Sadrith Mora / Taverne / Dravens ebenso stilles Kämmerlein
Einige Zeit lang hatte der Bretone einfach nur mit offenen Augen auf seinem Bett gelegen und die Holzdielen der Decke angestarrt, die ein wenig vom Licht der einsamen Kerzen auf dem kleinen Nachtschränkchen beleuchtet wurde. Er fühlte sich gestresst von der ganzen Situation, die letzten Wochen waren viel gewesen. Zuerst wurde er von Aryon nach Vivec geschickt, um Vertreter des Hauses Redoran und Hlaalu zu treffen und genau an dieser Stelle setzte der Strudel der Ereignisse an, in den er förmlich hineingezogen wurde. Was war seitdem alles geschehen? Er war in Gnisis gewesen mit Jarlaxle und Revan, wo sie zum ersten Mal auf elpede trafen und unbewusst dessen Pläne für ein gemeinsames Treffen durchkreuzten. Dann führte sie ihre Reise weiter nach Balmora, damals noch mit Daniel, dem Halb-Daedra, den sie ebenfalls in Gnisis bekämpft hatten. Es kam dem Erzmagister bereits vor, als wäre dies vor Ewigkeiten geschehen, dabei war es noch gar nicht lange her. Außerdem hatte er auf dieser Reise mit Jarlaxle und Revan zwei Personen eines anderen Hauses getroffen, denen er vorbehaltlos vertraute und deren Gesellschaft er nun sogar ein wenig vermisste. Dies kann nur an den merkwürdigen Umständen gelegen haben, denn eigentlich war er nicht so. Eher immer skeptisch und misstrauisch. Dann hatte er wieder das Bild der Seelenklinge im Geiste vor sich, blau schimmernd und so voll von unbekannter gottgleicher Kraft, die nichts mit der herkömmlichen Magie gemein hatte, sondern älter und mächtiger war. Was elpede nun wohl plante? Würde er lange warten, bevor er weitere Schritte unternahm? Aber was kümmerte ihn dies im Moment? Natürlich konnte aus der Situation eine große Bedrohung erwachsen, aber im Moment gab es bereits eine im Telvannigebiet. Und deshalb war er hier mit dem Erzmagier und Zareg - na ja, zur Zeit eher ohne Zareg, warum auch immer er verschwunden war.
Er schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Konnte er nun nicht endlich mal mit dem Denken aufhören und etwas Schlaf finden? Ohne Schlaf würde er am morgigen Tag einem Vampir wahrscheinlich nicht unähnlich sehen. Draven versuchte, alles an Gedanken abzublocken und starrte wieder die Decke an, bewunderte die verschiedenen Bretter, aus denen sie sich zusammensetzte, bis ihm endlich die Augen zufielen und er in einen leichten Schlaf fiel.
Einige Stunden später erwachte er wieder und fühlte sich so, als wäre er gar nicht erst eingeschlafen. Aber seinem Zeitgefühl nach zu urteilen war es nun früher morgen und der Erzmagister hatte definitiv keine Zeit, den ganzen Tag zu verschlafen. Viel zu wichtig war seine Mission dafür. Er dachte beim Anziehen seiner Rüstung bereits über ein leckeres Frühstück nach, welches er gleich in der Taverne zu sich nehmen wollte. Wer Vampire jagen und zur Strecke bringen wollte, musste auch gestärkt sein. Als er endlich seine gesamte Daedrische Rüstung trug, verließ er seinen Raum und lief in Richtung des Tavernenbereiches, wo es bereits nach leckerem Essen roch. An der Tür des Erzmagiers jedoch blieb er stehen und im fiel auf, dass er dessen Schlafgewohnheiten ja gar nicht kannte. Vielleicht sollte er ihn vorsorglich wecken, immerhin wollte er die beiden Telvanni ja begleiten, also konnte er sich eigentlich auch nicht beschweren, selbst wenn er noch tief schlafen würde. Vorsichtig klopfte der Erzmagister an, danach noch einmal etwas lauter.
Sadrith Mora / Taverne / Malukhats stilles Kämmerlein
"Juhuu!", entfuhr es Malukhat, als er das Klopfen an seiner Tür vernahm. Das musste Draven sein, natürlich war es Draven, gab ja keinen Zweifel daran.
Mooooment... Hatte er das etwa schon wieder laut gesagt? Eigentlich hätte er das wissen, sich vorsorglich weniger vorfreuen sollen, denn ihm selbst fiel ja auch auf, dass ihm manchmal solche Dinge rausrutschten. Wieso das so leicht nicht ging, wenn er wirklich etwas Wichtiges zu sagen hatte, war ihm einfach nur schleierhaft. Und unter all seinem Nachdenken vergaß er natürlich vollends "Herein" zu sagen, welches eigentlich an Stelle des "Juhuu" hätte fallen müssen.
War ja aber wohl wie immer zu spät, irgend etwas zu bereuen.
"Kommt herein, Draven, kommt nur herein!", rief er, und als der Bretone das Zimmer betrat, winkte er ihn zu sich ans Bett. Zwar hatte er außer seiner weiten Nachthose aus weißen Leinen nichts an, aber trotzdem schwang er seine Beine über die Bettkante und setzte sich aufrecht hin. Es musste wohl ein Leuchten sein, welches in seinen Augen lag und seiner inneren Euphorie den perfekten Ausdruck verlieh.
Während Draven zu ihm an das Bett trat, zog der Dunmer eine Flasche Tinte, eine lange, geschwungene Feder und ein Stück Pergamentpapier hervor.
"Schaut Euch das an, Draven. Mir ist da grad ein Einfall gekommen!" Er zeichnete mehrere beeinander liegende Kreise, die er dem Ermagister als Inseln erklärte. Eine war mit der Bezeichnung "Sadrith Mora", eine weitere mit "Tel Aruhn" gekennzeichnet. Er hatte ja nun mal keine Karte bei der Hand, da musste er auf solch primitive Mittelchen zurück greifen und einfach hoffen, dass das alles hier nicht in einem ätzenden Ratespielchen endete, bei dem Draven am Ende gar nicht verstand worum es ging. Es war ja allgemein bekannt, dass Malukhat manchmal Schwierigkeiten damit hatte, sich korrekt auszudrücken.
"Das hier" - schnell und geschwungen malte er einige Schriftzeichen unter den Kreis, der dem Festland am nähsten war, westlich von Tel Aruhn - "bezeichnet die Ruine Yansirramus. Ich hatte mir gedacht, unter Umständen könnten die Vampire dort hausen, ist ja alles realtiv unbewohnt dort... Nur so eine Idee von mir, aber es könnte etwas dran sein."
