deserted-monkey
11.06.2007, 21:46
Hab da mal wieder was abscheuliches. ;) Habe mir vorletztes Wochenende ein paar Bier und Joints reingezogen, mich hingesetzt und eine Kyussplatte in den Player geschmissen, da ist mir die Idee zu dieser Geschichte gekommen. Leider finde ich sie selbst nicht überragend (:rolleyes: ), man bedenke aber, dass sie in äusserst fragwürdigem Zustand entstanden ist. Bin im Moment gerade an einer anderen Story, aber wollt halt einfach wiedermal was posten. Wie auch immer, vielleicht liest das Folgende ja trotzdem jemand durch ;)
* * * * * *
Schwarze Brille, weisser Tod
Wie in zwei große, pechschwarze Augen blickte ich in die Gläser der randlosen Brille.
In ihnen reflektierte sich das gesamte Interieur meines Wagens und ich war angenehm fasziniert von der Whiskeyflasche, die zu dreiviertel leer neben mir auf dem Beifahrersitz lag. Gespiegelt in den Brillengläsern sah sie wie eine volle, ungeöffnete Flasche aus. Mann, auch ich war voll.
“Steigen Sie bitte aus dem Wagen, Sir.”
Der Cop vollführte eine Handbewegung, wie um mir auf die Sprünge zu helfen. Beinahe huschte ein Lächeln über mein Gesicht, als ich versuchte, mich möglichst koordiniert aus dem Sitz zu hieven. Bei dem Gedanken, dass der Cop den Wagen durchsuchen und mein halbes Pfund Amphetamine finden würde, dass ich zur Zeit im Kofferraum meines Fahrzeugs bunkerte, hätte ich normalerweise eine Heidenangst gekriegt, aber ich war so besoffen, dass ich die Situation wirklich als beinahe belustigend empfand.
Ich hatte die Tür schon halb geöffnet und mich quer auf dem Sitz gedreht, so dass meine Beine aus dem Auto baumelten, als mir plötzlich etwas Dickflüssiges, Klebriges ins Gesicht spritzte. Verwirrt und jetzt doch einigermaßen erschrocken fragte ich mich, was wohl geschehen war. Sekunden später wusste ich es.
Fragend suchte ich nach den schwarzen Augen der Brille, aber sie waren nicht mehr da. Dort wo sie gewesen waren, befand sich nur flimmernde Luft, nicht weit darunter ein spritzendes, gurgelndes Etwas, wo der Hals des Cops hätte sitzen sollen.
Wie in Zeitlupe sackte der kopflose Torso zu Boden und wie in Zeitlupe schien mich die nackte Panik zu packen. Was zur Hölle war hier los? Wo war der Kopf des verdammten Cops abgeblieben? Ohne Vorwarnung war er einfach explodiert, wer hat den so was Verrücktes schon erlebt?
Leise flüsterte eine mir nicht ganz unbekannte, gehässige Stimme in meinem Kopf:
Er ist tot, Paul. Siehst du das nicht?
Dann dämmerte es mir, fiel mir wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen.
Jesus, verfluchte Scheiße, er ist wirklich tot!
Nein, das konnte nicht sein, die Sonne hatte mein Gehirn geröstet und der Alkohol spielte mir einen üblen Streich, das bildete ich mir alles nur ein.
Am ganzen Körper zitternd jagten mir absurde, panische Gedanken durch den Kopf und wie in Trance griff ich zu der Whiskeyflasche, die immer noch neben mir auf dem Beifahrersitz lag. Nur mit dem Unterbewusstsein nahm ich war, dass das Radio Kyuss’ “Space Cadet” zu spielen begann. Dann fiel mein Blick in den Rückspiegel.
Dort hinter meinem Wagen stand eine breitschultrige Gestalt, sie trug einen feinen schwarzen Anzug (ohne Falten) mit passender roter Krawatte, darunter schwarze Modehosen, deren Stoff leicht in der Sonne glänzte. Wenn ich die Zeit dazu gehabt hätte, wäre ich bestimmt auf den Gedanken gekommen, das die Erscheinung auch ein Paar solcher schwarzer, glänzenden Lackschuhe tragen würde, die heutzutage überall in Mode waren. Aber ich war zu beschäftigt damit, meine Panik nicht die Überhand gewinnen zu lassen.
