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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der verflixte Tag



jensma
06.10.2006, 10:22
So. Hab' schon lange nichts mehr produziert.

edit: Leider ist die Textformatierung nicht so schick wie sie ursprünglich war. :(



Der verflixte Tag

„Es ist toll. Eigentlich schon wunderbar“, dachte Hauke laut und sprach mit dem leeren Raum um sich. Die Bilder und Regale des Vormieters zeichneten sich kontrastreich hell zur vergilbt gelben Wand ab. Er wusste, dass endlich die ewigen Repressalien seines cholerischen Vaters ein Ende hatten. Schließlich war er jetzt von zuhause ausgezogen.

Die Wohnung hatte zur Nordseite eine breite Fensterfront, die ein idyllisches Landbild zeichnete. Ansonsten war die Wohnung gut in Schuss, Küchenzeile und Waschmaschine waren vorhanden, seine Wäsche könnte er auf dem Balkon trocknen. Optimal.

Wie er nun da saß, auf dem obligatorischen ersten Koffer mit dem Nötigsten und schon in hundert Fantasien seines neuen Top-Lebens schwelgte, hupte der Möbelwagen vor dem dreistöckigen Gebäude schon ein Konzert. Er träumte von einer Einweihungsparty, von seinem ruhigen Leben hier und vielleicht von einem Haustier. Gedanklich konnte er das Tier noch nicht recht fixieren, deshalb beließ er es bei einem Hybriden aus Vogel, Hund und Katze.

Das aggressive Hämmern an der Tür riss ihn aus der Tarumzukunft in die Gegenwart zurück. Der gute Möbelmann mit Armen wie Beinen trug einen gusseisernen Beistelltisch bei sich und stürmte beim Öffnen der Tür keuchend in den Raum. Hauke entschloss sich der Hilfe und trug mit Ernst – so hiess der Möbelmann nach verspäteter Begrüßung, - die restlichen Möbel hinein. Als alles verstaut war, gab es ein knappes „Tschüss“, ein verkrüppeltes „Danke“ und ein gezwungenes „Rechnung wird bezahlt“. Hauke verabschiedete vor der Tür vielmehr den Möbelwagen als den erschöpften Ernst darin. Der Neuankömmling hetzte schnell zurück in seine Traumfabrik, rauf in den dritten Stock.

Auf den Weg nach oben, genauer gesagt im zweiten Stock, dritte Wohnung, dort an der Tür direkt eine Elle über der Klinke, klebt ein grob mit Klebefilm befestigtes und auffälliges Schild. Hauke gab es einen Moment der Aufmerksamkeit und prägte sich „Bin im Urlaub. Falls das Schwein wieder Ärger macht, lauf weg!“ ein. Hauke, Anfang Zwanzig, rechnete beim Weitergehen mit Ehekrach. Als er dann grinsend in seine Wohnung trat, durchflutete ihn wieder ein Schwall guter Gedanken, die aber jäh, er hatte nicht mal seinen Lieblingssessel erreicht, durch ein leises Pfeifen gebrochen wurden.

„Oh Gott, schon am ersten Tag!“, rief Hauke der Küchenzeile zu. Die pfiff aber gar nicht. Und auch keine der Leitungen, die die Küchenzeile so brauchte. Wissend, das Problem ausgemacht zu haben, rief er der Heizung, dem Klo, seiner Waschmaschine und dann jedem anderem Rohr, jeder Leitung und Schacht zu. Erfolglos. Hauke begann, unzufrieden die Möbel zu rücken.

Als er nach gut zwei Stunden alles an seinen angeträumten Platz sah, hatte er das Pfeifen schon überhört. Er entschloss sich, sein Bett nach Schlaf zu bitten und den ersten Tag in seiner neuen Wohnung abzuschließen. So schlüpfte er in einen karminroten Schlafanzug und wühlte schon seine Bettdecke hervor, als das Pfeifen wieder in seinen Kopf drang. Es konnte ihn nur wenige Minuten vom Schlafen abhalten, weil er für sich beschloss, dem Problem morgen auf den Grund zu gehen.

Zum morgen kam er zunächst gar nicht. Er musste noch eine Hürde nehmen. Vier Uhr, er wurde vom durchgängigen, jetzt schon viel lauteren Pfeifen wach. Irgendwoher holte er ein paar Schaumstoffkügelchen, die er zum Verpacken seiner liebsten Sachen gebraucht hatte und stopfte sie sich in die Ohren.

Am nächsten morgen war es soweit. Jetzt überlag der Wunsch, das Pfeifen zu finden, jedem anderen Vorhaben. Beim morgendlichen Aufstemmen musste er feststellen, dass das Pfeifen sogar mit Schaumstoffkügelchen in den Ohren so laut war wie nie. Er trudelte karminrot in die Küche, schlang ein unbeschmiertes Brot runter, genoss für nicht einmal drei Sekunden die idyllische Aussicht. Unter dem Pfeifen nämlich wurde sein Traum zum Albtraum, die schöne Aussicht zur grässlichen Müllkippenlandschaft und überhaupt kam ihn die Wohnung unter diesen Umständen wie eine billige Absteige vor.

Er erspähte vom Frühstückstisch aus seine Klamotten, die er noch am Abend zuvor korrekt zusammengelegt hatte. Das Anziehen sollte heute seine Belohnung werden, wenn er das Pfeifen besiegen konnte. Dann ging er los. Er horchte an der Wand, am Fußboden, klopfte hier, stampfte dort. Das Pfeifen kam nirgendwo aus seiner Wohnung. Das war sich jetzt sicher.

