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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [P&P] Nebencharaktere/Archetypen der Belletristik



Jesus_666
09.04.2007, 02:00
Das hier ist so eine art Doppelthread - es geht mehr oder weniger um zwei Themen.


Ich habe mir vor Kurzem einen neuen Shadowrunner gebaut und dabei die optionalen Regeln für Feinde verwendet. Als ich damit fertig war, die Feinde auszuarbeiten, wußte ich über sie fast mehr als über den Runner selbst. Und einen dieser Feinde (eine skrupellose Femme fatale namens Dr. med. Ivory Weiss) finde ich als Charakter dermaßen gut, daß ich sie wahrscheinlich irgendwo wiederverwenden werde.

Wie sieht's bei euch aus? Neigt ihr dazu, Randcharaktere stark auszudefinieren, so daß sie praktisch einem Spielercharakter gleichkommen? Würdet ihr solche Charaktere wiederverwenden oder sind NSCs bei euch entweder vorgegeben oder one-shots?


Das zweite Thema schließt gleich an: In Cipos Thread zur Reinkarnation habe ich erwähnt, daß ein Gegenspieler ein "ehrbarer Bösewicht" sein könnte - also eine dieser Figuren, die eigentlich anständig sind, aber aus irgendeinem Grund für die Bösen arbeiten. Es sollte jedem mindestens eine Figur einfallen, ob nun Adventurers!s Argent oder (weniger eindeutig) Mona Sax aus Max Payne und Darth Vader. Der ehrbare Bösewicht ist ein bekannter, wenn auch nicht häufig verwendeter Stereotyp.

Und ich muß sagen, daß die Verwendung derartiger Stereotypen einigen Spaß machen kann und sich manchmal wie von selbst ergibt. Als ich Dr. Weiss entwickelt habe hatte ich dabei ein Bild im Kopf - Dr. Veronica Menace aus dem Buch Nuklear Age, die unter ihrem Laborkittel einen Catsuit trägt. Als ich jemanden fragte, wie meine skrupellose Ärztin denn aussehen könnte, wurde was vorgeschlagen? Richtig, ein Catsuit unter einem Arztkittel.

Und es funktioniert - die soziopathische Dr. Weiss erfüllt fast alle Voraussetzungen für einen verrückten Wissenschaftler (und die Kombination gutaussehende Frau/verrückter Wissenschaftler ist nicht nur schon bekannt sondern konnt auch gleich mit eigenem Dresscode). Allerdings ist sie nicht direkt verrückt und einen aufgesetzten Kopfschuß zieht sie einer Todesfalle allemal vor.

BTW, der Runner hat noch einen anderen Feind - einen Lone Star-Detective, der gegen ihn ermittelt. Dieser Ermittler ist auch schnell beschrieben: Er ist ein ehrlicher Cop. Zack, schon hat jeder das Bild vor Augen. Ein kompletter Charakter, definiert mit zwei Wörtern. Wenn man noch eine Vorliebe für Donuts und Kaffee (auch schon wieder ein Stereotyp) und den baldigen Ruhestand hinzufügt hat man sogar Details. Fertig.
(Der Kerl ist ein Stufe 1-Feind und hat auch ohne den Runner genug zu tun, also habe ich mir bei ihn weniger Mühe gegeben als bei Dr. Weiss. Und nein, er ist kein ehrbarer Bösewicht, weil er kein Bösewicht ist - er geht nur seiner Arbeit nach.)

Wie steht's da mit euch? Baut ihr gerne Charaktere um Rollen herum auf (der Gentleman-Dieb, der Revolverheld, der Jedermann) oder versucht ihr, etablierte Charakterstereotypen zu vermeiden? Und wenn ihr tatsächlich einem Stereotyp folgt, nutzt ihr das bis ins Letzte aus oder würdet ihr euch eher einzelne Charakterzüge herauspicken?


PS: ...Und wenn das Runnerteam der Ermittler erschießt ist das natürlich einen Tag vor seinem Ruhestand. Vermutlich wird ein jüngerer Kollege dann suspendiert werden, um auf einen Rachefeldzug zu gehen. Gewisse Dinge passieren einfach.

La Cipolla
09.04.2007, 04:47
:p

Naja, ich hatte bei D&D auch mal einen netten Antagonisten, einen Tiefling (Halbdämonen), der zwar durch und durch nicht böse war, aber trotzdem für die Schattengöttin gearbeitet hat, weil die Dunkelheit sein einziger Freund war. Er hat dann eben als Bodyguard für eine absolut verrückte Priesterin gearbeitet und war in sich eigentlich sowas von paradox, dass es weh tut.

