Cyrodiil, Umland - Reise nach Skingard
"Ach, also... Nagut, wie Ihr meint." Sagte Melian in Gedanken versunken "Ich muss nur noch ein paar Sachen holen". Ritter sein machte Spaß. Jetzt hatte Kyokaan seinen eigenen Laufburschen, eigentlich Burschin – wenn es so etwas gab! Kyokaan warte am Tor bis Melian bei ihm war. Sie schien sich gut ausgerüstet zu haben. "Öffnet das Tor" sprach Kyokaan im ritterlichen Befehlston. „Sofort mein Herr, fahrender Ritter vom weißen Hengstorden.“ antworte die Wache untertänigst und öffnete das Tor. Es war unglaublich, welche Macht und Ansehen man als hoher Herr hatte. Keiner wagte es zu widersprechen und Kyokaan begab sich mit Melian nach Norden. Ihr nächstes Ziel war Skingard.
"Wie heißt Ihr eigentlich?", fragte Melian. Kyokaan war von der Frage überrascht, als sie die Straße entlang liefen. Ging sie mit jemanden mit, dessen Namen sie nicht einmal kannte? Eine Erkundigung in der Silberbilck-am-Meer Herberge hätte ihr die Frage beantworte. Wozu hatte sich Kyokaan eigentlich so intensiv dem Wirt anvertraut, wenn die Geschichte nicht mal über die Herberge hinausgetragen wurde?
„Mein Name ist Herr Kyokaan. Ich wurde in Schwarzmarsch, der Heimat der Agonier, im Zeichen der Fürstin geboren. Meine Eltern waren von Edler Herkunft mit besonderen Beziehungen zum Kaiserreich und der Grafschaft Leyawiin. Durch meine starke Willenskraft bildeten mich die Magier von Schwarzmarch in der Kunst der Zerstörung und Wiederherstellung aus und machten mich zu einem der Ihren. Meine Eltern zogen kurz darauf hin aus Diplomatischen und Politischen Gründen nach Leyawiin, vor allem, um den Kaiser und den Grafen von Leyawiin besser unterstützen zu können.“ Kyokaan machte eine andächtige Pause und fuhr mit trauriger Mine fort „Meine Eltern waren auf diplomatischer Mission in der Kaiserstadt unterwegs, als der Kaiser getötet wurde. Auf ihrer Rückreise von der Kaiserstadt wurden sie von den Schwarzbogenbanditen überfallen und ermordet. Ich habe ihr Erbe angetreten und den Schwarzbogenbanditen den Krieg erklärt. Nachdem ihr Anführer meiner Rache zum Opfer gefallen war, hat der Graf von Leyawiin mich zum Ritter des weißen Hengstes ernannt. Als Ritter ist man gewöhnlich seinem Lehnsherren verpflichtet und an das Schloß und die Grafschaft gebunden. Die Hauptaufgabe des Weißen Hengst Ordens ist die Sicherung der Straßen und Ortschaften, sowie die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung. Das ist eine Aufgabe, der die Legion im Süden von Cyrodiil nicht ausreichend nachkommt. Damit die Ritter des Weißen Hengst Ordens nicht jedes Mal den Grafen um schriftliche Reisegenehmigung bitten mußten, wurde ihnen der Titel Fahrende Ritter beigefügt. Damit haben sie unabhängig von der Zustimmung des Grafen Reisefreiheit in Cyrodiil und jeder Graf muß ihnen eine Audienz gewähren.“ Kyokaan war über seine Rede selbst beeindruckt, was ihre Glaubhaftigkeit noch mehr verstärkte. Leider wurde die Fortführung von einem Brummen gestört. Ein Schwarzbär kam aus dem Wald auf sie zugelaufen. „Zu den Waffen“ ertönte der Befehl des Ritters und gleichzeitig wurden die Nahkampfwaffen gezogen. Für den Bogen war das Tier schon zu nah.
Kyokaan blockte den Prankenangriff mit seinem Schild. Die Rüstung war sehr gut gearbeitet und sahs fest am Körper. Der Schlag hinterließ keinerlei Verletzungen. Melian zögerte nicht und versetzte dem Bären mit ihrem Kurzschwert heftige Schnittwunden. Der Bär wand sich Melian zu und wollte zu einem Prankenhieb ausholen. Die Keule Kyokaan lies ihn kurz zusammenklappen. Geschlagen und vor Schmerzen brüllend suchte der Bär das Weite. Melian wollte ihm nach, aber Kyokaan hielt sie zurück. Bärenfelle waren zwar Wertvoll, aber auch schwer. Sie gingen weiter des Weges und Kyokaan erheiterte Melian mit agonischen Witzen, vor allem über Khajiit.
