Oblivion Tor--> irgenwo im Colovianischen Hochland
Jeren rang verzweifelt nach Luft. Er war hart auf dem Oberkörper gelandet und hatte Schwierigkeiten überhaupt hochzukommen. Er spürte seine Erschöpfung und dass seine Kräfte langsam zur Neige gingen. Und doch sah er, dass sich vor ihm aus der Öffnung einer braun-grünlichen Silhouette eine rot und orange glühende Kugel bildete."Der ist ja unglaublich! Ich hab noch keinen Magier gesehen, der soviel Magica hatte!" Und schon machte er sich mit großen Mühen und Schmerzen daran sich hochzurappeln und hinter den nächsten Baum zu verschwinden, obwohl er wusste, dass es sinnlos war, sicher hinter einem so geringem Wiederstand zu verschanzen. Trotzdem war es ein beruhingendes Gefühl etwas zwischen sich und dem Krokodil zu haben. Da hörte er den Feuerball auch schon auf den Baum zu fliegen und hechtete zum Nächsten. Wo er grad noch stand war jetzt nichts mehr, der Feuerball hatte die Stelle hinter der er sich versteckt hatte einfach zerfetzt, was den Baum zum Fallen brachte. Und zwar fiel er direkt auf das Krokodil, was es aber nicht sonderlich störte, denn kurz vor Aufprall zerfetzte er den Stamm über sich mit seiner Kralle. Langsam packten Jeren, ob er überhaupt noch eine Chance hatte, doch er versuchte sich zu beruhigen und seine Gedanken zu fokussieren."Ein Plan, ich brauche einen Plan, verdammt! Alles hat eine Schwachstelle. Das Miestvieh gibt mir nur keine Zeit seine zu finden! Also, es hat ungeheure Kraft, kann mit seinen Krallen alles zerfetzen, hat einen undurchdringlichen Schuppenpanzer und schleudert Feuerbälle ohne Ende.", dachte er noch, da hörte er die nächste Feuerkugel. Doch konnte er nicht schnell genug reagieren und kam nicht weit genug von seinem Versteck weg. Der Baum wurde zerfetzt, die Wucht riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum. Benommen lehnte er sich an ihn. Er schaute Richtung Krokodil und sah, wie es den nächsten Feuerball bildete. Da fiel ihm etwas auf. "Scheint als hätte es doch eine Schwachstelle". Jeren spannte seinen Bogen, visierte kurz und schoss. Auch das Krokodil feuerte seine Kugel ab. Jeren's pfeil war schneller, flog durch den Feuerball hindurch, direkt in das Maul des Echsenwesens hinein, durchbohrte das Fleisch und Hirn des Krokodils und trat am Hinterkopf wieder aus.
Doch Jeren traff es nicht besser. Er hatte weder Kraft noch Zeit um dem Feuerball auszuweichen, dennoch versuchte er es. Er wurde trotzdem an seinem Bogenarm getroffen. Jeren schrie voller Schmerz auf. Zwar wurde er nicht getötet, doch er hatte ungeheure Schmerzen. Er wagte kaum auf seinen Arm zu schauen und presste nur die Lippen zusammen. Als er doch hinsah musste er fast brechen. Da wo der Feuerball getroffen hatte, war das Fleisch komplett weggefetzt worden, er konnte sogar seinen Knochen sehen. Seine Schmerzen wurden noch schlimmer und ihm wurde langsam Schwarz vor Augen. Doch er wusste, dass er jetzt durchhalten musste, denn wenn er es nicht tat, würde er verbluten. Er versuchte sich noch einmal zu konzentrieren, um einen Wiederherstellungszauber zu wirken, ein letzten Aufbäumen, doch er schaffte es nicht. Er war am Ende. Er wirkte noch den stärksten Wiederherstellungszauebr den er konnte, doch das war letztendlich nicht viel. Dann kramte er aus seinem Rucksack noch Kräuter und Pflanzen hervor, die er für alle Fälle bei sich hatte. Er presste ein paar auf die Wunde und musste wieder schreien. Dann holte er noch einen Verband hervor und umwickelte seine Wunde mit den Kräutern. Schließlich wurde er doch noch bewusstlos.
Er wachte nach kurzer Zeit wieder auf. Es dämmerte bereits, doch das Tor erleuchtete die Lichtung als wäre es Tag. Die Schmerzen waren nicht weniger geworden, doch Jeren war froh, dass er überhaupt noch lebte. Mühsam und schmerzerfüllt richtete er sich auf und schaute noch einmal auf das Tor. Es war so riesig und respekteinflössend. Gebannt starrte er es an. Er konnte seinen Blick einfach nicht lösen. Langsam und wie hypnotisiert ging er darauf zu. Kurz davor blieb er stehen. Dann atmete er tief ein, schloss die Augen und machte einen Schritt nach vorne.
Als Jeren das Portal passiert, kribbelte seine Haut. Eine Hitzewelle schlug ihm entgegen. Er atmete noch einmal durch und öffnete die Augen. Sein Atem stockte. Er blickte in die pure Zerstörung. Er sah überall nur Gestein und Lava. Es waren kaum Pflanzen zu sehen, und wenn doch, dann waren sie trocken und braun und wirkten eher gefährlich als schön. Ansonsten konnte er kein Leben entdecken. Weit hinten sah er noch schwarze Türme, die aus dem selben Material waren, wie das Tor, in den Himmel ragen. Oben ragten Zacken aus ihnen heraus und in ihren Fenstern brannten Feuer. Sie waren durch schmale Brücken verbunden, die aus einem seltsamen Metall gebaut waren. Genau wie das riesige Tor, das im die Sicht in das innere des Lagers versperrte. Jeren hatte sich geirrt, es gab doch noch Leben. Er sah menschenähnliche Silhouetten an den Mauern und Brücken entlangpatroulieren. "Leben Menschen an einem solchen Ort?". Dann trat er wieder in die Welt, die er kannte. Verzweifelt suchte er noch nach seinem Kurzschwert, gab es letztendlich aber auf. Vorsichtig näherte er sich dem Krokodil, das immernoch aufrecht, auf seinen Klaunen gestüzt, mit offenem Maul und Pfeil im Kopf, stand. Jeren verpasste ihm einen Tritt und die Leiche fiel, mit einem dumpfen Aufprall, um.
Westspalte, Odai-Plateau, Haus Rethan
Nicht hastig, aber auch nicht sonderlich gemächlich ging er die Treppe hinauf. Er schlich nicht. Dazu hatte er auch gar keinen Grund. Er war jetzt mit dem Fürstenpaar allein im Herrenhaus. Der Diener hatte sich in die Bewusstlosigkeit verabschiedet und die Wächter schliefen den Schlaf der Gerechten. Die Torwächter würden ihn nicht behelligen. Die Stadtwache würde sich ebenfalls bereits in Marsch gesetzt haben. Die Verursacher konnten nun nicht mehr entkommen. Es war Licht zu sehen als er den ersten Stock erreichte. Eine Tür war nur angelehnt. Aus ihr fiel ein schmaler Lichtkegel. „Verflucht nocheins! Was war da unten los?!“: brüllte er, nun schon zum dritten Mal. Sein Bediensteter konnte ihm jedoch keine Antwort mehr geben. Er öffnete die Tür und schob sich in den sanften Kerzenschein im Zimmer. Er sah einen Dunmer mit schwarzen Locken vor sich an einem Schreibtisch sitzen. Ein Kinnbart umrahmte das fein geschnittene Gesicht. Die Augen hatten besaßen nur eine blassrote Farbe und musterten ihn. „Guten Abend Serjo Rethan“: begrüßte er den anderen Ratsherr. Der Mann wirkte einen Mann erstaunt und überrascht, aber das Gesicht kehrte langsam zu geschäftiger Fassung zurück. „Herr Gildres ich bin etwas überrascht. Ich hatte zwar gehört, dass ihr endlich wieder auf Vvardenfell weilt, aber ich hatte nicht mit einem Besuch gerechnet, vor allem nicht zu so einer späten Stunde“: sagte der Fürst. „Nunja ich war gerade in der Gegend und da dachte ich, ich könnte mal wieder mein altes Gut besuchen. Wo ist eigentlich eure Frau Gemahlin? Soweit ich weiß, steht auf der Besitzurkunde ihr Name“: erklärte er. Der Mann verzog das Gesicht, denn ihm war die spitze Bemerkung nicht entgangen. Seine Frau hatte in allen Fragen die Rats-, Macht- oder Finanzgeschäfte betreffend mehr Macht als er. Er hatte bloß vorteilhaft geheiratet und profitierte vom Einfluss seiner Frau im Fürstenhaus.
„Raylasa weilt schon seit mehr als einem halben Jahr in Vivec. Als die Krise ausbrach, wollte und konnte sie dort auch nicht mehr weg. Ich führe seitdem unsere Geschäfte hier. Genauso wie ICH hier den Rat anleite“: gab er den Aufenthaltsort seiner Frau bekannt und versuchte Tarriors Bemerkung über seine eigenen Einfluss zu entkräften. Was er damit ebenfalls getan, aber vermutlich nicht beabsichtigt hatte, war die Tatsache, dass er damit die alleinige Verantwortung für den Minenüberfall übernommen hatte. Seine Frau hatte in Vivec Quartier bezogen und das schon sehr lange. Sie konnte somit an den Planungen für den Überfall nicht beteiligt gewesen sein. Laut Tagebuch des Söldners fand das Treffen erst vor gut etwas mehr als einem Monat statt. Und da er nach eigener Aussage die Geschäfte allein führte, würde wohl er es sein, den man für den Minenüberfall hinter Gitter bringen würde. „Doch nun sagt, was euch wirklich hierher führt. Wir sind, untertrieben ausgedrückt, keine Freunde. Euch muss etwas Wichtiges auf der Seele brennen, ansonsten wärt ihr bestimmt nicht hier“: erkannte Rethan folgerichtig. „Dir würde das Blut in den Adern gefrieren, wenn du wüsstest, was mir alles auf der Seele brennt“: dachte Tarrior verächtlich. Er musste sich beherrschen, um nicht gleich an Ort und Stelle selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch bevor Tarrior eine entsprechende neutrale Antwort formulieren konnte, fügte der Dunmer vor ihm noch eine Frage an: „Wie seid ihr hier überhaupt hereingekommen? Ich wollte nicht gestört werden und meine Diener hatten Weisung dafür zu sorgen, dass ich nicht gestört werde. „Als deine nächsten Torwächter, solltest du lieber nicht noch einmal irgendwelche Landstreicher, wie die Beiden anheuern. Außerdem solltest du sie besser bezahlen, denn sie waren über meine Spende derart glücklich, dass sie mich einfach haben passieren lassen. Und was deinen kleinen Hausdiener angeht, der hält gerade ein kleines Schläfchen. Ich habe ihm dabei etwas schlagkräftig nachgeholfen“: antwortete er ihm ganz offen und ohne Scheu auf die Frage. „Ihr habt was getan?!“: entfuhr es dem Fürsten. Eine derartige und derart offene Antwort hatte er wohl nicht erwartet, doch Tarrior hatte keinen Grund zu lügen. Er war sich seiner Selbst sehr sicher, also konnte er auch mit offenen Karten spielen. „Eine Antwort“: warf er einfach gleichgültig in den Raum. Der Fürst guckte ihn verdutzt an. „Was?“: fragte dieser verwirrt. „Ihr habt eine Frage gestellt und ich habe euch eine Antwort gegeben“: sagte er beiläufig.
Raylas musste sich in diesem Moment ziemlich genarrt vorkommen, zumindest verriet das gerötete Gesicht eine gewisse Wut. „Ich lasse mich nur ungern zum Narren machen“: erhob er im Anschluss die Stimme und das Ganze unterstrich mit der Geste einer geballten Faust. „Mit Verlaub, aber ich denke das kriegt er ganz gut selber hin. Ich habe euch nicht als Narr bezeichnet, aber wenn euch euer Verhalten schon so närrisch vorkommt, seid ihr es vielleicht, der aus euch einen Narren macht“: startete Tarrior eine weitere Spitze gegen den verhassten Ratsherr. Die Situation bot sich dem geradezu an. Doch eine weitere Runde würde es nicht geben. Rethan hielt es nicht mehr auf seinem Holzstuhl. Er sprang auf und packte Tarrior an den gepanzerten Armen, aber drückte das Chitin so fest, dass er es spüren konnte. „Ich warne euch. Ihr werdet mir den nötigen Respekt zollen, oder ich werde...“: drohte er, doch wurde er jäh unterbrochen. Der Rothaarige Dagoth entwand sich dem Griff und packte stattdessen den Fürsten am Kragen und warf ihn auf den Stuhl zurück. Noch bevor Raylas seine Überraschung und den Schock ganz abgeschüttelt hatte, war der Andere bereits heran und griff an seinen Hals. Tarrior drückte den Hals zu und den Kopf gleichzeitig gegen die hohe Stuhllehne. „Oder was wirst du tun?“: fragte er hämisch. Das Gesicht des Schwarzhaarigen wurde plötzlich erstaunlich blass und Schweiß brach ihm aus. Er kostete diesen Moment voll und ganz aus. Leider hielt er nicht lange an. Rethan kehrte, für ihn viel zu schnell, zu einer gesetzteren Fassung zurück. „Ich bin ein Ratsherr, wenn ihr mir etwas antut, wird der Ausschluss aus dem Haus noch die geringste Strafe sein, die euch zu erwarten hat“: machte ihm der Fürst die Folgen seines Handels bewusst. Augenblicklich ließ Tarrior von dem Mann ab. Dieser keuchte und atmete mehrmals schnell hintereinander ein und aus. Er hielt sich dann die Kehle. Er hatte wohl doller zugedrückt, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, oder aber Rethan hielt Nichts aus. „Das wird noch ein Nachspiel haben. Ich werde dafür sorgen, dass ihr eure Posten verliert. Euer Land wird zum Ausgleich für den Angriff und die Schmerzen mir zugesprochen werden. Diesen Tag werdet ihr noch bis an euer Lebensende bereuen!“: drohte er und erging sich danach in Tiraden des Hasses. Doch in Tarriors Gesicht, schien sich der erhoffte Ausdruck von Angst oder Unterwürfigkeit nicht zu zeigen, den Raylas wohl verursachen wollte. Er begann zu lachen: „Nein ihr werdet es sein, den man aus dem Haus ausschließen wird. Euch wird man sämtliche Titel aberkennen und ihr werdet eine nicht unerhebliche Geldstrafe zahlen, zumindest wenn man euch leben lässt. Niemand wird sich dafür interessieren, dass ich euch etwas grob angepackt habe. Man wird in Balmora auf euch und eure gesamte Sippschaft spucken. Vermutlich würde dann jeder das machen, was ich gerade mit euch tat. „Ihr redet wirr. Ihr seid vollkommen verrückt“: sagte Raylas Rethan und trat instinktiv einige Schritte von dem Dunmer zurück.
„Oh nein. Ich bin nicht verrückt. Ich erkenne bloß die Ironie. Ihr wolltet euch noch mehr Macht verschaffen und tatsächlich habt ihr damit euren Ruf und den eurer gesamten Familie zerstört. Und das Allerwitzigste ist, ihr droht mir gerade das an, was euch auf jeden Fall erwartet“: widersprach Tarrior und begann wieder zu lachen. „Wovon redet ihr überhaupt?“: die Situation begann ihn nervös zu machen. „Ihr wolltet vorhin eine Antwort haben. Ich denke jetzt ist es Zeit sie euch zu geben. Ich wollte nämlich eure Ambitionen in Bezug auf eine Kontrolle der Shulk-Eiermine besprechen“: antwortete Tarrior stattdessen und setzte sich nun seinerseits an den Tisch und nahm ein halbvolles Glas. Er roch daran und roch starken Schnaps. „Ich habe einen gemütlichen Abend unterbrochen, wie mir scheint“: dachte er und nahm einen kleinen Schluck. Fürst Rethan schien jedoch langsam zu begreifen, was Tarrior meinte und wurde wieder etwas blass. „Ich.. ich... ich weis nicht, was ihr mir damit sagen wollt. Ich habe keine Ambitionen in diese Richtung und strebe sie auch nicht an“: stritt er die Behauptung des anderen Hlaalus einfach ab. „So? Dann muss ich mich wohl getäuscht haben. Aber natürlich macht man sich ja in diese Richtung Gedanken, wenn jemand sogar bereit ist Söldner anzuheuern und Minenarbeiter töten zu lassen. Da ist es doch nicht abwegig darauf zu schließen, dass sich da jemand Einfluss oder Kontrolle sichern will. Und interessanterweise weist nun einmal alles auf euch hin. Im Rat habt ihr gegen Junai Gandrahit als Minenverwalter intrigiert und hättet euch wahrscheinlich an seine Stelle gesetzt, wenn die Sache mit Shulk und den Söldnern publik geworden wäre. Ihr hättet ihn als unfähigen Dilettanten hingestellt, der sich von Banditen die lebenswichtige Mine entreißen lässt. Und ihr hättet seinen Posten und die Mine übernommen. So sah euer Plan doch aus, oder etwa nicht?“: warf ihm Tarrior vor, der Drahtzieher hinter dem Überfall gewesen zu sein. „Das sind lächerliche und unhaltbare Anschuldigungen. Ich habe nie mit irgendwelchen Söldnern verkehrt und schon gar nicht habe ich etwas mit Shulk oder dergleichen zu tun gehabt. Und nur mal angenommen ich hätte den Angriff wirklich aus diesen wirklich unmoralischen und habgierigen Gründen angeordnet, habt ihr auch nur den kleinsten Beweis dafür?“: stritt Fürst Rethan alles kategorisch ab, aber Tarrior hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass er es einfach so gestehen würde. „Er verlässt sich auf das Schweigeabkommen mit dem Anführer der Söldner und fühlt sich absolut sicher“: ging es ihm dabei durch den Kopf. „Wird Zeit diese Sicherheit zu erschüttern“: fand er.
„Nun ja ich habe keine Beweise, aber einen sehr gesprächigen Söldneranführer und etliche Zeugen, die gehört haben, wie er euch als Auftraggeber für den Überfall nannte. Außerdem glaube ich, dass der Rest der Truppe euren Diener sicher als Boten identifizieren wird, zumal sie sich jetzt nicht mehr darauf verlassen können, dass ihr ihren Kopf aus der Schlinge zieht. Sie werden gegen euch aussagen, wenn wir ihnen Verschonung anbieten. Ihr solltet eure Verbündeten das nächste Mal mit mehr Bedacht wählen. Ich sehe gerade, dass sich die Schlinge um euren Hals nun noch um Einiges enger zieht“: eröffnete er ihm die tatsächliche Sachlage. „Nein das kann nicht sein!“: brach aus dem Fürsten hervor, der nun etwas wirkte, wie ein Raubtier, das man in die Enge getrieben hatte. „Ihr müsst mir nicht glauben, aber ich glaube die Wachen, die ich aus Balmora geordert habe und die bald hier sein müssten, dürften euch der Realität belehren“: kam Tarrior nun zum Ende. Er hatte ihm mit dem Gespräch sicher lange genug beschäftigt. Die Wachen waren bestimmt schon ganz in der Nähe. Selbstzufrieden trank er nun noch den Rest des Schnapses und lehnte sich mit einem lauten Seufzer zurück. Raylas Locken hingen ihm wild ins Gesicht und er schaute immer wieder aus dem Fenster. Er wollte einige hastige Schritte auf die Tür zu machen, doch Tarrior legte die Hand auf sein Schwert und sagte: „Das würde ich an eurer Stelle nicht versuchen.“ „Glaubt ihr etwa, ich würde mich ohne Widerstand einkerkern lassen. Dass ihr allein hierher gekommen seid, spricht für eure unglaubliche Arroganz und Dummheit. Wir hatten gehofft, ihr würdet nie zurückkehren, als ich und Raylasa damals diese Plantage hier erworben hatten. Als ihr dann doch plötzlich wieder auftauchtet, war ich dafür euch zu töten, schließlich wart ihr jetzt im Weg, als wir euer Vermögen aus dem Schatzhaus auch noch haben wollten. Doch ich hatte mich Raylasa gebeugt, als sie sagte, dass es zu auffällig und damit zu gefährlich sei, euch umbringen zu lassen. Doch jetzt schaffen wir diese Sache ein für alle Male aus der Welt. Ihr werdet mich nicht aufhalten“: sagte er und zog einen Dolch. Unter dem dicken Wams hatte er ihn gar nicht gesehen. Er rannte auf ihn zu und wollte ihn wohl einfach niederstechen, doch er schaffte es gerade noch rechtzeitig vom Stuhl zurück auf seine Beine. Er wich einigen Dolchstößen aus und zog während einer Drehung sein Silberschwert aus der Scheide. Doch bevor er die Sachlage überblicken und sich in eine Angriffsposition bringen konnte, war Rethan wieder heran und ließ drei weitere Dolchstöße auf ihn einregnen.
Zweien konnte er ausweichen, doch Dritte hätte ihn das Leben gekostet, hätte er nicht seine Rüstung angehabt. „Verflucht ist der schnell“: stellte er fest. Plötzlich spürte er etwas in seinem Rücken. Sein Augen zuckten zur Seite. Er sah einen Tisch. Er duckte sich im letzten Moment. Raylas war auf ihn zugestürmt und wollte ihm den Dolch von oben herab in den Körper rammen. Durch das Wegducken fuhr die schmale, aber scharfe Klinge in die Tischplatte. Tarrior ließ seine Waffe fallen und blitzschnell erhob er sich und stemmte den Tisch in die Höhe. Der Dolch, den Rethan herausziehen wollte, entglitt so seinen Händen und verschwand aus seiner Reichweite, als das Möbelstück, samt Waffe, nach hinten umkippte. Mit voller Wucht rammte Tarrior seine Schulter in den Körper des Mannes und schickt ihn damit in Richtung seines Kleiderschrankes. Er prallte gegen die Schranktüren. Er erhob sich taumelnd und wollte zur Tür flüchten, die ihm nun sehr nahe war, während Tarrior noch einige Schritte weit weg war. Instinktiv riss der Dunmer seine Arme hoch und schoss einen Feuerball ab. Krachend traf er den Rahmen der Tür und explodierte. Schnell griff das Feuer auf das Holz der Tür über und ebenso bekam der Schrank mehr als nur ein paar kleine Funken ab und ging ebenso in Flammen auf.
Westspalte, Odai-Plateau, Haus Rethan
Der feurige Druck presste Rethan in den Raum zurück. Tarrior zögerte nicht. Er griff sich sein Schwert und packte Raylas von hinten und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Die schwarzen Locken pressten sich dabei in sein Gesicht. Die Haare kitzelten und stachen auf der Haut. Er konnte kaum etwas sehen. Außerdem war der verfluchte Ratsherr nicht bereit aufzugeben und wehrte sich immer noch. Er warf sein Schwert weg. Er hatte Angst er würde ihn damit womöglich tödlich verletzen. In diesem Moment riss Rethan sich los, doch weit kam er nicht. Die Tür brannte lichterloh und es gab keinen Weg aus dem Raum, es sei denn er hätte vor aus dem Fenster zu springen. „Siehst du, was du angerichtet hast? Jetzt werden wir Beide sterben“: warf er ihm vor. Das Feuer breitete sich langsam im Raum aus und griff neben dem Tisch noch auf andere Möbel über. „Höchstens wirst du sterben“: sagte Tarrior gleichgültig. Er zog einen seiner Chitin-Handschuhe aus und hielt seine Hand direkt ins Feuer. Vor Erstaunen weiteten sich die Augen von Fürst Rethan und Tarrior begann zu lachen. „Auch wenn ich dich gerne sterben sehen würde, kann ich dich nicht draufgehen lassen. Der Rat soll dich einer gerechten Strafe zuführen und jeder wird sehen, was für eine Sippschaft ihr Rethans seid“: sprach er und wandte seinen Kopf etwas schräg zur Seite, sodass auf seinem Gesicht der Schein des Feuers tanzte und ihm ein dämonisches Aussehen verleihen musste. Er zog seine Hand zurück. Das Feuer hatte ihr nichts ausgemacht. Er zog den Handschuh wieder an und wandte sich dann wieder Fürst Rethan zu. Ohne die geringste Vorwarnung holte er aus und rammte ihm das Knie in den Bauch. Keuchend klappte der schwarzhaarige Dunmer zusammen und rang um Atemluft. Ein Schlag in den Nacken ließ endgültig Dunkelheit über ihn hereinbrechen. Tarrior hob sein Schwert auf und schob es zurück in die Scheide, dann lud er sich den Mann auf die Schultern und errichtete einen Schild um sie Beide. Mit einem Fußtritt beförderte er die Tür aus seinem Weg und wandte sich in Richtung Treppe. Das Feuer hatte sich auch auf dem Gang ausgebreitet und schlängelte sich die hölzernen Balken entlang und griff auf Teppiche und Wandteppiche über. Die Luft war stickig und voller Rauch. Der Rauch drang durch den Schild und er atmete die verrußte Luft ein. Jeder Atemzug hinterließ einen immer schlimmer werdenden Schmerz in seinen Lungen. Zudem brannte es in seinen Augen. Die Hitze, die trotz der Abschirmung, ebenfalls durch den Schild zu spüren war, machte ihm nichts aus. Er umging einen Teppich, der gerade in Brand geraten war und wich einem Bild aus, das urplötzlich von der Wand fiel und ebenso Flammen geschlagen hatte. Wie rote, gelbe und orange glühende Blumen erblühte das Feuer in seinen feurigen Knospen. Die nach ihm und dem Fürsten zu züngeln versuchten, aber vom Schild daran gehindert wurden, sie zu erreichen. Dafür kamen sie dem Ausgang ein Stück näher. Er hatte die Treppe erreicht.
Er schaute zurück. Tarrior konnte sehen, dass sich das Feuer auch bereits weiter nach hinten ausgebreitet hatte und weitere Räume in Brand geraten sein mussten. Auch umschlangen Feuerblüten bereits das Fenster am Kopfende des Korridors. Unter der Hitze bildeten sich erste Schwachstellen und das Glas riss. Der Schaden war aufgrund der enormen Ausdehnung auch für ihn zu erkennen. Seine Augen weiteten sich. „Wenn das Glas bricht, dann bricht hier eine Hölle los“: dachte er entsetzt und setzte sich umgehend in Bewegung. Aufgrund des schwarzen Rauches, war die Treppe nur schwer zu erkennen und seine eigenen Bewegungen waren, aufgrund des Körpers auf seinem Rücken, zusätzlich sehr schwerfällig. Mehr als einmal wäre er fast fehlgetreten und gestürzt. Nur immer im letzten Moment gelang es ihm, das Gleichgewicht zurück zu gewinnen, wobei ihm das zusätzliche träge Gewicht im Nacken nicht half. Doch trotz der Widrigkeiten hatte er es heruntergeschafft. Als er gerade die letzte Stufe verlassen wollte, schob sich plötzlich jemand in sein Sichtfeld. Der Diener war wieder auf die Beine gekommen und hielt sich die Wunde an seinem Kopf. Blut lief über seine Hand. „Was habt ihr angerichtet?“: fragte dieser benommen, entdeckte dann aber den reglosen Körper seines Herren bei ihm. „Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor wir das hier weiter ausführen“: schlug Tarrior vor und schubste den Blockierenden einfach aus dem Weg. Schnell war er um den großen Esstisch herum und erreichte schlussendlich, die noch offene Tür. Der Diener folgte ihm nur einige Augenblicke später. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte. Das Fenster, oder ein anderes mussten zu Bruch gegangen sein. Urplötzlich barsten alle Fenster im ersten Stock unter einer gewaltigen Druckwelle, als frische Luft dem Feuer neue fürchterliche Kraft gab. Flammen schlugen aus den Fenstern und die regelrechten Feuersäulen schienen regelrecht nach oben an der Fassade entlang zu gleiten. Doch ebenso schnell, zogen sie sich wieder zurück und wurden zu flackernden, brüllendem, verschlingenden und zerstörendem Rot, dass im Gebäude leuchtete und sein verheerendes Werk tat. Jetzt schien es auch schon den unteren Teil des Herrenhauses befallen zu haben, denn auch hinter den dortigen Fenstern sah Tarrior das flackern und toben der Flammen. Sie hatten sich einige Meter vom Haus entfernt ins Gras gesetzt.
