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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geschichte mit altem Titel



Cyberwoolf
05.06.2007, 22:52
Ich habe mich entschlossen, auch endlich mal wieder etwas zu schreiben. Meine Geschichte trägt den kurzen Titel "Leben". Ich weiß, es ist ein bescheuerter Titel, vollkommen abgegriffen und abgedroschen. Aber es ist ein Titel, der immer aktuell sein wird und er beschreibt alles, worum es in dieser Geschichte geht. Leben ist etwas, das man nicht in einer Geschichte abhandeln kann. Auch nicht in tausend Geschichten. Deshalb wird es immer wieder "Lebensgeschichten" geben.

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„Leben“, sagte er und lehnte sich dabei im Sessel zurück. „Leben ist ein ständiger Kreislauf. Ein komplexes Gleichgewicht. Du kannst zum Beispiel nicht leben ohne zu sterben, aber wie könntest du sterben, ohne je gelebt zu haben?“ Er schaute sie herausfordernd an, als erwarte er eine Antwort auf seine Frage. „Manche Menschen glauben, das Leben sei ein Spiel“, fuhr er fort. „Aber diese Menschen sind einfach nur Dummköpfe. Philosophierende Besserwisser, die so viel heiße Luft ausblasen, dass sie irgendwann daran ersticken werden.“

Er suchte in seinen Taschen verzweifelt nach einer Zigarette, um diese Metapher noch einmal bildlich unterstreichen zu können, fand aber nur benutzte Taschentücher. Er war Nichtraucher. „Nun ja, das Leben ist jedenfalls kein Spiel. Damit will ich nicht sagen, dass das Leben nicht leicht ist, obwohl das weiß Gott stimmt, nein, ich möchte etwas anderes ausdrücken. Manche Menschen glauben, das Leben sei ein Spiel, sie nehmen es, spielen damit herum und werfen es irgendwann weg.“

Seine nächsten Worte wollte er sich noch einmal gut überlegen. Um Zeit zu gewinnen, nahm er einen tiefen Zug aus einer imaginären Zigarette. Sie sah seinem Treiben schweigend zu.

„Ich denke, das Leben ist etwas, mit dem man nicht leichtfertig umgehen darf. Dazu ist es viel zu besonders. Glaub mir, ich bin sicherlich kein Zeuge Jehovas oder sowas, Sinn des Lebens, höhere Ideale, ein gerechter Gott, das ist alles Schwachsinn. Was aber bleibt, und was keiner leugnen kann, ist das Leben selbst. Es ist ein einzigartiges Geschenk, das man nicht so einfach verspielen sollte.“

Sie blickte ausdruckslos auf ihn herab, als hätte er gerades etwas vollkommen Schwachsinniges gesagt. „Schau mich nicht so an, ich weiß, was du jetzt denkst. Seht euch diesen Spinner an, wie er mit seinem Esoterikscheiß den Sinn des Lebens erklären will, aber ich versichere dir, nichts läge mir ferner. Das Leben hat keinen Sinn, es ist vollkommen sinnlos. Nichtsdestotrotz ist es das einzige, das wir haben und damit müssen wir uns abfinden. Manche Menschen glauben, das Leben sei wertlos, da es keinen Sinn habe. Sie spielen lediglich damit herum, bis sie keine Lust mehr haben, der Wert ihres Lebens wird von ihren Launen bestimmt. Mal so, mal so, wie es gerade passt.“

Langsam erhob er sich aus dem Sessel und fing an, auf sie zuzugehen. „Der Mensch überschätzt sich vollkommen, meine Liebe, er hält sich für das tollste Wesen im Universum. Ein Leben ohne Sinn ist unter seiner Würde, deshalb hat es für ihn keinen Wert. Bloß ein weiteres Spielzeug auf seinem eigenen langen Weg der Perfektion. So wie es aussieht, wird die Menschheit auch in Zukunft blind durch das Universum torkeln, ständig auf der Suche nach einem besseren Sein. So lange sie dieses nicht gefunden hat, spielt sie weiter mit ihrem sinnlosen, wertlosen Leben, bis sie irgendwann die Lust verliert und das Spiel beendet. Der Mensch lebt in einer Traumwelt, statt Wirklichkeit will er Utopie, die Realität ist für ihn nur ein Spiel, ein Puppentheater, an dem man vorbeigeht ohne es zu beachten, weil es die eigene, ach so wichtige Zeit nicht wert ist.“

