Pursy
06.01.2007, 18:13
Unvorsichtig kratzte er sich mit seiner Sense am Kopf. Das Metall schabte über seinen knochigen Schädel.
„Hat dir deine Frau nicht verboten, dir mit der Sense am Kopf zu kratzen?“ Näselte eine Stimme aus dem Spind hinter ihm.
„Ach, die hat doch nur Angst, dass ich mir nicht wieder den Kopf vom Hals runterhaue, so wie letztes Jahr… und wenn es juckt, dann juckt es eben.“ Gevatter Tod zog sich wieder seine Kapuze über den blanken Kopf und stopfte dann allerlei Handtücher aus seinem Spind in eine große, schwarze Tasche.
„Weißt du…“ schmatzte der Osterhase, „ich hab auch immer dieses jucken, wenn ich vor Ostern noch meine Nachtschichten einlegen muss, um die ganzen Eier zu bemalen. Stress sag ich dir, Stress!“
„Und das sagt mir der Sessionarbeiter. Weißt du eigentlich, was ich manchmal für einen Stress habe?“ Bedrohlich deutete er mit seinem knöchrigen Zeigefinger auf den vor Angst verschreckten Hase, während er immer noch eins seiner weißen, mit Blut voll geschmierten Handtücher in der Hand hält.
„Ist ja gut… ich habe nichts gesagt!“
„Tut mir leid…“ Traurig sackt der schwarz Gekleidete auf der Bank hinter ihm zusammen. „Es ist nur… heute hab ich vier Stunden auf eine Frau gewartet, die einen Autounfall hatte. Eigentlich hätte sie nach wenigen Minuten Tod sein sollen, aber nein! Da haben sie im Krankenhaus sie wieder versucht zusammen zu flicken. Und dann ist sich schon klinisch Tod, da beleben sie sie auch noch zwei mal wieder!“
„Sie hat überlebt?“
„Ja, ich hol sie mir morgen… innere Blutungen.“
„Oh…“ Der Hase setzte sich und sah den Tod neugierig an. „Was erlebt man den sonst noch so bei dir?“
„Ach, jede Menge Selbstmorde. Aber im Moment ist es ruhig. Ich weiß noch, als James Blunt mit ‚Goodbye my Lover’ im Radio auftrat. Ich konnte gar nicht mehr zählen, wie oft ich meine Sense nachschleifen lassen musste.“ Verträumt blickte er auf seine glänzende Sense.
„War da nicht auch mal was mit einem ‚leidenden Werther’?“
„Goethe! Dafür würde ich ihm am liebsten noch einmal sterben lassen, und diesmal wird er nicht um mehr Licht bitten wollen! Und immer diese Jugendlichen, die ohne dieses Buches noch lange nicht auf meiner Liste gestanden hätten.“
Der Hase nickte nur verständnisvoll. „Aber eigentlich hast du es heutzutage besser als damals. Wenn man so an die ganzen Kriege denkt.“
„Ach, damals war es noch leicht! Als die Armeen sich voreinander gestellt haben, Reihe um Reihe getötet wurden und ich eigentlich nur zwei- oder dreimal über das Schlachtfeld gehen musste. Aber ab dem zweiten Weltkrieg war das schon wieder anders. Da steckten sie in zerstörten Panzern oder unter Gebäudetrümmern fest, an die musst du erstmal drankommen. Oder manchmal flogen auch Einzelteile durch die Gegend. Beine oder Armee, aber ihre Besitzer haben das auch noch überlebt. Und wehe, du erledigst den falschen, dann gibt es riesig Ärger.“
„Hast du schon einmal den falschen mitgenommen?“
„Ja… einmal!“ Beschämt lächelte der Tod. „Aber woher sollte ich denn wissen, dass es der Sohn vom Chef ist? Ich meine, der hängt da drei Tage lang und soll nicht sterben? Wo leben wir den hier? Aber er hat es wieder richtig hingebogen, also war das auch nicht so schlimm.“
Dann stand er wieder auf. „Aber für heute hab ich Feierabend. Und du?“
„Äh… naja, prinzipiell schon.“
„Aber?“
„Aber denk du nicht, dass ich von meinen Ehelichen Pflichten erlöst bin.“
„Immerhin kannst du so was wie ein Sexleben haben!“
„Hat dir deine Frau nicht verboten, dir mit der Sense am Kopf zu kratzen?“ Näselte eine Stimme aus dem Spind hinter ihm.