Der Dunmer blickte Draven an und meinte des Weiteren: "Ja, ich weiß, ich habe keine Anhaltspunkte, auf die ich meine Vermutung stützen kann. Aber das ist doch immerhin besser als gar nichts. Wir sollten uns bald auf den Weg machen, die aufgefundenen Leichen und die dementsprechenden Orte zu begutachten, und wenn uns das nichts einbringt, dann können wir gemeinsam noch einmal darüber nachdenken. In Ordnung?"
Scheinbar wollte Draven etwas erwidern, denn er öffnete leicht den Mund, doch Malukhat ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Besser sprechen, so lange man noch was im Kopf hatte, als alle Gedanken einfach wieder zu verlieren, was bei ihm ja nun nicht unbedingt eine Seltenheit darstellte.
"Und ich habe noch einige Informationen über Vampire für Euch, wenn es Euch interessiert."
Wieder erwartete er keine Antwort, Draven versuchte es nicht einmal. Scheinbar schien er sich langsam daran zu gewöhnen, dass man den Redeschwall des Dunmers nicht blocken konnte, wenn er erst einmal eingesetzt hatte. Gleich einem brechenden Damm sprudelten die Worte aus ihm hervor, er war ganz in seinem Element, als er von den Gefahren der Vampire erzählte, ein wenig über deren Geschichte. So, wie er es geträumt hatte. Das Wort "Meister" erwähnte er allerdings in keinem einzigen Satz.
"So, nun wisst Ihr alles, was ich auch weiß", endete der Erzmagier und blickte sein Gegenüber erwartungsvoll an.
Sadrith Mora / Taverne / Malukhats gar nicht mehr so stilles Kämmerlein
Draven brauchte gar nicht allzu lange an die Tür vom Zimmer des Erzmagiers zu klopfen, eine Reaktion erfolgte relativ schnell. Allerdings eine, die er absolut nicht deuten konnte. Hatte er sich verhört oder hatte das Oberhaupt der Magiergilde sein Klopfen tatsächlich mit einem "Juhuu!" beantwortet? Unsicher, ob er nun eintreten konnte, wartete er noch kurz an der Tür, bis er endlich nach kurzer Zeit von weiteren Worten Malukhats "erlöst" wurde.
"Kommt herein, Draven, kommt nur herein!"
Also tat er wie ihm geheißen und versuchte dabei, den vorher gehörten Laut zu vergessen, da er ihn absolut nicht deuten konnte. Er selbst war nicht gemeint, so viel stand fest. Warum sollte Malukhat ihn mit einem "Juhuu!" hereinbitten? Vielleicht hatte er noch geträumt, Draven hatte sich wirklich verhört oder Malukhat bevorzugte Drogen zum Aufstehen. Eigentlich war es ja auch egal, weiter darüber nachzudenken, zumal er jetzt bereits vor dem Erzmagier stand, der aber keinen allzu berauschten Eindruck machte, also fielen Drogen womöglich doch als Ursache aus. Doch dann fing der Dunkelelf plötzlich wie besessen an zu malen, was Draven zunächst wieder an die Rauschmitteltheorie glauben ließ. Vor allen Dingen als er die Kreise betrachtete, sich innerlich fragend, ob dies Augen eines großen Gesichts werden sollten und was ihm das jetzt bringen sollte. Als dann die Kreise glücklicherweise mit Stadtnamen versehen wurden, atmete Draven innerlich erleichtert auf. Der Erzmagier malte also eine Karte und hatte dann wahrscheinlich auch etwas -hoffentlich- wichtiges zu sagen. Nicht sehr viel später nach diesem Gedanken begann er auch zu sprechen.
"Das hier" - schnell und geschwungen malte er einige Schriftzeichen unter den Kreis, der dem Festland am nähsten war, westlich von Tel Aruhn - "bezeichnet die Ruine Yansirramus. Ich hatte mir gedacht, unter Umständen könnten die Vampire dort hausen, ist ja alles realtiv unbewohnt dort... Nur so eine Idee von mir, aber es könnte etwas dran sein."
Draven hatte den Blick immer noch auf die Karte gerichtet und überdachte schnell die soeben gehörten Worte. Er hatte schon Recht, die Ruine könnte ein mögliches Vampirversteck sein, eins von vielen, vielen möglichen. Malukhat hatte ja nicht einmal Indizien dafür, keinerlei Anhaltspunkte.
""Ja, ich weiß, ich habe keine Anhaltspunkte, auf die ich meine Vermutung stützen kann. Aber das ist doch immerhin besser als gar nichts. Wir sollten uns bald auf den Weg machen, die aufgefundenen Leichen und die dementsprechenden Orte zu begutachten, und wenn uns das nichts einbringt, dann können wir gemeinsam noch einmal darüber nachdenken. In Ordnung?"
"Ja, kann der denn Gedanken lesen?", dachte der Erzmagister kurz verwundert, aber dann lenkte er seine Gedanken auf die restlichen Worte, die in seinen Augen wirklich Sinn ergaben. Schon wieder hatte ihn Malukhat beeindruckt, aber ein weiteres Mal wollte er es sich nicht offensichtlich anmerken lassen. Immerhin mochte er ihn ja gar nicht. Gerade wollte er eine Antwort geben, da sprach der Erzmagier bereits weiter. Er schien in einen richtigen Redewahn verfallen zu sein, welcher nicht aufzuhalten war. Also schloss sich der Mund des Bretonen wieder, ohne dass auch nur ein Wort herauskam, und er ließ Malukhat weitersprechen. Er erfuhr dabei eine Menge über Vampire, einiges wusste er bereits, aber vieles war auch neu für ihn gewesen. Zum Glück hatte er sich zwischenzeitlich auf einen Stuhl fallen lassen, sonst wäre er in seiner schweren Rüstung wahrscheinlich irgendwann zusammengeklappt, denn der Vortrag hatte schon einige Zeit gebraucht.
Nachdem er sich relativ knapp, aber nicht unhöflich bei Malukhat für die Ausführungen bedankt hatte - irgendwie musste er ja seiner Art treu bleiben und bloß nicht zu nett werden -, frühstückten die beiden etwas in der Taverne, bevor sie sich auf den Weg zu dem Turm von Neloth machten, da dort im Untergrund die aufgefundenen Leichen aufbewahrt wurden. Draven war auch ein wenig in den Künsten der Nekromantie bewandert und hatte auch im Kampf schon einige Leichen gesehen, aber als sie von einer Telvanniwache in den kühlen Untergrund des Turmes geführt wurden, schlug ihnen bereits ein leicht unangenehmer Geruch entgegen, den Draven als Verwesungsgeruch identifizierte. Und dieser ließ den Magier noch einmal darüber nachdenken, ob das Essen vorher wirklich hätte sein müssen. Nun ja, dies ließ sich ja eh nicht mehr ändern, nur hoffte er, dass es in seinem Magen bleiben würde. Vor einer der runden Holztüren blieb die Wache stehen und ließ die beiden Männer eintreten.
