nur was bringen würde von sich aus über die Probleme zu reden.
Also ließ sie ihren Vater in der Wirtsstube und verschwand selber in der Küche, um das Abendessen vorzubereiten.
Bald würde auch dieser Tag vorbei sein.
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Diese Frau - Libra - verfügte über eine scharfe Zunge, das musste er ihr lassen. Ein Charakterzug, den er selten bei Frauen vorgefunden hatte - auch wenn er der Ehrlichkeit halber zugeben musste, dass sein letzter Umgang mit dem schönen Geschlecht einige Monde zurück lag. Und dennoch wurde Adryan das Gefühl nicht los, an diesem Tag endlich jemanden in diesem Dorf gefunden zu haben, in dessen Nähe sich aufzuhalten lohnenswert sein würde - davon abgesehen, dass diese Frau eine längst vergessen geglaubte Anziehung auf ihn ausübte.
Mit einem spöttischen Zwinkern vollführte Adryan einen vornehmen Kratzfuß und zog dabei den nicht vorhandenen Hut - seinen Hut hatte er auf dem Zimmer gelassen, noch benebelt vom Restalkohol in seinem Köroper. "Es wäre mir eine Freude, Milady zu begleiten.", sagte er und erntete ein glockenhelles Lachen von Libra. "Entweder macht ihr - machst du - dich über mich lustig oder du besitzt einen sehr eigenen Sinn für Humor.", sagte sie, ein musterndes Blitzen in ihren Augen. "Die Wahrheit dürfte ein wenig was von Beidem beinhalten, Milady", erwiderte Adryan nun mit breiterem Grinsen und wandte sich zum Gehen. "Geht voran, Libra."
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Ava sah Friedrich und Rafael verunsichert nach. Hatte sie vielleicht etwas unangemessenes gesagt? Der junge Mann hatte ihren Stand beinahe fluchtartig verlassen, mit einem Kopf, dessen Farbe an überreife Äpfeln erinnerte. Friedrich hatte sie noch entschuldigend angesehen und ihr alles Gute für ihr Geschäft gewünscht. Vielleicht sollte sie seinen Rat beherzigen, und sich einmal eine Auszeit gönnen. Doch kaum hatte sie es in Gedanken ausformuliert, da verwarf sie ihn auch schon wieder. Obst erntete und verkaufte sich schließlich nicht von allein. Obwohl sie gerne ein wenig Zeit gehabt hätte, die Dörfler besser kennezulernen... Vielleicht würde in den Abendstunden Zeit für ein Schwätzchen erübrigen können, wenn nur noch wenig Kunschaft den Anreiz auf ein paar Früchte verspüren würde.
Als der Tag sich zum Ende neigte, drückte Ava zwei kleinen Jungen einen Taler zu und beauftregte sie, auf Wagen und Esel ein Auge zu haben. Dann machte sie sich auf zur Taverne. Ava hatte das Gebäude schon seit Urzeiten nicht mehr von innen gesehen und war ein bisschen besorgt, wie man ihre Anwesenheit dort aufnehmen würde. An der Schwelle hielt sie kurz inne, bevor sie zögernd den Schankraum betrat.
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Nunja, so schlecht war ihre Situation nicht. Ein Mann folgte ihr auf dem Fuße, sie hatte eine Aufgabe, nämlich Dankwart und Grandy wiederfinden, und deswegen ging sie jetzt zunächst wieder ein die Taverne, in der Hoffnung, die Beiden dort wiederzufinden.
"Also, du willst mir ja nicht sagen, was dich in diese Stadt treibt, aber du scheinst mir ja auf der Suche nach Gerüchten, oder, nach "Lokalgeschwätz", wie du sagtest. Da wird es dich ja sicher auch in die Taverne treiben."
Als sie die Tür mit ihrem üblichen Elan aufstieß, rempelte sie eine junge, schüchtern wirkende Frau an, die direkt davor stand. "Oh, verzeiht mir..." setzte Libra an, aber sie wurde unterbrochen: "Oh nein, verzeiht mir, ich stehe hier aber auch ungeschickt." Die junge Frau war sichtlich verunsichert und fühlte sich unwohl.
Einen Blick mit Adryan wechselnd - die Bewohner dieser Stadt waren insgesamt eine merkwürdige Gruppe - ging Libra an der jungen Frau vorbei und setzt sich wieder an den Tisch, den sie vorhin schon besetzt hatte.
"Und jetzt?"
"Jetzt warten wir. Ich habe für die Nacht noch keinen Schlafplatz, und meine Begleiter sind verschwunden."
"Wer sind denn eigentlich die beiden Männer, die euch begleiten? Euer Vater und euer....Mann?"
"Was? NEIN?! Wo denkt ihr hin, beim besten Willen. Grandy hat mich hier in der Nähe in einer sehr ungeschickten Situation aufgegabelt und Dankwart meinte, wir sollten uns in diese Stadt begeben, er hätte hier noch einiges hier zu tun. Und weil ich gerade nichts zu tun habe, habe mich ihm angeschlossen. Das ist die Geschichte. Deswegen...fragt mich selber nicht, was ich hier mache. Ich lasse mich sozusagen treiben, und sehe, was dabei passiert. Nennt mich Träumerin."
Libra seufzte. Sie erzählte schon viel zu viel, als sich die Tür erneut öffnete und Grandy und Dankwart die Schenke betraten. Offenbar waren sie selbst auf die Idee gekommen, in der Taverne nachzusehen.
"LIBRA? Was treibst du denn hier mit diesem abgeratztem Kerl?!"
"Aha, nicht dein Mann also..." meinte Adryan amüsiert.
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Havelock schüttelte den Kopf, Herr Miller hatte wie immer unrecht, aber er ließ es vorerst dabei belassen und äußerte sich nicht weiter zu dessen, seiner Meinung nach, kleinbürgerlichen Thesen über Religion. Allerdings hatte der Komponist einen Nerv getroffen, als dieser ihn auf die aktuellen Gerüchte ansprach. "Die Leute tratschen sehr viel in letzter Zeit..." und fiel in seine übliche abwehrende Haltung zurück.
