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Smackin' Isaiah
19.11.2006, 16:06
Hi
Ich habe schon vor ein paar Monaten angefangen, diesen Roman zu schreiben und habe immer mal wieder ein bisschen dazu geschrieben. Ich habe mittlerweile es auf ca. 30 Taschenbuchseiten geschafft.
Es soll ein schön klassicher Fantasy-Roman mit (teils) typischen Klischees werden, so wie ich und es vielleicht auch ein paar andere von euch lieben;) die ich mit meinen eigenen Ideen kombinieren will. (Natürlich ist vieles auch von bekannte Romane abgeguckt^^.)
Ich weiß, dass ich noch lange nicht perfekt im Schreiben bin, deswegen stelle ich nun die bisherigen Seiten hier online, damit ihr mir vielleicht Anregungen geben könntet, wie ich meinen Schreibstil verbessern kann oder wie ich einzelne Sätze besser schreiben könnte. Vielleicht findet ihr auch noch den ein oder anderen Rechtschreib/Grammatik-Fehler, auf den ihr mich hinweisen könntet.
Bis jetzt is das noch quasi ein Teil der Vorgeschichte, und die meisten Charaktere sind dort noch nicht wirklich ausgereift, weil viele im Hauptteil der Geschichte garnicht erst Auftauchen werden. Ich habe mir auch schon ein wenig über die Geschichte des fiktiven Kontinents notiert, und auch kleine Paint-Skizzen-Karten angefertigt, die ich hier aber noch nicht posten möchte. Weil es geht mir hier eher nur um Verbesserungen im Bezug auf meinen Schreibstil.

Achja, sicher ist der Text hier im Forum wieder anders formatiert (die gedanklichen Monologe und die schriftbilder sind nicht mehr kursiv, zB) sodass es vielleicht ein wenig unangenehmer zu lesen ist. Das werde ich auch auf Wunsch nochmal ändern, wenn dies zu krass ausfällt.

Und Wörtliche Reden habe ich mit Anführungszeichen gesetzt, ich weiß, dass das für viele hier ein Graus ist, doch ich weiß nicht, wie ich diese französischen (?) zeichen Einsetzen kann, denn diese hier (>>, <<) sehen irgendwie ein wenig dicker aus, als die sonstigen...
(oder irre ich mich da nur? :rolleyes: Es gibt doch aber ein "xy ersetzen durch xz" befehl bei word, oder?)
Würde mich auf Antworten freuen :) .

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Prolog
Lazandil zog seinen Dolch aus der Scheide. Bald würde es soweit sein. Es hatte lange gedauert, doch nun hatte er ihn gefunden.
Er hatte 3 Monate dafür gebraucht, um den Menschen ausfindig zu machen. Die ganze Mühe war es wert. Mehr als das. Nun würde er endlich die Rache bekommen, die er sich so auf das sehnlichste gewünscht hatte.
Es war überraschend einfach, in Prachtstadt hineinzugelangen. Die Wachen waren von seiner Gestalt beeindruckt, sodass angebliche, geschäftliche Gründe als Einlassrecht reichten.
Elfen waren in der Hauptstadt des zentralen Königreiches wohl nicht oft zu sehen.
Lazandil musste aber zugeben, dass Prachtstadt - für menschliche Verhältnisse - seinen Namen verdiente.
Doch der Elf wollte darüber nicht viele Gedanken verschwenden. Was zählte war Baldwin Rotbusch. Und sein Tod.
Die Adresse von Baldwins Haus hatte er von einem Händler vom Stadtmarkt. Wie üblich für seine Rasse, wollte der Lederverkäufer Geld als Gegenleistung. Zum Glück hatte Lazandil sich die Monate zuvor reichlich menschliche Währung durch Söldnerarbeit verdient. In seinem Volk wurde so eine Arbeit verhöhnt, doch das war ihm mittlerweile egal. Genauso wie es ihm egal war, sein ganzes Geld für das Finden von Rotbusch auszugeben.
Nur um Rache ging es ihm. Was danach kommt, war für Lazandil nicht wichtig.
Der Elf stand nun einige Meter vor Baldwins Haus. Ein Fenster gab ihm einen Einblick, wer sich dort drin befand.
Er erschrack.
Bladwin Rotbusch hatte Familie. Dieser hinterhältige Mörder hatte tatsächlich eine Frau und zwei Kinder. Doch dass liess den Elf nicht umstimmen.
Heute wird Baldwin Rotbusch den Tod finden, koste es was es Wolle., schwor sich Lazandil innerlich.
Er sah, wie sich Baldwin von seiner Familie verabschiedete. Es war schon spät abends, doch zur Erleichterung Lazandils hatte der Mensch noch etwas zu erledigen. Beide Kinder schienen nicht älter als 10 zu sein. Den Anblick ihres toten Vaters wäre sicher schockierend. Lazandil würde versuchen, es ihnen zu ersparen.
Wenn es ginge.
Die Haustür wurde geöffnet, und Baldwin kam hinaus. Der Mensch schien sehr wohlhabend zu sein, das Haus war größer als so manch anderes in Prachtstadt.
Dein Reichtum ist auf das töten Unschuldiger aufgebaut!
Baldwin lief an der Gasse vorbei, in der sich Lazandil aufhielt. Wie so viele in seinem Volk hätte der Elf ihn schon jetzt unauffällig zur Strecke bringen können.
Doch das hatte der Mensch nicht verdient. Er wollte Baldwin einen langsamen Tod bereiten.
Leise und unbemerkt schlich er aus seiner Gasse. Lazandil sah den Menschen ein paar Meter vor ihm gemütlich gehen. Dann bog Baldwin rechts ab. Der Elf blieb ihm mit genügend Abstand auf den Fersen.
Die Beiden befanden sich nun auf den Marktplatz. Doch schon seit einigen Stunden war es still auf den Straßen. Sie waren ungestört.
Wieder bog Baldwin ab, diesmal aber nach Links. Lazandil schätzte, dass der Weg für den Menschen schon reinste Routine war.
Von da an ging es eine Weile geradeaus. Am Ende der Straße meinte der Elf Baldwins Ziel auszumachen.
Das Gebäude war mit Tüchern in den grellsten Farben dekoriert, und am Eingang hingen hell leuchtende Fackeln. Seidengrotte stand es in auffällig großer Schrift über dem Eingang.
Lazandil hatte bereits von so welchen Orten gehört. Es war ein Bordell.
Er wollte Baldwin diese verachtenswürdige Freude nicht mehr gönnen.
Der Augenblick war gekommen.
Lazandil warf seinen Dolch blitzschnell zu seinem Opfer.
Die Klinge fand sein Ziel. Der an der rechten Wade getroffene Baldwin fiel apprubt zu Boden. Der Elf ging auf sein schreiendes Opfer zu.
Erfüllt mit Panik zog Rotbusch den Dolch aus seiner Wade. Das Blut sickerte. Baldwin warf die blutverschmierte Waffe angewidert zur Seite und legte seine Hände auf die Wunde. Lazandil nahm das Messer wieder an sich. Erst jetzt bemerkte Baldwin den Elf.
Lazandil gefiel die Sprachlosigkeit des Menschen. Doch damit sollte es noch nicht zu Ende sein. Baldwin schien dies zu erahnen und versuchte aufzustehen.
Der Schmerz an der Wade wollte ihn wieder zu Boden gleiten lassen, doch Lazandil hielt ihn vorher fest.
Die beiden schauten sich in die Augen.
„Für Shanna und Lint.“, flüsterte Lazandil.
Der Dolch stieß durch Baldwins Magen. Die Augen des Menschen weiteten sich. Blut floss gurgelnd aus seinem Mund. Es lag ein Flehen in seinen Augen. Doch das ließ Lazandil nur noch wütender werden. Er stieß mit den Dolch immer weiter nach oben vor, schneidete sich durch Muskeln und Knochen, bis zweiteres zu harten Widerstand leistete.
Zahlreiche Blutstropfen landeten auf Lazandils Kleidung, als das Leben komplett aus Baldwins Mimik verschwand.
Eine Weile lang starrte er den reglosen Menschen noch an.
Er spürte die Befriedigung.
„Da ist er!“
Lazandil drehte sich um. Eine handvoll berüsteter Männer rannten mit ihren langen Lanzen auf ihn zu. Irgendjemand schien sie gerufen zu haben.
Es waren nur fünf. Lazandil hätte sie wahrscheinlich bezwingen können. Doch das wollte er nicht.
Er warf den Dolch zu Boden und hob die Hände in die Höhe.
Der Elf entdeckte keinen Sinn darin, zu fliehen.
Er entdeckte keinen Sinn mehr, weiter zu leben.

