Drevenis Haus => Cheydinhal
Sie konnte zunächst nicht genau sagen, was sie geweckt hatte. Erynn schlug die Augen auf und horchte in die Dunkelheit. Dann wurde es ihr klar: Die Pferde! Sie wieherten und stampften unruhig draußen vor dem Haus. Die Elfin erhob sich leise und griff nach dem Schwertgurt. Ihre Rüstung hatte sie gestern nacht nicht mehr abgelegt, war, erschöpft wie sie war, einfach auf das Lager gefallen und sofort eingeschlafen. Leise schob sie die Tür auf, orientierte sich kurz und ging dann die Treppe herunter. Als sie vor dem Haus wütende Stimmen hörte, begann sie zu laufen. Dreveni war ebenfalls wach geworden und in voller Alarmbereitschaft. Fast gleichzeitig erreichten sie die Haustür.
Der Anblick, der sich ihnen darbot, war eindeutig. Arranges und ein grobschlächtiger Kerl standen sich mit gezogenen Waffen gegenüber, unweit davon, nervös tänzelnd und die Augen so sehr verdreht, daß man das Weiße darin sehen konnte, der Fuchs.
Eine schlechtere Wahl, als das Pferd des Beschwörers zu stehlen, hättest du kaum treffen können, Idiot. Sie langte nach ihrem Schwert, als der Kaiserliche mit der linken Hand eine seltsame Bewegung vollführte, als griffe er nach etwas und ließe es dann plötzlich wieder los.
Gebannt und gleichzeitig entsetzt beobachtete Erynn, wie der Bandit auf die Knie fiel, als er von innen heraus verbrannte. Es war unzweifelhaft eine grausige Szene, doch die Kriegerin konnte den Blick nicht abwenden. Auf eine ungesunde Art und Weise war sie fasziniert.
Als der verkohlte Leichnam zur Seite kippte, überwand sie ihre Starre.
Kurze Zeit später brachen sie auf. Erynn reichte Dreveni zum Abschied die Hand. „Ihr solltet auf jeden Fall noch einen Magier aufsuchen, sonst beschert Euch die Verletzung eine Zwangspause von mindestens sieben Wochen. Gebt auf Euch acht, Dreveni“, sagte sie noch, bevor sie aufsaß.
Sie erreichten Cheydinhal, als sich die Sonne gerade zur Gänze über den Horizont geschoben hatte. Die Stadttore waren nach wie vor verschlossen, aber nach einigem Hin und Her ließ man sie ein. Es herrschte hektische Betriebsamkeit. Leute entfernten Bretter und Kisten, mit denen sie ihre Häuser verrammelt hatten, andere schoben Barrikaden in den Straßen zur Seite. In der Nähe stritten sich zwei Stadtbewohner darum, wem ein bestimmtes Möbelstück gehörte, das als Hindernis für die befürchteten Eindringlinge auf den Gehweg geworfen worden war. Die Angehörigen der Stadtwache schienen überall gleichzeitig zu sein, um Plünderungen und Schlägereien zu verhindern, in denen sich die Anspannung der letzten Stunden zu entladen drohte.
Erynn schüttelte verständnislos den Kopf. War das wirklich Cheydinhal, ihre Heimat, in der sich die Leute jetzt fast gegenseitig an die Gurgel gingen, anstatt sich gemeinsam darüber zu freuen, daß die Bedrohung abgewendet worden war? Es heißt, die Gefahr bringt das Beste in Mensch und Mer zum Vorschein, und das Schlechteste. Ich wünschte nur, die Gewichtung wäre anders... Sie bemerkte, wie sich Verachtung für die Streithähne in ihr ausbreitete und wandte den Blick zu Arranges. „Das Ganze ist ja zum Kotzen! Laßt uns zusehen, daß wir schnell einen Schmied auftreiben, bevor wir noch in eine Keilerei oder ähnliches hineingezogen werden, und dann nichts wie weg hier.“
Drevenis Geschichte wird mit diesem Post im Rollenspielthread fortgesetzt.
Ringstraße; zwischen Sercen und Aleswell
Nachdem sie abgesattelt und ein kleines Feuer in Gang hatten, entschied Erynn, daß der Beschwörer so langsam genug vor sich hingebrütet hatte. Sie würde ihn zunächst mit Fragen über Cheydinhal in Ruhe lassen, er würde vermutlch ohnehin nichts preisgeben. Aber es war Zeit, daß er auf andere Gedanken kam.
