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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entschuldigen und Verzeihen



Muhrray
23.06.2003, 23:02
Hey Sumpfler

Hier geht es, wie im Threadtitel auch beschrieben, um die Problematik des Entschuldigen und Verzeihen.

"Ich entschuldige mich."

Dieser Satz ist meiner Meinung nach immer mehr zu einer Floskel verkommen. In den Fällen, wo man die Butter im Supermarkt vergessen hat, mag das noch in Ordnung gehen, aber wenn man sich eine größere Schuld aufläd, ist meist beim Aussprechen des Satzes keine Reue erkennbar. Derjenige möchte doch nur schnellst möglich sein Gewissen bereinigen ohne seine Schuld wirklich zu bereuen oder sich mal ein paar Minuten Zeit genommen zu haben über seine Schuld nachzudenken.
Noch schlimmer: andere raten demjenigen sich doch endlich zu entschuldigen und er macht es schließlich.

Und man selber kann manche Dinge einfach nicht verzeihen, dafür kann man sich einfach NICHT entschuldigen, weil man es nicht verzeihen kann. Und wenn ich dann diesen Satz hören muss in der Kombination mit einem "Es tut mir wirklich leid", frage ich mich, ob der Person wirklich bewusst ist was sie verlangt bzw. ob ihr klar ist, dass ich auch die evtl. sogar bereuten Taten nicht entschuldigen kann. Vielleicht möchte die Person die Schuld vergessen machen, aber ich kann das nicht. Manche Fehler kann man nicht wieder gut machen.

Eine andere Sache ist es auch umgedreht. Man tut etwas wirklich schlimmes und das quält einen so unglaublich, man kann an gar nichts anderes mehr denken, dass man einfach etwas tuen muss. Man entschuldigt sich und der Kumpel nimmt es auch an, aber einem selbst bringt es irgendwie keine "Schuldabnahme", keine "Ent-Schuldigung". Man grübelt doch immer noch über seine Fehler nach und will es irgendwie wieder gut machen, was für einen Sinn hat dann entschuldigen, wenn es weder dir noch dem Geschädigten eigentlich etwas bringt?
Ist es wirklich nur noch Höflichkeit?
Denkt ihr drüber nach, wenn ihr diese paar Worte aussprecht, auch in den entscheidenden Momenten?
Und gibt es für euch nicht auch Dinge, die man nicht entschuldigen kann, bei denen ein "Ich entschuldige mich" schon fast einem weiteren Schlag mitten ins Gesicht gleich kommt?

Zaphod
23.06.2003, 23:21
Also auf alle Fragen kann ich nicht antworten, das mal vorneweg :)...

ICh persönlich mag auch keine Entschuldigungen... Z.B. Beim Sport.. Ich kann da einige die Entschuldigen sich IMMER nur weil sie mal einen glücklichen Punkt gemacht haben... -_-

Ich entschuldige mich fast nie.. Aber wenn ich mich mal entschuldige, dann hab ich wirklich etwas gemacht, dass ich besser nicht hätte tun sollen, bzw. für das ich mich schäme... ´Doch leider denken dann viele, das das nur so ein "dahergesagten" "Entschuldigung" ist..

Eigentlich bringt ein "Entschuldigung" null für den geschädigten.. Man sollte es eben einfach besser machen beim nächsten Mal... Und wenn es kein nächstes Mal gibt.. Hmm.. Ich weiss auch nicht so recht.

Iron Lady
23.06.2003, 23:27
Ich sehe das etwas anders.ich bin in sachen höflichkeit so erzogen worden das ich mich oft entschuldige.aber wenn das muss ich das auch aus freien stücken tun und ernst meinen.was ist schon eine
entschuldigung wert,wenn sie nicht ernst gemeint ist.

und dem geschädigten mag es vieleicht nichts bringen,aber wenigstens weiß er das es nicht absichtlich war oder das der andere reue zeigt.leider wird heutzutage entschuldigung viel zu oft gesagt,aber nicht so gemeint.

es gibt auch sachen die man einfach nicht entschuldigen kann.ich bin ein sehr nachtragender mensch und bin über sachen öfters monatelang sauer,egal wie oft sich der andere entschuldigt hat

Ifrit
24.06.2003, 00:09
Hach Muhrray, bei den Topics muss ich doch noch ein Weilchen bleiben, wenigstens im Sumpf. ;)

Was deine Denkansätze angeht, so kann ich sie alle nachvollziehen doch irgendwie..naja. Mit dem letzten Absatz widerlegst oder beantwortest du ja schon das, von darüber.

