Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Maar Gan
Ein Hornstoß ertönte in einiger Entfernung hinter seinem Rücken und im nächsten Augenblick war die Luft von unmenschlichem Brüllen erfüllt, dass ihm bis ins Mark fuhr. Tarrior raffte sich schnell aus dem Staub auf und versuchte seine Besinnung zurückzugewinnen, die durch den magischen Transport ins Wanken geraten war. Ein schneller und gehetzter Blick verriet ihm, dass sie sich Aschland befanden. Am Horizont nur einige hundert Meter entfernt sah er die Häuser der redoranischen Siedlung Maar Gan aufragen. Er wagte kaum nach hinten zu schauen, von wo die bestialischen Geräusche an seine Ohren drangen, aber der Schrei eines Kameraden verriet ihm, dass dort wohl die daedrischen Horden lauerten und sie entdeckt hat. „LAUFT!“: schrien einige Krieger der Eskorte und um ihn herum kam Bewegung in den zerstreuten Konvoi. Als er ebenfalls zu laufen begann, wie seine Begleiter, ging ihm durch den Kopf, dass der Zauber versagt und sie vor der Stadt abgeworfen hatte. Ihm gingen ebenso Alinas Worte durch den Kopf, dass er sich mit seiner Bauchwunde lieber noch hätte ausruhen sollen. „Verdammt!“: zischte Tarrior als der Schmerz ausgehend von seiner Bauchregion über ihn hinweg brandete. Nach nur einigen Metern war es ihm als könne er nicht mehr weiterlaufen, während er deutliche Erschütterungen im Boden fühlte, deren Stärke zunahm, sodass der Verursacher langsam aber sicher herannahte. Das tierische Brüllen wurde stärker. Das gierige Verlangen nach Blut und Tod war fast greifbar, so als hätte man einen ausgehungerten Bluthund von der Kette gelassen. Er wurde langsamer, er merkte es. Die Schritte wurden kürzer und immer anstrengender. So sehr sich sein Geist auch bemühte, so sehr widersetzte sich der Körper. Adrenalin und Schmerz rauschten gleichwohl durch Adern und Nerven und es war als würde der Widerspruch den Dunmer innerlich zerreißen. Erste humanoide Schreie lenkten ihn einen kurzen Blick ab, sah er neben sich einen Kaiserlichen stürzen, dem ein martialischer mit Zacken und Widerhaken geschmückter Pfeil das Bein durchschlagen und zu Fall gebracht hatte. Doch nur einen Augenblick später war dieser Vorfall wieder aus seinem Geist gewischt, der kaum mehr etwas anderes zuließ als das Geräusch herannahender Feinde und der eigene Wille zur Flucht. Die Pfeile, die um ihn herum niedergingen, waren nicht mehr als ein Zischen und Brechen in seinen Ohren und verschwommene Schatten vor seinen Augen. Auch das angst- und schmerzerfüllte Schreien der Eskorte, die von den Geschossen niedergestreckt und dann von der folgenden Meute in Stücke gerissen wurde, war kaum mehr als ein Teil des Rauschens des Blutes, dass ihm die Sinne benebelte. Eine weitere schmerzende Welle – er stolperte, fiel in den Schmutz, rollte sich ächzend ab und kam in einer flüssigen Bewegung nach oben, um sich dann erneut vor Schmerzen zu krümmen. Der Gegner war nur noch knapp hinter ihm. Die Luft schien wie flüssiges Blei zu sein, durch das er waten musste. Es schien ihm, als käme er nicht mehr von der Stelle, während er den Geifer seiner Gegner heiß und giftig bereits im Nacken zu fühlen glaubte. Vor seinen Augen war alles nur noch verschwommener Nebel, doch er rannte, humpelte weiter auf die rettende Siedlung zu.
Er wähnte die Sicherheit in greifbarer Nähe als er vernahm, wie die Stadtwächter auf der vor ihm liegenden Stadtmauer Befehle von ihrem Kommandanten erhielten. Die Rettung war so nah, doch da ertönte wieder das Zischen. „Pfeile“: schoss es ihm durch den Kopf. Eine weitere Salve, die ihn wahrscheinlich nicht verschonen würde. Er warf sich nach vorne. Hoffte auf Rettung und hörte die Geschosse über ihn hinweg zischen. Er wollte wieder aufstehen, aber der Schmerz in seiner Bauchregion drückte ihn umgehend nieder. Es war vorbei. Die Pfeile hatten ihn offenbar verfehlt, aber seinen daedrischen Häschern konnte er nicht mehr entgegen. Da hörte er eine weitere Salve über ihn hinweg fliegen, doch diesmal ertönten keine menschlichen oder merischen Schreie mehr, sondern wieder das tierische Brüllen, aber diesmal mit einer von Schmerz gepeinigten Note. Zwei weitere Salven folgten in kurzer Zeit und er hörte wahre Kolosse zu Boden gehen. Zwei kräftige Arme packten ihn kurz darauf an den Schultern und zogen ihn unsanft hoch, sodass er gegen den Schmerz anschreien musste. „Kommt hoch!“: herrschte man ihn an. Auf zitternden Beinen schaffte er es, von den beiden Männern, die ihn aufgestellt hatten, gestützt, wieder zu laufen. Durch verschleierte Augen sah er, dass sie den niedrigen Wall der Stadt durch einen Torbogen passierten und hinter ihnen, wurde eben ein solchen geschlossen. Für einen Moment sah er voller Befremden das eine große Gruppe von Daedroths und Clanbannen, die sie zuvor verfolgt hatte, in kurzer Entfernung zum Wall in einem perfekten Halbkreis stehen blieb, während die Bogenschützen sie von oben aus Korn nahmen. Erst als ihre sicher geglaubten Opfer hinter dem Wall in Sicherheit waren, wandten sie sich mit wütendem und enttäuschtem Brüllen ab und entfernten sich in Richtung des Heeres, dass Tarrior nun unverhüllt als Masse aus dämonischen Leibern und schwarzgerüsteten Dremoren sehen konnte, bevor er einfach in die Knie ging und im weichen Aschesand zur Ruhe kam.
Es konnten kaum mehr als ein paar Minuten vergangen sein, als jemand seinen Kopf anhob und ihm ein Fläschchen an den Mund setzte. Zunächst verweigerte er reflexartig das Trinken, doch dann packte ihn eine behandschuhte Hand stark am Kiefer und drückte ihm den Mund mit Gewalt auf, sodass eine minzig-bittere Flüssigkeit seinen Rachen hinunterfloss und er sie unter lautem Husten herunterschluckte. Er fühlte eine ungewöhnliche Hitze in seinem Körper, die seinen matten Glieder vom einem Moment auf den anderen neue Kraft schenkte und sich dann auf seine Bauchregion konzentrierte und den Schmerz auf ein sanftes Poches zurückstufte. Hektisch schlug er die Augen auf und sah in das Gesicht eines vernarbten Dunmers mit tiefen Falten im Gesicht. Seine Rüstung wies ihn als redoranischen Wächter aus. Der Mann, offenkundig von wortkarger Natur, hielt ihm kommentarlos die Hand entgegen und zog ihn auf die Beine. „Danke“: murmelte Tarrior. Der Trank schien seine Zunge betäubt zu haben. „Nichts zu danken. Ihr habt uns Vorräte gebracht. Es war das Mindeste euch zu retten“: winkte der Mann ab. Während der Alte sich nun entfernte und zu einigen anderen Redoranern am Wall hinüber ging, sah sich Tarrior um. Einige andere Magier der Liga, die wie er die Eskorte des Konvois gebildet hatten, genossen gerade eine ähnliche Behandlung. Der Kaiserliche, der ihren Konvoi angeführt hatte, sah er im Gespräch mit zwei weiteren Dunmern. Der eine trat in einer Prunk-Knochenrüstung mit redoranischen Abzeichen auf und war wohl der Kommandant der Stadt, der andere trug eine rote Robe mit goldenen Stickereien und daedrischen Symbolen und war wohl der Hohepriester des örtlichen Tempels. Von den ursprünglich fünf Karren mit denen sie aufgebrochen waren, befanden sich nur noch vier hier in der Stadt. Der fünfte schien scheinbar samt Guar und Fahrer vor der Stadt verloren gegangen zu sein. „Wenn der Zauber uns inmitten der Daedra abgesetzt hätte, wären wir jetzt tot“: erfasste Tarrior ein Grausen. Die Bogenschützen auf den Wällen hatten ihm das Leben gerettet. Er stieg über eine Leiter den Wall hinauf und besah sich von dort noch einmal das Feld vor den Mauern. Er erkannte die Stelle, wo er zum Ende hin liegen geblieben war. Kurz dahinter war der Halbkreis aus toten Daedra, die von den Pfeilen der Wächter erwischt worden waren und dann wenige hundert Meter freie Fläche in dessen Mitte er anhand eines großen Wirbelmusters die Stelle erkennen konnte, an der sie angekommen waren. Am anderen Ende warteten die Daedra mit ihrer Armee vermutlich außer Reichweite der Bogenschützen der Stadtwache. Von hier oben war es nicht nur eine Wand des Todes sondern ein ganzer See, denn bis zum Horizont hin, hatte sich der Bereich zwischen den beiden Hügelketten mit Gegner gefüllt und er konnte sogar zwei Tore ins Reich des Vergessens ausmachen. Der Himmel über Mar Gaan war entsprechend blutrot und wurde regelmäßig von Blitzen durchzuckt, als wäre die Stadt schon selbst Teil der daedrischen Heimat.
Während Tarrior sich noch wunderte, warum die Daedra kurz vor dem Stadttor mit ihrem Ansturm gestoppt hatten, trat ein Wächter an ihn heran. „Serjo Gildres?“: fragte er. Der Dunmer nickte abwesend. „Euer Anführer möchte mit euch sprechen“: erklärte der Wächter und zeigte auf den Eskortenführer, der sein Gespräch mit dem Priester und dem Kommandanten dadurch beendete, dass er letzterem ein versiegeltes Schreiben übergab. Tarrior nickte erneut und stieg die Leiter hinunter, bevor er zu ihm hinüber ging. „Serjo Gildres. Es freut mich, dass ihr wohlauf seid. Ich fürchtete schon, dass ihr für uns verloren wäret. Madame Alina hat mich kurz vor unserer Abreise instruiert euch ziehen zu lassen, wenn ihr die Stadt verlasst. Wir werden euch mit einem Seil zwischen den großen Felsen im Nordosten herunterlassen, sobald ihr soweit seid. Allerdings sollte euch klar sein, dass ihr so nicht mehr in die Stadt zurückkehren könnt. Ich sollte euch daher empfehlen euch nach euren Erledigungen nach Norden an die Küste und von dort aus nach Khuul durchzuschlagen. Aufgrund der Bedrohung durch die Nord haben wir dort eine kleine Garnison stationiert, die euch zurück eskortieren kann“: erklärte der Mann ihm in zackigem Ton. Tarrior war überrascht, was Alina noch für ihn bewerkstelligt hatte. Er selbst hatte gar nicht überlegt, wie er nach seiner Suche nach dem Nordmagier nach Balmora zurückkommen sollte. „Vielleicht war es doch nicht so schlecht der Liga beizutreten“: überlegte er. „Richtet Alina meinen Dank aus. Ich werde mich erst einmal ausruhen. Ich denke das Beste wird es sein, wenn ich die Stadt in den frühen Morgenstunde verlasse“: schlug er vor. Der Mann nickte: „Ich hätte dasselbe vorgeschlagen. Auch die Späher der Dremora sind zu dieser Zeit unaufmerksamer und eure Chance, euch ungesehen bis zum Pass zu schleichen, ist damit größer.“ Dann verabschiedete sich Tarrior, um sich einen Platz zum Schlafen zu suchen.
Recht bald fand er heraus, dass der Außenposten und das Handelshaus keinen Platz mehr boten und auch die Bewohner von Maar Gan ihre Häuser bereits für weitere Soldaten und Flüchtlinge geöffnet hatten und nun ebenfalls belegt waren. Man verwies ihn an den örtlichen Schrein und Tempel des Tribunals in der Stadt, denn Alkama Deryth der örtliche Priester hatte ihn nach langem Zögern als Notunterkunft geöffnet. Tarrior jedoch war bei dem Gedanken daran, die Hilfe des Tempels in Anspruch zu nehmen, gar nicht wohl zumute. Er hasste den Tribunalstempel und vermied es nach Möglichkeit sich deren heiligen Stätten auch nur zu nähern. Jetzt sollte er sie nicht nur freiwillig besuchen, sondern dort auch noch übernachten. Geradezu ein Alptraum für ihn. Der Dunmer seufzte und ergab sich in sein Schicksal. Wenn er sich nicht ausruhte, würde er die Reise durch das Aschland nicht überstehen und womöglich fiel er geschwächt einer Patrouille der Daedra in die Hände, dann wäre es aus mit ihm. So ließ er die Vernunft über seine Abneigung triumphieren und schob sich aus dem Eingang des Andus Handelshauses und lenkte seinen Schritte in Richtung des Tempels. Im Gegensatz zu Ebenherz wirkte die Stadt hier trotz der ganzen Flüchtlinge wie ausgestorben. Die meisten Bewohner hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Auf der Straße sah man hauptsächlich Soldaten mit grimmigen Gesichtern oder Kinder, die der Gefahr um sie herum nicht wirklich bewusst waren und fast schon unbefangen spielten. Die wenigen Erwachsenen, die Arbeiten nachgingen, die für das Funktionieren der Stadt unerlässlich waren, hatten ebenso verschlossene Gesichter wie die Wächter, doch spiegelten ihre Augen andauernde Furcht wieder. Auch war ihre Konstitution nicht die beste. An vielen Leibern hingen die Kleider nur schon herunter oder mussten mit Gürteln eng an die schmalen Körper gebunden werden. Die Bürger hungerten nicht, aber die Rationierung der Mahlzeiten machte sich bemerkbar. Auch die neuerliche Vorratslieferung die neben Munition für Bögen und Armbrüste, Medikamenten und Befestigungsmaterial hauptsächlich Nahrungsmittel enthielt, schuf da keine Abhilfe. Vermutlich rechnete man bereits damit, dass sich die nächste Lieferung wiederum verzögern wird. Es war alles in allem eine Stimmung, die auf ihn mehr als bedrückend wirkte und der er sich mit schnellen Schritten zu entledigen suchte, aber leider hatte sie die gesamte Stadt erfasst, sodass es für ihn keinen Ausweg gab. Ganz auf das Elend um sich herum konzentriert, hatte er gar nicht bemerkt, dass er bereits auf den Vorplatz vor dem kleinen Tempelgebäude getreten war.
In der Sonne funkelte ein Ring aus großen Kristallen, der wohl der Resonanzring für sein Gegenstück in der Propylonkammer in Andasreth war. „Hier hätten wir also ankommen sollen“: stellte Tarrior mit Unbehagen fest. Der Teleport war wirklich eine gefährliche Art zu reisen, aber wohl die einzige Möglichkeit, wie die Stadt hier überhaupt versorgt werden konnte, wenn die Daedra sie eingeschlossen hatten. Ohne die Versorgung über die Liga wäre die Siedlung gewiss schon längst aufgegeben worden. Bei diesen Überlegungen wunderte er sich wiederum, dass die Daedra die Stadt noch nicht einfach überrannt hatten und warum die Daedroths ihren Angriff vorhin kurz vor den Stadttoren gestoppt hatten. Für diese gewaltigen Kreaturen wäre es doch kein großes Problem gewesen, dass Stadttor einzudrücken oder mit ihrem Klauen in Stücke zu schlagen. Er zuckte mit den Schultern, womöglich hatten die Magier einen Schild oder etwas in der Art gewirkt, der die Gegner fernhielt. Er durchschritt die Öffnung in der Mauer für den abgegrenzten kleinen Tempelbereich. Hier waren einige Frauen mit angestrengten Gesichtern dabei auf dem sandigen Boden Salzreis zu ziehen, wie Tarrior verwundert feststellte. Durch stetiges Ausbringen von Wasser hatte man den Boden schlammig gemacht und pflanzte kleine Sprösslinge dieser durchaus genügsamen Pflanze an. Allerdings würde die erste Ernte wohl erst in ein paar Monaten herangereift sein und dann wohl kaum den Bedarf eines nennenswerten Teils der Bevölkerung von Maar Gan decken. Und das auch nur, wenn die Siedlung den Daedra solange standhalten würde. „Ein paar Monate. Wenn sich diese Invasion noch solange hinzieht, dann wird Tamriel schließlich überrannt sein. Dann ist das Ende gekommen“: dachte Tarrior fatalistisch, denn diese Invasion konnte doch unmöglich zum Normalzustand werden. Es musste etwas geschehen. Die Tore mussten geschlossen werden. Allerdings kamen ihm wiederum die wenigen Monate, die die Krise nun schon im Gang war, fast vor, als dauerte sie bereits fünf oder sechs Jahre und ebenso lang kam ihm inzwischen diese Odyssee vor, die Behram ausgelöst hatte. Der Dunmer überquerte, während er noch diesen Gedanken nachhing den Hof und stand dann vor der Tür des Tempels und klopfte anschließend dreimal gegen das schwere Holz.
Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Maar Gan
Die Tür wurde von innen von einer großen und breitschultrigen Gestalt in einer goldenen Rüstung geöffnet. Tarriors Augen weiteten sich, als er in dem metallenen Ungetüm einen Ordinator in seiner prachtvollen Prunkrüstung erkannte. Die starre, goldene Maske des Kriegers schob sich in sein Gesichtsfeld und eine dumpfe, metallisch klingende Stimme sprach ihn an: „Was ist euer Begehr?“ Tarrior war im ersten Moment unfähig zu sprechen und ganz instinktiv begann er sich an seinen Unterarmen zu kratzen, auf denen noch immer die Narben prangten, die ihm zwei Ordinatoren im Zweikampf beigebracht hatten und den er nur mit Mühe und Not für sich entscheiden konnte. Die Kultisten, die damals an seiner Seite gekämpft hatten, waren allesamt getötet worden. Er schluckte und versuchte die Angst, die ihn plötzlich erfasst hatte, unter Kontrolle zu halten. Einen Moment lang glaubte er in den hohlen Augen der goldenen Maske die Folterkammer des Ministeriums der Wahrheit erkennen zu können. Dieser Moment ging erst vorbei, als der Wächter ihn ungeduldig anherrschte: „WAS IST EUER BEGEHR, Sera?!“ Das Wort Sera zischte er abfällig. Tarrior fing sich. „Ich hörte der Tempel würde Unterkünfte für Flüchtlinge und Pilger bereitstellen. Ich möchte den Schrein besuchen und hier übernachten“: bat er. Ein Schnauben drang hinter der Maske hervor und der Ordinator trat einen Schritt zur Seite um ihn einzulassen. Mit einem unguten Gefühl trat Tarrior in das dämmrige Innere. Der Ordinator schloss hinter ihm die Tür und der Dunmer sah nur noch eine schnelle Bewegung am Rand seines Blickfeldes, bevor er hart gepackt und gegen die Wand gedrückt wurde. Ein weiterer Ordinator hatte sich im Raum befunden und ihn nun ergriffen. „Bitte ich habe nichts getan. Ich habe nichts getan“: stammelte Tarrior, der versuchte seine Arme aus dem Griff des Tempelkriegers zu entwinden, doch in den behandschuhten Pranken saßen sie fest wie in einem Schraubstock. „Legt dieses Amulett um!“: befahl der andere Ordinator, der die Tür geöffnet hatte und hielt ihm einen kleinen Silberanhänger mit einem eingefassten Stück Stein hin. Er war verwirrt und reagierte nicht sofort. „Legt es an!“: befahl der Wächter noch einmal und Tarrior griff mit der Hand zu, die der Mann, der ihn gepackt hatte, nun freigab und streifte sich den Anhänger mit Mühe über den Kopf und legte ihn sich um den Hals. Die Ordinatoren schienen auf eine Reaktion zu warten, die aber nicht kam und atmeten dann hörbar aus. Auf einen Wink hin, wurde Tarrior freigegeben und ihm das Amulett wieder abgenommen.
