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Godfrey hatte sich bisher zurückgehalten, doch dann erschien es ihm angebracht, sich in die Diskussion einzumischen.
"Nach meinem Dafürhalten sollten wir unsere Streitmacht nicht aufteilen." Er blickte die Umstehenden ernst an, selber saß er auf einem Stein und stopfte sich gerade die Pfeife, während der Schweiß von seiner Nasenspitze tropfte, sein Langschwert gescheidet auf den Knien liegen. Brummend fuhr er fort.
"Unsere große Stärke, Kameraden, ist unsere Stärke, die vereint. Wie die Sonne als Ganzes jeden Nebel durchdringt, wo eine Kerze scheitert.
Schlagen wir ein Lager auf und teilen uns, so sind wir für den Feind in unserer Mitte im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen." Sein verbliebenes Auge taxierte jeden einzelnen von ihnen und er gestikulierte mit der Pfeife.
"Gleiches gilt für die Wölfe oder die Gefahr, die uns in diesen Minen noch erwartet. Ich schlage aus dem Grunde meines Herzens vor, dass wir zusammenbleiben und gemeinsam die Mine durchdringen und schnell das Silber einsammeln. Sind wir erst in der fünften Ebene angelangt, brauchen wir jeden, der eine Kerze halten kann.
Und ein Lager ist das falsche Signal, Kameraden."
Er blickte sich nach einem Schwefelholz um und fand in seinen Taschen nichts, also kaute er auf dem Holzstück der Pfeife herum.
"Ich habe nicht vor, hier auszuharren. Denkt daran: Das Dorf - eure Freunde, eure Nachbarn - brauchen euch und erwarten sehnlichst eure Rückkehr. Schnell hinein, gezielt gesucht und geschlossen nach draußen, so mein Vorschlag."
Er verstummte dann und blickte angestrengt in den Mineneingang.
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[FONT=Book Antiqua]"Ich stimme dir zu, Godfrey. Es ist unsere Pflicht dem Dorf gegenüber und denen die ihr Leben gaben damit wir hier heute stehen können, dass wir möglichst schnell unsere Aufgabe erledigen. Manche von uns können gut kämpfen und andere sind besser darin Dinge abzuhacken und wieder ander können gut mit einer Axt umgehen, doch nur gemeinsam sind wir in der Lage jeder Gefahr zu überwinden und jde Aufgabe zu bewälgiten, daher Kameraden pflichte ich Godfrey bei, lasst uns nicht den Fehler machen und unsere Gruppenstärke minimieren. Gemeinsam stehen wir, einzeln fallen wir.
Je schneller wir mit dieser Aktion fertig sind desto schneller können wir anfangen den Wölfen mit unseren neuen Silberwaffen das Leben schwer zu machen."[/FONT], sagte Ewald zustimmend und voller Elan, den auch er war davon überzeugt, dass es ein Fehler wäre sich aufzuteilen. Die bisherigen Stunden hatten gezeigt, dass sie jede Art von Gefahr gewachsen wären, wenn sie nur gut zusammenarbeiten würden.
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Da heute noch niemand den Stollen betreten hat, brach Raphael das Eis und trat mit einer Fackel in den engen Gang ein. "Puh. Wie immer etwas überraschend staubig und trocken vielleicht, aber ganz gut überwindbar." Raphael folgte dem geheuren Gang bis zur Treppe zur nächsten Stufe. Dann folgte er dem Pfad wieder zurück und erteilte Bericht. "Spinnenweben und Risse, welche gestern noch nicht hier waren. Auch einige Kisten mit altem Werkzeug und eine zugemauerte Tür. Keine allzugroße Gefahr."
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"Dann ist es also beschlossene Sache.", knurrte Godfrey und hatte es mittlerweile aufgegeben, den Kienspan für seine Pfeife zu suchen, also wanderte sie wieder in seinen Rucksack und er ließ sich vom Felsen gleiten, wo er unten mit dumpfen Geräusch aufkam, mit seinem Gewicht seine Stiefel in den weichen Waldboden drückte.
Er blickte sie ein weiteres mal der Reihe nach an, dann sprach er:
"Ewald und ich werden die Vorhut bilden, Nicolo und Isabella die Nachhut, da sie mit ihren Pistolen den Feind schon früh aufs Korn nehmen können. Roland, Avery und Raphael, ihr marschiert in der Mitte außen am Trupp. Wann immer wir einen Querstollen passieren, sichert ihr unsere Flanke ab."
Er nahm dann seinen Rucksack und stellte ihn auf den Boden, um drei Fackeln herauszuholen, wobei ihm Lilith und Raphael zur Hand gingen und sie schnell anzündeten.
"Lester, Lilith und Winfried. Ihr habt die wichtigste Aufgabe - ihr werdet unser Licht und Leuchtfeuer sein."
Er legte den Kopf schief und begann dann mit einem Ast die Aufstellung auf den Boden des Waldes zu zeichnen.
"Hier werdet ihr drei sein, genau in unserer Mitte. Da ihr unsere einzige Lichtquelle seid, stehen, sterben, fallen und überleben wir nur durch euch. Unsere Leben reichen wir euch als Vertrauensbeweis dar. Haltet das Licht entweder sehr hoch oder sehr niedrig und niemals vor die Gesichter der Vor- oder Nachhut. Einer von euch wird nach vorne gehen, Isabella und Nicolo aber am Gürtel fassen, da diese beiden als Nachhut rückwärts gehen.
Aus diesem Grunde bewegen wir uns auch dementsprechend langsam und vorsichtig fort, eingedenk auch der Tatsache der Baufälligkeit der Mine."
Er zog sein Schwert aus der Scheide und betrachtete den blanken Stahl, der so lange kein Blut mehr getrunken hatte, dann wurde sein Blick eisig.
"Ihr habt schon viele Leute verloren, auch wir haben mit Konrad einen schlimmen Verlust zu beklagen. Wenn wir dort drin auf Probleme stoßen, dann halten wir zusammen, verstanden? Niemand wagt es, sich von der Gruppe zu entfernen, egal was zu sehen geglaubt hat. Wir sprechen nur im Flüsterton, es sei denn, es gilt Alarm zu schlagen. Bleibt Jemand zurück oder muss einer stehenbleiben, bleiben alle stehen."
Er blickte in grimmige und entschlossene Gesichter.
Nicolo betete still in sich hinein, Isabella verzog den Mund zu einem koketten Lächeln und sie tippte sich mit dem Pistolenlauf an die Hutkrempe, Ewald zog die Axt von der Schulter, Lilith blickte ernst und feierlich drein, man konnte ihr förmlich ansehen, wie konzentriert sie war, der Rest nickte stumm und zog vorsichtig die Waffen.
Dann betraten sie langsam und im Gänsemarsch die Mine, das Tageslicht verschwand und schrumpfte zu einem kleinen Fleck, der alsbald schon hinter einer Biegung verschwand. Staub legte sich auf ihre Zungen, die Augen begannen trocken zu werden und in den Ohren rauschte das Blut ob der fast vollkommenen und erdrückenden Stille, lediglich das Scharren von Schuhen und Stiefeln war auszumachen, ab und an das Knarzen von Godfreys Lederrüstung oder ein gezischtes oder geflüstertes Kommando.
Die Fackeln brachen sich in einer gefährlichen Romantik an den nackten Felswänden und warfen Schatten zurück, die an ekstatische Tänzer erinnerten, die neben ihnen einher schlichen.
Von Staub und feinem Dreck bedeckt, umfangen von Spinnennetzen aus uralten Tagen stießen sie ab und an auf Relikte fröhlicherer Zeiten, als die Mine noch bewirtschaftet wurde, grau und vergessen fanden sie rostige Spitzhacken vor, dann einen Tisch, auf dem noch die Teller standen, als wären ihre Bewohner von einem Moment auf den anderen verschwunden, noch ehe sie den Tisch abräumen konnten. Manchmal war ein erschrockener Laut zu hören, wenn ein Wassertropfen unendlich kalt und von klebriger Konsistenz auf ihre Gesichter troff, manches Mal waren es die Wurzeln des Erdreichs darüber, die ihnen wie hungrige Geister oder verblichene Liebhaber über die Haare strichen, auf dass sich ein eiskalter Schauer bildete, der seinen jagenden Weg über die Gänsehaut des Nackens aufnahm.
Godfrey war stolz auf seine Begleiter, sie waren still, konzentriert und wachsam. Avery, Raphael und Roland meisterten ihre Aufgabe mit Bravour, obschon Godfrey wusste, dass es Mut erforderte, sich in die Mitte eines abweichenden Stollens zu stellen, der schnell in der Dunkelheit versank und ein hungriges Maul war, lockende, flüsternde Stimmen schienen aus den Gängen widerzuhallen, manchmal spielten die Gedanken Streiche und man glaubte, ein letztes Mal das Schürfen und Hacken von Werkzeug im Erdreich zu hören, begleitet von singenden hellen Stimmen, die so rein waren, dass sie keinem Bergarbeiter gehören durften.
Dumpf schlug die Anspannung ihnen auf die Sinne und wäre noch gefährlicher geworden, als sie plötzlich Licht vor sich ausmachen konnten.
Hell und gleißend öffnete sich eine Felsspalte vor ihnen, die ein atemberaubendes Panorama bot.
Links und rechts fiel das Plateau steil ab, doch schien es, als wären hier zwei Berge zusammengewachsen und sie hätten die Nahtstelle erreicht. Sie standen auf einer großen Plattform, die von Moos und Farnen und einigen Pilzen bewachsen waren und zu ihrer rechten donnerte ein Wasserfall nach unten, der sich wahrscheinlich über die Jahrhunderte seinen Weg durch den Fels gegraben hatte. Fast einhundert Schritt war das Plateau lang, vielleicht fünfzig Schritt in der Breite, dann wurde es wieder vom Felsen verschlungen und bildete einen weiteren Weg in den Berg hinein.
Das Sonnenlicht schien ihnen warm auf die Gesichter, ehrfürchtig schwiegen sie, lächelten und grinsten einander an, Schulterklopfen war zu sehen und nicht wenige nutzten die Gelegenheit, sich an Speis und Trank gütlich zu tun.
Schließlich entschlossen sie sich, den Weg fortzusetzen.
Deutlich ausgeruhter wurden die Rucksäcke wieder festgezurrt, die klamme Feuchtigkeit der schweißnassen Kleidung war durch das Sonnenlicht gewichen, sie nahmen den letzten Teil der Strecke gemeinsam in Angriff und nach einer weiteren halben Stunde stiller Dunkelheit fanden sie die aufgegebenen Stollen vor und dort, am Boden, schimmernd wie kleine Perlen am Gewand einer Adeligen, wie Morgentautropfen an Grashalmen lagen vereinzelt Stücke von Silbererz am Boden, verschwindend wenige, grauenhaft klein waren sie - trotzdem jubelten sie leise über ihren Fund und während die Fackelträger sich anschickten, ihnen zu leuchten, begannen sie abwechseln ihre Umgebung zu durchsuchen, während der Rest Wache hielt.
Als sie schließlich ihre kümmerliche Beute in ihren Taschen und Rucksäcken verstaut hatten, die sie jedoch ehrfürchtig wie den heiligen Gral behandelten und auch weiterhin im Flüsterton miteinander sprachen, sich sogar stolz ihre Funde zeigten, erinnerte sie Nicolo daran, dass ihnen die Zeit bereits weglief, der Abend würde bald sein schweres Tuch über das Land ziehen lassen und nach einer kurzen Stärkung mit kühlem und klarem Wasser traten sie die Heimreise an, wobei sie denselben Weg nahmen, wie schon zuvor, auch die Aufstellung war dieselbe und sie kamen gut und schnell voran, so hatten sie sich in ihren Aufgaben eingelebt und ihre Pflichten verinnerlicht.
Sie waren schließlich bis an das Plateau gekommen, der Wasserfall kündigte sich durch seinen tosenden Lärm schon von weitem an, ebenso wie der Fleck hellen Tageslichts, der ihnen wie ein Leuchtturm in der sturmumtosten See als Fanal schien, fast wären sie schneller gegangen, gelaufen gar, nur um dem verheißungsvollen Lichte wieder näher zu kommen.
Doch die Euphorie über die wärmenden Strahlen der Sonne legte sich rasch.
Als die zehnköpfige Gruppe schließlich an das Tageslicht trat, die frische Luft gierig in die Lungen saugend, erblickten sie einige abgerissene Gestalten, vielleicht ein Dutzend, einige von ihnen verletzt, doch alle unter Waffen, die dort saßen und augenscheinlich rasteten.
"Söldnerpack." entfuhr es einem der Dorfbewohner und Lester klärte die Hexenjäger darüber auf, das viele desertierende Söldner die dichten Wälder um Düsterwald nutzten, um sich den Häschern ihrer Haufen oder der Adeligen zu entziehen und nicht wenige schlossen sich dann zu Räuberbanden zusammen um Terror und Schrecken in der Gegen zu verbreiten.
Godfrey murrte leise, die Männer sahen zwar sehr erschöpft aus, jedoch waren sie auch sehr überrascht, als dreckige Gestalten aus den Tiefen der Höhlen zu ihnen auf das Plateau traten.
"Was haben wir denn da?", krakeelte ein besonders großer, hässlicher Hüne, der einen schartigen Zweihänder trug und sich breitbeinig in der Mitte des Weges aufstellte.
"Bitte - wir wollen nicht kämpfen..." begann Lester einen geschickten Dialog, der die bärbeißigen Burschen tatsächlich zum Nachdenken brachte, unterstützt von einigen schmeichelnden Worten Isabellas, die mal kokett, mal unschuldig lächelnd, mal sirenenhaft lockend ihre Reize ausspielte, während sich die anderen mit nervösen Blicken verständigten.
Nicolo und Godfrey hatten ihre Pistolen bereits gezogen und unter ihren langen Mänteln verborgen, Isabella mit ihrem ausgesprochen strategischen Geschick und ihren Künsten im Schauspiel plapperte für uneingeweihte Ohren belanglose Dinge, Nicolo und Godfrey hingegen konnten in ihren Sätzen lesen, als würde sie klare Befehle erteilen.
"Was für eine schöne Armbrust das ist!", flötete sie, "Diese Bolzen beißen bestimmt gemein ins Fleisch. Sind die etwa französischer Machart. Und was ist mit dir? Du Ärmster bist ja verletzt und musst deswegen diese Wurfdolche tragen? Fast wie diese ungeschlachteten schottischen Barbaren!"
Nicolo kniff seine Augen zusammen und machte den Armbrustschützen aus, den Isabella ihm gerade als Ziel genannt hatte und auch Godfrey taxierte den Mann mit den Wurfdolchen, der sich in diesem Augenblicke in Isabellas Augen verlor, augenscheinlich jedoch konnte Lester mit Unterstützung von Winfried und dem mehr als mürrisch dreinblickenden Holzfäller Ewald die Gefahr verhindern, als einer der Söldner - ein Schrank von einem Mann, glatzenbewehrt und einen riesigen Sauspeer tragend ereiferte: "WAS? Du willst die laufen lassen, Gernot? Die haben uns gesehen und können uns verraten!"
Ewald hatte die Schnürung seiner Axt schon gelöst, bereit, diese aus seiner Rückenscheide in seine Hand fallen zu lassen, jeder spürte wie das Gefecht gleich einer Gewitterfront auf sie zujagte, nicht Halt machen wollte, wütend seinen Blutzoll einforderte...
Godfrey sah, wie Lilith ihren Speer fester packte und sich neben ihn stellte und in seinem Blick war offen zärtliche Zuneigung zu sehen, als er sie anblickte und sein verbliebenes Auge sie anzuflehen schien, stark zu sein, für das Kommende.
Lester versuchte sofort zu beschwichtigen, doch alle konnten sie spüren, wie die Stimmung zu kippen drohte und während die Söldner langsam zu ihren Waffen griffen, als müssten sie aus ihrer Lethargie erwachen, hob der Mann mit dem Speer bereits seine Waffe, um diesen zu werfen, die rostige, metallene Spitze zeigte dabei auf die Brust von Lester, der sie kreidebleich musterte und sich auf seinen Wurf nach hinten vorbereitete.
Und dann brach in diesem Augenblick auf dem Plateau die Hölle los.
Isabella war mit katzengleicher Anmut durch die Männer hindurch getanzt, so schien es, ihre schlanken Beine folgten komplizierten Tanzschritten, als ihr von zuschlagenden Waffen der Hut vom Kopf gefetzt wurde, sie jedoch mit ihrem Wurfmesser schon an dem Speerträger heran war und diesen mit einem entschlossenen Stoß ihres Messers in die Rippen vom Elend der Welt erlöste, noch bevor sein Speer die Brust Lesters erreicht hatte.
Zwei grelle Feuerblitze jagten durch das Tal, brachen sich am Fels, Schießpulvergestank biss in den Augen, als Donnergrollen wie Kanonendonner zwei Kugeln antrieb, die sich durch weiches Fleisch bohrten.
Dem Armbrustschützen fiel die Waffe aus der Hand, als er auf das blutige Loch in seiner Brust starrte, das Nicolo ihm zugefügt hatte, neben ihm sank der Mann mit den Wurfdolchen auf die Knie, sein Lebens aushauchend.
Und diese Eindrücke waren die letzten für einen langen Augenblick, als sich Wutgeschrei und Entschlossenheit, Überlebenswille und Kampfgeist zu einem Crescendo steigerten und die Düsterwalder wie auch die Söldner zweier Flutwellen gleich aufeinander losbrachen, ein jeder stritt, trat, biss und kämpfte verzweifelt um den Sieg.
Godfrey hatte keine Zeit, seine Waffe nachzuladen, da war schon ein verschlagen aussehender dicklicher Mann auf ihn zugestürmt, sein Schwert erfahren zur Seite gestreckt.
Seinen Reflexen gehorchend, warf Godfrey die nun nutzlose Pistole dem Mann ins Gesicht, er hörte zufrieden ein Aufjaulen, welches das Schweinegesicht nur noch mehr anstachelte, mit harten Angriffen und geschickten Streichen deckte der Söldner Godfrey ein, diese parierte mit dem Mut der Verzweiflung, ein Ausfallschritt, ein harter Hieb von der Seite - Godfrey stieß mit einem weichen Leib zusammen, schubste diesen von sich weg, er sah aus den Augenwinkeln die harten Kämpfe der anderen Dorfbewohner, wobei seine Sorge ihm fast den Kopf gekostet hätte - ein silberner Lichtblitz schoss heran, das Schwert fraß sich in seinen Oberarm, mit seiner Waffe hieb er die Klinge weg, sah sein Blut auf der Waffe des Söldners perlen...
Lautes Klirren von Waffen war zu hören, ächzende Schreie, Godfrey ging in den Angriff über und trat dabei mit schweren Stiefeln nach dem Bein des Mannes, neben ihm schoss ein Söldner vorbei, der von Avery getreten worden war und in ansehnlichem Bogen vorbeiflog - keine Zeit, sich darum zu kümmern - seine Waffe beschrieb einen Bogen aus Stahl, er sah einen Schatten hinter sich zu Boden gehen und konnte nur beten, dass es keiner der Ihren war.