Es gibt Dinge, die sind nicht zu entschuldigen, aber dennoch, was bleibt einem Menschen anderes übrig als sich für Fehler und Missverhalten zu entschuldigen ? Es ist eigentlich die einzige Möglichkeit vor anderen Fehler zu bekennen und Reue zu zeigen, was sollte ein Mensch denn sonst auch tun ? Auf Knien rutschend um Verzeihung betteln ? Irgendwelche verrückten Dinge tun, um dem anderen wieder etwas gutes zu tun - was keine Problemlösung wäre da es auch mit dem Vorfall nichts zu tun hätte - oder soll man in die Kirche gehen und sich für seine Sünden Absolution erteilen lassen - wovon der andere ebenfalls nichts hat - ?

Es bleibt einem nur übrig, ein gewisses Maß an Ehrlichkeit zu beweisen und auch viel Selbstbeherrschung. Wenn jemand andauernd Scheisse baut und sich immer entschuldigt, es täte ihm so leid, es käme nie wieder vor...einem solchen Menschen nehme ich keine Entschuldigung ab, denn ich weiß, dass sie für ihn nichts Besonderes ist.

Wenn aber eine wirklich gravierende Sache passiert ist, ein Mensch verletzt wurde und der "Täter" sich von Herzen entschuldigt, sagt, dass ihm sein Verhalten leid täte und es sich nicht um jemanden handelt, der das einfach leichthin sagt, sondern jemand der grundehrlich ist und selten in die Befangenheit gerät sich entschuldigen zu "müssen", dann würde ich dem Glauben schenken und (versuchen zu) verzeihen.

Menschen machen Fehler, (ob sie aus ihnen lernen ist eine andere Sache) das ist nur natürlich, demnach sollte man auch verzeihen können. Wer besonders nachtragend ist und so handelt, ewig die beleidigte Leberwurst spielt, der wird im Leben wohl kaum viele Freunde haben, Fehler gehören zum Leben dazu..was wäre die Welt auch, wenn alles perfekt wäre ?..u see, boring..

Mascara
24.06.2003, 00:24
Wenn mich ein Mensch verletzt, (und ich meine wirklich verletzen) brauche ich einfach meine persönliche Zeit. Ich bin sicher nicht schnell beleidigt oder gekränkt, aber es gibt nun mal Dinge, die mich tief verletzen und wo ich empfindlich bin. Und wenn mich jemand da trifft (ob nun absichtlich oder nicht), kann er nicht von mir verlangen, dass ich gute Miene zum bösen Spiel mache und so tu, als wäre alles in Ordnung. Entweder der andere akzeptiert, wie sehr mich das trifft und lässt mir Zeit und denkt nicht, nach ner kleinen Entschuldigung ist gleich wieder Friede-Freude-Eierkuchen oder er lässt es eben sein.

Ich glaube mittlerweile bei meinen Leuten einschätzen zu können, wann sie eine Entschuldigung aus ganzem Herzen meinen oder wann es nur dahingelallt ist, weil "man keinen Stress will". Manchmal sieht der andere seinen Fehler ja auch garnicht ein, sondern will sich bloß nicht streiten oder damit auseinander setzen, dass ist noch das Schlimmste. Also.. ich kann sehr viel verzeihen, nur brauche ich erstmal meine Zeit damit klarzukommen und damit umzugehen. Und in dieser Zeit kann ich nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Damit würd ich meinen Gegenüber belügen und mich selbst auch.

Todestribunal
24.06.2003, 02:50
Vergeben halte ich für eine der größten Taten im Zusammenleben von Menschen. Ich sage allerdings nicht: Wehe dem, der nicht vergeben kann, wenn er selber einmal einen Fehler macht. Ich sage: Er wird seine Ansicht ändern, wenn er einmal in jener Lage ist.

-[IoI]-Ins@ne
24.06.2003, 03:05
Das blödste was ich je gehört habe ist dieser Satz:
Ich hab mich ja eh entschuldigt!
Was für eine gigantisch blöde Aussage.. Ich hasse Leute die erwarten das man ihnen verzeiht nur weil sie lieb darum bitten...
Es ist einfach ekelhaft und herzlos..

