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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Öko-Thriller - Bisher kein Titel -> Prolog zu bewerten



Mio-Raem
29.05.2007, 18:43
He.
Da ich schon seit längerem an einem Roman schreibe, aber keinen Korrektor und Bewerter außer mir selbst habe, habe ich beschlossen, euch mal den Prolog des ganzen zu verabreichen.
Wenn es ankommt, kann ich u. U. mehr zeigen.

Es ist ein Thriller, der in der heutigen Zeit spielt. Ich denke, man kann es ganz gut mit "Öko-Thriller" bezeichnen. Na egal. Freue mich auf eure Antworten.


PROLOG



Aliksej Kosloff war ein Mann, der mit seinen 28 Jahren bereits alles erreicht hatte, was er je hatte erreichen wollen. Er hatte seinen Abschluss am Petrovka-Gymnasium von Moskau wie die meisten mit neunzehn Jahren bestanden, und hatte sich kurz danach an einer Universität beworben, um Militärwissenschaften zu studieren. Dort hatte er aufmerksam aufgepasst, und so die acht Semester vergleichsweise rasch hinter sich gebracht. Nun arbeitete er beim Militär, und war Vizekapitän eines aufgerüsteten U-Bootes, das regelmäßig Aufklärungsexkursionen in die Barentsee unternahm. Das Boot war der Stolz der gesamten Mannschaft. Liebevoll nannten sie es Natalija, was so viel wie „An Weihnachten geboren“ bedeutete. Dieser Name beschrieb das Gefährt treffend, war es doch am zweiten Weihnachtsfeiertag vor drei Jahren erstmals zu Wasser gelassen worden.
Aliksej war stolz auf seinen Posten, da ihm damit eine wichtige Führungsposition zuteil wurde.
Er bemühte sich, seine Vorgesetzten stets zufriedenzustellen, was in diesem Beruf manchmal gar nicht so einfach war, und nach den Exkusionen war er immer der erste, der Bericht ablieferte.
Die Natalija, die er insgeheim „sein Schiff“ nannte, war ein U-Boot der neuesten Generation, eine 667 vom Typ S-45. Konzipiert als Aufklärungsboot, gehörte die Natalija zu den leistungsfähigsten und schnellsten U-Booten, die derzeit auf der See kreuzten. Sie fasste insgesamt 15 Torpedos, und konnte bei speziellen Exkursionen – oder im Krieg – noch zusätzlich 12 Seeminen vom Typ Granit mit Mehrfachsprengköpfen laden.Unter Wasser erreichte sie eine Geschwindigkeit von exakt 7,3 Knoten, über Wasser fuhr sie maximale 16,4 Knoten. Auch die Größe war beachtlich: Die Natalija maß in der Breite 8,2 Meter, in der Länge 73,8 Meter. Aliksej kannte diese Werte in und auswendig.
Und das war auch gut so, denn das Boot war eine Spezialanfertigung, und hatte Unsummen gekostet. Das russische Verteidigungsministerium konnte sich Unfälle oder anderweitige Schäden an der Natalija nicht leisten.
Die haben ja keine Ahnung, überlegte er. Wie schwer es ist, einer solch großen Maschine und dazu einer dreiundvierzig-köpfigen Mannschaft Herr zu werden, und dafür zu sorgen, dass stets alles glatt lief. Ha! Zum Glück hatten sich einige Männer - um genau zu sein, neun - krank gemeldet. Kein Wunder, er hätte warscheinlich auch den Dienst verweigert, wenn er mit einem Schnupfen in die Barentsee gemusst hätte. Er lag in seiner Kabine, und starrte an die Decke. Die Ungewissheit, nicht zurück zu kehren, begleitete ihn und seine Männer auf jeder ihrer Fahrten. Sie alle waren Experten, und sich den Gefahren, die die See bot, vollkommen bewusst. Oft witzelte die Mannschaft, dass sie, gesetzt dem unmöglichen Fall, sie würden nach Auftauchen durch die Dachluken steigen, und aus Versehen ins Meer geschleudert, sofort von den hiesigen Haien gefressen würden. Als Aliksej neu gewesen war, hatte er gefragt, was daran so lustig sei. Na, die fressen doch gerne Seegurken, hatte ein bulliger Kerl gelacht. Aliksej hatte sich sofort wie zuhause gefühlt.
