nach dem Vorbild eines Threads in einem anderen Forum von einem Kollegen hebe ich hier einen Thread aus dem Boden, der sich nur Filmen (Real, Anime, Cartoon, Whatever) welche die weibliche Romantik im Fokus haben widmen soll. Falls es Serien dazu gibt kann man die natürlich auch gleich noch inkludieren. Weibliche Romanzen haben oft eine ganz andere Dynamik und Erzählweise als klassiche Hollywood-Romanzen, und meistens sagt mir das neben offensichtlichen Gründen einfach mehr zu - Nicht zuletzt, weil Lesbische Liebesfilme immer noch eher eine Nische sind.
Ich selbst habe im Partnerthread schon eine ganze Menge Reviews/Eindrücke zu betreffenden Filmen, die ich fast alle über diesen Thread entdeckt habe, verfasst, und würde die jetzt als Grundlage einfach hier reinkopieren.
Ich habe noch 2-3 weitere Sammelposts mir weiteren Reviews verfasst, aber das werde ich dann demnächst hier teilen, das reicht für den Anfang erstmal.
Ich hoffe, die Formatierung ist nicht zu schlimm, habe mir jetzt erstmal nicht die Arbeit gemacht, meine aufwändige Original-Formatierung bei jedem Review neu einzusetzen, die lässt sich leider nicht kopieren.
Dieser Film ist zwa bereits als Doku ausgeschrieben, man muss aber nochmal betonen, dass es darum auch wirklich keinen Spannungsbogen oder eine großartige Tiefe gibt. Die Geschichte von Pat und Terry ist insgesamt eher trocken erzählt und die Romanze der beiden
steht dabei gar nicht mal unbedingt im Zentrum - Eher erfahren wir viel über die gesellschaftlichen Verhältnisse gegenüber Homosexuellen und anderen Queer-Personen des 20. Jahrhunderts, erfahren interessante Hintergrundinfos zur Rolle von Frauen in den amerikanischen Baseball-Teams dieser Zeit, da auch Terry eine aktive Spielerin war, und begleiten die beiden nun sichtlich in die Jahre gekommenen Damen bei der Auswahl ihres Wohnortes, familieninternen Zwistigkeiten und Feiern und dem Gestalten ihres Alltags. Neben Pat und Terry sind dabei ihre engeren Verwandten so wie einige Queer-Freunde aus alten Tagen wichtig, die hier als handelnde Personen in Szene gesetzt werden.
Die Dokumentation ist nicht tröge und in vielen Momenten sicherlich inspirierend, man darf sie im Vorfeld aber nicht als Romanze missverstehen. Es geht um Liebe, ja, aber mehr um die Liebe und den Zusammenhalt in der Familie, und um eine starke 'Gebt niemals auf'-Botschaft für sämtliche Angehörige der Queer-Community. Erwartet man keine fesselnde oder überinszenierte, lesbische Romanze, sondern eine tolle Queer&Familien-Doku, so wird man hier einen der besseren Filme finden, die herzerwärmend und leichtherzig anzuschauen sind. Ich persönlich habe mich ab dem Mittelteil aber eher gelangweilt, was aber auch daran liegen kann, dass ich mir Dokus normalerweise nicht ansehe. Dennoch, 20 Minuten weniger Lauflänge hätten kaum geschadet.
Für mich gibt es für 'Eine geheime Liebe' 5 von 10 Punkte als gutes, durchschnittliches Unterhaltungswerk, und wenn viele Kritiker hier auch eine 10/10 vergeben haben missverstehen diese, dass eine Filmbewertung nicht aussagt, was man von den Menschen und deren Romanze hält, sondern wie gut sich der Film im Vergleich zu allen anderen Filmen der Welt schlägt. Diese Doku ist in Ordnung, aber nicht mehr.
Puh. Shush. Argh. Hffff.
Schwieriger watch. Ein schwieriger, anstrengender Watch. Ein französischer Film, der nur mit dem Genre 'Drama' ausgestattet ist - Man hätte es ahnen können.
Respire ist die erste französische Bluray, die ich mir importiert habe - Das ist deswegen wichtig zu sagen, weil dieser Film in die kleinste Nische der Welt passen würde, er ist weder auf Englisch noch auf Deutsch erschienen und sowohl On-, als auch offline fast nirgendwo zu bekommen, weder legal noch illegal. Dass ich überhaupt auf 'Respire' aufmerksam geworden bin grenzt an ein Wunder, und ist meiner Erinnerung nach auch nur durch eine zufällige IMDB-Empfehlung passiert. Über eine lesbische Romanze. Jetzt im Nachhinein ist mir auch klar, warum man die Finger davon lässt.
Falls ihr euch für einen solchen Film interessiert und komplett blind reinwollt, hört auf das hier zu lesen.
Denn Respire ist auf den ersten Blick und mit Vermarktung des Covers und Trailers genau das - Eine weitere, lesbische Romanze zwischen zwei komplexen Mädchen, die sich so mancher Zerreißprüfung stellen muss. Aus dem Jahre 2014. Es drängen sich Vergleiche mit dem im selben Jahr erschienenem 'Blue is the warmest Color' auf, aber die Gemeinsamkeiten hören bei dem Schulsetting, dem aggressiven und passiven Part in der Beziehung so wie dem Erscheinungsjahr auf. Respire ist eine Fallenkarte, in die man wenn man wie ich vorher nicht genau aufpasst und sich die Genres anguckt blindlings reinläuft.
Das erste Drittel des Filmes ist inszeniert, um seine Zuschauer einzulullen und in die erwartbare Narrative einer melodisch-kriselnden Romanze zwischen zwei besonderen Mädchen zu stricken - Charlie, die etwas ruhiger und nerdiger ist als Andere, und die neue Schülerin in der Klasse Sarah, die diese rebellische, extrovertierte und inspirierende Kraft verprüht. Der Sprung von 'Sitzen nebeneinander' und 'Werden beste Freundinnen' geht schnell, funktioniert über eine unterhaltsame Montage aber viel besser, als viele andere lesbische Romanzen das versucht haben. Beide Schauspielerinnen, Joséphine Japy und Lou de Lage, sind wunderschön und strahlen bei jedem Auftritt vor französischem Charme, der sich auch in der anfänglich wunderbaren Chemie beider Hauptakteurinnen niederschlägt.
Dann ist das erste Drittel vorbei und es geht sehr schnell bergab wenn man merkt, worauf diese Freundschaft und dieser Film eigentlich hinausläuft. Kurz gesagt geht es in Respire nicht um eine inspirierende, lesbische romanze, die sich aus einer verrückten Freundschaft entwickelt, es geht um toxische Beziehungen und das Stockholmsyndrom, das in Verbindung mit Misshandlung und Ausnutzung in solchen zwangsweise auftritt. Während der Mittelteil in seiner positiven Stimmung sehr schnell in sich zusammenfällt und die hässliche Realität enthüllt, wirkt der Film zunächst, als würde er aus dem Nichts Drama generieren wollen, um die Romanze durchzurütteln, es wird einem aber retrospektiv klar, wie sich von Anfang an subtile und nicht so subtile Hinweise breit gemacht haben, dass die Beziehung zwischen Charlie und Sarah keine Verbindung auf Augenhöhe ist, und schon bald beginnt man als Zuschauer, auf eine von beiden einen derartig tiefgreifenden Hass zu entwickeln, dass es in manchen späteren Szenen schwer fällt, noch gleichmäßig zu Atmen und den Film nicht zu pausieren.
Die Darstellung dieser letztendlich zutiefst-toxischen und misshandelnden Freundschaft von Verrat, Ausnutzung und Selbstgerechtigkeit ist mit ihrer Ausführung vom Handeln, der Persönlichkeit und Schuldwahrnehmung von 'Emotionalen Vergewaltigern' so effektiv und punktgenau, dass es schwer ist mir vorzustellen, dass ein nicht-französsicher Film es ebenso authentisch hinbekommen hätte.
Abgesehen von Charlie und Sarah spielen in Respire 'Eltern' eine sehr wichtige Rolle - Denn sie sind es, die uns in unserer Handlungsweise definieren und vorprägen, und so manches Mal, wie etwa in diesem Film, auf die schrecklichste und fatalste Weise versagen. Außerdem sind die Parallelen im Film zwischen dem Verhalten von Müttern und ihren Töchtern aufschlussreich und vielsagend, aber das würde jetzt in Spoilerterrain führen. Am Ende von 'Respire' steht eine Szene, die viele vielleicht schockiert und überrascht, und viele vielleicht auch nicht. Es ist eine Konklusion, die man sich als Zuschauer
vielleicht gewünscht hat, oder vielleicht auch nicht. Es mag sich dabei ein morbides Gefühl von Befriedigung einstellen... oder vielleicht auch nicht.
Fest steht, dass diese Szene einem den Atem nimmt und dafür sorgt, dass man sich nach dem Einlaufen der Credits für einen langen Moment von dem erholen muss, was man gerade gesehen hat. Für mich persönlich fühlte sich die zweite Hälfte und das Finale von Respire, nachdem ich wegen Titel, Cover und Trailer eine befriend-magische Romanze a lá Portrait einer Frau in Flammen erwartet hatte, direkt nach den Credits beinahe wie eine Enttäuschung an. Das war nicht, was ich wollte, und war so unangenehm wie es nur ging. Doch als ich etwas länger darüber nachdachte begann ich zu akzeptieren, dass dies ein feinfühlig-genauer Film über toxische Beziehungen ist, und auf diesem Feld vielleicht der Beste, den ich je gesehen habe. Er tut weh, ist trotz oder gerade wegen dem Climax zutiefst unbefriedigend und aufwühlend, täuscht seine Zuschauer im ersten Drittel auf perfide Weise und macht nicht zuletzt sicherlich all jene Menschen besonders betroffen, welche selbst einmal der passive Teil einer misshandelnden Beziehung waren - Sie werden Verhaltensmuster, bestimmte Aussagen und rhetorische Mittel der 'Missetäter' wiedererkennen, selbst mir stand der Mund offen in Momenten in denen ich die Hände verkrampfen musste angesichts dessen, wie unendlich-selbstgerecht und vermessen manche Menschen doch sein können und doch war mir klar, dass diese Menschen existieren.
Respire ist ein leidenschaftlicher Film, doch Leidenschaft wird bedrohlich, wenn sie Exzessiv auftritt. Respire ist Exzessiv.
Das skandinavische Kino ebenso wie das Genre der lesbischen Romanzen hat einen ganz eigenen Stil und oftmals viele Probleme und Schwächen, die mit diesem einhergehen. So ist es mehr oder weniger so, dass sich fast alle skandinavischen Filme in zwei Kategorien unterteilen: Schnarchlangweilig oder Gutes Drama. Das sind die beiden Möglichkeiten, die ein Film aus dem Norden Europas in seiner Wirkungsweise hat, und bedauerlicherweise ist es zumeist eher Ersteres, auch wenn dies dann regelmäßig mit Adjektiven wie 'Slow-paced', 'Cineastisch', 'Not for everyone' oder 'Different apporach' verschleiert wird. Hinzu kommt, dass Skandinavien trotz einiger wirklich hervorragender Ideen wie etwa 'The Hunt' mit Mads Mikkelsen zumeist doch eher den Filmtrends anderer Platzhirsche hinterherrennt und auf Züge aufspringt, die in Amerika oder Frankreich schon Anno vor zehn Jahren abgefahren sind. Und natürlich haben wir das Handwerkliche. Optisch sind skandinavische Filme fast immer entsättigt, es gibt wenige Farben, alles ist ein trostloses Blaugrau. Wenig Musik, unterkühltes und ausdrucksarmes Schauspielen.
Nun werfen wir nochmal einen Blick auf das Genre der Lesbischen Romanze bzw. dessen stereotyper Schwächen und Symptome. Wenn eine Filmart schon immer unaufhörlich mit dem Werkzeug des 'Forced Drama' zu kämpfen hatte, so war das zweifelsohne die Lesbische Romanze. Beziehungen tendieren hier dazu, sich nicht natürlich zu entwickeln, ebenso wie die damit einhergehenden Probleme, welche dann zumeist erstmal daraus bestehen, dass mindestens eine der beiden Frauen Hetero ist und sich nicht das Gegenteil eingestehen will, Plus Gesellschaftliches Stigma, Lesben sind Satanisten, wir kennen es, juicy Drama.
Bringt man diesen beiden großen Faktoren nun also zusammen bekommt man exakt den Film Kyss mig heraus, der nichts, aber auch gar nichts neu macht und Leute, die mit den oben genannten Genre-Elementen beider Welten nichts anfangen können, auch nicht vom Gegenteil überzeugen wird. In diesem Film liegt fast jede Schwäche begraben, die man Lesbischen Romanzen und Skandinavischen Filmen andichtet, und ich würde argumentieren, dass man hier annähernd alles falsch gemacht hat, was man hätte falsch machen können. Kyss mig ist nicht brechreizerregend schrecklich, aber es ist so wirklich, unerträglich altbacken und ideenlos.
Wieder haben wir eine verlobte Hetero-Frau, die im Begriff ist, den glücklich mit ihr liierten Mann zu heiraten, bis sie auf ein Mädchen trifft das ihr den Kopf verdreht, alles ändert und sie in eine Identitätskrise stürzt. Wieder haben wir die verführende, egoistische Teufelslesbe, die ohne moralische Reflektion der eigenen Stiefschwester die Zunge bis zur Speiseröhre in den Hals steckt und damit ein Heteropaar sprengt. Wieder haben wir das Gesellschaftliche Stigma und die Diskussion, ob Lesben denn normal sind, oder doch lieber nur ein besonders oft geklickter Tag auf Youporn bleiben sollten. Wieder haben wir eine extrem unwahrscheinliche Romanze zwischen zwei komplett verschiedenen Frauen, die buchstäblich aus dem Nichts entsteht. Problematisch an dem Ganzen ist dann noch, dass die Zusammensetzung all der speckigen Bausteine auf skandinavische Weise passiert. Emotional-karg, unterkühlt, distanziert
und steril gehen die Dialoge vonstatten. Macht nicht den Fehler, 'Zieht sich' mit 'Slow-paced' oder 'Langweilig' mit 'Ruhig' zu verwechseln. Kyss mig ist immer Ersteres. 'Forced Drama' als wirklich größtes Problem der lesbischen Romanze als solche tritt hier einmal mehr sympotmatisch auf, denn das protagonistische Ehepaar wirkt bis zur Mitte des Filmes glücklich, harmonisch und vollkommen miteinander. Die genretypische 'Seelenlose Hetero-Ehe' war hier also nicht mal bedient, bis man dann einen Grund brauchte, das Fremdgehen der Protagonistin zu legitimieren und einfach mal zwischen Tür und Angel eine kurze 'Streitszene' mit Anklängen von männlichem Kontrollzwang einbaut, was vorher nirgendwo im geringsten angedeutet war.
Wir als Zuschauer sind bei lesbischen Romanzen oft in der Verantwortung, uns für das weibliche Pärchen zu freuen, das nun alle Widrigkeiten und Widerstände hinter sich gelassen und endlich zueinander gefunden hat. Oft ist es dann aber leider so, dass man auch oder eher Mitleid mit den zurückgelassenen Hetero-Partnern hat, die nicht selten betrogen wurden, vor dem Nichts stehen und als gesellschaftliches Anti-LGBT-Symptom zurückgelassen werden. Auch hier ist es wieder so, dass man sich für zwei Frauen freuen soll, die egomanischer und moralisch-fragwürdiger nicht sein könnten. Mal abgesehen von der 'Seductive Lesbian' haben wir eine Ehefrau, die - geringe Spoiler - den Mann, mit dem sie vorher sieben Jahre scheinbar so glücklich war, wegen kleinerer Unstimmigkeiten ohne große Worte in die Wüste schickt und das wars dann. Der Film missversteht das hier als ein Zeichen von 'Befreiung, sei wer du bist, lass dich nicht in gesellschaftliche Zwänge bringen' ohne dabei aber auch nur einmal zu erklären, wo genau für die Protagonistinnen hier Zwänge existierten, und ohne zu beachten, dass man auch lesbisch sein kann ohne sämtlichte Brücken und jedes arme Hetero-Schwein das drauf steht hinter sich zu verbrennen. In Kyss mig sind das unwichtige Faktoren, die Message von 'Befreiung' steht im Vordergrund, doch ich konnte mich zu keinem Zeitpunkt für die zentralen Figuren freuen, im Gegenteil. Ich habe sie eher verachtet.
Am Ende - nochmals geringer Spoiler - liefert man dann doch tatsächlich noch die emotionale 'Ihr Flug geht in 40 Minuten, beeile dich und halt sie auf'-Karte ab, und dann hat man auch alles gesagt, was im Genre schon viel, viel zu oft gesagt wurde.
Handwerklich ist Kyss mig vielleicht am stärksten, wenn auch eher, weil der Rest so bescheiden ausfällt. Wie für diese Region typisch gibt es viele, eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen, tolle Kameraeinstellungen und - wie meistens in lesbischen Romanzen - respektvolle, ästhetisch hochwertige und auch einfach schöne Liebesszenen. Der Soundtrack ist bestimmt von hohlen und nichtssagenden Indie-Popsongs, die aber auch nicht so stören wie es etwa in einem deutschen Film der Fall wäre. Wie viele skandinavische Filme ist Kyss mig betont ruhig, langsam und unaufgeregt inszeniert, ohder zu deutsch, der Film ist langweilig und gut 20 Minuten zu lang.
Insgesamt ist Kyss mig an keiner Front eine Empfehlung wert. Ihr mögt skandinavische Filme? Da gibt es Bessere. Ihr mögt Lesbische Romanzen? Da gibt es verdammt nochmal Bessere wie ihr anhand dieser Liste hoffentlich seht. Ihr mögt keins von beidem? Dieser Film ändert das nicht. Er enthält alle staubigen Bausteine beider Welten, die niemand mehr sehen will, fügt dem nichts Neues hinzu und scheitert sogar noch in den einfachsten Aufgaben wie ein gutes Gefühl für die Protagonistinnen zu schaffen. Kann man sich sparen. Dann aber auch wieder, wenn man sich etwa die Reviews auf IMDB ansieht und sich der Club anonymer Cineasten mal wieder mit 10er-Wertungen überschlägt muss man sich unweigerlich fragen, ob man eigentlich der einzige Mensch auf dem Planeten ist, der vorher schonmal einen Film gesehen hat. Nun ja, jedem das seine.
