"Mein Gott, ihr habt mir in den Ausschnitt gelinst.", schallte es aus der vordersten Reihe. Wie wollte sie dies nur bemerkt haben? "Geglotzt, gute Frau, ich habe ihnen in den Ausschnitt geglotzt und das, was ich dort sah, wusste zu gefallen. Jetzt aber, wo sie mir mehr zeigen als ich sehen wollte, bin ich über alle Maßen enttäuscht.", entgegnete ihr mein forsches Mundwerk, welches ich sogleich mit geschliffenen Gedanken strafte, die es in hagerem Licht darstellten, denn es war ihnen aufgrund ihrer urigen Waldlichtungsartigkeit, außen wilder Wuchs und von oben hell erleuchtet, baumhoch unterlegen. Diagonal rechts hinter meiner linken Schulter, ich befand mich ziemlich genau im dritten Drittel des ersten Drittels, Reihe drei, Platz drei, die Glückszahl meiner Mutter und, so erzählte sie mir einst, auch die ihrer Mutter, stand ein klopsiger Kerl auf, die Wurstfinger der einen Hand in die Rückenlehne seines Nachbarsitzes gekrallt, die der anderen zur Drohgebärde Richtung Leinwand geformt: "Dieser Film ist eine Enttäuschung! Man ließ mich gutes Geld berappen, um für 90 Minuten abzuschalten, zwischendurch gelegentlich einzuschalten, wieder abzuschalten und dies in einem unstetigen Rhythmus, alternieren, alternieren, alternieren, zu wiederholen. Und Erna hat wieder Popcorn in den Haaren kleben!“ Damit begann das große Tuscheln. Tuscheln, das ist etwas zu sagen zu haben ohne etwas zu sagen zu haben. Der damit verbundene Effekt, aus dieser Suppe gar nichts mehr herausschmecken zu können, zollt jenem Tribut. Mein Dank dafür gilt der Physik. Inzwischen ging vorne plötzlich alles ganz schnell, während es herrlich derbe krachte. Ein Auto fuhr aufs nächste auf, dann noch eins hinterher, gefolgt von der überforderten Mutter mit ihren Kindern, die einfach nicht still geben wollten, bis sie ein Eiskonfekt bekamen, welches sie sich teilen mussten und am Ende glaubten alle dran. Ich bin ein Mann der Wissenschaft, doch was vor dieser Vorstellung war, das weiß ich nicht mehr.
