Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : political overcorrectness: exorbitant anders begabt
T.U.F.K.A.S.
30.11.2006, 07:54
egal wo, ich finds immer wieder geil wie minderheiten in neue begriffe gedrückt werden :D
statt behindert (im sinne von bekloppt, nich alle tassen im schrank, geistig stark blöde etc.) sagt man ab sofort "anders begabt". oder statt zigeuner (der begriff hat sich bei mir eingebürgert) sagt man roma und sinti, oder nur roma, oder nur sinti. statt juden sollte man am besten "anhänger/-innen der jüdischen glaubensrichtung" sagen. ach so und für frauen immer n separates kürzel (dagegen hab ich ja nix, es is nur herrlich blöd, wenn einer dieser sozial-heinis ans pult geht und ein "liebe genossen und genossinnenenenenen" vom stapel lässt :D), negerküsse werden aus dem sortiment genommen wegen dem n-wort (was gar nich das n-wort is).
ich find es echt anders begabt dass unsere deutsche sprache so dermaßen beschnitten wird. ich weiß nich, behindert is für mich behindert. leute im rollstuhl sind behindert, die sind nicht anders begabt. is einfach so, also warum sollte ich was anderes dazu sagen? (jetz etwas extremes beispiel, aber ich denke, ihr wisst worauf ich hinauswill)
naja, langer rede kurzer sinn: findet ihr das auch anders begabt dass wir, user und userinnenenenenenen, uns komplett einstellen müssen auf jedes ach so kleine geschiss?
Hää? Also Zigeuner war bei uns seit je her ein Schimpfwort. Roma und Sinti sind da wohl eher neutralere Begriffe. Und OH FUCKING JEZUZZZ man darf nicht mehr Behindert als Schimpfwort für Dumm, Blöd und was_weiß_ich verwenden!!111 Als ob es keine anderen Schmähungen für selbige Bevölkerungsklientel gäbe, nein man muss eine Bezeichnung für die Schwächsten der Schwachen in unserer Gesellschaft hernehmen - ganz große Leistung!!
Aber pass auf, als nächstes beschwert man sich noch, dass man nicht zu allem (blöden, dummen, hässlichen) Schwul sagen darf!!!!!!1111111111
Ich glaube wir steuern wirklich auf den Abgrund zu... und nicht etwa weil man nicht mehr "behindert", "zigeuner", oder "••••••••••" sagen darf -_-
Virginie
30.11.2006, 08:50
Ich glaube ihr redet aneinander vorbei.
Es geht ja nicht darum, dass man 'schwul' oder 'behindert' nicht als Ausdrücke benutzen sollte (was ich übrigens sehr! unterstütze, da geb ich Whitey also sehr recht!), sondern, dass man den Ausdruck 'behindert' allgemein nicht mehr benutzen soll.
(Allerdings, Zigeuner war tatsächlich schon immer ein Schimpfwort!)
Ja, meiner Meinung nach gibt es auch ein wenig sehr viel political overcorrectness. Vor allen Dingen stimmt da das Maß nicht. Ich kann zwar frei sagen, ich sei Deutsche bzw. Französin, aber nicht, xy ist Türke. Xy ist nämlich türkischer Mitbürger oder türkischer Abstammung, aber nicht 'Türke' http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_046.gif
Und selbst als Frau geht mir manchmal die Emanzipierung der Sprache ein wenig auf den Keks. Besonders, wenn man selbst ständig verbessert wird. Wenn ich zum Beispiel gesagt habe: "Als ich noch Schüler war..." kam sofort mindestens ein lautes Stimmchen à la "Du warst doch kein Kerl. Das heißt Schülerin! [... blah blah...]". Für mich war 'Schüler' z.B. ein neutraler Begriff, außerdem kann ich mir ja selbst aussuchen, wie ich mich bezeichne http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif
Ging mir so sehr auf den Sack, dass ich heute nur noch sagen würde: "Als ich noch zur Schule gegangen bin."
benutz die wörter doch trotzdem, was sollen die schon machen?
Na ja, es spricht schon ein wenig für sich, wenn man nicht zu allem, was man dumm, blöde, whatever findet "behindert" oder "schwul sagt"; es hat zwar - im eigenen Verständnis und im Verständnis des Großteils der Bevölkerung - nix mit den Menschen zu tun, die wirklich behindert (im Sinne von körperlich benachteiligt, wo wir auch schon wieder bei dem Punkt sind, dass man zu Rollstuhlfahrern "körperlich benachteiligte" sagen soll, anstatt "behindert") oder halt schwul (im Sinne von Homosexuell) sind, aber eben da kommt halt diese Überkorrektheit zum Tragen, bzw. der überwachsame Anstandswauwau, der einen gleich ein paar auf die Finger gibt und mit dem "Du du du"-Finger erklärt, dass es so und so zu heißen hat.
Gut, es ist für die entsprechenden Gruppen natürlich sicherlich nicht negativ, wenn man anstatt "behindert" einfach mal "dumm" sagt oder anstatt" schwul" einfach nur "bescheuert", jedoch hat sich das - leider? - so im allgemeinen Wortschatz eingebürgert, einfach die Worte "behindert" oder "schwul" als Beschreibung zu benutzen; die "ethnischen" Gruppen sind da nicht mal ansatzweise im Hinterkopf gewesen, dass man damit jemanden möglicherweise diskriminieren könnte.
Und was die Emanzipierung der Sprache betrifft: das geht in einigen Dingen schon extrem zu weit; ich meine, bei so Aussprüchen wie "Man muss ja auf sich achten" oder sowas, wird einem gleich entgegengeschossen: "Ach und Frau muss nicht auf sich achten oder wie?" http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif Zum Teil stehe ich schon echt davor, einfach mal stumpf die Schriftsprache in die Wortsprache zu übernehmen und dann einfach zu sagen: "Man - mit nur einem "n" - muss ja auf sich achten.". Dann kapieren vielleicht einige Hardcore-Emanzipierungsanhänger, dass es auch ein Wort mit nur einem "n" gibt, dass man "Mann" ausspricht :rolleyes:
Na ja, aber wirklich eine Beschneidung im klassischen Sinne - also man darf gewisse Sachen einfach gar nicht mehr sagen - sehe ich da eigentlich nicht; wenn man sich geschickt anstellt, kann man sich so frei in der deutschen Sprache bewegen, wie man will und genau das sagen, was man möchte. Ob man nun die eine oder andere Sache eben anders beschreibt oder ein paar Worte mehr benutzt, ist ja im Endeffekt egal (auch wenn es sich schon stark dämlich anhört, wenn man sagt: "Also der Film war ja man echt total anders begabt" xD).
Achadrion
30.11.2006, 12:18
Wird dann jetzt aus dem Schwerbehinderten Ausweis ein Schwer-anders-Begabter-Ausweis?