Er hatte bereits den ganzen Tag nicht mehr an die Gerüchte gedacht, doch jetzt kam es ihm wieder hoch. Ja, es mussten Vorbereitungen getroffen werden... selbst wenn sich das Alles nur als Hirngespinst offenbaren würde.
Der junge Raphael Firas, war bereits vor den diskutierenden Herren geflüchtet, wie es schien, Und so wünschte Havelock, Friedrich Miller noch "Einen geruhsamen Abend!" und ging die Treppen hinauf in das Rathaus, um seine Stimme abzugeben.
Der Sekretär, Wilhelm Wenning, sprach gerade zu einige anderen Bürgern: "Wenn ihr für die Wahl des neuen Bürgermeisters hier seid, dann geht bitte den Gang weiter und am Ende bitte links in den Raum. Alles weitere wird sich schon für euch klären. Wenn es Probleme gibt, könnt ihr euch ruhig an mich wenden, ich bin in wenigen Minuten wieder hier. Sie entschuldigen mich..."
Nach getaner Bürgerpflicht, hinkte er gemächlich in sein Antiquariat zurück, vergewisserte sich das niemand mehr seine Ruhe stören würde, verschloss die Türen hinter sich und zog die Vorhänge des Ladens zu.
In einer dunklen, staubigen Ecke, des Antiquariats, in einem der vielen, kaum zu unterscheidenden Bücherregalen, zog Havelock an einem unscheinbarem Buch mit goldfarbenem Einband. Kurz darauf öffnete sich, mit unheilvollem Knarren, eine im Boden verborgene Luke, welche selbst ein gewiefter Beobachter nach längerem Suchen nicht erkannt hätte und gab den Blick auf eine sich windende Treppe in die Dunkelheit unter dem Antiquariat preis.
Havelocks Augen wurden glasig starr und sein Blick noch finsterer als sonst. Den Blick auf die Luke gerichtet, nahm er eine kleine Laterne vom Haken an der Wand und lenkte seine Schritte in Richtung der Finsternis.
"Oh, ja... bald wird sich Zeigen, ob Sie recht behalten haben... Schon sehr bald..."
Das Licht der Laterne verlor sich in der Dunkelheit und warf noch einen letzten, verzerrten Schatten an die Wände des Geheimgangs, bevor die Luke sich, mit einem leisen Rumpeln, hinter Havelock schloss.
Aufgewirbelte Staubflocken tanzten im letzten Sonnenlicht durch die Gänge, als sich der Blick langsam von der Luke entfernte und sich ein tiefer, vibrierender Ton, abseits des menschlichen Hörvermögens, langsam aber unaufhaltsam einen Weg durch die Holzdielen des Antiquariats bahnte und die Bücher und Pergamentrollen erzittern lies...
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Das lief ja besser als erwartet! Der erste Tag in einer neuen Stadt und schon machte Marina solch vielversprechende Bekanntschaft wie Edmond! Elegant, gutaussehend, charmant und obendrein auch noch an ihren Künsten interessiert! "Sehr gerne werde ich mit Euch noch ein wenig durch die Stadt gehen. Sagt, könnt Ihr mir denn einen guten Ort empfehlen, an dem eine junge Dame die Nacht verbringen kann?", fragte sie Edmond. "Und was hat es mit diesen Bürgermeisterwahlen auf sich? Kann etwa jeder gewählt werden, dass Ihr schon befürchtet, eine Magd könnte diesen hohen Titel erlangen?" Anscheinend liefen die Dinge anders in Düsterburg. Und dieser interessante Graf konnte Marina sicherlich einiges erzählen!
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Sven betrat das Wahlbüro mit einem leicht sarkastisch wirkendem "Guten Tag". Es war ein bunt eingerichtetes Arbeitszimmer. Verschiedene heilig-römische Flaggen und Wappen hangen an den Wänden. Auch Portraits des Königs, der früheren Bürgermeister und des Kaisers wurden in goldenen Rahmen rund um den Raum platziert. "Die Wahlen des Bürgermeisters stehen an, soviel ich weiß. Ich möchte nun meine Stimme abgeben." Als ihm die Unterlagen und eine Tintenfeder gereicht wurden, unterschrieb er für seinen Kandidaten...
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Da die beiden den Weg zum Hotel kannten fanden sie den Weg zurück zum Wirtshaus relativ schnell. Grandy hielt es zwar für vernünftiger zum Marktplatz zu gehen oder sonst wo hin so sich viele Leute versammeln, aber Dankwart hatte darauf gepocht, dass es sehr gut möglich wäre, dass Libra inzwischen wieder zurückgekehrt ist und auf sie wartet, und Grandy wusste besser als einen alten Mann auf seinem Weg zur lokalen Taverne aufzuhalten. Die Sonne war inzwischen deutlich in der Westseite des Himmels und man konnte auch merken wie sich die Straßen leicht entleerten, der Großteil des Tagesgeschäfts war wohl erledigt und die meisten freuten sich, dass bald Feierabend war, ein Grund mehr möglichst schnell ihre Gefährtin aufzutreiben.
So betraten sie wieder den "polierten Panzer" und blickten sich um. Jetzt am späten Nachmittag war das Wirtshaus sogar voller und es dauerte eine Weile, bis die feuerroten Haare von Libra aufspüren konnten und neben ihr stand ein recht unauffälig wirkender Mann in einem dunklen Umhang. Nur die Art wie er Libra ansah und sie anlächelte, regte sich etwas in Grandy. Einen Zorn, an dessen Sinn er sich nicht erinnern konnte, als wäre da etwas gewesen, dass ... aber was? Dennoch, er rief mit voller Stimme.
"LIBRA? Was treibst du denn hier mit diesem abgeratztem Kerl?!"
"Aha, nicht dein Mann also..." gab der schleimige Wicht von sich.
