Allerheiligen mit Konrad Snizewitsch - Ein Spielchen
Mir ist eine nicht unlustige Idee gekommen. Eine Art Charakterspielchen. Folgende Szene handelt über einen Menschen, Konrad Snizewitsch, aber wer IST Konrad Snizewitsch? In meinem Falle ein depressiver, gemeiner Kerl. Aber die gleiche Szene könnte anders aussehen, mit EUREM Konrad Snizewitsch. Deshalb wäre es doch lustig, wenn ihr oder einige von euch die gleiche Szene mit einem netten, dummen, süchtigen, was weiß ich gestörten oder verkalkten Konrad schreiben würdet. Wie ist euer Konrad? Ich bin gespannt.
_________________
Allerheiligen mit Konrad Snizewitsch
Schwarze Gedanken an Allerheiligen. Wie immer geh' ich nach Hause, ich nehm' die Abkürzung über'n Friedhof, dann schaff ich's vielleicht noch, rechtzeitig dort zu sein, um meinen vier Wänden eine gute Nacht zu wünschen. Überall stehen Menschen, verdammte Kirche. Die haben einfach einen Feiertag erfunden, damit sich alle Leute beschissen fühlen. Sieh an, die Bröselhauers trauern auch um ihre Verstorbenen, jedes Jahr wieder. Lächerlich! Ihre grauen Gesichter sind fabelhaft angeschminkt, um morgen wieder ungeschminkt auf zu steh'n. Da vorn ist noch der Pfarrer, spät dran dieses Jahr. Bet' herab, deine tausenden Ave Marias, los! Wie auf der Uni, alles scheiße. Was tut er jetzt? Blick nicht so her - und komm nicht näher, auf gar keinen Fall! Einen Priester, mit dem will ich nur einmal in meinem Leben etwas zu tun haben - beim Begräbnis, damit ich scheinheilig, wie alle, von dieser blöden Welt verschwinden kann. Zu spät, er ist da...
"Schönen Abend noch!".
Schönen Abend noch? Trottel. Doch werd' ich natürlich höflich antworten, aber keineswegs vergessen, ihm zu drücken, dass ich bloß hier bin, um schneller daheim zu sein. Haha!
Tolles Gesicht, echt toll. So, dreh' dich um, jaja. Alles Selbstweihräucherer unter den Glaubensträgern, schrecklich. Dabei, damals, in Sternhofen, der junge... der hatte echt Potenzial. Hätte ich nicht gedacht. Doch wie's kommen musste: Sobald die Welt eine Besserung in Aussicht hat, zerstört sie es sich, in dem Fall ihn. Eigentlich wie eine Seifenoper, ohne Probleme geht's nicht. Wär' auch fad.
Oh, die Klingenböckler's - diesmal ohne die freche kleine Göre, die mich mit ihren hässlichen Glubschpupillen beäugelt, sich dann zu ihrer "liebenden" Mutter dreht und ihr flüstert: "Mami, ich hab' Angst vor diesem Menschen". Darauf die Mutter, unüberhörbar: "Ach, das ist doch wie beim schwarzen Mann, kleines". "Nur kann man mir nicht davonlaufen!" hätte ich gerne mal darauf gesagt. Es ist mir stets ein Gedicht, wenn man kleine Kinder verarschen kann. So, endlich raus aus diesem Gottesacker.
Acker. Was dort wächst, frag' ich mich.
Egal - bald bin ich zu Hause und kann die obligatorischen Halloween - Kürbisse, die die Nachbarsleute nie wegräumen, zertreten. Soll'n sie doch sehen, was ich von Halloween halte. Ich stehe dazu, dass ich alles verabscheue, was ich als für verabscheuenswürdig erachte. Wer kommt denn da? Achso, nur der Meissenbeisser mit seinem Köter. Armer, alter, verklemmter Mann. Und grüßt nie. Naja, ich auch nicht.
Oh, wer hat denn die Kürbisse weggeräumt? Seltsam... waren bestimmt die neuen. Mischen sich gleich überall ein, einfach zum Kotzen. So, aufgesperrt und abgeschnitten. Endlich bin ich daheim, muss nicht reden, nicht hören oder sehen. Ein Moment, ein Glas Wasser, ein Brot, ein Gedanke. Oder zwei.