Ich bin ja eigendlich nicht aus der Ruhe zu bringen, aber wenn mal wirklich etwas ist, dann kann ich nicht so schenll eine Entschuldigung akzeptieren.. *nein*
Wie Mascara gesagt hat: Da brauch ich erst mal Zeit für mich...
Und wer dies nicht versteht, der braucht am besten gar nicht mehr in meine Nähe kommen...
soviel dazu..
mfg

sMaex
24.06.2003, 04:49
Ich kenn dazu eine kleine Geschichte

"Ein Vater weiß einfach nicht weiter mit seinem Sohn. Ständig beleidigt er alle seine Mitmenschen. Sei es in der Schule sei es Zuhause.
Sein Vater macht sich sehr sorgen um ihn und sagt ihm:
"Immer, wenn du ab jetzt jemanden beleidigst, enttäuschst oder schlägst dann nimmst du diesen Hammer und einen Nagel und schlägst ihn in unseren Zaun vor der Tür rein."
Sein Sohn hat sich daran gehalten.
2 Monate später hat er einmal einen Blick af seinen Zaun geworfen, wo alles voller Nägel zugeschlagen war, was ihn sehr erschrocken hat und ihn zum Nachdenken angeregt hat.
Er wollte alles besser machen, und hat für jede entschuldigung und wiedergutmachen bei seinen Freunden, bei seinen Lehrern und bei seinen Elter einen Nagel hinausgezogen.
Doch als alle Nägel hinaus waren, hat er bemerkt, dass der Zaun komplett durchlöchert war und dies auch nicht zu flicken ist, ausser mit neuen Zaun-Pfosten."

Das stand mal in so einer FreundschaftsKettenE-Mail drin und hat mich sehr zum Nachdenken bewegt. Ich hoffe euch geht es auch so und ihr habt es auch verstanden, da ich gerade ein bisschen in Eile bin!

Taichi
24.06.2003, 20:39
Original geschrieben von Muhrray
...
Denkt ihr drüber nach, wenn ihr diese paar Worte aussprecht, auch in den entscheidenden Momenten?


Das kommt bei mia sehr darauf an, um welchen Menschen es sich handelt und in welchem Umfeld das passiert.
Wenn es jemand ist, den ich sehr gut kenne und auch sehr gut leiden kann dann denk ich da sehr darüber nach... ich denke eigentlich immer sehr gut über das nach, was ich sage, denke, tue... und hinterfrage auch: Ist das grade die Wahrheit, was du da sagst? Willst du nicht eigentlich etwas anderes sagen...?
Und ich denke, wenn es wirklich um einen menschen geht, der mich so gut kennt, ... merkt dieser das auch, wenn ich das ernst meine, oder nicht.. ^^ (schon oft genug vorgekomm ^^'') [hey, das gefühl ist schön, wenn man mit jemandem redet, und dieser einen fast so gut kennt, wie man sich selbst.. *lächelt*]

Aber wenn ich die Person nicht besonders leiden kann, oder nicht viel mit ihr/ihm zu tun habe, dann ist es mir eigentlich egal, ob ich mich ernsthaft entschuldige, oder es nur tue um größeren stress aus dem weg zu gehen. ich denke da auch nicht weiter drüber nach, es ist mir einfach egal, es ist nicht wichtig. zumindest für mich.

Vio
24.06.2003, 20:49
@olddaddy: die geschichte/parabel find ich ist genial - mich hat sie zum nachdenken gebracht, und ich finde sie genial.

@Topic: wiedermal ein Klasse Topic von damuhrray, ich kann dir nicht oft genug http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/1/respekt_2.gif zollen, my friend :)


Dieser Satz ist meiner Meinung nach immer mehr zu einer Floskel verkommen. In den Fällen, wo man die Butter im Supermarkt vergessen hat, mag das noch in Ordnung gehen, aber wenn man sich eine größere Schuld aufläd, ist meist beim Aussprechen des Satzes keine Reue erkennbar.
Ich habe jetzt vor dem Schreiben des Posts mal überlegt wie oft ich selber mich entschuldige, und was ich dabei denke, meine Beweggründe and so on...

