Alleine ins Kino - Nicht mit dir?
Man könnte meine Meinungseinholung zwar auch als "private Frage" stellen, aber diese Art von Thread scheint aus der Mode gekommen zu sein. Wie dem auch sei. Ich hatte neulich eine kleine Unterhaltung mit einer Kollegin, und zwar darüber, ob es legitim ist, alleine ins Kino zu gehen. Den Besuch derartiger Einrichtungen verbinden die meisten auch mit den sozialen Komponenten, die damit einhergehen und können sich einen solchen Abend gar nicht anders vorstellen. Doch muss das wirklich so sein? Seid ihr schon mal alleine ins Kino gegangen und was hält ihr davon. Irgendwie scheint mir diese Ausgangsfrage aufgrund ihrer Spezifizität ziemlich nichtig und dennoch würden mich eure Standpunkte hierzu interessieren.
Ich meine, für die meisten ist es ja ebenfalls undenkbar, dass ein Film nur aus Bildern, ohne Akustik bestehen könnte. Dabei werden die Ursprünge der Lichtspielhäuser vergessen, die zwar je nachdem eine musische Untermalung gehabt haben mögen, aber wo man die Aussagekraft eines Films auf seine Bilder reduzieren konnte. Kim Ki Duk ist bspw. ein zeitgenössischer Regisseur, der einem schön vor Augen führt, dass Dialoge einen nicht mal sekundären Wert besitzen müssen, um aus einem Film dennoch ein Kunstwerk zu machen und der primäre Aspekt im visuellen Bereich liegt. Aber genug davon. Im übrigen sollte das nur als vergleichendes Beispiel dienen.
Ich hatte jetzt schon mehrmals Diskussionen mit diversen Menschen über diesen Umstand. Und häufig wurde man quer angesehen, wenn man sagte, dass man auch hin und wieder alleine ins Kino geht. Übrigens mache ich das leider viel zu selten und gehe stattdessen überhaupt nicht ins Kino (noch schlimmer verhält es sich dabei beim Theater :/), da es mir so unkonventionell erscheint, bzw. ich mich nicht unbedingt wohlfühle. Mein Problem ist nur, dass ich die Atmosphäre einer Filmvorführung sehr schätze und im ersten Semester dieses Jahres auch regelmässig, einmal wöchentlich, ins Kino gegangen bin. Nun ist aber der Kollege, der mich dahingehend immer begleitet hat beim Bund und die meisten Leute aus meinem Freundeskreis sind alles andere als Cineasten oder regelmässige Kinogänger, die etwas anderes als den üblichen Mainstream Mist konsumieren wollen (was ich natürlich ebenfalls mache, nur stellt sich das Problem einer Begleitung bei mir eher bei bei von mir präferierten Arthouse Machwerken - natürlich erbarmt sich hin und wieder einer, aber die Leute, mit denen ich das früher öfter gemacht habe sind entweder weggezogen oder im Moment sonstwie verhindert). Gerade neulich habe ich eine Sneak Preview verpasst, weil mich ein Freund sitzen gelassen hat und ich keinen Ersatz auftreiben konnte. Liegt wohl auch an meiner Hemschwelle, denn dann habe ich immer das Gefühl, dass mich Leute komisch ansehen würde, vor allem wenn ich eine volle Vorstellung um 9 besuchen würde. Für manche ist das ziemlich absurd, aber das hängt wohl auch von der Urbanität und Demographie ab.
Von der eigenen Selbstwahrnehmung jetzt mal abgesehen, weisen beide Optionen Vor- und Nachteile auf. Ich habe bei mir festgestellt, dass für mich u.a. das Niveau eines Filmes den entscheidenden Unterschied ausmacht - vor allem beim Heimkino. Einen anspruchsvollen Film geniesse ich meistens lieber alleine, da ich mich dann viel mehr auf die Handlung und Ästhetik fixieren kann als wenn noch ein Störfaktor/Ablenkung da ist. Andererseits sind gerade solche Filme widerum interessant, da man sich danach im Plenum austauschen kann. Vor kurzem habe ich "das weisse Band" von Haneke gesehen - bis jetzt vielleicht mein persönlicher Hit des Jahres - und war eigentlich recht froh, dass ich eine Begleitperson dabei hatte. Bei einem durchschnittlichen Film, macht es aber auch Spass, sich zwischendurch mit einem anderen zu unterhalten oder lächerliche Situationen zu kommentieren (natürlich nicht unbedingt im Kino - oder zumindest nicht so laut, dass man es noch drei Reihen hinter einem hört. Sowas nervt mich nämlich selbst immer sehr, wenn jemand dauernd zum aktuellen Geschehen seine Kommentare abgeben muss) und danach kann man noch was trinken gehen, das Gesehene Revue passieren lassen. Hierbei ist für mich vor allem die Zeitspanne abseits des Films entscheidend. Eigentlich ist das ja selbst erklärend, weil man sich während der Vorführung auf das Gezeigte konzentriert (hier lasse ich den kollektiven Fernsehabend aussen vor, gerade Trash Filme machen da extrem Spass). Eben umso suspekter ist dann für mich dieser gesellschaftliche Zwang. Wieso ist Kino, zumindest in gewissen Altersklassen, nach der Norm nur als Gruppenereignis vereinbar?
Das Programm des Kinos ist ein weiterer Punkt, bzw. deren resultierende Klientel. Bei einem Multiplex oder einem Ort wo mich Leute kennen könnten (äh, natürlich eher auf flüchtige Bekanntschaften bezogen und nicht Menschen mit denen man befreunde ist oder ähnlichem), ist mir das einfach unangenehm, weil es eben ungewöhnlich ist und man je nachdem auffällt, mitleidige Blicke ernet oder sich das zumindest einredet - und in den Pausen alleine rumstehen ist auch nicht so cool ^^. Während den Nachmittagsvorstellungen sieht man wiederum in vielen Kulturkinos Einzelgänger. Da herrscht auch ein anderes Flair, als eben bei Popcornfilmen (natürlich können auch reine Unterhaltungsfilme Tiefgang haben, nur müssen die primär eine recht grosse Zielgruppe ansprechen und möglichst unsubtil sein). Hängt natürlich auch sehr mit dem Selbstwertgefühl zusammen, aber dieses ist eh relativ veränderbar. ^^
Fazitmässig kann ich also sagen, dass ich mir vor allem Blockbuster lieber in Begleitung ansehe und das Autorenkino alleine. Bzw. präferiere ich es nicht, aber wenn jemand Anderes cineastisch nicht auf einer Wellenlänge mit mir ist, macht es weniger Sinn, sich Indiefilme anzusehen. Zudem hängt das ja eben auch nicht unbedingt von mir ab, sondern von der Nachfrage der Kollegen. Ist diese bei einer bestimmten Art von Film nur spärlich vorhanden, wird man halt dazu verdammt, sich alleine etwas anzusehen. Und genau darum gings ja eigentlich in der Ausgangsfrage, ich schätze ich bin erneut etwas abgeschweift und habe es dennoch nicht geschaft, die soziologischen Faktoren miteinzubeziehen, aber es ging sowieso um eine persönliche Meinung.
Wie dem auch sei: Wie sieht ihr das, bzw. was macht ihr? Seid ihr immer nur in Gruppen aktiv oder hin und wieder auch alleine? Und was sind die Gründe dafür. Verzichtet ihr schonmal lieber auf einen Film, wenn keiner mitkommt?