Fürst Raylas Rethan setzte sich mit einem Stöhnen auf und nachdem er Tarrior wütend angefunkelt hatte, wurde auch sein Blick von dem Brand auf sich gezogen, der seine Heimstatt vernichten würde. Er selbst sah der Zerstörung mit einer gewissen Befriedigung entgegen. Zwar verbrannte dort sein eigener ehemaliger Besitz, doch mit diesem löste sich das Vermögen und Haus der Rethans ebenso in Rauch auf. Der Diener war der Erste, der zu normaler Fassung zurückfand. „Was habt ihr bloß getan?“: schrie er ihn diesmal laut und direkt an. Inzwischen waren auch die Torwächter, wohl durch das plötzlich ausgebrochene Feuer aufgeschreckt, dabei herbeizueilen. Der Diener machte Anstalten nach ihm zu greifen, wohl um ihn zu schütteln. Mit einer beiläufigen Bewegung packte Tarrior die Hand und verdrehte sie schmerzhaft, bis sich der Mann ins Gras hatte sinken lassen. Die beiden Wachen sahen sich vieldeutig an, aber machten keine Anstalten ihren Arbeitgeber zu verteidigen, welcher noch immer fassungslos in die Trümmer seines Gutshauses starrte. „Es nähert sich eine kleine Gruppe dem Anwesen. Ich sah ihre Fackeln in der Dunkelheit. Sie werden bald hier sein“: vermeldete der Kaiserliche und damit Intelligentere der Beiden. Ein Ruck schien durch Rethans Körper zu laufen. Er stemmte sich auf die Beine hoch. Doch bevor er ganz stand, trat Tarrior ihm die Beine weg. Im Wachturm erschien Licht in den schießschartenartigen Fenstern. Die Leibwächter waren wohl aufgewacht. Er machte sich keine Sorgen. Die Stadtwachen waren nah genug, als das sie ihrem Herrn noch rechtzeitig zur Flucht verhelfen konnten, dafür würde er schon sorgen. Und von den angeheuerten Kämpfern, würde es bestimmt keiner wagen, die Stadtwache anzugreifen oder gar zu töten. „Ich sagte doch, ihr solltet nicht versuchen zu fliehen“: sagte Tarrior und blickte abfällig auf den am Boden liegenden Dunmer. In seinem Rücken bewegte sich etwas. Jemand griff ihn von hinten an, er sah aus seinem Augenwinkel heraus. Statt sich wegzuducken, drehte er sich um, um näher an den Angreifer heran zukommen. Tatsächlich war es wieder der Diener. Tarrior griff blitzschnell nach der Hand, aber diesmal würde er sie nicht nur einfach verdrehen. Ein kurzer Ruck und Dreh und er brach sie dieses Mal. Schreiend stürzte der Dunmer zu Boden und er wandte sich wieder dem Ratsherrn zu. Dieser hatte nicht einmal versucht während der paar unbeobachteten Augenblicke zu fliehen. Und die Torwächter unternahmen auch jetzt nichts. Sie mussten wohl erkannt haben, wie die Wind stand. „Ihr habt es gehört. Sie werden euch mitnehmen. Es ist vorbei!“: stellte Tarrior das Unvermeidbare fest.
„Nein bitte. Lasst mich gehen. Seht ihr nicht, dass ihr mich schon genug bestraft habt? Wichtige Papiere, Urkunden, Besitznachweise und auch Schmuck und Bargeld waren in dem Haus. Das ist mein Ruin. Bitte lasst mich gehen. Wenn man mir einen fairen Prozess macht, werden sie mich aufknüpfen“: flehte der Fürst. Es war eine Haltung die Tarrior von ihm nicht kannte und auch keinesfalls erwartet hatte. „Genug bestraft? Genug bestraft?! GENUG BESTRAFT?!“: brüllte Tarrior den Flehenden an. „Ihr und eure intrigante Frau habt mich ausgebotet. Ihr habt mir meinen Besitz genommen und im Rat gegen mich intrigiert. Und insbesondere ihr habt ein Massaker an unschuldigen und haustreuen Minenarbeitern zu verantworten und hättet den Tod weiterer Unschuldiger billigend in Kauf genommen und wofür das alles? Nur um eine Mine eurem Reichtum hinzufügen zu können!“: las Tarrior ihm seine Untaten vor. „Der Tod ist noch eine angenehme Strafe im Vergleich zu dem, was ich dir am liebsten angetan hätte“: fügte er dann noch an und verengte seine Augen, die im Schein des Feuers leuchteten, als würden sie ebenso brennen. „Warum sollte ich euch also verschonen!?“: fragte er dann nur rein rhetorisch, denn eigentlich war die Strafung durch das Hausgesetz und das Kaiserliche Gesetz für ihn bereits beschlossene Sache. „Ihr habt mir das Leben gerettet. Ihr hättet mich darin auch einfach sterben lassen können und sagen der Brand wäre ausgebrochen, als ich versucht habe zu fliehen und das ihr mich nicht mehr retten konntet, dennoch habt ihr mich gerettet. Allein schon deshalb würde ich in eurer Schuld stehen. Wenn ihr mich entkommen lasst, habt ihr erstrecht etwas gut. Ich verspreche euch, dass ich und meine Frau euch nicht länger im Weg stehen werden und außerdem wäre ich euch einen Gefallen schuldig. Bitte liefert mich nicht diesen Henkersknechten aus. Lasst mich gehen. Ich würde dieses Versprechen vor dem Tribunal beschwören. Übergebt mich nicht der Gefangenschaft und dem Tod“: flehte der Ratsherr weiter. Tarrior war regelrecht angewidert von dieser Unterwürfigkeit. Rethan hatte in diesem Moment vermutlich sämtliche Prinzipien und seine Würde über Bord geworfen, nur um sein Leben zu retten. Der Teil von Tarriors Geist der nach der größtmöglicher Strafung strebte und nach Vergeltung schrie, für alles was ihm und den Minenarbeiter angetan worden war und der rein logische Teil seiner Gedanken, der mögliche Vorteile aus dem Versprechen ableitete, stritten in ihm um die Vorherrschaft. Natürlich war nicht auszuschließen, dass Rethan jetzt alles Mögliche versprach um dem Strick oder einer sehr, sehr langen Haft zu entgehen. Womöglich würde er, erst einmal in Freiheit, nicht mehr zu seinem Wort stehen und gebrochene Versprechen waren bei den Hlaalu noch nie unüblich. Während sich die Stadtwache dem Gut langsam stark genähert hatte, dachte Tarrior darüber nach, ob er Fürst Rethan gehen lassen oder verdient in die Hände der städtischen Häscher fallen lassen sollte.
Auf der Goldstraße in Richtung Skingrad
Arranges ergänzte nochmals seine Vorräte in der Kaiserstadt. Vor allem besorgte er sich ein paar Tränke, die im Notfall seine Energien wieder anregen, sollte ihm beim Zaubern die Puste ausgehen. Nachdem er auch seinen Rotfuchs neue beschlagen hatte lassen, ritt er los. Ganz gemütlich im Schritt am langen Zügel, damit das Tier die größt möglichste Freiheit hatte. Hin und wieder eine Zurechtweisung bezüglich des Weiden am Straßenrand reichte völlig aus. Arranges bestaunte wie immer, wenn er allein war, die Natur um sich herum, die Pflanzenvielfalt und horchte aufmerksam dem Vogelgezwitscher, welches er aus den vereinzelten Bäumen und den weiten goldenen Feldern entnehmen konnte. Es war angenehm warm, aber nicht zu heiß. Der Magier vergaß für ein paar Stunden die Strenge und den Zwang in der Welt um sich herum. Er ließ sich einfach in seinen Gedanken treiben. Ein Gehöft zog zu seiner Linken vorbei. Ein niedriges Häuschen mit Strohdach. Ein wackelig aussehender Lattenzaun war in großem Bogen um den Hof errichtet. Zwei Pferde wiehrten als Arranges vorbeiritt. Sein Rotfuchs stellte neugierig die Ohren auf und blickte zu dem Haus hinüber. Doch waren die Tiere nicht so interessiert aneinander wie es den Anschein hatte, denn sein Pferd lief sogleich weiter ohne groß stehen zu bleiben. Die Sonne war längst im Begriff den Tag an Sekunda und Masser zu übergeben, die beiden Monde, welche jeden Tag aufs Neue die Nacht einläuteten. Doch zuvor noch wurden der Leute Augen an klaren Tagen mit einem Bild der Schönheit belohnt, wie sie kein anderer Künstler schaffen konnte. Der Himmel brannte in der roten Glut des Abschiedsgrußes der Sonne. Langsam und zögerlich trennte sich die Sonne vom Firmament, wie zwei Liebende, die unter Schmerz voneinander gerissen werden. Tausende Tränen funkelten an der dunklen Decke, die nun das Land überzog. Flehend ausgestreckt die Arme der Sonne, doch können beide nicht miteinander. Der Lauf der Dinge trennt sie, auf dass sich aller Lebewesen Augen am Tage wie in der Nacht an diesem Dasein von ungeahnter Schönheit erfreuen können.
Als das Licht immer mehr schwand, hielt Arranges Aussschau nach einem geschützten Platz am Straßenrand. Eine kleine Baumgruppe etwas abseits des Pflasters versprach Schutz für die Nacht. Der Magier lenkte sein Pferd auf die knorrigen Laubträger zu und bedeutete ihm mit einem sachten Ruck an den Zügeln stehen zu bleiben, als er sie erreicht hatte. Er sattelte ab und ließ seinem Pferd freie Hand. Ich denke nicht, dass ich für die Nacht einen Wetterschutz benötigen werde... Dachte der Kaiserliche, als er hinauf in den sternenklaren Himmel blickte. Er legte seine Rüstung ab und begann anschließend damit, trockenes Holz aufzuschichten. Wenig später knisterte eine wärmende Flamme zwischen den Ästen und dem Laub. Wieder nahm Arranges das Buch zur Hand und begann darin zu blättern und zu lesen. Kaum merklich kam der Schlaf angekrochen, immer wieder fielem dem Kaiserlichen die Lieder zu und er kämpfte dagegen an, bis er schließlich nachgab und an einen Baum gelehnt über dem Buch einschlief.
Ein entferntes wiehren riss Arranges aus dem Schlaf. Es dämmerte bereits, war aber noch recht dunkel. Das Feuer vor ihm schwelte nur noch und war dabei zu erlöschen. Ein weiteres Wiehren ließ ihn hochfahren, mit einem Male war der Magier hellwach, er griff nach dem Silberschwert und schaute sich hektisch suchend nach seinem Rotfuchs um. Verdammt wo bist du?! Ein drittes ersticktes Wiehren bestätigt ihm, was er vor seiner Frage schon wusste, es war sein Rotfuchs. Arranges stolperte aus der Baumgruppe heraus auf den breiten Streifen Wiese, der zwischen ihm und der Straße lag. Mitten auf dem Feld sah er sein Pferd auf ihn zu galoppieren... nein, es galoppierte nicht es humpelte eher... Was ist da los!? Dachte Arranges und rannte seinem Pferd entgegen. Er hatte es nicht ganz erreicht als es zusammenbrach und nur noch röchelte. Von weiter hinten, aus der Richtung in der sich die Straße befand, kamen vier Gestalten in seine Richtung gerannt. Arranges konnte es nicht genau erkennen, aber es sah so aus als ob einer von ihnen einen Langbogen spannte und auf sein Pferd zu zielen schien. Nein...! Aber der Kaiserliche konnte nichts gegen den herannahenden Pfeil tun, mit einem nassen Klopfen bohrte sich das Geschoss in die linke Hinterläufe des Tiers. Was zum... Arranges konnte kaum noch atmen, so schockiert war er über das Geschehene. Die vier Gestalten schien seine Anwesenheit gar nicht zu stören, er stand immer noch einige Schritte von seinem Pferd entfernt. Die Wegelagerer waren inzwischen heran und begutachteten ihre Beute. 'Was meinst du, kann man dieses knochige Ding überhaupt irgendwie verarbeiten?' Fragte einer. 'Ich würde sagen, wir sehen ersteinmal zu, dass wir es transportfähig machen!' Sagte ein anderer mit einem gehässigen Unterton in der Stimme. Und dann holte jemand mit einem riesigen Cleymore aus und ließ es auf das Pferd niedersuasen. 'Nein!' Schrie Arranges und ehe die Klinge seinem Rotfuchs auch nur ein Härchen krümmen konnte, zerplatzte der Bandit. Blut, Eingeweide und Knochensplitter flogen in alle Richtungen. Einen Moment lang herrschte Stille, dann schauten die anderen in seine Richtung. Arranges mit dem Ausdruck von Furcht und Wut in den Augen zeigte mit der ausgestreckten Hand immer noch auf den Fleck, wo noch vor einigen Sekunden ein Mensch gestanden hatte und an dem sich jetzt eine große Blutlache ausbreitete. Die Ausgestreckte Hand glühte leicht rötlich erlischte aber, als der Magier sie sinken ließ. 'Rührt ihn nicht an!' Sagte er und kam langsam näher. 'Und ihr wollt uns wohl daran hindern so wie ich das sehe?' Sagte einer der Banditen und zückte einen Opferdolch, dessen Spitze er über dem Rumpf des Pferdes kreisen ließ. 'Das wagst du nicht!' Rief Arranges, aber kaum hatte er das gesagt, nahm einer der anderen seinen Speer hoch und ließ die Spitze tief unter dem rotbraunen Fell des Pferdes verschwinden. Das Tier stieß einen verzerrten hohen Ton aus, regte sich aber sonst nicht, mit angsterfüllten Augen sah es Arranges an, der mitten in der Bewegung inne hielt. Der Räuber mit dem Dolch in der Hand stieß nun ebenfalls zu, aber diesmal war es ein kaum merkliches Zucken was man von dem Rotfuchs als Lebenszeichen deuten konnte. Blut begann aus den Nüstern zu rinnen. Der Bandit, der eben noch den Dolch in der Hand hielt, brach in schallendes Gelächter aus und zog ein stählernes Langschwert. Bei Arranges setzte die Wut über den Schock hinweg und er handelte einfach aus der Eingabe heraus, sein Pferd zu retten. Der Bandit, der eben noch gelacht hatte und nun mit gezogener Klinge auf ihn zukam, ließ die Waffe plötzlich fallen und griff sich mit beiden Händen an die Kehle, aus seinem vor Schreck aufgerissenen Mund quollen Rauchschwaden hervor. Mit weiten Augen starrte er zu dem Kaiserlichen, bevor erst sein Kopf und dann der Rest von ihm in Flammen aufging. Mit den Armen wedelnt rannte er noch ein paar Meter bevor die Lebenskraft aus ihm schwand. Die beiden anderen zogen mit Zorn ihre Waffen, der eine eine mächtige Kriegsaxt mit 2 Blättern, der andere einen Silberdolch. Beide näherten sich dem Kaiserlichen vorsichtig aber bestimmt. Eine knöcherne Hand stieß durch das Erdreich vor den Beiden. Ihr folgte ein blanker, weiß schimmernder Schädel, ein Torso, der nur noch aus Rippen bestand und schließlich ein Paar Beine, welche ebenso wenig lebensfähig waren wie der Rest des Untoten. Wie aus dem Nichts hatte das Skelett plötzlich ein großes metallenes Rundschild in der linken und ein zwergisches Cleymore in der rechten Hand. Der Bandit mit dem Silberdolch wurde ohne Gegenwehr von der langen goldbraunen Klinge niedergemacht. Der andere rannte unterdessen zurück zu dem Rotfuchs, das Skelett hechtete hinterher war aber nicht schnell genug, der Bandit holte mit der Axt aus und ließ sie auf den Hals des Pferdes niederfahren...
'Nein! ...' Schrie Arranges und öffnete die Augen. Schnell und flach atment drehte er den Kopf ein wenig zur Seite und spürte sogleich die Wärme der Nüstern seines Rotfuchses, welcher ihn leicht, beinahe zärtlich anstubste. Die schweißnasse Kleidung völlig ignorierend drehte er sich zu seinem treuen Begleiter, welcher neben ihm lag und umarmte wie ein kleines Kind den Kopf des Tiers. Was würde ich nur ohne dich tun... Sein Atem beruhigte sich, während eine kleine Träne seine Wange hinunterlief.
In der Nähe der Silberen Straße
Jetzt kamen die Skampe. Sie stellten sich wieder in einer Reihe auf und machten sich bereit, eine Welle aus Flammen abzufeuern. "Schilder bereit!" schrie irgendjemand und Alexian hob das, was einmal ein Schild gewesen war, hoch vor sein Gesicht. Dann schossen die Skampe die erste Welle. Die Feuerbälle waren relativ langsahm und leicht mit den Überresten des Schilds abzuwehren. Allerdings schien die oberste Schicht von Alexians Schild sich schon zu verflüssigen. Dann schossen die Skampe ein zweites Mal. Wieder waren die Feuerbälle nicht schnell genug, um jemanden der ein Schild hatte wirklich zuzusetzen und Alexian schob die Schildhälfte wieder zwischen sich und den Feuerball, wodurch eine Wolke aus Qualm entschtand. "Zu einfach..." Dachte sich Alexian, doch als sich der Qualm verzog, merkte er, dass die Skampe schon nach dem Abfeuern der zweiten Welle auf sie zugerannt sind. Im letzten Moment konnte er einen harten Hieb von Oben abwehren.
Der Skamp hieb nach Alexian wie ein tollwütiger Troll. Alexian versuchte die Hiebe mit Schild und Schwert abzuwehren. Der Skamp erwischte ihn einmal am Arm, schien nach seiner Raserei jedoch erschöpft zu sein. Mit einem Stich beendete Alexian die Sache. Dann kam der nächste. Er schien im gegensatz zu seinem Vorgänger ein wenig Erfahrung zu besitzen. Er hieb nicht los wie ein Verrückter, sondern nutze vorerst seine Ansturmgeschwindigkeit um Alexian ein wenig ins Taumeln zu bringen. Darauf setzte ein Hieb gegen den Kopf. Alexian schafte es teilweise auszuweichen, doch der Skamp erwischte dafür seine Schulter. Dann schien er abzuwarten, dass Alexian sich eine Blöße gab. Ein Fehler wie sich herausstellte, denn der Skamp war zu sehr auf Alexian fixiert und wich überrascht zurück als Alexians Nebenlegionär, der Rotwardone, sich einmischte. Der Rotwardone nutze die Verwirrtheit des Skamps aus und verpasste ihm einen Hieb quer über die Brust, worauf der Skamp ins Taumeln kam. "Jetzt oder nie." Schnell stach Alexian in den Bauch des Skamp, was diesem den Rest gab. Der Rotwardone wannte sich zu Alexian um und Grinnste ihn schief an: "Als Legionäre sitzen wir alle im selben Boot!" Verdutzt antwortete Alexian: "Uhmm... Danke!" Dann kam die nächste Welle Daedra und er machte sich bereit.
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Umland / Balmora
Tarrior traf eine Entscheidung, auch wenn sie ihm persönlich nicht behagte und schon gar nicht im Sinne der Gerechtigkeit war. An dieser Stelle wog jedoch sein persönlicher Vorteil schwerer. Er verscheuchte die Gedanken daran, dass Rethan sein Wort brechen könnte. Wenn er es hielt, dann konnte ihm dieser Gefallen wirklich noch von großem Nutzen sein. „Lauft“: sagte er dem Fürsten kühl. Dieser sah ihn an, als könne er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. „Na los!“: brüllte Tarrior. Das reichte. Rethan rappelte sich umgehend auf und wollte seine Gelegenheit nutzen. Er hielt ihn noch für einen Moment am Arm zurück. „Wenn sie euch erwischen und ihr ihnen erzählt, dass ich euch laufen gelassen habe, dann werde ich alles abstreiten“: warnte er den anderen Dunmer und ließ ihn dann los. Der entmachtete Fürst rannte hinüber zum zweiten Tor und damit in die Sümpfe der Bitterküste hinein. Er schaute ihm noch eine Weile nach, dann wandte er sich in Richtung des Haupttores um die nahende Stadtwache von Balmora in Empfang zu nehmen. „Verflucht was ist hier vorgefallen?“: stieß ein Gerüsteter ohne Helm hervor, als er sich das nun in vollkommen in Flammen stehende Herrenhaus besah. Er und seine vier voll gerüsteten Begleiter atmeten hastig, ein Zeichen dafür, dass sie wohl die letzen Meter gerannt waren. Der glatzköpfige Stadtwächter ohne Helm schien der Anführer dieser kleinen Einheit zu sein. „Das Haus ist in Brand geraten, als Fürst Rethan zu fliehen versucht hat“: antwortete Tarrior auf die Frage. „Und ihr seid?“: fragte der Wächter. „Ich bin Tarrior Gildres. Ich hatte nach euch schicken lassen“: stellte er sich vor. „Genau. Ihr wart es der diese Minenarbeiter als Boten zu uns geschickt hatte. Wohlan wo ist Fürst Rethan? Wir sind hier um ihn gefangen zu setzen“: verlangte sein Gegenüber zu wissen. Tarrior atmete tief ein. Plötzlich erschien es ihm doch keine so gute Idee gewesen zu sein, Rethan laufen zu lassen. „Er ist mir leider entkommen. Er hat das Haus in Brand gesteckt. Ich konnte ihm nach draußen verfolgen, hatte aber eine Menge Rauch abbekommen. Ich erhielt einen Schlag von der Seite und ging zu Boden. Leider konnte ich mich nicht schnell genug wieder aufraffen. Ich sah wie Fürst Rethan über das Nebentor in die Nacht der Bitterküste entschwand, kurz bevor ihr eintraft“: dachte er sich eine neue Version der Ereignisse aus. Rethans Diener stand noch neben ihm. Er konnte die ganze Geschichte auffliegen lassen, doch tat er es nicht. Er musste es Tarrior wohl hoch anrechnen, das dieser seinen Herren laufen gelassen hatte.
"Ihr habt euer Möglichstes getan. Außerdem sind wir euch zu Dank verpflichtet, dass ihr den wahren Drahtzieher hinter dem Überfall auf die Mine gefunden habt. Abgesehen davon gebührt euch natürlich auch der Dank der Stadt, dass sie jetzt wieder arbeiten kann. Ich werde meine Leute auf die Verfolgung ansetzen und die Städte in der Bitterküste informieren, falls er dort auftauchen sollte. Heute Nacht kriegen wir ihn aber bestimmt nicht mehr. Sich des Nachts in die Sümpfe zu wagen grenzt schon an Mut oder Wahnsinn, aber dann noch einen Verbrecher in den Untiefen finden zu wollen, ist dann unmöglich und hochgradig gefährlich“: beruhigte der Stadtwächter Tarriors nicht vorhandenes schlechtes Gewissen und schloss im Anschluss eine baldige Gefangennahme Rethans aus. Das war auch gut so. War der Fürst erstmal aus dem näheren Umkreis der Bitterküste heraus, würden sie ihn nicht mehr oder zumindest nicht in absehbarer Zeit kriegen, denn Morrowind und insbesondere Vvardenfell versanken langsam im Chaos. Ein Verbrecher war da eine kaum wahrnehmbare Größe, der man von offizieller Seite kaum Beachtung schenken würde. „Ihr könnt diese Sache getrost uns überlassen. Ihr solltet nach Balmora zurückkehren. Zwei von meinen Männern werden euch begleiten“: schlug der Wächter vor. „Glaubt ihr ich könnte mich nicht allein verteidigen?“: fragte Tarrior, der sich jetzt doch etwas gekränkt fühlte. „Im Gegenteil. Eure Boten haben mir sehr ausführlich geschildert, wie beeindruckt sie von euch waren. Meine Männer schicke ich mit, damit sie Verstärkung aus der Stadt holen und sich darum kümmern, dass die Küstenstädte informiert werden“: erklärte er sich. „Warum seid ihr eigentlich nicht gleich mit mehr Männern gekommen?“: fragte Tarrior, dem vier Männer grundsätzlich zu wenig erschienen. „Wir waren mehr. Wir sind natürlich erst zur Mine gegangen. Erst dort wurde uns mitgeteilt, wer den Überfall wirklich zu verantworten hat. Wir konnten es zunächst nicht glauben, doch alle Minenarbeiter hatten es bestätigt. Die Söldner hatten ihren Widerstand dann auch aufgegeben und gestanden. Sie werden wohl alle am Strick baumeln für ihre Taten. Meine Kameraden führen sie gerade in die Stadt ab. Als wir erfuhren, dass ihr alleine hierher gekommen seid um den Verbrecher zu stellen, haben wir uns natürlich beeilt um euch zu unterstützen. Leider sind wir wohl zu spät gekommen“: erklärte der Wächter und zuckte mit den Schultern.
„Um diesen verfluchten Abschaum ist es nicht schade. Es wäre zwar schön gewesen auch Fürst Rethan zu schnappen, zumal ich noch eine persönliche Rechnung mit ihm offen habe, aber ich denke für den Tag haben wir schon viel erreicht. Und es war ein verflucht langer Tag“: resümierte Tarrior und seufzte nach dem letzten Satz. „Ich werde noch die Diener des Fürsten verhören. Kehrt doch schon nach Balmora zurück und ruht euch aus. Ihr habt es euch verdient“: schlug der Glatzköpfige vor. Er nickte müde. Mit einer harschen Handbewegung bedeutete er zwei seiner Männer ihn zu begleiten. Zu dritt verließen sie dann die Plantage, nachdem man sich noch verabschiedet hatte. Tarrior schwieg auf dem Weg zurück zur Stadt. Er hatte kein Bedürfnis danach mit jemanden zu sprechen und vor allem nicht mit den beiden Wachen. Der Tag hatte zu lange gedauert. Er hatte hart kämpfen müssen und wäre beinahe getötet worden und dann hatte er einen seiner persönlichen Hass-Gegner einfach laufen lassen. Er dachte jetzt erneut darüber nach, doch erschien es ihm auf einmal wie ein riesengroßer Fehler. Er wusste einfach nicht mehr, was über ihn gekommen war. Er schüttelte den Kopf. Es würde ihm auch nichts bringen weiter darüber nachzugrübeln. Er konnte nur darauf hoffen, dass Rethan Wort hielt. Wenn nicht könnte er den Fürsten immer noch zur Strecke bringen, wenn diese ganze Sache hier überstanden war. Würde der Fürst ihm aber tatsächlich noch behilflich sein, so wäre es für ihn zu überlegen, ob er ihm nicht verzeihen sollte. Das jedoch ging weit in die Zukunft und über die wollte er erst einmal nicht nachdenken. Gedankenverloren und seine Umgebung kaum wahrnehmend, setzte er einen Fuß vor den Anderen. Sie passierten die Mine. Seine Begleiter sprachen noch mit einem dort verbliebenen Wächter und brachten so in Erfahrung, dass man die Söldner bereits abtransportiert hatte und die Minenarbeiter nach Balmora und zu ihren Familien zurückgekehrt waren. Sie sollten sich erholen. Shulk würde erst einmal geschlossen bleiben, bis man die Untersuchungen abgeschlossen und die Verwüstungen beseitigt hatte. Dieses Vorgehen fand Tarriors Zustimmung. Die Bergmänner hatten hart für ihr Leben gekämpft und hatten sich eine Ruhepause verdient. Er selbst redete nicht. Er dachte schon über die nächsten Schritte nach. Da er sich im Rat wieder verdient gemacht hatte und somit auch seinen Aufgaben als Ratsherr nachgekommen war, konnte er guten Gewissens nach Caldera weiterziehen und von dort aus dann zu seiner Plantage. „Am Besten lasse ich sie räumen“: überlegte er. Er wollte Verluste an seinem Besitz und vor allem am Leben seiner Angestellten nach Möglichkeit vermeiden. Ein Durchbruch der Deadra und die Westspalte wäre bald eine Todeszone.
Wenn diese Angelegenheiten geregelt wären, würde er sich dann auf die Suche nach diesem Nordmagier machen, von dem er damals in Chorrol erfahren hatte. Dieser Mann besaß das Wissen um die dunklen Machenschaften Behrams. Er selbst wusste nicht was der Telvanni vorhatte, doch es konnte keinesfalls etwas Gutes sein. Nur mit weiteren Informationen konnte er sich endgültig aus den Fängen des Hexers befreien und ihn für das leiden lassen, was er ihm angetan hatte. Tarrior überkam bei dem Gedanken an die Erpressung und die Beinahtode kalte Wut. Er ballte die Faust derart zusammen, dass seine Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen drückten. Er schüttelte den Kopf und schüttelte damit auch gleichzeitig die Gefühle ab. Noch war es nicht an der Zeit. Er würde noch etwas Geduld haben müssen. Bei diesem Gedanken hatten sie das Stadttor von Balmora erreicht. Die Dunkelheit um sie herum hatte sich etwas geklärt. Die Finsternis der Nacht war bereits im Schwinden begriffen. Die Sonne mochte in etwa zwei Stunden aufgehen. Das Zwielicht näherte sich jedoch schon unaufhörlich und fegte die dunklen Schleier auseinander. Die Sterne waren immer noch ganz klar als funkelnde Juwelen am Himmelszelt auszumachen. Tarrior bedauerte es richtig, dass sie mit dem Licht ihren Glanz verlieren und dahinschwinden würden. Sie durchquerten den Torbogen, nachdem die Torwächter sie überprüft hatten und blieben dann auf dem großen Platz direkt dahinter stehen. „Ihr solltet euch umgehend in die Ratshallen begeben“: sagte einer der Wächter und fuhr dann fort: „Wir werden Verstärkung anfordern und Boten in die Bitterküste entsenden.“ Tarrior schaute ihn etwas verwirrt an. Er hatte vorgehabt sich erst einmal richtig auszuschlafen. Der Mann schaute seinerseits ebenfalls verwirrt, begriff dann aber offensichtlich schnell. „Es tut mir Leid. Bestimmt seid ihr sehr erschöpft nach den langen Kämpfen, doch der Herr Minenverwalter verlangte euch zu sprechen. Er sagte ihr sollt ihn umgehend aufsuchen, sobald ihr wieder in Balmora seid. Er erwartet euch eben in den Ratshallen“: erklärte der Wächter hinter seinem Vollhelm. Tarrior schnaufte. Hatte er nicht endlich etwas Ruhe verdient? Er seufzte. Was brachte es noch lange darüber zu diskutieren. Besser er brachte es schnell hinter sich und dann wäre diese Sache hier erledigt. „Ich werde den Verwalter aufsuchen. Ich komme von hier an allein zurecht“: sagte er und wandte ohne einen Abschiedsgruß seine Schritte in Richtung der Treppe hinter der Schmiede.