„Arranges?“ fragte sie. „Wie wäre es, wenn Ihr mir jetzt etwas über Magie erklärt?“ Sie überlegte kurz, dachte an die Stunden im Obliviontor und daran, wie lebendig sie sich dort gefühlt hatte. „Ich wüßte gern mehr über Feuerzauer.“
So lasst mich doch einfach in Ruhe... ist das wirklich zu viel verlangt...? Arranges sah sie einen Moment abweisend an. 'Ich soll euch also einfach etwas beibringen, von dem ihr ungefähr so viel Ahnung habt wie ich vom Bogenschießen?' Genervt und resignierend atmete er aus. Seine Miene wurde etwas weicher und auch seine Stimme nahm einen Tacken mehr Freundlichkeit an: 'Ihr fragt nach Feuermagie wegen dem, was ihr im Reich des Vergessens erlebt oder vielmehr gefühlt habt, nicht wahr?' Arranges war nicht dumm, er wusste, dass Dunmer eine natürliche Affinität zu Feuer hatten, daher ja auch ihre Resistenzen gegen dieses Element. Oblivion war im Grunde nichts anderes als ein riesieger Feuerpool. 'Ihr erinnert euch vielleicht noch daran, was ich euch über die Magie erzählt habe, wie man nach ihr greift und sie nach seinem Willen formt?' Er hob eine Hand, mit der Handfläche nach oben. Funken stoben und eine Flamme quoll hervor und wiegte sich in der sanften Briese der Nachtluft. 'Feuer... es ist eine Sache, eine Seele zu unterwerfen, aber eine ganz andere, die Elemente für die eigenen Dienste zu rufen. Feuer, Eis und Blitz sind nicht wie die Wesen, mit denen man ringen kann. Die Elemente existieren einfach und agieren ihrer Umwelt entsprechend... greift jemand ohne das nötige Wissen nach ihnen, wird er sich unweigerlich verletzen... Ihr erinnert euch noch daran, wie ich euch die Magie erklärt habe?' Arranges schloss die Hand zur Faust und erstickte damit die Flamme wieder. 'Wird ein Feuerzauber gewirkt, tut der Zaubernde nichts anderes, als nach der Flamme der Kerze zu greifen... er verschiebt sie so, dass sie die Leinwand zu seinen Gunsten betsrahlt oder vielmehr das verbrennt, was der Zauberer mit seiner Zerstörungsmagie anzugreifen gedenkt... Ihr seid Dunmer. Selbst wenn ihr euch nicht erinnern oder nutzen könnt, was in euch schlummert, so ist es dennoch da, ein jeder Dunkelelf hat einen ganz natürlichen Bezug zum Feuer...'
Erynn nickte nachdenklich. Ja, sie erinnerte sich an dieses Bild mit der Leinwand, allerdings war es ihr sehr schwer gefallen, einen Bezug dazu herzustellen. Wenn also das, was ich sehe nur ein Bild ist, und die Flamme dahinter bestimmt, welche Teile besonders hervorgehoben werden... Die Szene, was Arranges mit dem Pferdedieb angestellt hatte, kam ihr in den Sinn. Sie hatte das Gefühl, beinahe zu begreifen, worauf es ankam, aber das Bindeglied fehlte noch. Auf der einen Seite die sichtbare Welt, auf der anderen Seite die Macht dahinter. Allein, wie bringe ich beides zusammen?
Sie starrte auf einen trockenen Ast in der Nähe, sah ihn sich sehr genau an. Seine Struktur, die Risse, die der Wuchsrichtung des Holzes folgten, die gelbbraunen Flechten, die darauf wuchsen. Bis hierher war es einfach nur ein Ast. Sie stellte sich vor, das Stück Holz zum Brennen zu bringen, wie es dann wohl aussah, roch und wie es sich anhörte. Die Elfin hielt dieses Bild fest und schleuderte es dann gedanklich auf ihr Studienobjekt. Es geschah - gar nichts.
"Ich verstehe das nicht", sagte sie. "Wie bringt man die sichtbare Welt und die Kräfte dahinter zusammen?"