Ich entschuldige mich ehrlich gesagt seltener als ich dachte, wörtlich mit "Entschuldigung" noch weniger, was mich selber verblüfft hat. Ich benütze öfters "sorry" in diesem Zusammenhang, und eigentlich stimme ich der These zu, mit einem "Entschuldigung" oder "Sorry" bereut man eigentlich garnicht richtig, vor allem wenn man es aus Impuls heraus sagt.
Treffendes Beispiel, in London wenn man jemanden anstößt in der Fußgängerzone oder U-Bahn, entschuldigen sich die angerempelten Personen sogar.

Es gehört oftmals zum "guten Ton", zur Erziehung vielmehr, sich zu entschuldigen, und wenn ich jemanden auf die Füße trete so springe ich erstmal runter und entschuldige mich dann sofort, weil ich es gewohnt bin, und ohne richtig darüber nachzudenken.
Es ist eher das Ereignis "auf die Füße gestiegen" und ich schalte "entschuldigen" und das ist ein fester ablauf, der wie vieles im Leben dazu gedacht ist, unser Hirn zu entlasten und uns das Leben bewältigen lassen - somit sollte man ein "Entschuldigung" nicht gleich abtun als leere Floskel, es ist -imo- eine normale Art und Weise damit umzugehen.



Derjenige möchte doch nur schnellst möglich sein Gewissen bereinigen ohne seine Schuld wirklich zu bereuen oder sich mal ein paar Minuten Zeit genommen zu haben über seine Schuld nachzudenken.
Noch schlimmer: andere raten demjenigen sich doch endlich zu entschuldigen und er macht es schließlich.
Ich nehme an, dass dieses oben beschriebene feste Denkschema in vielen Fällen auch bei größeren Schnitzern greift, wie du z.b. angeführt hast. Vielleicht auch gewollt, unterbewusst (das ist jetzt etwas weit aus dem Fenster gelehnt die Annahme aber IMO wie gesagt) gesteuert dass wir etwas, was eigentlich über das Schema des automatischen Entschuldigens hinausgeht, trotzdem mit dem Standard-"Entschuldigung" beantworten.
Vielleicht sogar die Bequemlichkeit, sich nicht mit dem Problem weiter beschäftigen zu müssen?? Damit das "gute gewissen" beruhigt ist?

Auf die Zusage anderer sich zu entschuldigen ist imo wieder ein anderer Fall, denn zumindest setzt man sich mit der Problematik auseinander, es fehlt der automatische "Entschuldigung"s-Effekt, der Nachteil allerdings ist, dass man in solch einem Fall seine Schuld garnicht erkennt, deswegen nicht bereit ist, sich zu "entschuldigen".
Nachdem es einem aufgedrückt wird, beugt man sich wieder anderen, und erledigt das Thema eigentlich nicht mit sich selber...





Und man selber kann manche Dinge einfach nicht verzeihen, dafür kann man sich einfach NICHT entschuldigen, weil man es nicht verzeihen kann. Und wenn ich dann diesen Satz hören muss in der Kombination mit einem "Es tut mir wirklich leid", frage ich mich, ob der Person wirklich bewusst ist was sie verlangt bzw. ob ihr klar ist, dass ich auch die evtl. sogar bereuten Taten nicht entschuldigen kann. Vielleicht möchte die Person die Schuld vergessen machen, aber ich kann das nicht. Manche Fehler kann man nicht wieder gut machen.
Das Problem in diesem Fall ist die Position der beiden involvierten Personen:

Der um Vergebung bittende ist entweder darauf aus, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, und denkt danach nicht weiter darüber nach, er lernt nicht aus dem Fall und wird den Fehler vielleicht wieder begehen...

Oder er sorgt sich wirklich darum und will sich entschuldigen, weil ihm die Person viel bedeutet, er seinen Fehler erkannt hat und es "ungeschehen" machen will - haben wir uns nicht alle einmal gewünscht "könnte ich das nur ungeschehen machen!"??
Er wird auch nach einer Entschuldigung (je nach Sachlage des grundes wofür er sich zu enschuldigen entschlossen hat) maybe noch lange daran denken und aus diesem Fall lernen.