Und irgendwie fiel Grandy ein, dass er eigentlich keinen Grund hatte wütend zu sein, wenn da nicht diese immer leise werdende Stimme war die ihm sagte, dass hier irgendwas nicht richtig war und er das Recht hatte sich aufzuregen, er war ja schließlich ihr... ja wer war er eigentlich?
"Äh.. weil wir haben ja nach dir gesucht! Genau! Die ganze Stadt haben wir schon durchsucht! Du hättest uns wirklich sagen können wo du warst."
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Frohgemut kaufte sich Selene am Obststand von Ava alle Kirschen, die sie bekommen konnte, was die beiden Jungs die anscheinend auf den Wagen aufpassen sollten gar nicht gefiel – sie waren eben dazu übergegangen sich im Kirschkernweitspucken zu übertrumpfen.
„Wartet einen Moment...“, Selene nahm zwei große Handvoll Kirschen aus dem großen Korb heraus und legte sie zwischen die beiden Jungs. „Die sind für euch, aber nur wenn ich euch zeigen darf wie man richtig Kerne spuckt!“
Die nächsten Minuten verbrachte sie lachend mit den beiden Knirpsen, wobei sich die aber nicht von ihr übers Ohr hauen ließen und darauf bestanden ihre Spuckposition auf dem Obstwagen einzunehmen. Letztlich endete der Wettkampf dann im Gleichstand und mit drei glücklich grinsenden Kompetenten.
Selene winkte den zwein und machte sich auf den Weg zum Rathaus – alle waren dazu aufgerufen einen Bürgermeister zu wählen und in diesem Jahr durften es sogar Frauen und Personen aus niederen Ständen und Kinder wählen, was Selene entzückend fand, auch wenn die Verantwortung für so eine Wahl schon nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war.
Auf dem Weg sah Selene den alten Antiquar Havelock über den Marktplatz … ja, man konnte es nicht anders nennen, er rannte doch tatsächlich! Ein Schauer jagte über ihren Rücken, der Alte war ihr wirklich nicht ganz geheuer auch wenn sie enormen Respekt vor ihm und seinem gefürchteten kritischen Blick, was Literatur und Personen gleichermaßen anbelangt, hatte. Die Sonne sank indessen immer tiefer und die Händler bauten zum Großteil bereits ihre Stände ab.
Herr Friedrich Miller, der Organist stand noch vor dem Rathaus, in dem soeben Herr Rafael Firas der für die Kelterei zuständig war und der Antiquar verschwanden. Selene grüßte freundlich mit einem Knicks und verschwand dann ebenfalls im Rathaus.
Wilhelm Wenning war bekannt für seine Professionalität und seine Verschwiegenheit, daher wandte sich Selene vertrauensvoll an den Sekretär um die Formalien der Wahl abzuklären. Er erklärte ihr geduldig wie es in diesem Jahr dazu gekommen war das die Wahlen inoffiziell abgehalten wurden, da man nur ein Kreuz auf einem Schein zu machen brauchte wenn man dies vorzog und auch seinen Namen nur in ein Register schrieb damit keiner zweimal wählen konnte. Artig bedankte sie sich bei ihm und kam wenige Augenblicke später übers ganze Gesicht strahlend aus dem Rathaus.
Den Grafen Edmond Dantès sah sie dann auf dem Heimweg noch mit der Sängerin Marina Glockensang in Richtung des Hotels flanieren. Ihr Herz machte einen Sprung – seine Zuneigung zu Frau von Busch war unverkennbar, aber eben das er mehr war als ein charmanter, schöner, begabter, politisch und sozial engagierter Mann von Welt, nämlich ein zuvorkommender, charmanter, kluger Zeitgenosse der sein Herz nur allzuleicht schönen Frauen zu Füßen legte, ließ Selenes Herz dann doch ein wenig flattern, zumal die Sängerin fast schon unverschämt gut aussah. Und ihr Lächeln erst...
Als sie an den beiden vorbei lief klang ihr der letzte Satz der Sängerin noch im Ohr nach „Kann etwa jeder gewählt werden, dass Ihr schon befürchtet, eine Magd könnte diesen hohen Titel erlangen?“ und versetzte ihr einen Stich in die Brust. Sie wusste um ihren geringen Stand und zu gerne hätte sie auf die Antwort gelauscht, aber sie hatte nicht die Zeit groß herumzulungern, immerhin wollte sie noch backen.
Immerhin schien diese impertinente rothaarige Libra Graf Dantés nicht zu belästigen, das tröstete Selene dann doch ein wenig darüber hinweg das sie sich gedulden musste bis Frau von Busch sie vielleicht eines Tages einmal zu den Versammlungen bei ihm mitnahm.
Daheim gelang es ihr dann gleich 3 wunderschöne Kirschkuchen zu kreieren, gerade noch rechtzeitig damit sie bis zum Abendessen auskühlen konnten.
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Hört mal, seid Ihr womöglich ein Abenteurer oder soetwas in der Art? Ich meine, Ihr sagtet ja selbst, dass Ihr an den Gerüchten über dunkle Gestalten interessiert seid. Anders könnte ich mich euch gar nicht vorstellen. Wenn Ihr wollt, können wir in die Taverne gehen und darüber reden." ''Da es Euch zu interessieren scheint, werde ich natürlich meine Geschichte erzählen. Gehen wir.'', sagte Thorben und lachte. ''Ein Abenteurer, hm?'', dachte er und öffnete die Tür zur Taverne. Die beiden setzten sich an einen freien Tisch und er rief der hübschen Bedienung zu: ''Zwei Bier bitte!'' - ''So, mein Freund, wo soll ich anfangen?''
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"Ach, papperlapapp, Hauptsache wir haben sie wiedergefunden bevor es zu spät wird, ich hätte auf meine alten Tage nur wenig Lust mich im Zwielicht der untergehenden Sonne zum Gasthaus zu bewegen." Amüsiert blickte Dankwart zu Libra und dem ihm noch unbekannten Adryan "Ich denke, Libra hat sich nur ziellos umgeschaut und dabei Bekanntschaften geschlossen, wahrlich keine schlechte Idee wenn man hier fremd ist."