Also musste er raus, auf den Treppengang erstmal. Als er die Tür seiner Wohnung aufschloss, die Klinke drückte und die Tür zu sich her zog, klatschte ihm das Pfeifen wie eine Tigerpranke durchs Gesicht. Das Pfeifen wurde schmerzhaft. Dieser Augenblick war es auch, indem er dachte, das Haus zu verlassen. Aber er dachte nicht an Flucht. Er konnte seine Wohnung doch nicht liegen lassen. Seine Zukunft. Seine Flucht von zuhause. Deswegen packte er es an. Er konnte das Pfeifen finden. Er presste seine Hände an die Ohren und ging dem Pfeifen treppenabwärts nach.

Im zweiten Stock schien die Quelle zu liegen. Er presste sein verstopftes rechtes Ohr samt vorgehaltener Hand an die Wohnungstür drei und sah dabei das Schild von gestern wieder: „Bin im Urlaub. Falls das Schwein wieder Ärger macht, lauf weg!“. Das würde seine Flucht unterstützen. Aber Hauke stand jetzt auf eigenen Beinen, er macht jetzt Entscheidungen.

Er drückt die Klinke der Wohnung bis ganz nach unten. Der Bolzen vom Schloss schiebt sich zum linken Anschlag; die Tür ist nicht abgeschlossen. Mit seiner rechten Körperhälfte presst er die Tür nach innen. Das Pfeifen war hier so laut, dass es ihm im Moment des Öffnens die Luft aus der Lunge drückte und im das Trommelfell platzte. Das Blut rann ihm durch die Finger und sein Körper stand geduckt dar. Atmen konnte er noch. Zwar nur flach, aber es ging.
Er ging geduckt wie ein Höhlenforscher durch die nicht möblierte Wohnung. Das Licht drängte sich durch dicke Fenster und leuchtete den Weg. Kopfschmerzen. So tastete er die vier Räume der Wohnung ab und blieb vor einer verstärkten Tür hängen. Mittlerweile hielt er sich auch nicht mehr die Hände an den Kopf, sondern lies sie locker neben sich herschleifen. Schließlich hatte sein Gehör schon längst die Flucht eingeschlagen.

Jetzt war es soweit, das Pfeifen wollte hinter der Tür gefunden werden. Mit einem Grinsen im Gesicht drückte er die Klinke herunter. Beim Klicken des Schlosses sah er sich tausend Stunden in seiner Wohnung. Es war schön. Wunderschön.

Die Tür sprang mit einer Wucht auf, dass es ihn mit einem Dreh umwarf. Er lag noch wenige Sekunden auf den Bauch mit Blick in den Raum hinter der Tür. In den letzten Sekunden seines Lebens musste er mit vibrierenden Gehirn in die Augen eines sauberen, rosafarbenen Schweins blicken, dessen Maul spitz geformt das tödliche Pfeifen produzierte.

Zwar wollte er sich noch „Ich glaube mein Schwein pfeift!“ denken, starb aber lieber im Wissen, die Quelle zu seinem Unglück gefunden zu haben.

NeoInferno
06.10.2006, 14:19
Hi,

also ehrlich gesagt habe ich selten so eine doofe Plotline gelesen. Zu 80% wird der Einzug und die Wohnung des Prots beschrieben, was an sich nicht weiter schlimm wäre, wenn sie in ihrem Detail noch wichtig für die Story gewesen wäre - war sie aber nicht, was den ganzen ersten Teil irgendwie langweilig und überflüssig macht.
Die restlichen 20% sucht er das Pfeifen. Das Ende ist zwar überraschend, aber nicht "Wow, das hätte ich nicht gedacht, was für ein Twist"-überraschend, sondern eher "Ist das doof"-überraschend.

Dein Schreibstil wirkt locker, routiniert und erfahren. Er zeigt, dass du damit eine wirklich tolle Geschichte fabrizieren könntest. Aber diese hier ist das noch nicht.

Warte auf mehr von Dir,
Neo

La Cipolla
09.10.2006, 15:30
Lol? :rolleyes:
Also rein faktisch wirklich Stuss, aber ich finds trotzdem toll. :D


Gedanklich konnte er das Tier noch nicht recht fixieren, deshalb beließ er es bei einem Hybriden aus Vogel, Hund und Katze.
:p

karminrot
Entweder erklärst du mir noch, was karmin ist, oder du meinst Kamin oder Karmesin. @_@
EDIT: kk Geb mich geschlagen. ._.'' Finde karmesinrot trotzdem besser. xD

der Tarumzukunft in die
Traumzukunft

Sonst für eine Geschichte dieses Inhalts ein wenig zu lang, würd ich meinen. Das Suchen nach dem Pfeifen könnte man ein Bisschen abkürzen, in den Teil davor vll noch ein wenig unterschwelliger Humor mehr.
Aber passt scho. ^^''

Sir Wolfsword
10.10.2006, 12:24
Irgendwie eine echt sinnlose Geschichte! Mit 20 zieht er in seine Traumwohnung und durch irgendso ein übermächtiges Rosarotes Schweinchen stirbt er oder?:rolleyes: Na ja, gefällt mir irgendwie trotzdem, jedenfalls bis zu der Stelle als plötzlich das schweinchen vor ihm ist!

Cyberwoolf
10.10.2006, 16:13
Karmin ist ein organischer roter Farbstoff. Es handelt sich um Kalzium- und Aluminiumsalze der Karminsäure. Der Begriff wird von dem Arabisch-Persischen Wort kermes für Scharlachbeere abgeleitet. Daher stammt auch der Begriff „Scharlachrot“. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Karmoisin, Karmesin, Cochenille

Blub.

jensma
12.10.2006, 21:14
Danke für die Antworten :)

Mh, ja. Karmin. Ist halt ne Farbe. So ein schickes Rot.

WIEOS KENNT IHR DA SNIHCT WAS ITS MIT EUCH LOS LOL WORTSCHATZ