Der Raum war relativ groß, hatte wohl ursprünglich die Funktion eines Lagerraums. Na ja, genau betrachtet war es immer noch einer, nur lagerten nun keine Waffen, Rüstungen oder Nahrungsmittel hier, sondern die toten Opfer der Vampire. 18 kniehohe Steinplatten befanden sich in zwei Reihen in dem Raum, der relativ gut von einigen Papierlaternen beleuchtet war. Die Luft war sehr kühl und der Verwesungsgeruch hing unangenehm in der Nase. Zwölf Leichen zählte er, allesamt wurden sie von weißen Leinentüchern vollständig verdeckt, während die anderen sechs Steinplatten unberührt waren.
"Hier müssen wir also nun die Opfer untersuchen", dachte der Bretone und hoffte dabei, dass sein Magen das durchstehen würde. Eine Leiche in einem Kampf zu sehen war auf jeden Fall etwas anderes.
Sadrith Mora / Tel Naga / Untergrund
Die mit Steintafeln ausgelegten Wände; die stechende, durch Mark und Bein dringende Kälte, die hier unten herrschte... perfekte Umstände für das Lagern von Leichen. Doch die leichte, feuchte Luft, die sich wie klebriger Tau auf Malukhats Haut legte, ihm die Brust zusammen drückte, ließ die seelenlosen Körper schneller verwesen. Nicht so schnell wie an freier Luft, aber immerhin schnell genug, dass der ekelerregend süßliche Geruch der Verwesung unbewegt in dem Raum stand.
Doch dem Dunmer machte es nichts aus. Er atmete einmal tief ein, genoss gar den stechenden Schmerz in seiner Kehle, denn es erinnerte ihn an längst vergangene Tage.
"Machen wir halbe, halbe?", fragte er Draven und wandte sich zu ihm um. Der Erzmagister zuckte unbekümmert mit den Schultern, doch in dessen Augen konnte Malukhat erkennen, dass solche Situationen ihm zwar nicht unbekannt waren, er sie andererseits aber auch nicht sonderlich schätzte.
Malukhat hätte sich, ehrlich gesagt, auch besser zu beschäftigen gewusst, aber so kamen die beiden Männer nun einmal nicht umhin, sich dieser Sache so schnell wie möglich anzunehmen und über sie hinter sich zu bringen, sich ihrer zu entledigen.
Mit einem leisen Räuspern ging der Erzmagier auf das hinterste Steinplateau zu, und zog langsam das Leinentuch von den Augen der Leiche.
Mit leblosen, immer noch von Panik erfüllten Augen starrten ihm rote Augen entgegen; langes, orangerotes Haar lag in sanften Wellen um einen Kopf herum bis hinab auf einen schlanken Hals.
Es war noch eine recht junge Frau gewesen, mit schönen, ebenmäßigen Gesichtszügen, doch die normalerweise aschfarbene Haut war nun nicht mehr von dem roten Fluss des Lebens durchtränkt, sondern gräulich und fahl.
Ohne sie weiter zu betrachten, darüber nachzusinnen, welch ein Leben die unbekannte Tote vor ihrem Sterben gehabt haben mochte, zog er das Leinen bis über ihr Schlüsselbein, dort ließ er es sinken. Seine in dieser Hinsicht begabten Hände strichen sanft über ihren Hals, suchten die Bissstelle, die der Dunmerin ein qualvolles Ende bereitet hatte.
Und dort waren sie, die beiden dunkelrot geränderten Punkte, unmerklich, aber bei genauerem Betrachten doch merkwürdig.
"Hm..." Eine leichte Drehung des Kopfes, damit er die Bissspuren genauer erkennen konnte, das Beiseite nehmen des Haares.
Die Form, die Beschaffenheit... Ovale, nicht etwa wirklich runde Punkte, als wären sie geradezu in den Hals gerissen worden. Welch eine Vampirrasse zeichnete sich aus durch ein solches Verhalten, durch dieser Art hinterlassen Wunden?
Es kam nur eine einzige in Frage, aber der Dunmer wollte auf Nummer sicher gehen. Vielleicht hatten sie es mit einem Zusammenschluss verschiedenartiger Clans zu tun, man konnte nie wissen. Doch auch die Untersuchungen an den anderen fünf Toten ließ keinen anderen Schluss zu - die selben, äußerlichen Merkmale, keine Druckpunkte, wenn man mit dem Daumen auf die Haut presste, vollkommene Blutleere, und die Form der Bisse... Es mussten einfach Quarra sein…
Blieb abzuwarten, was Draven hatte in Erfahrung bringen können.
Sadrith Mora - Tel Naga Untergrund
Draven spürte seinen Magen immer deutlicher, während er sich zur anderen Raumseite begab und sich vor die erste der verhüllten Leichen stellte. Der Magier hatte das Gefühl, dass ihm die kalte Luft mit dem Verwesungsgestank im Hals hängenblieb und er sehnte sich nach Frischluft, wahrscheinlich würde er jetzt noch lieber mitten in einem Aschensturm stehen und die dortige Luft atmen. Wenn es nach ihm ginge, würden die beiden diese Räume schnellstmöglich wieder verlassen. Dummerweise war das unmöglich, immerhin mussten sie hier neue Erkenntnisse über die Vampire sammeln, das konnte man nun mal nicht eben in drei Sekunden erledigen, sondern man musste sich dafür die einzelnen Toten genau ansehen. Ein Blick zu Malukhat herüber ließ ihn wissen, dass dieser scheinbar keinerlei Probleme in der Art zu haben schien oder er konnte es sehr gut verbergen. Immer noch gegen die Übelkeit ankämpfend, hoffte er, dass er sich möglichst bald an die schlechte Luft gewöhnen würde und schlug vorsichtig das erste Leinentuch zurück, um das Gesicht und den Oberkörper der darunter befindlichen Person freizulegen. Zur Überraschung Dravens war das Gesicht des männlichen und kahlköpfigen Dunmers kein Abbild des Schreckens, sondern er wirkte als würde er friedlich schlafen. Das einzige, was dieses friedliche Bild erheblich störte, war die graue fahle Hautfarbe und das bereits etwas eingefallene Gesicht. Scheinbar wurde dieser hier entweder so schnell und hinterrücks getötet, dass er es gar nicht mitbekam, oder er wurde - wie Draven vermutete - im Schlaf ausgesaugt. Und zwar in solcher Perfektion, dass er nicht einmal aufwachte. Ein Drehen des Kopfes zeigte zwei kleine rötlich verkrustete Punkte am Hals, die eigentlich nur von Vampirzähnen stammen konnten, zumal es anderen Wesen gar nicht möglich war, einen Körper so auszusaugen und dabei nur zwei kleine Punkte als einzige Spuren an einem ansonsten zurückzulassen, zumindest kannte der Erzmagister keine.
