-
Wortlos blickte er sie weiter an , starr wie ein Tier das auf seine Beute lauerte, wippte mit seinem Kopf sachte hin und her und strütze sich mit seiner Linken nach vorne an der Wand ab die der Frau im Rücken lag.
"Schweigt und fahrt weiter , sonst töte ich der Kutsche treusten Reiter, kraa," krächste er schliesslich mit leise einprägsamer Stimme und fuhr mit seiner rechten demonstrativ zu seinem Rapier am Gürtel.
" Ein Stich durch die dünnen Wände , bohr ich es ihm ins Kreuz ...unbeschwert und ganz behände , kraaaa !"
-
"MEWOOWZ", Muffin schrie auf als Liudvika das Tier noch fester an ihre Brust drückte. Dann hatte sich das Tier endlich befreit und sprang auf den Boden um sich unter der Bank zu verstecken. Liudvika hatte es die Sprache verschlagen. Verschrect drücte sie sich an die Wand. Unentschlossen ob sie es risieren sollte oder nicht. Einige Sekunden pollterte der Wagen weiter ohne das im Innern etwas geschah. Liudvias Rundungen hüpften auf und ab, jedes Mal wenn eines der Räder durch ein Loch fuhr.
Dann überdachte sie ihre Chancen zu fliehen, sobald der Kutscher die Pferde erst zum Stehen gebracht hätte.
"Sie können doch nicht einfach....Meine Schreie haben Aufmerksamkeit erregt, mit Sicherheit.... was wollen sie? Geld? Wieviel? So lassen sie mich doch in Ruhe!"
Sie konnte dem Mann nicht in die Augen sehen. Geschweigedenn die Mase ansehen. Gefährlich nahe schwebte die Spitze der Schnabelmase vor ihrem Gesicht und diese seine Bewegungen machten ihr Angst. Sie hatte es mit einem Irren zu tun, warum machte sie sich überhaupt die Mühe zu reden?
-
Die Ereignisse dieses alleinigen Tages übertrafen die der letzten Jahre um Welten!
Nicht nur, dass sein Besuch beim Schneider – dem er alles andere als erfreut entgegen geblickt hatte – sich als äußerst belustigend herausgestellt hatte, nein: sein Instinkt – denn es war nichts anderes gewesen – hatte ihn in dieses Gasthaus geführt. Dieses dreckige, übelriechende Gasthaus mit seinen volltrunkenen Schmarotzern und Tagedieben, die nichts besseres als Saufen, Fressen und den Frauen nachstellen zu tun hatten. Und in eben jener heruntergekommenen Lokalität hatte er diese ungewöhnliche Frau getroffen; ungewöhnlich, da diese zierliche Person sich mit dem grobschlächtigen, hünenhaften Wirt angeleckt hatte und dabei vor Selbstvertrauen schier zu platzen schien. Ungewöhnlich, da sie sich unerwartet als eine Person entpuppt hatte, die über die Fähigkeiten verfügte, Elemente zu kontrollieren – ebenso wie Marxzes selbst. Ungewöhnlich, weil sie etwas an sich hatte, das ihn dazu veranlasst hatte, dieser für ihn völlig Fremden spontan zu helfen. Dass sie dabei sicherlich bemerkt hatte, dass er ebenfalls über solche Fähigkeiten verfügte, war ihm bewusst. Eine Schlange erkennt die andere, so sagte man schließlich.
Am ungewöhnlichsten jedoch war mit Abstand sicherlich ihr Äußeres: Haar, dessen Farbe an den Himmel an einem kalten Wintermorgen erinnerte, strahlend Blaue Augen mit der Tiefe eines Ozeans und eine Haut, die eine Färbung wie das blasse Mondlicht besaß. Er hatte schon viel von ihnen gehört, gesehen hatte er sie bis zum heutigen Tage noch nie: Flussmenschen. Und sollten alle Geschichten, die ihm früher über dieses Volk erzählt worden waren, stimmen, so schienen sie ihm jetzt – im Angesicht einer Flussmenschfrau – vollkommen absurd. Wenn so barbarische Monster aussahen, wollte er nicht wissen, wie dann erst die Engel aussehen mochten. Die Stimme der Frau, die ein „Danke“ gehaucht hatte, klang melodisch und sanft in seinen Ohren.