„Was sollte das!“: schrie er die beiden Tempelkrieger an, aber diese wandten sich nur desinteressiert ab und bezogen Stellung neben der Tür des Schreins. Stattdessen kam der Dunmer in der roten Robe mit den Goldverzierungen, den Tarrior schon bei seiner Ankunft gesehen hatte, aus dem Schatten auf ihn zu. „Verzeiht diese Behandlung, aber wir müssen vorsichtig sein und sicher gehen, dass ihr kein Agent des Feindes seid“: entschuldigte sich der Priester. Tarrior schluckte eine bissige Bemerkung herunter, als er bemerkte, dass eine der Masken sich in seine Richtung gedreht hatte. „Ihr habt wohl Recht, aber ich verstehe nicht ganz was ihr geprüft habt“: lenkte Tarrior mit unterdrückter Wut ein. „Das ist nicht schwer, mein Kind. Der Anhänger enthielt ein Stück des heiligen Artefakts, das wir hier verwahren. Hättet ihr bedenklichen Kontakt mit den Kultisten Mehrunes Dagons gehabt, hätte der Anhänger auf euch reagiert und die beiden heiligen Wächter, die man uns aus Vivec geschickt hat, hätten euch getötet“: erklärte der Priester. Tarrior versuchte sich an den Schrein vor Maar Gan erinnern. Soweit er wusste beteten sie hier einen Stein an, der irgendwie mit Vivec in Verbindung stehen sollte, aber Genaueres viel ihm zu der Geschichte nicht ein. „Erzählt mir von dem Artefakt, ich verstehe es nicht“: bat er. Der Mann schaute ihn verwirrt an. „Sagtet ihr nicht, dass ihr ein Pilger wäret? Und da kennt ihr die Geschichte von der Rettung der Dunmer durch Vivec vor dem Zorn Mehrunes Dagons nicht?“: zeigte sich der Priester nun misstrauisch. Er konnte aus dem Augenwinkel heraus wahrnehmen, wie die Ordinatoren ihre Hände zu ihren Waffen führten. „Verdammt. Ich hätte mich nicht als Pilger ausgeben sollen“: ging Tarrior auf. „Nun ja. Vielleicht ist der Begriff Pilger etwas übertrieben gewesen. Ich gehöre zu Haus Hlaalu und habe mich bisher zu meinem Leidwesen nur wenig mit dem Tempel befasst. Die Geschäfte und der Reichtum waren mir wichtiger. Doch diese Krise die uns alle bedroht, hat mich dazu gebracht, meine Situation zu überdenken und ich habe festgestellt, dass ich mich, sollten wir das hier überleben, ändern möchte und dem Tempel als Laien-Mitglied beitreten will. Um den Beistand des Tribunals zu erflehen und Vorsorge zu treffen, habe ich mich eigentlich ohne großes Wissen auf die Reise begeben. Ein befreundeter Händler erzählte mir von dem Schrein hier in Maar Gan und ich nahm einige Schwierigkeiten auf mich um hierher zu gelangen, aber ich muss zugeben, dass ich unwissend bin“: ließ er sich eine hoffentlich glaubwürdige Geschichte einfallen. Der Priester strich sich durch einen kleinen Kinnbart und lächelte dann, sodass sich auch die Ordinatoren wieder entspannten. „Dann heiße ich euch im Tempel von Maar Gan willkommen. Folgt mir, denn eure Unwissenheit will ich in diesem Fall schnell heilen“: bat er Tarrior ihm zu folgen und gemeinsam gingen sie in einen extra abgetrennten Bereich des Tempel.
Gleich beim Eintreten fiel Tarrior der große, in einem Aschebecken, gelagerte Felsen auf, der den Raum offenkundig dominierte. Zu Füßen des Steins waren etliche Opfergaben dargebracht worden. Tarrior entdeckte sogar einen Propylon-Index auf einem Teller. So sehr er sich sonst dafür interessiert hätte und ihn zu stehlen versucht hätte, umso mehr ignorierte er ihn nun demonstrativ, da er jeden Ärger hier vermeiden wollte. Neben dem Stein fiel ihm auch ein Dremora auf, der neben diesem stand und ihn grimmig anschaute. Als ersten Reflex wollte er seine Klinge ziehen, doch der Priester hielt seine Hand zurück. „Das ist Anhaedra durch die Magie von Fürst Vivec ist er Diener unseres Tempels und zugleich Prüfung für alle, die in die höheren Ränge des Tempels aufzusteigen wünschen. Er ist an diesen Ort gebunden und kann uns nichts tun, sofern wir nicht die Prüfung mit ihm wünschen. Für euch allerdings sollte es ausreichen ein Gebet zu sprechen und eine Opfergabe darzubringen. Denn dies hier ist das Herz von Maar Gan. Dieser Fels dort ist der Turm-Schrein“: erklärte Alkama ihm. „Der Turm-Schrein also…“: murmelte Tarrior und legte seine Hand auf die steinerne und raue Oberfläche des Felsens. Er betrachtete ihn ausgiebig, aber konnte nichts Besonderes an ihm entdecken. „Verzeiht diese Frage eines Unwissenden aber was soll an diesem Felsen so heilig sein“: fragte er. Der Priester lächelte ihn an und trat näher. „Eure Worte geziemen sich für einen Hlaalu, für den nur der Geldwert eines Objektes wichtig ist. Setzt euch und ich werde euch die Geschichte des Steins erzählen“: bat er den Dunmer und gemeinsam ließen sie sich auf einem Teppich vor dem Monolithen nieder. Der Priester begann zu erzählen:
„Nachdem der Krieg des ersten Rates geschlagen worden war und die Dunmer das Land, dass sie den gotteslästerlichen Dwemern entrissen hatten, zu ihrem eigenen machten, erhoben sie das göttliche Tribunal, dass aufgrund ihrer Weisheit und Stärke den Status von Göttern erlangt hatte, zu ihren Göttern. Die Dunmer wandten sich ab vom Irrweg des alten daedrischen Kultes, der auch die zerstörerischen Kräfte der Säulen des Hauses des Chaos verehrte, die seit jeher nur Leid und Qual über unser Volk gebracht hatte. Die kultische Verehrung vereinigten nun die guten und gerechten Götter des Tribunals mit ihren daedrischen Abbildern Mephala, Boethia und Azura auf sich. Der schändlichen Verehrung der Daedra war damit in Morrowind endlich ein Ende gesetzt und unsere großen Götter konnten sich ganz dem Aufbau eines gläubigen Staatswesens unter ihrer weisen und gerechten Führerschaft widmen. Allerdings sollte das Haus des Chaos bald zu einer ständigen Prüfung für unser Volk werden, indem sie den rechtmäßigen Glauben an das Tribunal verdammten und die Gläubigen prüfen und zurück zu ihren schändlichen Kulten treiben wollten. So kam es, dass die Daedraprinzen Sheogorath, Mehrunes Dagon, Molag Bal und Malacath mehrfach ihren Zorn gegen die Gemeinschaft des Tempels und das Volk der Dunmer richteten. Allen voran tat sich der Zerstörer Mehrunes Dagon hervor. Und so kam es, dass er eines Tages hier auf Vvardenfell auf dem Roten Berg in seiner abscheulichen Gestalt erschien und drohte die Dunmer mit einem riesigen Felsen zu erschlagen, sofern sie ihn nicht länger fürchten und verehren wollten. Die Dunmer erbebten vor Furcht doch waren sie frohen Mutes, denn sie wussten, dass die Macht des Tribunals eine größere war und ihr Glaube größer war, als ihre Furcht vor dem Zerstörer, womit sie Dagons Zorn weiter schürten, der den Felsen mit seinem vier unheiligen Armen erhob und die Dunmer zu vernichten drohte. Doch bevor diese ruchlose Tat geschehen konnte, trat Fürst Vivec der große Gott unter den einfachen Dunmern hervor, als wäre er einer von ihnen und begann den Zerstörer zu verspotten und wortgewandt zu beleidigen. Blind in seiner Wut und seinem Zorn erkannte er Fürst Vivec nicht, der den Zerstörungswillen des Daedroth auf sich zog. Voller Groll, vergaß er die Dunmer und warf den Felsen stattdessen auf Fürst Vivec, der ihn noch bis zuletzt verspottete und den er damit nicht töten konnte, denn geschickt wich er dem Stein aus und verspottete den mächtigen Daedraprinzen triumphierend, ob seiner ungestümen Blindheit. Und als Mehrunes Dagon sah, dass die Dunmer durch diese List Vivecs noch am Leben waren, empfand er eine tiefe Schmach und kehrte besiegt in das Reich des Vergessens zurück. Fürst Vivec jedoch wurde von den Dunmer für seine Tapferkeit und seine Listigkeit gefeiert. Um den Felsen herum ließ er einen Tempel errichten, um auf ewig an die Schmach des Mehrunes Dagon zu erinnern und die ewige Güte, Gerechtigkeit und Fürsorge des Tribunals für das Volk der Dunmer zu demonstrieren. So band er mittels seiner Macht auch einen Dremora an diesen Schrein und gab dem Volk eine Pilgerstätte. So muss auch heutigen Tages jeder Adept, der die Reise zum Turm-Schrein wagt seine Tapferkeit und seine Wortgewandtheit unter Beweis stellen, in dem er den Dremora verspottet und sich ihm anschließend zum Kampf stellt. Das Ende aller Worte ist ALMSIVI“
Tarrior war eingenommen von der Erzählung. Auch wenn ihm jede Huldigung des Tribunals durch den Priester sauer aufstieß, so faszinierte ihn die Geschichte dennoch. Er sah diesen schnöden Felsen nun mit ganz anderen Augen. Auch wenn er der Botschaft des Tempels trotzdem nicht mehr abgewinnen konnte, empfand er doch einen gewissen Respekt gegenüber einem Mann, der es gewagt hatte, einen Daedraprinzen zu verspotten. Wenn er aber genauer darüber nachdachte, konnte es auch genauso gut von besonderem Größenwahn zeugen. Der Priester ließ seine Worte noch etwas im Raum verhallen, bevor er sich wieder an Tarrior wandte: „Versteht ihr nun die besondere Bedeutung dieses Felsens für unseren Tempel. Ganz Maar Gan entstand einst als Pilgerstadt um diesen Schrein hier herum.“ Tarrior nickte auf die Frage hin. „Jetzt verstehe ich auch, warum der Anhänger mich als Anhänger der Mythischen Morgenröte erkannt hätte, wenn ich das denn gewesen wäre“: dachte er laut. „So ist es. Aber das ist nichts im Vergleich zur Macht des Steines. Noch immer liegt der alte Segen auf dem Schrein. Der Fels gibt nicht nur Pilgern einen stärkenden Segen, sondern er ist auch der einzige Grund, warum unserer heiliger Außenposten den verderbten Heeren des Feindes widersteht“: ergänzte der Priester diesen Gedanken. Tarrior warf einen Blick auf den Felsen und jetzt ging ihm auf, warum die Daedra nicht näher an das Tor hatten herantreten können: „Durch den Felsen können die Daedra den Boden von Maar Gan nicht betreten!“ Es erinnerte ihn an die Kathedrale von Kvatch. Auch damals hatte er gehört, dass der geweihte Boden der Kathedrale von den Daedra nicht übertreten werden konnte. Ebenso musste es hier sein. „So ist es, mein Kind. Ich lasse euch nun für euer Gebet allein. Wenn ihr fertig seid, tretet in den Vorraum. Ich werde euch dann eure Unterkunft zeigen“: sagte er und verließ leisen Schrittes die Kammer. Tarrior war nun mit dem Dremora allein. Er kniete sich vor dem Stein nieder. Wenn dieser Felsen die Stadt beschützte, tat er auch ihm etwas Gutes. Vivec war ihm egal, aber diese schützende Kraft verdiente geehrt zu werden. So murmelte er ein kurzes Dankesgebet und legte einige Stapel an Münzen vor dem Monolithen nieder. Als er sich erheben und dem Priester folgen wollte, knurrte ihn der Dremora an.
„Ihr hasst den Tempel“: sagte der Daedroth frei heraus. Tarrior drehte sich langsam zu ihm. Sein Gesicht zeigte keine Regung. „Ich weis nicht wovon ihr redet“: widersprach er. „Oh doch. Ihr wisst das sogar sehr gut. Ich habe eure Ablehnung und euren Hass in den Augen gesehen, als euch der Priester die Geschichte von Vivec und Meister Dagon erzählt hat“: sprach das dämonische Wesen mit rauchiger Stimme weiter. „Und wenn es so wäre? Was geht es euch an, Kreatur?“: knurrte Tarrior nun seinerseits zurück. „Diese Stadt ist dem Untergang geweiht und ich erwarte die Ankunft desjenigen, der diesen Tempel und die Stadt der Vernichtung preisgeben wird“: faselte der Dremora. „Dir Kreatur hat wohl die lange Zeit, die du schon hier verbringst den Geist geschädigt. Diese Stadt wird nicht fallen“: machte er sich über den Daedroth lustig. Das Gesicht des Monsters verzog sich zu einem boshaften Grinsen. „Euch wäre genauso lieb wie mir, wenn der Priester ausgeweidet zu Füßen seines geliebten Felsens liegen würde, während der Tempel um ihn herum niederbrennt. Tut es und es soll euer Schaden nicht sein. Der Meister wird euch dafür reichlich entlohnen“: bot der Dremora an, doch Tarrior wandte sich mit einem Kopfschütteln ab und verließ den Raum. In der Vorhalle erwartete ihn der Priester des Tempels zusammen mit den beiden Ordinatoren. „Habt ihr Ruhe bei eurem Gebet gefunden?“: fragte der Mann der Götter. „Ja das hat es, auch wenn euer Dremora seltsame Worte von sich gibt. Aber ich würde mich jetzt gerne ausruhen“: bat Tarrior. Alkama runzelte bei der Erwähnung des Dremoras kurz nachdenklich die Stirn, aber zeigte sich dann bereit ihn zu führen. In einem kleinen Nebenraum gelangten sie über eine Leiter in weitere unterirdische Räume des Schreins, in denen sich die Kammern des Priesters und der Ordinatoren befand. Außerdem war dort ein umgebauter Lagerraum in denen man zwei Betten aufgestellt und drei Hängematten gespannt hatte. Ein Bett und zwei der Matten waren belegt mit Flüchtlingen oder Pilgern, die sich ebenso wie er ausruhen wollten. „Ihr habt die freie Wahl“: sagte Akama und ließ Tarrior dann allein. Der Dunmer wählte das freie Bett aus, legte seine Sachen ab und sich selbst auf die harte Matratze, die ihm nach der Flucht unendlich gemütlich vorkam. Recht bald schlief er ein.
Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Foyada Bani-dad
Tarriors Marsch durch die Asche setzte sich nach Stunden immer noch fort. Er war den daedrischen Patrouillen ausgewichen, die den Zugang zur Foyada bewachten und hatte sich in die relative Sicherheit zwischen den beiden Hügelketten links und rechts von ihm gerettet. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr durch Tiere und andere freie Daedra fühlte er sich hier wesentlich besser aufgehoben, als direkt im Operationsfeld der daedrischen Verbände Mehrunes Dagons, die nur darauf warteten einen jeden in Stücke zu hacken, der versuchte Maar Gan zu verlassen. Hier musste er nur den Bestien des Aschlandes ausweichen und nicht einer großen dämonischen Übermacht aus den Tiefen Oblivions. Doch der Weg wurde immer beschwerlicher. Aus irgendeinem Grund schien der Rote Berg wieder zu arbeiten und das sehr intensiv. Tarrior konnte so nahe am Vulkan die riesige Rauchsäule mehr als deutlich sehen, die sich über Inland erhob. Asche regnete in Mengen herab und es sammelte sich immer mehr davon beim Laufen auf seiner Kleidung und dem Boden ab. Seine Füße sanken immer weiter in den lockeren Boden ein und es behinderte ihn beim Vorankommen. Auch das Atmen viel ihm, trotz des Tuches um seinen Mund, dabei immer schwerer. Er hatte sich seinen Mantel eng um den Körper geschlungen, um ein Eindringen der Partikel in die Rüstung zu verhindern. „Was ist hier nur los? Seit Meister Dagoths Tod sollte sich der Vulkan doch beruhigt haben“: wunderte sich Tarrior, der kaum mehr aus den Augen schauen konnte, weil plötzlich auch noch Wind aufkam und die Aschepartikel in der Luft noch weiter beschleunigte und sie sich wie winzige Glasscherben in Gesicht und Augen zu bohren drohten. „Ob es etwas mit den Daedra zu tun hat? Vielleicht bringen die Oblivion-Tore das Erdfeuer durcheinander?“: überlegte der Dunmer, doch ein lautes Knurren riss ihn gerade noch rechtzeitig aus seinen Gedanken. Instinktiv ließ er sich zur Seite fallen und verspürte wieder ein widerliches Druckgefühl in seiner Bauchregion als er sich abrollte. Er versuchte noch in der Rolle wieder auf die Beine zu kommen, doch der Schmerz ließ ihn einfach zusammen klappen. Er hörte das Donnern als ein massiger Körper an der Stelle, an der er zuvor noch gestanden hatte, in die Asche einschlug. Die Erschütterung drückte auch Tarrior noch zur Seite weg. Sich die Asche dem Gesicht wischend, versuchte er wieder auf die Beine zu kommen, doch es war ihm nicht vergönnt, denn ein lautes langanhaltendes Klickern ertönte und dann ein lauter Schrei. Tarrior rollte sich noch einmal zur Seite weg und sah durch den Ascheregen hindurch, wie sich zwei riesige Hauer gefolgt von einem großen Maul neben ihm in den Boden bohrten. Umgehend riss der Kagouti seinen Kopf jedoch wieder aus dem flüchtigen Sand-Asche-Gemisch und verspritzte es in der Umgebung. Tarrior bedeckte sich schnell die Augen und nutzte die kurze Verwirrung des Tieres, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Bestie schüttelte sich und nahm ihn wieder in einen starren Blick ihrer kleinen Augen.