Ich stieß einen quiekenden Schrei aus, als ich das Gesicht über dem Anzug erblickte. Nein, es war kein Gesicht, da waren weder Augen noch Ohren, keine Nase, keine Kanten und Furchen, welche die Gesichtszüge markieren würden, da war einfach nichts. Nur dieser grotesk große, blutige Schlund. Verkümmerte und verdorrende Haare wucherten auf der roten, aufgekratzten Kopfhaut. Hämisch grinste der schreckliche Schlund, als die Gestalt eine doppelläufige Remington schulterte.
“Hallo Paul.”
Aus dem Schlund brach ein trockenes, kratzendes Krächzen hervor, welches mir trotz der unglaublichen Hitze einen eisigen Schauer über den Rücken jagte.
“Was mag sich wohl in deinem Kofferraum befinden?”
Von nacktem Entsetzten gepackt stierte ich mit blutunterlaufenen Augen in den Rückspiegel, unfähig irgendwie zu reagieren. Meine Zähne klapperten leise eine panische Melodie, die fast zu Kyuss’ Lied zu passen schien.
“Führst du Gepäck mit, Paul?”
Ich wollte den Kopf schütteln, aber meine Nackenmuskulatur war zu keiner Bewegung fähig.
“Paul?”, fragte das Krächzen.
Oh Gott, der Schlüssel, ich muss nur den verdammten Schlüssel drehen und dann voll aufs Gas treten. Oh bitte, Gott, lass mich den Schlüssel drehen können!
Natürlich konnte ich ihn nicht drehen, ich konnte gar nichts mehr.
“Paul, du gottverdammter •••••••••!”, schrie das Ding so fürchterlich laut, das meine Trommelfelle zu platzen schienen und es ließ eine Faust auf das Verdeck des Kofferraums knallen, dass sich das Metal verbog. “Was für verfluchtes Scheißgepäck führst du hier hinten mit? Willst du nicht, dass ich den Schlüpfer deiner •••• hier drinnen finde? Ist es das, ja?”
Nun begannen mir heiße Tränen über das Gesicht zu laufen, während meine Augen immer noch auf die scheußliche Gestalt fixiert waren. Dann gelang es mir tatsächlich, meinen Kopf zu schütteln, sachte, als würde ich ihn hin- und herwiegen. Meine Sicht begann wegen des Tränenwasser zu verschwimmen und zog graue Schlieren.
“Sehen wir nach, ja?”
Obwohl die Stimme, wenn sie denn überhaupt als solche bezeichnet werden konnte, immer noch krächzte und ächzte, konnte ich fast eine menschliche Emotion aus ihr heraushören. Freude. Belustigung.
Mit einem kräftigen Ruck riss die Missgeburt das demolierte Verdeck meines Kofferraumes weg und warf das Stück Metal achtlos hinter sich, wo es laut scheppernd auf die asphaltierte Strasse knallte. Leise Schluchzer entronnen meiner Kehle, kläglicher als ich es je gehört hatte.
“Sie mal an, eine Tasche. Wo ist der Schlüpfer, Paul, du •••••••? Wo hast du ihn, mh?”
Die Gestalt griff mit der freien Hand nach dem Gepäckstück und kam langsam, fast schlurfend um den Wagen herum.
Dann stand sie neben dem Beifahrersitz, nun trug sie die schwarzen Augen des toten Cops und grinste das abscheulichste Grinsen, das ich je in meinem Leben gesehen habe. An ihrer ausgestreckten Hand baumelte meine Tasche.
“Nimm sie.”, befahl das heisere Krächzen des Schlundes.
Widerlicher Fäulnisgeruch schlug mir aus ihm entgegen, welcher mir den Magen umdrehte und mich beinahe zum Erbrechen gebracht hätte.
Heftig zitternd versuchte ich, die Tasche entgegen zu nehmen, aber meine Arme und Hände waren wie taub und zu schwach um sie zu halten, weshalb sie auf den Beifahrersitz plumpste und die Whiskeyflasche unter sich begrub.
“Was ist los, Paul? Du siehst Scheiße aus.”
Du auch. Verdammte Scheiße, du auch.
