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Mit pochenden Kopfschmerzen erhob sich Otr schlaftrunken.
Diese Insel tat ihm nicht gut, mit diesen unruhigen und mit Träumen durchsetzten Nächte. Otr torkelte mit der Hand am Kopf zur Werkzeugmacherei. Bei der dortigen Quelle angekommen schöpfte er Wasser und wusch sich das Gesicht. Das kalte Nass linderte seine Schmerzen nur ein wenig.
Doch er wollte sich durch die Schmerzen nicht den Tag vermiesen lassen, also ging er zum Leuchtfeuer, da er dort viele vermutete. Beim Leuchtfeuer angekommen flutete ein Stimmengewirr auf ihn ein, welches er nicht mit diesen Kopfschmerzen ertragen konnte.
Also kehrte er wieder zur Werkzeugmacherei zurück, fühlte seinen Wasserschlauch und beschloss einen Spaziergang im Wald zu machen. Während er durch den Wald ging verspürte er eine Verbesserung seiner Schmerzen und setzte daher, frohen Mutes sie loszuwerden, den Spaziergang fort.
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"Den Stab zu benutzen ist meiner Meinung nach zu gefährlich. Am Ende enden wir alle als Steinstatuen. Davon hätte niemand etwas, weder die Kultisten noch wir. Ich kann auch nicht glauben das noch Schriftstücke dort sein könne, Papier verfällt sehr schnell wenn es nicht richtig gelagert wird, ich hab mal in einer Bibliothek gerarbeitet, damit kenne ich mich also aus, der Schauplatzt ist über hundert vllt sogar mehrere hundert Jahre alt, die Wahrscheinlichkeit etwas Geschriebenes zu finden ist gering. Was wir eher finden könnten wären Inschriften auf Stein, ja das wäre möglich, doch ich kann mir nicht vorstellen wie die uns helfen können."
Balthasar dachte kurz nach
"Auf der anderen Seite ist es aber natürlich besser als nichts zu tun. Was halten die anderen davon?"
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Als der erdige Boden unter seinen Füßen härter wurde, schaute Otr nach unten und fluchte. Da war sie wieder...die überwucherte Straße.
Wieso lenkte das Schicksal seine Schritte immer wieder auf diese Straße?
Da er jedoch heute noch nichts vorhatte und seine Kopfschmerzen fast ganz verschwunden waren, beschloss er sich noch etwas umzusehen.
Er ging einige Meter nach Norden in Richtung der Ruine, kehrte jedoch wieder um, weil er Angst hatte, dass die Versuchung den Stab zu benutzen, zu groß werden könnte.
Also ging er nach Süden auf die Felswand zu, wobei ihm dabei auch nicht wohl war, denn dort lag die Höhle, in welcher er gefangen war. Obwohl sie verschlossen war, machte sie ihm immer noch Angst.
Bei der Felswand angekommen ging er zuerst einmal in beiden Richtungen an ihr entlang, um einen möglichen Weg hinauf zu finden. Denn was auf dem Plateau lag, entfesselte auch Otrs Neugier.
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Otr musste einen langen und beschwerlichen Aufstieg auf sich nehmen, der ihn ob der steilen Serpentinen fast den Atem raubte - trotzdem fiel ihm auf, dass die Serpentinen von einer intelligenten Macht angelegt damals angelegt sein mussten - doch diese waren augenscheinlich in der Lage, wie Bergziegen diese Abhänge hochzuklettern...
Als er dann endlich oben angekommen war, konnte er ein riesengroßes Areal erkennen, welches ebenfalls dichtbewuchert von Pflanzen war, ihm fiel jedoch auf, dass dieses Blattwerk und die gesamte Flora wie Miniaturausgaben wirkten... alle Bäume, alle Farne, jedwede Pflanze war nur gut ein Drittel so groß wie Jene Pflanzen, die er aus dem Dschungel kannte.
Und dort... dort, wo das Brunnenloch liegen musste... dort erhob sich eine steinerne Säule gut drei Schritt in die Luft.
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Erschöpft blickte er sich auf dem Plateau um. Was er erblickte, faszinierte ihn, nicht nur diese kleinen Pflanzen, sondern auch die turmartige Säule, die sich über dem Brunnen erheben musste, der ihn so verängstigt hatte.
Er beschloss jedoch die Säule zuerst außer Acht zu lassen und sich die Pflanzen genauer anzuschauen, möglicherweise gab es ja einen Grund für ihre Größe. Dies war jedoch nicht der einzige Grund, er wollte auch nach Lianen oder ähnlichen Dingen suchen, aus denen er sich eine Art Leiter bauen konnte, um sich den Abstieg zu erleichtern.
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Otr untersuchte die Pfllanzen und konnte feststellen, dass der Boden hier ungewöhnlich schwarz und dunkel war, die Erde extrem fruchtbarer Humus hier oben... jedoch schienen die Pflanzen kümmerlich und unterentwickelt und dann konnte der Mann tatsächlich kleine Tonbehälter finden aus Denen sacht duftend ein bitterer Gestank ausging...