Der Dunmer ging mit gezogener Waffe auf Abstand zu diesem hungrigen Gegner, den es nach seinem Fleisch verlangte. Mit einem kehligen Laut stürmte sie wieder vor, senkte den Kopf, der zugleich einen Großteil des Körpers einnahm und öffnete das Maul. Tarriors Vorteil lag darin, dass er durch seine mittelschwere Knochenrüstung agiler bewegen konnte, als der schwerfällige Kagouti, aber er machte sich keine falschen Vorstellungen darüber, dass dieser Aschlandjäger ihm dennoch in dieser Umgebung überlegen war, sodass er kein Risiko einging und dem Angreifer zur Seite wirbelnd auswich, anstatt einen Angriff zu riskieren. Ein weiterer Ausfallschritt brachte ihn noch rechtzeitig außer Reichweite, um den herumfahrenden massigen Kopf und den Hauern des Biestes zu entgehen. Doch wieder stürzte der Kagouti vor und wollte erneut zubeißen und Tarrior blieb nichts weiter übrig, als wiederum auszuweichen, auch wenn er die vom Eis verbrannte Stelle am Bauch wieder deutlich spürte. Doch diesmal blieb er nicht einfach stehen, sondern brachte etwas Distanz zwischen sich und seinen Feind, der sich tänzelnd in der Asche bewegte und nach ihm Ausschau hielt. Der Dunmer versuchte sich nicht zu weit zu entfernen, um bei den, durch die Asche eingeschränkten, Sichtverhältnissen das Monstrum nicht aus den Augen zu verlieren. Der Kagouti hingegen wusste genau, wo er sich befand. Das Tier reckte seinen Kopf mit der gewaltigen schützenden Hornplatte in die Höhe und schnüffelte nach ihm. Ein Muskel im Nacken stellte den Hornschmuck deutlich auf und auch die Hauer reckte es als deutliches Zeichen der Dominanz heraus. Das Biest versuchte Tarrior einzuschüchtern, doch der Dunmer war dafür nicht empfänglich. Viel mehr brachte er sein Schwert seitlich ausgestreckt in Position und brachte sich selbst in eine lockere Haltung. Dem Gegner schaute er direkt in die Augen und zeigte eine offene Deckung, die das Tier zu einem Angriff einlud. Noch einmal frischte der Wind auf und brachte neue Asche mit sich, die wie Nadeln in Tarriors Gesicht stach, doch den Kagouti ließ er nicht einen Moment unbeobachtet. Ein Fehler konnte jetzt tödlich sein.
Mit einem weiteren kehligen Schrei stürzte die Kreatur vor, senkte den Kopf ab und riss das Maul für einen weiteren Angriff auf, während sie auf ihn zustürmte. Tarrior neigte seinen Körper ein Stück nach rechts, umfasste sein Schwert fester und ließ den Feind näher kommen. Der Kagouti kam gerade so nah heran, dass er bereits den heißen Atem durch den Ascheregen hindurch spüren konnte. In diesem Moment ließ er sich zur Seite fallen und entließ aus seiner linken Hand einen Feuerball, der fauchend in den Ascheboden hineinfuhr und eine Fontäne aus schwarzgefärbten Sand und Aschepartikeln aufwirbelte. Er wandte sich schnell ab, während der Kagouti laut aufschrie und sich wild schüttelte und in Raserei geriet. Tarrior nutzte diese Chance ließ sein Schwert noch vom Erdboden aus einen Halbkreis beschreiben und direkt auf die Beine des Tieres zufliegen. Mit einem schmatzenden Geräusch drang die Klinge von hinten in eines der baumstammdicken Beine der Bestie ein und durchtrennte dort die Sehnen, sodass sie unter Schmerzenslauten seitlich in die Knie brach. Den Sack machte der Dunmer zu, indem er dies auch noch auf der anderen Seite tat. Der Kagouti war somit bewegungsunfähig, allerdings noch lange nicht wehrlos. Wild herum zuckend wand sich der Körper mit dem riesigen Maul auf dem Boden und drehte sich wild herum. Käme der Dunmer in die Nähe könnte ihm der Kiefer immer noch zum Verhängnis werden. Er hätte einfach gehen können, doch nach dem Kampf wollte er sich die Genugtuung eines Todes seines Gegners nicht entgehen lassen. Er wartete bis sich das Monstrum auf den Rücken gewunden hatte und den weichen, verwundbaren Bereich hinter der Hornplatte entblößte und fasste die Klinge fester. Dann war er mit einem beherzten Schritt auf dem Rücken des Untiers und bevor es nach ihm schnappen konnte, rammte er das Schwert mit einem Stoß genau in die weiche Schwelle. Noch ein letztes Mal zuckte der Kagouti und blieb dann regungslos im Staub zu seinen Füßen liegen. Hätte er irgendetwas von der Jagd verstanden, dass darüber hinausging Tieren das Fleisch herauszuschneiden, hätte er sich gerne das Leder seiner erlegten Beute oder einen der Hauer mitgenommen, aber so ließ er den Versuch lieber gleich bleiben und konzentrierte sich darauf die Höhle zu finden, denn durch den Kampf war ihm die Orientierung in der aschevernebelten Schlucht verloren gegangen.
Gerade als er sich mit einem suchenden Blick am Roten Berg orientiert hatte, brachen plötzlich vier Sandfontänen um ihn herum aus. Aus zusammen gekniffenen Augen sah er, wie sich vier riesige Käfer aus dem Untergrund wühlten und an der sich ausbreitenden Blutlache des Kagoutis Witterung aufnahmen. Die schwarzen Panzer hoben sich auch gegen den dunklen aschehaltigen Sand ab. Die Insekten erschienen Tarrior wie riesige Asseln und mit gerümpfter Nase griff er wieder zum Schwert, doch die Tiere ignorierten ihn zunächst. Erst als er sich dem Kadaver mit einem Schritt näherte, um in eine gute Kampfhaltung zu kommen, fauchten sie ihn an und zirpten aggressiv. „Sie wollen offenbar nur den Kadaver“: erkannte der Dunmer und wandte sich ab, während sich die Käfer über das tote Raubtier hermachten. Er stapfte die Foyada weiter in Richtung Meer entlang und hoffte, dass der Wind bald drehen und die Asche in eine andere Richtung treiben würde, sodass er hier wieder freie Sicht bekäme. Er hatte nur wenig Lust darauf die Höhle zu übersehen und dann noch einmal in der Schlucht zurücklaufen zu müssen.
Scheinbar war ihm irgendeine höhere Macht gewogen. Tatsächlich drehte der Wind nach wenigen Stunden als er langsam der Küste immer näher kam. Ein frischer Wind von Nordwest beendete den Ascheregen in der Foyada und blies die Luft frei und trug sogar noch auf die große Entfernung den Geruch von Salz in das Aschland. So konnte er gegen den blauen Himmel gut die Türme der beiden Dwemer-Ruinen erkennen, von denen Alberich berichtet hatte. Auf der gegenüberliegenden Schluchtseite etwa in der Mitte der beiden Türme würde er fündig werden. Tarrior schritt nur noch langsam voran und musterte die Hügel aufmerksam nach einem versteckten oder offensichtlichen Höhleneingang. Es dauerte nicht lange, bis er eine auffällige Felsformation entdeckte, die direkt aus der Seite der Hügelkette herausragte. „Wenn das nicht ein perfekter Ort für einen Höhleneingang ist, weis ich es auch nicht mehr“: dachte Tarrior bei diesem Anblick und wandte seine Schritte dieser Stelle zu, zumal sie auch etwa mittig zwischen den beiden Türmen lag, wenn er das richtig abschätzte. Doch er war schon wieder erschöpft. Müde schleppte er sich hinüber zur Felsformation. Und schaute sich um. Tatsächlich fand sich zwischen einigen großen Findling etwas versteckt ein Höhleneingang, der mit einer klapprigen, alten Holztür gesichert war. Da man nie wusste, was sich alles für Kreaturen in solchen Höhlen einnisteten, beschloss er eine kurze Ruhepause einzulegen, bevor er die Kavernen betreten würde. Er setzte sein Gepäck zwischen den Felsen einige Meter von der Tür entfernt ab und nahm sich einige Vorräte und eine Decke zur Hand und machte eine Pause, die er auch dazu nutzen wollte, sich noch mit einem Heiltrank um seine Bauchwunde zu kümmern.
Aschland, Foyada Bani-dad, Sha-Adnius
Tarrior besah sich den Eingang von Sha-Adnius, vor dem er sich jetzt augenscheinlich befand, etwas genauer. Die Holztür war recht alt, denn sie schien schon lange dem Wetter ausgesetzt zu sein. Allerdings befand sich an ihr ein neues und unbeschädigtes Schloss, was darauf schließen ließ, dass sich hier jemand aufhielt, der nicht wollte, dass man ihn störte. Allerdings war der Aschesand vor dem relativ windgeschützten Eingang unberührt. Tarrior vermutete, dass die Person, die die Höhle bewohnte, diese schon lange nicht mehr verlassen hatte. Er rieb sich durch den Bart. „Wenn der Mann tatsächlich Beweise für die Verschwörung dieses dreckigen Hexers gegen die Magiergilde und den Rat der Telvanni besitzt, dann schwebt er wirklich in Lebensgefahr“: überlegte der Dunmer und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Es muss so sein. Behram war ganz erpicht darauf, dass ich den Altmer in Cyrodiil töte. Wenn ich Jonicus finde, ist das sein Ende“: dachte er erfreut und richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf das Schloss, dass ihn daran hindern sollte, in die Höhle vorzudringen. Er kannte einen Schlossöffnungszauber. Dieser würde ihm hier gute Dienste leisten. Er konzentrierte etwas Magie in seinen Händen und formte mit ihnen in Gedanken einen Schlüssel. Er legte sie auf das Türschloss, fühlte die nackte, kantige Oberfläche an den Fingern und hörte das Knistern das zwischen seiner Haut und dem Metall doch statt des sanften Klickens der einrastenden Bolzen erklang ein disharmonisches Knirschen in seinen Ohren. Er erkannte die Falle zu spät. Noch ehe Tarrior seine Hand wegziehen konnte, wurde er von einer magischen Druckwelle erwischt, die ihn wie eine Wand erwischte. Er fühlte sich als würde er zerschmettert werden, ehe die Masse seines Körpers nachgab und er im hohen Bogen weggeschleudert und langgestreckt in den Aschesand der Foyada gedrückt wurde. Ihm blieb die Luft weg als er aufschlug, doch bremste der weiche Untergrund seinen Fall. Er blieb dennoch lange Minuten liegen, um sich von dem Sturz zu erholen. Er bemerkte wie Blut langsam aus seiner Nase sickerte. Instinktiv wischte er sich mit dem staubigen Mantel durch sein Gesicht und verfluchte sich danach selbst, als ihm die kratzige Asche, die sich auf seinen Mantel gelegt hatte, zusammen mit dem Blut im Gesicht klebte. „Verflucht“: stieß er aus und rappelte sich unter Schmerzen wieder auf. Er glaubte sein gesamtes Skelett zu spüren. Es war von dem Zauber geradezu innerlich erschüttert worden. Seine Hände zitterten, als er wieder stand. „Ein Magier baut auch magische Fallen ein. Ich hätte daran denken sollen“: maßregelte er sich einmal mehr selbst und ging wieder zum Höhleneingang hinüber.
Böse schaute Tarrior das Schloss an, das nun ganz offen vor Magie schimmerte. Hass baute sich auf. Er versuchte regelrecht mit seinen tiefen, roten Augen das Schloss kaputt zu starren. Als dies nicht gelang zog er die Brauen zusammen und schaute die Holztür wieder an. In seiner Hand sammelte sich erneut Magie doch diesmal in großer Menge und stark konzentriert. Mit einem fokussierenden Blick nahm er den Türrahmen im Bereich des Schlosses in den Fokus, streckte die Hand vor und ließ der Energie freien Lauf. Feuer entstand in der Luft und formte sich zu einer leuchtenden Kugel, die er nur noch mit einem Stoß in Richtung Tür schickte. Kurz bevor sie das Holz berührte, wandte sich der Dunmer ab und ging in die Hocke. Hinter ihm erschütterte eine Explosion den Boden und splitterndes Holz flog an ihm vorbei durch die Luft. Qualmende Holzspane lagen neben ihm im Sand. Als er sich wieder umdrehte, hatte die Tür nun anstatt eines Schlosses ein großes Loch. Mit einem Schubs drückte er sie auf und trat durch den niedrigen Türrahmen in die dahinterliegende Höhle. Der Lichtwechsel war dank des zugezogenen Himmels draußen nicht allzu stark, sodass sich Tarriors Augen schnell an das Dunkel des Tunnels vor ihm gewöhnten. Kleine Kristalle steckten in den Wänden und leuchteten. Das Licht reichte nicht einmal annähernd aus, um den Tunnel auch nur etwas zu erhellen, aber zumindest konnte er so erahnen, wo eine der Wände begann, denn umso weiter er sich nun der Tür entfernte, um so finsterer wurde es auch um ihn herum. Er wollte vermeiden allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen und verzichtete daher auf Fackeln oder andere Lichtquellen und folgte dem Gang langsam aber sich immer tiefer unter die Erde, bis er völlig von den Dunkelheit geschluckt wurde.
Es kam ihm mit der Zeit so vor, als er würde er sich durch das All bewegen – eine endlose Schwärze in der die Kristalle wie Sterne um ihn herum funkelten. Der Höhlenboden unter ihm war nicht etwa felsig, sondern er schien mit Aschesand bedeckt zu sein, zumindest war es unter seinen Füßen für einen Höhlenboden ungewöhnlich weich. Der Sand nahm nach einigen weiteren Schritten eine ekelhaft matschige Konsistenz an. Wenn er mit dem Stiefel auftrat gab es ein schmatzendes Geräusch, dass ihm kalte Schauer über den Rücken liefen. Er war so darauf konzentriert bloß nicht zu stürzen und „dort“ hinein zu fassen, dass er den üblen Geruch, der ihm so langsam in die Nase stieg, zunächst nicht einmal bemerkte. Erst als der Duft, der zuvor noch süßlich-scharf gerochen hatte, sich zu einem bestialischen Gestank ausdehnte, realisierte Tarrior diese Begebenheit. In diesem Moment war es auch, da er fühlte wie etwas nach seinem Bein griff. Er befand sich gerade im Schritt und geriet dadurch aus dem Takt. Er stolpert vorwärts stützte sich an der Wand ab. Als er ein lautes Stöhnen hinter sich hörte, brach ihm der kalte Schweiß aus. Er drehte sich blitzschnell um und in seiner Hand bildete sich noch in der Drehung eine Feuerkugel, die nur wenige Schritte vor ihm die hässliche, halb-verweste Fratze eines Zombies enthüllte. Vor Schreck stolperte er zurück, feuerte jedoch noch im Fallen den Feuerzauber ab, der den Untoten in den Bauchraum traf und diesen zu Boden streckte. Doch dem Dunmer wurde gewahr, dass seine Hände, mit denen er sich abgefangen hatte, nun in einer breiigen-fleischigen Masse steckten. Der gefallene Zombie brannte noch und erhellte so etwas den Gang. Mit schreckgeweiteten Augen richtete Tarrior seinen Blick auf den Boden, der mit dutzenden Leichen bedeckt war und in den nun langsam Leben kam. Verwinkelt abstehende Gliedmaßen, die aus der Masse herauslugten, begannen ekelhaft zu zucken und nach ihm zu tasten. Ebenso vibrierte der Fleischboden, auf dem er bis vor kurzem noch gelaufen war – tatsächlich war er, was ihn zumindest ein Stück weit beruhigte, bis auf die letzten fünf Meter über normalen Sand gewandelt. Tarrior rappelte sich sofort auf, denn unter ihm rumorte es auch und Hände brachen aus der Masse heraus und griffen nach ihm. Er trat nach den fauligen Armen und Händen, die zugreifen wollten und zerquetschte sie mit seinen Stiefeln. Da die Flammen auf dem verbrannten Untoten langsam erloschen, formte er eine weitere Feuerkugel in die Hand. Anstatt sie für einen Angriff zu gebrauchen, behielt er sie lieber als einzige Lichtquelle in der Hand. Er wollte seine magische Energie schonen. Die zwei Feuerbälle hatten ihn ein Stück weit erschöpft und bei den Untoten, die sich nun erhoben um ihn Weg und Rückweg zu versperren, war es zu erwarten, dass er seine magische Kraft noch dringend brauchen würde. Während er die Feuerkugel weiter über der geöffneten Handfläche schweben ließ, zog er mit der anderen Hand sein Silberschwert und brachte es zwischen sich und einen weiteren Zombie, der sich nun endgültig aus dem Knäueln verknoteter Leiber, aus denen der Boden bestand, herausgearbeitet hatte.