„Kein Grund, mir zu danken.“, sagte Marxzes und sah seine unbekannte Fremde mit unverhohlener Faszination an.
-
Sinda wartete, dass der mann noch etwas sagen würde, doch sie stellte iritiert fest, dass er sie nur weiter anstarrte. Mit einem weiteren Blick auf die untergehende Sonne erwiderte sie: "Ich glaube, ich sollte mich jetzt auf den Weg machen." Sie wusste zwar noch nicht, wohin sie eigentlich gehen sollte, aber bis jetzt hatte sie noch immer ein leerstehendes Haus oder einen anderen Unterschlupf gefunden. Sie hatte kein Verlangen mehr danach sich in den anderen Herbergen nach einem Zimmer zu erkundigen. Es gab nur noch wenige, die ihr einen fairen Preis machten geschweige denn ihr ein geeignetes Zimmer anboten.
Natürlich hatte sie gemerkt, dass der andere auch über magische Fähigkeiten verfügte. Jedoch war ihr Misstrauen stärker und sie wollte sich nicht so schnell irgendeinem Fremden anschließen. Noch dazu, wenn er sie so merkwürdig anstarrte. Entweder hatte er schon länger keine Frau mehr gesehen, oder es lag wie so oft daran, dass sie anders war. Resigniert schloß sie kurz die Augen, und zog die Kapuze wieder über den Kopf. Auch wenn es dunkel zu werden begann, wollte sie kein Risiko eingehen.
-
"Geld ? ..Geld , ja Geld habt ihr gewiss zu Hauf, kraaa da kann ich wetten drauf. Fett gefressen wie ein Schwein ....ist deine Seele nun gleich MEIN," krächzte Lysep als er die Frau angewiedert zu mustern begann und ein röchelnder Husten seine von Asche und Brand zerfressene Lunge marterte. " Du wirst brennen und die Wahrheit dann erkennen , kraa geläutert und gepeinigt ....wird deine Seele ..dann gereinigt," hustete die maskierte Gestalt gurgelnd und krächzend weiter und neigte sein Haupt ein Stück zum Fenster um hinaus zu blicken," Wo ist euer Haus , du fette degadente Maus ..."
-
Das Husten dieses mysteriösen Mannes nahm ihr die Angst vor ihm. Als die Kutsche geringfügig langsamer wurde, weil sie um eine Kurve donnerte und er aus dem Fenster sah, sah sie ihre Chance.
"Mein Haus wirst du niemals sehen!", schrie sie und hob ihr Knie um ihn intim zu verletzen. Abgelenkt wie er war öffnete sie die gegenüberliegende Tür und lies sich in der Kurve aus der Kutsche fallen. Die Katze zog sie an der Leine hinterher.
Schmerzhaft landete Liudvika auf ihrem breiten Hinterteil, das Tier glücklicherweise auf ihrem Bauch.
Schnell sah sie sich um.
Die Kutsche war schon einige gute Meter weiter Der Kutscher hielt noch immer seinen Hut krampfhaft fest. Die Pferde hatten Schaum vor den Mäulern. Hoffentlich, oh hoffentlich würde er ihr nicht hinterherkommen!
Dann blickte sie sich weiter um, suchte nach Passanten, die ihr Hilfe bieten könnten.
Sie war wieder vor der Kneipe und dem kleinen Dekorationsgeschäft.
Sie waren im Kreis gefahren!
Der gute Kutscher, hoffentlich passierte ihm nichts. Aber nun musste sie erstmal an sich denken.
Vor der Kneipe stand ein eigentümliches Pärchen. Offensichtlich ein Liebespaar, denn die blickten sich so intensiv in die Augen, das sie ihre Umgebung völlig vergaßen.
