Cyrodiil, orangene Straße
Der Elf war unfreundlich wie eh und je. J'Shivrizza seufzte und trottete hinterher. Ihr machte die Nacht nichts aus, und daß manche Spitzohren nicht ganz richtig dachten, wußte sie schon lange. Immerhin hatten sie das Kleid gekauft - bloß nicht bezahlt, weil er ein Zechpreller war. Das Kleid war im Schrank des Zimmers gewesen, genau wie das Essen dort auf dem Tisch gestanden hatte. Wer würde schon eigene Gewänder in Zimmern verstauen, die jeden Tag von jemand anderem gemietet werden? Es gab Gründe, weswegen überall nur Holzlöffel herumlagen.
Und J'Shivrizza war gespannt darauf zu sehen, wie weit die Goldstange kommen würde. Selbst für einen Ritt zu Pferd brauchte man Tage, und sie waren zu Fuß unterwegs. Birken flankierte die Straße, die immer höher hinaufführte. Die Wolken waren nicht vom Himmel gewichen, und bald hörte die Khajiit Tropfen auf den Blättern der Bäume. Das war das schöne an Cyrodiil - solche Geräusche hatte es in der Wüste nie gegeben.
Genausowenig wie Teiche am Wegesrand, wo sich in den Blättern von Seerosen der Regen sammelte. Und Frösche hereinsprangen. Mit ihren Augen sah die Khajiit vorab des Weges, was dem Hochelf verborgen blieb: Ganze Fässer voller Frösche hüpften die Hügel hinauf und überquerten die Straße, gefolgt von tellergroßen Krabben, die mit ihren Scheren nach den Quaktaschen schnappten.
Einen Moment überlegte sich J'Shivrizza, ob sie den Elf warnen sollte. Dann erinnerte sie sich, was nach dem Flattervieh gewesen war. Also ging sie nur ein paar Schritte langsamer und wartete ab, was wohl passieren würde.
Cyrodiil, orangene Straße
Sie waren schon ein gutes Stück durch die Nacht gewandert und die Khajiit war schlau genug gewesen, den Altmer nicht noch mehr zu reizen. War die Nacht zuerst lau und angenehm gewesen, fing es nun wieder an zu regnen. Der Hochelf mochte keinen Regen. Der war kalt, der war nass, lief einem in den Kragen der Robe und überhaupt. Normalerweise lief er ihm zumindest nicht in den Kragen, da er bei solchem Wetter sonst seinen blauen Umhang trug. Diesen aber hatte diese elende J'Shivrizza. Eine Khajiit in rotem Samtkleid mit blauem Umhang. "Leuchtkatze", dachte Elendil, als er merkte, dass J'shivrizza plötzlich langsamer ging. Aufmerksam suchte er die Gegend vor ihnen ab. Wirkte "Nachtsicht" und sobald die Welt in blau getönt schien, sah er es: Krabben, Unmengen von Krabben. Und vor den Krabben Frösche. Frösche auf der Flucht, da die Krabben versuchten, diese mittels ihrer Scherren zu erwischen. Hmm, traf sich eigentlich ganz gut. Die Krabben hatten Hunger, Elendil hatte Hunger. Krabben - richtig zubereitet - schmeckten gut. Also blieb er stehen und ließ ein paar Feuerbälle auf die hinteren Viecher los. Gegrillte Krabben schmeckten besonders gut. Schadenfroh dachte er insgeheim, dass J'Shivrizza wohl kaum Zucker mit sich führen würde und deshalb Krabben ungezuckert bekäme.
Etliche der Scherenexemplare waren liegen geblieben. Niedergestreckt von den Feuerbällen. Elendil wollte sie gerade einsammeln gehen, als er bemerkte, dass zwar die ganzen vorderen Reihen der Krabben weiterhin den Fröschen nacheilten, jedoch der mittlere Teil der Schar mitbekommen hatte, dass die hinteren Artgenossen nicht mehr unter den Lebenden weilten. Worauf sie sich kurz entschlossen umdrehten und instinktiv der scheinbaren Bedrohung auf zwei Beinen entgegenkrabbelten. Verdammt. Was sollte er mit soviel Krabbensalat? Elendil warf ein paar weitere Feuerbälle den entgegenkommenden Krabben zu und erwischte sie. Woraufhin sie ebenfalls das Zeitliche segneten. Nun gut, würde er halt die schönsten Exemplare heraussuchen. Doch noch immer rückten etliche der Mistviecher nach. Und sie schienen zudem jetzt recht aufgebracht zu sein. Elendil zuckte mit den Schultern. Zu irgendwas musste diese Khajiit doch auch gut sein außer nur für Ärger zu sorgen. Also drehte er sich einfach um und ging den Weg ein Stück zurück. Die erlegten Krabben konnte er auch später noch aussortieren. Zeit, dass die Khajiit zeigte, ob sie außer billigen Taschenspielertricks etwas draufhatte. Mit diesem Gedanken im Kopf positionierte er sich ein ganzes Stück hinter J'Shivrizza und grinste sie im Vorbeigehen fies an. Jetzt würde sich zeigen, ob die Katze Magie beherrschte oder schreiend davonlaufen würde.
