Ist das jetzt ein Thread, der jeglichen Medien-Konsum auf all seine verschiedenen Weisen einbezieht, oder so? Kommt mir beinahe schon nach einem "The whole world in one Thread" vor. ;)
Zitat:
Zitat von La Cipolla
Man fragt sich dann, was krank daran ist, Sätze und Wörter hintereinanderzukleben, die keinen Sinn ergeben. Vor allem sollte man sich auch mal in Gedanken rufen, was an einem eigentlich negativ belegten Wort wie Krank so verdammt faszinierend ist?
Bei vielen Leuten dreht es sich halt eher darum, sich von der Normalität abzugrenzen, als darum, einen individuellen Weg zu gehen. Aus solchen Haltungen kann imo nur Bockmist entstehen, wenn solche Leute selbst "kreativ" werden.
Zitat:
Das Ganze hört hier im Atelier aber bei Weitem noch nicht auf. Ein Themenbereich, wo dieses Phänomen schon viel länger bekannt ist, ist die Musik. Kaum jemand hier im Forum würde zugeben, Pop- und Chartsmusik zu hören, viel beliebter sind da schon eher sogenannte "Independent"-Bands, also dem Wort nach unabhängige Musiker, was natürlich, nüchtern betrachtet, eine ordentlich stupide Einordnung ist. Wenn man den Bereich nicht kennt, weiß man mit "independent" auch nichts anzufangen, selbst "Volksmusik" ist eine treffendere Genrebeschreibung, wobei das Gejohle der bayrischen Dirndl-Mädchen und Ziehharmonika-Jungens schon so überhaupt nichts mehr mit irgendeinem Volk zu tun hat.
Am ehesten dreht es sich hier im Musik-Forum um Indie und Metal mit einer Prise Gothic (und da ist lustigerweise beinahe nur Samsas Traum ein Name, der fällt) und einer eingeschworenen Hip Hop Hörerschaft.
Ich finde übrigens nicht nur den Begriff "Indie" stupide. Auch solche Begriffe wie Gothic (gotico = fremdartig, barbarisch [->Wiki]), Pop für populäre Musik, Stein oder Metall geben einem nicht wirklich einen Hinweis auf die Musik dahinter, und verdammt viele wissen bis heute nichts mit den Begriffen anzufangen (bzw. wissen nicht, was alles als dies oder jenes bezeichnet wird, was auch logisch ist, bei der schwammigen Definierung jeglicher Musikrichtung).
Zitat:
Ein anderes Beispiel sind natürlich Punk- und Gothic-Bands bzw. Interpreten, die seit der Gründung der beiden Genres versuchen, sich von der Masse abzusetzen.
Beziehst du das jetzt auf die generelle Einstellung, die es in diesen Szenen geben soll? o_O
Zitat:
Dass Wörter wie "Konformisten" oder "Stino" überhaupt Einzug in den Sprachgebrauch gefunden haben, ist an sich schon ein Armutszeugnis. Der Mensch versucht halt, sich von den anderen abzusetzen, und dieser Versuch kann teilweise schon Formen annehmen, die mehr lächerlich als alles andere sind.
Jeder Mensch will halt etwas besonderes, einzigartiges, whatever sein. Doch anstatt einfach das zu tun, sehen, lesen und hören, sowie sein, wie man ist, folgen viele irgendwelchen Massenbewegungen bedingungslos, weil sie halt voll individuell sind - alle zusammen ey. :D Wobei ich aus persönlicher Erfahrung nicht sagen kann, dass die großen Anhänger irgendwelcher Szenen noch handeln, um anderszusein. Die sind schon ganz woanders, die Interpretation überlasse ich dir. ;)
Zitat:
Ein gutes Beispiel ist die Band "Oomph". Die Mitglieder treten nur noch schwarz geschminkt auf, in den Videos sieht man weit aufgerissene Augen und Blut. Das Ziel ist klar, die Band will "böse" wirken, um ihre Zielgruppe von der "guten" Elternwelt abzugrenzen.
Eh... ich weiß zwar nicht, seit wann das so mit Oomph! sein soll, aber Wacken 2005 hatten alle weiße Kleidung, weiße Instrumente und haben ihren alten Kram gespielt. Das war cool. 8)
Zitat:
Dieser Versuch allerdings ist so überzogen, dass nun schon wieder andere kommen und meinen, Oomph sein ebenfalls eine kiddie-Band, heißt also, eine Band für "Normalos", um es mal krass auszudrücken, denn etwas anderes bedeutet dieses Wort nicht. Kind, sozusagen jemand, der noch keine ernstzunehmende Meinung hat. Entsprechende Leute hören dann lieber Bands, die genau auf der Kante zwischen "bekannt" und "volllkommen egal" stehen. Eben jene Musiker, die noch nicht weit genug herumgekommen sind, um beliebt zu sein, die sich aber trotzdem schon in den "Szenen" einen Namen gemacht haben. Herr Alexander Kaschte von Samsas Traum bzw. Weena Morloch singt in einem seiner beliebtesten Goth-Disco-Lieder schließlich nicht umsonst 10mal hinternander "Ich bin wirklich krank!!". Was daraus allerdings resultiert ist die Tatsache, dass sich genügend Leute von "ihrer" Band abspalten, sobald sie bekannt wird, teilweise sogar mit einer Aussage a la "Die sind nicht mehr true und machen kommerzielle Musik".