Tut mir leid, das konnte ich mir nicht verkneifen. :D
Zum Thema:
Man kann es auch wirklich übertreiben. Gerade das Beispiel das Trigaram brachte finde ich prägnant. Keine wirklich emanzipierte Frau besteht auf die weibliche Nennung ihres Berufes. Man (Frau) ist dann eben Maler, Schreiner, Kaufmann. Ich kenne so viele Friseurinnen die sich selbst als Friseuse bezeichnen .
Ausserdem wird auch nicht in die andere Richtung geschaut. Es gibt keine Krankenbrüder sondern Krankenpfleger, eine männliche Hebamme wird nicht zum Hebammer.
Bei den Sinti und Roma kann es zu ziemlichen Ärger kommen, wenn man sie mit der falschen Bezeichnung anredet (also einen Sinti als Roma und anders herum). Aber ich stimme auch zu, das Zigeuner ein Schimpfwort ist.
Die Frage bleibt aber trotzdem offen, wie man dann bestimmte Gruppen nennen soll. Ich weiß schon lange nicht mehr, wie man einen Menschen mit dunkler Hautfarbe nennen soll (nicht das es für mich wichtig ist). Neger auf keinen Fall, aber Farbiger oder Schwarzer finde ich genau so Abwertend. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das Behinderte lieber anders Begabte sein wollen. Das ist eigentlich genau so als wenn man mit dem Finger auf sie zeigt.
Es kommt immer auf den Ton und den Kontext an, wie man die Begriffe benutzt. Mit der richtigen Herablassung kann " du anders Begabter" auch eine nette Beleidigung sein.
Hmmm.... ich finde, ihr regt euch zu sehr auf. Im normalen Sprachgebrauch, wenn man Freunden oder so redet, interessiert es eh niemanden, ob man einen homosexuellen Kumpel "schwul" nennt oder nicht. Im Gegenteil. Im Freundeskreis kommt es meist etwas komisch, so formelle Sprache zu verwenden. Allerdings denke ich, dass es einen nicht überfordert, sich in geschriebener Sprache korrekt auszudrücken. Ist das so ein Problem? Kommt halt net so gut, wenn man in einer Diskussion, wo es um den Zusammenhang zwischen Nicht-Deutschen und fehlenden Arbeitsplätzen geht, imm von den "Ausländern" spricht. Es klingt einfach viel netter, wenn man statt "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg." "Unsere ausländischen Mitbürger brauchen auch Arbeit." sagt. Oder etwa nicht?
Im normalen Sprachgebrauch, wenn man Freunden oder so redet, interessiert es eh niemanden, ob man einen homosexuellen Kumpel "schwul" nennt oder nicht. Im Gegenteil. Im Freundeskreis kommt es meist etwas komisch, so formelle Sprache zu verwenden.
Da hast du was falsch verstanden: es geht nicht darum, Homosexuelle als "schwul" zu bezeichnen, sondern darum, dass es grundsätzlich so ist, dass man das Wort "schwul" offensichtlich als Synonym für alles andere (meist Negative) genommen wird, außer halt für das, für das es "eigentlich" steht.
Kommt halt net so gut, wenn man in einer Diskussion, wo es um den Zusammenhang zwischen Nicht-Deutschen und fehlenden Arbeitsplätzen geht, imm von den "Ausländern" spricht. Es klingt einfach viel netter, wenn man statt "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg." "Unsere ausländischen Mitbürger brauchen auch Arbeit." sagt. Oder etwa nicht?
Hä? Was hat das mit dem Thema zu tun? Vielleicht im Ansatz damit, dass man anstatt "Ausländer" eben "ausländischer Mitbürger" sagt; Juhu, welch ein Unterschied http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif
Don Cuan
30.11.2006, 13:21
statt behindert (im sinne von bekloppt, nich alle tassen im schrank, geistig stark blöde etc.) sagt man ab sofort "anders begabt".
Eigentlich klingt das für mich gerade nach einer Verhöhnung, weil die unstreitbaren Einschränkungen einer Behinderung in den Hintergrund gespielt werden. Sicher möchte kein Rollstuhlfahrer als "behindert" angesprochen werden, in dem Sinne dass er darauf reduziert wird. Das gleiche, wie wenn jemand mit "Hey, Türke" angesprochen wird. In dem Fall ist es zwar keine Beleidigung (die kommt nur im Kontext zustande), aber eine respektlos vereinfachede Einstufung.
oder statt zigeuner (der begriff hat sich bei mir eingebürgert) sagt man roma und sinti, oder nur roma, oder nur sinti.
Was auch Bullshit ist, weil weit mehr Leute zu den "Zigeunern" zählen, als nur die Völkergruppen der Roma und Sinti. In eine ähnliche Bredouillie kommt man auch mit Eskimos, die eben nicht nur Inuit, sondern auch Aleuten einschließen. Man läuft also in jedem Fall Gefahr, unkorrekt zu sein.
ich find es echt anders begabt dass unsere deutsche sprache so dermaßen beschnitten wird.
Yeah, ich liebe es, wenn jemand solchen Müll entsprechend pervertiert :A
Gut, es ist für die entsprechenden Gruppen natürlich sicherlich nicht negativ, wenn man anstatt "behindert" einfach mal "dumm" sagt oder anstatt" schwul" einfach nur "bescheuert", jedoch hat sich das - leider? - so im allgemeinen Wortschatz eingebürgert, einfach die Worte "behindert" oder "schwul" als Beschreibung zu benutzen; die "ethnischen" Gruppen sind da nicht mal ansatzweise im Hinterkopf gewesen, dass man damit jemanden möglicherweise diskriminieren könnte.
WTF? Schwul war ein schon immer negativer Ausdruck (das verwandte schwül besteht noch weiter in einer Teilbedeutung), der erst durch sein Ausgreifen durch homosexuelle Bewegungen (und die oben gutgehießene Pervertierung des Begriffes) seinen jetzigen Sinn erlangt hat.
Schwul, Behindert, Spast etc. sind alle erstmal durch eine einschlägig bekannte, populäre Subkultur dergestalt in Umlauf gebracht worden. Vor 10 Jahren konntest du auf kaum einem Schulhof diese Wörter derart exzessiv hören. Mittlerweile gehört sogar das Wort ••••••••• schon zum "gewöhnlichen" Schmähwortschatz und ist bei vielen Jugendlichen mit "Arschloch" gleichzusetzen.
Sollte man deshalb trotzdem gutheißen das man diese Wörter benützt und deren Verwendung weiter verharmlosen? Mir geht erhlich gesagt am Arsch vorbei, ob irgendein gehirnamputierter Trottel im Hinterkopf hatte, ob er homosexuelle Menschen damit trifft, wenn er plötzlich Schwul als Synonym für scheiße, oder blöd nimmt.