Sie folgten der Straße weiter nach Norden. Es war ein sehr schöner Tag, der Himmel war Blau und weiße Wölkchen verzierten ihn zu einem malerischen Bild. Der Wald, durch den die Straße führte, bestand aus uralten Bäumen und vereinzelt lagen Baumstämme am Wegesrand. Zum Teil führte die Straße durch felsige Schluchten und ging dann Serpentinenförmig am Berg entlang hinauf. Die Straße machte viele Kurven und ging Berg auf und Bergab. Plötzlich schnallten zwei Bandieten aus den Büschen hervor. Sie hatten sich die Lage ihres Überfalles wohl bedacht. Es war ein schwer einzusehende Kurve des Weges und man konnte von hier recht schnell Leichen beseitigen. Dem entsprechen wollten sie keinen Wegzoll sondern alles was die Reisenden bei sich trug. Mit schweren Kriegshammern srtürmten sie auf Kyokaan und Melian zu. Diesem Kampf konnten sie nicht ausweichen. Kyokaan stellte sich dem ersten Gegner und blockte den Schlag mit dem Schild. Der Block hielt stand und der Gegner prallte zurück. Ehe der Bandit einen zweiten Treffer auf den Schild landen konnte, traf ihn Kyokaan mit der Keule. Der Bandit stöhnte unter der Wucht. Ein zweiter Schlag ließ ihn zurücktaumeln. Schnell setzte Kyokaan noch zwei weitere Schläge nach. Melian hatte den Kampf mit dem zweiten Banditen begonnen. Die beiden stand direkt in Kyokaans Rücken und der Agonier hatte keine Chance sich da einzumischen. Der erste Bandit hatte sein Gleichgewicht wiedergefunden und war bereit Kyokaans Schläge zu blocken. Ein weiterer Angriff blieb vorerst aus. Die Banditen waren am zug. – Au – das hat weh getan. Die zweite Banditin hatte ihm beim Ausholen mit dem Hammer getroffen. Gleichzeitig schlug der erste Bandit auf Kyokaan ein. Taumelnd konnte er den Schlag nicht blocken und seine Rüstung fing ihn ab. Kyokann wich einem zweiten Angriff des Banditen aus und ehe er seinen, zu Boden gegangen Hammer, wieder erheben konnte, versetzte Kyokaan dem Banditen einen Kräfigen Schlag mit der Keule. Erneut taumelte der Bandit beim Gegenangriff. Einen weiteren solchen Treffer konnte sich Kyokaan nicht leisten, also schlug er so schnell und hart er konnte auf den Banditen, der dann unter den zahlosen Schlägen am Kopf getroffen wurde und Tod zu Boden sank. Nun konnte sich Kyokaan dem zweiten Banditen zuwenden. Dieser war eine Frau und Kreidebleich beim Anblick des Toten Freundes. Wütend und verzweifelt wollte die Banditin auf Kyokaan einschlagen, aber Melian war schneller und erstach die Rotwadronin.
„Bist Du verletzt?“ fragte Kyokaan besorgt, als er sich mit einem Heilzauber heilte. „Nein“ antworte Melian. Die kleine Waldelf war im Kampf recht geschickt. „Die Rüstungen sind einiges wert, die Hämmer sind zu schwer zum mitnehmen.“ Sprach Kyokaan, als er das Banditengold und die Rüstungsteile der Toten einsammelte. Dann gingen sie weiter. Die Straße führte direkt am hang entlang und man konnte weit ins Tal blicken. Kyokaan sah in der Ferne eine brennende Feuerwand, als ihnen eine Khajiit entgegen kam. Die Katze hatte ziemlich die Ruhe weg und stellte sich höflich vor. Sie hieß Dro´Nahrahe und hatte keine Angst vor Banditen oder wilden Tieren…
„Mir sind schreckliche Erzählungen zu Ohren gekommen, wonach sich überall in Cyrodiil Oblivion-Tore auftun. Ich hoffe, das sind nur Fantasiegeschichten.“ Sagte sie und blickte dabei in Kyokaans Richtung. Dabei wurde sie immer bleicher, nahezu schon fast weiß. Sie hatte das Obliviontor in Kyokaan Rücken gesehen und fing an loszulaufen und zu schreien „Ein Obliviontor,.. die Neun mögen uns beistehen ein Obliviontor … rette sich wer kann ... die Daedras kommen…“ dann war sie weg. Kyokaan blickte fragend zu Melian und sagte „Meiden wir die Dinger, so lange es geht. Es ist noch zu früh zum Daedrajagen.“ Melian nickte und sie gingen weiter.
Cyrodiil, Kaiserstadt, Elfengarten
Ruhe.
Ja, Ruhe war es in der Tat, die man im Baumgarten-Bezirk der Kaiserstadt finden konnte. Sanft strich der Wind über ihr Gesicht und ihre Haare. Das Gras unter ihren Händen fühlte sich warm und weich an, lediglich der Stein, an den sie sich angelehnt hatte, war etwas kühl und hatte eine ungemütliche Ecke, die ihr schon die ganze Zeit in den Rücken pieckste.
Seufzend veränderte sie ihre Sitzposition etwas, in der Hoffnung der Ecke zu entgehen ohne aufstehen zu müssen. Es gelang ihr nicht recht, aber immerhin pieckste es jetzt an einer anderen Stelle in ihrem Rücken und war dadurch wieder für eine Weile aushaltbar. Sie blickte verträumt zum Weißgoldturm und dachte dabei an die vergangenen Wochen, die sie in ihrer Heimat Hammerfell verbracht hatte. Die Art der Abreise war recht ungewöhnlich und überstürzt gewesen, weswegen sie immer noch nicht so ganz glauben konnte, das dies alles tatsächlich passiert war.
Einige Tage nachdem sie in jener verregneten Nacht vor fast drei Monaten beim Juwelier "Roter Diamant" eingebrochen war, hatte sie genauso hier im Elfengartenbezirk gesessen und zum Weißgoldturm hinaufgeblickt. Damals kam ein Junge, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt und unglaublich dreckig, auf sie zugelaufen, um ihr mitzuteilen, das sein Vater sie am Abend im Marktbezirk treffen wollte. Grimoa kannte diesen Jungen nicht, hatte ihn noch nie zuvor gesehen und würde ihn vermutlich auch nie wiedersehen. Aber sie verstand die Botschaft trotzdem. Sie sollte sich am Abend im Marktbezirk aufhalten, um einen Kontakt von der Diebesgilde zu treffen, dem sie die Beute aus dem Juwelier übergeben würde.
Also hatte sie am Nachmittag des gleichen Tages den kleinen Beutel, der die Edelsteine aus dem Einbruch enthielt, an ihrem Gürtel befestigt und sich in das Marktviertel aufgemacht. Dort lief sie etwas hin und her, schaute die Auslagen der Geschäfte an und versuchte ihr Bestes, zwischen den Menschen und Elfen, die sich hier aufhielten, nicht aufzufallen. Grade, als sie schon befürchtete, der Kontakt würde das Treffen platzen lassen, schritt eine der schwergepanzerten Wachen zielstrebig auf sie zu. Etwas zu zielstrebig für ihr über die Jahre in der Kaiserstadt geschultes Gefühl, und so versuchte sie, unauffällig in eine Seitengasse zu verschwinden.
Was leider misslang. Die Wache folgte ihr und eine kräftige Hand packte sie am Oberarm. Ihr rutschte sprichwörtlich das Herz in die Hose.