Mehr Tränen flossen mir über die Wangen und ich schmeckte ihren salzigen Geruch auf meinen Lippen. Ruckartig pflügten die Fingernägel, welche lange und gebogene Klauen waren, durch den dünnen Stoff der Tasche und an ihrer Seite entstand ein klaffender Schlitz. Dutzende Amphetaminbeutelchen quollen aus dem Spalt und fielen zu Boden, wie Schnee vom Himmel. Wie ein kleines Kind lachte die Gestalt plötzlich, allerdings unterbrochen von grausigen Krächzern.
“Da haben wir’s!”, sang das Krächzen. “Weißes Pulver! Ich hab’s doch gewusst! Der weiße Tod fährt hinten mit! Du elender Drecksack hast Amphetamine dabei!”
Wieder konnte ich nur den Kopf schütteln, zu mehr war mein erstarrter Körper immer noch nicht fähig. Entsetzlich verzerrt spiegelte sich meine Fratze in den schwarzen glänzenden Augen. Eine Hand des Ungetüms hob ein Beutelchen der Drogen auf und nahm es zwischen die Klauen.
“Ist es guter Stoff, ja?”, krächzte es, führte die Hand mit dem Beutelchen zum Kopf und zwei blutige, gierig schnuppernde Löcher öffneten sich oberhalb des Schlundes. Mit einem einzigen Zug war das ganze Beutelchen leer gesogen. “Oh ja, es ist wirklich gut.”
Nun fing die Missgeburt tatsächlich leicht zu tanzen an. Lächerlich unrhythmisch wippte der Kopf zur Musik und die hässliche Erscheinung tänzelte hin und her.
“Du bist an der Reihe, Paul.”
Nein, ich kann nicht! Nein!
Weißes Pulver wurde vor mir auf dem Armaturenbrett ausgestreut, keine Line, einfach ein dicker und großer, tödlicher Haufen. Nur verschwommen sah ich die Menge des Amphetaminhaufens, aber mir war klar, wenn ich alles schnupfte, würde ich mit Sicherheit sterben.
“Los, du Weichei!”
Eine Pranke schlug mir auf die Schulter und die Klauen zerfetzten mein T-Shirt und meine Haut. Warmes Blut begann mir an der Seite hinunterzufließen und vermischte sich mit dem Angstschweiß. Schlotternd und unkontrollierbar zuckend hielt ich mir mit dem Zeigefinger der linken Hand einen Nasenflügel zu und beugte mich nach vorne zu dem weißen, tödlichen Haufen. Wie vom Blitz getroffen verließ die Pranke meine Schulter und schlug mir dermaßen heftig gegen den linken Ellenbogen, dass mir mein Finger tief in die Nasenhöhle geschoben wurde. Er stieß gegen einen vorstehenden Knochen und ich glaubte zu hören, wie mein Finger im Inneren meines Kopfes brach. Blut lief aus dem verletzten Gewebe der Nase und über den gebrochenen Finger meine Hand hinunter.
“Halt das Loch schön zu Paul, sonst geht’s nicht. Halt es ja schön zu.”
Jetzt klebten die Pranke an meinem Hinterkopf, wo die Klauen schabten und gruben, aber von Alledem spürte ich gar nichts mehr. Mein Kopf drohte zu explodieren und wurde hart nach vorne gedrückt. Blut tropfte auf das Armaturenbrett und vermischte sich mit dem Amphetamin.
Mühselig und schockgeschüttelt versuchte ich, die Drogen hochzuziehen. Dank dem gebrochenen Finger, der immer noch in meiner zerschundenen Nase steckte, war dies fast ein Ding des Unmöglichen. Die Klauen wühlten und gruben weiter in meinem Haar und meiner Haut. Dann gelang es mir, knapp die Hälfte des Amphetamins in meine gesunde Nasenhöhle zu ziehen. Augenblicklich entfaltete sich die Wirkung der Droge und ich entdriftete der Welt, alles verzog und verbog sich, dicke graue Schlieren raubten mir die Sicht endgültig und mein Herz raste dermaßen, dass es jede Sekunde zu zerplatzen drohte.
Das Monstrum im feinen Anzug riss meinen Kopf brutal nach hinten zurück.
“Siehst du? Das geht doch ganz leicht, Paul.”, krächzte der Schlund aus tausend Kilometern Entfernung. “Siehst du, wie einfach es ist, ein Menschenleben zu vernichten? Oh, du bemerkst es bestimmt gerade, nicht wahr? Oh ja.”