Wenn man sich eine lesbische Romanze aus dem Jahre 1995 ansieht, gibt es grundlegend zwei Optionen, welches Filmerlebnis einen erwarten kann:
A) Ein vom Zeitgeist geprägt, vollständig-klischeehaftes und polemisches Abziehbild des allgmeinen Verständnisses einer lesbischen Frau
B) Ein zutiefst konservativer und auf sicher-gespielter Sonntagabendfilm.
When Night falls ist Zweiteres. Dies ist die konservativste, unaufgeregteste lesbische Romanze, die ich bisher gesehen habe. Das ist unwertend gemeint - Sie ist weder langweilig noch unkreativ, nur eben durch und durch erwartbar und massenkombatibel, eine gute Darstellung der 90iger. So wird die lesbische Romanze deutlich plagativer und lehrbuchartiger in den Kontrast zum braven Alltag gestellt, indem die Protagonistin des Filmes als ambitioniertes Mitglied der örtlichen Kirchengemeinschaft und buchstäbliche 'Brave Christin' in einer unbedenklichen Beziehung mit einem ebenso christlichen Lehrer auftritt.
Die lesbische Verführerin hingegen, die auch hier wieder das unvermeidbare Trope bildet, ist von der Einfachheit der damaligen Gesellschaft geprägt, die noch nicht ganz so 'woke' und aufgeklärt war wie heute. Natürlich hat sie wieder den exotischen Background eines Kuriositäten-Zirkuses, in dem sie sie selbst sein kann, und natürlich ist sie es wieder, welcher dem unschuldigen Hetero-Liebchen den Kopf verdreht und damit eine potentielle Ehe sprengt. Wie gesagt, es ist alles sehr konservativ, positiv angemerkt sei aber, dass diese vereinfachte Darstellung hier nicht wie bei anderen Genrefilmen ins respektlose oder nervige abdriftet, allgemein ist der Film überraschenderweise frei von jeglichen unsympathischen Charakteren, sogar der nichtsahnende Ehemann ist zur Abwechslung mal nicht das Hetero-Symptom, das seine Frau lesbisch gemacht hat, sondern nur ein 'Typical good guy'. Die Bilderbuch-Romanze hält nichts bereit, was man nicht schon gesehen hat, ist darin aber solide und fängt zum Beispiel nicht so unglaubwürdig an wie 90 % der lesbischen Filmromanzen.
Wie man es von einem eher nischigen Queerfilm der 90er erwarten darf, sind einige wenig-subtile Gesellschaftskritiken, darunter ein Anmahnen der Homosexuellenfeindlichkeit der katholischen Kirche, sowie viele Pro Diversity-messages versteckt, die vielleicht mal abgesehen von dem wunderbar-plakativen 'Brave Christin'-Setting aber nie störend auffallen. Die Liebesszenen, insbesondere die eine, Lange die es wie in so vielen L-Romanzen auch hier gibt, sind kunstvoll und sinnlich inszeniert, im Rahmen der Ästhetkvorstellungen der 90er - Die Liebesnacht unter Frauen als Befreiung, als Höhepunkt von Romantik.
Soundtrack, Bilder und Schauspieler gehen alle in Ordnung. Konservativ. Nicht schlecht. Nebenelemente wie der geliebte tote Hund der Protagonistin oder die vielfältigen Charaktere des Zirkus sind unterhaltsame Bereicherungen, welche die zentrale
Romanze nicht verdrängen aber gelungen ergänzen.
Am Ende ist es wieder - Kleiner Spoiler - die unbefriedigende Hetero-Beziehung, die hier trotz zum Glück fehlender Pseudo-Problematik von der Heldin abgesägt wird, ohne dies recht zu begründen oder sich dafür zu verantworten. Das könnte ein kritikpunkt sein, wenn When Night falls dies genau wie alle anderen Subplots am Ende nicht so befriedigend-versöhnlich auflösen und den Zuschauer mit einem warmen Gefühl in der Brust in die von christlichen Gesängen untermalten Credits schicken würde. Ein altbackenes Seherlebnis hat seine guten Seiten, und die kommen hier zum Vorschein.
Insgesamt gibt es ebenso wenig Gründe, When Night is falling zu gucken, wie dagegen sprechen. Es ist eine nette, unaufgeregte Romanze, die in einer Zeit, in der dieses Genre noch absolute Nische war, vielleicht einige Grundbausteine für spätere, geistige Nachfolger legte. Verschont bleibt ihr hier von lästigen
Übertropes, künstlichem Drama, dem 'Lesbian Bad Ending' sowie der Stigmatisierung der Heterobeziehung. Dafür bekommt ihr eine nostalgische Portion 'Gut'. Ich meine, wenn euch die richtig-guten lesbischen Romanzen ausgehen und ihr nicht genug bekommt... klar, warum nicht?
Premoderne Romanzen haben es ansich, oft ein gewisses Grundniveau beziehungsweise einen filmischen Mindestanspruch mitzubringen, der dem Interesse des gewöhnlichen Blockbuster-Kino-Zuschauers abgeht - Wir werden in diesen Geschichten in eine Zeit vor der unseren versetzt, eine ungemütlichere und weniger-aufgeklärte Zeit, und das verlangt bereits mehr Mut zum Verlassen der eigenen Komfortzone als seichte Love Comedys in einer amerikanischen Kleinstadt des 21. Jahrhunderts. Lesbische Romanzen liebäugeln meiner Meinung nach unter anderem deswegen so frequent mit dem 18. und 20. Jahrhundert, weil es diese Epochen signifikant vereinfachen, die Diskriminierung gegen normale Normabweichungen wie Homosexualität darzustellen, zu verdeutlichen und letztendlich auch unausgesprochen zu verurteilen. Die Zeiten waren anders, und so auch das Moralverständnis vieler Menschen.
Carol hat seine Stärken also im kleinsten, gemeinsamen Nenner der premodernen, lesbischen Romanze: Die Umgebungen wirken nostalgisch, die Kostüme verträumt, die Kameraeinstellungen und Bilder sind Postkartenmaterial, die Erzählweise ist entschleunigt. Doch nicht nur das Setting ist aus einem anderen Jahrhundert, die Erzählbaustücke, welche von der lesbischen Seite herrühren, scheinen ebenso einem anderen Jahrhundert entflüchtet. Prüfen wir das kurz nach, mit leichten Spoilern:
- Erfahrene, leidenschaftliche Lesbe trifft auf naives, unschuldiges Hetero-Küken: Check!
- Zwei Frauen aus verschiedenen Welten? Check!
- Being lesbian is bad (and illegal)? - Check!
- Missbräuchlicher, unterdrückender, fremdgehender Ehemann als Verkörperung toxischer Maskulinität: Doppelcheck!
- Darstellung der Hetero-Liebe als trostlos, einengend und trist? - Doppelcheck!
- Bedenkenloses Verlassen des armen Hetero-Schweins? - Check!
- Verflossene Ex-Lesbenfreundin als Beziehungsbeistand? - Check!
- Forced Drama in the middle of the story? - Check!
- Sinnlich-kunstvolle Sexszene? - Check!
- 'We cant be together since I would be bad for you'? - Check!
- Lesbian Bad Ending? - Che...?
Ja, und damit ist eigentlich auch schon das meiste Wichtige über 'Carol' gesagt. Man könnte noch hinzufügen, dass die beiden Hauptdarstellerinnen Rooney Mara - Welche ich persönlich als eine der schönsten und ausdrucksstärksten Schauspielerinnen unserer Zeit wahrnehme - so wie Cate Blanchett hier Leistungen abliefern, die kaum kritisiert werden können oder sollten. Negativ anzulasten ist außerdem das kleine, feine Detail, dass der zweistündige Film gut und gerne eine Stunde zu lang ist. Nach 60 Minuten ist eigentlich alles gesagt und erzählt, und so fragt man sich, was nun noch folgt? Der zweite Akt wird mit dem erzwungenen Beziehungsdrama im Stile eines Verfolgungsthrillers gefüllt, das man auch hätte in 10 Minuten erzählen oder ganz darauf verzichten können. Und diese Länge MERKT man - Carol hat abgesehen von den Grundstärken nicht viel zu bieten, stattdessen zieht es sich und wirkt über weite Teile langweilig. Ja, ich habe das böse Wort gesagt, aber hier trifft es tatsächlich mal zu. Die Schauspieler sind gut, zeigen aber wenig eigene Identität. Die Handlung - selbst in diesem Setting - hat man schon viele Male gesehen, und das auch oft deutlich besser.
Insofern kann man sich Carol als soliden Genrevertreter ansehen, wenn man premoderne Filme mag, von lesbischen Romanzen nicht genug bekommt und sich nicht daran stört, eine Stunde mehr zu investieren als man müsste. Der Film gibt wenig Anlass, sich aufzuregen. Vielmehr plätschert er so vor sich hin, aber das kann manchmal ja auch schon reichen.
6 von 10 Modelleisenbahnen für Carol
Wenn man erstmal die Höhen und Untiefen eines Genres überwunden hat, fängt man vielleicht an, sich nach atypischeren Vertetern umzusehen - Oder vielleicht tut man das auch, bevor man mit einem Genre erst richtig anfängt. Bei meiner Wahl zum Ansehen des 1999 erschienenen 'But Im a Cheerleader' war Ersteres der Fall, denn die Genremischung aus Comedy, Drama, Parodie und Romantik verspricht eine gänzlich andere Erfahrung als man sie von den üblichen Lesbischen Romanzen bekommt.
Megan ist eine gewöhnliche Teenagerin, die sich fürs Cheerleadern ebenso wie für die Rundungen von Cheerleadern begeistert. Als ihre Eltern und ihr Umfeld den Verdacht entwickeln, sie könne 'lesbisch' sein, wird sie kurzerhand in ein privates 'Umerziehungslager' geschickt, in dem homosexuelle Jugendliche von ihrer Perversion therapiert und geheilt werden sollen, um letztendlich als glückliche Straights ihren Abschluss zu machen.
Knackig zusammengefasst ist dieser Film an der Oberfläche das inzestuöse Baby von Tim Burton und dem RomCom-Genre, das auf comichaft-übersteigerte und knallige Art und Weise die (damalige) Weltsicht der Heterogesellschaft auf Homosexualität und deren vermeintliche 'Heilbarkeit' darstellt. Jeder vorkommende Charakter ist ein überspitzter Stereotype, die Handlung gleicht einer Aneinanderreihung von Sketchen und immer absurder-werdenden Szenen, die Bildsprache steht ausdrücklich für die im Film vermittelten Extreme - Wenn die Mädchen in ihr überbordernd-pinkrosaplüschiges Schlafzimmer kommen oder die Jungs sich in ihren Holzfälleroutfits nach getaner Arbeit in den Schritt greifen ist klar, dass es hier nicht subtil zugeht. Der Humor ist mal mehr, mal weniger anstrengend, was man aber definitiv abkönnen muss ist die 'Comichaftigkeit' und 'Durchgedrehtheit' des Ganzen. Die Schauspieler liefern abgesehen von den beiden hervorragenden Hauptakteurinnen Natasha Lyonne als Megan und Clea DuVall als Graham komödiantisch-mittelmäßige Performances ab, nur Cathy Moriarty als rigide Heteromama tut mit ihrer Leistung wirklich weh.
Es ist extrem einfach, 'But Im a Cheerleader' nur als das zu sehen - Einen ulkig-übertriebenen Satirefilm mit einer Menge Gesellschaftskritik und LGBT-Propaganda. Wenn man aber aufmerksamer zusieht wird man merken, dass darüber hinaus noch andere Werte da sind. Es geht viel mehr ganz allgemein um das sexuelle Erwachen und die Identität junger Menschen im Wechsel mit Gesellschaftlichen Zwängen und natürlich auch um Selbstakzeptanz. Natasha Lyonne liefert hier als zunächst verwirrtes und leugnendes Küken die überzeugendste Rolle ab, weil ihre Mimik und ihre Art sich im Laufe des Filmes so stark wandeln. Die aufkeimende Romanze, welche sich früh andeutet, bildet eines der offenkundig-ernsteren Elemente und wird gut in den Rest des bunten LGBT-Zirkus integriert.
Ich kann die tieferliegende Ebene und die deutlich wichtigeren Aussagen in 'But Im a Cheerleader' wertschätzen, das macht den Film für mich im Kern jedoch nicht bedeutend besser und weniger anstrengend in seiner kompromisslosen Bonbon-Ästhetik und Sketch-Dramaturgie. Man muss sowas mögen und Einordnen können, sonst kann man auch nach zehn Minuten aufhören, denn der Film bleibt sich selbst treu. Das Ende ist eher ernüchternd und haarscharf am Cringetal vorbei-inszeniert, wird dann jedoch noch mit einer schrulligen Mid-Credits-Szene abgerundet.
Insgesamt war 'But Im a Cheerleader' eine seltsame und eher unbekömmliche Mischung aus zu grellen farben und zu leisen Zwischentönen für mich, die ich weniger Fans von lesbischen Romanzen als viel mehr Freunden von komödiantischer LGBT-Behandlung ans Herz legen würde. Es ist definitiv ein Film, der polarisiert.
Von mir 5 von 10 Heterosexuelle Götter für But Im a Cheerleader
So, ich habe keine vorgeschriebenen Reviews mehr. Worüber ich ganz froh bin, die hier rüberzubringen dauert doch länger als gedacht. Das motiviert mich vielleicht, mal wieder ein paar Filme des Genres anzusehen.
Bis dahin!
01.12.2022, 11:10
Yoraiko.
Reviews #3
Es hat eine Weile gedauert, bis ich mal wieder dazu kam, einige lesbische Romanzen anzusehen und zu betexten, hier sind ein paar gute und nicht so gute Wahrzeichnen der exklusiv-weiblichen Liebe.
I cant think Straight ist ein außerordentlicher und gleichzeitig nach Formelbuch gestrickter Romantikfilm, welcher neben der Beziehung seiner beiden Hauptakteurinnen vor allem kulturelle, politische und gesellschaftliche Themen des nahen Ostens behandelt. Von dem Titel und dem Cover würde man lediglich ane anrüchig-perverse Voyeurs-Parade erwarten, weswegen es umso wichtiger ist zu betonen, wie positiv und unterhaltsam der Film ist.
Es geht um die in London lebende, wohlhabende Jordanierin Tala, welche nach mehreren geplatzten Hochzeits-Versuchen nun von ihren Eltern mit einem Mann verheiratet werden soll, den sie durchaus gern hat. Jedoch kommt es abermals anders, als Tala in London die britisch-indische Muslimin Leyla kennenlernt, eine aufstrebende Autorin, die mit Talas besten Freund Ali liiert ist.
Kenner des Genres wissen, wohin die kulturelle Reise geht - Eine eigentlich straight-gemeinte Frau steht kurz vor dem Eintritt in die Hetero-Ehe, mit der sie so gar nicht glücklich ist, und läuft einer lesbisch-zugetanen Dame über den Weg, die mit Leidenschaft, unerhört-unwiderstehlichen Küssen und einer moralischen Ruchlosigkeit alles umwirft. Nur dass es hier dann eben doch etwas anders abläuft.
Man muss bei diesem Film zwangsweise zuerst über die kulturelle Veranlagung sprechen. Es ist ein Nahost-Film, mit muslimisch und palastinänzisch geprägten Charakteren, und das lässt die Regisseurin einen auch spüren. Neben den audiovisuellen Aspekten, auf die ich gleich noch zu sprechen kommen, ist ein nicht unwesentlicher Teil der kurzweiligen 80 Minuten mit familiären Debatten über den israelisch-palästinensischen Konflikt, die Rechte von Juden und Arabern und natürlich auch die Verpflichtungen und Rollen einer Frau in der nahöstlichen und in diesem Fall jordanischen Gesellschaft gefüllt. Das mag für die Regisseurin und viele weitere Menschen ein wichtiges Thema sein, fühlt sich aber in dieser ansonsten doch relativ weichgespülten Romanze nicht nur unheimlich deplatziert sondern schlichtweg wie ein Fremdkörper an - denn diese Szenen werden natürlich in keinster Weise mit dem restlichen Plot verwoben.
Dieser Plot ist trotz der politischen Debatten über weite Strecken positiv, quirlig und gewollt-leichtherzig. Der gesamte Film strahlt eine dicke Atmosphäre von Bollywood, Soap-Operas und frühem 2000er Kitsch aus, und das ist nichtmal wirklich schlecht. Die unübersehbare Musikvideo respektive Fernsehfilm-Optik samt dazugehöriger Stilmittel sowie die unterliegenden Comic Relief-Elemente beinahe jeden Charakters sind gerade am Anfang gewöhnungsbedürftig, sorgen aber dafür, dass I cant think straight sich nicht genauso anfühlt wie jeder andere Marriage but then Lesbian-Streifen. Ob nun die intelligent-charismatische Leyla und Tala die eine sprühende Chemie zusammen haben, homosexuelle Brüder die sich bestimmt nur 'in einer Phase befinden' oder die Hausdienerin von Talas Mutter, welche in einem Running Gag den gesamten Film über versucht, ihrer Herrin ein Getränk mit Spucke unterzujubeln, all die lockeren Elemente wirken gut, damit sich kein biederes Drama einstellt. Die viele Bollywood-Popmusik ist Geschmackssache, passt insgesamt aber zum restlichen Ton des Films.
Es ist ebenso rar und angenehm, dass obwohl auf den beiden Frauen, die in klassischen und restriktiven Familienkonstrukten stecken, natürlich ein gewisser Druck und das Ablehnen einer lesbischen Beziehung lastet, beinahe jeder Nebencharakter jedoch sehr menschlich und schließlich auch unterstützend gezeichnet wird. Keine gnadenlos-konservativen Väter, keine verständnislosen, beschämten Mütter, keine niederträchtigen Geschwister - das Gegenteil ist meist der Fall. Noch angenehmer ist, dass die Hetero-Herren mit Respekt und Einfühlungsvermögen behandelt und entsprechende Konflikte sinnvoll gelöst werden, statt dass man sie vor einem Scherbenhaufen sitzen lässt.
Tala und Leyla sind wie schon erwähnt so starke und interessante Haupt-Schauspielerinnen, deren Beziehung sich vollständig natürlich und nachvollziehbar entwickelt und die in jedem Dialog Spaß haben und Spaß machen, so dass sie den Film noch mittragen. Ihren Sex oder besser gesagt intimen Szenen kann man wie vielen Versatzteilen von I cant think Straight einen gewissen Kitsch und Hang zur Theatralik nicht absprechen, aber gerade der große Höhepunkt am Ende kann einen mit seinerheißblütigen Präsentation schon mal in die kalte Dusche treiben, was vollkommen in Ordnung ist, weil es sich an diesem Punkt einfach so verdient für die beiden Damen anfühlt.
