Ein Film von den wichtigen Dingen des Lebens: Reptilien, Gitarren und Strom. Dragon Eye Morrison (Tadanobu Asano) ist Reptiliendetektiv, prügelt auf seiner Gitarre und steht unter Strom, im wahrsten Sinne des Wortes. - Mr. 80 000 Volt! Als Kind von einem Blitzschlag erwischt, erwachte der Drache in ihm, das Animalische. - Aggressionen, Gewalt und Rock 'n Roll. Dem folgten Heilungstherapien. Elektroschocks, Elektroschocks, Boxkampf, dann Elektroschocks. Doch alles vergebens, denn nur die Gitarre bringt Frieden. Die Musik, eigentlich Krach, betäubend laut bis zum Bersten der PA.
Doch wie immer im Leben gibt's einen, der besser sein will, stärker, geladener. Ein Rivale, der zum Kampf ruft. Auftritt Thunderbolt Buddha (Masatoshi Nagase), der Empfänger elektrischer Wellen. Der 20 Millionen Volt Mann! - Ist 250-mal so viel. Verständlich das beim Clash die Funken sprühen. - Strom sparen, Hirn schonen und Funken sprühen. Dann sich die Birne einschlagen! Dazwischen Gitarre spielen und Reptilien jagen. Dann alles wieder von vorn. - Macht das Sinn? - Vielleicht, doch elektrisierend ist's in jedem Falle. Am Ende dann der Overcharge. Blitze und Spannung, High Voltage, dann ein Knall. Was bleibt ist nichts als Schall und Rauch, der Drache ist besänftigt. Bis zum nächsten Kurzschluss.
Power on! Ein Elektrosturm, Punkkultur und Subkultur. Die Rückkehr zur Anarchie, das Kraftwerk Sogo Ishiis früherer Indiewerke "Crazy Thunder Road" und "Burst City". "Electric Dragon" ist Kino der Extreme, Low Budget, verrückt und kürzer als 60 Minuten. - Zuerst geht's um Elektrizität, Watt und Volt, all diese Dinge. Das Plaudern mit Echsen und Schocks der elektrischen Art. Dann wird's kompliziert. Von Charaktere keine Spur, Handlung gibt's auch nicht, Dialoge schon gar nicht. Doch fehlt der Sinn, wird interpretiert und plötzlich wird man fündig. - Die Gesellschaft: Ein Netzwerk der Gleichschaltung, ein Schaltwerk des Funktionalen, industriell und pulsierend zwischen Gleich- und Wechselstrom, alles wunderbar symbolisiert durch Tokios nächtliche Lichterströme in rasender Zeitrafferoptik. Folgt der Kurzschluss, der Blitzschlag, wird ausselektiert, elektrotherapiert bis die Störung behoben ist. Klappt das nicht, bleibt der Müll, die Randgesellschaft. Isolation, Entfremdung und der Kampf mit sich selbst. - Und aus der Traum vom hirnlosen Brain Killer.
Neben dem Subtext gibt's die Dröhnung, den Anschlag auf die Sinne, visuell wie akustisch. Die Besonderheit, der Film funktioniert, lebt, ja atmet wie ein Manga. Schnittstakkati wechseln mit lyrischen Bildern voller hektischer Melancholie und urbaner Poesie, schwarz in weis, flirrend, voller Bewegung, Energie und kommentierenden Texteinwürfen. Zudem rockt der Soundtrack, macht Krach und Geräusche bis zum Gehörsturz. - Eine Hommage an Comicbooks und Videogames, wie Ishii sagt, und damit voll ins Schwarze trifft. So turn up the volume and Rock and Roll! That's the trick!
Quelle: http://www.asiancineweb.de/reviews/electric_dragon.html
