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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der erhobene Zeigefinger



Batista
12.09.2006, 18:49
Was haltet ihr vom erhobenen Zeigefinger? Besserwisserische Moralisierung ist meiner Meinung nach ein durchaus präsentes Problem in den Geschichten der Szenespiele (selbst wenn dem nicht so ist will ich das Thema durchgekaut sehen >:(). Intros erzählen nicht selten vom Wahnsinn des Krieges, rechtes Gedankengut wird attackiert kritische Aspekte der Gesellschaft angesprochen (in welcher Qualität das geschieht ist natürlich wieder eine ganz andere Frage). Eigentlich keine schlechte Sache, nur ist die Holzhammermethode eben hanebüchen und irgendwie vergeht mir schon direkt die Lust einer Handlung weiter zu folgen wenn die Botschaften überdeutlich an die Decke gepinselt werden. Sache der Ausführung oder des Plot Designs (Frage die sich mir an dieser Stelle auch wirklich...stellt und es zu beantworten gilt)? Für mich jedenfalls ein entscheidender Faktor für die Qualität.
Weitere Frage also, wie sehr würde euch der Punkt in einem Spiel stören falls dem überhaupt so ist?

Ringlord
12.09.2006, 18:52
Solange der erhobene Zeigefinger mir nicht förmlich in der Nase bohrt, ist es okay :D

Ich freue mich immer wieder, wenn gesellschaftskritische Themen angesprochen werden, nur sollten diese dann nicht ganz so offensichtlich eingebaut werden, sonst vergeht auch mir der Spaß am Spiel :/

UhuSchuhu
12.09.2006, 18:54
Öh. Solange es die Story nicht komplett vernichtet (Charackter erzählt, wie scheiße Krieg ist, zieht dann aber selber fröhlich singend mit den Truppen mit) geht mir das ziemlich weit am Hintern vorbei.

DerDicke
12.09.2006, 19:03
Die Freiheit des einzelnen geht bis an dieFreiheit des anderen.

BDraw
12.09.2006, 19:08
Ich denke das ist ein Balanceakt.
Wie Uhu schon gesagt hat:
Es macht wenig Sinn, wenn man den Char sagen lässt "wie könnt ihr nur töten?" und während er das selbsterlegte Kaninchen gerade futtert. oO

Im Allgemeinen finde ich das Thema im Bezug auf Krieg und Hilfsbereitschaft arg durchgekaut. Und WENN das schon so ist, dann sollte man auch mal im Spiel drauf hinweisen (Uhus Beispiel) dass der Held je nach Blickwinkel keinen Deut besser ist. Sowas kommt leider viel zu selten vor.

Auch schade finde ich, dass immer eben Frieden -> Hilfsbereitschaft und Kampf da die Hautrolle spielen, auch Rassismus mittlerweile (zufälligerweise erwischts da immer den Helden...).
Was ich noch nicht bislang gesehen habe ist beispielsweise ein Held der einfach von den "Medien" (damals gabs eben dann den allwöchentlichen Stammtisch *g*) fertig gemacht wird. Gerade was da losgehen kann ist nicht zu unterschätzen, auch wenn es meistens keineMedien in dem Sinne in RPGs gibt, aber wie schon gesagt: In nem kleinen Dorf Gerüchte zu streuen ist nicht sehr schwer...

Ich habe also wie ihr gemerkt haben dürftet ne zweigespaltene Meinung. ^^°
Solange es gut eingebaut ist finde ich es ne schöne Sache, die das ganze wesentlich anheizen kann, evtl. sogar starke Bewegründe hervorrufen kann.
Sowas habe ich auch bei einem Helden in meinem Projekt vor einzubauen - mehrere Völker (<- Rassismus, dessen Hintergründe man später erfährt) mit u.a. ner Hauptcharakterin die eh schon durch ihre Herkunft gebrandmarkt ist und dann noch von ihrem eigenen Volk verstoßen wird weil sie lesbisch ist.

Von daher... <___<"

Aldinsys
12.09.2006, 19:15
Ich mag es ,wenn mir ganz subtil ein moralischer Aspekt untergejubelt wird.
Man nehme sich als Vorbild die alten Fabeln. Jeder hat als Kind sicher die eine oder andere gehört. Man ist am Ende immer klüger und versteht den Sinn zwischen dem Handeln der Protagonisten.
Mann soll nicht übers gesamte Spiel mit einem Streifzug eine Moralvorstellung prädigen,sondern am Ende des Spiels soll der Spieler selbst auf die Idee kommen,darüber nachzudenken.

