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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kaffeepause



Schotti
12.08.2007, 23:21
Kaffeepause

Es begann alles mit dem Einschalten der Kaffeemaschine. Sicher, kein großes Kunststück, sich einen Kaffee von einem stinknormalen Haushaltsgerät filtern zu lassen, selbst wenn sie mit einen dieser dubiosen, taiwanischen Bedienungsanweisungen mitgeliefert wurde und - mal unter uns - wer ist überhaupt ansatzweise in der Lage, diese ganze, verdammte Anleitung zu lesen, um überhaupt zu verstehen, wo sich genau der Espressoschalter befindet ? Spätestens beim Französischem hört das Latein auf. Und gewöhnlicher, schwarzer Kaffee mit einem Schluck Milch hat mir sowieso immer gereicht. Also nicht dass wir uns missverstehen, ich spreche nicht von irgendwelchem Kaffeeersatz-Mist wie gemahlene Zichorie oder sowas. Das soll jetzt nicht den Eindruck machen, ich wäre wählerisch - es muss nicht unbedingt frisch Gebrühtes aus Starbucks sein - doch bei Kaffee sollte man einfach keine halben Sachen machen. Ich meine, wo kämen wir denn da hin ? Ich bin keiner von dieser Kaffeesorte !

Gut, entschuldigt dieses schlechte Wortspiel. Ihr könnt jedoch nicht wirklich erwarten, Lektüre vor euch zu haben, die euch in irgendeiner Weise in irgendeiner verdammten Entwicklung weiterbringt oder eure Seele läutert. Katharsis soll mal schön in Schule bleiben und weiter Schüler quälen. Und überhaupt, erkläre mal meinem Postboten, inwiefern sich Katharsis von Troja unterscheidet und dass es keine trojanisches Eichhörnchen aus Holz gibt.
Es ist einfach nur so, dass ich diesen verdammten, morgendlichen Monolog beim Kaffeetrinken brauche, um nicht vollkommen irre in einem rosa Ballettkostümchen über die nachbarschaftlichen Theaterbühnen zu spinnen, bin eben kein Fan von sterbenden Schwänen, schließlich sterben die auch nicht einfach so ohne Grund. Wisst ihr, wie meine morgendliche Zeremonie weiter geht ? Während ich das heisere Husten der Kaffeemaschine belausche, gehe ich langsam zum Regal, nehme ein abgegriffenes Adam Green-Album aus meiner Plattensammlung - die ich in emotionalen Zeiten immer mal wieder neu sortiere, sei es nach Farben oder autobiografisch - lege sich vorsichtig rein und warte angespannt, bis der erste Track durch die Boxen tönt, bevor ich mich dann beruhigt auf meinen grünen, abgefetzten Sessel setze. Ich sage auch, für die Sitzkuhle hab ich verdammt lange braucht und bin stolz drauf. Es ist eins der wenigen Taten, die mir geglückt sind und an denen ich mich erfreuen kann. Ab und zu kann ich von hier aus einen Blick auf die Tür werfen. Vor langer Zeit hatte mal jemand ein Schild drangehängt. »Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.« Ich hasse es, wer immer sich dies ausgedachte hatte, musste breit sein. Ich kann besten Gewissens sagen, dies nicht zu sein.

Normalerweise ist jetzt der Zeitpunkt angelangt, dass ich, nachdem die Kaffeemaschine angeworfen worde, die CD einlegte, mich auf den alten Sessel setzte und das Schild verfluchte, welches ist sowieso nie abhängen würde, um von ihm loszukommen, aufzustehen um einen zweiten Becher aus dem langsam in sich zusammenfallenden Schrank rauszuholen. Keine Sorge, ihr müsst euch nicht wundern, es ist einfach nur so, da gleich der Postbote vorbeikommen wird. Fragt mich nicht warum, selbst ich habe das Fragen nach einem Monat aufgegeben. Es ist inzwischen wie ein Naturgesetz geworden, dass er täglich um 11 Uhr bei mir klingelt, um mir eine Packung Briefe vorbei zu bringen, die ich sowieso nie lesen werde, sich seine tägliche Portion Kaffee abzuholen und mich dann mit irgendwelchen unsinnigem Zeug vollzulabern, das sowieso niemanden interessiert. Wirklich niemanden, selbst die stupideste Bratze würde, nachdem das Rosa-Reizwäsche-Thema angeschnitten wurde, die zugegeben nicht schlecht aussieht, sich aber als Thema absolut nicht eignet, das Gehirn ausschalten und genüsslichen seinen Kaffee weiterschlürfen. Ich seufzte.

Heute war es besonders kreativ, der Gute. Was ist der größte Wunsch, den ich habe, fragte er mich. Ich schmunzelte leise und goss mir meinen zweiten Becher Kaffee ein.

welt
13.08.2007, 16:43
ich find die geschichte total geil. die seitenhiebe auf andere geschichten hier ausm forum sind echt gelungen und ich musste das ein oder andere mal deutlich schmunzeln. der schreibstil ist gediegen allerdings verschachtelst du dich manchmal ein wenig zu sehr in relativsätze wo es besser wär nen punkt zu setzen.

apropos punkt: mach mal die leerzeichen vor frage- und rufzeichen weg, das stört im lesefluss.

trotzdem ein netter happen lektüre für die kaffeepause sozuagen!

Schotti
14.08.2007, 15:36
Vielen Dank fürs Lesen. :)
Kritikpunkte sind angekommen und werden nächstes Mal beachtet.

NeoInferno
24.08.2007, 15:04
Bis auf die wenigen Stellen, an denen der Ich-Erzähler sich direkt an den Leser wendet und aus der eigentlichen Geschichte ausbricht, ist das ganze ein total langweiliges Protokoll eines langweiligen morgendlichen Rituals.
Der Humor, wenn auch im Ansatz ok, ist viel zu rar gesät um wirklich zu unterhalten.

Geschichten, die einfach nur alltägliche Abläufe beschreiben, sind nie gut und werden es nie sein. Punkt.

toho
25.08.2007, 08:36
Geschichten, die einfach nur alltägliche Abläufe beschreiben, sind nie gut und werden es nie sein. Punkt.

ulysses :(