Auch sehr genial, immer noch einer meiner Lieblingscharaktere, aber absolut unspielbar, deshalb nur ein NSC: Aramedes, ein hochstufiger Magier, bei dem man sich auch nicht wirklich sicher ist, ob er nun noch bei Verstand ist oder nicht. Er hat sich eine eigene Ebene erschaffen und steht ein wenig außerhalb der Realität, weshalb er diese unter einem etwas anderen Blick wahr nimmt. Er ist inzwischen absolut geschlechtslos geworden, so chaotisch wie der Limbus selbst und neigt zu völliger Unberechenbarkeit. Und er wirft gern mit Wunschsteinen um sich (Erlauben einmal pro Woche einen Wunsch), welche dann auch unter sonst vernünftigen Menschen Chaos verursachen. Eigentlich war er erst nur ein trauriger, junger Mann, der die Welt langweilig fand. Also hat er sich seine eigene gemacht, und nun sehnt er sich manchmal nach der Langweiligkeit zurück. ^^''


Archetypen gerne, natürlich immer vermixt und verwurstelt. ^^'' Eigentlich ist am Ende alles nur ein Mix aus Archetypen. xD''
Bei WoD benutze ich NICHTS lieber als den stereotypischen Kult. : D Und den irren Wissenschaftler. Und den perversen Mörder. All sowas eben, auch der Donut-Polizist ist fester Bestandteil dieses Systems.

Trial
09.04.2007, 10:15
Ich stand und stehe mit meiner RL-Gruppe für DSA (muss ich unbedingt mal wieder zusammentrommeln) vor dem Problem, dass ich leidlich zwei Spieler habe, aber zum einen ein Abenteuer im Kopf hatte, dass eigentlich eher auf eine große Gruppe angelegt war und mir vor allem geschworen habe, die Kämpfe stark strategielastig zu gestalten. Erschwerend kam noch hinzu, dass die beiden nicht allzu viel Ahnung von Aventurien hatten.

Dieser Situation konnte ich nur entgegenkommen, in dem ich den Spielern einen gewissen Batzen an NSCs zur Seite gestellt habe, als Gruppe für die Spieler (ein Koch und ein Kampfzwerg) ideal geeignet, da es zu jedem Gebiet einen Experten gibt, der im Zweifelsfall Fachwissen und Fähigkeiten zur Verfügung stellt. Ein Kampfmagier, ein Schleicher und ein relativ verrückter Professor. Diese halten in der Regel die Klappe und warten ihre Befehle von unseren Helden ab, springen aber bei zu waghalsigen Ideen oder Ratlosigkeit immer wieder als letzte Warnung ein. Jetzt hat sich es aber irgendwie ergeben, dass ich zu jedem dieser Charaktere eine kleine Geschichte gebaut habe und schon fest beschlossen habe, diese Charaktere auch über das Abenteuer hinaus (wenn wir es denn irgendwann mal durchbekommen :rolleyes: ) zu verwenden. Dass sind aber im Moment noch alles wirre Ideen und ausserdem liest Shadows Koch mit, deswegen halte ich über diese wilden Ideen besser die Klappe. :D

In jedem Fall halte ich recht viel davon, NSCs auch mehrmals mit der Gruppe zusammenstoßen zu lassen. Gerade wenn man sich über viele Abenteuer hinweg immer wieder mit einem bestimmten Bösewicht prügelt, ist der Sieg am Ende umso schöner und der eine oder andere Lacher garantiert. ;)

Und was die Stereotypen angeht, so halte ich sie für ein sehr adäquates Hilfsmittel um auch als Spielleiter bei NSCs in Charakter zu bleiben. Mann kann natürlich sehr ungewohnte Typen einbringen, dass garantiert bei Spielergruppen immer wieder Schmunzeln oder sogar Überraschungseffekte, aber bringt immer schnell das Risiko mit sich, dass sie zu stark auffallen und in den Vordergrund dringen. Ausserdem ist es für Leiter und Spieler viel absehbarer, wie ein Stereotyp im Zweifelsfall reagieren wird und sorgt somit zum einen für einen besseren Spielfluss, zum anderen bewahrt es auch vor Streitereien mit der Gruppe ("Was? Der Kerl ist auf einmal gut/böse? Nie im Leben, Alten!"). Nichtsdestotrotz halte ich ungewöhnliche und widersprüchliche Charaktere für viel lebendiger und interessanter als Stereotypen.

Shadow Snake
09.04.2007, 11:10
Dass sind aber im Moment noch alles wirre Ideen und ausserdem liest Shadows Koch mit, deswegen halte ich über diese wilden Ideen besser die Klappe. :D

Sam Körning is watching you. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/ninja.gif

Sorry, musste sein. :p