Freispielen von Charakteren/Inhalten in Fighting Games
Heyho, ja ein neuer Meinungs-/Gamedesign Thread weil ich mir in letzter Zeit öfters die Frage stelle, wenn ich mir so moderne Fighting Games anschaue:
Was haltet ihr von der Idee Charaktere/Content in Fighting Games freizuschalten?
Früher so ab der 5. Konsolengeneration war das eine gängige Praxis gewesen beträchtliche Mengen des Gesamtinhalts eines Spiels zu verstecken und freischaltbar unter Bedingungen zu machen.
Man denke da nur an Tekken 3 mit seinen umfangreichen Rooster bei denen auch so einige Exoten wie Gon oder Dr. Bosconovitch zu finden waren, bei dem man noch sehr spät im Spiel einen Beach Volleyball Minispiel freischalten konnte. Noch krasser war es bei Tekken Tag Tournament mit seinen vielen kuriosen Secrets und seinem zeitlosen Bowling Minispiel.
Für mich hat das Freischalten von Inhalt schon immer eine große Bedeutung gehabt in solchen Spielen, da es deutlich die Langzeitmotiviation steigert.
Besonders herausfordernde Modis, sind eben nur wirklich reizvoll wenn man entsprechend entlohnt wird, mir fehlt da anders einfach der Motivator.
Das neue Smash Bros. ist da ein gutes Beispiel: klar im Mulitplayer ist es der selbe Spaß wie eh und je, aber abseits von Trophäen und wenigen Kleinigkeiten gibt es nicht sonderlich ansprechendes zum freischalten.
Die Charaktere hat man schon alle nach wenigen Spielstunden Intus. Da helfen mir all die Meilensteine auch nicht weiter innerhalb kürzester Zeit hat sich das Spiel mir vollständig entfaltet und es gibt keinerlei Einzelspieler-Modis die noch irgendwie für Langzeitmotivation sorgen können. Der Subraum-Emissär wurde schließlich dieses Mal gestrichen.
Wenn ich da damals zurückdenke an Smash Bros. Melee was ich über Jahre gespielt habe und bei dem es lange gebraucht hat bis ich auch sämtliche Charaktere besaß.
Es war immer ein unfassbar spannender Moment als plötzlich die Meldung kam "Ein neuer Herausforderer ist erschienen". Man konnte nie wissen an welche Freischaltbedingungen sie geknüpft waren und hat daher alles mögliche ausgereizt was das Spiel zu bieten hatte, denn auch das "wie" war für mich auch immer ein kleiner Kick, denn man weiß nie welche Vermutung jetzt stimmen könnte und war ein wenig stolz drauf wenn sich einen die Belohnung ohne Hilfe offerrierte (ja ok als Kind hätte ich sicherlich nachgeguckt hätte ich damals die Möglichkeit gehabt, aber Kinder sind eh Menschen die man zu seinem Glück zwingen muss.)
Ich kann mich noch an meinen Freudenschrei erinnern, als ich Metwo in Smash Bros. Melee freischalten konnte und gleich darauf Mr. Game & Watch. Welche zusätzlich neue Event-Missionen und einen komplett neuen Arcade-Modus freigeschaltet haben. Man bekommt bei einem Vorher/Nachher Vergleich manchmal das Gefühl ein völlig neues Spiel zu spielen.
Mit der Zeit wo Online-Spielen salonfähig gemacht wurde, ging dieser Trend immer weiter zurück, wozu sollte man auch Sachen freischalten wenn man einfach nur kompetetiv spielen möchte?
Demnach war der gesamte Rooster von Anfang an verfügbar und alles was noch blieb waren kosmetische Kleinigkeiten.
Um die Langzeitmotivation dennoch zu steigern, ist es in Mode gekommen später Charaktere nachzureichen und hinter einer Paywall genannt DLC zu verschließen. Die Hardcore-Fans würden sowieso zulangen und hätten etwas neues für das Spiel.
Mal davon abgesehen dass ich diese Praxis verabscheue, bietet das für mich einfach nicht dasselbe Gefühl, früher hatte man den Eindruck das Spiel langsam zu "erobern" wenn man nach und nach die Geheimnisse entschlüsselt die sich darunter verbargen, man hatte richtig das Gefühl diese Charaktere verdienen zu müssen.
Demnach begrüße ich bei freischaltbaren Charakteren eben oben geschildertes, das erfüllen von Bedingungen zum freischalten, nicht dieses "Grinde genug Money und dann such dir irgendnen Charakter aus." Damit ist kein Charakter besonderer als andere, noch ist es eine Herausforderung sich diese Charaktere zu verdienen, außerdem sind sie nicht mehr wirklich versteckt. Es wird damit einfach nur noch tedious.
Klar zu heutigen Zeiten des Internet würde man ohnehin von Anfang an über alles Bescheid wissen und dann frustriert sein wenn man nicht weiß wie man einen bestimmten Inhalt freischaltet. Damals hieß es eben noch "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". Demnach rate ich in solchen Dingen einfach Abstand vom Internet zu halten und sich überraschen zu lassen... zumindest wenn es heute noch Fighting Games gäbe die so wären. Dass ich bei Smash Bros Melee lange Zeit nicht alles hatte, hat Spiel für mich derweil nicht schlechter gemacht.
Das ist eh immer wieder ein Trugschluss meiner Meinung nach, man will ja auf Partys direkt den "vollen Spaß" heißt es immer wieder. Doch Inhalte die man erst freischalten muss ändern überhaupts nichts an der Spieltiefe, das Core-Gameplay bleibt nachwievor dasselbe. Und ob ich jetzt 20 Charaktere oder 38 habe, zum paar Mal Spielen auf der Party reichen diese locker. Ich habe bis heute nicht das gesamte Rooster von Tekken Tag Tournament 2 ausgereizt. Als ob man sich dann auf einer Party langweilen würde, dass das Spiel nicht genug zu bieten hätte pff. Meiner Meinung nach ist das nur ein weiterer Belohnungsfaktor, denn jeder Charakter den man freischaltet, kann man dann auch beim nächsten Mal mit seinen Freunden teilen.
Also ja, ich vermisse irgendwie diese Zeiten und das ist der Grund warum ich mich immer weniger für Fighting Games interessieren kann. Für mich ist eine Singleplayer-Erfahrung eben genau so wichtig wie das Multiplayer-Erlebnis.
