deserted-monkey
25.02.2007, 23:13
A Bloody Day for Cash,
Mister Cash
Teil 1.
Ein heisser Wind strich über die Landschaft, als Mister Cash aus seinem Chevrolet Chevelle Malibu ’69 ausstieg. Der Mann hiess natürlich nicht wirklich Cash zum Nachnamen, doch teilte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem weltbekannten Musiker. Ich nenne ihn einfach deshalb Mister Cash, weil er es selbst so wollte und der Name ausserdem auch gut zu seinen schmutzigen Geschäften passte.
Gerade in diesem Moment war er wieder auf einer seiner „Geschäftsreisen“, als ihm unterwegs der Whiskey ausgegangen war. Er brauchte Nachschub. An der nächsten Tankstelle bog er vom Highway ab, um sich in deren Shop eine neue Flasche zu kaufen. Bis zu seinem „Rendevouz“, dass immer am gleichen Ort stattfand, kurz vor der Grenze zu Mexiko an einer verlassenen Raststätte, war noch genügend Zeit. Ein weisser Lieferwagen wartete dort auf ihn, Mister Cash würde wie immer die unverschlossene Kofferraumtüre öffnen, den Koffer mit dem Geld an sich nehmen, den Stoff platzieren und sich vom Acker machen. Nicht mal über die Grenze musste er das Zeug bringen, das erledigten seine beiden unbekannten Freunde für ihn. Die Bezahlung war trotzdem recht ordentlich, schliesslich lieferte er die Drogen aus erster Hand. Mit lässiger Pilotenbrille im Gesicht und gestylten Haaren stieg Mister Cash aus dem Wagen aus.
Die Sonne drohte beinahe das Gel in ihnen zu verbrennen, als er über den leeren Platz schritt, dessen Oberfläche zum Teil von der Hitze weich geworden war und kleine schwarze Teerklumpen an Mister Cashs Schuhen klebenblieben liess. Hoch oben in der Sonne kreiste ein einsamer Geier, der mit seinen aufmerksamen Augen nach verendeten Tieren ausschau hielt. Mister Cash träumte manchmal davon, auch ein solches Vogelwesen zu sein, hoch über den Wolken, wo das Leben sorglos war. Aber er war hier unten, wo er sich seinen Lebensunterhalt mit dreckigen Geschäften erwerben musste. Manchmal wünschte er sich, er hätte eine richtige Berufslehre abgeschlossen, aber schliesslich hatte er seinen Weg durchs Leben selber gewählt.
Fast gleissend weiss schienen die Fenster des Shops im Sonnenlicht, wegen der flimmernden Hitze sah es so aus, als seien sie tatsächlich flüssig geworden und würden in ihren Rahmen wabern und fliessen. Drinnen musste es unerbärmlich heiss sein.
Ein kühler Luftzug strich Mister Cash entgegen, als er die Türe öffnete und sich an dessen Griff beinahe die Finger verbrannte.
Eine blechern klingende Türglocke schellte über ihm. Das leise Surren einer Klimaanlage war zu hören, ansonsten herrschte Stille. Mister Cash liess seinen Blick durch den Laden schweifen. Allerlei Lebensmittel standen in den staubigen Regalen, das taten sie sicher bereits lange über das Verfallsdatum hinaus, wie Mister Cash vermutete, es gab einen Zeitungsständer mit alten, verknitterten Magazinen, Bier und Wein in einem Kühlschrank und Schnaps und Zigaretten in einem Regal hinter der Thecke. Nur ein Verkäufer war nicht da, Mister Cash stand alleine in dem Laden. Neben der Thecke war eine Tür, die vermutlich in ein Hinterzimmer oder eine angrenzende Wohnung führte, und als Mister Cash langsam gen Thecke schritt, lauschte er aufmerksam, ob der fehlende Verkäufer vielleicht dort hinten steckte und die Glocke bei seinem Eintreten nicht gehört hatte. Er hörte nichts ausser dem Surren der Klimaanlage. Behutsam schlich er um die Thecke herum und nahm sich eine Flasche trockenen American Blend Whiskey sowie eine Packung Lucky Strike aus dem Regal. Nochmals lauschte er aufmerksam, beim Stehlen erwischt zu werden, war nicht gerade sein Plan. Nichts.