Kurz kratzte sich der ruhige alte Mann an seinem Kinn, sprach dabei unbeirrt weiter als er noch einen Schritt in den Raum hinein machte "Wir haben uns bereits um eine Übernachtungsmöglichkeit für uns drei gekümmert Libra und..." kurz hob Dankwart seine Arme an, verschränkte die Finger der beiden Hände ineinander und streckte das Armpaar durch "...die würde ich gern bald in Anspruch nehmen, der Tag war ein wenig anstrengend und ich denke wir werden die Ruhe brauchen... so schnell finden wir diese bestimmt nicht wieder. Ausserdem wollte ich noch die ein oder andere Sache mit euch im privaten besprechen"
Libra nickte, schaute zu Adryan herrüber "Ihr habt es gehört... mein Schlafplatz ist gesichert und ich werde wieder gebraucht", eben jener nickte kurz und knapp, beugte seinen Oberkörper ein wenig schlaff hinab "Dann auf bald, Milady"
Grandy bedachte das Geschehen mit skeptischen Blicken und deutlicher Unsicherheit in den Augen, auch ein wenig Verwirrung mischte sich in seine Gesichtszüge, doch von dem bekamen weder Libra noch Dankwart etwas mit, so vereinten sich die drei erneut und verließen die Taverne wieder.
"Was ist es denn nun Dankwart, was könnte den so wichtig sein, dass du es mit uns im privaten bereden willst?" "Ah, etwas höchst wichtiges! Natürlich warum wir hier sind, nichts anderes... aber... das gehört ersteinmal nur an euer Gehör, nicht an das mir fremder Personen die ich nicht einschätzen kann, aus dem Grund wollte ich bis jetzt noch kein großes Wort darüber verlieren..."
Dankwart ging mit überraschend schnellem Schritt über die Straßen und durch die Gassen Düsterburgs, so mögen ihn wohl auch noch nie seine beiden Begleiter erlebt haben die gut zu tun haben um ordentlich Schritt zu halten. Stetig ging sein Blick hoch in den Himmel, die Sonne beobachtend. Den restlichen Weg zum Gasthaus, fiel kein Wort mehr und erst als sie vor den Türen des Hauses standen, blickte Dankwart zu seinen Begleitern, die übliche Ruhe war aus seinen Zügen gestrichen und es mochte unwirklich wirken, wie sehr ihn dies veränderte, ein gbeuteltes, mageres Gesicht zeigte sich, zusammengerückte Augenbrauen die der Mimik nur ein weiteres Detail lieferte, welches Sorge erzeugen mochte.
"Verzeiht mir meine Eile meine jungen Freunde... mir missfällt es nur hier Nachts, ohne den Schutz der Sonne einen Fuß auf die Straße zu setzen. Ich bin lieber früher im Schutz der Häuser, als zu spät..." Gerade in dem Moment als Dankwart die Türe zum Gasthaus öffnen wollte, fing Julie an zu winseln, ein heller, schriller Ton den sie immer und immer wieder ausstieß, dabei den Schwanz zwischen den Hinterbeinen einklemmte und sich zusammenkauerte, so als würde sie sich vor etwas verstecken.
"Julie?"
"Was ist los mit dir?"
Nahezu zeitgleich griffen Grandy und Libra zu Julie, die Züge mit Sorge erfüllt schauten sie sich um ehe sie zu Dankwart blickten, der wie angewurzelt vor der Türe stand, die Hand an deren Griff gelegt. "Das... meinte ich..."
"Was meintest du?!" Libras feuriges Temparment flackerte hell auf, doch diesmal war es Grandy der die Ruhe bewahrte "Gemach... ich denke Dankwart wird es uns gleich erklären sobald wir auf einem Zimmer sind... nicht wahr Dankwart?"
Der ältere Herr nickte nur, blickte dabei zu Julie die sich langsam zu entspannen schien. Dankwart öffnete die Türe, ging wortlos an der Rezeption vorbei um zu dem größeren der beiden Zimmer zu gelangen, schnell zog er den Schlüssel dazu hervor, öffnete das Schloss und betrat eilig den Raum, gefolgt von Libra, Grandy und Julie.
Als die Türe wieder in ihr Schloss fiel, öffnete Dankwart seinen Mantel, warf ihn ungewöhnt achtlos beiseite und drehte sich zu seinen Freunden herum denen die Fragezeichen bereits im Gesicht geschrieben standen.
"Ich hätte es euch schon vorher sagen sollen... euch eher einweihen sollen was wirklich vorgefallen ist, was der Grund dafür war, dass ich mich ins Exil begeben habe... " Anspannung zeichnete sich in der Miene Dankwarts wieder, eine Pause folgte, ein Seufzer "...ich musste fliehen, mich verstecken."
"Vor was musstet ihr euch denn bitte verstecken?"
"Vor etwas... bedrohlichem, unnahbarem, einer Macht die einfach nicht... greifbar ist. Ich kann sie selbst kaum beschreiben, es ist etwas, dass über meine Vorstellung hinaus geht, über jedermans Vorstellung." Unruhig begann Dankwart an seinem Amulett zu spielen, drehte es immer wieder mit seinen Fingern hin und her "Sie quälte mich, verfolgte mich und letztlich... entmachtete sie mich auch. Es ist meine Strafe, da bin ich mir sicher, eine Strafe für meine gotteslästerlichen Taten, meine Studien, meine Experimente. Damals... als ich noch zum anerkannten Adel gehörte, Macht und Geld besaß... zögerte ich nicht diese zu nutzen, im Namen des Volkes wie ich damals dachte... doch ich scheiterte. Ich wollte Leben erschaffen, Tote wiederbeleben, Flüssigkeiten, Kräuter, Blitze... ich lies nichts unversucht... um die Leichen von Dorfbewohnern wieder wandeln zu lassen, um zu zeigen, dass wir unsere eigenen Grenzen überkommen können!"