Kein Film der dem Kenner des Lesbischen Schmusestreifens einen überraschten Gesichtsausdruck oder neue Erkenntnisse abringt, und auch keiner der bisherige Bollywood-Feinde konvertieren wird, aber eine Romanze so positiv und versöhnlich in ihrem
Grundton, mit so attraktiven und geistreichen Protagonistinnen, dass man mit Abstrichen bei gewöhnungsbedürftiger Optik und der Schauspielkunst des gesamten Castes eine äußerst gute Zeit haben wird.
Bedauerlicherweise habe ich diesen Film vor einem Jahr gesehen und es verpasst, ein Review zu verfassen. Ich habe geradenochmal durchgeskippt, werde mich hier aber eher kurz halten, da vieles nicht mehr ganz klar ist.
Hira, eine Jüdin mit großer Familie mitten in Isarael, ist seit kurzem mit der deutschen Maria aus Stuttgart zusammen, nachdem sie viele andere weibliche Partner innerhalb kürzester Zeit abgeschossen hat. Ihre Familie, allen voran das Oberhaupt, die 'Jewish Princess' genannte Oma Berta ist dementsprechend skeptisch. Das Hauptproblem aber, dem sich Hira und Maria in dem 100 Minütigen Film natürlich stellen müssen, sind die kulturellen Differenzen und mehr als alles andere - Die deutsch-jüdische Vergangenheit.
Ja, genau das ist damit gemeint. Kiss me Kosher wirkt in seinen Bestandteilen ähnlich wie I cant think straight, fühlt sich indess aber ganz und gar anders an. Während I cant think Straight trotz seiner absonderlichen Politik-Debatten, die losgelöst waren vom
restlichen Seherlebnis, eine überschäumend-positive und vergnügliche Atomsphäre mit gefälliger Romantik anzubieten hatte, wird Kiss me Kosher KOMPLETT vom Konflikt unterdrückt. Es geht geradeheraus fast über die gesamte Lauflänge um nichts anderes als den Holocaust und die Tatsache, dass Maria deutscher Abstammung ist und ihre Großeltern vielleicht Nazis gewesen sein könnten. Das wird zwar hier und da auch für schwarzen Humor eingesetzt, wirkt insgesamt aber einfach unbeholfen und gestelzt.
Hira und die schauspielerisch etwas weniger begabte und inhaltlich uninteressantere Maria bilden durchaus eine muntere und gescheite Kombination, und der Humor rettet im Film doch öfters das Niveau, aber es mag nie so recht Freude oder gar eine romantische Atmosphäre aufkommen, weil die Protagonistinnen einfach immer wieder von ihrer Herkunft eingeholt werden, neue kulturelle Konflikte entstehen und der Zuschauer sich fühlt wie bei einem Schulfilm.
Die lesbische Romantik fühlt sich dementsprechend eher an wie das wackelige Grundgerüst eines Holocaust-Juden-Aufarbeitungsfilmes, und das hat in vielen Momenten unsauber gewirkt. Zumindest aber belohnt man die Geduld des Beiwohnenden am Ende mit einer positiven
und windelweichen Auflösung, die Lächeln lassen soll, so dass man nicht mit den ganz großen Bauchschmerzen rausgeht.
Erwartet hatte ich mir bei dem witzigen Cover allerdings mehr.
Lovesong ist einer solcher Filme, die mich mit ihrem Titel und Plakat, welche beide unterschwellig-träumerische Vibes verstrahlen, dazu gebracht haben ihn jetzt sofort anzusehen. Dabei ist als erstes Fazit zu sagen, dass mindestens der Titel in meinen Augen falsch gewählt ist.
Das ist kein lesbischer Liebesfilm, es ist genau genommen noch nichtmal ein Liebesfilm. Bessere Titelvorschläge: "Friends", "Friendship", "Girls Story" oder "One Moment".
Wie ich auf Letzteren komme, wird sich gleich erschließen.
Lovesong ist ein Indiefilm, der in jeder Hinsicht langsam, ruhig und stimmungsgetrieben verläuft. Protagonistin Sarah, welche von der wunderbaren Riley Keough gespielt wird, und in diesem Film einen akkuten Fall von 'Natürlicher Schönheit' aufweist, ist eine junge Mutter, die sich mit ihrer dreijährigen Tochter von ihrem um die Welt reisenden Mann alleine gelassen fühlt. Also ruft sie ihre jahrelange, alte Freundin Mindy an, um mit ihr einen kleinen Ausflug zu machen. Mindy wird von der stets clever und leicht-durchtrieben wirkenden Jena Malone gespielt. Ihr Ausflug verläuft sehr lebhaft, nimmt jedoch am Ende eine Abzweigung, die in den Gefühlswelten beider Frauen eine große Kluft hinterlässt.
Lovesong hat zwei große Probleme. Das erste ist die Tatsache, dass für die ruhige Erzählweise und die vor allem auf Nahaufnahmen der Gesichter basierende Kameraarbeit einfach zu wenig passiert. Eine großartige, designierte Schauspielerin gibt in dieser Indieproduktion der Nächsten die Klinke in die Hand, aber sie haben kaum etwas, mit dem sie arbeiten können. Dennoch trägt ihre harmonische und verspielte Chemie zusammen mit der unterhaltsamen Tochter die erste Hälfte ohne Mühe.
Das zweite Problem ist die zweite Hälfte. Während die ersten 30 Minuten ein entspannter, bedachter und letztendlich knisternder Roadtrip sind, ist die zweite Hälfte ein einziges, riesiges 'Tja.'. Bereits nach dem Timeskip wissen wir sofort, dass die restlichen 40 Minuten keinen Spaß machen werden und dass uns das Ende unbefriedigend zurücklassen wird. Und so kommt es dann auch. Dass Ende ist dann jedoch derartig frustrierend und niederschlagend, dass man den gewissen Realismus in der Aussage zumindest respektieren muss -
Ein einziger Moment, eine einzige falsche Entscheidung, geboren aus Unsicherheit, kann ein ganzes Leben zerstören. Oder eben zwei Leben. Das ergibt schon irgendwo Sinn. Aber das gestaltet die zähe, unangenehme und letztendlich auch highlightlose zweite Hälfte nicht unterhaltsamer und man fragt sich, warum man sich die überhaupt angesehen hat. Vielleicht hätte man nach 30 Minuten aufhören sollen.
Liebesszenen sind ziemlich selten. Alles ist subtil, im Zwischenton, in der Andeutung verborgen. Lovesong hätte etwas dramatisch-realistisch-erinnerungswürdiges mit einer Prise Romantik sein können, doch stattdessen ist es der erhobene Zeigefinger, der sich als Zuschauer am Ende unheimlich gehässig anfühlt und einen dafür bestraft, nach der Hälfte des Filmes nicht ausgemacht zu haben.
Das tut weh, und ist vielleicht lehrreich, aber sicher nicht befriedigend.
Ich bin sicher nicht der Einzige, der sich nach dem grandiosen 'Portrait einer Frau in Flammen' sowohl in Adele Haenel (als Schauspielerin) als auch in Regisseurin Celine Sciamma Hals über Kopf verliebt hat. Es lag also nahe, mich dem Debütfilm der jungen Regisseurin zu widmen, in dem sie ebenfalls mit Haenel zusammengearbeitet hatte.
Water Lilies ist dabei ein schmerzhaft-ehrliches, aufwühlend-treffendes Coming of Age respektive lesbian teenage love-drama, das in vielen Momenten so nah an unseren eigenen, Jugendlichen Gedanken und Erfahrungen ist wie kaum ein anderer Film. Indess ist der Film sehr ruhig und vieles ist nur impliziert.
Die fünfzehnjährige Marie ist Zuschauerin bei einer Show ihres Synchronschwimmen-Schulteams. Dabei tut es ihr nicht nur der Sport selbst, sondern vor allem die Capitänin Floriane an, für die sie sehr schnell intensive Gefühle entwickelt. Floriane hingegen hat an der Schule den Ruf einer Vollzeit-Beischläferin, die mit jedem verfügbaren Jungen ins Bett geht, am liebsten aber mit dem grobschnitzigen François, wobei ihr auch Marie von Nutzen ist. In Francois wiederum ist auch Anne verliebt, Maries etwas plumpe und unbedarfte KindheitsFreundin, die sich nach dem ersten Mal sehnt.
Ah ja, das sexuelle Erwachen im Schwimmunterricht - eine Erfahrung, die sicherlich für nicht wenige von uns unvermeidbare Lebensrealität war, zum Besseren oder Schlechteren. Bei Marie passiert es nun eben bei einer Vorführung, aber genau darum geht es im Film. Das Entdecken und Finden der sexuellen Identität, aber auch den unsicheren Umgang mit den ersten, romantischen Gefühlen, die irgendwie, aber nicht so richtig erwidert werden.
Water Lilies gelingt es dabei allen voran, universell weh zu tun. Man muss kein lesbisches Mädchen sein, um von Anfang an mit Marie mitzufühlen, weil die Regisseurin geschickt Momente und Situationen bebildert, die wir selbst vielleicht beinahe schon vergessen hatten. Mit einer Brillanz spielt Pauline Aquart als Marie nur mit Gesichtsausdrücken und einfachen Bewegungen die nur allzu bekannte Tragödie nach, wenn wir das erste Mal wirklich von jemandem fasziniert sind, unseren ganzen Mut zusammen Nehmen, versuchen diese Person zu beeindrucken und fühlen wie es ist, wenn es nicht funktioniert. Wir erinnern uns an uns selbst, wenn Marie sich, um cooler zu werden, von ihrer kindischen Freundin lossagt, nur um sich Tage später mit ihr zusammenzuraufen als wäre nichts gewesen.
Die Beziehung von Floriane und Marie vor allem ist dabei sehr komplex und vieles liegt im Rahmen von Implikationen, Interpretation und eigenen Erinnerungen. Zwar wird schnell klar, dass Floriane genau weiß, was Marie von ihr möchte, immerhin kennt sie die begehrenden Blicke, und sie dahingehend ausnutzt, doch gerade gegen Ende ist sehr ambivalent, ob sie das bewusst tut und was noch dahinter steckt. Annes Arc als Marie's typische Außenseiterfreundin die unbedingt Sex möchte ist dabei als andere Perspektive nicht unwichtig, insgesamt aber der weniger interessante Aspekt der Geschichte.
Das Finale, wenn man es so nennen kann, denn der Film hört eigentlich nur auf, konzentriert in seiner Wirkung nochmals gekonnt die Quintessenz von Wasserlilien:
Man projiziert möglicherweise so viele seiner eigenen (schmerzlichen) Jugendliebe-Erinnerungen in diesen Film und in die letzten 15 Minuten, dass insbesondere die vletzte Szene auf einem zermürbenden Level weh tut, dass man beim Anlaufen der Credits vor dem Bildschirm sitzt und eigentlich sehr laut schreien möchte vor Frustration. Rührt der Frust von dem eher trostlosen Ausgang Maries' erster Liebe her, oder doch eher von dem trostlosen Ausgang unserer eigenen ersten Liebe, die damals möglicherweise ähnlich verlief und hier aufs Unangenehmste gespiegelt wird? Dabei hinterlässt Regisseurin Celine Sciamma weder Marie noch uns mit reiner Hoffnungslosigkeit - Denn untermalt von dem träumerisch-hypnotischen Soundtrack, den ich an der Stelle auch unabhängig vom Film sehr empfehle und der Jugendmelancholie in Perfektion zusammenfasst, haben wir vielleicht irgendwann festgestellt, dass es die Beziehungen sind die wir für selbstverständlich erachten, die am Ende des Tages noch da sind, um uns die Hand zu reichen, wenn wir in einen Pool springen und nie wieder auftauchen möchten. Keine wirklich neue Erkenntnis, aber eine so Wichtige.
Water Lilies ist frustrierend und bis zum Erbrechen effektiv darin, Jugendmelancholie widerhallen zu lassen.
Und darin ist es vermutlich der beste Film, den ich bisher gesehen habe.
8 von 10 Bananen
Die nächsten Filme stehen schon in der Warteschleife, vermutlich aber erst im Januar.
06.02.2025, 22:27
Yoraiko.
Liebe Freunde des lesbischen Films,
ich war nicht untätig in den letzten drei Jahren, im Gegenteil: Ich habe mir fleißig weitere exklusiv-weibliche Romanzen reingezogen, die Guten wie die sehr Schlechten. Ferner könnte man erwähnen, dass ich alle Reviews in diesem Thread sowie viele weitere mittlerweile in ein Youtube-Format umgewandelt habe, falls man lieber hört als liest. Das ist eher im low effort-Bereich angesiedelt, findet aber ganz gut Abnehmer. Aktuell sind es 25 Reviews/Videos.
Aber auch mit Texten möchte ich nicht fernbleiben, so dass ich meine XX-Chromosom-Küss-Kinoerfahrungen der letzten Jahre hier teile. (In Reihenfolge der Veröffentlichung/Des Anschauens)
Anm: Den Film hab ich vor kurzem auf DVD ein zweites Mal gesehen und fand ihn diesmal so tiefenentspannt-unschuldig-berührend-schön, dass ich ihn auf 9/10 hochgestuft und nochmal einen Podcast drüber aufgenommen habe. Den sollte man gucken!!
"Mom always told me, the fences are the walls of her womb. Said she can only protect me if I stayed inside. Away from everyone, from everything."
Die 16 jährige Claudia lebt nach dem Ertrinktod ihrer Mutter allein und verborgen in ihrem
Landhaus weit weg von allem, unfähig, zu handeln oder zu gehen. Nur die
ebenfalls 16 jährige Grace aus der Stadt, welche das tragische Ereignis beobachtet hat,
findet sie, und beschließt, sich um sie zu kümmern.
My first summer ist ein wundervoll-stiller, feinfühlig-ausbalancierter und audiovisuell
starker Indie-Film über Verlust, Verlorenheit, Freundschaft und natürlich auch Liebe.
Mit seinen 80 Minuten Laufzeit ist der australische Streifen dabei kurzweilig
auf den Punkt gebracht, wirkt aber an keiner Stelle gehetzt oder auch nur sparsam.
Dabei ist diese Geschichte ebenso Drama wie Romantikentwicklung: Claudia, die ihre Mutter
verliert und selbst nur knapp überlebt, die Umgebung ihres Hauses noch niemals verlassen
hat und mit PTSD sowie Panikattacken zu hadern hat und Grace, die aus einem desolaten
Haushalt stammt, unbeliebt ist und sich gefangen fühlt. Beide Protagonistinnen bekommen
ohne Probleme mehr als vier Kreuze im Tragische Teenagerlesben-Bingo, und der Grund, dass
das nicht die ganze Stimmung des Filmes drückt, liegt in ihrer Chemie.
Grace nimmt sich Claudia an, auch wenn man zunächst ebenso wie über die Umstände des
Ertrinkens Claudias Mutter nicht genau weiß warum, und merkt schnell, dass diese nicht nur
ganz und gar weltfremd sondern auch überaus zuwendungsbedürftig ist. Sie bringt ihr bei,
wie die Finger ihrer Hände heißen, wofür man den Mittleren benutzt und wie Erdbeermilch
schmeckt.
Dieses Unterfangen ist einerseits vom typischen Verhalten junger Mädchen, aber eben auch
von der liebenswert-karikativen Unbeholfenheit Claudias geprägt, welche wie ein Kätzchen
auf die Wunder reagiert, welche Grace ihr offenbart. Und auf der anderen Seite hilft sie
ihr, die Traumta ihres Verlustes und ihres isolierten Lebens zu überwinden. Beide
Mädchen werden im Rahmen der Erzählung herausragend gespielt von Markella Kavenagh(Claudia)
und Maiah stewardson(Grace). Zwar neigt Kavenagh gelegentlich zum geringen Oceracten,
doch passt dies einfach zu ihrem Charakter - Was stellenweise in Claudias Gesicht vorgeht,
wenn ihre Augen und ihre Lippen in Sekunden Geschichten erzählen, ist ganz großes
Schauspiel.
Der Rest des Castes ist, und das ist weder in Teenagerdramen noch lesbischen Romanzen
ungewöhnlich, ein glorifizierter Haufen Pappaufsteller. Das spielt aber keine Rolle,
weil so mehr von den beiden Mädchen in die 80 Minuten Romanze passt.
Und für den Romantik-Part fällt angenehm auf, wie es über weite Strecken beim Aufbau einer
Freundschaft bleibt, bis tiefere Gefühle ins Spiel kommen und man authentische
Teenagerliebe beobachtet. Dabei mag es auszählbare Baustein-Szenen geben -
Gemeinsames Schwimmen, Darf ich dein Herz berühren, komm in die Wanne -
aber ebenso gibt es clever-kriselnde Momente, die man nicht so schnell vergisst, und
die im Film kleine Höhepunkte darstellen. Stichwort Ist es besser? und Lippenstift.
Den Rahmen des Ganzen bildet ein malerisches, von einer harmonischen Lichststimmung
begleitetes, naturnahes Iyll, das sich aus tieferen Gründen oder nur der Ästhetik wegen
langen Nahaufnahmen von Blumen, goldenen Hauttönen und Grünumgebungen hingibt.
Wie so vielen Filmen des Genres hätten leider auch my First summer 2-3 Indie-popsongs
weniger gut getan, gerade in extren-intimen Szenen, in denen sie einfach nicht nötig sind.
Dass sie aber zumeist doch nicht wirklich stören, liegt daran, dass sie hervorragend zum
Geschehen passen und wenig-aufdringlich wirken.
My first summer hält sich frei von forciertem Storydrama, wird nur da ernst wo es
nachvollziehbar ist, und schlittert so natürlich auf ein letztes Drittel zu, das von
Anfang an erwartet wird, dennoch weh tut und fühlbar macht, wie stark man bereits mit
den Heldinnen hadert. Und ohne zu viel verraten kann man sagen, das hier ein
leidlich-beliebter Trope lesbischer romanzen vermieden wurde, stattdessen erfährt man eine
Ambivalenz, die vor allem eines bewirkt - der sehnliche Wunsch nach mehr. Mehr Zeit mit
Claudia und Grace. Mehr dieser funkelnden Chemie. Ein zweiter Teil. Die Chancen darauf
dürften sich so auf 0 belaufen, doch falls es doch mal dazu kommt, hier ein paar
Titelvorschläge: Our first summer, My second summer, my first winter, Our Storm.
