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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geschrei (von M-p, 2006)



M-P
28.09.2006, 21:02
(von der und für die aussterbenden jugg-niks. bleibt immer schön jugg.)

Die halbe Flasche Wasser stand neben mir und ich spürte das vertrauenvolle Gefühl der Fülle, die mich umgab. Ich hatte viel zu viele von diesen Keksen gegessen und viel zu viel Magie gesehen. Deshalb fing ich an zu rauchen. Zuerst am Tag, dann in der Nacht. Als ich dann auch noch dazwischen rauchte, wusste ich, es war richtig. Mir ging es gut und ich war weit davon entfernt, mich irgendwie ungut zu fühlen. Der Riff fing an meinen Fingerspitzen an und durchfuhr meine Bahnen um direkt an meinem Herz anzuschlagen. Ich glaube, das nennt man Beat. Ja? Schätze ich jedenfalls.
Ich sah mich weiterhin um und da fiel mir die halbe Packung Zigaretten ein. Sie rochen nach Leben. Sie rochen nach Wunsch und Erfüllung. Die Fülle in mir sollte also nochmal gefüllt werden, zum Überkochen sozusagen. Das ist gut. Das kann nicht schlecht sein.
Jetzt ist jetzt.
Ich schalte also das Radio an und lasse mich überfluten von anstürmlichen Informationen, gesprochen von bösen, negativen Sounds, die mich irgendwie annerven. Aber das ist nicht schlimm. Die Stimme sagt irgendwas an, was ich bereits vergessen habe und schon setzt der richtige Riff ein, unterlegt von einem - sagen wir - von einem Beat.
Sie kommen also zu mir und sagen yeah. Yeah zum Leben. Yeah zum Konsum. Yeah dazu, verrückt danach zu sein, zu genießen, den ganzen Tag, wisst ihr? Einfach nur alles auskosten und zu wissen, dass es so wie Jetzt nie wieder wird.
Jetzt ist später.
Es war also vorbei und die Stimme sprach wieder. Laut und doch gedämpft, so dass ich mehr ein Rauschen wahrnahm in meinem Rausch der Sinne.
Ich schaltete also um, da ich es nicht mehr aushalten konnte und plötzlich schreit mir John Lennon ins Gesicht. Er schreit wie am Spieß. Er schreit, als würde er sterben. Er schreit, als würde er leben. Denn er lebt. Jedenfalls damals, als der Song gemacht wurde. Er schreit einen Text, geschrieben von der Seele in Person. Ihm ist alles egal, er schreit einfach nur, weil er muss und nicht anders kann. Er brüllt und animiert uns, die wir ihm zuhören, weil wir müssen, weil wir nicht anders können, er animiert uns, mitzumachen. Einfach zu schreien und alles zu vergessen, der Schrei erlöst uns. Nicht etwa weil er böswillige Naturalien aus uns herauspresst, sondern weil die Anstrengung des Schreiens uns verinnerlichen lässt, dass wir leben. Dass wir einfach nur da sind. Und nichts dagegen machen können. Aber warum auch was dagegen machen?
Das würde es nicht bringen.
Danach wird es noch wesentlich härter und schneller. Fogerty von den Creedence tut was er immer tut. Mundharmonika und unsterblicher Groove streben genau in meine Hirnzellen und ich verziehe das Gesicht. Nicht unangenehm. Keineswegs. Es fühlt sich gut an, besser als alles andere. Damm Damm - Wir gehen auf dem Kamm der Sonne westwärts, um ein Stück des Himmels abgreifen zu können. Das alte Lied. Immernoch so wahr. Alles was wir tun, ist wahr. Alles was wir tun, ist richtig. Und wir können und wollen nichts dagegen tun. Denn es ist richtig. Der naturgewordene Beat haut mich von den Socken. Von den Socken.
Darauf hätte ich Lust. Aber gewaltig.
Vorhin war ich draussen, ein Glück haben mich die Bullen nicht gesehen.
Jetzt ist jetzt und damals war jetzt im Sinne von damals. Genialer Beat, nicht wahr?
Die Bullen würden das anders sehen, aber ich nicht. Ich werde weiterhin die Konfrontation mit den Bullen meiden. Das wäre so - ihr wisst schon - fozzy.

NeoInferno
29.09.2006, 13:11
Wow richtig gut, hat mich überrascht ;)

Stilistisch schaffst du es, obwohl du recht triviale Satzkonstruktionen und Formulierungen verwendest, eine wunderbare, chillige Atmosphäre aufzubauen. Nur mit den Wiederholungen solltest du etwas sparen, kann irgendwann nach hinten losgehen, sie andauernd zu verwenden.

Das alles liest sich fast wie ein Abspann aus irgendeinem Drug-Movie irgendwo zwischen Spun und Requiem For A Dream, sowas in der Art.

Leider verstehe ich nicht unbedingt alles, aber bei solchen Geschichten ist das eh nicht verwunderlich. Auf jeden Fall mindert es nicht meinen Gesamteindruck. Kriegst nen Keks.

Hänsel
30.09.2006, 13:49
naja,nicht umwerfend... wie Neo schon gesagt hat: das typische Drogending und du bist dir nicht einmal zu schade dieses "yeah zu irgendwas" von Trainspotting zu klauen, oder soll das gar gewollt sein?eine Anspielung?

M-P
30.09.2006, 13:59
von trainspotting kenn ich nur einen trailer. war mir zu dämlich, viel zu kopiert von gridlock'd.

und alles aus diesem text stammt hundertpro von mir. ohne irgendwelche feigen anspielungen auf irgendwas.