PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Prolog oder gleich Kapitel Uno? [suche Hilfe]



Jonas-Desirer
25.07.2007, 04:29
morgen,
da ich nun nach diversen versuchen,die sich über knapp 2 jahre hinzogen,etwas gelernter im schriftwesen bin,suche ich nun meine ultimative ergänzung zu allem,in diesem fall ein eigenes buch.
ich fange einfach mal von vorne an:
geschichten schreiben tue ich seit knapp 4 jahren,die qualität selbiger ist natürlich innerhalb dieses zeitraums enorm angestiegen,dennoch haben sich im laufe der zeit lücken geöffnet,wo ich es noch nicht geschafft habe,diese zu schließen,in meinem fall bestimmte wissenslücken.
es geht einfach darum,dass ich nicht genau weiß,wie ich in meinem buch anfangen soll zu schreiben,sprich ob ich gleich mit dem ersten kapitel beginne oder doch erst einen hiesigen prolog einfügen soll.
damals habe ich einfach losgeschrieben,ohne kapitel oder prolog,aber diesmal möchte ich nicht nach 120 seiten die feder lassen,sondern wirklich mal durchziehen mit dem,was ich anfangen werde.
ich hatte vor knapp einem jahr auch mehrere gespräche mit diversen verlagen,die zwar mein schriftbild sowie die ausdrucksweise mochten,dennoch missfiel ihnen immer wieder die anordnung des kompletten schreibkrams,was bist dato mein einziges manko ist.
um die frage in einen satz zu fassen: wie fange ich am besten an zu schreiben?prolog oder doch lieber kapitel uno?
eine antwort von mir,die ich vielleicht dazu addieren sollte,ist folgende: wenn ich nun bei kapitel uno anfange,liegt es auf der hand,dass ich die hintergrundgeschichte sowie den hauptfaktor der geschichte während der einzelnen kapitel langsam an den leser überbringen muss,was nicht unbedingt schlecht sein muss,sollte ich jedoch die prolog version nehmen,kann ich die geschichte bzw deren hintergrund schon leicht in einigen seiten niederschreiben,sozusagen in form einer vorgeschichte.
wie dem auch sei,ich fliehe vor meiner eigenen frage,indem ich beide antworten schön rede,aber es kann eben nur eine wirklich von vorteil sein und diese möchte ich mit eurer hilfe herausfiltern.
ich hoffe ihr könnt mir helfen. :)

toho
25.07.2007, 06:14
überleg dir, ob du einen prolog wirklich brauchst, oder ob du den kram, den du darein schreibst nicht auch innerhalb der geschichte erzählen, möglichst auf subtile weise einflechten, kannst. ein prolog kann ja alles mögliche sein, zb. eine vorschau auf später eintretende ereignisse, ein "anheizer", in dem du zb den antagonisten beschreibst, wie er irgendwas seltsames tut, bevor du mit dem ersten kapitel zum protagonisten springst, und deine geschichte erzählst. das geht dann klar, weil es spannung erzeugen kann, ohne das du die erzählperspektive innerhalb der eigentlichen story wechseln musst. meiner meinung nach sind prologe meistens unnötig, weil sie in den seltensten fällen etwas zur geschichte beitragen, was man nicht auch auf andere, flüssigere und schlüssigere art hätte erreichen können.


kann ich die geschichte bzw deren hintergrund schon leicht in einigen seiten niederschreiben,sozusagen in form einer vorgeschichte
das wirkt bei den meisten geschichten unpassend, es zeigt, das der autor nicht fähig war, eine in sich geschlossene geschichte zu erzählen. es wirkt losgelöst vom rest der geschichte, und der leser wird erst mit beginn des ersten kapitels in die eigentliche geschichte geworfen, auch wenn der prolog deiner meinung nach bereits dazu gehört. er liest den prolog (in deinem fall eine "vorgeschichte", also story 1) und wechselt dann zu kapitel 1 (story 2).