Er ging weiter zur nächsten Leiche und diese sah ganz anders aus, weit aufgerissene Augen starrten scheinbar durch ihn hindurch und der Mund war halb offen, dieser war auf keinen Fall friedlich eingeschlafen. Zudem schien er bereits etwas länger hier zu liegen oder der Gestank im Raum war insgesamt schlechter geworden. Kurz musste der Bretone jedenfalls ein würgendes Gefühl unterdrücken und gab ich gleich darauf größte Mühe, sich seine Übelkeit nicht anmerken zu lassen. Dieser Rothwardron könnte einer der Vampirjäger gewesen sein, vermutete er, nachdem sich sein Magen wieder etwas gefangen hatte. Er hatte am Oberkörper eine Stich- und auch tiefe Schnittwunden, außerdem schien die Nase gebrochen zu sein und bestimmt auch weitere Knochen in dem Körper, was Draven allerdings nicht beurteilen konnte. Auch hier bestätigte der Blick auf den Hals, dass er ausgesaugt wurde. Neloth hatte also wirklich nicht übertrieben.
Festen Schrittes ging er in Richtung Malukhats, der gerade dabei war, eines der anderen Opfer zu untersuchen.
"Was meint ihr dazu? Ich kann nur sagen, dass es meiner Meinung nach auf jeden Fall Vampire waren, aber das wurde uns bereits vorher gesagt. Wisst Ihr vielleicht genaueres, Malukhat?"
Diese Szene kam ihm für einen kurzen Moment grotesk vor, noch vor einem Tag hatte er diesen Dunmer abgrundtief gehasst und für einen bescheuerten Idioten gehalten, ihn nur unter Zwang mitgenommen und nun standen sie beide in einer Ansammlung von Leichen in einem Raum, der ekelerregend stank und er fragte Malukhat nicht nur nach seiner Meinung, sondern ihn interessierte diese Meinung auch noch brennend.
Ort: Ald'ruhn - Geisterpforte
Der Aschensturm hatte sich mittlerweile gelegt und die Kagouris kamen langsam wieder aus ihren Höhlen hervor, welche sie in windeseile aufgesucht hatten. Vergnügt tollten zwei der Kaghouri-Kinder miteinander.
Kaum zu glauben, dass aus diesen niedlichen Geschöpfen mal so kranke Kreaturen werden, die einen Wanderer angereifen, dachte sich Revan.
Doch diese Feststellung sollte ihn nur von seinen eigentlichen Gedanken ablenken. Doch sie schaffte es nicht.
Immer wieder kam ihm der Satz in den Sinn, der sich so tief in seinem Gedächtnis eingebrannt hatte: "Fürst Dagoth ist zurückgekehrt".
Dagoth Ur schickte seine verpesteten Heerscharen nach Vvardenfell, die glücklicherweise durch den Geisterwall aufgehalten wurden. Revan war sich sicher, dass Dagoth Ur diese Wesen befehligte und vom roten Berg aus kommandierte.
Er stieg einen Pfad hinauf, der auf einen kleinen Hügel führte. Direkt links war der Geisterwall, ein seltsames Gebilde magischer Macht, erschaffen, um die Pest einzuschliessen.
Sollte er eigentlich bis zur Geisterpforte gehen? Er könnte doch mit Levitation gleich hier über den Wall schweben. Er mochte die Geisterpforte ohnehin nicht. Überall diese Ordinatoren, die Tag und Nacht das Tribunal priesen..
Kaum hatte er das gedacht, versuchte er wenige Worte zu sagen. Doch sein Hals war vollkommen trocken, noch vom Aschensturm. Er hatte es gar nicht bemerkt. Schnell trank er zwei Schlücke Wasser aus seiner Flasche und sprach den Levitationszauber. Schon schwebte er völlig schwerelos über den Geisterwall. Als er am höchsten Punkt angekommen ist, liess er seinen Blick über die Landschaft schweifen. Wie schön doch selbst das karge Aschland war, wenn man es mit dem trostlosen Berg hinter ihm verglich.. Langsam sank Revan auf der anderen Seite wieder herunter. Als er am Boden ankam, und der Levitationszauber noch anhielt, packte er jenes Amulett, das er bereits zum öffnen eines seltsamen Briefes benutzt hatte. Er liess den Magie-bannen Zauber wirken und machte sich auf den Weg.
Allerlei Monster hielten sich innerhalb des Geisterwalls auf, weswegen Revan auch seinen kostbaren Bogen hervorholte. Taulmaril, der Herzsucher. Er legte einen der silbernen Pfeile ein und suchte die Gegend ab. Sofort erwies sich diese Vorsichtsmassnahme als gerechtfertigt, als ein Hunger von links herangerannt, oder wie man dieser Gehart sagen soll, kam. Der Grossmeister zielte gut und schoss seinen Pfeil ab. Dieser traf mit einer solchen Wucht auf die Brust des Hunger, dass er in einer grotesken Art nach hinten katapultiert wurde und tot aufschlug.
Revan lenkte seine Schritte nach Norden und begann von neuem zu gehen. Sein Ziel war die Dwemer-Ruine Odrosal, in welcher er mit seiner Suche beginnen wollte.
Sadrith Mora / Tel Naga / Untergrund
Malukhat fragte sich, welche Wandlung nur mit Draven voran gegangen sein konnte. Diese Art der Respektlosigkeit, die er den Erzmagier noch in der Magiergilde hatte spüren lassen, war vollkommen gewichen, ebenso der Ausdruck tiefster Verachtung und Desinteresse. Dennoch wollten die beiden miteinander nicht so recht warm werden. Das mochte einerseits daran liegen, dass sie sich zu ähnlich waren. Beide waren zu stolz, als dass sie sich jemandem unterwerfen würden, beide waren zu stolz um sich beleidigen zu lassen. Und auf der anderen Seite wiederum waren sie grundverschieden.
Nun, der Dunmer wollte nicht weiter darüber nachdenken. Fakt war: Sadrith Mora hatte ein Problem, er und Draven standen in einem Raum voller Leichen und der Erzmagier hatte nichts Besseres zu tun, als darüber nachzusinnen, welche Beziehung die beiden Männer miteinander verband.
Vorsichtig legte er den Kopf der Leiche, die er gerade untersuchte, zur Seite, sodass die beiden roten Male an deren Hals gut zu erkennen waren. Ovale Löcher, wirkend wie tiefe, aber schmale Einbuchtungen in den Hals. Am meisten verwunderten ihn aber bei diesem Exemplar die rötlichen Wundränder.
