Wer spielt die eigenen Spiele?
"Eigentlich makere ich nur für mich.", sagen viele. "Ich fühle mich nur meinem Geschmack verpflichtet.", sagen viele. "Das Spiel soll vor allem mir selbst gefallen.", sagen viele.
Klingt gut. Dann müssten wir aber auch (fast) alle mit Hingabe unsere eigenen Projekte spielen. Ist das auch so? Ich frage, weil ich da aus zwei Gründen irgendwie Zweifel hege.
1. Falls es sich nicht gerade um ein schnell hingeworfenes Minispiel handelt, sitzt man ja doch einige Zeit (Monate, Jahre, vielleicht wird das halbfertige Projekt irgendwann auch an die Enkel vererbt...) an seinem Spiel. Teile werden immer mal wieder Probe gespielt, es wird getüftelt und verbessert. Kurz: Schon bevor es fertig ist, hat man sein eigenes Spiel dutzendfach gesehen. Kann man es dann als fertiges Programm überhaupt noch sehen? Oder hat man dann davon genug.?
2. Man hat sich nicht nur an der Oberfläche seines Spiels satt gesehen. Man kennt auch die Innereien. Damit meine ich gar nicht mal die Variablenartistik. Ich meine etwas viel Schlimmeres: Jedes Rätsel ist bekannt. Jede Gegnerschwäche kennt man als Entwickler schon im Voraus. Jede Handlungswendung bietet für einen selbst keine Überraschung. Wird man da nicht durch das eigene Projekt gelangweilt? Ist das nicht neugierabtötend? Ist man da nicht zwanghaft auf die Spiele fremder Köpfe angewiesen, um sich zu unterhalten?
Demnach müsste man eigentlich die eigenen Spiele meiden. Zum Glück gibt es das schöne Wort eigentlich. Denn wie ich verwirrenderweise feststelle, finde ich die beiden Gründe zwar sehr logisch und überzeugend, aber irgendwie treffen sie einfach nicht zu.
Daher: Ich bekenne. Ich spiele meine eigenen Spiele. Und obwohl ich jeden Winkel kenne, bin ich trotzdem froh, vergnügt und heiter bei der Sache. Geht das noch jemandem so? Oder habt ihr euch satt entwickelt und könnt das fertige Produkt nicht mehr sehen?