Sie starrte ihn nur schweigend und mit offenem Mund an. Während des letzten Monologes hatte er seine Taschen erneut durchwühlt. Mehrere Lagen Taschentücher zierten den frischgesaugten Teppich mit dem Karomuster. Schließlich fand er, was er gesucht hatte. Schweigend zog er das kleine Messer aus der Tasche und begann den Strick durchzuschneiden.

La Cipolla
06.06.2007, 22:28
Sofern das Ende nicht eine völlig überflüssige Metapher auf den "Lebensfaden" ist, verstehe ich es nicht. <<''

Sonst aber zwieschneidig. Einerseits sehr schön geschrieben, andernseits würde ich jemanden, der so mit mir redet, sofort abstempeln. Er erwähnt aller drei Wörter, dass er kein philosophierender Esotherikspinner ist und redet trotzdem von Kreisläufen und Gleichgewicht. Es ist genau so stupide, sich konstant von der Esotherik abzusetzen, wie irgendetwas krampfhaft Esotherisches zu sagen. Man lasse es einfach weg und sage, was man sagen will, ohne sich zu rechtfertigen.
Dazu kommt, dass mir die Reaktion des Mädchens unglaubwürdig erscheint. Wie intelligent, aber seit zwanzig Jahren allein eingesperrt muss man sein, um nach so einem Text ohne jede Gegenfrage fasziniert in die Luft zu starren? ôo

Sind die Taschentücher jetzt beabsichtigt? Dann find ich sie toll, und zwar so richtig, sie werfen noch einmal ein komplett anderes Licht auf die Geschichte und imho sollte man den letzten Satz den Taschentüchern widmen.

Also im Ganzen gut und mit einem vernünftigen Hintergrund, aber zu toppen. ;)

Liferipper
06.06.2007, 22:46
Sofern das Ende nicht eine völlig überflüssige Metapher auf den "Lebensfaden" ist, verstehe ich es nicht. <<''

Nein, das ist ein ganz und gar nicht metaphorischer Strick, mit dem sich das "intelligente, aber seit zwanzig Jahren allein eingesperrte" Mädchen erhängt hat.

Cyberwoolf
06.06.2007, 23:09
Sonst aber zwieschneidig. Einerseits sehr schön geschrieben, andernseits würde ich jemanden, der so mit mir redet, sofort abstempeln. Er erwähnt aller drei Wörter, dass er kein philosophierender Esotherikspinner ist und redet trotzdem von Kreisläufen und Gleichgewicht. Es ist genau so stupide, sich konstant von der Esotherik abzusetzen, wie irgendetwas krampfhaft Esotherisches zu sagen. Man lasse es einfach weg und sage, was man sagen will, ohne sich zu rechtfertigen.

Nun, mein Protagonist teilt eben meine Angst, dass der Text missverstanden werden könne. Immerhin ist er an die "blinde Menschheit" gerichtet, nicht wahr? ;)
Kreislauf und Gleichgewicht habe ich übrigens nur als Füller eingebaut, es sollte andeuten, dass der Protagonist vorhat, über das Leben zu philosophieren, hat selbst aber eigentlich keine große Aussage. Sollte ich tatsächlich noch umändern.


Nein, das ist ein ganz und gar nicht metaphorischer Strick, mit dem sich das "intelligente, aber seit zwanzig Jahren allein eingesperrte" Mädchen erhängt hat.

Ich dachte, das wäre eindeutig. Aber ein weiterer schöner Beweis, dass der Mensch nicht an den Wert des Banalen glauben kann.

