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M-P
16.11.2006, 12:39
Die Geschichte des Desmond Farlane, 16. Mai, 1972, Boston

Teil 1.

Warum ich mich bisher keinem Menschen anvertraute? Gute Frage, wirklich sehr gute Frage.
Aber sie müssen verstehen, ich konnte einfach nicht. Nicht nur, dass mir angesichts der wirklich furchteinflößenden Ereignisse aus Angst, auch vor meiner selbst, Niemand hätte helfen wollen, man hätte mich in erster Linie wohl auch als komplett Wahnsinnigen abstempeln müssen, hätte ich meine Geschichte weitererzählt.
Doch jetzt, wo ich mich dem Ende meiner Geschichte und dem Ende meines Lebens entgegen sehe, habe ich beschlossen alles aufzuschreiben. Sie verstehen, für die Nachwelt.
Alles begann im November des Jahres 1966 in Providence, Rhode Island.
Eines Morgens ging ich dem Anruf eines Freundes folgend durch die Stadt, um ihn zu besuchen. Sie müssen wissen, ich wohnte damals ein wenig ausserhalb von Providence auf dem Bauernhof meiner Eltern, den sie mir hinterlassen hatten. Und ich war ein Einzelgänger, ich hatte zu jener Zeit auch keinen Beruf, ich lebte relativ sorglos von dem Geld, das mir ebenfalls meine Eltern hinterlassen hatten, abgeschieden, zufrieden und allein. Es ist eben so, ich kam nicht oft raus und jedes Mal überkam mich angesichts der nackten Straßen ein unbehagliches Gefühl von Groll, Hass und Abscheu. Die fahlen Gebäude schienen sich jedes mal wie unheilvolle Türme über meinem Kopf zu erstrecken, als ob sie mich verschlucken wollten. Aber das war natürlich nur Unsinn, oder?
Wie dem auch sei, es war ein kalter Herbstag und extrem windig für die ansonsten so trübseelige Gegend, wo doch normalerweise geschützt von den Bergen keine starken Winde hingelangen können. Ich schüttelte mich angesichts der Kälte, knöpfte meinen Mantel noch einmal ordentlich zu und ging weiter meines Weges.
Als ich da so schritt, dachte ich über meinen Freund nach. Sein Name war Carter St. George und er war Künstler, Bildhauer um es genauer zu sagen, und er lebte in einem alten, verwahrlosten Familienhaus in Providence. Ebenfalls Einzelgänger.
Ich lernte ihn während meines Psychologiestudiums an der Miskatonic Universität in Arkham kennen. Wir teilten uns ein Zimmer. Er studierte ebenfalls Psychologie, später noch Kunst und Philosophie, aber das spielte für ihn erst später eine Rolle. Wir wohnten zwar zusammen, doch sahen wir uns kaum und richtig kennen gelernt habe ich ihn erst während der merkwürdigen Lesungen des Professors Wingate Peaslee, der uns immer wieder von den merkwürdigen Begebenheiten mit uralten Kreaturen, die er Jünger von Yith nannte, berichtete. Ich und die meisten anderen Studenten konnten nicht anders als den Mann als durchgedreht anzusehen. Doch St. George war da anders, mit unheimlicher Faszination hing er an Peaslees Lippen und nahm Wort für Wort in sich auf. Zuweilen traf man ihn auch in der Bibliothek, wo er in gar sonderbarer Literatur vertieft schien. Und sprach man ihn während des Studierens eines dieser Werke an oder versuchte seine Aufmerksamkeit zu erlangen, schien er einen mit furchteinflößenden, gelben Augen anzustarren und böswillig zu fauchen. Ich selbst konnte dieses Phänomen leider nie beobachten, doch berichteten mir verschiedenste Zeugen immer von der selben merkwürdigen Reaktion. Die meisten nahmen meinen Freund nicht wirklich ernst und ignorierten ihn daraufhin einfach weitestgehend, doch Einige schienen verängstigt davon zu sein, es ging sogar so weit, dass sie die Universität wechselten, nur um nicht in der Nähe von St. George zu sein. Ich konnte es damals nicht verstehen, ja, denn mit der Zeit übte St. George auf mich eine sonderbare Anziehungskraft aus. Er war gefürchtet und keiner wollte etwas mit ihm zu tun haben und doch redeten sie alle über ihn. Zu meinem Bedauern und Versagen muss ich gestehen, dass ich das in meiner Jugend, in der ich keine Anerkennung oder Berühmtheit erlangen konnte, auch wollte, auch wenn sich damals mein klarer Menschenverstand gegen den sprichwörtlichen Unsinn Professor Peaslees und den abstrakten Inhalt der Literatur, mit der sich St. George beschäftigte, sträubte. Da waren zum einen die Pnakotischen Manuskripte mit den Beschwörungen der Jünger von Yith, dann das Buch des Eibon, Von Unaussprechlichen Kulten des Friedrich Von Junzt, die Übersetzung von Gordon Walmsley der G'harne Fragmente, Das Buch Des Iod und natürlich das Necronomicon, jenes alte, von schauerlichen Geschichten und Legenden geprägte Buch mit den teils unidentifizierbaren Schriftzeichen, welches im hintersten Regal unserer Bibliothek stand. Ich las all diese Bücher, auch wenn ich sie nur schwer verstand. Ich wusste nicht, ob es an der Übersetzung gelegen hatte, doch wenn nicht, so schrieb ich den Autoren jeweils Größenwahn und blanke Angst vor unheiligen Kreaturen, die jenseits unserer Vorstellungskraft existieren, sich auf modrigen Gebeinen fortbewegen und das nahe Ende heranbringen, zu.