Kapitel 1
Kay schaute gelangweilt aus dem Fenster. Auf dem Schlosshof konnte man Bedienstete hektisch hin und her laufen sehen. Stalljungen sattelten die Pferde, Küchenjungen stapelten die Vorräte.
Es würde nicht mehr lange dauern, und die Expedition seiner Schwester würde starten. Zum Wohle Arnias, der Schöpferin der Menschen.
Es klopfte an Kays Zimmertür.
„Herein.“
Seine Schwester Sarah kam hinein. Sie hatte sich bereits in den zeremoniellen, rein-weißen Tuniken gekleidet. Um ihren Hals hingen lange, wertvolle Ketten aus verschiedensten Edel-Metallen und –Steinen Die Tradition verlangt, sie die ganze Reise lang zu tragen.
„Was gibt es, Schwesterchen?“, fragte Kay.
Auch wenn sie sich oft stritten, hatten die beiden ein inniges Verhältnis. Kay wüsste nicht, was er ohne sie anstellen sollte.
„Ach eigentlich nichts Relevantes. Ich wollte mich nur vom meinem Bruder verabschieden, weil ich ihn zwei Wochen lang nicht sehen werde… Aber natürlich nur, wenn das dem Prinzen recht wäre.“, erklärte Sarah gespielt höflich.
Kay lächelte und umarmte seine ältere Schwester.
„Ich wünschte, ich könnt dich begleiten.“, seufzte er. „Hier auf der Burg ist es sterbenslangweilig.“
„Vergiss nicht, Vater will dich doch beim Treffen dabei haben.“, erinnerte ihn Sarah unnötigerweise.
In zwei Tagen wäre der Herrscher vom östlichen Königreich da, um wirtschaftliche Beziehungen zu Kays Vater, König Gregor, zu knüpfen. Der Königssohn sollte aus formellen Gründen dabei sein.
„Können wir nicht tauschen?“, fragte der Prinz augenzwinkernd.
Seine Schwester lachte.
„Ich habe bereits eine Stunde dafür gebraucht, um in die Gewänder zu kommen. Ich möchte nicht wissen, wie lange ein Grobian wie du dafür brauchen würde.“
Kay stimmte lachend zu. Doch schnell wurde er wieder ernster.
„Pass auf dich auf.“, bat Kay.
Sarah nickte.
„Keine Sorge, Vater hat mir doch die besten Ritter aus der königlichen Garde zugeteilt.“, versicherte sie.
Ihr Bruder konnte ihr glauben. Ihre Eltern würden sich mindestens genauso viel Sorgen um Sarah machen wie er.
Denn die Reise Zur jährlichen Gebetszeremonie auf dem Berg Nordheil könnte einige Gefahren beinhalten.
Die Kirche Arnias glaubte fest daran, dass die Schöpferin der Menschen eine gütige, großzügige Göttin sei, aber dafür auch Reaktionen erwarte. Jedes mal in der Mitte des Jahres sollte sich ein Mitglied des Priesterordens auf einer Reise begeben. Das Ziel war der mittige Berg der südlichen Gebirgskette: der Segenfels. Auf der Spitze dieses Berges stand eine vor Urzeiten erbaute, riesige Statue, die Arnia darstellen sollte. Es war das wichtigste Artefakt der Kirche, jedes Königreich respektierte und ehrte das Abbild ihrer Göttin.
Der Sinn der Reise bestand darin, dass der Priester oder die Priesterin vor dem Artefakt in seinen Gedanken ein langes Ehren-Gebet hält, um Arnia gebührenden Respekt zu zollen.
Ungläubige wurden von der Wichtigkeit dieser Zeremonie überzeugt, als diese einmal aus politischen Gründen nicht stattfinden konnte: Gigantische Unwetter zogen wochenlang über die menschlichen Königreiche vorbei und forderten tausende Opfer. Seitdem wurde es nie mehr gewagt, die Kirche an diesem Gebet zu hindern.
Die Kirche meinte, dass jedes Mal ein anderes Mitglied des Ordens auserkoren wurde, sich auf dem Weg zum Segenfels zu machen, um damit auszudrücken, dass es genügend Gläubige gibt. Der Vorschlag, mehrere Priester gleichzeitig zur Statue zu schicken, wurde schnell wieder verworfen, da dies Probleme mit der Organisation der einzelnen Tempel bringen würde. Denn die Zahl der Arnia-Priester wurde jährlich eigentlich kleiner.
Sarahs Talent zur Priesterin wurde relativ spät bemerkt. Sie war bereits vierzehn. Normalerweise begann die Lehre zum Priester schon direkt nach dem Säuglingsalter. Doch Vater Redwohl, das Kirchenoberhaupt des zentralen Königreiches, wollte sie trotzdem zu einem Mitglied rekrutieren. Laut ihm wäre Sarah Arnia spirituell so nahe wie schon lange kein Priester vor ihr.
Er schien Recht zu haben. Sarah lernte schnell, und fast pünktlich nach ihrem 21. Geburtstag wurde sie dieses Mal ausgesucht sich auf den Weg zur Statue zu machen.
Es bestand seit einigen Jahren die Regelung, dass die jeweilige Monarchie, in dem der Priester lebte, finanzielle Hilfe leistete und sich um Leibwächter-Schutz kümmerte.
Die Tatsache, dass das zentrale Königreich König Gregors das größte und mächtigste Königreich war, versicherte, dass keine Geld- und Proviantprobleme bestehen würden. Das
Sarah dazu noch die Tochter des Königs ist, versprach die besten Männer zu ihrem Schutz.
Dies war auch nötig, ganz Vaskinon barg an den verschiedensten Orten Gefahren, sei es durch wilde Tiere oder plündernde Orkbanden.
„Wann werdet ihr los ziehen?“, fragte Kay.
„So wie es aussieht, erst in einer halben bis dreiviertel Stunde. Unter anderem, weil unser Reiseführer noch nicht erschienen ist.“, erklärte seine Schwester.
Kay hatte erst kürzlich erfahren, dass die Gruppe einen Reiseleiter aus dem Volk der Elfen zugeteilt bekommen hat. Izondal, der König der Elfen, hat erfahren, dass sich dieses Mal das zentrale Königreich um die Expedition kümmerte und schlug vor, ein Mitglied aus seinem Hofstab zu ihnen zu entstanden.
Die Elfen und das mittige Königreich verbindet eine formelle Freundschaft seit hunderten von Jahren. Als es damals noch mehr Trollsiedlungen gab und das hünenhafte Volk Krieg gegen die Elfen führte, schienen Waldbewohner trotz ihren mächtigen, magischen Kräften alleine an der Körperlichen Robustheit ihrer Gegner zu scheitern. Doch König Alexander, ein Vorfahre von Kays Vater, verspürte ebenfalls Groll gegen die Trolle. Er unterstützte die Elfen mit seinen Streitkräften und die Überzahl des Bündnisses verhalf ihnen letztendlich zum Sieg. Seitdem taten sich die beiden Königreiche ab und an mal einen Gefallen. Alle Priester waren sich sicher, dass sie einen besseren Reiseleiter nicht finden würden. Elfen kannten sich zwar nicht immer unbedingt an allen Orten aus, aber durch ihre enge Verbundenheit zur Natur konnten sie sich erstaunlicherweise mit Tieren verständigen. Ihnen wurde auch die Fähigkeit hinterher gesagt, mit Bäumen und sogar mit Waldgeistern kommunizieren zu können. Dies ermöglichte ihnen auch unbekannte Abkürzungen zu finden.
Sarah hatte damals begeistert über diese Neuigkeit reagiert. Elfen und ihre Lebensart und Kultur hatte sie schon von früh auf fasziniert. Dies begann, als sie 6 Jahre alt war. Kays Schwester spazierte eines Tages mit ihrer Dienerin durch den angrenzenden Wald. Doch Sarah war damals viel zu neugierig. Unvorsichtig entfernte sie sich zu weit von ihrer Aufpasserin. Dabei sei sie in eine Fallgrube gefallen. Es wurde nie geklärt, ob es sich um eine Jägerfalle handelte oder dies ein Werk von Dieben oder Orks war. Niemand hörte Sarahs Hilferufe, nicht einmal das Dienstmädchen. Diese fand Kays Schwester nach einer Stunde Suche immer noch nicht, worauf sie sich verzweifelnd zum Schloss begab. Es machten sich mehrere Suchtrupps auf den Weg.
Sarah weinte sich währenddessen die Seele aus dem Leib. Nach ein paar Stunden aber bemerkte das damals kleine Mädchen, wie sie jemand beobachtete. Laut ihren Aussagen war es eine schlanke Gestalt mit längerem Haar, blasser Haut und spitzen Ohren. Es konnte sich nur um einen Elf gehandelt haben.
„Wie ist denn dass passiert?“, fragte der Unbekannte freundlich.
„Ich bin beim Spazieren hineingefallen.“, schluchzte Sarah und bat um Hilfe.
„Keine Sorge, ich werde dich da rausholen.“, beruhigte der Elf sie lächelnd.
Sarah erzählte, dass danach ein Moment der Stille kam. Daraufhin meinte sie den Elfen etwas Murmeln gehört zu haben. Nicht viel später wuchsen urplötzlich Ranken aus dem Grubenboden. Sie wurden immer länger und schlingen sich sanft um Kays Schwester. Sie hatte ihm erzählt, dass sie in diesem Moment keine Angst gehabt hätte. Irgendetwas ließ sie wissen, dass dieser Zauber nichts Böses bewirken sollte. Die Pflanzen trugen Sarah bis zur Oberfläche, dann lösten sie sich von ihr und verschwanden in den Erdboden zurück. Sarah wollte sich gerade bei dem Elfen bedanken, als sie Hundegebell und lautes Rascheln hörte. Es war ein Teil des Suchtrupps. Erleichtert, dass man sie gefunden hatte, wollte sie sich wieder ihrem Retter zuwenden. Doch der fremde Zauberer war auf einmal Verschwunden.
Seitdem wollte Sarah schon immer mal wieder einen Elf treffen, um mehr über das untastbare Volk kennen zu lernen. Doch dazu kam es bis jetzt nicht. Dies würde sich aber am heutigen Tage ändern. Kay wäre ebenfalls nicht abgeneigt, einen Elfen zu begegnen.
„Ich glaube, ich sollte mich nun zum Thronsaal begeben.“, weckte Sarah Kay aus seinen Gedanken. „ Damit sie mich nicht auch noch suchen müssen.“
Kay beschloss, sie dorthin zu begleiten.

„Prinzessin, da seid ihr ja!“, rief Vater Redwohl erleichtert auf, als er Sarah in Begleitung ihres Bruders kommen sah.
Kay bemerkte zu seiner Belustigung, dass sich das Oberhaupt der kommunalen Kirche sich immer noch nicht entscheiden konnte, sie wie eine Königstochter oder eine Untergestellte Priesterin zu behandeln.
„Entschuldigen sie, Vater. Ich wollte mich nur schnell von meinem Bruder verabschieden.“, erklärte Kays Schwester gelassen.
Redwohl nickte knapp und schaute Kay kurz mit bösen Blicken an. Doch weiter darauf eingehen konnte er nicht. Niemand würde es wagen, ein schlechtes Wort über ein Mitglied der Königsfamilie zu äußern.
Erst jetzt bemerkte Kay seine Eltern. Sein Vater beriet sich gerade mit Iwanus, seiner rechten Hand, und Kays Mutter, Königin Lanessia, bemerkte gerade ihre Kinder und ging auf sie zu.
„Schatz, bist du soweit fertig?“, fragte sie ruhig.
Sarah bejahte.
„Haben sie auch alle Utensilien verstaut?“, kontrollierte Redwohl noch einmal nach.
Sarah nickte erneut, wenn auch leicht genervt.
„Ja, das Sondergepäck müsste sich schon an meinem Pferd befinden.“
Sieben Ritter erschienen mit klappernden Rüstungen im Thronsaal. Sechs von ihnen stellten sich diszipliniert in Reih und Glied vor Kays Vater. Der eine Ritter vor ihnen, Lord Randolf, berichtete den Status:„Die sechs ausgewählten Einheiten der Garde sind startklar, eure Majestät.“
„In Ordnung. Ich vertraue ihnen, dass sie die besten Männer für diese Reise ausgesucht hatten.“, erwähnte der König.
„Natürlich, eure Majestät.“, antwortete der Hauptmann mit dem angerauten Schnauzbart.
Kay schaute durch die Reihe der Ritter. Alle sechs kannte er nur flüchtig. Ob sie Sarah wirklich beschützen konnten? Er versuchte sich einzureden, dass man sich schließlich auf Mitglieder des Ritterordens verlassen konnte.
Es verging einige Zeit mit weiteren Besprechungen, bis schließlich die anderen Teilnehmer erschienen. Es waren Zwei Pagen und ein älterer Herr in einer Lila Robe. Er hatte einen Stock bei sich, aber wahrscheinlich nicht aufgrund seines Alters. An der Spitze des kompliziert geschnitzten Holzes war ein Saphir befestigt. Es war der Zauberer, der für diese Reise beauftragt wurde. Magischen Beistand könnten sie wahrscheinlich gebrauchen.
„Ah, Magus Gentrobal.“, begrüßte Iwanus den Magier. „Wie schön, dass sie es doch noch Rechtzeitig geschafft haben.“
Kay hatte schon einmal von Gentrobal gehört. Der Magus lebte in Windheim, einer nahe gelegenen Nachbarstadt. In seinem großen Haus, was unter anderem einer der größten Bibliotheken des Landes beinhaltete, lehrte er schon Vielen die Kunst der Magie. Gentrobal war einer der größten seines Faches. Wahrscheinlich kannte Iwanus ihn von diversen Treffen. Denn er war nicht nur der Berater seines Vaters, sondern auch der Hofmagier.
„Natürlich, so etwas würde ich mir nie entgehen lassen.“, meinte der Magier mit einem unsympathischen Lächeln. „Bis jetzt konnte ich es mir noch nie ermöglichen, das Abbild Arnias von Nahen zu betrachten. Dies ist die einmalige Gelegenheit für mich.“
Kay hörte dem langweiligen Gerede nicht mehr zu. Denn jetzt fiel ihm erst auf, dass immer noch jemand fehlte.
Als ob das Schicksal auf diesen Gedanken gewartet hatte, trat ein Bediensteter in den Thronsaal hinein.
„Eure Majestät, im Auftrag von König Izondal, dem Herrscher der Elfen: Savania Grünhauch aus den nordöstlichen Wäldern.“
Alle Blicke fielen auf die Elfe, die den Saal betrat. Savania war wunderschön. Sie hatte einen zarten Körperbau, und reinliche, leicht blasse Haut. Aus dem Kastanienbraunen Haar schaute ein Blätterkranz hindurch, wie sie bei Elfen als Zierde üblich sein sollte. Sie schien sich praktisch gekleidet zu haben, ihr Hemd bestand aus den Farben des Waldes. An ihrer Hüfte trug sie einen breiten, mit Blättern verwobenen Gürtel, an dem kleine Werkzeuge und Waffen befestigt waren.
Es kam Kay wie eine Ewigkeit vor, bis die Elfe ihn und die anderen erreichte. Er schaute zu seiner Schwester rüber. Ihr war ebenfalls das Staunen anzusehen. Dann ergriff sein Vater plötzlich das Wort.
„Dame Grünhauch, ich darf sie…-“
„Savania.“
„Wie?“, fragte Gregor verdutzt.
„Nennen sie mich ruhig Savania, eure Majestät. Bei uns Elfen ist es nicht üblich, mit dem Nachnamen angesprochen zu werden. Er dient nur zu Erkennung der Zusammengehörigkeit.“, erklärte sie mit einer sanften Tonart.
„Savania, ich möchte ihnen in Namen der Kirche Arnias sagen, wie dankbar wir ihrem Volk für die Unterstützung in Form ihrer Dienstleistung sind.“, übernahm Vater Redwohl das Wort.
„Es ist mir eine Freude, ihnen helfen zu können.“, entgegnete Savania knapp.
Es kamen Meldungen in dem Thronsaal, dass alle Reisevorbereitungen gefertigt worden sind.
Kay merkte, dass Redwohl nun keine Zeit mehr verlieren wollte. Er bat die Reisegruppe, sich nun zu den Pferden zu begeben.
Sarah umarmte zuerst ihre Mutter, die ihrem Kind Abschiedsworte ins Ohr flüsterte. Danach wandte sie sich zu ihrem Vater, der sie kräftig drückte.
„Wir werden im Herzen bei dir sein, Sarah. Wir sind jetzt schon stolz auf dich.“, erwähnte der König zur Kays Überraschung.
Es gab anfangs Streitigkeiten zwischen Sarah und ihrem Vater, als sie sich für eine Ausbildung zum Priester ausbilden ließ. Denn anfangs darf kein Priester oder keine Priesterin mit einer anderen Person eine Beziehung führen und selbst wenn sie später weit genug aufgestiegen sei, welcher Mann würde sich für eine Dienerin der Kirche interessieren. Dies würde nur Komplikationen mit sich bringen. Doch damit schien sich Kays Vater langsam abgefunden zu haben.
König Gregor umarmte seine Tochter ein zweites Mal, und Sarah versprach ihm, ihn nicht zu enttäuschen. Daraufhin umarmte Kays Schwester auch Iwanus. Im laufe seiner Amtzeit wurde er für sie und Kay so etwas wie eine zweite Vaterfigur. Als letztes kam ihr Bruder an der Reihe.
„Machen wir es kurz Schwesterherz.“, meinte Kay lächelnd. „Du willst doch nicht, dass dein kleiner Bruder anfängt zu flennen.“
„Es sind doch nur 4 Wochen, du Jammerlappen.“, sagte seine Schwester lachend und nahm ihn – mit Tränen in den Augen – fest in ihren Armen.
Sie verabschiedete sich kurz bei Redwohl, und ging mit ihren Begleitern zu dem Schlosshof.
Als Kay sie aus dem Thronsaal gehen sah, betete er zu Arnia, dass sie alle unbeschadet an ihrem Abbild ankommen würden.

