[Story Part 3] Versprochen [11.1.08]
So. Ich arbeite ja immer noch fleissig an meinem Spiel Sanctum (siehe anderer Thread), aber damit ich meine Fähigkeiten beim Geschichten erzählen und meine storytechnische Logik verbessern. Auch wenn Ich diese Story wohl nie in ein Spiel umsetzen werde, so würdet ihr mir mit einer Bewertung und Verbesserungsvorschlägen sehr helfen. Meinetwegen kann irgend ein Makerer, der in Bezug auf Storys einfallslos ist, die Geschichte auch nach Absprache verwenden.
Also: Zur Geschichte:
Versprochen
~ Versprich nichts, was du nicht halten kannst ~
"Schon komisch", dachte Mathew bei sich, als er seine Hand beobachtete. "Ich sitze hier in Lebensgefahr und meine Hand zittert nicht. Viele Leute zittern schon bei dem Gedanken an einen Vortrag oder einer Prüfung, doch meine Hände zittern nie."
Und so war es. 30 Meilen vor Las Vegas saß er jetzt in einer fremden Villa, eine kleine Pistole auf dem Schoß liegend und lauschte, ohne etwas zu hören.
Er sah sich in dem Raum um, in dem er wartete. Eine dieser protzigen amerikanischen Einbauküchen, die man nicht kaufte, um sie zu benutzen, sondern um mit 9 Metern Arbeitsfläche angeben zu können. Überhaupt stank dieses ganze Haus nach Geld. Beim Klettern über den Zaun hatte er sogar den Pool vor dem Haus gesehen und das Fehlen einer Alarmanlage schien die Macht und den Reichtum des Besitzers noch zu unterstreichen. Verträumt schaute er auf die Pistole in seiner Hand. Eine Desert Eagle - sehr treffsicher und tödlich, wie ihm der Verkäufer versicherte. Der Gedanke an den Verkäufer zauberte für kurze Zeit wieder ein Schmunzeln auf sein Gesicht. Er hätte nie gedacht, dass es so leicht wäre, nur mit Geld eine Waffe zu bekommen. Amerika war wirklich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Nachdem Mathews Blick langsam durch seine Umgebung gestreift war, betrachtete er wieder seine Hände, die seelenruhig auf seinem Schoß ruhten. Sie waren der Grund, wieso er hier war. Es waren eigentlich ganz normale Hände. Keine riesigen Pranken, keine Stummel, 4 Finger und ein Daumen an jeder Hand, es waren eigentlich ganz normale Hände. Was sie unterschied von anderen Händen, waren die eintätowierten Symbole auf neun seiner Finger. "Neun Finger, neun Sünden", dachte er bei sich und erinnerte sich.
Es war einer dieser öden Sommer gewesen. Für einen 17jährigen gab es in North Carolina von Hause aus zu wenig Action. Die Tatsache, dass er im Frühling eine Beziehung mit Monique ablehnte, zerstörte seinen Ruf. Monique war mit Abstand das schärfste Mädchen in der 2300 Seelen Stadt, da waren sich die anderen Jungs einig und wenn Mathew nichts von ihr wollte, dann kann er ja nicht normal sein. Und so blieb für Mathew nur sein Training... und Stephen.
Stephen war einer der Jungs, der von den Mädchen angehimmelt wurde, Mädchen selbst aber nur als zickig und langweilig empfand. Und diese Mischung war es, die auch Stephen aus den Jugendcliquen ausschloss, spürte er doch dauerhaft den Neid der anderen Jungs und das Unverständnis der Mädchen.
Und so waren es die beiden Jungs, die wochenlang ihre Zeit verbrachten, egal ob sie trainierten, diskutierten oder einfach nur die Zeit tot schlugen. Die beiden verbrachten mehr Zeit miteinander, als mit ihren Familien und blieben manchmal tagelang fort von zu Hause. Und so änderte sich das Verhältnis zwischen den beiden Jugendlichen. Aus anfänglichen Verständnis und Freundschaft wurde Vertrauen - blindes Vertrauen. Und so kam es, dass die beiden Freunde beschlossen, immer für einander da zu sein. Ein Versprechen zwischen den beiden sollte immer Bestand halten, blindes Vertrauen bis in den Tod.
Zehn Finger, Zehn Sünden bis zum Tod. Im Nachhinein konnte sich Mathew nicht mehr erinnern, wer genau darauf gekommen hatte, doch die Idee brannte sich in das Gedächtnis der Jugendlichen ein. Jedes gebrochene Versprechen eine Sünde, jede Sünde eine Tätowierung auf einem Finger. Das zehnte gebrochene Versprechen sollte das Band zwischen ihnen für immer trennen. Tod durch Selbstmord, Tod durch Untreue.