Ohne an den einsetzenden Muskelkater in seinem Beinen zu denken, erklomm er die Stufen und fand sich daraufhin auf dem Ratshallenvorplatz wieder. Tatsächlich suchten sich schon erste Sonnenstrahlen im Osten den Weg nach Balmora. „Vermutlich werde ich erst heute Abend wieder wach sein“: dachte er, denn ohne sich vorher auszuruhen würde er nicht nach Caldera weiterreisen. Er hoffte das Junai ihn nicht zu lange in Anspruch nehmen würde. Ein kurzer und knapper Bericht würde ihm reichen müssen. Tarrior brauchte nicht einmal zu klopfen, denn er fand die Tür merkwürdigerweise unverschlossen. Da er ja schließlich ein Ratsherr war, tat er es auch nicht aus Höflichkeitsgründen, stattdessen trat er einfach ein. Das Licht in der Eingangshalle war nur noch mit besten Willen als mäßig zu beschreiben und hatte eher etwas von einen Armenhausbeleuchtung. Es brannten nur wenige Kerzen und es war recht kühl im Gebäude. Es war wie eine andere Welt. Von dem riesigen Andrang und der beklemmenden Fülle und dem Lärm, den Tarrior das letzte Mal hier erblickt hatte, war nichts mehr übrig. Jetzt war sie gähnend leer und alles war totenstill. Dann bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Seine scharfen Elfenaugen erkannten jemand Gerüstetes, der sich auf ihn zu bewegte. Ein vernehmliches Gähnen war zu hören, als die Gestalt näher gekommen war. Davon zu sehen war jedoch nichts, denn die Person trug eine Vollrüstung. Eine weibliche Stimme richtete Worte an ihn. „Ich hoffe ihr seid Serjo Gildres“: äußerte die Gerüstete ihre Hoffnung. „Ja der bin ich“: gab er nicht weniger erschöpft zurück, wie die Frau in der Rüstung wohl müde sein musste. „Das ist ja ausgezeichnet“: die Erleichterung in ihrer Tonlage war deutlich herauszuhören: „Herr Gandrahit erwartet euch bereits. Ich hoffe ihr werdet nicht allzu lange brauchen.“ Plötzlich erstarrte die Frau. Tarrior konnte ihr Gesicht nicht sehen. Auch sie trug einen Knochenhelm auf ihrem Kopf. „Verzeiht Serjo. Ich wollte nicht...“: entschuldigte sie sich für ihre Bemerkung. „Ist schon in Ordnung“: winkte er ab, denn er konnte sich gut vorstellen, warum der Wächterin diese Worte herausgerutscht waren. „Nein ich hätte nicht so ausfallend werden dürfen, vor allem nicht euch gegenüber, Herr. Es ist nur, ich habe kaum geschlafen und muss hier bleiben um die Ratshallen abzuschließen, sobald ihr fertig seid. Doch dies gehört zu meinen Pflichten und ich sollte mich nicht beklagen“: entschuldigte sie sich nochmals.
„Glauben sie mir, dass kann ich verstehen. Ich bin eigentlich auch sehr erschöpft, aber es muss halt sein. Also grämt euch nicht. Entschuldigt mich jetzt bitte“: winkte er erneut ab und wandte sich dann der Treppe ins obere Stockwerk zu. Vermutlich würden sie allein im großen Ratssaal sein. Tarrior schüttelte den Kopf. Warum konnte es nicht eine Nummer kleiner sein. Schließlich hätten sie sich auch in der Ratstaverne oder sonst wo treffen können. Er ließ es darüber nachzudenken und öffnete die Tür zum Ratssaal. Warmes gelbes Licht empfing ihn. Nach der zwielichtigen Dunkelheit der Treppe und der Eingangshalle war das eine angenehme Abwechslung. Umgehend wurde er mit einer Umarmung begrüßt. Tarrior war das außerordentlich unangenehm und schob die Person von sich. Junai schaute ihn dabei an. „Verzeiht bitte“: sagte er. „Das habe ich in letzter Zeit ziemlich oft getan, also wird es mich wohl jetzt nicht umbringen“: kommentierte er zynisch in Gedanken. „Wenn ihr entschuldigt, würde ich mich nicht unbedingt mit solchen Nichtigkeiten aufhalten wollen“: antwortete Tarrior stattdessen. „Ja ihr seid bestimmt sehr erschöpft. Ich möchte bloß schnell einen Bericht haben. Eure Belohnung habe ich natürlich sofort parat. Danach könnt ihr auch ausruhen“: reagierte der Verwalter auf den missgestimmten Ton des Dunkelelfen. „Auch das habe ich heute schon oft gehört. Aber irgendwie scheint das keiner zu begreifen“: dachte er wütend. Er atmete tief durch und setzte sich dann an den großen Tisch im Raum. Als sich Junai auch gesetzt hatte, begann er in knappen Sätzen von den Geschehnissen zu berichten und langte bald an der Rolle von Fürst Rethan an. „Ihr seht der Fürst hatte die Söldner angeheuert um die Mine zu überfallen. Sie sollten Balmora von der Versorgung abschneiden und jeden Befreiungsversuch eurerseits vereiteln. Ihr solltet als unfähig dargestellt werden, das Problem zu lösen und die Versorgung der Stadt zu garantieren. Der Rat hätte euch dann die Verwaltung der Mine entzogen und Shulk womöglich an Rethan verkauft oder sie ihm überschrieben. Dafür hatte er wohl auch schon im Rat geworben. Ihr wäret weg gewesen und der Fürst hätte sich noch mehr Reichtum und vor allem noch mehr Einfluss auf den Rat sichern können. Glücklicherweise wird das jetzt wohl nicht mehr eintreten“: berichtete er vom Motiv des Verräters, den er noch laufen gelassen hatte, aber das verschwieg er natürlich. „Unsere Stadtwächter werden ihn bestimmt festnehmen können und selbst wenn sie es nicht schaffen, bliebe diesem verfluchten Verräter nur die Flucht aufs Festland oder das Dahinvegetieren in der Wildnis. Vermutlich wird der Rat diese Familie jedoch nicht enteignen, denn seiner Frau kann ja nichts nachgewiesen werden und sie würde sich bei einer Anklage gewiss wehren. Aber ich danke euch und auch der gesamte Rat ist euch zu Dank verpflichtet. Das Gold habt ihr euch wahrlich verdient und ich finde ihr tragt euren Titel als Ratsherr des Hauses Hlaalu mehr als zurecht“: meinte Junai mit fester Überzeugung, natürlich konnte er nicht wissen, das es Tarrior lieber wäre, sie schnappten den entflohenen Fürst nicht. Die Ehrerbietung am Ende gefiel dem Dunkelelf jedoch sehr. Sie war wie Balsam für sein Ego.
Als hätte der Verwalter seine Gedanken gelesen, fügte er noch an: „Der Rat wird euch gewiss noch persönlich seinen Dank bekunden wollen. Ihr solltet Morgen zu Beginn der Ratssitzung anwesend sein. Und bevor ich es vergesse. Hier ist eure Belohnung.“ Er reichte ein großes Säckel über den Tisch. Es war schwer und ihm klimperten hunderte Münzen. Tarrior grinste das erste Mal seit Stunden. Er warf nur einen kurzen Blick in den Geldbeutel und war mehr als zufrieden. „500 Draken aus meiner eigenen Tasche“: erklärte der Minenverwalter und bestätigte damit, dass sehr viel für ihn von der Mine abgehangen hatte. Ihm selbst konnte es nur recht sein. Er hatte eine Menge Vorteile aus dieser ganzen Sache ziehen können. Er hatte zwar sein Leben riskieren müssen, aber das tat man in diesen Zeiten allein schon, wenn man sein Haus verließ. Rethan befand sich in seiner Hand, er war um einige Draken reicher und seine Ratsherrenposition hatte sich nach der langen Abwesenheit wieder gefestigt. Für das Risiko hatte er einen guten Schnitt gemacht. Tarrior gähnte unverschämt offen und zeigte damit, dass er nun gehen wolle. Der Minenverwalter gähnte ebenfalls demonstrativ und suchte damit wohl eine passende Überleitung. „Es sieht wohl so aus, als wären wir beide sehr müde. Ich denke alles ist geklärt worden. Ich kann euch nur noch einmal meinen besten Dank ausdrücken und wünsche euch eine gute Nacht“: beendete Junai das Treffen damit offiziell. „Gute Nacht ist gut“: dachte Tarrior missmutig: „du meintest wohl eher, das was davon übrig ist.“ Sie verließen gemeinsam das Ratshaus durch den Haupteingang. Die dankbare Nachtwächterin schloss ab und verschwand dann in Richtung eines der Wachtürme. Auch er verabschiedete sich von Junai und ihre Wege trennten sich, als sie beide die große Haupttreppe hinunter gestiegen waren. Junai schlug wohl den Weg zu seinem Haus ein. Tarrior begab sich ohne Umwege zum „Acht Teller“ um sich endlich auszuruhen. Der Wirt war noch wach, oder schon wieder, und räumte den Schankraum auf. Scheinbar hatte er einen feuchtfröhlichen Abend verpasst. Er händigte ihm den Zimmerschlüssel ohne Fragen aus. Er wankte die Treppen hoch, entledigte sich, kaum das die Tür zu war, seiner Rüstung und seiner Kleider und fiel dann wie ein Stein in das Bett. Kaum hatte Tarrior die Augen geschlossen, versank die Welt um ihn herum in seinen Träumen.
Irgenwo auf der Black Road
Chorrol. Das war sein Ziel. Leider, wie er fand. Er mochte keine großen Städte. Eigentlich war er sich nicht wirklich sicher ob er sie mochte oder nicht. Er hatte sich einfach von ihnen fern gehalten, denn als Jäger gab es in den Städten nicht so viel zu verdienen wie in den kleinen Dörfern, denn sie waren im Gegensatz zu den Städten auf einzelne Jäger angewiesen. Aber eigentlich brauchte er kein Geld. Je länger er darüber nachdachte, desto seltsamer erschien es ihm. Er sah ab seinem Wendepunkt im Leben einfach kein Bedürfnis danach sich in großen Städten aufzuhalten. Aber die eigentliche Wahrheit war: Er hatte Angst. Angst vor den Mördern, die fast seine gesamte Familie ausgelöscht hatten. Angst, dass sie ihn finden und umbringen würden. Vielleicht hatten sie mittlerweile schon seine ganze Familie umgebracht und er war der Letzte. Er wusste noch nicht einmal warum seine Familie angegriffen worden war. Sie hatten politischen Einfluss und demnach auch politische Gegner. Und diese Gegner könnten das Attentat veranlasst haben. Aber Jeren wollte mit diesem Kapitel abschließen, allerdings bezweifelte er, dass er das mit seinem Gewissen verabreden konnte. Es waren immerhin seine Eltern, die getötet worden waren und es war nicht so, dass er sie nicht geliebt hatte. Er hat sie sogar sehr geliebt, auch wenn sie ihn zwangen die Künste der Magie zu lernen. Aber es gehörte für Bretonen dieses Ranges einfach dazu gute Fertigkeiten in einer oder mehreren Magieschulen zu haben. Das wäre in Cyrodill wohl so, als würde der Kaiser seinem Sohn erlauben ein gewöhnlicher Bauer zu werden. Daher fand er es auch umso erstaunlicher, dass er den Tod seiner Eltern einfach so hinnahm.
Ihm viel auf, dass er selten nicht mehr so nachdenklich gewesen ist. Leider kehrte mit dieser Erkenntnis auch der Schmerz zurück, den er lange Zeit mit seinen Gedanken zurückgetrieben hatte. Währenddessen war er die ganze Zeit über die Black Road entlang getrottet. Zurzeit hielt sich der Schmerz in Grenzen, daher konnte er auch vorerst weiterlaufen. Aber kurz nach dem „Vorfall“(so nannte Jeren seinen Kampf mit den seltsamen Kreaturen und seinen "Ausflug" in die andere Welt), war es beinahe unmöglich sich überhaupt zu bewegen. Und die wenige Kraft, die er hatte, musste er auch noch in Heilzauber stecken, damit sein Arm die Reise überstand. Das Problem war, dass er all seine Kraft brauchte und die kriegte er nur vom Schlaf. Den er aber seit dem Vorfall nicht mehr hatte, denn all seine Versuche zu schlafen wurden mit grausamen Alpträumen bestrafft. Alpträumen von der anderen Welt und dessen schrecklichen Kreaturen. Demnach hatte er wenig Schlaf. Daraus folgte, dass er wenig Kraft hatte. Das bedeutete, dass er trotzdem Kraft in Heilzauber stecken musste. Und daraus resultierte, dass er seit 3 Tagen kaum vorankam und alles noch schlimmer wurde.
Jeren blickte hoch. Seine Laune besserte sich leicht. Er konnte schon den oberen Teil der Mauer sehen. Chorrol war also nicht mehr weit. Er hoffte, dass sich so nah an der Stadt keine Straßenräuber befanden. Er hatte schon den ganzen Weg über Angst vor ihnen. Jeder Bauerntölpel könnte ihn wohl mit seinem Hirtenstab erledigen. Und es war nicht ganz klar ob es der Tatsache zu verdanken war, dass Hirtenstäbe nicht allzu bedrohlich oder vielleicht nicht stabil waren oder einfach etwas leichter waren als eine Eisenkeule, aber seltsamerweise benutzten Räuber statt Hirtenstäben Schwerter, Äxte und Dolche. Und das bedeutete nicht gerade, dass Jeren's Chancen auf einen Sieg höher waren. Alles in allem war Jeren gerade ziemlich am Ende. Er wollte sich nicht allzu hervorheben, aber er war ein wirklich guter Kämpfer und Taktiker und er konnte auch gegen mehrere Gegner bestehen ohne auch nur eine Verletzung davongetragen zu haben. Diese Kreaturen hingegen haben ihm wirklich schwer zugesetzt und für mehrere Tage außer Gefecht gesetzt. Es machte ihm Angst. Vor allem da er wusste, dass er schon besser kämpfen konnte, als die Legionäre Cyrodill's. Er musste jemanden davon berichten. Andererseits wusste er, dass die anderen ihn für Verrückt erklären würden. Aber er hatte auch genug Verantwortungsgefühl, um über seinen Stolz hinaus zu denken und die Menschen, seien sie auch noch so erbärmlich und niederträchtig und hätten sie auch noch so sehr den Tod verdient, vor einer so grausamen und großen Macht zu warnen. Zuerst wollte er aber etwas über diese seltsamen Wesen in Erfahrung bringen. Zwar bezweifelte, dass er in den gewöhnlichen Buchhandlungen etwas darüber finden würde, aber Möglicherweise hatten die Magier der Universität in der Kaiserstadt ein paar Informationen, seien sie im Vergleich zu den bretonischen Hochmagiern nur Möchtegern Funkensprüher. Andererseits wollte er keinen Vorurteilen nachgehen, immerhin war er auch nicht der größte Magier auch wenn ein gewisses Talent vorhanden war. Was aber auch eher seine Schuld war.
Plötzlich wurde die Welt um ihn herum dunkler. Als er sich wieder von seinen Gedanken löste und die Welt um sich herum wieder wahrnahm, bemerkte er, dass er in einen ziemlich großen Schatten getreten war. Als er dann hochblickte, bemerkte er, dass es der Schatten einer Mauer war. Chorrol's Mauer. Er zog seine Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht, so dass ihm auch ja niemand in die Augen blicken konnte und schritt auf das Stadttor zu. Die Eigentümerin des Stalls bemerkte ihn Richtung Stadttor stolpern."Guten Tag, werter Herr. ich habe sie hier noch nie gesehen, daher nehme ich an, sie waren wohl noch nicht in Chorrol. Daher möchte ich sie im Namen der Stadtbewohner in unserer wundervollen Stadt begrüßen und...", sie brach ab, als Jeren sie unter seiner Kapuze mit finsterer Miene ansah. Die Frau wurde etwas verlegen und schritt etwas zu eilig in Richtung Stall.Mein erster Kontakt mit Städtern. Ich sag kein Wort und sie rennen schon vor mir weg. Das kann ja noch spaßig werden. Dann durchschritt er unter dem strengen Blick der am Außentor postierten Wache das Tor.
Chorrol. Die Stadt hatte einen sehr gepflegten Eindruck. Zu mindestens vermittelte sie nicht das Gefühl, dass sich Halunken und Räuber in ihren Mauern aufhielten. Jeren war das nur Recht. Für den Moment brauchte er erst mal Ruhe. Er hielt auf eine Wache an, um sie um Auskunft zu erbitten. Im Kopf legte er sich die Worte zurecht. Immerhin musste er 9 Jahre lang nicht wirklich gepflegt reden und wollte sich weder blamieren, noch den Eindruck eines Idioten vermitteln."Entschuldigung", sagte Jeren."Ja, was kann ich für sie tun?", fragte ihn die Wache."Könnten sie mir sagen wo sich hier eine Gaststätte befindet?""Natürlich, dort hinten."Die Wache streckte den Arm aus und deutete auf ein größeres Gebäude."Das ist es", sagte er noch. Jeren bedankte sich und schritt auf die Gasstätte zu.Lief doch ganz gut, schmunzelte er.
"Ein Zimmer, bitte", sagte er zu der Wirtin."Natürlich, natürlich", sagte die Wirtin. Sie war eine hoch gewachsene Khajit. Er mochte die beiden Tierrassen, die Khajit und die Argonier. Warum? Eine Frage, die er nicht beantworten konnte. Eine von vielen. Und so stampfte er die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Er legte seinen Rucksack ab und ließ sich aufs Bett fallen. Doch so gerne er sich jetzt etwas entspannt hätte, er musste sich erst mal darum kümmern die Nacht zu überleben. Sein Arm tat im Moment nicht so sehr weh, er wusste andererseits nicht so Recht, ob das gut oder schlecht war. Er wollte heute noch 3 Dinge erledigen. 1. Einen Heiler finden. 2. Neue Kleidung besorgen, denn er wollte nicht in voller Rüstung durch die Stadt laufen und seine alten Sachen, waren etwas "abgenutzt". Und 3. wollte er seine Rüstung in Reparatur geben und sich ein neues Kurzschwert kaufen. Er überlegte auch sich einen neuen Bogen zuzulegen, aber er hatte schon so viel mit seinem jetzigen überstanden. Doch hatte er dennoch Schaden genommen und er wollte sich nicht zu sehr an alte Dinge klammern. So viel hat er auch nicht mit seinem Bogen erlebt, er hatte keine Geschichte. Und seine Pfeile waren auch eher provisorisch.
Daher ging er noch einmal zu der Wirtin hinunter und erkundigte sich, wo er was finden würde. Dann ging er zu Naasira, der Heilerin in Chorrol. Sie soll wohl die beste Heilerin sein, die es gibt. Jeren war das nur recht, denn er war sich sicher, dass er die Beste brauchen würde. So ging er frohen Mutes und voller Hoffnung zur Heilerin."So schlimm wird's schon nicht sein", dachte er noch.
Enttäuscht und wütend verließ Jeren Naasiras Haus. Sie hatten ihn zu 3 Wochen verdonnert! 3 Wochen, die er in Chorrol bleiben musste, zudem musste er sie auch fast jeden Tag aufsuchen. Die Wunde schien doch sehr schlimm gewesen zu sein, denn sie war nicht sofort behandelt und nur notdürftig versorgt worden. Zu allem Übel durfte man sie nicht komplett mit Heilzaubern heilen, da der Arm zu instabil war und bei zu großer Energiewirkung einfach auseinanderfallen könnte. Jeren war am verzweifeln. Er hatte absolut keine Lust sich in einer Stadt aufzuhalten. Aber er versuchte dennoch das Positive daran zu sehen: Immerhin hatte er genug Zeit, um etwas über seine Begegnung herauszufinden. Und ein wenig Ruhe könnte im vielleicht doch gut tun.
Erst am späten Abend war Jeren wieder in der Gaststätte. Zuvor hatte er noch Seed-Neeus aufgesucht und sich einfache Kleidung schneidern lassen. Schließlich war er noch bei der Schmiedin gegenüber der Gaststätte. Nachdem Naasira die Rüstung um seinen Arm herum komplett zu Nichte gemacht hatte, musste er sich einen ganz neuen Brustharnisch kaufen. Er fand es schade sein Geburtstagsgeschenk wegwerfen zu müssen, aber was sein musste, musste sein. Zudem hatte er seine übrigen Rüstungsteile in Reparatur gegeben und sich noch einen neuen Bogen und ein neues Kurzschwert gekauft, eins aus Stahl, so wie er es schon vorher geführt hat.
In der Gaststätte angekommen legte er seine Sachen in sein Zimmer, das er mittlerweile für 3 Wochen bezahlt hatte, und ging dann runter um noch etwas zu essen und vielleicht sogar einen Schluck zu trinken. Er hatte ehrlich gesagt noch nie Alkohol getrunken. Damals war er noch zu jung und ansonsten sah er kein Bedürfnis danach. Aber probieren wollte er es jetzt auf jeden Fall. Jeren lief jetzt mit einem Kapuzenmantel durch die Gegend, denn es war die einzige Möglichkeit seine Kapuze noch zu tragen, auch wenn es etwas dämlich aussah, aber seit wann scherte er sich schon um die Meinung anderer. Zudem hatte er andere Probleme, zum Beispiel ist sein Plan wenig Geld auszugeben, um in der Stadt nicht aufzufallen komplett nach hinten losgegangen. Die Heilerin, Schmieden, Gaststätte. All das hatte ihn eine ganz schöne Summe gekostet. 1. Werfen einem die Leute, besonders die Wachen, schräge Blicke zu, denn woher sollte ein einfacher Jäger so viel Geld haben. Zu mindestens auf legalem Wege. Und 2. war Jeren paranoid genug die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass die Mörder seiner Familie in suchten und Aufmerksamkeit zu erregen wäre in diesem Fall ziemlich dumm. Aber er konnte es jetzt auch nicht ändern und würde auch ganz sicher nicht nervös und zitternd in seinem Zimmer hocken.
Die Gaststätte war komplett voll. Hätte er nicht im Voraus bezahlt hätte er auch keinen Tisch bekommen. Doch so saß Jeren gemütlich an seinem Tisch. Er hatte fertig gegessen und trank nur noch in kleinen Schlücken sein Bier."Schmeckt gar nicht so schlecht,", dachte er,"aber die allgemeine Begeisterung dafür kann ich trotzdem nicht verstehen."Dann schaute er sich um. Die meisten Tische waren von Nord besetzt, die Lauthals ruften und gröllten. Wie selbstverständlich stellte er seinen Bierkrug auf dem Tisch ab und schob ihn etwas von sich weg. Die restlichen Tische waren von Mischgruppen besetzt, die zum Glück etwas leiser waren. Selbst die Theke war komplett voll. Da bemerkte Jeren einen Argonier, der mit einem Bierkrug in der Hand etwas planlos im Raum stand. Er schaute einerseits traurig, aber andererseits komplett emotionslos drein.Was soll, es könnte doch sicher interressant werden, dachte er. Dann rief er dem Argonier zu. Der schaute etwas überrascht durch den Raum und fixierte schließlich Jeren."Ja du. Komm setzt dich". Der Argonier guckte noch einen Moment lang überrascht, dann setzte er sich schließlich in Bewegung und kam zu Jeren an den Tisch." Es hatte den Anschein als suchtest du nach einem Tisch, Setzt dich ruhig, ich tue dir nichts". Der Argonier setzte sich, postierte seinen Bierkrug auf dem Tisch und blickte hinein. Jeren tat ihm gleich. Sie saßen eine Weile da und sagten nichts.“Ser-Kueij“, sagte der Argonier dann plötzlich. Ein Lächeln huschte über Jerens Mundwinkel. „Jeren“, sagte er. „Danke“, brummte Ser-Kueij. „Kein Problem“, sagte Jeren mit einem Lächeln. „Du bist hier neu was? Hab dich noch nie gesehen.“ „Ja“, antwortete Jeren. „ Und du? Du scheinst auch noch nicht so lange hier zu sein.“ Der Argonier lachte. „Und das, obwohl ich schon ein paar Monate hier bin. Aber du hast Recht, ich hab hier keine Freunde.“ „Warum nicht?“ Ser-Kueij zuckte mit den Schultern. „Hat sich so ergeben.“ Jeren schaute wieder in seinen Bierkrug. „Erzähl mal, wie ist Chorrol so.“ Ser-Kueij überlegte einen Moment. „Was soll man da erzählen. Die Stadt ist ruhig, gepflegt, es gibt so gut wie keine Kriminellen. Die Einwohner sind nett.“ Jeren runzelte die Stirn und blickte zu den Nord rüber, die mittlerweile noch lauter geworden sind. Ser-Kueij grinste. „Ausnahmen bestätigen die Regel. Ansonsten hat es ein schönes Zentrum, Gilden, die Läden haben eine gute Qualität.“ „Scheint eher eine Stadt zu sein in der man sich nach seinen Abenteuern zurückzieht“, fand Jeren. „Ja.“, stimmte ihm Ser-Kueij zu. „Aber du bist doch Jäger und außerhalb der Stadt gibt es eine Menge zu jagen. Ansonsten ist hier nichts los. Aber in solchen Zeiten ist man auch froh wenn nichts los ist“, sagte der Argonier und lachte. Jeren überhörte die letzte Aussage. Stattdessen sagte zu Ser-Kueij. „Erzähl mir deine Geschichte.“ Ser-Kueij überlegte einen Moment. Vielleicht wusste er nicht ob er Jeren traute oder ihn gern genug hatte. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe das gleiche Schicksal erlitten wie viele andere Argonier auch: Ich wurde in Schwarzmarsch geboren und einige unangenehme Zustände zwangen meine Familie und mich nach Morrowind. Dort wurden wir eingefangen und als Sklaven in den Minen gehalten. Bei unzähligen Aufständen verlor ich Freunde und Familie und konnte mich schließlich selbst befreien. Dann bin ich geflohen und hierhergekommen.“ Ser-Kueij schaute wieder in seinen Bierkrug. Er atmete tief durch, um seine schlechten Erinnerungen zu vertreiben. Dann schaute er auf und fragte: „Und wie ist deine Geschichte?“ Diesmal war es Jeren, der überlegte. Noch nie hatte er jemanden seine Geschichte erzählt. Sie war auch nicht allzu besonders, aber nichts desto trotz fühlte er sich unwohl jemanden davon zu erzählen. Doch schließlich riss er sich zusammen und sagte: „Meine Geschichte ist auch nicht so besonders. Ich bin als Kind von reichen Eltern mit politischem Einfluss unter dem Sternzeichen des Kriegers geboren worden. Ich wurde in der Schule der Veränderung und Wiederherstellung unterrichtet, obwohl ich mich mit der Magie noch nie richtig anfreunden konnte. Ansonsten hab ich mich mit dem Bogen und Kurzschwert angefreundet. Irgendwann wurde meine Familie von Assassinen angegriffen. Die meisten starben und ich beschloss wegzugehen und Jäger zu werden. Seitdem beliefere ich kleine Dörfer mit Fellen und Fleisch und bin schließlich bis nach hierhergekommen.“ Ser-Kueij überlegte einen Moment. „Du bist aber kein typischer Bretone. Und dein Sternzeichen ist auch sehr ungewöhnlich.“ „Ja“, stimmte Jeren ihm zu. „Unter welchem Sternzeichen bist du eigentlich geboren. Der Argonier zuckte zusammen und schien einen Moment lang nervös zu werden. Dann sagte er: „Ich weiß es nicht. Ich wurde irgendwann in der zweiten Saat geboren.“ Jeren fand das Verhalten des Argoniers sehr ungewöhnlich und nahm sich vor herauszufinden unter welchem Sternzeichen Ser-Kueij tatsächlich geboren war.