Kapitel 2
Garbit Silberhammer, Sohn des Rombil, wurde unsanft aus seinem Schlaf geweckt. Jahrelange treue Dienste der städtischen Schutzgarde hatten es ihm ermöglicht, in seiner hohen Position erst um 8.00 Uhr morgens aufstehen zu müssen. Das ließ ihn auch leicht zornig werden, als sein Assistent ihn anderthalb Stunden früher aus dem Bett bat.
„Entschuldigen sie, Herr. Doch es geht um einen Vorfall in dem Zellentrakten…“
Brummend zog Silberhammer seine praktische Lederbekleidung an und streifte sich darüber das edle Kettenhemd.
„Was ist in Gaals Namen denn passiert?“, fragte er in der Zeit seinen jungen Assistenten.
„Ein Gefangener ist geflohen.“, meinte dieser schwer schluckend.
Garbit war entsetzt. Wie konnte das passieren? Sie waren Zwerge, das zäheste und stärkste Volk Vaskinons. Wenn ein Krimineller diese Stadt betrat, war dies die letzte Tat in seinem freien Leben!
„Bringe mich zur Zelle.“, befahl er dem noch kurzbärtigen Jüngling.
Sie gingen die großen Stufen aus Garbits Wohnhöhle hinauf und gingen schnellen Fußes durch die königlichen Hallen.
„Hat König Anval davon schon zu hören bekommen?“, fragte Garbit.
„Nein. Ich dachte, ich sollte es zuerst ihnen mitteilen. War das etwas falsch?“ fragte sein Assistent unsicher.
Sein Vorgesetzter beruhigte ihn.
„Nein, das war eine kluge Entscheidung, Junge. Wir wollen den König schließlich nicht wütend erleben.“, erklärte Silberhammer und dachte an die Probleme, die kommen würden, wüsste der König von diesem Vorfall. Die Schuld hätte man garantiert ihm in die Schuhe geschoben.
Nach einer Weile bogen die beiden Zwerge rechts ab und gingen die Treppe zu den Zellen hinunter.
„Wie konnte der Gefangene den eigentlich fliehen?“, fragte Garbit verwundert.
Sein Assistent kam nicht mehr dazu, ihm zu antworten, als Silberhammer zwei Wächter vor der offenen Zellentür stehen sah. Der Chef der Schutzgarde ging noch einen Schritt schneller zum Zielort. Er deutete den Wächtern, platz zu machen. Die bewaffneten Zwerge schienen erst jetzt bemerkt zu haben, dass sich ihr Vorgesetzter im selben Raum befand. Als Garbit freie Sicht hatte, sah er einen regungslosen Zwergen-Körper auf dem Boden liegen.
Der leere Ausdruck des liegenden Wächters verriet dessen Zustand. Die Zellenaufsicht war tot.
Der zornige Blick Silberhammers ließ seinen Assistenten losstammeln.
„Ich… ich wollte es ihnen eigentlich schon vorher sagen, doch…-“
„Was ist seine Todesursache?“, fragte Garbit ihn.
„Das… das wissen wir noch nicht. Die Wächter haben ihn erst vor cirka einer halben Stunde entdeckt. Ich habe ihn mir nicht genauer angeschaut. Ich wusste nur, dass sie sicher schnellstens davon in Kenntnis gesetzt werden wollen.“
„Besorge einen Leichensack.“, befahl Garbit einen der zwei Wächter, worauf dieser sofort mit klappernder Rüstung loslief.
Der Schutzgardenleiter begann, sich die Leiche genauer anzuschauen. Die Todesursache musste schließlich schnellstens geklärt werden. Jeder tote Zwerg verdiente seine ewige Ruhe in seinem Sarg. Der Mann war cirka fünf bis zehn Jahre jünger als er. Er hatte einen langen, relativ gepflegten Bart. Garbit schob diesen Bart beiseite, um die Dienstmarke des Wächters anzuschauen. Sein Name war Grodwin Starkfaust, Sohn des Orgodwin, geboren vor 128 Jahren.
An seiner Gardeüblichen Rüstung waren keine Blessuren zu entdecken. Garbit schaute sich das Gesicht genauer an. Ebenfalls nichts.
„Habt ihr ihn so aufgefunden?“, fragte er die zweite Zellenaufsicht.
„Wie?“
„Lag er so, als ihr ihn gefunden habt, oder habt ihr ihn schon bewegt?“
„Nun, ja… er lag eigentlich mit dem Rücken nach oben…“, erinnerte sich das Gardenmitglied.
„Also wurde er von hinten attackiert...“, murmelte der Leiter.
Silberhammer drehte die schwere Leiche mit einem Kräftigen Rücken auf dem Bauch.
Auch hinten am Kettenhemd war nirgends etwas Verdächtiges zu entdecken. Garbits Blicke landeten auf Grodwins Hinterkopf. Erst nach genauem Hinschauen fiel es ihm auf: Knapp unter dem Helmansatz befand sich ein murmelgroßes Loch.
„Hm… was ist das…?“, dachte der Gardenleiter laut nach. „Schnell, ich brauche eine kleine Zange.“
Der Assistent rannte geschwind los, trotzdem dauerte es eine Weile, bevor er mit dem Werkzeug zurückkehrte. Garbit nahm die Zange an sich. Sie war noch klein genug. Er strich die Haare des toten Wächters zur Seite, um freien Weg für das Werkzeug zu bieten. Die Zange konnte recht weit in das Loch eindringen, bis sie auf härterem Boden angelangte. Die Zange packte den Fremdkörper und er zog ihn behutsam hinaus. Silberhammer wischte das Blut vom Gegenstand. Erst jetzt konnte man sehen, dass es sich um ein Stück Tier-Knochen handelte.
„Sieht nach einem Knochen von einem Huhn oder von einer Pute aus.“, stellte Garbit fest.
Es kam ihm ein Verdacht.
„Was gab es für den Gefangenen zu essen?“
„Wir gaben jedem Gefangenen heute Hähnchen. Es kamen letztens erst Anweisungen von Oben, dass ein Gefangener einmal in der Woche etwas gehaltvolleres zum Essen zu geben…“, erklärte der Wächter.
Garbit bat den Wächter, die Zellentür zu öffnen.
Sofort fiel ihm das ausgeweidete Hähnchen in der Ecke auf. Er schaute zur Zellentür. Es war eine kleine Öffnung in der Kopfhöhe eines Zwerges eingebaut. So konnte ein Wächter mit dem Gefangenen kommunizieren.
„Verdammt, der Gefangene schien sehr gerissen zu sein.“, meine Silberhammer, „Er benutzte ein Hähnchenknochen, um Grodwin mit einem Wurf zu töten. Der Gefangene musste aber ziemliche schnell und unglaublich viel Druck hinter dem Wurf gehabt haben. Was war das für ein Zwerg?“
„Es war kein Zwerg.“, berichtigte ihn sein Assistent mit einer höflichen Tonart, „Es war ein Dunkelelf.“
„Ein verdammtes Spitzohr also…“
Bei Garbit war es wie bei den anderen Zwergen für gewöhnlich auch: Er war nicht gut auf Elfen zu sprechen. Wenn es dann noch ein Dunkelelf war, die noch mysteriösere Nebenrasse von der schwarzen Insel Idron, hat er eigentlich nur noch den Tod verdient.
„Wieso hatten wir den eigentlich drinsitzen?“
Der Wächter und Silberhammers Assistent zuckten unwissend die Schultern.
„Ich könnte dies aber später noch herausfinden.“, meinte der zweite.
Garbit nickte knapp. Nachdenklich strich er sich durch seinen schwarzen Bart.
„Wie ist dieser lange Hundesohn nur aus der Zelle gekommen?“
„Die Tür haben wir aufgeschlossen gefunden.“
Während Garbit sich die Zellentür betrachtete, kam die eine Zellenwache mit dem Leichensack wieder. Zusammen mit seinem Kollegen legte er Grodwin behutsam in den Sack.
Silberhammer schaute derzeit in das Schlüsselloch. Wie erwartet fand er auch dort einen Knochen. Mit etwas Mühe holte er ihn heraus. Er war an einem Ende fein geschnitzt worden, sodass er als perfekter Dietrich dienen konnte.
Es gab keinen Anhaltspunkt, wie er die Knochen bearbeitet hatte. Garbit konnte nur vermuten, dass er die rauen Felswände zum schleifen benutzt hatte. Dies wäre sehr mühsam gewesen und hätte ebenfalls viel Geschick erfordert.
„Wie konnte er nach dem Mord denn unbemerkt vor euch anderen fliehen?“, fragte Garbit leicht zornig.
„Das ist uns auch ein Rätsel.“, versuchte einer der beiden, es zu erklären, „Ich habe die Zellen, die sich um die Ecke befinden, bewacht, und Dvan bewachte den Eingang die Treppen hoch.“
„Ich hätte ihn gesehen, wäre er an mir vorbeigelaufen.“, meinte Dvan.
„Bei euch Trantüten kann man sich anscheinend nicht so sicher sein!“, wurde Garbit lauter. „Wo sollte er sich denn bitte schön sonst verkro…-“
Der Aufsichtsleiter verstummte, als seine Blicke zufällig auf einer Öffnung der gegrabenen Lüftungstunnel fielen.
„Moment mal… das kann nicht sein… er wäre lebensmüde, wenn er das gewagt hätte.“, murmelte Silberhammer.
Die anderen Zwerge schienen nicht zu verstehen, was Garbit meinte.
„Das Spitzohr ist durch die Lüftungstunnel geflohen!“
Das komplizierte Tunnelsystem reichte bis an der Oberfläche, theoretisch wäre dies also der ideale Fluchtweg. Doch in diesen Tunneln würde die Orientierung sehr schwer fallen und es könnte das ein oder andere Wesen dort auf einen lauern. Doch wahrscheinlich war der Dunkelelf fähig, diese Hürden zu überwinden. Bei dieser Rasse wusste man nie…
„Sie meinen also, er ist zur Oberfläche gekrochen?“, fragte Silberhammers Assistent.
„Ja… doch vielleicht nicht direkt.“
Das Tunnelsystem führte praktisch überall hin. Vielleicht wollte der Dunkelelf sich vor seiner endgültigen Flucht noch etwas aneignen?
„Schnell, wir brauchen doch noch die Unterlagen des Dunkelelfen.“, wies er seinem Assistenten an.
Dieser machte sich auf den Weg, Dvan brachte gleichzeitig die Leiche zu einem Ort, der für den Moment angebrachter war. Als er die beiden Männer die Treppen hochstiegen sah, kam Garbit ein weiterer Verdacht.
„Die Schatzkammer!“, kam es aus ihm hinaus.
Er beeilte sich, zur Kammer zu gelangen. Eventuell war es noch nicht zu spät, was er aber bezweifelte.
Nach einigen abgebogenen Gängen betrat er die prächtig geschmückte Vorhalle der Schatzkammer.
„Guten Morgen, Herr Silberhammer.“, begrüßte ihn einer der Kammer-Wächter.
„Aufmachen! Schnell!“, drängte Garbit.
Die beiden Gardisten schauten sich verdutzt an.
„Ihr sollt das Tor öffnen, verdammt!“, schrie der Aufsichtsleiter.
Einer der Wachen lief angestachelt zum Hebel, um das Tor zur Schatzkammer zu öffnen. Die Tür war nicht einmal halb offen, als Garbit die Kammer betrat.
All die beeindruckenden Artefakte und Wertgegenstände kannte er schon in-
und auswendig. Er schaute in jede Ecke, in jede Kiste, um herauszufinden, ob der Dunkelelf hier eindrang und etwas stahl. Er war schon mit der Hälfte der Kisten fertig, als ihm die leere Klasvitrine auffiel. Vor Schreck gefror Garbit das Blut in den Adern. Er brauchte nicht einmal auf das Namensschild schauen, um zu wissen, was gestohlen wurde. Der Dunkelelf hatte den Phoenixstein des Gaal gestohlen. Garbit geriet in Panik. Was solle er nun tun? Er wusste nicht viel über den Stein Bescheid, doch er wusste, dass er niemals in falsche Hände geraten durfte. Selbst wenn es auf ihn nie so wirkte, es sollte angeblich einer der wertvollsten und wichtigsten Schätze des Zwergen-Königreiches sein. Der König würde mehr als nur wütend sein, wenn er davon erführe.
Dieses verdammte Spitzohr!, dachte der Aufsichtsleiter. Ich muss diese Ratte schnappen. All zu weit kann er auch noch nicht geflohen sein. Der Stein muss schnellstens wieder in seiner Vitrine liegen, bevor König Anval sein Verschwinden bemerkt.
Soldaten für die Suche beauftragen konnte Garbit nicht, dies würde den König nur neugierig machen. Er musste sich wohl oder übel an einen Söldner wenden… und ihm fiel auch der Beste ein.
Ich muss Roid kontaktieren…