So war es auch heute. Er lauschte durch die massive Stahltür dem geschäftigen Treiben seiner Mannschaft, die er für einige Stunden der Obhut des ersten Offiziers, Marsjk Radosin, überlassen hatte. Die letzten achtundvierzig Stunden war er praktisch ununterbrochen auf den Beinen gewesen, und war nun der Ansicht, dass er sich eine Mütze Schlaf redlich verdient hatte. Radosin schafft es auch alleine, döste er in seinen Gedanken vor sich hin, er ist ein fähiger Mann. Wir werden schon nicht gleich untergehen.
Wo sie wohl gerade waren? Natürlich befanden sie sich in in der Barentsee, doch wo genau, das konnte Aliksej in seiner Kabine nicht bestimmen. Warscheinlich irgendwo kurz vor der Yuhznischen Insel. Wie er diese Insel hasste. Wenn die Natalija dort auftauchte, konnte man meinen, in einer anderen Welt gelandet zu sein. Keiner seiner Männer blickte dort gerne aus dem Bullauge. Das U-Boot zu verlassen war undenkbar, und strengstens untersagt.
Schon die Ufer der Insel schienen anders zu sein als die Strände und Küsten von anderen. Ein erdiger, grauer Ton dominierte das Farbbild, und vermittelte den Eindruck, dass man sich wohl auf dem Mond befand. Hier regnete es ständig; das kam von der zerstörten Umwelt, die hier nicht mehr so funktionierte, wie sie sollte. Im Landesinnern hatte die russische Marine vor Jahren dutzende von Atomtests durchgführt. Große, kleine, mittlere – sie alle hatten mehr als deutlich ihre Spuren hinterlassen. Das Land war durchzogen von Rissen und Kratern, die im Laufe der Jahre zu natürlichen Seen geworden waren, deren Wasser warscheinlich den Tod brachte. Was für elende Gedanken. Das hatte ihn nicht zu interessieren. Es war nicht sein Gebiet, und es ging ihn nichts an. Im Grunde wollte Aliksej auch gar nichts damit zu tun haben. Er nicht stolz darauf, was die Marine angerichtet hatte, und deren Führungspositionen waren es heutzutage auch nicht. Doch eigentlich war es ihnen auch egal.
Sie hatten eine riesige Insel, eigentlich ein ganzes kleines Ökosystem dem Erdboden gleichgemacht, und es kümmerte sie nicht besonders. Natürlich, es war furchtbar, dass es dort mittlerweile kaum noch Wälder gab, dass es dort aussah wie in den tiefsten Tiefen des atlantischen Marianengrabens. Wie schrecklich, dass über dreißig verschiedene Tierspezien innerhalb weniger Jahre fast ausgestorben waren. Das war der Preis. Und für die Köpfe der Marine war er zu verschmerzen.
Sie hatten ja noch Sibirien.
Aliksej ballte bei diesem Gedanken jedesmal die Fäuste, sodass die weißen Knöchel hervortraten.
Das war wohl das einzige, was er an seinem Land und seiner Regierung hasste. Diese Gleichgültigkeit. Dieses verdammte Kolatteraldenken gegenüber der Natur. Er konnte Gift und Galle spucken, wenn er darüber nachdachte. In diesem Moment brannten in Ostrussland, irgendwo bei Minsk, die Ölfelder. Südlich davon verendete die Natur rund um den Aralsee. Und an den Grenzen zu Weißrussland beuteten sie die Wälder aus.
Aliksej stand auf. Er musste sich ablenken, denn er konnte ohnhin nicht einschlafen. Am besten, du siehst mal nach, was sie draußen so treiben, sagte er sich.
Er öffnete die schwere Tür, drehte an dem Rad, bis sie sich öffnete. Um Respekt zu erhalten, war er bemüht, seine Frisur zu glätten. Im Gang herrschte mehr oder weniger entspannte Ruhe. Er ging an zwei Männern vorbei, die gelangweilt auf ihren Tastaturen herumtippten. Ein dritter starrte wie in Trance auf den Bildschirm vor sich, der den Radarfeld des Bootes anzeigte. Leise ertönte in regelmäßigen Abständen das Geräusch, wenn der Strich auf dem Radar eine Runde gemacht hatte.
Bing.... Bing....
Er ging weiter. Einige Meter später traf er auf Radosin. „Alles in Ordnung?“ fragte er den Mann.
