Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Heute vor 50 Jahren: Volksaufstand!
Hyperion
17.06.2003, 16:45
Vor 50 Jahren wurde in der damaligen DDR der Volksaufstand gegen die geplante Normerhöhung blutig niederschlagen.
Die meisten User (oder besser gesagt alle) kennen dieses Ereignis nur aus den Geschichtsbüchern. Aber auch heute gehen in verschiedenen Ländern Leute auf die Strasse, um gegen ein starkes Regime zu protestieren.
Wie seht ihr den Sinn von Aufständen gegen eine Übermacht in der eigenen Regierung? Würdet ihr selbst auch protestieren?
Welchen Sinn macht eine Niederschlagung des Aufstandes?
Ist z.B. ein solcher Aufstand nur ein Ereignis / ein Teil eines Prozesses, so kann man kaum mit einer Niederschlagung den Prozess stoppen. Wird der Prozess jedoch damit gebremst (oder beschleunigt)?
Fragen über Fragen...
Original geschrieben von Hyperion
Wie seht ihr den Sinn von Aufständen gegen eine Übermacht in der eigenen Regierung? Würdet ihr selbst auch protestieren?
Hmm... es ist schon ein ziemlicher Unterschied zwischen "Protest" und "Aufstand" - protestieren würden wir wohl alle, Demonstrationen sind ja auch eine Normalität in westlichen Demokratien, aber ein echter Aufstand? In Europa bzw. in anderen westlichen Industriestaaten wohl kaum mehr vorstellbar, denke ich.
Sind Aufstände für einen Europäer überhaupt noch denkbar? Ist es nicht eher so (und meiner Meinung nach ist es so, sonst würd ich's ja nicht schreiben *hüstel*), daß die "herrschende Klasse" - das wären wohl heutzutage Politiker - nicht ohnehin bei allen Entscheidungen eher die eigene Wiederwahl im Auge hat, und deshalb unpopuläre Maßnahmen entweder gar nicht, oder wenn schon, erst dann setzt, wenn es nicht mehr anders geht, und der Großteil des Volks das auch einsieht?
Hier in Österreich hatten wir ja in der letzten Zeit einige "Protestchen" gegen die Pensionsreform, und auch einige Streikchen - wobei immer peinlichst darauf geachtet wird, ja niemand zu sehr wehzutun und nur ja keinen bleibenden Schaden zu verursachen.
IMO sind wir in Europa schon soweit, daß es uns, trotz wirtschaftlicher Krise seit einigen Jahren, immer noch sehr, sehr gut geht, deshalb haben die Leute auch nicht wirklich einen Grund, sich aufzulehnen... vor allem ist auch die Einsicht verbreitet (die auch zutrifft), daß sich durch einen Machtwechsel nichts an der Situation ändert... alle Macht dem Volke? Nuja, wenn das Volk dann auch eine Wirtschaftskrise zu bekämpfen hat... was bringt's? Kann man gleich die Politiker an der Macht lassen, und sie halt bei Gelegenheit abwählen. Eine Junta mit anschliessender Militärdiktatur wird wohl in "zivilisierten" Ländern nicht stattfinden...
Welchen Sinn macht eine Niederschlagung des Aufstandes?
Wie man am Beispiel diversester Bananenrepubliken sieht - keinen.
Ist z.B. ein solcher Aufstand nur ein Ereignis / ein Teil eines Prozesses, so kann man kaum mit einer Niederschlagung den Prozess stoppen. Wird der Prozess jedoch damit gebremst (oder beschleunigt)?
Eher beschleunigt - wenn die Leute schon vorher bereit waren, für ihr Recht zu kämpfen, schafft man durch die Niederschlagung eher noch Märtyrer, und es kommt zu immer weiteren Aufständen... dauerhafte Destabilisierung des Regierungssystems des betroffenen Landes ist die Folge.
Ein schönes Beispiel, wie man mit "Aufständen" umgehen kann, ist die "sanfte Revolution" in den ehemaligen Ostblockstaaten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs... friedliche Demonstrationen, und ein sanfter Übergang von einem kommunistischen Regime hin zu Demokratien (auch wenn diese Prozesse jahrelang dauerten, und teilweise immer noch nicht zu 100% abgeschlossen sind).
Fragen über Fragen...