Von ganz, ganz weit her vernahm ich ein hässliches Fauchen, wie von einem wilden Tier.
“Und du verkaufst diesen Dreck? Oh Gott, Paul. Du verdammtes, elendes Arschloch!”
Sterben ... Ich muss sterben ...
Oh, du warme Dunkelheit, komm, hol mich.
Als allerletztes spürte ich, wie die Klauen sich in meine Stirn gruben und mir die Haare samt der Schädeldecke vom Kopf rissen.
Ich spüre Schmerz in meinen Wangen.
Höre etwas. Klatsch! Klatsch! Die Schmerzen fahren abwechselnd von der einen in die andere Wange. Mit grosser Mühe schlage ich die Augen auf, fühle mich am ganzen Körper völlig benommen. Dann plötzlich, dämmert es mir. Ich sitze in meinem Wagen, die Whiskeyflasche habe ich wie ein Kleinkind seinen größten Schatz an meinen Körper gepresst. Ein Traum.
“Haha, du besoffenes Arschloch!”
Henna. Das ist Henna. Alles war nur ein beschissener Alptraum gewesen!
“Bist du endlich wach geworden? Mann, sauf das nächste Mal nicht so viel, wir hätten fast einen Unfall gebaut!”
Langsam, langsam komme ich wieder zu Sinnen.
“Halt die Fresse.”, murmle ich und schüttle meinen Kopf, um klarer zu werden. Mein noch leicht verschwommener Blick fällt auf das Gesicht Hennas. Hässliche Pusteln bedecken es, das kommt von dem ganzen Amphetamin, dass sie immer zieht.
Genau in diesem Moment erscheint der Cop an meinem Fenster. Wie zwei große, pechschwarze Augen blicken mich die Gläser seiner randlosen Brille an.
“Scheiße.”, knurrt Henna.
Mir fahren Schrecken durch meinen Körper, meine Muskeln verkrampfen sich, als stünden sie unter Hochspannung. Ich bemerke, wie mir Tränen in die Augen schießen.
“Die ... eine schwarze Brille ... “, schluchze ich und zeige zitternd auf die schwarzen Gläser. “Meine schwarze Brille?”, fragt der Cop leicht amüsiert und nimmt sich die Brille aus dem Gesicht.
“Steigen Sie bitte aus dem Wagen, Sir.”
Er vollführt eine Handbewegung.
“Der ... der weiße Tod fährt hinten ... fährt hinten mit, Sir.”
Da lächelte er.
* * * * * *
Schwarze Brille, weisser Tod
Wie in zwei große, pechschwarze Augen blickte ich in die Gläser der randlosen Brille.
In ihnen reflektierte sich das gesamte Interieur meines Wagens und ich war angenehm fasziniert von der Whiskeyflasche, die zu dreiviertel leer neben mir auf dem Beifahrersitz lag. Gespiegelt in den Brillengläsern sah sie wie eine volle, ungeöffnete Flasche aus. Mann, auch ich war voll.
“Steigen Sie bitte aus dem Wagen, Sir.”
Der Cop vollführte eine Handbewegung, wie um mir auf die Sprünge zu helfen. Beinahe huschte ein Lächeln über mein Gesicht, als ich versuchte, mich möglichst koordiniert aus dem Sitz zu hieven. Bei dem Gedanken, dass der Cop den Wagen durchsuchen und mein halbes Pfund Amphetamine finden würde, dass ich zur Zeit im Kofferraum meines Fahrzeugs bunkerte, hätte ich normalerweise eine Heidenangst gekriegt, aber ich war so besoffen, dass ich die Situation wirklich als beinahe belustigend empfand.
Ich hatte die Tür schon halb geöffnet und mich quer auf dem Sitz gedreht, so dass meine Beine aus dem Auto baumelten, als mir plötzlich etwas Dickflüssiges, Klebriges ins Gesicht spritzte. Verwirrt und jetzt doch einigermaßen erschrocken fragte ich mich, was wohl geschehen war. Sekunden später wusste ich es.
Fragend suchte ich nach den schwarzen Augen der Brille, aber sie waren nicht mehr da. Dort wo sie gewesen waren, befand sich nur flimmernde Luft, nicht weit darunter ein spritzendes, gurgelndes Etwas, wo der Hals des Cops hätte sitzen sollen.