Die beiden saßen noch eine Weile da und redeten über alles Mögliche. Über Morrowind, über High Rock, über Cyrodill. Schließlich fragte Ser-Kueij: „Woher hast du diese Wunde? Sie sieht ziemlich übel aus.“ Jeren stockte der Atem. Was sollte er sagen? Von einem Bären oder Wolf? Nein, er machte sicher nicht einen so unerfahrenen Eindruck, als dass er von einem wilden Tier so zugerichtet worden wäre. Er musste einfach die Wahrheit sagen. „Ich weiß du wirst mich für Verrückt halten, aber es waren….es waren….ich hab ein großes schwarzes Tor gefunden aus dessen Innerem gewaltige Flammen schlugen und die beiden Wesen, ein riesiges Krokodil, das aufrecht läuft, und eine Frau, die den Unterkörper einer Spinne hat, haben mich so zugerichtet.“ Jeren erwartete, dass der Argonier ihn schräg ansehen und schließlich mit eiligen Schritten weggehen würde. Stattdessen sagte er: „Deadra. Du hast Glück sie überlebt zu haben, vor allem standest du nicht gerade den Schwächsten ihrer Art gegenüber, so wie du sie beschrieben hast. Bist wohl ein ziemlich guter Kämpfer.“ Jeren fühlte sich als wäre er gestorben. Und das zwei Mal. „Du…du kennst diese Wesen?“ „Natürlich. Jeder kennt sie. Warum sollte man sie auch nicht kennen? Immerhin greifen sie uns beinahe täglich an. Wirst du mich gleich fragen ob ich weiß was Argonier sind?“, fragte Ser-Kueij lachend. Für Jeren brach die Welt zusammen. Er hatte noch nie etwas von ihnen gehört. Und jetzt erzählte ihm der Argonier, dass es tägliche Angriffe gab und sie jeder zu kennen schien. Der Argonier schien dies zu bemerken. „Du willst mir doch nicht etwas sagen, dass du sie nicht kennst, oder?“ „Nein“, gab Jeren zu. Ser-Kueij guckte ihn ungläubig an. Schließlich sagte: „Ich verstehe schon. Du warst nur in Wäldern und kleinen Dörfern unterwegs. Die Deadra greifen meistens die größeren Städte und Dörfer an. Nichts desto trotz bist du doch durch Hammerfell gezogen, oder? Hammerfell hat gerade eine noch größere Krise als Cyrodill. Cyrodill schickt sogar schon eigene Truppen nach Hammerfell, obwohl hier auch eine große Krise herrscht. Eine ganze Stadt wurde hier komplett vernichtet. Seit dem sind die Truppen besser vorbereitet. Sie können die Städte und auch die meisten Dörfer halten und sogar einige Tore schließen. Dennoch haben sie große Verluste erlitten.“ Der Argonier überlegte noch einen Moment. „Ich weiß das kommt alles sehr überraschend für dich und ich kann dir auch nicht alles erzählen. Am besten du gehst morgen zum Büchergeschäft und holst dir ein paar Bücher. Mittlerweile gibt es haufenweise Bücher über die Deadra. Erwarte nicht allzu ausführliche Informationen zu finden, es gibt nur wenige die die Deadra überlebt haben oder gar Oblivion betreten haben und danach noch zurückkehrten. Aber für den Anfang sollte es reichen.“ Jeren konnte nicht sprechen, denn er hatte einen Kloß im Hals. Er versuchte ihn mit dem Bier runterzuspülen. Es war warm geworden und schmeckte ekelhaft. Jeren verzog das Gesicht. Ser-Kueij packte Jerens Bierkrug. Beinahe augenblicklich wurde es kalt. „Du beherrschst die Schule der Zerstörung?“, fragte Jeren überrascht. „Ja, etwas. Und die, der Mystik.“ „Ich dachte du warst ein Sklave?“ „Naja, ich war ja nicht immer Sklave“, sagte Ser-Kueij. Er wirkte wieder ganz nervös und wollte es darauf belassen. Jeren fand sein Verhalten höchst merkwürdig, wollte den Argonier erst mal nicht weiter ausfragen. Jedoch nahm er sich vor noch mal darauf zurückzukommen und etwas über ihn in Erfahrung zu bringen.
Sie saßen noch länger da. Da ertönte die Glocke. Ser-Kueij schaute auf. „Ich muss los, muss morgen früh aufstehen“, sagte er. „Was machst du denn? Hast du einen Laden in der Stadt oder ein Feld irgendwo außerhalb?“, fragte Jeren. „Nein, ich helfe in Läden und auf Feldern aus. Irgendwie muss ich ja Geld kriegen. Und als früherer Sklave habe ich gute Qualifikationen für’s Aushelfen“, sagte Ser-Kueij lachend. Jeren überraschte, dass der Argonier so offen und unbesonnen darüber sprach, dass er ein Sklave war. Ser-Kueij bemerkte dies. „Man sollte nicht über seine Vergangenheit trauern Jeren“, sagte der Argonier mit einer Mischung aus Ernst, Weisheit und freundlichem Ratschlag. „Wenn du das gleiche erleben wirst wie ich, wirst du es merken.“ Jeren war erstaunt. Er hatte den Argonier wie einen gewöhnlichen Bauern eingeschätzt, aber mit einem Mal merkte er, dass viel mehr hinter ihm steckte. Ser-Kueij stand auf und verabschiedete sich. „Du kommst doch morgen wieder?“, wollte Jeren wissen. „Natürlich. Du gibst mir ja einen aus“, antwortete der Argonier mit schallendem Lachen. „Kein Problem.“ Der Argonier verließ das Gasthaus. Jeren trank noch sein Bier aus und ging dann auch hoch zu seinem Zimmer. Der heutige Tag hatte ihn vollkommen gefordert. Kaum in seinem Zimmer ließ er sich schon auf sein Bett fallen. Er dachte noch über Ser-Kueij nach. Er musste unbedingt etwas über ihn herausfinden. Er mochte ihn. Er war auch der Erste, mit dem er seit so langer Zeit richtig gesprochen. Jeren war glücklich. Es war unglaublich befreiend jemanden etwas zu erzählen, was man lange für sich behalten hat, sei es auch noch so unwichtig und unbedeutend. Jeren verstand nur nicht warum es der Argonier war. Gerade er.
Und während er so grübelte schlief er ein.
Westspalte, Balmora, Acht Teller
Tarrior erwachte nach nur unbefriedigend wenigen Stunden Schlaf am nächsten Morgen. Ein lautstarker Streit war im Gange und er konnte alles hören. Es war unglaublich, wie laut die Leute brüllten. Er vergrub seinen Kopf unter dem Kissen, doch es konnte die Geräusche nur unwesentlich dämpfen. Er wälzte sich mehrmals hin und her und wollte einfach weiterschlafen, doch es gelang ihm nicht. Schwer genervt erhob er sich. Seine sämtlichen Glieder schmerzten und sein Kopf brummte und fühlte sich schwer wie Blei an. Dieser furchtbare Muskelkater war die logische Folge der harten Kämpfe des letzten Tages gewesen und jetzt, wo ihm auch noch der verdiente Schlaf fehlte, war es gleich dreimal so furchtbar. Auch wenn es ihm im Moment nicht gut ging, so brachte ihn sein aufkommender Zorn wieder auf Höhe und trieb ihn zu Höchstleistungen. Schnellstens hatte er sich angezogen und legte die Rüstung an. Er schaute in einen Spiegel an der Wand. Dunkle Augenringe, wild zerzauste Haare, Drei-Tage-Bart und der zornige Ausdruck blickten ihm entgegen. Ein Lächeln trat in sein Gesicht. Die weißen Zähne waren das einzige, was ihn von einem verwilderten Straßenräuber unterschied. Genau dieser Eindruck war perfekt. Egal wer hier diesen Lärm verursachte, er würde es auf jeden Fall bereuen. Natürlich würde er sich danach nicht noch einmal in das Bett legen, aber er war sich sicher, dass er sich danach besser fühlen würde. Das Lächeln wurde noch etwas breiter. Am liebsten würde er sie leiden lassen, aber das war hier nicht der Ort dafür. Aber Einschüchterung konnte auch schon sehr befriedigend sein. Er übte noch einen irren Blick und verließ dann das Zimmer. Und tatsächlich waren die Übeltäter schnell ausgemacht. Es handelte sich um einen Nord und einen Kaiserlichen. Sie standen mitten im Schrankraum und stritten sich schon am frühen Morgen um Geld. Scheinbar hatte jemand beim Glücksspiel betrogen, was dieser natürlich leugnete und schuldete damit eine Menge Geld. Tarrior konnte das verstehen, aber zum frühen Morgen war das vollkommen fehl am Platz. Der Wirt putzte seine Theke scheinbar unbeteiligt und beachtete die beiden Streithähne gar nicht. Der Dunmer schritt aus und auf die Beiden zu. „Du verfluchter Betrüger. Ich will meine 200 Draken zurück!“: brüllte der eine gerade wieder.
„Was soll bitte dieser Lärm am frühen Morgen?“: fragte Tarrior von hinten. „Was willst du denn? Wir haben hier eine wichtige Sache zu besprechen“: fuhr ihn der Eine an, doch dann drehte er sich erst um. Er war offensichtlich erschrocken, als er in das wilde Gesicht des Dunmers sah, der ihm einen boshaften Blick schenkte. „Was mischst du dich hier ein?“: wollte nun der Andere wissen und packte ihn. Tarrior roch Alkohol in seinem Atem. Er schnappte sich den einen Arm und verdrehte ihn. Ein Schmerzlaut entwich der Kehle seines Gegenübers. Der Kaiserliche brach langsam in die Knie. „Entweder ihr klärt das jetzt auf der Straße, oder ihr seid endlich still“: sagte er und vernichtete ihn mit seinen Blicken. Der Kaiserliche nickte mit gequältem Gesicht. Inzwischen hatte sich der Nord wieder gefangen, doch einen Kommentar wollte er nicht gelten lassen. Er wandte sich ihm wieder zu. „Ich habe gestern gegen Banditen gekämpft und mehrere Rothwardonen, ohne mit der Wimper zu zucken, getötet. Ich hatte vor danach auszuschlafen, aber das kann ich nicht, weil sich hier zwei betrunkene Narren gegenseitig anbrüllen und entsprechend schlecht bin ich auch gelaunt. Und das ist jetzt nur ein Vorschlag zur Güte. Reiz mich lieber nicht noch weiter“: drohte er und verengte seine glühenden Augen, bis nur noch Schlitze übrig waren, um sie dann bedeutungsvoll wieder zu öffnen und ihn mit einem durchdringendem Blick nieder zustarren. Der Nord wandte sich ab. In diesem Moment erhob sich wohl hinter ihm der Kaiserliche. „Du verdammter Sohn einer dunmerischen Hündin“: schrie und stürzte mit erhobener Faust torkelnd auf ihn zu. Auch wenn seine Muskeln die plötzliche Ausweichbewegung mit unglaublichem Schmerz quittierten, brachte er sich außer Reichweite. Dann ohne einen Moment zu zögern, rammte er seine Faust dem Kaiserlichen ins Gesicht. Er kippte um wie ein Brett, aber nicht ohne sich kurz darauf wieder hoch kämpfen zu wollen. Der Dunmer hatte genug, zog das Schwert und setzte es dem Mann an die Kehle. Mittlerweile war auch der Wirt herbei gestürmt, dem die Sache jetzt gar nicht mehr so harmlos erschien. „Rühr dich und du bist tot“: drohte Tarrior mit eiskalter Stimme. Der Kaiserliche schluckte schwer. Jetzt schien er selbst im volltrunkenen Zustand zu merken, dass es besser war diesen Dunmer nicht zu verärgern. Er steckte die Klinge weg. „Los verschwindet, bevor ich es mir noch anders überlege“: befahl er und plötzlich waren sich der Kaiserliche und der Nord einig, denn Letzterer stützte seinen Streitpartner und zusammen verließen sie die Taverne. Tarrior seufzte laut.
„Verzeiht bitte Serjo. Ich hatte nicht gedacht, dass euch der Streit aufwecken könnte. Soll ich euch ein Frühstück bereiten?“: versuchte der Wirt die schlechte Stimmung zu entschärfen. Er schnaufte verächtlich. „Nur ein kleines Frühstück. Bis nach Caldera sind es nur zwei Stunden, da brauche ich nicht viel“: sagte er knapp und ließ sich anschließend bewirten, aber war noch die ganze Zeit in sehr schlechter Stimmung.
Nachdem er seine Zeche gezahlt hatte, hatte er sich auch schon auf den zu den Ställen gemacht. Seine Augen brannten wie Feuer. Glücklicherweise war seine Plantage, sein eigenes Bett und eine ruhige Nacht ein mittlerweile sehr greifbares Ziel. Die Artefakte musste er noch in der Burg von Caldera abholen und dann konnte es theoretisch für ihn vorbei sein. Er konnte sich endlich das erste Mal seit Monaten wirklich ausruhen. Er kurzer Ritt war jetzt alles. Als er sich dem Stall näherte, kamen ihm zwei Gestalten entgegen. Sein Blick taugte auf die Entfernung noch nichts. Er musste mehrmals blinzeln um mehr erkennen zu können. Tatsächlich handelte es sich um die zwei jungen Minenarbeiter, die er nachdem Kampf mit ihrem verletzten Freund hier in die Stadt geschickt hatte. Sie hatten damals Fryrr mit sich genommen. Er hatte gehofft sie hier anzutreffen. Der Tempel war auch gleich in der Nähe, wo ihr verletzter Freund vermutlich gerade versorgt wurde. „Serjo wie schön euch wieder zu sehen. Wir haben schon die Nachricht bekommen, dass Fürst Rethan hinter dem Angriff steckte. Wir können es noch gar nicht glauben. Wir hoffen die Stadtwache wird ihn finden“: begrüßten sie ihn, als sie aufeinander trafen. Dann wandten sich die Jungen wieder um und zusammen gingen sie zum Stall zurück. „Nicht nur ihr. Ich hatte ja noch eine persönliche Rechnung mit diesem Kerl offen, aber darauf möchte ich lieber nicht genauer eingehen. Wie geht es übrigens eurem Freund?“: kommentierte er Rethans Schuld. Bei der Frage verschlossen sich die Gesichter der Beiden. „So schlimm?“: fragte Tarrior. „Er hat das Bewusstsein verloren und fiebert. Die Priester tun, was sie können, aber können erst einmal noch nichts versprechen“: erklärte einer von ihnen. Er schaute betreten zu Boden. „Sagt den Priestern sie sollen alles versuchen. Ich werde die Kosten für die Behandlung übernehmen, falls sie sich jetzt wegen des Geldes in ihrer Hilfe beschränken“: bot Tarrior an. „Das ist es nicht. Sie geben ihr Bestes, doch es sind nur noch Adepten und ein alter, fast blinder Priester hier. Die anderen wurden zu dem Aschlandpass nördlich von Caldera abgezogen um das dortige Feldlager der Redoraner zu unterstützen. Die wollen ja verhindern, dass die Deadra die Westspalte angreifen. Alle fähigen Heiler sind inzwischen dort“: erklärte der andere Jugendliche. So kalt und herzlos, wie es auch in seinen Augen war, musste er zugeben, dass die Abwendung dieser konkreten Gefahr jetzt Vorrang hatte. „Ich verstehe. Wollen wir bloß hoffen, dass euer Freund wieder zu Kräften kommt und dass die Redoraner den Pass werden halten können. Die Deadra eines Morgens vor der Haustür zu haben, ist für mich nicht gerade eine erfreuliche Aussicht“: sagte Tarrior.
„Euren Guar haben wir im Übrigen in den Stall geschafft. Wir wollten hier noch auf euch warten. Eigentlich wollten wir schon längst zurück zum Tempel“: erklärte der Eine den Verbleib von Fryrr. Er verabschiedete sich von den beiden jungen Dunmern. Sie lenkten ihre Schritte schnell in Richtung des Tempelgebäudes, während er selbst die Stallungen aufsuchte. Der Guar begrüßte ihn mit freudigem Brummen und suchte die Nähe seines Reiters. Tarrior zog seinen Chitin-Handschuh aus und ließ seine Hand über die ledrige Haut des Tieres streichen. Er spürte den ruhigen und gleichmäßigen Herzschlag, wie er das Blut durch Fryrrs Körper pumpte. Er machte ihn los und führte ihn an dem Seil erst hinaus und führte ihn dann hinter sich. Nicht das das Seil unbedingt notwendig gewesen wäre, denn sein Reittier trottete auch ohne Anweisung einfach folgsam hinter ihm her. Am liebsten wäre er sofort einfach weiter geritten, aber er hatte ja dem Schmied seine Knochenrüstung, oder besser was davon noch übrig gewesen war, zur Reparatur überlassen gehabt. Zwar wer der Schaden enorm gewesen, aber in Morrowind gehört das Schmieden und das Reparieren von Knochenrüstungen zu den grundsätzlichen Fähigkeiten eines Schmiedes. Jemand der in einer der dunmerischen Siedlung hier auf Vvardenfell eine Schmiede betrieb, musste so etwas einfach können. Hier im Innern der Insel und entfernt von den kaiserlichen Kolonien, wurden nun einmal keine stählernen oder eisernen Schepperpanzer nachgefragt. Die Dunmer hatten schon immer eher auf die traditionellen, eher leichten und natürlich sehr beweglichen Rüstungen gebaut. Chitin oder halt Knochen waren dafür das Grundmaterial. Vulkanglas war natürlich ebenso beliebt, aber das konnte sich halt nicht jeder leisten. Auch Tarrior verzichtete eher auf einen Panzer aus dem grünen Glas. Erstens weil er eben so teuer war und zweitens weil die Glasrüstung in der Pflege auch unglaublich unpraktisch war. Die gute Eignung für den Kampf konnte man ihr aber natürlich nicht absprechen, denn sie bot erstklassigen Schutz. Er hatte den Knochenharnisch nicht besonders vermisst, seit er sich damals in rauchende Knochenschalen aufgelöst hatte, denn er hatte ja seine Chitin-Rüstung als Ersatz gehabt. Jetzt wo er aber genauer darüber nachdachte, verband er einige Erinnerungen mit der Rüstung. Wenn er sie wiederbekam, wäre das schon wieder ein kleines Stück Glück für ihn.
Er zwängte sich mit Fryrr durch die Gassen der Stadt. Die Leute strömten in Richtung der beiden Brücken auf die andere Seite des Stroms. Er spähte über den Fluss und erkannte, dass wohl gerade die Essensrationen ausgegeben wurden. Zwar behinderte ihn der Strom an Dunmern und Kaiserlichen, aber nach dem die größten Gruppen an ihm vorbei waren, kam er ungleich schneller voran und schlug sich dann endlich in die Gassen. Er passierte einige Abbiegungen und musste mehrmals ausweichen, weil ihm Kisten oder Transporturnen den Weg blockierten, doch schlussendlich kam er endlich zurück auf die Hauptstraße. Die Magier- und die Kriegergilde befanden sich nun zu seiner linken Hand und der Schmied direkt vor ihm. Er band den Guar draußen an einem Pfosten fest. „Gleich wieder da“: flüsterte er dem Tier zu und trat durch die Tür in den Verkaufsraum der Schmiede. Meldor war gerade damit beschäftigt einen eisernen Brustpanzer zu polieren. „Oh ihr seid es. Ihr hatte eure Rüstung doch erst gestern bei mir abgegeben. Ich hatte euch nicht so schnell zurückerwartet“: begrüßte ihn der Schmied. „Ich hatte auch damit gerechnet, dass es etwas länger dauern würde, aber ich werde wohl gleich die Stadt in Richtung Caldera verlassen. Ich sehne mich nach meinem Haus. Doch sagt, wie weit seid ihr mit der Reparatur gekommen?“: erklärte Tarrior sein frühes Erscheinen, doch bei der letzten Frage stahl sich ein breites Lächeln auf das Gesicht des Schmiedes. „Ich hoffe doch ihr wäret auch bereit mir neben den Reparaturkosten auch ein kleines Belohnungsgeld zu zahlen, wenn ich meine Arbeit schnell und zuverlässig erledigt habe. Oder etwa nicht?“: sagte Meldor und zog einen Schmollmund als er Tarriors missbilligendes Gesicht bemerkte. „Noch eine Extra-Belohnung wegen der Schnelligkeit? Da müsste ich die Rüstung aber jetzt schon hier vor mir haben, ansonsten könnt ihr sie euch abschminken“: meinte der Dunmer und sah auf den Bosmer herab. Dieser setzte ein Raubtier-Lächeln auf. Er kramte unter seiner Verkaufstheke und zog mit beiden Händen ein Leinenbündel hervor, das er dann ihm vor die Nase hielt. „Ich hätte nicht gefragt, wenn es nicht so wäre“: sagte er und schlug das Tuch zurück. Tarriors Augen weiteten sich. Die Rüstung sah, bis auf wenige Stellen, so aus, als wäre sie nie kaputt gewesen. „Das muss ein Traum sein, das ist doch vollkommen unmöglich“: stammelte er und verharrte dann mit offenem Mund und weitem Blick.
„Ihr hattet Glück. Diese Rüstung ist eine Spezial-Anfertigung für verdiente Ratsherren gewesen, nicht wahr? Zwar hatte man damals nicht mich mit diesem Auftrag betraut, aber ich habe zugearbeitet und die Bein- und Armschienen gefertigt. Die wiederherzustellen war daher kein Problem für mich gewesen. Die Stiefel und Schulterplatten waren kaum beschädigt gewesen, also waren die auch kein Problem. Der Harnisch hatte mich die meiste Zeit gekostet. Er war schließlich auch am schlimmsten ruiniert. Ich habe die ganze Nacht gesessen um ihn wiederherzustellen, aber sie sehen, dass sich die Mühe gelohnt hat. Einen Helm hattet ihr ja nicht abgegeben. Gesäubert hatte euer Rüstzeug dann aber mein neuer Lehrling. Ich bin heute in den Morgenstunden fertig geworden und bin dann wie ein Stein ins Bett gefallen“: erläuterte der Schmied. Tarrior war wirklich zufrieden. Der Bosmer hatte eine hervorragende Arbeit geleistet. „Diese ganze Mühe hättet ihr euch doch nicht machen müssen...“: setzte Tarrior an, doch der Schmied unterbrach ihn. „Jetzt versucht euch nicht um die Bezahlung zu drücken“: feixte er und lächelte. „Ich ahnte bereits, dass der Auftrag wichtig wäre, deshalb hatte ich mich beeilt. Achso ich hörte von dem, was ihr dort in der Mine getan hattet. Dafür gewähre ich euch natürlich einen kleinen Rabatt. Ein Wunder das ihr es mit dieser dünnen Chitin-Haut überhaupt gegen diese rothwardonischen Hunde geschafft habt“: erzählte ihm der Schmied. „Ich danke ihnen. Es ist eine ausgezeichnete Arbeit geworden. Wie viel wird es mich kosten? Rechnen sie die kleine Schnelligkeitsprämie ein“: kam er wieder auf die Kernfrage zurück. Meldor überlegte einen Moment. Sein Gesicht nahm einen großmütigen Ausdruck an. „Entscheiden sie, was ihnen meine Arbeit wert gewesen ist“: überließ er die Entscheidung Tarrior. Jetzt hatte der Bosmer ihn schon zum zweiten Mal in kürzester Zeit überrascht. Tatsächlich war er von der Leistung überzeugt gewesen, doch kam bei dieser Gelegenheit wieder seine dunkle Seite durch.
Er nahm sich seine Belohnung für die Befreiung der Mine und öffnete den Beutel. Meldors Augen wurden schon in Aussicht einer großzügigen Entlohnung so groß, wie es der prall gefüllte Beutel war. Mit einem gewissen Maß an durchscheinender Freude an der Grausamkeit fischte er zwanzig Draken aus dem Säckchen und legte sie dem Bosmer auf die Theke. „10 Draken für die Reparatur und 10 weitere Draken für die Eile“: sagte er knapp und schnappte sich schnell seine Rüstung, bevor der Bosmer protestieren konnte. Doch der Schmied machte zunächst keine Anstalten dazu. Scheinbar hielt er das für einen schlechten Witz. Erst als Tarrior das Gold wieder verstaute und sich in Richtung Tür umwandte, kam Bewegung in Meldor. „Was soll das hier werden?!“: fragte er mit quiekender Stimme. „Ihr habt mir die Höhe eurer Bezahlung freigestellt“: antwortete er knapp und öffnete die Tür. „Das könnt ihr doch nicht einfach tun! Das ist ja ungeheuerlich. Das widerspricht jeder guten Sitte“: schrie ihm der Waldelf mit überschnappender Stimme hinterher, als er den Laden verließ. „Ihr könnt doch nicht einfach so gehen. Seht mich gefälligst an“: verlangte der Bosmer. Tarrior ignorierte ihn zunächst, verstaute die Rüstung und band Fryrr los. „Ihr habt es mir freigestellt. Ich musste euch nur soviel zahlen, wie ich der Meinung war, das eure Arbeit wert sei“: wies er berechtigterweise jede Schuld von sich. „Aber das ist nicht üblich. Das ist eine Frechheit und eine Beleidigung!“: ließ Meldor verlauten. Tarrior stieg inzwischen auf den Rücken des Guars und tätschelte den großen Kopf des Tieres. „Nein eine Beleidigung wäre es gewesen, wenn ich euch gar nichts bezahlt hätte“: erklärte Tarrior todernst. Irgendwie bereitete ihm das jede Menge Spaß. „Und ob es das war. Das ist absolut sittenwidrig, unerhört, reiner Betrug und einfach unfair“: moserte der Schmied weiter.
Tarrior setzte ein kleines Lächeln auf. „Tut mir leid werter Meister Schmied, aber so ist nun einmal Haus Hlaalu“: sagt es, drückte Fryrr die Stiefel in die Flanken und war im nächsten Moment auch schon weg. Meldor der Schmied blieb in einer Staubwolke zurück. Tarrior, der nun endlich wieder guter Stimmung war, hielt auf das Nordtor von Balmora zu. Er würde es passieren und der Straße weiter in Richtung Norden folgen und dann wäre er in zwei bis drei Stunden in Caldera. Seine Plantage rückte langsam näher. Er konnte es kaum erwarten.
Westspalte, Caldera, Shenks Schaufel / Halle des Regenten
„Banditen! Warum mussten es auch ausgerechnet Banditen sein? Leidet Vvardenfell nicht schon unter genug anderen Problemen?“: diese und andere Fragen stellte sich Tarrior in den nächsten Augenblicken. Er blickte an sich herab. Blut hob sich vom weißen Chitin seiner Rüstung ab. Er schüttelte den Kopf. Da überrannten schon die Deadra die ganze Insel und trotzallem lungerten noch immer Banditen herum. Er konnte es wirklich nicht fassen. Zu seinen Füßen fanden sich zwei Tote. „Und nicht einmal gepanzert, aber eine riesige Sauerei“: fluchte der Dunmer innerlich. Den einen Halsabschneider, ein Kajhit, hatte er mit der Klinge mehrere Schnitte im Bauchbereich verpasst, was ihm etwas Zeit verschafft hatte. Sein Partner, ein Kaiserlicher, hatte es dann mit einem kleinen Dolch versucht. Tarrior beseitigte dieses Problem, in dem er mit einem Feuerzauber das halbe Gesicht des Menschen weg brannte. Die Katze war geschockt gewesen und hatte eine Lücke offenbart. Mit seinem Langschwert umging er den eisernen Kriegshammer und setzte einen Stich in die Kehle. Das Blut war gespritzt und hatte seinen Brustpanzer von oben bis unten eingesaut. Er hasste so etwas. Er zuckte mit den Schultern und unterzog die Leichen einer kurzen Untersuchung und fand tatsächlich einen kleinen Beutel mit ungefähr 50 Septimen und einigen Edelsteinen. „Keine besonders reichhaltige Beute“: befand er und spuckte auf die Toten. Caldera war am Horizont bereits in Sicht gekommen. Die Diebe waren keinesfalls mutig gewesen, sondern nur abwägend, dass sie ihn so kurz vor der Stadt überfallen hatten. Die Gefahr von der Stadtwache erwischt zu werden, hatten sie wohl in Kauf genommen um sich vor den Deadra zu schützen, denn Tarrior hatte in der Nähe ein Oblivion-Tor entdeckt. Ein Rudel Clanbanne hatte es umschlichen, aber ansonsten war ihm nichts Besonders aufgefallen. Er hatte keine besondere Lust verspürt, dass Tor schließen zu wollen. Seit Cyrodiil war er von diesem Wahnsinn geheilt. „Einmal und nach Möglichkeit sobald nicht wieder“: legte er für sich fest. Sein Zuhause befand sich im Hinterland von Caldera. Dort hinzugelangen, hatte im Moment Priorität. Er schwang sich zurück auf Fryrrs Rücken, der sich während des Kampfes entfernt hatte und ritt wieder in Richtung der kaiserlichen Siedlung. Nach nur einer knappen Viertelstunde hatte er sie dann auch erreicht. Er war überrascht auch hier vor einem Tor zu stehen.
Selbst hier hatte man zwischen den Türmen ein notdürftiges Tor aufgezogen. Er blickte nach links und nach rechts. Die niedrige, eher dekorative, Stadtmauer war erweitert worden. Sie war jetzt etwas höher. Tarrior war sich aber sicher, dass sie vor einem ernst gemeinten Angriff nicht mehr schützen würde, als ein mickriger Holzzaun. Für Caldera war aber der hiesige Statthalter verantwortlich. Er zuckte mit den Schultern. Das ging ihn nichts an. Er hätte Gilluk und die Leute auf seiner Plantage sowieso nicht hierher geschickt, sondern gleich nach Balmora. Das hätte er auch getan, selbst wenn die Verteidigungsanlagen besser ausgebaut gewesen wären bzw., im Falle einer ernsthaften Stadtmauer, überhaupt vorhanden. Die Minenstadt befand sich in einer außergewöhnlich schlechten strategischen Position. Sie lag mitten in einer Ebene, aber eingekeilt zwischen zwei Bergketten im Osten, sowie im Westen. Flüchtlinge konnten nur über die langen Wege nach Norden und Süden fliehen. Der schmale Streifen der Ebenen würde aber schon ausreichen um die Siedlung komplett zu umschließen. Wäre die Stadtmauer selbst hoch genug gewesen um anständig Schutz zu bieten und auch besetzt werden zu können, wären außerdem nicht genug Leute zur Verteidigung da gewesen. Selbst die „Burg“ des Stadthalters war mehr ein Witz, als eine wirkliche Verteidigungsanlage. Die Deadra würden sie in Windeseile erstürmen. Sollten diese Dämonen tatsächlich Maar Gan zerstören, dann die Wächter am Pass überrennen und es somit in die Westspalte schaffen, würde Caldera vermutlich nicht einen Tag überstehen. Die Siedlung würde als erste fallen. Und wenn Tarrior den hiesigen Ratsherr richtig einschätze, dann würde dieser gewiss als erster die Flucht nach Balmora antreten. „Es wäre das Beste, sie würden die Stadt evakuieren und nur die Verteidiger zurücklassen“: fand er, aber die strategischen Planungen sollten andere treffen. Er war ein Ratsherr ohne eigene Stadt, also konnte ihm das getrost egal sein. Seinen Besitz würde er nach Vivec schaffen und seine Leute zunächst nach Balmora. Sollten die Deadra die ausgestorbene Plantage doch ruhig niederbrennen. Wäre diese kleine Evakuierung abgeschlossen, dann hatte er seinen Teil beigetragen. Die kaiserlichen Wachen ließen ihn nach einer kurzen Überprüfung passieren. Sie waren ohnehin eher damit beschäftigt einen großen Karren eines anderen Reisenden zu überprüfen, der offensichtlich lebende Fracht geladen hatte. Riesenratten soweit er das erkennen konnte. Das Wort „Feldverpflegung“ wehte zu ihm hinüber und plötzlich bekam er einen leichten Anfall von Übelkeit, der seinen bisherigen Hunger wie wegwischte. „In Kriegszeiten muss man nun einmal mit dem leben, was man bekommt“: meldete sich sein logischer Verstand. Sein Magen bewertete das jedoch anders. Gewiss mussten es auch für ihn nicht die feinsten Speisen sein, aber Fleisch von Ratten, war für Tarrior in etwa so gut zu essen, wie gegrillter Goblin. Er stieg von Fryrr ab. Diesmal ersparte er es sich, ihn anzubinden. Der Guar würde gewiss nicht einfach verschwinden. Er schluckte den Ekel herunter und verschwand dann in Shenks Schaufel.