Der Betroffene: Es kommt auf das Ermessen der Tat an, die ihm wiederfahren ist, eine Lappalie kann einem anderen Menschen kaum auffallen, dem betroffenen jedoch so tief treffen dass er eben diese "Unverzeihlichkeit" mit ins Spiel bringt.
Beispielsweise wenn ein flüchtiger Bekannter einen normalen Gebrauchs-Gegenstand aus versehen kaputt macht, der dem Betroffenen viel bedeutete.
Da der Bekannte nicht weiß, wie viel dieser gegenstand bedeutet hat, z.b. ein Erbstück von Oma/Opa, ein Handspiegel beispielsweise, wird er sich nicht weiter etwas dabei denken.
Der Betroffene aber überbewertet diese Situation in diesem Falle selbstverständlicherweise, was neutral betrachtet natürlich auch nicht richtig ist, aber seien wir ehrlich: Hat man IMMER diesen Überblick, diese Betrachterposition, vor allem: wenn es einen selber betrifft?

Anderes Beispiel, im Gespräch kann eine Situation zwischen zwei Menschen sehr missverstanden werden, z.b. wenn zwei Menschen verliebt sind - eine flüchtige Bemerkung des/der Angebeteten die einen selber in Misskredit bringt, ist sofort unverzeihlich, weil man so etwas "nie erwartet hätte". Wiederum ist es unverständlich, wieso so heftig darauf reagiert wird, aber diese neutrale Betrachterposition kann das im Kopfe des Betroffenen herumgeisternde niemals auch nur annähernd einfangen.


Sehr konstruiert, ich weiß -_^* aber ich hoffe der Gedankengang ist nachvollziehbar.


Anders liegt der Fall wiederum bei einer wirklich üblen Sache, wo beide wissen dass es unverzeihlich war dies zu tun/unterlassen/whatever - dort um "Entschuldigung" zu bitten kann schussendlich dort enden, dass man nicht verzeihen kann, beim besten Willen nicht.
Einfach ein "schon gut" von den Lippen zu bringen, well, das mag zuviel verlangt sein und in einem solchen Falle sollte auch der sich Entschuldigende wissen, dass es nicht einfach so vom Tisch gekehrt werden kann.
-IMO- kann ich in so einer Situation nur den anderen wissen lassen, dass man ich mir bewusst bin, dass er nicht einfach so entschuldigen kann, und dass darüber gesprochen werden sollte, wenn zeitlich etwas abstand dazwischen liegt. -IMO!!-





Und gibt es für euch nicht auch Dinge, die man nicht entschuldigen kann, bei denen ein "Ich entschuldige mich" schon fast einem weiteren Schlag mitten ins Gesicht gleich kommt?
Es sind gerade die "Versteckten" Dinge, die einen solchen Fall heraufbeschwören können.
Nun, kurze abschweifung: Ich bin ein eher introvertierter Mensch und hänge meine Angelegenheiten nicht an die große Glocke, bzw. behalte diese eher für mich - und dass dann eine dahingesagte Bemerkung, die bei besseren Wissen meiner Probleme/Sachverhalte/whatever nicht gefallen wäre, umso eher ins Schwarze trifft ist kein Wunder. Ich muss mir dessen bewusst sein, bzw. bin froh, wenn ich in so einem Falle selbst erkennen kann, dass die Unverzeihliche Sache keinerlei mit Absicht verbunden ist. (back 2 thema -_^*)

Trotzdem gibt es manche Bereiche, in denen ein "Zurück" nichtmehr möglich ist, in welchen trampel ich aber jetzt nicht breit, ist mir zu persönlich ;)

Muhrray
26.06.2003, 03:13
@OldDaddy: ich finde die Geschichte auch sehr schön und dazu fällt mir die "Geschichte vom Stein und dem See" ein. In der kurzen Zusammenfassung wirft man einen Stein in einen See und es kommen Wellen auf, am Ende mag der See wieder ruhig werden, aber der Stein liegt immer noch schwer am Grund.
Ich mag solche Geschichten, sie zeigen, dass manche Wunden nicht heilen können.

@Ifrit: Du hast ein sehr wichtiges Wort genannt, dass bei dem Verzeihen eine große Rolle spielt: Ehrlichkeit. Und die kann man einfach nicht beweisen durch verrückte Dinge oder gekaufte Geschenke.
Dass der Mensch Fehler macht ... okay, meistens ist das für mich wirklich ein Grund zu verzeihen. Ich gebe auch zu mir dann egoistisch zu denken "Das könnte dir ja auch passieren". Auf der anderen Seite wiederhole ich mich gerne: es gibt Fehler, die man nicht verzeihen kann. Und da bin ich auch gerne sehr lange nachtragend.
"Die Zeit heilt alle Wunden": glaubst du das klappt beim Verzeihen?