Schnell drehte er sich um und ging auf die Eingangstür zu. Hinter ihm ertönte ein Knarren und Quietschen, als jemand die Tür neben der Thecke aufschwang und dann sagte eine tiefe, rauchige Stimme: "Sie pflegen nicht zu zahlen, Mister?"
Mister Cash drehte sich um und in der Türe stand ein hagerer, dünner Mann, er trug schwere Stiefel, eine gefleckte Militärhose und ein braunes schmutziges Hemd, das achtlos in den Hosenbund gestopft worden war. Er musste um die 40 Jahre alt sein, seine Haut war von der Sonne gegerbt und von etlichen Narben zerfressen, die Nase knochig und geierhaft, das Haar schütter und fettig, die Augen wachsam und klar. Ein breites Grinsen lag in seinem Gesicht, das jede Menge gelbe halbverfaulte Zähne entblösste, hie und da blitzten Goldzähne im hellen Licht. Mister Cash bemerkte, dass ausserdem noch ein schweres, silbriges Schiesseisen im Hosenbund der Gestalt steckte. "Tut mir Leid, ich dachte es sei niemand hier.", sagte Mister Cash und grinste zurück, allerdings sahen seine Zähne weiss und sauber aus.
"Ich bin hier.", antwortete das Grinsen und der Mann nahm einen Schritt hinter die Thecke. Mister Cash schritt langsam auf die Thecke und den Mann zu, irgendwie hatte er ein komisches Gefühl, als stimme hier etwas nicht. Er wusste, dass er meistens auf sein Gefühl vertrauen konnte.
"Wie viel schulde ich Ihnen?", fragte er, als er vor der Thecke stand. Der Mann beäugte ihn aufmerksam, das Grinsen lag immer noch genau so breit in seinem Gesicht.
"Nur weil Sie dachten es sei niemand da, ist es Ihnen noch lange nicht erlaubt, hier zu stehlen. Sie hätten rufen können.", sagte er und drehte sich ab, um nachzusehen, wie viel der Schnaps und die Zigaretten kosteten.
"Es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht bestehlen. Es ist nur so, dass ich nicht viel Zeit habe, um...", Mister Cash brach ab. Um den Treffpunkt zu erreichen, hatte er sagen wollen. Was war nur los mit ihm? Fast hätte er sich diesem verrückten Vogel gegenüber verplappert. Dessen Grinsen wurde noch breiter.
"Das macht 15 Dollar 50.", sagte er.
Mister Cash klaubte einen 20 Dollar Schein aus seiner Hosentasche und legte ihn auf die staubverkrustete Thecke. Der Mann nickte, nahm die Note vom Tisch und liess sie in der Hemdtasche verschwinden. Mister Cash bemerkte, dass Dreck und Schmutz unter seinen Fingernägeln klebte, und ausserdem etwas rostig-rotes, das aussah wie eingetrocknetes Blut.
Plötzlich hörte er ein Geräusch über das Surren der Klimaanlage hinweg, es klang wie ein leiser entsetzter Schrei und schien aus dem Hinterzimmer des Ladens zu kommen. "Was war das denn?", fragte Mister Cash und schaute misstrauisch auf die Tür neben der Thecke. Dann zog der Mann, immer noch grinsend, seinen Revolver, hielt ihn ausgestreckt in einer Hand auf Mister Cashs Stirn gerichtet über die Thecke hinweg und im polierten Eisen spiegelte sich der Raum wider.
Mister Cash lächelte nervös.
"Geben Sie kein Rückgeld?", fragte er. Möglichst unauffällig aber mit leicht zitternden Fingern suchte Mister Cash nach seiner, ebenfalls im Hosenbund steckenden Waffe. Seine Finger fanden jedoch nichts, sein Revolver war nicht da, wo er sein sollte. Er musste ihn im Wagen liegen gelassen haben, das war ihm noch nie passiert.
"Rückgeld gibts hier nicht, du Arschloch.", sagte der Mann ganz ruhig, aber in seinen Augen lag ein wilder Ausdruck. "Was meinst du, was das vorhin war? Hat sich nach einer Frau angehört, stimmts?"
Die Augen des Mannes funkelten. Mister Cash sah das getrocknete Blut unter seinen Fingernägeln. Dieses perverse Schwein, er musste sie im Hinterzimmer vergewaltigt haben und er war reingekommen und hatte ihn dabei gestört. Blitzschnell überlegte Mister Cash und liess sich zu Boden fallen. Er kauerte sich mit dem Rücken dicht an die relativ hohe Thecke und die Mündung des Revolvers über ihm schwenkte nach unten.