"Helft mir! Bitte helft mir, ich wurde überfallen!", sie raffte ihre Röcke zusammen und lief auf die beiden zu.
-
Welch ein Schmerz , was eine Dummheit ....wie Blitzschlag durchfuhr es seinen Körper. Er verfluchte sein Leib , das husten und die Sekunde der unachsamkeit....aber vorallem dieser husten , seine Lungen , sein verfluchter Körper. Es wurde immer schlimmer, immer häufiger.
Vom Schmerz betäubt, zusammengekauert wie ein Kind verkrampfte sich sein Körper und kippte zu Boden.
" Hexe , verfluchte HEXE," schoss es ihm fast zeitgleich mit den Worten des alten Rabenführer durch den Kopf," Lysep, du solltest damit aufhören , das Feuer zerrt an deiner Gesundheit, du bist nicht mehr der Jüngste und vorallem nicht der gesündeste
....HÖR AUF !"
Er hasste es sich immer wieder die Ratschläge des alten Greises anhören zu müssen,
" ...verfluchter alter Krüppel ...," knurrte er und biss sich, um Luft ringend auf die Zähne.
Er musste hier raus , er musste aus dieser Kutsche. Nein , er konnte die Fette nicht einfach so davon kommen lassen nicht SO , nein.
Zitternd zog er sich auf die Beine, öffnete sein Mantel und fingerte in einen der Beutel herum.
Unter dem verbissenen murren einiger unverständlicher Worte schleuderte er das Pulver aus der Hand , die noch eben im Beutel steckte und verteilte es in der Kutsche.
Es brauchte nur ein Funken , ein Hauch ...ein Fingerstreich und die Luft würde sich entzünden.
....und wieder bog die Kutsche um die Ecke, hastig vorran gepeitscht vom Kutscher als Flammen aus den Fenster stachen und um das Holz des Wagens peitschten. " FEUER , FEUER," hallte es durch die Menschenüberfüllten Gassen, als die Kutsche von den Flammen verzehrt wurde.
-
So sehr, wie die Frau ihn faszinierte, so sehr verwirrte ihn nun ihr Verhalten; ein junges Mädchen – dazu noch eine Angehörige eines geächteten und verunglimpften Volkes – wollte sich „auf den Weg“ machen, obwohl sie offenkundig nicht wusste, wohin. Dies erkannte Marxzes an der Resignation, die sich deutlich in ihrem Gesicht wieder spiegelte, das nun erneut im halben Schatten ihrer Kapuze verschwunden war. Eine durch und durch ungewöhnliche Frau, in der Tat!
„Wartet doch!“, hörte sich der Einsiedler selbst sagen und bemerkte, dass in seiner Stimme ein flehender Unterton mitschwang. Hatte diese Frau ihn wirklich so tief beeindruckt? Offensichtlich, denn er hörte sich weiterhin fragen: „Zu solch’ später Stunde allein durch die Straßen zu wandeln scheint mir nicht sehr sicher für eine junge Dame wie euch. Vielleicht kann ich euch begleiten?“. Und um eine mögliche, peinliche Zweideutigkeit zu vermeiden, fügte er rasch hinzu: „Natürlich nur bis zu eurem Ziel, versteht sich.“.
Innerlich kam sich Marxzes wie ein gewaltiger Idiot vor; er benahm sich wie im schlimmsten Alter, in denen Jungs langsam merkten, dass an Mädchen doch mehr dran war, als man eigentlich vermuten konnte. Und sich entsprechend versuchte, vor ihnen groß zu tun. Diese Albernheiten hatte er doch schon seit Jahren hinter sich gelassen! Und nun benahm er sich, als wäre er noch nicht mal trocken hinter den Ohren! Was war – verflucht noch mal! – los mit ihm?