Überall um ihn herum war nun der Gestank von Verwesung und Tod, sodass ihm die Augen beim scharfen Duft der fauligen Gase bereits tränten. Die Kreatur streckte den Arm nach ihm aus und röchelte geifernd. Mit einem Streich hieb er die Gliedmaße ab, die sich krümmend auf den zuckenden Teppich aus Fleisch fiel, aus dem sich immer mehr Untote erhoben. Er spürte weitere Hände nach seinen Stiefeln greifen und schlug blind in Richtung Boden, um dann die Klinge wieder nach oben zu ziehen und den Zombie zurückzustoßen. Er stolperte mehr als er zurückwich, bis er mit dem Rücken endgültig zur Wand stand, während sich der Tunnel, der sich jetzt im Licht als kleine Zwischenhöhle erwies mit immer mehr auferstandenen Leichen füllte. Noch behinderten sich die Untoten beim Aufstehen gegenseitig, aber es würde nicht lange dauern, bis der gesamte Fleischboden in Form von röchelnden Zombies um ihn herumstand. „Hätte ich bloß kein Licht gemacht. Das muss sie aufgeschreckt haben“: vermutete Tarrior und besah sich das Feuer in seiner Hand. „Jetzt ist es eh zu spät“: dachte er mit einem Schulterzucken und verschaffte sich einen Überblick. Zwar kamen die Zombies röchelnd und stöhnend näher, aber da sie sich eher ungelenk bewegten, bestand zunächst keine Gefahr für ihn, wenn er mit dem Schwert den Halbkreis vor ihm freihielt. Er konnte den Gang sehen, durch den er hineingekommen war und er konnte auch einen weiteren Gang erkennen, in dem wieder schwarzer Sand auf dem Boden lag und in dem er wohl tiefer in das Höhlensystem konnte. Der Weg war nicht weit. Es waren nur ein paar Meter nach links. Einige Zombies versperrten den Weg und der Boden über den sich die Leichen bewegten, zuckte auch vor Leibern, die sich langsam erheben wollten. „Augen zu und durch“: sagte er sich, griff das Schwert so fest, dass sich die Knöchel weiß abzeichneten und sprengte los. Noch in der ersten Bewegung holte er aus und hieb einem Untoten den Kopf in einer flüssigen Bewegung ab. Anderen Leichen kam er bei, in dem er blinde Schnitte ausführte und dort aufgedunsene Körper aufschlitzte und Gliedmaßen abschnitt. Naturgemäß empfanden die Kreaturen keinen Schmerz und ließen sich auch weiter nicht beirren, doch so verschaffte sich wichtigen Platz in ihren Reihen, wo er sich durchdrängen konnte.
Kurz bevor er den Gang erreicht hatte, erwischte ihn ein Schlag von der Seite, der ihn taumeln ließ. Krallen bewehrte Zombiehände griffen nach ihm. Er reagierte schnell genug sich wegzudrehen und mit dem Schwertknauf zwei Zombies, die sich an ihm gütlich tun wollten, wegzustoßen. Der Schlag wurde von einem großen, massigen Zombie ausgeführt, der die Statur eines Schmiedes hatte und vor seinem Tod wohl ein stattlicher Nord gewesen war. Aus toten Augen starrte er Tarrior an. Der Dunmer erwiderte den Blick. Die Leiche stand ihm im Weg. Er fasste sein Schwert mit beiden Händen und wollte mit aller Kraft einen diagonalen Streich von oben nach unten gegen seinen Gegner führen. Scheinbar schaltete sich bei dem Nord ein alter Instinkt wieder ein, sodass dieser seine muskulösen, halbverwesten Arme hob. Die Klinge drang in den linken Arm ein und schnitt durch ihn hindurch, blieb aber bis zur Hälfte im Knochen des rechten Arms stecken. Die Kreatur riss den halb-abgetrennten Arm herunter und fast wäre die Klinge dem Dunmer aus der Hand geglitten. Er stemmte sich gegen den aufgedunsenen Körper und zog das Schwert mit einem schmatzenden Geräusch aus der Gliedmaße. Als das Biest erneut nach ihm schlagen wollte, stieß er die Klinge von unten nach oben auf den Kopf zu. Geradezu rechtzeitig lehnte sich der Untote, der offenbar über etwas mehr Intelligenz verfügte nach hinten und erhielt so nur einen tiefen Schnitt auf den Schädelknochen hinunter, der ihn zurücktaumeln ließ. Allerdings gab dies Tarrior die Möglichkeit seitlich an dem Koloss vorbei zu schlüpfen und somit endlich in den sicheren Gang und von den zuckenden Leichen herunter auf den ruhenden Sand zu kommen. Der massige Untote drehte sich jedoch schnell nach ihm um und auch die anderen Untoten wollten ihm nachsetzen. Seine Magie hatte sich inzwischen erholt. So ließ er noch mehr Magie in die Kugel in seiner Hand fließen. Als er die Hand ausstreckte flog sie los und traf seinen Widersacher frontal in den Bauch. Nach einer magischen Explosion ging die Kreatur endlich in Flammen auf und verwandelte sich regelrecht in einen riesigen Feuerball. Mit ihrem einem Arm und dem Armstummel wirbelte sie noch etwas herum, bevor der endgültige Tod über sie kam. Tarrior sah zu wie der brennende Kadaver zu Boden sank und sich die anderen Zombies in der Nähe daran entzündeten. „Die werden mir erst einmal nicht folgen“: kommentierte Tarrior dies in Gedanken und verschwendete keine Zeit mehr. Er folgte dem Gang weiter, während er diesmal zur Sicherheit gleich eine neue Feuerkugel als Lichtspender in der Hand behielt.
Allerdings erwies sich das als unnötig, als er nach wenigen Minuten weiterer Dunkelheit der Tunnel Licht am Ende des Ganges entdeckte. Er löschte die Feuerkugel. Der Sand auf dem Höhlenboden dämpfte seine Schritte. Langsam schlich er auf das Licht zu und fand sich erneut in einer großen Höhle ein. In der Mitte der Höhle fand sich eine große Senke, die mit dem schwarzen Sand gefüllt war, drum herum erstreckten sich terrassenartig abgestufte Wasserbecken. Die ganze Szenerie war mit Stalagmiten und Stalagtiten durchsetzt. Genau gegenüber dem Tunnel, in dem gerade stand, befand sich an die Wand der Höhle heran gebaut eine kleine Holzhütte, zu der von der Senke aus eine kleine Treppe, die direkt aus dem Fels geschlagen war, hinaufführte. Erleuchtet wurde die Höhle von verstreut stehenden Laternen und Fackeln. Außerdem ragten aus den Wänden wieder die gleichen leuchtenden Kristalle, die zuvor seinen Weg markiert hatten, doch waren diese hier wesentlich größer und manche Exemplare mannshoch. Zwischen den Holzplanken der Hütte schien Licht hindurch. Sie war offensichtlich bewohnt. „Da muss er drin sein“: dachte Tarrior. Allerdings schien ihm die Höhle auch wie eine Falle. Der Mann war vorsichtig, vielleicht schon paranoid. „Vermutlich erscheint dem Nord mittlerweile jeder Eindringling wie ein gedungener Meuchelmörder“: überlegte der Dunmer. Er hielt es für besser sich anzuschleichen, um dann Gelegenheit zu bekommen sich zu erklären, bevor der Mann ihm seine Kreaturen auf den Hals hetzt. Er ging in die Knie und nutzte den weichen Untergrund, um sich lautlos der Hütte zu nähern. Sie besaß keine Fenster und wenn der Nord nicht gerade zufällig durch einen der Spalte zwischen den Holzlatten schaute, würde er ihn auch nicht bemerkten, doch auch diesmal schien Tarrior die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben. Als er sich bis zur Hälfte an den Unterschlupf heran gearbeitet hatte und er sich mitten im Sandbecken befand, brachen vor ihm plötzlich zwei Skelette aus dem Boden. Sie waren mit alten Rüstungsteilen aus Chitin gepanzert. Der eine Knochenmann war mit einer Streitaxt aus Vulkanglas bewaffnet und der andere mit einem Streitkolben, der eigentlich ein großes Stück Stein war, in dem sich noch kleine Stücken des grünen Glases befanden, die man aber scharf angeschliffen hatte, eine auf Vvardenfell durchaus übliche Waffe. Tarrior schluckte. Da der Nord sich noch nicht in der Tür hatte sehen lassen, ging er davon aus, dass wohl allein das Betreten des Sandes die Untoten aufgestört hatte. Zunächst versuchte er dem Kampf aus dem Weg zu gehen und zur Treppe durchzukommen, doch die Skelette versperrten ihm rigoros mit ihren Waffen den Weg. Es blieb also nichts anderes übrig, als wieder zu roher Gewalt zu greifen. Erneut zog er das Silberschwert, dessen Klinge langsam wieder ziemlich schartig wurde und bereitete sich auf den Kampf gegen die beiden knöchernen Gegner vor.
Das Silberschwert im Anschlag bewegte er sich im Halbkreis vor den beiden Gegnern hin und her, die ihn aus leeren Augenhöhlen heraus anstarrten. Allerdings ließen sie sich nicht dazu verleiten den Weg zur Hütte freizugeben. Tarrior erwartete einen Angriff, der allerdings ausblieb. Sie machten keine Anstalten selbst die Initiative zu ergreifen. Der Dunmer hatte keine Lust mehr mit diesen Knochenhaufen zu spielen und stürmte daher vor. Er schickte mit ausgestrecktem Arm zwei Feuerzauber vor, die die Untoten direkt am Kopf trafen und für einen Moment aus dem Takt brachten. Er nutzte den Moment der Verwirrung um das Schwert mit aller Kraft dem Skelett mit der Streitaxt über den Brustkorb zu ziehen. Der Aufprall erschütterte zwar das Knochengerüst, aber ein Schwert war offenbar nicht die richtige Waffe, um die Sache zu Ende zu bringen. Die Streitaxt wollte auf ihn hernieder fahren, doch rechtzeitig brachte er die Klinge dazwischen, die vom Aufprall eine weitere Scharte davon trug. Tarriors Aufmerksamkeit war so von dem einen Gegner gefesselt, dass er das andere Skelett erst wieder bemerkte, als er dessen Knurren direkt hinter sich hörte. Er versuchte noch zur Seite auszuweichen, doch er spürte die Keule, wie sie direkt in seinen Rücken krachte und ihn mit Schmerzen zu Boden schickte. Er krallte seine Finger in den Sand und stieß sich schnell wieder in eine kniende und dann stehende Position hoch. Ein brennender Schmerz fuhr ihm wieder durch die Bauchgegend. „Verflucht“: keuchte der Dunmer, aber biss sich auf die Lippen. An der Stelle, an der er gerade noch lag, fuhr die Streitaxt in den Sand. Schnell suchte er wieder etwas Entfernung zu den Gegnern, die ihn bedrängten, doch diesmal verhielten sie sich nicht abwartend, sondern setzten ihm umgehend nach. Tarrior blieb stehen und wirbelte einmal mit seinem Schwert herum, womit er die zwei Brustkörbe noch einmal traf und die Angriffsbewegung stoppte. Die Gelegenheit nutzte er für zwei weitere Feuerzauber, die er direkt mit dem Auflegen seiner beiden Hände auf je eines der Skelette losließ. Die Wucht des Feuerzaubers rußte seine Armschienen und drückte die Brustkörbe auseinander. Die Biester kreischten aus nicht vorhandenen Kehlen und holten mit ihren Waffen aus. In diesem Moment öffnete sich die Tür der Hütte wie Tarrior hörte.
„Was bei den Daedra ist hier los?!“: rief ein Mann aus, den Tarrior nicht sehen konnte, weil ihm die Gegner die Sicht blockierten. „Ah! Tötet diesen Bastard!“: rief die Stimme aus und hielt die Untoten an, die Sache zu Ende zu bringen, doch Tarrior war auch geneigt die Sache zu Ende zu bringen. Er wich den weiteren Schlägen der Skelette aus, trieb mit einigen angetäuschten Streichen die Beiden auseinander, um sich dann mit vollem Körper und quergelegter Klinge gegen das Skelett mit der Streitaxt zu werfen. Der Rempler warf es direkt zu Boden. Tarrior dreht sich schnell um und ließ eine Kaskade von Schlägen auf den Streitkolbenträger einprasseln. Das Skelett versuchte mit der Keule zu blocken, doch darauf hatte der Dunmer gewartet. Er trat einen Schritt zurück und nutzte einen weiteren schwächeren Feuerball. Er schleuderte ihn auf den Totenschädel, der erneut in Flammen aufging. Das Skelett ließ seine Deckung fallen und reckte den Arm mit der Keule von sich. Auf diese Gelegenheit hatte Tarrior gewartet und schlug mit einer Bewegung von unten nach oben den Unterarm am Ellenbogen ab. Dieser fiel zusammen mit Keule auf den Boden. Der Dunmer war sein Schwert weg, dann schickte er das Skelett mit einem Tritt zu Boden und griff nach der Waffe. Er zertrat die Hand mit seinem Stiefel und hob den Streitkolben schnell auf. Bevor sich der einarmige Gegner wieder erheben konnte, warf sich Tarrior auf den knöchernen Leib und erhob den Kolben gegen seinen einstigen Besitzer. Unter einem begleitenden „Nein“ der Stimme zerschmetterte er dem Untoten mit dem Streitkolben den Schädel. Es benötigte einige Schläge, doch am Ende war Ruhe. Keuchend kniete er über den zertrümmerten Schädel. Er brauchte eine Pause, doch die war ihm nicht vergönnt. Neben ihm schlug ein Schockzauber ein, der den Sand auseinander spritzen ließ. Tarrior wandte sich kurz zu der Hütte um und sah dort tatsächlich einen Nord, der Angriffszauber formte und nach ihm schleudern wollte. „Jonicus!“: rief Tarrior und der Mann schien sich durchaus angesprochen zu fühlen. „Verdammter Meuchler. Ich bring dich um“: schrie er und warf einen neuen Schockzauber. Der Dunmer wollte auf die Hütte losrennen, doch erneut verstellte ihm der andere untote Wächter den Weg. Das Skelett tauchte so schnell von der Seite auf, dass Tarrior keine Chance hatte dem Axtstreich auszuweichen. Sie durchdrang direkt am Rand der Schulterplatte etwa auf dem halben Weg zum Hals das Leder der Knochenrüstung und drang ihm in die Schulter ein. Er brüllte vor Schmerz auf. „Ja schlachte diesen Dreckskerl“: geiferte der Nord am andere Ende der Felstreppe, als das Skelett zu einem weiteren Schlag ausholte. Tarrior taumelte zur Seite und hielt sich die Schulter mit der Hand in der sich noch immer die Keule befand. „Zum Glück hat es nicht die Schulter meines Waffenarms erwischt“: dachte er, als er zurückwich und Mühe hatte den brennenden Schmerz in der getroffenen Schulter zu unterdrücken.
Weitere Schockzauber flogen heran. Da er sich ohne Schmerzen kaum mehr flüssig bewegen konnte, konnte er ihnen auch nur noch schwerfällig ausweichen und hätte mehr als einmal beinahe einen Treffer kassiert. „Jonicus. So hört doch. Ich bin hier um mit euch zu sprechen“: bat Tarrior, der immer noch vor der Kreatur zurückwich. „Ah Sprechen nennt man das jetzt also. Ich weis zwar nicht, wie du mich gefunden hast, aber deinen Auftrag werde ich dir mit dem Tod vergelten, Meuchler“: herrschte ihn der Mann und spuckte beim letzten Wort aus. „Nimm das hier“: rief er noch, bevor er den nächsten Schockzauber losließ. Tarrior hatte sich unterdessen etwas weiter bewegt und warf sich unter Schmerzen noch einmal auf die Seite. In letzter Zeit musste er häufiger auf diese unwürdige Art und Weise ausweichen, fiel ihm dabei auf, aber in diesem Fall heiligte der Zweck die Mittel. Der Zauber des Nord verfehlte und flog nun direkt auf das Skelett zu, das etwas hinter ihm gestanden hatte und traf es frontal. Blitze hüllten das Knochengerüst ein und für einen Moment schien es, als würde der Zauber, der den Untoten zusammen hielt, seine Kraft verlieren, da die Knochen bedenklich wackelten. Doch das Skelett fing sich. Allerdings reichte der Moment aus, dass Tarrior an es herantreten konnte, um erneut mit der Keule zuzuschlagen. Da er durch die Verletzung beeinträchtig und wesentlich langsamer war, hatte sich das Skelett leider soweit erholt, dass es noch den Arm zur Verteidigung heben konnte. Die herniederfallende Keule zerschmetterte die Knochenhand und prellte die Streitaxt weg. In diesem Moment flog ein weiterer Schockzauber heran und traf den Dunmer im Rücken. Er brach in die Knie. Vor seinen Augen begannen sich weiße Schlieren zu bilden. Er musste sich stark beherrschen, um nicht die Besinnung zu verlieren. Die nicht zerschmetterte Pranke des Skeletts schnellte vor und packte ihn an der Kehle und drückte zu. Panik kam in ihm auf. Er bekam keine Luft mehr, aber er konnte sich nicht befreien. Er versuchte sich zu beruhigen und drängte die Panik, die sein Denken zu benebeln begann, zurück.
Die Meditationsübungen waren in diesem Fall endlich zu etwas gut. So konnte er in den wenigen Augenblicken ruhig nachdenken: „Ich kann meinen zweiten Arm wegen der Schulterwunde nicht bewegen und das Skelett… mit nur einer Hand abzuwehren… ist unmöglich. Ich bekomme diesen… Griff… niemals gelockert. Ich muss… die Keule… in der Hand behalten. Das ist meine… einzige Chance.“ Er stemmte sich hoch. Seine Muskeln zitterten noch immer von dem Stromstoß und wollten nicht so recht gehorchen, doch er zwang seinen widerspenstigen Körper unter seinen Geist. Das stahlharte Griff um seinen Hals verstärkte sich noch. Inzwischen konnte er nur noch röcheln. Langsam drückte sich Tarrior nach oben, kam langsam auf Brust- und dann auf Schulterhöhe des Skelettes nach oben. Als ihm schon die Sinne schwanden, schaute er der untoten Kreatur mit verschwimmendem Blick in die Augen. Mit letzter Kraft fasste er die Keule, holte aus und führte seitlich von unten einen letzten Schlag gegen den Schädel der Kreatur. An der Seite war der Knochen wesentlich instabiler. Unter der Wucht des Schlages gab er nach und drückte sich langsam nach innen. Von der Seite her zerschmetterte der Dunmer dem Skelett den Kopf. Augenblicklich ließ der Griff um seinen Hals nach und sein Widersacher stürzte als lebloser Haufen an Knochen zu Boden und rührte sich nicht mehr. Hustend und wild nach Luft schnappend stand er mit zitternden Beinen daneben, doch schnell lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Nord, der fassungslos im Rahmen der Tür seiner Hütte stand und ihn entsetzt anstarrte. Am Schweiß, der dem Nord über das Gesicht lief, konnte Tarrior erkennen, dass die ganzen Zauber, die er vermutlich auch mit voller Kraft gewirkt hatte, nicht spurlos an ihm vorrübergegangen waren. „Das kann nicht sein!“: stieß er noch hervor. Da seine magischen Reserven erschöpft schienen zog er sich umgehend in seine Hütte zurück. Tarrior steckte die Glaskeule an seinen Gürtel, griff sich wieder sein Langschwert und stürzte mit aller verbliebenen Kraft die Stufen zur Hütte hinauf.