Wohan
07.06.2007, 05:38
Ich dachte, das wäre eindeutig. Aber ein weiterer schöner Beweis, dass der Mensch nicht an den Wert des Banalen glauben kann.


looooool Will uns Cipo hier allen Ernstes weiß machen er habe NICHT kapiert das sich das Mädchen erhängt hat und er die ganze Zeit mit einer TOTEN sprach ?:rolleyes:

Also Bitte , wer das nicht verstanden hat sollte sein Posten hier an den Nagel hängen und ganz schnel laus dem Forum verschwinden , das ist PEINLICH Cipo einfach nur PEINLICH :rolleyes:

Also ich amüsier mich hier köstlich über sein Unverständnis dem so banalen gegenüber das man schon mit einem ganzen Lattenzaun gegen den Kopf geschlagen bekommt das die Grütze nur so spritzt :D

La Cipolla
07.06.2007, 07:31
Ahhhhh! :eek:

Cool. ôô

Ok, so is das sehr schön. Aber Unverständnis ist nun mal ein Grundzug meines Charakters. Deshalb frage ich ja nach und schweige nicht. ;) Dann is natürlich auch alles zurückgenommen, so ergibt das natürlich Sinn. :D
Ich bin fest davon ausgegangen, dass er den Strick in seiner Tasche gefunden hat...

Ich dachte, das wäre eindeutig. Aber ein weiterer schöner Beweis, dass der Mensch nicht an den Wert des Banalen glauben kann.
...und habe damit eher zu banal gedacht. Eindeutig ist es schon. Aber es war für meine Verhältnisse spät und ich bin leicht gestrickt.

:hehe:


Noch eine Sache, damit der Post nicht völlig in Wohans oh so schrecklicher Peinlichkeit versinkt (*gähn* :rolleyes: ). Ich finde die Relation Spiel - Leben nicht so abwegig. Es gibt Leute, die spielen Spiele, als wären sie alles, was sie hätten. Und es gibt auch Leute, die nehmen das Leben so ernst, dass es ihnen unmöglich ist, irgendwelchen Spaß daran zu haben, weil sie ständig mit Angst und übertriebener Vorsicht durchs Leben gehen. Diesen Leuten würde ich eher empfehlen, das Ganze wie ein Spiel zu sehen. Aber die Metapher ist hier gerade mehrfach belegt und deshalb eben auch zweifelhaft. Dazu kommt noch, dass die Geschichte jetzt völlig die religiöse Seite weglässt, wenn ich überzeugter Christ bin, ist es durchaus ein Spiel, und wenn ich verliere, beginnt eben die nächste Runde auf einem anderen Spielfeld. ;D Ob das gut oder schlecht is, kann man sich streiten, wollte nur sagen, dass ich persönlich das Leben schon wie ein Spiel sehe, im Sinne von "wichtig, aber weiß Gott nicht ernst". Sonst hätt ich mich sicher auch schon umgebracht, das ist dann wie ein kleines Kind, das den Sinn eines Spieles nicht versteht und den Tisch wutentbrannt umwirft. ;) Hätte dieses Kind das Spiel wie ein richtiges Spiel gesehen, hätte es einfach gegrinst und weiter gemacht. ^^''

toho
07.06.2007, 12:50
blablablaegopushing

vergiss es. du wirst kein mod.
:hehe:nton:

Wohan
07.06.2007, 13:33
vergiss es. du wirst kein mod.
:hehe:nton:

Spamer. aber hauptsache was reinblubbern , wie ...anderes ist man von dir ja nicht gewöhnt :p

NeoInferno
08.06.2007, 14:59
Also ich hoffe du meinst die Taschenspielerphilosophie in dem Text nicht so ernst, wie sie klingt.

Bis auf das recht gute und überraschende Ende ist für mich der ganze Text unheimlich pseudo und deswegen nicht weiter kommentierbar. Sorry.

La Cipolla
08.06.2007, 15:20
Find ich eigentlich gerade nicht, nur der erste Absatz, wie gesagt, der wirft den Erzähler sofort tief, tief, tief ins Unsympathische. :rolleyes: Danach gehts imho aber, weil er sich fast vollständig aus dem Metaphysischen raushält.