Du hast die Einstellung von manch zwielichten Gestalten aus der Metal Szene ziemlich gut getroffen. Gibt leider viel zu viele Menschen, die es vom Erfolg einer Band abhängig machen, ob sie toll sind, statt von der Musik. Manche meinen, unbekannte Bands haben's halt nicht drauf, denn sonst wären sie bekannt, und andere meinen, bekannte Bands seien zu kommerziell und daher scheiße.
Dennoch ist der Begriff "true" einer der lächerlichsten, der mir begegnet, und gleichzeitig einer der seltensten, der beim Sprechen mit anderen Leuten aus der Metal-Szene fällt. Das aber nur nebenbei, ohne Manowar gäbs den Begriff erst gar nicht und viele Black Metal Bands sind konservativ und schreiben einzig aus diesem Grund noch sowas wie "Trve Unholy Black Metal" auf ihr Album Backcover. In ihre Lyrics auch, doch das ist wieder eine andere Sache, doch ich schweife ab...
Zitat:
Als Antwort auf die langweilige Musik der alten Leute in den Zwanzigern kam der Jazz, als Antwort auf diesen der Rock, und als selbst der Rock zu "normal" wurde, erfand irgendein gewiefter Geschäftsmann schließlich Heavy Metal und Punk.
:rolleyes:
Blues ist die langweilige Musik der alten Leute? Oder doch eher Ragtime? Der war aber vorm Blues da. Übrigens ist Ragtime (= zerrissene Takteinheit) auch schon eine Musik, die damals anders sein wollte, als die anderen, und das als erste "schwarze Musik".
Weiterhin zweifle ich verdammt stark daran, dass ein Geschäftsmann die musikalische Kreativität besessen haben soll, neue Stile zu "erfinden". Das einzige, was dieser gemacht haben kann, ist die Popularität von diesen "andersartigen" Bands hervorzurufen durch gutes Marketing. Wie das jetzt genau war, weiß ich im Detail auch nicht, und bin zu faul zum recherchieren. Der heute als Heavy Metal bekannte Musikstil würde jedenfalls Anfang der 80er geprägt, sowie viele andere Spielarten des Metals, von Bands wie Judas Priest, Iron Maiden, Motörhead. Es war eine Gegenbewegung zum Punk, welcher wiederum eine Gegenbewegung von was-weiß-ich was ist. ^^ Black Sabbath möchte ich hier nicht noch miteinbringen, ihre Stellung als Väter des Heavy Metals ist ohnehin sehr umstritten.
Zitat:
Diese Liste ließe sich endlos so weiter führen, aber irgendwo ist damit rein logisch gesehen auch mal Schluss, denn viel weiter als rein elektronische Kreisch-Musik ohne Melodie geht es kaum noch. Die Antwort ist leicht: Man fängt wieder von vorne an. Um sich von dem Independent- und Punk-Einerlei abzusetzen, hört man wieder Klassik, Johny Cash und Janis Choplin (Hab ich sie richtig geschriebene?). Natürlich kann man dieses Verhalten nicht verallgemeinern, denn mehr als genug Leute hören Musik aller Sparten, ohne darauf zu achten, was der Rest denkt.
Vor allem haben die meisten Leute keinen Bezug mehr zur Musik, zu Melodie, Harmonie und Rhytmus, sondern vielmehr zu irgendeiner Szene oder Darstellung ihrer angeblichen Individualität, die sie gerade damit nicht ausleben.
Zitat:
Trotz allem haben "kranke" Musiker immer eine gewisse Faszination auf viele Menschen, was ja nach dessen Aussage bspw. auch der Hauptgrund des Erfolges von "Schockrocker" Marylin Manson ist.
Warum hört niemand mehr Alice Cooper? :( Bei Manson machts oftmals mehr sein Aussehen und seine In-Szene-Setzung aus, dass er gemocht wird, und gerade dadurch wurde er auch berühmt. Gibt nicht umsonst die Gerüchte/Tatsachen, dass er sich eine Rippe rausgebrochen hätte, um sich selbst einen blasen zu können oder dass er ein Glasauge hätte oder was-auch-immer. Will sagen, ohne seine Musik, die ich ja nicht wirklich kenne, zu kritisieren: Ohne diese äußeren Erscheinungen, bzw. nichts mit Musik zu tun habenden Details, wäre er nie so berühmt geworden. Leider gilt dies allgemein für viele bekannte Bands, was aber nicht an ihnen liegt, sondern an der idiotischen Masse, für die Musik Glasaugen sind. Bekannte Bands können trotzdem coole Musik machen.