"Du! Du lungerst doch den ganzen Abend hier schon herum! Solchen Dreck wollen wir hier nicht haben! Geh zurück ins Hafenviertel wo du hingehörst!", schnauzte die Wache sie an.
Der eiserne Griff um ihren Oberarm wurde noch etwas enger und sie befürchtete schon, dass ihr Arm absterben würde. Die Wache zog sie nun in Richtung des Tores, durch welches sie kurz darauf das Marktviertel verließen.
Grimoas Arm schmerzte und ihr Herz und ihre Gedanken rasten. Wodurch hatte sie sich verraten? Wieviele der Passanten im Marktviertel hatten mitbekommen, das sie von einer Wache abgeführt wurde? Wieviele Menschen würden von nun an ihre ungewöhnliche Haarfarbe mit "die hat Ärger mit den Wachen" verbinden? Wie lange würde man sich an diesen Vorfall erinnern?
Sie war so in Gedanken, das sie zunächst nicht bemerkte, dass die Wache sie nicht zum Hafenviertel führte, sondern raus aus der Stadt und - Richtung Gefängniß!
"Da hinein", schnauzte die Wache, als er sie durch das Tor des Stadtgefängnisses schubste. Drinnen war es kühl und dunkel, obwohl draussen die Dämmerung erst langsam begann.
Der Wachmann nickte einem Kollegen kurz zu, als er Grimoa einen langen Zellentrackt entlangführte. Erst jetzt viel ihr auf, dass der Wachmann, der sie aufgegriffen hatte, allein war. Normalerweise bestanden die Patrouillen im Marktviertel immer aus zwei Wachen. Warum war dieser allein?
Er öffnete eine Zellentür, die scheinbar nicht verschlossen war, und schubste sie nocheinmal, so dass sie in die dunkle Zelle stolperte. Hinter ihr wurde die Tür zugezogen, aber wie sie hören konnte, nicht abgeschlossen.
Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Zwielicht der Zelle, und zu ihrem Erstaunen sah sie eine schemenhafte Gestalt in der Ecke sitzten. Sie konnte das Gesicht nicht erkennen, und trat vorsichtig einen Schritt näher. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprach die Gestalt sie an:
"Willkommen, Schatten. Wie gefällt dir mein neuer Unterschlupf? Der Service ist etwas unfreundlich, aber die Wände dafür sehr dick."
Grimoa riss die Augen auf und gleichzeitig viel ihr die Kinnlade herunter. Ihr seltsamer Zellengenosse war der Graufuchs persönlich!
Jetzt ergab langsam alles Sinn. Der Wachmann war alleine gewesen, weil er der Kontakt vom Graufuchs war. Welcher sich im Gefängnis aufhielt. Ungläubig schloss sie langsam wieder ihren Mund, starrte aber immernoch in die Ecke, in der sie nur eine schemenhafte Gestalt ausfindig machen konnte.
"Nun hör schon auf zu starren wie ein zehnjähriger Junge", ertönte wieder die Stimme hinter der Maske. "Ich hörte, du hast mir etwas mitgebracht?"
"Natürlich..." Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern, als sie versuchte zu sprechen. Eilig löste sie den Beutel von ihrem Gürtel und überreichte ihn dem Graufuchs. Dieser blickte nicht hinein, sondern ließ ihn mit einer kaum sichtbaren Bewegung in seiner Kleidung verschwinden. Als seine Hand wieder zum vorschein kam, hielt sie einen anderen Beutel.
"Dies, Schatten, ist eine kleine Anerkennung von den Armen im Hafenviertel, die schon bald ihre Steuern zurückerhalten werden."
Dankend nahm Grimoa den Beutel entgegen und befestigte ihn an ihrem Gürtel, ohne hineinzugucken. Auf Grund des Gewichtes schätzte sie den Inhalt auf 250-300 Septime.
Normalerweise war damit ein Treffen mit dem Graufuchs beendet, daher überraschte es sie ein wenig, als er sie nocheinmal ansprach:
"Auch wenn ich heute Nacht gute Nachrichten für die Armen des Hafenviertels habe, so habe ich doch schlechte Nachrichten für die Diebesgilde. Einer unserer Mitstreiter ist von den Wachen aufgegriffen worden. Wir werden ihm natürlich helfen, soweit es geht, doch ist es im Moment unerlässlich, das einige wertvolle Mitarbeiter für einige Zeit die Stadt verlassen.
Ich möchte, das du morgen früh an Bord der Seeschlange die Stadt verlässt. Die Überfahrt ist bereits bezahlt. Ich werde dich wissen lassen, wann eine Rückkehr in die Kaiserstadt unbedenklich ist."
Damit war das Treffen dann wirklich beendet.
Grimoa hatte grade noch Zeit gefunden, ihre wichtigsten Sachen zu packen und ihrem Mitbewohner Jeffre bescheid zu sagen, bevor sie nach nur wenigen Stunden Schlaf an Bord der Seeschlange die Kaiserstadt verließ, genau wie der Graufuchs es gesagt hatte.
Erst an Bord erfuhr sie, wohin ihre Reise ging. Nach Hammerfell, genauer gesagt Stros M'kai, von wo aus sie nach Taneth weitersegeln konnte um ihre Familie zu besuchen.
Sie genoss die Zeit mit ihren Eltern und ihren Brüdern, die sobald wie möglich auch nach Hause kamen, als sie vom Überraschungsbesuch ihrer kleinen Schwester hörten.
Mehrere glückliche Wochen später erfuhr sie von einem jungen Matrosen, dass die Seeschlange wieder in Stros M'Kai festgemacht hätte und sie in die Kaiserstadt zurückbringen könnte, wenn sie noch heute aufbrechen würde. Dies musste die versprochene Nachricht vom Graufuchs sein. Abermals musste sie sich überstürzt verabschieden und ging noch am gleichen Abend an Bord eines kleinen Schiffes, welches sie nach Stros M'Kai brachte.
Und jetzt saß sie wieder hier, im Elfengartenbezirk, an den gleichen Stein gelehnt wie vor drei Monaten. Gestern abend war sie im Hafen der Kaiserstadt von Bord der Seeschlange gegangen.
Ihr Zimmer hatte sie unverändert vorgefunden und war sofort totmüde in ihre Hängematte gefallen.