Dankwart redete sich geradezu in Rage, wild und kräftig gestikulierend warf er die Hände um sich, nur um sie dann schwach fallen zu lassen "...doch es gelang mir nicht... ich konnte nicht das überwinden, was uns auferlegt war nur... an einem Tag... passierte etwas. Ein missglücktes Experiment... fing an zu leben"
"Aber, dann hattet ihr doch Erfolg?" Zurecht stellte Grandy die Frage, doch Dankwart verneinte mit einem Kopfschütteln.
"Nein... es ging fehl... mit dem Leben, kam auch etwas anderes zurück. etwas, dass hinter der Schwelle des Todes lauerte... es trieb mich aus meinem ansgestammten Haus, verfolgte mich über Tage hinweg, bis in die Einöden... wo es mich überwältigte, mich entwaffnete... und zurücklies... um mir zu zeigen, dass man seine Finger aus solchen Dingen heraushält..."
"Und deswegen...?"
"Und deswegen sind wir hier... ich dachte dieses... Ding, wäre entschwunden, doch ich hörte es ist hier... hat seine Macht gemehrt und vorallem... sich selbst vermehrt... wie auch immer es das getan hat. Es muss ein für alle mal vernichtet werden... wir dürfen nicht zulassen, dass Unschuldige Opfer dieser Macht werden..."
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Wie angewurzelt blieb Ava in der Taverne stehen. Sie fühlte sich mehr als fehl am Platz. Das hier war doch keine so gute Idee gewesen...
Sie war schon dabei, auf dem Absatz kehrtzumachen, als eine rothaarige Schönheit schwungvoll die Tür aufriss und sie versehentlich anrempelte. "Oh, verzeiht mir...", entschuldigte diese sich sofort, doch Ava beeilte sich zu sagen: "Oh nein, verzeiht mir, ich stehe hier aber auch ungeschickt." Da lächelte die Rothaarige und setzte sich, einen jungen Herrn im Schlepptau, an einen der Tische.
Wie gern hätte Ava das Selbstbewusstsein dieser Frau gehabt! Die Schönheit strahlte eine natürliche Gelassenheit aus und ihr Gang war der einer Frau, die wusste, dass ihr die Blicke der Männer folgten. Ava selbst war auch nicht gerade hässlich, so manch einer hatte sie auch schon als Schönheit bezeichnet, doch das "Schönheit" war immer nur in Verbindung mit einem "natürliche" ausgesprochen worden und sie wusste, was das bedeutete: Sie war einfach nicht aufregend. Während an der jungen Frau alles "Abenteuer" zu schreien schien.
Ein Ausruf riss sie aus ihren Gedanken: "LIBRA? Was treibst du denn hier mit diesem abgeratztem Kerl?!"
Libra hieß sie also. Selbst ihr Name war außergewöhnlich...
Wie erbärmlich! In Gedanken schalt sich Ava eine Närrin. Sie hatte sich nicht umsonst diesen Abend freigenommen und nun würde sie ihn auch genießen, statt ihn damit zu verbringen, eine Fremde zu beneiden! Es würde sie schon niemand beißen.
Mit vorsichtigem Schritt ging sie zu einem Tisch neben dem von Shael, der sich angeregt mit einem fremden Jüngling unterhielt. Im Vorbeigehen lächelte sie noch zaghaft Libra und ihren Begleitern zu. Dann nahm sie Platz und bestellte sich ein erstes Bier, das wohl auch ihr Letztes werden würde, wie sie durch einen betrübten Blick in die Geldbörse feststellen musste. Als sie an ihrem Bier nippte, sah sie noch Libra und ihre Gefährten die Taverne verlassen. Sie sahen aus, als hätten sie etwas wichtiges zu bereden.
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Diese Szene, der er soeben beiwohnen durfte, war weitaus unterhaltsamer und informativer als er sich je zu träumen gewagt hätte.
Der Blick des jüngeren Mannes, den er Adryan nach dessen süffisanten Kommentar zugeworfen hatte, hatte ihm alles erzählt, was es Wissenswertes zu erfahren gab. Eifersucht. Unterschwellig. Unbewusst. Wie eine versteckte Krankheit, die alle sehen konnte, bis auf den Infizierten selbst. In dem Bruchteil des Augenblicks, bevor der Mann die Situation mit einer gestammelten - und äußerst dürftigen - Erklärung zu retten versucht hatte, strahlte sein Blick puren Zorn auf ihn, Adryan, aus. Ob er sich des Grundes für diese Emotionen bewusst war? Wohl kaum, sein weiteres Verhalten ließ zumindest darauf schließen. "Ich werde dieses Trio im Auge behalten. An denen scheint mehr dran zu sein, als der erste Eindruck vermuten lässt...", murmelte Adryan, der sich mittlerweile an den Tresen begeben hatte und mit der flachen Hand auf das grob gemaserte Holz schlug. "Wirt, einen Krug Met!", sagte er und stützte sein stoppeliges Kinn auf seine andere Hand, den Ellenbogen auf den Tresen gestemmt. Dieser erste Tag hier war doch nicht so mieserabel, wie er am Morgen noch gedacht hatte.
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Zuhause angekommen setzte Rafael das um, was er sich vorgenommen hatte: Zuallererst mal ein Abendessen, bestehend aus den restlichen Kirschen und etwas Brot aus seiner Speisekammer. Als er das Brot holte, fiel ihm auf, dass ihm anscheinend der Schinken ausgegangen war. Seltsam, er hätte schwören können, dass er noch etwas hatte... Naja, würde er in den nächsten Tagen eben neuen kaufen müssen.
Nachdem er gegessen hatte, warf er noch einen kurzen Blick auf die aktuellen Zahlen der Kelterei, stellte allerdings wie üblich keine Auffälligkeiten fest, sodass er bald ins Bett gehen konnte. Bevor er sich hinlegte, griff er wie üblich an seinen Hals und zog seinen von einem Band gehaltenen Talisman hervor, um ihn auf den Nachttisch zu legen. Es war ein Zahn von irgendeinem sehr großen Raubtier. Sein Vater hatte ihn ihm zu seinem vierzehnten Geburtstag geschenkt, und ihm erzählt, er stamme von einem seiner Vorfahren, dessen Dorf von Monstern ausgelöscht worden wäre. Wieviel auch immer davon wahr sein mochte, der Zahn schien jedenfalls wirklich eine bewegte Geschichte hinter sich zu haben, wie die eingetrockneten Blutspritzer auf ihm bewiesen. Andererseits mochten die auch von den Vorbesitzern stammen; er selbst hatte sich schon so manches mal an der Spitze gestochen, was auch der Grund war, warum er ihn vor dem Schlafen immer ablegte.