Mit einem Kopfschütteln erinnerte sich Mathew, wo er eigentlich war. Und er konnte nicht fassen, dass er immer noch nach diesen Jugendregeln lebte. Sie brachten ihn in große Gefahr, breiteten eine ungewisse Zukunft vor ihm aus und doch konnte er nicht loslassen. Würde er sie missachten, würde er seinen Freund verachten und damit sich selbst.
Sein Blick glitt über die einzelnen Finger. Ein Herz, eine gebrochene Rose, ein Pfeil, drei Zeichen für drei seiner Jugendsünden, als die beiden anfingen, sich für Mädchen zu interessieren. Ein zerbrochener Stab, ein Totenkopf, eine Uhr, zwei gekreuzte Schwerter, ein Buch und eine Faust. Neun Zeichen seiner Sünden, neun Versprechen, die er gebrochen hatte. Und damit hatte es eigentlich geendet. Stephens Mutter starb bei einem Autounfall und er zog mit seinem Vater nach Washington, der Kontakt erstarb. Keine weiteren Prüfungen, keine Versprechen mehr.
Und dann, elf Jahre später und genau vor vier Tagen klingelte das Telefon. Überrascht hörte Mathew Stephens Stimme:
"Hol mich hier raus. Versprich es mir."
Vor Überraschungen und Schreck nicht mehr klar denkend, versprach er es Stephen. Kurz darauf erfuhr er, dass dieser in einer Todeszelle auf sein Ende wartete, verurteilt wegen Mord an drei minderjährigen Mädchen.
Doch Stephen beteuerte immer wieder seine Unschuld, als Mathew ihn am nächsten Tag für 60 Minuten sprechen durfte. Man wolle ihn aus dem Weg räumen. Er sprach von Politikern, gegen die er mehrere Artikel geschrieben hatte. Den einen hatte es am Ende den Platz in seiner Partei gekostet.
"Die wollen sich doch nur rächen. Mich kalt machen, damit ich nicht weiter reden kann. Verdammt... ICH WILL NICHT STERBEN... nicht so.", flehte Stephen seinen Freund an. Blindes Vertrauen bis in den Tod - Mathew glaubte ihm.
Das zehnte Versprechen - befreie ihn aus der Todeszelle oder sterbe selbst dabei, fluchte er bei sich. Mit dem hier würde er nicht durchkommen. Er stand kurz davor, einen der einflußreichsten Politiker der USA in seiner eigenen Villa mit einer Pistole zu bedrohen. Wenn er es nicht schaffen würde, Stephen rauszuholen, würde er ihm bald Gesellschaft leisten.
Doch gerade, als sich immer tiefere Zweifel in ihm regten, hörte er ein Auto auf die Einfahrt rollen. Alles zu spät. Jetzt musste er es durchziehen. Mathew zog sich in eine dunkle Küchennische zurück und wartete. Er hörte den Schlüssel im Schloss klappern und entsicherte seine Pistole. Sein Herz raste und mit der linken Hand wischte er sich einen Schweißstopfen von der Stirn. Doch seine rechte Hand mit dem untätowierten Daumen blieb vollkommen ruhig. Er hatte noch drei Tage Zeit, um Stephen zu befreien, die Wahrheit ans Licht zu bringen und sich selbst zu retten.
Er hatte es versprochen...
Das war soweit die Geschichte, wie ich sie ausgearbeitet habe. Über Bewertungen und begründete Kritik/Verbesserungsvorschläge würde ich mich sehr freuen.
MfG Programmierer
[Story Part 2] Versprochen [2.12.07]
Zitat:
Zitat von
Programmierer
Vllt versuche ich mich mal an einer Umsetzung, wenn ich mit Sanctum fertig bin, aber bis dahin werden noch Monate ins Land ziehen und derzeit steht die weiterhin jedem zur Verfügung, wenn er es mit mir abspricht ;)
Also irgendwann umgesetzt wird es schon, die Frage ist natürlich wie so oft nur, von wem :D
Sanctum hat derzeit einfach Vorrang, aber danach mal schauen...
Zitat:
Zitat von
#Ben#
vor allem das du dich auch in "nebenpersonen" hineinversetzt. Auch das Ende ist sehr gut, die Wiederholung schafft hier eine beklemmende atmosphäre...
würde mich nur noch interessieren wer der dritte mann ist.:D
Das mit den sich in die Nebenpersonen hinein versetzen ist ne gute Möglichkeit, aus diesem Schwarz-Weiß-Denken rauszukommen. Nur zu empfehlen ;)
Der dritte Mann bleibt (erstmal) mein Geheimnis :D
Zitat:
Zitat von
#Ben#
Ich werde jeden Fetzten, den du hier schreibst lesen und meinen senf dazu abgeben^^.