Arranges folgte ihrem Blick und erahnte, was sie gerade für sich selbst versuchte. Das wird wohl schwerer als ich dachte... Der Kaiserliche konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie es wäre, nicht nach der magischen Kraft greifen zu können, schließlich wurde ihm dieses Talent mehr oder weniger durch seinen Vater in die Wiege gelegt und er hatte Umgang damit, seit er denken konnte. Aber wie zur Hölle mache ich ihr begreiflich, was es bedeutet, Magie anzuwenden?! Cheydinhal und das Grab seiner Eltern, ja sogar Dreveni waren mit einem Mal vergessen. Arranges Ergeiz wurde geweckt, ein Ergeiz, den er viel zu lange, seit er eben nicht mehr aktiv als Novize studierte, sondern nur noch neue Zauber lernte, vernachlässigt hatte. Aus einem ihm unerfindlichen Grund wollte er Erynn plötzlich etwas beibringen, obwohl er sich erst noch vor Kurzem überlegt hatte, wie er diesen Teil ihrer Vereinbarung umgehen konnte... 'Ihr dürft euch nicht vorstellen, wie ihr den Ast zum Brennen bringt...' Der Kaiserliche kratzte sich nachdenklich am Kopf. 'Gebietet dem Ast zu brennen. Nehmt die magische Kraft, die euch innewohnt und formt sie zu Feuer... formt sie nach eurer Vorstellung des Elements...' Der Kaiserliche blickte auf den Ast, schnippte ihm leicht entgegen und sofort schoss eine kleine Stichflamme daraus hervor und flackerte für einige Augenblicke, bis nur noch glühende Überreste blieben. 'Ich weiss es ist nicht ganz einfach...' Er erhob sich und ging neben Erynn in die Hocke. Ohne Vorwarnung griff er einfach nach ihrer Hand und hielt sie locker in der seinen. Langsam wurde seine Hand warm. 'Ihr müsst euch davon ausfüllen lassen und es dann weitergeben, das Element... Übrigens ist es auch das, was den eigenen Körper so erschöpft, wenn man die Grenzen seiner Magie erreicht hat...'
Die Elfin schloß die Augen und überließ sich ganz der Empfindung, welche die Berührung von Arranges' Hand ihr vermittelte. Dann suchte sie in sich nach eben dieser Art von Wärme, in ihrem Kopf, ihrem Herzen und ihrem Pulsschlag. Die Erinnerung an die Totenlande und die unbändige Kraft, die sie dort durchströmt hatte, halfen ihr dabei. Irgendwann glaubte sie, einen weiteren Rhythmus hinter ihrem Herzschlag gefunden zu haben, ganz schwach nur, aber vorhanden. Zaghaft griff sie danach, bis sie es an ihren Fingerspitzen fühlen konnte und richtete es auf den Ast. Sie glaubte, eine dünne Rauchfahne gesehen zu haben, aber vielleicht war das nur Wunschdenken.
Seufzend löste sie ihre Hand aus der des Kaiserlichen und konzentrierte sich erneut. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie die Empfindung wiedergefunden hatte. Diesesmal riß sie heftig daran und schleuderte es mit all ihrem Willen dem Holz entgegen. Verdammt, das kann doch so schwer nicht sein! Du sollst brennen, Scheißding, dachte sie wütend.
Beide duckten sich instinktiv, als ihnen ein Regen aus Dreck, versengten Grasbüscheln und glimmenden Splittern entgegenflog. Erynn warf Arranges einen vorsichtigen Blick zu. "'tschuldigung", meinte sie zerknirscht. Dann hellte sich ihre Miene auf. "Hey! Ich habe einen Krater erschaffen", sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen.
Arranges konnte seinen Stolz auf sie nicht verbergen und lächelte sie an. 'Da, ihr könnt es doch... und es ist gar nicht so schwer... aber euer Temperament als Prügelknaben solltet ihr hier nicht einfließen lassen... ein bisschen mehr Gefühl wenn ich bitten darf, das ist kein grober Zweihänder...' Neckte er sie und grinste breit.