Wo, in Lorkhans Namen, kamen die bitteschön her? Wie konnte Wundbrand denn unter solchen Bedingungen entstehen? Es sei denn...
"Seht Euch diese Leiche an, Draven", bedeutete er dem Erzmagister höflich. "Seht Ihr die beiden Punkte am Hals des Toten? Jede Vampirrasse hinterlässt andere Bissspuren anhand derer man ausmachen kann, womit man es zu tun hat. Normalerweise sind die Bisswunden rundlich, das Fleisch an den Rändern schwillt leicht an, dass man der Meinung ist, in kleine, dunkle Löcher zu starren. Hier allerdings sind sie oval, die darum liegenden Hautlappen sind nicht auseinander gegangen, sondern wieder in sich zusammen gefallen. Es gibt nur eine Rasse, die solche Wunden hinterlässt, und ich möchte damit schon einmal anmerken, dass sie eine der gefährlichsten ganz Morrowinds ist und besitzen zudem noch eine leichte Immunität gegen Sonnenlicht. Man nennt sie 'Quarra'."
Malukhat runzelte die Stirn, dachte angestrengt nach. Hm... Wie konnte es dazu gekommen sein, dass bei dem Bretonen hier Wundbrand eingesetzt hatte?
Fakt: Der Mann wurde von einem Vampir gebissen, sein gesamtes Blut aus ihm ausgesaugt. Wie lange er bereits tot war, spielte keine Rolle.
Variante eins: Er konnte auf der so genannten "Blutbank" gelegen haben. Bei öfterem Beißen konnte durchaus Wundbrand entstehen. Allerdings wären die Bisse dann tiefer und breiter.
"Variante Nummer zwei: Der Mann war ausgesaugt worden, hatte aber noch gelebt. Auf diese Weise war er natürlich bewegungsunfähig und darauf angewiesen, dass Hilfe kam. Man fand ihn aber erst, als bereits gestorben war. Als er noch gelebt hatte, hatte der Wundbrand eingesetzt, er ist krank geworden und elendig verreckt."
Manche mochten in jenem Moment vielleicht denken, seine Worte waren ihm wieder einmal so herausgerutscht, aber dem war nicht so. Diese Variante musste die Lösung sein - und sie war alles andere als angenehm.
Sadrith Mora - Tel Naga Untergrund
"Interessant", dachte sich der Erzmagister, als ihm Malukhat von seiner Theorie erzählte. Er konnte nur vermuten, warum der Erzmagier dies Variante zwei nannte, wahrscheinlich hatte er die erste Variante im Kopf durchgespielt und so schnell verworfen, dass er sie ihm nicht mitteilen brauchte, da sie wohl zu abwegig war. Und dann hatte er einfach laut weitergedacht. Irgendwie passte es zu diesem Dunkelelfen, soweit er es beurteilen konnte, immerhin schien er desöfteren mal Gedanken unbeabsichtigt laut auzusprechen. Aber was interessierte ihn das schon, denn wieder einmal hatte Malukhat unter Beweis gestellt, dass er über große Sachkenntnis verfügte, die ihnen gerade in diesem Moment sehr gelegen kam. Hätte sich dieser Zauberer nicht so übermäßig frech aufgedrängt, hätte er jetzt wahrscheinlich alleine hier in dieser Leichenhalle gestanden - immerhin war Zareg ja auch weg - und hätte nur die Erkenntnis gewonnen, dass es sich bei den Angreifern tatsächlich um Vampire handelte. Jetzt wusste er, dass wahrscheinlich Vampire des Quarra Clans beteiligt waren. Natürlich konnten es auch mehrere Vampire unterschiedlicher Clans sein, aber normalerweise mochten sich diese Clan untereinander so sehr wie Draven und Malukhat. Wobei, im Moment stimmte dies nicht so ganz, eigentlich war der Erzmagister dankbar für die Anwesenheit und Hilfe Malukhats, wenn er ernsthaft darüber nachdachte. Aber dies würde ihm so schnell gewiss nicht über die Lippen kommen, da war er sich sicher. Stattdessen nahm er sich vor, sachlich zur Situation zu antworten.
"Ein schlimmer Tod. Diese Vampire scheinen sehr brutal vorzugehen und quälen ihre Opfer scheinbar, anstatt nur von ihnen zu trinken. Oder dieser Vampir, wir haben ja noch nicht einmal eine Ahnung, wie viele sich hier rumtreiben. Aber angesichts dieser vielen gefundenen Leichen denke ich, dass es mehrere sind."
Fast hätte er Malukhat gelobt für seine hervorragenden Kenntnisse, aber da hatte sich wieder sein Stolz zu Wort gemeldet und eben dies verhindert. Trotz seiner flachen Atmung wurde ihm ein weiteres Mal etwas übel von dem Verwesungsgestank und er hoffte, dass sie bald fertig sein würden. Da es jedoch leichtsinnig wäre, sich nicht alle Leichen anzuschauen, drehte er sich um und machte sich auf den Weg zur nächsten verdeckten Leiche, wobei er halb zu sich selbst und halb zu Malukhat sprach.
"Wir müssen sie aufhalten, so kann das nicht weitergehen."
Das nächste Opfer war ein männlicher Dunkelelf, welcher ebenfalls mit einem leeren Blick aus seinen roten Augen zur Decke starrte. Kurz fragte er sich, warum ihm und den anderen die Augen noch nicht geschlossen worden waren, aber dann dachte er daran, dass man die Körper wegen Untersuchungen dieser Art wohl lieber unberührt lassen wollte. Genau so, wie man an einem Ort eines Verbrechens nichts veränderte, so lange dieser nicht von den zuständigen Wachen in Augenschein genommen worden war. Als er das Leinentuch bis zur Schulterpartie des toten Dunmers herunterzog, erkannte er die üblichen Bissspuren, diesmal jedoch an beiden Seiten des Halses. Und als er den Körper weiter freilegte, sah er, dass dieser geradezu von Malen übersäht war, immer jeweils zwei kleine nebeneinander liegende Löcher, zumeist über irgendwelchen wichtigen Adern. Wie musste dieser Mann nur gelitten haben?
"Also entweder wurde dieser Mann von mehreren Vampiren gleichzeitig ausgesaugt, oder er war eine "Mahlzeit", die sie über einen längeren Zeitraum in kleinen Mengen zu sich nahmen, bis er qualvoll an Blutarmut starb. Auf jeden Fall hat er unzählige Bisswunden", sagte er leicht angewidert zum Erzmagier gewandt und ging dann weiter zum nächsten der Körper, innerlich ein weiteres Mal hoffend, diesen Ort des Grauens möglichst schnell zu verlassen.