Radosin, der sich gerade auf die Schultern eines vierten Mannes gestützt, und eine andere Ausrichtung des Radars verfolgt hatte, wandte sich zu ihm um. „Klar“ kaute er. „Zumindest nix aufregendes“. - „Radosin, schämen sie sich. Als ihr Vorgesetzter frage ich sie hiermit zum letzten Mal: Was am Kaugummiverbot während der Operation verstehen sie nicht?!“ Radosin grinste. „Nichts, alles klar. Ich mag Orbit eben.“ Er deutete auf die Kaugummipackung, die aus seiner Hosentasche lugte. Aliksej funkelte ihn an. „Ist mir scheißegal, ob sie diese verdammten Dinger mögen, oder nicht, solange sich dieses Boot auf See befindet, habe ich hier das Sagen, verstanden?!
Und die erste Regel lautet, dem Vorgesetzten zu gehorchen. Also nehmen – sie – dieses - verdammte – Ding aus dem Mund!“
Radosin verdrehte die Augen, und puhlte das Kaugummi zwischen den Zähnen hervor. Kurz darauf war es im Mülleimer verschwunden.
Aliksej atmete durch. „So, und jetzt will ich, dass sie stramm stehen, und mir genauestens Bericht abliefern. Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“. Radosin schien zu überlegen. „Nee, wenn ich's mir recht überlege, eigentlich nicht. Vorhin hat uns mal für ne' Weile n' Buckelwal begleitet.
Das war...“ Er überlegte wieder. „Kurz, nachdem sie weg waren.“
Aliksej runzelte die Stirn. „Buckelwal? Die leben hier doch gar nicht.“ Radosin zuckte mit den Schultern. „Keinen Plan. Sah jedenfalls wie'n Wal aus. Und Buckelwale sind die einzigen, die ich kenn'.“ Er grinste wieder.
Aliksej beschloss, sich damit abzufinden, dass Radosin zwar ein Experte, aber kein zwingend schlauer Mensch war. Er war einer von denen, die sich langsam, aber sicher hochschleimten.
„Na gut. Sonst noch was?“ - „Nö.“ Radosin kratzte sich am Kinn, und blickte gedankenverloren im Raum herum. Aliksej hatte sich nie ganz mit ihm anfreunden können. Sicher, er war kein schlechter Mensch, meistens sogar sehr nett. Aber diese Dummheit! Aliksej konnte jedesmal stöhnen, wenn Radosin ein Beispiel seiner umfassenden Intelligenz zum besten gab.
Das nervte ihn so. Hatte dieser Mann eigentlich jemals freiwillig ein Buch in der Hand gehabt? Aliksej bezweifelte das. Er hatte von klein auf den Umgang mit intelligenten Personen geschätzt.
Er war schon immer ein sehr belesener Mensch gewesen, freundlich, und, vor allen Dingen, eloquent. Seine Eloquenz hatte ihm schon so manches mal aus der Patsche geholfen. Natürlich konnte er auch mal ordentlich auf den Putz hauen. Das lag ihm im Blut wie jedem anderen auch. Aber wenn die Möglichkeit bestand, zog er die freundliche Diskussion der sinnlosen Prügelei vor. Zumal das vollkommen übertrieben war. Aliksej hatte sich in seinem gesamten Leben noch nie wirklich geprügelt. Deswegen war er auch zur Armee gegangen. Wenn hier ein Konflikt anstand, konnte man sich hinter den Waffen verstecken. Natürlich nur im übertragenen Sinne.
Er lächelte. Bald würde er wieder zu Hause sein. Seine Verlobte wartete schon auf ihn, und mit ihr das kleine Ding, das in ihrem Bauch heranwuchs.
„Kapitän Kosloff?“ sagte eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um. „Was gibt es?“ Es war der Mann, auf dessen Schultern sich zuvor Radosin ausgeruht hatte. „Tja, wenn ich das wüsste“ sagt er, und machte ein verwirrtes Gesicht. „Ich hab' hier was auf dem Radar, das sich uns direkt nähert. Es ist langsam, aber es kommt frontal auf uns zu.“ - „Haben sie eine Ahnung, was es ist?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Eben nicht. Aber Radosin vermutet, dass es der Wal von vorhin ist.“ Aliksej sah hinüber zu Radosin. „Genau, das wird er sein.“ sagte Aliksej mit sarkastischem Unterton. „Der mag uns, nicht wahr, Radosin?“ Radosin machte ein ratloses Gesicht.
„Haben sie vielleicht ne' bessere Idee?“ Aliksej stutzte. Nein, hatte er nicht. Er hatte keine Ahnung, was sich da mit ihnen auf Kollisionskurs befand. „Kapitän?“ holte ihn der Mann wieder aus den Gedanken. „Was sollen wir tun? Es macht keine Anzeichen zu einem Ausweichmanöver.“
