[Gedicht] Knochenengel

In der stille des nichts,
an einem Ort den Raum und Zeit vergessen haben.
Dort wo sich die drei Zeiten kreuzen,
um in der Ursuppe zu verschmelzen.

Wo jede Träne sich spaltet,
und vom Salz nichts mehr übrig bleibt.
Hier im schwarzen nichts,
was sollte es da geben?

Du siehst es kaum und willst es nicht wahrhaben,
aber wenn du dich hierher begibst,
durch das klebrige rot des Blutes hinweg,
dann wirst du ihn finden.

Schau auf, auf einem Stein im Nichts,
da sitzt er, der blutige Engel.
Seine knochigen Flügel umschließen ihn sanft zum Schutz,
in der Hand eine Sense, mit blut beschmiert.

Hast du Angst, ist es Pein das du den Blick abwendest?
Oder doch nur dein Eigennutz es nicht sehen zu wollen?
Siehst du es nicht,
ich sage dir schau genauer hin!

Pochend gerinnt das Blut aus seinen Augen,
sein Körper zittert stumm und unmerklich.
Doch bleibt die Bewegung, der Schrei der Seele,
verblasst und ungehört.

Und warte geh nicht, selbst wenn Ekel auf dich eindrischt....
den manchmal hört man ihn weinen, ganz leise, kaum zu erhören.
Und seine Lippen sprechen durch Pan,
um dir seine Liebe zu gestehen.

Ist er real oder nur Phantasie?
Ist er ein Traum oder Hirngespinst im Spiel der Geister?
Wer kann mir sagen was es ist, was ist real, was Traum?
Ich habe euch was gefragt....

Muss ein Mensch sein wie jeder andere?
Entschwunden das Gesetz auf Identität.
Was will ich, was wollen andere?
Fragen über Fragen, im Nebel Erguss.

Und dieser Nebel verschlingt den Engel leise, bis der Blick trübe ist.
War da was, fragst du dich?
Sah ich da einen Engel mit knochigen Flügeln?

Soll ich es bejahen was du sahst?
Ich müsste Lügen sicherlich,
den auch mein Herz und meine Augen müssten Lüge kund tun,
um dein Gewissen zu sichern.

Wahrheit und Lüge- dicht beieinander.
Liebe und Hass- untrennbar.
Verlangen und Kälte- zwei Paar Schuhe.
Herz und Seele- eine Einheit?

Wer kann es mir sagen was ich bin?
Bin ich wirklich ich?
Oder anders.....
oder etwas anderes?

Ich bin ich- meine Haut ist meine Haut,
sich ihr zu entziehen liegt nicht in meinem Ermessen.
Jemand anderes sein?
Eine Fiktion- ich bin ich... einzigartig?

So wie der Engel auf dem Stein, blutend das Leben vergisst,
so vergehe ich im Schmerz der Zeit...
Zeit heilt Wunden so sagt man...
aber wie viel heilt sie wirklich?

Knüpf ein Band der Harmonie,
trage es in deinem Herzen...
sei in meinem Reich willkommen...
sei mein Freund.... sei meine Rettung in der Not...

Und so wie die Rose im Garten verblüht...
verblüh auch ich...
aber mein Wille und der letzte Funken stolz...
leben weiter immer da....

Drum vergiss nie den Engel am Stein...
willst du etwa so wie er sein? ...

...

du bist verdammt gut

...

HOLY CRAP!

edit: So, jetzt bin ich vom Staunen runter. Erstens hab ich noch nie ein so langes Gedicht gelesen, dass seine Qualität beibehalt und nicht abschwächt. Zweitens passen die Wort sehr gut rein, was einem viel vertrauter mit der Geschichte macht. Drittens hast du mich echt vom Hocker gehauen ^^ Respekt!

Erstmal ist das Gedicht thematisch und atmosphärisch unglaublich dicht, man kann wirklich den Blick nicht einmal abwenden, bis man durch ist, allerdings ist der Schreibstil für ein Gedicht ungewöhnlich bis unpassend. Aber solange das Hauptaugenmerk auf Story und Atmo liegt (was hier denk ich mal so war) geht das auf jeden Fall klar. :rolleyes:
Meine Gedanken haben übrigens auf Hochleistung gearbeitet, beim Lesen, das ist ein gutes Zeichen, weil die Geschichte (ich find Gedicht unpassend) wunderschön melanchonisch ist. :rolleyes:

Danke, freut mich wirklich wenn mein Gedicht so gut ankommt ^_^
Jaja, ich falle beim schreibstil öfters mal aus der Reihe ^^#
Wenn ich ein Gedicht schreibe ist mir die Form erstmal egal... ich will einfach schreiben was ich denke und fühle... :)

hmmm...
was soll man dazu sagen? :rolleyes:
es ist sehr bewegend,Atmo und Wortwahl sind wirklich gut getroffen
und jetzt kommt das aber :D :
ich finde es sehr sprunghaft, für mich müsste noch ne Art "Überleitung" an manchen Stellen hin, außer es ist genauso gewollt, und der Effekt den du eigentlich bezweckst,was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann... ;)

hmmm...

was mir auch sehr gut gefallen hat, waren die Ansprachen an den Leser.
viele Leute können dies nicht richtig einsetzen, mich mit eingeschlossen.
Bei dir hat man das Gefühl das es echte Fragen sind, und darauf beruht dein Gedicht eigentlich, meiner Ansicht nach.
Das ist das was es so authentisch macht für mich...

schön

ich muß sagen, das es mich ziemlich berührte, da es nicht nur wunderbar rübergebracht wurde, sondern da es auch so viele parallelen zu dem einen, tief verschlossenen in mir passte.
die einzelnen zeilen waren meiner meinung nach wunderbar abgestimmt, und recht ausballanciert, was das ganze noch besser rüberbrachte. alles in allem ein wirklich gelungenes werk ^.^