Heftig prellte er dem Feind das Schwert aus der Hand, dieses kam in einer Blutlache zu liegen, daneben eine abgetrennte Hand - Godfrey spürte, wie der Wahnsinn des Krieges über sie gekommen war und eine Flamme in seinen Eingeweiden schwelte hoch, der Krieger in ihm übernahm seinen Leib, der Soldat in ihm das Denken, sein Blick fokussierte sich, wurde rot, hell floß Blut aus seinem Arm, vermischte sich mit Schweiß, der salzig in der Wunde brannte, Hass und Schmerz jagten angenehme Nadelstiche in sein Herz, zeigten ihm, dass er noch lebte und aus den alten Knochen barst der kampferfahrene Jäger hindurch - Godfrey täuschte einen Stich an, hieb dann nach links eine Finte und traf etwas Weiches, sein eigener Schwung jagte ihn nach vorne, ein Fausthieb seines Gegners krachte in sein Gesicht, Godfrey sah es kommen und warf sich brüllend der Faust entgegen, nutze den Moment, in dem sein Gesicht nach hinten geschleudert wurde, spürte die Haut an seinem Halse zum Bersten gespannt, als er wie ein Trebouchet mit dem Kopf nach vorne jagte und seine Stirn in das Gesicht seines Kontrahenten bersten ließ, er spürte das feine Reißen von Haut, das Nachgeben von Knochen, das Erschlaffen seines Feindes, der vor ihm zu Boden sank, als er auch schon einen Schatten wahrnahm, der ein Feuerwerk aus Schmerz in seiner rechten Seite explodieren ließ und Godfrey wusste, dass seine Rüstung ihn gerettet hatte.
Trotzdem warf ihn der Aufprall zu Boden, heiß empfing ihn der von der Sonne gewärmte Stein, er hinterließ einen Abdruck von Blut und Schweiß, eine geplitterte Waffe lag neben ihm, sein Schwert war ihm entglitten und er blickte nach oben, wo hellblauer Himmel ihn empfing, die Sonne auf ihn herablächelte, dann verdunkelt wurde, als ein sarazenisch aussehender Söldner ihn mit schwarzverfaulten Zähnen angrinste und sein Schwert hob. Godfreys Seele schien im Fall eingefroren zu sein, er blickte den Seldschuken an, der ausholte, sein Leben jagte an ihm vorbei, seine verlorenen Träume, das Kloster, die Frau mit den roten Haaren, die Jagd, das Sterben des Mannes in ihm, der zum Jäger wurde, das Ende empfing ihn, Erzengel Michael hatte schon nach seiner Hand gegriffen, ihn fortzubringen, als ein heiserer weiblicher Schrei sein ganzes Denken ausfüllte. Mit dem schieren Mut der Verzweiflung warf sich Isabella gegen den Söldner, ihr Speer riss ihm die Stoffrüstung auf, sie klammerte sich an ihn, ihre zweifellos kräftigen Hände hielten den Speer an beiden Enden umklammert und den Söldner dazwischen, der Gift und Galle spuckend nach der Jägerin trat, sein Schwert jedoch nicht benutzen konnte und Godfreys Herz tanzte seinen eigenen Reigen, als er begriff, dass man ihm ein zweites Leben geschenkt hatte, schnell war er auf den Beinen und hatte dem Söldner sein Schwert in den Leib gerammt, bis Rinnsale von Blut aus seinem Mund tropften. Godfrey hatte den Seldschuken am beharrten Nacken gepackt und ihn wie einen ungestümen Liebhaber umklammert, Schulter stieß an Schulter, als die Klinge ihn durchbohrte, Godfreys Wange schabte am Bart des Söldners vorbei, dann sah er Isabella und es schien, als wäre die Sonne selbst in ihre Haare gefahren, Blut und Schmutz klebte darin, aber in ihren Augen stand der unzerstörbare und innige Wunsch zu leben, gepaart mit der Wut einer Wildkatze.
Beide sahen sich nur für den Bruchteil eines Augenblicks an, während die Welt um sie herum stillstand, es roch nach Blut, nach Leder und Waffenöl, die Schreie der Sterbenden verhallten ungehört, das Band zwischen ihren Blicken jedoch ließ den anderen den Herzschlag seines Gegenüber hören, Godfrey war noch immer in der Vorwärtsbewegung ergriffen und während er sie mit seiner Stirn an ihrer Stirn kurz anstubste, schien es, als hätten sie sich unter Kriegern geküsst...
Dann brach der Mann aus dem fernen Orient zusammen und begrub Isabella unter sich, Godfrey mit tausend Gedanken zurücklassend, der sein Schwert wieder fester umklammerte, den Flammenwurm unterschiedlicher Gefühle und Sinneseindrücke auskostend, während der schiere Wahnsinn des Kampfes weiter um sie herum tobte...
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Im Getümel hatte Lester sich in die Deckung eines großen Felsblocks begeben und wollte gerade einen Schuss abgeben als es in der Baumkrone über ihm raschelte. Instinktiv wich er nach hinten aus und das keine Sekunde zu früh. Ein mit Messern bewaffneter Söldner war aus seinem Versteck direkt auf ihn zugesprungen und hätte ihm vermutlich den Schädel gespalten wenn er nicht ausgewichen wäre.
Lester richtete die Pistole auf ihn, doch der agile Söldner sprang gegen den Felsen und vollführte eine Rolle über Lester hinweg, während der er ihm die Waffer aus der Hand trat.
"Ich muss natürlich einen Gegner bekommen, der vom Körperbau her genau das Gegenteil von mir ist!"
Panisch flüchtete er in die Menge, darauf hoffend, dass er bei einem der gefallenen Söldner eine Waffe erbeuten könnte, aber sein Gegner schien ihn verspotten zu wollen. Immer und immer wieder schleuderte er die Waffen davon ohne Lester selbst anzugreifen.
"Was ist los, alter Mann? Hast du denn gar nichts drauf?"
Und wieder flog eine Waffe davon, aber anstatt weiterzurennen warf Lester sich einfach mit voller Wucht gegen den Söldner. Nicht mit solch einer Reaktion rechnend prallten sie aufeinander und rollten einen Abhang hinab.
Obwohl er momentan die Oberhand hatte kostete Lester diese Aktion fast ein Auge, denn vollkommen außer Kontrolle wirbelte der Söldner seine Messer nur so umher und fügte Lester eine Wunde vom Mund bis zum Ohr zu. Als sie endlich zum Stillstand kamen machte sich der Schmerz so richtig bemerkbar und voller Zorn schlug er dem Söldner mit voller Wucht ins Gesicht, immer und immer wieder. Doch auf einmal begann dieser hämisch zu grinsen und ein Schatten legte sich über sie.
Gerade rechtzeitig rollte Lester sich zur Seite und das Grinsen des Söldners verwandelte sich in Todesangst als er von einem seiner Kameraden aufgeschlitzt wurde. Noch immer unbewaffnet rannte der Hauptmann ins Unterholz, allerdings kam er schon nach wenigen Schritten an einem Abgrund zu stehen. Scheinbar war hier ein Teil der Mine in die Tiefe gestürzt.
Bevor er sich komplett abfangen konnte prallte der andere Söldner in ihn und schreiend stürzten sie beide in die Tiefe, jedoch konnte Lester gerade so eine Wurzel wenige Meter unter dem Rand ergreifen während der Söldner unaufhaltsam in der Dunkelheit verschwand.
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Die Angreifer schienen sich Anfang auf die gefährlichsten Streiter unter ihnen zu konzentrieren - die Hexenjäger mit ihren knallenden Pistolen, von denen jeder Schuss an den Wänden widerhallte; den kräftigen Holzfäller, der seine Axt geschickt und wendig herumwirbeln ließ; und all die anderen Männer, die sich mit ihren Speeren zu einer Einheit geschlossen hatten, und wie eine undurchdringbare Mauer vorrückten.
Lilith war hinter sie geflohen und beobachtete das Treiben mit offenem Mund, unfähig, dem Geschehen zu folgen. Es war schwer, in dem Tumult auszumachen, wer einer der Ihren war, und sie hatte mehr Angst, einen Verbündeten zu verletzen, als um ihr eigenes Leben zu fürchten.
Bis einer der feindlichen Söldner neben ihr auf dem Boden landete. Als er aufsah, direkt mit seinen kalten, grauen Augen in ihre blickte, und niemand den beiden Aufmerksamkeit schenken konnte, richtete sie ihren Speer auf ihn. Die Spitze tanzte vor seiner Nase auf und ab, weil die Bäckerin am ganzen Leib zitterte. Ein hämisches Grinsen, das ein paar recht unschöne Zahnlücken entblößte, trat auf das Gesicht des Söldners, als er sich langsam erhob und vor ihr aufbaute. “Was macht ein verschrecktes Ding wie du an einem Ort wie diesen?” ,fragte er mit schnarrender Stimme, und in seinem gierigen Blick konnte man sehen, wie freudig erregt er bei der Vorstellung war, ihre zarte, blasse Haut aufzuschlitzen. Seine Waffe hatte er wohl bei dem Sturz verloren, aber nun zückte er einen glänzenden Dolch aus einer Scheide, die an seinem Knöchel befestigt war.
Beim Anblick der scharfen Klinge hastete Lilith ein paar Schritte nach hinten, doch der unebene Boden war für ihre flüchtenden Füße ein Hinderniss. Sie drohte zu stolpern, doch bei dem Versuch das Gleichgewicht zu halten, wirbelte sie ihren Speer herum und versetzte dem Söldner mehr durch Glück als Verstand einen tiefen Schnitt in Halsgegend. Dieser weitete die Augen, überrascht über die Wunde, und Lilith stammelte: “Entschuldigung, ich...” ,doch dann brach sie ab und schüttelte energisch den Kopf. Warum, zum Teufel, entschuldigte sie sich bei dem Kerl?
Gerade als der Söldner vor Wut seine übrig gebliebenen Zähne fletschte und auf die Bäckerin losgehen wollte, kam Avery wie aus dem Nichts hervor und trat den Gegner so fest, dass er in hohem Bogen von dannen segelte. Der Junge grinste Lilith kurz zu und stürzte sich wieder ins Kampfgeschehen.
Als ihr Blick an ihm vorbei schweifte, bemerkte sie, dass Lester in eine Keilerei verwickelt war, die an einem tiefen Abgrund ihr Ende fand. Alarmiert rannte sie an die Stelle, wo sie den Hauptmann zuletzt gesehen hatte, und auch ein anderer schien den Vorfall bemerkt zu haben. Winfried stand vor dem Abgrund, ruhig, als ob im Hintergrund kein Kampf toben würde, und blickte mit unergründlicher Miene in die Tiefe hinab. Lilith atmete auf, als sie bemerkte, dass der Hauptmann es offenbar geschafft hatte, sich an etwas festzuhalten. Sie band das Tuch, in dem nur mehr ein vereinsamtes Stück Brot war, ab, und wollte es an Winfried reichen. Für einen kurzen Moment sah es aus, als würde er sich lieber abwenden und Lester seinem Schicksal überlassen. Doch als die Bäckerin ihm das große Stück stoff gab, und seine Hand dabei mit ihren umfasste, zögerte er nicht länger und wies den Hauptmann an, das Tuch, das wie ein Seil zusammen gerollt war, zu umfassen, damit sie ihn hochziehen konnten.
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Lester fragte sich gerade wie er wieder hochklettern sollte, denn außer der Wurzel an der er hing schien es keinerlei Objekte zu geben an denen er sich festhalten könnte. Doch plötzlich hielt Winfried ihm ein ein zusammengebundenes Tuch hin. Hoffentlich konnte der Kerl ihn halten.
Kurz darauf lagen sie allesamt erschöpft vor dem Abgrund, wobei Lester als einziger in Richtung des Kampfes blickte. Auf einmal weiteten sich seine Augen und Lilith begriff sofort was los war, wirbelte herum und rammte einem heranstürmenden Söldner den Speer in den Bauch. Er starrte sie geschockt an und brach zusammen, während sie selbst überrascht darüber war, dass sie tatsächlich einen ihrer Feinde niederstrecken konnte.
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Während sich Lilith und Winfried um Lester kümmerten, ging auf dem Plateu der Kampf weiter. Viele der Söldner waren bereits durch die Schüsse, Axthiebe oder Speerstiche besiegt und lagen nun zahlreich am Boden verstreut, aber ein halbes Dutzend stand noch auf den Beinen und sie entschieden sich in einer letzten Welle gemeinsam anzugreifen.
Durch die schnellen Rufe der Hexenjäger koordinierten sie sich schnell darauf den Angriff zu parieren.
Dann passierte alels in Sekundenschnelle. Die gezielten Gewehrschüße der drei Hexenjäger rießen gekonnt drei der Söldner zu Boden, drei weitere rannten noch auf sie zu.
"Friss das!", schrie der wütende Holzfäller.
Ewald packte seine Axt und schleuderte sie auf den größten der dreien, ein zwei Schritt großer Riese, offensichtlich aus dem Norden stammend. Noch während er rannte traf die Axt ihn im Gesicht und brachte ihn zum halten, laut krachte er auf dem Boden auf, kein schöner Anblick. Ewald nahm einen Speer vom Boden auf den wohl einer von ihnen fallengelassen hatte.
Wenige Sekunden waren bis jetzt vergangen und die zwei übrigen Söldner, durch den Tod ihrer Kameraden weiter angestachelt, rannten wutentbrannt auf die Gruppe zu, ihre Säbel über ihre Köpfe schwingend.
Doch die schnelle Reaktion von Roland und Avery konnte sie abhalten: Mit einer unglaubischen Schnelligkeit stürtzten sie sich auf die beiden Söldner zu und stießen ihre Waffen in ihr Fleisch. Fast unisono schrieen die beiden Söldner auf und fielen dann mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden.
Die Söldner waren abgewehrt, aber es war wohl unmöglich zu wissen, ob noch weitere in der Nähe waren, fürs erste aber schien die Gefahr abgewandt.
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Als das große Kampfchaos ausbrach, merkte Roland, dass er sich innerhalb der Massen nicht sonderlich bewegen konnte, bediengte sein "Kampfstil" doch eher auf den Kampf "Mann gegen Mann". Instinktiv bemühte er sich also aus den Massen herauszukommen und scheinbar war er auch nicht der einzige, sah er doch Lester und Lilith das selbe tun. Doch sein Zurückweichen wurde natürlich von der gegnerischen Fraktion ebenso bemerkt, weshalb sich auch ein paar Söldner zu ihm durchkämpften. "An alles hatte ich gedacht, nur nicht, dass wir in so einen Schlamassel geraten würden", fluchte Roland und schleuderte dem ersten der Verfolger seinen Rucksack entgegen. Zwar hatte Roland es geschafft, etwas mehr Freiraum zum ausweichen zu haben, aber zu seinem Unglück hatten es auch drei der Gegner geschafft, ihn zu umzingeln.
So griffen Roland also drei ziemlich kräftig gebaute Söldner an und er wusste, dass er nicht viel gegen sie ausrichten konnte. Mit gezogenen Degen konnte er den ersten Angriffen zwar ausweichen, doch auf Grund fehlenden Trainings gelang es letztlich doch einem Söldner, Roland am Kopf zu treffen, weshalb er ersteinmal zu Boden fiel. War jetzt alles aus für ihn? Scheinbar hatte Roland für ein paar Minuten das Bewusstsein verloren, als er aufwachte, hatte einer der Söldner sich bereits Lilith zugewandt, wärend ein ander tot am Boden lag, er wurde wohl im Eifer des Gefechts von den anderen getötet und letzterer hatte sich an Rolands Sachen zu schaffen gemacht.
Es dauerte eine Weile, bis Roland wieder aufgestanden war und der Söldner wiederum bemerkte, dass er noch am Leben war, was er damit begrüßte, indem er auf Roland erneut mit seiner Waffe losging. "Einer wird ja wohl zu schaffen sein..." Roland hob seinen Degen auf und ärgerte sich, dass er immernoch benommen war, jedoch hatte er genügend Kampfgeist, um seine Benommenheit soweit zurück zu drängen, dass wenigstens dieser Angriff ins leere ging.
Die Welt um Roland wurde nun von Augenblick zu Augenblick immer klarer und für einen kurzen Moment bemerkte er, dass die Massen immernoch gegeneinander kämpften. Doch nun musste er sich wieder auf seinen Kampf konzentrieren, denn er Söldner, noch verwirrt, dass Roland ihn geblockt hatte, hatte bereits erneut begonnen, auf ihn loszustürmen. Erneut konnte Roland ausweichen, doch war es diesmal mehr Glück als Verstand und er merkte auch, dass der Söldner immer aggressiver wurde. So nahm Roland seine Kampfhaltung ein, welche er vor vielen Jahren gelernt und bis zu diesem Augenblick aber vergessen hatte und machte sich bereit, seinen Gegner niederzustrecken.
So nahmen er und der Söldner alle Kraft zusammen, um einen finalen Schlag zu landen, den nur einer von beiden überleben würde. Mit einem übermäßig lauten klirren schlugen der Degen und das kerbige Langschwert aufeinander, niemand der beiden schien Boden gut zu machen und das, obwohl Roland seinem Gegner körperlich mehr als nur unterlegen war. Ich mach dich fertig, brüllte ihn der nun mehr als nur zornige Söldner an, der nun begonne hatte, zu treten. "Das... hättest du nicht tun sollen", sagte Roland, der wusste, dass der Söldner somit einen Schwachpunkt erzeugt hatte. Mit einer gezielten Drehung, gefolgt von einem gezielten Stich, durchbohrte er den Bauch dessen. Doch statt sterbend zusammen zu brechen, weichte der Söldner nur zurück und versuchte tatsächlich erneut, anzugreifen.
In der Zwischenzeit musste wohl schon einiges an Zeit vergangen sein. Roland war mit seiner Kraft am Ende und sein Gegner machte keine Anstalten, endlich zu sterben. Stattdessen stürmte er nun erneut auf ihn zu. Alles was Roland nun noch tat, war wild mit seiner Waffe zu schlagen, in der Hoffnung, diesen Mann doch noch zu erwischen. Es half nichts, stattdessen wurde Roland erneut zu Boden geschleudert. Während seines Falls sah er allerdings, dass der Söldner auf Rolands Rucksack stand und da wusste er, was er zu tun hatte. Mit einer Hand stützte er sich vom Boden ab, während er mit der anderen Hand seinen Rucksack zurück zog, woraufhin der Söldner unsanft zu Boden fiel.
Mit letzter Kraft stemmt Roland sich auf, nahm seinen Degen und rammte ihn in die Brust des Söldners. Nach einem Todeskampf, der sich sehr lange hinzog, verschied dieser nun endlich. Schnell eilte Roland in die Menge, da er sah, dass Ewald ein wenig abseits mit zwei weiten Söldner zu tun hatte, so konnte Roland wenigstens einen zweiten von diesen fällen.
Danach verlor er durch seine Verletzungen das Bewusstsein, die Gefahr schien aber wenigstens abgewendet.
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Nachdem sie den Sarazenen murrend zur Seite geschoben hatte, „was bildest du dir ein, ich liege immer oben!“ zwang sie sich dazu ein Bild von der Lage zu machen. Um sie herum lagen etwa 10 bis 12 einhalb Söldner – manche so gut in Einzelteile gehackt das sie nicht mehr an der Kampfkraft ihrer kleinen Truppe zweifelte. Doch wo waren ihre Kämpfer und vor allem die Schutzbedürftigen abgeblieben?