@vio: was ein genialer Denkansatz, neue Perspektive für mich an das Problem zu gehen und ein Danke schon allein dafür. Vielleicht nehmen viele Menschen wirklich das aus Höflichkeit gesagte "Entschuldigung" aus dem U-Bahn-Beispiel auch mit bei ernsten Fehlern, die eigentlich eine andere Art von Entschuldigung verlangen ... das ist ech gar nicht abwägig.
Für mich ist dein Gedankengang mit dem Betroffenden auch nachvollziehbar: manchmal ist dem Menschen gar nicht bewusst, was er für einen Fehler begangen hat. Ich muss aber auch sagen, dass dort für mich als Betroffenen ein Verzeihen leichter fallen würde. Ich würde eben wissen, dass es unabsichtlich war (was für mich ein Grund zum Verzeihen ist, denn andere Fehler geschehen aus voller Absicht und Überzeugung heraus!).
Viel schlimmer ist der letzte Fall von dir:


Anders liegt der Fall wiederum bei einer wirklich üblen Sache, wo beide wissen dass es unverzeihlich war

Man kann wohl wirklich kein "Schon gut" von den Lippen bringen. Vielleicht kann man sich es vorheucheln, aber das ist wieder dann nur eine "Illusion von Entschuldigung", denn der Keil zwischen den beiden Menschen bleibt bestehen, weil kein wirkliches Verzeihen möglich ist.
Und auch du sagst, wenn zeitlich etwas Abstand dazwischen liegt wäre ein Verzeihen leichter.

@Mascara: dein Zitat klingt so ähnlich, siehe:


nur brauche ich erstmal meine Zeit damit klarzukommen und damit umzugehen.

Wie ich auch schon Ifrit (und alle anderen hier natürlich auch) gefragt habe: Glaubt ihr eine Entschuldigung annehmen fällt leichter, wenn man Zeit hatte sich Gedanken darüber zu machen und etwas Abstand zu gewinnen?
Ich muss aus meinen persönlichen Erfahrungen sagen, dass ich meist in dieser Phase ein Gefühl wie "tiefen Hass" oder "Enttäuschung" über diese un-entschuldbare Tat entwickelt habe und es mir immer schwerer fiel. "Vergessen" bzw. "Verdrängen" ist die eine Möglichkeit, aber "Verzeihen": ich glaube mitlerweile, dass manche Dinge unverzeilich bleiben und auch die Zeit eben nicht diese Wunde heilt (zugegebener Maßen habe ich keine Ahnung wie lang die Zeitspanne wohl sein muss, in 30 Jahren mag ich anders darüber denken).
Eine Entschuldigung wird wohl immer schwerer und, ich denke, immer unglaubwürdiger, je mehr Zeit verstreicht (im Sinne von "Ehrlichkeit"). Und ich finde hier sieht man stark die Komplexität des Problems, das ich versuche verständlich zu machen (und ich hofffe es klappt einigermaßen): denn ein direktes Entschuldigen nach der Tat ist auch nicht möglich, weil man darauf ebenso nicht klar kommt. Deswegen sind manche Fehler für mich nicht verzeihbar.

Mascara
26.06.2003, 04:45
Muhrray
Jetzt auf den Teil, dass ich eine gewisse Zeit brauche: Also bei mir entwickelt sich überhaupt nicht Hass oder ähnliches. Eher kühlt sich mein Gemüt ab, ich beginne Fehler bei mir zu suchen und kann alles aus einem anderen Standpunkt betrachten.

Es kommt drauf an, wie mich jemand verletzt hat, wenn man manchmal sogar von Verletzen reden kann. Hat er es aus freien Stücken getan und mit Absicht, bemüht er sich wirklich darum, es wieder gut zu machen.. tut es ihm eigentlich wirklich Leid und bereut er es? Bei mir kommts wohl auch ganz stark drauf an, wie derjenige sich nach der "Tat" benimmt. Anfangs werd ich wohl nichts von ihm wissen wollen, werd Handy, Telefon ausmachen und mein Zimmer abschließen, aber nach ner Zeit wächst einfach der Drang sich mit demjenigen auszusprechen. Ich suche dann schon fast immer den Fehler bei mir. Fast nie trägt bei sowas jemand alleine die Schuld, mit so einer blinden Verletztheit und diesem Abkapseln kann man sich auch schnell selbst treffen. Also, erstmal brauch ich meine Ruhe, muss mich abkühlen und danach muss ich mich einfach mit demjenigen aussprechen, ihn vor mir haben und sehen, was er empfindet.