„Ach, die hat doch nur Angst, dass ich mir nicht wieder den Kopf vom Hals runterhaue, so wie letztes Jahr… und wenn es juckt, dann juckt es eben.“ Gevatter Tod zog sich wieder seine Kapuze über den blanken Kopf und stopfte dann allerlei Handtücher aus seinem Spind in eine große, schwarze Tasche.
„Weißt du…“ schmatzte der Osterhase, „ich hab auch immer dieses jucken, wenn ich vor Ostern noch meine Nachtschichten einlegen muss, um die ganzen Eier zu bemalen. Stress sag ich dir, Stress!“
„Und das sagt mir der Sessionarbeiter. Weißt du eigentlich, was ich manchmal für einen Stress habe?“ Bedrohlich deutete er mit seinem knöchrigen Zeigefinger auf den vor Angst verschreckten Hase, während er immer noch eins seiner weißen, mit Blut voll geschmierten Handtücher in der Hand hält.
„Ist ja gut… ich habe nichts gesagt!“
„Tut mir leid…“ Traurig sackt der schwarz Gekleidete auf der Bank hinter ihm zusammen. „Es ist nur… heute hab ich vier Stunden auf eine Frau gewartet, die einen Autounfall hatte. Eigentlich hätte sie nach wenigen Minuten Tod sein sollen, aber nein! Da haben sie im Krankenhaus sie wieder versucht zusammen zu flicken. Und dann ist sich schon klinisch Tod, da beleben sie sie auch noch zwei mal wieder!“
„Sie hat überlebt?“
„Ja, ich hol sie mir morgen… innere Blutungen.“
„Oh…“ Der Hase setzte sich und sah den Tod neugierig an. „Was erlebt man den sonst noch so bei dir?“
„Ach, jede Menge Selbstmorde. Aber im Moment ist es ruhig. Ich weiß noch, als James Blunt mit ‚Goodbye my Lover’ im Radio auftrat. Ich konnte gar nicht mehr zählen, wie oft ich meine Sense nachschleifen lassen musste.“ Verträumt blickte er auf seine glänzende Sense.
„War da nicht auch mal was mit einem ‚leidenden Werther’?“
„Goethe! Dafür würde ich ihm am liebsten noch einmal sterben lassen, und diesmal wird er nicht um mehr Licht bitten wollen! Und immer diese Jugendlichen, die ohne dieses Buches noch lange nicht auf meiner Liste gestanden hätten.“
Der Hase nickte nur verständnisvoll. „Aber eigentlich hast du es heutzutage besser als damals. Wenn man so an die ganzen Kriege denkt.“
„Ach, damals war es noch leicht! Als die Armeen sich voreinander gestellt haben, Reihe um Reihe getötet wurden und ich eigentlich nur zwei- oder dreimal über das Schlachtfeld gehen musste. Aber ab dem zweiten Weltkrieg war das schon wieder anders. Da steckten sie in zerstörten Panzern oder unter Gebäudetrümmern fest, an die musst du erstmal drankommen. Oder manchmal flogen auch Einzelteile durch die Gegend. Beine oder Armee, aber ihre Besitzer haben das auch noch überlebt. Und wehe, du erledigst den falschen, dann gibt es riesig Ärger.“
„Hast du schon einmal den falschen mitgenommen?“
„Ja… einmal!“ Beschämt lächelte der Tod. „Aber woher sollte ich denn wissen, dass es der Sohn vom Chef ist? Ich meine, der hängt da drei Tage lang und soll nicht sterben? Wo leben wir den hier? Aber er hat es wieder richtig hingebogen, also war das auch nicht so schlimm.“
Dann stand er wieder auf. „Aber für heute hab ich Feierabend. Und du?“
„Äh… naja, prinzipiell schon.“
„Aber?“
„Aber denk du nicht, dass ich von meinen Ehelichen Pflichten erlöst bin.“
„Immerhin kannst du so was wie ein Sexleben haben!“