Von Winfried war nichts zu sehen. Doch dort hinten – ein Zipfel seiner Kleidung ragte hinter einer Felsformation hervor die aussah wie ein ängstliches Kaninchen. Seine Schreibfeder wippte wie verrückt auf und auf. „Immerhin sind wir Helden wenn wir das hier überleben.“ Nach einem kurzen Nachdenken fügte sie gedanklich hinzu „Es würde auch reichen wenn er überlebt.“
Ewald stand mit seiner Axt grade dem Kerl mit dem Zweihänder gegenüber, fast direkt neben ihm maß Pater Raphael mit einem Gebet auf den Lippen den Söldner mit der Hasenscharte und einem brutal aussehenden Sauspieß. Roland war anscheinend mitten auf dem Feld in die Knie gegangen. Nicolo nutze die Atempause um drei Pistolen mit Pulver und Kugeln zu bestücken. Seine Hände flogen nur so dahin als er die Aufgabe, die er laut den Büchern „Nur mit dem Herzen nicht mit dem Verstand“ ausführen musste, erledigte.
Weiter hinten in dem Gewölbe, nahe dem Durchgang aus dem sie gekommen waren lag der Wirt mit einer hässlich aussehenden Wunde am Kopf und Lilith stand gerade vor einem niedergestreckten Söldner und sah aus als hätte sie einen Geist gesehen. „Wohl der Schock...“, murrte Isabella leise und fand dann endlich den, den sie gesucht hatte: Godfrey hatte inzwischen zu Ewald aufgeschlossen und hielt einen der Speere in der rechten Hand. Mit der linken drückte er sich ununterbrochen in die Leistengegend, zwischen seinen Händen quoll Blut hervor, was Isabella mehr weh tat als eine Wunde die ihr zugefügt worden war.
Avery schoss flink und behände zwischen den grausam gepflegten Händen der Söldner hindurch (wussten die nicht was Seife ist?) und verteilte Tritte in alle Richtungen was mit atemlosen Stöhnen seitens der Söldner kommentiert wurde. „Hier verarscht uns niemand! Ihr habt ja auch unbedingt kämpfen wollen, jetzt seht ihr was ihr davon habt!“ Mit einem Lachen auf dem Gesicht wollte er grade noch einem großen Hünen, den Ewald zu Boden gestreckt hatte einen Tritt verpassen, aber das Lachen blieb ihm im Halse stecken.
Als die Felsenformation direkt hinter den letzten beiden stehenden Söldnern explodierte und riesige Steinfelsen die beiden begruben hörte man aus der Gruppe nur Liliths' entsetzten Aufschrei und aus Averys Mund ein „Heilige Banane!“ als alle in Deckung sprangen, so gut sie es konnten. Nicolo ludt nun fiebrig die letzte Waffe nach und warf Godfrey und Lester, die nah bei ihm waren, je eine geladene Waffe zu und Isabella zischte Ewald und Raphael zu das sie an ihrer Seite bleiben sollten.
Das stete Geknurre aus den unteren Stockwerken hatten sie gar nicht mehr wahrgenommen, genauso wie das Rauschen des Wasserfalls, jedoch war es während der Kampfeslärm tobte immer lauter und näher gekommen und nun stand vor ihnen ein riesiger Höhlenbär der bestialisch nach Schwefel und Tod stank. Aus seinem Maul und seinen Nasenhöhlen quoll Schaum und kleine Larven fraßen sich durch das lebendige Fleisch und verbreiteten den Geruch nach Verwesung. Seine Pranken waren nur noch stückhaft vorhanden, seine Augen weiß und blind und so setzte er mit einem Sprung über die Felsen hinweg und warf sich mitten in die Runde. Als er landete verteilte er mit einem Aufschnauben Schaum und Larven am Boden und schnupperte – dann setzte er noch einmal zu einem ohrenbetäubenden Grollen an, das die Wände erbeben ließ.
Eben als er sich aufrichtete schossen Nicolo und Godfrey wie aus einer Pistole und riefen wie aus einem Munde "Wei' sche Dämon, zurück in den Hades mit dir, wo du hingehörst!", Isabella preschte mit Ewald und Raphael zusammen hinter dem Rücken des Tieres nach vorne und sie hieben wie in einem Atemzug dem Tier ihre scharfen Waffen wie Zähne ins faulige Fleisch.
Gleichzeitig hieb von der anderen Seite Lilith wütend mit ihrem Speer auf das Untier ein und Godfrey rannte genauso wie Nicolo an ihre Seite um sie zu schützen. Kochend heißes, schwarzes Blut schoss aus den Wunden als der Bär sich umdrehte und die drei Störenfriede in seinem Rücken mit einem Hieb seiner Pranken wegwischen wollte. Mit einem gezielten Stich traf Lilith in dem Moment die Nase des Untieres und es wankte wie ein Schiff im Sturm hin und her nicht jedoch ohne mit seiner Pranke nach ihr auszuholen und sie rasend vor Wut auf ihr niederzuschmettern.
Godfreys sah die Pranke heranfliegen, sah Liliths Gesicht das unfähig für jede Regung war und warf sich vor sie und wurde von der Klaue nach Atem ringend zu Boden gedrückt.
In dem Moment schoss Avery aus seiner Deckung und machte Anstalten den Bären anzuspringen, davor jedoch warf Isabella dem Tier Godfreys Umhang auf den Kopf um es ihm unmöglich zu machen sich zu orientieren – Avery landete auf der Stirn des Bären und mit einem letzten Stich, der von knackenden und splitternden Knochen begleitet wurde, schaltete er es aus. Lester war zu nervös gewesen um gleich zu schießen, er liess seine Waffe zuerst fallen aber dann schritt er auf das gefällte Tier zu, das keinen Mucks mehr machte, und schoss noch einmal mit zitternder Hand um sicherzugehen das der Bär nichtmehr aufstehen würde.
So standen die Dorfbewohner von Düsterwald und die drei Hexenjäger nach gewonnener Schlacht einträchtig nebeneinander und das Rauschen des Wasserfalls war wieder zu hören, genauso wie der leise Gesang von Vögeln.
Sie kümmterten sich in der weit entlegenen Seite der Höhle um die Verletzten, Lesters Wunde im Gesicht würde sicherlich eine Narbe hinterlassen die Godfreys an nichts nachstand, Lilith war immer noch hypnotisiert vom Blut auf ihrem Speer und war erstmal nicht ansprechbar. Avery blieb jedoch in ihrer Nähe und blickte sie immer wieder aus Sorgenerfüllten Augen an.
Und Godfrey – nun um den kümmerte sich Isabella. Während sie mit Streifen ihrer Tunika, die nach jedem Riss ein wenig kürzer wurde, Godfreys Wunde an der rechten Seite fest umwickelte um die Blutung zu stoppen schimpfte sie wie eine wütende Ehefrau mit ihm: „Wofür rette ich eigentlich euer Leben, wenn ihr es wieder und wieder in Gottes Namen aufs Spiel setzt, Godfrey? Vor allem für diese bildhübsche... kriegerische... Bäckerin der ihr den Anhänger geschenkt habt, den ihr schon getragen habt als ich euch zum ersten Mal traf?“ Dabei rann ihr eine Träne übers Gesicht und tropfte auf die Wange des Kriegers. Ihr Blick traf sich wie schon vorhin im Kampfe und verweilte länger als es schicklich war in ihren Augen, dann auf ihren Lippen, dann in an ihrem Hals. Mit entschlossenem Blick zog sie fester als es nötig war nochmal am Verband nach, was Godfrey mit einem Keuchen das nach „Wer braucht schon Frauen, gnah!“, klang.
Sie bastelte zusammen mit Nicolo aus den Spitzhacken und Godfreys, nun mit zwei Löchern versehenem, Mantel eine Trage und Isabella bestand darauf das Godfrey so ins Dorf getragen werden sollte. „Mit zerschmetterten Knochen durch eine Miene laufen, das könnte euch und eurer Abenteuerlust so passen! Ihr habt übrigends vergessen eure Waffe nachzuladen“, mit diesen Worten drückte sie, unnötig fest, Godfreys Pistole auf seine rechte Seite.
"Ich mach mich noch schnell auf die Suche nach meinem Hut...", murmelte sie dann, mit einem schmerzerfüllten Blick auf die Bäckerin. Dann verschwand sie im Gegenlicht des späten Nachmittags das aus der Öffnung strömte.
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Nach dem direkten Beginn des Getümmels zog Raphael seinen Stab aus dem Gras und stellte sich sogleich in das Zentrum des Schlachtfeldes. Als ihm hinter seinem Rücken zwei schleichende messerbestückte Söldner auflauerten, wandte er sich schnell zu ihnen und warf seinen Stab einem an die Birne. Benommen vor dem Treffer rollte sich dieser am Boden herum. Der andere wurde davon abgelenkt und musste einen peinlich roten Schuhabdruck im Gesicht kassieren. Raphael ging kühl und langsam zu den beiden Bodenknutschern hin, packte seinen Stab, wirbelte ihn und donnerte unabsichlich einem anders konzentrieten Söldner die Klinge seines Stabes an die Brust, sodass ein Dörfler diesen verkloppen konnte. Überrascht fand er einen zornigen Lester vor, welcher mit aller Kraft einem der Feinde die Rübe brechen wollte. Raphael warf einen Stein die Klippe hinunter, kurz bevor sich Lester abrollte. Der Attentäter war irritiert und schlitze somit einen seiner Kameraden auf.
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"Dieses Amulett, Isabella, musst du wissen...", begann Godfrey und blickte ihr ernst in die Augen, legte seine Hand gar unter ihr Kinn und tief in seinem Inneren brachen alle Dämme. Er musste es ihr erzählen, seine Vergangenheit, das Sündhafte, die Verfehlung, der Grund, warum er war, wie er war, da er keinem Menschen auf dieser Welt mehr vertraute als ihr - auch wenn er für sind Misstrauen bekannt war, doch Isabella entwand sich seiner Hand und riss energisch an ihrer Tunika, um einen weiteren Streifen zu lösen, den sie um seinen narbenübersäten Oberkörper schlang.
"...es...", dann quollen seine Augen hervor, als Isabella mit der Notwendigkeit und der Brutalität eines Feldschers aus den Kreuzzügen den Stoff um seinen muskelbewehrten Oberkörper schlang, der vor Fett, Ruß, Schmutz und Blut sachte glänzte und Godfrey verschlug es die Sprache, als der Schmerz jede Ader seines Körpers durchzuckte und ihn schnaufen ließ, mit zitternden Fingern nach seinem Rucksack greifen ließ, wo er sich den jüngst erstandenen Schnaps keuchend gönnte, bis der erste Schmerz wieder aus seniem Blick gewichen war.
Dann streckte er die Beine entspannt aus und blickte zur Seite, während Isabella ihn mit fachkundigen Fingern verarztete und seinen Blick ließ er über ihre keine Schar schweifen, die ihre Feuerprobe grade bestanden hatte und sein Herz schwoll an, schien vor Stolz bersten zu wollen.
"Dies wird ihnen das nötige Selbstvertrauen geben, sie stärken, sie schmieden für das, was kommen wird..." flüsterte er leise, doch entweder hörte Isabella ihn nicht, oder sie gab vor, ihn nicht zu hören.
Er sag Ewald dastehen und grinsend das Blut von seiner Axtschneide zu putzen, er sah Nicolo, wie dieser gerade die Taschen und Rucksäcke der Leute mit seinen flinken Beinen zusammenschaffte und verteilte, sah, wie sich die Gefährten um den bewusstlosen Roland kümmerten und einen kalkweißen Lester, der augenscheinlich seine Tasche während des Sturzes nach unten verloren hatte und sich darüber maßlos zu ärgern schien und dann sah er Lilith, die ihn kaum wahrnahm und das Amulett.
"Wer konnte schon ahnen...", dachte er bei sich, als er seinen Mantel sah, der vollkommen verdreckt und eiterbewehrt, mit ranzigem Blut und voller Eingeweide aus dem Bauch des Bären heraus, dort auf dem Stein lag und sein Blick verfinsterte sich, er wollte Isabella gerade anherrschen, dass man ihr auch nichts anvertrauen konnte, als diese auch schon aufstand und nach kurzer Zeit mit einer Trage wiederkam, die aus seinem Mantel gefertigt war, an dessen Unterseite nun zwei Löcher mehr waren und säuerlich schluckte er seine Wut herunter, Isabella hatte schon Recht, auch wenn er sich nichts anmerken ließ, immerhin hatte er auch schon Kettenhemden zerstört oder Lederrüstungen zerschnitten, um Kameraden aus dem Krieg zu retten.
Isabella wollte gerade abdrehen und sich um andere Dinge zu kümmern, als Godfrey sie an der Hand zurückhielt, ihr in die Augen sah und mit kräftigerer Stimme sagte: "Ich danke dir, Isabella.", doch sie schnaubte kurz mit dem Temperament, wie es nur die spanischen Frauen verstanden und hatten, und drückte ihm grob die Pistole in die Hand, mit dem Hinweis auf das fehlende Nachladen.
Und während die schaukelnde Reise durch die Mine für ihn auf der Bahre weiterging, schüttelte er nur entnervt den Kopf und schien in Gedanken genau zu planen, was sie mit dem Silber alles tun könnten...
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Isabella strich sich immer wieder gedankenverloren über die rußgeschwärzten Finger. Blut klebte auch daran, nachdem sie sich um Godfrey gekümmert hatte. Ihre goldenen Haare klebten ihr im Nacken, Blutspritzer zierten ihr Gesicht. Als sie aus der Sichtweite der Gruppe war und hinter dem Bären stand kniete sie sich hin und zog mit schmerzverzerrtem Gesicht aus ihrem rechten Bein eine Klaue des Bären. Sie presste die Zähne zusammen und es entrang sich ihren Lippen nur ein leises Keuchen, trotzdem ging sie vor Schmerzen auf alle Viere nieder und musste durchatmen. Mit ein wenig Schnaps spülte sie die Wunde aus, mit einem Holzstück und einem weiteren Streifen ihrer Tunika verband und schiente sie ihr Bein und tarnte die Verletzung mit der Wollsocke.
Sie hatte im Kampfesrausch gar nicht gemerkt das er sie erwischt hatte. Aber, was wunderte sie sich, das weiche Leder ihrer Stiefel und die Wollsocken waren alles andere als sinnvolle Rüstungen. Sie würde sich Arm und Beinschienen anfertigen, wenn sie im Dorf zurück waren.
Ihren Hut fand sie, nahe der niedergestreckten Bestie, er hatte zwei tiefe Hiebe abbekommen und sah so aufgeschlitzt erbärmlich aus. Sie nahm ihn trotzdem mit, setzte ihn aber fürs erste nicht auf.
Indessen hatten sich alle, die noch auf den Beinen waren um die Verletzten gekümmert, Roland war wieder zu bewusst sein gekommen und konnte, von Raphael gestützt, gut mit der Gruppe mithalten als sie den Heimweg antraten. Isabella verriet nur Nicolo etwas von ihrer Verletzung und bat ihn doppelt so wachsam zu sein - in diesen Stollen konnte jederzeit etwas auf sie lauern und sie war sich nicht sicher ob und wie lange sie kämpfen könnte.
Sie brauchten länger mit den Verletzten um aus den Stollen zu finden und sie blieb stumm während sie liefen und Avery vergnügt zwischen ihnen herumsprang und erzählte wie er die Bestie erlegt hatte. Dennoch warf sie dem Jungen immer wieder weiche und stolze Blicke zu. Vielleicht war es ja ein Zeichen das er wieder zurück war und heute so viel geleistet hatte?
Ab und zu schossen die Szenen der letzten Tage ihr durch den Kopf und sie spürte wie sich Tränen ihren Weg über ihre Wangen suchten. Als Godfrey ihr Gesicht in seine Hände genommen hatte und sie seinen durchdringenden Blick gesehen hatte war es für einen kurzen Moment so gewesen als würde er ihr endlich alles erzählen. Aber sie wollte es nicht hören! Nicht seine Bewunderung für diese ... Frau! Und das einzige was sie jemals von ihm bekommen würde war dieses "Danke" das von seinen Lippen gekommen war. Nicht mehr und nicht weniger. Er begehrte sie nicht, für ihn war sie sicherlich nur wie eine Tochter... oder noch weniger, wie ein Haustier dessen Angewohnheiten er kannte. Aber dann fiel ihr wieder ein mit welch weichem Blick er sie angesehen hatte... mit welcher Zärtlichkeit ihr letzte Nacht seine Hände über die Füße gefahren waren. Und noch mehr Tränen liefen an ihrem schönen Gesicht hinab.
Ab und zu spürte sie auch die Blicke des Wirts und auch die der anderen Männer, die zurückblickten und wie zufällig einen Blick unter ihre Tunika zu erhaschen versuchten, die nun nur noch einen Hauch breiter war als der breite Gürtel mit dem sie ihre Habseligkeiten an ihrem Körper befestigt hatte. Sie lockerte ihren Patronengurt und schnallte ihn ein wenig tiefer, damit die Tunika dort sitzen blieb wo sie war.
Noch ein Grund mehr, warum sie dem Bader heute nochmal einen Besuch abstatten musste.
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Glücklicherweise hatte Roland einiges an Verbandszeug mitgenommen. Als er erwachte, war die Schlacht bereits gewonnen und neben den ganzen toten Söldnern konnte er wenigstens niemanden der Dorfbewohner erkennen. Nun schien allerdings entgültig der Abmarsch anzustehen. Auf Grund seiner starken Verletzungen, die er von vergangenen Kampf davon getragen hatte, würde er aber fürs erste nicht mehr ohne Hilfe laufen können, doch Raphael half ihm, mit den anderen Schritt zu halten.
Bevor es losging erhaschte Roland noch einen Blick auf das Schlachtfeld und konnte die Überreste eines gewaltigen Tiers ausmachen, dessen Eingeweide scheinbar auf dem gesamten Platz verteilt waren. Bald würden die Krähen kommen und dann sollten sie nicht mehr hier sein. Erstaunlicherweise konnte fast das gesamte gesammelte Silber mitgenommen werden, da die meisten scheinbar nur weniger schlimme Schmerzen erlitten hatten.
So traten sie vollkommen erschöpft, aber immernoch mit Tatendrang, den Heimweg an, der allerdings weniger Beschwerlich war, als die Reise hin. Die Wölfe schienen sich dieses Mal nicht herauszutrauen, allerdings konnte und wollte niemand erahnen, warum. Nichts desto trotz war es dieses Mal nötig, ein paar mehr Pausen einzulegen, da sie alle noch durch die Schlacht reichlich erschöpft waren, doch letztendes kamen sie noch am frühen Abend wieder im Dorf an, wo bereits die restlichen Dorfbewohner warteten.
Die Verwundeten wurden daraufhin zwecks Versorgung zum Haus des Arztes gebracht, während die restlichen Bewohner das noch unverarbeitete Silber fürs erste ins Lager schafften, bis Godfrey wieder fit genug war, um den Verwendungszweck dessen zu verkünden.
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Da sich die Sonne entzwischen langsam dem Berggipfel nähert (19:11) und sich bald vom Donnerstag verabschieden will, kommt für die Bewohner langsam die Zeit, den nächsten Werwolf zu erraten und zu hängen. Godfrey hat es sich solange an einer frisch gefegten Gebäudetreppe gemütlich gemacht, bis es ihm wieder einigermaßen besser geht.
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Isabella machte sich schnurstracks auf den Weg zum Bader nachdem sie sich vergewissert hatte das die übrigen Mitglieder der Expedition gut versorgt waren.
Dort empfing sie Callan schon mit ihren frisch gebügelten Kleidern im Arm und glücklich nahm sie sie entgegen. Seufzend ließ sie sich dann in seiner Hütte am warmen Ofen nieder, bat ihn sich ihre Wunde am Bein nocheinmal gründlicher anzusehen, und zog den Stiefel und die Socke vom Bein.