"Wo bist du hin, kleiner Scheisser?", fragte die belustigte Stimme des Mannes hinter ihm. Mister Cash drückte mit beiden Händen gegen das Holz der Thecke, es fühlte sich alt und brüchig an, vielleicht liesse es sich zerstören. Die Mündung des Revolvers spuckte Feuer und Mister Cash konnte im letzten Moment die Beine auseinanderspreizen. Eine Kugel fuhr herab, riss Mister Cashs Hose im Schritt auf und schlug in den Holzboden. Weniger als einen Zentimeter näher und sein Glied wäre pulverisiert worden. Schnell wischte er sich den Schweiss von der Stirn.
"Komm heraus, zeig dich, mein Vögelchen.", sang die Stimme des Mannes.
Noch einmal drückte Mister Cash mit den Handflächen gegen das Holz hinter ihm, das sollte funktionieren.
Mit aller Kraft holte er aus und schlug gegen das Holz. Es krachte und splitterte und er barst rückwärts durch die Holzverkleidung der Thecke. Sein Rücken pflügte durch die alten Bretter und als er auf der anderen Seite mit immer noch beachtlichem Schwung in die Beine des Mannes prallte, riss er diesen von den Füssen. Perfekt.
Schmerzhaft riss er sich eine Wunde über dem rechten Auge, an diesen scharfen stählernen Schnürsenkelhaltern, mit denen die Stiefel des Mannes versehen waren.
Dieser prallte rücklings in das Regal hinter ihm, welches unter dem lauten Getöse der zerberstenden Flaschen zusammenbrach. Scharf riechender Whiskey spritzte auf Mister Cash herunter. Beim Aufprall in das Regal löste sich ein Schuss aus dem Revolver des Mannes, die Kugel streifte Mister Cashs Schulter und hinterliess eine blutige Kerbe, bevor sie durch die Bretter der Thecke fuhr, den Laden zischend durchquerte und mit einem lauten Klirren durch die Eingangstür hinaus in die Sonne schoss. Eine Sekunde später explodierte der Chevelle Malibu draussen auf dem Platz in einem Regen aus Feuer und brennenden Autoteilen, Mister Cashs Drogen hatten sich soeben in Luft aufgelöst.
Dieses verdammte irre Schwein hatte doch tatsächlich eine empfindliche Stelle des Wagens getroffen und ihn in die Luft gejagt. So eine verdammte Scheisse.
Hastig rappelte sich Mister Cash auf, Blut tropfte aus der Wunde über seinem Auge und seine Schulter wurde warm und taub, glühende Schmerzen machten sich in ihr breit. Der Mann lag stöhnend unter ihm, er hatte mit seinem Hinterkopf eine Whiskeyflasche zerschlagen und grosse scharfe Scherben hatten sich in seinen Kopf gebohrt. Mister Cash entriss ihm hastig den Revolver, ziehlte siegessicher auf dessen Kopf und drückte ab. Nur ein trockenes Klicken. Das Magazin war leer.
"Jetzt hast du verschissen, kleines Vögelchen.", zwitscherte der Mann und das Grinsen erschien wieder in seinem Gesicht.
Mit voller Wucht rammte er seinen Stiefel in Mister Cashs Genitalien. Glühender Schmerz und eine stechende Übelkeit schossen in seinen Magen hoch. Schmerzgepeinigt stolperte er nach hinten gegen die Thecke, sie gab nach und Mister Cash krachte mitsamt dieser zu Boden. Mittlerweile hatte sich der Mann wieder erhoben und stürtzte mit seinem dreckigen Grinsen auf ihn herunter, die Fäuste geballt, bereit noch in der Luft zuzuschlagen. Kurzerhand drehte Mister Cash den nutzlos gewordenen Revolver in der Hand und schlug mit dem Schaft der Waffe zu, gerade als das Grinsen über ihm erschien und die Fäuste in sein Gesicht krachten.