Der Wind frischte nun langsam etwas auf und machte damit den vorranschreitenden Nachmittag deutlich. Wenn sie noch vor dem Abend einen gemütlichen Rundgang durch das Marktviertel machen wollte, sollte sie jetzt damit anfangen.
Seufzend erhob sie sich und massierte ihren Rücken, wo der Stein sie gedrückt hatte. Dann wanderte sie langsam Richtung Marktviertel und genoss die immernoch wärmenden Strahlen der inzwischen tief stehenden Sonne. Auf dem Weg dachte sie darüber nach, wofür sie das Geld von der letzten Belohnung ausgeben würde. In Taneth hatte ihre Mutter es sich nicht nehmen lassen, für alles aufzukommen, was Grimoa benötigte, daher hatte sie das Geld immernoch bei sich.
Sie dachte an den Bogen, den ihr mittlerer Bruder mit nach Hause gebracht hatte. Als sie das erste mal ihre Heimat an Bord eines Schiffes verlassen hatte, hatte sie mit einem geliehenen Bogen an Deck das Schießen geübt. Da sie aber noch nie einen eigenen Bogen besessen hatte konnte sie die letzten Jahre nicht üben. Daher war sie die letzten Wochen mehr als eifrig dabei fast täglich mit dem Bogen ihres Bruder zu trainieren.
Vielleicht würden die 300 Septime ja für einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen reichen?
Cyrodiil, Umland - Reise nach Skingard
Sie liefen weiter an diesem herrlichen Tag und passierten alte mit Pilzen überwucherte Baustämme, Wiesen mit Blumen und historische Gebäudereste der Legendären Aylaiden.
Der Weg ging nun Taleinwärts und teilweise sehr steil Bergab. Man konnte den Weg gut und weit einsehen. Vor ihnen tauchte ein Wesen auf, das fast 3 Meter groß sein musste. Es stand mit dem Rücken zu ihnen und hatte sie noch nicht bemerkt. „Hinter den Baumstamm in Deckung“ sprach Kyokaan mit gedämpfter Stimme. Melian gehorchte. Das Wesen hatte zwei Hufbeine, fellbedeckte Haut und zwei Hörner auf dem Kopf. Sein Schwanz wedelte lustig hin und her und es schien in der anderen Richtung etwas zu beobachten. Kyokaan wechselte die Waffe und spannte mit einem vergifteten Pfeil seinen Bogen. „In gebückter Haltung ist das Schießen mit dem Bogen schwieriger. Dafür wird man nicht erkannt und hat Zeit auf Lebenswichtige Ziele zu schießen.“ Sprach Kyokaan zu Melian. Dann erinnerte er sich an das Buch, was er über das Bogenschießen auf Tiere gelernt hatte. „Du zielst auf den Kopf, ich auf das Herz.“ Sprach er zu Melian. „Wenn Du bereit bist, sag Feuer.“
„Feuer“ zwei Pfeile sausten durch die Gegend und trafen ihr Ziel, das Tier heulte vor Schmerz auf.
Dann Blicke es in die Richtung aus der die Pfeile kamen und Kyokaan ging in normale Schußposition und ballerte soviel Pfeil, wie möglich auf das Ziel. Melian folgt seinem Beispiel. Bevor der Minotaure die beiden erreichen konnte, sackte dieser zu Boden und erlag den Gift- und Pfeilverletzungen. Kyokaan zog die Pfeile heraus und entfernte mit seinem Dolch die Hörner. Dann gab er Pfeile und Hörner Melian. „Hier, die Hörner sind ein kleines Vermögen wert. Das ist Deine erste Trophäe auf dieser Reise.“
Der Weg führte nun wieder Berg auf und auf der Anhöhe trafen sie auf ein Gasthaus. Das Gasthaus hieß zum schlechten Omen.
„Zum schlechten Omen“ sprach Kyokaan zu Melian „ein bescheuerter Name für ein Gasthaus“ Von der Anhöhe aus hatte Kyokaan ein weiteres Gasthaus im Tal entdeckt. Leider entging ihm auch nicht das Obliviontor auf der Straße zur Kaiserstadt. „Laß uns hier einkehren und etwas essen. Ich zahle.“
Das Gasthaus war düster und in schlechtem Zustand. Der Wirt leuchtet Dunkel im Schein einer Lampe. Ein Kamin beheizte das Gasthaus, ohne es dabei zu erhellen. Fenster gab es keine, sie waren alle mit Brettern zugenagelt.
„Ja ich habe noch freie Zimmer. Was wollt ihr?“ begrüßte sie der Wirt. Der Wirt hatte jede Menge Wein und Lebensmittel und Kyokaan kaufte fleißig Lebensmittel. Allerdings kaufte der Wirt auch Kyokaans geklaute Weinflaschen und Tränkeflächen ab. Er schien sich über die Herkunft der Sachen wenig Gedanken zu machen. Im Handeln stellte der Wirt sich nicht sonderlich geschickt an, so dass Kyokaan einen sehr guten Preis dafür aushandelte.
„Warum heißt das Gasthaus zum schlechten Omen?“ fragte er den Wirt.
„Ein schrecklicher Name für ein Gasthaus, ich weiß. Aber ich kann mich nicht dazu durchringen, ihn zu ändern. Abgesehen davon gefällt mir das Schild. Woher kommt ihr her?“ fragte der Wirt.
„Aus Bravil.“ Antworte Kyokaan. „Dann wisst ihr sicherlich etwas über den Einbruch im Schloß Bravil, hier ist die neueste Ausgabe des Rappenkuriers.“ „Nein, nicht wirklich, aber danke“ sagte Kyokaan zum Wirt und ging zum einzigen Tisch im Gastraum.
