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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [P&P] Reinkarnation



La Cipolla
08.04.2007, 12:34
Ich lese mir grad "Karma" durch, und während das System an sich nun nicht soo der Überhammer ist, wirft es doch gewisse Ideen auf.

Die Inkarnation a la Buddhismus eignet sich nämlich recht gut für Rollenspiele mit einem mystischen Aspekt. Während es bei Fantasy wie DSA nur zweifelhaft mit der Atmosphäre zu vereinbaren ist, sollte man diese Idee vor allem bei Shadowrun, WoD, Cthulhu und anderen mystisch orientierten Spielen mal in Betracht ziehen.

Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Stirbt der Charakter, entscheidet sich der Spielleiter für einen Grad der Wiedergeburt, ohne das jetzt mit Werten festlegen zu wollen. Hat bspw der Ork immer gut gelebt, seine Gewalt hinter sich gelassen und einen hohen Grad der Erkenntnis erreicht, könnte er als Mensch oder gar als Elf wiedergeboren werden. Natürlich sollten grundlegende Charaktermerkmale irgendwo ähnlich bleiben.
Bei einem hohen Inkarnationsgrad können auch Attributs- und Fertigkeitspunkte übergeben werden. So könnte man im Shadowrun Bsp. einen +1 Bonus auf jedes Attribut legen, das über 3 war, und eine +2 auf alles, was 6 oder höher war. Natürlich sind das Erinnerungen, die erst durch ein Deja Vu ausgelöst werden müssen. (Oder das ist nach Spielleiterentscheid bereits geschehen) So könnte man natürlich auch Wissen über Zauber usw. weitergeben.

So, ein paar Gedanken: Naheliegend ist es natürlich in Spielen wie Shadowrun oder WoD, wo der Tod nicht nur an der Tagesordnung, sondern sogar teilweise im Terminkalender steht. Was bei Shadowrun wieder dagegen spricht, ist die rasante Entwicklung der Welt. 20 jahre sind eine verdammt lange Zeit.
Eine schöne Idee wäre auch eine komplette Kampagne darauf basierend. Man beginnt im Mittelalter und spielt an einem bis drei Abenden immer eine Zeit. Danach kommt dann die nächste Zeit, in der sich die Charaktere unbewusst (später vll sogar bewusst?) wieder gefunden haben. Natürliche muss man entweder Zeitsprünge machen oder viel spielen, denn ein Säugling bringt den Shadowrunnern nicht viel.

Ich persönlich werde dieses System ab jetzt standardmäßig in WoD benutzen. Da passt es einfach perfekt, weil WoD keine festgelegte Spielzeit hat und zudem perfekt ins mystische Bild passt. Außerdem macht es mehr Spaß, wenn der recht häufige Tod nicht das Ende ist. So wäre es natürlich interessant, die Charaktere über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende hinweg gegen etwas verdammt großes kämpfen zu lassen, ohne das sie größtenteils wüssten, dass es so ist. Und während das um die Jahrtausendwende wirklich noch mit Schwert und Feuer geschiet, könnte es später die Form eines politischen Wahlkampfes oder Mobbing annehmen. xD''

Man sollte da auf jeden Fall mal drüber schlafen. Ist auch eine gute Notlösung, wenn irgendetwas mal wieder die ganze Gruppe ausgelöscht hat. :D

Jesus_666
09.04.2007, 00:53
Nette Idee. Ich kann leider nicht viel dazu sagen, weil ich mangels RL-Gruppe nie eine Kampagne gespielt habe und daher wenig Erfahrung habe, inwiefern so etwas plausibel wäre, aber es klingt wirklich nett.

Und ja, mit sowas kann man verdammt epische Geschichten aufbauen, inklusive Dingen wie "das Ziel dieser Kampagne ist es, den Plan der Bösen innerhalb eines Jahrtausends zu durchkreuzen".

Man könnte sogar eine Möglichkeit bieten, neue Spieler in die Gruppe aufzunehmen - falls es unter den Gegenspielern einen vom Typ "ehrbarer Bösewicht" gibt könnte es angehen, daß er ebenfalls reinkarniert und von den Guten rekrutiert wird. Genauso könnte ein Charakter, dessen Spieler einige Zeit lang Urlaub nimmt, eine Generation lang für die Bösen arbeiten.