Er wusste nicht, warum ihm diese alte Geschichte ausgerechnet heute wieder in den Sinn kam, normalerweise betrachtete er den Talisman einfach als Teil seiner Kleidung. Während er noch darüber nachdachte, dämmerte er langsam in den Schlaf hinüber.
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Während des fünften Bieres vernahm Talis einige Worte bezüglich der Bürgermeisterwahl. Zwar hatte er seine Stimme bereits abgegeben, verspürte aber nun, mit gelockerter Zunge den Drang sich mit zu teilen. Er erhob sich, kaum schwankend und polterte hörbar laut: "Heute ist doch diese beschissseene Wahl. Politiker alle gleich, unnützes Gewäsch, da kann man gleich würfeln! Oder seit ihr anderer Meinung?!"
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Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und Edmond legte großen Wert darauf, dass die junge Sängerin Marina noch vor Sonnenuntergang in eine sichere Obhut gegeben wurde, damit sie nicht genötigt sein würde, in absoluter Finsternis durch die Gassen zu streifen, auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Zusammen spazierten sie durch Düsterburg und Edmond nutzte die Zeit, den sie für den Weg zur Altstadt benötigten, um Marinas Neugier ein wenig zu befriedigen, während er ihre blauschwarzen Haare in der Abendsonne betrachtete.
"Zunächst einmal solltet Ihr wissen, dass Düsterburg in vielerlei Hinsicht eine überaus bemerkenswerte Stadt ist. Ich könnte Euch gewiss allein eine stundenlange Abendunterhaltung bieten, indem ich Euch erzählte, mit welch Bedrohungen diese noch recht junge Stadt zu kämpfen hatte, als sie noch nicht viel mehr war als eine Ansammlung von ein paar Hütten und Fachwerkhäusern. Von intriganten Priestern über mordlustige Werwölfe bis hin zu ganzen Söldnerheeren gab es nichts, was sich in der Historie Düsterburgs nicht wiederfinden ließe, alles für sich genommen genug, um ganze Abenteuerromane zu schreiben!
Umso weniger verwunderlich ist es, dass Düsterburg die vermutlich erste Stadt im gesamten Kaiserreich ist, bei der nicht nur alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem Stand zur Wahl schreiten dürfen, nein, es ist ebenso ein Novum, dass alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen einen Anspruch auf den Posten des Bürgermeisters haben, sofern sie denn die meisten Stimmen auf sich vereinigen können! Ich sorge mich nicht um die Ambitionen und den Tatendrang der einfachen Menschen hier, die meisten haben das Herz am rechten Fleck und ein gesundes Verständnis von Moral, doch befürchte ich, dass diese neuen Freiheiten ihnen zu Kopfe steigen könnten. Bürgermeister zu sein bedeutet gleichzeitig auch Verantwortung zu tragen, doch können Menschen, die gerade noch als einfache Dienstboten gearbeitet haben, tatsächlich die Verantwortung für eine ganze Stadt übernehmen? Würdet Ihr Euch dazu ganz ohne Bedenken in der Lage sehen?
Oh, vermutlich seid ihr ohnehin von den Strapazen der letzten Tage noch erschöpft, darum möchte ich Euch auch nicht allzu sehr mit politischen Themen langweilen. Sicherlich möchtet Ihr Euch ein wenig ausruhen und für die kommenden Tage vorbereiten?"
Nach einiger Zeit erreichten die Beiden die Altstadt und betraten einen kleinen Gasthof, direkt am alten Dorfplatz gelegen. Der Himmel war klar und man konnte bereits die ersten Sterne am Firmament erkennen. "Nur allzu gerne würde ich Euch meine Gastfreundschaft anbieten, doch da es mir zurzeit an adäquaten Untergebenen mangelt, um Euch angemessen versorgen zu können, will ich Euch doch zumindest in guten Händen wissen. Anders als in anderen Etablissements dieser Stadt weiß man hier noch nach alter Tradition seine Gäste angemessen zu behandeln!" Freundlich blickte er das alte Ehepaar an, welches den Gasthof führte, für Edmond gehörten sie schon zum Inventar zur Stadt und eine junge Frau wie Marina konnte er bedenkenlos hier unterbringen, sie würden sich gewiss vorbildlich um sie kümmern, daran besaß er keinen Zweifel. "Gewiss werden wir uns schon bald wiedersehen, ich kann es wahrlich kaum erwarten, selbst Zeuge eures Gesangs zu werden! Fürs Erste will ich mich von Euch verabschieden und mich nicht allzu sehr aufdrängen, doch solltet ihr Hilfe benötigen, so könnt Ihr Euch freilich meiner Unterstützung sicher sein!" Mit diesen Worten entnahm Edmond seinem Lederbeutel einige Münzen, reichte sie alten Gastwirtin und ging langsamen Schrittes zurück in die Freiheit, wo er sich noch einmal umdrehte und der jungen Sängerin hinterherblickte, ehe sich die alte Holztür langsam wieder schloss...
"Wo ich so darüber nachdenke, sollte ich vielleicht einmal Sophia fragen, ob sie mir nicht eine ihrer Bediensteten ausborgen könnte, denn wer weiß, wen ich in naher Zukunft noch alles als meine Gäste werde begrüßen dürfen?", murmelte Edmond vor sich hin, während er gemächlich die ruhigen Straßen der Altstadt zurückwanderte...
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leonardo hörte vom stadtrufer das es ne bürgermeisterwahl geben soll.
Er machte sich auf den weg und sah die anderen dort stehen und über irgendwas reden.