Der Tisch war groß und rund und Stühle standen an ihm. Auf ihm stand eine Kerze, die in der Dunkelheit überhaupt verriet, dass hier ein Tisch stand. Kyokaan breitet die Lebensmittel und Pflanzen auf dem Tisch aus und sprach zu Melian „wenn Du was essen willst, dann schlag zu, bevor es weg ist.“ Sie schaute ihn ungläubig an, nahm vom Wein und aß. Kyokaan begann, nachdem er gegessen hatte, die Lebensmittel und Pflanzen im Mörser zu zerkleinern, im Calzynator nachträglich zu erhitzen und zu filtern und dann in kleine Alchemiefläschchen mit Wasser abzufüllen. Als er fertig war, hatte er über 60 Tränke, die er für je 36 Septime an den Wirt verkaufte.
Die beiden verließen die Herberge und gingen über die Wiese Taleinwärts, um den Obliviontor nicht zu Nahe zu kommen. Das Gasthaus machte einen gepflegten Eindruck. In ihm waren zwei Khajiit, ein Kaiserlicher und ein Legionär. Es herrschte eindeutig mehr Stimmung hier und das Gasthaus wirkte freundlich und einladend. Die beiden Khajiit unterhielten sich über Kartoffeln und Kochrezepte. Die Wirtin Abhuki war keine gewöhnliche Wirtin. Sie besaß ein besonders Talent in der Kunst der Veränderung und war in der Lage einfache Zauberer darin zu unterrichten.
„Wir hätten gern zwei Zimmer mit Frühstück.“ sprach Kyokaan zur Wirtin.
„Geht die Treppe hinauf und nehmt die ersten beiden Türen auf der rechten Seite. Das sind Eure Kammern für die Nacht. Macht 20 Septime.“
Kyokaan gab der Wirtin 40 Septime. Diese lächelte ihn an und gab ihm 20 Septime zurück.
„Ein Zimmer kostet bei uns 10 Septime, 2 Zimmer kosten dann 20 Septime. Ihr kommt wohl aus Bravil?“ „Ja“
Kyokaan und Melian bezogen ihre Zimmer. Zuvor verabschiedet sich Kyokaan mit den Worten.
„Ich möchte morgen sehr früh aufbrechen. Die Reiseroute besprechen wir beim Frühstück, schlaft gut!“ Das Zimmer war im Vergleich zu Bravils Absteigen der Luxus pur. Es gab in dem Zimmer ein Doppelbett mit Bettwäsche, die sogar obendrein noch frisch gewaschen war. Kerzenständer beluchtet das Zimmer. Auf dem Boden lag ein Teppich mit schönen Mustern. Die Wände waren geschmückt mit Bildern. Für die Gäste waren eine Kiste und eine Kommode für das Ablegen der Kleidung vorgesehen. Kyokaan nutzte die Kommode um seine Rüstung auszubessern. Die Kampfhandlungen des Tages hatten deutliche Spuren des verschleißes hinterlassen, die er aber mittels Reparaturset gut ausbessern konnte. Dann legte er sich schlafen. Die Aufputschmittel hatten aufgehört zu wirken und er versank in einen Komaähnlichen Schlaf.
Kaiserstadt;Das Herzland;Zuflucht von Cheydinhal
Nachdem sie einige Stunden in der Bibliothek verbracht hatte, beschloss sie ihren Durst in der Stadt zu stillen. Bei der Stadt angekommen schlich sie zum Elfengarten-Bezirk und legte sich auf die Lauer. Bald darauf bemerkte sie einen Bettler der sich gerade zur Ruhe legte.
Sie schaute sich etwas in der Nähe um ob niemand da war. Weil niemand zu sehen oder zu hören war schlich sie zu dem Bettler und trank von ihm.
Unauffällig gelangte sie aus der Kaiserstadt wieder heraus und betrat das umliegende Herzland. Die Natur empfand sie als angenehmer als die Städte und hielt sich aus diesem Grund sehr oft dort auf. Als es heller wurde suchte sie eine in der Nähe von Cheydinhal gelegene Höhle auf wo sie sich vor den Strahlen der Sonne verstecken konnte.
Aufgrund der Tatsache das die Höhle ansonsten uninteressant war zog sie sich tiefer in die Höhle zurück. Sie trainierte tagsüber ihre Technik mit ihrem Dai-Katana Phönixschweif und verfeinerte ihre Beherrschung der arkanen Kräfte während sie auf den Einbruch der Nacht wartete...
Als sich schließlich die Finsternis der Nacht über das Land senkte verließ sie die Höhle und betrat im Schutz der Nacht Cheydinhal. Da sie einige Kontakte zur Dunklen Bruderschaft pflegte, besuchte sie die Zuflucht und begrüsste Vicente, der sie, im Austausch gegen kleinere Gefallen, hin und wieder mit nützlichen Informationen versorgte.
Aufgrund ihrer Verbindung zu Vicente wurde sie vor ungefähr 50 Jahren ein inoffizielles Mitglied der Bruderschaft.
Sie setzten sich in Vicente's Quartier an den Tisch und sprachen über die neuesten Geschehnisse innerhalb der Zuflucht...
Cyrodiil, Chorrol, Eiche und Krummstab
Nach kurzem Blickkontakt zwischen der Bretonin und der Wirtin hatte sich Naasira auch dazu durchgerungen etwas zu essen. Tirian hatte keine Antwort bekommen und so beließ er es dabei zu essen und an einigen kurzen Gesprächen, welche nicht mehr als das tägliche Einerlei behandelten teil zu haben. Der Eintopf und die Fleischbeilage waren schnell aufgegessen und als Tarrior ein weiteres Weinglas für die Bretonin holen wollte, fing sie an zu gähnen. Auch jetzt fiel es ihm erst auf, das sie irgendwie müde wirkte. Zuvor hatte sich noch recht gefasst gewirkt und aufmerksam. Warscheinlich zeigte nun die schwere warme Mahlzeit in ihrem Magen Wirkung. "Das Abenteuer hat sie vielleicht doch mehr Kräfte gekostet, als sie gedacht hatte": ging er in Gedanken die Gründe für die plötzliche Müdigkeit durch. Doch schon hatte sich Naasira verabschiedet und war in Richtung der Schlafräume der Herberge verschwunden. Wieder lehnte sich Tarrior auf seinem Stuhl zurück, noch immer hatte er das Gefühl von Augen die sich in seinen Rücken zu bohren schienen, aber mittlerweile war er daran gewöhnt, hatten seine zwei grauen Schatten ihn vermutlich kaum eine Sekunde aus den Augen gelassen. Wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, das der verfluchte Telvanni-Magier, der ihn auf diese Schnitzeljagd geschickt hatte, vermutlich die ganze Zeit über jeden seiner Schritte Bescheid gewusst hatte.