Aliksej schloss die Augen. „Geben sie einen Ultraschallwarnschuss ab. Jeder Wal im Umkreis von drei Seemeilen wird sofort ausweichen, wenn er das in die Ohren kriegt.“ Der Mann nickte, und tippte rasch einen Code in den Monitor ein. Dann drückte er einige Tasten, und sah wieder zum Radarbildschirm. „Schauen wir mal, was es macht.“ Die grüne, schemenhafte Fläche auf dem Radar
bewegte sich weiter. Dann begann sie abzudrehen, und bewegte sich an der rechten Flanke der Natalija vorbei. Aliksej ging zu einem der Bullaugen, und schaute hindurch. Das Boot besass an jeder der Seiten insgesamt neun Scheinwerfer, die im Abstand von etwa acht Metern angebracht waren, und so einen perfekten Sicht von jedem Bullauge boten.
Draußen im Wasser herrschte Ruhe. Nichts war zu sehen. Einen Augenblick lang dachte Aliksej, dass er vielleicht auf der falschen Seite schaute, aber er befand sich an der korrekten Stelle. Doch da war nichts. Wie konnte das sein? Das Ding war gerade erst am Bug der Natalija vorbei. Eigentlich müsste es gleich vorbeischwimmen. Aliksej verspürte Unruhe.
„Kapitän, das Objekt ist vom Radar verschwunden.“
Aliksej merkte, wie sein Herz pochte.
Das konnte nicht sein. Das Etwas war abgedreht, war direkt an ihnen vorbei geschwommen, sogar Radosin, der Esel, hatte das mitbekommen. Selbst wenn es danach weiter abgetaucht war, hätte der Querradar es immer noch erfasst. Aber einfach weg? Nein, das war unmöglich. Ein Objekt dieser Größe konnte nicht einfach verschwinden.
Aliksej spürte, wie sich auf seiner Stirn kalter Angstschweiß bildete. Er war für solche Situationen nicht geschaffen. Selbst wenn es ein agressiver Killerwal gewesen wäre, wäre Aliksej froh gewesen, wenn er ihn gesehen hätte. Eine offene Schlacht zog er dem Versteckspiel, dass das Objekt hier offensichtlich betrieb, eindeutig vor. „Es versteckt sich“ stellte auch Radosin endlich fest. „Nein. Es versteckt sich nicht.“ Aliksej lachte bitter. „Es verarscht uns.“ „Kapitän! Sehen sie!“ rief der Mann, der am Radar saß. Aliksej stürzte zu ihm. Als er auf den Monitor blickte, versteinerte sein Gesicht. Das Objekt war wieder da, und kam frontal auf sie zu.
Und es war näher, als es ihm lieb war.
Viel zu nah.
„Verdammt, was ist das?!“ rief Radosin schrill. „Schießen sie einen Torpedo“ ordnete Aliksej an, der mit Mühe und Not Ruhe zu bewahren suchte.Hastig drückte der Mann wieder ein paar Tasten.
Aliksej spürte den Druck, als das Geschoss seine Kapsel verließ. Alle Augen waren nun auf den Monitor gerichtetet. Da war der Torpedo, ein kleiner grüner Strich, der sich schnell seinen Weg durch das Wasser bahnte. Die Zeit stand still. Das Objekt kam weiter auf sie zu, und zwischen ihm und der Natalija befand sich nun das Explosivgeschoss. Dann traf der Torpedo. Eigentlich traf er nicht, zumindest wussten sie das nicht. Doch der grüne Strich verschmolz mit der größeren grünen Maße, die das Objekt bildete. Dann war er weg.
Das Objekt hielt an, etwa zweihundert Meter vor der Natalija. Aliksej atmete durch. Wenn es ein Killerwal gewesen war, dann würde er jetzt sterben. Kein Meerestier überlebte ohne weiteres einen Torpedo. Man konnte die Geschosse mit Elefanten vergleichen, denn sie hatten mindestens ebenso viel Wucht wie ein stürmender, wütender Elefantenbulle. Bloss, dass Elefanten nicht explodierten.
Aliksej lächelte. Dann merkte er, dass er, und alle anderen mit ihm, aufkeuchten. Der Torpedo kam zurück.
„Sofort abtauchen!!“
Das Boot machte einen Satz in die Tiefe, und sackte etwa zwei Meter ab. Das war viel.
Aber nicht genug.
Aliksej Kosloff realisierte, dass sein Leben jetzt wahrscheinlich enden würde.
Sein Herz raste.
Radosin schrie.