BTW, man kann das mit den mitgenommenen Erinnerungen lustig variieren. Das alte Leben kann in Déjà-vus oder Flashbacks hochkommen oder ein Charakter wacht eines Morgens auf und weiß gar nichts von seinem neuen Leben; für ihn ist seit seinem letzten Tod keine Zeit vergangen. Letzteres würde zu merkwürdigen Interaktionen mit dem Rest der Gruppe führen (und allgemein zu komischen Dialogen, wenn sich die Welt zwischenzeitlich stark verändert hat).


Hmm, man könnte die Sache auch ins Extrem treiben, zumindest in einem SciFi- oder passenden Fantasy-Setting: Ähnlich wie bei Paranoia besteht die Möglichkeit einer Klonierung - wenn der Charakter stirbt so wird sein Bewußtsein sofort in einen Klon transferiert. Das würde die Spielweise grundlegend ändern; allerdings würde ich schon einen endgültigen Tod einbauen - beispielsweise durch Begrenzung der Bewußtseinsübertragung etc. Besonders interessant wäre es, wenn dann ein Charakter sein Gehirn woandershin kopiert - einerseits könnte er so dem unmittelbaren Tod entkommen, andererseits könnte der Vorgang eine Einbahnstraße sein...

Vor Allem wäre die Reaktion der Charaktere interessant, wenn Selbstmord eine legitime und nichttödliche Taktik ist - nur manchmal eben nicht und wann er das nicht ist ist nicht immer klar...

La Cipolla
09.04.2007, 04:33
Selbstmord wird in so ziemlich jeder Mythologie unserer Welt eigentlich nur dann als "tragbar" bezeichnet, wenn es irgendwie heldenhaft ist, also letztendlich nicht zum Selbstzweck. Religionen, bei denen das dauerhaft nicht so war, sind nie über den Sekten-Status hinaus gekommen. ^^'

Jesus_666
09.04.2007, 11:15
Steelt sich nur die Frage, ob die Vernichtung des eigenen Körpers auch dann als Selbstmord zählt, wenn man eine realistische Chance hat, sie zu überleben...

Ianus
09.04.2007, 13:57
Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Stirbt der Charakter, entscheidet sich der Spielleiter für einen Grad der Wiedergeburt, ohne das jetzt mit Werten festlegen zu wollen. Hat bspw der Ork immer gut gelebt, seine Gewalt hinter sich gelassen und einen hohen Grad der Erkenntnis erreicht, könnte er als Mensch oder gar als Elf wiedergeboren werden. Natürlich sollten grundlegende Charaktermerkmale irgendwo ähnlich bleiben.
Bei einem hohen Inkarnationsgrad können auch Attributs- und Fertigkeitspunkte übergeben werden. So könnte man im Shadowrun Bsp. einen +1 Bonus auf jedes Attribut legen, das über 3 war, und eine +2 auf alles, was 6 oder höher war. Natürlich sind das Erinnerungen, die erst durch ein Deja Vu ausgelöst werden müssen. (Oder das ist nach Spielleiterentscheid bereits geschehen) So könnte man natürlich auch Wissen über Zauber usw. weitergeben. Dir ist aber schon klar, dass Wiedergeburt an sich etwa so attraktiv, wie als Geist zu enden ist? Angesichts ihres Lebens wäre dies sogar warscheinlicher. :D

"Ihr seid tod. Für mindestens die nächsten 300 Jahre. Geht und sucht euch NPC-Medien und Verrückte, von denen ihr Besitz ergreifen könnt, um eure Mission irgendwie weiterzuführen.
Die gute Nachricht: Ihr dürft alles essen, was jemand anders auf den Boden fallen lassen hat. Ihr bekommt auch noch ein paar Geistereffekte, wenn euch genügend Leute Referenz erweisen..."

Es müsste eigentlich darauf hinaus laufen, dass sie jeden neuen Charater mit dem selben Charakter weiterspielen müssten. Ein Ork, z.B., der als Elf wiedergeboren würde, wäre...sehr dumm für Elfenstandard und ein misanthrop. Ein Zwerg, der als Elf wiedergeboren wird, würde vermutlich zur Selbstverletzung neigen. Sei dies durch Drogen, übertriebene Risikofreudigkeit, Liebe zur Tätowierung oder sonst irgend etwas. Ein Elf wiederum, der als Mensch geboren würde, wäre mindestens unerträglich Arrogant. Reinkarnation ist kein Levelaufstieg. Das Prinzip dahinter läuft darauf hinaus, dass man vom Universum irgendwann so hart gefickt wird, dass man sich bessern muss um leben zu können.