Die Herberge lag zum Glück gleich hinter dem Ortseingang. Man kannte ihn hier. Es war erstaunlich. Größtenteils saßen die gleichen Leute wie immer hier, obwohl er einige harte Trinker und Bergmänner vermisste. Der mit den Jahren gealterte Wirt sah von seiner Theke auf, als der Dunmer eintrat. „Sieh einer an, wen uns Hammerfells Winde nach so langer Zeit wieder hergeweht haben“: rief er als Begrüßung quer durch den Raum. Einige Besucher sahen von ihren Würfelspielen und ihren Humpen auf und grölten mehr gezwungen, als wirklich freiwillig eine Begrüßung. Er ging zur Theke. „Mein Gott. Dich habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht gesehen“: sagte der Wirt und stellte schnell, aus alter Gewohnheit, eine Flasche Sujamma bereit. Tarrior schüttelte jedoch den Kopf und lehnte dankend ab. Der verwunderte Blick, den Shenk ihm zu warf, entging ihm dabei nicht. „Ich war jetzt einige Zeit in Cyrodiil. Ich habe mehr erlebt, als ich hier in kurzer Zeit erzählen kann“: erklärte er seine lange Abwesenheit. „In Cyrodiil, der kaiserlichen Provinz? Das ist ja ganz schön weit weg. Aber nun gut Vvardenfell ist ja auch der Nordostarsch von Tamriel“: sagte der Wirt und lachte beim letzten Satz. Tarrior schmunzelte nur leicht. Plötzlich fühlte er doch ein gewisses Verlangen nach ein oder zwei Gläschen des einheimischen Alkohols. Glücklicherweise war die Flasche bereits weg, ansonsten wäre er gewiss in Versuchung gekommen. Stattdessen leckte er sich über die Lippen und stellte sich den Geschmack vor. „Es ist gut, das du wieder hier bist. Du glaubst gar nicht, was hier schon für wilde Gerüchte kursierten. Die werden jetzt hoffentlich aufhören“: redete Shenk wieder weiter, als er merkte, dass von seinem Gast wohl kein Wort kommen würde. Der Dunmer unterbrach das gedankliche Trinken und ging auf Shenks Bemerkung ein: „Was sollen denn das für Gerüchte sein?“ Shenk lachte, bevor er zu einer Antwort ansetzte: „Eigentlich eine total verrückte Geschichte. Ich frage mich wirklich, wer sie damals in die Welt gesetzt hat.“ Doch dann wurde der Rothwardone unterbrochen. Ein raues Lachen erschallte neben ihm. Ein Kaiserlicher mit vom Blut unterlaufenen Augen schaute die Beiden an. Ein Lächeln entblößte löchrige Zahnreihen. „Wenn ich mich recht erinnere, warst du es selbst. Du alter Gauner hast dich darüber beklagt, dass dein bester Kunde plötzlich nicht mehr aufgetaucht ist. Dabei ziehst du mir doch jeden Tag meine paar Septime aus der Tasche“: gab der Kaiserliche, scheinbar ein alter Minenarbeiter, von sich. Shenk wurde rot und kratzte sich verlegen am Kopf.
„Nunja ähm. Ich habe nichts weiter als die Vermutung geäußert, das du vielleicht tot bist Tarrior. Das die anderen Betrunkenen hier das als Anlass nehmen um daraus eine Verschwörungsgeschichte zusammen zu basteln, dafür kann ich auch nichts“: versicherte der Rothwardone ihm schnell, das er nur am Rand damit zu tun gehabt hatte. Wieder erschall das raue Lachen. „Dann darauf das der verlorene Sohn zurückgekehrt ist, du alter Gauner“: sagte es und leerte den Humpen in einem Zug. Im nächsten Moment war ein Poltern zu hören. Der Kopf des alten Mannes war auf der Theke gelandet. Schnarchend verharrte der Kaiserliche in einer halb liegenden Position. Tarrior verdrehte die Augen. „Und was ist das nun für eine Geschichte?“: fragte er Shenk, der wohl jetzt erst merkte, dass er noch eine Erläuterung schuldig war. „Also weil du doch solange nicht mehr aufgetaucht warst, hatte sich das Gerücht durchgesetzt, das du vielleicht hops gegangen bist. Und weil dieser Argonier, den du kennst, sich danach auf deiner Plantage eingenistet hat und neben ihm noch andere Argonier und Kajhit in den Tagen und Wochen danach kamen, haben die Leute hier doch ernsthaft geglaubt, dass er dich umgebracht hätte. Genauer gesagt haben die Leute sich ausgemalt, das er dich bei lebendigen Leib gehäutet, getötet, gekocht und dann mit seinen Tiermenschenfreunden, nach einem alten argonischen oder kajhitischen Ritus, gegessen hätte. Und da du die ganze Zeit nicht wieder auftauchtest, verstärkte sich dieses Gerücht mit der Zeit. Denn leider war ein Jugendlicher als Teil einer Mutprobe volltrunkenen zu deiner Plantage getorkelt. Er sollte bei den Kannibalen, die ja jetzt dort leben sollten, ein Fenster einwerfen. Angeblich hatte er dutzende abgehackte Köpfe auf dem Feld herumliegen sehen und war sofort alarmiert hierher zurückgekommen. Es waren aber schlussendliche nur die Kürbisse auf deinen Feldern. In der Nacht warf der Mond nur schwaches Licht. Die Sache war den Gerüchten aber nicht abträglich, eher im Gegenteil. Und dann natürlich begann nur zwei Wochen später der Bau der Mauern“: erzählte Shenk und innerlich wechselten sich bei Tarrior Kopfschütteln und breites Grinsen ab. Nach außen zeigte er bis zum letzten Satz keinerlei Regung. „Was für eine Mauer?“: fragte er. „Interessante Sache. Ich glaube dein Anwesen ist mittlerweile besser gesichert, als die Stadt. Erst war es nur eine einfache, aber hohe Palisade. Dann haben die Tiermenschen und deine dunmerischen Knechte Steine herbei geschleppt und damit die Palisade verstärkt. Zum Schluss wurde das ganze noch verputzt und jetzt wirkt es fast, wie eine kleine Festung“: führte der Wirt aus. Tarrior lächelte. Gilluk hatte sein Anwesen befestigen lassen. Die Bemühungen des Argoniers waren aber umsonst gewesen.
Die Plantage würde geräumt werden. Die Deadra würden vielleicht zunächst nicht hinein kommen, aber sie selbst konnten dann auch nicht mehr entkommen und gewiss würden die Dämonen aus Mehrunes Dagons Reich nicht lange fackeln und so ein kleines Hindernis mit kompromissloser Gewalt ausradieren. Zumindest würde er es so handhaben. Das war die Hammerschlagmethode. Sie ging am schnellsten. Warum sollte man sich lange mit etwas derart unwichtigem aufhalten. Setzte man gleich mehr Gewalt als notwendig ein, dann war es mit einem Schlag weg und man konnte schnell fortfahren. Bei den Gedanken an seine Plantage bemerkte er, dass er schon mehr Zeit vergeudet hatte, als er eigentlich vorgehabt hatte. Schließlich wollte er endlich nach Hause, hatte hier aber noch etwas zu erledigen. „Es scheint wir haben uns verredet Shenk. Es war schön dich nach der Zeit mal wieder zu sehen, aber ich muss hier noch einige Dinge in der Stadt erledigen und dann will ich nichts wie nach Hause“: erklärte Tarrior. Der Rothwardone verzog enttäuscht das Gesicht. „Du willst doch nicht etwa schon gehen? Ich hatte gehofft, du könntest etwas über deine Reise in Cyrodiil erzählen. Schließlich reist man ja nicht mal ebenso von Vvardenfell ins Zentrum des Kaiserreichs. Außerdem habe ich schon so lange nichts von außerhalb gehört. Caldera ist ein richtiges Provinznest - nur Durchreisende und die ständig besoffenen Minenarbeiter. Da dürstet es einen nach jedem Reisebericht“: verlangte der Rothwardone einen Bericht von Tarrior. Der Dunmer wollte sich nicht darauf einlassen: „Shenk du kennst mich jetzt schon eine ganze Weile. Ich sage es dir deshalb im Guten. Ich war jetzt monatelang auf Reisen. Leider war das nur in den seltensten Fällen wirklich angenehm. Ich sehne mich nach meiner Plantage. Ich fühle mich, als könnte ich einen ganzen Tag oder länger in meinem weichen Bett auf dem Anwesen schlafen. Mein Körper verlangt regelrecht danach. Und das Einzige was noch zwischen mir und einem tiefen Schlaf liegt, sind du und die Dinge, die hier in Caldera noch auf mich warten. Und da ich diese Erledigungen nicht verschieben kann, werde ich mich gewiss nicht noch mit dir auseinander setzen. Und wage es ja nicht, jetzt noch ein Wort zu sagen. Ich bin nicht dazu in Stimmung.“ Als Tarrior von dem armen Wirt abließ, war der nicht einmal zu einer Verabschiedung imstande, aber das war auch nicht nötig. Tarrior verließ wortlos die Taverne und wandte sich der Halle des Stadthalters zu.
Der Telvanni hatte dort seine Dagoth-Artefakte für ihn hinterlegt. Womöglich hing der Stadthalter, der selbst ratsintern schon als korrupt bezeichnet wurde, mit Behram Meradanz zusammen. Der Hexer schien sowieso überall seine Finger im Spiel zu haben, da würde ihn so etwas nicht überraschen. Odral Helvi war schon damals wegen seiner dunklen Geschäfte aufgeflogen. Der einzige Grund warum er noch immer Caldera regierte, war eine mehr als großzügige Spende an das Haus, jeden einzelnen Ratsherren und den Tempel und natürlich eine hohe Strafzahlung. Die massive Holztür zu den Hallen war schwer bewacht. Ganze drei Wachen hatten Aufstellung bezogen. Wieder einmal wollte man ihm den Zugang verwehren. „Was ist bloß aus Morrowind geworden? Das ist eine Farce. Jetzt muss sich ein Ratsherr schon behandeln lassen, wie ein gewöhnlicher Krimineller oder vermeintlicher Verräter“: dachte er missgestimmt. Da er die ganze Sache schnell hinter sich haben wollte, hielt er schon seinen Goldbeutel griffbereit. Da trat jemand in einem grünen Wams nach draußen. Er trug cremefarbene Seidenhosen und ein Paar elegante Schuhe. Ein Dunmer wie er auch, bloß ohne Haare. „Ihr seid Tarrior Gildres nehme ich an“: fragte ihn der Dunmer. „Das ist korrekt“: antwortete er. „Dann kommt bitte mit. Ich bin der Majordomus von Stadthalter Hlaalu Odral Helvi. Seid mir gegrüßt“: begrüßte er ihn nun formell und schleuste ihn an den Wachen vorbei. „Verzeiht bitte diese Unannehmlichkeiten, aber bei den ganzen Kultisten, die sich überall einschleichen, kann man nicht vorsichtig genug sein“: entschuldigte er sich für die erhöhte Sicherheit. „Ihr habt mich ja durchgebracht. Ich würde gerne mit eurem Herrn sprechen“: äußerte Tarrior sein Anliegen. Der Majordomus rückte näher an ihn heran. Tarrior fand das unsinnig, denn es war niemand zu sehen, aber der Mann wollte wohl auf nummersicher gehen. „Nein. Mein Herr ist es nicht, zu dem ihr wollt. Ihr kommt doch gewiss wegen eurer Belohnung?“: offenbarte sich der Mann als Diener des Telvannis. „Ah ich sehe ihr seid überrascht. Ich bin euer Kontakt hier. Habt keine Sorge. Ich habe die Kisten weder angerührt, noch hat jemand anders außer mir sie überhaupt gesehen. Ich erfülle meine Aufgaben zuverlässig. Dafür erhalte ich schließlich auch einen großzügigen Lohn“: erklärte sich der Dunmer. Tarrior schalte sich einen Narren: „Natürlich. Behram würde wohl kaum jemanden wie den Ratsherren und Stadthalter für seine Pläne benutzen. Der wäre selbst viel zu einflussreich um ihn kontrollieren zu können. Den Diener im Hintergrund zu manipulieren, wäre viel sicherer und effektiver.“
Sein Gesicht nahm nach der kurzen Überraschung einen gleichgültigen Ausdruck an. „Und wo sind diese Kisten?“: fragte Tarrior. „Folgt mir“: sagte der Majordomus nur und war bereits auf dem Weg. Er selbst folgte direkt hinter ihm. Sie verließen die Haupthalle und gingen in den hinteren Teil der Halle. Sein Führer öffnete eine Tür, hinter der eine Treppe zum Vorschein kam. Der Majordomus entzündete eine Fackel, die in einem Halter an der Wand steckte und benutzte sie um ihren Weg zu erleuchten. Die Treppe führte ins Innere des Hügels, auf dem man die Halle errichtet hatte. Sie erreichten bald ein großes Kellergewölbe, das vollgestellt war mit allen möglichen Dingen. Von Kisten, über Fässer, Weinfässer und große Stapel von Stoffen und Säcken fanden sich hier verschiedenste Güter. Er führte Tarrior durch das Gewölbe, bis sie eine große Tür erreichten. Zwischen den einzelnen Brettern und den beiden Torseiten schien Tageslicht in den Raum. Der Majordomus zog einen großen Schlüssel aus seinem Gewand und schloss das Tor auf. Tarrior hielt derweil die Fackel. „Das hier ist der Vorratskeller. Diese Tore sind der Zugang für die Waren. Wir befinden uns an der Seite des Hügels. Eine kleine Nebenstraße führt wieder in die Innenstadt von Caldera. Draußen wartet ein Fuhrwerk mit zwei Guars, ebenfalls von Meister Meradanz für euch bereitgestellt“: erklärte ihm der Schlossverwalter. „Und wo sind die Kisten?“: wollte er wissen. Der Mann nahm ihm die Fackel aus der Hand und beleuchtete einen Kistenstapel direkt neben dem Tor. Mit roter Farbe wurde ein Skarabäus darauf gemalt. „Ein Dwemer-Symbol. Meister Meradanz verwendet es, um seine Waren zu markieren. Darin findet sich eure geforderte Belohnung. Ihr müsst ja wissen, was es ist. Die Kisten werdet ihr allein auf das Fuhrwerk laden müssen. Ich lasse euch nun allein. Sobald die Kisten diesen Kellerraum hier verlassen, habe ich mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun. Und nun entschuldigt mich“: zeigte er ihm die Artefakte und verabschiedete sich dann. Dass er jetzt ganz alleine die ganzen Kisten verladen sollte, passte ihm zwar gar nicht in den Kram, aber er versuchte das Positive dabei zu sehen: Es gab niemanden, der gefährliche Fragen stellen konnte. Glücklicherweise waren die Kisten leichter, als sie zuvor den Eindruck gemacht hatten. Das lag vermutlich daran, dass sie gut durchmischt waren. Es fanden sich ebenso viele schwere handfeste Dagoth-Artefakte und Kultobjekte des Kults des Sechsten Hauses, wie aber auch verschiedenste Unterlagen und Bücher. Manche davon waren hunderte von Jahren alt und stammten noch aus der Zeit, als Haus Dagoth noch ein angesehenes Fürstenhaus gewesen war. Sozusagen befand sich in diesen Kisten alles, was Tarrior von Haus Dagoth nach dem Fall des Roten Berges hatte retten können. Man hatte ihn damit erpresst, aber gewiss würde er sie jetzt nicht einfach aufgeben und die Dinge zerstören, nur um sich größere Sicherheit zu verschaffen. Der Inhalt der Kisten musste gerettet werden, auch wenn das bedeutete, sie nach Vivec in Sicherheit bringen zu müssen.
Nach etwa einer halben Stunde hatten sich die Kisten von dem düsteren Kellerverlies auf das Fuhrwerk verschoben. Er zog eine Plane über die Kisten und sicherte die ganze gestapelte Konstruktion mit Seilen. Als er damit zufrieden war, ließ er den Wagen erst einmal zurück. Die Zug-Guars waren angebunden und konnten sich nicht mit seiner Fracht aus dem Staub machen. Er schloss nur noch die beiden Kellertore und ging dann zurück zu Shenks Schaufel um Fryrr zu holen. Der Guar, der jetzt doch eine ganze Weile allein gewesen war, kam ihm entgegen gelaufen. Tarrior streichelte dem Tier über die breite Schnauze und zog es mit sich zurück zu dem Fuhrwerk. „Ich muss nur noch in die Magiergilde, dann können wir aufbrechen. Es wird nicht lange dauern“: mit diesen Worten spannte er seinen Reit-Guar ebenfalls vor das Gespann und ließ es abermals zurück. Dann wandte er sich in Richtung der örtlichen Magiergilde. Er musste noch ein paar Informationen einholen.
Westspalte, Caldera, Magiergilde
Tarrior war ein ums andere Mal wieder überrascht, wenn er daran dachte, das eine kleine Siedlung wie Caldera über ihre eigene Magiergilde verfügte, aber es interessierte ihn nicht. Er war nur ein niederrangiges Mitglied. Sollten die hohen Herren die Entscheidungen fällen. Er zahlte seinen Mitgliedsbeitrag und wurde mit dem Tagesgeschäft in Ruhe gelassen. Doch hin und wieder erwies sich die Mitgliedschaft auch zu seinem Vorteil. Es war nämlich einfacher an Informationen über andere Gildenmitglieder heranzukommen. Der Verdacht, der Gilde schaden zu wollen, lag da nicht so nahe. Dass Caldera sich in seiner Abwesenheit verändert hatte, zeigte sich jetzt erneut. Aus dem Fenster des Lagerturms des Gildengebäudes hing plötzlich ein seltsames Banner. Das Symbol auf dem Banner stellte ein Auge mit gekreuzten Schwertern dahinter dar. Das Symbol und der Rand des ansonsten weißen Banners waren blau. In deadrischen Schriftzeichen hatte man unterhalb des Auges einen Sinnspruch eingestickt. „Kampf der Magie durch die Magie“: murmelte Tarrior. Er verschwendete an diese Begebenheit nur einen kurzen Moment, dann betrat er auch schon das Gildengebäude. Die Ansicht im Inneren überraschte ihn jedoch noch mehr. Statt der ansonsten eher biederen und einschläfernden Atmosphäre, die sonst vorherrschte, war alles in emsiger Bewegung. Man hatte mitten im Raum eine große Fläche für Kampfübungen frei geräumt. Und Zielscheiben und Strohpuppen aufgestellt, an denen die Magier eifrig ihre Fähigkeiten trainierten. Er erkannte Rüstungsständer und Waffenständer, die mit Schwertern und Zauberstäben bestückt waren. Auch hier in der Gildenhalle hingen diese seltsamen Banner. Während er noch staunend begriff, dass die ursprüngliche Magiergilde einem militärischen Lager gewichen war, wurde jemand auf ihn aufmerksam. Ein Kaiserlicher in einer stählernen Rüstung, dessen Kopf halb von einer blauen Kapuze verdeckt wurde, kam auf ihn zu. „Seid willkommen. Neue Rekruten können wir immer gebrauchen. Wir haben aber keine Zeit euch noch die Grundbegriffe der Magie zu lehren. Ihr müsst schon über gewisse Fähigkeiten verfügen. Wenn das der Fall ist, könnt ihr euch sofort einschreiben“: begrüßte ihn der Mann in einem militärisch-direkten Tonfall. „Verzeiht, aber was ist das alles hier?“: fragte Tarrior. Jetzt sah der Mann ihn verwirrt an. „Wir sind der magische Widerstand in diesem Krieg. Wir sind diejenigen, die den Deadra ihre dämonischen Hinterteile wegbrennen werden, wir sind Heiler, Verteidiger und Vernichter der deadrischen Magie. Wir sind die Kampfmagier der Magiergilde. Ihr befindet euch hier in einem Stützpunkt der „Liga der magischen Gewalt“. Wir sind für Ost-Vvardenfell zuständig. Von Seyda Neen bis Gnaar Mok sorgen wir dafür, dass die Verteidiger magische Unterstützung bekommen. Aber was wollt ihr hier, wenn ihr das überhaupt nicht wisst?“: erklärte der Kaiserliche, scheinbar ein Kampfmagier höheren Ranges. „Ich suche ein Mitglied der Magiergilde und hatte gehofft die örtlichen Gildenbrüder könnten mir helfen“: erzählte Tarrior ihm sein Begehren.
„Gildenbrüder! Wenn ich das schon höre. Die Magier in dieser Niederlassung sind alles Feiglinge. Ihr findet sie oben. Sie wollen sich nicht an unserer Mission beteiligen. Der Magierrat hätte es nicht einfach freistellen sollen. Jeder Magier hätte verpflichtet werden müssen um gegen die Deadra zu kämpfen. Wie gesagt die Treppe rauf und dort hängen diese Weichlinge herum. Entschuldigt mich, aber ich muss mich um ernsthafte Bewerber kümmern“: zog der Kampfmagier über die örtlichen Gildenbrüder her. Tarrior war das egal. Er war nicht angesprochen worden und er hatte die gewünschte Auskunft erhalten. Sollte der Kaiserliche doch meinen, was er wollte. Tarrior schob sich an dem Trainingsplatz vorbei und begann dann mit dem Aufstieg der Treppe. Tatsächlich fand er oben die eigentlichen Gildenmagier. Doch er konnte seinen Augen nicht trauen, als er einfache Strohlager entdeckte, auf denen sie scheinbar nächtigen mussten. Erstaunt blickte er sich um. Auch mit dem Platz war es nicht weit her. Der Alchemist hatte gerade genug Platz für seine Gerätschaften. Den Rest nahmen Regale mit Zutaten, Büchern und anderen Vorräten ein. Dann gab es noch einen Tisch mit ein paar Stühlen, ansonsten war es das. Den restlichen freien Platz teilten sich acht zusammengepferchte Magier. Tarrior stand mit offenem Mund auf der letzten Stufe. „Das sind ja Bedingungen, die nicht einmal mehr den Armen zuzumuten wären“: fand er. Einem Magier war dies keineswegs angemessen. „Willkommen in der Magiergilde von Caldera. Ich weis das es etwas beengt ist, aber fühlt euch trotzdem so wohl, wie es euch möglich ist“: wurde er begrüßt. Er blickte sich nach dem Sprecher um. Er hatte in seinem Staunen gar nicht gemerkt, dass einer der Magier auf ihn zugekommen war. Er trug eine grüne Robe mit goldenen Stickereien. „Erzählt mir bitte nicht, dass ihr alle hier oben zusammen haust“: brach es aus dem Dunmer heraus. Der Magier, ein grauhaariger Bretone mit Halbglatze, brachte ein verunglücktes Lächeln zu Stande. „Ein trauriger Zustand ich weis. Doch leider haben diese Barbaren da unten, die sich selbst mehr schlecht als recht als Magier bezeichnen, hier jetzt das Sagen“: erklärte ihm der Bretone und schaute mit bösem Blick die Treppe hinab.
„Genau wer sind die eigentlich?“: wollte Tarrior wissen. „Das sind Mitglieder einer dieser sogenannten Ligen. Es fing mit Ausbruch der Krise an. Da schlossen sich einige Kampfmagier freiwillig zu einer Gruppe zusammen um gegen die Deadra zu kämpfen und nannten sich magische Liga. In einigen Provinzen erzielte dieser Kampfverband Erfolge und der Magierrat beschloss die offizielle Gründung besonderer magischer Kampfverbände, neben denen der Legion. Da ganz Tamriel angegriffen wird, hat man das bedrohte Gebiet in mehrere Zonen eingeteilt. Die Kampfmagier wurden dann auf einzelne kleinere Ligen aufgeteilt um diese Gebiete abzudecken. In Ost-Vvardenfell ist die „Liga des brennenden Auges“ und in Süd-Vvardenfell die „Liga des steinernen Drachen“ aktiv. Wir hier sind leider mit der „Liga der magischen Gewalt“ gestraft. Das sind absolute Fanatiker. Seid sich aus unserer Gildenhalle keine Magier ihrer Kampftruppe anschließen wollten, werden wir hier drangsaliert. Die Liga hat sich hier eingenistet, verfügt dass wir unsere Wohnräume räumen und uns dazu gezwungen, hier oben zusammen zu kriechen“: erläuterte der Magier die Zusammenhänge. „Verzeiht. Was ist eigentlich euer Begehr?“: fragte der Mann, als bemerkte, dass er Tarrior die ganze Zeit nur mit seinen eigenen Problemen in den Ohren gelegen hatte. „Mein Name ist Tarrior Gildres. Ich bin ebenfalls ein Gildenbruder. In der Gildenhalle in Balmora kennt man mich. Ich bin auf der Suche nach einem anderen unserer Mitglieder. Aber sagt, wieso lasst ihr euch das hier gefallen“: wollte Tarrior jetzt interessehalber wissen. „Per Gildenedikt können die Ligen frei über das Gildeneigentum verfügen. Sie können zwar die anderen Gildemagier nicht zwangsverpflichten, aber sie ansonsten herumkommandieren, wie sie lustig sind. Diese verflixten Fanatiker. Ihr müsst wissen, dass die Führungsriege dieser Liga aus Leuten besteht, die ihre Familie oder gute Freunde durch die Deadra verloren haben. Die sind nicht ganz bei sich und ordnen ihrer persönlichen Rache alles unter. Die armen Teufel, die sich ihnen anschließen, werden genauso gnadenlos in den Kampf geworfen, wie die Fanatiker es selbst tun. Das muss man ihnen aber auch zugute halten. Diese Kerle kämpfen bis zum letzten Atemzug.“: erklärte der Bretone die missliche Lage.
„Ich bin übrigens der örtliche Gildenführer. Mein Name ist William Normand. Ich vertrete Emelia Duronia. Sie ist zurzeit in Vivec. Was ist das für eine Person, die ihr sucht?“: stellte er sich dann im Anschluss vor. Noch bevor Tarrior eine Antwort auf die Frage geben konnte, polterte eine Stimme hinter ihm los: „Gildenführer das ich nicht lache. Ihr solltet euch schämen, euch überhaupt Magier zu nennen. Die tapferen Kämpfer an der Front werden von der deadrischen Magie bedroht und verfügen selbst nur über geringes magisches Potential. Für jeden Magier der Gilde müsste es eine Selbstverständlichkeit sein, diesem Dämonenabschaum mit der Magie Nirns entgegenzutreten. Also jammert nicht über die Zustände unter denen ihr jetzt lebt. Die Verteidigung Vvardenfells hat Vorrang und damit hat die Ausbildung und Unterbringung unserer Kampfmagier höhere Priorität. Ihr könntet ja auch wieder eure Wohnräume beziehen, sofern ihr endlich vernünftig werdet und uns unterstützen wollt.“ Es war der gleiche Kampfmagier, der ihn schon beim Hereinkommen belästigt hatte. Normand überging die Unterbrechung. Der Kampfmagier wandte sich wieder dem Training einiger junger Magier zu, die dabei waren Trainingspuppen mit Eiszaubern zu spicken. „Ein unangenehmer Zeitgenosse. Sie haben ihn für das Anwerben und das Training neuer Mitglieder hier in der Gildenhalle gelassen. Der Großteil der Liga findet sich nördlich von hier am Pass und bereitet sich wohl darauf vor, die deadrischen Belagerer bei Maar Gan anzugreifen. Er selbst hat schon gesagt, dass er lieber kämpfen wolle, als hier sinnlos herumzusitzen, aber die Wahl hatte er wohl nicht und jetzt nutzt er jede Möglichkeit uns das Leben noch schwerer zu machen, damit er sich selbst besser fühlt. Ich verabscheue diesen Mann“: erzählte Normand ihm von dem Kampfmagier. „Doch nun sagt, wen sucht ihr?“: kam er dann wieder auf die Frage zurück. In diesem Moment fiel Tarrior gerade auf, dass er den Namen gar nicht parat hatte. Wie wild kreisten in seinem Kopf die Gedanken. Er konnte diesen vermaledeiten Namen unmöglich vergessen haben. Seit damals in Chorrol war zwar viel passiert, aber etwas derart Wichtiges konnte ihm doch unmöglich einfach entfallen sein. „Irgendein seltsamer Name war es. Irgendetwas Verrücktes“: überlegte der Dunmer. „Genau jetzt hab ichs“: rief er aus, ihm wurde aber erst einen Moment später klar, das er das laut gesagt hatte.