Er ging rein und schreib den namen Adryan Klerc rein er schien vernüftig zu sein.
dnach ginger wieder zurück um seine studien fortzusetzen , um 22 uhr wurde er doch müde und ging ins bett bevor er schlief dachte er nach was am tag alles passiert war und schlief dann ein.
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"Tja, ich weiß gar nicht, wo ich überhaupt anfangen soll...", meinte Shael zu Thorben. Ihr müsst wissen, es war schon immer mein Traum, selb st ein Abenteurer zu werden. Und Ihr seht mir genau wie einer aus." Er hielt inne. "ich habe mir Abenteurer immer so vorgesellt, wie Ihr ausseht. Jung, sportlich, immer neugierig, und ein Talent dafür, neue Entdeckungen zu machen Und dennoch würde ich mich dafür interessieren, wieso Ihr ausgerechnet ein Abenteurer werden wolltet und was Ihr bisher so erlebt habt. Zuletzt würde es mich interessieren, was Ihr euch durch die Reise hierher erhofft habt. "
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Elly war endlich mit dem Abendessen fertig geworden, da kamen wieder die nächsten Gäste. Alsbald eilte sie wieder durch die Wirtsstube und versuchte es allen recht zu machen. Sie schenkte ein Bier dort nach und teilte da ein neues aus. Die Gespräche kreisten um die Bürgermeisterwahl , denn es durfte nun auch alle wählen. Elly ging zu den beiden Herren und brachte ihr Bier und hörte wie diese eine Geschichte über schwarze Gestalten.
Es schien als würde die ganze Stadt die alten Schauermärchen über Vampire, Werwölfe und jetzt auch noch schwarze Gestalten, ausgegraben.
Zumindest waren die Geschichten eine Abwechslung vom grauen Alltag. Elly verweilte noch in der Nähe, um etwas zuzuhören.
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"Ich habe mir Abenteurer immer so vorgesellt, wie Ihr ausseht. Jung, sportlich, immer neugierig, und ein Talent dafür, neue Entdeckungen zu machen Und dennoch würde ich mich dafür interessieren, wieso Ihr ausgerechnet ein Abenteurer werden wolltet und was Ihr bisher so erlebt habt. Zuletzt würde es mich interessieren, was Ihr euch durch die Reise hierher erhofft habt." ''Nun, einen Abenteurer würde ich mich nicht unbedingt nennen. Abenteuer habe ich eher wenige erlebt, auch wenn es dazu ein paar witzige Anekdoten gibt, die ich erzählen könnte'', Thorben nahm einen Schluck des Biers. ''Ich bin ihn einer recht wohlhabenden Familie aufgewachsen. Mein Vater war ein Handelsmann, der sein Werk sehr gut ausführte. Er hat mir auch einiges beigebracht, wisst Ihr? Allerdings ist es auch ziemlich gefährlich in diese Arbeit verstrickt zu sein...Es gibt Leute die alles versuchen um einen um ein oder zwei Goldmünzen zu bringen und scheuen auch nicht davor zurück Gewalt auszuüben. Deshalb hat mich mein Vater auch in die Kunst des Schwertkampfes eingeweiht. Für einen guten Händler unerlässlich, sag Ich Euch!'', Thorben lachte. ''Jedenfalls, habe ich für Geld abseits vom Handel nicht viel übrig. Luxus und Ähnliches brauche ich nicht. Mein Vater wollte nur das Beste für mich aber hat nie verstanden, dass es mich langweilt ein Leben zu führen ohne zu wissen, was mein Sinn ist. Darum bin ich losgezogen und habe ihm nur einen Abschiedsbrief hinterlassen. Will garnicht wissen wie wütend er auf mich ist!'', sich am Kopf kratzend nahm er noch einen Schluck und klopfte sich auf den Oberschenkel ''Nun, dann bin ich losgegangen, unwissend wohin es mich ziehen soll. Ich landete in vielen Städten und traf viele Leute die von Düsterburg erzählten. Eine eher unscheinbare Stadt, wie Ihr selber sagtet doch wurde oft berichtet, dass es hier anscheinend mysteriöse Vorfälle gibt. Natürlich verstricke ich mich gerne in Probleme, wie damals in Kostaki mit dem Freudenhaus...aber ich schweife ab!'', Shael starrte als ob er die Geschichte mit dem Freudenhaus auch hören wollte. ''Und weiter?'' ''Wie gesagt verstricke ich mich gerne in Probleme und dachte mir ''Klingt interessant, wäre eine Versuchung wert sich mal dort umzusehen!'' und gesagt getan bin ich nun hier. Ehrlich gesagt sehe ich mich jetzt selber als Abenteurer! Man braucht wohl nicht viel um sich so zu nennen, hm? Auch Ihr habt das Zeug dazu, die Welt zu bereisen. Viel braucht es nicht!'', Thorben stoppte und meinte ''Ich habe wieder Hunger! Wie sieht es mit euch aus?''
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Elizabeth bahnte sich einen Weg durch die Straßen. Riesentumult für so eine Stadt. Sie war anscheinend genau am Abend der Bürgermeisterschaftswahl gekommen.
"Mmh." machte Elizabeth und tauchte in die nächste Taverne ab. Und erstarrte. War das da vorne nicht..? Oh Gott. Oh Gott, Oh Gott.
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In dem Gasthaus, zu dem Edmond sie gebracht hatte, gefiel Marina schon auf den ersten Blick. Die Einrichtung war sauber und gemütlich und das alte Ehepaar sehr freundlich. Selbst als die junge Sängerin eine dritte Portion des guten Eintopfes bestellte, waren die Blicke, die man ihr zuwarf keineswegs schockiert. Viel eher schien man sich darüber zu freuen, dass die Küche derart geschätzt wurde. Etwas später nahm sie ein heißes Bad, ein Luxus, auf den sie schon seit längerer Zeit verzichtet hatte. WEr hätte gedacht, dass Edmond neben all seinen anderen guten Eigenschaften auch noch so spendabel war? Während sie mit ihren Fingern das nasse Haar entwirrte und beobachtete, wie die Hitze ihre zarte, helle Haut leicht rötete, überlegte sie, welche Lieder sie dem Herrn Dantés vortragen würde. Nach kurzer Zeit begann sie leise, eine Melodie zu summen, die sie schon seit langer Zeit kannte. Zufrieden nickte sie, dann entstieg sie dem heißen Wasser und machte sich bettfertig. Als sie in das weiche Federbett sank, dachte sie daran, wie aufregend ihr Aufenthalt in Düsterbug werden würde. Dann schloss sie die Augen und machte eine Reise ins Reich der Träume.