Marxzes konnte im Gesicht seiner neuen, bisher jedoch namenlosen Bekanntschaft, keinerlei Reaktion erkennen; dafür lag zu viel Schatten in ihrem Gesicht. „Mein Name ist übrigens Marxzes.“, sagte er, in der Hoffnung, dies würde das unsichtbare Eis, das zwischen ihnen bestand, zumindest ein wenig brechen. Und während er – mit eigentlich viel zu starkem Herzklopfen! – auf eine Reaktion der Unbekannten wartete, klang eine laute, hysterisch wirkende Frauenstimme an sein Ohr. „Helft mir! Bitte helft mir, ich wurde überfallen!“.
-
Als ihr Gegenüber leicht ins Stottern geriet, musste Sinda fast lächeln. Obwohl sie ihn erst vor einigen Minuten getroffen hatte, schien sie einen gewissen Einfluss auf ihn zu haben. Welcher Art sein Interesse nun wirklich war, würde sie noch herausfinden. War er nicht schon etwas zu alt, um sie wie ein Schuljunge bis zu ihrer Tür zu begleiten? Abgesehen davon wusste sie ja nicht einmal, wo diese Tür liegen würde. Geschweige denn, ob sie überhaupt ihre Schritte bis zu einer Tür lenken würde. Es war immer noch offen, ob sie heute des Nachts ein Dach über dem Kopf haben würde.
Aus dem Augenwinkel registrierte Sinda eine gewisse Unruhe. Eine Kutsche preschte in halsbrecherischen Tempo aus einer Gasse und an ihnen vorbei. Eine recht beleibte Frau schien aus einer Kutsche gefallen zu sein. Als ihr Gegenüber ihr seinen Namen nannte, der von dem Geschehen nichts bemerkt zu haben schien, wurden sie von den Hilfeschreien der hysterisch kreischenden Dame unterbrochen. Sindas Kopf ruckte in die Richtung in der die Kutsche verschwunden war, als diese Feuer fing und regelrecht mit lautem Getöse explodierte. Was zum Teufel war in dieser Stadt los?
In ihren Augen spiegelte sich das flackernde Feuer und sie wich instinktiv ein paar Schritte zurück, bis sie an eine Mauer stieß. Feuer Nicht nur, weil sie das entgegengesetzte Element beherrschte, hatte sie dieses von je her gefürchtet. Als Flussmensch war ihr eine natürliche Scheu vor größeren Flammen angeboren. Natürlich fürchtete sie sich nicht vor Kerzen, doch hier war eine ganze Kutsche in Flammen aufgegangen. Eines der Pferde hatte es geschafft sich von dem Gefährt zu befreien. Das andere bäumte sich noch immer wild auf, jedoch sah man auch, dass es verletzt war. Den unglücklichen Kutscher hatte es vom Bock geschleudert. Er lag zusammengesunken an einer Häuserwand, bewusstlos oder tot konnte das Mädchen nicht sagen, doch an seinem Kopf klebte Blut. In der Hand hielt er noch immer seinen Hut, den er während des wilden Rittes verzweifelt an sich geklammert zu haben schien.
Noch immer schrie die Dame, die sich jetzt auf sie zu bewegte. Sinda blickte sie an, als wäre diese verrückt geworden. Eigentlich wirkte es gerade so auf sie, als wäre die ganze Welt verrückt geworden.
-
Explosionen an einer hölzernen Kutsche, hatte er das falsche Pulver verwendet oder zu viel ... nein ihm unterliefen NIE Fehler aber war es nicht schon ein Versagen bei der Alten die ihn weiß der Teufel wo hin getretten hatte ? Seis drum, was passiert war , war passiert nun hieß es aus den brennenden Trümmern , aus der flammenden Hölle zu entkommen.
Hölle , bei dem Wort musste er schmunzeln, als er die Hitze seiner lodderten Umgebung bis tief in seine Knochen spürte.
" Das Feuer reinigt meine Seele, die Flammen nähren meinen Leib, OH du herrliche gottlose Kraft der Läuterung," tief atmete er den stickigen Rauch ein, erhob sich in seinem brennenden Gefängnis und drückte gegen die in Flammen stehende Kabinentür, die sich mit einem lauten knacken und knistern wie welkes Laub von der Kutsche löste und krachend zu Boden stürtzte.