Kelven
12.09.2006, 19:41
Jeder baut - bewußt oder unbewußt - seine eigenen Moralvorstellungen in die Spiele ein, denke ich. Deswegen sehe ich da auch nichts schlimmes dran, solange es nicht zu sehr in Richtung belehren geht. MMn ist das meistens nur dann der Fall, wenn die Fourth Wall (http://en.wikipedia.org/wiki/Fourth_Wall) durchbrochen wird; also der Spieler direkt angesprochen wird. Es gibt jedenfalls ein Haufen Spiele (und auch andere Medien) in denen moralische Werte sehr gut rübergebracht werden, wie z.B. in Arc:Twilight of the Spirits. Bei Makerspielen kommt so was aber eigentlich eher selten vor; zumindest nicht so, dass es auffällt.

Kazama
12.09.2006, 22:04
Die Freiheit des einzelnen geht bis an dieFreiheit des anderen.

voll und ganz dito

netwarrior
12.09.2006, 22:23
Moral, davon hat jede Kultur eine andere Vorstellung, darum kann es nMn soetwas wie eine übergeordnete Moral nicht geben.
Moralvorstellung, wie Mord, Diebstahl, Krieg etc. wird in jeder zilivisierten Gesellschaft als falsch empfunden, und ein gutes Spiel schafft es vielleicht eher den Spieler zum nachgrübeln zu bringen als ihn moralische Werte beizubringen.
Außerdem, wer will schon ein Spiel spielen um sich belehren zu lassen, letztenendes geht es beim RPG's um Story und Spass.

Es gibt schon genügend Literatur und Filmmaterial, die sich mit solchen Themen befassen.

MfG
Captain Ash

K.L.R.G.
13.09.2006, 03:56
@netwarrior:
Das gabs aber schon in anderen Threads von wegen Spiele die einen mal zum nachhaltigen Denken anregen sollten ...
Und du sagst ja selbst in nem RPG gehts umd Story und Spaß ... Zur STory zähl ich aber zu das sie mir was gibt, eben was interessantes. Entweder nen spannenden Verlauf mit vielen Wendungen wo ich beim 3. Spielen immer noch hier und da rumknobel was es mit einigen Sachen auf sich hat .... oder aber eben ne Aussage, die mich längere Zeit grübeln lässt ...

Und nur weil sich halt schon Bücher und Filme mit sowas beschäftigt haben sollte das nicht abschrecken! ZUmindest meine GEneration liest eh kaum Bücher, und zum BEreich Fernsehn, Film etc. schweige ich mal .... (MTV und Co. eben ...) ...
Also grad wenn man ne Message hat kann man die durchaus via SPiel rüber bringen, soferns gut gemacht ist und nich die SToryline in den Dreck zieht ...

Daen vom Clan
13.09.2006, 08:53
Ich denke das sich jeder Geschichtenerzähler entscheiden muss, ob er ein Märchen und eine Fabel erzählen will, oder aber eine "Geschichte wie das Leben sie schrieb".

Märchen wollen und sollen unterweisen und haben stets die vielzitierte "Moral von der Geschicht' ", wohingegen klassische Erzählungen sich Mühe geben zwar Partei zu ergreifen, jedoch nicht notwendigerweise die Helden in das beste Licht zu rücken.

Als Konsument einer Geschichte will ich in erster Linie unterhalten werden und dazu gehören meiner Meinung nach glaubwürdige Charaktere und in deren Universum nachvollziehbare Handlunden.
Eine übergeordnete Instanz die mich nur moralisch unterweisen soll kann ich in einer ernsten Geschichte nicht gebrauchen, weil eine gute Geschichte auf beiden Seiten Licht und Schatten kennt, d.h. auch die Helden haben ihre schwachen Momente und fragwürdigen Aktionen und deren Verurteilung ist Jedem selbst überlassen und sollte nicht als verurteilenswert vorgegeben werden.

Liferipper
13.09.2006, 08:57
ZUmindest meine GEneration liest eh kaum Bücher,

Die ideale Gelegenheit, um in einem RPG mal den Zeigefinger zu erheben:

Charakter 1: "Wie killt man das Viech nochmal."
Charakter 2: "Steht das nicht in der Legende?"
Charakter 1: "Doch, aber ich kann doch nicht lesen!"
Charakter 2: "Ähm... ich auch nicht..."
Alle: "MMMMMMMAAAAAAAAMMMMMMMIIIIIIIII!!!" *wegrenn*

Dennis
13.09.2006, 09:34
Sehr interessantes Thema.