Der Bretone schaute ihn an, wie einen Verrückten. Tarrior räusperte sich. „Sein Name war mir für einen Moment entfallen. Ich suche einen Nord-Magier namens Jonicus der Verwirrte“: sagte er. „Jonicus? Ja ich erinnere mich. Er gehörte zur Gildensektion in Ald’ruhn. Im Auftrag der Gilde ermittelte ich die Opfer, als die Stadt von Deadra überrannt wurde. Der Nord befand sich zur Zeit des Angriffes nicht in der Stadt. Ich weis zwar nicht, warum ihr ihn sucht, aber ich kann euch leider nicht sagen, wo er sich im Moment aufhält. Als ich ihn das letzte Mal sah sagte er, dass er verfolgt werde, aber wolle nicht mit mir darüber reden. Aber ich wüsste, wen ihr fragen könntet - Alberich Schwarzherz. Er ist ein Deadra-Kundler aus Maar Gan und unterstützt soweit ich weiß, die dortigen Verteidiger. Die Beiden sind miteinander entfernt verwandt und verstehen sich gut. Nur ich weis davon. Wenn euch jemand sagen kann, wo ihr Jonicus findet, dann er“: teilte Normand ihm sein Wissen mit. „Das ist schon eine große Hilfe, habt Dank“: bedankte sich Tarrior. Im nächsten Moment wurde er von der Seite angerempelt. „Hey was soll das?“: fuhr Tarrior den Schubser an. „Was steht ihr auch im Weg rum? Seht ihr nicht, dass ich gerade schwer zu tragen habe?“: polterte ein Altmer zurück, der einen Haufen an verzierten Schalen und ein paar Bücher trug. Die Schalen waren eindeutig dwemerischer Machart. Tarrior machte einen Schritt zur Seite und ließ den Altmer passieren. Dieser begann Bücher und Schalen in ein freies Regal einzuordnen. „Das ist Farandil. Verzeiht ihm bitte seine schlechten Manieren, aber er ist über die derzeitigen Zustände hier ebenso wenig erfreut, wie ich. Er ist kurz vor dem Angriff noch aus Ald’ruhn herausgekommen. Er ist Dwemer-Forscher und musste leider den Großteil seiner Aufzeichnungen und einen Haufen an Artefakten in der Stadt zurücklassen und ist deshalb schon grundsätzlich schlechter Stimmung“: entschuldigte sich der Bretone für das Verhalten des Forschers. Tarrior winkte ab. „Ich muss sowieso aufbrechen. Habt nochmals Dank für eure Hilfe. Gehabt euch wohl“: verabschiedete sich der Dunmer. „Ihr ebenso“: seinerseits auch der Gildenführer. Tarrior verließ die Gildenhalle.
Das große, lange Banner am Turm flatterte im Wind. Er lächelte. Ihm war gerade eine nette Idee gekommen. Nachdem er sich umgeschaut hatte, ob auch niemand in der Nähe war, der ihn beobachten konnte, was glücklicherweise nicht der Fall war, konzentrierte er etwas Magie in seiner rechten Hand. Er hob seine Arm und zielte auf das blau-weiße Banner. Ein kleiner Feuerball entsprang der Handfläche und flog auf das Liga-Symbol der Kampfmagier zu. Augenblick fing der Stoff Feuer und begann langsam Stück für Stück abzubrennen. Tarrior lächelte und kehrte dann der Gildenhalle den Rücken. Er bog wieder in die Seitenstraße ein und machte die Zug-Guars los. Anstatt auf die Fahrerkanzel zu steigen, bestieg er Fryrr. Er drückte seine Stiefel in die Flanken seines Reittieres und es setzte sich in Bewegung. Die anderen beiden Guars mussten somit zwangsweise Folge leisten. Bald zogen alle drei an einem Strang und der Wagen nahm Fahrt auf. Er brachte das Gefährt auf die Hauptstraße und fuhr dann in Richtung Norden aus der Stadt. Hier erwies es sich als leicht zu passieren. Sinnfreierweise hatte man am Nordzugang zur Stadt noch kein Stadttor angebracht, obwohl die Deadra die Stadt aus der Richtung logischerweise zuerst angreifen würden. Aber Tarrior machte sich darüber keine Gedanken. Das brachte nichts.
Ein Stück fuhr er der Straße nach durch die, von blühenden Gräsern und Felsen dominierte, Landschaft. Er passierte die Weggabelung zu den Caldera-Minen, folgte noch ein Stück der Straße und steuerte das Fuhrwerk dann nach links auf die Wiese. Erst holperte es einen Moment, als sie durch die unebene Natur der Westspalte fuhren, doch dann fand er den ebenen Pfad, den er hatte anlegen lassen und der Wagen beruhigte sich wieder. Nur noch vereinzelte Steine ließen die Räder des Wagens kurz abheben und schüttelten ihn durch. Die Kisten waren glücklicherweise sicher verschnürt, ansonsten hätte er bestimmt schon eine von ihnen verloren. Da klares Wetter herrschte, konnte er gut am Horizont seine Plantage erblicken. Dank der neuen Wallanlage war sie kaum mehr zu übersehen. Er presste Fryrr die Stiefel nochmals in die Seiten und erhöhte somit abermals die Geschwindigkeit. Bald wäre er wieder zu Hause und dann konnte ihn nur noch eine Naturgewalt davon abhalten, sich den weichen Kissen seines Bettes zu übereignen.
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage
Es waren nur noch wenige Minuten gewesen und Tarrior war an seiner Plantage angekommen. Endlich nach so langer Zeit betrat er wieder sein Land. Die Felder waren in gutem Zustand. Den letzten Winter hatten sie offensichtlich gut überstanden. Arbeiter konnte er nur in der Entfernung ausmachen. Die dunmerischen Arbeiter, die er beschäftigte, wurden durch Argonier unterstützt. Scheinbar hatte Gilluk seine eigenen Leute mitgebracht. Der Argonier betrieb eine Plantage noch weiter nördlich, aber schien sich langsam hierher verlagert zu haben. Die Feldarbeiter waren gerade dabei den Boden aufzulockern. Es waren nur wenige. Der Rest musste hinter dem Herrenhaus zu Gange sein. Sein Herrenhaus mit den angeschlossenen Unterkünften und Wirtschaftsgebäuden hatte er im Zentrum seines Besitzes bauen lassen. Die Felder hatte er dann drum herum angelegt. Früher konnte er vom Hof aus, dass gesamte Gelände einsehen. Jetzt versperrte eine hohe Mauer die Sicht. Man hatte sie offensichtlich um sämtliche Gebäude herum errichtet. Was ihm auch sofort ins Auge fiel, war ein im Bau befindlicher Wachturm. Die Arbeiten schienen aber für heute nicht fortgeführt zu werden, zumindest war niemand zu sehen, der weiterbaute. Ein niedriger Torbogen, der von einem Holztor völlig ausgefüllt wurde, tauchte vor ihm auf, als er in das Herz des Komplexes, anders konnte man diese festungsartige Sicherung schon gar nicht mehr bezeichnen, fahren wollte. So war er gezwungen das Fuhrwerk zu stoppen und von Fryrr abzusteigen. „Das sind ja schon cyrodiilische Zustände hier“: dachte Tarrior missmutig, denn dort gab es auch überall Tore, die passiert werden mussten. Manchmal konnte das ziemlich lästig sein. Zumindest war seine Plantage damit abgesichert. Zerstörte Feldfrüchte konnten neu gesät werden und beschädigte Gebäude repariert oder neu gebaut werden, aber diese Mauern würden auch ihre Insassen schützen. Er trat an das Tor heran und ließ seine Faust mehrmals gegen das dicke Holz krachen und trat dann ein Stück zurück, doch das Tor wurde nicht geöffnet. Stattdessen vernahm der Dunmer Stimmen über sich.
Er trat noch einen Schritt zurück und blickte nach oben. Das Licht blendete ihn. Die Sonne hatte zwar ihren Zenit schon überschritten, aber stand noch weit oben. Ihr Licht fiel in seine Augen und hinderte ihn daran mehr zu sehen, als nur ein paar konturlose Umrisse. Dann ertönte eine schnarrende Sprache: „Was ist euer Begehren, Herr Dunmer? Dies ist keine Herberge und wir kaufen hier nichts, wir haben alles was wir brauchen. Habt ihr euch verirrt?“ Tarrior stellte einen erfreulichen Unterschied zu Cyrodiil fest. In der kaiserlichen Provinz waren die Torwachen immer irgendwie schlechter Stimmung gewesen, oder grundsätzlich unfreundlich zu Reisenden. Hier begegnete man ihm zumindest mit gebotenem Respekt. Vermutlich kannten ihn die Leute dort oben nicht, ansonsten hätten sie ihm mit einer Verbeugung das Tor geöffnet und einen roten Teppich ausgerollt. Schließlich gehörte das alles ihm. Natürlich verdiente er allein schon in seiner Funktion als Ratsherr einen gewissen Respekt, aber an dieser Stelle durfte doch wohl der Eigentümerstatus ausreichen. „Nein, ich habe mich nicht verirrt. Ich bin hier genau richtig. Auch wenn dies keine Herberge ist, suche ich hier nämlich Unterkunft. Ich bin Tarrior Gildres und diese Plantage gehört mir“: antwortete er. Er hörte wie scharf Luft eingesaugt wurde. Die beiden Schemen drehten sich einander zu. Jetzt im Seitenprofil konnte er erkennen, das zwei Argonier dort oben waren. Er beschattete die Augen, konnte aber auch dadurch nicht viel mehr erkennen. Eine ganze Weile blieb es still. Einer der Wächter war verschwunden. Dann vernahm er wieder Stimmen. Die eine war die des Wächters, die Andere ihm aber ebenso vertraut. „Das kann doch nicht sein, das will ich sehen“: wehte zu ihm herunter. Im nächsten Augenblick sah er, wie sich drei schattenhafte Silhouetten über die Brüstung der Mauer beugten und ihn ausgiebig musterten. „Ich glaube meine Augen müssen mir einen Streich spielen. Tarrior endlich bist du wieder da!“: rief Gilluk zu ihm herunter. Tarrior nickte. Einige Augenblicke später wurde das Tor geöffnet und sein Freund der Argonier kam heraus gestürzt. Er begrüßte ihn mit wildem Handschütteln. „Ich hatte schon befürchtet, du kämest gar nicht mehr zurück“: tat Gilluk kund. „Ich habe schon von den Gerüchten gehört, die in Caldera kursierten. Aber jetzt bin ich ja da. Es ist schön auch dein Schuppengesicht nach so langer Zeit wieder zu sehen“: gab der Dunmer zurück. Gilluk machte im Bezug auf die Gerüchte eine wegwerfende Hand- besser gesagt Klauenbewegung. Das Tor wurde nun ganz geöffnet und zwei andere Argonier, scheinbar die beiden Wächter, kamen heraus. Tarrior erschrak einen Moment bei ihrem Anblick. Dort wo unter den Lederrüstungen und Helmen, die sie trugen, Schuppenhaut zu sehen war, war diese außerordentlich schlimm vernarbt. Das Auge eines der Beiden war sogar trüb und blind, an der linken Klaue das anderen fehlten zwei Finger. Zusammen mit den Chitin-Speeren, in ihren Händen, machten sie einen wilden und aggressiven Eindruck, doch ihre entstellten Gesichter drückten Freundlichkeit und inneren Frieden aus. „Was...“: hauchte der Dunmer knapp. Gilluk gab ihnen Anweisung das Fuhrwerk herein zu bringen und die Guars mit Wasser und Futter zu versorgen. Ohne irgendeine weitere Aufforderung lehnten sie ihre Waffen an die Mauer und begannen die Anweisung auszuführen. „Was ist mit den beiden passiert? Haben das die Deadra getan?“: fragte Tarrior, der sich erst jetzt von dem plötzlichen Schock erholt hatte. Gilluk schaute traurig. „Nein die Deadra waren das nicht. Das waren schlimmere Dämonen. Leider hatten nicht alle argonischen Sklaven so viel Glück wie ich“: erklärte er bedrückt. „Du meinst, das haben ihnen ihre dunmerischen Besitzer angetan?“: wollte Tarrior fassungslos wissen, obwohl die Antwort bereits auf der Hand lag. Gilluk nickte. „Ein Mitglied von Haus Dres besaß in den Weidenländern eine Eiermine. Für ihn waren Sklaven nichts weiter als gefühllose Dinge. Egal wie sich seine Arbeiter anstrengten, es war dem „Herren“ nie genug. Er sagte sie sollten härter arbeiten, dabei arbeiteten sie schon bis sie vor Erschöpfung einfach umfielen. Wer länger als eine Stunde schlief, wurde mit der Peitsche zurück an die Arbeit getrieben. Manche wachten nie mehr auf. Besonders die Peitsche schien dem Minenbesitzer zugesagt zuhaben. Die Beiden erzählten, dass er oft nur aus Spaß seine Sklaven mit ihr verprügelte, bis die Schuppen, oder das Fell, vor lauter Blut nicht mehr zu sehen gewesen waren. Die Aschländer überfielen eines Tages die Mine. Die Sklaven konnten fliehen. Die Aschländer töteten den Betreiber, weil er sich geweigert hatte ihnen ein Lösegeld zu zahlen. Viele Sklaven starben an den Folgen ihrer Gefangenschaft oder wurden in Molag Amur von Kagouti oder Ajit gefressen. Nur eine handvoll kam in Ebenherz in der argonischen Mission an. Sie hatten Sklavenjäger im Nacken. Jetzt sind sie frei. Sie arbeiteten für mich auf meiner Plantage. Jetzt sind wir hier“: erzählte der Argonier die Geschichte der beiden Entstellten. Tarrior spürte, wie es selbst ihm hochkam.
Er war nun wirklich hart gesotten und fand sogar Spaß am Foltern, aber diese Geschichte rührte selbst in ihm etwas an. „Das ist furchtbar. Aber sie strahlen immer noch Stärke aus und vor allem Menschlichkeit“: stellte der Dunmer beeindruckt fest, denn viele wären seelisch an so einer Tortur zu Grunde gegangen. Er hatte es gesehen. Diejenigen, die damals mit Corprus infiziert wurden, aber zu schwach für den Aufstieg waren, hatten furchtbar gelitten. Oft konnte man nicht erkennen ob zuerst die Auswirkung der Krankheit ihren Verstand vernichtete, oder ob ihr Verstand nicht schon zuvor an den Schmerzen zu Grunde gegangen war. Gleiches traf auch auf die Aschesklaven zu, die man ebenfalls großem psychischem Schmerz, durch die mentale Verbindung zu Dagoth Ur, aussetze. Es war eine Abhärtung und zugleich die Auslese. Wer hierfür zu schwach war, taugte nunmehr nur noch als austauschbarer Soldat. „Ihr Besitzer konnte vielleicht ihre Körper zerstören und ihre Knochen brechen, doch ihren Willen und ihren Geist nicht“: sagte Gilluk und schien dabei sogar stolz. „Apropos. Die Beiden scheinen ja nicht die Einzigen zu sein, die du hierher mitgebracht hast. Was gleich zur nächsten Frage führt, was ihr nämlich hier macht“: wollte Tarrior wissen. „Ein paar habe ich von meiner Plantage mitgebracht, die führt stellvertretend jetzt ein Freund von mir, ein ehemaliger Schamane in Schwarzmarsch. Ich hielt es für besser, wenn wir uns hier verschanzen. Meine Plantage ist noch viel angreifbarer, als deine. Hier können wir uns besser verteidigen und der Fluchtweg in die Sümpfe der Bitterküste ist kurz. Die Anderen kamen freiwillig um dir zu helfen“: erklärte Gilluk. Tarrior schaute ihn verwirrt an. „Sie kamen freiwillig um MIR zu helfen?“: fragte er verständnislos. Der Argonier lächelte und entblößte dabei eine Reihe scharfer Zähne.
„Du magst dich wahrscheinlich nicht mehr im Einzelnen an sie erinnern, aber sie haben nicht vergessen, was du vor ein paar Jahren für sie und die Zwillingsfackel getan hast. Ich war in Ebenherz um weitere Arbeiter in der Argonischen Mission anzuwerben, aber tatsächlich wollten sie dann freiwillig helfen, als sie erfuhren worum es ging. Natürlich Unterkunft und Verpflegung vorausgesetzt, aber das ist hier ja abgesichert“: berichtete Gilluk. Jetzt fiel es Tarrior ein, worauf sein Freund hinaus wollte. Es war damals einige Monate nach dem Fall des Roten Berges gewesen. Er hatte sich in Haus Hlaalu rehabilitiert, musste aber feststellen, dass er sein Anwesen auf dem Odai-Plateau verloren hatte. Dann hatte er diese Plantage hier aufgebaut. Eines Tages kam dann eine Gruppe von zwei Argoniern und einem Kajhit vorbei. Sie sahen ziemlich abgerissen aus. Er hatte nie etwas gegen das Tiervolk gehabt. Die Sklaverei selbst hatte er nie abgelehnt, aber seiner Meinung nach hätte man die Orks versklaven sollen. Das Tiervolk verdiente so etwas nicht. Er hatte dann die Drei auch bei sich aufgenommen. Er erfuhr erst später, dass sie entflohene Sklaven waren. Sie halfen ihm beim Bau und bekamen dafür zu essen, eine Unterkunft und etwas Geld. Dann kamen einige Wochen, nachdem er die Sklaven bei sich untergebracht hatte, Sklavenjäger, die auf der Suche nach ihnen waren. Da die Flüchtigen bisher gut für ihn gearbeitet hatten und er wusste, was sie erwartete, gab er sie als seine Angestellten aus und schickte die Jäger mit seinen schlechtesten Wünschen weg. Tarrior wusste aber, dass es gefährlich war, sie weiter zu beherbergen und organisierte für sie, auf eigene Kosten, einen Transport nach Ebenherz, wo sie wohl in der Argonischen Mission Zuflucht fanden. Nur wenige Tage später wurde er von Ilmeni Dren, der Tochter von Herzog Vedam Dren, nach Vivec eingeladen. Er empfand es als Ehre und dachte es würde um Dinge des Hauses Hlaalu gehen, zu dem sie seine Meinung hören wollte, doch tatsächlich kam er an dem Tag das erste Mal mit der Zwillingsfackel in Berührung. Die junge Frau hatte von seiner Hilfe für die geflohenen Sklaven gehört und bat ihn, der Organisation zu helfen. Er sagte zu. In der Folgezeit versteckte er auf seiner Plantage unzählige ehemalige Sklaven für die Zwillingsfackel, bis zu dessen Rückführung nach Elsweyr oder Schwarzmarsch. Auch beschäftigte er neben Dunmern nun auch Argonier auf seiner Plantage, die nun frei waren, aber nicht mehr nach Schwarzmarsch zurückwollten. Desweiteren unterstützte er die Aktivitäten der Zwillingsfackel finanziell. Die versteckten Sklaven gingen ihm bei der Arbeit zur Hand, das reichte. Eigentlich war er ein Glücksfall für die Sklavenbefreier gewesen, denn niemand verdächtigte ihn, Entflohene zu verstecken. Er galt schließlich als konservativ und das nicht nur für Hlaalu-Verhältnisse. Das war er tatsächlich, aber in der Sklavenfrage war er sehr liberal. Da das aber niemand wusste, war es für die Sklavenjäger ausgeschlossen, dass ein Reaktionär, wie er, Sklaven freiwillig verstecken würde, schließlich war das damals noch strafbar. Es war mehr oder minder Diebstahl. In der Zeit hatte er auch Gilluk kennen gelernt. Dieser war auch ein ehemaliger Sklave, aber schon seit einigen Jahren frei und hatte mit seinen eigenen Mitteln vor eine Plantage aufzubauen und anderen ehemaligen Sklaven eine Arbeit zu geben. So entwickelten sie sich regelrecht parallel zueinander und wurden in der Folge gute Freunde.
„Ich dachte sie wären nach Schwarzmarsch zurückkehrt“: merkte Tarrior auf Gilluks Bericht hin an. „Viele werden schon als Junge aus der Obhut von Mutter Schwarzmarsch entrissen. Sie gewöhnen sich an das Dienen und an die Gebräuche ihrer neuen Zwangsheimat. Sie bleiben dann, wie ich ja übrigens auch, lieber in Morrowind oder kommen früher oder später zurück. Argonische Neuankömmlinge laufen nun einmal zunächst in der Botschaft in Ebenherz auf und viele kennen dich noch und sagen auch, dass es damals bei dir sehr angenehm gewesen sei, nach den Jahren der Knechtschaft“: erzählte der Argonier. Auch hieran erinnerte sich der Dunmer. Viele seiner Schützlinge fragten ständig, ob sie irgendetwas Selbstverständliches tun dürften, wie trinken, wenn sie durstig waren oder sich für einen Moment ausruhen. Bei Manchen saß die Sklaverei noch sehr tief. Dass sie ihm jetzt helfen wollten, seinen Besitz zu verteidigen, zeigte eindeutig, dass seine Landsleute in ihrem Urteil über das Tiervolk irrten. Inzwischen hatten die beiden Wächter das Fuhrwerk auf den Hof gefahren und waren bereits dabei die Torflügel zu schließen. Zusammen mit Gilluk schlenderte er unter dem Torbogen hindurch auf den Hof. Hinter ihm fiel das Tor zu und wurde mit einem schweren Riegel gesichert. „Du kannst ihnen meinen Dank dafür ausdrücken. Ich werde wohl sobald nicht ansprechbar sein. Ich fühle mich, als könnte ich ein Jahr lang schlafen“: sagte Tarrior und wandte sich dann an einen der anderen Argonier, der gerade die Ladung des Fuhrwerks inspizieren wollte. „Die könnt ihr drauflassen. In ein paar Tagen kommt das ganze Zeug eh nach Vivec. Da brauchen wir es nicht abladen“: rief er hinüber. Der Vernarbte nickte und kehrte zusammen mit dem Anderen auf seinen Posten über dem Tor zurück. „Dann berichtest du uns von deiner Reise nehme ich an? Ich meine wenn du wieder auf der Höhe bist.“: fragte Gilluk. Der Dunmer nickte, obwohl er es langsam leid war, jedem erzählen zu müssen, wie sich sein Zwangsaufenthalt in Cyrodiil gestaltet hatte. „Aber ich muss wirklich erst einmal ins Bett. Das Gepäck, das mein Guar geladen hatte, kannst du zunächst einmal ins Haus schaffen lassen. Ich packe es dann später aus. Jetzt schreit vorerst mein Bett nach mir. Ich kann nicht mehr und will auch nicht mehr“: rief er aus, denn er war wirklich hundemüde. Im nächsten Augenblick guckte Gilluk etwas gequält, dann ruinierte er seine Planung: „Es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber ich glaube sofort ins Bett kannst du noch nicht. Dort ist jemand der unbedingt mir dir sprechen möchte.“
Tarrior war nicht gerade glücklich über diese Offenbarung. „Nein, jetzt nicht. Wer auch immer es ist. Nein halt ich will es eigentlich gar nicht wissen. Egal wer es ist, er wird sich gedulden müssen“: entschied er. Doch Gilluk widersprach: „Ich bin mir sicher, dass es nicht warten kann. Es ist eine Dunmer mit langen schwarzen Haaren. Sie kam vor ungefähr ein-einhalb Wochen hier an und verlangte mit dir zu sprechen. Ich hatte ihr erklärt, dass du nicht hier seiest und in absehbarer Zeit vermutlich nicht zurück sein würdest. Das war ihr egal. Sie wollte warten, auch wenn es Wochen dauert. Da sie sich nicht umstimmen ließ, habe ich sie aufgenommen. Sie sagte, sie hätte auch eine anstrengende Reise aus Süd-Morrowind hinter sich. Ich konnte sie somit auch nicht einfach wegschicken.“ Tarrior sah ihn fassungslos an. Gilluk hatte irgendeine Fremde auf seine Plantage gelassen und jetzt war sie in seinem Herrenhaus. Das gefiel ihm gar nicht und das sagte er ihm auch. „Sie hat behauptet, sie kenne dich von früher. Mir sagte sie nichts, aber wir kennen uns ja auch erst seit ein paar Jahren. Da es wirklich wichtig klang, wollte ich sie nicht wegschicken“: rechtfertigte sich der Argonier. „Wer konnte diese Frau sein?“: fragte sich Tarrior. In den Jahren hatte er viele dunkelhaarige Dunmerinnen kennen gelernt. Geschäftspartner, Kriegerrinnen, Priesterrinnen, wichtige Persönlichkeiten der Häuser Hlaalu und Redoran. Da es sehr wichtig schien, kam für Tarrior eigentlich keine andere Möglichkeit in Betracht. „Eine wichtige politische Angelegenheit vielleicht“: dachte er. Im nächsten Moment verwarf er es wieder, denn Spekulationen brachten auch keine Antworten. Der Dunmer seufzte. „Hat sie sich nicht einmal vorgestellt?“: fragte er nun. „Nein sie hat keinen Namen genannt und auch sonst nichts über sich verraten. Sie war nicht sehr gesprächig. Ich hab sie immer nur gesehen, wenn es Essen gab. Ansonsten hat sie sich in deiner Bibliothek verschanzt und liest die ganze Zeit. Manchmal wandert sie auch über die Felder. Sie scheint mir etwas gegen uns Argonier zu haben. Sie fühlte sich ziemlich unwohl, wenn ich mit ihr sprach oder einer meiner Leute. Deinen dunmerischen Angestellten gegenüber zeigte sie sich nicht so abweisend. Außerdem schaute sie mir und den anderen Argoniern ständig auf die Hand- und Fußgelenke und verzog dann missbilligend das Gesicht. Ich glaube, sie ist es gewohnt, uns als Sklaven zu betrachten“: gab Gilluk sein restliches Wissen preis. Die letzte Überlegung schien ihm aber nicht sonderlich zu gefallen. „Dunmer, Süd-Morrowind und Sklaven“: überlegte Tarrior und kam im nächsten Moment zu dem Schluss, das sie aus dem Fürstenhaus Dres stammen könnte. Gleichzeitig fragte er sich jedoch, was Haus Dres von ihm wollen könnte. Dann schoss ihm plötzlich ein anderer Gedanke durch den Köpf, den er mit wildem Kopfschütteln sofort wieder davon jagte. „Nein das kann nicht sein“: dachte er und entschied sich dazu es einfach herauszufinden. Ein geschäftliches Gespräch würde ihn zwar so unvorbereitet treffen, aber eine andere Wahl hatte er auch nicht.
„Wohlan denn. Gilluk, wie gesagt, bring mein Gepäck im Haus unter. Ich kümmere mich später darum“: bekräftigte er seine Anweisung von vorhin noch einmal und schritt dann auf das Haupthaus zu. „Ich statte unserem Gast zunächst einen Besuch ab“: rief er dem Argonier noch zu. Dann verschwand Tarrior durch die Tür in seinem Wohnhaus.
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage
Noch immer konnte er nicht verstehen, welch Wahnsinn Gilluk bewogen hatte, jemand Fremden einfach auf die Plantage zu lassen und hier dann auch noch logieren zu lassen. Jetzt saß diese Frau in seiner Bibliothek. Wer wusste schon, was sie womöglich insgeheim vorhatte. Möglicherweise, überlegte er einen Moment erschrocken, war sie sogar in seinen Privaträumen gewesen und hatte das Skooma oder im schlimmsten Fall die Aschestatue gefunden. „Wer konnte nur diese Frau sein?“: überlegte er immer wieder, als er durch das Haus schritt. Das Esszimmer mit dem großen Tisch hatte er alsbald hinter sich gelassen. Dieser Raum, die großen Lagerräume, die Küche und der Aufenthaltsraum befanden sich genau in der Mitte des Gebäudes. Das Gebäude war recht groß geworden. Man hatte ihn für den Verlust des Odai-Plateaus damals großzügig entschädigt. Zumindest dahingehend hatte der Verlust einen Vorteil für ihn gehabt. Das Herrenhaus dort, war nicht einmal im Ansatz so groß, wie dieses hier. Da er schon damals etwas Geld zur Seite gelegt hatte, mit dem er eigentlich hatte das Anwesen dort ausbauen wollen, hatte er mehr als genug finanzielle Mittel übrig um sich hier etwas zu gönnen. Im rechten Flügel befanden sich die Kammern für die Bediensteten und die einfachen Gästequartiere. Der gesamte linke Flügel war sein Privatbereich. Im Untergeschoss fanden sich die Bibliothek, Quartiere für seine wichtigen Gäste, eine Kammer gefüllt mit haltbaren Vorräten und vor allem Alkohol. Im oberen Stockwerk hatte er dann seine Gemächer, ein Arbeitszimmer, einen Ausstellungsraum und ein Geheimzimmer, dass man über eine Tür erreichte, die hinter einem Wandbehang versteckt lag. Dort hatte er einen kleinen Kultraum eingerichtet. In seiner unglückseligen Vergangenheit hatte er sich dort oft mit Skooma und Alkohol berauscht und dann unter dem Angesicht der Aschestatuen vor sich hin geträumt. Die richtige Mischung aus Skooma, Sujamma und einem verdünnten Gift brachte eine erstaunliche Wirkung. Sein eigentliches Ziel, eine Vision zu bekommen, hatte er allerdings nicht erreicht. Hatte sie diesen Raum gefunden, konnte es Probleme geben. Vorsichtshalber überlegte Tarrior schon, wie er sie am Besten beseitigen konnte. Er hatte inzwischen auch die Bibliothek erreicht. Eine einfache Holztür trennte ihn noch von seinem Gast. Er leckte sich über die Lippen. Seine Muskeln und Nerven spannten sich an. Kein Risiko. Wer auch immer die Frau war und was auch immer sie wollte, sollte sie etwas versuchen, war er bereit. Er konnte seine Waffe innerhalb weniger Augenblicke in der Hand haben. Eine wichtige Erkenntnis war die, dass man eine Frau nie unterschätzen sollte. Telvanni-Hexen hatten ihn lange Zeit zuvor eines Besseren belehrt. Wäre es damals nicht so glimpflich ausgegangen, wäre er heute vermutlich eine hirnlose, wandelnde Leiche. Er war auf alle Eventualitäten vorbereit, zumindest glaubte er das.