im endeffekt musst du wissen, obs unbedingt notwendig ist. wenn es auch anders geht - lass den prolog weg. wenn du doch einen brauchst, halt dich kurz und mach keinen eigenen roman daraus.


beispiel für einen meiner meinung nach sinnvollen prolog:



Prolog [einleitung mit sicht auf den zukünftigen "bösen" charakter]

1996

"Der Junge hob das angekokelte Stück Holz vom Boden auf und sah mit vom Rauch tränenden Augen zum brennenden Haus seiner Eltern hinüber. Der letzte Schrei war verklungen, keiner der Bewohner hatte es rechtzeitig heraus geschafft. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kalten Lächeln, das viel zu Hintergründig und Böse für einen Zwölfjährigen wirkte - hätte es einen Beobachter gegeben, ihm wären wohl eisige Schauer über die Haut gezogen, und er hätte sich schnellstens zurückgezogen, um nicht die Aufmerksamkeit dieses Kindes zu erregen.
Der Junge drehte sich um und machte sich auf den Weg in die Wälder.



Kapitel 1 [neue Zeitebene, neuer charakter, neue perspektive]

2007

John Borden zog sich an, schlang ein schnelles Frühjstück hinunter und machte sich auf den Weg ins Büro.

etc...
das wäre meiner meinung nach ein grund für einen prolog. es wird etwas erzählt, was in zukunft wichtig sein wird, was spannung aufbaut (naja, ist nur ein beispiel ;) ) und dem leser gleich am anfang zeigt, das es hier nicht um die höchstinteressanten ereignisse in john bordens büro gehen wird, selbst wenn sich das nächste Kapitel erstmal damit beschäftigt. genug beispiele für sinnlose prologe müsstest du in den meisten fantasygeschichten in diesem forum finden.

Jonas-Desirer
25.07.2007, 07:14
beispiel für einen meiner meinung nach sinnvollen prolog:



Prolog [einleitung mit sicht auf den zukünftigen "bösen" charakter]

1996

"Der Junge hob das angekokelte Stück Holz vom Boden auf und sah mit vom Rauch tränenden Augen zum brennenden Haus seiner Eltern hinüber. Der letzte Schrei war verklungen, keiner der Bewohner hatte es rechtzeitig heraus geschafft. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kalten Lächeln, das viel zu Hintergründig und Böse für einen Zwölfjährigen wirkte - hätte es einen Beobachter gegeben, ihm wären wohl eisige Schauer über die Haut gezogen, und er hätte sich schnellstens zurückgezogen, um nicht die Aufmerksamkeit dieses Kindes zu erregen.
Der Junge drehte sich um und machte sich auf den Weg in die Wälder.



Kapitel 1 [neue Zeitebene, neuer charakter, neue perspektive]

2007

John Borden zog sich an, schlang ein schnelles Frühjstück hinunter und machte sich auf den Weg ins Büro.

etc...
das wäre meiner meinung nach ein grund für einen prolog. es wird etwas erzählt, was in zukunft wichtig sein wird, was spannung aufbaut (naja, ist nur ein beispiel ;) ) und dem leser gleich am anfang zeigt, das es hier nicht um die höchstinteressanten ereignisse in john bordens büro gehen wird, selbst wenn sich das nächste Kapitel erstmal damit beschäftigt. genug beispiele für sinnlose prologe müsstest du in den meisten fantasygeschichten in diesem forum finden.

die idee find ich gar nichtmal so schlecht.
das von dir gezeigte prolog ist nicht unnötig lang und zeigt schonmal eine kleine vorschau auf das,was noch im buch eine rolle spielen wird.
ich werds mal versuchen umzusetzen,danke dir aber schonmal für deinen beitrag. :)
(btw hab ich das auch schon gemerkt,dass viele fantasystorys im forum ein unnötig langes und vorallem langweiliges prolog beinhalten,deswegen wollte ich mir ja etwas hilfe von ausserhalb holen ;)).