-
Bei der Explosion zuckte Liudvika zusammen und blickte über die Schulter zurück. Einige Augenblicke konnte sie nur in den hellen Schein der brennenden Kutsche blicken. Dann sah sie ihn aus dem Flammenmeer steigen. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck.
"Oh mein... er kommt! ER KOMMT!", rief sie und faste das Mädchen am Umhang,
"Ihr müsst mir helfen!"
Sie versuchte sich hinter den beiden zu verstecken und wandte sich dann an den Mann,
"Er will mich umbringen! Umbringen! Ihr müsst mir helfen! Verlangt was immer ihr wollt, aber ihr müsst mir helfen!"
Sie zitterte und grub die Finger fest in den Mantel des Mannes. Er konnte ihr sicher mehr Schutz und Hilfe gewähren als das Mädchen.
Muffin kletterte an ihrem Kleid hoch und drückte sich ängstlich in den Nacken Liudvikas.
-
Neben ihr rief ein Junge, der eigentlich schon längst nach Hause zu seiner Mutter hätte gehen sollen: „Seht, da is ja noch einer drin.“ Sinda blickte erneut zu der Katastrophe und tatsächlich in den Flammen ließ sich ein schemenhafter Umriss einer Gestalt wahrnahmen. Wie hatte der Kerl das Feuer überlebt? Ihr wurde fast schlecht bei dem Gedanken an die lodernden Zungen, die über seine Haut leckten. Doch warum hörte man keine Schreie, warum wand sich diese Gestalt nicht schon am Boden oder war bewusstlos?
Fast angstvoll schob sie sich an der Wand entlang, weg von den Flammen und diesem unheimlichen Geschehen. Sie konnte die Hitze fast auf ihrem Gesicht spüren, so sehr konzentrierte sie sich auf das, was da vor sich ging. Den, der sich Marxzes genannt hatte, und die wohlgenährte Frau hatte sie fast vergessen.
-
Weit streckte er sich aus der Kutsche , ließ sein Rückrad und sein Genick schmerzlich knacken und kümmerte sich kaum um die Flammen die an seinem Mantel zehrten," Autsch ...die Alte wird es büßen." Benebelt vom Rauch stieß er mit dem Knie gegen das brennende Holz und stolperte nach vorne über aus der Kutsche, nur schwerlich hielt er das Gleichgewicht und mit hastigen Schritt schwangte er aus dem Feuer.
Sichtlich verdattert blickte er sich um und sah wie man ihn und das geschehen mit offenen Münder und großen Augen begaffte.
" TADAAAAA~," mit schier übertrieben Ausfallschritt und ausgebreiteten Armen ging er in Pose, ohne jedoch das Resultat zu bekommen das er erwartet hatte . Kein Aplaus, kein jubeln ....nur Stille und entsetztes Raunen. "Kunstbanausen," lachend winkte er ab und ließ noch einmal seine Nackenknochen knacken ehe er in seine Hände blickte und sich nachdenklich am Kopf zu kratzen begann, " ...mein ..Stock, hmm!"
Noch im selben Moment drehte er sich suchend mehrmals schwankend im Kreis um mit geneigten Kopf den Boden zu begutachten, eher er sich wieder dem Feuer zuwandte und ins brennende Wrack kletterte" ..ohne Stock bin ich nur ein halber ..ehm ...Mensch .."
-
Innerhalb nur weniger Herzschläge war die Welt um ihn herum förmlich explodiert; explodiert in Wahnsinn, Chaos und vor allem Feuer – einem alles verzehrenden Feuer, das sich wie eine gefräßige Meute Heuschrecken ihren Weg bahnte und nichts und niemanden unversehrt ließ. Geschrei von hier, Weinen von dort, Panik, die sich in tosenden Wellen über die gesamte Ortschaft ausbreitete – und überall dieses unsagbar gefräßige Feuer.
Und er mittendrin!