Langsam und leise öffnete er die Tür und trat in den Raum. Die Bibliothek war zweigeteilt. Es gab einen annähernd quadratischen Bereich hier vorn, an den ein lang gezogener Bereich dahinter angrenzte. Die Trennung erledigte hier ein Regal, dass er mit einigen alten Keramiken bestückt hatte. Diese hatte er bei Kogoruhn im Aschensand gefunden. Dazwischen finden sich auch noch einige hübsche Schalen aus Vulkanglas, die besonders schön verziert waren. Er hatte sie einstmals in Ald’rhun gekauft. Der vordere Teil war rundherum besetzt mit Bücherregalen. Je zwischen zwei Regalen hing ein Wandteppich und davor stand ein Kerzenhalter. Er wunderte sich das sie brannten, aber dann bemerkte er, dass durch die Fenster kaum noch Licht hineinfiel. Früher hatte er von hier aus einen wunderbaren Ausblick auf seine Felder gehabt, doch jetzt erhob sich dort nur die hohe Mauer und raubte die Sicht. Rechts der Tür an der Wand war ein Unterschrank aufgebaut. Oben auf standen bereits angebrochene Flaschen mit Schnaps und Weinbrand. Im Inneren hatte er sich einige Flaschen Wein und Bier bereitgelegt. Da auf dem Boden einige leere Behältnisse standen, musste sich die Fremde wohl den ein oder anderen Becher Wein genehmigt haben. Im hinteren Teil befand sich, gegenüber dem großen Fenster und damit direkt hinter dem Zwischenregal, eine gepolsterte Sitzecke samt Tisch. Dort saß die Frau. Durch das Regal hindurch konnte er ihren Körper ausmachen. Etwa auf Höhe von ihrem Schoß hielt sie ein Buch. Den Kopf konnte er nicht erkennen. Er schlich nun weiter in den Raum hinein. Auch im hinteren Teil gab es Bücherregale und einen ganz speziellen Schrank. Wenn er das teuerste Möbelstück nennen müsste, neben den verglasten Vitrinen im Ausstellungsraum wohlgemerkt, dann wäre es diese Spezialanfertigung. Es war ein gigantisches Monstrum aus Vvalenwald-Holz und verfügte über 25 gleich große Schubfächer, aufgeteilt auf fünf Reihen zu je fünf Schubladen. Es diente ihm als Archiv für geschäftliche Korrespondenz, Flugblätter, Druckschriften und dergleichen. Einige Pflanzen machten den gediegenen Eindruck des Raumes perfekt. Er schritt um das Regal herum und sah die Dunmer nun direkt an. Er hatte sich auf vieles eingestellt. Er hatte geglaubt auf alles vorbereitet zu sein, doch es erwies sich in genau diesem Moment als furchtbarer Irrtum. Tarrior glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er der Frau ins Gesicht blickte. Nach all diesen ganzen Jahren, war es als würde er zurück in einen Alptraum schlittern. Es war ihr Gesicht. Es waren die gleichen Gesichtszüge, zwar gealtert, aber eindeutig zu erkennen. Es bestand kein Zweifel, dass sie es sein musste und doch wollte er es nicht wahr haben.
Dieser eine Augenblick, der sich für ihn zu einer Ewigkeit auseinander zog, war so unglaublich surreal. Gefühle kamen in ihm hoch. Es waren verschiedenste Gefühle. Es war eine Mischung, die selbst das Rauschgemisch aus Skooma, Sujamma und Gift in den Schatten stellte. Sein Herz setzte für diesen einen Augenblick aus, nur um in der nächsten Sekunde zu rasen zu beginnen. Ungläubig und mit offenem Mund starrte er Verasa Athram, die Frau, die er einst geliebt hatte, an. Sie hätte in aller Seelenruhe ein Schwert ziehen und es ihm mitten in die Brust rammen können – er wäre nicht fähig gewesen sich zu bewegen. „Das kann einfach nicht sein“: spielte sein Verstand immer noch verrückt. Sie bemerkte ihn erst jetzt. Ihre roten Augen spiegelten auch einen Moment Überraschung wieder, bis sie ihn endgültig erkannt hatte. „Es ist lange her Tarrior“: sagte die Dunmer. Er wich automatisch einige Schritte zurück. Er konnte immer noch nicht begreifen, was hier vor sich ging. Er rieb sich die Augen. „Du bist verwirrt das kann ich gut verstehen“: sprach sie. Ihre Stimme war leise und man sah ihr an, dass ihr dieser Moment sehr unangenehm war. Dass es ihm innerlich genauso ging, bemerkte er, als er sich langsam wieder beruhigte und zurück zu Sinn und Verstand fand. „D-d-duuu-duu-... DU HIER?!“: stieß er als erste eigene Aussage hervor. „Das kann doch nicht wahr sein!“: fügte er hinzu. Verasa schüttelte den Kopf. Einige Strähnen vielen ihr vom Scheitel aus ins Gesicht. Sie strich sie zur Seite und fuhr sich etwas durch die langen, glatten und ungebundenen Haare. „Es ist wahr Tarrior. Du kannst deinen Augen ruhig trauen. Ich bin hier“: antwortete sie. Ihr Blick faszinierte ihn immer noch. Er schloss die Augen. Im nächsten Moment wurde es in ihm eiskalt. Sein Blick verhärtete und sein Gesicht verschloss sich. „Und was führt dich hierher, das du mich nach all dieser langen Zeit mit deiner durchlauchtigen Anwesenheit beglückst?“: fragte er und seine Stimme troff vor Hohn und Feindseligkeit. Er hatte sich nun wieder unter Kontrolle. Der Moment der Überraschung war vorüber und der lang vergrabene Zorn trat zurück an die Oberfläche. „Ich brauche deine Hilfe“: erklärte sie ihre Anwesenheit. Sie schluckte. Tarrior zog die Augenbrauen zusammen. „Ich soll dir also helfen. Du kamst zu mir, weil du meine Hilfe brauchst? Du willst etwas von mir?“: sagte er erst leise und wurde dann immer lauter. „Ja ich brauche dich“: bestätigte sie und senkte den Kopf. Tarrior wandte sich um und schaute aus dem Fenster. Dass er nur die Mauer der Plantage sah, kümmerte ihn nicht. „Du brauchst mich also“: sprach er mehr zu sich selbst, als zu ihr. „Du brauchst mich?! Und jetzt soll ich dir helfen? Soll etwas für dich tun. UND DAS NACH ALLDEM WAS GEWESEN IST?! Was war als ich dich brauchte? Was war damals? WEIST DU EIGENTLICH WAS DU MIR ANGETAN HAST?“: drehte er sich dann um und brüllte sie an. Sie zuckte wie unter Hammerschlägen zusammen, senkte den Kopf und schaute traurig. „Es tut mir leid“: sagte sie knapp und presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Tarrior zog die Augenbrauen noch etwas enger zusammen und hatte das Gefühl, dass ihm eine Ader im Kopf platzen würde. Sein Verstand wollte den Körper beruhigen, doch die Gefühle überschwemmten sein gesamtes Bewusstsein und hielten Fleisch und Zunge fest in ihrem Griff. Sein seelischer Damm hatte einen Riss bekommen und der vergrößerte sich – das Wasser wollte hinaus. Es würde von seiner Zunge in Form und Wort gebracht über die Frau hinwegbranden. An Beruhigung war für ihn gar nicht zu denken. Schmerzliche Erinnerungen fluteten seien Geist und rissen alte Wunden wieder auf. Es war der Tag der Abrechnung, wie es schien.
„Es tut dir leid? ES TUT DIR LEID?! Wir haben uns geliebt. Wir wollten zusammen bleiben. Ich hätte alles für dich getan, ich wollte dich sogar heiraten, doch du hast mich zurückgewiesen. Du wolltest nicht. Ich verstand es nicht. Hast du auch nur eine Ahnung davon, wie ich gelitten habe? Ich litt noch monatelang unter dem Schmerz. Keine andere Frau hatte ich je wieder so lieben können wie dich. Eigentlich habe ich überhaupt keine Frau mehr lieben können. Du siehst mich hier allein und kinderlos. Und jahrelang habe ich alles in mir verschlossen, versiegelt auf die Ewigkeit. Ich habe versucht dich zu vergessen und jetzt bist du hier. Du bist hier und es ist wie damals. Es tut dir also leid, dass du mich gequält hast, dass du mich jetzt schon wieder quälst?! Das du überhaupt die Nerven besitzt nach all der Zeit hierher zu kommen und Forderungen an mich zu stellen! Nein dir tut es nicht leid. Mir tut es leid, dass ich dich jemals geliebt habe, Verasa Athram“: trug er ihr in einer Mischung aus Hass, Wut und Trauer vor und klang wie ein Richter, der eine Anklage über seine eigene Frau verlesen musste. Er schaute ihr ins Gesicht und versuchte soviel von seinem greifbaren Hass zu übertragen, wie er konnte. Es war als könnte er die Aufladung in der Luft auf der Haut spüren. Er atmete schnell ein und aus. Seine aschfarbene Haut war nun sehr viel dunkler geworden. Blut pumpte in großer Intensität durch seinen Körper und ließ es in seinen Schläfen und an seinem Hals schmerzhaft pochen. „Du bist ungerecht und das weist du Tarrior“: ergriff sie nun das Wort. Erneut wollte er die Dunmer anfahren, doch diese warf das Buch zur Seite, das sie bisher Halt suchend umklammert hatte und fuhr auf der Stelle hoch. Mit einer harschen Geste schnitt sie ihm das Wort ab. Sie war nun deutlich entschlossener und fuhr in entsprechendem Ton fort: „Du bist ungerecht und so ein verfluchter Idiot Tarrior. Du weist das ich dich auch geliebt habe. Du weist ganz genau, dass es so einfach nicht gewesen ist, dass es auch für mich einen großen Verlust bedeutet hat. Auch mein Schmerz war groß. Du weist mein Vater hätte unsere Verbindung niemals akzeptiert. Ich die Tochter eines angesehenen Ratsherrn des Fürstenhauses Dres vereint mit einem Mitglied von Haus Hlaalu? Du weist so gut wie ich, dass dies damals einfach undenkbar gewesen wäre. Auch heute noch spucken viele Dres auf euch Tarrior. Ihr seid für unser Haus nichts Anderes als Verräter, Thronräuber und Agenten und Sklaven des Kaiserreichs. Mein Vater hätte diese Verbindung nie akzeptieren können. Er hätte seine Stellung im Rat und sein Gesicht verloren. Er hätte mich verstoßen und davon gejagt und vielleicht sogar Schlimmeres. Er hätte womöglich auch dir etwas angetan oder sich selbst. Du weist auch, wie jähzornig und böse er sein konnte. Ich konnte meine Mutter und meine Geschwister nicht mit ihm allein lassen. Ich weis du wärest bereit gewesen deine Heimat Vvardenfell endgültig zu verlassen um mit mir in Tränenstadt zu leben. Eigentlich wäre ich dir sogar überall hin gefolgt, doch ich konnte meine Familie nicht im Stich lassen. Wäre es nur um mich gegangen, ich hätte alles getan, damit wir zusammen sein können, doch was sind wir ohne unsere Familien? Meine Mutter, meine Geschwister und selbst mein grober Vater auch sie liebe ich. Ich habe es dir heute wie damals erklärt. Ich habe unsere Beziehung beendet, weil ich fand es wäre das Beste für uns alle, entgegen meinen Gefühlen.“ Tarrior erinnerte sich daran. Mehr noch fühlte er sich in diese vergangene Zeit zurückversetzt. „Ich wäre bereit gewesen alles für dich aufzugeben. Sollte dein Vater doch sterben und deine Familie mit sich nehmen. Wir wären glücklich gewesen!“: presste er mit lauter Stimme hervor. Er wusste um diese boshaften Silben, die ihm gerade über die Lippen gekommen waren, auch damals hatte er sie gebraucht. Doch er fühlte keine Scham seiner Wortwahl wegen – weder heute noch damals.
Sie erhob wieder ihren Kopf. Einige Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln. „Weist du was mir damals am meisten wehgetan hat? Genau diese Worte. Diese bösen Worte und heute wie vor Jahren mit dieser boshaften, mitleidlosen Kälte, die ich nie in dir vermutet hätte. Zu erfahren, dass du zu solcher Bosheit fähig bist – es war wie ein Schock, wie ein Sprung in Eiswasser“: erzählte sie und presste ihre beiden Handflächen aneinander und führte sie in Richtung ihres Herzens. „Es ist der Schmerz Verasa. Der Schmerz ist nicht warm und freundlich. Er ist glühend heiß und peinigend und verwandelt alles in Eis und erschafft Grausamkeit und Gefühllosigkeit, denn es ist das Einzige was gegen die Qual hilft. Der Schmerz erschafft Kälte Verasa Athram“: warf er ihr entgegen. „Ich heiße jetzt Morvayn“: korrigierte sie ihn scharf, ohne auf seine Aussage einzugehen, fachte die Wut in ihm aber damit nur von neuem an. „Wie nett du hast geheiratet. Vermutlich jemanden den dein Vater ausgesucht hat. Ein reicher Dres mit einem anständigen Kontingent an Khajiit- und Argonier-Sklaven, für den sich du und dein Vater nicht schämen müssen, wie für einen verfluchten Hlaalu-Straßenköter wie mich! Sicher hast du •••• ihn doch schon geehelicht, da hatte ich kaum die Stadtgrenze passiert“: glitt Tarrior mittlerweile in unqualifizierte Beschimpfungen ab. Er wusste tief in sich, dass er ihr unrecht damit tat, aber es half ihm sich besser zu fühlen. Sie blieb ruhiger als er und schaute wieder traurig. „Du irrst dich schon wieder. Nein mein Vater hat ihn nicht ausgesucht. Er ist zwar ein Dres und auch ein Sklavenhändler gewesen, aber einer der freundlichsten und liebevollsten Dunmer, die ich je kennen gelernt hatte. Ich kam lange Zeit nicht über dich hinweg. Ich fand mit ihm erst sechs Jahre später zusammen. Leider starb er sehr bald schon, aber ich behielt seinen Namen“: entgegnete sie ihm. Tarrior, der etwas sagen wollte, brach den Versuch ob dieser Erkenntnis ab. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht...“: kam es ihm fast flüsternd über die Lippen. Ihr Blick blieb jedoch weiter vorwurfsvoll auf ihn gerichtet. „Doch du wolltest mich verletzen. Heute wie auch damals schon. Ich habe tagelang geweint und vor allem mich selbst verflucht, als du gegangen warst, denn weist du wie unser Abschied war, wie voller Hass er war? Weist du noch was du gesagt hast? Weist du noch, was du gesagt hast, dass ich mich danach so schuldig fühlte, dass ich mich hatte umbringen wollen? WEIST DU NOCH, was du dann gesagt hast, als du gegangen bist, geflohen bist. Weist du es noch Tarrior?“: klagte sie ihn an. Beim letzten Satz waren ihre Augen wieder voller Tränen. Er dachte zurück. Die Erinnerung lag so klar vor ihm, dass er glaubte es wäre erst vor wenigen Sekunden passiert. Er sah sie und musste sich eingestehen, dass er sich in diesem Moment wirklich vor sich selber ekelte. Er schmeckte Galle auf seiner Zunge. Er hatte diese Erinnerung hinter dem Damm weggeschlossen und in alldem anderen Schmerz ertränkt. Er schluckte und wich ihrem Blick aus. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
„WEIST DU ES NOCH?!“: diesmal war sie es die schrie. Er sagte nichts. Die Worte wollten nicht über seine Lippen kommen. Sie schüttelte den Kopf. „Du wolltest mich verletzen und hast es auch geschafft, fast tödlich. Deine Worte könnte ich nie vergessen. Dieser Zorn ich verstehe ihn bis heute nicht. „Krepiere doch du verdammte Dirne, krepiere doch und nimm deine ganze verdammte Sippschaft mit dir“, das hast du damals gesagt. Du hast es nicht vergessen. Du kannst mir nicht einmal ins Gesicht sehen“: sprach sie es aus, doch der anklagende Tonfall war verschwunden. Sie war so emotional aufgewühlt wie während des gesamten Gesprächs nicht, doch klagte sie an dieser Stelle nicht gegen ihn. Es war nur Trauer und unendliche Enttäuschung in ihrer Stimme zu hören. Tarrior konnte sie immer noch nicht ansehen. Lange Zeit standen sie sich so gegenüber und schwiegen sich an. Niemand sagte auch nur ein Wort. Es war so totenstill in dem Raum, das er das Gefühl bekam nicht mehr atmen zu können. Der Damm war gebrochen und es war ausgesprochen, doch statt Erleichterung blieb nur ein bleiernes Gefühl und eine erdrückende Leere in seinem Inneren zurück. Erst Verasas Stimme erfüllte diesen Ort, den er vor diesem Gespräch, nein diesem Streit als wohnlich bezeichnet hatte und der nun kalt und grausam auf ihn wirkte, mit einem leichten Hauch von Wärme. Ihre Stimme die zum Schluss recht brüchig geworden war, hatte sich wieder gefasst und klang fast sanft. „Tarrior ich bin nicht hierher gekommen um diese Sache zu klären. Ich wollte auch keine alten Wunden aufreißen. Es sind so viele Jahre vergangen, ich hatte gehofft wir wären beide darüber hinweg, doch dem ist wohl nicht so. Auch für mich nicht, wie ich gerade festgestellt habe“: redete sie ein auf ihn. Sie machte eine kurze Pause um tief Luft zu holen. „Tarrior ich bin nicht hier um dich um irgendeine kleine und unbedeutende Gefälligkeit zu bitten. Es ist wirklich wichtig und ich weis nicht, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen. Es geht um meinen Sohn. Er ist unterwegs nach Vvardenfell um einem Freund beizustehen. Ich mache mir Sorgen um ihn Tarrior. Er ist zwar Matrose auf einem Schiff und längst erwachsen, aber in ganz Morrowind ist es sehr gefährlich geworden und vor allem Vvardenfell ist eine tödliche Gegend. Daedra und Bürgerkrieg und er will in dieses Tollhaus hier hinein. Wir haben uns seit damals nicht gesehen und ich habe dich nie um etwas gebeten und hätte es eigentlich auch nie getan. Mein Sohn hatte, von einer Hafenstadt in der er Halt gemachte hatte, einen Boten mit einer Nachricht zu mir geschickt und mir berichtet was er vorhabe. Ich habe Aetherius und Oblivion in Bewegung gesetzt um hierher zu gelangen. Ich habe in den Ratshallen von Balmora gebettelt um zu erfahren, wo du dich aufhältst und habe hier lange ausgeharrt und auf dich gewartet. Bitte wenn dir unsere Beziehung jemals irgendetwas bedeutet hat finde meinen Sohn und pass bitte auf ihn auf. Womöglich hasst du mich inzwischen, doch bitte erfülle mir diese Bitte und du siehst mich nie wieder“: erklärte sie ihren Aufenthalt.
Tarrior hatte sich inzwischen beruhigt. Die einsetzende Leere hatte inzwischen alles Andere verdrängt. Er stützte sich am Fenster ab. Sein Blick tastete über die Wand, die sich vor ihm in die Höhe streckte und ihn regelrecht zu erschlagen drohte. Verasa sagte zunächst nichts, aber er konnte ihren Blick regelrecht in seinem Rücken bohren fühlen. Er schwieg sich aus und versuchte die aufkommenden Kopfschmerzen zu verdrängen. „Tarrior...?“: fragte sie, klang etwas besorgt. Er stemmte sich vom Fensterbrett hoch. Sein Kopf fühlte sich, als hätte ein Oger ihn für Kampfübungen benutzt. „Ich soll also meine Zeit vergeuden und mein Leben riskieren und das für das Balg dieses Sklavenhändlers, der dich an meiner statt bekommen hat? NEIN! Ich bin gerade erst aus Cyrodiil zurückgekehrt und habe noch hundert andere Dinge, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Dein Sohn ist mir vollkommen egal, verschwinde von hier“: gab er als Antwort und lehnte ab. Er hatte genug von dieser Unterhaltung. Würde sie noch länger bleiben, würde er sie vermutlich nur noch mehr verletzen. Es war das Beste, wenn sie einfach ging. Er wollte ihr nicht mehr wehtun, doch vermutlich konnte er gar nicht mehr anders. Dort wo einmal Sehnsucht für sie geglüht hatte, da klaffte jetzt nur noch ein schwarzes Loch. Sie sollte besser nach Hause zurückkehren. Sie sagte nichts. Er drehte sich um, um ihr mit seinem Gesicht zu zeigen, dass er es nur gut meinte. Ihr Gesicht machte plötzlich einen nervösen Ausdruck und ihre Augen waren weit in die Ferne gerichtet. Sie schien über etwas sehr intensiv nachzudenken. Dann trat ein entschlossener Ausdruck in ihre Augen. Es wirkte, als hätte sie eine wichtige Entscheidung getroffen.
„Wenn du es nicht für mich oder meinen Sohn tun willst, dann tue es wenigstens für deinen Sohn Tarrior“: sagte sie und schloss dann die Augen.
Bravil - Innerhalb der Stadtmauern
Bravil - Nass und dreckig, das war wohl die treffenste Beschreibung. Denn natürlich regnete es, als sie Bravil am späten Nachmittag erreichte. Völlig durchnässt hatte sie ihr Pferd in den Stallungen gelassen und war, nicht ohne in leise fluchend in Pfützen zu treten, bei denen sie lieber nicht genau wissen wollte, was alles drinnen schwamm, zum Silberheim auf dem Wasser gegangen. Wenigstens hatte sie die Stadtwache auf der Brücke vor dem Tor anstandslos passieren lassen. Bevor sie durch die Tür ging, nahm sie ihren triefend nassen Wollmantel ab und schüttelte ihn gründlich aus um das Wasser los zu werden, was von eher geringem Erfolg gekrönt war. Warum musste diese komische Tür ausgerechnet hier auftauchen? Hätte es nicht Cheydinhal oder Anvil sein können? Irgendwas mit weniger Regen. Noch dazu stand das Ding mitten im Wasser auf einer Insel. Schwimmen kam gar nicht erst in Frage, und mit Veränderung hatte sie es nicht sonderlich, und konnte dementsprechend auch keinen Zauber um übers Wasser zu laufen. Sie könnte natürlich wieder mal ihre Alchemiekenntnisse bemühen, aber dazu müsste sie erst mal Pilze suchen gehen. Im Freien. Womit wir wieder beim Thema wären, es schüttet...
In der Taverne mietete sie sich beim Wirt erst mal ein Zimmer, um ihre nassen Sachen loszuwerden. Als sie in ihrem Zimmer den Beutel mit ihrem Gepäck öffnete, stellte sie positiv überrascht fest, dass die schwarze Robe die sie noch dabei hatte so gut wie trocken geblieben war. Es hat sich also doch nicht alles gegen mich verschworen. Und mit nassen Schuhen kann ich leben. Nachdem sie ihre nasse Kleidung im Zimmer ausgebreitet hatte und ihr sonstiges Gepäck genauso wie Pfeile und Bogen abgelegt hatte, ging sie wieder runter in die Taverne, bestellte einen Krug Met und setzte sich an einen freien Tisch, den kleineren von gerade zwei Tischen, um in ihrer schlechten Laune zu schwelgen. Da es noch später Nachmittag und nicht Abends war, war es relativ leer in der Taverne.
Das ganze Drama hatte in der Kaiserstadt seinen Lauf genommen. Ihr war zu Ohren gekommen, außerdem hatte sie es schließlich im Rappenkurier gelesen, dass eine seltsame Tür vor Bravil aufgetaucht war. Eine Tür aus dem Nichts auf einer Insel war schon seltsam genug, noch dazu stank das für sie geradezu nach Magie, womit ihr Interesse geweckt war. Zudem kochte die Gerüchteküche jetzt schon, angeblich waren ein paar wieder aus dieser Tür - manche sprachen auch von einem Portal - gekommen, nur irgendwie... nicht mehr normal.
Und darüber hatte sie anscheinend alles vergessen, was sie an Bravil nicht mochte. Nun gut, jetzt war sie schon mal hier, also würde sie auch noch bis Morgen warten, vielleicht ergab sich ja ein Weg, sich das ganze trockenen Fußes anzusehen. Da fiel ihr ein, dass es in Bravil ja sogar ein Magiegeschäft gab, und sie sich mit etwas Glück das Gelaufe im Wald sparen konnte. In der Magiergilde würde sie es auch versuchen, aber erst Morgen. Das sie jemand mit einem Boot hinbrachte, erschien ihr eher unwahrscheinlich, die meisten schienen der Insel lieber fern zu bleiben.
Jetzt stellte sich nur noch die Frage, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Die Taverne würde später bestimmt noch voller werden, nur ob das die angenehmste Gesellschaft sein würde, war fraglich. Bis jetzt war sie zwar von keinem dumm angemacht worden, aber noch waren die Leute auch relativ nüchtern. Mit einem seufzen stellte sie fest, dass ihr zu ihrer schlechten Laune gerade auch noch tierisch langweilig wurde. Nachdem sie eine Weile - sie hatte kein gutes Zeitgefühl - am Tisch gesessen war, begann sich die Taverne langsam zu füllen. So blieb es nicht aus, dass sich jemand zu ihr an den Tisch auf den zweiten Stuhl setzte. Er unterhielt sich zwar lautstark mit ein paar Leuten am anderen Tisch, doch nachdem er da kaum zu Wort kam, wandte er sich schließlich doch ihr zu: "Was macht eine junge Bretonin ganz allein in einer Stadt wie Bravil?" Eine eigentlich harmlose Frage, wäre sie nicht von einem schmierigen Kaiserlichen mit einer deutlichen Alkoholfahne gestellt worden. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht unterstrich das ganze nur noch. Der traut sich tatsächlich... Nachdem sie mit geschlossenen Augen tief durchgeatmet und innerlich wenigstens bis fünf gezählt hatte, wandte sie sich ihm zu: "Ich bin nicht allein hier." Dabei sah sie ihn kühl von oben herab an.
"Ach, mit wem seid ihr hier? Doch nicht mit euren Freundinnen?", fragte er, wärmend sein Grinsen noch breiter wurde.
"Nein, gelegentlich leistet mir ein Herr Gesellschaft, er ist nur leider nicht sehr gesprächig. Sein Name fängt mit D an und hört mit remora auf. Ich glaube nicht, dass ihr ihn kennen lernen wollt." Sie konnte es in dem Gesicht des Kaiserlichen arbeiten sehen, bis er sich schließlich mit unverständlichem Gemurmel wieder seinen Kameraden zu wandte.
Entweder hatte er die Andeutung verstanden, und lies sie in Frieden, wovon sie nicht ausging, oder er hielt sie jetzt für Verrückt, und lies sie deswegen in Ruhe. Ihr war das Egal, das Ergebnis war das gleiche.
Damit war ihre Laune definitiv unter dem absolutem Nullpunkt gesunken, wenn so was überhaupt Möglich war. Zum schlafen fand sie es noch zu früh und außerdem zu laut hier, aber hier drinnen war es mit der Gemütlichkeit auch definitiv vorbei. Also stand sie auf, um den Met beim Wirt zu zahlen. "Macht euch nichts draus, ihn sieht man ab und zu aus der Skoomahöhle kommen..." sagte er dabei entschuldigend zu Meryann. Nachdem sie dem Wirt ein müdes Lächeln geschenkt hatte, ging sie nach oben um ihren - vermutlich immer noch klitschnassen - Mantel zu holen. Aber egal, es regnete ja auch nach wie vor. Schließlich trat sie vor die Taverne und blieb unter dem Dach stehen. Als ihr Blick auf die tropfenden Stadtwachen am Tor fiel, konnte sie sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Es gibt immer jemand, den es noch schlimmer getroffen hat. Beiläufig zog sie sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, während sie nochmal ihren Aufenthalt in der Kaiserstadt Revue passieren lies.
Bis auf den Hinweis dem sie gefolgt war, hatte sich nicht viel ereignet. Ach ja, ein Steckbrief war ihr unter den vielen gewöhnlichen wegen Diebstahls und kleinerer Vergehen aufgefallen, und das nicht nur, weil er gerade neu aufgehängt wurde. Ein Kaiserlicher wurde gesucht, angeblich wegen Hochverrat und er schien in einem Kloster aufgeräumt zu haben. Gerüchteweise handelte es sich um ein Kloster bei Chorrol. Sie kannte es vom Sehen, hatte sich aber nie näher darum gekümmert. Angeblich irgendwelche Heiler.