Ich empfinde ehrlich gesagt keine ÜBER-Korrektheit im deutschen Sprachgebrauch. Ich finde eher das diese geforderte oder teils praktizierte Genauigkeit verdammt wichtig ist, denn sie sensibilisiert die Leute im Umgang mit Sprache. Hätten die Frauenverbände etc. nicht die letzten 30 Jahre für die Gleichstellung der Frau gekämpft, wäre es heute noch jedem scheiß egal ob man Praktikant/in schreibt oder nicht. Mag sein, dass es für manche keinen Unterschied macht, ich finde aber das es dies tut. Würde man bei diesen "Kleinigkeiten" anfangen, würde man auch bald bei ganz anderen Dingen beginnen diese in Frage zu stellen und dadurch viele Erungenschaften in Sachen Gleichberechtigung, Toleranz und Schutz von Minderheiten, die in den letzten Jahren mühevoll erkämpft wurden, langsam aufweichen.
Man sollte diese sprachliche Genauigkeit nicht als "Strafe" sondern als Zeichen einer modernen, toleranten, sensiblen und kultivierten Gesellschaft auffassen, denn nur eine solche ist in der Lage diese Strömungen und Bedürfnisse überhaupt zu erkennen und darauf einzugehen. Auch wenn es auf den ersten Blick für den ein oder anderen vielleicht anstrengend oder unsinnig erscheint.
Wird dann jetzt aus dem Schwerbehinderten Ausweis ein Schwer-anders-Begabter-Ausweis?
Tut mir leid, das konnte ich mir nicht verkneifen. :D
Zum Thema:
Man kann es auch wirklich übertreiben. Gerade das Beispiel das Trigaram brachte finde ich prägnant. Keine wirklich emanzipierte Frau besteht auf die weibliche Nennung ihres Berufes. Man (Frau) ist dann eben Maler, Schreiner, Kaufmann. Ich kenne so viele Friseurinnen die sich selbst als Friseuse bezeichnen .
Ausserdem wird auch nicht in die andere Richtung geschaut. Es gibt keine Krankenbrüder sondern Krankenpfleger, eine männliche Hebamme wird nicht zum Hebammer.
Bei den Sinti und Roma kann es zu ziemlichen Ärger kommen, wenn man sie mit der falschen Bezeichnung anredet (also einen Sinti als Roma und anders herum). Aber ich stimme auch zu, das Zigeuner ein Schimpfwort ist.
Die Frage bleibt aber trotzdem offen, wie man dann bestimmte Gruppen nennen soll. Ich weiß schon lange nicht mehr, wie man einen Menschen mit dunkler Hautfarbe nennen soll (nicht das es für mich wichtig ist). Neger auf keinen Fall, aber Farbiger oder Schwarzer finde ich genau so Abwertend. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das Behinderte lieber anders Begabte sein wollen. Das ist eigentlich genau so als wenn man mit dem Finger auf sie zeigt.
Es kommt immer auf den Ton und den Kontext an, wie man die Begriffe benutzt. Mit der richtigen Herablassung kann " du anders Begabter" auch eine nette Beleidigung sein.
Ich stimm da voll und ganz zu..
..und damit diese kleine Diskussion um das Wort "Zigeuner" mal n ende findet:
Volksetymologisch (also falsch) ist die Umdeutung des Wortes Zigeuner als „Zieh-Gäuner", also „Ziehende Gauner".Quelle: Wikipedia.de (http://de.wikipedia.org/wiki/Zigeuner)
T.U.F.K.A.S.
30.11.2006, 13:57
Schwul, Behindert, Spast etc. sind alle erstmal durch eine einschlägig bekannte, populäre Subkultur dergestalt in Umlauf gebracht worden. Vor 10 Jahren konntest du auf kaum einem Schulhof diese Wörter derart exzessiv hören. Mittlerweile gehört sogar das Wort ••••••••• schon zum "gewöhnlichen" Schmähwortschatz und ist bei vielen Jugendlichen mit "Arschloch" gleichzusetzen.
Sollte man deshalb trotzdem gutheißen das man diese Wörter benützt und deren Verwendung weiter verharmlosen? Mir geht erhlich gesagt am Arsch vorbei, ob irgendein gehirnamputierter Trottel im Hinterkopf hatte, ob er homosexuelle Menschen damit trifft, wenn er plötzlich Schwul als Synonym für scheiße, oder blöd nimmt.
jo bemerk in meinem umfeld ja auch. obwohl ich z.b. ausdrücke wie "behindert" für blöd, scheisse, kacke etc. selbst benutze (mittlerweile sag ich dauernd "anders begabt" - mal sehen wie das kommt): so dinger wie "du bsit schwul" als beleidigung müssen nich sein, hab selbst nen schwulen kumpel, von daher...
Ich empfinde ehrlich gesagt keine ÜBER-Korrektheit im deutschen Sprachgebrauch. Ich finde eher das diese geforderte oder teils praktizierte Genauigkeit verdammt wichtig ist, denn sie sensibilisiert die Leute im Umgang mit Sprache. Hätten die Frauenverbände etc. nicht die letzten 30 Jahre für die Gleichstellung der Frau gekämpft, wäre es heute noch jedem scheiß egal ob man Praktikant/in schreibt oder nicht. Mag sein, dass es für manche keinen Unterschied macht, ich finde aber das es dies tut. Würde man bei diesen "Kleinigkeiten" anfangen, würde man auch bald bei ganz anderen Dingen beginnen diese in Frage zu stellen und dadurch viele Erungenschaften in Sachen Gleichberechtigung, Toleranz und Schutz von Minderheiten, die in den letzten Jahren mühevoll erkämpft wurden, langsam aufweichen.
ja toll, dann ist aber "anders begabt" irgendwann der böse begriff, nachdem wir aus jedem scheiss, wo "behinderten-parkplatz" oder so steht, dann "andersbegabten-parkplatz" - weil dann is nämlich ab dem tag "anders begabt" das schmipfwort anstatt "behidnert". außerdem: ich kenne leute, die körperlich eingeschränkt sind - die HASSEN (!) es, dass sie dauernd von der gesellschaft wie wattebäuschchen behandelt werden. ok, is jetz nur so ne stichprobke (4 leute die gehbehindert sind), aber wenn ich in nem rollstuhl hocken würde: ey ich würde das mies scheisse finden, wenn ich ab sofort "anders begabt" wäre, weil das is nich ein ausdruck, der ein
Zeichen einer modernen, toleranten, sensiblen und kultivierten Gesellschaft
ist, sondern
a) auf eine ganz perverse art und weise ironisch (anders begabt - unter dem begriff stelle ich mir eher leute vor, die eine sau-komplizierte gleichung innerhalb von 2 sekunden lösen), weil die leute nich begabt, sondern in einigen wesentlichen punkten EINGESCHRÄNKT sind
b) nur eine verschleierung der tatsache, das sie tatsächlich behidnert sind
is genauso mit juden, schwarzen/andersfarbigen/afro-artig-pigmentierten mitbürgern, genossen udn genossinnenenenenenen - bürokratie plus schönrederei von schlimmen tatsachen gepaart mit jedem monat ne neue rechtschreibung ergibt die momentane deutsche sprache, die meiner meinung nach ein symbol is für eine spießige, jedem dämlichen dumpfem gleichschritt-marsch-gestampfe folgende gesellschaft is, die sich langsam den normen aus dem buch "1984" näher (ich sage newspeak - weil so ne scheisse ist nichts anderes)
und bevor jemand fragt: ja ich bin gegen diese political overcorrectness
is genauso mit juden, schwarzen/andersfarbigen/afro-artig-pigmentierten mitbürgern, genossen udn genossinnenenenenenen - bürokratie plus schönrederei von schlimmen tatsachen gepaart mit jedem monat ne neue rechtschreibung ergibt die momentane deutsche sprache, die meiner meinung nach ein symbol is für eine spießige, jedem dämlichen dumpfem gleichschritt-marsch-gestampfe folgende gesellschaft is, die sich langsam den normen aus dem buch "1984" näher (ich sage newspeak - weil so ne scheisse ist nichts anderes)
Na ja, man kann es aber auch übertreiben. Mich würde zumindest erstmal interessieren, woher das Gerücht eigentlich stammt, man dürfe "behindert" oder "schwul" nicht mehr sagen, weil das unter das Diskriminierungsgesetzt o.Ä. fällt. Also mir ist davon bisher noch nix zu Ohren gekommen, das ist hier in diesem Kontext das erste Mal, dass ich von sowas höre, so btw.