Er fuhr sich mit der Hand über seinen Kopf wo das Haar langsam wieder länger wurde, aber immer noch militärisch kurz kaum ein paar Centimeter vom Kopf abstand. Er seufzte. "Ich sollte meine Gedanken nicht an soetwas unwichtiges verschwenden. Die Nekromanten sollten meine volle Aufmerksamkeit erfordern": überlegte er, bevor ihm schmerzlich bewusst wurde, das er immernoch niemanden gefunden hatte, der ihm helfen konnte. Nach einem weiteren kleinen Gefühlskampf drehte er sich zu Tirian um. "Ich muss mit dir reden, ich denke ich werde deine Hil ...": wollte er seinem jungen Begleiter um seine Hilfe bitten, als sie jedoch just unterbrochen wurden. Der Mann, welcher ihn schon die ganze Zeit beobachtet hatte, war an den Tisch gekommen und hatte sich auf einen der freien Stühle gesetzt. "Guten Abend die Herren": begrüßte er sie. "Na toll noch eines von Behrams Schoßhündchen, das mich darauf hinweisen will das ich lieber nicht versagen sollte": dachte er entnervt war aber umso überraschter als das Gespräch in eine volkommen andere Richtung führte. Denn ohne auch nur eine Erwiederung seiner begrüßenden Worte abzuwarten, setzte der Mann, ein Kaiserlicher, seine Ausführungen bereits fort. Er habe ihr Gespräch vorhin mitgehört und habe ebenfalls seine Gründe nach Hrotanda zu gehen. Auch bemerkte er das die Ruine verseucht von Nekromanten und Untoten und somit gefährlich sei. "Als hätte ich das nicht schon gewusst": murmelte der Dunmer leiser vor sich hin. Doch dann sagte der Mann etwas das sein Interesse wieder weckte. Er bot seine Hilfe an. Sie würden gemeinsam die Nekromanten in der Höhle beseitigen, solange einer von ihnen am Leben blieb irgendein Nekromant dessen Namen sich zu merken er garnicht versuchte.
Während Tarrior endlich seine Chance witterte setzte Tirian einen verwirrten und erzürnten Ausdruck auf. Der Blick des Jüngeren wanderte wild umherschwirrend zwischen den beiden hin und her und richtete sich schlussendlich vollends auf seinen Begleiter, dem er nun tief in die Augen sah. Er holte kurz Luft und setzte in gehobenen Ton eine ihm schon lange auf der Zunge liegende Antwort an. "Ich möchte endlich wissen was hier gespielt wird. Und diesmal keine Ausflüchte und wage es erst garnicht mich zu ignorieren. Nur ein paar kleine Priesen aus meinem Pulversäckchen und du kommst für gute zwei Wochen nicht von deinem Nachttopf herunter": fuhr er ihn halb außer sich, doch noch halb beherrscht an. Er schaute den Jungen überrascht an. so hatte er noch nie mit ihm gesprochen. Eigentlich hatte er ihn so selten erlebt. Dann setzte er eine schwer zu durchschauende gekünstelte Miene auf. Der Ausdruck darin war gespielt dennoch drückte er falsche Zerknirschtheit und Entschuldigung aus. "Ich hatte schließlich meine Gründe ihm nichts zu erzählen": rechtfertigte er sich Gedanken und begann seinem Freund zu erklären was es mit den Nekromanten auf sich hatte, obwohl er dabei die Wahrheit mehr als einmal verdrehte um einige empfindliche Fragen zu umgehen. Schlussendlich offenbarte er ihm den Inhalt seines Auftrages, sagte aber das er es aus eigenem Antrieb tun würde und die Unterlagen über die Alte Magie sicherstellen wolle, damit diese nicht in die Hände der dunklen Magier fallen. Auf die Frage wie er von Hrotanda erfahren hatte, gab er als Antwort, das er es von einem sterbenden Legionär erfahren hatte, der von einigen der dunklen Beschwörer schwer verletzt worden war. "Natürlich brauche ich Hilfe. Allein kann ich das nie und nimmer schaffen. Ich wollte dich zwar nicht mit hinein ziehen aber doch frage ich dich. Willst du mir helfen?": schloss er seine Ausführungen ab.
Tirian setzte erst einen ungläubigen, dann einen besorgten Gesichtsausdruck auf und versank scheinbar in Gedanken. Als Tarrior merkte, das er keine Antwort zu erwarten hatte, wandte er sich wieder an den Kaiserlichen, welcher das Gespräch mit ungerührter Miene verfolgt hatte. An mancher Stelle kam es ihm so vor Interesse in den Zügen des Mannes erkennen zu können, aber er konnte es sich auch eingebildet haben. "Ich nehme euer Angebot gerne an. Da wir scheinbar das gleiche Ziel haben. Wir sollten am besten gleich noch unser Vorgehen besprechen wenn wir das durchziehen wollen, denn ein Angriff in den frühen Morgenstunden erschiene mir am sinnvollsten und es sollte vorher alles geklärt sein. Ach wie ist eigentlicher euer werter Name? Ich bin nicht gerne mit Leuten unterwegs, dessen Namen ich nicht kenne": sagte er und wartete auf eine Antwort des Kaiserlichen. In Tirian tobte wie zuvor in Tarrior ein gewaltiger Kampf und es war noch nicht abzusehen welche Seite gewinnen würde. Mit abwesendem Blick verfolgte er die Geschehnisse.