Der Türriegel, der ihm nun noch den Weg versperrte, konnte dem Feuerzauber, den er mit letzter magischer Kraft wob, nicht standhalten. Ein letzter Stoß mit der nicht verletzten Schulter öffnete den Zugang. Im Inneren sah er den Nord, wie er hektisch in einem Schrank mit Ampullen wühlte und nach einer Flasche mit einer blauen Flüssigkeit griff. Der Dunmer wusste, worum es sich dabei handelte. Er zögerte nicht und zog die Keule hervor. Er holte nur noch kurz aus und warf den Glasstreitkolben. Die Waffe traf den Nord in dem Moment, in dem er sich die Öffnung der Flasche an den Mund geführt hatte, am Kopf. Bewusstlos sank der Magier zu Boden. Tarrior stolperte zu dem Schränkchen mit den Ampullen hinüber und fand nach kurzem Suchen eine ebensolche Flasche mit roter Flüssigkeit. Er schluckte sie sofort. Nach einem kurzen brennenden Stechen in der Schulter wurde sie völlig taub und der Schmerz verschwand. Der Trank war schwach, aber zumindest konnte er sich jetzt wieder einigermaßen bewegen. Sein Blick richtete sich auf den am Boden liegenden Mann. „Verdammter Nord-Hohlkopf“: zischte Tarrior, doch er wusste, dass dieser Mann seine beste Chance war, um sich endlich an Behram zu rächen.
Aschland, Foyada Bani-dad, Sha-Adnius
Jonicus saß vor ihm. Tarrior hatte ihn auf einen Stuhl verfrachtet und die Hände hinter der Lehne zusammen gebunden. Der Nord lebte offenbar schon einige Monate nur allein mit seinen Untoten in dieser Höhle und das in der ständigen Angst vor Attentätern. Da wäre er selbst womöglich auch schon leicht verrückt geworden. In dem Moment, in dem er an die auferstandenen Leichen dachte, fühlte er Verachtung für den Mann, der vor ihm saß. Er konnte Nekromanten noch nie leiden und dieser hier war sogar noch Mitglied der Magiergilde. Tarrior wollte gar nicht daran denken, woher der Nord die Gebeine für seine Wächter genommen hatte. Er schluckte seine Abscheu hinunter und nahm einen Tonkrug, den er draußen an den Wasserbecken gefüllt hatte und goss sie dem bewusstlosen Mann über den Kopf. Prustend wachte der Mann auf und brauchte einen Moment um zu begreifen, wo er war. Als er dann den Dunmer entdeckte, war Tarrior froh, dass er ihn festgebunden hatte. Sofort wollte der Mann ihm an die Kehle springen. Der Hlaalu packte ihn an den Schultern und drückte ihn auf den Stuhl zurück. „Sie sind Jonicus der Verwirrte nehme ich an“: versuchte er ein Gespräch zu beginnen. Der Nord spuckte ihm auf den Brustharnisch. „Bring es schon hinter dich du hinterhältiger Meuchelmörder. Ich werde nicht um mein Leben betteln. Ich werde wie ein Mann nach Sovngarde gehen“: gab sich der Magier unbeugsam. Für einen kurzen Augenblick überlegte Tarrior, ob er nicht nach seinem Dolch greifen und dem Magier etwas Angst machen sollte, aber dieser Moment ging schnell vorüber. „Wenn ich hier wäre, um euch zu töten, hätte ich das bereits erledigt. Euer Cousin in Maar Gan hat mir verraten, dass ich euch hier finde. Ich habe euch gesucht“: erklärte er und der Magier beruhigte sich etwas. „Mein Cousin hat euch zu mir geschickt?“: murmelte er nachdenklich und schien zu überlegen, was er davon halten sollte. „Ich habe ihm versprochen euch zu helfen, allerdings brauche ich auch eure Hilfe. Ich weiß vor wem ihr Angst habt und genau dieser Mann ist es, gegen den ich eure Hilfe benötige“: führte Tarrior es etwas aus. „Ihr habt euch Probleme mit Behram Meradanz?“: fragte der Nord hellhörig. „Sagen wir, dass er mich erpresste und, wenn er will, mich immer noch erpressen kann. Mir wäre sehr daran gelegen diesen Sohn einer Dirne zu stürzen“: sagte Tarrior und ballte vor Wut die Fäuste, als er daran dachte, zu was ihn dieser Hexer damals in Cyrodiil zwang. „Aber wie soll ich euch dabei helfen können? Ich sitze hier in dieser Höhle, weil ich Angst haben muss, von seinen Häschern umgebracht zu werden. Ich kann euch nicht helfen“: wies es der Nord von sich. „Eure untoten Diener erschienen mir nicht gerade wehrlos und ihr auch nicht. Auch wenn ich Totenbeschwörer wie euch verabscheue“: zischte der Dunmer und betrachtete den Nord erneut mit Abscheu. Das Wort „Ahnenschender“ ging ihm dabei durch den Kopf. Der Magier stutzte einen Moment und brach dann in Gelächter aus. „Haltet mich bitte nicht für so jemanden. Ich respektiere die Regeln der Magiergilde im Bezug auf die Beschwörung von Toten. Die Skelette und Leichen, die ihr dort draußen seht, sind entweder aus dem freigegebenen Bestand der Gilde, schriftlich beantragt und ordnungsgemäß vermerkt, oder Banditen hier aus dem Aschland, für deren Kadaver das kaiserliche Gesetz keine Beschränkung hinsichtlich der Freigabe für die Forschung macht. Außerdem trefft ihr mit eurer Kritik den Falschen. Ich verabscheue die Leichenbeschwörung, aber ich bin nun einmal ein Beschwörer. Mein Fachgebiet sind die Daedra, aber man kann selbst den beschworenen Dienern nicht mehr trauen, seit Mehrunes Dagon in Alles involviert ist. Man kann nie wissen, ob man einen Daedroth oder einen Skamp nicht aus den Totenländern statt einem anderen Reich herbei ruft und man weiß nie, was sie alles erzählen, wenn sie in das Reich des Vergessens zurückkehren. Ich muss leider auf diese stinkenden Kadaver zurückgreifen. Allerdings sind sie zuverlässigere Diener“: erklärte er sich und Tarrior gelang es bei dem Gehörten seine Abscheu etwas abzuschütteln. Er hieß zwar die generelle Praktik der Totenbeschwörung, auch wie sie vom Kaiserreich gesetzlich geregelt war, nie gut, aber immer hin hielt sich dieser Mann an Anstand und Regeln, auch wenn er nicht verstand, welche Sorgen er sich wegen der Daedra machte, wenn es nur darum ging, sich zu verteidigen.
Allerdings wollte er auch lieber zum eigentlichen Grund seiner Anwesenheit zurückkommen: „Herr Jonicus. Dieser Telvanni zwang mich zu einer Reise nach Cyrodiil, um dort Sachen zu tun, die ich lieber nicht näher beschreiben will. Einer seiner Aufträge sah vor, einen gewissen Altmer zu töten.“ In diesem Moment zog der Mann eine Augenbraue hoch und schien hoch aufmerksam. „Er war unterwegs zur Kaiserstadt, um mit dem Erzmagier zu sprechen“: erzählte Tarrior weiter und bemerkte, wie der Nord langsam sehr unruhig auf seinem Stuhl wurde. „Es war euer Lehrling“: sprach der Dunmer es endlich aus. „Habt ihr ihn umgebracht!“: brach es der Kehle des Magiers hervor, der aufzufahren versuchte, aber wieder von den Fesseln zurückgehalten wurde. „Nein, ich nicht. Ich befreite ihn aus einer Ruine, in die ihn Meradanz gelockt hatte, um ihn festzuhalten, anstatt ihn dort zu töten. Von ihm erfuhr ich von euch. Allerdings wollte er mir nicht allzu viel über euren Aufenthaltsort sagen, weshalb es noch Probleme gab, euch zu finden. Er starb wohl kurz nachdem wir uns getrennt hatten. Als Warnung an mich, deponierte man mir seinen Kopf im Bett“: Tarrior blieb ruhig und abgeklärt, als er dies erzählte, obwohl er innerlich brodelte. Der Nord allerdings war nicht so ruhig, sondern brach sogar in Tränen aus. Der Tod seines Schülers musste ihm wohl nahe gehen. „Ich hätte ihn nicht allein nach Cyrodiil schicken sollen. Aber ich hatte keine Wahl. Ich hatte gehofft, dass man ihn nicht mit mir in Verbindung bringen würde“: murmelte der Beschwörer und blickte betrübt zu Boden. Seine langen, grauen Haare fielen dabei strähnig über seinen Kopf. Erst jetzt wurde Tarrior gewahr, dass der Mann sich wohl lange nicht mehr richtig gewaschen hatte. Seine Haut und auch seine braune Robe sahen abgegriffen, ungepflegt und schmutzig aus. Tarrior trat hinter ihn und löste langsam die Fesseln. Die Arme des Nord hingen nutzlos herab. Der Dunmer gab ihm noch einen Moment, bevor er wieder das Wort an ihn richtete: „Euer Schüler hat mir von euren Problemen berichtet. Er schaffte es nicht mehr zu Erzmagier Traven und ich habe es gar nicht probiert. Ich ahnte schon, dass Behram das nicht zugelassen hätte und wollte kein Risiko eingehen, doch hatte ich eine Hoffnung. Euer Lehrling erwähnte mir gegenüber, dass ihr Beweise gegen den Hexer habt.“ Der Nord sah zu ihm auf. Seine Augen waren hart. „Das ist sinnlos. Wir können der Gilde hier in Morrowind nicht trauen. Haltet mich für paranoid, aber ich weiß es besser. Er hat bezahlte Späher überall“: klagte der Magier. „Ich sprach auch nicht davon, die Magiergilde von einer Dummheit abzuhalten, sondern ihn direkt auszuschalten. Die Vergiftung der Telvanni-Ratsherren dürfte doch wohl ein gutes Argument sein“: entgegnete Tarrior. „Wenn es das nur schon wäre… Aber wer würde uns schon glauben? Ich gelte als seltsam, nicht umsonst nennt man mich den Verwirrten. Welche Aussagekraft hätte ein Beweis, den ich vorlege?“: resignierte der Nord. „Welche Aussagekraft hätte ein Beweis, den ein angesehener Ratsherr von Fürstenhaus Hlaalu vorlegt?“: fragte der Dunmer zurück: „Ich vergaß mich vorzustellen. Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr von Fürstenhaus Hlaalu, Plantagenbesitzer und zudem Freund von Dram Bero, der wiederum ein Bekannter von Herzog Vedam Dren ist, der wiederum auch dem Fürstenhaus Hlaalu angehört.“ Der Nord rappelte sich auf. „Euch würde man Glauben schenken“: murmelte der Mann. „Behram würde seine gerechte Strafe bekommen und ihr könntet endlich wieder diese Höhle verlassen“: gab Tarrior noch zu Bedenken und der Mann strahlte für einen Moment. „Das wäre wunderbar“: dachte er laut und schien plötzlich abwesend, was Tarrior dazu veranlasste, noch einmal über den Beinamen des Magiers nachzudenken. Er seufzte und beließ den Mann bei seiner Träumerei, denn es war besser, wenn er ihm gewogen blieb.
Stattdessen blickte er sich noch einmal in der Hütte um, in der dieser Mann über Monate gehaust hatte. Über einer kleinen Feuerstelle blubberte ein Topf mit Wasser. Auf einem schiefen Holztisch danebenlag ein großer Haufen von verschiedenen Pilzen. Bei dem Gedanken daran, dass sich Jonicus über Wochen nur von diesen Höhlengewächsen ernährt hatte, überkam ihn ein Stück weit Übelkeit. Er ließ den Blick umgehend weiter schweifen und entdeckte neben dem Schränkchen mit den Ampullen mit Tränken und alchemistischen Zutaten einen kleinen Tisch mit alchemistischem Gerät und zwei, der für jede Magierbehausung obligatorischen, Bücherregale mit entsprechendem Bestand. Der Tisch und die beiden Stühle, neben denen sie gerade ihre Unterhaltung führten, stellten wohl eine Art Sitzecke dar. Durch Trennwände aus Guarhaut waren ein Schlafbereich mit zwei Truhen abgegrenzt. Außerdem gab es eine kleine Ausbuchtung in der Felswand, die mit Teppichen abgehängt war. Dort drin befanden sich ein Seziertisch, auf dem ein blanken Skelett lag sowie ein Tisch mit Gerätschaften, von denen sich Tarrior nicht einmal vorstellen wollte, wofür sie von Totenbeschwörern beim Präparieren einer Leiche verwendet werden. Nichts Außergewöhnliches. Natürlich hatte er sich schon nach den Beweisen umgesehen, aber er hatte nichts gefunden, was auch zum Teil daran lag, dass er nicht wusste, wonach er überhaupt suchte. Umso mehr wurde es jetzt langsam Zeit, dass Jonicus mit der Sprache herausrückte.
Tarrior berührte ihn an der Schulter und der Nord zuckte zusammen und brauchte wieder einen Moment, um sich zu besinnen. „Verzeiht. Ich war gerade in Gedanken an die Heimat. Wenn euer Plan funktioniert und ich mich wieder frei bewegen kann, will ich unbedingt die verschneiten Gipfel und tiefen Wälder Himmelrands wiedersehen. Dann sollte ich euch die Beweise aushändigen“: kam der Nord glücklicherweise selbst zum Wesentlichen zurück. Als er die Beweise noch einmal erwähnte, fiel Tarrior allerdings etwas ein, was der Mann gesagt hatte. „Was meintet ihr vorhin eigentlich mit ‚Wenn es das nur schon wäre…‘?“: fragte der Dunmer, während er Jonicus in Richtung des abgehangenen Bereichs mit dem Seziertisch folgte. „Nun ja. Das Rezept für das Gift, das die Telvanni-Ratsherren über Wochen ihrer Stimme beraubte, kam von der Mythischen Morgenröte“: warf der Nord diese Bemerkung fallen. Tarrior blieb wie angewurzelt im Durchgang stehen. „Ich sagte ja, dass das völlig unglaubwürdig ist. Wer würde einem so eine verrückte Geschichte glauben, wenn man als „der Verwirrte“ bekannt ist?“: fabulierte der Magier einfach weiter. Tarrior schloss umgehend zu ihm auf, packte ihn und drehte ihn zu sich herum. „Wollt ihr mir damit etwa sagen, dass Behram Meradanz ein Mitglied der Mythischen Morgenröte ist?!“: fuhr er ihn an. „Nun ja. Ein angesehener Ratsherr eines Fürstenhauses, der alles hat und bereits mächtig ist, wer würde schon glauben, dass der auf die Zusammenarbeit mit den Daedra angewiesen ist.“ Tarrior fing an der Kopf zu dröhnen. „Meradanz studierte die Dwemer und die waren nicht sonderlich gut auf die Daedra zu sprechen, waren geradezu lästerlich den Daedra-Prinzen gegenüber. Außer schickte Meradanz mich in die Totenländer um dort Vholendrung zu stehlen. Das passt irgendwie nicht zusammen“: drehten sich seine Gedanken. Er ergriff noch einmal den Nord: „Ich glaube ihr müsst mir jetzt ein paar Sachen erklären. Was genau habt ihr nun in der Hand?“ Jonicus schaute ihn an und seufzte: „Also hat euch mein Lehrling wohl doch nicht so viel erzählt.“ Der Nord setzte sich auf den Seziertisch und musterte das Skelett für einen Augenblick nachdenklich. „Ich und mein Lehrling untersuchten eine daedrische Ruine auf halbem Weg zwischen Ald’rhun, als es noch nicht von den Daedra erobert war, und der Geisterpforte. Ich habe ihn hinunter zum Altar geschickt, um einige Zutaten von den dort lebenden Kultanhängern zu kaufen. Ich untersuchte die außen gelegenen Inschriften, als ein Mann in einer Zwergenrüstung plötzlich auftauchte. Ich versteckte mich zwischen den Säulen und wartete ab, während er inmitten eines zerfallenen Raums wartete. Nach einigen Minuten tauchte ein Mann in roten Gewändern, ein Anhänger der mythischen Morgenröte aus dem Schatten auf. Ich hielt mich weiterhin verborgen. Das Treffer dauerte allerdings nicht lange an. Der Mann in der Zwergenrüstung übergab ein versiegeltes Schreiben an den Daedra-Anhänger und verschwand dann. Der Agent der Morgenröte wartete bis sein Gesprächspartner weg war, erbrach das Siegel und wollte gerade die Nachricht lesen, als mein Schüler aus den Katakomben kam und laut auf sich aufmerksam machte. Der Kultist wollte ihn töten. Ich beschwor einen Daedroth zur Verteidigung und erwischte ihn von hinten mit einem Blitzzauber. Wir nahmen den Brief an uns und kehrten schnell nach Ald’rhun zurück, wo man uns für meine Forschungen Unterkunft gewährt hatte. Dort lasen wir dann den Brief. Die Mythische Morgenröte hatte das Rezept für das Gift, dass die langanhaltende Stummheit hervorrief für Meradanz zusammengestellt. Der bedankte sich in dem Brief nicht nur dafür sondern bat auch noch darum Oblivion-Tore auf den Inseln um Sadrith-Mora herum zu öffnen. Im Gegenzug für seine Hilfe einen Krieg zwischen der Magiergilde und den Telvanni zu provozieren, erinnerte er seinen Ansprechpartner an eine vereinbarte Gegenleistung. Natürlich wollten wir damit umgehend an die stellvertretende Erzmagierin herantreten und meldeten den Vorfall. Allerdings versuchte man uns noch in derselben Nacht, bevor wir nach Balmora aufbrechen wollten, im Schlaf zu ermorden. Die Mitteilung musste abgefangen worden sein. Also haltet mich nicht für paranoid, wenn ich sage, dass er oder die Mythische Morgenröte ihre Agenten überall haben. Auf jeden Fall verließen ich und mein Lehrling Ald’rhun umgehend und kamen hierher. Ich habe nur noch meinem Großcousin in Maar Gan das Nötigste von der Sache erzählt, als wir dort durchkamen. Ich wollte dann Erzmagier Traven in Cyrodiil informieren, dass er mich hier mit einem unabhängigen Begleitschutz herausholt und ich ihm den Brief als Beweis übergeben kann, aber ihr wisst ja wie das endete.“: berichtete Jonicus ausführlich, was sich zugetragen hatte.