Die Ereignisse hatten sich mit der Ankunft einer beleibten Frau, die zuvor noch um ihre Hilfe gefleht hatte, überschlagen. Nun stand sie – ein armes Haustier klammerte sich panisch im Nacken ihrer Herrin an deren Kleidung fest – hinter ihm, die Finger zwar von seinem Umhang gelöst, aber dennoch so nahe, dass er ihren schnellen Atem spüren konnte. Seine namenlose Fremde hatte sich – so viel hatte er noch registrieren können – bei Ausbruch des Infernos (und es war nichts anderes) an die nächstliegende Mauer gepresst und blickte ängstlich, beinahe ebenso panisch wie der Rest der Ortschaft, umher. „Die Angst der Flussmenschen vor dem Feuer…“, hatte Marxzes in jenem Augenblick gedacht, sollte diesen Gedanken jedoch nicht an diesem Ort fortführen können; denn urplötzlich war eine Person aus dem Feuer getreten. Unversehrt, mit einer äußerst ungewöhnlichen Maskierung und einem noch ungewöhnlicherem Gebaren. Wie ein Trunkener taumelte er von einer Seite zur Anderen, drehte sich um sich selbst und verhielt sich, als wäre er ein schlichter Narr bei Hofe, der dem Wein zu sehr zugesprochen hatte. Eine wandelnde Farce.
Doch es stimmte etwas ganz und gar nicht mit diesem Fremden, das spürte Marxzes; aus einem Inferno von solcher Kraft und Wut ohne Schaden heraus zu treten, als würde man allmorgendlich durch die Haustür ins Freie treten, war für einen „gewöhnlichen“ Menschen nicht machbar. Bei dieser Erkenntnis verkrampfte sich sein Magen, denn er ahnte, dass eine Konfrontation ins Haus stehen würde, bei der es nicht bloß bei sich kreuzenden Schwertern bleiben würde. Während der Unbekannte sich noch um sich selbst drehte und irgendetwas von „Stock“ und „halber Mensch“ faselte, versuchte Marxzes krampfhaft nach einem Ausweg aus dieser Lage zu finden. Die Flucht war sicherlich die Variante, die auf den ersten Blick die größte Chance aufwies, ohne Opfer aus dieser Sache heraus zu kommen. Doch was würde sich der Flucht anschließen? Und vor allem, wohin sollten sie fliehen? Weit konnte es nicht sein, da er der beleibten Frau keine hohe Ausdauer zutraute. Und dennoch: ein Kampf wäre das Letzte, was Marxzes wollte; vor allem mit einem, der offenbar selbst über das Feuer gebieten konnte, so wie er...
-
MAGIE Sinda konnte sie vernehmlich spüren, die Magie die freigesetzt wurde. Auch wenn man sich hier eines Hilfsmittels bedient zu haben schien. Sie hatte diesen Geruch schon einmal in der Nase gehabt. Eine Art Schießpulver. Ihre Augen waren immer noch auf die Flammen gerichtet. Die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern zogen sich zusammen, wenigstens glaubte sie das. Sie würde ganz gestimmt nicht länger hier verweilen und warten, bis diese Krähe sie wie ein Rosine austrocknete. Sinda schob sich weiter an der Wand entlang, weg von den Flammen und ihrem Meister. Marxzes, so hatte sich ihr Begleiter genannt, schien auch beeindruckt von der Macht, die sich ihnen hier zeigte. Die fette Dame schien in Panik verfallen zu sein. Auch Sinda musste sich zuammen reissen, um nicht wieder voller Angst auf das Feuer zu starren. Sie musste einen Weg finden schnellstens hier weg zu kommen.