Versprochen? xDD
Nee... freut mich, wenn es dir gefällt und vielleicht bringe ich die Tage noch einen dritten Teil, aber am Ende soll ja immer noch genügend Story verborgen sein, dass das Spiel auch durch die Story fesselt und nicht nur durch die fesselnde Umsetzung einer bereits bekannten Story ;)
[Story Part 3] Versprochen [11.1.08]
Und es geht in die dritte und vorerst letzte Runde. Jeder, der bisher nicht bewertet hat, darf jetzt gerne damit anfangen und alle anderen natürlich auch ;) :D
Versprochen
~ Storyabschnitt 3 ~
Die Gestalt sah aus, als wäre sie einem Mittelalterfilm entsprungen, während sie von den Polizisten ins Gefängnis geführt wurde. Groß gewachsen, fast 195cm, trieben die Wärter ihn in gebückter Haltung Richtung Haupteingang. Hand- und Fussfesseln lagen über seiner Lederkleidung, die man unter dicken Schichten aus Dreck kaum noch erkennen konnte, und zwangen ihn zu kleinen Schritten. Als die ungewöhnliche Prozession sich den Zaun entlang bewegte, richtete der Gefangene seinen Blick nach oben und begann leise mit einem unverständlichen Singsang. Als der vor ihm laufende Wächter an ihm zerrte, um ihn zum Schweigen zu bringen, schüttelte die bärige Gestalt ihn einfach ab und erhob sich zu seiner vollen Größe. Mit einer Kopfbewegung schüttelte er sich das lange blonde Haar aus dem Gesicht und atmete dann so tief ein, dass das Hammeramulett auf seiner Brust bebte. Dann begann er erneut zu singen, seinen tiefen und beängstigen Gesang in einer fremden Sprache und in diesem Moment sah er aus wie einer der alten Barbaren.
Aller Bemühungen der Wachen zum Trotz hörte man seinen Gesang, bis sie den Eingang erreicht hatten und das Knallen der zufahrenden Eingangstüren sämtliche Geräusche überdeckte. Gezwungen grinsend trat eine Reporterin ins Bild und begann mit einem Sonderbericht zu den jüngsten Ereignissen, doch resignierend seufzend schaltete Mathew den kleinen Fernseher ab und schaute Stephen an.
"Was sollte das jetzt?", fragte er ihn anklagend, doch dieser schien die Anklage einfach zu überhören. "Das ist ein alter dänischer Schlachtgesang.", antwortete Stephen seelenruhig, "Er singt von der Pflicht für das höhere Wohl zu sterben. Er ist sehr stolz auf seine Herkunft."
"Ach nicht das.", wischte Mathew die Antwort seines Freundes mit einer Handbewegung weg, "Ich meine das Alles hier." Stephen schaute sich in dem kleinen Raum um. 25 Quadratmeter, vollgestopft mit einem Doppelbett, einem Schrank, einer Toilette mit Dusche und einem Fernseher im Regal. Ein typisches kleines Appartmentzimmer, wie sie es gestern gemietet hatten. Natürlich bar bezahlt, nachdem sie vorher ihr Aussehen geändert hatten.
Vier verdammte Tage war die Geiselnahme jetzt schon her und noch immer verging keine Nachrichtensendung ohne das man nicht die Fahndungsfotos der Polizei zeigte. Mit einem Schauern dachte er an die Flucht vor der Polizei. Wie sie mehrmals das Auto und ihr Aussehen wechselten, um nicht gefunden zu werden. Nächte in der Kanalisation oder in einsamen Waldstücken, immer in der Angst. Jeder Schatten war ein Polizist, jedes Zweigknacken ein sich anschleichender SWAT-Offizier. Selbst als sie das zweite Mal ihr Aussehen geändert hatten, hatte Mathew das Gefühl, dass jeder Streifenpolizist nur ihn ansehen würde, jeder ihn unter seiner Verkleidung erkennen könnte. Doch am Ende hatten sie es endlich geschafft und Uthred war sich sicher gewesen, dass man sie nicht mehr verfolgen konnte.
Uthred kannte sich mit solchen Dingen aus. Auch wenn er fast nie sprach und lieber seine alten Lieder sang, so verfügte er doch über unschätzbares Wissen. Doch immer wenn Mathew ihn gefragt hat, woher er das Wissen hatte, grinste er nur und zeigte zu den Sternen. "Forældre. Bedsteforældre.", pflegte er zu sagen und Mathew erfuhr, dass er damit seine Vorfahren meinte. Mathew wusste nicht, woher Stephen Uthred kannte, doch irgendetwas musste zwischen den beiden passiert sein, denn Uthred war Stephen treu ergeben, doch Stephen schien keine Dankbarkeit zu kennen.