"Habt Ihr Kenntnisse darüber, ob es bei Vampiren üblich ist, dass sie sich länger von einem einzigen Opfer ernähren?", fragte er weiter, bevor er sich darauf vorbereitete in ein weiteres totes fahles Gesicht zu blicken und seine Hände an ein weiteres der weißen Leinentücher legte.
Sadrith Mora / Tel Naga / Untergrund
"Nein, es ist absolut nicht unüblich - es kommt sogar sehr häufig vor", entgegnete Malukhat und betrachtete die geradezu von Bissen durchsiebten Dunmer, der vor Draven auf dem Tisch lag. Auch jene Male hatten größtenteils Wundbrand angesetzt, bei manchen waren es nur blasse, rötliche Flecken, bei anderen - den wahrscheinlich älteren - weit ausgebreitete, infektiös rote Kreise.
"Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, dass der Dunmer an Blutverlust gestorben ist. Draven, Ihr seht doch, dass der Mann unter extremen Wundbrand gelitten hat. Damals, in den früheren Kriegen, hatten einfache Krieger die Klingen ihrer Schwerter eine Nacht lang vor der Schlacht in Jauche liegen lassen. Am nächsten Morgen hatten sie sie herausgeholt und die Klingen mit Tüchern gesäubert. Natürlich waren sie dementsprechend stumpfer, allerdings sorgten die Krankheitserreger bei dem Feind selbst bei den kleinsten Kratzern für verheerende Folgen. Die gegnerischen Soldaten wurden krank, andere Soldaten mussten sich um sie kümmern. Krieger, die Verwundete und Kranke pflegen, können nicht kämpfen, was für einen erheblichen Verlust an der Front sorgt. Der Wundbrand zieht sich durch den gesamten Körper, er ist eine schleichende Krankheit, die den Körper schwächt, beginnt, die Extremitäten lähmt und schließlich auch die Zunge, wodurch das arme Opfer nicht einmal mehr sprechen kann. Eine ähnlich infektiöse Wirkung haben auch die Bisse von Vampiren, jedenfalls wenn sie in der Blutbank liegen. Die Umgebung ist kalt und feucht, in etwa wie hier in diesem Raum, Bakterien liegen in der Luft, alleine schon der Umstände ihrer gedrungenen, zusammen gepferchten Umgebung wegen. Die Opfer sterben also eher noch an Wundbrand als an Blutverlust, falls sie nicht einfach von den Vampiren getötet werden, da ihr Blut durch die Krankheit ungenießbar wird."
So viel also zu den Erklärung. Allerdings... Malukhat hatte den Faden verloren, worum genau ging es hier eigentlich noch gleich? Er war so ins Reden vertieft gewesen, dass er nun gar keine Ahnung mehr hatte, was das alles überhaupt zu bedeuten hatte. Was hatte Draven ihn gleich noch einmal gefragt? Hm... Ach, egal. Ihm würde schon irgendeine passende Antwort einfallen. Er musste nur eben irgendwas intelligentes sagen. Hatte ja eben auch geklappt, nur war seine intelligente Ausführung ein wenig langwierig gewesen, was bei einem Mann wie ihm nun einmal zur Folge hatte, dass er immer vergaß, worum es ging. Sie hatten über Vampire gesprochen... Ähm, schon klar, dieser Gedanke sollte sich jawohl erübrigen. Dann waren da noch... Ja, was war denn da gewesen...
"Ah! Genau!" Malukhat schnippte mit den Fingern. "Blutbanken! Darüber wollte Draven was wissen!"
Das Kopschütteln aller... Na ja... Fast aller Beteiligten einfach mal geflissentlich übersehend sprach der Erzmagier weiter: "Blutbanken sind sehr beliebt bei Vampiren. Wenn man es direkt umschreiben möchte, kann man einfach nur sagen, dass die Vampire in die Blutbanken gehen wie wir in ein Handelshaus."
Malukhat zuckte mit den Schultern. Er hatte seinen Teil der Arbeit geleistet, Draven alles erzählt, was er bis dahin wusste, und war einigermaßen stolz auf sein mit der Zeit angesammeltes Wissen. Doch dem Weisen muss man seine Weisheit erst entreißen, ging es ihm schlagartig durch den Kopf. So sei nicht nur seine Leidenschaft zum Wissen gedankt, sondern auch Draven, denn er hatte es ihm abverlangt.
Aber - hey! Das würde er dem Erzmagister wohl niemals sagen können. Nein, es auch nicht wollen.
Mit einer kurzen Handbewegung ließ er das Leinentuch wieder bis über den Kopf der Dunmer-Leiche sinken.
"Wir sollten uns nun um die Fundorte kümmern, Erzmagister. Meint Ihr nicht auch, dass wir nun genug Zeit hier unten zugebracht haben?" Er dachte kurz nach. Draven würde schon wissen, was er tat, allerdings kam es dem Erzmagier schon fast so vor, als wolle der Bretone diese Leichenhalle schnellstmöglich wieder verlassen. Normalerweise hätte Malukhat ein solches Verhalten als Schwäche abgetan, aber Draven war nicht schwach, keinesfalls, also wollte er ihm den Gefallen tun, das Aufbrechen von sich aus anzubieten, um den Mann nicht in unnötige Verlegenheit zu bringen.
Tel Aruhn Untergrund, dann Sadrith Mora Umgebung
Ein kleines Wort am Anfang. Ohne Cruel wäre dieser Post nicht derselbe. Danke^^
Zareg hatte es schon fast geschafft, sich in dem labyrinthartigen Geflecht aus Tunneln zurecht zu finden, sich bis zum Ausgang durchzukämpfen, als ihn plötzlich eine Woge der Übelkeit wie der Schlag einer göttlichen Offenbarung traf. Er stolperte über seine eigenen Beine, doch bevor er auf den harten Boden fallen konnte, ließ er sich zur Seite sinken und lehnte sich mit gebeugtem Körper gegen die kalte Wand. Nun war es soweit, er wusste es. Er hatte gehofft, dass er es wenigstens noch bis zur Oberfläche schaffen würde, aber da hatte er sich verdammt getäuscht.
Nicht hier, ging es ihm schlagartig durch den Kopf, als er auf die Knie fiel. Seine Umgebung begann sich um ihn zu drehen, wurde immer schneller und schneller, bis das Bild des Tunnels vor seinem Auge verschwamm. Grausame Stimmen hallten in seinem Kopf wider. Es waren zu viele, er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Und selbst wenn – er wäre nicht fähig gewesen, im Moment irgendeine Information logisch umzusetzen. Die Übelkeit verstärkte sich nur noch, doch ungeachtete dessen presste er seine Hände auf seine Ohren, kniff die Augen zusammen und betete darum, dass dieser Alptraum bald ein Ende finden würde…
Plötzlich: Das Zimmer mit den Leichen. All das Blut, welches ebenso an den Wänden verteilt war. Wie war er hierher gekommen? Die Übelkeit war fast vollkommen niedergezwungen, doch das Gefühl des Schwindels war immer noch zugegen.