Erynn schenkte ihm einen treudoofen Hundeblick und grinste zurück. In diesem Moment war sie sehr mit sich zufrieden. "Ich bekomme das schon noch hin, jetzt, wo ich weiß wie es geht..." Sie verbrachte den Rest des Abends damit, diese neue, unbekannte Kraft zu erforschen. Als sie das erste Mal versuchte, es Arranges gleichzutun und eine kleine Flamme auf ihrer Hand tanzen zu lassen, verbrannte sie sich fürchterlich die Pfoten, was bei dem Beschwörer erneut eine Welle der Belustigung auslöste. "Schönen Dank für das Mitgefühl", nuschelte sie, während sie die Fingerspitzen in den Mund steckte. Etwas später traute sie sich noch einmal, bemerkte aber, daß es ihr zusehends schwerer fiel, auf die Magie zuzugreifen. Die Elfin beschloß, es für heute gut sein zu lassen und rollte sich neben dem Lagerfeuer zusammen. Ihr Körper war hellwach, doch der Verstand arbeitete nur noch langsam nach den Experimenten mit der Elementarkraft. Bald schon schlief sie tief und traumlos.
Abseits der Goldstraße zwischen der Kaiserstadt und Skingrad
Was Erynn nicht sehen oder ahnen konnte, war die Sache, dass Arranges nicht etwa ein beliebiges der drei Bücher geholt hatte, welche er grundsätzlich in den Satteltaschen mitführte. Sondern vielmehr ein Buch, welches er praktisch selbst verfasst hatte, während er als Schüler bei der Gathering und von Zeit zu Zeit auch in dem Kloster gelernt hatte. Es waren Aufzeichnungen zu verschiedensten Dingen. Während Erynn noch mit ihren Gedanken beschäftigt war, hatte er nach kurzem Suchen die Seite gefunden, die er haben wollte. Es war eine arg vereinfachte, stilistische Darstellung eines humanoiden Körpers. Eigentlich war es nur ein etwas ovaler Kreis in der Mitte, mit einem sehr viel kleineren Kreis, der oben aufsaß, dazu noch vier längliche Gebilde, welche jeweils links und rechts für Arme und Beine standen. Um diese Zeichnung herum waren unzählige, teils unübersichtliche Krizeleien und Randnotizen geschrieben worden.
Als Erynn begann zu reden, sah er fast ein wenig überrascht auf. Der Ausdruck wandelte sich jedoch schon in der nächsten Sekunde zu einer genervten Miene. Verdammt, ich habe den Knebel vergessen...
'Nun, ja! Wenn ihr mich so fragt, ja, ich habe momentan recht viel Spaß daran euch da so zu sehen.' Sagte er selbstverständlich. 'Warum ich euch belogen habe? Liegt das nicht auf der Hand? ... Ach nein stimmt ja, ich hatte vergessen, wen... oder besser was, ich hier vor mir habe... Ihr hättet wohl kaum ja gesagt, wenn ich euch alles erzählt hätte oder? ... Darüber hinaus ward ihr noch dumm genug mir zu glauben, also warum gebt ihr jetzt mir die ganze Schuld daran, dass ihr jetzt in dieser für euch mehr als unschönen Situation hängt?'
Nord-Nordwestlich von Beldaburo
Arranges hielt die Nacht hindurch Wache. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich das damals bei Nienna gemacht habe, so erscheint mir diese Sache hier mit Erynn doch um einiges schwerer... Nienna hatte nie vor der Gathering gesprochen, lediglich ihre... Talente... und meine zufällige Bekanntschaft zu ihr haben die Großmeister aufmerksam werden lassen... zum Glück wird von der Gathering niemand wirklich gezwungen, beizutreten... auch hier ist die freie Einwilligung der potentiellen Anwärter gefordert... auch da war ich Erynn nicht ganz ehrlich gegenüber... ich habe ihr ihre Zustimmung schlicht aus dem Kreuz geleiert... Ich werde mir einen sehr guten Grund dafür einfallen lassen müssen, sie als Schülerin von mir zu stoßen und gleichzeitig die indirekte Beobachtung durch die Gathering verhindern...
Ein klarer Tag zog herauf, als es endlich hell wurde. Die Sonne vertrieb früh die restlichen Wolken der Nacht. Recht schnell wurde es warm und Arranges stellte erleichtert fest, dass weit und breit kein Wölkchen mehr am Himmel war. Der Kaiserliche erkundigte sich nach der Verletzung des Pferds, reiten würde noch nicht möglich sein, also führten sie die Pferde wieder.