Aber das funktionierte nicht, wahrscheinlich weil ich nicht mit demselben glaubwürdigen Eifer, wie St. George ihn zweifellos an den Tag legte, bei der Sache war. Ich konnte einfach nicht, so sehr ich mich auch bemühte. Über mich wurde nie gesprochen und ich wurde auch nie in irgendeiner Weise gefürchtet, darum gab ich es auf und verdammte die Menschen, da sie mich nicht beachteten. Wenigstens konnte ich gewisser Weise teilhaben an St. Georges zweifelhaften Ruhm, da ich der einzige war, der ihm die Freundschaft hielt, wenn auch irgendwie zwangsweise, da wir uns ja ein Zimmer teilten.
Und mit der Zeit spielte ich auch mit dem Gedanken, die Universität zu wechseln, denn meine Leistungen sackten stetig ab und ich verfiel Zeit meines Studiums in eine tiefe Depression, da ich erkannte, dass ich nichts Besonderes war. Gleichzeitig merkte ich aber auch, dass St. George sehr wohl etwas Besonderes war, wenn auch auf eine etwas andere Art und Weise, deswegen blieb ich auch auf der Miskatonic Universität. Beinahe jede Woche kam St. George in unser Zimmer hereingeeilt, er war sowieso permanent in Eile, und hatte irgendeine Apparatur, die meistens aussah wie das Modell einer Abart eines Krans, unterm Arm und erzählte etwas von seiner Suche und dass er bald am Ziel angekommen wäre. Anfangs machte ich mir noch Sorgen, aber ich gewöhnte mich mit der Zeit daran, ein schräger Vogel als bester Freund, was soll's also, dachte ich mir.
Irgendwann war ich dann natürlich mit meinem Studium fertig, auch wenn mich die Prüfungsergebnisse mehr als enttäuschten. Von da an trennten sich unsere Wege, er studierte Kunst und Philosophie, ich dagegen lebte von da an bis zum Ende des Jahres 1966 in diesem von Gott verlassenem Bauernhof in der Nähe von Providence. In der Zeit las ich viel und ich hielt auch regen Briefverkehr mit St. George, ich hatte sowieso nicht viel zu tun, das Geld meiner Eltern bescherte mir den Umstand, dass ich nicht arbeiten hatte gehen müssen. Ausserdem war es immer wieder spannend und teilweise amüsant, wenn ich einen Zehnseitenbrief von St. George las. Er erzählte in seinen Briefen nie viel von seinem Studium, nur dass er sich für Bildhauerei interessiere. Ansonsten schrieb er nur über seine weiteren Forschungen und lies mich dennoch im Unklaren darüber, wonach er eigentlich forschte. Das war merkwürdig, zugegeben, doch ich fand mich damit ab und las mit Freuden das, was er mich wissen lassen wollte. Und allein das war eine bessere Unterhaltung als jedes Buch in meinem Besitz. Mit nervöser Spannung verfolgte ich jedes Wort, das er mir schrieb. Er hatte stetigen Verfolgungswahn und berichtete mir immer von Begegnungen von Menschen, die hinter ihm waren und ihn beobachteten. Wenn er sie traf, taten sie natürlich so, als wüssten sie von nichts. Doch er schien zu wissen, wann er belogen wurde. Und dann waren da noch Zeichnungen von Geräten, die er gerade entwickelte. Und es waren diese Zeichnungen, welche mir Angst machten. Es waren merkwürdige Geräte mit menschlichen Organen versehene Metallkästen, die mit unheiligen Symbolen versehen worden waren und durch deren angeschlossene Schläuche menschliches Blut floss. Ich hielt das natürlich nur für bloße Skizzen und Ideen, aus denen er moderne Bilder machen wollte oder so etwas in der Art. Doch er schrieb mir, dass sie funktionierten, wobei mir der eigentliche Verwendungszweck eben jener Gerätschaften aus dem Kontext der Briefe heraus verwehrt bleib.
Doch ich ignorierte die Bedrohung, die jetzt wahrlich von ihm auszugingen schien. Ich las weiterhin seine Briefe, die immer merkwürdiger und verruchter und, ja, böser wurden. Ich schrieb ihm auch weiterhin, er beendete sein Kunststudium, brach sein Philosophiestudium ab und zog letztendlich als freier Künstler nach Providence, wo er sich ein heruntergekommenes Haus kaufte und dort einzog. Ich hielt weiterhin den Briefkontakt mit ihm, das Telefon benutzten wir nie, da St. George befürchtete, dass Jemand anderes auf eine unbemerkte Art und Weise mithören könnte. Doch dann kam sein mysteriöser Anruf im November 1966 und er bat mich zu sich in sein Haus, er müsse mir etwas wirklich Besonderes zeigen.
Also machte ich mich auf den Weg, doch ich hatte zu meinem Eingeständnis eine Erinnerung von Donner und Chaos und Zerstörung im Gedächtnis, als ich vor seinem Anwesen stand und das schwere Gartentor laut ächtzte, als ich es öffnete.