My first summer ist im kern ein kurzweiliger, erfrischend-positiver, lebensbejahender,
jugend und erwachsenengeeigneter, wunderhübscher und feinfühlier Film über zwei sehr
besondere Mädchen, die ein sehr besonderes Band zueinander aufbauen.
Von mir gibt es dafür 8 von 10 purple promises - Ein genrestarker Ausflug, der in keinster
Weise zum Genre dazugerechnet werden MUSS.
Das lesbische Reliogionsdrama scheint beinahe schon wieder ein eigenes
Sub-Genre der exklusiv-weiblichen Romantik zu sein, so dass man diese
Verknüpfung von Erzählelementen etwa bei Filmen wie "Kiss me kosher" oder "Disobedience" hatte.
Auch You can Live Forever macht sich eine solche Geschichte zur Aufgabe, in der die Teenagerin Jaime von ihrer Mutter für einige Zeit in eine Jehova's Zeugen-Community geschickt wird, wo sie auf Marike trifft, welche wiederum
ihr Herz ganz tief trifft. Der Rest ist abzählbar und klischeehaft.
Filme wie Disobedience und You can live Forever sind im Genre der Lesbischen
Romanze eigentlich eine Mogelpackung. Es wäre entschieden ehrlicher zu
sagen, dass es Religionskritik-Dramen mit zufälligem lesbischen Glitter
sind. Zwar ist You can live Forever bei weitem nicht so trist, zäh, leblos
und trostlos wie Disobedience - doch ebenso wie dieser Film wird die Handlung
KOMPLETT vom Konflikt unterdrückt. Stellenweise wirkt das hier wie ein glorifizierter Werbefilm für die Vorzüge der Zeugen Yehovas, während im nächsten Moment wieder Gefangenschaft, Unterdrückung und fehlende Individualität an der Tagesordnung sind. Das ist summa sumarum ein äußerst
anstrengendes und frustrierendes Seherlebnis, das sich mit seinen 96
Minuten wie die doppelte Lauflänge anfühlt.
Auch ist es schade, dass die aufkeimende Romanze zwischen Jaime und Marike
eher eine Behauptung bleibt - Schauspielerinnen Anwen O'Driscoll und June Laporte fehlt es bis zum Schluss an jeglicher Chemie oder bedeutungsvollen
Szenen, stattdessen bekommen wir die Indoktrination der Zeugen vor Augen geführt und sehen den typische Montagen-Zeitraffer mit vielen kleinen Momentaufnahmen, in denen die Heldinnen sich vermeintlich näher kommen.
Mangelhaft. Es bereitet kaum Freude, ihren Gefühlen beizuwohnen. Während
Jaime's Akteurin eine gute Austrahlung und ein volles Charisma besitzt,
verblasst Marike als graue Maus. Und ebenso der restliche Cast. Bei manchen Charakteren fragt man sich gar, warum und mit welcher Funktion sie im Film waren. Hallo Nathan.
Es ist dann leider auch kein schöner Film - Das subtil-gesetzte Setting der 80er nutzt Kleinstadtlandschaften, farbreduzierte Innenräume und allen voran
zahlreiche dunkle, triste Töne. Das mag wohl Intention sein, aber das mag
ebenso nichts am Film aufwerten. Die Musik ist hintergründig und vergesslich,
hier und da gibt es mal starke Einsätze wie etwa die Creditmusik, aber insgesamt ist auch in dieser Abteilung Flaute.
Das Ende ist ebenso wie die 90 Minuten davor irritierend und trotz der klaren
Intention der beiden Regisseure schlichtweg unbefriedigend. Und das ist nochmal doppelt schade, weil You can live Forever einfach 10 Minuten früher hätte aufhören können, um ein emotionales und vielleicht Befreiungsschlag-
würdiges Finale in Bezug auf die Religionskritik zu erreichen. Pustekuchen.
You can Live Forever ist kein desaströser Film, aber er ist hauptsächlich ein
spröder Blick ins Innere der Zeugen Jehovas, mit einer reizlosen lesbischen
Romanze, die in einem kargen Umfeld und mit wenigen Lichtblicken inszeniert wird. Wer sich für die Genremischung interessiert, ist hier deutlich besser
beraten als mit Kiss me kosher oder Disobedience, allen anderen würde ich
zu anderen Genrevertretern raten.
Wenn man eine Review-Reihe über Filme mit lesbischer Romanze im Fokus aufzieht, hat man im Jahre 2023 auch manchmal das Glück, einen vollkommen atypischen Genre-Vertreter behandeln zu können, der noch einen ganz anderen Schwerpunkt mit der weiblichen Liebe kuppelt.
In happiest season ist das nun offensichtlich Weihnachten, und während es in der ersren Hälfte so wirkt, als wäre dies eher eine heitere Weihnachts-Romcom, ist es in der Zweiten doch vielmehr ein Romantik-Drama. Also alles dabei.
Harper und Kate sind schon länger zusammen. Harper liebt Weihnachten, Kate nicht. Aber Kate liebt Harper, also erklärt Kate sich dazu bereit, dieses Jahr Weihnachten bei Harpers Familie zu verbringen, nicht ohne das heimliche Ziel, ihr bei diesem festlichen Anlass gleich noch einen Heiratsantrag zu bereiten. Der Haken an der Sache: Harper hat ihrer konservativen und alles andere als gewöhnlichen Familie vielleicht doch nicht von Kate erzählt. Oder davon, dass sie lesbisch ist.
Happiest season lullt einen wie erwähnt in eine klassisch-kuschlige Weihnachtsstimmung, die sich in feinsinniger Romantik zwischen Harper und Kate zeigt und mit gelungenen Gags gewürzt wird. Man sollte jedoch ganz deutlich sagen, dass das hier kein feeld good Weihnachtsfilm zum runterspülen mit Glühwein und Marzipankartoffeln ist. Während zuerst das klassische „They pretend theyre not fucking“-Familiensetting zelebriert wird, und das genretypisch unterhaltsam, zeigt sich Kate im Verlauf dieser 5 Tage mehr und mehr, dass ihre Partnerin eine Lüge an die nächste reiht, und so eine lange Kette an Zweifeln aufreiht, an deren Ende eine bitterkalte Wahrheit steht: Sie steht nicht dazu, lesbisch zu sein, und steht nicht zu ihrer Beziehung.
Das führt zu Konflikten, das führt zu Drama, und das führt zu Emotion. Mehr sollte man gar nicht sagen, denn Happiest Season ist erstaunlich unvorhersehbar. Man denkt an bestimmten Knotenpunkten der Handlung immer wieder, zu wissen, wie es jetzt weitergeht, weil der Film große Bestandteile (lesbischer) Rokmanzen persifliert – Die attraktive Ex-Partnerin die wieder auftaucht, die sich entfremdenden Heldinnen, die alte Sommercamp-Jugendliebe… aber dann gibt es doch wieder einen erzählerischen U-Turn, und man wird abermals überrascht.
Dabei hat Happiest Season so viel mehr zu bieten als Weihnachtsstimmung und Frauenromantik – gibt es beides. Aber dazu noch gutes Drama, gelungene Emotionen, Ab und Zuneigungen zu fast allen Charakteren, die auch stark wechseln, schöne Bilder, raffinierte Schmunzler, Kommentare auf soziale Muster die uns nur zu bekannt vorkommen wie etwa die alles für Instagram pedantisch fotografierende Mutter, und einen Konflikt, vielschichtig und authentisch genug beleuchtet, dass wir ihn am Ende vollständig nachvollziehen können und beide Ausgänge verstehen würden. Hut ab!
Die Hauptcharaktere schwanken. Kristen Ein-Gesichtsausdruck Belle darf hier auch mal zeigen, dass sie nicht nur wie eine depressive Künstlerin auf einem Valium-Trip gucken sondern sogar manchmal lächeln kann, und überzeugt im Film mit am meisten. XXX als Harper ist bedeutend schwächer und bietet dem Zuschauer eine geringere Projektionsfläche, das liegt aber auch an Harpers Rolle im Film. Die anderen Rollen sind gut bis comichaft überzeugend wie Harpers etwas, wie würde man sagen, merkwürdige Schwester XX. Die vermutlich beste schauspielerische Leistung im Film liefert wenig überraschend Alison Brie als scheinbar-perfekte große Schwester von Harper ab, deren creepy Zwillinge ebenso zum Schmunzeln und Runzeln bringen.
Was man hier gar nicht erwarten darf, sind erotische oder sexualisierte Szenen in irgendeiner Weise. Ein kuss ist das höchste Der gefühle, und zumindest mehr persönliche und harmonische szenen zwischen Harper und Kate hätten dem Film unbedingt gut getan, vor allem um die Fallhöhe im zweiten Akt abzufedern. Aber das hier ist vor allem ein Familien-Beziehungs-Weihnachtsfilm, der ein möglichst breites Spektrum ansprechen soll und als Kernthema das Stehen zur eigenen Identität präsentiert, da verwundert das wenig.
Ich habe von happiest season nur einen kuschelweichen Weihnachta-Werbefilm erwartet, wusste nicht mal von den lesbischen Heldinnen, habe am Ende aber etwas bekommen, das mich zuerst amüsiert und eingelullt und dann auch erzählerisch gepackt und mit einem verdienten und starken Ende in die Credits entlassen hat, welche vielleicht einen der wenigen Momente darstellen, in denen ich instagram auch positive Aspekte abgewinnen kann.
Ihr werdet sicherlich überrascht, werdet Spaß haben und eine Menge fühlen.
Vielleicht ja auch eine Handvoll Weihnachtsstimmung.
Dieses Filmchen hat kaum mehr als eine halbe Stunde, um seine sogenannte Geschichte zu erzählen, daher möchte ich mich auch eher kurz halten. Positiv ausgelegt ist Camp Belvidere die Quintessenz der lesbischen Romanze in 30 Minuten komprimiert, negativ ausgelegt ist es ideenlos und ein wenig überflüssig.
Es geht um zwei Frauen in den 50ern, welche im sogenannten Camp Belvidere wohl eine verbotene Romanze zueinander eingegangen sind. Die eine Frau ist die erfahrene Veteranen-Lesbe, welche die moralischen Bedenken an den Tisch bringt, die andere ist das naive aber leidenschaftliche Liebchen, das unbedingt mehr als nur eine Nacht will. Wir steigen voll ins Geschehen ein, was vorher war oder im fehlenden Endteil passiert, erfahren wir nicht, überhaupt fehlt es an Kontext. Der Film ist eine Aneinanderreihung kurzer, altbekannter Dialogszenen mit ein paar Küssen und HypernahAufnahmen-Sexszenen zum Schluss. Dazu eine aufdringlich-warme Farbgebung, ein Weichfilter hier und da und kitschig-theatralische Musik in beinahe jeder Szene.
Camp Belvidere ist über seine kurze Lauflänge nicht langweilig, und die beiden Stereotypen nicht unsympathisch. Irgendwie ist das Ganze ja schon süß, und so kurzweilig. Und wie ich sagte, findet ihr hier viele Bestandteile aus längeren Genrefilmen gelungen verarbeitet. Aber dann auch wieder fragt man sich, was nun eigentlich der Sinn hinter diesem Kurzfilm war. Denn weder gibt es ein starkes Script, noch eine gekonnte Idee oder liebevoll-gestaltete Romantikszenen.
Etwas mehr Fleisch Vorne und Hinten hätte helfen können, oder zumindest kreativere 38 Minuten.
So ist Camp Belvidere eine Art mittelmäßiger Trailer für das Lesbian Romance-Genre, bei dem ihr von allem ein bisschen aber nichts so richtig bekommt. Aber dafür ist er komplett auf Youtbe verfügbar! Also schaut doch gleich mal rein.
Von mir gibts für Camp Belvidere 4 von 10 Krankenschwestern.
Oftmals ist es angenehm, wenn Filme einen überraschen. Wenn sie noch besser sind als erwartet, eine unvorhersehbare Wendung nehmen oder die Genres wechseln. Aber dann und wann ist es auch mal akzeptabel, schlicht und einfach das zu bekommen, was drauf steht.
Wer von einem Film namens Room in Rome, auf dessen Cover sich zwei unbekleidete Frauen in einer Wanne wälzen, das nächste Portrait einer jungen Frau in Flammen erwartet hat, ist vermutlich eher enttäuscht von dem 105 Minuten langen, glorifizierten Kunst-Softporn. Wer hingegen mit viel Nacktheit und noch mehr Melodramatik rechnet, liegt in etwa Richtig, aber dann auch wieder ist es etwas komplizierter als das.
Die Zusammenfassung liest sich wie eine Nationalitätenfetish-Fanfiction: Wir befinden uns im nächtlichen Rom, wo die spanisch-griechische Lesbe Alba, welche aus Saudi-Arabien stammt, die vor ihrer Vermählung stehende Russin Natasha in einer Bar kennenlernt und in ihr Hotelzimmer verschleppt. Beide erleben eine leidenschaftiche, emotionale aber auch tiefgehende Nacht des Kennenlernens miteinander, die zuerst vollkommen zwanglos erscheint und dann doch ernstere Folgen haben könnte.
Es gibt genau zwei Aktivitäten respektive Szenen-Arten, welche sich in Room in Rome beinahe perfekt abwechseln: Dialog und Sex. Natasha und Alba, welche im übrigen beinahe über die gesamte Lauflänge nackt sind und das Hotelzimmer kaum verlassen, reden über ihre tragischen Vergangenheiten, gestorbene Kinder und – natürlich – misshandelnde Männer, ehe sie keine zwei Minuten später bereits wieder aneinander rumspielen und Weinflaschen zweckentfremden.
Untermalt wird das Ganze von durchgehend warmen Farben und einer spärlich-beleuchteten Kulisse, die während gewichtigen Dialogmomenten schonmal in dramatischen Kamera-Einstellungen präsentiert wird, die bei aller Liebe zur Theatralik etwas… künstlich wirken. Theatralisch und künstlich sind auch die italienischen Operngesänge, die sich durch den gesamten Film ziehen, neben einem fürchterlichen Schnulzsong, der sech oder sieben Mal eingespielt wird und die lyrische Komplexität eines Glückskeks-Zettels aufweist. Auch die Kunstgemälde, die Albas Hotelzimmer mit ihrer Präsenz dominieren und Inhalt einiger Gespräche sind, wirken in der Erzählung eher als prätentiöses Konstrukt, um die Erotik aufzuwerten, denn als tiefere Botschaft.
Room in Rome ist oftmals unfreiwillig komisch und ohne Wertung sei gesagt, dass es sich eher wie ein erotisches Theaterstück als wie ein richtiger Spielfilm anfühlt. Das kommt auch von der hochgestochenen und literarischen Art, wie sich die Charaktere unterhalten. Niemand würde jemals so reden, aber es kommen hübsche Zitate dabei heraus.
Ist Room in Rome denn dann nur prätentiös und albern? Überhaput nicht. Die Schauspielerinnen Elena Anaya und Natasha Yarovenko haben eine Chemie zueinander, die überschäumt und kocht, wenn ich das mal so sagen darf. Der ungezwungene, aber auch intelligente, italienische Humor, der zwischen den beiden immer wieder die Stimmung auflockert, ist so charmant und sympathisch, dass man gegen Ende definitiv mindestens etwas mit den beiden mitfühlt. Dass sie sich nicht nur auf Englisch, sondern auch auf spanisch und russisch unterhalten ist eine coole Idee, die sogar als narratives Mittel eingesetzt wird. Der einzige andere Charakter, der Hotelservice Max ‚Maximus‘, welcher Alba und ihre nächtlichen Abenteuer schon länger zu kennen scheint und deswegen auch angestrengt überlegt, ob eine Gurke ihrer Anfrage nach einem Vibrator ebenfalls entspräche, ist ein herrlich-absurdes Comic Relief-Element, das für ein paar irrsinnig-unangenehme aber auch im Sinne des Films so ungezwungen-humoristische Szenen verantwortlich ist.
Und ich wiederhole mich – die beiden Heldinnen haben eine absurde Killerchemie miteinander, und das nicht wegen dem halben Dutzend Sexszenen. Darum ist es insgesamt eher ein bisschen schade als wirklich frustrierend, dass Room in Rome eben trotzdem nur das ist – Ganz viel Sex in einem Hotelzimmer mit teilweise kruden Dialogen zwischendrin, die seltsamerweise auch immer wieder dramatische Twists nehmen müssen, die das Ganze – ich wiederhole mich – wie ein kitschiges Theaterstück wirken lassen. Der Film ist mit 105 Minuten deutlich zu lang für sein Konzept, und die intimen Szenen wiederholen sich schnell. Jeder, der Room in Rome als Softporn bezeichnet, hat nicht unrecht. Aber wenn man einen lesbischen Softporn mit manchmal guten, wenn auch gestelzten Dialogen, einem gelungenen Humor und guten Schauspielerinnen möchte, warum nicht?
Ich mochte zudem, dass eine sehr kleine Szene zum Schluss das Ende offen lässt. Ich mochte zudem die kreative und auch irgendwo geringfügig-epische Schlussszene.
Ob Room in Rome jetzt ein guter Film ist? Keine Ahnung… ich habe mich definitiv im Mittelteil gelangweilt, und mochte den ganzen Sex auch nicht sonderlich. Wenn das aber euer Ding ist, viel Spaß damit.
Von mir bekommt Room in Rome 4 von 10 gekochte Gurken.
Imagine Me and You ist eine britische Liebes-Komödie durch und durch, mit allen Stärken des Englischen Films, und während die Target Audience des 2005 erschienenen Feelgood-Movies sicherlich eher die breite Masse als die Genrefans waren, ist das in meinen Augen ein Film, der im Genre als Vorbild gelten sollte.
Imagine Me and You hat eine perfekte Spielzeit von 90 Minuten, die ohne eine einzige Länge in jedem Moment unterhaltsam, witzig, überzeugend federleicht vorübergehen. Optisch, schauspielerisch, inhaltlich und humoristisch bekommt man starke Kost geboten, ohne irgendetwas wirklich Neues zu sehen. Weder für damals noch heute, aber das Spielt keine Rolle – Weil Imagine Me and You in seiner Feelgood-Komfortzone sicherlich eine der besten FemRomanzen des Genres verkörpert.