Der Torpedo traf die Natalija direkt am Bug mit solcher Wucht, dass es die ersten sieben Meter glatt zerfetzte. Eine riesige Feuerkugel, mehr mattgelb als orange, dehnte sich, und verschluckte einen weiteren Teil des Bootes, während die Luftblase, die kurz aufstieg, die Macht der Detonation noch verstärkte. Eine enorme Druckwelle schüttelte das Boot durch, und stieß den größten Teil, in dem sich Aliksej, Radosin, und elf weitere Männer befanden, von sich weg. Der andere Teil, in dem gerade dreiundzwanzig weitere ertranken, verschwand in der Detonation.
Dann gab es einen weitere Erschütterung, als das Minenlager, das sich in dem kleinen Teil befand, ebenfalls explodierte. Eine weitere Druckwelle fuhr durch die dunkle See, und trieb den abgetrennten Teil weiter aus der Gefahrenzone.

Aliksej spürte, wie die Überreste des Bootes nach oben stiegen. Oder sank es? Nein, es stieg.
Aber das war nicht möglich. Das Boot war gerade förmlich halbiert worden. Wie konnte es da sein, dass der verbliebene Teil zur Meeresoberfläche stieg? Ihm kam ein Gedanke. Es gab nur eine Möglichkeit. Wahrscheinlich war der Lufttank, der zum Auftauchen benötigt wurde, nicht beschädigt worden. Nun sorgte er dafür, dass sie stiegen.
Ins Licht.
Aliksej merkte, dass er auf dem Boden lag. War er verletzt? Sein Schädel tat weh, doch das war angesichts dieses Desasters zu verschmerzen.Was war mit den anderen? „Radosin“ flüsterte er.
„J...Ja?“
„Alles klar?“
Er hörte Radosin schnaufen.
„Ich – ich glaub', mein – mein Bein is'...“
Aliksej rappelte sich mühsam auf. Das Boot hatte mittlerweile die Oberfläche durchstoßen.
Er blickte zu der Tür, die in den nächsten Raum führte.
Geführt hatte.
Dahinter war nichts mehr. Gar nichts.
Gott sei dank hatte sie dem Druck statndgehalten.
Er blickte hinüber zu seinem ersten Offizier. Radosin lag seltsam verdreht da. Seine Beine waren noch dran. Warscheinlich gebrochen, dachte Aliksej.
Um ihn herum erhoben sich langsam und stöhnend der Rest, der von seiner Mannschaft übrig geblieben war. Fünf Männer halfen sich auf, fielen sich in die Arme.
Sie hatten überlebt.
Aber was war passiert?
„Hört mal alle her...“
Seine Männer schauten ihn an.
Fassunglose Gesichter.
Verängstigte Gesichter.
„Hört mal, ich...ich hab' keine Ahnung, was das eben war... Aber wir – müssen Hilfe holen. Schnell. Funktioniert der Funk noch?“
Der Mann, der den Torpedo abgeschossen hatte, blickte zum Amaturenbrett, und schüttelte den Kopf. „Hey, ich hab'n Handy“ machte Radosin dumpf. Seine Beine waren tatsächlich gebrochen, er war der einzige, der noch lag.
Aliksej lächelte.
„Radosin, du Arschloch. Ich hab' dir doch verboten, ein Mobiltelefon mitzunehmen...“
Radosin grinste und blinzelte.
„Hey, Leute...“ Sie sahen ihn an.
„Kaugummi?“


Soo, das war mal der Prolog.
Wie gesagt, freue mich auf eure Antworten und Meinungen.


Mio-Raem

La Cipolla
30.05.2007, 15:42
Zuallererst. Radosin schleimt sich bitte wie ein? Oo Mit Ungehorsam, Frechheit, ungenauen Berichten und Dummheit? Da fehlt irgendwas.