Der Mann prallte auf ihn herunter und Mister Cash sah, dass er etliche Zähne aus dem Grinsen herausgeschlagen hatte. Blut spritzte aus dem Mund und tropfte ihm in die Augen. Mit einem Ruck befreite er sich, schob den Verrückten von sich herunter und stand auf. Der andere blieb wimmernd am Boden liegen. Heftig nach Luft schnappend, rollte er sich auf ihm hin und her, er röchelte und hustete, wahrscheinlich waren ihm ein paar der ausgeschlagenen Zähne im Hals stecken geblieben. Damit würde er eine Weile beschäftigt sein, dachte sich Mister Cash und wollte den Laden schon verlassen, als ihm bewusst wurde, dass er keinen Wagen mehr hatte und auch keine Drogen mehr.
Plötzlich ertönte wieder dieses leise Wimmern, dieser unterdrückte entsetzliche Schrei. Mister Cash drehte sich um und hob den Revolver, schlagbereit. Dann öffnete er die Tür und betrat das Hinterzimmer. Es war mit einem alten abgewetzten Ledersessel und einem kleinen Fernseher auf einem wackeligen Tischchen nur sehr spärlich möbliert, in der Ecke unter einem milchigen Fenster stand ein grosses Bett.
Eine weitere Türe daneben führte wieder hinaus. Auf dem Bett lag eine völlig nackte, an Händen und Füssen gefesselte Frau, das blanke Entsetzen war ihr in das von Tränen völlig aufgelöste Gesicht geschrieben und in ihren Augen sah Mister Cash einen solch panischen Ausdruck, wie er ihn noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Überrascht und voller Grauen blickte er auf die Frau und ihren schrecklich deformierten Bauch. Ihr Bauch, er war übersäht von blauen Flecken und roten zum Teil blutenden Striemen, etwas zuckte noch in ihm, Abdrücke von Fäusten und Schuhen waren zu sehen, die sich in den runden Bauch der Frau gebohrt hatten. Voller Entsetzen erkannte Mister Cash, das sie ein Kind erwartet hatte, doch das völlig verrückte Schwein hatte es noch in seiner schützenden Dunkelheit des Mutterleibes zu Tode getreten.
"Getreten! Geschlagen! Sie haben es getötet!", schrie die Frau plötzlich mit schriller, krächzender Stimme und schockgeweiteten Augen, Blut lief aus ihrer geschundenen Vagina, dort wo das perverse Schwein sie gefickt hatte. "Sie haben mein Kind einfach zu Tode getreten!"
Mister Cash erbrach mit verzerrtem Gesicht auf den Boden und über seine Schuhe.
Mister Cash
Teil 1.
Ein heisser Wind strich über die Landschaft, als Mister Cash aus seinem Chevrolet Chevelle Malibu ’69 ausstieg. Der Mann hiess natürlich nicht wirklich Cash zum Nachnamen, doch teilte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem weltbekannten Musiker. Ich nenne ihn einfach deshalb Mister Cash, weil er es selbst so wollte und der Name ausserdem auch gut zu seinen schmutzigen Geschäften passte.
Gerade in diesem Moment war er wieder auf einer seiner „Geschäftsreisen“, als ihm unterwegs der Whiskey ausgegangen war. Er brauchte Nachschub. An der nächsten Tankstelle bog er vom Highway ab, um sich in deren Shop eine neue Flasche zu kaufen. Bis zu seinem „Rendevouz“, dass immer am gleichen Ort stattfand, kurz vor der Grenze zu Mexiko an einer verlassenen Raststätte, war noch genügend Zeit. Ein weisser Lieferwagen wartete dort auf ihn, Mister Cash würde wie immer die unverschlossene Kofferraumtüre öffnen, den Koffer mit dem Geld an sich nehmen, den Stoff platzieren und sich vom Acker machen. Nicht mal über die Grenze musste er das Zeug bringen, das erledigten seine beiden unbekannten Freunde für ihn. Die Bezahlung war trotzdem recht ordentlich, schliesslich lieferte er die Drogen aus erster Hand. Mit lässiger Pilotenbrille im Gesicht und gestylten Haaren stieg Mister Cash aus dem Wagen aus.
Die Sonne drohte beinahe das Gel in ihnen zu verbrennen, als er über den leeren Platz schritt, dessen Oberfläche zum Teil von der Hitze weich geworden war und kleine schwarze Teerklumpen an Mister Cashs Schuhen klebenblieben liess. Hoch oben in der Sonne kreiste ein einsamer Geier, der mit seinen aufmerksamen Augen nach verendeten Tieren ausschau hielt. Mister Cash träumte manchmal davon, auch ein solches Vogelwesen zu sein, hoch über den Wolken, wo das Leben sorglos war. Aber er war hier unten, wo er sich seinen Lebensunterhalt mit dreckigen Geschäften erwerben musste. Manchmal wünschte er sich, er hätte eine richtige Berufslehre abgeschlossen, aber schliesslich hatte er seinen Weg durchs Leben selber gewählt.