Vio
27.06.2003, 00:52
Original geschrieben von Muhrray
Wie ich auch schon Ifrit (und alle anderen hier natürlich auch) gefragt habe: Glaubt ihr eine Entschuldigung annehmen fällt leichter, wenn man Zeit hatte sich Gedanken darüber zu machen und etwas Abstand zu gewinnen?
Es ist denke ich leichter, das geschehene aus einer anderen Perspektive als des unmittelbar betroffenen zu sehen - man kann auch mal den gedanken fassen "was hat er/sie sich dabei gedacht, gerade im Sinn gehabt, war es <wirklich> absicht oder gewollt?"
Denn im Affekt kann man schnell mal überreagieren und manche Situation überbewerten oder gleich falsch einschätzen. Dies hängt wiederum von der "Härte" des Falles ab und wie weit man selbst be(oder ge~)troffen ist: bei etwas das wirklich tief sitzt wird lange zeit vonnöten sein, der nachteil ist in dem Falle -imo- aber dass man dann Details vergisst, die möglicherweise ausfschluss geben könnten aber die man schon längst verworfen hat.



Eine Entschuldigung wird wohl immer schwerer und, ich denke, immer unglaubwürdiger, je mehr Zeit verstreicht (im Sinne von "Ehrlichkeit"). Und ich finde hier sieht man stark die Komplexität des Problems, das ich versuche verständlich zu machen (und ich hoffe es klappt einigermaßen): denn ein direktes Entschuldigen nach der Tat ist auch nicht möglich, weil man darauf ebenso nicht klar kommt. Deswegen sind manche Fehler für mich nicht verzeihbar.
Ich verstehe den Gedankengang ziemlich gut, und es ist bei mir nicht anders: ich kann einer Person nicht verzeihen und ehrlich gesagt will es auch nicht. Okay, ich mach es mir einfach, aber das nehm ich in Kauf, denn auch wenn sich die Person entschuldigen würde, ich würde das nichtmehr verzeihen können, wollen. Und in so einer Sache stimm ich dir zu 100% zu - manche Fehler sind nicht verzeihbar, auch wenn sie später der betreffenden Person klar werden sollte, es gibt grenzen die man nicht überschreiten hätte dürfen.

Saturos
27.06.2003, 02:46
Ich kann jedem und allem Verzeihen, zumindest war ich noch nie in einer Situation in der ich das nicht konnte. Na klar wenn jemand meine Familie metzelt dann wäre das ein "wenig" schwerer, und wie es da genau aussehen würde weis ich nicht, aber ich möchte ehrlichgesagt nicht so gern an so schwere Fälle denken. Selbstverständlich muss die Entschuldigung ernst gemeint sein und sowas kann man meistens gut erkennen (außer wenn man vor einem grandiosen Schauspieler steht :D ) außerdem sollte er das nicht wirklich Geplant gemacht haben (es gibt ja auch Kurzschlussreaktionen, da bin ich dann nicht ganz so sauer). Sauer bin ich im nachhinein sicherlich manchmal aber nunja was geschieht geschieht...was will man da machen? Und wenn ich etwas schlimmes gemacht hätte, könnte ich auch nicht mehr als mich entschuldigen...oder eventuell eben der Person anderweitig helfen so das ich den Fehler "begleichen" kann (zb ich mach was altes/wertvolles kaputt, Zahl ich Geld...aber es ist klar das es damit nicht gegessen ist).