Und von wegen, die momentane deutsche Sprache sei ein Symbol für eine "spießige, jedem dämlichen dumpfem gleichschritt-marsch-gestampfe folgende gesellschaft"; dem entgegen steht ja nun die Entwicklung, dass es schon Wörterbücher "Deutsch-Kanakisch, Kanakisch-Deutsch" gibt und immer mehr englische Worte in deutschen (!) Rechtschreibduden gefunden werden können (gedownloaded sag' ich da nur :rolleyes: ). Zumal die Rechtschreibreform ja nun überhaupt garnix mit dem Wortgebrauch an sich zu tun hat. Das sind schon zwei verschiedene paar Schuhe.
Und von wegen "Neusprech": Es ist schon ein Unterschied, ob man nun anstatt "behindert" anders begabt sagt (hier kann man das sowohl in die eine als auch andere Richtung interpretieren) oder ob man anstatt "schlecht" "minusgut" sagen darf (denn das ist nicht interpretierbar). Macht Sinn, oder?
Don Cuan
30.11.2006, 15:06
dem entgegen steht ja nun die Entwicklung, dass es schon Wörterbücher "Deutsch-Kanakisch, Kanakisch-Deutsch" gibt
Das ist keine Entwicklung, sondern ein kläglicher Versuch des Langenscheidt-Verlags, seinem Portfolio etwas Frische zu verleihen. Siehe "Deutsch-Frau" und "Deutsch-Mann".
Und von wegen "Neusprech": Es ist schon ein Unterschied, ob man nun anstatt "behindert" anders begabt sagt (hier kann man das sowohl in die eine als auch andere Richtung interpretieren) oder ob man anstatt "schlecht" "minusgut" sagen darf (denn das ist nicht interpretierbar). Macht Sinn, oder?
Vereinfachung ist ein zentraler Punkt des Newspeak-Konzepts, der andere ist die Verdrängung von Worten (durch Obsoletierung). Und der letzte Ansatz wird auch in diesem Fällen verfolgt, indem man andere, vermeintlich harmlose Wörter einführen möchte. Die Vereinfachung schlägt aber fehl, weswegen wir uns darüber immerhin auslassen können.
Welchem Punkt ich uneingeschränkt zustimme, ist Whiteys Einwurf zum sensiblen und genauen Gebrauch der eigenen Sprache und dem Punkt der jahrelangen, negativen Besetzung einiger Begriffe.
Mag sein, dass es im normalen Alltagsgebrauch eher unüblich ist, "nette" Umschreibungen zu nutzen. Ich denke, beim Einsatz von "behindert" oder Umschreibungen wie "anders begabt" bzw. "hat einen begrenzten Horizont" kommt es immer darauf an, wo man sich bewegt. Ich Freundeskreis/Bekanntenkreis werden weiterhin solche Sachen wie kursieren. Die Frage ist dann nur, in welchem Zusammenhang die Begriffe fallen. Sind sie eher neutral besetzt, kann ich damit leben sie zu benutzen. Werden sie von Freunden oder Bekannten (aufgrund von Vorurteilen, negativen Erlebnissen etc.) eher als Schimpfwörter verwendet, versuche ich dann schon im Gespräch Akzente zu setzen, indem ich halt diese Begriffe durch "neutralere" bzw. "korrektere" Begriffe ersetze. Ähnlich handhabe ich es auch, wenn ich mich mit Fremden unterhalte oder bei ... sagen wir "öffentlichen" Auftritten (Präsentatioenen, Teambesprechungen, Seminare etc.): Wenn ich nicht weiß, wie mein Gegenüber tickt, neige ich zu den eher "umständlichen/überkorrekten" Umschreibungen um Mißverständnisse zu vermeiden. Ich denke insgesamt, es ist eine Frage des Fingerspitzengefühls, wann man mit welchen Begriffen arbeitet. Und ich meine, wenn man präzisierend von "geistig" oder "körperlich behindert" spricht, wird einem auch keiner eine Beelidigung unterstellen.
Cheers
Silence
Die Umstellung von negro auf schwarz war ein gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt!
Und ich sage trotzdem Neger.
Vereinfachung ist ein zentraler Punkt des Newspeak-Konzepts, der andere ist die Verdrängung von Worten (durch Obsoletierung). Und der letzte Ansatz wird auch in diesem Fällen verfolgt, indem man andere, vermeintlich harmlose Wörter einführen möchte. Die Vereinfachung schlägt aber fehl, weswegen wir uns darüber immerhin auslassen können.
Na ja, also wirklich eine Vereinfachung kann ich nicht erkennen, wenn man anstatt "behindert" eben "anders begabt" sagt. Ich meine, rein vom "Sprachaufwand" her betrachtet stellt "behindert" die einfachere Variante dar oder irre ich mich da? ;)
Die Umstellung von negro auf schwarz war ein gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt!
Und ich sage trotzdem Neger.
Und ich behaupte hiermit, dass du ein Depp bist http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif
T.U.F.K.A.S.
30.11.2006, 16:43
Na ja, also wirklich eine Vereinfachung kann ich nicht erkennen, wenn man anstatt "behindert" eben "anders begabt" sagt. Ich meine, rein vom "Sprachaufwand" her betrachtet stellt "behindert" die einfachere Variante dar oder irre ich mich da? ;)
*seufz*
hast du das buch überhaupt gelesen?
und wenn ja, hast du überhaupt den sinn kapiert von newspeak?
scheint nich so:
es geht bei newspeak nicht um vereinfachung, sondern um das umformulieren von negativen worten zu positiveren worten und der gehirnwäsche (mehr oder weniger) die dadurch entsteht.
z.b.:
statt schlecht negativgut
statt lügen sagt man andere wahrheiten
statt führer oder reichskanzler parteioberhaupt usw.
