Zitat:
ENDLICH wurde es draussen langsam hell, und ich bewegte meinen Hintern zum Gate für den Flug nach Sydney. So langsam aber sicher wurde ich doch ein wenig müde, doch meine Freude über einen ruhigen Flug war nur von kurzer Dauer:
Ich hatte einen Gang-Sitz bestellt, da ich weiss, dass es bei längeren Flügen oben doch recht kalt wird, wenn man am Fenster sitzt und dann ist nichts mit schlafen, wenn man zittert wie ein Shaker an einem Samstag abend an einer Bar.
Mein Gang-Sitz war soweit ok, aber das Problem war der Sitznachbar auf der Fensterseite. Nur wusste ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht!!
Erst verlangte er ein Glas Wasser mit Eis, was er auch von der Stewardess bekam. Da ist nix dabei, jeder hat mal durst. Dann begann der das Wasser auf eine Art runterzuschlürfen, wie es die kleinen Kinder tun, bevor die Mutter denen eins auf den Deckel semmelt mit den Worten "Trink ned so schweinisch".. oder wie wenn eine alte Oma ihren The schlürft. Klingt genauso.
Auf jeden Fall war das Glas nach einer Minute schweinischen Rumschlürfens auch leer, und jetzt fing der echt strange Part an: Der Typ fing mit dem Kopf an zu kreisen, als ob ihm nicht wohl wäre, und knallte dann gegen den Vordersitz.. "Na toll, jetzt hab ich am Schluss ne Leiche 2 Sitze nebenan.
Nach 5 MInuten erlangt er wieder die Besinnung und will auf den Gang raus. Warum auch nicht, vielleicht ist ihm nicht wohl. Und der Typ war alles andere als eine Bohnenstange, ne, sondern son richtiger kürbisähnlich geformter Typ mit rechtem Bauchumfang. Also kraxelt der Typ erst über meinen Nebenmann und dann über mich mit seinen 150 Kg!
Nach 5 Minuten steht er wieder da und will rüber, diesmal mit einem Becher Wasser mit Eis in der Hand. Guuuut.. dann halt die ganze Aktion nochmal..
Die meisten Passagiere haben inzwischen ihren Platz eingenommen und die Maschine ist startklar. Drei mal darf der werte Leser raten, wer JETZT unbedingt aufstehen wollte: Klaro! der Typ. Die Stewardessen haben den beinahe mit Kabelbinden am Stuhl festgebunden.
Es dauerte keine 2 Sekunden, nachdem das "Fasten Seatbelt"-Zeichen aus war, stand der Typ auf, kraxelte wieder über alle drüber und verschwand nach hinten im Flugzeug. Herrlich diese Ruhe. Der Flug dauerte nun 6 Stunden und ich lehnte mich in mein Buch versunken zurück, mit der Abwechslung mal was zu daddeln (die haben Videospiele in der Rücklehne eingebaut) oder nen Film schauen. Der Flug verlief, wie auch der letzte, recht ruhig, bis kurz vor dem Futter der andere wieder aufgetaucht ist und wieder seinen Platz eingenommen hat. Meine Hoffnung, dass er endlich mal auf seinen breiten vier Buchstaben sitzen bleibt, wurden schnell zunichte gemacht, als ich noch nicht mal mit dem Essen fertig war, der andere aber schon wieder über alle drüberkraxeln musste.. das Theater in der engen Bestuhlung kann sich jeder selber vorstellen.. :-/
Endlich war der Flieger im Anflug zur Zwischenlandung auf Singapur, und jeder musste wieder an seinen Platz. Bis der Lieblingspassagier wieder auf seinem Hintern sass, vergingen auch wieder etliche Minuten.
Als der Flieger auf dem Weg zum Dock war, fragt mich der andere: "Fliegen Sie bis Singapur oder weiter bis Sydney?" "Nach Sydney" gab ich zur Antwort und hoffte dass die seine "Singapur" sein werde. Und wieder einmal beschloss das Schicksal gegen mich zu sein und gab ihm ein Ticket bis nach Sydney. "Oh, wie schön, ich auch" liess meine schon müde Miene noch eine Runde trüber werden.
Aber ich liess mich nicht entmutigen und freute mich, als er für die 90 Minuten, die der Flieger in Singapur am Boden war zum Auftanken und mit Futter aufrüsten, er den Flieger verliess und ich meine Ruhe hatte. Ich hatte schliesslich nich voll 9 Stunden in dieser Maschine vor mir.
Auch die 90 Minuten gehen mal rum, und die neuen Passagiere bestiegen den Flieger. Was sich darauffolgend ereignete zwingt mich ein klein wenig auszuholen und noch eine kleine Geschichte vom Flughafen aus Dubai zu erzählen:
Hinter mir sass ein Päärchen, und ich kam nicht herum, deren Unterhaltung mitzuhören. Eine junge Dame, um die 25, mit einem älteren Herrn über den 55.. Sprich: Das Preisschild hing fast noch an der Dame dran. Die erzählten ne Story von wegen dass sie frisch verheiratet wären und sie gerne nebeneinander sitzen würden. Die Leute, welche einzeln reisten, denen war das eh wurscht, wen die als Nachbarn hatten.
In Singapur ereignete sich das gleiche Schauspiel: "Hallo, reisen sie alleine? Wir sind nämlich ein frisch verheiratetes Paar und würden gerne nebeneinandersitzen. Würde es ihnen was ausmachen zu tauschen?"
Neee.. sicher nicht.. ich tausche doch gerne.. *G*
So wanderte ich von Reihe 25 nach 27, wieder Gang-Platz und war sogar äusserst froh, meinen Sitz abzugeben.
15 Minuten später, der Flieger war zum bersten volle, alles sass am Platz, nur einer nicht: BINGO!! Der Typ mit dem Wasser & Eis!
Er stand neben mich hin, schaute mich völlig fassungslos an, weil der Fensterplatz besetzt war, und wusste weder ein noch aus. Er rannte in völliger Panik auf und ab, dass er keinen Platz mehr habe und was das solle, etc..
Ich tat nichts dergleichen, verfolgte aber das Schauspiel: Der Pilot war schon halb auf dem Weg zur Runway, als die Stewardessen den auf den einzig leeren Platz - Reihe 25 - Fenster!
Nun.. die Leute auf Reihe 25 taten mir schon ein wenig Leid, aber ich erfreute mich eines ruhigen 8-Stunden Fluges nach Sydney, und gegen 7:30 Ortszeit setzte der Flieger endlich auf der Rollbahn in Sydney auf.
Nach einem anderthalb-Stunden rumstehen am Flughafen liesen die mich endlich durch, und ich stand am 15.12.03 gegen 9 Uhr in Sydney am Flughafen, ohne eine Reservation oder sonst was in der Hand, einzig und alleine Rucksack, den ich zu 2/3 mit Zeugs gefüllt hatte, das ich die nächsten 4 Wochen nicht brauchen werde
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