Komm zum roten Berg, komm zu mir – Zareg… Die Stimme, die in dem Raum ertönte, von den Wänden widerhallte und zu einer atemberaubenden Lautstärke anschwoll, war so grotesk, dass Zareg sie kaum begreifen konnte. Sie klang wie die verführerische Stimme einer Frau, aber gleichzeitig auch wie der tiefe Bariton eines Mannes, der Schrei eines Klippenläufers. Wie ein gellender Schrei und das leise Seufzen des Windes, der durch das Blätterwerk eines Baumes fuhr. Zareg vermochte es kaum zu beschreiben. Wieder ergriff ihn die Übelkeit, wieder musste er sich anlehnen und der Boden wurde unter seinen Füßen davon gerissen. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst, während etliche ihm unbekannte Worte ans Ohr drangen.
Nein, dachte er sich und presste seine Hände vor das Gesicht, während eine tiefe Finsternis, schwärzer als jede Nacht, die er bis dahin erlebt hatte, ihn umgab, wie eine gähnende Leere, ein unbarmherziger Schleier aus Bosheit.
Rote, Unheil verkündende Wolke, ein Sandsturm, der um die Felsen jagte – seine Geräusche rissen Zareg aus seiner Apathie. Als er sich aufrichtete, stand ein Aschenzombie vor ihm, mit seltsam verzerrtem Gesicht und weißem Haar. Seine Augen glichen schwarzen, leeren Höhlen. Das verkrüppelte Wesen streckte eine Hand nach ihm aus, zeigte mit dem Finger auf ihm. Dann öffnete es den Mund, wollte scheinbar etwas sagen, doch bevor es das vermochte, zerstörte der Sturm seinen Körper, verwandelte ihn in kleine, bläuliche Körnchen feinen Sandes und riss ihn mit sich.
Zareg wusste es. Er wusste es genau – all das spielte sich nur auf der feuchten Oberfläche seiner Augen ab. Und dennoch… Dieses Gefühl der Angst, welches er nicht verdrängen konnte, die Sorge um sich selbst. Was war nur mit ihm geschehen? Wer hatte ihm das angetan? Und dann noch dieser unüberbrückbare Zwang, zur Geisterpforte zu pilgern, sie zu durchschreiten und die Quelle dieser Krankheit ausfindig zu machen.
Ein lauter Schrei, so kräftig und schrill, welcher Zareg die Trommelfelle zu zerreißen drohte, beendete seine Gedankengänge schlagartig. Weitere Schreie, die direkt aus dem Sturm zu kommen schienen, als erzählten sie die Klage des vom Wind gepeitschten Sandes. Doch nun war es kein Sand mehr – weiße Körper, schrecklich deformiert, strömten an ihm vorbei, schienen ihn gar nicht zu beachten. Die Münder weit aufgerissen, die Gesichter verwandelt in hässliche Fratzen der Panik und Todesqual.
„Hört auf!“, brüllte Zareg und ging zu Boden, stützte seine Hände auf dem Boden ab. Sein Körper zitterte, hatte alle Energie verloren. Und dieses ohrenbetäubende Klagegeheul – es war nicht auszuhalten! „Hört auf! Hört auf! Hört auf!“
Stille; körperlich präsentes Schweigen, welches beinahe schon absichtlich hervorgehoben wirkte.
Zareg erkannte sich in dem Tunnelgang – in genau jenem, in dem er zusammen gebrochen war. Nein, das konnte unmöglich sein. Eben war er doch noch…
Es war ein Traum gewesen, er hatte es gewusst. Einer seiner kranken Wahnalpträume, die er selbst dann hatte, wenn er wachte. Oder eher: Die er besonders dann hatte.
Er spürte, dass seine Augen weit aufgerissen waren. Mit den Händen schlug er einmal, noch einmal und noch ein drittes Mal auf den Boden, um auch sicher zu sein, dass er sich demnächst nicht wieder im freien Fall befinden würde, dass dieser Stein echter Stein war.
Und ja, das war er. Erleichtert stellte er also fest, dass es vorbei war. Diesmal.
Mit dem Handrücken wischte er sich über seine von kaltem Schweiß benetzte Stirn. Sein Körper fühlte sich auf einmal so schwer, so unbelastbar an, als wäre ihm all seine Kraft entzogen worden. Zareg fühlte sich noch schwächer als während seiner Wahnsvorstellungen. Komm zum roten Berg, hatte die Stimme ihm gesagt.
„Nein“, antwortete er mit fester Stimme und machte sich auf wackligen Beinen auf in Richtung Ausweg.
Zareg erreichte erst nach einiger Zeit völlig fertig und verstört die Oberfläche und war erstaunt, als er sah, das es hell war. Er hatte gedacht, dass es vielleicht Abend oder Nacht sein könnte, aber dass es Nachmittag oder Vormittag sein könnte hätte er nicht für möglich gehalten. Noch einmal wurde das Bild vor seinen Augen von den elendigen Fratzen dieser Wesen ersetzt und noch mal zeriss ein Schrei den helllichten Tag. Seufzend stützte er sich an den Torrahmen. Er war eigentlich froh, dass der “Wahn“ vorbei war und das er auch dabei keine Menschen verletzt hatte, doch diese schrecklichen Bilder und Stimmen, die er dabei gehört hatte, würden er sicher wieder in seinen Alpträumen vorfinden. Er atmete tief ein und während er seine Luft ausströmen und dabei seinen ganzen Kummer und seine Angst in einem einzigen Strom Luft erstickte und in die Welt entströmen ließ, machte er sich auf den Weg.
Wieder konnte er es kaum fassen, dass es helllichter Tag war. Anscheinend hatte er dort unten, während seines “Wahnes“ das Zeitgefühl verloren gehabt. Naja, eigentlich machte dies keinen Unterschied für ihn, er würde so und so mit Draven und Malukhat über das Geschehene reden müssen. Den “Wahn“ würde er aber verschweigen. Dies würde sicher nur Misstrauen erwecken und die sowieso schon eigenartige missmutige Gemeinschaft der Magier noch mehr zerrütten.