(jetzt nur beispielhaft)
und was anderes als dieses "negativ->positiv, aber immernoch bus wie bahn" geht meiner meinung nach (übertrieben ausgedrückterweise) vor mit diesem "ach so freundlich"-getue.
ich meine: afro-schwarz-pigmentiert... WTF?
anders begabt als anderer ausdruck für "eingeschränkt" - WTF?
als rational denkender mensch und halber bauer greif ich mir da schon an die stirn...
als rational denkender mensch und halber bauer greif ich mir da schon an die stirn...
Dies steht Dir, mir und all den anderen, kopfschüttelnden und fassungslosen Menschen zu, bringt aber diversen (Pseudo-)Wissenschaftlern und andern "Sprachgelehrten" Lohn und Brot. Letztenendes geht es darum, den schönen Schein zu wahren, ohne in der Öffentlichkeit anzuecken. Den Grundgedanken, negativ besetzte Begriffe zu ersetzen, finde ich nicht so schlimm. Die Frage ist nur, wie man es macht. Und da finde ich, einfach einen neuen Begriff zu (er-)finden, bis dieser dann zum "Schimpfwort" wird, den falschen Weg. Übertrieben könnte man auch sagen: Wie kann ich andere Beleidigen, ohne dass es wer mitkriegt? wobei ich zugebe, dass dies sicher nicht die Intention sein soll, es von einigen aber dennoch so gebraucht wird...
Cheers
Silence
Und ich behaupte hiermit, dass du ein Depp bist http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif
Weil ich nicht den genialen Fortschritt von Mohr zu Neger, von Neger zu Schwarzer, von Schwarzer zu Farbiger, von Farbiger zu Afro-Amerikaner, von Afro-Amerikaner zu "dunkelpigmentierte Mitbürger" mitgemacht habe? :(
Die Umstellung von negro auf schwarz war ein gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt!
Und ich sage trotzdem Neger.
DU BIST JA AUCH ÖSTERREICHER UND AUS BRANAU!!
BRAUNAU!!!!!111
DA IST JA SCHON DER NAME EIN NAZI!!!! :D;)
Weil ich nicht den genialen Fortschritt von Mohr zu Neger, von Neger zu Schwarzer, von Schwarzer zu Farbiger, von Farbiger zu Afro-Amerikaner, von Afro-Amerikaner zu "dunkelpigmentierte Mitbürger" mitgemacht habe?
NAAAAATZZZZZIIIII!!!!!!
Don Cuan
30.11.2006, 17:37
Na ja, also wirklich eine Vereinfachung kann ich nicht erkennen, wenn man anstatt "behindert" eben "anders begabt" sagt. Ich meine, rein vom "Sprachaufwand" her betrachtet stellt "behindert" die einfachere Variante dar oder irre ich mich da? ;)
Die Vereinfachung zielt dort auch nicht darauf ab, dass du besser mit der Sprache klar kommst, sondern dass eine tiefere Diskussion als "Big Brother is doubleplusungood" unmöglich gemacht werden soll, weil alles andere nicht mehr im Sprachgebrauch ist.
@Whitey (was ja auch eine rassistische Bezeichnung ist)
Danke, du hast soeben meine letzte Illusion zerstört :(
@Whitey (was ja auch eine rassistische Bezeichnung ist)
Niemals! Whitey ist nur die abgekürzte, verniedlichte Form von White Chocobo ;)
Danke, du hast soeben meine letzte Illusion zerstört :(
Warum denn Schatz? :)
*seufz*
hast du das buch überhaupt gelesen?
und wenn ja, hast du überhaupt den sinn kapiert von newspeak?
scheint nich so:
[...]
Ich habe das Buch gelesen und auch verstanden.
Aber selbst wenn du den Teufel auf Krampf an die Wand malen willst, geht die These einfach über das Ziel und den Rahmen des Realistischen hinaus.
Zumal: hier geht es nicht darum, den Sprachgebrauch von gewissen Worten zu befreien, sondern lediglich, gewisse Gruppen nicht zu diskriminieren, indem man eben halt "schwul" oder "behindert" als Schimpfwort benutzt (ich meine, vom Prinzip her wäre es das Selbe, als wenn man zu jemanden als Beschimpfung "Du Jude" sagt. Nur so als krasses, verdeutlichendes Beispiel).
Und irgendwie bist du (zumindes mir) noch die Quelle für deine Theorie schuldig, dass man jetzt anstatt "Behinderter" "Anders Begabter" sagen muss oo
Weil ich nicht den genialen Fortschritt von Mohr zu Neger, von Neger zu Schwarzer, von Schwarzer zu Farbiger, von Farbiger zu Afro-Amerikaner, von Afro-Amerikaner zu "dunkelpigmentierte Mitbürger" mitgemacht habe? :(
Exakt
Die Vereinfachung zielt dort auch nicht darauf ab, dass du besser mit der Sprache klar kommst, sondern dass eine tiefere Diskussion als "Big Brother is doubleplusungood" unmöglich gemacht werden soll, weil alles andere nicht mehr im Sprachgebrauch ist.
Na ja, nicht ganz; so eine Diskussion wäre schon möglich, auch mit dem im Buch beschriebenen Stadium der Sprachbearbeitung, weil sie noch immer Ausdrücke wie "Minusgut" haben, um etwas Negatives auszudrücken. Und da geht's nämlich los, weil an diesem Punkt die Gedankenpolizei ins Spiel kommt, DIE ist es nämlich, die so eine Diskussion unmöglich macht, denn ansonsten hätten der Protagonis und Julia ja nie im "Geheimen" ihre Unterhaltungen führen können, oder?
derBenny
30.11.2006, 19:29
Wenn Behinderte nicht mehr behindert, sonder "anders begabt" sind, ist es dann immernoch politisch inkorrekt, "Behinderter" als Schimpfwort zu benutzen, oder ist das Wort dann sozusagen zur allgemeinen Verfügung freigegeben?
Ansonsten zwingt einen ja niemand dazu, die neuen, frisch erdachten Begriffe auch anzuwenden. Wenn die Mehrheit der Menschen die Begriffe nicht akzeptiert, d.h. anwendet, dann werden sie sich auch nicht durchsetzen.
Dee Liteyears
01.12.2006, 13:51
Also zu der Sache mit "behindert" und "anders begabt". Der größte Schwachsinn ist ja, dass so etwas dann auch noch universell für "behinderung" benutzt wird.
Ich kenne viele Rollifahrer und ich hab auch einige Freunde die im Rollstuhl sitzen.
"Anders begabt" ist irgendwie das dümmste Wort was ich jemals in dem Zusammenhang gehört hab.
Und einige hingegen sind auch genauso Struwweldämlichlich wie Leute die nicht "anders begabt" sein sollen.:rolleyes:
Es ist einfach herrlich anzusehn, wie unsere tolle Sprache versucht, bloß niemandem auf die Füsse zu treten
und so immer wieder für schallendes Gelächter sorgt (oder für laute "d'ohs"):D
Und würd ich mir noch die Haare schneiden lassen, würde ich zu ner Friseuse gehn! Friseurinen halte ich für unseriös! So. xD
Naja, aber ich glaub auch bei den Amis ist dieser Sprachquatsch auch noch nen Tick extremer.