toho
16.11.2006, 15:10
ja, cool. spannend, lässt hoffen, das du weiterschreibst. ein paar stellen waren mir zu knapp, ein paarmal schreibst du "romanartig", dann wieder rast du durch die wirklich interessanten sachen hindurch, die du locker weiter ausbauen könntest.


Und dann waren da noch Zeichnungen von Geräten, die er gerade entwickelte. Und es waren diese Zeichnungen, welche mir Angst machten. Es waren merkwürdige Geräte mit menschlichen Organen versehene Metallkästen, die mit unheiligen Symbolen versehen worden waren und durch deren angeschlossene Schläuche menschliches Blut floss. Ich hielt das natürlich nur für bloße Skizzen und Ideen, aus denen er moderne Bilder machen wollte oder so etwas in der Art. Doch er schrieb mir, dass sie funktionierten, wobei mir der eigentliche Verwendungszweck eben jener Gerätschaften aus dem Kontext der Briefe heraus verwehrt bleib.
das ist irgendwie so...reine informationsübermittlung. da könntest du viel mehr rausholen.

aber egal. is ja eh deins.

Liferipper
17.11.2006, 10:09
aber egal. is ja eh deins.

Naja... ob Lovecraft diese Meinung wohl teilen würde...? ;)
(Nein, ich will damit nicht andeuten, dass die Geschichte geklaut ist, sondern dass der Stil dem von Lovecraft nachempfunden (so ganz stimmts dann doch nicht) ist.)

M-P
17.11.2006, 10:13
achja, die geschichte ist viel cooler, wenn man schatten aus der zeit, flüsterer im dunkeln und ruf des cthulhu gelesen hat. 8)


(Nein, ich will damit nicht andeuten, dass die Geschichte geklaut ist, sondern dass der Stil dem von Lovecraft nachempfunden (so ganz stimmts dann doch nicht) ist.)

das ist absicht, das schreibt sich erstens wie von selbst (easy beasy) und zweitens machts voll spaß so zu schreiben. :D

kate@net
17.11.2006, 10:47
achja, die geschichte ist viel cooler, wenn man schatten aus der zeit, flüsterer im dunkeln und ruf des cthulhu gelesen hat.
Stimmt... ich werd's auf jeden Fall weiter lesen. Gefällt mir sehr gut.
Kritikwürdiges ist mir jetzt aber nichts aufgefallen...

NeoInferno
21.11.2006, 13:25
Super passender und flüssiger Schreibstil. Nur die Story des ersten Teils finde ich irgendwie lame. Ist klar, dass längere Texte eine Einführung in Figuren und so brauchen, aber die hättest du wirklich etwas spannender gestalten können.
Ich kann mir aber vorstellen, dass die Geschichte, wenn sie denn erstmal in Fahrt kommt, noch gut wird.

Lonegunman81
30.11.2006, 02:59
achja, die geschichte ist viel cooler, wenn man schatten aus der zeit, flüsterer im dunkeln und ruf des cthulhu gelesen hat. 8)



das ist absicht, das schreibt sich erstens wie von selbst (easy beasy) und zweitens machts voll spaß so zu schreiben. :D


Hast du nicht mal gesagt es sei voll uncool sich von anderen Dingen inspirieren zu lassen und Stile ins eigene Schreiben einzubauen? :p
Naja, etwas Mecker muss da schon sein! ^^

Ansonsten gefällts mir und ist endlich mal was anderes von dir, mach weiter, will mehr davon lesen! :D

M-P
30.11.2006, 11:30
Hast du nicht mal gesagt es sei voll uncool sich von anderen Dingen inspirieren zu lassen und Stile ins eigene Schreiben einzubauen? :p
Naja, etwas Mecker muss da schon sein! ^^

das hier ist ja aber auch ein tribut an lovecraft. es ist ja nicht so, dass ich eine geschichte geklaut habe - oder gewisse elemente aus irgendwelchen geschichten - und eine geschichte aus fremdfragmenten zusammengeklebt habe.


Ansonsten gefällts mir und ist endlich mal was anderes von dir, mach weiter, will mehr davon lesen! :D

im moment fehlt mir zeit und bock überhaupt was zu schreiben, aber mal gucken, wochenende oder so.