Dann erklärt der Anfang für einen Prolog zuviel. Es reicht doch eigentlich, wenn der Leser weiß, dass da ein U-Boot mit einem Kapitän ist, dass es gerade an einer unbeliebten korrumpierten Insel im Einsatz ist und plötzlich getroffen wird. Die ganzen Hintergründe zu Aliksej und seine Lebensgeschichte bringt man besser dann ins Spiel, wenn sie wichtig wird, oder man fasst sich kürzer, vor allem da du den Anfang ja einen Prolog genannt hast. Seine Überzeugungen der Umwelt betreffend wären in einigen wenigen Sätzen auch glaubwürdiger gekommen als in einem Traktat. Allgemein ist mir der Zeigefinger ein wenig zu hochgehoben, das kann man subtiler machen. Und wenn er sich so viele Gedanken macht, dann sollte er es immer machen, und seine halbe Mannschaft am Ende nicht mit einem einzigen Satz im Kopf abschreiben.
Aliksej kommt auch überhaupt nicht wie ein Kapitän rüber, sehr unsicher und ängstlich. Ka, obs geplant ist, aber ich würde so jemanden nicht einstellen. ;)

Und muss man selbst den modernsten Torpedo nicht irgendwo erst vorbereiten und das Boot ausrichten? ôo


Allerdings wird der Text ab der Hälfte sehr spannend zu lesen. Er hat zwar den Stil eines typischen Genrevertreters, aber das schadet ja nicht. Nun muss man sehen, wie sich das Ganze weiter entwickelt, ich warne speziell vor der übertriebenen Nutzung des ökologischen Zeigefingers und vor zu vielen (noch) unwichtigen Erklärungen.

Mio-Raem
30.05.2007, 22:33
Hi Cip. Danke, dass du antwortest, ich dachte schon, dass das ganze gar keinen interessiert... Nun aber zu deinen Fragen, deiner Kritik, und so weiter. Ich werd's in kleineren Abständen bearbeiten.



Zuallererst. Radosin schleimt sich bitte wie ein? Oo Mit Ungehorsam, Frechheit, ungenauen Berichten und Dummheit? Da fehlt irgendwas.

Radosin ist der, nun, man könnte sagen, Antiantiheld der Geschichte. Er spielt zwar keine Hauptrolle, kommt aber öfter vor, und ist einer dieser wunderbaren Charaktere, die sich in das Gedächtnis des Lesers einbrennen.
Er ist eine Figur, über der ich mir sehr gerne den Kopf zerbreche, denn ich finde, er ist jemand, über den man im Grunde sogar ein eigenes Buch schreiben könnte. Er hat zwar viele negative Eigenschaften, und stellt, im Vergleich zu beispielsweise Aliksej oder anderen Figuren (Die hier nicht genauer beschrieben werden ;) ) eigentlich nur eine mickrige Ölfunzel dar. Trotzdem ist er auf Anhieb sympathisch, und gibt einem irgendwie zu denken. Ähnlich wie Gollum. :A
Trotzdem kann ich deine Beanstandung hier, mangels weiteren Lesestoffs, nicht rechtfertigen.


Dann erklärt der Anfang für einen Prolog zuviel. Es reicht doch eigentlich, wenn der Leser weiß, dass da ein U-Boot mit einem Kapitän ist, dass es gerade an einer unbeliebten korrumpierten Insel im Einsatz ist und plötzlich getroffen wird. Die ganzen Hintergründe zu Aliksej und seine Lebensgeschichte bringt man besser dann ins Spiel, wenn sie wichtig wird, oder man fasst sich kürzer, vor allem da du den Anfang ja einen Prolog genannt hast.

Die "Hintergründe" aus Aliksejs' Leben habe ich deshalb eingebaut, damit sich der Leser, wenn möglich, gleich auf Anhieb mit einer der Figuren (In diesem Falle Aliksej) identifizieren kann. Es hört sich meiner Meinung nach einfach besser an, wenn der Leser auch etwas über die Figuren erfährt.
Ich mag es eben nicht, wenn man schreibt, joa, dass da so'n Typ, genannt so und so, mit so und so nem' U-Boot durch die nordrussische See kreuzt.


Seine Überzeugungen der Umwelt betreffend wären in einigen wenigen Sätzen auch glaubwürdiger gekommen als in einem Traktat.

Ich weiß. :) Mit dieser Stelle war ich auch noch nicht so ganz zufrieden. Mal sehen, was sich da machen lässt.