Cyrodiil, Kaiserstadt, Marktviertel
Nachdenklich schritt Grimoa durch das Tor, welches Elfengarten und Marktbezirk voneinander trennte. Vor ihr eilten Menschen über die Strasse, alle mit ihren täglichen Aufgaben beschäftigt. Niemand schenkte der Rothwardonin mit dem lilanen Zopf besondere Beachtung. Dies war eine überaus beruhigende Feststellung für Grimoa. Ihre Szene mit der Wache, die vor drei Monaten hier stattgefunden hatte, schien komplett in Vergessenheit geraten zu sein. Unbewusst überprüfte sie ihre Kleidung, um unter den teilweise doch recht gut gekleideten Kunden des Marktviertels nicht weiter aufzufallen. Sie trug eine einfache Hose aus dunkelgrau gefärbtem und sehr fein gewebtem Leinenstoff und eine fliederfarbene Tunika, die um ihre Taille von einem schmalen Gürtel zusammengehalten wurde. An diesem befand sich ein kleines Messer sowie ein gut gefüllter Geldbeutel.
Sie schlenderte langsam am Rande der Strasse entlang, unsicher, wo sie zuerst nach einem Bogen suchen sollte. Schließlich nahm ihre Faulheit ihr diese Entscheidung ab, und sie betrat den ersten Waffenladen, der ihren Weg kreuzte. Das Geschäft hieß "Hauen und Stechen" und wurde von dem Ork Urbul gro-Orkulg geführt. Gruz gro-Basch hatte ihr ein paarmal von ihm erzählt, sie konnte sich nur nicht mehr erinnern, ob sein Urteil positiv oder negativ ausgefallen war.
Urbul gro-Orkulg war grade damit beschäftigt, seine Auslagen zu betrachten, als sie das Geschäft betrat.
"Oh, Kundschaft...", murrte er leise, und drehte sich Grimoa zu. "Womit kann ich helfen?"
"Nun...", fing Grimoa an und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. "Ich suche eigentlich einen Bogen", sagte sie wenig hoffnungsvoll, denn die Regal enthielten hauptsächlich Streithämmer und schwere Rüstungsteile.
"Bogen?", gab der Ork zurück. "Hm, ich habe excellente Streitkolben hier", verkündete er mit einem tiefen Bass und machte eine ausladenede Handbewegung, die die Hälfte des Ladens umfasste.
"Oh ja, gewiss, excellent... Und mit Sicherheit auch sehr schwer", antwortete sie nach einem kurzen Zögern.
"Schwer, ja. Hm...", murmelte der Händler und maß sie einmal mit seinem Blick von Kopf bis Fuß. "Vielleicht ist etwas leichteres doch besser", sagte er dann etwas lauter.
"Ich habe auch Dolche und ein paar kleine Schwerter", er fing an in einer Kiste hinter seiner Ladentheke zu wühlen.
"Macht Euch keine Mühe", warf Grimoa schnell ein, "ich komme vielleicht ein andermal wieder", sie versuchte überzeugend zu lächeln und fügte in Gedanken hinzu: "wenn ich sonst nichts finde."
Das nächste Geschäft, welches sie betrat, war die "Beste Verteidigung", geführt von Vernado. Dieser war grade in ein Gespräch mit einem Kaiserlichen, scheinbar ein anderer Kunde, verwickelt und schaute kaum auf, als Grinoa den Laden betrat. So hatte sie sehr zu ihrem Gefallen, genug Zeit sich in Ruhe umzusehen. Die Regale und Tische enthielten hauptsächlich verschiedene Klingenwaffen, Schwerter aller Formen und Längen sowie Messer und Dolche. Aber auch Rüstungen verschiedenster Macharten waren verteten. Bei manch einem Stück spürte sie das verlangen, es in die Hand zu nehmen und auszuprobieren, doch sie hielt sich zurück. Die Händler in der Kaiserstadt sahen es nicht gerne, wenn man ungefragt ihre Waren berührte. In Hammerfell gehörte es zum guten Ton, dass man eine Waffe vor dem Kauf einmal in die Hand nehmen durfte, auch ohne extra zu fragen. Aber vielleicht lag diese Übervorsicht der Kaufleute daran, dass sich die Menschen in der Kaiserstadt generell weniger auf Waffen verstanden als die Bewohner Hammerfells.
Sie war so in das Betrachten der Waffen verloren, dass sie nicht bemerkte, wie der andere Kunde das Geschäft verlies und Vernado an sie herantrat.
"Sie sind schon sehr schön, nicht wahr?", sprach er sie unvermittelt an. Grimoa erschrak, bemühte sich aber, dies nicht zu zeigen. Falls Vernado doch etwas von ihrem Schrecken bemerkte hatte, ging er jedenfalls nicht weiter darauf ein.
"Welches darf ich Euch genauer zeigen?", fragte er sie und strich mit den Blicken nun seinerseits über die glänzenden Klingen.
"Ich bin eigentlich auf der Suche nach einem Bogen", antwortete Grimoa schnell, bevor sie sich noch hinreißen lassen würde, hier ein Schwert zu kaufen.
"Oh, ein Bogen. Natürlich, die sind dort drüben", er zeigte auf die hintere Ecke des Raumes. Dort befandet sich ein Regal, in dem einige einfache Stahl- und Feinstahlbögen lagen. Auch die passenden Pfeile waren vorhanden.
"Nehmt sie gerne in die Hand und spannt sie einmal", beantwortete Vernado Grimoas unausgesprochene Frage. Vorsichtig spannte Grimoa einen Bogen nach dem anderen, fühlte den Zug der Sehne und das Holz an ihren Fingern. Das einfache Material der Bögen ließ jedoch keine sehr hohe Zugkraft zu, und auch die Haltbarkeit war vermutlich begrenzt.
"Hmmm...", machte Grimoa nachdenklich, als sie den letzten Bogen wieder weglegte.
"Habt Ihr auch etwas mit, nunja, mehr Durchschlagskraft?", fragte sie dann.
"Ah, Ihr sucht etwas exquisiteres als der Durchschnitt", antwortete Vernado lächelnd, "dass hätte ich natürlich auch gleich erkennen können."
Er verschwandt kurz in einem Hinterzimmer und kam dann mit einem elfischen Langbogen wieder zurück. "Dieses edle Stückk habe ich erst vor zwei Tagen erworben. Seht Ihn Euch an, er ist wirklich einmalig. Die Schnitzereien macht wirklich so schnell keiner nach und er ist an Durchschlagskraft und Leichtigkeit unübertroffen."