Das wiehern eines Pferdes schreckte sie aus ihren Überlegungen auf. Sie überwindete ihren Schrecken und trat auf eines der Pferde zu. Nur die brennende Kutsche trennte sie nun noch vor dem Krähenmann. Vorsichtig näherte sie sich dem Pferd das sich immer noch aufbäumte. Sie nahm die Kapuze ab, ihre Haare schienen orange zu glühen,und ihre Haut schimmerte leicht durch die flackernden Zungen. „Brrrrr....“ Sie zog ihr Messer und schnitt die Riehmen durch, die das Pferd an der Kutsche hielten und fasste es mit einer Hand am Zügel. Das aufgeregte Tier versuchte möglichst schnell vom Feuer zu fliehen. Doch Sinda zog sich gekonnt auf desse Rücken und schaffte es irgendwie das Tier wieder zu wenden und neben Marxzes zum stehen zu bringen. Das andere Tier hatte sich schon längst vom Feuer entfernt und stand außerhalb der Gruppe auf einem Streifen Grün. Sie wusste zwar nicht, ob die Beleibte reiten konnte, doch das starke Droschkentier sollte sie wenigsten für eine kurze Strecke tragen können.
Sinda reichte Marxzes ihre Hand, um ihn zu sich auf das Tier zu ziehen. Nur den außergewöhnlichen Fähigkeiten Flussmenschen im Umgang mit Tieren, hatte sie es zu verdanken, dass sie das Panische Ross hatte bändigen können. Jeden anderen Reiter hätte das Tier in der Nähe des Feuers einfach abgeschüttelt oder über den Haufen geritten.
(Sollte das nicht stimmen mit dem PULVER, werde ich das editieren. Aber ich spiele auf das Pulver an, das Sen noch in der Kutsche verteilt hat.)
-
Es war nicht leicht den Gehstock zwischen dem brennenden Unrat zu finden, er hatte eindeutig zuviel benutzt ...in welch ein Beutelchen er auch gergriffen haben mochte.
Blind tastete in den Flammen herum und erreichte schliesslich mit seinen Fingern einen heißen Stab, seinen Stock.
Gerade noch rechtzeitig, wie er spüren konnte , da sein Leib immer schwächer zu werden schien und sein röcheln wieder einsetzte,
" verfluchter alter Krüppel...," murrend stolperte er durch die Trümmer, gebeugt und sich die Brust haltend.
Raus hier ..weg hier , nicht noch mehr auffallen , was ein mieser Tag. Er würde viel des <Blauen Brenners> brauchen um dieses Desaster zu vergessen.
Mit verbrannten Mantel und verkohlten Finger stützte er sich auf den Stock und schwankte vorran , weg vom Feuer.
-
Im Augenblick war es ihm egal, wie sie es geschafft hatte; er fragte nicht danach, wie eine junge Frau es geschafft hatte, ein vollkommen panisches Pferd zu zähmen, damit man darauf reiten konnte. In diesem Moment ließ er es einfach geschehen und beschloss, sich erst an einem anderen Ort darüber Gedanken zu machen. Das Wichtigste war jetzt nämlich erst einmal, hier raus zu kommen.
Ihm war zwar aufgefallen, dass ihr mysteriöser Fremder sich schwer auf einen Stock stützte, den er offensichtlich aus dem Feuer gezogen hatte; doch um ihn konnte – wollte – er sich jetzt nicht kümmern. Hinter der Fremden auf dem Pferd, das sie – woher auch immer – aufgetrieben hatte, verschaffte sich Marxzes einen kurzen Überblick über die Lage: Feuer an allen Ecken, wild durcheinander laufende Menschen, Panik und sogar schon die ersten Subjekte, die sich diesen Umstand zu Nutze machten. Einige Gestalten, die sich offensichtlich unbeobachtet wähnten, drückten sich an den Häusern entlang und machten sich an der Tür eines Ladens zu schaffen. Der Mann schnaubte verächtlich und wandte seinen Blick auf die beleibte Frau, die bereits auf dem Pferd saß; wie sie es geschafft hatte, schien ihr Geheimnis zu sein, auch wenn Marxzes ihr ansah, dass sie diesen Vorgang nicht noch mal durchmachen wollen würde.