Kennt da eigentlich jemand paar Beispiele? Mir fällt grad keins ein
Und wieso gibts eigentlich noch Zigeunerschnitzel?:rolleyes:
Weil ich nicht den genialen Fortschritt von Mohr zu Neger, von Neger zu Schwarzer, von Schwarzer zu Farbiger, von Farbiger zu Afro-Amerikaner, von Afro-Amerikaner zu "dunkelpigmentierte Mitbürger" mitgemacht habe? :(
Heisst das nicht Maximalpigmentierter? :D
So unter uns, ich bin auch der Meinung, dass Neger nie dem Wort Nigger entsprochen hat und man hier eine Verbindung hinzudichtet, die es höchstens bei den Maximaltonsurierten (SO, DA :D) gegeben hat. Zumindest ich habe immer gern für die armen Negerlein in Afrika gespendet.
Mohrenköpfe werden inzwischen als Schokoköpfe verkauft... Weiss der Teufel...
Mir fehlt hier noch das Wort "Faschomäßig" ._.
Schau mal, was ne Tonsur ist ;) :D.
Leon der Pofi
01.12.2006, 22:09
behindert. wertschätzendere äusserung wäre "menschen mit besonderen bedürfnissen oder menschen mit beeinträchtigung", wie es auch gehört.
mich trifft es schon immer irgendwo wenn man das als schimpfwort benützt, weil wenn man jeden tag mit den menschen arbeitet, hat man auch eine ganz
andere einstellung zu dem ganzen
leon der "behinderten"pädagoge. (zumindest in nem halben jahr, fürchtet mich muahaha)
btw, sollten die karitas zb mal die patientenakten nochmal übergehen, bei mir im bekanntenkreis arbeitet da jemand und die haben teilweise noch "schwachsinnige" oder "idiotie" stehen. zwar gaaanz selten, aber trotzdem >_>
aber hatte neulichst ein lustiges gespräch mit meiner cousine. sie sieht einen schwarzen auf der straße. "hey guck, da ist ein neger".
ich: kann man auch anders sagen ^^ sie: bimbo? (naja sie ist erst 5 *g*)
Na ja, nicht ganz; so eine Diskussion wäre schon möglich, auch mit dem im Buch beschriebenen Stadium der Sprachbearbeitung, weil sie noch immer Ausdrücke wie "Minusgut" haben, um etwas Negatives auszudrücken. Und da geht's nämlich los, weil an diesem Punkt die Gedankenpolizei ins Spiel kommt, DIE ist es nämlich, die so eine Diskussion unmöglich macht, denn ansonsten hätten der Protagonis und Julia ja nie im "Geheimen" ihre Unterhaltungen führen können, oder?
zu dem zeitpunkt, an dem das buch spielt ist die newspeak aber auch noch nicht komplett eingeführt. wird doch am ende alles erklärt. wenn "der plan" komplett umgesetzt ist, ist es nicht mehr möglich, sich negativ über die partei (oder überhaupt etwas) zu äussern, afair. und selbst wenn so wird man keine gründe vorbringen können, niemanden überzeugen können. also besteht keine gefahr. man kann ja selber nicht mal sagen, warum etwas schlecht ist, wenn man nur einen minimalen wortschatz hat, der negative begriffe ausklammert.
Wenn Behinderte nicht mehr behindert, sonder "anders begabt" sind...
..., was können sie dann plötzlich? :D
Ach ja, sie haben eine "einmalige Perspektive" auf das Leben. Wow.
behindert. wertschätzendere äusserung wäre "menschen mit besonderen bedürfnissen oder menschen mit beeinträchtigung", wie es auch gehört.
mich trifft es schon immer irgendwo wenn man das als schimpfwort benützt, weil wenn man jeden tag mit den menschen arbeitet, hat man auch eine ganz
andere einstellung zu dem ganzen
leon der "behinderten"pädagoge. (zumindest in nem halben jahr, fürchtet mich muahaha)
btw, sollten die karitas zb mal die patientenakten nochmal übergehen, bei mir im bekanntenkreis arbeitet da jemand und die haben teilweise noch "schwachsinnige" oder "idiotie" stehen. zwar gaaanz selten, aber trotzdem >_>
aber hatte neulichst ein lustiges gespräch mit meiner cousine. sie sieht einen schwarzen auf der straße. "hey guck, da ist ein neger".
ich: kann man auch anders sagen ^^ sie: bimbo? (naja sie ist erst 5 *g*)
Zur Anekdote: :D Niedlich...
Zum Rest: Ich versteh eh nicht, warum "behindert" ein Schimpfwort sein soll oder wo der grosse Unterschied zu "beeinträchtigt" wäre. Behindert sagt ja vom Wort her eigentlich nur aus, dass jemand durch irgendetwas in seinen Fähigkeiten eingeschränkt wird. Wenn ich an einen Baum gebunden werde, so behindert/beeinträchtigt mich das beim Gehen... Jene Leute, die daraus ein Schimpfwort gemacht haben, müssen ziemlich fantasievoll gewesen sein. Oder aber eine ziemlich umständliche Assoziation begangen haben (also von einem behinderten Menschen auf den Rest (-> du bist so behindert) zurück auf die eigentlichen Behinderten).
Gibt es eigentlich das Wort behindertenfreundlich (für Einrichtungen, nicht für Personen ;)) nicht mehr?
man kann ja selber nicht mal sagen, warum etwas schlecht ist, wenn man nur einen minimalen wortschatz hat, der negative begriffe ausklammert.
Und genau das ist der Punkt, an dem die These von steel seine Schwachstelle hat, weil es uns auch mit Begriffen wie "anders begabt" noch immer möglich ist, das "warum" zu nennen und zu begründen.
Froschvampir
02.12.2006, 12:15
Das ist doch Blödsinn und ich werde da niemals mitmachen. Wenn die jeden Begriff, der ein wenig "unfreundlich" klingt, durch irgendeinen anderen, dämlichen Begriff ersetzen wollen, wird die Deutsche Sprache wie wir sie kennen eines Tages nicht mehr existieren... Mir ist es egal, ob ich als unfreundlich bezeichnet werde, aber diese ganzen Ersatzwörter sind einfach nur lächerlich.
@Ianus: Bitte halte dich etwas mit solchen Äusserungen zurück. Ich werde auch von vielen als "behindert" eingestuft und finde solche Scherze ziemlich daneben. Gegen das Wort "Behinderte" hab ich nichts, damit kann ich leben, aber Sachen wie "...was können sie dann plötzlich?" sind nicht sehr angebracht.