Fast gleissend weiss schienen die Fenster des Shops im Sonnenlicht, wegen der flimmernden Hitze sah es so aus, als seien sie tatsächlich flüssig geworden und würden in ihren Rahmen wabern und fliessen. Drinnen musste es unerbärmlich heiss sein.
Ein kühler Luftzug strich Mister Cash entgegen, als er die Türe öffnete und sich an dessen Griff beinahe die Finger verbrannte.
Eine blechern klingende Türglocke schellte über ihm. Das leise Surren einer Klimaanlage war zu hören, ansonsten herrschte Stille. Mister Cash liess seinen Blick durch den Laden schweifen. Allerlei Lebensmittel standen in den staubigen Regalen, das taten sie sicher bereits lange über das Verfallsdatum hinaus, wie Mister Cash vermutete, es gab einen Zeitungsständer mit alten, verknitterten Magazinen, Bier und Wein in einem Kühlschrank und Schnaps und Zigaretten in einem Regal hinter der Thecke. Nur ein Verkäufer war nicht da, Mister Cash stand alleine in dem Laden. Neben der Thecke war eine Tür, die vermutlich in ein Hinterzimmer oder eine angrenzende Wohnung führte, und als Mister Cash langsam gen Thecke schritt, lauschte er aufmerksam, ob der fehlende Verkäufer vielleicht dort hinten steckte und die Glocke bei seinem Eintreten nicht gehört hatte. Er hörte nichts ausser dem Surren der Klimaanlage. Behutsam schlich er um die Thecke herum und nahm sich eine Flasche trockenen American Blend Whiskey sowie eine Packung Lucky Strike aus dem Regal. Nochmals lauschte er aufmerksam, beim Stehlen erwischt zu werden, war nicht gerade sein Plan. Nichts.
Schnell drehte er sich um und ging auf die Eingangstür zu. Hinter ihm ertönte ein Knarren und Quietschen, als jemand die Tür neben der Thecke aufschwang und dann sagte eine tiefe, rauchige Stimme: "Sie pflegen nicht zu zahlen, Mister?"
Mister Cash drehte sich um und in der Türe stand ein hagerer, dünner Mann, er trug schwere Stiefel, eine gefleckte Militärhose und ein braunes schmutziges Hemd, das achtlos in den Hosenbund gestopft worden war. Er musste um die 40 Jahre alt sein, seine Haut war von der Sonne gegerbt und von etlichen Narben zerfressen, die Nase knochig und geierhaft, das Haar schütter und fettig, die Augen wachsam und klar. Ein breites Grinsen lag in seinem Gesicht, das jede Menge gelbe halbverfaulte Zähne entblösste, hie und da blitzten Goldzähne im hellen Licht. Mister Cash bemerkte, dass ausserdem noch ein schweres, silbriges Schiesseisen im Hosenbund der Gestalt steckte. "Tut mir Leid, ich dachte es sei niemand hier.", sagte Mister Cash und grinste zurück, allerdings sahen seine Zähne weiss und sauber aus.
"Ich bin hier.", antwortete das Grinsen und der Mann nahm einen Schritt hinter die Thecke. Mister Cash schritt langsam auf die Thecke und den Mann zu, irgendwie hatte er ein komisches Gefühl, als stimme hier etwas nicht. Er wusste, dass er meistens auf sein Gefühl vertrauen konnte.
"Wie viel schulde ich Ihnen?", fragte er, als er vor der Thecke stand. Der Mann beäugte ihn aufmerksam, das Grinsen lag immer noch genau so breit in seinem Gesicht.
"Nur weil Sie dachten es sei niemand da, ist es Ihnen noch lange nicht erlaubt, hier zu stehlen. Sie hätten rufen können.", sagte er und drehte sich ab, um nachzusehen, wie viel der Schnaps und die Zigaretten kosteten.
"Es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht bestehlen. Es ist nur so, dass ich nicht viel Zeit habe, um...", Mister Cash brach ab. Um den Treffpunkt zu erreichen, hatte er sagen wollen. Was war nur los mit ihm? Fast hätte er sich diesem verrückten Vogel gegenüber verplappert. Dessen Grinsen wurde noch breiter.