Kapitel 3
Für Kay kam es wie erwartet: Die Gespräche mit König Ludwig Königreich waren so spannend wie Stall-Ausmisten. Nach einem üppigen Mahl redete der Herrscher des östlichen Königreiches mit Kays Vater über wirtschaftliche Themen, die angeblich wichtig für die Zukunft Vaskinons wären, die aber den Prinzen in keiner Weise interessierten.
Nach zwei todgeredeten Stunden hatte Kay genug.
„Vater?“
Der König hörte gerade den dünnen, Ziegenbarttragenden König des Nachbarreiches zu und schien ebenfalls leicht gelangweilt.
„Was ist, Junge?“, wandte er sich flüsternd zu Kay.
„Ich gehe eben schnell meine Notdurft verrichten.“, fiel Kay eine passende Ausrede ein.
Er verließ den Speisesaal und lief durch die großen Flure des Schlosses, die überall geschmückt mit wappenverzierten Wandteppichen und Bilder seiner Ahnen. Kay hatte nicht wirklich vor, auf die Toilette zu gehen. Er beschloss, ein wenig durch die Gemäuer spazieren zu gehen, um eine Weil von den Verhandlungen verschont zu bleiben.
Es liefen ihm mehrere Bedienstete über dem Weg, die ihn höflich begrüßten, und nicht wagten zu fragen, warum er sich nicht im Speisesaal befand. Kay entgegnete die Begrüßungen immer freundlich und gelassen. Der Hofstab gab immer sein Bestes, sie hatten es nicht verdient, respektlos und arrogant behandelt zu werden.
Während er ziellos durch die Gänge schlenderte, schwirrten ihn Gedanken über seine Schwester in den Kopf. Vorgestern waren sie abgereist und bereits gestern kam ihre erste Nachricht an.
Magus Gentrobal besaß die Fähigkeit, einen Brief mit seinen magischen Fähigkeiten direkt in Iwanus Gemächern zu senden, um Kirche und das Königreich zu informieren. Dazu bedurfte es keinen Boten oder eine Brieftaube. Per Teleport fand sich der Brief binnen Sekunden auf Iwanus Schreibtisch. In der gestrigen Nachricht stand, dass die ersten Stunden der Reise ohne größere Probleme verlaufen sind. Sie kamen schon recht weit voran und hatten für die Zweite Nacht ein paar Zimmer in einer kleinen Raststätte gemietet. Sarah ging es bestens. Gentrobal würde, wenn vorher alles wie geplant verläuft, erst wieder in ein paar Tagen schreiben. Kay war nicht besorgt, der Gruppe schien es ja gut zu gehen.
Doch Kay bemerkte immer noch einen Leichten Groll in sich. Zu gerne wäre er mitgekommen. Er wäre keine Last gewesen. Der Prinz hatte ebenfalls eine Ausbildung in Schwert- und Faustkampf genossen. Wenn es im erlaubt gewesen wäre, hätte er sich schon längst auf den Weg gemacht und ganz Vaskinon bereist.
Fast wäre der Königssohn mit einem Wägelchen Mahlzeiten zusammengeprallt.
„Verdammt Kay, pass doch auf!“
Sedrick stoppte gerade noch rechtzeitig den Wagen, bevor er mit dem Prinzen kollidiert wäre.
„Tut mir leid Sedrick, ich war in Gedanken.“, entschuldigte sich Kay.
Er kannte Sedrick durch die Ritterschule. Er und Kay hatten zeitgleich damit angefangen. Im laufe der Jahre wurden aus den beiden enge Freunde. Sedrick war mindestens ein genauso guter Schwerkämpfer wie Kay, doch er hatte es oft mit der Angst zu tun, was ihn Gelächter von anderen Kadetten und die Zuteilung in den langweiligen Wachposten einbrachte.
„Ich habe keine Lust, den Sträflingsfraß wegzuwischen. Das musste ich schon letztes Woche machen.“
Sedrick schob das Gestell in Richtung Kerker und Kay folgte ihm Spontan.
„Musst du nicht bei diesen Besprechungen dabei sein?“, wunderte sich sein Freund.
„Ja, eigentlich.“, antwortete Kay mit rollenden Augen. „Doch du glaubst nicht wie anödend das ist. So ein politischer Kram ist einfach nichts für mich.“
„Und die Prinzessin?“, erkundigte sich Sedrick schelmisch grinsend, während ein Wächter ihnen die Tür zum Kerker öffnete.
„Sie sieht nicht schlecht aus, aber etwas Arroganteres ist mir auch noch nicht über den Weg gelaufen. Ich habe die Verkuppelungsversuche von meinem Vater und König Ludwig dezent ignoriert.“, erklärte der Prinz.
Er bemerkte die gesunkene Temperatur, als er den Zellentrakt betrat. Haben wirklich alle Verurteilten so eine Kälte verdient?
„Mensch, du hast es echt nicht leicht.“, bemitleidete Sedrick seinen Freund ironisch.
Er heilt das Wägelchen an nahm ein Schälchen Essen. Der Ritter öffnete routiniert die erste Gittertür, legte das Essen hinein und schloss sie wieder. Dasselbe tat er bei der Zelle gegenüber und ging weiter.
Eine Weile lang unterhielten sich Kay und Sedrick nicht. Der Königssohn beobachtete Stumm seinen Freund bei der Arbeit. So bekam er so einige grimmige oder verzweifelte Kerker-Gesichter zu sehen.
Irgendwann fing Sedrick wieder ein Gespräch an.
„Ich habe das Essen schon mal probiert. Die Köchin gibt sich bei unserem Essen sogar noch mehr Mühe, und das muss was heißen. Aber eigentlich sollte das niemanden stören. Hier sitzen wirklich nur die Übelsten der Übelsten. Mehrfachmörder, Vergewaltiger… alles nur Abschaum.“
Der junge Ritter deutete auf eine Zelle zu Kay rechten.
„Der da… Korduban, der Sammler. Er hatte in zwei Wochen 9 Frauen auf den nächtlichen Straßen abgefangen, sie vergewaltigt, und danach das für ihn schönste Körperteil abgeschnitten.“
Der Hüne bemerkte, wie man von ihm sprach und stellte sich vor das Gitter.
„Ich wollte mir die perfekte Frau schaffen.“, gluckste der Glatzkopf mit einem Zahnlosen Lächeln.
Angewidert versuchte Kay den Gefangenen zu ignorieren, während Sedrick die Zelle öffnete und Korduban das Essen gab.
„Und der ist noch einer der Harmlosen. In den größten Städten gibt es einfach auch das dreckigste Ungeziefer.“, erklärte Kays Freund mit einem bedauernden Unterton. „Los, wir gehen weiter.“
Nach einer Weile waren sie bei den letzten Zellen angekommen, als Sedrick wieder auf jemanden deutete.
„Der hier ist der mysteriöseste.“
Kay musste etwas genauer hinschauen. Der Kerkerteil, in dem die beiden sich nun befanden, war ein wenig dunkler als die restlichen Gänge. Der Prinz sah die Silhouette einer schlanken Gestalt. Nur die Beine und die in Handschellen gelegten Arme ragten aus dem Schatten hinaus. Kay meinte aber lange, spitze Ohren erkennen zu können.
„Ein Elf?“, fragte er erstaunt
Sedrick nickte knapp.
Kay hatte ein so edles Bild von dem Volk der Wälder im Kopf, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, dass auch sie einmal Straftaten begehen würden.
Während der Königssohn versuchte, mehr vom Gefangenen zu erblicken, erzählte ihm sein Freund etwas über den Elfen.
„Er ist kein Massenmörder, nur einen Mann hatte er umgebracht, doch man weiß eigentlich gar nichts über ihn. Man hatte bei den Elfen nachgefragt, doch als die davon erfahren hatten, das er einen unschuldigen Händler ermordet hatte, meinten diese nur, dass es nicht wichtig sei, wer er ist. Dein Vater sollte über ihn richten. Nun sitzt er hier schon seit zwei Jahren, bald ist die Einberufungsfrist vorbei und es kommt zur Hinrichtung. Eigentlich ist es ja schon klar, dass keiner mehr seine Unschuld beweisen will, doch so sind halt die Gesetze.“
Kay meinte, in Sedricks Blick Respekt für den Elfen zu bemerken.
„Weißt du was ich glaube?“, begann Sedrick leiser zu werden. „Ich denke, er hätte schon längst aus dem Kerker fliehen können, wenn er wollte.“
Der Elf hatte sehr wahrscheinlich das Gespräch zwischen Kay und Sedrick mitbekommen, doch zu kümmern schien es ihn nicht.
Kays Freund gab auch ihm das Essen und ging zur nächsten Gittertür.
Plötzlich fiel dem Prinzen ein, dass er eigentlich schon auffällig lange weg von dem Speisesaal war. Er musste wohl oder übel wieder zurück.
Der Prinz verabschiedete von Sedrick, worauf dieser die Kerkergänge weiter ablief.
Kay spurtete zum Speisesaal. Als er angekommen war, fragte ihn zu seinem Glück keiner von den Anwesenden, wo er so lange blieb. Er setzte sich in seinem Stuhl und tat so gut es ging so, als ob er bei den Verhandlung zuhören würde. Nur wenn er über irgendetwas gefragt wurde, öffnete der Prinz seinen Mund und gab nur neutrale Antworten. Seine Gedanken wären nämlich immer noch bei der Reisegruppe seiner Schwester. Und bei dem mysteriösen Elfen im Schlosskerker.