Das Bein war angeschwollen und pochte wiederwillig unter der Schiene. Mit zweifelndem Blick sah sie den jungen Bader an, der die Wunde mit kritischem Blick untersuchte. Es würde eine lange, schmerzhafte Prozedur des Nähens werden, soviel war klar.
"Stört es euch wenn ich rauche?", murmelte sie mit von den Schmerzen schweißnasser Stirn. Sie nahm zuerst einen tiefen Schluck aus der Schnapsflasche die sie in Lesters Keller mitgenommen hatte, biss fest auf das Mundstück ihrer Pfeife und verschluckte sich am Rauch als Callan ihr mit Nadel und Faden zu Leibe rückte.
Inzwischen färbte sich der Himmel draussen blutrot und sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, wem sie heute entgegen treten konnte und ihm ins Angesicht sagen würde das sie glaubte er habe es verdient zu sterben.
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Godfrey ließ sich mit zusammengebissenen Zähnen durch die Mine trage, dann schließlich, als der Wald in sattem Grün und schirmendem Blätterdach wieder über ihnen war und sie am Eingang zur Mine eine Pause einlegten, stand er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und knurrte fluchend diejenigen weg, die ihn stützen wollten.
Dann endlich war der massige Mann wieder auf den Beinen und vorsichtig legte er die Fingerspitzen auf seine verbundene Wunde, eher er auf Drängen von Lester dann doch wenigstens die Krücke annahm, um sich abstützen zu können.
Er grinste mit hochrotem Kopf, da ihn das Gehen ein wenig anzustrengen schien, aber nach einem Schluck aus seinem Flachmann sah er die Welt schon klarer und die Schleier des Schmerzes verschwanden und lichteten sich.
Er warf sich seinen dreckigen Mantel über, ohne den er sich einfach nicht richtig wohl fühlte und der während diesen Auftrages schon fast soviel erlebt hatte wie sein Träger - beide waren sie zwar von Waffen durchbohrt und Blut getränkt worden, aber sein Mantel war unglaublicherweise der Dame schon näher gekommen als er, die er begehrte.
Schließlich stand er wieder da, der wackelige Fels der er war und er donnerte in die Runde:
"Herhören, alle!"
Einige Köpfe ruckten herum und der Hexenjäger grinste, während er mit einer Krücke auf eine der Taschen deutete, in denen er einiges des Silbers wusste.
"Kameraden und Kampfgefährten, so will ich euch ab heute und fortan nennen.
Als wir aus dem Dorf aufgebrochen sind, waren wir nicht mehr als Lämmer und Füchse, wehrlose Spielballen unseres Feindes den wir noch immer unter uns wissen und der uns in Furcht, Entsetzen und Hilflosigkeit versetzt hat.
Doch was ist passiert, frage ich euch?
Sind wir heute morgen, wehrlos wie wir sind, aufgebrochen, ein Abenteuer zu erleben?
Ja!" Er fischte sich seinen Hut mit der Krücke und setzte ihn sich auf.
"Haben wir das Silber gefunden? Ja.
Haben wir unser Silber mit Blut und Waffe, mit ehrlichem Stahl und dem Mut der zu Unrecht Gepeinigen verteidigt? Ja, sage, ich, JA, gottverdammt, Ja."
Sein Mundwinkel wanderte schief nach oben.
"Wir befinden uns im Krieg und wir haben schon bluten müssen, im Gegensatz zu unserem Feind. Trotzdem haben wir uns niemals mit dem Gedanken der Kapitulation anfreunden müssen, weil wir wussten, dass es in unseren Herzen noch Ehrlichkeit gibt, Mut in unseren Fäusten, Stärke in den Schultern, Tapferkeit in den Seelen und in uns allen der Wunsch, unsere Kinder, unsere Geliebten und unsere Nachbarn wiederzusehen.
Ob sich das Blatt heute wendet, vermag Niemand zu sagen, aber eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wir sind! Besser! Vorbereitet nun!"
Er akzentuierte jedes Wort einzeln, sprach es hart aus und tippte mit jedem einzelnen Wort den Rucksack mit dem Silber an, während das pure Glück seinen Kopf noch roter werden ließ, sein Auge funkelte vor Kampfgeist und aus dem Gesicht des kampferfahrenen und alten Schotten sichtlich Stolz und Respekt sprach, als er jeden einzelnen der Expeditionsteilnehmer maß und anblickte.
"Und nun, Kameraden, lasst uns den Sieg nach Hause tragen. Zu euren Geliebten und Nachbarn, lasst euch von diesen feiern..."
Er lächelte und humpelte vorsichtig zu Nicolo und Isabella, der Tag gehörte dem Dorf, nicht ihnen, den Fremden und für seine beiden Gefährten würde er andere Worte finden, doch er stutzte, als er Isabella weinen sah.
Schweigend setzten die Drei dann ihren Weg fort, bis sie dann wieder im Dorf angekommen waren und Godfrey sich auf einer Gebäudetreppe kurz ausruhte, stolz, den Weg geschafft zu haben, ob seiner Verletzung und sich dann in Richtung Hexenjägerlager schleppend.
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Raphael sah sich das erbeutete Silber genauer an. "Ein reiner Schatz, welcher uns den Sieg bescheren kann." Er nahm ein Klumpen dieses Silbers und ging zu Lester: "Ich will zur Schmiede gehen, um das kostbare Silbererz einschmelzen. Wollt ihr mitkommen?"
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"Wenn ich eine Ahnung davon hätte wie man daraus Waffen schmiedet sicherlich, aber so wäre ich nur im Weg. Außerdem muss ich immer noch das Chaos in meiner Schänke beseitigen welches die Wölfe bei Nadjas Ermordung zurückgelassen haben.
Ihr könnt euch also gerne selbst drum kümmern. Wenn ihr wirklich auf unserer Seite seid sollte es doch wohl keine Probleme geben, oder?"
Doch ohne auf eine Antwort zu warten ging er. Er traute diesem Priester immer noch nicht über den Weg, aber wenn er irgendwelchen Unsinn mit dem Silber anstellen würde, dann würde er sich nur sein eigenes Grab schaufeln.
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Gemeinsam mit der Truppe kam Ewald wieder beim Dorf an. Er hatte sich beim Kampf gegen die Söldner einige kleine Wunden und Schrammen geholt, aber jede davon hatte er ihnen doppelt wieder heimgezahlt. Erschöpft stütze er sich am hölzernen Eingangstor ab und betrachtete kurz die anderen: Allen sah man an, dass der Tag anstrengend gewesen war, aber dennoch wirkten sie entschlossen.
"Die Wölfe sollen ruhig kommen, jetzt haben wir auch etwas um es ihnen heimzuzahlen", dachte er sich triumphal und entschied sich das er wohl zu seiner Hütte gehen sollte.
Er hatte noch später vor der Taverne einen Besuch abzustatten, aber vorerst sollte er die blutige Kleidung wechseln, sich mit etwas Wasser zu waschen wär wohl auch nicht verkehrt. So verließ er die Gruppe und machte sich auf.
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Raphael nach zwei Taschen mit Silber aus dem Lager und schleppte sie zur Schmiede. Er entfachte den Hochofen und wartete an der Wand gelehnt, bis er schließlich heiß genug war, das Metall zu schmelzen. Die Rauchwolke des Ofens konnte man von ganz Düsterwald aus erblicken. "Hehe, den Wölfen wird der Rauch bald in den Augen brennen." Raphael legte einen Erzbrocken nach dem anderen in die Backsteinvorrichtung, bis nach kurzer Zeit die ersten Tropfen dieses Edelmetalles in die Gußform flossen. Da dennoch das Risiko einer Sabotage bestand, rief Raphael einen der Hexenjäger zur Schmiede.
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Der letzte Abend hatte eine glückliche, aber knappe Wendung für Laurenz genommen. Dennoch, der Tag war mit der Hinrichtung Serahs noch nicht vorbei. Laurenz hatte sich – wenn auch mit Widerwillen – für die erste Wachgruppe einteilen lassen. Während seiner Wache passierte… reichlich wenig. Hier und da ein Geräusch, aber keine feststellbare Aktivität von Werwölfen oder dergleichen.
Für die Nacht verlegte Laurenz abermals sein Nachtlager, dieses Mal etwas näher am Dorf. Er spürte, dass er die Nacht nicht alleine verbringen musste, doch er war sich nicht sicher, ob er davon erfreut sein sollte.
Für diesen Tag hatte sich ein Großteil der Dorfbewohner dafür entschieden, die nahe gelegene Silbermine zu untersuchen. Laurenz hielt nicht viel von der Idee. Sei es, weil er als Städter eigentlich den Luxus weitreichender Plätze gewohnt war – und als Architekt den Dienst für betuchte Kunden mit ebenso luxuriösen und weitreichenden Bauten. Oder, dass seine Lunge die längste Zeit seines Lebens an die heißtrockene Luft seiner Heimat gewöhnt war, und die feuchte Luft ihm eine unliebsame Abwechslung war. Nein, das waren nicht seine größten Einwände, denn mit dieser Vergangenheit war es ohnehin zu Ende. Es war der Pfarrer Raphael, dieses wandernde Mirakel, dem er nicht vertraute. Mit seinen Worten hatte er Laurenz' Kopf schon fast in die Schlinge gelegt, nur um dann eine Kehrtwende zu machen.
Im Dorf angekommen, hörte er vom Tod einer der bei Lester quartierenden Händlerinnen, Nadja. (Er scheint dem Weibe das Pech ja geradewegs anzuziehen.) Ihre Schwester, Nadeschka, sei im Dorf zurück geblieben, um für sie zu trauern. Doch Laurenz sah wenig Anlass, sie in ihrer Andacht zu stören. Zu wenig hatte er Nadja gekannt, als dass er ernsthaft um sie hätte trauern können.
Laurenz nahm sich vor, die Minen-Expedition im Stillen zu beobachten, zunächst ohne direkt in Erscheinung zu treten. Am helllichten Tag war es schwer, sich unbemerkt fortzubewegen, weshalb Laurenz einige Distanz halten musste. Die Gruppe schien von ihrer geplanten Route abzuweichen, denn der Weg war deutlich länger als die 1000 Schrittlängen, die ihnen versprochen wurden.
Erst als die Gruppe sich endlich dem Mineneingang näherte, war es Laurenz möglich, die Entfernung zu ihnen wieder auszugleichen, ohne sich in Sichtweite zu begeben. Aber in den gewundenen Gängen – offenbar war dieser Teil der Höhlen natürlichen Ursprungs – musste er sich ganz auf sein Gehör verlassen, um den richtigen Weg zu finden. Es war ein riskantes Unterfinden. Eine Fackel hätte er nicht mitnehmen können, ebenso wenig größeres Gepäck, ohne Gefahr zu laufen, selbst entdeckt zu werden. Und was würden sie denken, wenn sie ihn so entdecken würden, schleichend in ihrem Rücken.
Immer mehr Wege spreizten sich ab von dem Pfad, den Laurenz zu folgen glaubte. Aus manchen hörte er Geräusche, vielleicht Stimmen. Nach zehn Minuten in den Höhlen breitete sich das Unbehagen in ihm aus, nicht nur aufgrund der unangenehmen Umgebung, sondern auch aufgrund der Vermutung, die Dörfler verloren zu haben. Die Stimmen schienen ihm zunehmend unbekannter, und tatsächlich: Der Lichtschein, den er in einer größeren Höhle ausmachte, kam von einer anderen Quelle. Ein Trupp von Wachen, die wohl auf ihre Ablöse warteten. Selbige traf auch wenig später ein. Man konnte die Menge fast gar nicht überhören. Ein knappes Dutzend waren sie, und die näherten sich lauten Schrittes.
"…bald zehn Stunden. Endlich Ausruhen! Diese elendige Arbeit bringt mich noch um."
"Ich hätte zur Armee gehen sollen…"
"Das war's endgültig. Wenn dieser Mistkerl morgen nicht meinen Sold erhöht, war das mein letzter Tag hier!"
"Wenn wenigstens etwas passieren würde… Das letzte, was wir machen durften, war Gernot wieder aus einem Loch zu ziehen. Pass das nächste mal besser auf deine Füße auf, du Trampel!"
"Pass du lieber auf deine Zunge auf, wenn du sie noch länger behalten willst!"
"Schnauze, verdammt! So lange ich hier bin, wird niemandem irgendwas abgeschnitten! Ist das jetzt endlich klar? Oder muss ich es euch erst rein prügeln"
Die Söldner wollten offenbar einen Weg nach draußen nehmen. (Hehe, welch glücklicher Zufall…) Laurenz folgte ihnen, das war er mittlerweile gewohnt, auf mittlerer Entfernung. Bei den Geräuschen fiel ihm das weit leichter, als mit den Dörflern. Zumal diese Leute genau wussten, wohin sie wollten. Laurenz hörte, wie einer von ihnen, der sich wohl zum Anführer berufen fühlte, die Wachen am Ausgang begrüßte. Zwei oder drei müssten es gewesen sein. Dann hörte Laurenz noch etwas…
"Hee, seht ihr die Leute dort? Der Nachschub sollte doch erst in zwei Tagen kommen…? Jungs, ich glaube, wir können uns doch von jemandem… ein Scheibchen abschneiden!"
Ein Kampf bahnte sich an. Die Söldner stürmten auf das Plateau, welches sich vor dem Höhlenausgang erstreckte. Einige Armbrustschützen bezogen Deckungen hinter Bäumen und Felsen. Laurenz wagte sich an Ausgang heran. In der Ebene erkannte er… (Die Hexenjäger?) Es dauerte nicht lang, bis ein Kampf entbrannte. (Verdammte Narren…!)
Laurenz zögerte, ob er in den Kampf eingreifen sollte. Am Ende sähe es noch so aus, er wäre mit den Söldnern unter einer decke. Außerdem schienen die Dörfler in einem Blutrausch, in dem sie Freund von Feind schwerlich hätten unterscheiden können… Oder einen Armbrustschützen von einem leblosen Stein. So feuerte er doch einige Bolzen auf die Schützen, die sich selbst vor dem Dorf in Deckung wähnten. Einen konnte Laurenz mit einem Treffer am Schulterblatt unschädlich machen, und mit einem weiteren Schuss durch den Rücken fällen. Mindestens einem von ihnen gelang es jedoch, die Flucht zu ergreifen.
So plötzlich, wie es zur Schlacht gekommen war, war diese auch wieder vorüber. Die Dörfler traten, offensichtlich erschöpft ihren Rückzug an. Laurenz nahm sich die Zeit, um die Beute der Schlacht zu begutachten. Außer einer Fackel für den Rückweg und ein paar Bolzen für seinen Köcher fand er jedoch nichts von Wert. Der Mann, der sich als Hauptmann aufgespielt hatte, trug einen Zettel bei sich:
"Nächste Lieferung am Samstagmittag. Nachschub im Anmarsch. Denkt nicht, dass ihr für die Schicht einen Zuschlag bekommt!"
Laurenz machte sich wieder zurück auf den Weg ins Dorf. Dieses Mal ging alles wirklich viel schneller. (An welcher Stelle haben diese Deppen so viel Zeit verloren?)
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Als Lester in seiner Schänke ankam wusste er gar nicht wo er anfangen sollte. Ein Großteil der Tische und Stühle lag in Trümmern und er wusste nicht, ob sich Nadjas Blut ordentlich entfernen ließ ohne gleich die Bodenbretter rauszunehmen. Hatte jedenfalls keinen Sinn sich jetzt umzuziehen.
Zuerst schnappte er sich eine Axt und zerlegte die Trümmer in kleine Haufen welche er in der Lagerkammer aufbewahren konnte. Sie würden ihm im Winter nochmal gelegen kommen...wenn Düsterwald bis dahin noch stand.
Danach schleppte er ein paar Tische und Stühle aus dem Lagerhaus heran, auch wenn diese bei weitem nicht ausreichten um das beschädigte Mobiliar auszutauschen. Mussten seine Gäste eben etwas enger zusammenrutschen.
Schließlich wischte er wie ein Wahnsinniger am Blutfleck rum, aber mehr als es etwas verblassen zu lassen erreichte er damit nicht. Musste er eben die Teppiche etwas umverteilen um ihn verdecken zu können.
Damit konnte er sich endlich nach oben begeben und frische Kleidung anziehen. Bevor er jedoch wieder nach unten ging betrachtete er im Spiegel seine Wunde. Zum Glück war das Messer nicht noch tiefer vorgedrungen, sonst hätte es vermutlich seine Muskeln durchtrennt. Trotzdem würde wohl eine hässliche Narbe zurückbleiben. Zumindest hatte es sich gelohnt, auch wenn Waffen aus Silber noch keinen Sieg gegen die Werwölfe garantierte.
Kurz darauf konnte man Lester vor seiner Schänke sitzen und ein Bier trinken sehen.
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Die Zeit über, die vom Kampf bis hin zur Rückkehr verging, hatte Roland nahezu im Flug vorüberziehen sehen. Jetzt, da er im Haus des Arztes saß und auf Behandlung wartete, kamen ihm die Erlebnis des Kampfes wieder hoch. Er erinnerte sich daran, dass er bis jetzt noch niemals einen Menschen getötet hatte und die Gewissheit, dass es heute sogar 2 waren, ließ es ihm so schlecht werden, dass er sich, unter seelischen Schmerzen auf dem Boden windend, erbrach. Scheinbar hatte hatten die anderen keine großen Probleme damit gehabt, das alles zu verkraften...
Es verging einige Zeit, bis es Roland wieder besser ging. Erstaunlicherweise waren seine Verletzungen nicht allzuschlimm, er hatte nur ein paar größere Wunden, die aber nicht lebensbedrohlich waren, wodurch er aber während des Kampfes viel Blut verloren hatte, was seine Ohnmacht erklärte. Trotzdem konnte Roland bald schon wieder stehen und die Zeit nahm er sich, um sich seine Ausrüstung anzusehen. Sein Degen war, dafür, dass er es mit einem wirklich heftigen Gegner zu tun hatte, erstaunlich widerstandsfähig gewesen, da er noch immer in seinem alten Glanz erstrahlte, mal von den Bluflecken abgesehen, und nichteinmal großartige Schrammen aufwies. "War doch ganz gut, dass ich so viel Arbeit investiert hatte..."
Danach kam sein Rucksack dran und da fiel Roland etwas auf, was er bisher nicht realisiert hatte: da war plötzlich ein kleiner Rucksack drinnen. Scheinbar hatte der Söldner, der sich daran zu schaffen gemacht hatte entschieden, Rolands Rucksack einfach zu übernehmen und seinen dort reinzupacken. Als Roland ihn sich näher ansah, fand er neben einigen Münzen auch ein paar Brocken Silbererz. Es hatte wohl den Anschein, dass dieser Mann versucht hatte, ein bisschen davon mitgehen zu lassen. Es kam Roland ganz recht, denn so musste er sich nun nicht an den Vorräten des Dorfes zu schaffen machen, was er ohnehin nie angestrebt hatte.
Jetzt hieß es nur noch auf den Arzt zu warten.
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Godfrey hatte Schlaf nachzuholen und es war ihm ein echtes Labsal, als er kurz nach der Ankunft sein Zelt vorfand, in dem es noch immer hauchzart nach Isabellas Körperölen duftete. Müde setzte er sich auf seine Bettstatt und lächelte in sich hinein, der Sieg hatte gut getan und er spürte, wie die Ereignisse der letzten Tage mehr und mehr die Wüste seines Herzen mit feinem, warmen Regen überzogen hatten, das gar der Gletscher in seiner Seele zu schmelzen begann.