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Etwas enttäuscht, dass er keine Lianen oder sonstigen zum Klettern brauchbare Pflanzen gefunden hatte, da hier alles sehr verkümmert war, genehmigte er sich ein wenig Humus.
Vorsichtig griff Otr mit der Hand in den fruchtbaren Boden und holte etwas Erde heraus. Das Gefühl des guten Humus auf der Hand hellte sein Zwergengemüt. Langsam ließ er ihn durch die Hand rieseln und genoss das Kribbeln das fallenden Humus auf seiner Hand.
Nachdem der Humus hinunter gerieselt war, hob er wieder ein wenig auf, steckte ihn sich in den Mund und aß die gute Erde, so wie es die Zwerge gerne einmal zu tun pflegten.
Als er dieser alten Angewohnheit nachgegangen war, schritt er zu dem Tongefäß und besah sich dessen Inhalt genauer.
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Raa Mons fassungsloser Blick folgte Umbra, der zielsicher im Blätterwerk verschwand.
Der Kerl war ernsthaft noch durchgedrehter als sonst!
Moment, wollte sie hier etwa stehen bleiben?
Sie riss sich aus ihrer Starre und stolperte ihm hinterher, bevor er vollständig aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.
Ihre kurzen Kinderbeine mussten fast rennen, um mit dem Mann schritt zu halten. Sie hatte keinerlei Orientierung. Raa Mon beschlichen leise Zweifel: Was, wenn Umbra sie noch tiefer in den Dschungel führte?
Zweimal strauchelte sie auf einem glitschigen Baumstamm - dank der beiden "Waffen" in ihren Händen, die ihr das Balancieren erschwerten - und fast hätte sie Umbra dabei aus den Augen verloren.
Bei nächster Gelegenheit sollte ich mir einen Kompass zulegen, beschloss Raa
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"Ich muss euch widersprechen, Balthasar. Meiner Meinung nach macht es nämlich durchaus Sinn nach weiteren Schriftstücken zu suchen. Wenn wir nämlich Glück haben, haben die Bewohner der Insel nämlich Pergament benutzt, und das hält sich deutlich besser als normales Papier. Und selbst wenn es sich um Papier handeln sollte, kommt es immer noch darauf an, wie hoch der Holzgehalt im Papier ist. Je höher dieser nämlich ist, desto besser erhält es sich. Bedauerlicherweise wird heute allerdings vornehmlich minderwertiges Papier verwendet."
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Carmen saß noch immer bei Balthasar und dem Richter. Zwar lauschte sie ihrer gelehrten Unterredung, doch ihre Herkunft konnte sie nicht verleugnen: "Dieses Gefasel von Papier wir diese verfluchten Echsen wohl kaum aufhalten!", dachte sie verbittert. Sie fühlte sich mal wieder allein und hilflos, denn ihr schien, als könnte sie nichts tun. Und es war schon lange her, seit sie Torben das letzte Mal gesehen hatte.
"Ich geh in den Dschungel."
Und wenn sie nicht so nah am Meer gewesen wäre, der Tropfen an ihrer Wange hätte eine Träne sein können. Doch (sonst) äußerlich ungerührt durchforstete Carmen den ihr unbekannten Teil des Dschungels und schaute häufiger nach oben.Auch zu den Baumkronen.
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"Nun da es wohl sonst nichts gibt was wir tun können, wäre es wohl nicht weise diese Ruinen zu ignorieren. Die Möglichkeit irgendetwas zu finden oder herauszufinden ist sicher verlockend aber, und darauf wollte ich hinaus, es ist unwahrscheinlich und der Aufenthalt in der Nähe des magischen Artefaktes sehr gefährlich, das sollte man im Auge behalten.
Auch gut möglich das andere Gefahren dort lauern.
Deswegen wäre es vielleicht besser wenn, neben denen die in der Lage sind die alten Schriften die möglicherweise dort zu finden zu entziffern, auch einige mitkommen die mit dem Umgang einer Waffe bewandert sind."
Balthasar blickte kurz zum Urwald.
"Und wir sollten bald aufbrechen, ich möchte nicht dort verweilen wenn es dunkel wird. Nennt es Angst aber man sollte sein Glück nicht herausfordern."
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Otr konnte erkennen, dass die Behälter aus gebrannten Ton waren und der Zahn der Zeit stark an ihnen genagt hatte. Er konnte außerdem an diversen wachs- und korkartigen Überresten erkennen, dass die Behälter einstmals sicher versiegelt gewesen waren.
In den Scherbenhaufen oder intakten Behältern konnte er tiefschwarze formlose Klumpen erkennen, die so bitter stanken... und die er mit genug Phantasie als Gedärm erkennen konnte.
Umbra hatte Glück, er konnte das Lagerfeuer ohne große Schwierigkeiten erreichen.
Carmen schlug sich in den Dschungel, sie folgte einem gewundenen Pfad und stieß schließlich auch auf die große Straße von Nord nach Süd, welche die Insel in zwei Teile zu teilen schien und unschlüssig sah sie sich um...
In den Baumkronen selber hatte sie nichts gefunden oder gesehen.