Rachel und Heck kennen und lieben sich seit ihrer Jugend, und nun steht endlich die glückliche Hochzeit an. Dort lernt Rachel auch die Floristin Luce kennen, welche die Blumen bereitgestellt hat. Was als witzig-unverfängliche Bekanntschaft anfängt, entwickelt sich in eine eine tiefere Freundschaft bishin zu, na ja, „Ich wusste es nach 3 Sekunden“. Das kennen wir alles, ein Heteropärchen heiratet, ein Homohorror stolziert hinein und bringt alles zum Einstürzen.
Meist ist das gepaart mit viel Negativität, unangenehmen und forcierten Drama, Anti-Establishment-Statements gegen dreckige Hetero-Männer und einer Chemie zwischen zwei Frauen, die sie nach zwei Szenen und 20 Minuten Laufzeit in die Horizontale zwingt.
Nicht so in Imagine Me & You. Das ist, war endlich mal wieder ein Film, bei dem sich alles organisch und langsam entwickelt. Nachvollziehbar. Rachel und Grace lernen sich nach und nach besser kennen, und obwohl sie sofort merken, dass sie eine teuflische Chemie miteinander haben, dauert es so um die 40 Minuten, bis sich auch beide den Implikationen wirklich bewusst sind. Das heißt nicht, dass der Film langatmig oder gestreckt wirkt – Der bissig-britische Humor, der allen Charakteren in beinahe jeder Dialogzeile aus den Mündern tropft, ist einfach fantastisch und meistens zum Wegschmeißen. Der Film ist verdammt witzig, ja, aber er kann auch entsprechend ernst und zurückgenommen sein, wenn es an die emotionaleren Szenen geht. Beides funktioniert, und zwar soweit, dass man zutiefst mit allen beteiligten Personen mitfühlt.
Da wir gerade dabei sind – Heck ist der herzensgute, etwas naive, aber empathische Ehemann, der Rachel am liebsten die ganze Welt schenken würde. Wie gesagt ist es in diesem Genre nicht selten, dass Hetero-Ehemänner oder Partner eher als Störfaktor oder Symptom der Gefangenschaft dargestellt werden. Arschlöcher und Sexisten allesamt. Heck nicht. Heck ist ein großartiger, komplexer und sensibler Charakter, an dem wir als Zuschauer bis zuletzt genau so sehr wie an den beiden sympathischen Damen hängen, um ihm das Beste zu wünschen. Das liegt sicher auch daran, dass er vom charismatischen Matthew Goode gespielt wird, während Luce Game of Thrones Fans als Lena Headey bekannt vorkommt.
Ach abgesehen vom Lesbischen Glück in spe, die durchgehend eine tolle Chemie in jeder Szene haben, ist der Cast voll mit starken Charakteren. Da ist Rachels kleine Schwester H, die kuriose Fragen stellt und noch kuriosere Fakten kennt, aber auch als emotionaler Anker fungieren kann. Oder Rachels Eltern, die sich ein bisschen hassen und ein bisschen mögen. Keiner weiß, was mehr. Oder Luce Mutter, die selbst gerne nochmal das Feuer der Liebe entzünden würde. Oder Hecks Best Buddie British-Dollarstore-Barney Stinson, welcher den schmalen Grad zwischen Britisch und Vulgär hier am meisten (Und urkomischsten) ausreizt. So könnte man weitermachen, und da wir gerade bei Eltern waren – Sehen wir uns Genrekonkurrenten wie Saving Face an, betrachten wir eine lesbische Romanze mit Eltern-Generationen-Mutter-Will-Auch-Daten-Elementen, die fürchterlich integriert sind und dem Rest des Films enorm schaden. Beäugen wir dann Imagine Me & You, so bemerken wir, wie es richtig gelöst wird: Mit nicht immer sympathischen aber nahbaren und unterhaltsamen Eltern, die ihre Kinder lieben. Es kann manchmal sehr einfach sein.
Ich könnte noch weiter ins Detail gehen, aber die Wahrheit ist, dass Imagine Me & You sich eigentlich auch sehr kurz faziten lässt: Es ist so wirklich, wirklich herzlich, ehrlich lustig, gekonnt berührend, geeignet für die ganze Familie, smart und respektvoll allen Charakteren und den Zuschauern gegenüber. Guckt den Film. Man kann ihm sogar verzeihen, dass auch er in gewissem Maße die Flughafen-Karte zieht, denn schließlich ist auch das Ende vom Ende, ohne zu viel zu verraten, ein echter Lacher, der respektvoll bleibt und den Zuschauer mit einem breiten Grinsen in die Credits entlässt. Hach ist das schön, auch mal wieder einfach was lobpreisen zu können.
Von mir gibt es für Stell dir mich und dich vor, oder der atomar-anale offiziele deutsche Titel „Hochzeit zu dritt“, 8 von 10 Blumensträuße. ‚Nur‘ 8, weil der Film eben abgesehen von seiner durchgehenden Unterhaltsamkeit nichts Besonderes ist und euch nicht jahrelang im Gedächtnis bleiben wird. Aber er ist kantenlos. Und das ist in diesem Genre viel wert.
Saving Face ist mal wieder einer dieser Filme, die eigentlich gar nicht viel mit einer weiblichen Romanze am Hut haben, sondern diese nur als Aufhänger für die eigentliche Handlung nutzen – Ein chinesisches Familien und Clash of Cultures-Comedy Drama. Als solches ist der Film aus 2004 auch eher ein mittelmäßiges Einschubs-Produkt, das wenige Stärken in sich vereint.
Wilhelmina Wil Pang ist eine arbeitstüchtige, amerikanisch-chinesische Chirurgin mit großen Ambitionen und wenig romantischen Aussichten. Ihre Mutter und vor allem ihr terror-traditioneller Chinese Grandpa würden sie doch so gern mit einem strammen Herrn verheiratet sehen, doch da haben sie die Rechnung ohne Vivian Shing gemacht – Denn in Saving Face erfahren wir ein weiteres Mal pikante Details über das Paarungsverhalten von homosexuellen Frauen – Sie werfen sich einen Blick zu, haben Sex mit ihren Augen und behandeln sich in der nächsten Szene bereits so, als würden sie sich seit Jahren kennen und am liebsten mit den Händen sofort da weitermachen, wo die Augen gerade aufgehört haben. Das wäre ja in Ordnung – schließlich ist die Chemie zwischen den beiden Traditions-Verweigerinnen ausreichend stark – leider folgen über die 91 Minuten wenige romantische oder intime Szenen. Stattdessen geht es um die chinesischen Familienbilder, die neugierigen Nachbarn, die verurteilenden Bubbles, die Bemühung, das Gesicht zu wahren, so dass der Filmtitel hält, was er verspricht. Hat man eigentlich das Bedürfnis, die gefühlten Hauptcharaktere einer solchen Geschichte im Fokus zu sehen, verschwimmen diese über weite Strecken des Films gar zu Nebenfiguren, wenn wir uns eher dem Liebesleben von Wils Mutter, oder dem Gesundheitszustand ihres Großvaters widmen.
Dass wir so viel Zeit mit mit dem Umfeld von Wil und Vivian verbringen, ist vor allem darum problematisch, weil ein Großteil davon wie der Film als Ganzes nicht so gut gealtert ist. Staubgelbe Klischees, rassistische Untertöne und insbesondere so unangenehm-störisch-egoistisch-ignorante Traditions-Auflagen, dass man die Mutter und den Großvater eigentlich permanent stummschalten möchte. Und selbst Wils lockerer, afroamerikanischer Freund scheint nur im Film zu sein, um eine Slapstick und Culture-Clash-Funktion zu erfüllen.
Optisch und musikalisch ist Saving Face leider deutlich in die Jahre gekommen – Der Film hat 12 Sommer auf dem Buckel, und das sieht man. Er hat auch klare Stärken, oder besser gesagt, eine Große – Der über allem stehende, bissig-nonchalante Humor hält das Ganze zusammen und rettet die Geschichte davor, bitter-unsympathisch vor sich hin zu dümpeln, dennoch habe ich mich mehrmals im Film gelangweilt, was ich eben hauptsächlich auf den fehlenden Fokus fürs Liebespaar schiebe. Dennoch, er ist in manchen Momenten sehr witzig, das sei ungenommen.
Gegen Ende werden dann noch ein paar Urzeit-Bomben wie die unterbrochene Hochzeit oder das Aufhalten der Verflossenen am Flughafen gezündet, und hier sehe ich die Symptomatik für Saving Face: Der Film hätte mit zehn Minuten weniger und deutlich mehr Fokus auf den Humor und das Pärchen statt unzeitgemäßen Familien-Erwartungen und klapprigen Klischees ein wirklich unterhaltsames Filmchen sein können, aber Regisseurin Alice Wu wollte das vermutlich gar nicht. Sie wollte eine Story über chinesische Familien und den Generationenkampf, nicht über zwei sich küssende Frauen. Und wenn euch das interessiert und ihr gerade nichts wirklich Gutes zu sehen habt, reicht euch das ja vielleicht.
Von mir bekommt Saving Face 4 von 10 Pingpong-Bälle. Stärken sind im guten Humor und den beiden Hauptakteurinnen zu finden, Schwächen in… allem anderen.
Bei diesen Schlagwörtern sollte es sich vielleicht schon andeuten, aber lasst es mich hier nochmal in aller Deutlichkeit etablieren: Ammonite ist ein extrem langsames, ruhiges und zuweilen anstrengendes Drama, das sich mit einer weiblichen Liebschaft paart. Der Film funktioniert fast ausschließlich in den Farben Grau und Blau, es dauert 10 Minuten bis zum ersten Mal etwas gesagt wird und auch sonst gibt es verhältnismäßig wenig Text und Musik. Mit seinen knapp 2 Stunden ist Ammonite zusätzlich eine kleine Ecke zu lang, ich muss jedoch auch gleich etablieren, ich würde keinesfalls sagen, dass der Film zäh, langweilig oder verkopft ist. So gar nicht. Aber er ist nicht lockerleicht und angenehm.
Die englische Südküste in den 1840er Jahren: Die berühmte und vieldekorierte Fossilienforscherin Mary Anning lebt ein relativ isoliertes und karges Leben mit ihrer Mutter, indem sie sich vor allem mit der Suche und dem Verkauf von Fossilien beschäftigt. Schließlich sucht sie ein wohlhabender Fanboy auf, der gegen ein großzügiges Honorar gern von ihr lernen würde. Widerwillig, doch von Geldnot gepresst, erklärt Mary sich dazu bereit, doch nur nach ein paar Wochen geht es dem Edelmann nicht mehr um sich selbst, er bittet Mary, sich seiner melancholischen, depressiven Ehefrau Charlotte anzunehmen, und diese 6 Wochen zu begleiten, damit sie ihre frühere Lebensfreude wiederfindet. Er selbst setzt sich so lange ab, als hätte er Charlotte im Spielbereich eines Ikea abgegeben, und Mary und Charlotte bleiben zu zweit.
Audiovisuell gibt es bei Ammonite nicht viel zu holen: Die trostlose Farbpalette spiegelt das Innenleben der beiden Protagonistinnen wieder, die Musik ist so gut wie nonexistent, die kargen, dunklen Räumlichkeiten von Marys Haus locken keinen Ästheten hinterm Fels hervor.
Auch die Handlung gibt es eigentlich nicht, da wir die ganze Zeit vollständig nur auf Mary, Charlotte und ihren Umgang miteinander fokusiert sind. Also reden wir doch mal darüber.
Kate Winslet war vor 4 Jahren 45 Jahre alt, und in ihren Vierzigern soll auch Mary sein. Saoirse Ronan war 26. Damit ist ein Aspekt dieser Romanze ein Generationenunterschied. Der andere ist etwas weniger offensichtlich: Die Klasse. Jedoch muss man in meinen Augen keinen von beiden wirklich zur Kenntnis nehmen, weil sie über den Großteil des Filmes keine Rolle spielen. Es dauert eine volle Stunde, ehe die Romanze konkret wird, und dann färbt sich das Bild nicht rosarot sondern bleibt blaugrau, ob in den geerdeten Liebesszenen oder gemeinsamen Ausflügen. Aber das ist gar nicht kritisch, denn die beiden Schauspielerinnen tragen alles auf ihren Schultern:
Saoirse Ronan ist in pre-modernen Rollen eigentlich immer am besten aufgehoben, weil sie als melancholische, blasse Dame in schwarzen, viktorianischen Kleidern einfach überwältigend aussieht und spielt. Sie bringt diese zurückgezogene Kälte, aber auch weltfremde Naivität perfekt herüber und verleiht Charlotte so leben. Kate Winslet hingegen kann minutenlang nicht sprechen, und vermag es dennoch mit ihrer Mimik so viel zu sagen. Die beiden funktionieren zusammen, irgendwie.
Und so könnte das ein sehr unorthodoxer, fordernder, aber auch künstlerischer und hoffnungsvoller Film über eine einsame, desillusionierte und eine depressive, verlassene Frau sein, die zuienander finden und trotz ihrer Unterschiede einander Trost spenden. Aber es ist leider immer noch eine lesbische Romanze, und das bedingt mitunter, dass man ein unbefriedigendes Ende zu erwarten hat. Hier komme ich nicht um ein gewisses Maß an Spoilern herum, aber ihr wisst an dieser Stelle ohnehin genug über Ammonite, falls ihr an einer solchen Erzählung Interesse habt.
Filme sind grundsätzlich ein Zeitinvest. Oft auch Geld, Erwartung, Geduld und andere Werte. Und wenn ich einen so mit Vorsatz entschleunigten, schmutzigen FastStummfilm 2 Stunden verfolge, erwarte ich dafür eine gewisse Kantenlosigkeit am Ende, oder wenigstens einen konsequenten Abschluss.
Ammonite hingegen hielt es für wichtiger, das Lesbian Bad Ending mittels Drama out of Nowhere zu bedienen. Dass zwischen Charlotte und Mary am Ende des Tages doch eine tiefe Kluft existiert – sei es wegen einem Commentary zum Generationsunterschied oder doch dem Klassenunterschied – hat sich nur in den allerwenigsten Momenten des Filmes angedeutet und wenn überhaupt nur in einer Szene einigermaßen ausgewirkt. Dass daraus Probleme entstehen könnten, wurde nicht aufgebaut. Die beiden haben in den zwei Stunden kaum Konflikte. Dann jedoch, 5 Minuten vor Schluss, kracht es, und die Motivation dafür nimmt man Mary und Kate Winslet nur schwerlich ab.
Doch auch das wird nicht konequent zu Ende geführt, stattdessen bekommt man ein Bilderbuch Open to Interpretation-Ende, mit einer letzten Kameraeinstellung, die zwar sehr hübsch ist, die Intention des Darstellens des Klassenunterschiedes jedoch übertreibt, denn – wie gesagt, das spielte vorher im Film nie eine Rolle. Warum erst jetzt?
Dieser letzte Akt hintrlässt einen sauren Beigeschmack im Mund, und man fühlt sich seinr zwei Stunden doch irgendwie betrogen. Dann auch wieder bedeutet ein offenes Ende aber auch immer Hoffnung, und die eigene Wunschvorstellung, dass die beiden Frauen sich doch nicht von kleinlichen Unterschieden in den Lebensentwürfen zertrennen lassen werden.
Nichtsdestoweniger, entweder hätte der Regisseur etwas mehr Mut zu einer klaren Aussage oder aber mehr Konsequenz respektive Nachvollziehbarkeit im Script gebruchen können. So ist Ammonite ein nischiger Genrefilm, der vor allem etwas für Fans der beiden Schauspielerinnen oder von weiblichen Romanzen der anspruchsvolleren Art ist, bei dem man jedoch keinen befriedigenden Abschluss erwarten darf.
Von mir gibt es für Ammonite immer noch 6 von 10 kleine Schätzchen.
Wenn man mal mit guten, lesbischen Romanzen anfängt, kann man sich möglicherweise des Eindrucks nicht erwehren, dass es sehr wenige Filme des Genres gibt. Je länger man aber gräbt, desto mehr kleine und nicht so kleine Vertreter findet man dann aber doch, die zumindest Spurlemente einer exklusiv-weiblichen Romanze beinhalten. Princess Cyd nimmt vor allem 3 Hauptcharaktere in den Fokus, von denen 2 eine solche Romanze eingehen. Ist es deswegen das definierende Thema des Films? Nein. Würde ich Princess Cyd vorrangig als Romanze titulieren? Nein. Ist das mal wieder so ein Film, der die lesbische Romanze eigentlich gar nicht gebraucht hätte? Ja.
Cyd, die als Kind auf tragische Weise ihre Mutter verloren hat, ist dennoch eine lebensfrohe, fußallspielende Teenagerin, wie sie im Buche steht. Über den Sommer fährt sie zu ihrer Tante in Chicago, welche eine bekannte Schriftstellerin ist. Die Wertvorstellungen, Ideen von Freude und Romsntik der beiden werden aufeinanderprallen. Oh, und Cyd verliebt sich nebenbei noch in die Starsucks-Kassiererin Katie, welche ihr Styling unter die Direktive der modernen Klischeelesbe gestellt hat.
Eigentlich sollte Princess Cyd ein Familien respektive Frauendrama sein, bei dem es darum geht, wie die komplett unterschiedliche Teenagerin Cyd und ihre etwas aus der Gesellschaft gefallene Autorentante langsam füreinander auftauen und einander besser verstehen. Das hätte vermutlich funktioniert und gereicht. Warum genau man also noch die lesbische Romanze und Kati hineinbringen musste, erschließt sich mir jetzt nach einmaligem Sehen nicht so recht, denn beide Segmente wirken wie aus zwei verschiedenen Filmen.
Außerdem muss man konstatieren, dass der Filmtitel meines Erachtens nach so interpretiert werden sollte, dass es sich bei Cyd um eine kaltschnäuzige, mitunter selbstgerechte und insgesamt sehr unangenehme Prinzessin handelt. Viele Rezensenten betrachten ihr Verhalten vor allem in der ersten Hälfte des Films als typisch Teenager. Da stimme ich nicht zu – Teenager sind nicht alle ätzend und respektlos. Wie Cyd hingegen mit ihrer Tante spricht, auf ihre Interessen eingeht und einen abfälligen Kommentar nach dem anderen fallen lässt ist in den verschiedenen Szenen wirklich unangenehm mit anzusehen. Zwar gibt es in der zweiten Hälfte eine längere Szene – für mich die beste im Film – in der Cyds Verhalten aufgegriffen und adressiert wird, doch wegen dem Katie-Plot hat auch diese Szene kaum Luft zum Atmen. Es fällt schwer, so mit Cyd als Protagonistin mitzufühlen.