Und wieder ein sehr schöner Thread von dir, wenigstens dafür ist deine Pechsträhne gut ;)
Und ein würdiger Rahmen für meinen 1200er
Prevailer
17.06.2003, 20:21
Am 17. Juni '53 war auch Aufstand in Delitzsch. Ich habe ja das "Glück", in Delitzsch die Schule zu besuchen. Der Aufstand in Delitzsch wurde niedergeschlagen und zwei Menschen wurden getötet. Vor 50 Jahren. Direkt vor meiner Schule. Damals war mein Schulgebäude noch in irgendeiner anderen Funktion, und so wurden aus seinen Fenstern Schüsse gelassen die mehrere Aufständige trafen und zwei von ihnen töteten. Die Aufständigen wollten sich grade Zugang zur Schokoladenfabrik verschaffen, die auch heute noch vor meiner Schule steht.
Deshalb war heute so um 11 Uhr dort auch eine kleine Gedenkstunde und eine Gedenktafel wurde am Schokoladenfabrikgebäude angebracht. Einige Politiker haben geredet und ein Zeitzeuge. Außerdem gab's eine interessante Broschüre. Ich hatte das Glück, grad eine Freistunde zu haben. Und so konnte ich direkt nach meinen 2 Geschichts-LK Stunden diesen interessanten Wörtern lauschen :)
Aufstände niederschlagen... na ja. Man erhofft sich davon natürlich das der Vorgang gebremst oder gestoppt wird. Einige Menschen werden sich davon natürlich auch beeiflussen lassen. Sei es aus Angst, oder sonstigen Gründen. Aber wenn das Volk will...
[KC]Cunner
18.06.2003, 00:35
Ich fand es allemal Klasse, dass damals die Menschen versucht haben, sich gegen das Kommunistische Regime zur Wehr zu setzen. Dabei darf man natürlich ncith vergessen, dass es auch von den Westmedien hoch und von den Ostmedien runtergepuscht wurde. Auch sollen die tollen verbrüderten russischen Soldaten, die erschossen wurden, weil sie nicht auf Deutsche schießen wolltenm gar nicht existiert haben... (s. www.spiegel.de ).
Ich würde bei Protestmärschen und Demonstrationen mitgehen, wenn ich mit meiner Meinung voll dahinter stehe und es nciht wieder von Lobbys oder Parteien etc. nur zu Propagandazwecken genutzt wird. Auch wenn so etwas imo nicht viel bringt, da "die da oben" eher auf andere Mächte hören, als auf ihr eigenes Volk.
Bei einem Aufstand mitzuamchen...hmm rein ideologisch und ideell auf jeden Fall, aber das sagt amn jetzt so. Wenn ich mir vorstelle einfach über den Haufen geschossen zu werden, sieht das schon ganz anders aus... Aber El Commandante vive! Es kommt wohl auf die Schmerzgrenze an, wie schlimm es ist.
Allerdings sollte man nicht für irgendwelche Proteste auf Arbeit verzichten, sofern sie nicht gezielt gegen das eigene Regime gehen, da sonst diie Leidenden nahcher wieder die Streiker sind...aber zu Streiks , das ist ein anderes Thema
Soul Griever
19.06.2003, 12:38
Original geschrieben von Hyperion
Wie seht ihr den Sinn von Aufständen gegen eine Übermacht in der eigenen Regierung? Würdet ihr selbst auch protestieren?
Grundsätzlich ja. Es gibt zur Zeit aber IMO nichts wofür es sich lohnt. Wenn man ehrlich ist geht es uns im Moment einfach viel zu gut für so etwas.
Welchen Sinn macht eine Niederschlagung des Aufstandes?
Ist z.B. ein solcher Aufstand nur ein Ereignis / ein Teil eines Prozesses, so kann man kaum mit einer Niederschlagung den Prozess stoppen. Wird der Prozess jedoch damit gebremst (oder beschleunigt)?
Man hat in der Geschichte gesehen das ein System das nur mit Gewaltausübung sein Macht aufrecht erhält irgendwann zusammenbricht.
Ob so ein Prozess gebremst oder beschleunigt wird hängt davon ab ob sich der Unmut der Bevölkerung über Jahre hinweg aufgestaut hat. Sonst fehlt die Grundlage sowas bis auch zum letzten durchzuziehen.
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