@ Rübe
"Behindet" ist kein direktes Schmipfwort, wird aber heutzutage häufig, gerade von jungen Leuten dazu gemacht. Sätze wie "Bist du behindert?" für "Bist du dumm / doof / blöd?" oder "Das ist ja voll behindert...!" für "Das ist ja voll scheiße / doof / schlecht" zeigen deutlich, in welch negativem Kontext das Wort benützt wird. DESHALB ist es zum Schmipfwort geworden, nicht weil das Wort ursprünglich negativ besetzt war.
derBenny
02.12.2006, 16:42
"Behindet" ist kein direktes Schmipfwort, wird aber heutzutage häufig, gerade von jungen Leuten dazu gemacht. Sätze wie "Bist du behindert?" für "Bist du dumm / doof / blöd?" oder "Das ist ja voll behindert...!" für "Das ist ja voll scheiße / doof / schlecht" zeigen deutlich, in welch negativem Kontext das Wort benützt wird. DESHALB ist es zum Schmipfwort geworden, nicht weil das Wort ursprünglich negativ besetzt war.Aber sollte man daraus die Konsequenz ziehen, dass man Wort jedes Mal, wenn es verschlissen ist, durch ein neues, das denselben Sachverhalt beschreibt, ersetzen muss?
Jeder Begriff, der einen körperlich oder geistig Behinderten beschreibt, wird früher oder später als Schimpfwort verwendet werden, das liegt in der Natur der Sache. "Anders Begabter" ist ein idealer Kandidat für diese Entwicklung.
Vielleicht sollte man stattdessen anderssprachige Fachbegriffe verwenden, die werden ungern als Schimpfwörter benutzt.
Und warum brauchen wir überhaupt einen neuen Begriff, wir haben doch immernoch den Begriff des "Invaliden", der meiner Meinung nach nicht negativ belegt ist ...
Nein natürlich nicht. In diesem Falle ist es aber geschehen, und ich versuche die Gründe weshalb aufzuzeigen, da einige ja anscheinend nicht wissen, in welchem Kontext das Wort noch verwendet wird. Theoretisch sollte "Behindert" sowieso nicht in einem solchen Zusammenhang verwendet werden, in der Praxis wird es das aber.
@Ianus: Bitte halte dich etwas mit solchen Äusserungen zurück. Ich werde auch von vielen als "behindert" eingestuft und finde solche Scherze ziemlich daneben. Gegen das Wort "Behinderte" hab ich nichts, damit kann ich leben, aber Sachen wie "...was können sie dann plötzlich?" sind nicht sehr angebracht. Ich habe mich auf die rein semiologische Ebene des Satzes bezogen, in dem "anders Begabt" bedeuten würde: "Fähigkeiten haben, über welche der Sprechende nicht verfügt". Alle anderen Bedeutungen sind Sprachspiele, darauf wollte ich hinweisen.
Zusätzlich verniedlicht diese blöde Umschreibung die Anstrengungen, die ich Behinderte schon unternehmen sah, um sich ihr Leben nicht gänzlich von ihrem Körper diktieren zu lassen. Das kam aber nie einfach davon, dass sie plötzlich an einen Rollstuhl gefesselt waren oder von Geburt an kein Augenlicht hatten wie es suggestiert wird, wenn man "Behindert" einfach durch "anders begabt" ersetzt. :rolleyes:
Ich mag den Ausdruck nicht, da er die Leistungen dieser Leute schmälert und zu einem automatischen Ergebnis erklärt.
cloud2003
02.12.2006, 20:20
Vielleicht sollte man stattdessen anderssprachige Fachbegriffe verwenden, die werden ungern als Schimpfwörter benutzt.
Naja, Worte wie Homo, Idiot, Spast, Mongo oder Depri zeigen eher, dass auch Fachbegriffe gerne abwertend verwendet werden. Sonst seh ich das genauso; neue Wörter übernehmen immer auch die abwertende Verwendung der alten - war ja schon immer so. Wollte man das verhindern, müsste man schon die Gesellschaft und die Menschen an sich ändern; Worte sind nur Schall.
Dafür hat "anders begabt" das Potential die Bedeutung einer Behinderung um einiges mehr in die Tiefe zu ziehen, denn derzeit wird "behindert" nur im Sinne von "bescheuert" verwendet - das wird mit "anders begabt" kaum so bleiben.
@ Rübe
"Behindet" ist kein direktes Schmipfwort, wird aber heutzutage häufig, gerade von jungen Leuten dazu gemacht. Sätze wie "Bist du behindert?" für "Bist du dumm / doof / blöd?" oder "Das ist ja voll behindert...!" für "Das ist ja voll scheiße / doof / schlecht" zeigen deutlich, in welch negativem Kontext das Wort benützt wird. DESHALB ist es zum Schmipfwort geworden, nicht weil das Wort ursprünglich negativ besetzt war.
Das meinte ich ja mit der Assoziation ;). Was hindert jetzt aber diese Jugendlichen, "Anders begabt" nicht auch zum Schimpfwort umzufunktionieren? Und wenn das geschehen ist, suchen wir einfach noch einen neuen Begriff, welcher dann wieder umfunktioniert wird ect. ect. ect.? Die Übung erscheint mir sinnlos.
Und warum brauchen wir überhaupt einen neuen Begriff, wir haben doch immernoch den Begriff des "Invaliden", der meiner Meinung nach nicht negativ belegt ist ...
Könnte es sein, dass invalid auf eine nachträgliche Behinderung hinweist und "behindert" auch Menschen mit Geburtsfehler einschliesst?
Don Cuan
02.12.2006, 21:16
Könnte es sein, dass invalid auf eine nachträgliche Behinderung hinweist und "behindert" auch Menschen mit Geburtsfehler einschliesst?
Nicht zwangsläufig, die Begriffe werden oft genug synonym verwendet, dass die Grenzen verwischt sind. Aber nichtsdestotrotz wird "invalid" von vielen negativ aufgefasst, weil sich Konnotationen mit der wörtlichen Übersetzung ungültig ergeben. Also auch nur eine Euphemismus-Tretmühle
@ Rübe
Im Grunde nichts.
Solange ihre "Idole" nicht anfangen "anders begabt" in ihren Texten zu verwenden - beziehe mich da jetzt bspw. mal auf die Rap-Jugend - dann werden diese "anders begabt" auch nicht als Schmipfwort benützen, denn die Intention hinter der Benutzung von "Behindert", "Spast" etc. ist ja immer "cool" und/oder "krass / hart" zu wirken. "Anders begabt" wirkt da wahrscheinlich viel zu brav und bieder, und läßt sich nicht so aggressiv einsetzen.
Leon der Pofi
02.12.2006, 23:04
der pädagoge in mir ist gerade blind geworden und hat sich mit zugehaltenen ohren über ne brücke geschmissen. so wie ihr die thematik ins lächerliche zieht...
ich ... ich...
:'(
@whitey so ein lied muss sich brutal anhören.
yo, mahn. mein goldkätschchen issä wannsünn
statt behindert (im sinne von bekloppt, nich alle tassen im schrank, geistig stark blöde etc.) sagt man ab sofort "anders begabt".