La Cipolla
25.07.2007, 09:47
das wirkt bei den meisten geschichten unpassend, es zeigt, das der autor nicht fähig war, eine in sich geschlossene geschichte zu erzählen. es wirkt losgelöst vom rest der geschichte, und der leser wird erst mit beginn des ersten kapitels in die eigentliche geschichte geworfen, auch wenn der prolog deiner meinung nach bereits dazu gehört. er liest den prolog (in deinem fall eine "vorgeschichte", also story 1) und wechselt dann zu kapitel 1 (story 2).
Das "meiste" Geschichten muss man aber unterstreichen, teilweise ist es sogar ganz hilfreich, wenn man die Geschichte sozusagen auf dem Gerüst einer anderen aufbaut. Die sollte dann aber auch simpel bleiben und nicht selbst schon epische Komplexitätsausmaße annehmen.

Ich denke, ein Prolog ist simpel und einfach immer dann simpel, wenn man etwas zu sagen hat, das nicht absolut direkt zur Handlungszeit oder -Sichtweise der Geschichte gehört, wohl aber dazu beiträgt, sie irgendwie interessanter zu machen. Nur nochmal stupide ausgedrückt. ^^''

toho
25.07.2007, 11:27
Das "meiste" Geschichten muss man aber unterstreichen, teilweise ist es sogar ganz hilfreich, wenn man die Geschichte sozusagen auf dem Gerüst einer anderen aufbaut. Die sollte dann aber auch simpel bleiben und nicht selbst schon epische Komplexitätsausmaße annehmen.

dafür sollte man aber keinen trennenden prolog brauchen...es wirkt imo einfach flüssiger und in sich schlüssiger, wenn man sowas in die eigentliche geschichte einfließen lässt, und nicht seperat "dazupackt".

ich mag das einfach nicht :hehe:nton:

Mordechaj
26.07.2007, 11:06
Verzeiht mir, dass ich jetzt die anderen Antworten nur so überflogen hab, liegt an der frühen Stunde (haha, es ist fast halb 11 ... früh pffffff).

Also im Grunde bin ich ein Fan von Prologen, da diese meist auf eine schöne Dreigliedrigkeit des Romans schließen lassen: Der Teil, wo der Konflikt entwickelt wird (ehm...hier zu nennen seien Javier Sierras "Das geheime Abendmahl" oder Julia Navarros "Die stumme Bruderschaft" - jaja, mit ein bisschen Literatur protzen ist immer lustig =) ), der Teil, wo der Konflikt nach und nach aufgelöst wird - mitsamt genommenen Hürden und Spannungsmomenten - (trotz der meiner Meinung nach massenorientierten Schreibweise ist Dan Brown hier immernoch weit vorn zu nennen =) ) und der Teil, wo letztendlich alles aufgelöst wird.
Ich hab mich jetzt sehr auf historische Romane bezogen, aber bei Fantasysachen oder normaler zeitgenössischer Bellestritik ist das denke ich nicht unbedingt anders, bloß, das dort halt dieser aufklärende Touch fehlt (was ja stilbezogen alles andere als schlimm ist) ... in Krimis und dergleichen ist das genauso.

Jedenfalls kann es sich auch lohnen, einfach mit dem ersten Kapitel anzufangen. Ich denke, das wird man wiederum öfter bei der Belletristik antreffen, bei Fantasysachen ebenso ... bei Krimis sollte das denke ich auch machbar sein, wirkt meiner Meinung nach aber schon wieder zu unspektakulär (man hat ja auch bei diesen Krimiserien immer nen kleinen Prolog, wie die Opfer umkommen). Hier kann man sich auf die Einteilung der amerikanischen Kurzgeschichte (bei uns natürlich "kurze Erzählung" =) ) beziehen (Einleitung, Hauptteil, Schluss).