Kapitel 4
„Sarah? Du musst aufstehen.“
Spät reagierend öffnete Sarah die Augen. Das erste, was sie sah, war Savania. Die Elfe lächelte sie friedlich an.
„Du hast wohl noch tief geschlafen.“
„Ja, ich muss mich erst einmal an die langen Märsche gewöhnen.“, gab die Prinzessin zu.
Die Reisetaktik der Gruppe bestand darin, in den ersten Tagen soviel wie möglich voranzukommen. Sarah und die anderen wurden zielgerecht von der elfischen Reiseleiterin durch Stadt und Wald geführt. In fast einem ganzen Tag hatten sie das zentrale Königreich hinter sich gelassen. Gestern liefen sie ebenfall viele Kilometer. Am zweiten Tag hatten sie in Voigtquell haltgemacht, einen kleinen Dorf im südlichen Königreich. Die einzige Gaststätte, genannt Haus Schönrast war zwar nicht wirklich groß und hatte gerade mal genügend Zimmer für die ganze Gruppe, doch ihnen wäre sonst nichts anderes übrig geblieben, als wieder draußen zu schlafen. Die vier Wände waren da schon die angenehmere Wahl.
Sarah und Savania bekamen als einzige weibliche Reiseteilnehmer das größte Zimmer zugeteilt.
„Das ist kein Problem, so etwas ist normal.“, meinte Savania. „Aber Ritter Frederik hat gerade angeklopft. Sie planen in der nächsten Stunde, weiter zu reisen.“
Sarah stand geschwind auf, um sich fertig zu machen. Sie war sich ihrer Verantwortung bewusst und wollte auch nicht sehr viel im Weg stehen. Zügig zog sie ihre Schlafkleidung aus-während die Elfe sich wegdrehte- und zog sich danach so schnell es ging ihre Priesterrobe samt dem Schmuck um.
„Wie war die Nacht in menschlichen Gemächern, Savania?“
In den letzten Tagen wurde die Elfe immer sympathischer für Sarah und so langsam schien sich eine Art Freundschaft zwischen den Beiden zu entwickeln.
„Klaustrophobisch.“, lachte Savania. „Es war nicht das erste Mal, doch ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen.“
Die Elfe deutete auf die Wandseite hinter ihr.
„Obwohl dieses Haus aus einem Baum gebaut erbaut worden ist, seid ihr der Natur fern. Totes Holz verwendet man für Werkzeuge oder ähnliches, nicht um sich von der Natur abzuschirmen.“
Sarah musste an Savanias Geschichten von ihrem Volk denken. Die Reiseleiterin hatte ihr einiges aus dem Alltag der Kinder des Waldes erzählt. Elfen errichteten sich ihre Häuser in Bäumen. Sie wurden niemals vorher gefällt. Stattdessen sprachen die Elfen zu ihnen. Die kräftigsten Bäume erlaubten ihnen, einen Hohlraum in ihrem Innersten zu erstellen. Der Baum gab ihnen Wohnraum samt Geborgenheit, und die Bewohner sorgten dafür, dass es ihr lebendiges Heim nicht zu Schaden kommt. Die Elfen bildeten eine Zweckgemeinschaft mit der Natur. Dies beeindruckte die Königstochter. So sollte jedes Volk leben. Wenn sie genauer nachdachte, war es erschreckend, wie fremd die Natur für die Menschen geworden ist.
Es dauerte nicht mehr lange, und Sarah war fertig. Sofort verließen die beiden samt Gepäck ihr Zimmer und gingen die Treppe zum Empfangsraum hinunter.
Dort warteten bereits die restlichen Gruppenmitglieder. Sarah sah, wie die zwei Pagen draußen die Pferde sattelten. Die Anderen warteten einfach nur noch auf die Abreise. Ritter Gunther, der ranghöchste der sechs Ritter, bezahlte währenddessen den Besitzer der Herberge. Der alte Mann bedankte sich herzlich. Wahrscheinlich hatte er noch nie so viele Gäste auf einmal in seinem Haus untergebracht. Dank Sarahs Vater musste die Reisegruppe sich auch keine Sorge um Geld machen.
„Die Pferde sind gesattelt.“, sagte Ritter Domian Bescheid, der sich zuvor bei den Pagen erkundete.
„Gut. Wir reisen sofort weiter.“, verkündete Gunther.
„Das würde ich auch vorschlagen.“, warf Gentrobal ungeduldig in den Raum. Eilig verließ er das Gasthaus und ging zu seinem Pferd. Schon von Anbeginn stellte sich heraus, dass der Magier ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse war. Er war ein besserwisserischer Starrkopf. Sarah versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren.
Momente später waren auch die restlichen Reiseteilnehmer zu ihren Reittieren gekommen. Sarah streichelte ihrem Pferd zur Begrüßung die Stirn. Es antwortete ihr mit einem zufrieden klingenden Schnauben. Das Tier hatte den Namen Edelweiß. Der Namensgeber schien ein Liebhaber des ironischen Humors zu sein, denn die Zuchtstute hatte ebenholzfarbenes Fell. Es war das schönste Tier im Hofstall und war gut für eher unerfahrene Reiter geeignet. Savania erzählte den anderen, dass nach Voigtquell ein kleines Waldgebiet folgte, das es zu durchqueren galt. Sarah wurde ein wenig flau im Magen. Gestern hatte die Elfe beim Abendbrot vorgewarnt, dass in letzter Zeit mehrere Sichtungen von Orks in diesen Wäldern gemacht wurden. Dies konnte die Familie des Gasthausbesitzers bestätigen. Sie rechneten jeden Tag mit, dass die grausamen Kreaturen das Dorf angreifen würden. Savania beruhigte die Priesterin aber. Sie vermutete, dass es sich nicht um eine große Horde handelte und sie sicher auch zu umgehen war. Und Ritter Gunther versicherte ihr, dass er und seine Männer für die Unversehrtheit der Gruppe sorgen würden. Doch natürlich ließ Sarah das nicht wirklich viel ruhiger werden.
Denke einfach nicht daran., versuchte sich Sarah gedanklich selbst zu beruhigen. Ehe du dich versiehst, habt ihr den Wald schon hinter euch.
Die Reisegruppe, angeführt von Savania, dicht gefolgt von drei Rittern der königlichen Garde, machte sich nun auf. Auch Sarah gab ihrem Pferd bescheid, loszugaloppieren.
Arnia, stehe mir bei.