Die strahlende Sonne, der Reif, der sich überall angesetzt hatte und das glasklare Eis, dass das Meer überzogen hatte, standen im Gegensatz zu Zaregs Stimmung. Gedankenverloren schritt er so dahin und musste immer wieder nachdenken, was sein Ziel war: Sadith Mora. Die zusätzliche Kälte der Witterung störte ihm kein bisschen und er wanderte so dahin. Als er am Ufer angelangt war, vermochte er erst beim zichsten Anlauf, genug Konzentration und Willen aufzubringen, den Zauber zu wirken, um über das Wasser gehen zu können, bis er schlussendlich draufkam, dass das Wasser ohnehin zugefroren war. Zumindest war es von einer Eisschicht überzogen und ein “Feder“ - Zauber, der sein Körpergewicht um einiges verringern würde, hätte wohl gereicht. “Wenigstens muss ich nicht darauf achten, ins eiskalte Wasser zu fallen“, dachte er sich.
Er wusste nicht, wie wenig Zeit vergangen war, als er das andere Ufer erreicht hatte, die Insel überquert und weiter auf die nächste Insel, Sadith Mora, zuging, als er ein Geräusch vernahm. Irgendwie klang es wie ein fernes Kreischen, oder so etwas in der Art und ein komisches Flattern in der Luft vernahm er ebenfalls. Er ging so dahin und lauschte dem Geräusch. “Es kommt immer näher, was ist das nur?“, träumte er so dahin, als etwas auf seinen Rücken traf und ihm aus seinem Dahinwandeln, aufwachen ließ und er wieder voll in der Realität war. Zareg drehte sich um und sah schon den Klippenläufer mit seinem keulenartigen, spitzen, Schwanzende, dass er als Waffe benutzte. Nun war Zareg irgendwie sauer. Ein Zorn breitete sich in ihm, denn er nicht begreifen zu vermochte und bevor er überhaupt wusste was geschah, hatte er seinen Zauberstab genommen und mit voller Wucht auf den Klippenläufer eingeschlagen. Das Vieh kreischte und zeigte zahlreiche Wunden auf. Es versuchte gar zu fliehen, doch es schaffte es nicht. Zareg ließ all seine Wut in einem riesigen Feuerball strömen und warf ihn auf das verzweifelte Biest. Die Flügel des Tiers fingen Flammen und es verbrannte bei ganzem Leib. Verwirrt dachte sich der Meister der Telvanni, was schon wieder in ihm gefahren war. Pure Wut hatte sich in ihm ausgebreitet gehabt, wie ein Geschwür, das in ihm wohnte und immer wieder ausbrechen zu vermochte.
Der Weg nach Sadith Mora war gleich abgelaufen, wie vor dem Angriff des Klippenläufers. Irgendwie war er ohne an irgendwas zu denken, nur gewandert und befand sich nun wieder im Gasthaus, wo sie am ersten Tag in Sadith Mora gewesen waren. Leicht verwirrt stellte er fest, dass niemand von den anderen hier war. “Mir doch egal“, stellte er nach einiger Zeit fest und bestellte sich was zu trinken.
Roter Berg - Dwemerruine Odrosal
Es schien, als wäre der Luft jedes Leben entzogen worden. Heiss, trocken und absolut gleichmässig trieb sie den Sand und Staub vom Berg hinab direkt in Revans Gesicht. Dieser hüllte seinen Umhang noch mehr um sich, was aber nicht viel brachte. Es war, als ob ihn der Berg vom weitergehen abhalten wollte. Doch was ein Grossmeister ist, lässt sich von einer Mütze voll Wind, wie Revan murmelte, nicht von seinem Vorhaben abbringen.
Die Sandkörner fuhren wie Nadelspitzen in die ebenholzfarbene Haut des Dunmers, der einsam und alleine den Berg bestieg. Mittlerweile war die Sichtweite auf knapp 100 Meter gesunken. Ausser dem Pfeifen des Windes war keinerlei Geräusch zu hören, nur ganz selten ein in der Ferne kreischender Klippenläufer, wobei sich Revan nicht sicher war, ob er sich dieses Geräusch nur einbildete.
Nun wurde der Berg so steil, dass ein einfaches Klettern nichts mehr nutzte. Der Grossmeister benutzte seinen Levitationszauber und schwebte das steile Stück hinauf. Als er oben angekommen war, schlug ihm eine ungeheure Hitze entgegen, die trotz der natürlichen Feuerresistenz der Dunkelelfen sehr warm erschien. Ein Angehöriger einer anderen Rasse hätte vermutlich längst das Weite gesucht. Leicht amüsiert dachte Revan an einen halbnackten Nord, der sich in diese Gegend verirren sollte.
Das Lachen verging ihm aber schnell wieder, als ein Stoss heisser Luft ihn fast von dem Plateau zu stossen drohte. Die ausgezeichnete Balance des Dunmers hielt ihn jedoch sicher oben.
Unten brodelte die Lava des Vulkans. Hier unten, tief unter dem Vulkan selbst sollte Dagoth Ur sein Dasein fristen..
Revan überkam der Wunsch, mal nachzusehen, ob die Gerüchte stimmen. Nur seine Vernunft hielt ihn von diesem Vorhaben ab. Odrosal musste sich nun südöstlich von seiner Position befinden. Sein Orientierungsvermögen half dem mächtigen Dunmer, sich instinktiv in die richtige Richtung zu wenden. So steil war der Berg an dieser Stelle, dass der Grossmeister einen beherzten Sprung wagte. Im Fall sprach er mit stoischer Ruhe einen Zauberspruch, der ihn langsam und sicher nach unten gleiten liess. Er konnte seine Schritte noch soweit lenken, dass er zu der Dwemerruine trieb, die er zu besuchen beabsichtigte.
Unten erspähte er mehrere Monster, zweifelsohne daedrischer Herkunft. Ein Ogrimtitan stapfte langsam über die Steine, wo die sprunghaften Schrittchen eines Clannbann ausserordentlich graziös anmuteten.
Der Grossmeister der Morag Tong holte Taulmaril, den er zu diesem Zwecke bereit gemacht hatte, von der Schulter und legte gleich zwei Pfeile ein. Nur den Bruchteil einer Sekunde später bohrten sich zwei Pfeile mit tödlicher Genauigkeit in den Kopf des Titanen. Ehe der Clannbann reagieren konnte, durchbohrte ein Pfeil seine harte Kopfplatte und liess ihn tödlich verwundet zu Boden sinken. Wenig später sank auch Revan zu Boden, einen weiteren Pfeil eingelegt und die Umgebung beobachtend. Nichts.
Diese Dwemerruinen waren alle gleich aufgebaut. Revan musste nicht lange suchen und er fand eine Kurbel, welche die schwere runde Tür aufschwenken liess. Eine halbe Minute später befand sich der Dunkelelf in der ehemaligen Dwemerfestung Odrosal.