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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "The Santa Ana's blew in hot from the desert..." - Eure liebsten Romananfänge =)



Mordechaj
27.07.2007, 18:56
Da es da glaube ich vor einer ganzen ganzen Weile mal so einen Schülerwettbewerb gab, hab ich mich gefragt, was wohl Leute als den besten Romananfang sehen - ja ich weiß, sehr innovative Frage :rolleyes: .

Jedenfalls fielen mir spontan einige Beispiele ein, teilweise von Büchern, die ich nur aus Spaß an der Freude mal kurz angelesen hab, um mir den Rest zu denken (übt die Fantasie!).

Deshalb hier also die Frage: Was sind Eure liebsten Romananfänge, vielleicht auch eine kurze Begründung dazu, warum und welches Gefühl sie in Euch ausgelöst haben.

Ehm...Regeln?


1. ich denke mal, die Sig kann anbleiben.

2. mehr als zwei Zitate halte ich persönlich für unpassend. Drei am Stück sind sicherlich noch verkraftbar, wenn man wirklich alle drei klasse findet, aber bitte nicht 10 ;).

3. es sind meiner Nase nach alle Sprachen erlaubt, obwohl die deutsche vielleicht Vorrang haben sollte, gegebenermaßen könnte man ja noch eine Übersetzung für die weniger Sprachbegeisterten einklammern =).

4. da es hier einfach um Geschmackssache und persönliche Empfindungen geht, denke ich, sind arge Meinungsäußerungen und Spamposts (die ja sowieso) nicht vonnöten und sollten deshalb vielleicht auch ausbleiben.

5. Zustimmende Beiträge und Sachen wie "Hey, das wollte ich grad posten!" lassen sich vielleicht nicht vermeiden und das würde auch ein bisschen an Spießerei münden, aber dann sollten dazu wenigstens ebenso Begründungen stehen, warum man ebenfalls genau das Zitat bevorzugt.

6. ...das sollte denke ich alles sein. Ich stelle diesen Post gern der editierenden Hand eines Mods zur Verfügung.



Und hier meine Beispiele, damit Ihr Euch in etwa an der Länge und dem gewünschten Meinungspensum orientieren könnt =).


"The Santa Ana's blew in hot from the desert, shrivelling the last of the spring grass into whiskers of pale straw. Only the oleanders thrived, their delicate poisonous blooms, their dagger green leaves. We could not sleep in the hot dry nights, my mother and I. I woke up at midnight to find her bed empty. I climbed to the roof and easily spotted her blond hair like a white flame in the light of the three-quarter moon.
“Oleander time,” she said. “Lovers who kill each other now will blame it on the wind.”"
- ich geh hier nicht grad mit gutem Beispiel gemäß Regel 3 vorran, hab aber auch keine wirkliche, nicht sinnentstellende Übersetzung parat

Janet Fitch schafft es hier auf wirklich beeindruckende Weise, schon in den ersten Sätzen eine ungeahnte Atmosphäre zu schaffen. Gleichsam fügen die Worte von Ingrid (die Mutter) dem normalen, von den ersten Sätzen gebannten Leser eine Gänsehaut zu, weil ihre Worte mehr vom Buch selbst ausdrücken, als es ein Plot jemals hätte machen können - zumindest glaube ich das, weil ich das Buch bisher noch nicht vollständig lesen konnte und mir bisher auch der Film verwehrt war. Jedenfalls geben die ersten Zeilen eine wunderschöne Romantik vor, die - wie sich bei so manchjedem Romananfang angebriesen - im Buch fortzuführen scheint.


Ein zweites habe ich noch, aber nun möchte ich ersteinmal den wortgeplagten Leser von seinem Leid erlösen und zum Posten kommen lassen. Vielleicht erbarmt sich auch ein mächtiger Moderator und füllt das ganze noch mit etwas schärferen Regeln oder dergleichen aus :p .

Liferipper
27.07.2007, 21:23
Fast alle seine Krieger waren tot.

Hat meine Schwester jahrelang efektiv davon abgehalten, Hohlbein-Bücher zu lesen. :D

toho
28.07.2007, 01:05
"Meinen ersten Toten sah ich zwei Wochen nach meinem dreizehnten Geburtstag."

von mir :p

und:

"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm."

"Schwarz" von Stephen King.

Pyrus
28.07.2007, 02:46
Janet Fitch schafft es hier auf wirklich beeindruckende Weise, schon in den ersten Sätzen eine ungeahnte Atmosphäre zu schaffen.
Ist doch nur von Raymond Chandlers Red Wind geklaut.

There was a desert wind blowing that night. It was one of those hot dry Santa Anas that come down through the mountain passes and curl your hair and make your nerves jump and your skin itch. On nights like that every booze party ends in a fight. Meek little wives feel the edge of the carving knife and study their husband's necks. Anything can happen.

Marc
28.07.2007, 13:03
Es gibt nun wirklich nur einen Romananfang, der es wert ist hier Erwähnung zu finden:



Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.