Cyrodiil, orangene Straße
Das war natürlich wieder typisch Elf, dachte die Khajiit. Einfach jemand anderen vorschicken. Sie blickte nach oben, suchte sich einen schönen Ast aus. Ihr Geist klebte daran fest, zerrte und rüttelte daran, bis sich ein Regen aus Laub auf die Krabben ergoß.
Das funktionierte nicht so richtig. Die Krabben kamen immer noch näher, obschon sich manche Stöckchen und Blätter vom Panzer putzten. Einen Moment lang überlegte J'Shivrizza, den nächsten Baum hochzuklettern. Was aber zu schade um das neue Kleid gewesen wäre. Also konzentrierte sie sich darauf, die Wahrnehmung der Krabben zu verändern. Das gewürzt mit ein bißchen Änderungsmagie. Schon bald sahen die Krabben nur den Hügel vor sich, den sie hinaufkletterten. Aber es war kein echter Hügel, denn die Krabben schwebten auf der nur von ihnen gesehenen Straße über die Khajiit hinweg.
Dummerweise wußte Elendil nichts von der Illusion, und seine Haare waren ein weiterer Pflasterstein auf der Straße der Krabben. Schon tapste die erste Krabbe in seine Haare.
Kaiserstadt, Tiber Septim Hotel
Der Bosmer wirkte müde. Sehr müde. Und warscheinlich hatte er deshalb auch seine Manieren vergessen. Er hatte schlechtere Manieren als Xerxes und das war beinahe unmöglich. "Egal, ich will auch noch schlafen", dachte Xerxes als er zu seinem Schwert hinunterschaute, "und das Schwert muss ich auch noch reparieren. Also passt es doch einigermaßen.". Xerxes ging die Treppe hinunter und ging zur Dame vom Empfang. Xerxes besaß noch ein wenig Geld von der Ruine. "Wenigstens hat sich dieser Ausflug für etwas gelohnt", ging ihm nochmal durch den Kopf bevor er zu der Empfangsdame sagte, "Ein Zimmer bitte.". Ein lautes Magenknurren warwährenddessen zu hören. "Und dazu noch ein Stück Fleisch und ein Laib Brot", fügte Xerxes noch hinzu. "Das würde 62 Septim kosten", antwortete die Dame am Empfang. Xerxes kramte seinen Rucksack heraus und fand tatsächlich 62 Septim. "Mein Geld wird langsam knapp", murmelte Xerxes, bevor die Dame ihm den Schlüssel gab und er die Treppe hinauf ging, während ihm jemand das Essen ins Zimmer brachte. Xerxes setzte sich an den Tisch und aß. Mit so einem edlen Besteck hatte er noch nie gegessen. Als er fertig war, legte er sich ins Bett und schlief sofort ein.
Cyrodiil, orangene Straße
Das war wiedermal typisch rücksichtsloser Elf, dachte J'Shivrizza. Steckt wegen ein paar Krabben den halben Wald an. Würde es nicht regnen, nun ja, sie wollte gar nicht drüber nachdenken. Außerdem gab es keine bessere Möglichkeit, eine Spur nach Bruma zu legen. Überall geröstete Krabben! Und dann aß er auch noch eine genüßlich. Mal ganz davon abgesehen, daß er damit noch mehr Spuren hinterließ - welche anders als in der Wüste nicht fortgeweht werden würden - warum aß er freiwillig Krabben? Und dann noch ohne Zucker? Und das schien ihm auch noch zu schmecken!
J'Shivrizza kam ein schrecklicher verdacht, denn die Hautfarbe des Spitzohrs war nicht gänzlich eindeutig. Sie stopfte sich zwei geröstete Krabben in die Tasche und rannte ihm hinterher.
"Ist es ein Bomer, äh, Bosser, äh, Waldelf?" fragte sie. Ob des Blickes ihres Gegenübers fuhr sie fort. "Die haben J'Shivs Großonkel S'trries aufgegessen. Und ihre eigenen Soldaten. Waldelfen sind J'Shiv suspekt."