Eine gewisse Moral ist mir wichtig, sofern sie nicht zu parteiisch oder zu wichtiggenommen wird, also versucht zu vermitteln, dass man selbst als Einzelperson einer solchen Moral folgen sollte.
Wenn moralische Ansätze gezeigt werden muss ja ein Charakter von einem Problem betroffen sein und da gerade in Fantasyspielen die Charaktere nur selten Identifikation mit vielen Menschen zulassen kann das dadurch schonmal nicht klappen.
Gerade in meinem neuen Spiel will ist mir die Moral wichtig. Sie kommt aber nur in Entscheidungen der Charaktere zum tragen und will nicht, dass der Spieler sie als Richtlinie akzeptiert. Denn ob eine Entscheidung moralisch korrekt ist hängt von Personen und Umständen ab. Und sobald sich darin etwas ändert, ist eine erlernte Richtlinie unbrauchbar.

Doch wie sagte Theologe Hans Küng doch so schön? "Ich vertrete eine Moral des halb-erigierten Zeigefingers." :)

K.L.R.G.
13.09.2006, 12:35
Die ideale Gelegenheit, um in einem RPG mal den Zeigefinger zu erheben:

Charakter 1: "Wie killt man das Viech nochmal."
Charakter 2: "Steht das nicht in der Legende?"
Charakter 1: "Doch, aber ich kann doch nicht lesen!"
Charakter 2: "Ähm... ich auch nicht..."
Alle: "MMMMMMMAAAAAAAAMMMMMMMIIIIIIIII!!!" *wegrenn*


:hehe:

Bauzi
16.09.2006, 11:01
Was haltet ihr vom erhobenen Zeigefinger? Besserwisserische Moralisierung ist meiner Meinung nach ein durchaus präsentes Problem in den Geschichten der Szenespiele (selbst wenn dem nicht so ist will ich das Thema durchgekaut sehen >:(). Intros erzählen nicht selten vom Wahnsinn des Krieges, rechtes Gedankengut wird attackiert kritische Aspekte der Gesellschaft angesprochen (in welcher Qualität das geschieht ist natürlich wieder eine ganz andere Frage). Eigentlich keine schlechte Sache, nur ist die Holzhammermethode eben hanebüchen und irgendwie vergeht mir schon direkt die Lust einer Handlung weiter zu folgen wenn die Botschaften überdeutlich an die Decke gepinselt werden. Sache der Ausführung oder des Plot Designs (Frage die sich mir an dieser Stelle auch wirklich...stellt und es zu beantworten gilt)? Für mich jedenfalls ein entscheidender Faktor für die Qualität.
Weitere Frage also, wie sehr würde euch der Punkt in einem Spiel stören falls dem überhaupt so ist?

Nur her zu mir mit dem Finger!
Meiner Meinung nach gehört er einfach dazu. Ja aber natürlich darf man das ganze nicht zu offensichtlich machen.

Held: Du bist böse!
Oberschurke: Ach nein wirklich...

Man muss da schon immer die versteckte Methode nehmen... Beispiele fallen mir dazu nicht ein.
Muss mal mein Projekt durchgehen ob ich vlt ein gutes erschauliches Beispiel finde, weil es voller Gesellschaftskritik ist...

NIEMAlS sollte man festlegen: "Das ist A er ist böse weil er das und das gemacht hat. Und das da drüben ist B er ist gut, weil er ihn aufhalten und gegebenfalls töten will..."

Spongie *W*
16.09.2006, 11:52
Ganz klar, ein RPG sollte keine Kirchenpredigt sein, wo wir belehrt werden, wie lieb und artig wir sein sollen und so weiter - Aber sicher, Moralvorstellungen des Erfinders des Spiels werden auf jeden Fall vermittelt und das stört mich gar nicht. Hauptsache, man diktiert mir nicht die Reden eines Moralpredigers, denn ich spiele ein RPG nicht, um mir den erhobenen Zeigefinger ins Gesicht rammen zu lassen.

Corti
16.09.2006, 19:50
Kann man nicht aus den Handlungen selbst die Moral ableiten?