„Reitet in diese Richtung!“, sagte Marxzes seiner Unbekannten und wies in die Richtung, aus der er selbst vor einiger Zeit gekommen war. Die Reiterin wandte ihren Kopf und blickte ihn mit ihren blauen Augen an; diesen unheimlich blauen und tiefen Augen, bei deren Anblick Marxzes immer ein eigentümliches Gefühl hatte. „Welche andere Wahl haben wir sonst?“, setzte der Einsiedler nach und blickte die Frau ebenso intensiv an. Ein unendlich in die Länge gezogener Augenblick verstrich, ehe sich die Reiterin wieder nach vorn drehte und dem Pferd die Sporen gab…
-
Sinda lenkte das Tier in die Richtung, die Marxzes ihr gewiesen hatte. Er hatte Recht. Welche andere Möglichkeit hatten sie schon. Auch würde sich das Pferd beruhigen, wenn es weiter weg vom Feuer war und den aufgeschreckten Menschen. Seine Ohren zuckten immer noch hin und wieder nervös.
Sie wendete sich kurz um, um einen kurz Blick auf die beleibte Dame zu werfen. Sie hatte zwar nicht gesehen, wie sie auf das kräftige Pferd geklettert war, aber sie musste einigermaßen geschickt sein, wenn sie es geschafft hatte. Jedoch konnte Sinda genau sehen, wie unangenehm es ihr war auf dem Pferd zu sitzen. "Keine Sorge, dieses Tier scheint ein ruhiges Gemüt zu haben. Seid froh, dass ihr so von eurem Verfolger schneller weg kommt."
Das Flussmädchen wandte sich wieder nach forn, um zu sehen, wohin sie ritten. Der Weg schien aus der kleinen Stadt hinaus zu führen. Ohne sich noch einmal umzuwenden erwiderte sie an Marxzes adressiert: "Wohin führt dieser Weg eigentlich? Ich glaube nicht, dass ich schon einmal hier war." Sie beobachtete den Pfad vor ihnen und fragte sich, in welcher Richtung der Fluss wohl liegen würde. Da fiel ihr auf, dass sie ihm immer noch nicht ihren namen gesagt hatte. Aber das konnte sie auch auf später verschieben, wenn sie ihr vermeintliches Ziel erreicht hatten.
-
Beim Anblick des massigen Tieres zögerte Liudvika. Es war lange her das sie das letzte mal geritten war. Und sie konnte es nicht ausstehe, hatte regelreht Angst davor. Seit sie damals abgeworfen wurde hatte sie kein Pferd mehr bestiegen. Das Tier, das ihr damals gehörte, hatte sie verkaufen lassen. Aber nun saß ihr Todesangst im Nacken und sie setzte auf, griff nach den Zügeln. Ein Tritt in die Seite des Tieres und es setzte sich in Bewegung.
"Ruhiges Gemüt hin oder her, ich will so schnell wie möglich runter von diesem Tier.", meinte sie zu dem Mädchen,
"Wohin führt uns euer Liebhaber?"
Auch wenn sie nicht aus der Stadt hinaus wollte, vielleicht war es vorerst besser um diesen seltsamen Mann abzuhängen. Und dann könnten sie um die Stadt herum reiten und in kurzer Zeit könnte sie endlich Marys guten Tee genießen. Sie hatte ihn dringend nötig.
-
"Er ist ganz gewiss nicht mein Liebhaber." Das Tier schien ihre Errgeung zu spüren und schnaubte kurz. Sinda täschelte leicht den hals des Pferdes. Und wandte sich dann wieder der anderen zu. Ihre blauen Augen funkelten sie leicht an. "Passt lieber auf, ..." Sie konzentriete sich wieder auf den Weg und ließ ihr Tier etwas schneller traben. Landmenschen, was viel ihr ein so schnell über sie zu urteilen. Glcüklicherweise würden sich ihre Wege rasch wieder trennen und sie konnte sich wieder auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht machen. Die Sonne war bereits untergegangen und Sinda musste sich mehr auf den Weg konzentrieren, damit sie nicht vom Pfad abkamen.