Erleichterung machte sich in der Königstochter breit. Der Wald wirkte alles andere als bedrohlich. Er war wunderschön. Das Forst bestand aus den verschiedensten Bäumen, doch am häufigsten ritt die Gruppe an kräftigen Buchen vorbei. Die Morgensonne schien durch das Blätterwerk hindurch und spendete noch genügend Licht. Die meisten Walbewohner schienen schon wach zu sein, doch mehr als sie zu hören konnte man die scheuen Vögel und Nager nicht. Dass im Allgemeinen noch angenehme Temperaturen herrschten, ließ Sarah ein wenig entspannter werden.
„Diese Vögel…“, fing Sarah ein Gespräch an. „Ihr Gesang… er ist wunderschön.“
„In der Tat. Solch klare Töne hört man selten von einem Vogel.“, wunderte sich Ritter Frederik.
„Jeder Vogel könnte die schönsten Klänge als die meisten Barden erklingen lassen.“, stellte Savania klar. „Natürlich aber nur, wenn sie es wollen.“
„Was so schön singen kann, schmeckt sicher auch wunderbar.“, feixte Ritter Bruno, der breitschulterigste Ritter der Leibgarde, was ein paar seiner Kameraden zum Lachen brachte.
Von Savania erntete er dafür aber böse Blicke. Sarah musste leicht grinsen, als sie daraufhin den eingeschüchterten, leicht kindlichen Blick von Bruno sah. Die Ritter waren allesamt raue Burschen und waren bekannt für ihre derben Scherze. Sie verübelte es ihnen nicht. Sie hatten einen harten Alltag, sie dürften ihn ihrer Meinung nach auf das Möglichste versüßen.
Nach einigen weiteren Metern kamen sie an einen kleinen Bach an, der mitten durch den Weg floss. Es war eine Leichtigkeit, ihn zu überqueren. Die Gruppe hielt aber noch kurz an, um sich noch ein wenig mehr mit Wasser zu versorgen. Gentrobal hatte Bedenken, dass das Bachwasser auch Rein genug war, doch Savania versicherte ihm, dass sie es unbedenklich einfüllen konnten. Die Elfe schien es genau zu wissen.
In der nächsten Zeit ging der Waldpfad einfach nur noch geradeaus, ohne jegliche Hindernisse.
Die langsam aufkommende Langeweile veranlasste die Ritter, ein Lied anzustimmen. Sie waren allesamt keine Barden, vielmehr grölten sie ihre Lieder vom Bier und vom Kampf. Wegen den recht vulgären Texten erinnerte sie Ritter Gunther sich zu zügeln, da immerhin noch Damen mitreisten. Doch als Sarah plötzlich mitsang, lachten allesamt überrascht und sangen weiter.
„Unglaublich.“, hörte sie Gentrobal Murmeln. „Benehmen sich wie eine Horde Zwerge.“
„Haben sie schon mal Zwerge getroffen?“, erkundigte sich die Prinzessin.
Sie selbst hatte jemanden vom kleinen Volk nur von weitem auf verschiedenen Marktplätzen gesehen.
„Selbstverständlich.“, stempelte Gentrobal es ab, als ob es einer der natürlichsten Dinge der Welt sei. „Sie haben mich vor ein paar Jahren gebeten, ihren Damm nahe dem Schloss ihres Königs mit einem Bann Zauber zu belegen. Eigentlich verabscheuten sie Magie, was mir ja schon immer unerklärlich war, aber in letzter Zeit gab es Anzeichen, dass das Untergründige Wasser den Damm bezwingen konnte. Dank meines Zaubers wird dies vorerst nicht geschehen.“
Gentrobal scheint tatsächlich mächtige Zauber zu beherrschen., dachte Sarah sich.
„Stimmt es eigentlich, dass die Zwerge in Wirklichkeit nur in einer riesigen Stadt leben?“, fragte die Königstochter weiter.
Gentrobal gab nur ein Nicken zur Antwort und machte damit deutlich, dass er nicht auf einen Plausch aus war.
Leicht enttäuscht ritt sie wieder ein wenig voraus.
„Schaut!“
Ritter Kevins Rufe ließen alle Blicke nach links, etwas abseits vom Pfad fallen.
Jemand hatte eine Bärenfalle aufgestellt, die auch ein Ziel fand. Das Bein eines Hasen hatte sich in sie verfangen. Sich nicht rührend lag es der Gruppe den Rücken zugekehrt auf dem Gras.
Sarah fühlte Mitleid mit dem Nager. Selbst wenn sie schon diese Wilderer-Falle selbst verabscheute, viel tragischer war es, dass sie ein falsches Opfer brachte. Sie schaute zu Savania hinüber. Ein Ausdruck der Verachtung lag in ihrem Gesicht. Doch sie schwieg.
Die Prinzessin stieg von Edelweiß ab und lief zu dem Tier.
„Prinzessin, das Tier ist doch wahrscheinlich schon tot...“, meinte Ritter Gunther.
„Das mag sein, doch ich lasse nicht zu, dass der Leichnam so elendig liegen bleibt.“
Sarah war nur noch wenige Schritte von der Bärenfalle entfernt, als Savania aufschrie.
„Vorsicht!“
Doch bevor die Königstochter reagieren konnte hob sie geschwind vom Boden ab. Verdutzt nach unten schauend bemerkte sie, dass sie in eine Netzfalle getreten ist. Nun hing sie baumelnd an einer der robusten Buchen.
Erst jetzt realisierte sie, dass sie dadurch eine rostige Glocke über ihr zum ertönen brachte.
Die Königliche Garde reagierte schnell. Sie stiegen nun auch von ihren Pferden und liefen zu der Falle, um die Prinzessin zu befreien. Gerade als Frederik sein Schwert zückte, erklang lautes Gebrüll aus der Ferne.
Sarah lief ein kalter Schauer durch den ganzen Körper. Sie ahnte, von wem diese unmenschlichen Schlachtrufe stammten.
„Es sind Orks, macht euch zum Kampf bereit!“, rief Savania.
Als man die ersten Plünderer kommen sah, bemerkte Sarah die Furcht in den Gesichtern der Pagen. Ihr Gesichtsausdruck sah wahrscheinlich nicht viel anders aus.
Die Ritter holten nun alle ihre Schwerter aus der Scheide und gingen in die Kampfposition. Savania zog einen länglichen Krummdolch aus ihrem Gürtel. Diese Waffe kannte Sarah normalerweise nur als gewöhnliche Schurkenwaffe, doch das Exemplar der Elfe war mit edlen Runen verziert.
„Haltet euch hinten und passt auf die Pferde und den Proviant auf.“, beauftragte Gunther die zwei jungen Pagen. „Kevin und Ivan, ihr weicht der Prinzessin nicht von der Seite.“
Die beiden Ritter antworteten mit einem entschlossenen Nicken.
Sarah versuchte, ihre Panik unter Kontrolle zu halten, als sie sah, wie die Horde Orks nun nicht mehr weit entfernt war. Es waren zwölf, und sie alle waren mit primitiven Keulen bewaffnet. Sie sahen noch abscheulicher aus, als sie es sich vorgestellt hatte.
Als die grünhäutigen Schweinegesichter bei Sarahs Gruppe angekommen war, begann auch sofort der Kampf.
Angespannt verfolgte sie das Geschehen. Die Orks prügelten brutal auf die Gardenmitglieder ein, was sich aber dank den Blockhieben und den Rüstungen der Ritter als wenig erfolgreich herausstellte. Gunther stach schon beim Eintreffen eines Orks diesen zu Boden. Ritter Bruno setzte sich mit zwei Orks gleichzeitig auseinander. Während er den ersten Ork mit einem festen Tritt wegstieß, stach er seinem zweiten Gegner tödlich in die Kehle. Als die andere Schweinenase wieder auf ihm zukam, dauerte es nicht mehr lange, bis dieser durch zwei Hiebe in Brust und Bauch tot zusammenbrach. Frederik war mit dem größten der Horde beschäftigt. Der Hüne hieb ununterbrochen mit seiner mit Stacheln versehenden Keule auf den Ritter ein, so dass Frederik genug mit dem Ausweichen beschäftigt war. Doch als der Ork einmal zu weit ausholte, kam das Gardenmitglied zum Zuge. Sein Schwert fand sein Ziel in der Herzgegend seines Gegners, bevor dieser seinen Hieb vollenden konnte. Sofort kam ein Nächster auf ihm zu. Währenddessen beendete Ritter Domian gerade ein Ork-Leben, indem er seinem Kontrahenten fast den Kopf spaltete. Ehe er sich versah, griff ihn schon sein Gefährte an. Er blockte die Keulenhiebe klirrend mit seinem Schwert.
Bevor Sarah das Duell weiterverfolgen konnte, schaute sie auf die beiden Ritter, die sie schützen sollten. Bis jetzt war noch kein Ork bis zu Kevin und Ivan vorgedrungen, doch sie sah Entschlossenheit in ihren Gesichtern. Die Königstochter konnte auf die Beiden vertrauen. Sie fragte sie mit zittriger Stimme, ob man sie nicht lieber aus dem Netz holen sollte. Doch Ivan fand, dass die Prinzessin ironischerweise in der Falle sicherer aufgehoben sei. Sarah spürte den Widerstand zu dieser Entscheidung in ihr aufkommen, doch sie wusste, dass sie auf die Erfahrung der Garde vertrauen konnte.
Schmerzenschreie ließen sie wieder ins Kampfgetümmel blicken. Savania brachte in wenigen Augenblicken gleich drei Gegner zur Strecke. Die Elfe konnte sich schneller bewegen als jeder ihrer Mitstreiter und das bereitete den Orks gewaltige Probleme, sie mit ihren Keulen zu treffen. Als Domian gerade seinen Gegner besiegte, bemerkte er nicht den ausholenden Ork hinter sich. Savania stach dem Grünhäutigen zuvorkommend in die Rippe. Ein Hieb vom Ritter trennte daraufhin den Kopf vom restlichen Körper. Es verging kein weiterer Moment, als Frederik seinen Gegner bezwang, und der letzte Ork fand seinen Tod durch Gunthers Klinge. Als der letzte Ork mit klaffender Brustwunde zu Boden fiel, atmete Sarah erleichtert auf.
Der Kampf dauerte nur wenige Minuten und war sehr einseitig. Der Priesterin wurde bewusst, dass sie sehr zuverlässige Beschützer hatte. Sie konnte sich vorstellen, dass die weitere Reise zum Segenfels ohne größere Probleme bewältigt werden könnte.
„Damit wäre die Orkplage in dieser Gegend ja beseitigt.“, kommentierte Ritter Bruno den Ausgang des Kampfes trocken.
Sein Blick fiel daraufhin zornig auf Gentrobal.
„Hätten sie uns nicht mit ihren Zauberkünsten unterstützen können, oh werter Herr Magus?“
Der Gardenführer Gunther ermahnte Bruno wegen der respektlosen Frage.
„Das hätte ich in der Tat, doch ich konnte ja wohl annehmen, dass sie mit ein einem elenden Gesindel wie diesen Orks alleine zurecht kommen könnten.“, erklärte Gentrobal. „Außerdem darf ich meine Kraftreserven nicht für jede Kleinigkeit verschwenden.“, fügte er mit einem arroganten Tonfall hinzu.
Das breitschultrige Gardenmitglied wollte antworten, doch die warnenden Blicke Gunthers ließen ihn stoppen.
Sarah wurde nun endlich aus dem Netz geholt. Die Augen verdrehend ging Ritter Ivan ihrem Wunsch nach, den Hasenleichnam zu vergraben. Die anderen Ritter und Savania reinigten in der Zeit ihre Waffen vom Blut. Die Priesterin bemerkte erst jetzt richtig, dass Orkblut eine purpurne Färbung hatte. Sie hoffte, dass sie solch brutale Konfrontationen nie mehr mit ansehen müsste.
Savania empfahl, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und sofort weiter zu reisen. Also stiegen alle Gruppenmitglieder auf ihren Pferden und ritten los.