Grimoa nahm den Bogen entgegen und probierte auch diesen aus. Er lag wirklich gut in der Hand, hatte auch eine angemessene Zugstärke und die Verzierungen waren wirklich hübsch, was für sie aber eigentlich ehr nebensächlich war. Der Bogen würde damit allerdings sehr gut zu ihrem elfischen Dolch passen, den sie sich vor einigen Jahren mühsam zusammengespart hatte.
Nun kam also der Teil eines Geschäfts, in dem Grimoa leidlich schlecht war. Die Preisverhandlung.
"Nun, wie ich sehe habt Ihr Interesse an diesem schönen Stück", machte Vernado seinen Eröffnungszug. Grimoa schwieg nur eine Weile und wog den Bogen nocheinmal in ihrer Hand. "Hmmmm..."
"Ich gebe ihn Euch für 400 Septime", schlug Vernado vor.
400... Grimoa musste sich zurückhalten, um nicht zu schockiert auszusehen. Das überstieg ihr Budget nun doch ein wenig.
"300 kann ich Euch geben...", sagte sie vorsichtig und sah sofort am Gesichtsausdruck des Händlers, dass sie kaum noch Chancen auf diesen Bogen hatte.
"300 für so eine excellente Waffe? Das kann ich nicht machen", Vernado schüttelte mit dem Kopf. "Aber es wird schon spät, heute bekomme ich sowieso keine anderen Kunden mehr. Ich gebe euch für 380 Septime noch ein Dutzend der einfachen Pfeile dazu, wie klingt das?"
Ja, das war ein gutes Angebot, gewiss, aber immernoch über ihrer Grenze.
"Tut mir leid", murmelte Grimoa, "aber das kann ich mir im Moment nicht leisten."
"Schade", meinte Vernado und nahm den Bogen zurück, "vielleicht nächstes mal."
Als Grimoa wieder die Straße betrat war die Dämmerung schon heriengebrochen und ein leichter Nieselregen hatte die meisten Menschen von der Straße vertrieben. Wenn sie noch "Eine Faire Chance" den letzten Waffenladen im Marktviertel aufsuchen wollte, musste sie sich beeilen.
Cyrodiil, Kaiserstadt, Marktviertel
Rasch lief Grimoa durch das Marktviertel um im Waffengeschäft "Eine Faire Chance" Schutz vor dem einsetztenden Regen zu suchen.
Als sie durch die Tür trat, war die Inhaberin Rohssan bereits dabei aufzuräumen. Grimoa zögerte kurz, "Guten Abend", grüßte sie dann freundlich, "ist noch Zeit für einen kleinen Handel oder soll ich besser morgen wiederkommen?"
"Oh nein, kommt herein, womit kann ich Euch helfen?", erwiederte Rhossan.
"Ich suche einen Bogen. Etwas stabiles nach Möglichkeit, mit guter Durchschlagskraft. Aber zu teuer sollte er auch nicht sein", formulierte Grimoa ihren Wunsch. Vielleicht würde es diesmal klappen.
"Hm... Ich glaube, da habe ich genau das richtige. Wartet einen kleinen Moment, ja?" Und mit diesen Worten war sie auch schon in einem Hinterzimmer ihres Ladens verschwunden.
Als Rhossan wieder auftauchte, hatte sie einen dwemerischen Langbogen in der Hand.
"Ich glaube, dass erfüllt genau Eure Anprüche. Er ist äußerst stabil und hat sehr viel Kraft. Leider ist er damit auch deutlisch schwerer als andere Bögen."
Das ungwöhnliche Desgin gefiel Grimoa sofort und auch beim Ausprobieren zeigte sich der Bogen im besten Licht.
"Wieviel wollt Ihr dafür haben?", fragte sie gleich, bevor sie es sich anders überlegen würde.
"Oh, das ging aber schnell! Ich habe den Bogen schon eine halbe Ewigkeit liegen, dachte nicht, das sich überhaupt nochmal jemand für das schwere Ding interessieren würde. Also gut, der Preis... Sagen wir 200?"
Grimoa wog den Bogen nocheinmal in der Hand. Das war ein guter Preis, aber sie würde auch noch Pfeile benötigen.
"In Ordnung, doch ich brauche auch ein paar Pfeile. Sagen wir, ich gebe Euch 220 und dafür bekomme ich den Bogen und einige gute Pfeile?"
"Pfeile! Aber natürlich. Ich kann Euch keine der gleichen Machart geben, aber wie wäre es mit einem Köcher Silberpfeile? Es sind fast zwei Dutzend. Das sollte eine Weile reichen. Und wenn Ihr mehr benötigt, kommt einfach wieder!" Mit einem Augenzwinkern hielt sie Grimoa einen sehr hübsch gefertigten Köcher mit 20 Silberpfeilen hin.
Das war doch mal ein erfolgreicher Einkauf. Grimoa besiegelte das Angebot mit einem Handschlag, bezahlte die 220 Septime und verließ gutgelaunt das Geschäft.
Kaum hatte sie die Straße wieder betreten und sich Richtung Elfengarten und damit Zuhause aufgemacht, näherte sich ihr mit langen Schritten eine schlacksige Gestalt von hinten.
"Hallo Grimoa!", begrüßte ihr Mitbewohner Jeffre sie. "Warst du einkaufen?", fragte er mit einem Blick auf ihren neuen Bogen.
"Ja, richtig", antwortete sie, "aber was machst du denn eigentlich hier? Hat Georick dich schon laufen lassen? Keine Tränke mehr zu brauen heute?"
"Nein, bei dem Wetter kommen wahrscheinlich sowieso keine Kunden mehr", erwiederte Jeffre. Seine Arbeit für den Besitzer des Alchemiegeschäfts "Die Hauptzutat" hielt ihn manchmal bis spät in die Nacht fest.
"Vielleicht", überlegte Grimoa in Gedanken, "sollte ich mich auch mal wieder nach einer festen Arbeit umsehen. Das zusätzliche Geld könnte ich gebrauchen. Und dann wäre es einfacher zu erklären, was ich den ganzen Tag mache und wie ich meine Miete bezahlen kann. Die Menschen sind so verdammt neugierig geworden."