Tarrior hörte aufmerksam zu und strich sich wieder durch den Kinnbart. „Woher wisst ihr, dass der Brief von Meradanz war?“: fragte er. „Das Siegel ist Seines. Im Schreiben bezeichnet er sich selbst als Magierfürsten und er hat es sogar unterschrieben. Er war offenbar völlig sorglos“: antwortete der Nord. „Er leidet an völliger Selbstüberschätzung und Arroganz. Das ist alles“: grummelte Tarrior. „Wo habt ihr den Brief?“: wollte er nun wissen. Der Nord lächelte. Ich habe ihn hier bei mir sicher verwahrt. Tarrior staunte nicht schlecht, als der Nord den Schädel des Skelettes auf dem Seziertisch ergriff und den Kiefer auseinander drückte. Tatsächlich befand sich im Mundraum eine zusammen gefaltete Nachricht. Ohne zu zögern übergab der Magier sie dem Dunmer. Tarrior konnte noch nicht glauben, dass er endlich die nötigen Beweise in Händen hielt. Und das hier war sogar noch besser als nur die Vergiftung des Rates der Telvanni. Mit diesen Beweisen würden die Ordinatoren hinrichten und egal, was er auch noch an Beweisen gegen ihn selbst vorlegen würde, würde alles an Bestandskraft damit verlieren. Tarrior war so glücklich wie lange nicht und wähnte sich fast am Ziel. „Ich muss diesen Brief nach Vivec bringen. Wenn die Ordinatoren das hier in die Finger bekommen, ist Meradanz‘ Zeit abgelaufen. Am besten wartet ihr solange hier in der Höhle. Hier ist es sicherer“: gab Tarrior Anweisungen, während er die Felsnische, dicht gefolgt von Jonicus, verließ und bereits auf dem Sprung zur Tür war. „Ihr seid ja so aufgedreht“: stellte der Nord fest, da traten sie gemeinsam auf die Treppe hinaus. „Wissen sie, wie lange ich jetzt auf der Suche nach diesen Beweisen war, um endlich meine Rache und meinen Frieden zu bekommen? Ich werde sie erst wieder hergeben, wenn ich sie dem obersten Ordinator höchstpersönlich in die Hand drücken kann. Vorher nur über meine Leiche!“: frohlockte der Dunmer, als plötzlich eine Stimme aus der Höhle heraus erklang: „Das würde ich mir noch einmal überlegen Serjo Gildres. Wir wollen doch nicht, dass wir euch beim Wort nehmen müssen.“ Ein junger Bretone trat aus dem Tunnel, durch den Tarrior zuvor hereingekommen war, in den Lichtschein der Fackeln. Ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen.
Aschland, Foyada Bani-dad, Sha-Adnius
Tarrior kannte ihn und nur wenig später fiel ihm auch der Name wieder ein: „Aytor!“ Der Nord schaute ihn fragend von der Seite an. Mit knirschenden Zähnen beantwortete der Dunmer die stumme Frage: „Das ist der Schüler von Behram Meradanz.“ Der Nord sog scharf die Luft ein, während der Bretone näher kam. „Es ist schön, dass ihr euch noch an mich erinnern könnt, obwohl es schon einige Wochen her ist, seit wir uns in Ebenherz sahen. Sagt, wie ist es euch ergangen? Vvardenfell hat sich seit eurer Abreise gewiss verändert“: begann der junge Mann ein Gespräch in einem höflichen Ton. Tarrior ging nicht darauf ein: „Was wollt ihr hier, wie habt ihr mich gefunden?“ Aytor zog seine Augenbrauen zusammen und die freundliche Maske, die er aufgesetzt hatte, wich einer eher kalten, geschäftigen Miene. „Glaubt ihr es bleibt unbemerkt, wenn ein Ratsherr von Haus Hlaalu unbedingt nach Maar Gan will und sich zu diesem Zweck sogar einen spektakulären Zweikampf mit dem Anführer einer großen Magischen Miliz liefert? Wir kamen kurz nach euch in Maar Gan an und es war ein Leichtes für mich, euch zu folgen, nachdem ihr euch über die Felswand abgeseilt und weggestohlen habt. Ich muss euch wirklich danken, dass ihr uns hierher geführt und uns sogar die Wächter aus dem Weg geräumt habt. Vielmehr muss ich sogar noch dafür danken, dass ihr dieses kleine Schriftstück für mich gefunden habt. Ich hätte ansonsten danach suchen müssen. Und nun gebt es her und liefert uns den alten Mann aus, dann können wir über diese kleine Unbotmäßigkeit von eurer Seite hinwegsehen, dass ihr euch Meister Meradanz widersetzt habt“: beantwortete der Bretone Tarriors Fragen. „Wer sind denn eigentlich ‚wir‘?“: wollte der Dunmer wissen, dachte aber schon darüber nach, wie er hier heraus kommen sollte. Der Bretone war gewiss nicht allein. „Nun ja. ‚Wir‘ sind zum Einen meine Wenigkeit und diese vier Herren hier, ihre schwere Rüstungen und ihre großen Waffen“: er deutete auf vier Wächter mit Telvanni-Helmen in Dwemer-Rüstungen, die nun aus dem Schatten des Gangs in die Höhle traten:“ und zum Anderen auch Meister Meradanz, der in Maar Gan einigen „Geschäften“ nachgeht.“ „Ihr verfluchten Bastarde ich weiß alles über eure Machenschaften“: schrie er den Bretonen an, doch versuchte er eigentlich noch etwas Zeit zu schinden, um eine Lösung zu finden. „Das bezweifle ich Serjo Gildres. Ihr versteht wahrscheinlich nicht einmal die Tragweite eurer eigenen Rolle. Aber nun ist es genug. Wir müssen noch ein Luftschiff bekommen. Übergebt uns den Nord und das Schriftstück freiwillig oder wir werden Gewalt anwenden müssen“: forderte Aytor. Seine Schergen zogen ihre Waffen – Langschwerter und Streitäxte nach dwemerischer Machart. Tarrior blickte zu dem Nordmagier an seiner Seite hinüber. Er sah entschlossen aus. Sie nickten sich zu. „Ohne einen Kampf werden wir hier nicht herauskommen“: dachte er und rief: „Ich sagte doch, dass ihr das Schreiben nur über meine Leiche bekommt und für den Magier gilt das Gleiche.“ Das Gesicht des Bretonen verzerrte sich einen Augenblick vor Ärger. „Angriff!“: befahl er und die Schergen stürmten los.
„Das habt ihr euch so gedacht“: erklang Jonicus‘ Stimme. Der Nord erhob die Hände und murmelte ein paar Worte. Aus dem Sandbecken, über das die Angreifer gerade zu ihnen übersetzen wollten, brachen drei Skelette bewaffnet mit Glaskolben und Glasstreitäxten heraus. Die überraschten Meuchler gerieten sofort in eine Kaskade aus niederprasselnden Schlägen. Die Dwemer-Rüstungen waren dick und stabil, aber einige Treffer fanden die Lücken im Rüstzeug und konnten blutige Wunden schlagen. Tarrior zog sein Schwert und stürzte sich in den Kampf. Der Nord hingegen begann mit Angriffszaubern unterstützend in den Kampf einzugreifen. Tarrior befürchtete aber, dass da nicht mehr viel kommen würde. „Er ist garantiert so geschwächt wie ich“: dachte er. Zwar konnte er zwischenzeitlich etwas ausruhen und einen Trank zu sich nehmen, aber er war vom Kampf gegen die Untoten und dem langen Marsch noch sehr erschöpft. Was die Magie anging musste es dem Nord mindestens ebenso gehen. Dieser Kampf musste ein schnelles Ende finden und so warf sich der Dunmer gleich mit aller Kraft gegen einen seiner Gegner und ließ den schwerfälligen Koloss taumeln, während er mehrere schnelle Schläge gegen ihn prallen ließ. Der Gegner rückte damit direkt in Jonicus‘ Schussfeld und ein Kugelblitz schlug kurz darauf in die Rüstung ein. Ein Schmerzensschrei war zu hören. Offenbar bewusstlos sank der Feind zu Boden. Allerdings war das kurze Stärkegleichgewicht nicht von langer Dauer, als Aytor mit einem eigenen Blitzschlag ein Skelett frontal erwischte und der Erweckungszauber unter der Wucht der Zerstörungsmagie kleinbeigab. Das Knochengerüst fiel in sich zusammen. Tarrior focht derweil mit einem weiteren Schergen und dessen Langschwert und sie schenkten sich Nichts. Mehr als einmal verkeilten sich die Klingen ineinander, als Block auf Schlag und Schlag auf Block folgten. Der Mann unter dem Kopffüßerhelm wusste was er tat und gab sich auch keine direkte Blöße. Während der Dunmer also alle Hände voll zu tun hatte, kämpften die verbliebenen Skelette erfolgreicher und drängten ihre beiden Kontrahenten etwas zurück. Aytor und Jonicus selbst bewarfen sich mit Zaubern oder verhinderten zumindest mit Schilden, dass der jeweils andere in den Kampf eingreifen konnte. Ein Erfolg verbuchten die Diener von Meradanz‘ erst als einer der Kämpfer seinem gegenüberstehenden Skelett den Waffenarm abschlug. Als er ihm nachsetzen wollte, traf ihn allerdings das andere Skelett mit seinem Glaskolben von der Seite am Kopf. Der Helm fing zwar den Angriff ab, aber ein großes Stück des Materials brach heraus und gab den Blick auf das blasse Gesicht darunter frei. Tarrior wollte diese Gelegenheit nutzen und verschaffte sich durch einen Rundumschlag etwas Raum und lief zum Gegner mit dem angekratzten Helm hinüber. Er war noch vom Angriff des Skeletts benommen, sodass er Tarrior erst bemerkte, als es zu spät war. Der Dunmer kam heran, drückte seine Hand in das Loch und ließ einen konzentrierten Feuerstoß gegen den Kopf seines Opfers los. Sofort breitete sich der Zauber unter dem Helm aus. Schreiend und versuchend sich den Helm abzureißen rollte sich der Krieger auf dem Höhlenboden. „Bleiben noch drei“: zählte Tarrior in Gedanken.
Das armlose Skelett verlor in diesem Moment allerdings auch seinen Kopf und war damit aus dem Spiel. Er und ein weiteres Skelett mit einem Glasstreitkolben gegen zwei schwer gerüstete Gegner. Die beste Chance für einen Sieg bestand in einem gemeinsamen Angriff. Der Streitkolben war kaum geeignet die dicken Rüstungen der Angreifer zu durchdringen. Er musste versuchten, dass die Gegner ihre Deckung gegen den Kopf fallen ließen. Das Problem bestand allerdings darin, dass er einen der beiden Angreifer dafür aus den Augen lassen musste und da der Mann mit dem Langschwert durchaus damit umzugehen verstand, war Tarrior nur wenig geneigt dies zu tun. Lauernd standen sie sich gegenüber und warteten auf einen Zug des jeweils anderen. „Bei den Göttern! Hampelt dort nicht rum. Ihr werdet dafür bezahlt, dass ihr mit euren Waffen zuschlagt und verstümmelt und nicht ein Tänzchen mit euren Gegnern beginnt. Wir haben nicht ewig Zeit. Stürzt euch auf sie“: forderte Aytor, der weiterhin halbuntätig am Rand des Sandbeckens stand und den Schild aufrechterhielt. Tarrior leckte sich die Lippen, packte sein Schwert fester und stürzte nach vorne los. Er hielt direkt auf den Schwertkämpfer zu, der sich bereits mit einem Bein abstützte und für einen Block bereithielt. Das Skelett rannte synchron mit ihm los. Auch der andere Kämpfer machte sich auf den Angriff gefasst, allerdings tat der Dunmer dann etwas, womit sie offenbar nicht gerechnet hatten. Er drehte kurz zuvor ab und führte aus dem Lauf heraus einen Streich gegen den Kontrahenten des Skeletts, worauf dieser nicht gefasst war. Taumelnd kassierte er einen Streich quer über den Brustpanzer, nur einen Augenblick später war auch der Schlag des Knochendieners heran. Der Streitkolben flog auf den Kopf zu und erwischte in einer Bewegung von unten das Kinn des Mannes. Tarrior mochte sich den Schmerz nicht einmal vorstellen, als es Meradanz‘ Scherge von den Füßen holte und nach hinten umwarf. Der andere Gerüstete nutzte allerdings seine Chance, sprang vor und köpfte auch das letzte Skelett. Tarrior schaffte gerade noch sein Schwert auf Brusthöhe zu bekommen, bevor der Krieger aus der Bewegung heraus den Schlag noch gegen ihn verlängerte. Wieder prallten die Klingen gegeneinander. In diesem Moment fiel der Schild um ihn herum zusammen. Der Dunmer wunderte sich, aber brachte seinen Gegner zwischen sich und Aytor, der offenbar die Chance schon ergreifen und einen Zauber schleudern wollte. Er selbst konnte Jonicus nun nicht mehr sehen, da er ihm den Rücken zugewandt hatte. Er hörte allerdings Schritte, die die Felstreppe hinunter eilten. Plötzlich hüllte ihn roter Rauch ein und ein außerordentlich bedrohliches Knurren erklang. Als er aus dem Augenwinkel heraus dann einen riesigen Berg aus Fleisch, Schuppen und Muskeln mit rasiermesserscharfen Zähnen und Klauen neben sich bemerkte, setzte sein Herz für einen Moment aus und vor Schreck stürzte er in den Sand. Das war auch besser, wie sich kurz darauf herausstellte.
Die Bestie stürmte achtlos über die Stelle, an der er gestanden hatte, hinweg und fiel umgehend den letzten von Behrams Kriegern an. „Ich hoffe das hilft“: hörte er die Stimme des Nord hinter sich, der ihm auch wieder auf deine Beine half. Die Stimme und die Hand des Magiers zitterten. Seine Augen waren eingefallen und wiesen einen dunklen Rand auf. Er musste sich für diese Beschwörung völlig erschöpft haben. Doch jetzt schien sich das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden und sie wollten es endlich zu Ende bringen. Da der Daedroth sich nun mit dem Gerüsteten amüsierte, wandten sich Tarrior und Jonicus dem jungen Bretonen Aytor zu, der nun völlig schutzlos war und ihnen den Weg aus der Höhle versperrte. Er schien allerdings kaum beeindruckt. Tarrior fühlte wie Jonicus neben ihm noch einen schwachen Blitzzauber konzentrierte. Er selbst wollte dem nicht nachstehen und unterstützte das Vorhaben mit einem starken Feuerball. Die Energie zeigte sich bereits stofflich als Aureole um ihre Hände. Sie streckten sie gerade vor und wollten die Magie loslassen, um Behrams Lehrling das verächtliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, als dieser zwei dicke Schriftrollen von seinem Gürtel zog und sie mit einer geschickten Bewegung so warf, dass sie sich noch im Flug selbst aufrollten. Leuchtende daedrische Runen waren darauf zu sehen. Tarrior erkannte, worum es hier ging und feuerte den Zauber ab. Doch bevor diese ihr Ziel erreichen konnten, wuchsen zwei Zenturio-Sphären begleitet von einer weißen Wolke aus der Schriftrolle heraus. Die Zauber schlugen in die beiden Animunculi ein, die sich davon nur mäßig beeindruckt zeigten. Tarrior wusste, dass die Legierung nicht allzu anfällig gegen Zauber war. Außerdem hatten Maschinen kein empfindliches Fleisch, das durch Schock- oder Brandwunden geschädigt werden konnte. „Das sieht Behram ähnlich“: keifte Tarrior und erinnerte sich an den Animunculi-Diener damals bei ihrem ersten Treffen. Ein lautes Knirschen erklang in diesem Moment. Jonicus, er und auch Aytor richtete ihren Blick wieder auf den Daedroth, dem zwar das Langschwert seines Gegners tief in der Brust steckte, der aber diesem gerade den Helm und die Hälfte des Gesichtes weggerissen hatte. Mit wütendem Brüllen stürzte sich die daedrische Bestie auf die rechte der beiden Maschinen. Ihre Oberfläche begann lila zu leuchten. Tarriors Augen begannen sich zu weiten. Er schaute zu Aytor hinüber, dessen Hand ebenfalls leuchtete. Ein Lächeln stand in seinem Gesicht.
„Jonicus ruf den Daedroth zurück!“: rief Tarrior noch, doch die Bestie biss sofort in die dürren ausgefahrenen dürren Glieder des Animunculus und riss den Körper auf. Eine lilafarbene Welle übertrug sich vom Körper der Dwemer-Maschine auf den Dämon aus dem Reich des Vergessens. Er kreischte, zerdrückte noch den Kopf der Sphäre und zerstob in einer roten Wolke. Die andere Sphäre rollte sofort zu einem Angriff heran und hatte es offenkundig auf Jonicus abgesehen. Der Nord selbst keuchte, sodass Tarrior, dem es kaum besser ging eingreifen musste und sich dazwischen warf. Mit einem Zischen fuhr die Sphäre eine lange Klinge aus. Tarrior parierte sie mit seinem Langschwert im rechten Moment und ließ sich auf ein Kräftemessen mit den mechanischen Muskeln dieses Gegners ein. Die Maschine war ihm physisch nach den ganzen Kämpfen ganz klar überlegen, denn sie besaß keine Ausdauer und würde das Duell schon sehr bald gewinnen. Sie brauchten Magie und wenn es ihr letzter Rest war. Auch Aytor hatte viel Magie verbrauchen müssen, um diese Gerätschaften zu beschwören. Sie mussten diesen Gegner einfach überwinden. „Jonicus. Habt ihr noch Kraft für einen Zauber?“: fragte Tarrior der Nord, der hinter ihm stand und ziemlich keuchte. „Ich… ich bin… fast am Ende, aber für eine Attacke dürfte es noch reichen“: antwortete er. „Ich werde gleich die Waffe der Sphäre freigeben, dann legte eure letzte Kraft in einen Frostzauber und friert dieses Ding ein“: presste der Dunmer zwischen den Zähnen hervor. Seine Arme taten weh und er konnte die Klinge kaum noch halten. Er hatte auf der Rückreise nach Vvardenfell ein Buch gelesen, dass die Expedition in eine Dwemer-Ruine beschrieb. Dort stand auch drin, wie man Animunculi außer Gefecht setzen kann. Tarrior hatte die Taktik noch weiter entwickelt. Hoffentlich funktionierte das alles, wie er sich das vorstellte.