Was ich damit sagen will ist, dass die Wahl zwischen Prolog oder erstem Kapitel auch vorgibt, wie die Struktur deines Textes ausschaut (ich denke, dass passiert sowieso automatisch und das dort oben waren theoretisch nur Beispiele). Du musst also schonmal wissen, wie dein Roman aufgebaut sein soll, denn es ist ein Unterschied, ob du in einem Prolog kurz was erzählst, was schon ein paar Jahre oder Monate zurück liegt, oder, ob du im ersten Kapitel damit anfängst, dass deine Hauptfigur beispielsweise morgens aufsteht.

Und da wären wir eigentlich beim Hauptsächlichen: Wie fesselst du den Leser in dein Buch. Ich denke, es wird oft genug erzählt, dass die ersten 1-3 Sätze den Ausschlag dafür geben, ob der Leser ads Buch aus der Hand legt, oder nicht. Da könnte man jetzt noch dagegen argumentieren, dass manche Bücher auch einfach ein Statussymbol darstellen oder bestimmten "Intellektuellen" einen gewissen Raum bieten, ohne, dass die ersten 3 Sätze soo der Hammer waren (hier zu nennen vielleicht "Sylvie&Bruno", obwohl der Anfang dort auch nicht gerade öde ist, sondern eher erheiternd, wie auch das ganze Buch).
Jedenfalls gibt der Anfang dem Leser eine Ahnung, worum es in deinem Roman geht und was er zu erwarten hat. Ich denke, da ist klar, dass "Jim wachte auf als der Wecker klingelte" nicht sooo fesselt ... schonmal ein Satz verschenkt.

Ehm ja, ich denke ich red um den heißen Brei herum. Also meiner Meinung nach kann ein Prolog am besten fesseln, da er aus der Handlung herausgerissen ist und man automatisch wissen will, wie das mit der Haupthandlung (erstes Kapitel Absatz 1) in Verbindung steht. Ein herkömmlicher Kapiteleinstieg birgt zwar immer die Gefahr, dass es dem Leser zu öde wird, allerdings spricht hier die Struktur dafür und man kann in etwa so abrupt einsteigen, wie in die deutsche Kurzgeschichte.

Du musst also schließlich und endlich wissen, ob du mit einer abgedichteten Rahmenhandlung (sprich ohne abrupten Anfang) und einer bestimmten Textstruktur genug Spannung aufbauen kannst. Wobei der Prolog dir immer die Möglichkeit lässt, deine Handlung nach und nach aufzubauen, da du dadurch die Strecke zwischen Frage (Warum passiert das?/In welchem Zusammenhang steht das mit dem Haupttext?) und Auflösung erweiterst und der Leser als Nebeneffekt ein offenes Bild erhält. Die Kapitelvariante dir aber die Möglichkeit gibt, das Geschehen auf den Leser prasseln zu lassen, es ist aber letztendlich denke ich schwieriger, hier genug Anfangsspannung aufzubauen, obwohl man auch hier mit der richtigen Einsatztechnik (sprich "vor dem Anfang", "direkt am Anfang" oder gar "nach dem Anfang") viel rausreißen kann, je nach dem, worum es in deinem Roman eben geht.

So, da ich jetzt genug geschrieben hab, kurze Schleichwerbung: Solche Themen lassen sich sehr schön in Sachliteratur erschmökern, zu dem hier speziell (wie auch zu vielen anderen muss ich sagen) würde ich Elizabeth Georges "Wort für Wort - oder die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben" empfehlen. Das gibts bei uns in der Stadtbibliothek und ich denke, dass werden auch viele viele andere Bibliotheken vorrätig haben, zumal Sachliteratur zu dem Thema selten vergriffen ist - Schriftsteller sind schon ein eitles Volk :rolleyes: - und explizit unsere Bibliothek nur die allernötigsten Standartwerke parat hat (behaupte ich jetzt mal), sprich andere werden da sogar noch besser asugestattet sein.

Punkt. *luft hol*