Kapitel 5
König Alwin starrte wieder einmal auf das Portrait, welches in der Hofbibliothek hing. Er wusste, dass es ihn nur Leid brachte, doch er konnte manches Mal einfach nicht anders. Das Bild zeigte seiner Tochter Ana. In gerader und eleganter Haltung saß sie auf einen mit Schnörkeln und Bernsteinen verzierten Stuhl, so wie es sich für eine Adelige gehörte. Ihr Lächeln, welches der Maler in dem Gemälde festhielt, war nicht aufgesetzt, das wusste Alwin. Sie war glücklich. Das Portrait wurde einen Monat zuvor erstellt. Einen Monat, bevor sie starb.
Warum in alle in der Welt, Arnia, musstest du sie mir nehmen?
Diese Frage stellte sich Alwin oft. Es jährte sich bald erneut der Tag, an dem sein Kind verstarb. Eine mysteriöse Krankheit brach über sie hinein. Eines Morgens konnte sie nicht mehr aus dem Bett steigen, ohne gleich zusammen zu brechen. Sie verfiel in einen fieberartigen Zustand, für die die Hofheiler nicht einmal ein Mittel fanden, um zumindest ihr Leiden zu lindern. Alwin und seine Frau Silvia waren in großer Sorge und riefen die besten Mediziner von ganz Vaskinon in ihr nördliches Königreich, doch auch von ihnen fand niemand ein Heilmittel. Keiner von ihnen hatte diese Krankheit zuvor gesehen. Alwin hatte auch später niemals erfahren, um welche es sich handelte.
Es vergingen Wochen des Leidens, und Anas Zustand wurde von Tag zu Tag schlimmer. In der vierten Woche fanden ihre Qualen ein Ende. Der König wollte es lange nicht wahrhaben, dass seine geliebte Tochter nicht mehr lebte. Im Grunde wollte er es eigentlich selbst heute nicht.
Es ist schon neunzehneinhalb Jahre her und die Spuren des Alters häuften sich immer mehr in der Erscheinung des Königs. Doch Alwin hatte Gründe, die ihn nicht daran zermürben ließ: Seine wunderbare Frau und ihr Sohn, dem sie ihn 3 Jahre später gebar. Er gab sein bestes, um einen guten Vater abzugeben, doch dadurch Ana komplett aus seinen Gedanken zu streichen, dass konnte der Herrscher des nördlichen Königreiches nicht. Er fand die Vorstellung grausam, sein verblichenes, erstes Kind durch ein Neues zu vergessen.
„Bist du schon wieder hier?“
Alwins Gattin rief ihn aus seinen Gedanken. Er schaute in ihr besorgtes Gesicht.
„So langsam ziehe ich es in Erwägung, es abzuhängen.“, sagte Silvia.
Alwin schüttelte verneinend den Kopf.
„Das brauchen wir nicht zu tun. Wirklich nicht.“
Einen kurzen Moment lang sagten beide nichts. Alwin liebte sie nach all den Jahren immer noch genauso wie vorher. Er wusste, dass sie genauso viel unter den Verlust zu leiden hatte, wenn nicht sogar noch mehr als er. Doch sie blieb stark, so wie er es von ihr nicht anders kannte. Er wusste, dass sie es unter anderem auch aus Rücksicht zu ihm tat. Sie wollte ihn nicht noch trauriger werden lassen.
„Glaub mir, für mich ist es genauso schwer.“, brach Silvia die erdrückende Stille. „Das Schicksal meinte es damals nicht gut mit uns. Es ist schon so lange her, und es kommt mir immer noch wie gestern vor, als sie noch unter uns weilte. Doch wir müssen uns auf das hier und Jetzt konzentrieren. Das hätte Ana auch so gewollt. Freue dich auf die morgige Jagd mit deinem Sohn. Du und Lars, ihr habt schon so lange nichts mehr miteinander unternommen. Das wird dich auf andere Gedanken bringen.“
Alwin lächelte überzeugt. Sie hatte Recht. Ana hätte es auch so gewollt. Er erhob sich von seinem Sitz und ging zu ihr. Der König hielt die Hände seiner Frau. Sie waren warm. Silvia gab ihm immer Wärme.
„Du hast Recht, Silvia. Hätte ich dich nicht, wäre ich nur ein halb so guter König. Und erst Recht nur ein halb so guter Vater.“
Das Ehepaar schloss sich in die Arme. So verweilten sie einen Moment lang, bis ein Klopfen an der Tür sie aus der Zweisamkeit entriss. Genervt durch diese Störung, bat er die Person hinter der Tür trotzdem herein.
Es war ein Mitglied des Hofpersonals. Mit einer entschuldigenden Geste an das Königspaar gerichtet, erklärte er dabei sein Aufsuchen.
„Eure Majestät, Entschuldigen sie die Störung, doch ein Unbekannter verlangt nach einer Audienz. Er ließ sich nicht abwimmeln und behauptete, dass er etwas hätte, was sie interessieren könnte.“
Alwin wunderte sich. Wer könnte der Fremde sein? Er wandte sich wieder seiner Frau zu.
„Geh schon.“, erlaubte ihm Silvia, bevor ihr Mann etwas sagen konnte.
Alwin nickte und ging in Richtung Thronsaal.

Die Saalwächter nahmen eine noch strammere Haltung an, als der König die Halle betrat.
Seine Blicke fielen sofort auf den Unbekannten, der den angemessenen Abstand zum Thron einhielt. Er trug eine alt aussehende, dunkle Kutte, die sein Gesicht verdeckte. Der Verhüllte schien das Eintreffen Alwins nicht bemerkt zu haben, denn er zeigte keine Reaktion und starrte weiterhin auf den Roten Teppich auf seinen Boden.
Langsam wurde Alwin neugieriger, um wen sich handeln könnte. Still saß er sich auf seinen Thron, und erst dann begann der Fremde ein Gespräch.
„Seid gegrüßt, eure Majestät.“
„Seid gegrüßt, Fremder.“, entgegnete der König knapp. „Bevor wir zu ihrem Anliegen kommen, könnte ich euren Namen erfahren?“
Der Unbekannte hob seinen Kopf und legte die Kapuze ab.
„Mein Name ist Jilan.“
Ein Aufschreien ging durch die Reihen des Hofstabs. Reflexartig hielten sie ihre Schwerter bereit. Der Unbekannte war ein Dunkelelf.
Beschwichtigend hob Jilan die Hände.
„Keine Sorge, ich habe keine feindlichen Absichten, eure Majestät.“
Der König war mindestens genauso aufgebracht wie seine Untertanen.
„Was sollte ein Dunkelelf schon für friedliche Absichten hegen?“
Ein eiskaltes Lächeln machte sich im Gesicht des Dunkelelfen breit.
„Ob sie friedlich sind, möchte ich nicht behaupten. Nennen wir es eher ein Geschäft.“
In Alwins Kopf klingelten die Alarmglocken. Er wusste, dass man einen Dunkelelfen nicht trauen durfte. Die Wesen von der düsteren Insel Rayzadan waren bekannt für ihre Boshaftigkeit, besonders ihr Hass gegen das edle Volk der Elfen des Waldes.
Vor tausenden von Jahren, in den Anfangstagen Vaskinon, lebten die dunklen Elfen auch noch auf dem Kontinent. Der Legende zufolge, schuf Liviat, die Göttin der Elfen, nach dem Waldvolk eine zweite Rasse. Doch irgendetwas ging dabei schief. Die ersten Dunkelelfen waren schon durchtrieben und von Neid geprägt. Sie bekamen den gleichen Segen von ihrer Mutter wie ihre Vetter, doch sie konnten einfach nicht genug bekommen. Sie stahlen die Besitztümer von den benachbarten Völkern, egal ob von Elfen oder von Menschen. Liviat hatte mehrere Warnungen ausgesprochen, doch die Dunkelelfen wollten nicht hören. So erschuf die Göttin eine Insel, die unwürdiger nicht sein konnte, und verbannte das Volk der Dunkelelfen dorthin. Sie hatte einen Fluch ausgesprochen, dass das dunkle Volk niemals mehr ein Reich auf Vaskinon errichten kann. Und dies hielt bis heute auch an.
Es sind schon viele Kriege gegen sie geführt worden, denn die Dunkelelfen ließen keinen Versuch aus, Vaskinon Stück für Stück zu erobern. Doch im letzten „schwarzen Krieg“ wurde ihr Reich schließlich mit geballter Kraft des Tri-Imperatum, den drei mächtigsten Völkern Vaskinons, förmlich zerschmettert. Die Ermordung ihrer damaligen Königin, die magiebegabte Iria durch die Klinge von König Izondal, dem heute noch lebenden Elfenkönig, läutete das Ende des niederträchtigen Volkes ein. Dies war vor 350 Jahren. Das Reich der Dunkelelfen existiert heute noch, doch soweit Alwin es weiß, ist es nur noch ein kümmerliches, unorganisiertes Königreich, vor welches man sich keine Sorgen mehr machen müsste.
„Tut mir Leid, doch ich bin nicht interessiert.“, lehnte Alwin sofort ab.
„Was sollen diese Vorurteile?“, beschwerte sich Jilan, immer noch das Lächeln auf den Lippen habend. „Sie haben sich mein Angebot ja noch nicht einmal angehört.“
„Ich glaube, ich bin nicht zu voreilig, wenn ich es jetzt schon ablehne.“, meinte der König.
Eine weile lang schwieg Jilan, dann wühlte er in seiner Kuttentasche. Er holte einen edlen geschliffenen Bernstein hervor.
„Kennen sie diesen Stein?“
Der König erschrak.
„Ist das etwa…?“
Der Dunkelelf nickte kichernd.
„Ja, es ist der Phoenixstein des Gaal.“
Vor entsetzen stand der Herrscher von seinem Thron auf.
„Wie konnten sie es wagen, ihn zu stehlen? Dies ist ein göttliches Relikt!“
Der weißhaarige Dunkelelf lachte laut auf.
„Wieso sollte ich Respekt vor den Göttern haben? Und erst Recht vor den der kleinwüchsigen Bastarde? Ich habe keinen Gott. So ist es meinem Volk vorbestimmt. Sie haben meinen Respekt nicht verdient.“
„Wachen ergreift ihn!“
Sofort rannten die Ritter des Königs auf dessen Befehl auf Jilan zu. Dieser sprang geschickt zur Seite und wich den Schwerthieben aus. Alwin konnte es nicht richtig sehen, so schnell schlug er den ersten Rittern die Waffen aus der Hand. Und Jilan hatte immer noch keine Waffe gezückt. Erstaunt über diese Gewandtheit blieb die Garde still stehen.
„Ich bitte euch einfach nur, mir zuzuhören, eure Majestät. Ihr wird euch interessieren.“, erklärte Jilan.
Alwin fand zunächst keine passenden Wörter. Er war noch sprachlos über die Schnelligkeit des Dunkelelfen.
„Nun gut, erzählt…“, entschied der Monarch.
Er gab seinen Männern ein Zeichen, zu ihren Positionen zurück zu kehren.
„Ich nehme an, sie kennen die Geschichte der Phönixsteine?“, vermutete Jilan.
Alwin nickte.
„Sie wurden alle drei im 700. Jahr Vaskinons, das letzte Jahr, in dem die drei Götter noch aktiv über den Kontinent richteten, erschaffen, von Gaal und seinen beiden Schwestern, Arnia und Liviat selbst. Wenn Vaskinon jemals wirklich ernsthaft bedroht wurde, und niemand einen Ausweg dafür sah, konnte man mithilfe der Steine jemand längst Verstorbenen erwecken. Jede Seele wird wiedergeboren, und existiert in einer anderen Hülle. Doch durch das Phönixritual kommen die alten Erinnerungen eines früheren Lebens im ausgewählten zurück und bekommt auch dessen Gestalt. Das letzte mal wurde es gegen euer Volk eingesetzt, Jilan. Durch die Projektion der drei Steine hat das Tri-Imperatum hatte damals den legendären Helden der Elfen, Vayon, in König Izondal wiederentdeckt, und ihn kurzzeitig wiederbelebt. Denn er kannte die Bestandteile, um das göttliche Schwert zu erstellen. Mit dieser Waffe hatte man Iria mit einem Stich töten können.“
Jilan nickte bestätigend.
„Der Phoenixstein des Gaals wurde den Zwergen vermacht.“, fügte der Dunkelelf hinzu. „die anderen Beiden, der Phoenixstein Arnias und Liviats, wurde jeweils den Menschen und den Elfen gegeben. Hilft mir, die anderen Steine zu erlangen.“
„Wieso sollte ich so etwas Wahnsinniges tun?“, schrie Alwin auf.
„Nun, lassen sie mich es erklären. Ich habe viele hunderte Jahre im Verließ der Zwerge verbracht. Das alles nur, weil ich schon einmal versucht habe, den Phönixstein zu stehlen. Ich war auf willige Käufer aus, die mir passende Summen dafür auszahlen würden. Doch leider bin ich gescheitert und musste unzählige Tage auf engsten Raum in einer dreckigen Höhle verbringen. Ich hatte aber nun endlich die Möglichkeit gehabt, zu fliehen. Als ich die Wache überwältigt habe, habe ich nicht sofort die Flucht im Sinne. Damit wollte ich mich nichtzufrieden geben. Ich wollte, dass alle die Jahre wenigstens ein wenig entschädigt werden und habe abermals versucht, den Stein zu stehlen. Zu meinem Glück habe ich festgestellt, dass sie die königliche Schatzkammer schlampiger Bewacht haben als damals, und so kam ich leicht per Lüftungsschacht in die Kammer. Es war ein harter Weg, bis zur Oberfläche zu gelangen. Doch als ich es geschafft hatte, machte ich mich sofort auf die Suche nach möglichen Interessenten. Ich habe auch jemanden gefunden, einen wohlhabenden Zuhälter hier aus Rothbronn. Doch er besaß noch lange nicht soviel Geld, wie behauptet. Er war auch noch so töricht und hatte versucht, mit seinen Männern mir den Stein gewaltsam abzunehmen. Dies mussten sie dann mit dem Leben bezahlen. Ich war also wieder am Anfang, und informierte mich hier ein wenig über die Gegend. Dabei bekam ich auch zu vieles über sie zu hören. Und über ihre Tochter.“
Der Monarch stockte der Atem. Worauf wollte der Dunkelelf hinaus?
„Ich habe in der Schatzkammer auch eine Schriftrolle über den Vorgang Des Wiedererweckungs-Rituals gefunden. Dort steht auch, wie ich bestimmte Seelen ausfindig machen konnte. Als ich von ihrer verstorbenen Tochter gehört hatte, kam mir sofort die Idee, den Stein nach ihrer Seele zu fragen.“
Alwin fehlten die Wörter. Die langsame Abfindung mit Anas Tod dank der Unterstützung seiner Frau fiel durch Jilans Aufwühlung wieder zusammen.
„W…was… wollen sie damit sagen…?“
„Mit ihrer Hilfe könnte ich an allen drei Steinen gelangen und die Seele ihrer wiedergeborenen Tochter finden. Wir könnten Ana wieder zu ihnen bringen, eure Majestät. Alles was ich dafür will, ist finanzielle Sicherheit und vielleicht noch den ein oder anderen Gefallen.“
Könnte dies Jilan wirklich tun? Könnte er seine Tochter wiedererwecken?, fragte sich der König.
Wenn er Ana wieder bei sich hätte, wäre er der glücklichste Mensch Vaskinons. Doch sein Verstand suchte Alwin schnell auf.
Ich kann nicht die Mächte der Götter für eigennützige Wünsche ausnutzen. Andererseits, Arnia meinte es nie wirklich gut mit mir. Ich habe zwar noch einen Sohn, doch es ging ja nicht nur um Ana. Wie viel Lied und Pech brachte es mir und selbst meinem Volk?
Auch wenn Alwin auch ahnte, dass dies vielleicht Ärger mit dem restlichen Königreichen bedeuten könnte, die Vorstellung, seine Tochter wieder in seinen Armen halten zu können, war einfach viel zu verlockend. Man müsste unbemerkt vorgehen. Dies würde schon irgendwie gehen. Jilan sah nach einem fähigen Mann aus.
Jilan schien eine Weile lang den König Zeit zum Überdenken zu lassen.
„Wie lautet ihre Entscheidung, König Alwin? Wollt ihr eure Tochter wieder sehen?“
Alwin konnte ahnen, dass dies vielleicht eine dumme Idee war, doch er hatte sich längst entschieden.
„Sagt mir, wie ich euch helfen kann.“