Er und der Nord tauschten noch ein Nicken aus und dann ließ Tarrior die Deckung fallen und rollte sich zur Seite ab. Der Animunculi ließ sich davon nicht beirren und wollte den Angriff auf den Nord wieder aufnehmen, doch dieser hielt bereits den Frostzauber bereit. Eine weiße Wolke hüllte die Maschine völlig ein und legte den Mechanismus im Inneren völlig lahm. Zwar funktionierte das Gerät nicht mit Dampf, aber eine vereiste Mechanik, kann auch nichts bewegen, weshalb damals beim Überflug über die Jeralls auch die Anlagen des Luftschiffes stets von Eis freigehalten werden mussten. Allerdings war der Zauber offenbar nicht stark genug. Ein Ruckeln ging durch die Sphäre und der Schwertarm begann sich mit abgehackten Bewegungen wieder zu bewegen. Tarrior handelte umgehend, konzentrierte Magie in der Hand und setzte einen letzten Feuerball gegen das Gerät. Es gab noch ein kurzes Zischen, bevor der Animunculus im nächsten Augenblick geradezu aufgesprengt wurde und als leblose, aufgerissene Hülle zurückblieb. Tarrior sah ein großes Zahnrad herausspringen, das dann irgendwo im hinteren Teil der Höhle verschwand. Sein Plan war aufgegangen. Der plötzliche Unterschied zwischen Kälte und Hitze hatte selbst das Metall der Dwemer zumindest an den Nähten nicht vertragen. Er sah zum Nord hinüber, doch Jonicus brach in diesem Moment offenbar vor Erschöpfung zusammen. Er entschied sich, sich um ihn zu kümmern, sobald sich die Angelegenheit hier geklärt hatte. Sofort richtete er seine Augen auf den jungen Bretonen, der mit etwas fassungslosem Blick, den Zugang zu den Tunneln blockierte. Tarrior erhob sich. Sein Blick spiegelte den Hass, den er im Moment empfand, deutlich wieder. Aytors Augen irrten hin und her und dann begann er mit den Zähnen zu knirschen. Im Näherkommen sah Tarrior, dass auch ihm Schweiß das Gesicht herunterlief. Der Dunmer war überrascht, als der Magier das Wort an ihn richtete: „Unglaublich, dass ihr mich dazu zwingt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr und der alte Mann solche Probleme machen würdet. Meister Meradanz hatte also Recht.“ „Dann war euer Meister intelligenter als ihr. Es wird Zeit diese Sache hier zu beenden, Aytor“: brüllte Tarrior und präsentierte die Klinge. Der Bretone kniete sich plötzlich hin und ein diabolisches Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor es sich in tiefer Konzentration verhärtete. „Ohja Serjo Gildres. Zeit diese Sache zu beenden“: sagte er und zog noch eine dritte Rolle, die er am Gürtel hinter seinem Rücken getragen hatte. Sie war noch wesentlich dicker als die anderen Beiden und er entrollte sie ebenso gekonnt.
Tarrior war zu erschöpft um etwas zu unternehmen. Aus der weißen Kaskade wuchs vor ihm ein kolossaler Dampf-Zenturio in die Höhe. „Es war noch nie nötig ihn einzusetzen, doch ihr zwingt mich dazu. Ihr habt meinen Respekt verdient, doch jetzt ist es vorbei mit euch“: sagte Aytor, der neben dem Zenturio auftauchte und ebenso eingefallen aussah, wie der Nord. Tarrior sah dem metallenen Monstrum entgegen. „Es ist aus“: dachte er. Gegen diesen Gegner konnte er und konnte er vor allem in seinem jetzigen Zustand nicht ankommen. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und die Höhle verschwamm in gleißendem Weiß. „Wie schwach du geworden bist. Besiegt von einem Fremdländer? Jämmerlich!“: sagte er eine spöttische Stimme. Die Vision ging genauso schnell vor rüber wie sie gekommen war. „Ich muss mich zusammenreißen. Niemand besiegt einen Dagoth!“: dachte er und packte das Schwert fester. Getrieben von blinder Wut stürmte er vor. Seine Zauberkraft war erschöpft, doch seine Wut war es lange nicht. Er stürzte sich mit manischem Gebrüll auf den Animunculi und hieb mit ungezügelter Gewalt auf den Metallkörper ein ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Knirschend holte er mit seinem rechten Arm aus, der nicht in einer metallenen Hand sondern einer riesigen mit stachelbewehrten Kugel auslief, die jeden Streitkolben als lächerlichen Fleischklopfer vorführte. Es bedurfte nur eines Hiebs, den Tarrior in seiner Raserei nicht kommen und ihn deshalb direkt und unabgebremst traf, um ihn durch die Höhle zu schleudern. Er konnte nicht mehr atmen, sein Körper war ein Schmerz und kurzerhand schwanden ihm die Sinne. Doch nicht für lange. Unsanft wurde er in das Wachen zurückgeholt. Er sah in das ausdruckslose Gesicht Aytors.
Seine Häme war verflogen, doch zu guter Letzt hatte er doch noch gesiegt. Tarrior hasste ihn, Meradanz und vor allem sich selbst dafür. Er versuchte sich zu bewegen, doch alles tat ihm weh, außerdem schien man seine Hände gefesselt zu haben. Als er versuchte sich auf Magie zu konzentrieren, bemerkte er an dem Schmerz an seinen Handgelenken, dass es wohl Sklavenfesseln sein mussten. „Er ist fixiert“: hörte er eine Stimme hinter sich, die bald darauf in sein Gesichtsfeld trat. Es war einer der Schergen, der offenbar wieder zu Bewusstsein gekommen war und scheinbar hatten sich auch noch zwei andere erholt, obwohl der Eine mit seinen schweren Brandwunden vermutlich einer weiterführenden Behandlung bedürfte. Der vierte Wächter, den der Daedroth erwischt hatte, lag noch immer tot im Staub. Die beiden Anderen waren gerade dabei Jonicus zu fesseln. Der Nord starrte ins Leere und sah fertig aus. „Wir haben nur ein Paar Sklavenfesseln dabei. Wie sollen wir den Magier ohne die sicher fesseln?“: fragte einer von Aytors Begleitern. Der Bretone wandte sich von Tarrior ab und ging zu dem Nord herüber. Er ließ sich von dem Kämpfer eine Axt geben. „Denkt doch mal nach. Wenn wir hierhergekommen sind, obwohl wir nur ein Paar Fesseln mithaben und ich euch anweise den Dunmer damit zu fesseln, was denkst du, soll wohl mit dem Nord gemacht werden?“: herrschte er seinen Untergebenen an, holte mit der Streitaxt aus und schlug sie Jonicus direkt in den Schädel. Blut spritzte aus der Wunde und der Nord kippte mit geschlossenen Augen zur Seite. Ein bedrücktes Schweigen trat ein, während Aytor die blutige Streitaxt seinem Krieger wieder in die Hand drückte. „Macht euch gefälligst nützlich. Holt die Guare hier herein und ladet die Leichen und die kaputten Zenturio-Sphären auf. Meister Meradanz bringt uns um, wenn wir seine Maschinen hier zurücklassen. Und dann zündet hier alles an. Verbrannte Erde. Ich will, dass keine Spuren übrig bleiben. Na los macht schon“: bellte der Bretone Befehle und die Männer machten sich murrend ans Werk. Auch sie waren deutlich vom Kampf mitgenommen und hätten eine Pause sicherlich gut gebrauchen können.
Tarrior brauchte seine gesamte Konzentration, um dem Geschehen zu folgen und nicht erneut in Ohnmacht zu fallen. Der Bretone wandte sich ihm wieder zu. „Was habt ihr jetzt mit mir vor?“: fragte Tarrior. Seine Zunge fühlte sich an wie ein Fremdkörper, den er am liebsten ausgespuckt hätte. Der Bretone verzog keine Miene. „Der Meister hat euch davor gewarnt, euch in unsere Angelegenheiten einzumischen. Ihr wisst welche Strafe euch angedroht worden war“: antwortete Aytor. Der Dunmer begann zu lachen: „Behram wird mich also töten?“ Der Magier schaute ihn todernst an. „Es wird mir ein Vergnügen sein die Strafe noch hier an Ort und Stelle selbst zu vollstrecken“: sagte er. Tarrior schluckte. „Bring mir das Kästchen!“: brüllte der Bretone einem der Krieger zu, der kurz im Tunnel verschwand. Scheinbar hatten sie etwas Ausrüstung dabei. Und tatsächlich kam der Scherge mit einem kleinen Kasten aus Holz zurück und übergab es Aytor. Während sich die Augen des Dunmers weiteten, als er realisierte, dass sie ihn hier und jetzt töten wollten, schob der Magier den Deckel zurück. Als er allerdings den Inhalt herausnahm, konnte Tarrior kaum ein Lachen unterdrücken. In seiner Hand befand sich nur ein kleines, einfaches Silbermesser, das man nicht einmal als Dolch bezeichnen konnte. Aytor grinste plötzlich diabolisch. „Ihr lacht? Ihr solltet nicht über die Größe urteilen. Viel wichtiger ist was in dem Messer steckt oder besser womit es beschichtet ist“: wies er ihn hin. „Ein Gift“: keuchte Tarrior. „Das Gift ist geradezu tödlich, selbst in geringen Mengen. Der Meister hat einige Kanäle und so einige Draken bemühen müssen, um an einen Alchemisten heranzukommen, der ihm dieses Gift zusammen mischen konnte.“: erklärte der Bretone und es machte ihm sichtlich Spaß Tarrior mit dem Messer zu verunsichern. In einer schnellen Bewegung griff er nach Tarriors Haaren, zog daran und somit seinen Kopf nach hinten. „Das Messer ist kaum eine ernstzunehmende Waffe, doch ist sie dennoch tödlich. Eure Reise ist hier und jetzt vorbei“: sagte er und ritzte ihn schmerzhaft, aber nicht besonders tief der Länge der Klinge nach den Hals auf. Danach wischte er mit einem Tuch das Blut vom Messer und packte es zurück in das Kästchen. Tarrior spürte augenblicklich wie sein gesamter Körper taub wurde. Das Gift wurde von seinem immer schneller schlagenden Herzen in alle Teile seines Körpers gepumpt, wo es seine verheerende Wirkung tat. Im Kopf wirkte es zuletzt. Er fühlte wie ihm die Sinne schwanden und wie es eisig kalt in ihm wurde. Das Herz, das zuvor noch fast zum Zerreißen schnell schlug, schlug nun immer langsamer. Ein letzter Atemzug entwich Tarriors Lungen und der Herzschlag setzte endgültig aus. Er schloss die Augen – das Letzte, was er sah, war das Gesicht des Bretonen, der Anweisungen gab alles für die Reise nach Tel Uvirith aufzuladen – und Finsternis umfing ihn. „Ich sterbe“: war Tarriors letzter Gedanke.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Erben der Häuser" fortgesetzt.
Westebene, am Rand des Hochlands
Sie waren unterwegs. Erynn, Parwen, Bok, Fadus, ein Altmer namens Gelion und zwei Rothwardonen, deren Namen sich die Dunmer nicht merken konnte. Irgendwas Traditionelles, das schwierig auszusprechen war. Die Stadtwache hatte ihnen einen Gefangenenwagen gestellt, im Prinzip ein Käfig auf Rädern, gezogen von zwei kräftigen Falben. Der Kaiserliche Fadus saß auf dem Bock und hielt die Leinen in der Hand, Parwen, die es am wenigsten gewohnt war lange Strecken zu laufen, daneben. Der Rest trabte neben dem Gefährt her in Richtung Nordwest.
Erynn stellte fest, daß sie die Westebene furchtbar vermißt hatte. Sicher, sie zogen gerade in eine Schlacht, aber der süße Geruch der verschwenderisch wachsenden Blumen, die summenden Insekten und das Zirpen kleiner Grasvögel versetzte sie in friedliche Stimmung. Sie dachte an Arranges, der immer Ruhe in der Betrachtung der Natur gefunden hatte, und die Gedanken an ihn taten ihr noch immer im Herzen weh, aber es war nicht mehr ganz so schrecklich. Es konnte nicht sein, das akzeptierte die Kriegerin so langsam. Mit einiger Mühe wischte sie die Gedanken an den Beschwörer beiseite. Es kann nicht sein...
Der Abend dämmerte, als sie sich der namenlosen Höhle näherten. Sie ließen den Wagen hinter einigen großen Findlingen zurück, wo er nicht sofort auffallen würde. Erynn und Fadus spannten die Pferde aus, nahmen ihnen die Zäume ab und pflockten sie an, damit die Tiere ungestört grasen konnten. Eine kurze Sondierung der Umgebung ergab keine Störungen, und so begab sich die Gruppe auf den Höhleneingang zu. Hier, wo das Gelände von der Westebene zum colovianischen Hochland recht rapide anstieg, gab es mehrere Klüfte und Spalten, auch größere Höhlen, viele davon waren früher Bergbaustollen gewesen. Diese hier war jedoch neu. Oder zumindest lange Zeit unbekannt geblieben, weshalb es eine gewisse Zeit gebraucht hatte, das Versteck der Gesuchten zu finden. Sobald die Kundschafter der Stadtwache aber Erfolg gehabt hatten, waren Pläne geschmiedet worden, die in genau diesem Moment in die Tat umgesetzt wurden. Man hatte die Durchführung der Kriegergilde übertragen. Weil die Situation unklar ist. Weil man in der Krise keine Soldaten für so eine Aktion abstellen will. Weil wir entbehrlich sind, schoß es Erynn durch den Kopf. Es machte sie aus irgendeinem Grunde wütend. Das war die ganz normale Beschreibung für die Verwendung von Söldnern, aber die Dunkelelfin fühlte sich all dem nicht mehr zugehörig. Ich bin so viel mehr. Ich kann so viel mehr. Ich übertreffe euch alle, kann Schlachten befehligen. Kann feindliche Stützpunkte infiltrieren. Ich kann töten, kälter, als ihr es euch nur vorstellen könnt. Ich bin nicht mehr wie ihr.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schwall eisigen Wassers. Ich gehöre nicht mehr zu euch!
In ihrem Gesicht spiegelte sich all das nur als harter, kompromißloser Ausdruck wieder, nichts anderes, als sich auch in den Minen der anderen Gildenkrieger abzeichnete. Zusammen mit Parwen drang sie als erste in die Höhle vor. Normalerweise hätten die beiden Schützinnen die Nachhut gebildet, aber hier stellte sich die Situation anders dar. Sie würden auskundschaften, was in dem verdammten Rattenloch vor sich ging, vielleicht schon die ersten Gegner kampfunfähig machen und sich dann, wenn der Tumult losging, zurückziehen und den stärkeren und beeindruckenderen Kriegern den Vortritt lassen. Mit etwas Glück konnten Bok und die Rothwardonen diese Galgenvögel schon durch ihr Auftreten zum Aufgeben bringen; der hochgeschossene Altmer war allein durch seine Größe und die harten Gesichtszüge eine ehrfurchtgebietende Gestalt. Außerdem konnte er einige kleinere Zauber weben, die den gemeinen Wegelagerer durchaus ins Bockshorn zu jagen vermochten. Ah-Malz hatte eine gute Truppe zusammengestellt, wie immer.
Schon bald öffnete sich der schmale Spalt des Höhleneingangs zu einer größeren Grotte. Dies hier war offensichtlich niemals eine Miene gewesen, vielmehr mußte Wasser vor Urzeiten diesen Kessel in das Gestein gewaschen haben. Es schien recht übersichtlich, die Gestalten hier drinnen arglos.
Erynn und Parwen nickten einander zu und legten auf zwei der etwa ein Dutzend zählenden Banditen an. Auf jene, die am jüngsten und am schlechtesten ausgerüstet erschienen. Sie würden wahrscheinlich nicht wichtig sein. Scharfe Augen und ruhige Hände von Bosmer und Dunmer gleichermaßen führten zum Erfolg. Die ausgewählten Ziele stürzten, wanden sich noch kurz im Staub und lagen dann still.
„Ergebt euch“, brüllte Erynn in die Kaverne hinein, als die übrigen Ganoven überrascht und erschrocken aufsprangen. „Ergebt euch, und ihr werdet leben!“
Daraufhin zogen sich beide Elfinnen rasch zurück, drückten sich an die Wände des kurzen Tunnels, um die größeren Krieger vorbeizulassen. Ein Ork, zwei Rothwardonen und ein Altmerkampfmagier, das war schon ein Anblick. Fadus hielt sich zunächst etwas im Hintergrund und bellte Befehle, bevor auch er in den Kampf eingriff. Drei der Banditen starben noch, aber zuletzt hatten sie den gut organisierten und trainierten Gildenkriegern nichts entgegenzusetzen. Als Bok einen weiteren, wie zuvor versprochen, mit einem rechten Haken vorübergehend ins Reich der Träume schickte, ergab sich der Rest der abgerissenen Gestalten.
Parwen und Erynn kamen wieder aus ihrer spärlichen Deckung hervor und halfen dabei, den übriggebliebenen Schurken die Hände zu binden. Den Ohnmächtigen warf sich der Ork ohne viel Federlesens über die Schulter.
Sheogorad, nordwestlich von Dagon Fel, Küste zum Geistermeer
Brutale Kopfschmerzen pressten von allen Seiten auf sein Bewusstsein ein. Was bei den vier Säulen? Er brachte nur ein gequältes Stöhnen zu Stande. Harter, felsiger Untergrund bohrte sich in seinen Rücken. Kalter, felsiger Untergrund. Es dauerte einige Augenblicke, bis Arranges zu der Erkenntnis kam, dass er... oder zumindest sein Oberkörper ziemlich nackt war. Die Situation passte überhaupt nicht dazu, wie er in der Taverne in Dagon Fel eingeschlafen war. Und da war noch etwas. Seine Gliedmaßen, Zehen, Finger! Alles war taub vor Kälte! Wie kann das sein?! Arranges Kontemplation und sein Wissen um Feuerzauber schützten ihn normalerweise automatisch vor Kälte im Schlaf. Sein Geist war derart neben der Spur, dass Arranges erst jetzt bemerkte, dass er gar nichts sah. Seine Augenlider waren geschlossen. Er versuchte sie zu heben.
Nichts.
Er versuchte überhaupt sich zu rühren.
Außer einem Zucken in den Armen geschah nichts. Erschreckend wenig. Der Magier horchte in sich hinein ob er irgendwelche Verletzungen hatte. Er war kein Heiler, aber an diesem Punkt konnte er sicher sagen, dass er keinen Blutverlust hatte und auch nichts gebrochen war. Kein Schlag auf den Kopf. Aber wer hat mich hierher - wo immer ich auch bin - gebracht und das völlig ohne dass ich irgendetwas bemerkt hätte? Arranges war vergleichsweise sicher alt, aber wenn jemand mächtig genug, ihn so zu überwältigen, in die Taverne in einem kaiserlichen Außenposten eingebrochen wäre, müsste er irgendetwas bemerkt haben.
Zunächst muss ich diese Taubheit in den Armen loswerden. Arranges fokusierte Magie in seine Fingerspitzen... Und bemerkte davon rein gar nichts. Was ist das? Es ist kein Lähmzauber, so viel steht fest. Eine generelle Kälte, nicht von außen, von innen!? Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mehr. Allerdings konnte dies auch der Dauer geschuldet sein, die er bereits hier lag. In jedem Fall musste er hier weg, bevor seine Entführer nochmals zurückkehrten. Er spürte, dass er Beinkleider trug, ob es seine eigenen waren konnte er unmöglich sagen. der Kaiserliche atmete tief ein und aus. Und ein und aus. Das Pochen in seinem Hinterkopf legte sich ein wenig. Und ein und aus. Er konzentrierte sich auf seine Magie. Und ein und aus. Seine Brust begann zu schmerzen, während er in seinem Mund einen beißenden Rauchgeschmack hatte. Und ein und aus. Nadelstiche gingen durch seine Finger, er knirschte mit den Zähnen und verzog das Gesicht. Und ein und aus. Der Boden unter ihm erwärmte sich, seine Armmuskeln begannen sich anzuspannen. Und ein und aus. Er spürte, wie ihm Blut schmerzhaft in die Wangen schoss. Ein letztes Mal holte er tief Luft. Seine Hände gehorchten ihm plötzlich unter dem Druck seiner Feuermagie wieder. Er ballte sie zu Fäusten. Seine Lider hoben sich.