In den Tavernen der Kaiserstadt wurde sich von Reisenden erzählt, dass es nicht nur einfache Heiler waren, aber das waren nichts mehr als Gerüchte, und manches davon klang einfach zu abenteuerlich. Letzten Endes konnte es ihr auch egal sein, das war ein Problem der Wachen, sie las das eigentlich nur zur Information. Nur das Gesicht auf dem Steckbrief war ihr in Erinnerung geblieben, allerdings nicht mit Absicht, denn es war recht markant.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles" fortgesetzt.
Cyrodiil, Chorrol; Tamriel
Tarik blickte aus dem Fenster. Der Himmel war am Horizont in ein starkes, dunkelrotes Glühen gehüllt. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen voller Verzweilfung, als bitte sie darum, noch länger scheinen zu dürfen, obwohl sie am nächsten Morgen wieder da sein und die Menschen beim Aufstehen begrüßen würde. Der Tag schwand langsam dahin. Seit 1 Woche stand Tarik jeden Abend am Fenster von „Eiche und Krummstab“ in Chorrol. Seit 2 Wochen war er wieder frei, hatte seine Verfolger endgültig nach Oblivion geschickt und einen guten Freund verloren. Irgendwie hatte Tarik seinen Freund aus dieser Höhle geschleppt, ein schönes Stück Wald gesucht und Xarasch unter einer Eiche begraben. Seinen Körper deckte er mit Steinen zu, damit ihn die wilden Tiere nicht fraßen. Nach einem letzten Gebet rammte Tarik das Schwert seines Freundes mit der Spitze zuerst zwischen die Steine und deckte alles mit Erde ab. Das Schwert saß fest und konnte nicht gestohlen werden.
Danach verließ Tarik den Ort und schickte sich an, das ganze Zeug aus der Höhle zu verkaufen. Es kostete ihn 3 Tage und unendlich viel Kraft, ehe er alles verkauft hatte. Mit einer hübschen Summe Geld im Gepäck war Tarik nach Chorrol gegangen. Dort hatte er sich auf unbestimmte Zeit in der Taverne „Eiche und Krummstab eingemietet. Die Zeit schlug Tarik mit Büchern tot, die er in „Renoits Bücher“ gekauft hatte, hauptsächlich Bücher über Morrowind, insbesondere Vvardenfell, Dwemer und Magie. Für die seltenen Schriften waren auch 2 Reisen in die Kaiserstadt notwendig gewesen. Ansonsten wanderte er durch Chorrol und durch die angrenzenden Wälder.
Sobald die letzten Angelegenheiten geregelt waren, trat mit der Entspannung auch eine Art Ernüchterung und Leere auf. Was sollte man tun, wenn man seit 5 Jahren das erste Mal wirklich zur Ruhe kam? Normalerweise würde man die Ruhe genießen und versuchen sich von dem ersparten Geld eine schöne Zeit zu machen. Nur war das nicht so einfach, wenn man 5 Jahre lang sein Geld mit seinem Leben verdient hatte. 5 Jahre kämpfen, da kann man nicht einfach abschalten. Jeden Tag auf’s neue brannte in Tarik dieser Wunsch, wieder eine Ausrüstung zusammen zu stellen und einfach los zu ziehen. Oder in einer Taverne einen lukrativen Auftrag anzunehmen. Dagegen schrie die Vernunft, die ihn immer wieder an die Qualen der letzten 5 Jahre erinnerte, insbesondere an die Qualen der letzten Wochen. Das Kämpfen und die daraus resultierenden Verletzungen waren das geringste Übel. Vielmehr die Flucht und die Folter hatten ihm in körperlicher als auch in geistiger Weise geschädigt. Narben sind allein sind harmlos, einzig die Erinnerungen mit denen sie fest verbunden sind, machen sie gefährlich. Tarik war durch den Kampf, der in ihm tobte und durch die Verletzungen gezwungen, ruhig zu halten, was aber gleichzeitig dazu führte, dass all das, was er in den letzten Jahren an Grausamkeiten nicht verarbeiten konnte, auf einen Schlag über ihm hereinbrach. Und das war zu viel für ihn. Seit 1 Woche betrank sich Tarik jeden Abend und seit ein paar Tagen bekämpfte er den Kater vom Vorabend mit Alkohol, was zwangsläufig dazu führte, das er nie ganz nüchtern war und sobald sein Alkoholpegel sank kamen die Gedanken zurück. Die Bücher und die Spaziergänge konnten ihn nur bedingt ablenken, daher versuchte er wieder seine Qualen mit Alkohol zu ertränken, was leider nie ganz funktionierte. Gestern abend wäre er fast von der Wache mitgenommen worden, wenn die Wirtin ihm nicht im letzten Moment geholfen hätte. Warum sie das tat wusste Tarik nicht, oder er hatte es wieder vergessen. Das Frühstück heute Morgen hatte er mit der Mahnung serviert bekommen, nicht wieder die Wachen anzupöbeln oder zu randalieren. Ansonsten könne er die Nacht in einer kalten Zelle verbringen und bekäme so schnell kein Zimmer mehr. Tarik hatte die Khajiit-Wirtin nicht so streng in Erinnerung, aber scheinbar wollte sie Ärger vermeiden und ihm helfen. Ersteres würde vielleicht gelingen, letzteres nicht. Tarik war nur noch am Trinken. Die wenige Zeit, die er nüchtern war, versuchte er zur Problembewältigung zu nutzen, was ihm aber nur schwer gelang. Meist wirkte die Ablenkung ein paar Stunden, ehe wieder der Alkohol floss. Den vorest absoluten Tiefpunkt hatte Tarik auch gestern erreicht, als er, nachdem die Wache wieder gegangen war, als letzter die Treppen geräuschvoll hinauf fiel. Die Wirtin hatte ihn irritiert angeschaut und gefragt was er da tue. Lallend hatte der Kaiserliche geantwortet, das er die Treppe hinauf schleiche und sie ihn gar nicht bemerkt habe. Die Wirtin warf noch einen sorgenvollen Blick auf ihn, ehe sie ihn schlicht ignorierte. Tarik schaffte es irgendwie in sei Bett und erwachte mit einem heftigen Kater. Der musste sogleich mit einer Flasche cyrodillschem Branntwein ertränkt werden. Die Flaschen hatte Tarik irgendwie heimlich auf sein Zimmer geschafft. Nun war der Kater verschwunden, genau so wie die Sonne, dafür erleuchteten die beiden Monde nun den wolkenlosen Abendhimmel. Jedoch machten sich deprimierende Gedanken in seinem Kopf breit und Tarik beschloss runter in den Schankraum zu gehen um sich wieder einmal zu betrinken.
Tarik nahm einen kräftigen Schluck cyrodillschen Brandy aus einer Flasche und begab sich nach unten. Im Schankraum herrschte rege Betriebsamkeit. Allerhand Leute aus der Stadt aber auch viele Reisende hatten sich zu dieser frühen Abendstunde eingefunden. Dann mal auf zum allabendlichen Geschäft… Tarik hatte nur eine Absicht, nämlich die, möglichst schnell wieder zu vergessen. Er wählte einen freien Platz an der Theke und bestellte sogleich etwas Suppe sowie 3 Flaschen Dunkelbier. Die Wirtin sagte nichts, aber ihr Blick verriet alles. sie bekommt doch Geld dafür Die Suppe war schnell geleert, ebenso wie die 3 Flaschen Dunkelbier. Der Kaiserliche stand auf und ging zu einem Tisch rüber, wo 3 Abenteurer ein Würfelspiel spielten. Das ist doch mal interessant….. zugleich war es eine Möglichkeit seine Barschaft etwas aufzustocken, welche zwar immernoch komfortabel war und es auch noch bleiben würde, selbst wenn er beim Glücksspiel verlieren würde. Tarik schnappte sich einen Krug Met, setzte sich zu der geselligen Runde und nach kurzer Einweisung würfelte Tarik um sein Geld. Das Spiel war recht einfach gehalten, wer die höchste Augenzahl erwürfelte gewann den Einsatz der Runde. Anfangs lief es für jeden mal mehr mal weniger gut, aber jeder war sich sicher das nicht mit gezinkten Würfeln gespielt wurde.
Die Situation nahm eine interessante Wende als ein Nord sich zu den Spielgesellen setzte. Anfangs schöpfte keiner Verdacht, am allerwenigsten Tarik. Dieser war schon wieder stark angetrunken und hatte einen leichten Glanz in den Augen, sowie ein schiefes Grinsen im Gesicht. Aber plötzlich verloren alle, außer dem Nord. Dieser Umstand sorgte dafür dass man sich nochmehr in das Spiel hinein steigerte. …noch ein guter Wurf, dann hör ich auf Tarik griff sich eine Flasche Wein und was er zufällig erblickte, als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zuwandte, ließ ihn inne halten. Sein Kopf erbrachte trotz seiner Umnachtung die Leistung, den Kaiserlichen schnell handeln zu lassen. „Betrüger!“ Alle am Tisch starrten ihn verwirrt an. Tarik schlug die linke Hand des Nords auf, welche sich bemüht unauffällig vom Tisch entfernen wollten. Zum vorschein kam ein zweites Würfelpaar, welches scheinbar zufällig mit der höchsten Augenzahl liegen blieb. „Damit habe ich gewonnen“, sagte Tarik und nahm den Einsatz an sich. Sekundenbruchteile später stürtzten sich die Abenteurer auf den Nord und im nu war eine Handfeste Kneipenschlägerei ausgebrochen. Tarik versuchte auf sein Zimmer zu gehen, was ihm zu seinem Glück auch gelang. Bevor er die Tür verschließen konnte, standen 2 Gestalten im Raum. Dann wurde es dunkel.
Tarik erwachte und schaute sich irritiert um. Wo bin ich? Er konnte sich an nichts mehr erinnern, außer an das Würfelspiel und den anschließenden Tumult. Langsam erkannte er das Herbergszimmer. Die Tür war verschlossen und im Zimmer selbst herrschte das reinste Chaos. Mit einem stöhnen erhob sich Tarik und ließ sich sogleich wieder auf das Bett fallen, da ihm schwarz vor Augen wurde. Nach kurzzeitiger Umnachtung konnte er schließlich aufstehen und realisierte zum ersten Mal das Chaos in seinem Zimmer. Einer bösen Vorahnung folgend suchte Tarik sein Habe zusammen. Fazit: Von seinem kleinen Vermögen war nicht viel geblieben und ihm fehlten alle Bücher außer, zum Glück, den 3 wichtigsten. Neben Kleidung, 2 Flaschen Bier, etwas Brot, einem Lederbeutel und den vorher erwähnten Dingen, war ihm alles genommen worden. Wahrscheinlich die Rache dafür, das ich den Falschspieler entlarvt habe. Ich habe zwar keine Ahnung wie das in meinem Zustand möglich war, aber ich hätte es wohl besser übersehen. Der Kaiserliche brachte das Zimmer wieder soweit in Ordnung, packte seine wenigen Sachen zusammen und ging in den Schankraum. Die Wirtin empfing ihn leicht säuerlich und Tarik hatte die Vermutung das sie die Rechnung absichtlich höher ausfallen ließ, da sie in ihm den Urheber des Tumultes sah. Nach dem Frühstück kaufte Tarik ein paar Vorräte und verließ Chorrol in Richtung Kaiserstadt.
5 Jahre später:
Tarik betrat den Raum. Es war stickig und warm, der unverkennbare Geruch von Met, Feuerholz und Fleisch stieg ihm in die Nase. Der Nord saß an einem Tisch und erwartete ihn bereits mit einigen Geschäftspartnern. In einer Ecke prasselte ein gutes Kaminfeuer und ein Blick auf den Tisch verriet dem Kaiserlichen, dass es ein langer Abend werden würde. Er sollte recht behalten. Bevor der Nord überhaupt das Wort Handelsvertrag in den Mund nahm, gab es erst ein Festessen, welches einem Fürsten würdig gewesen wäre. Die Gesellschaft plauderte über verschiedene belanglose Dinge, aber auch aktuelle Themen wurden angeschnitten. Das wird nicht leicht. Wenn ich hier einen Handelsvertrag zustande bringe, wird das unsere Poistion in Anvil stärken und uns einige neue Wege eröffnen.
Es ging wahrlich um viel. Die Oblivion-Krise war zwar überstanden, aber in der angebrochenen 4.Ära galt es, das entstehende Vakuum in wirtschaftlicher wie auch lokalpolitischer Ebene für sich zu nutzen. Tarik hatte in der Kaiserstadt einen charismatischen Kaiserlichen, Tharsten, getroffen, welcher ihn zum Händler ausbildete. Zusammen versuchten sie jetzt, ihre Handelspositionen zu stärken. Die Kaiserstadt war noch ein zu großer Fisch, außerdem wäre eine feste Handelsbasis außerhalb von Vorteil. Anvil war gerade zu geschaffen dafür. Noch während der Ausbildung wuchs ihr Einfluss und jetzt galt es, den Sack zu zumachen. Danach konnte man den Landhandel in Cyrodiil angehen und dann den größten Umschlag- und Absatzplatz: Die Kaiserstadt.
„Nun, lasst uns über den eigentlichen Grund reden, weshalb wir hier zusammengekommen sind“, eröffnete der Nord die Verhandlungen. „Warum sollten wir mit euch einen Vertrag unterzeichnen? Herr El-Kharim ihr vertretet eine nur lokal bekannte Handelsgruppe. Legt euren Standpunkt da, überzeugt uns.“
Die heiße Phase beginnt
Tarik räusperte sich kurz und trank noch einen Schluck Wein ehe er das Wort ergriff.
„Meine Herrn, wahrlich ihr sprecht wahre Worte. Ich vertrete nur eine lokale Händlergruppe, aber alleine die Tatsache das ihr Verhandlungsbereitschaft zeigt, belegt ganz klar das wir nicht so unbedeutend sein können…….“
20 Jahre später:
Die Folgen der Oblivion-Krise waren zwar noch nicht ausgestanden, jedoch hatte sich die Situation für die Handelsgilde von Tarik und Tharsten enorm verbessert. In jeder Hafenstadt waren sie jetzt mit einer Niederlassung vertreten und zum Teil kontrollierten sie auch den Landhandel. Die Gilde war mittlerweile eine Größe, welche nicht so leicht umgangen werden konnte. Ihr Erfolg sicherte ihnen vor allem in Cyrodiil Vorteile, da sie maßgeblich an der Versorgung des Landes beteiligt waren. Einzig die Überfälle von Piraten und Banditen sorgten zur Zeit für Probleme. Tarik zog es in betracht, das ein Teil dieser Überfälle von Konkurrenten finanziert wurden. An sich nichts ungewöhnliches, jedoch ist die Intensität und die Präzision erschreckend. Es scheint das wir einen Maulwurf in der Gilde haben.
Während Tarik über das Problem grübelte, schweiften seine Erinnerungen zurück in die Zeit, in der er als Söldner und Assassine tätig war. Mittlerweile hatte er die Grausamkeiten dieser 5 Jahre verarbeitet, jedoch war es nicht leicht gewesen. Seine Ausbildung zum Händler half ihm dabei. Zwar hatte er konsequent während der ersten beiden Jahre fast sein gesamtes Geld für Alkohol ausgegeben, doch hatte er es irgendwann geschafft seinen Konsum auf ein geregeltes Maß zu senken. Bis heute suchen ihn die Erlebnisse von der Flucht und das Wimmern seines letzten Opfers als Assassine in der Dunklen Bruderschaft von Zeit zu Zeit wieder heim. Sein Körper ist von Narben überzogen, jedoch wiegen diese nicht so schwer wie die Seelischen.
Ich habe meine letzte Aufgabe fast erfüllt. Die Bücher und die Steine habe ich erfolgreich geborgen. Ihr Machtpensum ist jetzt noch gefährlicher als vor 25 Jahren. Tarik hatte den ersten Stein in einer Kiste kurz vor der Insel Solstheim versenkt. Den 2 hatte er an einen Dwemer-Artefakt-Sammeler verscherbelt und den letzten Stein würde er mit dem nächsten Schiff nach Summerset schicken, an einen Sammler. Die Bücher hatte er verbrannt und die Asche letzte Nacht ins Meer geschüttet. Zum Glück ist das jetzt vorbei. Wenn keine Kopien der Schriften existieren, sind die Steine nur noch Sammlerobjekte. Wenn nicht, dann viel Spaß beim Suchen…..
Zufrieden lächelte Tarik und blickte von seinen Aufzeichnungen auf. Es war mittlerweile tiefste Nacht und die See war ruhig. Mit einer leichten Brise im Rücken segelte das Handelsschiff Anvil entgegen. Tarik stand auf und ging auf das Deck um noch ein wenig die frische Seeluft zu genießen. Es war eine sternenklare Nacht. Ein Teil der Besatzung schlief in den Kojen, der andere Teil blieb an Deck und steuerte das Schiff. Die kühle Seeluft wehte Tarik um die Nase und belebte ihn ungemein. Hoffentlich kommt diese Ladung heil an. Dies war die mit Abstand heikelste Fahrt. Das Schiff hatte viel rohes Ebenerz, sowie unbearbeitetes Vulkanglas, als auch eine Kiste makellos geschliffener Diamanten in Vvardenfell geladen. Dazu noch ein paar normale Handelsgüter. Wenn dieses Schiff geentert oder sinken würde, wäre der finanzielle Schaden enorm. Hoffen wir das Beste…..
Eine Person stellte sich neben Tarik und betrachtete ebenfalls den Himmel. Der Kaiserliche erkannte diese Person sofort als Eldamil. Der Dunmer hatte ihn bisher auf jeder Reise begleitet und war mittlerweile ein guter Freund von ihm. Ohne ihn hätte die Gilde in Morrowind und speziell auf der Insel Vvardenfell keinen Fuß fassen können. In seinen Gesichtszügen konnte Tarik Anspannung und Sorgen ablesen.
„Eldamil, entspanne dich. Versuche die Nacht noch ein wenig zu genießen“, sagte Tarik.
„Wenn es so einfach wäre. Ich mache mir nur Sorgen um unsere Ladung. Ich rechne jederzeit mit einem Angriff“, entgegnete der Dunkelelf.
„Die Gefahr lässt sich nicht ignorieren“, sagte Tarik und blickte verstohlen zum Kapitän des Schiffes ehe er sich wieder an Eldamil wandte.“Ruht euch aus, ich habe sowieso noch Dinge zu erledigen.“
„Wie ihr meint“, antwortete Eldamil knapp und ging Unterdeck zu den Mannschafts-Quatieren.
Der Kaiserliche stand einige Minuten an Deck, als plötzlich der Kapitän neben ihm auftauchte und ihm den Säbel an die Kehle hielt. Überrascht drehte sich Tarik zu diesem herum. Was bei Oblivion…? Die Überraschung wich augenblicklich Resignation, da Tarik die Situation erkannte. „Warum?“ war die einzige Frage, die er dem Kapitän stellte.
„Ich sehe ich versteht. Nun, ich habe das bessere Angebot von der Konkurrenz bekommen. Jetzt schert euch aus meinen Augen.“ Der Kaiserliche wurde in die Offiziersmesse gedrängt und schließlich in einer kleinen Kammer eingesperrt. Jetzt haben wir ein Problem. Hoffentlich kann Eldamil etwas ausrichten. Die Hand-und Fußfesseln schränkten seine Bewegungen stark ein. Der Kaiserliche sah sich in der Kammer um. [I]Ich bräuchte ein Stück Draht oder einen Dietrich. Damit könnte ich diese Fesseln loswerden. Die Suche war jedoch nicht mit Erfolg gekrönt und so blieb Tarik nichts anderes übrig als in einer ungemütlichen Position zu schlafen.
Der Kaiserliche erwachte am nächsten Tag und die erste Erkenntnis war, dass sein Rücken schmerzte. Beste Vorraussetzungen…. Mühsam richtete er sich auf. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, sind wir erledigt….und ich Schlachterfischfutter. Stiefelschritte waren zu hören. Die Kammer wurde geöffnet und eine Fackel blendete den Kaiserlichen. Tarik blinzelte ein paar Mal ehe er ein Mannschaftsmitglied erkannte, welches ihm Essen brachte. Dahinter stand wohl einer der Meuterer. Dieser ließ die Chance nicht ungenutzt, ihn zu verspotten. „Sieh an, sieh an. Vormals ein großer Händler, aber sobald man dir eine Waffe an die Kehle hält, bist du ein nichts. Was willst du jetzt tun? Du kannst nicht zaubern und du kannst nicht kämpfen. Sieh’s ein, du bist verloren.“ Mit einem irren Lachen scheuchte der Meuterer das Mannschaftmitglied raus. Die Kammer wurde verschlossen und Tarik war wieder alleine. [I]Das wirst du mir büßen! Dieses Schiff verlässt du nicht lebendig…[I] Das Essen ließ auch sehr zu wünschen übrig. Gekochter Salzreis und dazu ein Stück Zwieback. Tarik begann zu essen, so gut wie es mit gefesselten Händen eben ging, und hielt inne als er plötzlich etwas schweres mit dem Löffel anhob. Er fischte den Gegenstand mit den Fingern aus dem Salzreis und war erstaunt wie auch freudig überrascht, als er erkannte das es ein Dietrich war. [I]Es können nicht viele Verschwörer sein, wenn mir die Mannschaft mir so hilft…..Zeit für eine Revanche.[I]
Tarik unterbrach sein Essen und begann mit dem Dietrich vorsichtig die Komplexität der Schlösser abzutasten. Anfänger, die haben tatsächlich das einfachste Schloss genommen. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht knackte Tarik die beiden Schlösser sehr schnell und kurz darauf löste er seine Fußfesseln. Den Dietrich steckte er weg und aß noch den letzten Rest seiner kargen Mahlzeit ehe er leise an die Tür schlich und das Schloss untersuchte. Nicht all zu schwer, aber ich muss mich beeilen. Ganz vorsichtig schob Tarik den Dietrich in das Schloss und konzentrierte sich vollkommen auf den Rhythmus der Bolzen. Nichts war zu hören außer dem Knarzen des Schiffes, während er sich im leichten Seegang wiegte und das ganz leise Klicken der Bolzen. Schließlich war das Schloss geknackt und Tarik öffnete die Tür einen winzigen Spalt breit und spähte durch selbigen. Niemand da… Der Kaiserliche öffnete die Tür und stand nun in der Offiziersmesse, welche in ein trübes Licht getaucht wurde. Diverse Flaschen und Humpen, benutztes Geschirr und ein paar umgeworfene Stühle. Nichts besonderes… Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein und hielt inne, als plötzlich Schritte vor der Tür zum Oberdeck zu hören wären. Verdammt, warum gerade jetzt? So leise wie möglich hechtete Tarik neben die Tür und lauschte. Mangels Alternativen würde er den nächsten Meuterer mit seinen Fäusten niederschlagen müssen. Ein Dolch wäre mir entschieden lieber, aber man kann nicht alles haben.
„Warum segeln wir nicht weiter?“
„Wieso müssen wir hier auf dieser kleinen Insel vor Valenwald ankern?“
Die Aufregung der Mannschaft war deutlich zu hören. Viele undeutliche Stimmen drangen an Tarik’s Ohren und nur vereinzelt wurde eine Frage laut geäußert.
„RUHE!“
Der Ruf ließ die Mannschaft Augenblicklich verstummen. Die Stimme gehörte dem Kapitän.
„Der werte Gildenmeister El-Kharim wurde abgesetzt. Diese Ladung geht an die Konkurrenz. Sollte einer von euch es auch nur versuchen diese Meuterei zu beenden, bekommt er ein Seemannsgrab! In wenigen Stunden wird ein Schiff kommen und die Waren abholen. Wenn ihr euch bis dahin friedlich verhaltet, werdet ihr vielleicht am Leben gelassen.“
Die Rede des Kapitäns klang für Tarik wie Spott und Hohn. Natürlich wird er die Mannschaft nicht am Leben lassen. Sobald die Waren umgeladen wurden, wird die Mannschaft getötet. Mitwisser kann er nicht gebrauchen. Es wird heißen das Schiff sei gesunken oder wurde versenkt.
„Nein ihr werdet uns nicht am Leben lassen, das glaube ich euch nicht!“
Das ist doch Eldamil.
„Was wollt ihr dagegen tun?“, fragte der Kapitän spöttisch.
Danach ging alles ganz schnell. Schnelle Schritte waren zu hören. Ein Aufschrei. Ein schneller Kampf. Dann flog die Tür zu Offiziersmesse auf und Eldamil stolperte in den Raum. Mit einem dumpfen Aufschlag blieb der Dunmer liegen. Nein…..
„Will noch irgendjemand so enden wie der Dunkelelf hinter mir?“
Das dreckige Lachen des Kapitäns und seiner Mitverschwörer war für Tarik zu viel. Er griff sich den Säbel seines Freundes und Schritt durch die Tür. Sofort konnte er die genaue Anzahl der Verschwörer ausmachen. Neben dem Kapitän und dem 1.Offizier waren noch 3 Mannschaftsmitglieder beteiligt. Der 6. Verschwörer lag in einer Ecke. Scheinbar hatte Eldamil ihn mit einem Zauber erledigt. Wenn die Mannschaft nichts unternimmt, müssen Zauberer unter ihnen sein. So oder so, das wird ein harter Kampf. Dem ersten Stach Tarik den Säbel durch den Rücken. Noch ehe die Verschwörer und die Mannschaft realisierten was geschah, hatte Tarik dem Nächsten schon die Kehle aufgeschlitzt. Der Kapitän und die verbliebenen Verschwörer starrten Tarik ungläubig an. Seinerseits ergriff Tarik nun die Initative.
„Ergreift sie!“ Ein paar Matrosen aus der Mannschaft reagierten sofort und stürzten sich auf den 1.Offizier und auf den 3 Mitverschwörer. Der Kapitän schaltete noch schneller, verletzte einen Matrosen mit dem Säbel und hechtete zum Steuerruder. Tarik setzte ihm nach.
„Es ist vorbei. Ergib dich“, sagte Tarik.
„Nein, lieber kämpfe ich um meine Freiheit. Außerdem werden euch die Piraten so oder so töten“, entgegnete der Kapitän.
„Dann soll es so sein“, sagte Tarik. Der Kapitän quitierte seine Aussage mit einem irren Lachen und stürmte sogleich auf ihn zu.
Tarik parierte den Schlag mit Leichtigkeit und wich dem nächsten Angriff des Kapitäns aus. Dieser drosch unbeirrt auf Tarik ein und steigerte die Intensivität seiner Angriffe. Was glaubt der Kerl eigentlich, wen er hier vor sich hat? Er weiß wohl nicht das ich den Klingenkampf sehr gut beherrsche….armer Tor. Tarik parierte weiterhin die Schläge und im richtigen Moment setzte er zu einem Konter an und entwaffnete den Kapitän. 2 weitere Hiebe später stand der Kapitän blutend vor ihm und traute seinen Augen nicht.
„Wie?“
„Ihr habt mich vollkommen unterschätzt. Jetzt sollt ihr eure Strafe dafür erhalten“, entgegnete Tarik. Er stieß sein Schwert durch den Brustkorb des Kapitäns. Dieser sank tödlich verwundet zu Boden. Der Kaiserliche zog sein Schwert aus dem Körper und dumpf schlug die Leiche des Kapitäns auf dem Boden auf.
Die Mannschaft jubelte Tarik zu. Eldamil… Dieser eilte runter zu seinem Freund. Dieser lag immernoch auf dem Boden. Tarik fühlte den Puls und zu seiner Überraschung lebte der Dunmer noch, auch wenn es kritisch um ihn stand.
„Keine Sorge mein Freund. Du schaffst das…..“
10 Jahre später:
Tarik ging durch Straßen. Es war früher Abend und er kehrte gerade von der letzten Unterredung mit der Gilde zurück. Die Geschäfte hatte er an Eldamil abgegeben. Ich bin mittlerweile zu alt für so etwas. Es wird Zeit meinen Lebensabend in Ruhe zu verbringen.
Der Kaiserliche bog um eine weitere Straßenecke und erblickte sein Haus. Schön war es geworden, genau so wie das wiederaufgebaute Kvatch. Seine Frau stand in der Tür und wartete schon auf ihn. Der Kaiserliche beschleunigte seine Schritte.
„Wo warst du denn so lange? Ich warte schon mit dem Essen auf dich?“, fragte seine Frau vorwurfsvoll. Ihr Lächeln signalisierte Tarik das sie es nicht ernst gemeint hatte.
„Ich musste noch letzte Dinge mit der Gilde regeln. Aber das hat jetzt ein Ende. Jetzt können wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen. Die Kinder sind ja auch schon erwachsen geworden“, antwortete Tarik. Er gab seine Frau einen Kuss und gemeinsam gingen sie in ihr Haus. Nach dem Essen saßen beide vor dem Kamin, mit einem Glas Wein in der Hand und schwiegen eine Weile, in der jeder seinen Gedanken nach hing.
In Tariks Gesicht stahl sich ein zufriedenes lächeln und er lachte leise. Seiner Frau blieb das nicht verborgen.
„Warum lachst du?“
„Ich habe es endlich geschafft. Ich bin jetzt mit 58 an dem Ort, wo ich vorher schon den Glauben daran verloren hatte, ihn jemals zu erreichen. Ich bin zu Hause…….“