Lost dreams. Broken hearts. No Friends, but me and drugs.
Liebe Genossen.
Es tut mir sehr leid, dass ich euch gerade zur Faschingszeit zu einem solchen Thema befragen muss, aber: ICH BRAUCHE RATSCHLÄGE.
Es geht um eine gute Freundin von mir, es ist eine längere Geschichte. Alles begann am Dienstag am Vormittag. Ich hatte die Nacht schon schlecht geschlafen, als wüsste ich bereits, was mich erwartet - ich scheine das Unglück anzuziehen. Besagte Freundin rief mich an und war verzweifelt. Sie teilte mir mit, sie hätte vergangenen Sonntag das erste Mal Kokain konsumiert und die Nacht durchgemacht. Gerade eben hätte sie die nächste Line gesnifft. Und dann heulte sie mir vor, ihr Freund will nicht mit ihr schlafen, und sie will weg. Ich war natürlich schockiert - schließlich hatte ich mit ihr wenige Tage vorher auf der Uni noch ziemlichen Spaß. Sie meinte, ihr Freunde will nicht mit ihr schlafen (es ist eine bildhübsche Frau) - und das ging ihr sicher ans Selbstbewustsein. Dann, aus purer Gewohnheit und der Überzeugung, alles liese sich mit einem schönen Lied neutralisieren, spielte ich ihr am Klavier ein romantisches Lied durchs Telefon vor. Da begann sie zu weinen, sie verlangte von mir, es zu wiederholen, immer und immer wieder. Bis sie plötzlich entschlossen war, zu mir nach Wien zu fahren. Ich wollte es ihr ausreden, unter Kokain - Beeinträchtigung zu fahren ist meistens tödlich, doch ich konnte es nicht. Außerdem hatte ich an diesem Tag eine wichtige Prüfung. Sie rief dann nochmal an und sagte, sie hätte ihren Freund verlassen. So geschah es, dass sie sich auf den Weg nach Wien machte, ungeachtet dessen ging ich trotzdem zur Prüfung, ohne zu wissen, dass diese eine vielstündige Wartezeit in Anspruch nehmen würde. Als sie anrief und mitteilte, dass sie in Wien wäre, orderte ich sie zu mir in die Uni. Da ich wusste, dass es noch dauern würde, gingen wir was trinken.
Der zweite Schock an diesem Tag war ihre Begleitung. Es war zweifelsfrei ein Junkie, der in einer Stunde sagenhafte 2,5 Liter Bier in diesem Lokal trank. Ich hatte ihr dauernd eingeredet, sie möge sich endlich hinstellen und ein neues Leben beginnen. Siw ollte nur mit mir schmusen - ehrlich, sie wollte, dass ich die Prüfung schmeiße, mit ihr heimfahre und auf der Stelle mit ihr schlafe. Ich tat es nicht, weil mir die Prüfung zu dem Zeitpunkt noch wichtiger war als sie.
Ich ging dann zur Prüfung, bestand sie und war mir irgendwie im Klaren, dass ich ihr nicht richtig geholfen hatte. Eigentlich war es nur klar - bald würde sie an der Nadel hängen.
Heute passierte es: Sie rief mich an, komplett weinend und sagte mir: "Meine Mami ist tot. Spiel mir nochmal das Lied!" Da ich nicht zuhause war, konnte ich natürlich nicht. Aber sobald ich daheim war, tat ich es. Doch diesmal schrie sie mittendrin, komplett verheult, ich solle aufhören. Dann begann ein ewig langes Gespräch, indem ich ihr einzureden versuchte, Selbstmord wäre keine Lösung. Ich weiß nicht, ob ichs geschafft habe, jedenfalls brach sie das Gespräch mittendrin ab und legte auf. Seitdem kann ich sie nicht mehr erreichen.
Was soll ich tun? Ich WILL etwas tun, obwohl es entgegen meiner Einstelllung, nur auf mich selbst zu achten, ist. WAS kann ich tun? Ich will mich so gut es geht von der Drogenszene fernhalten. Aber ich will ihr helfen, ich habe gemerkt, dass sie mir ziemlich ans Herz gewachsen ist. Außerdem denke ich, dass in 5 Tagen noch nicht so viel geschehen sein kann. Es müsste einen Weg geben, dass sie nicht in 1 Woche an der Nadel hängt, aber ich weiß ihn nicht.
Ich hatte ernsthaft vor, sie ihrem Schicksal zu überlassen, ich habe ja ausreichend Freunde. Allerdings sagte sie zu mir schon häufiger, ich wäre ihre einzige Vertrauensperson, neben ihrer Mutter. Und das saß sehr tief, da ihre Mutter ja nicht mehr lebt.
Sogerne würde ich das richtige tun. Ich habe Angst, dass sie sich umbringt, vor allem, weil ich aus dem heutigen Gespräch herausgehört habe, dass sie nichts mehr erfreut, dass alles scheiße ist, usw... Da wusste ich, ich muss handeln, möglichst schnell...
Bitte, antwortet.