Ihre Tante Miranda ist der deutlich überzeugendere Charakter, der Rest vom Cast füllt einfache Rollen aus, die teilweise aber gut ins Slice of Life Geflecht passen.
Problematisch vor allem für diesen gespaltenen Film ist die inhaltliche Irrelevanz. Mit 96 Minuten ist Princess Cyd nicht unanständig lang, doch er fühlt sich wie 2 Stunden an. Aufregendes oder Tiefgehendes passiert nicht viel im Film, Cyd ist von ihrer traumatischen Vergangenheit kaum betroffen und diese spielt auch keine größere Rolle, so dass man sich auch hier fragen muss, warum sie die eigentlich überhaupt haben musste. Der Film sieht außerdem nicht sonderlich schön aus, ich würde die Audiovisualität eher mit Langweilig und verwaschen beschreiben.
Verwaschen ist auch das Ende, denn Princess Cyd ist eine dieser Geschichten, die irgendwie einfach aufhören, ohne, dass die Handlung auch irgendetwas hinausgelaufen wäre. So ist es auch mit der eigentlich charmanten Romanze zwischen Tante Miranda und ihrem Autorenfreund Anthony, der Romanze zwischen Katie und Cyd, der Frage des problematischen Haushalts von Katie inklusive eines Vorfalls, und und und. Diese Dinge werden alle stehen gelassen und der Fantasie des Zuschauers überlassen, aber der Film bietet insgesamt leider zu wenig an, um diese überhaupt anzuregen. Eher fragt man sich nach den Credits, was und warum man sich das gerade angeschaut hat.
Der Film ist nicht ohne Charme, kann stellenweise schmunzelwürdig lustig sein oder ein warmes Gefühl in der Brust erzeugen, wenn Cyd in einem offensichtlich overdressten Blazer inklusive Fliege die Gartenparty ihrer Tante besucht oder mit Katie für ein Indiefilmteam auf einem Dach tanzt, aber über die erwähnte Lauflänge von metaphorischen 2 Stunden ohne roten Faden ist das zu wenig.
Mir ist insgesamt nicht ganz klar, was genau der Film aussagen wollte, auch wenn ich mir natürlich die Gedanken anderer Zuschauer und Kritiker dazu durchgelesen habe, bin ich inhaltlich vom Gezeigten nicht überzeugt.
Und so ist Princess Cyd in meinem ganz subjektiven Fazit ein kleiner, bescheidener Film, der zu viele Genres und dramaturgische Versatzteile in sich vereinen wollte ohne diese aber organisch miteinander zu verkleben oder auf etwas Aussagekräftiges hinauszulaufen. Wenn ihr wirklich genug Zeit habt, auch solche Filme zu schauen, und alles mitnehmen wollt, indem sich zwei Menschen mit XX-Chromosomen küssen, guckt Princess Cyd. Ansonsten nehmt einen der anderen der – ja, ganz recht – zahlreichen Filme des Genres.
Von mir gibt es für Princess Cyd 4 von 10 hübsche Füße.
Aktuell ist für mich nach wie vor Porträt einer jungen Frau in Flammen die unangefochtene Königin und der beste Film des gesamten Genres, gefoglt von My first summer, dann Respire. Blue is the warmest colour muss ich nochmal sehen, ist zu lange her.
Ich melde mich wieder, irgendwann, wenn ich gesammelt habe.
26.11.2025, 18:06
Yoraiko.
Moin, liebe Fangemeinde des männerfreien Pre-Koitus-Balzverfahren-Filmerlebnisses, sicher habt ihr euch gefragt, ob ich in den letzten Monaten besseres zu tun hatte, als blutjungen Teenagerinnen und desillusionierten Frauen in der Midles-Crisis beim Knutschen zuzusehen.
Nach nunmehr 25 Filmen in dieser Videoreihe tut es gut, endlich die spirituelle Mutter des Genres gesehen zu haben, die schleimige Ursuppe, aus der alle anderen Filme mit weiblicher Romanze entsprungen zu sein schienen – obwohl Loving Annabelle gerade einmal 19 Jahre alt ist. Dennoch werdet ihr hier buchstäblich alle Bestandteile finden, die ihr mit einer amoren Beziehung zwischen zwei Frauen assoziiert: Eine katholische Mädchenschule, na klar!! Eine rebellisch-punkige Politikertochter, die erzogen werden soll, yessss!! Eine verbotene Schüler-Lehrer-Affäre, unbedingt! Ein menschlicher Melatonin-Mann, welcher die komatöse Heterosexualität repräsentiert! Eine feucht-fiese Highschool-Bitchqueen, die zu allen anderen richtig doof und gemein ist! Ein köttelig-kackiges Badending, das meilenweit vorauszuahnen ist und alle Wünsche offen lässt. Eine streng-religiöse Direktorin, die das letzte Mal zur Französischen Revolution Koitus hatte. Buchanalysen im Unterricht, die eine prätentiös-platte Metapher für die Geschehnisse im Film darstellen! Ein Abschlussball mit integrierter Gesagsnummer als großes Finale!!
Loving Annabelle hat sie alle, die Tropes und Szenenversatzteile, die wir an diesem Genre so lieben und schätzen. Folglich muss es sich bei Loving Annabelle um einen herausragendem und wegweisenden Film handeln, nicht wahr?
Wie euch die von mir zugeordnete Punktzahl vielleicht schon verraten hat, ist das nicht der Fall. Loving Annabelle ist ein so langweiliger, ideenloser und spröder Film, dass man wieder Lust auf Deutschlands schönste Bahnstrecken bekommt, um besser unterhalten zu sein. All die eben genannten Inspirationsquellen werden nicht erweitert oder verfeinert sondern genau so ins Filmscript reingerammt. Damit muss man Loving Annabelle eigentlich kaum noch gucken, weil man sich ohnehin schon alles selbst zusammenreimt.
Es mag daran liegen, dass der Film und damit die stilistische Kultur der Charaktere 19 Jahre zurück liegt, oder dass die Lehrerin Simone in einem fortgeschrittenen Alter ist, aber auf mich hat das titelgebende Pärchen keinerlei Reiz ausgeübt – Schauspielerisch, optisch und charismatisch haben beide sich konsequent in der Bodenhaltung bewegt. Manche Charaktere wie die Direktorin Mutter Immaculata, deren Name wie eine Mischung aus Cocktail und Vaginalkrebs klingt, sind urkomisch-schlecht gespielt, während Oberbully Cat für mich die unterhaltsamste Leistung abgibt, trotz ihrer leider bis zum Ende hin ziemlich flachen Rolle im Film. Einige Rollen wie die scheinbar introvertierte, depressive Mitschülerin Colins oder die nur ein bisschen beschissene Mitschülerin Kristen werden leider in der Mitte des Films liegen gelassen und nicht tiefergehend behandelt, weil mehr Fokus darauf gelegt wird, wie Annabelle und ihre Lehrerin sich tiefergehend behandeln.
Optisch ist Loving Annabelle echt… und ich sage das selten, hässlich. Das christliche Schulsetting ist bestimmt nicht das dankbarste Setting, aber alles sieht matschig und austauschbar und spröde und so langweilig aus, dass Simones Alibi-Middleagged-Menopausen-Boyfriend dagegen ein Feuerwerk der Fetischabenteuer sein könnte. Die Musik ist kitschig, billig, pathethisch.
Ein paar positive Punkte bringt Loving Annabelle im Reisegepäck aber auch mit: Die nahegelegene Kirche mit dem degenerierend-daddeligen Priester ist hier mal kein Druckfaktor, im Gegenteil, er hat eine der besseren Szenen gegen Schluss. Hier und da hat es unterhaltsame Szenen, die vor allem von Cat verursacht werden. Das Ende ist ermüdend, aber nicht überraschend und angesichts des ganz klar illegalen Verhältnisses auch irgendwo berechtigt. Loving Annabelle regt einen nicht sonderlich auf, aber man hat es nach ein paar Klogängen und einer leckeren Brokkolipizza bereits wieder vergessen, weil es keine eigene Identität besitzt. Das ist nunmal das Ergebnis, wenn man sich nur alte, zerschmolzene Legosteine nimmt, um sein Prinzessinnenschloss zu bauen. Es sieht am Ende aus wie irgendwie schon mal gesehene aber ziemlich zerschmolzene Kacke.
Von mir gibt es für Loving Annabelle 4 von 10 Gebetsketten, also ein unterdurchschnittliches Werk, das gar nichts aufzubieten hat.
Der deutsche Film ist heutzutage längst kein Göbel-Garant mehr: Thriller, Indiehorror und spannende Onetakes entfließen unserem Abendland ebenso wie mitunter funktionable Romanzen und nicht ganz so alkalisch-abgestandene Komödien. Dennoch ist damals wie heute zu konstatieren, dass der Großteil deutscher Kinoerscheinungen im Grunde dahin gehört, wo wir unseren Atommüll entsorgen: In ein verstrahltes Endlager.
Im Gewand der lesbischen Romanze konnte ich das bisher vor allem über den besinnungslos-beschissenen Grusel-Ghetto-Geistlostreifen Bonnie & Bonnie sagen, der den Ruf des deutschstämmigen Kinos gefühlt direkt wieder in die Prähistorik verbannt hat.
Wie also schlägt sich der ebenfalls kleinmaschig und bescheiden produzierte Indieromantik-Film Zwischen Sommer und Herbst, der 2014 produziert wurde und 2018 das Licht der Welt erblickte?
Ich will es mal so sagen: Wenn ihr in der Apotheke kein Valium verschrieben bekommt, tut es zur Not auch dieser Film.
Jonas hat eine neue Freundin, Sozialpädagogik-Studentin Eva, 24. Das findet auch Jonas‘ kleine Schwester Lena, 17, gut, denn die verliebt sich in sie. Irgendwie, im ersten Drittel des Films. Na gut, vielleicht ist es auch zu erwarten, wenn Jonas und Eva genau eine Szene zusammen haben, bevor es passiert, und Letztere sonst immer mit seiner kleinen Schwester rumhängt. Da hätte mans merken können!
Das größte Problem in Zwischen Sommer und Herbst – und davon hat es einige – ist, dass es der pefekte Einschlaffilm ist. Selten habe ich erlebt, dass ein vermeintlich mal im Kino gelaufener Streifen sich so darum bemüht, meine Augenlider wie einen Asteroiden einschlagen zu lassen wie diese Jahreszeitenverunglimpfung. Dazu bei trägt der träumerisch-träge Lofi-Soundtrack über allem, oder das in fast jeder einzelnen Szene des Films ASMR-artig angewendete Semiflüstersprech aller Personen. Man könnte positiv anmerken, dass hier ja zumindest keine blechernen Popsongs eingespielt werden, aber die halten einen zumindest wach. Auch der billig-bidere Warmfilter über allem, der die unbeeindruckend-langweiligen, deutschen Landschaften und die beiden Hauptakteurinnen, die etwa so viel Charisma wie zwei abgelaufene Kondome mit Vanillegeschmack besitzen, noch tröger aussehen lassen, tut sein übriges zur Tiefenentspannten Wirkung, so dass ich drei (!!) Anläufe brauchte, um die 102 Minuten lange Erzählung hinter mich zu bringen, da ich zweimal mit dem Schlaf kämpfe.
Auditiv sowie schauspielerisch fällt noch auf, was auch aus anderen, niedrigqualitativen Deutschlandproduktionen auffällt, die versteifte Theatersprechweise und Schauspielart. Das Ganze wirkt wie ein kruder Fernsehfilm, in dem keiner spricht wie ein echter Mensch. Selbst wenn es mit debil-deutschen Sätzen wie „Wie machst n du hier“, „Wo kommst n du eigendlisch her?“, oder „was soll n das?“ verzweifelt versucht wird. Ein paar Ausnahmen gibt es dann aber doch, namentlich die Szenen mit Lenas Vater. Diese Szenen sind inhaltlich interessanter und angenehmer gespielt, und wirkten damit wie ein sprichwörtlicher Apfelbaum in einem Schwarzwald aus Tannen.
Inhaltlich istt Zwischen Sommer und Herbst ungewürztetes Vanille. Die Sets, Dialoge, Szenen und eben auch die Sex und Liebesszenen sind in etwa so aufregend und prickelnd wie eine ARTE Dokumentation über das Leben und Wirken der Waldameise. Und da hättet ihr noch ordentlich was gelernt. Hier müsst ihr mit ansehen, wie althergebrachte Kitschkack-Szenen im spröden und mutlosen Gewand neuinterpretiert werden, und sich das Drama in der Mitte des Film einfach ganz praktisch für alle Beteiligten auflöst, weil einem keine bessere Lösung eingefallen ist.
Es ist zudem vielsagend, dass die Erzählung eigentlich nach etwa einer Stunde ihren Zenit überschritten hatte und dennoch weitere 40 Minuten unserer Zeit forderte. Ich will nicht sagen, dass diese 40 Minuten wertlos waren – Die allerletzte Szene ist ein für mich überraschend-versöhnlicher Abschluss – Aber eine halbe Stunde hätte man zwischen Tiefschlaf und Wachkoma mindestens einkürzen sollen.
Zurück bleibt der Eindruck, dass man sich durch etwas sehr zähes, lethargisches und ideenloses gearbeitet hat, das schon in wenigen Tagen aus dem Gedächtnis verschwunden sein und nur noch angesteuert werden wird, wenn die Insomnia wieder zu hart reinkickt. Das ist kein so desaströses Ergebnis wie ein Bonnie & Bonnie, aber es ist weit, weit entfernt von einem Film, den ihr euch ansehen müsst oder auch nur solltet, und der IRGENDETWAS zu sagen hat.
Von mir gibt es für Zwischen Sommer und Herbst 3 von 10 Sprachen, die Lena alle sprechen soll aber es im Film kein einziges Mal tut. Oh well.
Wenn wir über lesbische Romanzen sprechen, sprechen wir häufig über ganz klare und altbekannte Formeln, Schubladen und Archetypen, die in diesem Genre – wie in den meisten anderen – häufig bedient werden. Jedes Genre hat seine Schlagworte. Wir haben kürzlich Filme wie Loving Annabelle besprochen, die wie die misslungene Urmutter des Genres der lesbischen Romanze daherkam, und wir haben über Ammonite und Carol gesprochen, wo es vor allem um Standesunterschiede ging. Auch My summer of love ist für das Jahr 2004 wenig überraschend ein mit Sicherheitgebenden Ankerpunkten gespicktes Drama, das die eigene Erwartungshaltung bei Titel und Cover nicht elementar übertreffen wird – höchstens vielleicht im Gefühl der zweiten Hälfte und dem Ende, das sich dann eher in die dunkleren Ecken des Genres begibt.
Der Film ist im übrigen eine Buchumsetzung, und man ist sich einigermaßen einig, dass es sich um keine Gute handelt, was vor allem dem Ende angelastet wird. Ich kann es nicht bewerten, da ich das Buch nicht gelesen und dies auch nicht vorhabe.
Im ländlichsten Yorkshire, Nordengland, lebt die einfach-veranlagte Arbeiterklassen-Tomboy Mona, welche mit ihrem religiös-versessenen Bruder und ihren trögen Exfreunden einen ziemlich tristen, unbedeutenden und vor allem unbefriedigenden Alltag durchmacht. Dann trifft sie die exotische, aufregende Tamsin, die offensichtlich aus gutem Hause stammt und ein eigenartiges Interesse an Mona aufzubauen scheint. Die beiden jungen Frauen finden häufiger zueinander und gerade Mona entwickelt schon bald eine mit schwindelerregendem Tempo ansteigende Zuneigung zu Tamrin, die möglicherweise ihr Alltag aus all dem Trott ihres bisherigen Lebens sein könnte…
Was ist my summer of love nicht: Ein Feelgood-Summerchill-Uplifting-BreakOutOfEverything-LesbianVictory-Movie.
Was is my summer of love: Ein recht langsames, ruhig-erzähltes, subtiles und letztendlich bitteres Drama, das sich nicht nur mit Standesunterschieden und ungleichen Beziehungen, sondern auch mit den dunkleren Aspekten von Leidenschaft, Besessenheit und Abhängigkeit beschäftigt.
Das kleine, unerträglich-abgeschiedene und abgehängte Kaff, in dem Mona und Talsin leben, lässt einen genau wie Monas einfaches Umfeld sehr schnell sehr deutlich die bis zum Erbrechen betonte Langeweile und Frustration Monas nachvollziehen, hier festzusitzen und nichts mehr aus ihrem Leben zu machen. Da fällt es umso leichter nachzuvollziehen, warum sie sich nur allzu bereitwillig in die charakterstarke Talsin verguckt, die sie mit Leichtigkeit in ihren Bann zieht. Im Film im Gegensatz zum Buch hinzugefügt ist die Rolle von Monas Bruder Phil, der frisch aus dem Gefängnis kommt und jetzt zum Glauben gefunden hat, um ein besserer Mensch zu werden. Er wirkt zunächst wie ein eingängiger Landfurz mit Christenobsession, und dies ist ohne hier zu viel zu verraten auch ein gelungener Red Hering, der über weite Teile des Filmes aufgespannt wird.
Wenn der Groschen letztendlich fällt und man vielleicht oder auch nicht in Vorahnungen und Gefühlen einiger bisheriger Szenen gegenüber bestätigt wird, ähnelt My Summer of love in seinen zentralen Aussagen und vor allem im Ende einem anderen Film des Genres, den ich auch schon behandelt habe, sehr, ohne aber dessen fatalistische Endgültigkeit mitzubringen. Auch dies ist eine Änderung zum Buch, denn dort war diese Endgültigkeit gegeben, und ich persönlich finde, das hätte dem Film auch gut getan, um die Aussage und den Schlag ins Gesicht weniger zu verwaschen.
Zurück bleibt ein unangenehmes aber eindrückliches, geduldforderndes Beispiel, wie angreif und verletzbar man sich möglicherweise macht, wenn man verzweifelt mehr will.