Zitat:
Bei Filmen ist es ebenso, Kunstfilme und Gewaltfilme werden immer beliebter, und je seltener sie irgendwo zu sehen sind, desto besser, denn desto unnormaler. Ich rede auch an dieser Stelle nicht von Leuten, die sich betreffende Filme angucken, weil sie sich dafür interessieren, sondern von denen (und davon kenne ich leider zu viele...), die sowas nur "inhalieren", um später darüber erzählen zu können.
Schlimm sind auch die Leute, die anderen klarmachen wollen, dass man als Horrorfilmfan keine Ansprüche habe und sie scheiße sein würden. Ganz egal, um welches Film-Genre es geht, im Endeffekt kann einem nur das gefallen, womit man etwas anfangen kann. Ein Humorloser Mensch guckt keine Komödien und ein Mensch, der sich für Emotionen wie Angst, Schrecken und Ekel interessiert, der guckt Horrorfilme. Einer, der wissbegierig ist, findet beides wiederum scheiße und guckt Dokumentarfilme. So ist dann nunmal, wer guckt in einer ernsten Lebenslage oder einem temporären emotionalen Tiefflug schon Komödien an?
Und wegen deinem eigentlich gemeinten Punkt:
Leute, die Filme nur inhalieren, um darüber zu erzählen, solche solls geben. Darstellung des Charakters, gibt doch auch die Theorie dass man alles nur wegen dem Sexualtrieb macht. :D Jedenfalls ist imo so etwas altbekannt, dass Leute bestimmte Dinge nur tun, um gut anzukommen, was ja nun einmal gar nichts mit dem Genießer-Konsumenten zu tun hat. Dies lässt sich übrigens auf Medienkonsum und auch auf sowas wie Drogenkonsum beziehen, gibt da erstaunliche parallelen. :D
Zitat:
Am Ende kommt bei allen das Gleiche raus, sei es die "normale" allgemein verpönte Popmusik, der "amerikanische Hollywood-Kapitalismus" oder die "schon mal dagewesene" Geschichte, Dinge, die nicht außergewöhnlich sind, werden oft als Ganzes verurteilt, ohne sich ernsthaft mit dem Einzelnen beschäftigt zu haben.
Wobei gerade nur das Einzelne außergewöhnlich sein kann, ein Ganzes ist niemals außergewöhnlich, da sind selbst die am Rande der Existenz liegenden Musikrichtungen normal und können auf dieselbe Art verurteilt werden. Allerdings finden entsprechende Leute für eine Verurteilung vom Unbekannteren andere Worte, prinzipiell unterscheidet sich da nichts - die Ahnungslosigkeit lässt grüßen. ;)
Zitat:
Der Japano-Wahn geht natürlich in die selbe Richtung, einerseits wurde Visual Key ja nun mal als Abgrenzung erfunden (möchte ich behaupten), andernseits gibt es genügend Leute, die inzwischen alles Japanische ablehnen, mit den Argumenten, es sei Japano-Kiddy Kram. Ich meine, man sollte ein wenig offener sein, auch den Dingen gegenüber, für die sonst keinerlei Sympathien hegt, und wenn man das nicht kann, soll man nicht urteilen.
Dito, finde jegliche verallgemeinernde Aburteilungen jeglicher Tätigkeit, jeglichen Konsumguts, jeglicher Lebensweise oder sonst etwas einfach nur stupide. Es ist simpel die "Vorurteilung" von unbekanntem (ja, selbst um Pop zu kennen, muss man sich da erstmal einlesen und mehr als Madonna als wertvolle Stichprobe hören), welche allgemein mit der Abgrenzung des Unbekannten zu tun hat. Und wie schon deutlich gemacht, hat dies gar nichts damit zu tun, dass man "voll die fiese Underground Musik hört und einen dann niemand mag". Der umgekehrte Fall ist genauso absolute Normalität, wieso sonst wird allgemeinhin die Kirche bspw. verschrien? Glaube kaum, dass entsprechende Leute die Bibel gelesen haben oder eine zeitlang jeden Sonntag in der Kirche waren, um drüber urteilen zu können, was die Kirche überhaupt darstellt. Sie sehen eben nur, was sie sehen wollen...
Selbiges gilt imo übrigens auch für die Abgrenzung von Aussenseitern in der Schule, um mal ein bekanntes Beispiel zu nennen, welches jeder sicher schonmal erlebt hat (ob als "Täter", "Opfer" oder Zuschauer).
Zitat:
Denn ich zweifle daran, dass es einen Punk gibt, der nicht irgendein Pop-Lied toll findet, wenn er es auch nicht zugeben würde. Muss er auch nicht. Er soll nur nicht sagen, dass jegliche Popmusik fürn Arsch ist. Das gilt Imho für alle Themen.
Dire Straits kickt Ärsche, und das "obwohl es Pop ist und kommerziell erfolgreich". Geile Mucke, ey. 8) Lady Writer Solo kommt! *abgeh*