Allgemein ist mir der Zeigefinger ein wenig zu hochgehoben, das kann man subtiler machen. Und wenn er sich so viele Gedanken macht, dann sollte er es immer machen, und seine halbe Mannschaft am Ende nicht mit einem einzigen Satz im Kopf abschreiben.

Ja, dass dreiviertel der Mannschaft innerhalb eines Satzes sterben, das hatte ich so eigentlich auch nicht geplant. Schäme mich da auch, denn an dieser Stelle kommt das typische Hollywood-Feeling auf: Sämtliche Statisten, diejenigen, die keinen Text haben, recken ab, und die strahlenden Hauptcharaktere überleben.
Aber auch allgemein finde ich, dass solche Situationen ziemlich schwer zu schreiben sind. Man muss genau abwägen, wieviel Umwelt-Pathos und dergleichen man nun einbaut, ohne einen halbwegs flüssigen Übergang zu den Gesprächen zwischen den Personen zu verhauen.


Und muss man selbst den modernsten Torpedo nicht irgendwo erst vorbereiten und das Boot ausrichten? ôo

Nö. :D Hab' mich da informiert, und meine Nataljia ist eine Kreation aus dem Hause Mio-Raem. Sie verkörpert das beste sämtlicher russischer U-Boot-Typen, die je gebaut wurden. Aber wie sagte schon der Architekt der Titanic ? "Dieses Schiff ist aus Eisen, und glauben sie mir, wenn sie aufläuft, wird sie sinken wie jedes andere Schiff auch."


Allerdings wird der Text ab der Hälfte sehr spannend zu lesen.

Danke schön! Freut mich sehr. Im allgemeinen werde ich mir deine Kritikpunkte auch zu Herzen nehmen.


Mio-Raem

Moyaccercchi
31.05.2007, 06:04
Mjaum, mir hat dieses Prolog ziemlich gut gefallen. Auch wenn es mir ebenso wie Cipo zunächst etwas komisch vorkam, dass jemand, der sich eigentlich immerzu einschleimt, sich an keinerlei Regeln hält... Eigentlich würde man ja eher denken, dass sich dieses Recht, Regeln zu brechen, nur die herausnehmen dürften, die wahre Experten ihres Faches sind. Aber egal. *g*
Bei dem Absinken wäre es doch vielleicht vernünftig, wenn du nicht alle 37 Leute auf einmal sterben lässt, sondern eventuell etappenweise erst die eine Hälfte, und bei der zweiten Explosion die anderen, oder wenn du vorher auch mal auf das Schicksal eines der Menschen eingehst, die dort sterben. (Ok, wenn man sowas übertreibt kann es auch störend wirken - bei die Elfen zum Beispiel kommen am Anfang fast schon seitenweise Charakterbeschreibungen, nur damit diese beschriebenen Leute keine zwei Seiten später ohne viel Aufhebens getötet werden, aber wenn man in kleinem Maße sich halt auch einfach mit denen beschäftigt, die da sterben, denke ich mal, dass es somit auch etwas persönlicher wird. Vielleicht reicht es ja schon, ein oder zwei Namen zu nennen, vielleicht noch, dass jemand heute eh schon einen schlechten Tag hatte oder so, was weiß ich. ^^)
Und was ich sehr lobend erwähnen muss, das ist eindeutig der letzte Satz. Hab sehr lauthals lachen müssen dabei. *g*

Mio-Raem
31.05.2007, 10:21
Danke schön !
Freut mich sehr, dass der Prolog auch bei dir so gut ankommt.
Was Radosin betrifft, habe ich ja eigentlich schon alles esagt, was es zu sagen gab, möchte aber noch etwas hinzufügen:

Ich habe ja nur beschrieben, dass Radosin zu den Leuten gehört, die sich hochschleimen. Damit meine ich, dass er zwar auf seinem Gebiet wohl ein Experte ist, aber seinen Posten im Grunde nur durch Einschleimerei bei den höheren Vorgesetzten erhalten hat, und nicht wirklich über viel Intelligenz verfügt.

Das mit dem Absinken... Ja, hab' ja schon gesagt, dass ich das warscheinlich noch abändern werde. Bisher wusste ich bloß nicht wie, aber deine Idee mit dem


schlechten Tag

...gefällt mir wirklich gut.
Wie gesagt, mal sehen, was sich da machen lässt.


Mio-Raem