Wie in Zeitlupe sackte der kopflose Torso zu Boden und wie in Zeitlupe schien mich die nackte Panik zu packen. Was zur Hölle war hier los? Wo war der Kopf des verdammten Cops abgeblieben? Ohne Vorwarnung war er einfach explodiert, wer hat den so was Verrücktes schon erlebt?
Leise flüsterte eine mir nicht ganz unbekannte, gehässige Stimme in meinem Kopf:
Er ist tot, Paul. Siehst du das nicht?
Dann dämmerte es mir, fiel mir wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen.
Jesus, verfluchte Scheiße, er ist wirklich tot!
Nein, das konnte nicht sein, die Sonne hatte mein Gehirn geröstet und der Alkohol spielte mir einen üblen Streich, das bildete ich mir alles nur ein.
Am ganzen Körper zitternd jagten mir absurde, panische Gedanken durch den Kopf und wie in Trance griff ich zu der Whiskeyflasche, die immer noch neben mir auf dem Beifahrersitz lag. Nur mit dem Unterbewusstsein nahm ich war, dass das Radio Kyuss’ “Space Cadet” zu spielen begann. Dann fiel mein Blick in den Rückspiegel.
Dort hinter meinem Wagen stand eine breitschultrige Gestalt, sie trug einen feinen schwarzen Anzug (ohne Falten) mit passender roter Krawatte, darunter schwarze Modehosen, deren Stoff leicht in der Sonne glänzte. Wenn ich die Zeit dazu gehabt hätte, wäre ich bestimmt auf den Gedanken gekommen, das die Erscheinung auch ein Paar solcher schwarzer, glänzenden Lackschuhe tragen würde, die heutzutage überall in Mode waren. Aber ich war zu beschäftigt damit, meine Panik nicht die Überhand gewinnen zu lassen.
Ich stieß einen quiekenden Schrei aus, als ich das Gesicht über dem Anzug erblickte. Nein, es war kein Gesicht, da waren weder Augen noch Ohren, keine Nase, keine Kanten und Furchen, welche die Gesichtszüge markieren würden, da war einfach nichts. Nur dieser grotesk große, blutige Schlund. Verkümmerte und verdorrende Haare wucherten auf der roten, aufgekratzten Kopfhaut. Hämisch grinste der schreckliche Schlund, als die Gestalt eine doppelläufige Remington schulterte.
“Hallo Paul.”
Aus dem Schlund brach ein trockenes, kratzendes Krächzen hervor, welches mir trotz der unglaublichen Hitze einen eisigen Schauer über den Rücken jagte.
“Was mag sich wohl in deinem Kofferraum befinden?”
Von nacktem Entsetzten gepackt stierte ich mit blutunterlaufenen Augen in den Rückspiegel, unfähig irgendwie zu reagieren. Meine Zähne klapperten leise eine panische Melodie, die fast zu Kyuss’ Lied zu passen schien.
“Führst du Gepäck mit, Paul?”
Ich wollte den Kopf schütteln, aber meine Nackenmuskulatur war zu keiner Bewegung fähig.
“Paul?”, fragte das Krächzen.
Oh Gott, der Schlüssel, ich muss nur den verdammten Schlüssel drehen und dann voll aufs Gas treten. Oh bitte, Gott, lass mich den Schlüssel drehen können!
Natürlich konnte ich ihn nicht drehen, ich konnte gar nichts mehr.
“Paul, du gottverdammter •••••••••!”, schrie das Ding so fürchterlich laut, das meine Trommelfelle zu platzen schienen und es ließ eine Faust auf das Verdeck des Kofferraums knallen, dass sich das Metal verbog. “Was für verfluchtes Scheißgepäck führst du hier hinten mit? Willst du nicht, dass ich den Schlüpfer deiner •••• hier drinnen finde? Ist es das, ja?”
Nun begannen mir heiße Tränen über das Gesicht zu laufen, während meine Augen immer noch auf die scheußliche Gestalt fixiert waren. Dann gelang es mir tatsächlich, meinen Kopf zu schütteln, sachte, als würde ich ihn hin- und herwiegen. Meine Sicht begann wegen des Tränenwasser zu verschwimmen und zog graue Schlieren.
“Sehen wir nach, ja?”