Visuell kokmme ich nicht umhin, hier abermals zu vermuten, dass Filme der frühen 2000er dieses Genres, welche kein großes Budget zur Verfügung hatten, vielleicht einfach nicht berauschend schön sein konnten. Bei My summer of love kommt nun auch noch hinzu, dass alles schlicht, anödend, einengend und gewöhnlich aussehen soll, um uns die Tristesse der Ländlichkeit in die Sehnerven zu hämmern. Das funktioniert, und das Sommergefühl kommt permanent rüber, doch es ist ein schwüler, stickiger, triefender und verschmierter Sommer. Das heißt aber nicht, dass es nicht interessante Einstellungen und intensive Bilder gibt. Das hier ist weder ein unkreativer noch ein hässlicher Film. Aber die verspielte, träumerische Schönheit eines my first summer ist für my summer of love in so weiter ferne wie ein dialektfreies Englisch für Mona.
Musik spielt kaum eine Rolle, aus eben genannten Gründen, und wenn sie tas tut, ist es sinnvoll im Kontext wichtiger Szenen. Auch in dieser Abteilung bekleckert sich Paweł Pawlikowskis Werk in der letzten Szene leider nicht mit Ruhm.
Welche Gründe habt ihr also, euch den Staubstreifen anzusehen? Eine sehr junge, komplex spielende Emily Blunt könnte einer sein. Interesse an durchaus interessnten, ruhigen Beziehungsdramen auch. Oder ihr habt noch nicht genug schwüle Sommerfilme im Leben gesehen. My summer of love ist weder einer der besseren Filme des Genres noch insgesamt ein wirklich überzeugendes Gesamtwerk. Aber als Dramenliebhaber mit weiblichem Exklusivitäts-Anspruch kann man hier durchaus ein paar Gedanken mitnehmen.
Von mir gibt es für My summer of love 5 von 10 kaputte Mopeds.
Lesbische Romanzen scheinen mir nach einiger Erfahrung mit dem Genre öfter in die Natur eines ernsten Dramas eingepflegt zu werden als ihre heterosexuellen Pendants. So auch bei Liz im September, das definitiv nicht vorrangig Romanze, sondern Beziehungsdrama ist. Nicht romantisch, menschliche Beziehung. Ein bitterbiederer Film ist es hingegen nicht.
Eva hat kürzlich ihren Sohn verloren und ist gerade auf der Durchreise zu ihrem Mann, als sie eine Autopanne erleidet und in einem kleinen, paradiesischen Strandörtchen auf eine hippie-esque Frauengruppe von Lesben trifft, welche ein Strandhotel bewohnen. Hier lernt sie auch Liz kennen, ein krebserkranktes Ex-Model, das Beziehungen mit anderen Frauen anfängt und wieder beendet wie andere Coladosen knacken. Nur verlieben konnte sie sich dabei nicht. Bis jetzt.
Da hört ihr schon raus, dass die Bestandteile für Traumaverarbeitung, Trauer und eine ziemlich schwierige Romanze ihre Bahnen schlagen, aber wie gesagt ist das hier gar nicht so schwer präsentiert. Liz in September ist ein über weite Strecken beeindrucken leichtherziger, witziger und entspannter Film, denn die lesbische Freundesgruppe ist ziemlich aufgeweckt und unterschiedlich, und dieses ganze Strandhotel wirkt beinahe wie eine Art Parallelwelt, in der niemand arbeiten oder Verpflichtungen nachkommen muss. Jedoch werden sowohl Eva als auch Liz früher oder später von ihren Problemen eingeholt, und dann ist der Film offen gestanden nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut darin, die Problematik mit Emotionen und Authentizität zu unterfüttern. Einer der Gründe dafür ist, dass Eva, Eloise Maturen, eine hübsche aber definitiv keine gute Schauspielerin ist. Ihre Ausdrücke und Emotionen wirken fast den gesamten Film über sehr künstlich und steril, und wenn man am Ende in einer Szene in der sie weint und wirklich aus sich rausgehen und den Zuschauer erreichen könnte einfach in eine Schwarzblende übergeht weiß man, dass der Regisseur das auch gemerkt hat.
Ein anderer Grund ist in meinen Augen, dass die Stimmungsschwankungen des Films von der leichtherzigen Strandromanze zum unterliegenden Beziehungsdrama, das Aussagen über Freundschaft, Verlust und Liebe im Zusammenspiel treffen will nicht immer ganz aufgeht. Auch fragtman sich, was eigentlich die Rolle von Evas Ehemann im Film war, der im Mittelteil kurz auftaucht und dann… nicht mehr. Den hätte man ja genauso gut weglassen und erklären können, dass der Verlust des gemeinsamen Kindes in der Scheidung respektive Trennung endete. Zack, hätte man sich 15 bis 20 Minuten gespart, und einige tröge Längen im Mittelteil vermieden.
Auch die Optik hilft dem irgendwo unterliegenden, sensiblen Anliegen des Filmes, der auf einem Theaterstück basiert, nicht wirklich: Alle Schauspielerinnen, insbesondere Eva, sowie die Umgebungen sind im gesamten Film über perfekt belichtet, geschminkt und in Szene gesetzt. Bei Eva ist das so absurd, dass es schwer fällt, sie in einigen Szenen ernst zu nehmen, weil ihre perfekt Belichtete Haut glänzt, ihre durchgestylten Haare eleganz flattern und ihr hölzernes Schauspiel den extrem-künstlichen Streamerlook komplettiert. Alles ist so sauber, hell und schön, dass es diesen andersweltlichen Charme des Strandhotels untermalt, sich aber mit den latent hässlichen Themen beißt. Es ist also kein hässlicher Film, wenn man Ringlichter und Hochglanz mag, aber er sieht nicht echt aus.
Nach all der Negativität ist es mir aber ein Anliegen, nochmal zu betonen, dass ich Liz im September weder schlecht noch taktlos finde:
Die Frauengruppe um Liz ist wirklich unterhaltsam, jeder trägt ein Päckchen mit sich und ist gut charakterisiert, Liz selbst hat eine starke Persönlichkeit und gute Zitate im Film, die Sommer und Urlaubsstimmung kommt permanent auf und die Beziehung von Eva und Liz ist irgendwie schön, auf eine oberflächliche, nicht ganz überzeugende Art und Weise. Und zwischendrin sowie ganz zum Schluss konnte die Geschichte dann trotz ihrer handwerklichen Schwächen ein paar Emotionen bei mir regen, was einerseits untermalt, dass stellenweise eben doch gelungene Spurenelemente des Dramas zum Vorschein kommen und andererseits ästhethische und träumerische Bilder im Hochglanzplastik verborgen sind.
Damit kommt Liz im September als genregemischtes Comedy-Drama-Romantik-Traumatabewältigungs-Beziehungs-Indiefilmchen auf 6 von 10 Spritzen, weil es ohne Zweifel unterhaltsam, hübsch und originell ist.
Wenn ihr Lust auf diese komplette Sommerurlaubs-Stimmung mit schweren Untertönen auf Spanisch habt – eine deutsche Vertonung fehlt, was vermutlich auch besser so ist – könnte euch Liz im September also einen Nachmittag versüßen. Der Film ist nicht perfekt, aber das ist das Leben seiner Protagonistinnen auch nicht.
Life is Strange. Falls ihr mit dieser Spielereihe und vor allem dem meisterlichen ersten Teil vertraut seid, dann lasst euch gesagt sein, dass first girl I loved sich in seinem ersten Drittel sehr ähnlich anfühlt. Teenager-awkwardness, die ratlosen Bemühungen eine Weinflasche zu öffnen, lange ruhige Einstellungen, träumerische Indiepopmusik, ein irgendwie nostalgisches Gefühl, obwohl der Film aus dem Jahr 2016 gar nicht mal SO alt ist.
Unsere Protaginistin Anne, eine Hobbyfotografin und Schulreporterin ist zudem auch ein beinahe schon zu perfektes Abziehbild von Max aus Life is Strange. Beide sind ein bisschen introvertiert und nerdig, beide haben diese Künstleraura, beide haben einen männlichen Freund der unangenehmerweise inm sie verliebt ist und beide… mögen ein Mädchen.
Denn obwohl Anne und ihr Kindheitsfreund Cliff in den ersten Minuten des Films unzertrennlich wirken, schlägt ihr Herz für die beliebte Schulsportlerin und Highschoolstar-Starterpaket Sasha, welche mit diesem Ufer des Flusses allerdings noch gar keine Erfahrungen gemacht hat.
Unglücklicherweise ist Cliff von der weiblichen Romanze seiner Busenfreundin überhaupt nicht begeistert, und eskaliert daraufhin eher schnell als langsam.
Ich habe es im Rahmen dieser Videoreihe ein paar mal erwähnt, und auch bei ganz anderen Filmen bleibt der Gedanke der selbe – manchmal ist es wirklich und ehrlich jammerschade, wie ein vielversprechendes Potpurri aus Zutaten zu einem versalzenen Brei zusammengerührt wird, oder um es klarer auszudrücken, wie ein Film stark anfängt und dann gnadenlos abstürzt. Wie eben beschrieben hatte First Girl I Loved diesen leichten, träumerischen Charme einer coming of age liebe mit ein bisschen Liebesdreieck wegen ihrem Kindheitsfreund.
Sehr schnell entscheiden sich Regisseur und Schreiber aber, diese Qualitäten gegen eine unnötig-düstere, negative und verworrene Erzählung einzutauschen. Charaktere wie Sasha sind überhaupt nicht ausgearbeitet und wenig überzeugend, manche Szenen wie der Barclub am Ende tragen wenig zur Erzählung bei und das Ende lässt einen bestenfalls unbefriedigend zurück.
Die Struktur gerade der zweiten Hälfte von First Girl I loved erinnert an eine desfunktionale, schale Version von Memento von Christopfer Nolan aus dem Jahre 2009. Viele Szenen werden unterbrochen und erst später im Film springen wir zu diesen zurück, um Stück für Stück zu sehen, was sich wirklich abgespielt hat. Das ist vielleicht gut gemeint, in der eher einfachen Geschichte aber äußerst deplatziert und erzählerisch ohne Mehrwert. Viel störender tut sich in meinen Augen aber die verkorkste Charakterisierung der drei Hauptfiguren hervor.
Ab hier komme ich um ein gewisses Maß an Spoilern nicht herum, falls ihr Interesse habt und blind reingehen wollt, seid also gewarnt.
Cliff und Anne sind beste Freunde, zumindest für gefühlte 10 Minuten im Film, und haben in dieser Zeit eine hervorragende Chemie. Das könnte auch daran liegen, dass Dylan Gelula und in geringerem Maße Mateo Arias exzellente Schauspieler sind. Es wäre nun sehr schwierig, aber auch viel spannender und emotional fordernder für alle Beteiligten und den Zuschauer gewesen, wenn Anne Cliff mit ihren Gefühlen gegenüber einem Mädchen konfrontiert und dieser hätte umgehen müssen, ohne seiner Freundin im Weg zu stehen. Die Spannung und Problematik vor allem zwischen diesen beiden Freunden, von denen einer leider nicht nur Freundschaft empfindet, sind auf ernste Weise nicht oft behandelt und hier hätte der Film sich hervortun können. Aber es wäre schwieriger gewesen.
Da ist es doch viel leichter, Cliff ohne Umschweife zu einem übergriffigen, homophoben Arschloch zu machen, der Anna nur Sekunden nach ihrem Geständnis in einer unglaublich-gut gespielt-unangenehmen Szene zum Geschlechtsverkehr drängt und diese danach anbrüllt, anschreit und ihre Sexualität in den Dreck zieht. Und sich im Anschluss als Opfer darstellt. Cool! So kann man ein Dreieck natürlich auch auflösen. Von da an ist Cliff, nicht erst in späteren Rückblenden, theoretisch und praktisch ein nicht zu rehabilitierender Charakter, mit dem wir kaum mitfühlen können. Sollen wir dann aber seltsamerweise aber doch – Denn Cliff reflektiert über sein Verhalten und unterstützt Anne zunehmend. Nur um zwischendrin mit Sasha anzubändeln, wohlwissend, wer sie ist. Wenn ihr beim Hören dieser Verflechtungen einen Schlaganfall bekommt, kann ich euch verstehen.
Es fällt mir schwer, nachzuvollziehen, wo man mit Cliff hinwollte, auch nach dem Ende, und es wäre viel sinnvoller gewesen, wenn er denn schon eine Entwicklung durchmachen soll, ihn ‘nur’ zu einem verprellten Arsch zu degradieren statt zu einem Fast-Vergewaltiger.
Anne und Sasha haben anfangs eine gute Chemie, aber dann wird Letztere einfach zu sehr vergessen respektive bleibt zu blass. Abgesehen davon, dass sie sich für ihre Homosexualität offensichtlich schämt respektive Angst vor ihren homophoben Eltern und dem Umfeld der Schule hat, erfahren wir wenig über sie.
Das Gleiche kann man über Anne und ihre Mutter sagen. Auch die beidebn teilen einige intensive Szenen, vor allem eine in der Mitte, auf der dann aber bis zum Schluss nicht mehr aufgebaut wird.
Stattdessen widmen sich fast die letzten 10 Minuten des Films einem für Anne und uns fremden Charakter, der ein paar Mal vorher gezeigt wurde, und der sie wieder aufbaut und ins Ende entlässt. Stattdessen ein paar Minuten mehr mit Sasha, Annes Mutter oder ja – sogar Cliff, dem die letzte Kameraeinstellung quasi gewidmet ist, wären hier sinnvoller investiwrt gewesen.
Schlussendlich war ich mir nach Anlaufen der Credits genau wie jetzt nicht sicher, was genau First Girl I loved erreichen oder erzählen wollte. Der Film wirkt in seinem Aufbau unschlüssig, durcheinander und in vielen Fällen vergeudet. Die Charaktere haben Potential, das nicht genutzt oder pervertiert wird. Männer werden größtenteils als übergriffige Bastarde dargestellt, was vielleicht auch nicht die sinnvollste Message für heranwachsende Mädchen, lesbisch oder nicht, ist. Aber die gucken sich diesen Film ohnehin nicht an.
Für mich gibt es für First Girl I loved wegen der anfänglich dichten atmosphere, den vorbildlichen schauspielern allen voran annes Dylan Gelula und den nostalgischen Bildern noch 4 von 10 geklaute Fahrräder. Ihr findet sowohl im Segment der lesbischen Teenagerliebe als auch im Coming of Age Besseres.
Im Bereich der deutsch-lesbischen Romanze ist es offen gestanden schwer, etwas wirklich Gutes zu finden in einem Genre, das auch international schon so sehr von Mittelmäßigkeit geprägt ist. Meistens tendieren die Abendland-Frauverknutschungen eher zu tiefen Ausrissen nach unten, die mit Ghettodeutsch, kitschigen Popsongs von Anno 2014 und verwaschenen Verandaromantik-Bildern beschwert werden.
Wir finden diese Bestandteile auch in Kokon aus dem Jahre 2020, aber sie stoßen hier nicht so übel auf. Dafür hat der Film leider andere Probleme, die ihn – so viel kann neben der obenstehenden Wertung schon verraten werden – auch bestenfalls in die Mitte des Genres drücken.
Die vierzehnjährige graue Maus Nora lebt mit ihrer alkoholkranken Mutter und ihrer großen Schwester im Berliner Vorstadt-Ghetto und versucht, neben ihrer Leidenschaft für Raupen auch ihre aufkeimende Sexualität, ihren sozialen Stand und ihre Unsicherheit im Leben unter einen Hut zu kriegen. Dabei ist der Film auch wieder keine hauptsächliche Romanze mit Schmetterlingen und Colabrause im Bauch, sondern eine Berliner Ghetto und Jugendstudie, die sehr viel Zeit mit den mal mehr mal weniger asozialen Teenagern und heruntergekommenen Gegenden dieses Millieus verbringt.
Noras große Schwester Jule ist anfangs ebenso wie ihre Freundin Aylin das bidere Abziehbild einer Großstadtghetto-Bitch mit no fucks to give and all the wrong interests in the worst places. Teilweise ist sie zu ihrer Schwester unangenehm eklig, teilweise werden die beiden innig und liebend gezeigt, so dass es sich vielleicht wirklich um eine ganz normale Schwesternschaft handelt. Dennoch ist gerade Jules Charakter für mich durchgehend und vor allem am Ende inkonsistent und sehr schwer als sympathische Figur zu verstehen. War aber vielleicht auch gar nicht das Ziel.
Nora selbst geht neben einer Komboserie für die schlechtesten Frisuren des Jahres 2020 im Film einen gut nachzuvollziehenden Weg einer langsam ‘erwachenden’ Jugendlichen, die sich und ihre Bedürfnisse besser auszudrücken lernt. Das tut sie allerdings auch unglaublich langweilig und spröde. Ihre erste Flamme Romy, die von Jella Haase nicht nur mindestens zehn Jahre zu alt besetzt ist, sondern auch mehr schlecht als Recht verkörpert wird, kommt relativ spät im Film dazu und ist insgesamt auch gar nicht so wichtig. Es geht um Nora, ihre Familie und ihren Lebensraum.
Die titelgebende Schmetterlings-Metapher, die auch in Noras Haustieren und von ihr im Film eingestreuten Voice over-Biologiestunden Anwendung findet, ist alles andere als subtil oder clever, funktioniert gerade gegen Ende aber und ist mal etwas anderes als der übliche Schmonz-Trash.
Außerdem zugute halten kann man Kokon, dass es bis auf wenige, passend-eingesetzte Ausnahmen auf Popsongs verzichtet, sondern auf ein ambiente-starkes Gemisch aus Synthwave und Life is Strange-Akkustikmusik setzt. Der ganze Film ist zudem im beengten 1:1-Vintage-Videoformat aufgenommen und entsprechend dem Kontext und den Schwerpunkten der Geschichte nicht gerade hübsch anzusehen. Dennoch gelingt es der Regisseurin, innerhalb des spröden Retroberlin-Korsetts, besondere Bilder und Farbstimmungen einzufangen, welche die 99 Minuten Laufzeit unter anderem davor bewahren, ein reines Schnarchfest zu sein.
Kokon ist so ohne weiteres schwer zu empfehlen, weil man erstmal wieder zich Unterkategorien aufsagen muss, die mit der Erwartungshaltung zum potentiellen Sehgenuss einhergehen sollten. Drama, Coming of Age, die Sorgen einer Berliner Teenagerin ohne rechten Anschluss und dysfunktionaler Familie, Ghetto-Doku, wirklich awkward-inszenierte Romantik. Das findet ihr alles richtig geil? Dann los, schaut euch Kokon an, tut nicht weh. Das ist in der Mischung jetzt nicht so ganz das Richtige für euren Sonntagabend? Kann ich verstehen, schaut euch einen der Drölfzig besseren Genre-Vertreter an. Keiner davon kommt jedoch, so fürchte ich, aus Deutschland.