La Cipolla
09.04.2007, 14:08
Ja! ^.^


Steelt sich nur die Frage, ob die Vernichtung des eigenen Körpers auch dann als Selbstmord zählt, wenn man eine realistische Chance hat, sie zu überleben...
ôo Wenn man noch lebt, ist es kein Selbstmord. Die Intention is egal, sofern man sich selbst umbringt und sich der Möglichkeit, das man sterben könnte, bewusst war, ist es Selbstmord. Wenn man es nicht wusste, ist man entweder verrückt oder man wollte es nicht. Dann ist es ein Unfall.

toho
09.04.2007, 14:16
Ja! ^.^


ôo Wenn man noch lebt, ist es kein Selbstmord. Die Intention is egal, sofern man sich selbst umbringt und sich der Möglichkeit, das man sterben könnte, bewusst war, ist es Selbstmord. Wenn man es nicht wusste, ist man entweder verrückt oder man wollte es nicht. Dann ist es ein Unfall.

naja, aber wenn du "nur" deinen körper tötest und dein bewusstsein oder die komplette information deines gehirnes woanders hin überträgst, dann bist "du" ja nicht wirklich tot, nur dein körper halt.

Jesus_666
09.04.2007, 20:34
Genau das meine ich ja. Wenn jemand mit einer Hand eine scharfe Handgranate und mit der anderen den Bösewicht festhält, dann ist das recht offensichtlich Selbstmord - aber in gewisser Hinsicht überlebt der Chara ja, da sein Geist in einen neuen Körper kopiert werden kann. (Übrigens bedeutet das auch, daß die mächtigeren Bösewichte Zugriff auf genau die gleiche Technologie haben könnten - da wird das "ich habe den sicheren Tod überlebt"-deus ex machina zu einem ganz normalen Gegenstand.) Mit der normalen Definition von "Selbstmord" kommt man da nicht weiter.

Richtig schlimm wird es, wenn man mit "Backups" arbeitet - sprich, das Bewußtsein kann nicht zum Zeitpunkt des Todes kopiert werden sondern das muß vorher an einem Gerät getan werden. Dann stellen sich auch noch Fragen wie: "Ist der Charakter nach dem Tod immer noch die selbe Person?"
BTW, ich würde die Spielmechanik dann so auslegen, daß niemals mehr als eine Kopie des Bewußtseins aktiv sein kann und am besten auch nicht mehr als eine Kopie gespeichert weden kann... vielleicht könnte man da mit verknüpften Quanten oder so arbeiten. Auf jeden Fall sollten Bewußtseinsklone ausgeschlossen sein.

La Cipolla
09.04.2007, 20:44
Es gibt einen lustigen Mechanismus bei D&D. Der Zauber Klon erwacht erst, wenn das Original tot ist. Wird das Original aber wiederbelebt, gibt es Probleme. :D In den Forgotten Realms hat man sich da einen großen Spaß draus gemacht und eine ganze Armada von Ubermagiern durch die Reiche geschickt.

Aber ja, stimmt schon. *schulterzuck* So sehr verbinden würde ich das alles nicht. Solche Fragen bleiben meistens auf ihrem philosphischen Nerdstatus, solange man sie nicht herausfordert. ;)

Ianus
09.04.2007, 22:03
Genau das meine ich ja. Wenn jemand mit einer Hand eine scharfe Handgranate und mit der anderen den Bösewicht festhält, dann ist das recht offensichtlich Selbstmord - aber in gewisser Hinsicht überlebt der Chara ja, da sein Geist in einen neuen Körper kopiert werden kann. (Übrigens bedeutet das auch, daß die mächtigeren Bösewichte Zugriff auf genau die gleiche Technologie haben könnten - da wird das "ich habe den sicheren Tod überlebt"-deus ex machina zu einem ganz normalen Gegenstand.) Mit der normalen Definition von "Selbstmord" kommt man da nicht weiter. Dir ist aber schon klar, dass "Reinkarnation" einen kompletten Neustart bedeutet? Die Leute werden nicht einfach zwanzig Jahre warten, und dann kommt ihr Reinkarnierten Anführer wieder zurück um weiter zu machen. Außer man will als SL zum Teufel komm raus eine böse Organisation schaffen, die dem tibetanischen Buddhismus nach geformt wurde.