Obwohl die Stimme, wenn sie denn überhaupt als solche bezeichnet werden konnte, immer noch krächzte und ächzte, konnte ich fast eine menschliche Emotion aus ihr heraushören. Freude. Belustigung.
Mit einem kräftigen Ruck riss die Missgeburt das demolierte Verdeck meines Kofferraumes weg und warf das Stück Metal achtlos hinter sich, wo es laut scheppernd auf die asphaltierte Strasse knallte. Leise Schluchzer entronnen meiner Kehle, kläglicher als ich es je gehört hatte.
“Sie mal an, eine Tasche. Wo ist der Schlüpfer, Paul, du •••••••? Wo hast du ihn, mh?”
Die Gestalt griff mit der freien Hand nach dem Gepäckstück und kam langsam, fast schlurfend um den Wagen herum.
Dann stand sie neben dem Beifahrersitz, nun trug sie die schwarzen Augen des toten Cops und grinste das abscheulichste Grinsen, das ich je in meinem Leben gesehen habe. An ihrer ausgestreckten Hand baumelte meine Tasche.
“Nimm sie.”, befahl das heisere Krächzen des Schlundes.
Widerlicher Fäulnisgeruch schlug mir aus ihm entgegen, welcher mir den Magen umdrehte und mich beinahe zum Erbrechen gebracht hätte.
Heftig zitternd versuchte ich, die Tasche entgegen zu nehmen, aber meine Arme und Hände waren wie taub und zu schwach um sie zu halten, weshalb sie auf den Beifahrersitz plumpste und die Whiskeyflasche unter sich begrub.
“Was ist los, Paul? Du siehst Scheiße aus.”
Du auch. Verdammte Scheiße, du auch.
Mehr Tränen flossen mir über die Wangen und ich schmeckte ihren salzigen Geruch auf meinen Lippen. Ruckartig pflügten die Fingernägel, welche lange und gebogene Klauen waren, durch den dünnen Stoff der Tasche und an ihrer Seite entstand ein klaffender Schlitz. Dutzende Amphetaminbeutelchen quollen aus dem Spalt und fielen zu Boden, wie Schnee vom Himmel. Wie ein kleines Kind lachte die Gestalt plötzlich, allerdings unterbrochen von grausigen Krächzern.
“Da haben wir’s!”, sang das Krächzen. “Weißes Pulver! Ich hab’s doch gewusst! Der weiße Tod fährt hinten mit! Du elender Drecksack hast Amphetamine dabei!”
Wieder konnte ich nur den Kopf schütteln, zu mehr war mein erstarrter Körper immer noch nicht fähig. Entsetzlich verzerrt spiegelte sich meine Fratze in den schwarzen glänzenden Augen. Eine Hand des Ungetüms hob ein Beutelchen der Drogen auf und nahm es zwischen die Klauen.
“Ist es guter Stoff, ja?”, krächzte es, führte die Hand mit dem Beutelchen zum Kopf und zwei blutige, gierig schnuppernde Löcher öffneten sich oberhalb des Schlundes. Mit einem einzigen Zug war das ganze Beutelchen leer gesogen. “Oh ja, es ist wirklich gut.”
Nun fing die Missgeburt tatsächlich leicht zu tanzen an. Lächerlich unrhythmisch wippte der Kopf zur Musik und die hässliche Erscheinung tänzelte hin und her.
“Du bist an der Reihe, Paul.”
Nein, ich kann nicht! Nein!
Weißes Pulver wurde vor mir auf dem Armaturenbrett ausgestreut, keine Line, einfach ein dicker und großer, tödlicher Haufen. Nur verschwommen sah ich die Menge des Amphetaminhaufens, aber mir war klar, wenn ich alles schnupfte, würde ich mit Sicherheit sterben.
“Los, du Weichei!”
Eine Pranke schlug mir auf die Schulter und die Klauen zerfetzten mein T-Shirt und meine Haut. Warmes Blut begann mir an der Seite hinunterzufließen und vermischte sich mit dem Angstschweiß. Schlotternd und unkontrollierbar zuckend hielt ich mir mit dem Zeigefinger der linken Hand einen Nasenflügel zu und beugte mich nach vorne zu dem weißen, tödlichen Haufen. Wie vom Blitz getroffen verließ die Pranke meine Schulter und schlug mir dermaßen heftig gegen den linken Ellenbogen, dass mir mein Finger tief in die Nasenhöhle geschoben wurde. Er stieß gegen einen vorstehenden Knochen und ich glaubte zu hören, wie mein Finger im Inneren meines Kopfes brach. Blut lief aus dem verletzten Gewebe der Nase und über den gebrochenen Finger meine Hand hinunter.