Sie waren einige Stunden unterwegs, es musste bald Mittag sein, als der Himmel plötzlich damit begann, sich sehr schnell, tiefrot zu färben. Na endlich... schnell rein, schnell wieder raus, damit wir das hoffentlich bald wieder hinter uns haben... Nach wenigen Augenblicken, die sie ihre Richtung beibehaltend, weitergelaufen waren, tauchte zwischen den Hügeln das Tor auf. Es sah genau gleich aus, wie jenes bei Cheydinhal, nur, dass die Dornen darum ein wenig anders geordnet waren und außerdem Verfluchter Dreck... Daedra...... Arranges blieb wie angewurzelt stehen, als er den Skamp vor dem Tor erblickte. Die kleine, goblinähnliche Kreatur kniete seitlich zu ihnen vor dem Tor und pulte mit einer Klaue im Sand. Arranges blickte sich hektisch um, aber außer dem Skamp war kein anderer Feind zu sehen... Plötzlich drehte das kleine Scheußal den Kopf in ihre Richtung. Ein grässlicher Laut, eine Mischung aus Kreischen und Knurren war zu hören. Mit einem Satz war der Skamp auf den Beinen und verschwand im Tor. Verflucht, das wird doch wohl keine Wache gewesen sein?!
'Ich wäre auch geflüchtet, hätte ich so etwas wie euch zum ersten Mal erblick...' Sagte Arranges zu Erynn gewandt, während er mit einem breiten Grinsen seinen Wasserschlauch vom Sattel nahm. Er goß sich einiges vom Inhalt des Schlauchs über, bis die gesamte Kleidung am Oberkörper nass war. 'Also los...'
Sie ließen die ohnehin schon recht unruhigen Pferde stehen und gingen auf das Tor zu. Vor dem riesigen Oht, dessen Mitte auffordernd flimmerte, blieben sie einen Moment stehen, dann tat Arranges den ersten Schritt. Wie beim ersten Mal schlug ihm auf der anderen Seite erbarmungslose Hitze entgegen, aber die Idee, sich etwas Abhilfe zu verschaffen, indem er einfach seine Kleidung mit kühlendem Nass tränkte, erwies sich als gar nicht schlecht. Er spürte die Hitze zwar immernoch, aber im Gegensatz zum ersten Mal, als er Dagons Reich betrat, fühlte er sich nicht, als währe er gegen eine verschlossene Tür gerannt... was sich im nächsten Augenblick direkt änderte, als er die Augen aufschlug. Sein Reflex verhinderte, dass sein Gesicht direkt verkohlt wurde. Die Unterarme hochreissend und vor dem Gesicht kreuzend, fing er einen Feuerball ab. Die Elementarmagie jedoch versengte ihm die Haut unter den Armschienen und verkohlte selbige so sehr, dass die leichten Metallstreben unter dem Leder sichtbar wurden. Arranges überwandt den Schock, obwohl sein Sichtfeld von zahlreichen bunten Punkten überlagert wurde und hämmernder Schmerz durch seine Arme raste. Der Nekromant sah sich einigen Skamps gegenüber, im Hintergrund bewegte sich ein Caitiff. Nur wenige Meter hinter der Armee aus Daedra erhob sich auf einem hohen Sockel aus gestampfter Asche bereits der Siegelturm. Doch der Turm schien sehr viel größer, als der bei Cheidinhal.
Arranges hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn kaum hatte er einen kurzen Rundumblick riskiert und den ersten Feuerball überlebt, stürmten auch schon die Skamps vor, während sich der Caitiff im Hintergrund hielt. Das alles wäre noch kein größeres Problem gewesen, würde Arranges nicht noch einer Bewegung im Augenwinkel folgen. Über die hoch aufragenden Felsen links und rechts der Erhebung, auf welcher der Turm stand, kam recht schnell ein Spinnendaedra gekrabbelt. Arranges handelte für den ersten Moment nur instinktiv. Ein Daedroth erhob sich vor ihm aus einer purpur schillernden Kaskade, während er selbst ungeachtet der Schmerzen sein Schwert zog und sich nach Erynn umblickte.