Die Verwandlung - Franz Kafka

Das ist einfach ein WTF-Moment, durch den der Leser direkt aufmerksam wird. :A
(Außerdem ein wahrer Klassiker :p)

Stan
28.07.2007, 19:54
Das "Die Verwandlung" direkt genannt werden würde, war vorauszusehen, aber gleich auch noch "Schwarz" dabei - da fehlen mir ja fast die eigenen Vorschläge. Von Schwarz finde ich btw die Originalfassung noch einen Tick besser: The man in black flew across the desert and the gunslinger followed. Nicht unbedingt weil Revolvermann ein wenig naiv-romantisch klingt, sondern eher, weil der Satz hier direkt mit dem Verb aufhört und nicht noch ein "ihm" angehängt wird. Im Deutschen hätte ich auch besser gefunden: "Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte."

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Find ich noch besser, vielleicht da weniger abgenutzt, als den anderen Anfang.

Der Gilb
30.07.2007, 20:37
Die beiden Anfänge von kafka, sprich die Anfänge von "Die Verwandlung" und "Der Prozeß" finde ich persönlich auch mit am besten.

Meine wären einmal der Anfang vom Buch "Der Unsichtbare" von Wells:

Der Fremde erschien Anfang Februar an einem winterlich kalten Tag mit dem letzten Schnee des Jahres.

Und zum anderen der Anfang von "Der Fänger im Roggen" von Salinger:

Wenn ihr das wirklich hören wollt, dann wollt ihr wahrscheinlich als Erstes wissen, wo ich geboren bin und wie meine miese Kindheit war und was meine Eltern getan haben und so, bevor sie mich kriegten, und den ganzen David-Copperfield-Mist, aber eigentlich ist mir garnicht danach, wenn ihr's genau wissen wollt.


Hat meine Schwester jahrelang efektiv davon abgehalten, Hohlbein-Bücher zu lesen. :D

Zurecht! :D

Mordechaj
12.08.2007, 15:22
*push*

Da ich mich immernoch in der infantilen Phase befinde, hier mein zweites Beispiel:



"- und dann jubelte die Menge abermals, und ein ganz besonders aufgeregter mann warf seinen Hut hoch in die Luft und brüllte (soviel ich verstehen konnte): "Wie, wat für'n Unterstatthalter?" Ob das allgemeinte Vivat aber dem Unterstatthalter galt oder nicht, blieb unklar: manche brüllten "Brot!" und andere "Steuern!", Einigkeit schien jedenfalls nicht zu herrschen."


Hier zeigt sich so schön die englische Nonsense-Kultur, die ich der englischen Literatur dieser Zeit einfach mal dreist attestiere. Man erfährt hier über den Ausgangskonflikt, bzw. vielmehr wird dieser eingeleitet. Jener Konflikt richtet sich aber auf einer Ebene der Nebenhandlung ein und das ist das entscheidende. Denn während Carroll praktisch nur einzelne Episoden aneinanderheftet, spinnt sich das Buch zu einem intelligenten Ereignis, dass man ohne Furcht etwas zu verpassen weglegen kann, aber trotzdem immer wieder in die Hand nehmen muss.
Und so wenig die ersten Zeilen über die Handlung zu verraten vermögen, so wird doch dafür gesorgt, dass dem Leser sofort klar wird, dass es sich hier um ein kindliches, nicht ernstes Werk handelt, das sozialkritisch gesehen zu den ganz großen gehören muss.
"Weniger Brot! Mehr Steuern!"

Cyberwoolf
13.08.2007, 15:22
Nun, zwei gute Bücher und ihre Anfänge fehlen aber noch:


Wir waren irgendwo bei Barstow am Rande der Wüste, als die Drogen zu wirken begannen.

Dieser Satz ist quasi eine kleine Inhaltsangabe und führt wunderbar in die Geschichte ein.


Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt.

Ohne Worte.

drunken monkey
13.08.2007, 15:51
Wir waren irgendwo bei Barstow am Rande der Wüste, als die Drogen zu wirken begannen.
Witzig, ich wusste gar nicht, dass das ursprünglich ein Buch war! ^^' Aber ja, der Anfang ist Spitze.

Mein Favorit ist von Douglas Adams' "The Long Dark Tea-Time of the Soul":

It can hardly be a coincidencde that no language on earth has ever produced the phrase "As pretty as an airport".
Hat zwar nichts mit der Handlung zu tun, aber imo trotzdem toll. :D

welt
13.08.2007, 15:54
der absolute klassiker fehlt ja wohl noch


Nennt mich Ismael.
Vor einigen Jahren — wie viele es sind, tut nichts zur Sache —, als mein Geldbeutel so gut wie leer war und an Land mich nichts Besonderes hielt, kam mir der Gedanke, ich könne ein bißchen zur See fahren und mir den wässrigen Teil der Welt besehen.

moby dick.