“Halt das Loch schön zu Paul, sonst geht’s nicht. Halt es ja schön zu.”
Jetzt klebten die Pranke an meinem Hinterkopf, wo die Klauen schabten und gruben, aber von Alledem spürte ich gar nichts mehr. Mein Kopf drohte zu explodieren und wurde hart nach vorne gedrückt. Blut tropfte auf das Armaturenbrett und vermischte sich mit dem Amphetamin.
Mühselig und schockgeschüttelt versuchte ich, die Drogen hochzuziehen. Dank dem gebrochenen Finger, der immer noch in meiner zerschundenen Nase steckte, war dies fast ein Ding des Unmöglichen. Die Klauen wühlten und gruben weiter in meinem Haar und meiner Haut. Dann gelang es mir, knapp die Hälfte des Amphetamins in meine gesunde Nasenhöhle zu ziehen. Augenblicklich entfaltete sich die Wirkung der Droge und ich entdriftete der Welt, alles verzog und verbog sich, dicke graue Schlieren raubten mir die Sicht endgültig und mein Herz raste dermaßen, dass es jede Sekunde zu zerplatzen drohte.
Das Monstrum im feinen Anzug riss meinen Kopf brutal nach hinten zurück.
“Siehst du? Das geht doch ganz leicht, Paul.”, krächzte der Schlund aus tausend Kilometern Entfernung. “Siehst du, wie einfach es ist, ein Menschenleben zu vernichten? Oh, du bemerkst es bestimmt gerade, nicht wahr? Oh ja.”
Von ganz, ganz weit her vernahm ich ein hässliches Fauchen, wie von einem wilden Tier.
“Und du verkaufst diesen Dreck? Oh Gott, Paul. Du verdammtes, elendes Arschloch!”
Sterben ... Ich muss sterben ...
Oh, du warme Dunkelheit, komm, hol mich.
Als allerletztes spürte ich, wie die Klauen sich in meine Stirn gruben und mir die Haare samt der Schädeldecke vom Kopf rissen.
Ich spüre Schmerz in meinen Wangen.
Höre etwas. Klatsch! Klatsch! Die Schmerzen fahren abwechselnd von der einen in die andere Wange. Mit grosser Mühe schlage ich die Augen auf, fühle mich am ganzen Körper völlig benommen. Dann plötzlich, dämmert es mir. Ich sitze in meinem Wagen, die Whiskeyflasche habe ich wie ein Kleinkind seinen größten Schatz an meinen Körper gepresst. Ein Traum.
“Haha, du besoffenes Arschloch!”
Henna. Das ist Henna. Alles war nur ein beschissener Alptraum gewesen!
“Bist du endlich wach geworden? Mann, sauf das nächste Mal nicht so viel, wir hätten fast einen Unfall gebaut!”
Langsam, langsam komme ich wieder zu Sinnen.
“Halt die Fresse.”, murmle ich und schüttle meinen Kopf, um klarer zu werden. Mein noch leicht verschwommener Blick fällt auf das Gesicht Hennas. Hässliche Pusteln bedecken es, das kommt von dem ganzen Amphetamin, dass sie immer zieht.
Genau in diesem Moment erscheint der Cop an meinem Fenster. Wie zwei große, pechschwarze Augen blicken mich die Gläser seiner randlosen Brille an.
“Scheiße.”, knurrt Henna.
Mir fahren Schrecken durch meinen Körper, meine Muskeln verkrampfen sich, als stünden sie unter Hochspannung. Ich bemerke, wie mir Tränen in die Augen schießen.
“Die ... eine schwarze Brille ... “, schluchze ich und zeige zitternd auf die schwarzen Gläser. “Meine schwarze Brille?”, fragt der Cop leicht amüsiert und nimmt sich die Brille aus dem Gesicht.
“Steigen Sie bitte aus dem Wagen, Sir.”
Er vollführt eine Handbewegung.
“Der ... der weiße Tod fährt hinten ... fährt hinten mit, Sir.”
Da lächelte er.