"Du weißt, was ich meine.", sagte Mathew aufbrausend, "Wieso hast du das Uthred angetan? Nach allem was er für uns getan hat? Nach allem was er für dich getan hat?" Stephen drehte ihm jetzt sein Gesicht zu und Mathew sah, dass ihm die Tränen die Wangen hinunterliefen. "Ich wollte das auch nicht.", sagte er leise, "Ich weiß auch nicht, wieso sie mich nicht verstehen wollen."
Zwei Tage war es her, seit Uthred meinte, es wäre sicher und Stephen seine Sachen aus verschiedenen Verstecken holte. Manche fanden sie leer vor, doch am Ende hatte er wohl alles, was er brauchte, denn er begann mehrere Stunden ohne Unterbrechung zu arbeiten. Ergebnis war am Ende ein kleiner grauer Aktenkoffer, vollgestopft mit irgendwelchen Papieren, die beweisen sollten, das Stephen die Wahrheit sagt. Uthred sollte die Sachen übergeben und nun saßen sie in dieser Scheiße. Irgendetwas war gewaltig schief gelaufen und nun mussten sie hoffen, dass irgendjemand dem Kofferinhalt vertraute. Mathew bezweifelte es. Amerika hatte es verlernt, zu vertrauen.
Das Klingeln des Handys durchbrach die düsteren Gedanken der Beiden und sofort nahm Stephen ab und drückte auf die Freisprechtaste. "Hallo. Ich habe ihr Rätsel gelöst.", meldete sich die Stimme am anderen Ende.
"Wovon spricht er?", setzte Mahew an, doch Stephen brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. "Wer sind sie?", fragte er stattdessen den Anrufer. "Mein Name ist Thompson, SWAT-Sergeant Thompson. Haben sie keine Angst, dies ist eine abhörsichere Verbindung." Stephen ging nicht weiter drauf ein. "Woher weiß ich, dass ich ihnen trauen kann?". Die Stimme am anderen Ende der Leitung dachte. "Das können sie nicht. Aber wir sprechen jetzt schon 41 Sekunden mit ihnen und das reicht, um sie doppelt zu orten. Trotzdem steht vor ihrem Fenster noch kein Streifenwagen. Sie werden mir vertrauen müssen, so wie ich ihnen vertrauen muss."
Danach schweifte das Gespräch ab und der Angreifer stellte Fragen, die für Mathew keinen Sinn ergaben. Sie hatten irgendetwas mit dem Inhalt des Koffers zu tun und gingen auf irgendwelche Zahlen und Details ein. Stephen blätterte in seinen Unterlagen und antwortete und schien den Anrufer damit zufrieden zu stellen. Sie sprachen von irgendwelchen Formeln, Unfällen, Versuchen und einer Aktion, die sie Projekt Eden nannten. Mathew verstand gar nichts mehr und er stellte sich vor, was dieses Projekt sein könnte, bis ihn die Stimme des Anrufers wieder in die Realität holte.
"Wir haben hier fähige Codeknacker. Es wird nicht lange dauern, bis sie ihre Handynummer auch kennen und sie orten werden. Entsorgen sie das Handy. Kommen sie heute abend um 22:00 zum Churchill-Platz, dann reden wir weiter. Ich muss Schluss machen.", sagte Thompson.
"Warten sie.", rief Stephen noch, bevor er auflegen konnte, "Wieso machen sie das? Wieso helfen sie uns?"
"Ich war in Manhatten. Meine Tochter war in Manhatten. Sie ging auf die Victoria-School.", antwortete der Sergeant, nun mit Trauer in der Stimme. "Ich verstehe... Es tut mir Leid. 22 Uhr, Churchill-Platz, Wir werden da sein.", erwiderte Stephen. Dann war die Leitung tot.
10 Minuten später fuhr das Handy auf der offenen Ladefläche eines Lastwagens spazieren und Stephen lief im Zimmer auf und ab, wie ein Löwe in seinem Käfig.
Irgendwann war es Mathew, der verwirrt das Schweigen brach. "Was hat das alles zu bedeuten? Sag es mir!", wandte er sich an seinen Freund, der lächelte und antwortete, "Sergeant Thompson glaubt uns. Er muss es einfach, nach dem, was ihm widerfahren ist." Er schaut auf die Uhr. "Noch 5 Stunden, dann wissen wir es." "Dann wissen wir WAS?", fragte Mathew ungeduldig.
"Heute Abend mein Freund wissen wir, ob sich das alles hier gelohnt hat, ob es das Opfer von Uthred wert war, ob uns jemand glaubt. Heute abend am Churchill-Platz werden wir erfahren, ob man in Amerika noch vertrauen kann..."