"Das macht 15 Dollar 50.", sagte er.
Mister Cash klaubte einen 20 Dollar Schein aus seiner Hosentasche und legte ihn auf die staubverkrustete Thecke. Der Mann nickte, nahm die Note vom Tisch und liess sie in der Hemdtasche verschwinden. Mister Cash bemerkte, dass Dreck und Schmutz unter seinen Fingernägeln klebte, und ausserdem etwas rostig-rotes, das aussah wie eingetrocknetes Blut.
Plötzlich hörte er ein Geräusch über das Surren der Klimaanlage hinweg, es klang wie ein leiser entsetzter Schrei und schien aus dem Hinterzimmer des Ladens zu kommen. "Was war das denn?", fragte Mister Cash und schaute misstrauisch auf die Tür neben der Thecke. Dann zog der Mann, immer noch grinsend, seinen Revolver, hielt ihn ausgestreckt in einer Hand auf Mister Cashs Stirn gerichtet über die Thecke hinweg und im polierten Eisen spiegelte sich der Raum wider.
Mister Cash lächelte nervös.
"Geben Sie kein Rückgeld?", fragte er. Möglichst unauffällig aber mit leicht zitternden Fingern suchte Mister Cash nach seiner, ebenfalls im Hosenbund steckenden Waffe. Seine Finger fanden jedoch nichts, sein Revolver war nicht da, wo er sein sollte. Er musste ihn im Wagen liegen gelassen haben, das war ihm noch nie passiert.
"Rückgeld gibts hier nicht, du Arschloch.", sagte der Mann ganz ruhig, aber in seinen Augen lag ein wilder Ausdruck. "Was meinst du, was das vorhin war? Hat sich nach einer Frau angehört, stimmts?"
Die Augen des Mannes funkelten. Mister Cash sah das getrocknete Blut unter seinen Fingernägeln. Dieses perverse Schwein, er musste sie im Hinterzimmer vergewaltigt haben und er war reingekommen und hatte ihn dabei gestört. Blitzschnell überlegte Mister Cash und liess sich zu Boden fallen. Er kauerte sich mit dem Rücken dicht an die relativ hohe Thecke und die Mündung des Revolvers über ihm schwenkte nach unten.
"Wo bist du hin, kleiner Scheisser?", fragte die belustigte Stimme des Mannes hinter ihm. Mister Cash drückte mit beiden Händen gegen das Holz der Thecke, es fühlte sich alt und brüchig an, vielleicht liesse es sich zerstören. Die Mündung des Revolvers spuckte Feuer und Mister Cash konnte im letzten Moment die Beine auseinanderspreizen. Eine Kugel fuhr herab, riss Mister Cashs Hose im Schritt auf und schlug in den Holzboden. Weniger als einen Zentimeter näher und sein Glied wäre pulverisiert worden. Schnell wischte er sich den Schweiss von der Stirn.
"Komm heraus, zeig dich, mein Vögelchen.", sang die Stimme des Mannes.
Noch einmal drückte Mister Cash mit den Handflächen gegen das Holz hinter ihm, das sollte funktionieren.
Mit aller Kraft holte er aus und schlug gegen das Holz. Es krachte und splitterte und er barst rückwärts durch die Holzverkleidung der Thecke. Sein Rücken pflügte durch die alten Bretter und als er auf der anderen Seite mit immer noch beachtlichem Schwung in die Beine des Mannes prallte, riss er diesen von den Füssen. Perfekt.
Schmerzhaft riss er sich eine Wunde über dem rechten Auge, an diesen scharfen stählernen Schnürsenkelhaltern, mit denen die Stiefel des Mannes versehen waren.
Dieser prallte rücklings in das Regal hinter ihm, welches unter dem lauten Getöse der zerberstenden Flaschen zusammenbrach. Scharf riechender Whiskey spritzte auf Mister Cash herunter. Beim Aufprall in das Regal löste sich ein Schuss aus dem Revolver des Mannes, die Kugel streifte Mister Cashs Schulter und hinterliess eine blutige Kerbe, bevor sie durch die Bretter der Thecke fuhr, den Laden zischend durchquerte und mit einem lauten Klirren durch die Eingangstür hinaus in die Sonne schoss. Eine Sekunde später explodierte der Chevelle Malibu draussen auf dem Platz in einem Regen aus Feuer und brennenden Autoteilen, Mister Cashs Drogen hatten sich soeben in Luft aufgelöst.