Nördliche Goldküste -> Beldaburo
Der Kaiserliche ignorierte, dass Erynn aufgestanden war. Er verdrängte krampfhaft ihre Anwesenheit in der Annahme, dass dieses ihm immer unangenehmere Drücken in der Brust nachließ... Er wusste selbst nicht, warum er gerade darauf schloss, dass es wegen Erynn entstanden war, aber irgendwoher musste es schließlich kommen...
Als die Dunmer ihn ansprach stellten sich die Nackenhaare des Magiers auf. Was zum Henker hat sie mit mir gemacht... Arranges bemühte sich um eine gleichgültige Haltung, als er sich zu Erynn umwandte. 'Nun... reiten werdet ihr kaum können... vielleicht könnten wir ein einfache Pritsche konstruieren und einem der Pferde anhängen...' Nach kurzer Überlegung jedach verwarf Arranges seinen Vorschlag. Sie hatten hier nichts, aus dem man hätte etwas halbwegs Stabiles bauen können. Nach einem weiteren kurzen Wortwechsel brachen sie das Lager ab und machten sich auf den Weg.
Der Weg war mühsam, Erynn tat sich schwer beim Laufen. Der Kaiserliche zwar ebenfalls, aber er hatte nicht das Problem mit der Atmung, er humpelte schlicht nur. Arranges tat sich währen der ganzen Zeit, die sie unterwegs waren schwer und war ungewöhnlich unsicher im Umgang mit Erynn. Stets wich er ihrem Blick aus, war teilweise abweisend und kühl, sorgte sich aber indirekt um sie, drängte immer wieder zu kurzen Pausen, damit sich die Dunmer erholen konnte. Wenn sie sprachen, behielt Arranges eine seltsam gleichgültige Tonlage. Weder versuchte er sich durch freundliche Worte an einem kurzen Wortwechsel zu beteiligen, noch würgte er irgendeinen Einwand von Erynn ab. Er ließ ihr verbal komplett freie Hand... Immer, wenn sie gerade nur schweigend nebeneinander herliefen, kehrten unerwünschte Gedanken in den Verstand des Kaiserlichen. Ihnen folgte das Gefühl eines Stichs in die Mitte seiner Brust. Er räzelte noch immer über die Ursache, war sich aber mittlerweile sicher, dass Erynn daran schuld war. Jedes Mal, wenn er ihr einen unauffälligen Seitenblick zuwarf, wurde das quälende Gefühl stärker und machte ihn schier wahnsinnig. Nichteinmal die Nähe seines Rotfuchses konnte den unnormalen Schmerz verdrängen, Der Kaiserliche war mit seinem Wissen, seinen Ideen und Vermutungen am Ende... Mit was für einem widerlichen Fluch hat sie mich nur belegt? Das kommt davon, wenn man seine Verletzungen nicht von vertrauenswürdigen Menschen versorgen lässt, bestimmt hat sie irgendeine Ohnmacht schon vor längerer Zeit ausgenuzt... schon vor Torrahs Tod...
Am Abend des dritten Tages, nachdem sie losmarschiert waren, zeichneten sich vor ihnen fast grell die weißen Ruinen Beldaburos gegen die hereinbrechende Nacht ab. Arranges wirkte während sie auf die Ruinen zugingen, einen Zauber um nicht überrascht zu werden. Aber es waren keine Banditen mehr da, alles war ruhig. Auch als sie näherkamen, war nichts Auffälliges zu sehen oder hören. Das Lager der Räuber war noch halbwegs intakt, sodass sie zwei einfache Zelte hatten und selbst keine aufbauen mussten. Bis sie schließlich ein kleines Feuer in Gang gebracht hatten, war es zu dunkel, um noch einen Blick in die Ruine zu werfen. Arranges hatte sich um diese Tatsache ein wenig zu bekräftigen, mit dem Buch, mit seinen eigenen Aufzeichnungen an das Feuer gesetzt und vergrub sich in den Seiten. Er hatte genug, er wollte endlich wissen, was es mit den Stichen und dem unangenehmen Druck in seiner Brust auf sich hatte, vielleicht hatte er auch nur etwas vergessen... von den Verletzungen jedenfalls stammten diese untypischen Schmerzen nicht, da war er sich sicher...