Ich bin... Seine Augen flitzten hin und her und versuchten die Szenerie zu erfassen. In einer Höhle... Die mittlerweile viel zu langen Haare fielen ihm in die Augen. Unter massiver Anstrengung gelang es ihm sich hochzustemmen. Links und rechts musste er sich mit den Händen stützen um nich direkt wieder umzukippen. Der Begriff Höhle war schon eher ein sehr überzogenes Kompliment für diesen Steunhaufen in dem zufällig genug Platz für einen, vielleicht zwei ausgestreckte Männer war.
Der Nekromant musste sich zuerst eine Weile umsehen, bevor sein Bewusstsein gänzlich wieder zur Realität durchgedrungen war. Erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass etwas fehlte - abgesehen von seinem Hab und Gut. Seine Stirn warf tiefe Falten, die ihn plötzlich sehr viel älter erscheinen ließen, als er tatsächlich war. Rote Augen... weiße Haare. Der Kopfschmerz kehrte zurück, während Arranges angestrengt nachdachte. Er schaute auf seine Handflächen, als wolle er dort die Antwort auf sein Sinnen ablesen. Seine Lippen begannen zu beben und wie von selbst formten sie einen Namen: 'Erynn.'
Es war nicht mehr als ein Flüstern.
Langsam begann sein Kopf sich zu drehen. Mit der Erwartung, dass die in seiner Erinnerung zierliche Dunmer irgendwo hier in diesem Loch liegen musste, suchten seine Augen den Felsen ab.
Nichts.
Dieses nichts zeigt sich mir in der kurzen Zeit seit ich wach bin schon erstaunlich oft. Wird Zeit, dass ich aus einem nichts ein etwas mache...
Arranges hielt die Sorge um die Dunmer zunächst nieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ebenfalls entführt wurde und irgendwo in der Nähe war, war für ihn hoch genug um sich darum ersteinmal keine Gedanken zu machen. Mit glühenden Händen machte er sich daran, seine Beine von der grausamen Kälte zu befreien.
Nach einer Weile stand Arranges noch leicht wacklig in dem Loch. Er erkannte den typisch gesprenkelten Felsen der nördlichen und westlichen Regionen Morrowinds. Bei der Höhle handelte es sich um ein Loch, das gerade hoch genug war ihm im Stehen nicht den Schädel einzudrücken und führte nach wenigen Metern zu einem sehr zugewuchterten runden Ausgang. Tageslicht fiel zwischen den typisch braunen Blättern morrowindischer Vegetation hindurch. Das milchige Tageslicht der nördlichen Regionen außerhalb der Aschlande. Ein letztes Umsehen zog seine Aufmerksamkeit auf ein Funkeln zwischen zwei kopfgroßen Steinen. Arranges bückte sich danach und umschloß das Funkeln vorsichtig. Zum Vorschein kam ein Kettenhemd - so weit Arranges das in dem dämmrigen Licht beurteilen konnte.
Er trat nach draußen und stand nur wenige Meter vom Meer entfernt. Die Tatsache, dass in der Ferne der Gipfel des Roten Bergs fehlte und die Zahl der sich im leichten Wellengang der See spiegelnden Monoliten schon nach rund 100 Metern deutlich abnahm, deutete darauf hin, dass er gerade nach Norden blickte.
Der funkelnde Gegenstand war tatsächlich ein Kettenhemd. Und nicht nur irgendeines, es war sein Kettenhemd, das Erbstück seiner Familie. Allerdings war es grob zerfetzt und wies Spuren magischen Einwirkens auf. Ich wurde also nicht von gewöhnlichen Banditen verschleppt...
Der Hang, in dem sich die Höhle befand fiel über drei Meter steil zum kiesigen Strand hin ab. Arranges erklomm ihn mit einiger Mühe. Oben angekommen blickte er über einen leicht hügeligen Landstreifen, übersäht mit Geröll. Die Riesenpilze fehlten beinahe gänzlich bis auf eine Handvoll Ausnahmen. Arranges erinnerte sich nicht im Detail an die Karte Vvardenfells, aber die Riesenpilze gab es nur im Zentrum und im Osten. Er blickte sich weiter um, von Erynn war keine Spur. Für eine Weile stand er nur da und überlegte. Es war sehr lange her, dass er in einer derart prekären Lage war. Überhaupt waren seine Erinnerungen bestenfalls verschwommen. Nicht nur die letzten aus Dagin Fel, sondern alles. Nur eine Nachwirkung des Überfalls... Beruhigte sich der Beschwörer selbst.
Nachdem er die Steilküste ein wenig abgesucht hatte und keine Anzeichen von Menschen oder Mer gefunden hatte, kam er zu dem Entschluss, dass seine beste Option jetzt Dagon Fel war. Hätte er nicht bereits über die Geographie ausgemacht, wo Norden ist, wäre es mehr als schwer geworden die richtige Richtung einzuschlagen, da der Himmel mit dicken Wolken verhangen war, so aber folgte er der Küste einfach nach Osten. Das Mithrilkettenhemd hatte er sich in die schimmlige Schnur gesteckt, welche eine lottrige Hose um seine Hüften hielt. Während er barfuß über den groben Untergrund lief, sich immer wieder umschauend, versuchte er nochmals zu ergründen, weswegen er ursprünglich überhaupt hier gewesen war. Sie hatten jemanden gesucht... nein, gejagt. Einen Argonier. Aber der Grund dafür wollte ihm partout nicht mehr einfallen. Normalerweise werde ich doch auf Schritt und Tritt von der Gathering beobachtet, aber in dieser brenzligen Situation zeigt sich keiner von denen... überragende Pfeifen...
Arranges war etwas über einen Tag unterwegs gewesen - inklusive einer Schwimmeinlage - als er in der kalten Morgendämmerung den Turm des Kontors von Dagon Fel auftauchen sah. Na endlich... Sheogorad ist nicht so langgezogen, wie es auf der Karte anmutet... oder ich war nicht so weit weg von der Hauptinsel des Archipels... Arranges war sich seiner Erscheinung bewusst und bemühte sich seine Hände offen zu zeigen ohne auffällig zu wirken, als er sich den provisorischen Verteidigungsanlagen des Außenpostens näherte.
Eine kaiserliche Wache entdeckte ihn, bevor er jemanden auf den Palisaden ausmachen konnte.
'HALT! WER DA?'
Die Stimme des Legionärs klang grundlegend falsch, sie hatte etwas auffallend Panisches an sich. Und auch die Palisade selbst wirkte irgendwie übergewichtig, als hätte man einfach noch zusätzlich einige Stämme und Felsblöcke anmontiert ohne dabei auf Gleichmäßigkeit, sondern auf die pure Verstärkung der schützenden Funktion zu achten.
Arranges blieb stehen: 'Ich bin ein einzelner Wanderer, ausgeraubt von Banditen.'
'Kommt langsam näher!'
Arranges tat was die Wache ihn geheißen. Aus der Dämmerung schälte sich ein bizarres Bild. Von dem Kontor war nur noch die Hälfte übrig, den Hügel hinauf konnte man pechschwarze Brandspuren im Felsen entdecken, die Straße hinter dem Legionär wieß Risse auf, so, als ob jemand mit roher Gewalt versucht hätte sie zu spalten. Was zum Teufel war hier passiert?
Und genau diese Frage stellte er dem Legionär, welcher ihm den Zutritt versperrte und prüfend musterte.
'Vor einer Woche hat irgendein völlig Irrer eine Kreatur in der Taverne beschworen. Das Monstrum war so groß, dass es die eine Hälfte des Kontors einfach wegsprengte, als es aus Oblivion gerufen wurde. Die Wachen konnten sie wohl in die Flucht schlagen, das ganze Untier ist in die Wildnis nach Westen geflohen, vom Beschwörer selbst fehlt noch immer jede Spur.'
Beschwörer haben mich entführt? Das würde zumindest erklären, warum sie mir mein Kettenhemd gelassen haben, den Rest aber geklaut. Zeitlich passt der Ablauf aber nicht, ich kann unmöglich eine Woche in der Höhle gelegen haben.
'Seit dem lebt das Dorf in Angst. Die Wachen wurden wegen der strategischen Wichtigkeit dieses Ortes verdreifacht und die Mauern verstärkt so gut das möglich war mit dem was wir zur Verfügung hatten.'
'Habt ihr eine Dunmer aus dem Dorf flüchten sehen?'
'Eine Dunmer? Das halbe Dorf ist geflüchtet.'
'Lange weiße Haare.'
'Hmm... ihr könnt gern eine der Wachen am Dock befragen, ich bin erst seit 4 Tagen hier. Ihr könnt ins Dorf, bitte versucht einfach keine Aufregung zu verbreiten.'
Arranges trat an der Wache vorbei. Einige der Hütten wurden mit Felsblöcken verstärkt, während an einigen anderen Stellen nur noch verkohlte Reste übrig waren. Arranges trat auf eines der zwei Piers. Ein Langschiff lag dort vor Anker, zwei Legionäre unterhielten sich, während drei Männer Kisten von Bord schleppten. Erst die kritischen Blicke der Wachen machten ihn darauf aufmerksam, dass er immernoch halbnackt herumlief.
'Entschuldigt den Anblick... Banditen draußen in der Wildnis.'
Die Legionäre nickten nur verständnisvoll.
'Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass es nur Banditen waren...' Antwortete einer.
'Ja, ich habe gehört, was hier vorgefallen ist, ich möchte auch nur schnellstmöglich weg...'
'Ist euch nicht zu verdenken. Das Schiff dort wird gerade entladen, Wenn ihr in einer Stunde wiederkommt, setzt der Kapitän euch nach Vvardenfell über.' Der Legionär bedeutete Arranges näher zu kommen und drückte ihm dann ein paar Draken in die Hand. 'Geht zum Kontor und besorgt euch einen Gambeson oder irgendetwas, das ihr unter dem Kettenhemd tragen könnt, so ist es euch nicht sehr nützlich.' Sagte er mit gedämpfter Stimme.
Ich muss wohl sehr bemitleidenswert aussehen... Arranges schaute kurz an seinem nackten Körper herunter und stellte fest, dass er tatsächlich eine sehr narbenreiche Vergangenheit vorzuzeigen hatte.
Der Magier wandte sich zum Gehen in Richtung Kontor, er war gerade zwei Schritte gegangen, als plötzlich jemand hinter ihm auf dem Deck losbrüllte: 'HALTET IHN! DAS IST DER BESCHWÖRER DES FROSTMONSTERS!' Arranges blieb wie angewurzelt stehen. Frostmonster? Ein Frostatronach? Ich bin doch kein Eismagier?!.
'Halt!' Sagte eine der Wachen bestimmt, aber ruhig.
Arranges drehte sich langsam um. Hinter ihm hörter er weitere Wachen das Pier betreten. 'Da liegt sicher ein Missverständnis vor, sehe ich aus wie ein Magier, der einfach ein Außenposten in Schutt und Asche legt?'
'Nein, aber das ist kein Beweis dafür, dass ihr es nicht sein könntet.'
Der Arbeiter trat zitternd neben den Legionär. 'Er hat die Narbe auf dem Rücken.' Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Ich kann die Narbe nicht sehen und wenn, was soll sie beweisen?'
'In dem Untier schimmerte stetig der Schatten eines Menschen und auf dem Rücken hatte die Kreatur eine Zeichnung, welche ziemlich ähnlich wie die Narbe auf eurem Rücken aussah.' Antwortete eine der Wachen.
'Aber ich bin kein Magier.' Herrschte Arranges die Wache an.
'Das entscheidet der befehlshabende Kommandant, folgt uns bitte, wir wollen keine Aufregung im Dorf.'
Arranges Gemüt war schonmal leicht zu erhitzen, aber in solchen Situationen bewahrte er normalerweise einen kühlen Geist. Doch irgendetwas in seinem Hinterkopf entschied, dass Ruhe die falsche Reaktion wäre und zwang ihm Magie auf. Arranges hatte nicht die Reaktionsgeschwindigkeit um seine eigene Magie unter Kontrolle zu halten. Seine Arme hoben sich wie von selbst und die beiden Legionäre vor ihm wurden buchstäblich von innen wie Felsen durch Frost gesprengt. Gefrorene Splitter wirbelten durch die Luft. Die Arbeiter waren starr vor Entsetzen. Das Etwas in Arranges Kopf hatte sich aufgelöst und einen Großteil seiner gerade teils regenerierten Reserven mitgenommen. Arranges entschied, dass es jetzt zu spät war für diplomatische Ergüsse. Er konnte sich später Gedanken darum machen. Er hörte hinter sich die Schritte gepanzerter Füße schnell auf sich zukommen. So schnell es ihm seine Verwirrung gestattete drehte er sich um und zog vor sich eine brennende Linie über das Pier. Die Soldaten kamen stolpernd zum Stehen. Ein Pfeil verfehlte Arranges Kopf nur knapp. Seine beiden Hände fischte aus der Luft vor ihm Dolche. Er schritt entschlossen auf die Arbeiter zu. 'AN BORD ODER IHR ENDET WIE DIE LEGIONÄRE!' Brüllte er. Die pure Angst in den Augen hechteten die Arbeiter auf das Schiff. Arranges setzte mit einem langen Sprung hinterher. 'SEGEL SETZEN!' Die Arbeiter wirkten völlig geschockt, aber auf dem Schiff waren noch zwei Matrosen, welche nach einem kurzen Schreck handelten und das Segel setzten, Auch wenn ihre Bewegungen alles andere als routiniert aussahen, löste sich das Schiff allmählich vom Steg. Brandpfeile zischten am Schiff vorbei. Arranges fuchtelte in der Luft herum und es kostete ihn einiges an Konzentration um einen gewöhnlichen Feuerball zustande zu bekommen. Das Wasser zischte auf und nahm den Schützen auf dem Steg die Sicht. Die Brandpfeile nahmen ab.
'Setzt Kurs nach Schwarzlicht.' Sagte Arranges zusammengesunken an der Reling. Er war völlig ausgelaugt und verwirrd. Die Mannschaft - falls man die fünf Männer so nennen konnte - war völlig verängstigt und wagte es nicht in irgendeiner Form zu wiedersprechen.
Grenze Colovia Hammerfall
Der Übergang von Jerallmassiv zu Colovianischem Hochland war fließend und das einzige Detail an welchem Arranges erkennen konnte, dass er sich bereits wieder auf dem Abstieg aus den eisigen Höhenlagen befand, waren vereinzelte, rostbraun verfärbte Grasbüschel, welche durch das weiße, felsige Meer stachen. Vier weitere, lange Tage mit einem Minimum an Schlaf waren vergangen, seit er den Schrein von Hermeus Mora hinter sich gelassen hatte. Wenn die Sicht es zuließ, konnte er jetzt zu seiner linken ins Herzland nach Osten hinunterblicken und die hellen Umrisse des Weißgoldturms erkennen. Vielleicht lag es an der vertrauten Umgebung oder den extremen Bedingungen, aber die geistige Apartheit, welche ihn noch bis in den Aufstieg ins Jerallgebirge von Morrowind aus gefangen gehalten hatte, war seither verschwunden. Tatsächlich fühlte er sich kräftiger denn je. Er musste sich zwar dann und wann über sich selbst wundern, da er trotz augenscheinlich völlig zerstörter Füße - geschwollenes Fleisch und schwarze Hautfetzen - keinerlei Schmerz oder Beeinträchtigungen wahrnahm. Die Muskulatur gehorchte ihm gänzlich, ohne, dass er irgendeinen Grund zu klagen gehabt hätte. Erynn ließ sich indessen nicht davon abbringen, diesen einen Namen immer wieder zu erwähnen, auch wenn sie sonst nicht sehr viel sprach oder überhaupt bei Bewusstsein war. Der Kaiserliche hatte aufgehört, sich darüber übermäßig viele Gedanken zu machen. So kurz er nur ein Elternhaus und eine Familie gehabt hatte, diesen Namen hatte er niemals gehört.
Am Nachmittag erreichte der Magier die Vegetationsgrenze. Kleinere Büsche drängten sich braun gefärbt an von Flächten überzogene Findlinge, welche halb im kiesigen Grund vergraben auf den sonst abfallend flachgeschmirgelten Hängen lagen. Auch war jetzt mit zunehmender Häufigkeit tatsächlich Bodengrund zu sehen wo sich der Schnee immer weiter zurückzog. Aus einem ihm unerklärlichen Gefühl heraus wurde ihm mulmig dabei, als er feststellte, dass Schnee bald mehr die Ausnahme als die Regel im Landschaftsbild sein würde.
Es dämmerte bereits, als Arranges vor einem langen, nur noch sanft abfallenden Feld, bewachsen von rostrotem Gras, ankam und sich sein gesamter Leib dagegen sträubte, die Fläche zu betreten, wo kein Schnee mehr lag. Seine Stirn legte sich in Falten, als er darüber nachdachte, warum er nun überlegen muss, wie er jetzt bestenfalls das Gras betreten solle. Er hob einen Fuß über das Gras, doch aus irgendeinem Grund wollte sich die Sohle nicht auf dem bewachsenen Boden absetzen. Der Magier versuchte es mit dem anderen Fuß und fühlt einen plötzlichen, nicht zu erklärenden Anflug von Schwäche. gerade so, als würden ihm die verdorrten Halme alle Lebensgeister absaugen wollen. Der Nekromant sah sich suchend um und fand einen etwas größeren, obenauf flachen Findling. Vielleicht war er im Moment nach diesem Marsch auch doch einfach nur einmal zu müde und übersah ein Detail. Dass die ganze Situation eigentlich höchst seltsam sein müsste wollte ihm in diesem Augenblick nicht einfallen. Warum auch, schließlich war der Schnee und die Kälte bisher seine treuesten Begleiter gewesen seit bald zwei Wochen. Wer brauchte schon ein Feuer...
Der Kaiserliche legte Erynn vorsichtig auf dem flachen Felsen ab und setzte sich nachdenklich daneben während er hinauf in den Sternenhimmel sah. 'Isanda... wer mochte das wohl in meiner Familie gewesen sein?'