Ianus
19.11.2006, 18:34
Etwas, dass mir auffiel ist, dass du auf sehr moderne Adjektive zurückgreifst: "klapprig" z.B. für die Beschreibung eines Trupps Ritter. Bei Fantasywerken sollte man davon ausgehen, dass die Welt eine eigene Kultur hat, welche die Sprach- und Denkmuster der Bewohner prägt und dass sie Gründe hätten, um ihre fähigeren Truppen, ausgestattet mit dem besten verfügbaren Waffen mit einem Adjektiv zu belegen, dass für den hiesigen Leser in der Bedeutung Worten wie "schäbig, alt, überholungsbedürftig" nahesteht. Es wäre vielleicht vernünftiger, in Fällen bei denen du dir nicht sicher bist, warum jemand welche Position gegenüber etwas einnimmt die Position des allwissenden Erzählers aufzugeben und einfach blos Gesichtsausdrücke oder Gesten zu beschrieben anstelle Einsichten in den Kopf der Charaktere zu gewähren.

Die andere Sache ist, du schreibst sehr unmodern. Du solltest nicht lang und breit erklären müssen, warum ein Charakter zu welcher Einstellung gegenüber was gekommen ist und wie die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen sind, sondern dies in ihrem Verhalten zueinander und den Sprachmustern ausdrücken. Du brauchst weniger Erklärungen und mehr Andeutungen, IMO.

Smackin' Isaiah
19.11.2006, 18:50
Dass ich manches Mal zu unpassende Adjektive für diese "Welt" Benutze, habe ich mir manches Mal auch schon gedacht. Doch dann kam mir immer das Argument im Sinn, dass es, wenn es schon meine eigens erschaffene Welt ist, auch manche Wörter benutzen und andere Gesprächsweisen, die vielleicht im Mittelalter (die Epoche, dass der Welt in der die Geschichte spielt, wohl am meisten ähnelt) nicht üblich waren. Wenn es schon eine ganz andere Welt ist, könnte sie auch schon eine eigene Sprachkultur besitzen, die schon moderner ist als die damals im Mittelalter.
Doch ich werde versuchen, dass eher in Grenzen zu halten :) (und den Text nochmal durchlesen und die Adjektive noch einmal überdenken)


Es wäre vielleicht vernünftiger, in Fällen bei denen du dir nicht sicher bist, warum jemand welche Position gegenüber etwas einnimmt die Position des allwissenden Erzählers aufzugeben und einfach blos Gesichtsausdrücke oder Gesten zu beschrieben anstelle Einsichten in den Kopf der Charaktere zu gewähren

Tut mir Leid, es kann sein, dass ich jezz ein wenig wuschig wegen des Lerneens für die morgige Arbeit bin, aber irgendwie habe ich keine Ahnung, worauf du dich da beziehst, kanns du mir das noch einmal erklären?^^"
(EDIT: Und, auch wenn ich den Teil nciht ganz verstanden habe, ich habe bis jetzt immer versucht, den Erzähler nicht allwissend zu machen, sondern die Kapitelgeschehnisse immer nur aus der Sicht eines Charakteres darzustellen.)

Hm, und du hast Recht, irgendwie ist es schon unmodern, dass ich die Beweggründe bis ins Detail beschreibe. Doch ich hatte halt irgendwie immer dann im Hinterkopf, dass mir als Autor dann halt das schlampige Ausarbeiten der Charaktere vorgeworfen wird.
Aber speziell dazu würde ich gerne noch andere Meinungen hören.:)

Danke für das Feedback.

Ianus
19.11.2006, 19:55
Du kannst es auch so betrachten: Willst du den Eindruck hinterlassen, dass die Ritter (in diesem Beispiel) ein wenig schlampig ausgestattet worden sind und nicht mehr die Höhe ihrer Zeit darstellen und hat auch der König (der sie empfängt) diesen Eindruck? Wenn dem so ist, kannst du das Adjektiv lassen, aber damit weichst du vom Fantasy-Stereotyp für Ritter ab und wirst dem Leser eine Erklärung schuldig.



Tut mir Leid, es kann sein, dass ich jezz ein wenig wuschig wegen des Lerneens für die morgige Arbeit bin, aber irgendwie habe ich keine Ahnung, worauf du dich da beziehst, kanns du mir das noch einmal erklären?^^"
(EDIT: Und, auch wenn ich den Teil nciht ganz verstanden habe, ich habe bis jetzt immer versucht, den Erzähler nicht allwissend zu machen, sondern die Kapitelgeschehnisse immer nur aus der Sicht eines Charakteres darzustellen.) Ich bezog mich damit auf die Skepsis des König gegenüber seiner Elitetruppe und der Reise gegenüber generell.
Ich kann das nicht verstehen. Die politische Situation schien stabil genug und die Reise unabhängig von dieser jedes Jahr notwendig, wenn man sich nicht selbst in den Arsch ficken will. Mir scheint also, dass jeder einzelne Graf, Ritter , Bauer und Bettler ein Interesse daran hat, dass sie gelingt und mit Freude dafür sorgen würde, dass es mit Sicherheit die ereignisloseste Reise auf der ganzen Welt wird, selbst wenn rundherum der Krieg toben würde. Außerdem scheint es sich um das wichtigste Heiligtum des gesamten Königreiches zu handeln, würde da nicht so oder so die gesamte Reisezeit hindurch ein Menschenstrom ohne gleichen hinpilgern? Es ist bizarr, dass der Weg zu einem so bedeutenden Ort nicht einmal mit einem durchgehenden Knüppelpfad erschlossen worden ist.

Die einzigen, in deren Interesse das Gelingen nicht sein könnten, sind irgendwelche kleinen Raubritter, die sich durch die Festsetzung der Priester während der Reise einen politischen Vorteil erkaufen wollten.


Hm, und du hast Recht, irgendwie ist es schon unmodern, dass ich die Beweggründe bis ins Detail beschreibe. Doch ich hatte halt irgendwie immer dann im Hinterkopf, dass mir als Autor dann halt das schlampige Ausarbeiten der Charaktere vorgeworfen wird. Gut ausgearbeitete Charaktere offenbaren sich nicht in einer langen und breiten Hintergrundgeschichte, sondern im spezifischen Stil mit dem sie sich ausdrücken und geben. Lies mal "Lolita", Humbert Humberts Hintergrund ist auf die wesentlichen Details reduziert, genauso wie Lolitas. Ihre Persönlichkeit zeigt sich dann ausschließlich in der Beziehung zwischen ihnen.

Smackin' Isaiah
19.11.2006, 20:17
Hm ja, eine klapprige Rüstung ist eigentlich wirklich ein Anzeichen, dass die Rüstungen nicht mehr auf den neuesten Stand ist...

Und wegen der Sache mit Arnias Abbild...Bis auf die Tatsache das es sich viele Leute einfach nicht leisten könnten, hinterher zu pilgern... Stimmt, dass es da zumindest einen vorgegebenen Weg gibt (auch wenn das imo auch gefährlich sein könnte, das würde Orks doch auch nicht aufhalten, wäre es ein ungesicherter Weg) das ist ein dicker Logikfehler =/
Es ist sogar ein wichtiger Ort für mehr als nur ein Königreich :D
Das versuche ich irgendwie auszumerzen...

Und das stimmt, das auch durch ihr Verhalten zu anderen der Charakter bestimmt wird. Doch manche Leute würden sich auch fragen, WARUM sie das tun, was sie gerade tun. In diesem Fall meine ich nur, dass es wichtig ist, ins Detail zu gehen. Dabei werden auch gleichzeitig die Charaktereigenschaften deutlich, quasi als Nebeneffekt.
Aber im Grunde ist weniger manchmal mehr, das mag sein.

Ianus
19.11.2006, 20:30
Hm ja, eine klapprige Rüstung ist eigentlich wirklich ein Anzeichen, dass die Rüstungen nicht mehr auf den neuesten Stand ist... Dann wäre es ein Problem der Repräsentation, denn die Unterschiede im Schutzwert von alten und neueren Rüstungen war nie besonders groß. Dann wäre der Trupp einfach mit sehr altmodischen Rüstungen ausgestattet gewesen, die zwar durchaus noch genau so schützen wie ein moderneres Stück, aber eben nicht mehr besonders repräsentativ sind.

Das einzige, was passiere könnte, ist das der Orden die Rüstungen schon so lange verwenden, dass sie inzwischen dünnpoliert worden sind und fast von selbst zerbröseln. (eher unwahrscheinlich, da die Dinger am besten auf jeden Träger individuell zugeschnitten werden und jeder deswegen seine eigene machen lassen würde. Aber das hängt wiederum stark davon ab, wie die Nation und das Kriegswesen organisiert sind und welche anderen Funktionen die Ritter bei so einer Reise zu erfüllen haben.)