Dieses verdammte irre Schwein hatte doch tatsächlich eine empfindliche Stelle des Wagens getroffen und ihn in die Luft gejagt. So eine verdammte Scheisse.
Hastig rappelte sich Mister Cash auf, Blut tropfte aus der Wunde über seinem Auge und seine Schulter wurde warm und taub, glühende Schmerzen machten sich in ihr breit. Der Mann lag stöhnend unter ihm, er hatte mit seinem Hinterkopf eine Whiskeyflasche zerschlagen und grosse scharfe Scherben hatten sich in seinen Kopf gebohrt. Mister Cash entriss ihm hastig den Revolver, ziehlte siegessicher auf dessen Kopf und drückte ab. Nur ein trockenes Klicken. Das Magazin war leer.
"Jetzt hast du verschissen, kleines Vögelchen.", zwitscherte der Mann und das Grinsen erschien wieder in seinem Gesicht.
Mit voller Wucht rammte er seinen Stiefel in Mister Cashs Genitalien. Glühender Schmerz und eine stechende Übelkeit schossen in seinen Magen hoch. Schmerzgepeinigt stolperte er nach hinten gegen die Thecke, sie gab nach und Mister Cash krachte mitsamt dieser zu Boden. Mittlerweile hatte sich der Mann wieder erhoben und stürtzte mit seinem dreckigen Grinsen auf ihn herunter, die Fäuste geballt, bereit noch in der Luft zuzuschlagen. Kurzerhand drehte Mister Cash den nutzlos gewordenen Revolver in der Hand und schlug mit dem Schaft der Waffe zu, gerade als das Grinsen über ihm erschien und die Fäuste in sein Gesicht krachten.
Der Mann prallte auf ihn herunter und Mister Cash sah, dass er etliche Zähne aus dem Grinsen herausgeschlagen hatte. Blut spritzte aus dem Mund und tropfte ihm in die Augen. Mit einem Ruck befreite er sich, schob den Verrückten von sich herunter und stand auf. Der andere blieb wimmernd am Boden liegen. Heftig nach Luft schnappend, rollte er sich auf ihm hin und her, er röchelte und hustete, wahrscheinlich waren ihm ein paar der ausgeschlagenen Zähne im Hals stecken geblieben. Damit würde er eine Weile beschäftigt sein, dachte sich Mister Cash und wollte den Laden schon verlassen, als ihm bewusst wurde, dass er keinen Wagen mehr hatte und auch keine Drogen mehr.
Plötzlich ertönte wieder dieses leise Wimmern, dieser unterdrückte entsetzliche Schrei. Mister Cash drehte sich um und hob den Revolver, schlagbereit. Dann öffnete er die Tür und betrat das Hinterzimmer. Es war mit einem alten abgewetzten Ledersessel und einem kleinen Fernseher auf einem wackeligen Tischchen nur sehr spärlich möbliert, in der Ecke unter einem milchigen Fenster stand ein grosses Bett.
Eine weitere Türe daneben führte wieder hinaus. Auf dem Bett lag eine völlig nackte, an Händen und Füssen gefesselte Frau, das blanke Entsetzen war ihr in das von Tränen völlig aufgelöste Gesicht geschrieben und in ihren Augen sah Mister Cash einen solch panischen Ausdruck, wie er ihn noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Überrascht und voller Grauen blickte er auf die Frau und ihren schrecklich deformierten Bauch. Ihr Bauch, er war übersäht von blauen Flecken und roten zum Teil blutenden Striemen, etwas zuckte noch in ihm, Abdrücke von Fäusten und Schuhen waren zu sehen, die sich in den runden Bauch der Frau gebohrt hatten. Voller Entsetzen erkannte Mister Cash, das sie ein Kind erwartet hatte, doch das völlig verrückte Schwein hatte es noch in seiner schützenden Dunkelheit des Mutterleibes zu Tode getreten.
"Getreten! Geschlagen! Sie haben es getötet!", schrie die Frau plötzlich mit schriller, krächzender Stimme und schockgeweiteten Augen, Blut lief aus ihrer geschundenen Vagina, dort wo das perverse Schwein sie gefickt hatte. "Sie haben mein Kind einfach zu Tode getreten!"
Mister Cash erbrach mit verzerrtem Gesicht auf den Boden und über seine Schuhe.