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Auf seinem Rückweg machte Edmond noch am Rathaus einen kleinen Zwischenhalt. Es war zwar schon sehr spät inzwischen geworden, doch bei all dem Trubel und Gerede über die Bürgermeisterwahl hätte er doch beinahe vergessen, selbst von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Die Kerzen und Öllampen verbreiteten nurnoch ein schwaches Licht und es dauerte einen Moment, bis er sich in dem uralten Bauwerk, welches bereits die ersten Risse aufwies, zurecht fand. Die bisherige Stadtführung hatte es vorgezogen, den Status Quo aufrechtzuerhalten, sodass die wenigen Veränderungen am Stadtbild bisher zu wünschen übrig gelassen hatten.
Vergeblich suchte Edmond nach dem fleißigen Sekretär Wenning, vermutlich würde er bald zurückkehren. Viel Zeit blieb nicht mehr übrig und so eilte er zur Wahlurne, wo er seinen Namen ins Register eintragen ließ und den Fetzen Papier mit seinem Kandidaten in die Wahlurne warf. Zweifellos kam für Edmond Dantès nur eine Person infrage, die für den Posten des Bürgermeisters, oder neuerdings auch der Bürgermeisterin, geeignet war. Was wohl in den Köpfen der anderen Bürgerinnen und Bürger vorging?
Keinesfalls wollte Edmond es verpassen, wenn noch an diesem Tage der Ausgang der Wahl verkündet werden würde, und so ließ er sich von einem nahen Kutscher zurück zu seinem Anwesen bringen, wo er sich für diesen Anlass noch einmal ein wenig frisch machte. Sicherlich würden auch die anderen Bürgerinnen und Bürger gespannt auf das Ergebnis warten, und da wollte Edmond in aller Öffentlichkeit einen guten Eindruck an den Tag, oder vielmehr an den Abend legen, wo sich um diese Tageszeit doch so viele Trunkenbolde und zwielichtige Gestalten auf den Straßen rumtrieben...
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"Nein danke.", meinte Shael. "Ich habe im Moment keinen Hunger. Aber Ihr könnt Euch gerne etwas bestellen." Essen konnte Shael jetzt nicht zum einen war er dafür zu müde. Dennoch war Shael ziemlich beeindruckt von den "Abenteuern" von Thorben. Er war tatsächlich so, wie Shael sich immer einen Abenteurer vorgestellt hat. Die Geschichte vom Freudenhaus hätte er auch nur zu gerne gehört, aber nachhaken wollte er nun auch wieder nicht. Vielleicht rief das irgendwelche schlechten verdrängten Gedanken in Erinnerung und das wollte Shael vermeiden, ehe der junge Abenteurer sauer auf ihn wurde. Irgendwann kam dann die Bestellung des jungen Abenteurers, auch wenn Shael nicht genau wusste, was das sein sollte, was er sich da bestellt hatte.
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Nachdem Talis begriff, dass er ignoriert wurde, was aufgrund des Alkohlehalts seines Körpers länger dauerte, setzte er sich, wie und wurde als bald saufend von Trauer übermannt. Die anderem würden wohl nie erfahren für wen er gestimmt hatte.
Als sich das Lokal leerte torkelte er nach Hause, wo er sich ins Bettwarf und schlief. Er, wie das Dorf blickten einer ungewissen Zukunft entgegen.
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"Nein danke.", meinte Shael. ''Na wie ihr meint!'', antwortete Thorben und bestellte sich eine seiner Leibspeisen. Shael starrte etwas entsetzt auf das Essen woraufhin Thorben sagte: ''Mögt Ihr keine Hühnerbeinchen? Die sind wahre Energiebringer! Probiert doch mal!'' Darauf antwortete er nur mit einem Kopfschütteln. Thorben ließ sich lange Zeit beim Essen und als er fertig war bemerkte er, dass sein Sitznachbar eingeschlafen war! ''Na sowas...Hey Wirt! Sagen Sie meinem Freund hier, dass ich mich Schlafen gelegt habe!'' Er nahm ein Zimmer und legte sich hin. Erst jetzt bemerkte er, wie müde er in Wirklichkeit war.
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Wilhelm Wenning saß noch bis spät in den Abend hinein im Rathaus und zählte die Stimmen für die Bürgermeisterwahl. Als er das zweite Mal den letzten Wahlzettel beiseite gelegt hatte und das Ergebnis dem von der ersten Zählung glich, nickte er zufrieden. "Nun, das wäre ja wieder einmal geschafft". Es gab dieses Mal viele Kandidaten und einige von ihnen waren unter den Bürger gleichermaßen beliebt, dass sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten. Doch schließlich hatte sich einer deutlich durchgesetzt: Caspar von Busch, der junge Fernhändler und vermutlich einer der wohlhabensten Männer der ganzen Stadt würde ab dem nächsten Tag neuer Bürgermeister von Düsterburg sein.
Als letzte Amtshandlung des Tages verfasste Wilhelm noch eine kurze Ankündigung, bevor er gähnend von seinem Schreibtisch aufstand und das Rathaus verlies. Draußen vor dem Rathaus befand sich eine große Tafel für Ankündigungen der Stadt. An diese heftete er die soeben verfasste Ankündigung des Wahlergebnisses und ging schließlich heim. Es war ein langer und aufregender Tag gewesen und Wilhelm hoffte, dass der nächste etwas ruhiger verlief.