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Thomas guckte Balthasar kurz an, bevor er mit einem Nicken fortfuhr.
"Ich stimme euch zu. Ohne Eskorte könnte es womöglich gefährlich werden."
Er wandte sich den anderen Expeditionsmitgliedern zu.
"Also gut: Wer von euch ist bereit mitzukommen?"
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Daeron stampfte mit seinem Hammer auf den Boden.
"Ich habe zwar keine Ahnung von den alten Orten, Zeichen und Reliqiuen, aber sollte es zum Kampf kommen, stehe ich euch gerne bei!"
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"Ich komme natürlich auf jeden Fall mit. Falls wir irgendetwas finden sollte ich es analysieren und gegebenfalls übersetzen können."
Bisher hatten sich neben ihm nur einer der wackeren Zwerge und Thomas gemeldet. Eine Mindestgröße von 4 oder 5 Mann sollte der Erkundungstrupp aber schon haben.
Daher wartete Balthasar das sich noch einige Freiwillige melden würden.
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Carmen betrachtete den Weg, der vor ihr lag. Ihr Blick wanderte umher, bis er im Süden die Felswand traf. Von diesem Ort hatte ihr der Zwerg erzählt, wenn sie sich recht erinnerte. Sie legte den Kopf schief, als denke sie nach und ein Geistesblitz schien sie zu treffen.
Sie rannte zurück zum Leuchtfeuer und brannte die Spitzen einiger Äste an, so dass sie diese wie Kohlestifte verwenden konnte. Dann nahm sie das kostbare Stück Pergament aus ihrem Besitz und schritt vom Leuchtfeuer aus im Uhrzeigersinn und im schnellen Schritt die Insel ab. Dabei skizzierte sie den Strand auf ihr Pergament.
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Vor Schreck stolperte Otr zurück, als er erkannte, dass in diesem Topf einmal Gedärme gewesen waren, und flog über einen kleinen Baum.
Schnaubend rappelte er sich wieder auf und blickte sich verlegen um, doch da fiel ihm ein, dass er ja alleine hier oben war. Zumindest hoffte er das.
Seine Gedanken kehrten nach diesem Unfall jedoch schnell wieder zu dem Topf zurück.
„Wieso bewahrt jemand Gedärme in einem Topf auf?“, fragte er sich.
Langsam näherte er sich wieder dem Gefäß mit zu gehaltener Nase und betrachtete es. Angewidert versuchte er eines dieser Gefäße hochzuheben. Bei dem ersten brach der Henkel ab, als sich seine Hand um ihn schloss. Beim zweiten hatte er mehr Glück.
Also hob er das Gefäß hoch und schüttete etwas von seinem Inhalt auf eine Pflanze.
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Die Arbeit ging der geschickten Carmen gut von der Hand, auch wenn sie sehr lange unterwegs war und manche Orte aus Zeitgründen nur von der Ferne aus betrachten konnte, gelang es ihr schließlich - im Uhrzeigersinn - die Orte der Reihe nach aufzusuchen.
So stieß sie zuerst auf den Obsthain, dann auf das Schiff, welches Thomas entdeckt hatte, und dass leicht beschädigt, doch mit deutlichen Spuren von Kampf dalag, dann stieß sie auf die Höhle im Süden, in der einst Umbra für längere Zeit verschwunden war.
Schließlich stieß sie auf die Straße, welche die Insel unterteilte und fand im Norden die Ruinenstadt vor, später das Schlachtfeld und getreulich trug sie alle Orte der Reihe nach in ihre Karte ein...
Als Otr das Tongefäss umkippte, konnte er erkennen, wie sich das Gedärm durch die lange Lagerung löste, die trockenen Überreste sich in hauchzarten Staub verwandelten und die einst schön anzusehende - aber mickrige - Blume eingehüllt wurde und sofort einging, vertrocknete, schließlich in Windeseile vor sich hin faulte...
Und er konnte erkennen, dass ein Teil der Wolke durch einen Windhauch Richtung Dschungel getragen wurde...
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Raa Mon war sehr erleichtert, als Umbra und sie sich aus der Vegetation schälten und auf den Lagerfeuerplatz traten.
Die Anwesenden beachteten die beiden nicht weiter. Sie standen mit ernsten Mienen am Lagerfeuer und beredeten etwas. Soweit Raa das aus den Gesprächsfetzen verstanden hatte wollten sie irgendwo hingehen. Offenbar ging es um etwas wichtiges.
Vielleicht sollte sie ihnen doch erst später von den Vorkommnissen erzählen.
Gerade meldete sich Balthasar, die Gruppe zu begleiten.
"Ich komme auch mit!", rief Raa Mon und stellte sich voller Tatendrang neben den Gelehrten.
"Wohin geht es denn?"
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"Wir? Nun bisher haben sich Thomas, ich und Daeron darauf geeingt das wir zurück zu den Ruinen gehen und schauen ob wir vielleicht etwas dort finden können."
Balthasar fiel ein das es dort gefährlich sein könnte.
"Willst du wirklich mitkommen? Die Ruinen sind vermutlich kein sicherer Ort."