Dort, in den Kissen roch es nach Isabella, eine Strähne ihres goldenen Haares war auch dort und schnell fiel er in den Schlaf, noch ehe er seine Stiefel ausgezogen hatte, die von seinem Bettkasten baumelten...
Mit einem scharfen und bitteren Knall biss sich die Peitsche in seinem Rücken fest und ein blutiger Striemen gesellte sich zu den anderen dort. Die Haut war schon an einigen Stellen aufgerissen, Blut floss aus diesen Stellen der Pein und in den Augen von Godfrey schimmerten Tränen, als er hemmungslos Rotz und Wasser heulte.
"Wegen Verfehlungen zur Sicherheit des Klosters Cille Bhrìghde an Ear , verantworten wir Godfrey, den Sohn Geralts zu weiteren fünf Peitschenhieben, zusätzlich zu den bisher ertragenen zwanzig.", ließ sich die teilnahmslose Stimme des Abtes vernehmen.
"Fahre fort, Scharfrichter."
"Ich bin unschuldig!", kreischte Godfrey mit einer sich im Stimmbruch befindlichen Stimme, doch ging der Scharfrichter emotionslos seinem Werke nach.
Und abermals riss die Peitsche dem jungen Mann die Haut vom Rücken, hinterließ Striemen, während Godfrey bettelnd und jammernd um Gnade flehte und schließlich in seinen Fesseln zusammensackte...
Als er wieder erwachte, spürte er Salz auf seinen Lippen und ein feuchtes Kissen unter ihm - und er spürte seinen Rücken, der in Flammen stand, der feurigen Schmerz in senien ganzen Leib pulsierte und jagte. Und die angenehme Kühle auf seiner Haut.
Eine feingliedrige Hand streichelte ihm über die Wange und Godfrey ließ es geschehen, mit spröden Lippen keuchte er "Yolanda, ich...", doch es antwortete ihm eine andere Stimme, hell und ihm wohlbekannt, doch die eines Mannes. "Wer ist Yolanda?"
"Peter...?", murmelte er und spürte abermals wie sein bester Freund im Kloster den kühlen Schwamm auf seinen malträtierten Rücken drückte und das Blut von diesem wusch, der Junge war vorsichtig und sehr geschickt, der Brand auf seinem Rücken ging zu einem schmerzvollen Schwelen zurück.
"Haben...sie den Einbrecher gefangen...?" stöhnte er leise, während Peter den Schwamm auswrang und das Wasser der Tonschüssel neben seinem Kopf abermals rötlicher färbte.
"Nein, er ist entkommen. Und mit ihm die Liste unseres verehrten Gastes.", Peter seufzte leise und maß Godfrey mit mitleidigem Blick, es war seinen dunklen Augen anzusehen, dass ihm etwas auf der Seele brannte.
"Warum hast du deinen Posten verlassen, Godfrey?", brach es fast beleidigt aus ihm heraus und der Angesprochene vergrub sein Gesicht im Kissen.
"Ich hatte Besuch..." kam es dumpf darunter hervor und Godfrey hoffte inständig, dass sie Yolanda nicht entdeckt hatten, so wie sie ihn gefunden hatten, fern von seinem Posten...
Godfrey öffnete blinzelnd sein Auge und er sah das sachte Abendrot des Himmels durch die Zeltbahn schimmern, es roch nach frischer Luft und nach Lagerfeuer, draußen konnte er die Silhouette Nicolos erkennen, der wahrscheinlich gerade eine seiner französischen Suppen ankochte. Ächzend stand der alte Hexenjäger auf und er betastete die Wunde an seiner Seite, Erinnerungsfetzen an Isabella flitzen vor seinem Auge vorbei, wärmten ihm das Herz, bedienten sich einer Magie, die ihn lächeln ließ und die kein Hexenjäger dieser Welt ausrotten konnte.
Er fühlte sich ein wenig frischer, ausgeruhter, doch auch aufgewühlt, Träume aus längst vergangenen Tagen waren wie Phantome und Gespenster und er schlug die Zeltbahn beiseite, die sein Lager verschloss.
"Waffenbruder Nicolo." begrüßte er seinen Kameraden freundlich und tippte sich an die Hutkrempe. "Ich gedenke, mich waschen zu gehen, mein Freund.", sagte er, dann grinste er im Vorbeigehen. "Immerhin hat schon ein gewisser Nicolo in seinem 'Almanach der Welt' geschrieben '...vom Volke der Skoten gar nicht zu reden, die nicht auszumachen sind von ihren Hausschweinen, wenn du ihr Dorfe betrittst. Allerlei Schlamm, allenortens Dreck und die Englischen hätten gut daran getan, diese Barbaren beizeiten zu kultivieren'. 1432, wenn ich mich recht erinnere, hm?"
Dann schritt er langsam und mit einer Krücke bewaffnet von dannen, um den See leicht außerhalb des Dorfes aufzusuchen. Dor angekommen, kniete er sich nieder, da er sich alleine wähnte und das Gespräch mit dem Erzengel Michael suchte, den er für den Beistand dankte und dafür, seine Schar zu beschützen. Demütig senkte er sein Haupt und verharrte dort während des Betens.
Schließlich bekreuzigte er sich als er geendet hatte und mit einiger Mühe zog er seine Tunika aus, die dreckig an ihm klebte, ebenso wie seine Hose und die Bruche, bis er dort stand, wie Gott ihn schuf, nur behangen mit einem Verband, vernarbt, mit Flecken verbrannter Haut und getrocknetem Blut am Leibe. Er musste stinken wie ein Sarazene, dessen war er sich sicher, als er behutsam in den Teich glitt und seine Kleidung mit sich führte, um diese wie seinen Leib zu waschen.
Und bei Gott, das Bad war so kalt und die Bürste so hart wie eh und je...
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Das warme Abendrot schien verlockend in Callans Badestube herein und so entschloss sie sich heute einen Fluss den Zubern des Baders vorzuziehen. Callan erzählte ihr mit angestrengter, konzentrierter Miene, als er die letzten Stiche vernähte, das es hier sogar eine kleine warme Quelle gab, die einen See am Dorfrand mit frischem Wasser speiste. Allerdings sollte sie darauf achten nicht gesehen zu werden – und am besten niemandem sonst von ihrem Plan erzählen.
Sie zog hinter einem Paravan ihre zerfetzte Tunika aus und zog ihre Lederhose und ein weites weißes Hemd an – alles übrige würde sie erst nach dem Bad anziehen. Callan gab ihr noch ein Stück Seife und einen Lappen mit, dazu noch ein großes Leinentuch das sie zum abtrocknen nehmen konnte. „Habt ihr eventuell noch zwei weitere?“, fragte sie vorsichtig. Eventuell wollten die Händlerin und die Bäckerin ja auch mitkommen und sich entspannen. Sie wollte den beiden ein wenig zur Seite stehen, jetzt da sie so viel durchgemacht hatten. Und sie hatten sich die Entspannung allemal verdient.
Der Bader gab ihr bereitwillig noch zwei weitere Tücher und einen weichen Schwamm mit auf den Weg. Sie wickelte alles vorsichtig in eines der großen Tücher und stopfte die Sachen in ihren Rucksack. Dann machte sie sich auf um Nadeschka und Lilith zu suchen und sie zu einem Spaziergang zu überreden.
Sie zündete ihre Pfeife nocheinmal an und inhalierte tief von dem beruhigenden Kraut, das sie neben dem Tabak immer zur Notversorgung mit sich herumtrug. Schmerzen konnte ein Hexenjäger nunmal nicht gebrauchen.
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Vor Liliths innerem Auge spulten sich die Bilder der Ereignisse immer und immer wieder von vorne ab. Während des ganzen Weges zum Dorf zurück war sie in dieser Schleife gefangen, ging das Auf und Ab der Gefühle immer wieder durch.
Als sie schließlich, ohne es richtig zu merken, vor ihrer Backstube angekommen war, sah sie auf ihren Speer, dessen Holz und Spitze sich rot verfärbt hatten. Schon in der Höhle hatte sie fassungslos darauf gestarrt, aber erst jetzt fiel ihr ein winziges Kreuz auf, das in das Holz eingeritzt war. Überwältigt von dieser Entdeckung ließ sie sich auf den Boden vor dem Haus sinken und tastete nach dem Amulett um ihren Hals. Ein paar Bluttropfen der Wunde, die sie im Gesicht hatte, war auf das Holzkreuz gelangt, und nun bildeten Speer und Anhänger eine optische Einheit, wie zwei Teile eines Ganzen, das schon immer zusammengehört hatte.
Bei dem wundervoll warmen Gefühl - ein Gemisch aus Stolz, Hoffnung und Stärke -, das sie nun durchströmte, musste sie leise lachen, und bei dieser befreienden Gemütsregung kam es ihr vor, als würde ihr eine schwere Last von den Schultern fallen.
Dann jedoch fiel ihr wieder ein, von wem sie Speer und Amulett hatte, und sie verschluckte sich und musste fürchterlich husten. "Ich muss mich entschuldigen." ,dachte Lilith und richtete sich wieder auf. Erst jetzt fiel ihr auf, wie ihre Knochen und Muskeln schmerzten, und dass ihre Arme und Beine mit Schürfwunden übersäht waren. Aber dies war nichts gegen die Verletzungen der anderen, vor allem Godfreys... "Wäre ich etwas fähiger gewesen, wäre es ihm besser ergangen." Sie wusste, der Hexenjäger würde ihr keine Schuld geben, aber sie hatte sich noch nicht einmal bedankt, dass er ihr Leben gerettet hatte...nein, sogar mehr als das...
So machte die Bäckerin also wieder kehrt, ohne ihre Wunden zu reinigen oder die Kleidung zu wechseln, und immer noch mit dem Speer in ihrer rechten Hand.
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Godfrey stand im See und seine Beine begannen langsam das Gefühl zu verlieren, er genoss die Kälte, nachdem er den gesamten Tag so geschwitzt hatte und sein Leib sich so erhitzt hatte.
Genießerisch krümmte er die Zehen und bohrte diese in den Sand des Ufers, seine Finger führten den Lappen über seine Seiten und die Stellen des Rückens, die er erreichen konnte und er spürte die Narben der Peitsche, errungen damals, als sein Leben eine überraschende und schreckliche Wendung nahm.
Doch seitdem war viel passiert, Godfrey hatte ein glückliches Leben gehabt und er erstarrte, als er auf den See hinausblickte, der so friedlich, so vollkommen unberührt vom Bösen da lag, dessen Schilf sich sachte im letzten Abendwind des Spätsommertages bewegte und ein Entschluss reifte in ihm mit der Wucht des Lräms von tausenden Glocken.
Last und Schuld fielen von ihm ab, nun da er wusste, was zu tun war.
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"Lilith, wartet einen Moment,!" Isabella hatte Glück gehabt, die Bäckerin grade noch daheim anzutreffen. Wie es schien wollte diese grade aufbrechen.
"Sagt, wohin wollt ihr noch zu dieser späten Stunde? Falls ihr ein wenig reden und Kraft schöpfen wollt würde ich euch gerne mein Geleit anbieten und mich auch um eventuelle Wunden kümmern. Ihr seht sehr erschöpft aus, wenn ich das so sagen darf. Wie geht es euch?", den zarten Worten die ihren Lippen entwichen merkte man deutlich an das sie von Sorge geschwängert waren.
Während ihrer Worte legte sie sanft eine Hand auf die Schulter der Bäckerin und lächelte sie aufmunternd an. "Ihr habt euch heute sehr gut geschlagen in dem Stollen, Bäckersfrau. Es war gut das ihr mitgekommen seid." Ein kleiner Stich tief in ihrem Herzen widersprach ihr und fast vermeinte Isabella eine Stimme zu hören die flüsterte "Du Lügnerin. Aber immerhin das kannst du gut." aber mit einem leichten Kopfschütteln verschwand das flaue Gefühl auch wieder.
"Callan hat mir Tücher mitgegeben, ich hatte vor noch bei den heißen Quellen hier in der Nähe baden zu gehen. Was denkt ihr? Wollen wir eventuell noch Nadescha mitnehmen und eventuell Avery als Wache einteilen? Er hat sich heute schon den ganzen Tag um euch gesorgt."
Isabella hielt während sie redete schon Ausschau nach den beiden "Kindern" - denn in ihren Augen waren das die beiden, obwohl sie schon einiges in ihrem Leben hatten sehen müssen.
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Beim Anblick von Isabella, die nur mit Lederhose und Hemd bekleidet auf sie zuschritt, trotz des vorangegangenen Kampfes anmutig und frisch, lockerte Lilith den Griff um den Speer zum ersten Mal. "Wie nett von euch." ,sagte sie ehrlich berührt. "Ich wollte eigentlich um Verzeihung bitten... da einer der Euren wegen mir schwere Wunden davon getragen hat." Bei diesen Worten sah sie zu Boden, geplagt von Schuldgefühlen gegenüber der Weggefährtin Godfreys. "Deshalb habe ich Eure Fürsorge wohl gar nicht verdient." Verlegen lächelte die Bäckerin, aber die Hexenjägerin schien dieses Gerede einfach zu überhören und sprach weiter sanft zu ihr.
Nachdem Isabella ein Bad in den heißen Quellen vorschlug, huschte Lilith schnell in die Stube, um den Speer zurückzulassen, den sie dort nun wirklich nicht gebrauchen konnte. Etwas zögernd lehnte sie die Waffe an einen Tisch mitten im Raum, strich noch einmal über die kleine Schnitzerei darin, und kehrte dann mit einem ehrlichen Lächeln zu Isabella zurück. "Ich fühle mich geehrt, dass ihr an mich gedacht habt, also würde ich sehr gerne mit euch kommen... Und wenn Avery sich gesorgt hat, sollte ich mich auch bei ihm bedanken." Etwas nachdenklich und viel leiser fügte sie hinzu: "Es gibt so viele Menschen, für die ich dankbar sein kann."
Die Anwesenheit der Hexenjägerin hatte Lilith sichtlich neue Kraft gespendet, denn nun schritt sie beinahe leichtfüßig über den Boden, um Nadeschka und Avery zu finden.
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Avery schlurfte durch das Dorf, auf dem Weg zu seiner Hütte. Sölnder. Wölfe. Bären. Mann, war der marsch richtung Mine ein Abenteuer. Und dann musste er mit seiner schmächtigen Statur auch noch kämpfen, wohl mehr schlecht als recht. Er schüttelte den Kopf. verdammt. Er hätte wirklich bei dem anderen Kumpel bleiben sollen, dann wäre ihm das nicht passiert. Als er ankam, legte er sich erst einmal auf eine Strohmatte und dachte über das vergangene Geschehen nach. Er hatte wirklich gekämpft wie ein Irrer und hatte sich gar nicht mal so schlecht geschlagen, dafür, dass es das erste Mal für ihn war, dass er einen Speer in der Hand hatte. Er stand auf und lehnte ihn gegen die Wand. Die spitze des Speers war voll Blut. Er seufzte. Das hatte ihn also nach 3 Tagen Fernbleiben erwartet...........eine Kehrtwende. Eine noch nie dagewesene Situation. Man hatte einen Krieger aus ihm gemacht. Er ballte die Fäuste. Nein. Er war ja schließlich kein Schwächling der mit einer derartigen Waffe nicht umzugehen wusste. Es war bloß etwas ungewohnt, plötzlich wie verrückt um sein Leben zu kämpfen. Und außerdem waren Frauen im Bunde, die es zu schützen galt. So sah die ganze Sache aus. Dann waren da noch die Werwölfe. Immernoch lag kein einziger von ihnen im Staub. Man hatte während seiner Abwesenheit zwei unschuldige Dorfbewohner gehängt, wie Avery während der Wanderung vom Hauptmann erfahren hatte. Serah und diesen Diran."Woran könnte das bloß liegen, dass bisher noch keine Erfolge verzeichnet wurden.....", grübelte er in seiner Hütte.
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Nachdem das gegossene Silber an diesem kühl gewordenen Abend abgekühlt ist, lege Raphael die ersten Barren in eine Tasche und trug diese umgehend zur Schenke. Die Schmiede war nun wieder volkommen leer. Er zeigte Lester das Glücksmetall und fragte ihn, was nun mit der allgemeinen Silbermenge alles angestellt werden soll.
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Lester saß noch immer vor seiner Schänke als Raphael vorbeikam und ihn fragte was man mit dem Silber anstellen soll.
"Was ist denn das für eine Frage? Logischerweise sollten wir damit Waffen schmieden um die Werwölfe zu töten. Was wolltet ihr sonst damit anstellen? Die Silberbarren ins Fenster stellen und hoffen, dass die Werwölfe voller Angst den Schwanz einziehen und wieder von dannen ziehen?
Am besten bringt ihr das zu den Hexenjägern. Die können euch sicher besser weiterhelfen als ich. Ich könnte vielleicht gerade noch so Kugeln für unsere Pistolen herstellen, aber das sollten wir uns lieber aufsparen für den Fall das noch was übrig ist. Schließlich würden wir Kugeln wesentlich leichter verbrauchten als Nahkampfwaffen."
Und damit trank er sein Bier weiter. Etwas Gesellschaft würde ihm zwar gut tun, aber nach der Reise zur Mine und der Arbeit in der Schänke hatte er keine Lust sich noch groß zu bewegen.
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"Antwortet nicht gleich so aggressiv. Jedem ist klar, dass das Silber dem militärischen Zweck dient. Eure letzteren Sätze waren eher das, worauf ich es abgesehen hatte." Mit diesen Worten ging Raphael zu den Hexenjägern, seine Augen noch einmal auf den beschwipsten Lester gerichtet.
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Wieder im Dorf angekommen, ging Laurenz den gewohnten Weg zur Dorfschenke. Sein Blick fiel auf die blutverschmierten und zerschlissenen Gesichter der Männer, die er dort vorfand. Dieser verdammte Priester war auch unter ihnen…
Laurenz wandte sich an die versammelten Männer. "'Nen schönen Abend wünsche ich Euch! Hat sich in meiner Abwesenheit etwas… interessantes zugetragen?"
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"'Silber' ist das Wort des Tages. Und 'Waffen' wird es diese Nacht sein." rief Raphael schnell Laurenz zu.
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"Oh nein, nichts interessantes. Wir haben nur etwas Silber geborgen, eine Gruppe Söldner getötet und einen Bär erschlagen, der aussah als käme er frisch aus dem Grab.
War euer Tag auch so langweilig?", fragte er Laurenz grinsend.
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"Kaum spannender.
Ich habe eine Reihe von Höhlen untersucht, eine Wachkompanie beschattet und dann zusehen dürfen, wie ein knappes Dutzend Teufelskerle ebenso viele erschöpfte Männer abgeschlachtet hat.
Aus gegebenem Anlass ein Rat: 'Nur, weil Ihr jemanden nicht sehen könnt, heißt das nicht, dass er euch nicht im Blick hat.' Und ich habe noch einen zweiten: 'Achtet selbst aus dem Hinterhalt heraus, nicht selbst in einen zu geraten.' Hätten die falschen Leute ihn berücksichtigt, säßen wir nicht beide hier.
Aber sagt… was genau habt Ihr dort gefunden? Und in welchen Teilen der Höhlen wart ihr? Ich befürchte, dass ihr nicht die einzigen Leute getroffen habt, die in der Mine zugange waren."
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Lester starrte ihn verwundert an.