Und ja, mit sowas kann man verdammt epische Geschichten aufbauen, inklusive Dingen wie "das Ziel dieser Kampagne ist es, den Plan der Bösen innerhalb eines Jahrtausends zu durchkreuzen". Ich würde für die dafür sorgen, dass ein Teil der Gruppe gleich mal stirbt, und die Kampange dann paralell in zwei Zeiten fahren. Sodass die überlebende Gruppe dann für die Wiedergeborene den Hintergrund schreibt. So wissen sie, dass wenn sie an sich selbst schon keine karmatische Altlast herumtragen müssen, sie sich im nächsten Leben doch mit dem Ergebnis ihrer eigenen Taten zu arrangieren haben.


bei Paranoia Aber Paranoia ist doch schon von Haus weg darauf ausgelegt, krank und unberechenbar zu sein. Dort gibt es keinen "Selbstmord" oder eine besonders stark ausgeprägte Moral, blos Versagen vor dem Computer plus einen Klon weniger.

Jesus_666
09.04.2007, 23:03
Dir ist aber schon klar, dass "Reinkarnation" einen kompletten Neustart bedeutet? Die Leute werden nicht einfach zwanzig Jahre warten, und dann kommt ihr Reinkarnierten Anführer wieder zurück um weiter zu machen. Außer man will als SL zum Teufel komm raus eine böse Organisation schaffen, die dem tibetanischen Buddhismus nach geformt wurde.
Dieses Beispiel bezog sich ja auch auf das stirb-und-du-wirst-geklont-Szenario. Natürlich macht es bei traditioneller Reinkarnation keinen Sinn.



Ich würde für die dafür sorgen, dass ein Teil der Gruppe gleich mal stirbt, und die Kampange dann paralell in zwei Zeiten fahren. Sodass die überlebende Gruppe dann für die Wiedergeborene den Hintergrund schreibt. So wissen sie, dass wenn sie an sich selbst schon keine karmatische Altlast herumtragen müssen, sie sich im nächsten Leben doch mit dem Ergebnis ihrer eigenen Taten zu arrangieren haben.
Das würde ich ums Verrecken vermeiden, weil man das nie im Leben konsistent kriegt, sofern man nicht gerade andauernd eingreift und dafür sorgt, daß bestimmte Dinge einfach nicht funktionieren, weil sonst die Zukunft verändert wäre... Man kriegt effektiv den ganzen Ärger einer Zeitreisegeschichte ohne die Zeitreise.

Woran ich eigentlich dachte ist, daß die Gegner tatsächlich nicht nur stark sondern auch kompetent sind - ergo haben die Spieler Überlebenschancen, die den üblichen Shadowrunner wie Methusalem aussehen lassen. Wenn man unvorsichtig ist oder einfach plump vorgeht kriegen sie einen. Und da die Bösen einen Ausrüstungsvorteil haben bedeutet das, daß man mit hoher Wahrscheinlichkeit tot ist. Also muß man es schaffen, innerhalb eines Jahrtausends (bei 40 Jahren pro Generation macht das gerade mal 25 Generationen!) mindestens einen Helden so weit zu kriegen, daß er dem Feind in die Suppe spucken kann.
Ja, das ist verdammt anspruchsvoll und die Gruppe muß damit rechnen, mehrmals komplett ausgelöscht zu werden, bis sie überhaupt eine Spur haben. Aber episch wäre es.



Aber Paranoia ist doch schon von Haus weg darauf ausgelegt, krank und unberechenbar zu sein. Dort gibt es keinen "Selbstmord" oder eine besonders stark ausgeprägte Moral, blos Versagen vor dem Computer plus einen Klon weniger.
Ich habe nicht gesagt, daß Paranoia in jeder Konsequenz imitiert werden muß. Ich dachte anfangs an System Shock (1), wo Selbstmord tatsächlich eine valide Strategie sein kann... Letztendlich funktioniert es aber überall, wo man schon kurze Zeit nach dem Ableben wieder durch die Gegend hüpft.

Natürlich muß man diesen Kram irgendwo beschränken. Wenn die Spieler den Tod als Konsequenz nicht mehr haben wird das ganze Spiel weniger spannend. Aber wenn sie eben begrenzte Ressourcen haben und es sich nicht leisten können, alle Naselang einen Helden zu klonen, sieht die Sache schon wieder anders aus und der Selbstmord kann zum strategischen Element werden.


Eine Welt, in der so etwas funktionieren könnte (für die man aber per Metaregelsystem erst mal Regeln verfassen müßte), wäre eine MegaMan (X)-artige Welt - die Protagonisten sind in der Regel künstlich, deshalb können die Körper ersetzt werden. Allerdings sind diese ganzen Hochleistungskomponenten nicht gerade aus dem Supermarkt (was Rekonstruktionen schwierig macht) und wenn der Speicherkern (bzw. sein Backup) zerstört wird ist alles aus.

Es sei denn, man ist ein Ran-Klon und stirbt alle paar Minuten. Aber das würde ich auch beschränken.