Seit wann sagt man das denn? Behinderte sind doch nicht anders begabt, sie sind einfach behindert. :>
Ich sag weiterhin behindert und schwul. Wenn's jemanden stört, dann hat die Person eben Pech gehabt. :)
Leon der Pofi
03.12.2006, 10:02
Seit wann sagt man das denn? Behinderte sind doch nicht anders begabt, sie sind einfach behindert. :>
Ich sag weiterhin behindert und schwul. Wenn's jemanden stört, dann hat die Person eben Pech gehabt. :)
kommt darauf an. körperlich behindert ist behindert. aber die beleidigung wird normalerweise auf den geistigen zustand geziehlt und da sagt man nun mal menschen mit beeinträchtigung oder menschen mit besonderen bedürfnissen. und wenn jemand mal mit den menschen zusammenarbeitet, der wird auch schnell erkennen das sie ganz und gar nicht dumm oder sonstwas sind, sondern uns auch noch etwas beibringen können, sie leben ihr leben und sind einfach glücklich, auch wenns ihnen oft nicht gut geht oder sie sich teilweise nur noverbal ausdrücken können, wenn man sieht wie sie lachen und sich über alles freuen, wünsche ich mir ich könnte auch mal die ganzen sorgen vergessen und einfach in den tag hineinleben. beispiel ein klient von mir kann sich nur nonverbal ausdrücken, kann nicht gehen sonder robbt auf dem boden. aber wenn er etwas zu essen bekommt, lichter sieht, oder mit dem ball spielt hat er so eine freude, trotzdem das er arm ist. aber er versteht alles. nur kann er sich nicht ausdrücken. erzähl ihm einen witz und er fängt an zu lachen. sag ihm: wir gehen dann spazieren und er sitzt vor der tür und wartet darauf, dass ich mit der jacke komme und grinst sich eins.
und oft muss es nicht heissen, dass sie unintelligent sind. ein beispiel, ein kleint von mir blubbert immer die aussprache dahin. aber verfolgt alles mit den augen und ist auch körperlich fit und versteht alles, was ich ihm sage. neulichst beim turnen. ich sag zu ihm: pass auf, dass du werner nicht mit tretroller übern haufen fährst. er: mir doch scheiss egal, mir doch wurscht. der hat noch NIE in den 2 jahren gesprochen. dann wars wieder vorbei. die betreuer haben sich gegenseitig angeguckt: na wie jetzt oO#
sie sind auch oft nur auf teilbereiche spezialisiert. eine bei uns kennt alle geburtstage von den menschen die sie kennt auswendig und das sind über 500. aber du kannst sie auch fragen, wann war sein geburtstag vor 30 jahren? in einer sekunde hat sie es. das geile ist aber, sie kann gar nicht rechnen. wenn du ihr 100 - 45 aufrschreibst weiß sie es nicht. ist besonders bei autisten häufig, dass sie bei teilbereichen gut sind. weiß jetzt nicht ob beim kansas oder asperger syndrom. ich hab 4 autisten in der gruppe und von denen können mal nur einer rechnen. das ist auch nur ein fehlglaube vom film rainman, dass alle glauben alle autisten sind mathematisch hochbegabt, ist schlichtweg unfug. es gibt sie öfter, aber der großteil ist geistig beeinträchtigt und hat zusätzlich autismuss
anders begabt halte ich auch für nicht korrekt. weil das ist jeder von uns
Broken Chords Can Sing A Little
03.12.2006, 14:12
Ich denke es mir ganz einfach: Als "behindert" bezeichne ich Menschen, die einer Behinderung ausgesetzt sind, also Menschen mit eingeschränkten körperlichen oder geistigen Fähigkeiten. Ebenso wie ich Homosexuelle als "schwul" bezeichne - und zwar nicht mit einem negativen Mitklang. Und darum geht es im Grunde ja; wenn eine Person jemanden als "schwul" bezeichnet, weil er ihn nicht leiden kann, weil er ihn diffarmieren will, finde ich persönlich das nicht in Ordnung. Tut er das jedoch nur, um seine sexuelle Orientierung zu bezeichnen (wobei man hier aufpassen muss, einen Menschen nicht auf diese zu reduzieren - wird ja bei Schwulen besonders gerne gemacht, à la "Schwule ziehen sich alle gerne rosa an und sind blonde Muttersöhnchen"), habe ich damit kein Problem.
ich selbst sage behindert ab und an. und schwul auch.
vielleicht sollte ich mich mal dabei erwischen, wenn ich sowas sage, und mal ein wenig aufpassen. :/
naja.
mir geht dieses emanzipationsgedöns dennoch sehr auf die nerven, was aber wohl an meiner biolehrerin liegen mag. sie benutzt in ihrem alltäglichen sprachgebrauch worte wie 'wasserhahn', 'walkman' oder 'mantel' garnichtmehr, sondern ist vollstens dazu übergegangen, 'wasserhenne', 'walkwoman' und 'frautel' zu sagen, ohne großartig darüber nachzudenken. soweit kanns kommen, jaja. :S
Mr. Becknacktoman
07.12.2006, 23:48
Sowas ist ja voll schwachsinnig.
Irgendwann kam mal in irgendwelchen Nachrichten:
"2 weiße deutsche haben 1 schwarzen deutschen verprügelt"
oder so in der art.
Also darf man jetzt schon nicht mehr afrikaner sagen?
mir geht dieses emanzipationsgedöns dennoch sehr auf die nerven, was aber wohl an meiner biolehrerin liegen mag. sie benutzt in ihrem alltäglichen sprachgebrauch worte wie 'wasserhahn', 'walkman' oder 'mantel' garnichtmehr, sondern ist vollstens dazu übergegangen, 'wasserhenne', 'walkwoman' und 'frautel' zu sagen, ohne großartig darüber nachzudenken. soweit kanns kommen, jaja. :S
:eek:
mir geht dieses emanzipationsgedöns dennoch sehr auf die nerven, was aber wohl an meiner biolehrerin liegen mag. sie benutzt in ihrem alltäglichen sprachgebrauch worte wie 'wasserhahn', 'walkman' oder 'mantel' garnichtmehr, sondern ist vollstens dazu übergegangen, 'wasserhenne', 'walkwoman' und 'frautel' zu sagen, ohne großartig darüber nachzudenken. soweit kanns kommen, jaja. :S
http://img388.imageshack.us/img388/8885/soulcaliberspank0kp8offq5.gif
Sie braucht es. Zieh dich dafür aber besonders tuntig an, damit sie nicht behaupten kann, ein Opfer männlicher Unterdrückung zu sein.
Seit wann sagt man das denn? Behinderte sind doch nicht anders begabt, sie sind einfach behindert. :>
Ich sag weiterhin behindert und schwul. Wenn's jemanden stört, dann hat die Person eben Pech gehabt. :)
Ich denke genauso
Best — thread — ever! :hehe:
Erinnert mich an 'nen Aufsatz, den ich zu dem Thema vor Jahren mal in der Schule geschrieben habe. Meine Conclusio war, daß political correctness der größte bullshit seit der Erfindung des Wortes "Scheiße" ist. Auch wenn ich's etwas anders formuliert hatte …
Mal was zum Nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismustretm%C3%BChle
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