"Ihr seid uns also gefolgt? Wieso die Heimlichtuerei? Ihr hättet euch uns anschließen sollen. Hättet ihr es mir nicht so offen gestanden könnte man fast meinen ihr hättet keine guten Absichten verfolgt.
Jedenfalls weiß ich nicht genau bis wohin wir vorgedrungen sind, aber ein paar Ebenen nach unten auf jeden Fall. Wie schon gesagt haben wir dort Silber gefunden, wenngleich nur recht spärlich. Aber für ein paar Waffen reicht es hoffentlich.
Mir ist jedoch nicht aufgefallen, dass sich dort noch jemand anderes außer uns und den Söldnern rumgetrieben hätte."
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"Ehrlich… ich habe wenig Zutrauen zu diesem Pfaffen. Ihr versteht sicherlich, warum…
Außerdem habt ihr ja bewiesen, dass ihr in der Schlacht zu unvorsichtig vorgeht. Ihr könnt von Glück reden, dass niemand von euch den Kampf mit seinem Leben bezahlt hat. Eure Feinde waren missmutig und geschwächt; und haben euch wohl auch unterschätzt. Für solche Feinde war eure Milizausbildung wohl ausreichend, doch glaubt nicht, dass Ihr stärkeren Gegnern in dieser Zahl entgegentreten könntet.
Und warum ich noch mehr Söldner dort vermute, werdet Ihr erfahren, doch jetzt ist nicht die Zeit dafür."
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Nachdem er sich ein neues Hemd und eine Hose angezogen hatte, machte sich Ewald auf in die Taverne, gleich davor traf er Lester.
[FONT=Book Antiqua]"Tag Hauptmann, lange nicht mehr so viel Aufregung gehabt, was?[/FONT]", sagte Ewald mit einem lachenden Unterton. Er fragte den Wirt um Bier und hockte sich dann an die selbe Bank wie er.
[FONT=Book Antiqua]"Hat der Schmied eigentlich schon angefangen, was mit diesem Silber zu machen? Ein paar Speerspitzen wären schon ne feine Sache, vielleicht auch einige Kugeln für die Hexenjäger so gut die schießen können wär das sicher nicht schlecht angelegt."[/FONT]
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"Nach der Sache gestern traut ihm wohl keiner mehr so richtig. Tut mir leid, dass ich sie aufgrund seines Verwirrspiels gewählt habe. Nicht, dass Serahs Tod ein besserer Abschluss für den Tag war...Hoffentlich können wir wenigstens heute etwas erreichen.
Und es mag sein, dass wir gegen Werwölfe keine guten Chancen haben, aber schlechten Chancen sind immer noch besser als überhaupt keine."
Daraufhin setzte sich Ewald zu ihnen.
"Schmied? Den Schmied hat doch seit Tagen niemand mehr gesehen. Raphael hat das Silber erstmal eingeschmolzen, aber schlussendlich werden die Hexenjäger wohl schauen müssen was wir daraus nun machen können. Die sind auf solch einem Gebiet besser bewandert."
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Nachdem Nicolo gegessen hatte beschloss er in die Taverne zu gehen und zu sehen was die nächsten Schritte sein würden. Er löschte das Feuer damit der Rest Suppe, den er für Godfrey und Isabella übrig gelassen hatte, nicht anbrannte und machte sich auf den Weg.
Er dachte über das nach was heute passiert war: Das Dorf schien stärker als je zuvor zusammenzuhalten. Sie hatten zusammen gegen Feinde gekämpft und hatten nun Silber um effektive Waffen gegen die Wölfe zu schmieden. Nicolo musste leise lachen. Nein, sie hatten keine effektiven Waffen. Im Kampf würden sie den Wölfen vermutlich immernoch unterlegen sein. Aber die Leute hatten die Hoffnung den Wölfen nun gewachsen zu sein und das machte sie stark, vielleicht auch stark genug um sie tatsächlich zu schlagen.
Doch viel Hoffnung hatte er nicht: Nicolo war davon überzeugt, dass ein Großteil seiner Kampfgefährten zu den Wölfen gehörten. Sie mussten sich ihrer Sache sehr sicher sein, wenn sie es riskierten den Dorfbewohnern Silberwaffen zu geben. Vielleicht waren sie bereits verloren - doch kampflos würde er nicht aufgeben.
Nicolo setzte sich in die Taverne und schrieb den Tagesverlauf in sein Notizbuch. Wenn er sterben sollte, würde hoffentlich wenigstens jemand seine Notizen finden. Mit seinen Werken war er unsterblich. Die Wölfe könnten ihm das Leben nehmen, doch sein Wissen würden sie nicht töten können. Und dieses Wissen würde hoffentlich einmal alle Werwölfe töten.
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Ein paar Verbände und die Anweisung zu viel Ruhe, das war alles, was der Arzt Roland verschrieb. So verließ er das Gebäude, damit auch gleich der nächste Verwundete behandelt werden konnte, und begab sich auf direkten Weg nach Hause. Dort angekommen, legte er sich ersteinmal hin, um mit den Scheusalen des heutigen Tages abschließen zu können, so hoffte er zumindest. Es würde bald wieder Zeit sein, sich erneut mit den Schriften zu befassen und außerdem stand heute immernoch die Wahl an, an welcher Roland leider teilnehmen musste. "Nachdem heute alle gemeinsam gekämpft haben, sollen wir bereits wieder jemanden ans Messer liefern? Leichter gesagt, als getan. Zum ersten Mal habe ich überhaupt keine Ahnung, wer nun ein Werwolf sein soll... noch ist etwas Zeit, da sollte ich wenigstens wieder ein wenig Ruhe gewinnen...", mit diesen Worten war Roland auch bereits eingeschlafen, do er musste bald wieder erwachen, nämlich dann, wenn die Wahl dann stattfand.
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Das Bad hatte Godfrey sichtlich gut getan, er hatte seine Gedanken sortieren können und der Schmerz hatte auch nachgelassen, nachdem seine Haut angenehm geprickelt hatte und die Kälte wie lindernder Wind in seinen erhitzten Leib gefahren war, wie damals, als der Schmerz durch seine Auspeitschung nachgelassen hatte, gekühlt wurde.
Noch immer plagten ihn widersprüchliche Gefühle, die einen frechen Reigen in seinem Herzen tanzten, aber das große Ziel und die letzte wichtige Entscheidung in seinem Leben standen nun unverrückbar fest und dies erfüllte ihn mit einer fröhlichen Ruhe, einer inneren Balance, die seine Seele streichelte.
Mit diesen Gefühlen zog er sich schnell wieder an, froh, dass Niemand ihn nackt gesehen hatte und frisch gesäubert und mit klammfeuchten Kleidern, die er in der Abendsonne am Leibe zu trocknen gedachte, suchte er den Friedhof auf, um seinem gefallenen Weggefährten die Ehre zu erweisen.
Im Schatten eines großen Baumes saß er dann, mit Blick auf den frischen Grabhügel und er erzählte in kurzen zotigen Worten, die Konrad mit Sicherheit zum Schmunzeln angeregt hätten, den Verlauf des Kampfes heute Nachmittag, seine Sorgen und was er zu tun gedachte.
Und er fühlte sich verstanden, als ob eine Präsenz diesem Friedhof innewohnte...
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Nicolo rief nach einem Bier und machte sich dann weiter daran sein Notizbuch zu füllen:
"Tag 4
Wie geplant sind wir in die Minen gegangen um nach dem Silber zu suchen welches uns einen kleinen Vorteil geben könnte. Erschreckend war die Einigkeit mit der wir beschlossen das Silber zu suchen, die Wölfe unter uns müssen sich sehr sicher sein, wenn sie uns Waffen schmieden lassen wollen, die ihnen selbst in Wolfsgestalt Schaden zufügen können.
Durch einen unglücklichen Zufall wurden wir in einen Kampf verwickelt, den wir - wie durch ein Wunder - ohne Verluste gewinnen konnten. Es ist erstaunlich welche Kampfeskraft selbst die ungeübtesten unter uns haben. Entweder ist Godfrey McCorrought ein meisterhafter Lehrmeister oder etwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Vermutlich trifft beides zu.
Ich vermute, dass mindestens ein Drittel der Bewohner dieses verfluchten Dorfes zum unheiligen Wolfspack gehören. Wir können unseren Kameraden nicht mehr trauen und trotzdem brauchen wir ihr Vertrauen um die Wölfe zu enttarnen. Ich befürchte, dass diese schwere Prüfung des Herrn für uns arme Gläubige kaum zu schaffen ist. Der einzigen Person, der ich noch trauen kann ist McCorrought. Wir haben lange genug Seite an Seite gegen allerlei unheiliges Getier gekämpft, wenn ich ihm nicht trauen kann, kann ich nur noch mir trauen.
Da er erfahrener als ich ist, muss ich wohl seiner Einschätzung vertrauen, auf wen wir zählen können und auf wen nicht. Trotzdem mache auch ich mir meine Gedanken und selbst wenn diese falsch sind, so lassen sich doch auch daraus Lehren ziehen, die anderen vielleicht helfen, die auch gegen Wölfe zu kämpfen haben.
Die Personen, die als Verbündete oder Wölfe in Frage kommen, sind meiner Meinung nach:
Die kleine Nadeschka, deren Schwester letzte Nacht den Wölfen zum Opfer fiel. Das arme Mädchen hat wohl den größten Willen unter uns die Wölfe zu erschlagen
Godfrey McCorrought, der erfahrenste Kämpfer gegen die Feinde des Herren unter uns
Avery, ein seltsamer kleiner Kerl. Vielleicht kein Wolf, aber auf jeden Fall kein Kind des Herrn
Callan Fidian der Bader. Still und tapfer. Auf ihn können wir wohl sicher zählen.
Lilith Löwenstein, die Bäckerin, die dem tapferen Godfrey den Kopf verdreht zu haben scheint.
Unser tapferer Hauptmann Lester. Nachdem er fast von allen gewählt wurde, scheint sich das Vertrauen in Misstrauen gewandelt zu haben. Haben die anderen vielleicht etwas gemerkt, was ich übersehen habe? Oder hat er etwas gemerkt weshalb ihn die Wölfe nun loswerden wollen?
Laurenz Eibisch der Händler, der fast den Anschuldigungen des irren Raphaels zum Opfer geworden wäre. Auch wenn ich nicht glaube, dass dieser Raphael noch bei Sinnen ist, weiß ich nicht, ob man Laurenz trauen kann. Doch nachdem wir schändlicherweise einen unserer besten Kämpfer selber zum Galgen gebracht haben, sollten wir uns gut überlegen, ob wir einen weiteren Kämpfer opfern wollen.
Raphael von Blaubergen. Dieser Mann ist irre oder ein Werwolf. Er versucht gezielt uns zu sabotieren und zu verwirren. Ich denke, dass wir diesen gottlosen Priester schnellstens loswerden müssen bevor er noch mehr Unheil anrichtet!
Isabella Carnita Carmencita dagegen ist immernoch nicht zu durchschauen. Ich wünschte ich könnte ihr mehr vertrauen, doch ich befürchte, dass sie etwas zu verbergen hat. Die Frage ist nur, ob es etwas gutes oder schlechtes ist.
Aber es gibt auch noch Hoffnung: Ich werde das Gefühl nicht los, dass Konrad uns immernoch zur Seite steht. Ist dies eine Täuschung durch Satan oder tatsächlich ein Geschenk des Herren?
Nach dem gemeinsamen Aktivitäten scheint niemand mehr irgendwen anklagen zu wollen, niemand will die Gemeinschaft, die grade entstanden ist, wieder zerstören. Doch irgendjemand muss den ersten Schritt machen und deshalb werde ich nun Raphaels Namen auf unsere unheilvolle Liste setzen und beten, dass wir endlich das richtige tun."
Nicolo packte das Notizbuch wieder ein und ging zu der noch leeren Liste und schrieb langsam Raphaels Namen darauf und machte einen Strich dahinter. "'eute soll er uns nicht mehr täuschen! 'eute wird er für seinen un'eiligen Pakt mit den Mannwölfen bezahlen!"
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Mittlerweile war einige Zeit vergangen und Lester machte sich in seiner Schänke zu schaffen als er sah, wie Nicolo seine Stimme abgab. Er sollte sich wohl auch bald mal entscheiden für wen er stimmen sollte.
Nadeschka schien der Tod ihrer Schwester wirklich mitzunehmen, also wohl eher nicht.
Godfrey tat alles daran um ihre Kampfmoral zu stärken, damit sie die Wölfe vielleicht bezwingen könnten, also müsste er schon ein sehr guter Schauspieler sein.
Avery...über den konnte er eigentlich kaum etwas sagen. Hatte sie zwar heute begleitet, aber das hieß ja nichts.
Andreas...wo war der eigentlich?
Callan...hielt sich eher im Hintergrund und hatte sich sogar schonmal selbst gewählt...naja.
Winfried konnte ihn nicht ausstehen, aber ob der ein Werwolf war?
Lilith...also wenn die eines dieser Monster war versteckte sie es wirklich perfekt unter einer Maske der Unschuld.
Laurenz wäre gestern fast draufgegangen und ihn grundlos nochmal zu beschuldigen wäre eine schlechte Idee.
Roland...naja, der Kerl schien ihm gegenüber sehr misstrauisch zu sein nachdem Dirans Hütte in die Luft flog und das aus den unsinnigsten Gründen.
Sebastian...wo war der denn bitte?
Raphael hätte Laurenz gestern fast an den Galgen gebracht ohne überhaupt für ihn zu stimmen und das alles nur wegen einem bescheuerten Rätsel welches er nicht aufklären wollte. Heute hatte er sich zwar noch nichts zu schulden kommen lassen, aber trotzdem eine suspekte Person.
Isabella war ihm wie alle Frauen ein Mysterium. Vermutlich konnte sie ihn wegen gestern nicht wirklich leiden, aber ob er sie wählen sollte?
Ewald hatte heute tapfer gekämpft und sich auch sonst nicht wirklich was zu schulden kommen lassen.
Und schließlich Nicolo...auch er schien erpicht darauf die Werwölfe zu vernichten.
Somit erhob sich Lester also und gab schlussendlich seine Stimme für Roland ab.
Raphael wäre zwar auch ein guter Kanidat gewesen, aber die letzten Tage hatten Lester gelehrt, dass das Offensichtliche nicht immer die Wahrheit widerspiegelt.
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"Diese mizerabile Bestie wird NIEMANDEN mehr das Leben aushauchen. Bohr den Plock durch ihr Herz, SOFORT!" "Das kann ich nicht, dass..." "ER hat es dir befohlen, dein Besitz ist ein Geschenk des Königs, also wirst du tun, was er von DIR will!"
Raphael wachte von einem schrecklichen Alptraum auf. Er muss wohl im Lager der Hexenjäger eingenickt sein. Schnell vergewisserte er sich, ob das Silber nicht gestohlen wurde - es war noch da. Raphael stand vom schmutzigen feuchten Gras auf und sah sich nach einem Hexenjäger um, doch niemand war anwesend. Er entdeckte einige Personen, welche ihre Stimmen einem möglichen Gehängten widmen. Dort ging er hin und sah sich alles genau an. "2 Stimmen für Roland, eine für mich. Ich schätze mal, der immererste Lester hat für Roland gestimmt..." Respektvoll dachte Raphael über die Folgen nach, welche nicht ganz so pechschwarz sein werden.
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Ewald hatte mitangesehen, wie Nicolo und Lester angefangen hatten ihre Stimme für die Wahl zu verkünden und dann als Striche auf der Liste die auf einer Tafel mitten im Dorf befestigt. Ewald fragte sich wer wohl jeden Tag dafür verantwortlich war dort eine neue leere Liste zu befestigen.
"Hmm, für wen soll ich also stimmen?",dachte und fragte er sich im Geiste.
Nach diesem gemeinsamen Abenteuer kam es ihm falsch war wieder dafür stimmen zu müssen, dass jemand ermordet wird. Bei ihrem Glück würden sie wohl wieder einen Unschuldigen erwischen, aber zumindest stimmte diesmal niemand für ein kleines Mädchen. Nach einigem Überlegen kam auch Ewald zu dem Schluss, dass er sich zwischen Roland und dem Priester Raphael entscheiden müsse.
Aber er konnte sich nicht vorstellen, wie ein solch Tapferer Krieger der ohne zu zögern auf die Wölfe losging, selbst einer sein sollte.
[FONT=Book Antiqua]"Ich stimme für den Priester Raphael! Er hatte keinen Grund sich in Rätseln auszudrücken und dadurch Verwirrung zu stiften, so jemand kann nicht Gutes wollen!".[/FONT]
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"Wählt nur, wen ihr wollt. Roland läuft doch immer mit seinem Hut herum und verbirgt seine menschengierigen Augen! Außerdem hat er erzählt, er sei sicher vor organsierten Verbrechern geflohen. Ist er wirklich hilflos entkommen, oder hat er seine Gestalt benutzt, um seine Verfolger zu eliminieren?"
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Die Bäckerin und die Hexenjägerin machten sich also auf die Suche nach Nadeschka doch als sie sie in der Taverne vorfanden blieb diese stumm und starrte nur traurig vor sich hin. Isabella entschied das Mädchen in Frieden zu lassen, bot ihr aber noch flüsternd an das sie sie später noch zum Friedhof begleiten würde.
Avery hatte sich anscheinend auch daheim zurückgezogen und so entschieden die beiden Frauen zu zweit baden zu gehen - allerdings wurde ihre Aufmerksamkeit, als sie die Taverne verließen, von der heißen Scheindiskussion um das Opfer dieses Tages gefesselt.
"Einen Mann Gottes töten zu wollen ist das abscheulichste, was ich je gehört habe. Liegt irgendetwas gegen Pater Raphael vor? Oder seid ihr euch nur dem Zwist in euren Herzen bewusst und das ihr euch nicht sicher seid wen ihr nun hängen sollt?
Ich stimme, wie gestern für unseren Hauptmann Lester. Und hört gut zu warum - es ist nämlich nicht so das ich ihn wähle, weil er mich gestern aufs ungehörigste bespannt hat, sondern weil jeder der ihn angeklagt hat zum Opfer der Wölfe wurde. Jeder. Ralf, Diran hatten ihn beschuldigt, Justus war zuerst von ihm verdächtigt worden und Konrad hatte etwas gesehen - da bin ich mir sicher.
Schließt euch meiner Meinung an und lasst uns sehen was unter seiner Hülle steckt - falls er kein Wolf ist, lasse ich mich gerne auch zum Schaffott führen. Aber tötet keinen Mann Gottes, falls ihr nicht noch irgendwo ein Fünkchen Glaube habt das euch aufrecht erhält in diesen dunklen Tagen."
Alle die gestern darauf bestanden hatten das Mädchen Yukari zu hängen waren in ihren Augen ebenso verdächtig: Wilhelm, Winfried und die schöne Bäckerin, die neben ihr herging. ... Was ihren Kampfgefährten Nicolo anging zauderte sie noch. Vielleicht unterlag er einem Fluch? Vielleicht...
Mit diesen Worten drehte sie sich um und zog die Bäckerin mit sich in einem Bogen, um keine Verfolger neugierig zu machen, zu den heißen Quellen. Sie hatte vor sich mit ihr gründlich zu unterhalten. Auf ihre Art.
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Es war kalt. Eiskalt.
Nein - das stimmte nicht. Es war die Abwesenheit von Wärme. Es war die Abwesenheit von jeglichem Gefühl.
War das der Tod?