Von mir gibt es für Kokon 5 von 10 grausige Ponys, die im Alleingang Noras Einsamkeit erklären.
Wertung und die Anmutung des Thumbnails werden es angedeutet haben: Ich kann nach aktuell mehr als 30 gesehenen Filmen im Genre wirklich, wirklich keine langsamen, verwaschenen deutschen Indie-Drama-Produktionen mehr sehen, die slow paced, klischeehaft und aussagelos sind. Kurzum, auch Bliss ist ein weiterer Rohrkrepierer des Abendlandes, den ihr euch sparen und dieses Review damit ausschalten könnt. Wollt ihr trotzdessen mehr darüber wissen, ohne euch die 91 Minuten, die sich problemlos wie das Doppelte anfühlen, antun zu müssen, bleibt einfach dran.
Wir fassen zusammen:
Die 42 jährige Sascha arbeitet seit Jahren in einem Berliner Bordell als Löres-Entladungs-Fachkraft,
hat einen Freund namens Stefan und einen Sohn aus der früheren Beziehung. Beide spielen im Film keine Rolle, unterstreichen aber, dass Sascha es schwer hat, im Leben glücklich zu sein. Ebenso geht es der 25 jährigen Maria, die aus Italien stammt und im selben Bordenn anfängt. Sie schickt ihrem toten Vater regelmäßig Sprachnachrichten, finanziert ihrem örtlichen Tätowierer alleine das zweite Haus und verfasst Gedichte fragwürdiger Qualität in ihrem Notizbuch.
Die beiden schlafen beruflich mit Männern und bald privat miteinander. Bis sie sich blöd finden und nicht mehr miteinander schlafen. Dann schlafen sie wieder mit Männern und am Ende schlafen sie vielleicht nochmal miteinander. Somit habe ich euch den Plot von Bliss zusammengefasst.
Wir wollen zunächst das Gute herausstellen: Selten habe ich, schon gar nicht in diesem Genre, eine derart authentische und ungeschönte Darstellung eines Bordell-Alltags im Film gesehen. Weder ist das fiktive Bordell Queens, in dem Maria und Sascha arbeiten, eine dreckige, kafkaeske Hölle, noch ist es ein pastellfarbener Sextraum mit lebensfrohen, drallen Studentinnen, die sich zwischen Onlyfans und Psychologiemodul noch was dazuverdienen. Das ist durchaus interessant wenn auch erwartbar unangenehm anzusehen.
Außerdem ist Bliss für mich ENDLICH mal wieder eine Lesbische Romanze aus Deutschland, die tatsächlich wie ein halbwegs richtiger Film aussieht, anständige Bilder und Kamera-Arbeit mitbringt und sich nicht nur auf verwaschene Sonnenscheinn-Romantik und gewollt-hässliche Ghetto-Ästhetik verlassen muss.
Auf Popmusik wird auch hier bis auf eine ganz coole Discoszene verzichtet, das hätte aber auch anders nicht zum recht erwachsenen Ton der Erzählung gepasst.
Diese Erzählung dreht sich im übrigen, falls es noch nicht klar geworden sein sollte, hauptsächlich um das Bordell und die kahle Trostlosigkeit des des Ganzen, nicht um die Romanze von Maria und Sascha. Die Affäre der beiden entsteht ohne bedeutsamen Aufbau, geht ohne jegliche Chemie zwischen den schauspielerinnen, von denen Maria im übrigen eine echte Ex-Prostituierte aus einer Doku ist, vonstatten, und dümpelt so vor sich hin, bevor sie im Mittelteil auf einem Dorffest einfach so durch – natürlich – forciertes und wenig plausibles Drama wieder zerbricht.
Ein weiteres Problem für geneigte Zuschauer könnte auch die für sich stehende, eklatant-mangelhafte Ausstrahlung von Katharina Behrens und Eva Colle sein. Die Strahlenwerte der beiden bewegen sich irgendwo zwischen Mikrowelle und Iphone. Oder die Tatsache, dass man das deutsche und englische Genuschel aufgrund der seltsamen Tonabmischung oftmals nicht oder nur bruchstückhaft versteht. Oder dass der Film selbst für hartgesottene Interessierte so unsäglich langweilig, zäh und träge vor sich hindümpelt.
Der größte Mangel und das für mich entscheidende Ausschusswaren-Kriteritum ist aber die Tatsache, dass Bliss nichts zu sagen hat. Nichts zu lesbischen Romanzen, nichts zu Glück im Leben, nichts zum Wiederfinden von Liebe und Leidenschaft im mittleren Alter, nichts zum Bordellgewerbe, nichts zu Familie oder zerbrochenen Beziehungen, nichts zu Berlin, nichts zu Trauer. Stattdessen erzählt die Regisseurin einfach von ihren beiden unterentwickelten, uninteressanten Protagonistinnen, hakt einige unangenehme und schablonenhafte Stationen ab und entlässt uns in ein schulterzuckendes Ende, das vielleicht lieber 1-2 Szenen vorher in die Credits hätte übergehen sollen.
Okay, vielleicht eine Aussage gibt es, aber auch die ist in diesem Genre nicht gänzlich neu:
Männer sind Schweine. (ÄRZTE EINBLENDEN)
Ich wiederhole nochmal den Klappentext, der auf der Blu-Ray zu Bliss stehen sollte:
Dieser Film ist irrevelevant, weil er trotz passabler Qualität und respektabler Authentizität nichts zu sagen hat, keine Tiefe beherberg und keinen Spaß macht. Er ist zäh, anstrengend und so mausgrau wie das Arschloch von Ratatouille.
Der einzige Grund, tatsächlich selbst reinzusehen, ist der gelungene Blick hinter die schmierigen Bordellkulissen. Aber dafür hat es ja auch bedeutend unterhaltsamere und kürzere Dokumentationen.
Für mich gibt es für Bliss 3 von 10 Minischlongs. Leider abermals ein Genrevertreter in dieser Reihe, der mir keine Freude bereitet hat.
Eine lesbische Romanze mit einem coming of age drama und einer ghetto studie zu verbinden, ist eine naheliegende Idee, weil man gleich so viele belastende Randthemen für die Heranwachsenden auf einmal hat. Darum haben das auch schon ein paar Filme etwa aus Deutschland gemacht. Wir denken da an Kokon, Bonnie & Bonnie oder Bliss.
Bestie ist jetzt ein Vertreter aus Frankreich, der genau in diese Sparte fällt. Und als franko europäischer Film muss nicht groß betont werden, dass er sich durch eine andere, handwerkliche Qualität auszeichnet als die vormals genannten, abendländischen Karnevals-Komödien.
Dennoch fällt die im Jahre 2021 veröffentlichte Geschichte leider in ähnliche Muster und letztendlich Schwächen, so dass ich allmählich das Gefühl bekomme, dass eine lesbische Ghetto Studie einfach nie zu was Gutem führt. Freiwillige Gegenbeweis vor.
Nedjma ist ein ruhiges, sanftes Mädchen in der Pariser Innenstadt, das sich aber auf Biegen und Brechen als Hippies, wildes Ghettogirl inszeniert, um vor ihrer Mädchen Gang und ihrer kleinen Schwestern bestehen zu können. Das bleibt der Status quo, bis sie sich mit einer Anderen Gang anlegen und Nedjma sich in die alarmierend-astreine Schönheit Zina verguckt, die Cousine der Gangleaderin. Herzlich willkommen in der neuesten Interpretation von Julia und Julia - Mit französisch! ;}
Zugehörigkeit, Echte und falsche Freundschaften, Generationenkonflikt, Homophobie und Intoleranz in der französischen Jugend - Besties macht in seinen gerademal 80 Minuten, die sich leider wie 120 anfühlen, eine Menge Fässer auf, die alle zum Einmal Eins des Genrerezepts gehören, hier aber allesamt nur oberflächlich und zu stiefmütterlich behandelt werden, um am Ende irgendetwas auszusagen. Wir nehmen aus dem Film mit, dass man seine vermeintlichen Freunde sehr genau auf reine Zweckdienlichkeit prüfen muss und ob diese einen wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, wenn man den falschen Mund küsst. Wir nehmen uns mit, dass Teenager beschissen und krankhaft-homophob sein können. Und wir erfahren auch, dass die “Lesbisches Mädchen versucht mit Junge zu schlafen um sich selbst ihre Heterosexualität zu beweisen”-Szene wirklich in jedem Film dieser Art enthalten sein muss. Das sind alles wichtige Beobachtungen, die aber schon viele andere Geschichten vor Besties interessanter verpackt haben. Besties ist übrigens ein Titel, der im Kontext des Films keinen Sinn ergibt.
Es gibt deutlich packendere und markerschütterndere Dramen über die pariser Jugendghettos und mit Sicherheit feinfühlige Romanzen von französischen Teenagerinnen, und sei es nur eine absolute Fallstudie wie Respire. Les meilleures hat abgesehen von einigen hübschen Bildern zwischen all der verwaschenen Mittelmäßigkeit und mitunter wirklich überzeugendem Schauspiel wenig anzubieten - selbst die Musik verfehlt den Ton, mit in Schlüsselszenen viel zu dramatischen Klängen fürs Genre.
Das klingt alles sehr negativ, ich würde Besties aber immer noch vormals genannten, deutschen Produktiionen beispielsweise vorziehen, unter anderem wegen dem Schauspiel oder dem Selbstanspruch der Erzählung und den authentischen Menschenbildern. Aber ich hätte mir viel deutlichere Einblicke in Charaktere wie Zina gewünscht, die weitestgehend blass bleibt.
Erst in seiner Konklusion verliert Besties mich jedoch vollends, und da teilt es sich ein Schicksal mit vielen Filmen, selten habe ich jedoch erlebt, dass gerade im lesbischen genre eine so erdrückende und in meinen Augen auch grundfalsche Message das Ende bestimmt, auch wenn ich natürlich nicht bewerten kann, wie viel der französischen Kultur in dieser Aussage steckt und entsprechend bewertet werden muss. Leichte Spoiler folgen.
Die Art und Weise, wie Zina und Nedjma ihre Beziehung fortan gestalten möchten - auf einem geheimen Dach, fern aller Augen, während sie im Alltag verfeindet sind, einander ignorieren, für alle anderen gute Mine zum bösen Spiel machen - ist das klare und exakte Gegenteil einer Befreiung oder eines Coming outs, es ist eine Kapitulation vor der Homophobie der Gesellschaft, ein Kniefall vor den Menschen, welche die beiden Mädchen und allen voran nedjma so benutzt und gedemütigt haben, eine selten-ausgesprochen Antithese zur lesbischen Befreiung, die letztendliche Aussage “Hör nicht auf die Menschen, die dich und die Welt mit jedem Wort ein bisschen trauriger machen wollen, sondern lebe so, dass sie es nicht mitbekommen.”
Wie gesagt fehlt mir hier möglicherweise das nötige cultural knowledge. Aber so war das ein ziemlich unangemessener und deplatzierter Abschluss dieser kaputten Romanze einer kaputten Jugendkultur.
Für mich gibt es für Besties 4 von 10 Waschmaschinen. Eine unterdurchschnittliche und im Kern uninteressante Produktion, die keine positiven Alleinstellungsmerkmale abseits von französischer Jugendkultur besitzt.
Wenn man einen Titel wie Licht, Licht, Licht und ein so wunderschön-verträumtes Cover wie das Vorliegende vor Augen hat, muss man nur noch auf den Ursprung schauen – Finnland – um jeden Zweifel auszuräumen: Man wird nicht mit einem Lächeln aus dem Film gehen.
Light, Light, Light aus dem Jahre 2023 ist ein Film, der sich mit zwei jungen Leben beschäftigt, die unterschiedlicher nicht sein könnten, emotional geborgen und verwahrlost, und die schmerzhaft aufzeigen, wie die eigenen Umstände die Identität formen und manche Wunden niemals heilen. Dabei wird die Beziehung von Mimi und Mariia anhand einer Analogie zur Tchernobyl-Katastrophe erzählt, was nicht nur ziemlich interessant und unverbraucht ist sondern sich auch in bedrückend-bestechenden Bildern äußert.
Mimi ist neu im finnischen Kleinstädtchen Marias. Wirkt sie gegen Anfang noch wie das faszinierende, unkonformistische und quirlige Mädchen aus der Ferne, erfahren Mariia und wir alsbald, dass es sich bei ihr um eine destinierte Crash and Burn-Experience handelt.
Ihr Haushalt ist einer der stillen Gewalt – nicht offen explosiv, aber emotional-feindlich und völlig kalt. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater Alkoholiker, ihre Tante hasst sie, nur ihre Großmutter gibt ihr Halt. Miri hat im Leben keine Stabilität, keine Sicherheit, keine Zukunft. Dennoch versucht sie, zu überleben und ein Licht zu sehen.
Mariia hingegen hat ein positives und im Großen und Ganzen gesundes Elternhaus und ihre Perspektive erleben wir nicht nur mit Mimi, sondern auch durchgehend 20 Jahre später, als sie in diesen Ort zurückkehrt und sich erinnert. Der Film springt hier sehr oft lückenlos hin und her, lässt aber nie die nötige Orientierung vermissen. Mariia ist still, verloren und unsicher in der Frage, wo sie hingehört – Das wird sich ihr Leben lang nicht ändern.
Die Beziehung der beiden jungen und auf ihre eigene Weise verlorenen Mächen ist eine kleine, vergängliche Chance auf Wärme und Halt. Es geht dabei weniger um Verlangen und Gefühle als mehr um eine existentielle Notwendigkeit. Ist Mariia auch von Anfang an klar, dass Mimi schwere Probleme mit sich gerumträgt, verdichten sich nach und nach die Hinweise, dass Mariia diese nicht schultern, geschweige denn verschwinden lassen kann.
Eine wahrgenommene Unfähigkeit, für die sie sich auch 20 Jahre später noch anklagen wird.
Ihr Mitt-Dreißiger-Ich zeigt uns nicht nur erstickende Schuld und Trauer, sondern auch, wie solche Lasten aus der Jugend einem für das ganze Leben begleiten und aus der Bahn werfen können, so dass man nie jemanden oder etwas findet, das sich wirklich wie Zuhause anfühlt.
Viele Filme dieses Genres, noch mehr dieser geografischen Region, möchten deprimierend, Gedanken-anregend, trostlos sein. Light, Light, Light ist nicht trostlos, aber in seiner meilenweit-vorhersehbaren und entgegen aller Hoffnung unvermeidlichen Konklusion ein bedrückender und ans Mark gehender Runterzieher, der ganz zum Schluss auch wirklich nur den allergeringsten Funken Hoffnung für uns oder Mariia zulässt – ein Licht so klein, dass man es fast übersehen könnte. So, wie die Gesellschaft Mädchen wie Mimi und Maria übersieht, die in ihrer Isolation, ihrem Druck unter den Erwartungen, ihrer Suche nach Zugehörigkeit dann und wann nicht aufblühen und sich befreien sondern zerbrechen und ertrinken. Und das ist dann etwas, das einen nie verlässt, das man aber vielleicht irgendwann, irgendwie hinter sich lassen muss um zu leuchten und zu leben.
Dieser authentische, aussagekräftige und emotional-vereinnahmende Kern ändert auch nichts daran, dass der Film sich dann und wann etwas zieht und manche Momente vielleicht doch zu slow-paced sind, aber die lückenlos-effektiv eingesetzte Popmusik wie beispielsweise Maria Magdalena ganz zu Anfang oder die artifiziell-andersweltlichen aber größtenteils auch schmucklos-realitätsnahen Bilder entschädigen dafür. Außerdem ist Mimis Schauspielerin Anni Iikkanen mit einem Charisma und einem Ausdruck gesegnet, der jeden ihrer langen, intensiven Blicke zu einem Rätsel, das es zu entschlüsseln gilt, anschwillen lässt. Mariia’s Rebekka Baer in der jugendlichen und Laura Birn in der erwachsenen Form müssen aber auch sehr schwierige Aufgaben übernehmen und tun das mit der nötigen Feinfühligkeit.
Ich dachte mir gegen Anfang und im Mittelteil ein paarmal, dass mich Light, Light, Light in manchen Momenten an My First Summer erinnert, einen meiner liebsten Filme des Genres, der ebenfalls mit Traumata arbeitet, aber eine schlagende, allesüberstrahlende Positivität und Hoffnung walten lässt. Light, Light, Light hat im Fokus von einem Sommer, der von einer unerfüllten Hoffnung erzählt, die keine Positivität mehr zulässt. Dafür muss man in der Stimmung sein, ebenso wie für das langsame tempo und die Erzählweise, in der vor allem in den Momenten zwischen Mariia und Mimi sehr viel nicht ausgepsrochen und gezeigt sondern nur im Subtext angedeutet wird.
Ich habe mich darauf eingelassen und eine bedrückende Filmerfahrung gemacht, die ich so schnell nicht vergessen werde. Und das für einen Film, den ich genau fünf Minuten entdeckt habe, bevor ich ihn mir ansah. Bravo.
Von mir gibt es für Light, Light, Light 7 von 10 Atomkraftwerke.
Ich hoffe, dass diie ungöttliche Menge, die ich für diese Transkript-Posts aufwende, irgendjemandem auf der Welt Freude macht. Für Dezember plane ich nochmal zwei Weihnachts-Filme in die Richtung zu sehen. Und ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, mir ist es aber spätestens jetzt aufgefallen: Die letzten Monate waren eigentlich nur noch voll mit Mittelmäßiger und unterdurchschnittlicher Grütze. Gut, Lightx3 hat mal wieder eine 7 bekommen, aber das auch eher für das Ende und die Message, sonst wäre das bestenfalls eine 5. Vielleicht habe ich die besten Filme des Genres abgegrast. Blue is the warmest colour müsste ich endlich nochmal sehen. Ansonsten widme ich mich 2026 vielleicht mal den Serien, die es dazu gibt, und die teilweise hoch bewertet sind, aber das nimmt dann natürlich noch mehr Zeit in Anspruch.
Aber das ist nicht euer Problem, ihr müsst euch nur darüber befreuen, dass ich mit meiner Arbeit weiterhin eure weltlichen Gedanken befriedige.
Bis dahin.
26.11.2025, 21:33
DFYX
Eine kleine Empfehlung für einen Film, der ins Thema passt und den ich vor einer Weile gesehen hab: