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deserted-monkey
29.11.2006, 10:51
Blutrote Sonne

Die Sonne glüht am Firmament. Sandkörner knirschen unter meinen abgewetzten Stiefeln.
Meine Kehle ist staubtrocken, wie ein rauer Lappen aus Leder. Die Schreie der Geier sind über mir, sie verfolgen mich seit Stunden.
Meine Haut ist rot und verbrannt. Doch ich spüre nichts mehr. Schweiß tropft mir in die Augen, ich blinzle ihn weg. Dann sehe ich es. Es ist eine Fata Morgana, sagt sich mein Verstand.
Doch ich weiß es besser. Rutschend und stolpernd gehe ich den sandigen Abhang hinunter.
Unterwegs verliere ich meinen Hut, es ist mir egal. Mögen ihn die Geier kriegen.
Zitternd und mit weichen Knie stehe ich vor dem Städtchen. Ich bin am Ende.
Neben dem Weg liegt eine uralte Karosserie eines Cadillac Eldorado.
Eldorado? schießt es mir durch den Kopf. Passt zu diesem Ort.
Ich kenne diesen Ort irgendwoher, doch sein Name kommt mir nicht mehr in den Sinn.
Ich mache zwei Schritte nach vorne, dann knicken meine Knie unter mir weg. Ich falle in den Staub. Meine Lippen schmecken heißen Sand und die Hitze treibt mir die Tränen in die Augen.
Mein Hirn wird von der Sonne gebraten, langsam wird mir schwarz vor Augen.
Die Schreie der Geier kommen näher.
Dann ist nur noch Dunkelheit um mich.

Der Mann steht an einer weißen Hausmauer.
Seine Augen sind verbunden, sein Gesicht zerfurcht und irgendwie traurig. Seine Hände gefesselt, so fest, das es blutet. Versteckt hinter einem Busch werde ich Zeuge seines schrecklichen Schicksals. Ich bin wieder ein kleiner unschuldiger Junge.
Er steht an der Wand und ich blicke ihm in die Augen, in diese blauen kristallklaren Augen, die mich immer an ihn erinnern werden. Dann knallt der erste Schuss durch die Stille.
Sein Hemd beginnt sich oberhalb des Brustkorbes rot zu färben.
Aber er steht immer noch da wie vorher, doch ich sehe Tränen in seinen Augen blitzen.
Ich stelle mir vor wie glasklar seine Tränen sein müssen, das Tränenwasser so klar wie ein Bergsee. Der nächste Schuss knallt so laut, das ich erschrocken zusammenfahre.
Sein Kopf wird zurückgeschleudert und Blut spritzt an die weiße Wand hinter ihm.
Dann sackt er langsam zusammen. Ich habe das Gefühl, er würde mir zuzwinkern.
Die nächsten Schüsse peitschen.
Ich drehe mich um, ich will nicht noch mehr sehen. Mit Tränen in den Augen renne ich fort von diesem Ort, der zum Grab meines Vaters geworden ist. Immer weiter renne ich in den sengenden Wüstensand hinaus, bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche. Dort bleibe ich liegen, bis Schwärze mich umhüllt. Ich höre die Geier, sie stürzen auf mich herunter.
Das letzte, was ich spüre, ist, wie sie meine Hände fressen. Wie sie das Fleisch von meinen Fingern zerren. Mit einem Schrei wache ich auf.
Nur ein Traum.
Aber einer der viel Wahrheit enthält.

Ich wache auf, in einem dunklen Raum.
In der Luft liegt der Geruch von Obst, Gemüse und brennendem Holz. Neben mir auf dem Bett sitzt eine Frau. Eine Frau so schön, wie ein Mann sie sich nicht einmal in seinen aufregendsten Träumen vorstellen könnte. Ich bin im Paradies. Endlich bin ich erlöst worden.
Aber man fühlt keinen Schmerz und keinen Durst im Paradies. Meine Kehle ist immer noch staubtrocken, brennt wie Feuer. Die Frau blickt mich an und aus ihren großen grünen Augen spricht Mitleid.
„Wasser“, krächze ich und erschrecke ob meiner eigenen Stimme.
Sie nickt und erhebt sich. Kurze Zeit später kommt sie zurück, ein dreckiges Glas gefüllt mit Wasser in ihrer Hand. Sie beugt sich über mich und hält das Glas an meine Lippen.
Ich trinke und das Wasser ist kalt, fühlt sich göttlich an.
„Mehr.“
Meine Stimme ist immer noch dünn und kratzend, aber schon besser. Sie entfernt sich, um noch ein Glas zu füllen. Ich stütze mich auf die Ellenbogen und geleite mich in eine halbwegs sitzende Position. Sie kommt zurück und lächelt, streckt mir das Glas hin.
Mit fahrigen Fingern nehme ich es entgegen.
Herrlich. Das Wasser muss aus einer Quelle stammen, es ist rein und klar.
Es erinnert mich wieder an die Augen meines Vaters. Ich leere das Glas und dann ist Zeit um zu reden.

„Wer bist du?“
Ihre Frage hallt in meinem Kopf wider. Wer bin ich?
Ich muss überlegen, mein Hirn kann noch nicht klar denken.
„Mein Name ist David Farlane. Ich bin Farmer.“
Sie nickt.
„Und wie heißt du?“
„Rebecca. Rebecca McCorny.”
Rebecca. Ein schöner Name für einen Engel.
„Schöner Name. Und wie lautet der Name dieses Ortes?“
Sie lächelt und errötet leicht.
„El Cielo. Dieser Ort heisst El Cielo. Aber es ist kein guter Ort.”
El Cielo. Der Himmel. Woher kenne ich diesen Namen?
„Ich möchte dir danken Rebecca. Du hast mich vor den Geiern und dem Tod gerettet. Obwohl dies beides fast das gleiche bedeutet.“
Sie nickt nur und lächelt mich an.
"Wo bin ich hier?", frage ich und krame in meiner Hemdtasche nach Zigaretten.
"In meinem bescheidenen Haus.", sagt sie und nimmt ein brennendes Stück Holz aus dem Feuer, um mir die Zigarette anzuzünden. Ich nehme gierig einen Zug und inhaliere tief.
"Dieses Haus ist..." -
Weiter komme ich nicht.
Es klopft heftig an die Tür, deren Angeln quietschen und beinahe brechen.
Rebecca wirft mir einen raschen Blick zu. Dieser Blick verrät mir, das niemand vor der Tür steht, der Rebecca Gutes will. Meine Hand berührt automatisch den schweren Revolver an meiner Hüfte und spannt den Hahn. Langsam und geräuschlos gleite ich vom Bett. Als sie die Tür öffnet, verschwinde ich gerade unter ihm. Die Tür schwingt auf. Ich sehe zwei schwere schwarze Stiefel mit goldenen Sporen die sich langsam auf das Bett zu bewegen.
Rebecca schließt die Tür hinter ihnen.
"Wo ist der Fremde?", fragt eine tiefe Männerstimme, die Stimme der schwarzen Stiefel.
"Der Fremde?", Rebecca klingt erstaunt und überrascht zugleich. "Ich weiß nicht, von wem du sprichst."
"Du weißt es, du weißt es sogar verdammt gut. Ich weiß, das er hier ist."
"Vater, von wem sprichst du?"
"Von dem Mann, dem Fremden. Demjenigen der in unser Städtchen gekommen ist. Demjenigen, den du draußen auf der Strasse aufgelesen hast."
"Ich habe niemanden aufgelesen, ich..." -
"Halt die Fresse!", brüllt die Männerstimme und dann höre ich den lauten Knall, als eine flache Handfläche auf eine Wange klatscht.
Die Hand des Vaters auf die Wange seiner Tochter.
"Mortimer hat dich gesehen. Du hast ihn aufgelesen, er lag halbtot auf der Strasse, Futter für die Geier."
Ich höre Rebecca weinen. In einem entfernten Sinn erinnert es mich an Engelsgesang.
"Vater..." -
"Sag mir wo er ist!", brüllt der Vater.
"Er ist weitergezogen. Vor ein paar Minuten nur.", sagt Rebecca unter Schluchzern.
"Du lügst mich an. Ich merke immer, wenn du lügst. Und für deine Lügen musst du bestraft werden, das weißt du.", die Stimme des Vaters eiskalt, sie jagt mir beinahe einen Schauer über den Rücken. Aber nur beinahe, ich habe schon viele kalte Stimmen gehört. Die in meinem Kopf sind die Schlimmsten.
"Ich würde es nie wagen dich anzulügen..." -
Klatsch! Die Handfläche schlägt wieder zu. Das Weinen verstummt.
Klatsch! Klatsch! Noch zweimal. Dann herrscht einen Moment seltsame und bedrückende Stille.
"Wie soll Daddy dich bestrafen, Kleines? Hast du eine Idee?", die Stimme des Mannes klingt belustigt. Ich sehe es nicht, doch ich weiß das Rebecca den Kopf schüttelt.
"Daddy hat eine Idee", immer noch ein belustigter Unterton in der sonst eiskalten Stimme. "Daddy hat eine sehr gute Idee. Du kannst Daddy einen Lutschen! Deine Mutter kann das schließlich nicht mehr, seit Callahan ihr das Gesicht weggeschossen hat."
Ich höre wie die Schnalle eines Gurtes geöffnet wird. Die Hosen werden nach unten gestülpt. Ich sehe zwei große, braungebrannt Hände und dicke Finger.
Der Mann setzt sich auf das Bett.
"Los fang schon an!", brüllt er sie an.
Nach kurzer Zeit höre ich schmatzende Geräusche. Dann ziehe ich vorsichtig meinen Revolver und halte den Lauf unter die Wölbung über mir. Ich werde ihm mitten durch seinen dreckigen Arsch schießen. Ich drücke ab ohne zu zögern.
Der Schuss knallt im engen Raum unter dem Bett so laut, das mir die Trommelfelle dröhnen.
Blut spritzt aus dem Loch über mir. Ich rolle mich unter dem Bett hervor und stehe auf.
Schöne Sauerei. Meine Kugel fuhr dem Vater durch den Arsch und ihr mitten in die Stirn und durch den Kopf. Sein Schwanz ist nur noch ein roter schleimiger Brei.
Ich blicke mich um, im Raum gibt es nichts interessantes zu entdecken. Über dem Feuer brodelt eine ranzig riechende Flüssigkeit. Ich habe Hunger, aber dieses Gebräu rühre ich nicht an. Aber seine Stiefel, die sind schön, die nehme ich mit. Ich hoffe nur, das niemand den Schuss gehört hat. Mit einer frischen Zigarette im Mund schwinge ich die Tür auf und trete ins blendende Sonnenlicht hinaus.

Ich gehe die leere Strasse entlang, der Revolver schwingt lässig an der Hüfte.
Meine neuen Stiefel stehen mir gut. Bei jedem Schritt blitzen die Sporen in der Sonne.
Neben der Strasse liegt ein verhungerter Kojote, er stinkt und die Geier haben ihm den Bauch aufgefressen. Das weiße Gerippe glänzt milchig im Sonnenlicht.
Das Städtchen ist nicht sehr groß. Etwa 30 Häuser. El Cielo. Der Ort heisst El Cielo.
Irgendwie erscheint mir dieser Gedanke wichtig. Dieser Ort bedeutet etwas.

Plötzlich bin ich wieder in meine Jugend zurückversetzt.
Ich bin noch auf derselben Strasse, doch meine Welt ist geschrumpft, ich bin wieder ein Kind.
Lachend jage ich einem gackernden Huhn hinterher. Die Sonne brennt vom Himmel herunter wie immer, einige Leute stehen schwitzend neben der Strasse.
Staub wirbelt umher und der Wind trägt einen Rock’n’roll-Song mit sich.
Gleich habe ich das Huhn gefangen. Ich greife nach vorne, doch erwische nur zwei Federn.
Plötzlich stolpere ich und falle in den Staub. Der Mann hat mir ein Bein gestellt.
Er steht vor mir, ein Lächeln umspielt seine trockenen Lippen.
"Bist du zu doof um ein Huhn zu fangen, kleiner Junge?", sagt er und grinst.
Dann zieht er den Revolver und als der Schuss noch in meinen Ohren knallt...

...bin ich wieder zurück.
Stolpernd gehe ich weiter, falle beinahe hin.
Dieser Mann hatte mir den rechten großen Zeh weggeschossen. Das weiß ich genau, weil er mir fehlt. Schon lange her.
Ich erblicke die Aufschrift Saloon an einem der Häuser. Einen Whiskey könnte ich jetzt gut vertragen. Die Zigarette zertrete ich im Staub, gehe die kurzen Stufen auf die Veranda hoch und betrete den Saloon. Es ist schattig drinnen, doch die Hitze ist auch hier merklich zu spüren. Quietschend schwingen die Saloontüren hinter mir zu. An der Bar stehen zwei Männer, die heftig gestikulierend diskutieren. Der Barkeeper schaut ihnen schweigend zu. Ansonsten ist das Lokal leer. Als die Männer mich erblicken, verstummt ihr Gespräch abrupt. Ich lehne an die Bar und nicke ihnen zu.
"Guten Tag. Einen doppelten Whiskey bitte."
Der Barkeeper nickt, wirft mir einen finsteren Blick zu und nimmt eine Flasche Golden Whiskey aus dem Regal.
"Du bist durstig, Fremder", sagt einer der beiden Männer an der Bar.
Sein Gesicht ist von Narben übersäht, seine Augen so stechend wie die eines Geiers.
In seinem Mund steckt ein Stück Holz, das die Zähne knirschend bearbeiten.
"Das bin ich. War lange in der Sonne."
"Ihren Whiskey, Sir."
"Danke."
Ich leere den Doppelten in einem Zug und schiebe dem Barkeeper das leere Glas zu.
"Noch einen."
Das Glas wird gefüllt.
"Woher kommst du, Fremder? So einen Colt wie du ihn trägst, kriegt man hier nirgendwo."
Die Geieraugen schweifen über meine Waffe, wandern nach oben und blicken in die meinen.
"Ich komme aus der Wüste", sage ich lächelnd und leere das zweite Glas. "Und den Colt hab ich gefunden."
"Noch einen?", fragt der Barkeeper. Ich komme nicht dazu ihm zu antworten, plötzlich hält mir Geierauge den Lauf seines Colts an die Schläfen.
"Nicht frech werden, Fremder. Dein Colt gefällt mir. Würdest du ihn mir geben?"
Sein Mund lächelt und die Zähne nagen weiter an dem Holz.
"Natürlich.", sage ich und lege beide Hände auf den Tresen. "Nimm ihn dir."
Seine Hände zielen auf den Griff meines Revolvers, doch bevor sie ihn zu fassen kriegen, ducke ich mich blitzartig und springe zur Seite. Geierauge schießt. Seine Kugel schwirrt an meinem linken Ohr vorbei und einen Moment spüre ich die Hitze des Geschosses. Doch dann bin ich an der Reihe. Noch in der Luft ziehe ich meinen Revolver, spanne den Hahn. Als mein Rücken auf dem Boden aufschlägt, drücke ich dreimal ab. Geierauges Körper zuckt, als die Kugeln ihn durchfahren. Mit einem verblüfften Ausdruck im Gesicht klappt er zusammen.
Hinter ihm lehnt der andere Mann immer noch an der Bar, auf seiner Stirn jedoch ein drittes, blutiges Auge. Eine meiner Kugeln hatte ihrer beider Schädel durchschlagen.
Ich stehe auf, klopfe mir den Staub von den Kleidern und dann fällt mein Blick auf den Barkeeper.
"Hey ... ich - ich bin nur der Barkeeper."
"Ist mir scheißegal."
Dann blase ich seinen Kopf an das Schnapsregal hinter ihm.

Ich lehne an der Bar und fülle mir gerade den vierten Whiskey ein, als ich die Saloontüren quietschen höre. Eine Frau kommt herein, oder besser gesagt ein Mädchen, ich schätze sie nicht älter als 18. Ihre Gesichtszüge kommen mir irgendwie bekannt vor, vertraut.
Ich habe dieses Mädchen schon einmal gesehen. Ich kenne sie.
Sie sieht mich an und dann... Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht beschreiben, es ist eine Mischung aus Erschrecken, Erstaunen und Faszination.
"Conrad."
Conrad.
Das ist mein Name. Ja, jetzt weiß ich es wieder.
"Du lebst?"
Ihre Stimme, dieser klare Klang. Woher kenne ich sie nur?
"Ja, tu ich. Woher kennst du meinen Namen? Und wer bist du?"
"Ich bin Laroussa. Erkennst du mich nicht mehr?"
Sie kommt näher, schwankend, zitternd, mit Tränen in den Augen.
"Ich ... nein, ich denke nicht."
"Erkennst du diesen Ort nicht wieder? El Cielo? Der Ort, an dem..." -
"Zigarette?", frage ich und strecke ihr meine Zigarettenschachtel entgegen.
"Ich rauche nicht, das solltest du eigentlich wissen."
"Ich weiß überhaupt nichts. Erzähl mir doch von dir und hilf meiner Erinnerung auf die Sprünge."
"Sagt dir der Name McBain etwas?"
"Nein."
"Er ist der selbsternannte Herrscher über diese Stadt. Elroy McBain ist sein Name. Alle müssen tun was er befiehlt. Und wenn man das nicht tun sollte, schickt er seine Handlanger los, welche die Drecksarbeit für ihn erledigen. Entweder wirst du erschossen oder gefoltert und dann erschossen."
Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern.
Ich zünde meine Zigarette an und sage: "Erzähl mir mehr."
"Du warst ein enger Freund meinerseits. Als wir noch klein waren, haben wir immer zusammen gespielt. Auch unsere Väter waren eng befreundet. Bis sie..." -
Unsere Väter. Mein Vater.
"Bis sie was?", frage ich, doch ich kenne die Antwort schon.
"Bis sie ihn umgebracht haben.", flüstert sie und Tränen kullern ihre makellosen Wangen hinab.
"Meinen Vater? Ich weiß. Ich war dabei."
"Du warst dabei, ja, das hast du mir damals noch erzählt. Dann haben sie dich unter Drogen gesetzt. Meskalin. Sie sind mit dir mitten in die Wüste geritten und haben dich zurückgelassen. Alle dachten du seiest tot."
Meskalin? Ist ein starkes Halluzinogen. Höre ich deshalb Stimmen in meinem Kopf? Bin ich hängen geblieben?
"Tot? Ich fühle mich noch ziemlich lebendig. Wann war das ungefähr? Weißt du das noch?"
"Vor ungefähr neun Jahren."
"Vor neun Jahren. Bist du dir sicher?"
"Ich habe jeden Tag gezählt, an dem ich ohne dich war. Es sind neun verdammte Jahre."
"Also bin ich wie alt?" Die Frage kommt mir lächerlich vor.
"Du warst 16. Also bist du jetzt 25."
"Mmh, 25."
Dann bricht die Erinnerung über mir zusammen.
Ich weiß es wieder, ich weiß alles wieder, schwöre ihr, das ich all diese ••••nsöhne zur Rechenschaft ziehen werde, und dann küsse ich sie leidenschaftlich auf den Mund.

"Ach, schau her. Jetzt küssen sie sich sogar noch", sagt eine sarkastische Stimme. Sie spricht von einem Balkon, über uns. Ein Mann steht dort im Schatten, sein Gesicht ist nicht zu erkennen.
Ich mache einen Schritt nach vorne, dann, die Stimme, warnend: "Ich hab dir schon mal den Zeh weggeschossen, Conrad."
"Und ich schieß dir gleich den Kopf weg!"
"Hahaha. Das lass mal lieber. Ich hab dich genau im Visier meines Gewehres. Mit Fernzielung. Eines der einzigen, die es in der Wüste gibt."
Zwischen den Stangen des Geländers sehe ich den Schatten eines langen Laufes.
"Wenn ich jetzt abdrücke, schieße ich dir ins Genick und deiner kleinen Freundin mitten durchs Herz. Wäre doch was, oder?"
Callahan. Dieser Mann ist Desmond Callahan. Wegen diesem Mann, fehlt mir mein rechter großer Zeh. Callahan zündet sich eine Zigarette an, das Licht des Benzinfeuerzeuges erhellt kurz sein Gesicht. Er trägt eine Augenklappe über seinem rechten Auge.
"Schöne Klappe trage ich auf meinem hässlichen Gesicht, nicht? Das war dein Vater, Conrad.
Er hat mir eine Kugel direkt ins Auge und durch meinen Kopf hindurch geschossen. Ich spürte, wie mein Augapfel platzte, aber ich bin nicht gestorben. Den alten Callahan legt man nicht so schnell um."
Für kurze Zeit herrscht Stille. Die Stille hat sonst immer irgendein Geräusch im Hintergrund, aber diese Stille ist absolut.
Dann ich: "Schieß doch, Callahan. Wieso hast du es nicht schon längst getan?"
"Denkst du ich bringe dich einfach so um? Oh nein, nicht ich. Zuerst musst du leiden."
Callahans Hand wandert nach unten, ich frage mich, was... -
Dann, Zack!, ein kurzes Messer steckt in meiner Schulter.
Die Klinge ist unglaublich scharf, ich kann ihre Schärfe beinahe spüren, sie schneidet durch mein Fleisch wie durch Butter. Warmes, klebriges Blut spritzt aus der Wunde, während ich rückwärts stolpere. Diesen Moment nutzt Callahan aus. Mit einem gewagten Satz springt er vom Balkon.
Blitzschnell ziehe ich den Revolver, und als Callahans Füße auf den Brettern aufschlagen,
landet sein Kopf genau vor der Mündung meiner Waffe.
"Jetzt drehen wir den Spieß einmal um, Desmond."
Das letzte Wort spreche ich derart hasserfüllt aus, das Laroussa, die stumm danebensteht, das Gesicht verzieht.
"Soll ich dir auch das andere Auge wegschießen?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, drücke ich ab.
Callahans Kopf wird so hart nach hinten geschmettert, das ich sein Genick brechen hören kann.
Sein Körper stolpert wackelig und zuckend zurück, der Kopf in einem rechten Winkel nach hinten geneigt.
Gerade als ich den Revolver wegstecken will, schwingt der Kopf zurück auf die Schultern.
Aus dem Ding, das einmal Callahans Kopf gewesen war, spritzt und gurgelt es, schleimige Gehirnmasse fällt glitschend zu Boden. Ich habe Callahan den halben Kopf weggepustet.
"Haha, du elender Scheißer!", schreit das Callahan-Ding. "Du wirst elend krepieren! Die Geier und Kojoten werden dich fressen!"
Als sein Mund sich bewegt, kann ich die Muskeln im inneren seines Kopfes arbeiten sehen.
"Ach, und übrigens", schreit die Stimme des Dings frohlockend. "Das Messer war nicht nur mit Meskalin eingeschmiert, nein, es war sogar in der Scheiße eingelegt! Spürst du es? Spürst du wie es durch deinen Körper fährt? Ja, ich wette du spürst es nun, nicht wahr? Mann, das fährt rein! Das haut dich um, wenn du zuviel erwischst!"
Dann explodiert das Ding auf den Schultern. Eine klebrige Masse spritzt mir ins Gesicht.
Das Meskalin hat schon lange seine Wirkung entfaltet. Die Welt beginnt sich zu verzerren, alles wabert, alles fließt, und die Farben ... sie tanzen wie Blätter im Wind um mich herum.
Und glaube mir, ich kann die Hitze sehen. Ein Feld aus warmem flimmerndem Rot, wie auf meine Netzhaut gebrannt. Mein Körper entspannt sich, erschlafft.
Langsam sacke ich zu Boden, werde eins mit ihm, verschmelze regelrecht mit ihm und dann sehe ich Laroussa auf mich zukommen. Ihr Gesicht sieht aus wie die verzerrte Fratze eines Clowns aus einem Horrorzirkus.
"Ficken!", schreit die Fratze, während ihr gelbe stummelige Zähne aus dem Gebiss fallen. "Fiiickeeen!"
Dann explodiert die Welt.

Als ich wieder zu mir komme, herrscht Dunkelheit um mich herum.
Mein Kopf fühlt sich seltsam leer und trotzdem schwer an. Ein kühler Nachtwind streicht über mein nasses Gesicht. Ich versuche, meinen Kopf zu heben, doch es geht nicht, mein Genick ist wie gelähmt. Allerdings ist dies nicht das einzige, was ich nicht mehr bewegen kann. Ich kann mich überhaupt nicht mehr bewegen.
Gelähmt.
Nachwirkungen des Meskalintrips?
Ich versuche krampfhaft, meine Glieder zu einer Bewegung zu zwingen. Keine Chance, kein Gefühl in meinen Gliedern, alles ist taub. Das einzige, was ich noch bewegen kann, sind meine Lippen. Da ich keine große Lust verspüre, hier weiter gelähmt herumzuliegen, beschließe ich, einfach einmal laut herauszuschreien. Mein langgezogener Schrei durchbricht die Stille.
Einen Moment ist es noch still, dann irgendwo neben meinem rechten Ohr:
"Bist du von Sinnen, hier einfach herumzubrüllen? Wir sind unweit der Stadt, und wenn sie uns hören, dann..." -
Die Stimme Laroussas.
"Entschuldigung.", sage ich und versuche meine Stimme ruhig zu halten. "Ich kann mich nicht mehr bewegen. Liegt das an dem Meskalin? Weißt du etwas darüber?"
"Nicht mehr bewegen? Also - ich ..." -
Ihre Stimme klingt unsicher.
"Du weißt es! Was ist los mit mir?"
"Nun gut. Im Saloon, da - da bist du umgekippt. Paff! Und du fielst rücklings aus den Stiefeln. Callahan hast du das ganze Gesicht..." -
"Das Halbe. Das Messer war mit Meskalin beschmiert, deshalb bin ich umgekippt. Und was geschah dann?"
"Ich musste dich irgendwo verstecken, bald würde jemand kommen, der die Schüsse gehört hatte. Mir kam nur in den Sinn, dich hinaus in die Wüste zu bringen. Ich hievte dich über den Tresen und dann..." -
"Dann was?"
"Dann sah ich ihn. Ringo."
"Wer?"
"Ringo.", ihre Stimme klingt wütend und fauchend. "Er ist - er war mein Bruder."
Ringo. Im Saloon. Der Mann hinter der Bar.
Ich verspüre einen seltsam unangenehmen Stich in der Magengegend.
"Ringo. Er war der Barkeeper des Saloons, richtig?"
"Ja, das war er.", schluchzt sie und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. "Bevor die Schweine ihn umgebracht haben! Diese elenden Schweine! Ich werde sie alle umbringen!"
"Und ich helfe dir dabei. Da gibt’s allerdings noch ein Problem. Ich bin gelähmt."
"Ein Skorpion hat dich gestochen."
"Was?"
"Als ich den Saloon durch die Hintertür verließ, musste ich dich kurz niederlegen, um die Tür hinter mir zu schließen. Ich hab dich mitten in ein Skorpionnest gelegt."
"Skorpionnest?"
So blöd kann wirklich niemand sein.
"Es wurde schon langsam dunkel, ich konnte nicht gut sehen ... und Skorpione haben ihre Nester unter dem Sand, die sieht man auch bei Tageslicht nicht sehr gut."
Verdammt. Sie hatte Recht. Das Gift der Skorpione lähmt einen, bevor es einem dann langsam umbringt. Umso mehr Stiche, desto tödlicher.
"Wie viele haben mich gestochen?"
"Keine Ahnung. Ein paar."
"Ein paar? Weißt du was? Ich sterbe gleich!"
Sie schluchzt umso heftiger. Warum nur hab ich den Barkeeper umgelegt?
"Gibt es ein Gegengift oder so etwas in der Art?"
"Gegengift?", schluchzt sie und wischt sich Tränen aus den Augen, die glitzernd im Schein des Mondes, der gerade eben hinter den Wolken hervorgekommen ist, zu Boden fallen und im Sand versickern.
"Ja. Ein Gegengift gegen das Skorpiongift. Gibt es so etwas?"
"Ja gibt es - ich denke ja."
"Dann hol es doch bitte her."
"Dazu muss ich zurück in die Stadt. Das ist gefährlich... " -
"Nimm meinen Revolver."
Sie scheint noch einen kurzen Moment zu zögern, doch dann nickt sie, löst das Hohlster um meine Hüften und schnallt es sich um.
"Warte hier."
Was bleibt mir denn schon anderes übrig? Ein Kuss und dann verschluckt sie die Nacht, damit ich mein Gegengift noch rechtzeitig bekomme.

Der Morgen graut schon, als sie zurück kommt.
In der einen Hand meinen Revolver, in der anderen einen schwarzen Beutel, in dessen Innern sich irgendetwas bewegt.
"Hier hast du deine Waffe zurück. Ich musste zum Glück keinen Gebrauch von ihr machen.", sagt sie und lächelt so strahlend, wie die hinter ihr aufgehende Sonne.
"Danke. Und wo hast du das Gegengift?"
Es fällt mir schwer zu sprechen. Meine Zunge fühlt sich taub an und meine Augen sehen nicht mehr in der mir bekannten Schärfe. Lange halte ich es nicht mehr aus, ohne Gegengift.
"Hier drin."
Sie hält mir den Beutel vor das Gesicht. Dort drinnen lebt etwas, das mit all seiner Kraft versucht, herauszukommen. Das soll das Gegengift sein?
Ich sehe sie entgeistert an. Sie lächelt nur, doch ich glaube zu erkennen, das sich eine leise Nervosität in ihre Miene geschlichen hat. Langsam greift sie vor meinen Augen in den Beutel.
Etwas zuckt und strampelt darin und dann zieht sie es schließlich hinaus. Das hässlichste Tier, das ich je gesehen habe. Zuckend und sich windend, versucht es ihrem Griff zu entkommen. Es sieht aus wie ein übergroßer Blutegel, seine Haut glitschig und klebrig, so schwarz wie die Nacht, die Augen zwei leere kalte Löcher. Dann begreife ich, mir wird kalt und schlecht. Das Vieh soll mir das Skorpiongift aus dem Körper saugen.
"Was hast du damit vor?", meine sinnlose Frage.
"Das ist - war das Haustier meines Bruders. Einmal erzählte er mir, es hätte jemandem das Leben gerettet, jemandem der von einem Skorpion gestochen wurde."
Haustier?
"Und ... wo musst du das Vieh ansetzen?"
"Dort wo du die Stiche hast, denke ich. So hat es jedenfalls mein Bruder erzählt."
"Gut. Weißt du wo ich gestochen wurde? Ich fühle nichts mehr."
"Ich muss dich auf den Rücken drehen.", sagt sie und ihr Lächeln lässt mich erahnen, wo sich die Stelle der Stiche befindet. Ich werde sanft auf den Rücken gedreht.
"Die Hosen muss ich dir leider ausziehen."
Habe ich es doch gewusst.
"In Ordnung."
Wenn ich nicht gelähmt gewesen wäre, hätte ich bestimmt einen Ständer bekommen. Frauen sind selten in meinem Leben, vor allem so schöne. Sie zieht mir die Hosen herunter, streicht mit ihren Fingern sachte über meinen Hintern. Verdammtes Scheiß-Skorpiongift!
"Fünf Stiche.", zählt sie. "Soll ich in ... deiner Spalte auch noch nachsehen?"
"Klar."
Mit gespreizten Fingern und leicht angewidertem Blick sieht sie nach.
"Noch zwei mehr."
Der Blutegel wird seine Freude also auch in meinem Analbereich ausleben können. Widerlich.
"Ich lasse ihn dann mal ... anfangen.", sie lächelt verschmitzt. Zum Glück spüre ich nichts, als sich die Zähne des Viehs durch meine Haut bohren. Ich bin mir jedoch fast sicher, dass ich das Vieh schmatzen hören kann. Nach einer Ewigkeit nimmt sie es weg.
"Steck es zurück in den Beutel. Sofort."
Fast hätte ich mich übergeben. Hastig lässt sie das Untier im Beutel verschwinden. Es nützt. Ich fühle mich wirklich schon merklich besser. Wenn ich wieder fähig bin, mich zu bewegen, gehe ich zurück nach El Cielo und beende meine Mission.
Rache.

Die Sonne steht schon fast glühend im Zenit, als ich mich auf den Weg zurück in die Stadt mache. Problemlos gehe ich den sachten Abhang hinunter, der mich erstmals so viel Mühe gekostet hatte. Laroussa wartet im Schatten eines großen Kaktus auf mich, bis ich meine Mission erfüllt habe. Das Städtchen flimmert im hellen Sonnenlicht vor mir, keine Menschenseele ist auf den Strassen zu sehen, als würden die Bewohner wissen, das gleich ein großes Blutbad angerichtet würde. Mit einer Zigarette im Mund und dem Revolver im Anschlag betrete ich die Siedlung. Es herrscht Stille, abgesehen von dem Wind, der heulend um die Ecken jagt und mir Sandkörner in die Augen treibt. Plötzlich kommt ein Mann um eine solche Ecke eines Hauses, er sieht gebrechlich aus und ich kann die Furcht seinen Augen ablesen. Mein Revolver zielt direkt auf seine Stirn.
"Gibt es hier ein Sprengstofflager, alter Mann? Ich brauche Sprengstoff. Viel Sprengstoff."
Er schüttelt nur den Kopf, doch als ich ihm den Lauf des Revolvers fest an die Schläfen drücke, erzählt er mir, was ich wissen muss.
"Im - das fünfte Haus links. Sprengstoff. Das Lager von McBain."
Ich lächle und nicke.
Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, ihn ins Nirvana zu blasen, doch dann kommt mir der Barkeeper in den Sinn und ich drehe mich mit einem einfachen "Danke." um und gehe weiter.
Das fünfte Haus. Links.

Mit einem Schlag bin ich wieder in meine Jugend zurückversetzt. Ich sitze auf einem schäbigen hölzernen Stuhl, der mein Gewicht kaum tragen kann. Mir gegenüber sitzt ein Mann, er ist mein Vater, seine tiefblauen Augen weinen und sein Gesicht zeigt einen gepeinigten Ausdruck. Anstatt Worte kommen nur noch hässliche Krächzer aus seinem Mund, deren Sinn ich fast nicht verstehen kann. Im hinteren Teil der Hütte prasselt ein Feuer im Kamin, das Prasseln des verbrennenden Holzes klingt fast so trocken wie die Stimme meines Vaters.
„Sie haben sie umgebracht, Conrad, mein Sohn.“, sagt er und Gefühle von Hass, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sind aus seiner gebrochenen Stimme herauszuhören.
„Sie haben sie vergewaltigt, vor meinen Augen. Geschlachtet wie ein Schwein wurde sie. Deine Mutter ist tot, Conrad.“
Schweigend höre ich zu. Vater erzählt mir jedes Detail darüber, wie meine Mutter gestorben ist. Mit jedem Wort verzerrt sich sein Gesicht mehr, wird seine Stimme lauter, hasserfüllter.
„Conrad.“, sagt er dann, wieder ganz ruhig. „Eines Tages wirst du sie rächen, sie und alle anderen Menschen, die unter der schrecklichen Herrschaft McBains und seiner Leute gestorben sind. Ich bin alt und sterbe bald. Versprich mir bitte, das du Rache ausüben wirst, mein tapferer Sohn.“
Ich nicke und einsame Tränen kullern mir plötzlich die Wangen hinunter.
„Ich verspreche es, Vater. Ich verspreche es.“
„Du wirst den Tag erkennen, an dem die Zeit reif und du bereit dafür bist. Du wirst wissen, wann.“
Ein Nicken meinerseits, aber ich habe keine Ahnung, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich meinen blutigen Rachefeldzug antreten werde.
„Der Tag, an dem sich die Sonne blutrot färben wird, mein Sohn, dies wird der Tag des Schicksals sein. Die blutrote Sonne wird dich leiten, folge ihr. Unter ihr wirst du deine blutige Rache ausüben können.“
Vater erhebt sich, hustet und schlurft langsam zum Feuer. Schweigsam starrt er in die gleißende Glut hinein.
„Die Blutrote Sonne...“, murmelt er abwesend.
Und er sollte Recht behalten.

Wieder bin ich zurück auf der Strasse, die schnurgerade durch El Cielo führt.
Plötzlich höre ich ein leises Klicken hinter mir, wie von einem Hahn eines Revolvers, der gespannt wird. Blitzschnell reagiere ich, ziehe meine Waffe, lasse mich mit einer halben Drehung in den Sand fallen und schieße. Hinter mir steht der gebrechliche Mann, der mir verraten hat, wo sich der Sprengstoff befindet. In seiner Faust blitzt ein kleiner Colt im Sonnenlicht, dann explodiert die Faust und Fetzen von Fleisch und blutige Klumpen fallen in den Staub und verleihen ihm eine rostigrote Farbe. Der Mann sinkt auf die Knie und wimmert und stöhnt. Zitternd hält er sich den blutigen Stumpf, wo einmal seine Hand gesessen hatte. Mit großen Schritten gehe ich zurück zu ihm, stelle mich vor ihm auf und halte den Revolver an seine Stirn.
Noch einmal frage ich ihn: „Wo ist der verdammte Sprengstoff? Lüge mich an und du kannst deinen Kopf mit einer Pinzette zusammensuchen.“
„Im – im fünften Haus. Links. Ehrlich. Ich weiß...“ –
Knallend zuckt eine Feuerblume aus dem Lauf meines Revolvers und sein Kopf wird regelrecht in zwei Teile zerpflückt, das Blut spritzt meterweit nach hinten.
Dann höre ich die Melodie. Sie scheint direkt in meinem Kopf zu spielen, mal leiser mal lauter, immer an- und abschwellend, ohne Worte. Es hört sich nach einem Rock’n’roll-Song an, ich kenne die Melodie irgendwoher, doch kann ich mich nicht mehr genau an die Worte erinnern. Die Melodie erscheint mir wichtig, sie hat eine Bedeutung, ich weiß jedoch noch nicht genau, welche.
Die Quelle. Irgendwoher stammt diese Musik, ich muss diesen Ort finden, dort liegen die Antworten. Die Quelle der Musik, ein Radio. Wie in Trance schüttle ich den Kopf, wirre Gedanken schwirren in ihm herum. Dann fällt mein Blick per Zufall gen Himmel. Die Sonne steht riesig im Zenit, über mir wie ein rotes feuriges Auge, die blutrote Sonne ist erschienen.
Lächelnd öle ich die Waffe, mein Mordzug hat begonnen.

Der Mann hatte Recht gehabt, im fünften Haus auf der linken Seite finde ich das Sprengstofflager, welches sich in einem alten baufälligen Haus befindet. Niemand befindet sich drinnen, außer Kistenweise Dynamitstangen. Mit beiden Händen packe ich eine der Holzkisten, schleppe sie nach draußen auf die Strasse. Ein Karren, gezogen von zwei Pferden, befindet sich mitten auf ihr vor mir in der flimmernden Hitze. Auf ihm steht ein riesiges sechsläufiges Gewehr, mit einer Stütze auf dem Wagen befestigt, ein Patronengürtel hängt aus seiner Seite. So eine Waffe habe ich noch nie gesehen, doch ich weiß, wozu diese fähig ist.
Der Mann hinter dem Gewehr dreht dieses quietschend in meine Richtung und dann höre ich das Hämmern, als er anfängt zu schießen. Kugeln fahren überall neben mir in den Sand, Staubfontänen spritzen hoch und treiben mir die Tränen beißend in die wässrigen Augen. Mit einem Schrei lasse ich mich flach auf den Boden fallen und ziehe mit zitternden Fingern eine Dynamitstange aus der Kiste neben mir. Durch die Glut meiner Zigarette bringe ich die Lunte zum brennen und werfe sie mit aller Kraft nach vorne.
Es dauert einen kurzen Moment, dann zerreist es den Karren und die Leiber der Pferde zerspritzen in einem Schwall aus Blut und Fetzen von Innereien. Klatschend fallen Stücke von versengtem Fleisch und Holz in den Sand. Ein großes Loch klafft an dem Ort, wo gerade noch der Karren mit dem mörderischen Gewehr gestanden hatte.
Langsam erhebe ich mich, einige Stücke sind sogar bis zu mir gespritzt. Angewidert wische ich mir Blutspritzer und kleine Fleischfetzen von der Kleidung.
Weiter gehe ich, die Siedlung ist wie ausgestorben. Mit einiger Anstrengung ziehe ich die Kiste Dynamit hinter mir her. Bald habe ich das andere Ende der Siedlung erreicht, ein letztes Haus steht groß auf einer erhöhten Stelle.
Auf einem vergilbten Schild prangern in roter abgeblätterter Farbe folgende Worte:
„Anwesen McBain. Betreten wird mit dem Tod bezahlt.“
Wieder höre ich diese Melodie, dieses Lied, doch diesmal nicht in meinem Kopf. Sie scheint direkt aus dem Haus vor mir zu kommen. Ein Geier hockt auf der Veranda, sein Kopf scheint sich rhythmisch mit der Musik zu bewegen. Mit einem letzten Blick zurück auf die Siedlung, betrete ich das Anwesen.

Drinnen sieht es aus wie in einem dieser Luxushotels, die es vor langer Zeit einmal gegeben hatte. Wahrscheinlich war dieses Anwesen sogar einmal ein solches gewesen, alles vergoldet, der Boden aus geschliffenem Marmor, so glänzend poliert, dass sich mein eigenes Gesicht darin spiegelt. In der Mitte des Raumes steht ein prunkvoller Tisch, er ist mit schönen Schnitzereien verziert und auf ihm steht ein elektronisches Gerät, das ebenfalls aus der früheren Zeit stammen muss. Ein Radio.
So etwas habe ich bis heute noch nie gesehen. Aus ihm spielt diese Rock-Melodie, die ich schon zahlreiche Male in meinem Leben gehört habe, wie eine Begleitung auf meinem Weg. Nun stehe ich vor ihr, sanft spielt die Musik um meine Ohren. Fast verfalle ich dieser Melodie, obwohl sie mir nicht gefällt, sie packt mich, hält mich fest wie eine eiserne Fast, die sich um meinen Körper legt. Mit einem wilden Schrei versuche ich mich zu befreien und ziehe meine Waffe.
Eine unbekannte Macht scheint meinen Revolver nach unten zu drücken, wie eine zweite, stärker wirkende Schwerkraft. Mit dem Aufwand all meiner Kräfte gelingt es mir, den Revolver auf Höhe des Radios zu heben. Hin- und herzuckend halte ich die Waffe mit beiden Händen und ziele auf den elektronischen Kasten, die Melodie wird härter und schneller, deutlicher.
Dann schieße ich mehrmals und die Musik verstummt für immer. Das Radio qualmt und raucht, zerlöchert von meinen Kugeln.
Plötzlich höre ich den donnernden Hufschlag tausender Pferde.

Auf dem weiten Schlachtfeld der Wüste stehe ich nun, hinter mir fällt die Siedlung in sich zusammen. Die Häuser brennen wie Fackeln in der Sonne, die blutrot über dem Ganzen thront, ein feuriges Auge, das auf die Zerstörung hinunterblickt.
Vor mir preschen die tausend von Reitern heran, treiben ihre Pferde bis zum äußersten, ich höre die Rufe und Schreie der Männer, die mit gezogenen Waffen auf den Rücken der Tiere kleben. An der Spitze der Reiter, galoppiert ein einziges weißes Pferd, dessen Mähne im Licht der Sonne gülden zu glänzen scheint. McBain sitzt auf ihm, ein riesiges Untier von einem Menschen, der Herrscher über die Wüste selbst.
Lächelnd mache ich mich bereit, die Meute zu empfangen. Ausgerüstet mit zahlreichen Dynamitstangen und mit meinem geladenen Revolver warte ich, bis sie in Reichweite kommen.
Der Krieg hat begonnen. Nur das dieser ein ungewöhnlicher Krieg ist, ich alleine gegen eine ganze Armee. Dann beginnt das Morden und Sterben.
Ich werfe mit Dynamit um mich, Explosionen steigen in den blauen Himmel, mein Revolver feuert ununterbrochen auf die reitenden Männer McBains. Hunderte Kugeln finden ihre Ziele, blutüberströmt fallen die toten Körper in den Staub. In einen wahren Wahn versetzt, kämpfe ich bis zum letzen. Die Geier haben sich längst an den Toten gütlich getan, picken ihnen die Augen raus und reißen Fetzen aus dem toten Fleisch.
Und über allem wacht die Sonne.
Bis die Geräusche der Schlacht verstummen und nur die Schreie der Verletzten an mein Ohr dringen. Ich liege im Staub, mein Leib nur noch eine einzige Wunde, duzende Kugeln haben ihn durchschlagen. Langsam lasse ich meinen Blick über das Schlachtfeld wandern, überall liegen Tote, zum Teil zu richtigen Haufen aufgestapelt übereinander, tote Pferde, Waffen, die in der Sonne blinken, Hände halbtoter Männer, die versuchen, die Geier fortzuscheuchen, die schon beginnen, langsam das Fleisch von ihnen zu zerren.
Ein einziges Bild des Schreckens und des Grauens.
Plötzlich erhebt sich eine einzelne Gestalt weit vor mir aus dem Wirrwarr. Sie hält eine abgesägte Schrotflinte in der Hand, leicht nach unten gerichtet. Ihre Augen suchen das Schlachtfeld ab. Dann haben sie mich gefunden.
McBain macht sich auf den Weg.

Die Musik ist die Seele einer jeden Stadt, ich habe die Seele El Cielos ausgelöscht, indem ich das Radio zerstört habe. Nun blieb nur noch ihr schrecklicher Anführer übrig, McBain, der Teufel selbst. Ohne Furcht liege ich im Sand unter der roten Sonne, warte, bis er näher kommt, bis er zu mir kommt. Bald ist aus der weit entfernten flimmernden Gestalt ein Mann geworden, so breite Schultern wie ein Elefant, dicke Oberarme, die Adern deutlich unter der Haut zu sehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es Blut ist, das dort kochend hindurchschießt.
Auf seinem Kopf sitzt ein großer schwarzer Cowboyhut, in dem eine Feder eines Pfaus steckt, von einem dieser Vögel, die schon lange ausgestorben sind.
Vor seiner Brust hängen zwei gekreuzte dicke Patronenstränge, die Kugeln so groß und dick wie einer meiner Finger. Die Augen McBains, die keine mehr sind, sondern nur noch weiße glanzlose Oberflächen ohne Iris oder Pupillen in ihnen, blicken mich ohne Gefühle an.
„Elroy.“, sage ich.
„Conrad.“, sagt er. „Du bist weit gekommen. Aber hier endet deine Reise.“
Gemütlich zündet er sich einen Zigarette an. Plötzlich habe ich einen Plan.
„Dann wirst du mich nun wohl töten müssen“, sage ich und es klingt beinahe beiläufig, so als wäre es mir egal und etwas vom einfachsten der Welt. „Aber ich hätte noch eine Bitte an dich, bevor du es tust.“
McBain lacht trocken und hustet.
„Ich höre, Conrad?“
„Ich hätte gerne noch eine letzte Zigarette vor meinem Tod geraucht. Leider habe ich keine mehr, darum möchte ich dich bitten, mir eine zu geben, so als letztes Geschenk vor dem Abschied, oder so.“
Wieder lacht McBain sein trockenes hustendes Lachen und entblößt seine verfaulten Zähne.
„Nun ... in Ordnung, Conrad. Wenn dies dein letzter Wunsch ist...“ –
Mit einer flinken Handbewegung zieht er seine Glimmstängel unter dem verschwitzten und blutüberströmten Hemd hervor. Dann kniet er nieder und hält mir die Schachtel hin.
„Hier. Nimm dir eine.“
Es kommt mir vor, als wären meine Bewegungen tausend mal langsamer als sonst. Ich bewege mich wie durch eine zähflüssige Masse, die alles um mich herum umgibt. Schließlich gelingt es mir, eine Zigarette aus der Packung zu klauben. McBain erhebt sich.
„Ich brauche Feuer.“, sage ich krächzend.
Lächelnd beugt er sich noch einmal zu mir herunter und hält sein Feuerzeug an die Spitze meiner Zigarette. Genüsslich ziehe ich daran.
„Genieß es, Conrad. Ich weiß nicht, ob es in der Hölle was zu Rauchen gibt.“
„Fragt sich, ob ich überhaupt in die Hölle komme.“
Nun ist es Zeit, McBain schaut kurz gen Sonne und scheint irgendwie abwesend, doch der Lauf seiner Flinte zielt immer noch bedrohend auf meinen Kopf herunter. Unter mir spüre ich das Rund der letzten Dynamitstange im Sand.
Ruckartig drehe ich mich auf den Rücken, packe die Dynamitstange. Halte sie an die Glut meiner Zigarette und schmeiße sie McBain zu.
„Gute Reise, Elroy!“, schreie ich und rolle mich so schnell es geht fort.
Elroy macht ein verblüfftes Gesicht, hantiert noch etwas an seiner Schrotflinte und es gelingt ihm tatsächlich, noch einen Schuss abzugeben. Das Schrott reißt Löcher in meinen linken Oberschenkel. Dann explodiert die Lunte und McBain fliegt mir im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren. Ein Regen aus Blut und Knochen fällt vom Himmel, prasselt auf mich herunter. Meine Ohren dröhnen so laut, dass ich das Gefühl habe, meine Trommelfelle würden in Säure aufgelöst. Dann ist es vorbei. Ich blicke nach oben in die rote Sonne, sie fällt vom Himmel auf mich herunter und dann ist alles schwarz.

Ich erwache an einem dunklen kalten Ort.
Leise Musik dringt an meine Ohren, ich bin nicht mehr in El Cielo. Dieser Ort lebt noch. Verwirrt blicke ich mich um. Der Raum, in dem ich mich befinde, besteht nur aus groben Steinwänden und einer Pritsche. Gitterstäbe sind in die schwere Holztür eingelassen. Ein Gefängnis.
Wie bin ich hierher gekommen? Und warum?
Plötzlich öffnet sich die Türe und eine Wache betritt den Raum. Sie macht Platz für eine zweite Person, die stürmisch den Raum betritt. Es ist meine Laroussa, meine Liebe.
„Du Schwein!“, brüllt sie mich hasserfüllt an. „Du hast alle getötet! Bastard!“
Ich bin so überrascht von ihrem Auftreten, dass ich kaum Worte finde.
„Ich musste sie töten, Laroussa. Ich hatte keine andere Wahl.“
„Verdammtes Schwein!“
„Es tut mir Leid.“
Sie bricht in Tränen aus, und ihr Schluchzen klingt so herzergreifend, das ich beinahe mitweine. Doch ich halte mich unter Kontrolle.
„Nichts tut dir Leid, Conrad. Du hattest Spaß am Töten, dass weiß ich nun. Und von Ringo weiß ich auch.“
Für mich fällt in diesem Moment eine Welt zusammen. Sie weiß alles, einfach alles. Ich hatte wirklich Spaß am Töten gehabt, ja verdammt, ich hatte es geliebt. Aber nun war meine Mission erfüllt, meine Rache vollendet, nun würde ich mich ändern. Aber es ist zu spät.
„Ich wollte nicht...“ –
„Hör auf! Hör auf mit deinen elenden Entschuldigungen und deinen Lügen. Du bist ein Mörder! Ein verdammter Mörder!“
Solche Worte aus ihrem Mund zu hören ist als würde ich innerlich sterben, sie treffen mich härter als eine Kugel. Gepeinigt sinke ich auf der Pritsche zusammen.
„Du wirst büßen für deine Taten, Conrad. Schon morgen wirst du hängen.“
Mit diesen Worten verlässt sie meine Zelle. Schluchzend und wimmernd bleibe ich alleine zurück. Jeder Mensch hat Spaß am Töten, wenn er es nur einmal für sich entdeckt hat.
Ich hatte es entdeckt und selbst die Unschuldigen gerne getötet. Möge meine Seele für immer in der Hölle brennen. Morgen, wenn der blutrote Mond meinen Abgang ankündigt, werde ich versuchen meine Liebe zu töten. Sie verdient es nicht anders, denn sie hatte mich verraten. Morgen wird der Kreis des Schicksals sich schließen.
Morgen, unter dem blutroten Mond.
Morgen.

****************************
Blutroter Mond

Ich versuche die Sache nicht allzu obszön zu gestalten, doch sogar der Mob weiss was zur Hölle das bedeutet.
Der Knoten sitzt fest in meinem Nacken, meine Augen sind mit schwarzem Tuch verbunden.
Die Sonne brennt auf mich herunter. Das Blut peitscht durch mein Fleisch, erhitzt von der bratenden Sonne. Irgendwo plärrt ein Rock’n’roll-Song aus einem Radio, ich kenne nicht den Song, ich weiss nur das ich ihn hasse.
Ich denke zu viel, deshalb bin ich zu früh an diesen Ort gekommen.
Ich hebe meinen schweren Kopf gen Sonne, verfluche sie.
Letzte Nacht heulte ich mit dem Mond.

Ich möchte nicht, das ich dich nicht mehr liebe
Ich möchte dich nicht weniger lieben
Du streichelst mein Gesicht zum letzten Mal und ich möchte von deiner Liebkosung zerquetscht werden.
Meine Hände kommen frei, sie haben sie nicht gut genug verschnürt. Die Finger spannen sich, knacken.
Soll ich oder soll ich nicht? Wo ist der verdammte Unterschied?
„Du bist hier um zu gehen. Um für immer zu gehen, Mörder.“
Das letzte Wort hallt in meinem Kopf, hin und her, hin und her.
Soll ich?
Ich gebe mir einen Ruck, es ist mein letzter Versuch.

Ich hatte keine Pläne, nur eine gute Idee
Ich liess diese Stadt in meinem Grauen versinken, ich sehe die Bilder vor mir, wie durch einen Rückspiegel. Verzerrt.
Ich habe mir viele Feinde geschaffen, doch sie wissen nicht einmal wer ich bin.
Wenn sie mich töten erhalten sie keinen Ruhm, das wissen sie so gut wie ich.

Ich war mit dir vereinigt, wir liessen uns treiben. Doch das ist nun vorbei.
Um mich steht eine Armee von Niemandem, sie haben keine Fahne, keine Häuser mehr, ich habe sie niedergebrannt.
Ich bin schrecklich verwirrt, das bekenne ich...
Und ich möchte meine Taten wiederholen.

Meine Hände schnellen vor, packen deinen Hals.
Das schwarze Tuch lässt nur Umrisse erkennen, meine Finger spüren deinen Puls.
Die Finger legen sich eisern um deinen Hals, dein Schrei schon in der Kehle erstickt.
Dann graben sich meine Fingernägel durch deine Halsschlagader, warmer Lebenssaft spritzt über meine Hände.
Ich drücke deinen Körper an mich, er erschlafft in meinen Armen.

Ich höre die Schreie des Mobs, sie kommen angerannt, doch viel zu spät.
Mit einem Schrei springe ich vom Stuhl, das Seil spannt sich in meinem Nacken.
Ich schliesse meine Augen, lasse deinen Körper in den Sand fallen.
Sie schlagen mich mit Stöcken, ich spüre nicht den Schmerz.
Ich hänge dort bis in die Nacht und noch immer haben sie mich nicht ganz umgebracht, als der blutrote Mond die Nacht erhellt.
Ich vergehe und endlich verstummt das Radio.

Froschvampir
29.11.2006, 19:40
Hm, irgendwie ist da noch nicht genug Gewalt...

NeoInferno
30.11.2006, 00:11
Mit einer ausführlichen Kritik warte ich noch bis alles fertig ist.

Was mir jedoch auf Anhieb aufgefallen ist, sind die ganzen monotonen Satzanfänge. Meist sind es einfach irgendwelche Pronomen oder Artikel:
Ich, Er, Es, Meine, Seine, Der, Die, Das. Solche Wörter beginnen bestimmt 80% der Sätze.
Auch sind viele der Sätze einfach kurze Hauptsätze, das passt irgendwie nicht ganz zum ansonsten guten und fließenden Schreibstil. Dieses protokollartige aneinanderreihen kurzer Sätze zerstört diesen Fluss, den dein Stil aufbaut.

Inhaltlich kann ich keine sinnvollen Parallelen zwischen den beiden Abschnitten aufbauen, wird sich aber wohl mit dem Rest der Geschichte erledigen.

Und verstehe ich das richtig, dass das hier das Prequel zur Mondgeschichte ist?

Bye
Neo, der auf den Rest wartet :)

deserted-monkey
04.12.2006, 20:23
Leider immer noch nicht die gesamte Story. Da Neo aber am warten ist, hier noch ein weiterer Teil. Die gesamte Story kommt aber wirklich bald... Danke für die Geduld

Die Sonne glüht am Firmament.
Sandkörner knirschen unter meinen abgewetzten Stiefeln.
Meine Kehle ist staubtrocken, wie ein rauer Lappen aus Leder.
Die Schreie der Geier sind über mir, sie verfolgen mich seit Stunden.
Meine Haut ist rot und verbrannt. Doch ich spüre nichts mehr.
Schweiss tropft mir in die Augen, ich blinzle ihn weg. Dann sehe ich es.
Es ist eine Fata Morgana, sagt sich mein Verstand.
Doch ich weiss es besser.
Rutschend und stolpernd gehe ich den sandigen Abhang hinunter.
Unterwegs verliere ich meinen Hut, es ist mir egal. Mögen ihn die Geier kriegen.
Zitternd und mit weichen Knie stehe ich vor dem Städtchen. Ich bin am Ende.
Neben dem Weg liegt eine uralte Karosserie eines Cadillac Eldorado.
Eldorado? schiesst es mir durch den Kopf. Passt zu diesem Ort.
Ich kenne diesen Ort irgendwoher, doch sein Name kommt mir nicht mehr in den Sinn.
Ich mache zwei Schritte nach vorne, dann knicken meine Knie unter mir weg. Ich falle in den Staub.
Meine Lippen schmecken heissen Sand und die Hitze treibt mir die Tränen in die Augen.
Mein Hirn wird von der Sonne gebraten, langsam wird mir schwarz vor Augen.
Die Schreie der Geier kommen näher.
Dann ist nur noch Dunkelheit um mich.

Der Mann steht an einer weissen Hausmauer.
Seine Augen sind verbunden, sein Gesicht zerfurcht und irgendwie traurig.
Seine Hände gefesselt, so fest, das es blutet.
Versteckt hinter einem Busch werde ich Zeuge seines schrecklichen Schicksals.
Ich bin wieder ein kleiner unschuldiger Junge.
Er steht an der Wand und ich blicke ihm in die Augen, in diese blauen kristallklaren Augen, die mich immer an ihn erinnern werden.
Dann knallt der erste Schuss durch die Stille.
Sein Hemd beginnt sich oberhalb des Brustkorbes rot zu färben.
Aber er steht immer noch da wie vorher, doch ich sehe Tränen in seinen Augen blitzen.
Ich stelle mir vor wie glasklar seine Tränen sein müssen, das Tränenwasser so klar wie ein Bergsee.
Der nächste Schuss knallt so laut, das ich erschrocken zusammenfahre.
Sein Kopf wird zurückgeschleudert und Blut spritzt an die weisse Wand hinter ihm.
Dann sackt er langsam zusammen. Ich habe das Gefühl, er würde mir zuzwinkern.
Die nächsten Schüsse peitschen.
Ich drehe mich um, ich will nicht noch mehr sehen.
Mit Tränen in den Augen renne ich fort von diesem Ort, der zum Grab meines Vaters geworden ist.
Immer weiter renne ich in den sengenden Wüstensand hinaus, bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche.
Dort bleibe ich liegen, bis Schwärze mich umhüllt.
Ich höre die Geier, sie stürzen auf mich herunter.
Das letzte, was ich spüre, ist, wie sie meine Hände fressen. Wie sie das Fleisch von meinen Fingern zerren.
Mit einem Schrei wache ich auf.
Nur ein Traum.
Aber einer der viel Wahrheit enthält.

Ich wache auf, in einem dunklen Raum.
In der Luft liegt der Geruch von Obst, Gemüse und brennendem Holz.
Neben mir auf dem Bett sitzt eine Frau. Eine Frau so schön, wie ein Mann sie sich nicht einmal in seinen aufregendsten Träumen vorstellen könnte.
Ich bin im Paradies. Endlich bin ich erlöst worden.
Aber man fühlt keinen Schmerz und keinen Durst im Paradies.
Meine Kehle ist immer noch staubtrocken, brennt wie Feuer.
Die Frau blickt mich an und aus ihren grossen grünen Augen spricht Mitleid.
„Wasser“, krächze ich und erschrecke ob meiner eigenen Stimme.
Sie nickt und erhebt sich.
Kurze Zeit später kommt sie zurück, ein dreckiges Glas gefüllt mit Wasser in ihrer Hand.
Sie beugt sich über mich und hält das Glas an meine Lippen.
Ich trinke und das Wasser ist kalt, fühlt sich göttlich an.
„Mehr.“
Meine Stimme ist immer noch dünn und kratzend, aber schon besser.
Sie entfernt sich, um noch ein Glas zu füllen.
Ich stütze mich auf die Ellenbogen und geleite mich in eine halbwegs sitzende Position.
Sie kommt zurück und lächelt, streckt mir das Glas hin.
Mit fahrigen Fingern nehme ich es entgegen.
Herrlich. Das Wasser muss aus einer Quelle stammen, es ist rein und klar.
Es erinnert mich wieder an die Augen meines Vaters.
Ich leere das Glas und dann ist Zeit um zu reden.

„Wer bist du?“
Ihre Frage hallt in meinem Kopf wider.
Wer bin ich?
Ich muss überlegen, mein Hirn kann noch nicht klar denken.
„Mein Name ist David Farlane. Ich bin Farmer.“
Sie nickt.
„Und wie heisst du?“
„Rebecca. Rebecca McCorny.”
Rebecca. Ein schöner Name für einen Engel.
„Schöner Name. Und wie lautet der Name dieses Ortes?“
Sie lächelt und errötet leicht.
„El Cielo. Dieser Ort heisst El Cielo. Aber es ist kein guter Ort.”
El Cielo. Der Himmel.
Woher kenne ich diesen Namen?
„Ich möchte dir danken Rebecca. Du hast mich vor den Geiern und dem Tod gerettet. Obwohl dies beides fast das gleiche bedeutet.“
Sie nickt nur und lächelt mich an.
"Wo bin ich hier?", frage ich und krame in meiner Hemdtasche nach Zigaretten.
"In meinem bescheidenen Haus.", sagt sie und nimmt ein brennendes Stück Holz aus dem Feuer, um mir die Zigarette anzuzünden.
Ich nehme gierig einen Zug und inhaliere tief.
"Dieses Haus ist..." -
Weiter komme ich nicht.
Es klopft heftig an die Tür, deren Angeln quietschen und beinahe brechen.
Rebecca wirft mir einen raschen Blick zu. Dieser Blick verrät mir, das niemand vor der Tür steht, der Rebecca Gutes will.
Meine Hand berührt automatisch den schweren Revolver an meiner Hüfte und spannt den Hahn.
Langsam und geräuschlos gleite ich vom Bett. Als sie die Tür öffnet, verschwinde ich gerade unter ihm.
Die Tür schwingt auf. Ich sehe zwei schwere schwarze Stiefel mit goldenen Sporen die sich langsam auf das Bett zubewegen.
Rebecca schliesst die Tür hinter ihnen.
"Wo ist der Fremde?", fragt eine tiefe Männerstimme, die Stimme der schwarzen Stiefel.
"Der Fremde?", Rebecca klingt erstaunt und überrascht zugleich. "Ich weiss nicht, von wem du sprichst."
"Du weisst es, du weisst es sogar verdammt gut. Ich weiss, das er hier ist."
"Vater, von wem sprichst du?"
"Von dem Mann, dem Fremden. Demjenigen der in unser Städtchen gekommen ist. Demjenigen, den du draussen auf der Strasse aufgelesen hast."
"Ich habe niemanden aufgelesen, ich..." -
"Halt die Fresse!", brüllt die Männerstimme und dann höre ich den lauten Knall, als eine flache Handfläche auf eine Wange klatscht.
Die Hand des Vaters auf die Wange seiner Tochter.
"Mortimer hat dich gesehen. Du hast ihn aufgelesen, er lag halbtot auf der Strasse, Futter für die Geier."
Ich höre Rebecca weinen. In einem entfernten Sinn errinnert es mich an Engelsgesang.
"Vater..." -
"Sag mir wo er ist!", brüllt der Vater.
"Er ist weitergezogen. Vor ein paar Minuten nur.", sagt Rebecca unter Schluchzern.
"Du lügst mich an. Ich merke immer, wenn du lügst. Und für deine Lügen musst du bestraft werden, das weisst du.", die Stimme des Vaters eiskalt, sie jagt mir beinahe einen Schauer über den Rücken. Aber nur beinahe, ich habe schon viele kalte Stimmen gehört. Die in meinem Kopf sind die Schlimmsten.
"Ich würde es nie wagen dich anzulügen..." -
Klatsch! Die Handfläche schlägt wieder zu. Das Weinen verstummt.
Klatsch! Klatsch! Noch zweimal. Dann herrscht einen Moment seltsame und bedrückende Stille.
"Wie soll Daddy dich bestrafen, Kleines? Hast du eine Idee?", die Stimme des Mannes klingt belustigt.
Ich sehe es nicht, doch ich weiss das Rebecca den Kopf schüttelt.
"Daddy hat eine Idee", immer noch ein belustigter Unterton in der sonst eiskalten Stimme. "Daddy hat eine sehr gute Idee. Du kannst Daddy einen Lutschen! Deine Mutter kann das schliesslich nicht mehr, seit Callahan ihr das Gesicht weggeschossen hat."
Ich höre wie die Schnalle eines Gurtes geöffnet wird. Die Hosen werden nach unten gestülpt. Ich sehe zwei grosse, braungebrannt Hände und dicke Finger.
Der Mann setzt sich auf das Bett.
"Los fang schon an!", brüllt er sie an.
Nach kurzer Zeit höre ich schmatzende Geräusche. Dann ziehe ich vorsichtig meinen Revolver und halte den Lauf unter die Wölbung über mir. Ich werde ihm mitten durch seinen dreckigen Arsch schiessen.
Ich drücke ab ohne zu zögern.
Der Schuss knallt im engen Raum unter dem Bett so laut, das mir die Trommelfelle dröhnen.
Blut spritzt aus dem Loch über mir. Ich rolle mich unter dem Bett hervor und stehe auf.
Schöne Sauerei. Meine Kugel fuhr dem Vater durch den Arsch und ihr mitten in die Stirn und durch den Kopf.
Sein Schwanz ist nur noch ein roter schleimiger Brei.
Ich blicke mich um, im Raum gibt es nichts interessantes zu entdecken. Über dem Feuer brodelt eine ranzig riechende Flüssigkeit. Ich habe Hunger, aber dieses Gebräu rühre ich nicht an. Aber seine Stiefel, die sind schön, die nehme ich mit.
Ich hoffe nur, das niemand den Schuss gehört hat.
Mit einer frischen Zigarette im Mund schwinge ich die Tür auf und trete ins blendende Sonnenlicht hinaus.

Info: Ich habe die Geschichte nun (endlich) fertig geschrieben, muss nun aber noch abgeschrieben werden (da ich sie von Hand geschrieben habe). Und das dauert noch ein kleines Weilchen, da ich nicht immer Zeit habe und es ca. 20 Seiten sind.

NeoInferno
10.01.2007, 01:16
*klopf*

Wir warten jetzt ungefähr einen Monat auf die Fortsetzung. Deine zwei Häppchen haben mir Appetit gemacht. Kommt der Rest noch irgendwann, bevor Internetforen durch Matrix-Kanülen abgelöst werden? ;)

Tut gut wieder im Atelier zu sein und wenigstens ein paar Geschichten nachgeholt zu haben.
Quit(Nightposting);

deserted-monkey
11.01.2007, 12:43
*klopf*
Wir warten jetzt ungefähr einen Monat auf die Fortsetzung. Deine zwei Häppchen haben mir Appetit gemacht. Kommt der Rest noch irgendwann, bevor Internetforen durch Matrix-Kanülen abgelöst werden? ;)


Hi Neo

Ja, ich habe in der letzten Zeit diese Geschichte schon fast vergessen :(
Aber natürlich werde ich die Fortsetzung posten. Die Geschichte habe ich von Hand geschrieben und sie ist nun fertig. Am Wochenende habe ich genügend Zeit, sie auf dem Computer abzutippen. Ich verspreche dir, das sie spätestens Anfangs nächste Woche für dich zum Lesen bereit sein wird. Tut mir übrigens Leid, das es so lange gedauert hat, aber ich finds cool von dir, dass du immer noch daran interessiert bist :)
Also dann, schau doch die nächsten Tage noch einmal vorbei, dann solltest du die (lang erwartete) Fortsetzung hier finden können.

Gruss

MoNkeY

~Hauptmann Krey~
12.01.2007, 18:03
Gute Story. Bloss der Begriff "Arsch" will mir nicht so gefallen.


Hm, irgendwie ist da noch nicht genug Gewalt...
geh zurück zum Psychater!-_-

deserted-monkey
14.01.2007, 22:40
So. Hier ist nun endlich die gesamte Story. Ich hoffe sie ist einigermassen gut geschrieben und das sich jemand die Zeit nimmt, das Ganze durchzulesen. Viel Spass! Rückmeldungen erwünscht...

Blutrote Sonne

Die Sonne glüht am Firmament. Sandkörner knirschen unter meinen abgewetzten Stiefeln.
Meine Kehle ist staubtrocken, wie ein rauer Lappen aus Leder. Die Schreie der Geier sind über mir, sie verfolgen mich seit Stunden.
Meine Haut ist rot und verbrannt. Doch ich spüre nichts mehr. Schweiß tropft mir in die Augen, ich blinzle ihn weg. Dann sehe ich es. Es ist eine Fata Morgana, sagt sich mein Verstand.
Doch ich weiß es besser. Rutschend und stolpernd gehe ich den sandigen Abhang hinunter.
Unterwegs verliere ich meinen Hut, es ist mir egal. Mögen ihn die Geier kriegen.
Zitternd und mit weichen Knie stehe ich vor dem Städtchen. Ich bin am Ende.
Neben dem Weg liegt eine uralte Karosserie eines Cadillac Eldorado.
Eldorado? schießt es mir durch den Kopf. Passt zu diesem Ort.
Ich kenne diesen Ort irgendwoher, doch sein Name kommt mir nicht mehr in den Sinn.
Ich mache zwei Schritte nach vorne, dann knicken meine Knie unter mir weg. Ich falle in den Staub. Meine Lippen schmecken heißen Sand und die Hitze treibt mir die Tränen in die Augen.
Mein Hirn wird von der Sonne gebraten, langsam wird mir schwarz vor Augen.
Die Schreie der Geier kommen näher.
Dann ist nur noch Dunkelheit um mich.

Der Mann steht an einer weißen Hausmauer.
Seine Augen sind verbunden, sein Gesicht zerfurcht und irgendwie traurig. Seine Hände gefesselt, so fest, das es blutet. Versteckt hinter einem Busch werde ich Zeuge seines schrecklichen Schicksals. Ich bin wieder ein kleiner unschuldiger Junge.
Er steht an der Wand und ich blicke ihm in die Augen, in diese blauen kristallklaren Augen, die mich immer an ihn erinnern werden. Dann knallt der erste Schuss durch die Stille.
Sein Hemd beginnt sich oberhalb des Brustkorbes rot zu färben.
Aber er steht immer noch da wie vorher, doch ich sehe Tränen in seinen Augen blitzen.
Ich stelle mir vor wie glasklar seine Tränen sein müssen, das Tränenwasser so klar wie ein Bergsee. Der nächste Schuss knallt so laut, das ich erschrocken zusammenfahre.
Sein Kopf wird zurückgeschleudert und Blut spritzt an die weiße Wand hinter ihm.
Dann sackt er langsam zusammen. Ich habe das Gefühl, er würde mir zuzwinkern.
Die nächsten Schüsse peitschen.
Ich drehe mich um, ich will nicht noch mehr sehen. Mit Tränen in den Augen renne ich fort von diesem Ort, der zum Grab meines Vaters geworden ist. Immer weiter renne ich in den sengenden Wüstensand hinaus, bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche. Dort bleibe ich liegen, bis Schwärze mich umhüllt. Ich höre die Geier, sie stürzen auf mich herunter.
Das letzte, was ich spüre, ist, wie sie meine Hände fressen. Wie sie das Fleisch von meinen Fingern zerren. Mit einem Schrei wache ich auf.
Nur ein Traum.
Aber einer der viel Wahrheit enthält.

Ich wache auf, in einem dunklen Raum.
In der Luft liegt der Geruch von Obst, Gemüse und brennendem Holz. Neben mir auf dem Bett sitzt eine Frau. Eine Frau so schön, wie ein Mann sie sich nicht einmal in seinen aufregendsten Träumen vorstellen könnte. Ich bin im Paradies. Endlich bin ich erlöst worden.
Aber man fühlt keinen Schmerz und keinen Durst im Paradies. Meine Kehle ist immer noch staubtrocken, brennt wie Feuer. Die Frau blickt mich an und aus ihren großen grünen Augen spricht Mitleid.
„Wasser“, krächze ich und erschrecke ob meiner eigenen Stimme.
Sie nickt und erhebt sich. Kurze Zeit später kommt sie zurück, ein dreckiges Glas gefüllt mit Wasser in ihrer Hand. Sie beugt sich über mich und hält das Glas an meine Lippen.
Ich trinke und das Wasser ist kalt, fühlt sich göttlich an.
„Mehr.“
Meine Stimme ist immer noch dünn und kratzend, aber schon besser. Sie entfernt sich, um noch ein Glas zu füllen. Ich stütze mich auf die Ellenbogen und geleite mich in eine halbwegs sitzende Position. Sie kommt zurück und lächelt, streckt mir das Glas hin.
Mit fahrigen Fingern nehme ich es entgegen.
Herrlich. Das Wasser muss aus einer Quelle stammen, es ist rein und klar.
Es erinnert mich wieder an die Augen meines Vaters. Ich leere das Glas und dann ist Zeit um zu reden.

„Wer bist du?“
Ihre Frage hallt in meinem Kopf wider. Wer bin ich?
Ich muss überlegen, mein Hirn kann noch nicht klar denken.
„Mein Name ist David Farlane. Ich bin Farmer.“
Sie nickt.
„Und wie heißt du?“
„Rebecca. Rebecca McCorny.”
Rebecca. Ein schöner Name für einen Engel.
„Schöner Name. Und wie lautet der Name dieses Ortes?“
Sie lächelt und errötet leicht.
„El Cielo. Dieser Ort heisst El Cielo. Aber es ist kein guter Ort.”
El Cielo. Der Himmel. Woher kenne ich diesen Namen?
„Ich möchte dir danken Rebecca. Du hast mich vor den Geiern und dem Tod gerettet. Obwohl dies beides fast das gleiche bedeutet.“
Sie nickt nur und lächelt mich an.
"Wo bin ich hier?", frage ich und krame in meiner Hemdtasche nach Zigaretten.
"In meinem bescheidenen Haus.", sagt sie und nimmt ein brennendes Stück Holz aus dem Feuer, um mir die Zigarette anzuzünden. Ich nehme gierig einen Zug und inhaliere tief.
"Dieses Haus ist..." -
Weiter komme ich nicht.
Es klopft heftig an die Tür, deren Angeln quietschen und beinahe brechen.
Rebecca wirft mir einen raschen Blick zu. Dieser Blick verrät mir, das niemand vor der Tür steht, der Rebecca Gutes will. Meine Hand berührt automatisch den schweren Revolver an meiner Hüfte und spannt den Hahn. Langsam und geräuschlos gleite ich vom Bett. Als sie die Tür öffnet, verschwinde ich gerade unter ihm. Die Tür schwingt auf. Ich sehe zwei schwere schwarze Stiefel mit goldenen Sporen die sich langsam auf das Bett zu bewegen.
Rebecca schließt die Tür hinter ihnen.
"Wo ist der Fremde?", fragt eine tiefe Männerstimme, die Stimme der schwarzen Stiefel.
"Der Fremde?", Rebecca klingt erstaunt und überrascht zugleich. "Ich weiß nicht, von wem du sprichst."
"Du weißt es, du weißt es sogar verdammt gut. Ich weiß, das er hier ist."
"Vater, von wem sprichst du?"
"Von dem Mann, dem Fremden. Demjenigen der in unser Städtchen gekommen ist. Demjenigen, den du draußen auf der Strasse aufgelesen hast."
"Ich habe niemanden aufgelesen, ich..." -
"Halt die Fresse!", brüllt die Männerstimme und dann höre ich den lauten Knall, als eine flache Handfläche auf eine Wange klatscht.
Die Hand des Vaters auf die Wange seiner Tochter.
"Mortimer hat dich gesehen. Du hast ihn aufgelesen, er lag halbtot auf der Strasse, Futter für die Geier."
Ich höre Rebecca weinen. In einem entfernten Sinn erinnert es mich an Engelsgesang.
"Vater..." -
"Sag mir wo er ist!", brüllt der Vater.
"Er ist weitergezogen. Vor ein paar Minuten nur.", sagt Rebecca unter Schluchzern.
"Du lügst mich an. Ich merke immer, wenn du lügst. Und für deine Lügen musst du bestraft werden, das weißt du.", die Stimme des Vaters eiskalt, sie jagt mir beinahe einen Schauer über den Rücken. Aber nur beinahe, ich habe schon viele kalte Stimmen gehört. Die in meinem Kopf sind die Schlimmsten.
"Ich würde es nie wagen dich anzulügen..." -
Klatsch! Die Handfläche schlägt wieder zu. Das Weinen verstummt.
Klatsch! Klatsch! Noch zweimal. Dann herrscht einen Moment seltsame und bedrückende Stille.
"Wie soll Daddy dich bestrafen, Kleines? Hast du eine Idee?", die Stimme des Mannes klingt belustigt. Ich sehe es nicht, doch ich weiß das Rebecca den Kopf schüttelt.
"Daddy hat eine Idee", immer noch ein belustigter Unterton in der sonst eiskalten Stimme. "Daddy hat eine sehr gute Idee. Du kannst Daddy einen Lutschen! Deine Mutter kann das schließlich nicht mehr, seit Callahan ihr das Gesicht weggeschossen hat."
Ich höre wie die Schnalle eines Gurtes geöffnet wird. Die Hosen werden nach unten gestülpt. Ich sehe zwei große, braungebrannt Hände und dicke Finger.
Der Mann setzt sich auf das Bett.
"Los fang schon an!", brüllt er sie an.
Nach kurzer Zeit höre ich schmatzende Geräusche. Dann ziehe ich vorsichtig meinen Revolver und halte den Lauf unter die Wölbung über mir. Ich werde ihm mitten durch seinen dreckigen Arsch schießen. Ich drücke ab ohne zu zögern.
Der Schuss knallt im engen Raum unter dem Bett so laut, das mir die Trommelfelle dröhnen.
Blut spritzt aus dem Loch über mir. Ich rolle mich unter dem Bett hervor und stehe auf.
Schöne Sauerei. Meine Kugel fuhr dem Vater durch den Arsch und ihr mitten in die Stirn und durch den Kopf. Sein Schwanz ist nur noch ein roter schleimiger Brei.
Ich blicke mich um, im Raum gibt es nichts interessantes zu entdecken. Über dem Feuer brodelt eine ranzig riechende Flüssigkeit. Ich habe Hunger, aber dieses Gebräu rühre ich nicht an. Aber seine Stiefel, die sind schön, die nehme ich mit. Ich hoffe nur, das niemand den Schuss gehört hat. Mit einer frischen Zigarette im Mund schwinge ich die Tür auf und trete ins blendende Sonnenlicht hinaus.

Ich gehe die leere Strasse entlang, der Revolver schwingt lässig an der Hüfte.
Meine neuen Stiefel stehen mir gut. Bei jedem Schritt blitzen die Sporen in der Sonne.
Neben der Strasse liegt ein verhungerter Kojote, er stinkt und die Geier haben ihm den Bauch aufgefressen. Das weiße Gerippe glänzt milchig im Sonnenlicht.
Das Städtchen ist nicht sehr groß. Etwa 30 Häuser. El Cielo. Der Ort heisst El Cielo.
Irgendwie erscheint mir dieser Gedanke wichtig. Dieser Ort bedeutet etwas.

Plötzlich bin ich wieder in meine Jugend zurückversetzt.
Ich bin noch auf derselben Strasse, doch meine Welt ist geschrumpft, ich bin wieder ein Kind.
Lachend jage ich einem gackernden Huhn hinterher. Die Sonne brennt vom Himmel herunter wie immer, einige Leute stehen schwitzend neben der Strasse.
Staub wirbelt umher und der Wind trägt einen Rock’n’roll-Song mit sich.
Gleich habe ich das Huhn gefangen. Ich greife nach vorne, doch erwische nur zwei Federn.
Plötzlich stolpere ich und falle in den Staub. Der Mann hat mir ein Bein gestellt.
Er steht vor mir, ein Lächeln umspielt seine trockenen Lippen.
"Bist du zu doof um ein Huhn zu fangen, kleiner Junge?", sagt er und grinst.
Dann zieht er den Revolver und als der Schuss noch in meinen Ohren knallt...

...bin ich wieder zurück.
Stolpernd gehe ich weiter, falle beinahe hin.
Dieser Mann hatte mir den rechten großen Zeh weggeschossen. Das weiß ich genau, weil er mir fehlt. Schon lange her.
Ich erblicke die Aufschrift Saloon an einem der Häuser. Einen Whiskey könnte ich jetzt gut vertragen. Die Zigarette zertrete ich im Staub, gehe die kurzen Stufen auf die Veranda hoch und betrete den Saloon. Es ist schattig drinnen, doch die Hitze ist auch hier merklich zu spüren. Quietschend schwingen die Saloontüren hinter mir zu. An der Bar stehen zwei Männer, die heftig gestikulierend diskutieren. Der Barkeeper schaut ihnen schweigend zu. Ansonsten ist das Lokal leer. Als die Männer mich erblicken, verstummt ihr Gespräch abrupt. Ich lehne an die Bar und nicke ihnen zu.
"Guten Tag. Einen doppelten Whiskey bitte."
Der Barkeeper nickt, wirft mir einen finsteren Blick zu und nimmt eine Flasche Golden Whiskey aus dem Regal.
"Du bist durstig, Fremder", sagt einer der beiden Männer an der Bar.
Sein Gesicht ist von Narben übersäht, seine Augen so stechend wie die eines Geiers.
In seinem Mund steckt ein Stück Holz, das die Zähne knirschend bearbeiten.
"Das bin ich. War lange in der Sonne."
"Ihren Whiskey, Sir."
"Danke."
Ich leere den Doppelten in einem Zug und schiebe dem Barkeeper das leere Glas zu.
"Noch einen."
Das Glas wird gefüllt.
"Woher kommst du, Fremder? So einen Colt wie du ihn trägst, kriegt man hier nirgendwo."
Die Geieraugen schweifen über meine Waffe, wandern nach oben und blicken in die meinen.
"Ich komme aus der Wüste", sage ich lächelnd und leere das zweite Glas. "Und den Colt hab ich gefunden."
"Noch einen?", fragt der Barkeeper. Ich komme nicht dazu ihm zu antworten, plötzlich hält mir Geierauge den Lauf seines Colts an die Schläfen.
"Nicht frech werden, Fremder. Dein Colt gefällt mir. Würdest du ihn mir geben?"
Sein Mund lächelt und die Zähne nagen weiter an dem Holz.
"Natürlich.", sage ich und lege beide Hände auf den Tresen. "Nimm ihn dir."
Seine Hände zielen auf den Griff meines Revolvers, doch bevor sie ihn zu fassen kriegen, ducke ich mich blitzartig und springe zur Seite. Geierauge schießt. Seine Kugel schwirrt an meinem linken Ohr vorbei und einen Moment spüre ich die Hitze des Geschosses. Doch dann bin ich an der Reihe. Noch in der Luft ziehe ich meinen Revolver, spanne den Hahn. Als mein Rücken auf dem Boden aufschlägt, drücke ich dreimal ab. Geierauges Körper zuckt, als die Kugeln ihn durchfahren. Mit einem verblüfften Ausdruck im Gesicht klappt er zusammen.
Hinter ihm lehnt der andere Mann immer noch an der Bar, auf seiner Stirn jedoch ein drittes, blutiges Auge. Eine meiner Kugeln hatte ihrer beider Schädel durchschlagen.
Ich stehe auf, klopfe mir den Staub von den Kleidern und dann fällt mein Blick auf den Barkeeper.
"Hey ... ich - ich bin nur der Barkeeper."
"Ist mir scheißegal."
Dann blase ich seinen Kopf an das Schnapsregal hinter ihm.

Ich lehne an der Bar und fülle mir gerade den vierten Whiskey ein, als ich die Saloontüren quietschen höre. Eine Frau kommt herein, oder besser gesagt ein Mädchen, ich schätze sie nicht älter als 18. Ihre Gesichtszüge kommen mir irgendwie bekannt vor, vertraut.
Ich habe dieses Mädchen schon einmal gesehen. Ich kenne sie.
Sie sieht mich an und dann... Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht beschreiben, es ist eine Mischung aus Erschrecken, Erstaunen und Faszination.
"Conrad."
Conrad.
Das ist mein Name. Ja, jetzt weiß ich es wieder.
"Du lebst?"
Ihre Stimme, dieser klare Klang. Woher kenne ich sie nur?
"Ja, tu ich. Woher kennst du meinen Namen? Und wer bist du?"
"Ich bin Laroussa. Erkennst du mich nicht mehr?"
Sie kommt näher, schwankend, zitternd, mit Tränen in den Augen.
"Ich ... nein, ich denke nicht."
"Erkennst du diesen Ort nicht wieder? El Cielo? Der Ort, an dem..." -
"Zigarette?", frage ich und strecke ihr meine Zigarettenschachtel entgegen.
"Ich rauche nicht, das solltest du eigentlich wissen."
"Ich weiß überhaupt nichts. Erzähl mir doch von dir und hilf meiner Erinnerung auf die Sprünge."
"Sagt dir der Name McBain etwas?"
"Nein."
"Er ist der selbsternannte Herrscher über diese Stadt. Elroy McBain ist sein Name. Alle müssen tun was er befiehlt. Und wenn man das nicht tun sollte, schickt er seine Handlanger los, welche die Drecksarbeit für ihn erledigen. Entweder wirst du erschossen oder gefoltert und dann erschossen."
Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern.
Ich zünde meine Zigarette an und sage: "Erzähl mir mehr."
"Du warst ein enger Freund meinerseits. Als wir noch klein waren, haben wir immer zusammen gespielt. Auch unsere Väter waren eng befreundet. Bis sie..." -
Unsere Väter. Mein Vater.
"Bis sie was?", frage ich, doch ich kenne die Antwort schon.
"Bis sie ihn umgebracht haben.", flüstert sie und Tränen kullern ihre makellosen Wangen hinab.
"Meinen Vater? Ich weiß. Ich war dabei."
"Du warst dabei, ja, das hast du mir damals noch erzählt. Dann haben sie dich unter Drogen gesetzt. Meskalin. Sie sind mit dir mitten in die Wüste geritten und haben dich zurückgelassen. Alle dachten du seiest tot."
Meskalin? Ist ein starkes Halluzinogen. Höre ich deshalb Stimmen in meinem Kopf? Bin ich hängen geblieben?
"Tot? Ich fühle mich noch ziemlich lebendig. Wann war das ungefähr? Weißt du das noch?"
"Vor ungefähr neun Jahren."
"Vor neun Jahren. Bist du dir sicher?"
"Ich habe jeden Tag gezählt, an dem ich ohne dich war. Es sind neun verdammte Jahre."
"Also bin ich wie alt?" Die Frage kommt mir lächerlich vor.
"Du warst 16. Also bist du jetzt 25."
"Mmh, 25."
Dann bricht die Erinnerung über mir zusammen.
Ich weiß es wieder, ich weiß alles wieder, schwöre ihr, das ich all diese ••••nsöhne zur Rechenschaft ziehen werde, und dann küsse ich sie leidenschaftlich auf den Mund.

"Ach, schau her. Jetzt küssen sie sich sogar noch", sagt eine sarkastische Stimme. Sie spricht von einem Balkon, über uns. Ein Mann steht dort im Schatten, sein Gesicht ist nicht zu erkennen.
Ich mache einen Schritt nach vorne, dann, die Stimme, warnend: "Ich hab dir schon mal den Zeh weggeschossen, Conrad."
"Und ich schieß dir gleich den Kopf weg!"
"Hahaha. Das lass mal lieber. Ich hab dich genau im Visier meines Gewehres. Mit Fernzielung. Eines der einzigen, die es in der Wüste gibt."
Zwischen den Stangen des Geländers sehe ich den Schatten eines langen Laufes.
"Wenn ich jetzt abdrücke, schieße ich dir ins Genick und deiner kleinen Freundin mitten durchs Herz. Wäre doch was, oder?"
Callahan. Dieser Mann ist Desmond Callahan. Wegen diesem Mann, fehlt mir mein rechter großer Zeh. Callahan zündet sich eine Zigarette an, das Licht des Benzinfeuerzeuges erhellt kurz sein Gesicht. Er trägt eine Augenklappe über seinem rechten Auge.
"Schöne Klappe trage ich auf meinem hässlichen Gesicht, nicht? Das war dein Vater, Conrad.
Er hat mir eine Kugel direkt ins Auge und durch meinen Kopf hindurch geschossen. Ich spürte, wie mein Augapfel platzte, aber ich bin nicht gestorben. Den alten Callahan legt man nicht so schnell um."
Für kurze Zeit herrscht Stille. Die Stille hat sonst immer irgendein Geräusch im Hintergrund, aber diese Stille ist absolut.
Dann ich: "Schieß doch, Callahan. Wieso hast du es nicht schon längst getan?"
"Denkst du ich bringe dich einfach so um? Oh nein, nicht ich. Zuerst musst du leiden."
Callahans Hand wandert nach unten, ich frage mich, was... -
Dann, Zack!, ein kurzes Messer steckt in meiner Schulter.
Die Klinge ist unglaublich scharf, ich kann ihre Schärfe beinahe spüren, sie schneidet durch mein Fleisch wie durch Butter. Warmes, klebriges Blut spritzt aus der Wunde, während ich rückwärts stolpere. Diesen Moment nutzt Callahan aus. Mit einem gewagten Satz springt er vom Balkon.
Blitzschnell ziehe ich den Revolver, und als Callahans Füße auf den Brettern aufschlagen,
landet sein Kopf genau vor der Mündung meiner Waffe.
"Jetzt drehen wir den Spieß einmal um, Desmond."
Das letzte Wort spreche ich derart hasserfüllt aus, das Laroussa, die stumm danebensteht, das Gesicht verzieht.
"Soll ich dir auch das andere Auge wegschießen?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, drücke ich ab.
Callahans Kopf wird so hart nach hinten geschmettert, das ich sein Genick brechen hören kann.
Sein Körper stolpert wackelig und zuckend zurück, der Kopf in einem rechten Winkel nach hinten geneigt.
Gerade als ich den Revolver wegstecken will, schwingt der Kopf zurück auf die Schultern.
Aus dem Ding, das einmal Callahans Kopf gewesen war, spritzt und gurgelt es, schleimige Gehirnmasse fällt glitschend zu Boden. Ich habe Callahan den halben Kopf weggepustet.
"Haha, du elender Scheißer!", schreit das Callahan-Ding. "Du wirst elend krepieren! Die Geier und Kojoten werden dich fressen!"
Als sein Mund sich bewegt, kann ich die Muskeln im inneren seines Kopfes arbeiten sehen.
"Ach, und übrigens", schreit die Stimme des Dings frohlockend. "Das Messer war nicht nur mit Meskalin eingeschmiert, nein, es war sogar in der Scheiße eingelegt! Spürst du es? Spürst du wie es durch deinen Körper fährt? Ja, ich wette du spürst es nun, nicht wahr? Mann, das fährt rein! Das haut dich um, wenn du zuviel erwischst!"
Dann explodiert das Ding auf den Schultern. Eine klebrige Masse spritzt mir ins Gesicht.
Das Meskalin hat schon lange seine Wirkung entfaltet. Die Welt beginnt sich zu verzerren, alles wabert, alles fließt, und die Farben ... sie tanzen wie Blätter im Wind um mich herum.
Und glaube mir, ich kann die Hitze sehen. Ein Feld aus warmem flimmerndem Rot, wie auf meine Netzhaut gebrannt. Mein Körper entspannt sich, erschlafft.
Langsam sacke ich zu Boden, werde eins mit ihm, verschmelze regelrecht mit ihm und dann sehe ich Laroussa auf mich zukommen. Ihr Gesicht sieht aus wie die verzerrte Fratze eines Clowns aus einem Horrorzirkus.
"Ficken!", schreit die Fratze, während ihr gelbe stummelige Zähne aus dem Gebiss fallen. "Fiiickeeen!"
Dann explodiert die Welt.

Als ich wieder zu mir komme, herrscht Dunkelheit um mich herum.
Mein Kopf fühlt sich seltsam leer und trotzdem schwer an. Ein kühler Nachtwind streicht über mein nasses Gesicht. Ich versuche, meinen Kopf zu heben, doch es geht nicht, mein Genick ist wie gelähmt. Allerdings ist dies nicht das einzige, was ich nicht mehr bewegen kann. Ich kann mich überhaupt nicht mehr bewegen.
Gelähmt.
Nachwirkungen des Meskalintrips?
Ich versuche krampfhaft, meine Glieder zu einer Bewegung zu zwingen. Keine Chance, kein Gefühl in meinen Gliedern, alles ist taub. Das einzige, was ich noch bewegen kann, sind meine Lippen. Da ich keine große Lust verspüre, hier weiter gelähmt herumzuliegen, beschließe ich, einfach einmal laut herauszuschreien. Mein langgezogener Schrei durchbricht die Stille.
Einen Moment ist es noch still, dann irgendwo neben meinem rechten Ohr:
"Bist du von Sinnen, hier einfach herumzubrüllen? Wir sind unweit der Stadt, und wenn sie uns hören, dann..." -
Die Stimme Laroussas.
"Entschuldigung.", sage ich und versuche meine Stimme ruhig zu halten. "Ich kann mich nicht mehr bewegen. Liegt das an dem Meskalin? Weißt du etwas darüber?"
"Nicht mehr bewegen? Also - ich ..." -
Ihre Stimme klingt unsicher.
"Du weißt es! Was ist los mit mir?"
"Nun gut. Im Saloon, da - da bist du umgekippt. Paff! Und du fielst rücklings aus den Stiefeln. Callahan hast du das ganze Gesicht..." -
"Das Halbe. Das Messer war mit Meskalin beschmiert, deshalb bin ich umgekippt. Und was geschah dann?"
"Ich musste dich irgendwo verstecken, bald würde jemand kommen, der die Schüsse gehört hatte. Mir kam nur in den Sinn, dich hinaus in die Wüste zu bringen. Ich hievte dich über den Tresen und dann..." -
"Dann was?"
"Dann sah ich ihn. Ringo."
"Wer?"
"Ringo.", ihre Stimme klingt wütend und fauchend. "Er ist - er war mein Bruder."
Ringo. Im Saloon. Der Mann hinter der Bar.
Ich verspüre einen seltsam unangenehmen Stich in der Magengegend.
"Ringo. Er war der Barkeeper des Saloons, richtig?"
"Ja, das war er.", schluchzt sie und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. "Bevor die Schweine ihn umgebracht haben! Diese elenden Schweine! Ich werde sie alle umbringen!"
"Und ich helfe dir dabei. Da gibt’s allerdings noch ein Problem. Ich bin gelähmt."
"Ein Skorpion hat dich gestochen."
"Was?"
"Als ich den Saloon durch die Hintertür verließ, musste ich dich kurz niederlegen, um die Tür hinter mir zu schließen. Ich hab dich mitten in ein Skorpionnest gelegt."
"Skorpionnest?"
So blöd kann wirklich niemand sein.
"Es wurde schon langsam dunkel, ich konnte nicht gut sehen ... und Skorpione haben ihre Nester unter dem Sand, die sieht man auch bei Tageslicht nicht sehr gut."
Verdammt. Sie hatte Recht. Das Gift der Skorpione lähmt einen, bevor es einem dann langsam umbringt. Umso mehr Stiche, desto tödlicher.
"Wie viele haben mich gestochen?"
"Keine Ahnung. Ein paar."
"Ein paar? Weißt du was? Ich sterbe gleich!"
Sie schluchzt umso heftiger. Warum nur hab ich den Barkeeper umgelegt?
"Gibt es ein Gegengift oder so etwas in der Art?"
"Gegengift?", schluchzt sie und wischt sich Tränen aus den Augen, die glitzernd im Schein des Mondes, der gerade eben hinter den Wolken hervorgekommen ist, zu Boden fallen und im Sand versickern.
"Ja. Ein Gegengift gegen das Skorpiongift. Gibt es so etwas?"
"Ja gibt es - ich denke ja."
"Dann hol es doch bitte her."
"Dazu muss ich zurück in die Stadt. Das ist gefährlich... " -
"Nimm meinen Revolver."
Sie scheint noch einen kurzen Moment zu zögern, doch dann nickt sie, löst das Hohlster um meine Hüften und schnallt es sich um.
"Warte hier."
Was bleibt mir denn schon anderes übrig? Ein Kuss und dann verschluckt sie die Nacht, damit ich mein Gegengift noch rechtzeitig bekomme.

Der Morgen graut schon, als sie zurück kommt.
In der einen Hand meinen Revolver, in der anderen einen schwarzen Beutel, in dessen Innern sich irgendetwas bewegt.
"Hier hast du deine Waffe zurück. Ich musste zum Glück keinen Gebrauch von ihr machen.", sagt sie und lächelt so strahlend, wie die hinter ihr aufgehende Sonne.
"Danke. Und wo hast du das Gegengift?"
Es fällt mir schwer zu sprechen. Meine Zunge fühlt sich taub an und meine Augen sehen nicht mehr in der mir bekannten Schärfe. Lange halte ich es nicht mehr aus, ohne Gegengift.
"Hier drin."
Sie hält mir den Beutel vor das Gesicht. Dort drinnen lebt etwas, das mit all seiner Kraft versucht, herauszukommen. Das soll das Gegengift sein?
Ich sehe sie entgeistert an. Sie lächelt nur, doch ich glaube zu erkennen, das sich eine leise Nervosität in ihre Miene geschlichen hat. Langsam greift sie vor meinen Augen in den Beutel.
Etwas zuckt und strampelt darin und dann zieht sie es schließlich hinaus. Das hässlichste Tier, das ich je gesehen habe. Zuckend und sich windend, versucht es ihrem Griff zu entkommen. Es sieht aus wie ein übergroßer Blutegel, seine Haut glitschig und klebrig, so schwarz wie die Nacht, die Augen zwei leere kalte Löcher. Dann begreife ich, mir wird kalt und schlecht. Das Vieh soll mir das Skorpiongift aus dem Körper saugen.
"Was hast du damit vor?", meine sinnlose Frage.
"Das ist - war das Haustier meines Bruders. Einmal erzählte er mir, es hätte jemandem das Leben gerettet, jemandem der von einem Skorpion gestochen wurde."
Haustier?
"Und ... wo musst du das Vieh ansetzen?"
"Dort wo du die Stiche hast, denke ich. So hat es jedenfalls mein Bruder erzählt."
"Gut. Weißt du wo ich gestochen wurde? Ich fühle nichts mehr."
"Ich muss dich auf den Rücken drehen.", sagt sie und ihr Lächeln lässt mich erahnen, wo sich die Stelle der Stiche befindet. Ich werde sanft auf den Rücken gedreht.
"Die Hosen muss ich dir leider ausziehen."
Habe ich es doch gewusst.
"In Ordnung."
Wenn ich nicht gelähmt gewesen wäre, hätte ich bestimmt einen Ständer bekommen. Frauen sind selten in meinem Leben, vor allem so schöne. Sie zieht mir die Hosen herunter, streicht mit ihren Fingern sachte über meinen Hintern. Verdammtes Scheiß-Skorpiongift!
"Fünf Stiche.", zählt sie. "Soll ich in ... deiner Spalte auch noch nachsehen?"
"Klar."
Mit gespreizten Fingern und leicht angewidertem Blick sieht sie nach.
"Noch zwei mehr."
Der Blutegel wird seine Freude also auch in meinem Analbereich ausleben können. Widerlich.
"Ich lasse ihn dann mal ... anfangen.", sie lächelt verschmitzt. Zum Glück spüre ich nichts, als sich die Zähne des Viehs durch meine Haut bohren. Ich bin mir jedoch fast sicher, dass ich das Vieh schmatzen hören kann. Nach einer Ewigkeit nimmt sie es weg.
"Steck es zurück in den Beutel. Sofort."
Fast hätte ich mich übergeben. Hastig lässt sie das Untier im Beutel verschwinden. Es nützt. Ich fühle mich wirklich schon merklich besser. Wenn ich wieder fähig bin, mich zu bewegen, gehe ich zurück nach El Cielo und beende meine Mission.
Rache.

Die Sonne steht schon fast glühend im Zenit, als ich mich auf den Weg zurück in die Stadt mache. Problemlos gehe ich den sachten Abhang hinunter, der mich erstmals so viel Mühe gekostet hatte. Laroussa wartet im Schatten eines großen Kaktus auf mich, bis ich meine Mission erfüllt habe. Das Städtchen flimmert im hellen Sonnenlicht vor mir, keine Menschenseele ist auf den Strassen zu sehen, als würden die Bewohner wissen, das gleich ein großes Blutbad angerichtet würde. Mit einer Zigarette im Mund und dem Revolver im Anschlag betrete ich die Siedlung. Es herrscht Stille, abgesehen von dem Wind, der heulend um die Ecken jagt und mir Sandkörner in die Augen treibt. Plötzlich kommt ein Mann um eine solche Ecke eines Hauses, er sieht gebrechlich aus und ich kann die Furcht seinen Augen ablesen. Mein Revolver zielt direkt auf seine Stirn.
"Gibt es hier ein Sprengstofflager, alter Mann? Ich brauche Sprengstoff. Viel Sprengstoff."
Er schüttelt nur den Kopf, doch als ich ihm den Lauf des Revolvers fest an die Schläfen drücke, erzählt er mir, was ich wissen muss.
"Im - das fünfte Haus links. Sprengstoff. Das Lager von McBain."
Ich lächle und nicke.
Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, ihn ins Nirvana zu blasen, doch dann kommt mir der Barkeeper in den Sinn und ich drehe mich mit einem einfachen "Danke." um und gehe weiter.
Das fünfte Haus. Links.

Mit einem Schlag bin ich wieder in meine Jugend zurückversetzt. Ich sitze auf einem schäbigen hölzernen Stuhl, der mein Gewicht kaum tragen kann. Mir gegenüber sitzt ein Mann, er ist mein Vater, seine tiefblauen Augen weinen und sein Gesicht zeigt einen gepeinigten Ausdruck. Anstatt Worte kommen nur noch hässliche Krächzer aus seinem Mund, deren Sinn ich fast nicht verstehen kann. Im hinteren Teil der Hütte prasselt ein Feuer im Kamin, das Prasseln des verbrennenden Holzes klingt fast so trocken wie die Stimme meines Vaters.
„Sie haben sie umgebracht, Conrad, mein Sohn.“, sagt er und Gefühle von Hass, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sind aus seiner gebrochenen Stimme herauszuhören.
„Sie haben sie vergewaltigt, vor meinen Augen. Geschlachtet wie ein Schwein wurde sie. Deine Mutter ist tot, Conrad.“
Schweigend höre ich zu. Vater erzählt mir jedes Detail darüber, wie meine Mutter gestorben ist. Mit jedem Wort verzerrt sich sein Gesicht mehr, wird seine Stimme lauter, hasserfüllter.
„Conrad.“, sagt er dann, wieder ganz ruhig. „Eines Tages wirst du sie rächen, sie und alle anderen Menschen, die unter der schrecklichen Herrschaft McBains und seiner Leute gestorben sind. Ich bin alt und sterbe bald. Versprich mir bitte, das du Rache ausüben wirst, mein tapferer Sohn.“
Ich nicke und einsame Tränen kullern mir plötzlich die Wangen hinunter.
„Ich verspreche es, Vater. Ich verspreche es.“
„Du wirst den Tag erkennen, an dem die Zeit reif und du bereit dafür bist. Du wirst wissen, wann.“
Ein Nicken meinerseits, aber ich habe keine Ahnung, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich meinen blutigen Rachefeldzug antreten werde.
„Der Tag, an dem sich die Sonne blutrot färben wird, mein Sohn, dies wird der Tag des Schicksals sein. Die blutrote Sonne wird dich leiten, folge ihr. Unter ihr wirst du deine blutige Rache ausüben können.“
Vater erhebt sich, hustet und schlurft langsam zum Feuer. Schweigsam starrt er in die gleißende Glut hinein.
„Die Blutrote Sonne...“, murmelt er abwesend.
Und er sollte Recht behalten.

Wieder bin ich zurück auf der Strasse, die schnurgerade durch El Cielo führt.
Plötzlich höre ich ein leises Klicken hinter mir, wie von einem Hahn eines Revolvers, der gespannt wird. Blitzschnell reagiere ich, ziehe meine Waffe, lasse mich mit einer halben Drehung in den Sand fallen und schieße. Hinter mir steht der gebrechliche Mann, der mir verraten hat, wo sich der Sprengstoff befindet. In seiner Faust blitzt ein kleiner Colt im Sonnenlicht, dann explodiert die Faust und Fetzen von Fleisch und blutige Klumpen fallen in den Staub und verleihen ihm eine rostigrote Farbe. Der Mann sinkt auf die Knie und wimmert und stöhnt. Zitternd hält er sich den blutigen Stumpf, wo einmal seine Hand gesessen hatte. Mit großen Schritten gehe ich zurück zu ihm, stelle mich vor ihm auf und halte den Revolver an seine Stirn.
Noch einmal frage ich ihn: „Wo ist der verdammte Sprengstoff? Lüge mich an und du kannst deinen Kopf mit einer Pinzette zusammensuchen.“
„Im – im fünften Haus. Links. Ehrlich. Ich weiß...“ –
Knallend zuckt eine Feuerblume aus dem Lauf meines Revolvers und sein Kopf wird regelrecht in zwei Teile zerpflückt, das Blut spritzt meterweit nach hinten.
Dann höre ich die Melodie. Sie scheint direkt in meinem Kopf zu spielen, mal leiser mal lauter, immer an- und abschwellend, ohne Worte. Es hört sich nach einem Rock’n’roll-Song an, ich kenne die Melodie irgendwoher, doch kann ich mich nicht mehr genau an die Worte erinnern. Die Melodie erscheint mir wichtig, sie hat eine Bedeutung, ich weiß jedoch noch nicht genau, welche.
Die Quelle. Irgendwoher stammt diese Musik, ich muss diesen Ort finden, dort liegen die Antworten. Die Quelle der Musik, ein Radio. Wie in Trance schüttle ich den Kopf, wirre Gedanken schwirren in ihm herum. Dann fällt mein Blick per Zufall gen Himmel. Die Sonne steht riesig im Zenit, über mir wie ein rotes feuriges Auge, die blutrote Sonne ist erschienen.
Lächelnd öle ich die Waffe, mein Mordzug hat begonnen.

Der Mann hatte Recht gehabt, im fünften Haus auf der linken Seite finde ich das Sprengstofflager, welches sich in einem alten baufälligen Haus befindet. Niemand befindet sich drinnen, außer Kistenweise Dynamitstangen. Mit beiden Händen packe ich eine der Holzkisten, schleppe sie nach draußen auf die Strasse. Ein Karren, gezogen von zwei Pferden, befindet sich mitten auf ihr vor mir in der flimmernden Hitze. Auf ihm steht ein riesiges sechsläufiges Gewehr, mit einer Stütze auf dem Wagen befestigt, ein Patronengürtel hängt aus seiner Seite. So eine Waffe habe ich noch nie gesehen, doch ich weiß, wozu diese fähig ist.
Der Mann hinter dem Gewehr dreht dieses quietschend in meine Richtung und dann höre ich das Hämmern, als er anfängt zu schießen. Kugeln fahren überall neben mir in den Sand, Staubfontänen spritzen hoch und treiben mir die Tränen beißend in die wässrigen Augen. Mit einem Schrei lasse ich mich flach auf den Boden fallen und ziehe mit zitternden Fingern eine Dynamitstange aus der Kiste neben mir. Durch die Glut meiner Zigarette bringe ich die Lunte zum brennen und werfe sie mit aller Kraft nach vorne.
Es dauert einen kurzen Moment, dann zerreist es den Karren und die Leiber der Pferde zerspritzen in einem Schwall aus Blut und Fetzen von Innereien. Klatschend fallen Stücke von versengtem Fleisch und Holz in den Sand. Ein großes Loch klafft an dem Ort, wo gerade noch der Karren mit dem mörderischen Gewehr gestanden hatte.
Langsam erhebe ich mich, einige Stücke sind sogar bis zu mir gespritzt. Angewidert wische ich mir Blutspritzer und kleine Fleischfetzen von der Kleidung.
Weiter gehe ich, die Siedlung ist wie ausgestorben. Mit einiger Anstrengung ziehe ich die Kiste Dynamit hinter mir her. Bald habe ich das andere Ende der Siedlung erreicht, ein letztes Haus steht groß auf einer erhöhten Stelle.
Auf einem vergilbten Schild prangern in roter abgeblätterter Farbe folgende Worte:
„Anwesen McBain. Betreten wird mit dem Tod bezahlt.“
Wieder höre ich diese Melodie, dieses Lied, doch diesmal nicht in meinem Kopf. Sie scheint direkt aus dem Haus vor mir zu kommen. Ein Geier hockt auf der Veranda, sein Kopf scheint sich rhythmisch mit der Musik zu bewegen. Mit einem letzten Blick zurück auf die Siedlung, betrete ich das Anwesen.

Drinnen sieht es aus wie in einem dieser Luxushotels, die es vor langer Zeit einmal gegeben hatte. Wahrscheinlich war dieses Anwesen sogar einmal ein solches gewesen, alles vergoldet, der Boden aus geschliffenem Marmor, so glänzend poliert, dass sich mein eigenes Gesicht darin spiegelt. In der Mitte des Raumes steht ein prunkvoller Tisch, er ist mit schönen Schnitzereien verziert und auf ihm steht ein elektronisches Gerät, das ebenfalls aus der früheren Zeit stammen muss. Ein Radio.
So etwas habe ich bis heute noch nie gesehen. Aus ihm spielt diese Rock-Melodie, die ich schon zahlreiche Male in meinem Leben gehört habe, wie eine Begleitung auf meinem Weg. Nun stehe ich vor ihr, sanft spielt die Musik um meine Ohren. Fast verfalle ich dieser Melodie, obwohl sie mir nicht gefällt, sie packt mich, hält mich fest wie eine eiserne Fast, die sich um meinen Körper legt. Mit einem wilden Schrei versuche ich mich zu befreien und ziehe meine Waffe.
Eine unbekannte Macht scheint meinen Revolver nach unten zu drücken, wie eine zweite, stärker wirkende Schwerkraft. Mit dem Aufwand all meiner Kräfte gelingt es mir, den Revolver auf Höhe des Radios zu heben. Hin- und herzuckend halte ich die Waffe mit beiden Händen und ziele auf den elektronischen Kasten, die Melodie wird härter und schneller, deutlicher.
Dann schieße ich mehrmals und die Musik verstummt für immer. Das Radio qualmt und raucht, zerlöchert von meinen Kugeln.
Plötzlich höre ich den donnernden Hufschlag tausender Pferde.

Auf dem weiten Schlachtfeld der Wüste stehe ich nun, hinter mir fällt die Siedlung in sich zusammen. Die Häuser brennen wie Fackeln in der Sonne, die blutrot über dem Ganzen thront, ein feuriges Auge, das auf die Zerstörung hinunterblickt.
Vor mir preschen die tausend von Reitern heran, treiben ihre Pferde bis zum äußersten, ich höre die Rufe und Schreie der Männer, die mit gezogenen Waffen auf den Rücken der Tiere kleben. An der Spitze der Reiter, galoppiert ein einziges weißes Pferd, dessen Mähne im Licht der Sonne gülden zu glänzen scheint. McBain sitzt auf ihm, ein riesiges Untier von einem Menschen, der Herrscher über die Wüste selbst.
Lächelnd mache ich mich bereit, die Meute zu empfangen. Ausgerüstet mit zahlreichen Dynamitstangen und mit meinem geladenen Revolver warte ich, bis sie in Reichweite kommen.
Der Krieg hat begonnen. Nur das dieser ein ungewöhnlicher Krieg ist, ich alleine gegen eine ganze Armee. Dann beginnt das Morden und Sterben.
Ich werfe mit Dynamit um mich, Explosionen steigen in den blauen Himmel, mein Revolver feuert ununterbrochen auf die reitenden Männer McBains. Hunderte Kugeln finden ihre Ziele, blutüberströmt fallen die toten Körper in den Staub. In einen wahren Wahn versetzt, kämpfe ich bis zum letzen. Die Geier haben sich längst an den Toten gütlich getan, picken ihnen die Augen raus und reißen Fetzen aus dem toten Fleisch.
Und über allem wacht die Sonne.
Bis die Geräusche der Schlacht verstummen und nur die Schreie der Verletzten an mein Ohr dringen. Ich liege im Staub, mein Leib nur noch eine einzige Wunde, duzende Kugeln haben ihn durchschlagen. Langsam lasse ich meinen Blick über das Schlachtfeld wandern, überall liegen Tote, zum Teil zu richtigen Haufen aufgestapelt übereinander, tote Pferde, Waffen, die in der Sonne blinken, Hände halbtoter Männer, die versuchen, die Geier fortzuscheuchen, die schon beginnen, langsam das Fleisch von ihnen zu zerren.
Ein einziges Bild des Schreckens und des Grauens.
Plötzlich erhebt sich eine einzelne Gestalt weit vor mir aus dem Wirrwarr. Sie hält eine abgesägte Schrotflinte in der Hand, leicht nach unten gerichtet. Ihre Augen suchen das Schlachtfeld ab. Dann haben sie mich gefunden.
McBain macht sich auf den Weg.

Die Musik ist die Seele einer jeden Stadt, ich habe die Seele El Cielos ausgelöscht, indem ich das Radio zerstört habe. Nun blieb nur noch ihr schrecklicher Anführer übrig, McBain, der Teufel selbst. Ohne Furcht liege ich im Sand unter der roten Sonne, warte, bis er näher kommt, bis er zu mir kommt. Bald ist aus der weit entfernten flimmernden Gestalt ein Mann geworden, so breite Schultern wie ein Elefant, dicke Oberarme, die Adern deutlich unter der Haut zu sehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es Blut ist, das dort kochend hindurchschießt.
Auf seinem Kopf sitzt ein großer schwarzer Cowboyhut, in dem eine Feder eines Pfaus steckt, von einem dieser Vögel, die schon lange ausgestorben sind.
Vor seiner Brust hängen zwei gekreuzte dicke Patronenstränge, die Kugeln so groß und dick wie einer meiner Finger. Die Augen McBains, die keine mehr sind, sondern nur noch weiße glanzlose Oberflächen ohne Iris oder Pupillen in ihnen, blicken mich ohne Gefühle an.
„Elroy.“, sage ich.
„Conrad.“, sagt er. „Du bist weit gekommen. Aber hier endet deine Reise.“
Gemütlich zündet er sich einen Zigarette an. Plötzlich habe ich einen Plan.
„Dann wirst du mich nun wohl töten müssen“, sage ich und es klingt beinahe beiläufig, so als wäre es mir egal und etwas vom einfachsten der Welt. „Aber ich hätte noch eine Bitte an dich, bevor du es tust.“
McBain lacht trocken und hustet.
„Ich höre, Conrad?“
„Ich hätte gerne noch eine letzte Zigarette vor meinem Tod geraucht. Leider habe ich keine mehr, darum möchte ich dich bitten, mir eine zu geben, so als letztes Geschenk vor dem Abschied, oder so.“
Wieder lacht McBain sein trockenes hustendes Lachen und entblößt seine verfaulten Zähne.
„Nun ... in Ordnung, Conrad. Wenn dies dein letzter Wunsch ist...“ –
Mit einer flinken Handbewegung zieht er seine Glimmstängel unter dem verschwitzten und blutüberströmten Hemd hervor. Dann kniet er nieder und hält mir die Schachtel hin.
„Hier. Nimm dir eine.“
Es kommt mir vor, als wären meine Bewegungen tausend mal langsamer als sonst. Ich bewege mich wie durch eine zähflüssige Masse, die alles um mich herum umgibt. Schließlich gelingt es mir, eine Zigarette aus der Packung zu klauben. McBain erhebt sich.
„Ich brauche Feuer.“, sage ich krächzend.
Lächelnd beugt er sich noch einmal zu mir herunter und hält sein Feuerzeug an die Spitze meiner Zigarette. Genüsslich ziehe ich daran.
„Genieß es, Conrad. Ich weiß nicht, ob es in der Hölle was zu Rauchen gibt.“
„Fragt sich, ob ich überhaupt in die Hölle komme.“
Nun ist es Zeit, McBain schaut kurz gen Sonne und scheint irgendwie abwesend, doch der Lauf seiner Flinte zielt immer noch bedrohend auf meinen Kopf herunter. Unter mir spüre ich das Rund der letzten Dynamitstange im Sand.
Ruckartig drehe ich mich auf den Rücken, packe die Dynamitstange. Halte sie an die Glut meiner Zigarette und schmeiße sie McBain zu.
„Gute Reise, Elroy!“, schreie ich und rolle mich so schnell es geht fort.
Elroy macht ein verblüfftes Gesicht, hantiert noch etwas an seiner Schrotflinte und es gelingt ihm tatsächlich, noch einen Schuss abzugeben. Das Schrott reißt Löcher in meinen linken Oberschenkel. Dann explodiert die Lunte und McBain fliegt mir im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren. Ein Regen aus Blut und Knochen fällt vom Himmel, prasselt auf mich herunter. Meine Ohren dröhnen so laut, dass ich das Gefühl habe, meine Trommelfelle würden in Säure aufgelöst. Dann ist es vorbei. Ich blicke nach oben in die rote Sonne, sie fällt vom Himmel auf mich herunter und dann ist alles schwarz.

Ich erwache an einem dunklen kalten Ort.
Leise Musik dringt an meine Ohren, ich bin nicht mehr in El Cielo. Dieser Ort lebt noch. Verwirrt blicke ich mich um. Der Raum, in dem ich mich befinde, besteht nur aus groben Steinwänden und einer Pritsche. Gitterstäbe sind in die schwere Holztür eingelassen. Ein Gefängnis.
Wie bin ich hierher gekommen? Und warum?
Plötzlich öffnet sich die Türe und eine Wache betritt den Raum. Sie macht Platz für eine zweite Person, die stürmisch den Raum betritt. Es ist meine Laroussa, meine Liebe.
„Du Schwein!“, brüllt sie mich hasserfüllt an. „Du hast alle getötet! Bastard!“
Ich bin so überrascht von ihrem Auftreten, dass ich kaum Worte finde.
„Ich musste sie töten, Laroussa. Ich hatte keine andere Wahl.“
„Verdammtes Schwein!“
„Es tut mir Leid.“
Sie bricht in Tränen aus, und ihr Schluchzen klingt so herzergreifend, das ich beinahe mitweine. Doch ich halte mich unter Kontrolle.
„Nichts tut dir Leid, Conrad. Du hattest Spaß am Töten, dass weiß ich nun. Und von Ringo weiß ich auch.“
Für mich fällt in diesem Moment eine Welt zusammen. Sie weiß alles, einfach alles. Ich hatte wirklich Spaß am Töten gehabt, ja verdammt, ich hatte es geliebt. Aber nun war meine Mission erfüllt, meine Rache vollendet, nun würde ich mich ändern. Aber es ist zu spät.
„Ich wollte nicht...“ –
„Hör auf! Hör auf mit deinen elenden Entschuldigungen und deinen Lügen. Du bist ein Mörder! Ein verdammter Mörder!“
Solche Worte aus ihrem Mund zu hören ist als würde ich innerlich sterben, sie treffen mich härter als eine Kugel. Gepeinigt sinke ich auf der Pritsche zusammen.
„Du wirst büßen für deine Taten, Conrad. Schon morgen wirst du hängen.“
Mit diesen Worten verlässt sie meine Zelle. Schluchzend und wimmernd bleibe ich alleine zurück. Jeder Mensch hat Spaß am Töten, wenn er es nur einmal für sich entdeckt hat.
Ich hatte es entdeckt und selbst die Unschuldigen gerne getötet. Möge meine Seele für immer in der Hölle brennen. Morgen, wenn der blutrote Mond meinen Abgang ankündigt, werde ich versuchen meine Liebe zu töten. Sie verdient es nicht anders, denn sie hatte mich verraten. Morgen wird der Kreis des Schicksals sich schließen.
Morgen, unter dem blutroten Mond.
Morgen.

kate@net
22.01.2007, 15:18
Wirklich beeindruckend. Eigentlich entspricht das ja so gar nicht meinem Geschmack. Westernromantik war wir schon immer ein Fremdwort. Aber das hat irgendwas *g*
So jetzt mal etwas konstruktiver. Ich muss sagen respekt. Schon lange keinen so langen Text gelesen, der keine auffälligen Fehler aufwies. Mir fielen nur ein paar seltsame Formulierungen auf, die wohl unter künstlerische Freiheit fallen. Die Atmosphäre kommt gut rüber und man merkt wirklich von Anfang an, dass der Typ etwas durchgeknallt ist. Wie trocken und zynisch er den Tod der ersten Frau hin nimmt oder andere Kleinigkeiten. Das Ende ist eigentlich abzusehen. Nicht umbedingt, dass er im Knast landet, aber der Rest ist irgendwie absehbar.
Jedenfalls fand ichs gut. Auch wenn ich wie gesagt mit dem Thema selbst nicht so viel anfangen kann. Aber das ich bis zum Ende las zeigt wohl, dass es trotzdem sehr gut war...
kate

omg was für eine Lobhudelei... aber mir will nichts negatives einfallen.

deserted-monkey
23.01.2007, 11:13
Wirklich beeindruckend. Eigentlich entspricht das ja so gar nicht meinem Geschmack. Westernromantik war wir schon immer ein Fremdwort. Aber das hat irgendwas *g*
So jetzt mal etwas konstruktiver. Ich muss sagen respekt. Schon lange keinen so langen Text gelesen, der keine auffälligen Fehler aufwies. Mir fielen nur ein paar seltsame Formulierungen auf, die wohl unter künstlerische Freiheit fallen. Die Atmosphäre kommt gut rüber und man merkt wirklich von Anfang an, dass der Typ etwas durchgeknallt ist. Wie trocken und zynisch er den Tod der ersten Frau hin nimmt oder andere Kleinigkeiten. Das Ende ist eigentlich abzusehen. Nicht umbedingt, dass er im Knast landet, aber der Rest ist irgendwie absehbar.
Jedenfalls fand ichs gut. Auch wenn ich wie gesagt mit dem Thema selbst nicht so viel anfangen kann. Aber das ich bis zum Ende las zeigt wohl, dass es trotzdem sehr gut war...
kate[/SIZE][/FONT]

Hey
Vielen Dank für deine Lobhudelei ;)
Freut mich natürlich enorm, dass du dir die Zeit genommen hast, den ganzen Text durchzulesen. Aber es hat sich anscheinend gelohnt :)
Den Schluss hätte ich erst auch anders geplant gehabt, aber habe ihn dann doch so geschrieben, sonst wäre die Geschichte noch länger geworden.
Übrigens habe ich vor einiger Zeit schon eine Geschichte unter dem Namen "Blutroter Mond" gepostet, welche sozusagen der Abschluss von "Blutrote Sonne" ist. Wenn du sie noch nicht gelesen hast (keine Angst, sind nur ein paar Zeilen Text), dann kannst du das ja noch nachholen, wenn du möchtest.
I wish you a nice day

MoNkeY

La Cipolla
25.01.2007, 04:43
Hm, irgendwie ist da noch nicht genug Gewalt...
Blabla. Next one.

Italo-Western! :)
Ich bin erstmal so frei die andere Geschichte zu verlinken: Blutroter Mond (http://www.multimediaxis.de//showthread.php?t=88561)

Also... Jetzt ergibt das Radio Sinn. Daumen hoch. ^^'' Das Ende finde ich sehr zweifelhaft, in diesem Kontext wird "Blutroter Mond" als Ganzes recht zweifelhaft, was vielleicht an der Schreibreihenfolge liegen kann. Für einen Western ist die Wertung des Mädels am Ende natürlich schon recht weit, vor allem da sie neben dem Rachegedanken als einziges stehen bleibt. Erinnert mich ein wenig an "Sentenza die Muerte" bzw "Django - Unbarmherzig wie die Sonne" ( http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif ), wo am Ende der Dialog fällt "Hasst du eigentlich alle Menschen? - Nein, nicht alle, nur ein paar." Das hat man damals als ganz große moralische Neuerung und Relativierung in dem Genre aufgefasst. xD''

Ich finde die Schilderungen deiner Gewalt eine Spur zu extrem, sie schaden da der Atmosphäre. Romantik hat schließlich immer was von Beschönigung, und das hier ist völlig unbeschönigt. Natürlich ist es trotzdem romantisch, und die Rückblenden sind auch sehr schön eingebracht, aber die spritzenden Gehirnteile sind meiner Meinung nach nicht mehr Italowestern. Da hörts bei abgeschnittenen Körperteilen meistens auf, andernseits habe ich das Wort hier ja auch zuerst fallen lassen. ^^''

Whatever, ich mag die Geschichte, kleine Schnitzer noch unten. Die Atmosphäre ist sehr gut, die Gewalt wie gesagt für meinen Geschmack ein winziges bisschen zu geschmacklos, aber auch kein Weltuntergang und die Charaktere genau im Westernmotiv nicht zu menschlich aber auch nicht facettenlos. Also im Großen und Ganzen wirklich gut.



„Ich möchte dir danken Rebecca. Du hast mich vor den Geiern und dem Tod gerettet. Obwohl dies beides fast das gleiche bedeutet.“
Vor allem der erste Satz klingt in dieser Situation sehr unglaubwürdig. ich hab mal überlegt, also entweder machst du seine Sprache stockender, wenn er fast am Verdursten war, oder du machst irgendwie klar, dass er krächzt oder wenigstens ein wenig heißer oder leise ist. Alles andere wär unglaubwürdig. Wenn der Mann da hockt und das ganz leise flüstert/krächzt ist es schon wieder atmosphärisch.


So eine Waffe habe ich noch nie gesehen, doch ich weiß, wozu diese fähig ist.
Klingt sehr komisch, und ist auch inhaltlich seltsam. Vll eher "ich hatte davon gehört" oder die Richtung.

Achja, "Ich hätte einen Ständer bekommen" sowie sämtliche Schilderungen von Analregionen sind ganz und gar nicht romantisch. :rolleyes: Sowas kann man doch andeuten... xD''

Ich bin mal so frei, das erste Mal seit einer sehr langen Zeit eine Geschichte in den Geschichtenthread zu übernehmen. ;) Wäre dir sehr verbunden, wenn du die komplette Geschichte (vll + Butroter Mond?) in den ersten Post packen könntest, dann müssen sich nicht immer erst alle durch den Thread wühlen.

~Hauptmann Krey~
27.01.2007, 20:16
Ich hasse Western.
Ich hasse Revolver.
Aber ich liebe diese Story!!
Schreib weiter solche Geschichten!

qed
01.03.2007, 10:05
So mal noch ein kurzes Statement zu dem Thread abgeben, bevor er in der Versenkung verschwindet. Leider bin ich in letzter Zeit nicht mehr so oft im Atelier, was wohl daran liegt, dass ich im Moment keine Inspiration für eine KG habe, leider. ^^

Also als erstes mal: Respekt. Hättest du doch auch beim Novemberschreiben mitgemacht, die 25k bzw. 50k Wörter hättest du locker geschafft, aber nächstes Jahr ist ja auch wieder Novemberschreiben so long. Dein Schreibstil wird immer besser und es macht wirklich Spass deine Geschichte, auch wenn sie mit 17 Seiten vergleichsweise lang ausfällt. Dennoch haben sie mehrere Leute gelesen und das zeugt schon von Kompetenz.

Es gäbe sicher noch das eine oder andere zu Verbessern, allerdings sind das Bagatellen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen will. Die meiste Zeit hat mich deine Geschichte wirklich in den Bann gezogen, bis auf ein paar Wörter oder Formulierungen die den Lesefluss stören, aber das hab ich dir ja auch schon von Angesicht zu Angesicht gesagt ;) Und auch wieder das übertriebene Ausmass an Gewalt, was nicht unbedingt sein müsste.

Schönes Endzeitszenario, was mich bisschen wie ein Mix aus Sergio Leone Western und Waterworld erinnert. Am Schluss mit den tausenden von Reitern kam mir grad spontan "my name is nobody" in den Sinn. Sehr ein schöner Schluss auch, auch wenn er zu erwarten war, hat der doch irgendwie etwas. Auch gut, dass der Protagonist eher Antagonistische Züge hat.

Also gross dazu sagen kann ich nichts mehr, nur dass ich mich schon auf deine nächsten Geschichten freue. Mach weiter so.

deserted-monkey
01.03.2007, 11:37
Hi qed

Danke fürs Lesen und deine lobenden Worte ;) Freut mich, das es dir gefallen hat.



Also als erstes mal: Respekt. Hättest du doch auch beim Novemberschreiben mitgemacht, die 25k bzw. 50k Wörter hättest du locker geschafft, aber nächstes Jahr ist ja auch wieder Novemberschreiben so long.

Ja, mal schaun. Kann man da eigentlich irgend nen Preis gewinnen?



das übertriebene Ausmass an Gewalt

Diese übertriebene Gewalt gehört zu meinen Geschichten wie ein Kondom zu nem One-Night-Stand ;) Nein, ich hab ja auch schon Zeug geschrieben, dass überhaupt nicht brutal oder gewalttätig war, aber ich liebe es irgendwie, meine Geschichten mit Brutalität "auszuschmücken".



Also gross dazu sagen kann ich nichts mehr, nur dass ich mich schon auf deine nächsten Geschichten freue. Mach weiter so.

Thx.

Greetz Monkey

qed
01.03.2007, 11:52
Diese übertriebene Gewalt gehört zu meinen Geschichten wie ein Kondom zu nem One-Night-Stand Nein, ich hab ja auch schon Zeug geschrieben, dass überhaupt nicht brutal oder gewalttätig war, aber ich liebe es irgendwie, meine Geschichten mit Brutalität "auszuschmücken".


Ja ich weiss, und ich hab mich auch schon an deine gewaltigen Gewaltitäten (ja extra so falsch geschrieben ;)) gewöhnt, von dem her, weiss ich es gehört zu dir wie ein volles Magazin zu einer geladenen Pistole, die auf den Kopf einer Geisel gerichtet ist, deren Kopf gleich in 100 blutige Teile geschossen wird.



Ja, mal schaun. Kann man da eigentlich irgend nen Preis gewinnen?


Nein, es geht in primärer Linie einfach mal darum, das Projekt "Buch", zu realisieren, denn viele Leute die ein Buch schreiben wollen, schieben das immer so vor sich hin und sagen ein andermal. Bei so einer Massenbewegung, wo man sich auch im Forum ausstauschen kann, entfällt dies aber und man lässt sich vom Fieber anstecken.

PS: kannst du mir mal deine neuste Geschichte, wurde die in den Ü18 Bereich verschoben?, per pm zukommen lassen? Bin doch mal gespannt, auch wenn ich schon annehme, dass ich den Grund kenne, warum sie nicht mehr im Atelier ist ^^

La Cipolla
01.03.2007, 17:52
Rat mal. :rolleyes:

Ich möchte es nochmal betonen. Wenn du deine Geschichten nur mit Gewalt ausschmückst, ist das mehr als OK, das is dann Stil. Wenn aber eine Story nur aus Gewalt besteht, ist es in 90% der Fälle lächerlich und unnötig.

deserted-monkey
02.03.2007, 08:32
Rat mal. :rolleyes:

Ich möchte es nochmal betonen. Wenn du deine Geschichten nur mit Gewalt ausschmückst, ist das mehr als OK, das is dann Stil. Wenn aber eine Story nur aus Gewalt besteht, ist es in 90% der Fälle lächerlich und unnötig.

Ok, ich muss ja zugeben, meine neuste Geschichte besteht wirklich fast nur aus Gewalt. Aber das ist ja auch nur der erste Teil... Ich habe den zweiten Teil nun schon halb fertig geschrieben und dort gibt es weniger Gewaltakte (aber immer noch genug, natürlich ;) ). Danke übrigens, dass du sie wieder ins Atelier geschoben hast.

Silvien
11.03.2007, 07:49
Nun ja ich finde auch das ziemlich viel Gewalt vorkommt.
Freue mich aber auch auf den 2.Teil (mit weniger Gewalt):D
Und Western find ich auch nich sooooo toll.