Ein schweben im Nichts? Nein! Das konnte es nicht sein. Er versuchte sich zusammenzunehmen, alles an Kraft das ihm blieb zu nutzen und irgendetwas zu erkennen - nichts.
Er versuchte es abermals, wieder ohne Effekt.
In Konrad stieg Verzweiflung auf. Was war das? Verzweiflung! Das kannte er! Das war ein Gefühl! Das nichts um ihn herum nahm Gestalt von nebelartigen Schaden an aus denen sich blasse Konturen schälten. Er konnte verschwommen aber doch eindeutig ein Grab erkennen, und davor... ja was war das? Ein Felsbrocken? Eine Gestalt? Wohl eine kniende Gestalt, ja, das musste es sein! Alles verlor wieder an Form, nurnoch die Gestalt stand im Nichts, aber dafür erkannte Konrad das es sich um Godfrey handelte.
War Godfrey tot?
Oder war das die Welt der Lebenden?
Wenn ja dann musste Konrad ihm eine Nachricht überbringen, er musste ihm etwas sagen... etwas wichtiges... Er nahm abermals alle Kraft zusammen, sah auf dem Grab drei Stöcke liegen die dort wohl raufgefallen sein mussten und versuchte diese leicht zu verschieben... zum Glück lagen sie schon nahe beieinander, sodass es möglich sein sollte daraus einen Buchstaben zu formen...
mit...
genug...
Kraft...
Ein Wind gleich einem Kleinen Wirbelsturm fuhr um Das Grab herum und trug Blätter und Geäst hinfort und ließ nur eine kreisrunde Fläche zurück in deren Mitte die Stöcke ein eindeutiges W formten - und Konrad taumelte zurück in die Bewusstlosigkeit.
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"Jeder der mich angeklagt hat wurde ein Opfer der Wölfe? Naja, bei ein paar mag das stimmen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass Nadja mich je beschuldigt hätte. Und Winfried als auch Isabella leben beide noch obwohl sie mich beschuldigt haben, von daher würde ich nicht zuviel in diesen Fakt hineinlesen."
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"Auch ich sollte mich entschuldigen, Lester. Auch ich hatte in der Rage versucht, euch an den Galgen zu bringen, um meinen Kopf zu retten. Es wäre für uns beide zu früh, jetzt schon den Tod zu finden."
Mehr und mehr Leute fanden sich ein, um ihre heutige Entscheidung zu treffen. Raphael und Roland… der erstere wäre die offensichtlichste Wahl, doch auch Rolands Rolle in diesem… Spiel, was hier gespielt wurde, war Laurenz nicht bewusst. Ja, er würde diese Wahlen wie ein gefährliches spiel betrachten, in dem jeder zuerst auf sein Wohlergehen erpicht ist.
"Ein interessanter Zug, den Isabella da macht. Ob Ihr mitzieht oder nicht, Ihr werdet Euch Feinde machen. Und wenn es ganz arg kommt, könnte sie sich opfern, um noch mehr Schuld auf Euch abzuwälzen. Jaja, die Waffen einer Frau…"
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"Wenn sie meint mich wählen zu müssen ist das ihre Sache. Ob die Anschuldigung gerechtfertigt ist oder nicht könnt ihr nur sehen wenn ich am Galgen baumel, aber vorher würde ich gerne wenigstens einen der Wölfe töten. Heute müssen wir doch endlich mal Glück haben! Es war uns den ganzen Tag hold, also wieso nicht auch heute abend?"
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Avery grübelte in seinem Haus über dies und das. Auch er ging die Liste der Dorfbewohner durch.
Am verdächtigsten kam ihm eindeutig Lester vor. Man wählte ihn zum Hauptmann und zack, begannen die Katastrophen. Und vor allem war er unfähig, etwas dagegen zu unternehmen. Avery war sich sicher, dass er mit allem zusammenhing. Auch bei Winfried, den er schon länger im Visier hatte, traf dies zu.
Etwas bizarr war auch der Kopf der Hexenjäger höchstselbst. Er kam aus dem Nirgendwo. Und was noch seltsamer war, ihm wurde von allen seiten vertrauen geschenkt. Leicht komisches Verhalten gegenüber einem fremden. Aber er war noch lange nicht so gefährlich wie der Hauptmann.
"Argh! Das geht mir hier alles auf die Nerven!!!!!", brüllte er, von seinen eigenen Gedanken verwirrt. Er verließ schlecht gelaunt seine Hütte und schritt auf die Schänke zu.
Dort angekommen, staunte er nicht schlecht. Jemand hatte bereits für den Hauptmann gestimmt! "Klasse.", sagte Avery sich, "ein Sympathisant." Er schmierte einen weiteren Strich neben den bereits dagewesenen. "Lester.", fing Avery an. "Ich wählte dich zum Hauptmann, doch so langsam fange ich an, an dir zu zweifeln. Die erste Sache: Der Wölfe Gefahr ist nun einmal ein Hauptmann. Wieso töten sie dich dann nicht? Die zweite Sache ist: Bisher verzeichneten wir unter deiner Führung keinerlei Erfolge. Was heißt, einen neuen Hauptmann zu haben, der seine Sache besser macht, kann auch nicht schaden. Die dritte und letzte Sache ist: Dass jeder bisher, der von dir gewählt wurde, nun unter der Erde weilt. Damit ist nun Schluss. Ich fordere deinen Kopf, Lester!!!!
Zu Lesters letzten Bemerkung meinte Avery: "Ganz einfach deswegen, ich habe es schon angedeutet: Weil wir unter deiner Führung bisher keinen einzigen Wolf erwischt haben. Und das ist heute Abend auch nicht anders."
Just in diesem Augenblick sah er im Augenwinkel Isabella und Lilith, die von Dannen schritten. Wohin sie wohl gingen? und vor allem auch noch ohne Begleitung? selbst, wenn es dieser zwielichte Hexenjäger war......nein, so ging das nicht. Er entschied sich, ihnen zu folgen.
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"Dreh doch nicht gleich so durch, Avery. Genau wegen solch einem Verdacht könnten die Wölfe mich doch am Leben lassen. Wenn einer schuld sein muss, dann ja der Hauptmann. Und wenn es sich dann als falsch herausstellt seid ihr keinen Deut besser dran.
Und tut mir leid, dass ich bisher noch keinen Werwolf erledigen konnte, aber ich bin nunmal nichts weiter als ein Schankwirt der plötzlich zum Hauptmann erhoben wurde obwohl er kaum Ahnung von solch einem Posten hat. Außerdem haben die Hexenjäger bisher auch nichts erreicht."
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Ewald war mulmig, er fühlte sich unruhig, irgendwas machte er falsch, das spürte er. Er stand von der Bank auf und begann zu laufen. Er wusste zuerst nicht wohin, aber seine Füße trugen ihn automatisch zur Dorfgrenze, nahe an den Friedhof, dort wo sie viele der getöteten beerdigt hatten. Dort stand er nun eine Weile und sah sich alles genau an.
Er wusste nicht wonach er suchte, aber spürte und fühlte das hier etwas sein musste.
Dann sah er es! An einem der Gräber war etwas ungewöhnliches. Um dieses Grab herum waren keine Blätter gestreut, als hätte sich jemand die Arbeit gemacht sie feinsäuberlich wegzutragen. Doch direkt auf dem Grab formten einige Holzstäbchen ein Zeichen, einen Buchstaben wie Ewald ihn gut erkannte. Ein W.
Er wusste nicht was er davon halten sollte, plötzlich spürte er wie ein seltsamer Wind ihm über den Rücken fuhr und er glaubte sogar die Stimme eines Mannes zu hören. Ewald war das alles nicht mehr geheuer, schnell lief er wieder ins Dorf zurück.
Doch auf dem Weg hatte er sich noch mehr Gedanken über dieses Symbol gemacht, er traute sich allerdings nicht irgendwem darüber zu erzählen, sie hielten ihn am Ende noch für wahnsinnig.
Am Dorfplatz angekommen sprach er zu den Anwesenden.
[FONT=Book Antiqua]"Ich möchte meine Stimme zurücknehmen. Der Priester ist mir nicht geheuer, aber eine Person hier kommt mir plötzlich noch verdächtiger vor, vielleicht liege ich mit meiner Vermutung falsch und leider kann ich das nicht ausschließen, aber ich stimme für Lester!"[/FONT]
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Godfrey war in ein tiefes Gebet versunken und Ruhe umfing ihn, seine Lippen murmelten leise Worte des Glaubens und seine breiten Schultern senkten und hoben sich langsam, als es ihn leicht schauderte, als wäre ein kalter Wind unter seinen Mantel gekrochen.
Er öffnete sein Auge und erwartete, grauen Himmel und den Beginn eines Schauers zu sehen, Gewitterwolken, die sich dunkel auftürmten und zuvor kalten Wind vor sich her trieben...
Doch stattdessen stand die Abendsonne am Himmel, die Vögeln zwitscherten leise, um die Ruhe des Ortes nicht zu entweihen, er konnte sehen, wie im fernen Dorf die Personen mit entblößtem Oberkörper herumliefen, es musste warm sein.
Trotzdem - kondensierte sein Atem als wäre es tiefster Winter in den schottischen Highlands und er schlcukte schwer. Derlei Hexenwerk hatte er noch nie gesehen, die Kälte war deutlich zu spüren, doch nicht bedrohlich und schließlich lächelte er, obschon er sich bis ins Mark erschrocken hatte.
Eine kleine Flamme leuchtete über dem Grabe Konrads und es war kein böser Zauber, denn die Tiere des Waldes waren neugierig nähergekommen und Godfrey erkannte ihn.
Es war Konrad. Ihr teutonischer Fährtenleser, der viel zu früh von ihnen gegangen war und in dieser Erde verrottete - und der Tiere geliebt und respektiert hatte und ihre Gesellschaft den Menschen der lärmenden Städten vorgezogen hatte.
Und dann sah er deutlich, wie der kalte Windhauch die Zweige bewegte und ein deutlich zu sehendes "W" formte.
Und Godfrey wusste was zu tun war.
Er bekreuzigte sich und murmelte mit heiserer Stimme ein Dankesgebet in Richtung Konrad, dann salutierte er in aller Form vor dem Grab.
"Danke, mein Freund, Danke."
Dann humpelte er los, so schnell seine Wunde es nur zuließ...
Als er schließlich im Dorf ankam und sah, dass die Debatte um den Galgen bereits entbrannt war und er rief Nicolo zu sich, der sofort angeeilt kam, dann sprach er leise mit ihm, wild gestikulierend und man konnte sehen, wie sich das Gesicht des Laienbruder erhellte, es förmlich zu strahlen begann.
"Dorfbewohner!" donnerte Godfrey dann los, während Nicolo ihm noch einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schultern gab.
"Ich kannte einst einen Mann, den ich nur für wenige Monde an meiner Seite wissen durfte. In dieser Zeit hatte er sich einen Ruf gemacht, mein Freund zu sein, wie ich nur wenige je so nennen würde." Er legte die breite Pranke auf die Schulter von Nicolo und lächelte ihn an.
"Diesem Mann zahlte ich einst Sold, damit er mich und die meinen begleiten würde in sein Heimatland - das heilige römische Reich deutscher Nation, ein ruhmreiches Land voller Geschichte, aber auch voll dunkler Wälder. Die Kreatur, die wir verfolgten starb, dahingemetztelt von seiner eigenen Brut, die wir nun verfolgen.
Der Mann, von dem ich spreche, soll fortan mit Ehrfurcht gefeiert werden und sein Name soll wohlklingen, denn er ist ein Mann, der seine Pflicht bis über den Tod hinaus wahrnimmt und erfüllt.
Ein Krieger, wenn ich Jemals einen sah.
Ein Freund, wenn ich Jemals einen hatte.
Ein Kamerad und Soldat und ich will mich schämen, seine Stimme zu missachten."
Er blickte sich um und betrachtete die Gesichter, die ihn nun unverhohlen anstarrten.
"Ein Engel ist uns erschienen. Ein Engel des HERRN, Konrad gab mir ein Zeichen auf den Weg, es ist ein "W" , doch ist es kein Name, ein "W", doch ist es kein Ort.
Es ist... so sehr es mich schmerzt und dabei lbutet mein Herz...
Ein W wie Wirt. Mit wahrhaft blutendem Herzen bin ich gezwungen, Lester anzuklagen, dem meine Treue und mein Schwer gehörte."
Er knurrte unwillig, doch konnten seine Augen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Erlebte ihn sehr berührt hatte, sein Blick wanderte immer wieder in Richtung des Friedhofs.
"Wir sind den Wölfen wahrscheinlich unterlegen, wir sind in der Defensive, da wir von einem Rudel umgeben sind, welches mindestens fünf oder sechs Wölfe zählt, dazu haben wir es vielleicht mit Überläufern zu tun. Die Stimmgewalt der Wölfe ist enorm, leider.
Wir haben noch einen Tag, vielleicht zwei, bevor sie uns an Kraft der Stimmen überlegen sind. Heute, dieser Abend, könnte unsere letzte Möglichkeit sein, das Blatt zu wenden, in diesem Krieg."
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Isabella versuchte sichtlich ihren Zorn unter Kontrolle zu bringen, aber immer wieder glitten ihre Gedanken davon als die Bäckerin ihr weiter von ihren Wehwehchen erzählte. Das sie Godfrey danken musste für alles was er für sie getan hatte... das sie Avery ja so knuddelig und toll und zuverlässig fand.
Apropro. Grade waren sie in einem Waldstück angelangt, das voller Blumen war, als sie hinter ihnen Schritte hörte. Merkwürdige, hopsende Schritte. Ein Blick über ihre Schulter verriet ihr das der kleine Held sie verfolgte und neugierig in ihre Richtung schielte.
"Na Avery, möchtest du zwei hilflosen Damen dein Geleit anbieten? Ich hatte nur gehört das du dich daheim zurückgezogen hattest und die Ruhe hattest du dir ja auch wirklich verdient. Wie geht es dir?"
Avery erzählte ihr das er unverletzt aber tierisch genervt war von diesem unfähigen Hauptmann. Sie nickte und dachte über den unfähigen Hauptmann mit der spitzen Zunge nach. Und darüber das sie ihr Leben mit der Anklage wohl aufs Spiel gesetzt hatte. Genauso wie der kleine mutige Junge, der neben ihr lief.
"Avery würdest du mir und Lilith einen großen Gefallen tun? Wir wollten baden gehen, aber nachdem mich Lester schon einmal in einer ... nunja, verfänglichen Situation vorgefunden hat, wollte ich dieses Mal auf Nummer sicher gehen um wenigstens Liliths Ehre zu wahren. Würdest du für uns aufpassen das keiner der Männer den heißen Quellen zu nahe kommt?"
Der tapfere kleine Kerl nickte und Isabella musste schmunzeln. Jugendlicher Eifer war doch das schönste, was es gab. Auch wenn er mit seinem Speer wunderbar umgehen konnte, gab sie ihm noch ihr kleines Messer, das sie sich vom Arm abschnallte. Dann postierten sie ihn ausserhalb der Sichtweite von den Quellen, legten Seife, Schwamm und Handtücher bereit und genossen die wohltuende Hitze des Bades.
Über ihnen strich ein kalter Wind über die Baumwipfel, ganz kurz nur vermeinte sie ein Streicheln an ihrer Wange zu spüren und ein leises Lachen fern von hier. Ihre Augen wurden größer als auch die Figur, die Konrad geschnitzt hatte und die aus ihrem Rucksack gefallen war, leicht bläulich zu glimmen begann. Lilith versicherte ihr das sie keine Veränderung feststellen konnte und sah sie mit verwirrtem Blick an. Und dann war es vorbei - der Wind legte sich und die Figur hatte ihr Leuchten verloren.
Langsam war Isabella sogar wieder so entspannt das sie den Worten der Bäckerin wieder mehr Beachtung schenkte, sie tröstete wenn sie Selbstzweifel hatte und sie immer wieder darin bestärkte das es nicht ihre Schuld war wenn Godfrey sich heldenhaft aufführen musste.
Währenddessen ging das Abendrot in ein goldenes Glimmen über dem Wald über. Und wenn sie an einem anderen Ort gewesen wäre, wenn sie nicht den Tod fürchten musste weil sie unfähig gewesen war auch nur einen einzigen Werwolf zu fangen, dann wäre sie in diesem Moment wahrscheinlich wahrhaft glücklich gewesen.
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"Godfrey, isch bin immernoch davon überzeugt, dass dieser irre Priester ein Werwolf ist. Doch an diesem Abend sollten wir Konrad und dem 'errn danken und den Wirt 'ängen, der uns so schändlisch 'inters Licht geführt hat."
Nicolo schloss die Augen und murmelte ein "Danke, Kamerad.", ging zur Tafel und verwischte seine Stimme für Raphael. Seinen Strich machte er nun bei Lester. Er wusste, dass dieses mal nichts schiefgehen konnte.
"Nun werde ich dem 'errn dafür danken, dass er uns Konrad nicht genommen 'at sondern ihn zu einem unserer besten Mitstreiter gemacht hat."
Daraufhin ging Nicolo in die Kapelle um zu beten.
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"Eine Nachricht von eurem gefallenen Kameraden?"
Lester dachte einige Zeit über das W nach, aber eine andere Assoziation fiel ihm auch nicht ein.
"Leider kann ich diese Anschuldigung nicht entkräften wenn es wirklich kein Name sein sollte. Aber ich würde es wirklich bedauern heute sterben zu müssen, denn mir liegt wirklich nichts mehr am Herzen als die Werwölfe zu vernichten und das sage ich nicht einfach nur so um meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Glaubt mir, Roland wäre eine bessere Wahl. Ich hab da so ein Gefühl...
Aber was sage ich da? Als ob ihr irgendwelchen Gefühlen eines scheinbaren Werwolfs glauben würdet. Ich kann mich wohl schonmal für den Galgen bereit machen."
Und damit begab er sich in sein Zimmer und starrte lange Zeit in den Spiegel. Sollte es das wirklich gewesen sein? War heute der Tag gekommen an dem er sterben würde?
Schon wieder?
Schmerzen durchbohrten seinen Kopf und einen Schrei unterdrückend stürzte er zu Boden. Verdammte Erinnerungen! Je näher sein Ende, desto mehr fluteten aus den tiefsten Winkeln seines Gedächtnisses hervor. Wenn das so weiterging würde er noch draufgehen bevor er überhaupt am Galgen hing.
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"Wie Ihr meint, Lester. Doch seid Euch bewusst, dass Ihr euch mit Schweigen schnell das eigene Grab schaufeln könnt. Ich werde heute keine Anschuldigungen gegen Euch erheben, aber retten könnt Ihr Euch nur selbst."
Und so kam es auch, dass der Hexenjäger Godfrey herein stürmte, um Lester zu beschuldigen.
"Godfrey, Godfrey, Ihr seid ja völlig außer Euch! Wartet, ich muss euch etwas geben, was für Euch bestimmt war." Laurenz zog einen der Bolzen aus dem Köcher, den er nach der Schlacht vor dem Mineneingang geborgen hatte, und übergab ihm dem verwirrt blickenden Schotten. "Ihr scheint zu unvorsichtigem und überstürztem Handeln zu neigen. Sonst hättet Ihr kaum den 'Freund' übersehen, der Euch dieses Geschenk machen wollte. Wenn Ihr eurem Gott für irgendetwas danken wollt, dann dafür, dass keiner von euch bei dieser sinnlosen Schlacht ums Leben kam."
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Einige Zeit später kam Lester wieder runter, komplett in schwarz gekleidet. Er schaute auf den momentanen Stand und musste bemerken, dass noch mehr für ihn abgestimmt hatten.