Desmond
29.06.2003, 02:09
Ich kann mich gerade wieder daran erinnern, als ich damals mit 8 oder 9 von meinen Eltern 20 DM gestohlen hatte. Ich war richtig gut drauf und wollte die auf einem Jahrmarkt ausgeben, der gerade war. Da meine Eltern wenig Geld hatten, konnten wir nicht hingehen, deswegen nahm ich mir das einfach. Später, ich war draußen zum spielen, holten meine Eltern mich hoch und baten mich, meine Taschen zu leeren. Und die 20 DM waren endeckt. Es war mir so peinlich, das ich meine Eltern bestohlen hatte und ich weinte den ganzen Tag, da es mir so leid tat. Selbst nach monaten fragte ich meine Eltern immerwieder, ob sie noch böse mit mir wären :D . ~einer der lustigsten erinnerungen von mir, imho~

Man, waren das noch Zeiten :D:

Vincent_FFVII
29.06.2003, 02:33
jeder mensch macht mal fehler,
man muss sie erkennen um diesen kein zweites mal zu begehen.
durch entschuldigungen fühltt man sich besser und legt lediglich nur eine schwere last ab.
tja, der menschliche geist ist unberechenbar:D

ascari
12.06.2004, 07:58
dazu muss ich jetzt doch etwas sagen,statt nur zu lesen.

so dumm es klingen mag,wie schaffe ich es,jemand so zu manipulieren,daß ich mich nicht entschuldigen brauche?
daß die person gegenüber kein interesse hat,daß ich mich entschuldige?

ich will eine person loswerden,nur will ich ihr daß nicht direkt sagen. freitags treffe ich sie,also wenn jemand einen tipp hat,nur zu.

Shadow_Ninja
14.06.2004, 02:53
Original geschrieben von Muhrray
was für einen Sinn hat dann entschuldigen, wenn es weder dir noch dem Geschädigten eigentlich etwas bringt?


Das zeigen eines Guten Willens gegenüber einem anderen. Nicht dass man noch so ein Geschwätz von wegen "... der entschuldigt sich nicht mal" an den Kopf geworfen kriegt.


Original geschrieben von Muhrray

Ist es wirklich nur noch Höflichkeit?


Wie bei der ersten Frage, meiner meinung nach Ja.


Original geschrieben von Muhrray

Denkt ihr drüber nach, wenn ihr diese paar Worte aussprecht, auch in den entscheidenden Momenten?


Eigentlich nicht, das aussprechen von entschuldigungen ist in erster Lienie zur Schadensbegrenzung gedacht. Leider. :(


Original geschrieben von Muhrray

Und gibt es für euch nicht auch Dinge, die man nicht entschuldigen kann, bei denen ein "Ich entschuldige mich" schon fast einem weiteren Schlag mitten ins Gesicht gleich kommt?


Oh ja, mehr als genung (ich zähl hier nur ein paar auf):
- Wenn man ungefragt in meinen Sachen spezifisch mei Schulranzen und mein Zimmer wühlt. Jegliche entschuldigung deswegen ist nur erlogen, da sie lediglich die Neugierde der Betreffenden verdecken soll.
- Körperliche Gewalt gegen meine Person. Es sei denn, ich bin sehr gut aufgelegt, und das will was heisen.
- Wenn man versucht in meinen PC einzudringen, indem man andauernd den falschen Pin eingibt.
- Die Tatsache, das mich mal alle in meiner straße und in meiner Damaligen schule ausgelacht und genervt haben. Feindschaft verjährt nie.
- Zerstörung meines eigentums. Ja wohl klar.
- Das benutzen meines Eigentunms oder Wissens (was sehr selten vorkommt) um mich runter zu mahcen.
-...

sehr schönes Thema

{F!SK}
15.06.2004, 20:30
Ich Entschuldige mich auch fast nie und beim Sport hab ich mich noch nie Entschuldigt ich finde wer Manschafts Sport treibt muss es auch abkönnen wenn man mal hart getroffen wird.

Ich Entschuldige mich nur dann wenn ich etwas echt dummes getan habe.

Manni
15.06.2004, 22:15
Nun ja. Ich entschuldige mich auch nicht gerade oft. Liegt wohl daran, das ich keine Fehler mache :D
Nein, imo ist es nicht besonders sinnvoll, sich zu entschuldigen, wenn es einem eigentlich egal ist. Das wäre doch nur eine Vera****ung und ich kann mir nicht vorstellen, das der Betroffene das wünschen würde.
Für mich gibt es da noch ein weiteres Problem:
Wenn alle mich drängen, mich zu entschuldigen und es mir auch leidtut, kann ich mich trotzdem nicht entschuldigen, weil es dann imo so aussehen würde, als würde ich das nur machen, weil alle das sagen :(

Manni