Daraufhin setzte er sich wieder auf die Bank und blickte zu Godfrey hinüber.
"Es bringt vermutlich nichts euch das jetzt noch zu sagen, aber ihr seid verraten worden. Einer eurer Kumpanen ist nicht was er vorgibt zu sein und diese Person mag euch näher stehen als manch anderer."
Würde das etwas ändern? Vermutlich nicht. Aber wenn er sterben sollte, dann wollte er es seinen Feinden wenigstens noch aus dem Grab heimzahlen.
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Godfrey nickte und setzte sich neben den Mann, nicht bedrohlich, nicht vorwurfsvoll, so saßen sie da wie zwei Männer, die beide wussten, dass sie den Zenit ihres Lebens überschritten hatten.
"Wir werden sehen, mein Hauptmann. Der Tod bringt es ans Licht, es wird offenbar werden und Gott sie uns gnädig, wenn wir uns geirrt haben sollten."
Er kniff sein Auge zusammen und reichte Lester seinen Flachmann, nachdem er einen tiefen Schluck daraus genommen hatte.
"Ich hätte Euch gerne weiter an meiner Seite gehabt, mein Hauptmann, noch vor wenigen Tagen hat das Volk Euch geliebt, dieser Untergang tut mir in der Seele weh.
Was ich Euch jedoch versprechen kann..."
Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern.
"...wenn Ihr es wünscht, kann ich versuchen, Euch vor dem Galgen zu bewahren und Euch den schnellen und schmerzlosen Tod eines Kriegers gewähren."
Er lehnte sich zurück und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen, nachdenklich, in sich gekehrt...
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Lilith war nach wie vor verlegen in Gegenwart der wunderschönen Hexenjägerin, deshalb plapperte sie die ganze Zeit dummes Zeug... Dies war ihr bewusst, und hatte zur Folge, dass sie nur noch mehr redete.
Als sie eine Weile lang, Isabella hatte geduldig zugehört und sogar geantwortet, so gegangen waren, stieß Avery zu ihnen. Er ließ seinem Ärger über den Hauptmann freien Lauf, und Lilith verstummte und verlor nun endlich etwas ihrer Nervosität, da ihre Gedanken auf das Unausweichliche gelenkt wurden: Lester sollte ein Werwolf sein. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr die Bäckerin, als sie an den Moment dachte, da sie ihm Treue geschworen hatte.
Doch es gab noch jemanden, den dieser Schwur betraf, und dieser stand nun nicht mehr auf der Seite des Hauptmannes. Wenn selbst er Lester verdächtigte... Er, dem sie mehr als jedem anderen vertraute.
Doch war sie nicht sicher, ob sie je wieder Hoffnung oder Kraft schöpfen konnte, wenn sich wirklich herausstellen sollte, dass der Hauptmann nicht der war, der er vorgab zu sein. Ihm waren sie gefolgt, auf ihn hatten sie gehört...
Seufzend ging Lilith neben den anderen beiden her, und Avery hatte nun den plappernden Part übernommen, bis sie schließlich an den heißen Quellen ankamen.
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Dankbar nahm Lester den Flachmann entgegen und leerte ihn.
"Oh...Verzeihung.
Jedenfalls kann ich euch versprechen, dass ich heute keinerlei Anschuldigungen ohne guten Grund gemacht habe. Es ist vollkommen egal wie nahe ihr jemandem steht, denn wenn dunkle Mächte am Werk ist könnte euch selbst eure eigene Familie ermorden. Bedenkt diese Worte bitte, sonst könntet ihr es bereuen."
Daraufhin wandte er seinen Blick gen Himmel und weitere Erinnerungen zogen vor seinem Inneren Auge herauf.
"Leider kann ich euer Angebot nicht annehmen, denn wenn ich sterbe erwartet mich etwas weitaus schlimmeres als nur der Galgen...
Ich bin mir nicht genau was, aber es hängt irgendwie damit zusammen, wieso ich vor vielen Jahren ohne Erinnerungen in Düsterwald aufgetaucht bin. Es wird jedenfalls kein schönes Schauspiel..."
-
"Die eigene Familie ermorden..." keuchte Godfrey heiser und er stierte mit dem verbliebenen Auge in die Sonne, während sein kräftiger Leib sich anspannte und er dann mit den Zähnen malmte.
"Wer sind wir, dass wir göttliches Mandat ignorieren würden, mein Hauptmann."
Er nahm den leeren Flachmann entgegen und steckte ihn in seine Manteltasche, er würde wohl bis zum Urteil in der Nähe des Todgeweihten bleiben, als Seelsorger und als Jemand, der sich nicht über den Gefangenen lustig machen würde, auf dass er sein Ende so würdig wie möglich empfange.
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Nicolo blieb nicht lange zum beten, nach recht kurzer Zeit kam er wieder zurück in die Taverne. Er war ziemlich aufgeregt was wohl passieren würde. Ein weiteres mal holte er sein Notizbuch hervor um seine neuen Überlegungen aufzuschreiben.
Der Herr gewährte unserem gefallenen Kamerade Konrad die Möglichkeit uns eine Nachricht aus dem Himmelreich zukommen zu lassen. Es war der Buchstabe W. Godfrey vermutet, dass dies für den Wirt steht und die meisten scheinen der gleichen Meinung sein. Wirklich überzeugt davon, dass Lester ein Wolf ist bin ich nicht, aber er steht sicher mit ihnen im Bunde. Bei folgenden Personen bin ich mir nun recht sicher, dass sie keine Wölfe sind:
Nadeschka, Godfrey, Wilhelm, Isabella und Ewald. Auch Callan ist vermutlich keiner der Wölfe.
Falls Lester einer der Werwölfe ist, so ist Roland keiner.
Seit Konrads Nachricht haben sich außerdem Avery und Lilith dazu entschlossen Lester zu hängen. Entweder sind sie sehr klug und würden ihren eigenen Verbündeten opfern um nicht erkannt zu werden oder sie sind keine Wölfe.
Laurenz dagegen beschuldigt Lester nicht, obwohl es doch recht eindeutig ist. Dies könnte dafür sprechen, dass er einer der Wölfe ist.
Bei Raphael bin ich mir nach wie vor sicher, dass er zu den Wölfen gehört. Sollte Lester wirklich einer der Wölfe sein, ist dies für mich Beweis genug, da sich die beiden niemals gegenseitig beschuldigen.
Dieser Andreas ist mir auch weiterhin suspekt, er hat immer sehr darauf geachtet sich nicht verdächtig zu machen. Zumindest kam mir das so vor. Vermutlich ist er auch ein Wolf.
Je nach Anzahl der Wölfe entscheidet sich, ob Sebastian und Winfrid Wölfe sind. Doch um hier etwas zu vermuten ist es noch zu früh."
"Godfrey, isch muss mit euch sprechen! Wisst ihr wo Isabella ist? Isch 'abe mir 'ier ein paar Gedanken gemacht." Nicolo wollte Godfrey nun in Ruhe erklären was er sich in sein Notizbuch geschrieben hatte. Auch Isabella musste er dringend darüber in Kenntnis setzen. Vielleicht hatte einer der beiden etwas gesehen, was Nicolo übersehen hatte.
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Nachdem die meisten schon ihre Stimmen abgegeben haben, gesellte sich Raphael den beiden in der Schenke. "Lester...stand es mir je im Ziel, euer Selbst tot zu sehen? Darum möge der Herr euch gnädig sein und euch vor den dunklen Mächten im Jenseits schützen. Und der Wahn hat mich verlassen, nur damit es euch klar wird. Und Godfrey, hier habt ihr einige Silberbarren. Ihr entscheidet über die Waffenverteilung und den Hersteller. Außerdem sollte jemand auf das Lagersilber aufpassen, es könnte gestohlen werden."
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Godfrey blickte hoch und schirmte mit seiner Hand die Sonne ab, die Nicolo mit einer goldenen Aureole aus Licht umgab und ihn wie ein mit Liebe zum Detail gemaltes Bild in einer prächtigen Kathedrale wirken ließ.
"Nicolo, mein Freund, ich bin von der Treue eines Hundes. Mich zu finden ist einfach."
Er schmunzelte. "Aber Isabella ist eine Katze, launisch, streunerhaft, verspielt, anmutig, wunderschön und stolz. Wenn du sie suchen solltest, blicke dich in dem Raum um und zähle, wer fehlt. Dort findest du dann gemeinhin auch Isabella.
Sie wird schon wieder hier einkehren, wenn sie fertig bist, vertrau mir und suche sie nicht, du bringst sie nur in Verlegenheit."
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"Wer wir sind spielt keine Rolle wenn wir von den Mächten der Finsternis korrumpiert wurden. Und was läge näher als diejenigen unter ihre Kontrolle zu bringen, die uns nahe stehen? Ob nun Familie, Freunde oder Liebhaber.
In solch einer Situation könnt ihr niemanden trauen. Wobei das ebenfalls eine Falle sein kann, denn selbst wenn euch jemand die Wahrheit mitten ins Gesicht sagt könntet ihr ihm aus eben jenem Grund keinen Glauben schenken und euch damit euer eigenes Grab schaufeln.
Könnt ihr mir also Glauben schenken? Vielleicht...teilweise. Könnt ihr euren Kameraden glauben? Einem auf jeden Fall...der andere jedoch...
Es tut mir wirklich leid, aber ihr werdet die tragischen Ereignisse von Düsterwald nicht überleben, wenn ihr nicht bereit sein eines der größten Opfer zu bringen."
Vermutlich glaubten ihm die meisten kein Wort, aber das war ihm egal. Was hatte er schon zu verlieren?
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"Was nicht zählt, mein Hauptmann, ist, was wir zu Lebzeiten waren, sondern nur, wie wir gehandelt haben. Selbst dem reumütigsten Ketzer kann vergeben werden, im Tode wie beim Empfang der Sterbesakramente.
Ich weiß es zu schützen, zu würdigen und zu respektieren, das Ihr Eure Seele befreit vom Schmutz und wäre ich nicht schon als Mann der Eure, würde ich weiter an Eurer Seite streiten.
Doch Licht und Finsterniss reißen Soldatenbande auseinander, genau wie das von Euch beschriebene Liebes- oder Familienband."
Er schüttelte traurig den Kopf, blinzelte seinerseits Erinnerungen fort.
"Wenn Ihr etwas braucht, mein todgeweihter Hauptmann, lasst es mich wissen. Ich bin kein Priester, dafür aber ein Mann des unverrückbaren Glaubens."
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"Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig als auf sie zu warten…"
Nicolo zeigte Godfrey seine Notizen: "Aber ihr könnt euch dies schonmal anse'en. Was denkt, 'abe ich einen Fehler bei meinen Überlegungen gemacht?"
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Godfrey besah sich das Büchlein und hielt es so, das Lester nicht notwendigerweise einen Blick erhaschen konnte, ohne sich jedoch beleidigt zu fühlen, wie Godfrey hoffte und sein Blick flog über die Zeilen, dankbar, das Nicolo in Latein geschrieben hatte und nicht in französisch.
"Ich denke, ich gehe mit den meisten Gedanken konform, mein Freund. Aber wir brauchen Beweise..."
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Währenddessen fanden die zwei hübschen Frauen sich inmitten eines kleinen Paradieses wieder. Der Wind, der über ihre Körper strich, wurde wärmer, das Wasser war strahlend hellblau und feiner Sand schmiegte sich an ihre feingliedrigen Zehen als sie sich gegenseitig den Rücken einseiften.
Dabei wurden sie beobachtet - nicht von Avery, der tapfer nach allen Seiten ausschau hielt, sondern von Ewald, dem Holzfäller, der gerade zufällig aus dem Wald den Heimweg antrat mit einem gefällten und gesäuberten Baum im Schlepptau das er lautstark von seinem Kaltblüter durch den Wald schleifen ließ.
Die Frauen lachten ausgelassen darüber und tauchten bis zu den Nasenspitzen ins Wasser, um nicht Opfer etwaiger neugieriger Blicke zu werden. Aber Ewald interessierte sich nicht wirklich für die beiden Frauen - zumindest sah es so aus.
Avery indessen hatte wohl endlich auch das Rumpeln und Schleifen vernommen und war in die Richtung der Quellen geflitzt um zu sehen was da los war. "Was ist es? Ein Riese, ein Untier, ein Wouuuaaa!", ungebremst stürzte der flinke Bursche, die Hand an die Stirn gepresst um nicht geblendet zu werden, in die heiße Quelle - mitten zwischen die beiden hübschen Frauen die noch mehr lachen mussten als der Blauschopf wieder auftauchte und dem Holzfäller alle möglichen Verwünschungen an den Kopf warf.
Lachtränchen rannen an ihren Augenwinkeln hinab und langsam machte sich ein Muskelkater bemerkbar, der auch verdächtig rumorte wie der Hunger den man hat wenn man eine Tagesexpedition hinter sich und 4 Söldner und einen Höhlenbären erschlagen hatte.
Isabella griff sich eines der Tücher, wickelte sich ein und packte dann Avery am Kragen mit einem scherzhaften "Du hättest nur etwas sagen müssen, wenn du auch baden willst, wir hätten dir auch beim ausziehn geholfen." Dann setzte sie sich in die Sonne um sich von den restlichen Sonnenstrahlen trocknen zu lassen und das Funkeln im Blätterwerk am anderen Ufer zu bewundern. Und ab und zu einen Blick auf den bronzenen Nacken und die feingeschwungenen Linien des Schlüsselbeins der Bäckerin zu werfen.
"Wollen wir dann zurück und etwas essen gehen? Ich bin gespannt ob der Hauptmann seine Stimme benutzt hat um gegen jemand anderen zu intrigriern. Es würde mich nicht wundern, er ist ein schlauer Fuchs, auch wenn er eher aussieht wie ein kugelrunder Bär der frisch aus dem Winterschlaf erwacht ist."
Sie lachte bei der Vorstellung eines Bären, der in der Taverne stand und das schreckliche Bier ausschenkte, dann einmal daran schnupperte und sich prustend abwand. Dann jedoch wurde sie wieder stiller - sie hatte diesen Mann ja zum Tode verurteilt. Der Mann dem Godfrey bedingungslos vertraut hatte. Sicherlich war er deswegen auch sauer auf sie. Und Nicolo...
"Ja, wir sollten dringend zurück. Und Lilith, ich denke das Gespräch mit Godfrey wird sich sicherlich noch ergeben. Ich muss auch noch ein oder zwei Worte mit ihm wechseln..." Dann erblickte sie den tropfenden Avery, der sich wie ein Hund versuchte die nasse Kleidung trockenzuschütteln und brach wieder in lachen aus.
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Wann hatte sie das letzte Mal so ausgelassen gelacht? Es war schön, einfach fröhlich zu sein, statt alleine in der Stube zu sitzen, und sich den Kopf zu zerbrechen... Selbst, wenn sich zwischen die Lachtränen auch ein paar bittere Tränen von Trauer mischten. Lilith kannte das Gefühl gut. Seit sie denken konnte, hatte sie sich bemüht, Trauer und Verzweiflung unter Verschluss zu halten, in einen Käfig zu sperren. Doch gerade wenn man fröhlich war und ausgelassen lachte, schaffte es die angeschlagene, verwundete Seele sich ein klein wenig in diesen Gefühlsausbruch zu mischen.
Gott sei Dank war Isabella bei ihr. Und Avery. So konnte sie das instabile Häuschen des Vertrauens an das Leben und die Menschen, das sie gerade erst mühsam errichtet hatte, wenigstens vor dem Einsturz bewahren. Vorerst.
"Ja, ich habe auch langsam Hunger." ,antwortete sie Isabella, während sie, ebenfalls in ein Tuch gewickelt, ihre Schleife neu band. "Ihr habt wahrlich etwas Gutes getan, mich hierher mitzunehmen. Je länger man Euch kennt, umso mehr weiß man Euch zu schätzen. Ich bin sicher, Eure Kameraden können Euch keinen Wunsch abschlagen!" Sie lächelte der hübschen Frau aufrichtig zu, dann wuschelte sie Avery ausgelassen durchs nasse Haar und machte sich daran, sich wieder anzukleiden.
Ihr war mulmig bei dem Gedanken, ins Dorf zurück zu kehren, und den Wirt dort zu sehen... wahrscheinlich zum letzten Mal. Sie würde viel Kraft brauchen, um dies zu überstehen.
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Sein Gesicht in einer Hand vergraben wanderte er eine kleine Runde durch das Dorf, lies alles gesagte auf sich wirken.
Lester hier...Lester da...sein Name fiel viel zu oft, ist er ein Wolf? Ist er kein Wolf?
"Verdammt...warum kann ich mich nie entscheiden...jede Wahl in meinem Leben kaue ich solange durch bis sie vergangen ist und ich ohne alle dastehe, immer ist es das gleiche"
Er lief an einem Baum vorbei, sein Gemüt zog sich mit Wut und Hass auf sich selbst zu und er wusste selbst nicht was ihn ritt als er seine Faust gegen die Rinde des Baumes hieb und sie laut knackte.
"VERDAMMTE SCHEIßE"
Sein wütender Gang, das laute Aufsetzen seiner Schuhe kündigte ihn an und als er vor der Menge stand die darüber stritt wer gehängt werden soll und wer nicht brüllte er los.
"Lester! Die Meinungen die ich hörte...eure Versuche euch zu verteidigen...einen Dreck sind sie wert! Ich habe keine Lust in diesem Höllendorf von einem Wolf zerfetzt zu werden und deshalb will ich es wissen, ich will dich am Galgen sehen!"
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Völlig verängstig taucht Sebastian mitten aus dem Wald auf. Ohne wirklich viel zu sagen, schreibt er den Namen auf ein altes Stück Papier auf:"Roland" steht darauf und drückt diesen den nächstgelegenden Bewohner in die Hand:"Keine Zeit für eine Erklärung...ich habe das Gefühl, ich werde verfolgt!"
Und mit Eile rannte er einmal quer durchs Dorf in den Wald Richtung seines kleines Häuschen!
occ: Mhhh... habe leider nicht die Zeit gehabt, gründlich alle Seiten lesen zu können, sry!
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"Oh doch, das können sie...", flüsterte Isabella leise. Avery bezog wieder seinen Posten und die beiden Frauen zogen sich rasch an um vor der Nachtkälte ins Warme zu kommen. Isabella fühlte sich wieder wohl in ihrer Haut - nur ihr Hut sah immer noch sehr in Mitleidenschaft gezogen aus. Und so zog sie das Wundgarn das sie bei sich hatte heraus und machte sich auf dem Heimweg daran ihren Hut zu flicken.
Sie stellte sich alles andere als geschickt an, Kraft genug das Leder zu durchstoßen hatte sie aber sie bekam keine geraden Stiche hin. Leise fluchte sie und bat im selben Atemzug Gott um Verzeihung für ihre Verfehlung... und bald schon hatten die Drei wieder das Dorf erreicht und betraten den Dorfplatz wo der Bader sich gerade in Rage geredet hatte und mit hochrotem Kopf ebenfalls Lester anklagte.
"Und so erfuhren die Menschen Gerechtigkeit weil es jene gab die Willens waren ihren Führer zur Rechenschaft zu ziehen. Bücher des Saturians, 210 n. Chr." Isabellas Lächeln ob der Szenerie war echt. Und es berührte jeden der sie ansah, denn man spürte die Erleichterung die die junge Frau durchfloss. Ihre Anklage hatte Gehör gefunden.